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4 . N EL \ B
In}
Feld-Inftruktion
für die
Yufanferie, Wavallerie und Friillerie.
—
Mit Ss Plänen,
D° MAX MENGEN
Zweite Auflage.
— — nn
Dlmäg.
In Eommillion bei Johann Neugebauer, Buchhändler.
1847.
UA
6 Ted
‚AS
1847
Una Eur ® Du }
d. wir . 444 -
‘
Buhdruderei von Alois Skarnigl in Olmüs.
Cestlo2 r-f2i
PWorerinnerung.
— Hr
Das ver Feld⸗Inſtruktion beigegebene Vorwort
weilet auf die Nothwendigkeit einer Lehre hin, welche das
Zrefflichfte und Zmedmäßigfte aus den über ben Felddienſt
vorhandenen Schriften zu umfaffen, und dadurch einem
längft gefühlten Bedürfniſſe abzuhelfen geeignet wäre,
Diefer flüchtig hier angedeutete Berweggrund bes hohen
Verfaſſers war die Quelle dieſes vorliegenden Werkes,
indem eine in das Fleinfte Detail dringende, gründliche
Belehrung alles deſſen erfcheint, was mit Berüdfichtigung
des Zerraind auf alle im Kriege vorfommenden Fälle, als:
Marſchordnung im Felde, Lagerung, Stellungen, Angriffe
und DBertheidigung ꝛc. ꝛc. Bezug hat.
Dem vorgedachten Zwecke entjprechend, erſcheint bei
ben einzelnen Abtheilungen dieſes Unterrichtes jeder Gegen»
ftand derfelben volftändig erſchöpft; wodurch zwar in ber
ganzen Ausdehnung des Werfed mehrere Wiederholungen
Statt finden, allein der viel bedeurendere Uibelſtand vermier
den wird, daß ein Offizier, welcher nur über einen Gegen»
ftand augenblidliche Belehrung wünfcht, gemöthigt ift, felbe
aus verfciedenen Abtheilungen mühfam zufammen zu fuchen,
während er fie ftet3 an demfelben Orte vereint findet.
‚Als großes Hilfämittel zur fchnelleren Faſſung der
für Offiziere und Unteroffiziere in den verfchietenen Abthei⸗
lungen dieſer Feld⸗Inſtruktion vorfommenden Tetaild wird
IV
die plaftifche Darftellung irgend eined Zerraintheiled (aus
Thon, Sand oder anderem Materiale) vorzüglid anem-
pfohlen, um mittelft dieſes leßteren und angemefjener
Zruppenzeihen (3. B. hölzerne Nechtede für größere
Truppenkörper und Piquirnadel für einzelne Poften und
Zirailleurd) die aufgeftellten Regeln und Erklärungen durch
ein verjüngtes Bild auch praktiſch nachzumwelfen, und fo
die richtige Auffaffung aller Details möglichft zu erleichtern.
Ferner kann dieſer fo wichtigen Belehrung mittelft
Verſinnlichung der Regeln in Beifpielen eine noch größere
Ausdehnung dadurch gegeben werden, wenn ber Offizier
am Schluße jeder Abtheilung diefed Werles die geeignets.
fien Pläne aus den »Beiträgen zum praftiichen Unterrichte
im Feldes benügt, um in der Anwendung der Regeln auf
verſchiedenen Zerrainformen die nöthige Fertigkeit ſich zu
erwerben, wozu die nähere Umgebung der Garnifon felten
eine hinreichende Gelegenheit barbietet.
Des Herausgeber.
Inhalt.
Seite
Vorerinnerung . . W W . II.
Einleitung . . .. . 1
Erſter Abſchnitt.
Erſte Abtheilung.
Allgemeine Grundſätze der Lagerung > oo 2a b
Zweite Abthbeilung.
Bon den Vorpoſten.
e 1. Bon den Vorpoften überhaupt . . . 10
. 2. Ausftelung der Vorpoſten im Allgemeinen . . . 17
$e 3 Ausſtellung der Reſerven . W 18
6 4. Ausſtellung der Unterflüsungspoften . . . 19
(. 5. QAusftellung der Feldwachen oder Piquete und der
De epetten überhaupt. . . 20
9. 6. Austellung der Feldwachen oder viquet⸗ und der
Vedetten bei Tag . . 23
$. 7. Ausftelung der Feldwachen oder Piquete und der
Vedetten bei Nacht.. . 29
$. 8. Ablöfung der Vorpoften . . 32
% 9 Borpoftenausftelung felbftRändiger Truppenkoͤrper
von der Staͤrke eines kleinen Detafhements _
bis zu jener einer Linien Divfion - . . . 3
Dritte Äbtheilung.
Patronillen und Streiffommanden.
§. 1. Bon den Patrouillen im Allgemeinen
‘. 2. Wifitirpatrouillen . a ?'
$. 3 Schleich⸗ und ſtehende Patrouillen .. 48
(. 4. Erreifpatrouillen . . . . . . . . 52
§. B. Netognodeirungepafrouillen oo. . oe. bD
6. 6. Otriflommanden en 64
Vierte Abtheilung.
Tirailleurgefecht.
F. 1. Bom Tirailliren überhaupt . oo 68
6. 2. Verwendung der Tirailleurs in offener Gegend .. 72
$. 3. Tirailleurgefecht im Angriffe oder Fückzuge in durch⸗
ſchnittiener Gegend oder im Mittelgebirge er 73
h. 5
VI
Tirailleurgefecht im Angriffe und Rückzuge im
Hochgebirge a a
ZTirailleurgefeht im Slanlenmarfche .
Fünfte Abtheilung.
Marihorbnung im Felde.
« Bon Märfchen überhaupt .
Marfhordnung eines Fleinen Infanterie: oder
KavalleriedetafhementE . .
Marfhordnung eines Zuges Infanterie oder Kavallerie
« Marfhordnung einer Kompagnie oder Eskadron
Marfhordnung einer Divilion Infanterie oder Kavallerie
Marfhordnung eines Bataillons Infanterie oder
eines Regiments Kavallerie 0.
Marfhordnung eines Regiments von zwei Batailons
oder einer Kavalleriebrigade von zwei Regimentern
Marfhordnung eines Infanterieregiments von drei
Bataillons oder einer Kavalleriebrigade von
drei Regimentern .
Marfhordnung einer leichten Brigade von drei Ba:
tatlons, zwei Divifionen Kavallerie und einer
Batterie . .
Marſchordnung einer Liniendrigade von vier Bataillons
oder einer Kavalleriedivifion von vier Regimentern
Marfhordnung einer Tingenbrigabe von fünf Bataillons
Marfhordnung einer leichten Divifion . .
Marfhordnung einer Liniendivifion von zehn Botaillons
Marſchordnung größerer Truppenkörper.
Marſchordnung im Flankenmarſchee..
Marſchordnung im Rückzuge und beſondere Verhal⸗
tungen der Arrieregarde . .
Hauptdisciplinarverhaltungen der Marfch: "und Bagage⸗
ordnung größerer Truppenkoͤrper
Eingpeilung und Haurterforderniffe der Maͤrſche in
höherer Beziehung .
1. Berfammlungsmärfche . oo.
2. Angriffsmärfche . ee...
3. Rüdsugsmärfche 000.
4. Berborgene Mifhe . + + -
Sechste Abtbeilung.
Rekognoscirun genn.
Zweiter Abſchnitt.
Siebente Abtheilung.
Vertheidigung und Angriff einzelner Gegenſtaͤnde.
6. 1. Vertheidigung und Angriff eines einzelnen Hauſes,
Hofes, Schloſſes fammt Garten, Kirche, Kirch⸗
thurms, Schüttkaftens, Meierhofes u. dgl.
Dertpeidigung und Angriff eines Dorfes .
Seite
17
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108
110
136
139
144
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Vertheidigung und Angriff eines Weingar tens ..
Vertheidigung und Angriff der Geſtrüppe und Wälder .
Bertheidigung und Angriff der Defilees überhaupt . .
Vertheidigung und Angriff eines Flußes, Kanals
oder Beinen Waflerd oO re.
Vertheidigung und Angriff dee Brüden . . ..
Vertheidigung und Angriff eines Moraftes oder Sumpfes
Bertbeidigung und Angriff der Dimme . . ..
Vertheidigung und Angriff eines Gebirgspaſſes ..
Vertheidigung und Angriff der Schanzen 0.
Achte Abtheilung.
Stellungen.
Von Stellungen Überhaupt : 00“
Bertheidigung und Angriff der einzelnen Höhen nad
thren Peofilen . . . . . . . .
Vertheidigung und Angriff eines ganzen Höhenzugee
Vertheidigung und Angriff der in einer Stellung
befindlihen Thäler und Tiefen . - oo.
Vertheidigung und Angriff einer größeren Stellung
Dertpeibigung und Angriff einer verfchanzten oder
Durch Dörfer gededten Stellung : . .
Umgebungen ⁊ ‘ . 0 . e e L; ‘
Neunte Abtheilung.
Ecyeinangriffe und Demonitrationen - .
m
U)
na
DER
r} 6“
1.
2.
Zehnte Ubtbeilung.
Hinterhalte und Uiberfälle.
Don den Hinterhalten . . j . . . .
Bon Uiberfällen W ee. 0.
@ilfte Abtbeilung.
Beobachtung und Einfchließung einer Yeltung.
1. Beobachtung einer Feſtung .
2.
Einſchließung einer Feſtung
Zwölfte Abtheilung.
352
371
389
397
Führung, Vertheidigung und Angriff eined Transportes.
1. Bon der Führung eines Transported überhaupt
2.
3.
Vertheidigung eines Transport » + «
Angriff eines Transporte © + en
405
413
419
2
Der General und jeder andere Kommandant ift ſowohl
für die ihm untergeordnete Truppe, als, für die ihm zuges
wiejene Aufgabe "werantwertlih; er darf daher auc nicht der
Mittel beraubt werden, um dad, was ihm aufgetragen wird, oder
zu vollführen obliegt, auf jene Art zu bewirfen, die feiner Uiber⸗
jengung gemäß für Die in dieſem Momente fih ihm darbietenden
Umſtaͤnde und Lofalitäten am zuträglichiten ift.
Kürze und Die Herren Generale, Regimentds und. Bataillonsfommans
Mar Ho der banten haben fich zugleich zur Obliegenheit zu machen, furze und
vbundige Befehle, fei ed mündlich oder fcdwiftlich, zu ertheilen —
jedes. überflüflige Detail muß vermieden werden; — es erzeugt
bei den Nengftlichen zur Bweifel, bei dem Entjchloflenen und in
feinem Handeln Sicheren aber Mißmuth, daß man feiner Einficht
nicht traue. |
Uibrigens iſt ed eine längft anerfannte Wahrheit, daß
fange Befehle ftetö mißverftanden werben. Eine bündige Schreibart
amd ein beftinnmter mündlicher Ausdruck müſſen daher überall von
Borgefegten angewendet und von Lintergebenen gefordert werben.
Kenntniß Für fede höhere Charge ift Uiberſicht und Detailfenntniß
ale: Waflen aller Waffengattungen, welche vor dem Feinde vereint zu wirfen
gattungen. beſtimmt find, ein unerlaͤßliches Bedürfniß.
Vom Stabooffizier aufwärts darf ſich daher fein, Truppen⸗
kommandant mit der beſchränkten Ausübung ſeiner eigenen
Waffengattung begnügen; ſein Blick muß weiter hinaus auf das
Große, auf das taktiſche Zuſammenwirken aller verwandten
Truppenkoͤrper zu einem Zwecke gerichtet ſein; Infanterie, Kaval⸗
lerie und Artillerie ſind im Felde in der innigſten, unzertrenn⸗
barſten Wechſelwirkung; alle drei Gattungen müſſen daher von
jedem höheren Kommandanten in ihren Wirkungen, in ihrer
Manövrirfähigkeit, in ihrem inneren Dienſte im Detail gekannt ſein.
Die Dienſt-⸗ und Exercir-Reglements der Infanterie und
Kavallerie, fo wie die beftehenden Inftruftionen über die Geſchütz⸗
Ichre und vereinigte Manövrirkunft der Infanterie, Kavallerie
und Artillerie gewähren dem Führer größerer Truppenförper
Anleitung genug, um auch jede Waffengattung volltändig Fennen
zu lernen, unter welcher derfelbe nicht von Jugend auf gedient
bat, und die ihm daher bis zu dem Standpunkte feiner höheren
Sphäre fremder war.
In diefer letztern Beziehung aber find fie alle für ihn Sproͤß⸗
(inge derfelden Kunft, und ihre Kenntniß und zmedmäßige Vers
wendung ein unumgängliches Erforderniß Desjenigen, der Truppen
im Großen zu leiten beordert ift.
Ebenſo ift fhon im Frieden, und um fo mehr bei einem. Wiberfiht des
möglichen oder wirklich -auöbrechenden Kriege die Miberficht und nt,
Kenntniß des Bodens, auf welchem manöprirt oder gefochten
wird, die Haupteigenſchaft jeder höheren Charge. Mit. einem
Blide dad Ganze jener Ausdehnung zu umfaflen, auf welchen
die untergeortnete Truppe wirken fol, ift das erfte Kennzeichen
und das ficherfie Gepräge eines feiner Charge gewachſenen Mannes:
Drei Segenflände find es, welthe den letzteren charak⸗
terifiren : .
1. Schnelle Auffaffung der "Höhen und Tiefen eined vor
ich fliegenden Terrains.
2. Viberbli aller einzelnen Gegenftände und ihrer wechſel⸗
eitigen Lage, die Angriff oder Vertheidigung begünftigen koͤnnen.
3. Schneller Entfchluß, den beiden erfteren Elementen gemäß —
ie Truppe zu vertheilen, und auf den fürzeften Linien zu disponiren.
Bei Männern, welde durch eine langjährige Erfahrung im
Jienfte der Waffen geübt find, bebarf ed Feiner weiteren Erklaͤ⸗
ung; doch kann für die übrigen zum Leitftern dienen und grund»
ältig behauptet werden, daß alle Fehler, welche in Leitung grö⸗
rer Truppenkoͤrper entftehen, blos aus der Vernachlaͤſſigung
er dem ungeübten Blicke in diefen drei Grumd s Elementen der
riegsführung und TQTruppenverwendung ihren Urfprung haben,
Bon unten hinauf, mithin vom Gemeinen bis zum Haupt⸗
ınn, haben daher die Herren Generale, Regiments s und Bas
llonskommandanten mit Geift und Thätigfeit alles jene zu
;mweden und zu mweden, was die Schläfrigfeit im-Denten in
er untergebenen Truppe auszurotten im Stande iſt; — denn
ie Geiftesthätigfeit im Gefechte auch der kleinſten Truppe
zt ſtets von längerer, verfländiger Führung.
Der Ilnterricht der Chargen, befonderd der jüngeren, noch
gsunerfahrenen Unteroffiziere und Offiziere fei, wie es das
zlement felbft vorfchreibt, eine unabläßliche Sorge des Oberſten,
Bataillonds und Divifionsfommandanten; — nur Durch
ehrung und unermüdete Thätigfeit fann hier das Fehlende
et werben.
e *
%
4
Züge, halbe Kompagnien oder halbe Eskadrons, endlich
ganze Kompagnien oder Eskadrons müflen gründlich in Benützung
auch des kleinſten Terrainvortheiles mit Liebe und Sorgfalt
belehrt werden; dann wird dem Staate die Armee erhalten, dem
Feinde aber mit Schonung unferer Waffenbrüder der größtmög⸗
lichfte Schaden zugefügt.
In derfelben Obliegenheit, jedoch im höheren Grade — die
Divifionds, Bataillonds und Regimentsfommandanten zu unters
weifen, zur Gleichförmigkeit anzuhalten, das Ganze zu überjehen,
zu leiten, und das Fehlende in Inſtruktion und Ausführung gleich
Erweckung
des
Vertrauens.
vom Aufange zu verbeſſern, it die große Pflicht des Generals.
Berteauen auf feine Führer ift die Seele unfered Standes,
Doch muß es bei dem Soldaten durch Proben verdient werden.
Zwei Arten desſelben gibt ed: eingeiftiges und ein moraliſches.
Iſt Einheit des Kommandos, Kürze und Klarheit am Be
fehle; it Liberfiht und gründliche Kenntniß jedes Bodens und
verftändige Ausführung aller Bewegungen auf felbem in einem
Höheren vorhanden und mit dem Muthe vereint, der jedem Zoldaten
das Siegel feines Standes aufprüdt, dann wird ſich das Vertrauen
der Truppe auf den Geift ihred Führers am Tage der Schlacht
- und in den enticheidendften Momenten des Krieges bewähren.
Doch audı die täglich moraliihe Einwirkung des Borges
ſetzten if eine eben fo mächtige Triebfeder des Untergebenen.
Syoch oder nieder lebt der Soldat mit feinen Waffengefährten in
gleichem Glücke und gleihem Unglücke; — Ruhm im Leben und
@terben vereinigen alle in gleicher Ehre. — So feinem Führer
im Gefhi gleichgeftellt, fordert der gemeine Mann von ihm
auch die Sorge und Liebe eined Baterö, wenn er auch außer
dem Bereiche des Gefechtes auf ihn, als feinen, für ihn beforgten
Freund mit kindlichem Vertrauen bliden fol.
Unabläfliges Trachten alfo — ihm jedes feiner Bebürfniffe
zu verfchaffen, Sorge bei Tag und Nacht, auf Maärſchen und in
Bivouaten für vernünftige Schonung ded Mannes, für feine
Verpflegung, Bekleidung, Beſchuhung, — Begenwart und Zuſpruch
in üblen Lagen bed Kriege, bei Beichwerben und Mühfeligkeiten,
bie in unferem Stande unerläßlic, find, — Sorge endlich für feine
Gefundheit und gute Behandlung — dieß find die Grunderfor⸗
derniffe und Hauptpflichten Desjenigen, der ſich einen wahren
Kührer der Truppe nennen will.
D Dur—
Erfer Abſchnitt.
Erſte Abtheilung.
Allgemeine Grundſätze Der Lagerung.
Wenn man die Hauptvorfchriften der Lagerung von Truppen
im Allgemeinen in einen einzigen Grundfag zufammenfaffen will,
fo muß man die Worte Müllers wiederholen, welcher in feiner
Kaitramentation fih darüber folgendermaßen audprüdt:
»Ragerpläte müflen auf und vor dem höditen Terrain
fein, freie Ausſicht, die Flügel angebunden, gehörige Ausdehnung,
freie Gemeinfhaft der Treffen und Flügel, gehörige Tiefe, enge
nd durchſchnittene Fronte der Angrifföpuntte und die nochwens
igften Truppenbedürfniffe in der Nähe haben.«
Obſchon nun in diefen wenigen Zeilen die ganze kehre der
daſtramentation enthalten iſt, fo dürfte es dennoch nicht übers
üſſig fein, über felbe hier Folgendes umftändlicher auseinander
u fegen:
Es ift ein alter, unumftößlicher Grmdfag der Kriegskunſt,
aß man da, wo ed nothwendig ift, ftetd in jener Ordnung lagern
U, in welcher man fich zu fchlagen gedenkt, oder wenigſtens fo,
iß man leicht in diefe Ordnung übergehen koönne.
Im entgegengefetten Falle ift jedoch Konfervation und fomit
equemlichkeit der Truppe dad Hauptangenmerf.
Nach Maß, ald man daher gegen feindliche Angriffe mehr
er weniger gefichert ift, zerfallen die Lager in bloße Marſch⸗
er Gefechtslager.
Dauptgrunds
fag der
Lagerung.
1. Bei erfteren fieht man bloß darauf, daß der Boden, auf Marfchlager.
(chem man lagert, troden ſei; 3. 3. feſter Wielengrund oder
(der mit fanften Abhange für den Waflerablauf.
2. Daß die nothwendigften Truppenbebürfniffe in der Nähe
d. Meithin werden Marichlager meiftend unmweit von bewohnten
rtern, an Wäldern, Flüffen oder Bächen aufgeichlagen, wo
affer, Holz, Stroh und Schug im alle rauher Witterung bei
Hand iſt.
Gefechtslager.
Haupterfor⸗
derniſſe.
Bei jedem Marſchlager haben jedoch, gleichwie bei einem
Gefechtslager, alle Vorpoſten, die zur Sicherung des Lagers dienen,
militaͤriſch aufgeſtellt, und daher blos das Grod der Truppe
bequem gelagert zu fein.
Aus dem hier über Marfchlager Gefagten ergibt fih übris
gens fchon jett, daß fie in ihrer Placirung gerade das Gegentheil
vom Gefechtslager find, nämlich die letzteren auf Höhen, die
erfteren aber in der Tiefe genommen werben, wohin dem Waſſer⸗
Taufe nadı menschliche Anfledlungen und größere Kultur folgten.
Gefechtslager dagegen hängen von den Operationen felbft
und den befonderen Abfichten des Feldherrn ab, wobei man die Bes
quemlichkeit den höheren Zwecken nachzuſetzen ſich gezwungen fieht.
Da felbe die vortheilhaftelte Anorbuung zum Gefechte begünftigen,
und fomit ganz mit taftifhen Grundfägen gewählt werden follen,
fo geht, wo bieß fein fan, ihrer Auswahl ſtets eine Nefognods
cirung fachverftändiger Offiziere voran,
Hiebei hat nach obigen Grundſätzen Folgendes vorzuwalten:
1. Daß beide Flügel der lagernden Truppe wohl geftügt
feien, d. h. fih an breite und tiefe Flüffe, Seen, an Gebirge und
Schluchten, bewohnte Drte u. dgl. lehnen; mithin der Feind zu
ihrer Umgehung einen großen Umweg machen muß, wodurch man
Zeit gewinnt, Gegenanitalten zu treffen.
2. Daß vor der Fronte die Ausſicht menigftend auf Kanos
uenfchußmweite frei bleibe,
3. Daß der Lagerplag nicht durch Flüffe, Schluchten, Hohl⸗
wege, Moräfte, Gehölze, fumpfige Wiefen u. f. w. durchfchnitten
werde; da fonft der Feind Gelegenheit finden fönnte, fich zwi⸗
fhen unfere Stellung zu ſchleichen und und zu trennen, oder gar
im Rüden anzufallen.
4 Daß, je nadıdem die Truppen in zwei oder drei Treffen
lagern, der Lagerplatz die gehörige Tiefe befige, wobei auf die
- rüdwärtige Placirung des Artillerieparks Rüdficht zunehmen ift; auch
müffen die Treffendiltangen im Lager volllommen beibehalten werden.
5. Daß der Terrain vor der Fronte ded Lagers dem Feinde
nicht günftig feie, und feine Stelle deſſen gedecdte Annäherung
geitatte; endlich:
6. Daß hier, fo wie bei den Marſchlagern Wafler, Holz,
Stroh in der Nähe ſich befinden, und der Boden der Gefundheit
des Mannes nicht nachtheilig werde.
7
Was die Art der Lagerung anbetrifft, fo iſt die Truppe Art der
entweder: Lagerung.
1. In Zeltern.
2, In Erds, Stroh⸗ oder Breterhütten (Baraquen).
3. Im Freilager (Bivouak).
Die erfte Art wurde in ber neuen Kriegsführung in Fultis
virten Ländern faft gar nicht mehr gebraucht, weil fle den Troß
des Heered zum Unglaublichen fleigert, alſo deflen Beweglichkeit
im gleichen Grade vermindert. Nur in Feldzügen in unkultivirten -
Ländern, fo wie bei Parades und bloßen Friedenslagern ift felbe
noh in Anwendung; doch bleibt die Unterkunft in Zeltern ftetd
aus dem Grunde wenig empfehlendwerth, weil felbe gegen anhals
tenden Regen eben fo wenig, wie gegen Die Kälte fchügen, im Sommer
überaus dunftig find, und die fchnelle Kormirung der Truppen beirren.
Die Lagerung in Baraquen unterliegt zwar in Rüuͤckſicht der
ſchnellen Formirung demfelben Vorwurfe, doch ift fle ungleich
vorzäglicher, befonderd wenn die Stroh⸗ oder Breterbaraquen fo
groß find, daß wenigftend ein Zug darin Platz findet.
Da .aber eine folhe Größe ſchon ordentliche Hüttengeftelle
ind geraume Zeit zu ihrer Errichtung bedarf, auch das hiezu
söthige Materiale felten in zureichender Menge vorhanden ifl,
o macht man gewöhnlich nur Tagerhütten and Flechtwerk und
Sefträuce, das ‚auf dünnen Stangen ruht. Hätte man jedoch
inmal biezu nicht hinlängliche Zeit, fo begnügt man fi mit
loßen Schirmdäcern aus demfelben Materiale, und dieſe find
8, welde man vorzüglich dort anwendet, wo bie Truppe nur
ine oder zwei Nächte im Lager zubringen fol.
Die dritte Art der Lagerung in Bivouals fol nur im
ußerfien Nothfalle, nnd zwar nur in der Nähe des Keindes bes
gen werden; Denn fie übt in der Länge den ſchaͤdlichſten Einfluß
ıf Menfhen uud Pferde aus. — Ihr großer Nupen beſteht
ıderfeitd darin, daß man die Truppen angenblidiic in Ordnung
id fchlagfertig aufgeftelt hat; aus welchem Grunde daher alle
rpoften ftetd, die Haupttruppe aber nur in obigen Bällen —
f dieſe Art gelagert fein müffen.
Da, wie oben gefagt wurde, der unmittelbare Kaum des Lagerung nah
gers die Xruppen nicht allein beauem faflen, fordern ihnen en
ch geiftatten muß, ſich daſelbſt in Schlachtordnung aufzuſtellen,
4
Ragerlinie.
Infanterie
Kavallerie.
Kavallerie.
Artillerie.
ſo hat man die Frontlaͤnge nach der Zahl der Bataillons genau
zu berechnen, und die erforderlichen Intervallen dazu zu ſchlagen.
Im Hoch⸗ oder durchſchnittenen Mittelgebirge ſind die Lager⸗
plaͤtze ſelbſt gewoͤhnlich beſchraͤnkt, dagegen die Intervallen durch
Thaͤler und Tiefen vergroͤßert, und nur dadurch, daß erſtere meiſt
viel lokale Staͤrke enthalten, darf man für die Abweichung von
ber Regel unbeforgt fein.
Sn jedem Lager, fei es ein Gefechtös oder Marfıihlager,
lagert nie Mannfchaft nach der reglementömäßigen Lagerordnung
mit oder ohne Kompagniegaflen Coder ohne Eskadronsgaſſen); beider
Infanterie die Gewehre in Pyramiden vor der Fronte, — Bei
der Kavallerie die Pferde feits oder ruckwaͤrts. Dürfen Kener
angemact werden, fo legt man felbe 15 bis 20 Schritte vor ber
route an.
Im ebenen Terrain lagert die Kavallerie auf einem oder beiden
Flügeln, je nadıdem der eine oder der andere, oder 'gar feiner
gefihert wäre. Gollte aber der Boden dort natürliche Stüßs
punkte gewähren, oder auch bei größeren Truppenabtheilungen,
ald: ganzen Divifionen, Korps oder Armeen, hält man felbe hinter
der Mitte des zweiten oder dritten Treffens, mithin ftetd rüds
wärts der Infanterie. Die Kavallerie darf demnach, wenn nicht
ganz befondere Gründe dazu zwingen, niemals in bie erite Linie
geftelt werden. — Selbſt in Feineren Abtheilungen, bei Teichten
Brigaden eingetheilt, oder dort, wo der Lagerplatz fehr durch⸗
fdmitten wäre, hat fle ſtets rüdwärts, oder rüds und feitwärts
der Infanterie an foldhen Punkten gelagert zu fein, von: wo aus
fie die Letztere leicht unterſtützen Tann. Ä
Beim Lagern der Batterien und bed Parts müflen befons
dere Borfichten zur Abwenbung der Fenersgefahr beobachtet werden.
Die bei den Brigaben eingetheilten Batterien lagern mit
biefen auf einer hiezu ſchicklichen Stelle; die Pofitionsbatterien
werben bagegen meift im oder hinter dem zweiten Treffen in ber
Mitte des Heeres aufgefahren, und die Geſchuͤtze abgeprotzt. *)
©) Wäre jedoch in diefer Stellung Feine Gefahr vorhanden, mit abge:
proptem Geſchũt lagern zu müflen, fo find in dieſem Falle die
Geſchütze aufgepropt zu belaflen, indem durch das Abprotzen die
Vrogöde der Laffetten bei Ichlechter, naſſer Witterung ſehr viel leiden,
ferner gu Dem befouderen Aufftellen der Propen größere Räume
Die Bedinungsmanmfchaft lagert 50 Schritte hinter felben und
ſtellt ringeum die nöthigen Poften aus, um jede Gefahr zu bes
feitigen. Dft bleibt die Hälfte der Geſchütze beipannt; ift dieß
nicht der Fall, fo erhält die Beſpannung der Batterie einen eigenen
Pla. Die Kanonen mäÄflen in der Nähe des Feindes und bei
drohender Gefahr ſtets geladen fein.
Der ganz rüdwärts bei der Referve in einer oder mehreren
Reihen aufgefahrene Artilleries Park wird gleichfalls mit Sicher
heitöpoften umftellt. Hier werben die Pferde jedenfalld audges
fpannt, die Artillerie» Mannfchaft lagert auf beiden Seiten, und
rüdwärts desfelben, etwa 100 bis 200 Schritte Davon entfernt; die
Fuhrweſens⸗Mannſchaft in der Nähe ihrer Pferde. Die Feld⸗
Schmieden werden an beiden Klügeln des Artillerieparis in einer
ſolchen Entfernung aufgeftellt, daß nichts von ihrem euer zu
yeforgen fteht.
Obwohl die Rothwendigkeit ſich in Lagern zu verſchanzen, Verſchan⸗
gemein gefühlt und anerfannt wird, fo geftattet Doc felten die ed
weit ſolches auszuführen; aber oft wird es weninftend möglich, gungs⸗Vor⸗
leine Bertheidigungd VBorfehrungen zu treffen, und die Haupt- kebrungen.
ıgänge zu deden.
Ein Berhau, ein Straßens Durdflih oder ein ſchwacher
rdaufwurf reihen mandmal hin, fih vor dem fchnellen Anprellen
s Feindes zu fihern; — eben fo können ein Paar Kleichen
ıd Redouten, die man in fehr kurzer Zeit aufzumerfen im Stande:
‚ dem Bwede entipreden, die Haupttruppe zu fihern und Die
auptzugänge zu ſchützen.
Dieß ift aber mit ein Grund, warum man fletd zu einer Jrühes Gin
chen Zeit ind Lager einrüden follte, um dieſe Herftellungen ae
h am Tage ausführen zu können. Nur nad Gefechten oder
ganz beionderen limftänden kaun von biefer Kegel abgewichen
rden. Manuſchaft und Pferde leiden, wenn fle exit bei eins
chender Nacht ihr Lager beziehen; man hat Feine Zeit mehr,
gehörig zu orientiren; die Leute matten fi in Herbeiſchaffung
Lebensmitteln, Kourage und Lagerbedürfnifie ab, und ber
nn kann erft dann ablochen, wenn ber Körper ſchon längft
e volle Ruhe für den kommenden Tag verlangt.
erfordert werden, auch wenn aufgebrochen werden fol, viel Zeit .
Durdy das Aufprosen verloren geht und viel Lärm entfteht, wodurch
leicht Beirrungen herbeigeführt werden können.
40
Eben fo werden dann auch die Pferde zu fpät gefüttert,
was felben weit nachtheiliger ift, als ſtarke Maͤrſche.
Lagerabſte⸗ Die Details der Lagervorſchriften, ſo wie die zu den Berech⸗
en und tungen und Abmeffungen aller Theile desſelben an die verfcies
Eicperpeit. denen Truppengattungen erforderlichen Anhaltspunkte enthält das
Dienftreglement. Was aber die Sicherheit einer lagernden Truppe
betrifft, fo vermweifen wir. auf bie näcdftfolgende Abtheilung dieſes
Unterrichtes.
—D U -
Zweite Abtheilung.
Bon Den Vorpoſten.
6 1.
Bon den Borpoften überhaupt.
Doppelter Die Borpoften haben einen doppelten Zwed: die Sicherheit
—* der Truppe, vor welcher ſie ausgeſtellt ſind, und die Beobachtung
bed Feindes.
Stellung der⸗ Wo Avantgarden vor der Armee ſtehen, welches gewöhnlich
Teen vor der per Fall iſt, bilden die Vorpoſten eine Kette vor denſelben; wo
garde , , , ,
der Armee. jedoch fein Korps als Avantgarde vorgeftellt ift, fteht die. Bors
poftenfette unmittelbar vor der Stellung der Armee,
Wenn die VBorpoften weit entfernt, und zwiſchen dieſen und
der Armee vortheilhafte Poften liegen, welche theild zur Aufs
nahme, theild auch zur Behauptung der Stellung dienen können,
fo merden felbe nicht von der Avantgarbe, fondern von ber
Hanpttruppe befegt.
Ihre Roth: Die Nothwendigkeit einer dem Zwede entſprechenden Bors
a poftenausftellung erftredt fih übrigens bie auf den kleinſten
ftändigen Xruppenförper, der genöthige iſt, in einer ſelbſtſtaͤndigen Lage,
in fei es auch nur auf wenige Stunden, ein Lager zu beziehen.
- Wichtigkeit Borpoften find gleihfam die Augen und Ohren einer Armee,
ihres Dienſtes. welche, auf ihre Wachſamkeit ſorglos fich verlaffend, der Ruhe
genießt. Sie müflen daher dem in fie geſetzten Vertrauen durch
11
mermüdete Dienftleiftung entiprechen und ven der Wichtigkeit
ihres Zweckes durchbrungen, keine Anftrengung fcheuen, durch
welche die Sicherheit der Haupttruppe befördert werben koͤnnte.
Dem oben erwähnten doppelten Zwecke der Borpoften zu Allgemeine
Folge, müffen diefe demnach dergeſtalt ausgeſtellt werben, daß ee
jede Bewegung und vorzüglich die Annäherung des Feindes, fo Aufftellung.
wie das Einſchleichen verdächtiger Menfchen und Spione ihnen
nicht entgehen, und daß fie den Gegner fo lange aufzuhalten
vermögen, ald die Truppe, welche fie deden, Zeit bendthigt, ſich
in Verfaſſung zu ſetzen.
Dieſem gemäß iſt auch die Verwendung der Truppen zu Zweierlei
dieſem Dienſte zweierlei; nämlich jener, welche den Feind beob⸗ Dermendung
achten, und jener, welche ihn im Falle eined Angriffed aufhalten Vortruppen.
foßen. Erſtere werden am meiften vorpouffirt und an. Orten
auögefegt, von welchen die vorliegende Gegend und die Zugänge
vom Feinde her gut überfehen werden fünnen.
Sie bilden die äußerſte Vorpoftenlinie, die aus Offiziers⸗
soften oder Piqueten beftehen, welche vor fic die Unteroffizieröpoften,
ınd dieſe wieder doppelte oder einfache Vedetten ausgeftellt haben.
Der zweite Zwed der Vorpoften ift Zeitgewinn. Diefer Unterftd:
ann nur durch Truppenabtheilungen erreicht werben, bie ſtark en
jenug find, ſich in ein Gefecht einzulaffen, und den zuerft vors
ückenden Feindlichen eine Zeit lang die Stirhe zu bieten.
Sie werden Soutienpoften und Reſerven genannt, und auf
ne Punkte befchränft, welche die Hauptzugänge deden und zur
ertheidigung der ſich zuräüdziehenden Vortruppen die meiften
ortheile darbieten.
Die Natur ded Terraind muß beftimmen, aus welchen Waffen:
ruppen die Vorpoften zufammengefeßt merden follen. Kleine ornenen,
ruppenförper, welche nur aus einer Waffe beftehen, müflen ſich poſten.
jedem Terrain durch ihre eigenen Vorpoſten decken; bei groͤ⸗
ren, aus mehreren Truppengattungen zuſammengeſetzten Abthei⸗
ngen, Korps oder Armeen wird zu dieſem Dienſte, in offener
egend größtentheild Kavallerie, in Foupirter hingegen leichte
fanterie verwendet, und diefer etwas Kavallerie zur Beſetzung
.- SDauptitraßen, Beftteitung der Patrouillen, Ordonnanzen
dgl. beigegeben. on
Die Außerfte Borpoftenlinie hat daher, außer in fehr durch⸗
nittenen Gegenden theilweife aus ſchwachen Abtheilungen Leichter
Ausdehnung
der Bor:
poſtenkette.
Sicherung
ihre
—
—
Kavallerie zum beſtehen, weil dieſe Truppen zum Patrouilliren
vorzüglich geeignet find, fih ferner fchneller und ohne Gefahr
zurückziehen und einen Poften verlaflen können, der ohnehin nicht
vertheidigt werden fol. Iſt der Terrain abwechſelnd bald offen,
bald durchſchnitten, fo tritt auc der Wechfel der zum Borpoftens
dienfte zu verwendenden Truppe ein.
Bei den Unterflügungen und Reſerven tradıte man beſon⸗
ders, fo viel ed der Terrain erlaubt, Kavallerie und Infanterie
gu vereinigen; auch werden vielen Poften einige Geſchütze vom
leichten Kaliber beigegeben, die oft großen Rugen gewähren.
Die Stärke der lagernden Truppe, die Belchaffenheit der
Gegend und andere Umftände beftimmen die größere oder Kleinere
Ausdchnung der Vorpoftenkette im Allgemeinen. Die Leichtigkeit,
womit man jedoch felbfiftändig detafchirte Kompagnien, Bataillons,
Regimenter, Brigaden und Divifiond umgehen und unvermuthet
im Rüden angreifen kann, wird diefe Truppenabtheilungen nöthigen,
fib meiftend gegen alle Seiten zu deden und die Vorpoften ringe
um ſich auszuftellen.
Auch größere Korps und Armeen werben nicht felten, beſon⸗
ders aber in Ländern, wo das Boll am Kriege Antheil nimmt,
in denielben Fall kommen.
Sollte jedoch eine Rückentdeckung durch die Natur der gewähls
ten Stellung, nämlich: bei fhügenden Terraingegenfitänden oder
bei rüdmwärtigen Truppenabtheifungen nicht nöthig fein, fo müflen
wenigitens die Fronte und die Flanken des Lagers gefichert werden;
weßhalb die DBorpoftenfette auf beiden Flügeln ausgedehnter
fein mnB, ald die Stellung der Armee und die zu dedende Strede,
damit alle von feindliher Seite herführenden Wege beiegt nnd
beobadhtet werden.
Bei Vorpoftenausftellungen, welche bloß die Fronte und
Flanken des Lagers deden, verdienen die beiden Flügeln derfelben
eine befondere Aufmerkſamkeit. Sie müflen entweder ein Appui
in der Ratur des Terraind haben, oder ihre Verfiherung dadurch
erhalten, daß fie etwas gegen bie Armee zurüdgezogen werden.
Auch fendet man Kommandos leichter Kavallerie über felbe
hinaus, welche durch häufige Patronilien und Gteifereien Die
auf den Flanken unferer Kette gelegene Gegend durchſuchen und
genau beobaditen.
13
“aa. .
Die Entfernung ber Außerften Borpoftenlinie von der Hanpt⸗ Cntfernung
truppe hängt ebenfalld von der Stärke diefer letzteren und der der Dorpoften
Beichaffenheit ded Terrains ab. Ze fchwächer eine lagernde Haupttruppe.
Truppe ift, deito fchmächer find and ihre Vorpoften, deito näher
müflen fie daher an die Haupttruppe gehalten werden.
Die Entfernung ber aͤußerſten Poften ſteht fomit im genanen
Verhäimifle mit der Stärke des Gros. Sie darf nicht zu groß
fein, weil fonit die auf Borpoften ftehenden Abtheilungen Gefahr
laufen, aufgerieben zu werden, bevor ihre Unterſtützung möglich
if; und nicht zu Bein, wenn ihr Zwed, nämlich die Sicherheit
des Lager erreicht werben foll.
Armeen und Korps haben ihre Bortruppen bis 2 Stunden Entfernung
weit entfernt vorpeuflirt, und man fan demnach für felbe eine der Vedetten.
deutfche Meile als Außerfte Entfernung ihrer Bedetten vom Gros
der Naupttruppe annehmen, weiche ſich bei Divifionen, Brigaben,
Regimentern, Bataillons u. dgl. im Berhältniß vermindert.
Die Sontienpoften und Referven dürfen nicht zu weit von Gntfernung
der vorwärtigen Kette entfernt fein, damit fie hier zur Aufnahme oe ud
dienen und ihren Rückzug deden; fie bürfen aber auch die Haupt⸗ Neferven.
truppe nicht zu weit hinter fih haben, damit fle nicht die Möglichkeit
verlieren, fi gu rechter Zeit auf dielelbe zurückziehen zu können.
Kadı obiger Vorausſetzung, wo eine deutſche Meile ale Maßſtab für
Dritteldiftange für die Entfernung der Vedetten von einer lagernden lebtere.
Irmee angenommen wird, kann man eine halbe Meile. für jene
er größeren Reſerven feſtſetzen, welche dann die Unterſtützungen,
iefe die Dffizierds Piquete, und diefe endlich die Lnteroffizierds
often vorfchieben, um fiufeumeife ihre Aufftellung zu fichern ober
ren Rückzug zu erleichtern. Bei kleineren Truppenkörpern
ermindert fih dieſe Entfernung gleichförmig wit. jener der
ußerſten Poſten.
Die Zahl der zum Vorpoſtendienſt zu verwendenden Truppe Stärke der
ingt von der Stärke des Gros ab. Als allgemeiner Maßſtab „ad ine Der
nn angenommen werden, daß Feine Abtheilungen hiezu den Haupttruppe.
itten oder vierten, größere Truppentörper aber den fünften
er fechften Theil detafciren.
Allein auch die Beſchaffenheit ded Terrains hat auf die Nach der Bes
tärfe Der Bortruppen einen weientlihen Einfluß. In offener ee
egend ift man oft im Stande, mit wenigen Bebetten eine
Jeutende Etrede zu überfehen; im koupirten Terrain aber, wo
Maßſtab nach
14
Gebuͤſche, Baumreihen, Weingärten, Anhöhen, Walbungen u. dgl.
die Ausficht befchränfen, müflen die Vedetten und Piquete näher
aneinander geftellt und deßhalb eine größere Zahl Truppen zum
Borpoftendienft genommen werben.
Der einzige richtige und wahre Maßftab der Ausbehrtung,
der Zabl der welche .eine Truppe in einer Vorpoftenfette einzunehmen hat, kann
Vedetten
nur die Anzahl der Vedetten fein, welche von ihr zu beſtreiten
moi ift. Die Vedetten haben den Feind zu beobacten, und
. Sm offenen
Terrain,
Im durch
fchnittenen
Terrain oder
Mittelgebirge.
durch die ſchnelle Entvedung feiner Annäherung die Sicherheit
der rüdmwärtigen Truppen gu erzielen.
Sn einem offenen, freien Terrain werben jene der Jufan⸗
terie daher auf 300 Schritte von einander aufgeitellt, weil fie
fih in diefer Entfernung noch fehen, hören und mit wirkſamen
Gewehrertrag mechjelweife unterftügen fonnen, wenn ber Feind
ſich einzufchleichen oder mit Gewalt einzubringen verfucht. Da
aber in einer Kette wenigitend ein Drittheil doppelter Vedetten
aufgeitellt werden, auch der Terrain an manchen Stellen eine
nähere Diftanze nothwendig macht, fo fanı man im Allgemeinen
für die Entfernung einer Vebette von ber andern 200 Schritte
annehmen.
Beträgt z. B. die Stärke eined Bataillons im Felde 1000
Mann, fo hat dasſelbe:
333 Mann ald Referve,
333 Mann al linterfügungen und
334 Mann in die Außerftie Vorpoftenlinie aufzuſtellen.
Bon letzterer bleibt die Hälfte bei den Piqueten oder
Offizierspoften; die andere Hälfte dagegen, nämlih 167 Mann,
wird als Unteroffizieröpoften, und von diefen wieder ein Drittheil
als Vedetten detaſchirt. Ein Bataillon von 1000 Manı hat
demnach in der äußerten Linie 55 Vedetten, und ift mithin, im
fanften Bogen einer größern Vorpoſtenschaine, ungefähr 11000
Schritte oder 1 ’/,, deutihe Meile, fomit in der Sehne beiläufig
eine Meile oder zwei Stunden Weges zu been im Stanbe.
Man hat jedoch bei Borpoftenausftellungen im Felde genau
auf den Stand der Bataillond zu fehen, welde bald ftärfer,
bald ſchwaͤcher, auch nicht diefelbe Strede zu deden im Stande find.
Im durchſchnittenen Terrain oder Mittelgebirge kann man
die Entfernung ber Vedetten von einander nur auf 100 Schritte
annehmen. Ein Bataillon von 1000 Mann bedt alfo durch
15
feine Kette bloß 5000 Schritte oder eine halbe Meile (eine
Stunde Wege).
Im Hochgebirge tritt dagegen wieder dasſelbe Verhaltniß
ein, wie im offenen freien Terrain.
In den Thälern ift zwar die Anzahl der Piquete und
Vedetten bedeutend, ‚indem daſelbſt der wellenförmige Terrain
die Entfernung: derfelben größtentheid auf 100 Schritte uothr
wendig macht; — dagegen beſchraͤnkt fi die Aufitelluug der
Borpoften auf denen Gebirgslehnen und Hochrücken nur auf
kleine Detaſchements, welche die wenigen und meiſtens jehr
beichwerlihen Kommunikationen befegen. Diefe Detalchements
bilden feine zufammenhängende und fortlaufende Kette, fondern
unterhalten ihre Verbindung durch Kleine Patrouillen, fo wie
auch ihre Unterflügungen und Reſerven oft weit andeinander
ınd durch Höhen getvennt find. Im Hochgebirge kann man
ılfo, ald Mittelviftanze, auf jede Bedette 200 Schritte und
olglich für 1000 Mann wieder eine Meile oder zwei Stunden
Veges annehmen.
Bei der Kavallerie, bie in größern Abtheilungen mır in
nem offenen Terrain gu Vorpoften verwendet wird, Tonnen bie
‚edetten bei Tage auf 600 bis 1000 und mehr Schritte aus⸗
nander geftellt werden, indem fie fih in dieſer Entfernung noch
vechfelfeitig jehen und einen Schuß hören können.
Eine: Divifion ven 300 Pferde ftellt demnach 100: Pferde
ls Reſerve, 100 Pferde als Unterflügungen und 100 Pferde
die äußerfte Vorpoftenlinie auf,
Bon dieſen bleiben 50 Pferde auf den Offisieröpoften, die
rigen 50 find als Unteroffizierspoſten detafchirt, von denen 16
:detten ausgeflellt werben. Ihre Eutferuung zu 700 Schritte
genommen, fünnen felbe demnach 11200 Schritte oder beinahe
en fo viel, als ein Bataillon von 1000 Maun Infanterie deden.
Diefer für Infanterie und Kavallerie, und für erftere mit
rüdfichtigung der drei Terraingattungen angegebene Maßſtah
jedoch blos auf die dem Zwecke der Vorpoſten entinrechende
dung eined Terrains entworfen,. — darf. daher feinesiwegd
Bertheidigung von Stellungen ald jener ihrer Belegung
jenommıen werben, für welche die achte Abtheilung die Grund⸗
e enthält. Uebrigens ift auch obiger Maßſtab nur ald eine
jenieine Norm zu betrachten, nach welcher die zur Borpoftends
Im Hoch⸗
gebirge.
Für
Kavallerie.
Bemerkung
zu obigen
Angaben.
Stärke der
einzelnen
Poften.
Anwendung
künſtlicher
Vertheidi⸗
gungsmittel.
Vorpoſten⸗
kommandant.
Disciplinars
Verhaltungen
der Vorpoſten.
—
ausſtellung nöthige Truppenzahl berechnet werden kann. Die
Vertheilung dieſer Truppen, ſelbſt nach der Beſchaffenheit der zu
beſetzenden Strecken, muß jedoch der Einſicht des Kommandanten
überlaflen bleiben, da z. B. Kavallerievedetten oft noch weiter
als 700 Schritte auseinander geftellt, dagegen Infanterievedetten
in ſehr durchfchnittenem Terrain oft nur 40 bis 50 Schritte,
beide aber bei Nacht auf einen kleinern Kreid zurüdgezogen,
und fomit näher aneinander andgeftellt werben müflen.
Was die Stärke der einzelnen Unterflügungen und Reſerven
betrifft, fo laͤßt ſich hierüber keine allgemeine Regel aufſtellen,
da fie theild von der Stärke der Haupttruppe, theild von ber
Wichtigkeit des zu deckenden Zuganges oder zu vertheidigenben
Punktes abhängt. |
Korps und Armeen beziehen ein Lager entweber auf längere
oder fürzere Zeit. Sn beiden Fällen muß der Sicherheitödienft
in Ausführung gebracht werden; überdied hat auc ber kürzere
oder längere Aufenthalt der Haupttruppe einen weſentlichen
Einfluß auf die Ausſtellung der Vorpoſten, welcher Einfluß ſich
insbeſondere auf jene Maßregeln bezieht, welche einzelnen Poſten
eine größere Haltbarkeit geben. Dahin gehören die Anlegungen
von Berhauen, Fleſchen, Redouten, Jägergräben u. dgl., um
vortheilhaft und auf Hanptzugängen oder auf den Flanken Der
Kette liegenden Sclöfler, Dörfer, Wälder u. dgl. in beftmög-
lichften Bertheidigungsftand zu ſetzen; — dagegen bei Stellungen
von kurzer Dauer nur fchnelle, wenig Zeit benöthigende Hilfs⸗
mittel angewendet werden koͤnnen.
Die Vorpoſten ſtehen unter einem eigenen Vorpoſtenkom⸗
mandanten; dieſer ertheilt alle die betreffenden Befehle, und an
ihn werden alle Meldungen. oder Anfragen der vericiedenen
often oder Piquete eingefendet. Er ift dadurch in fleter Kenntniß
aller längs der Kette Natthabenden Ereigniffe, und oft im Stande,
durch Die Vergleikung der von verfhiedenen Punkten einlaufens
den Rapporte, die Abfichten des Feindes zu errathen.
Er erhält feine Berhaltungen im Großen von dem Kommans
danten der Haupttruppe, und zeigt diefem alle befondern Bors
fallenheiten an. "
Was die VBerhaltungen der Vorpoſten betrifft, fo gibt das
Reglement hierüber die nöthigen Vorſchriften, die jeder Charge
ohnedem befannt fein müflen; baher in ben nachfolgenden SS.
17
Ir
blod die Grundſaͤtze der Ausftellung der verfchiedenen often, fo
wie bad Berhalten berielben im Falle eines feindlichen Angriffes
angegeben werben.
Schließlich wird bemerkt, daß die Zeit, wie Lange ſich jeder Dauer der
Poften zu halten habe, fi nur aud der Abſicht beſtimmen Iäßt, Dun ches
die feine Ausftelung veranlaßte. . einzelnen
Die Vebetten ziehen ſich zurüd, fobald fie die Ankunft bed „ an der
Feindes gemeldet haben. Vedetten.
Die Unteroffigierdpoften befolgen dasſelbe, fobald fie Die Der Unterof-
yorwärtigen Vedetten aufgenommen haben. falerspoften.
Der Rüdzug der Feldwachen oder Piquete geichieht, wenn Der Feldwa⸗
ie hinreichend überzeugt find, daß eine überlegene ‚Truppe, und Dlauete,
nehr als eine Patrouille gegen fie anrücde,
Die Sontienyoften und Referven ziehen ſich zurüd, wenn Der Soutien⸗
e alle vorwärtigen Truppen aufgenommen und bei ſich vereinigt, ab
en Feind zur Entwidelung feiner Abfichten genöthigt und fo
nge Stand gehalten haben, bis die Avantgarde und nad
nftänden felbft Die Armee Zeit gewonnen hat, fih in Verfaffung
feßen.
Der fommandirende General allein fann nad) der Lage Befehl zum
r Umftände den befondern Fall beflimmen, in welchem ed noths —8
ndig wird, daß ein Soutien⸗ oder Reſervepoſten, oder auch
: ganze Avantgarde fogar einem überlegenen Feinde harts
figen Widerftand leifte, wie 5. B. wenn man dem Feinde
t zu einem Gegenmanöver abgewinnen, und feine eigenen...
megungen maskiren wollte.
Allein in einem folchen Sale müllen Avantgarde und
utienpoften hinlängliche Kräfte haben, diefe Abficht zu erfüllen,
r fie müflen fonft verftärkt werden; — ed wäre denn, daß
fommandirende General einen Poften ganz aufopfern wollte,
ches, wenn ein enticheibeuder und bedeutender Nuten davon
:rwarten ift, auch mandımal nothwendig werben kann.
S. D.
Ausſtellung der Vorpoſten im Allgemeinen.
Sobald der Borpoftenfommanbant auf dem. ihm ambefohler Ginspeilung
Sentralpuntte feiner Vorpoſtenausſtellung anlommt, ftellt —5 —
m ſich in angemeflener Entfernung und nach verſchiedenen p
2
18
Richtungen Heine Detaſchements and, die jede Bewegung des
Feindes zu beobadıten und fchleunigit anzuzeigen baben.
Zugleich theilt er feine Borpoftenlinie in wehrere Theile,
welche -die Verbindung unter ſich fietd zu erhalten, ſich wechſel⸗
weiſe alled mitzutheilen haben, und von eigenen untergeorbneten
Kommandanten befehligt werden. Diefe erftatten ihre Melduns
gen dem SHanptvorpoftendsfommandanten, der ihnen die Punkte,
zwifchen welchen fie ihre Borpoftenlinie zu bifden, und bie
Hauptpoſten, wo fie ihre Referven aufzuftellen haben, befimmt.
Sobald nun der Abtheilungsfommandant an- bem ihm
angewiefenen Orte anlangt, trachtet er unverweilt fib in bie
vollfommenfte Kenntniß des Terrains und ber Stellung des
Feindes zu ſetzen; benützt hiezu gute Landkarten und die Aus⸗
fagen der Landleute, oder nimmt felbft eine Refognoscirung vor.
Iſt er einmal mit der Beichaffenheit der zu befeßenven
Gegend vertraut, fennt er die Zugänge, weldhe gegen den Feind
führen,.fo wie die Stellung dieſes lettern, dann ifter im Stande,
Infanterie und Kavallerie gehörig zu vertheilen, und jedem
Unterftügungss, Offiziers- und UnteroffigierdsPiquete feine Stellung,
Ausdehnung, Verbindung feit- und vorwärts, fo wie die Art bed
Ruͤckzuges zu beftimmen. — Laufen die Rapporte ein, daß die
Vorpoſtenkette gebildet fei, fo befichtigt der Abtheilungskom⸗
mandant die ihm untergeordnete Strede, und verbeffert nöthigen
. Falls die Ausftelfung! ver verſchiedenen Poften:
$. 3. n ti. 1 Por
° u dlusſtellung der Neſerven.
Dedung der Die Referbekider Borpoftentruppe muͤſſen an jenen Punkten
An ausgeſtellt werden wo ‚Wichtige: Hauptzugänge ſind, auf welchen
der Feind. gegen: das Gros der. Avantgarde oder gegen die
Armee ſelbſt vorrücken konnte.
Beſetzung ver⸗ Da ſie jedoch auch die Beſtimmung haben, die vorwärtigen
le Poften aufzunehmen und den Feind wenigftend eine- Zeit lang
den te. aufzuhalten, fo find fie überdieg und ganz vorzüglid dort aus⸗
suftellen, wo die Natur des Terraind ihre Vertheidigung begün⸗
ftigt. Insbeſondere muͤſſen bie allenfalls beihabenden Geſchütze
ſo placirt werden, daß ſie von dominirenden Punkten die vorlie⸗
gende Gegend beſtreichen oder die Hauptzugänge enfiliren.
ı9
Bei Stellungen von längerer Dauer koͤnnen zur größern Künſtliche
Haltbarkeit des beſetzten Punktes auch Gräben aufgeworfen, gunsemirtel,
Verhaue angelegt, Schanzen erbaut und andere dergleichen Ver⸗
theidigungsmittel angewendet werden.
Meiftend fiehen die Neferven im Lager ‘oder Bivouaks Bereiticaft.
beifammen. Allein aub in einer Ortſchaft dürfen felbe nie
jerfreut, fondern nur in einigen Scheuern am’ Ausgange des
Dorfes gegen die feindliche Seite zu vereinigt,” verlegt werben.
Die Kavallerie aber befeht einige am rüdmwärtigen Ende des
Dorfes befindliche Scheuern oder Häufer.
Bor dem Orte oder Lager werden Allarmplatze beftimmt
md daſelbſt zwei Meine Aviſo⸗Piquete andgeftellt, um jeden
Schuß vorwärtd oder jede Allarmirung allfogleic zu melden;
ch Alarmftangen zum Anzünden audgeftecdt, um des Nachts
ie Ausrückung der Truppen oder die Ausführung früher befannt
egebener Befehle zu fignalifiren.
Die Kavallerie muß Tag und Nacht gefattelt und in der
act ein Drittheil gezäumt haben; bei der Infanterie aber hält
ets ein Drittheil bie Bereitſchaft. Ebenſo haben bei drohender
eindesgefahr die Neferven fo lange unterm Gewehr zu bleiben,
8 die Rapporte einlaufen, daß die Vorpoftenlinie richtig bezogen
id befegt fei. Iſt jedoch Beine drohende Feindesgefahr, fo rück
be nur zwei Stunden vor Tagesanbruch in's Gewehr, und
eibt in dieſer Berfaflung, bis ed Tag geworben, und die
ıpporte einlaufen, daß alles ruhig ift.
Außerdem hat die Referve einen Poften von 1 Offizier —s
d 20 Mann, oder 1 Korporal und 12 Mann zwiſchen ſich ſten en
b den Unterflügungspoften auf einem Punkte augzuſtellen, wo und den Un-
hrere Wege zufammentreffen, um die einlaufenden Meldungen, tergutunse.
fangenen, Deſerteurs oder ſonſt vorne angehaltene Menſchen
übernehmen und zur Reſerve zu begleiten.
$. 4.
Ausſtellung der Unterftüsungspofien. |
Punkte zur Beſetzung von Unterfiäkunges oder Aufnahms⸗ Ausftellungs:
en find da, wo mehrere vorwärtige Wege fid vereinigen, „Pre
Terrainvortheile die Xruppenaufftellung. und. ihre längere Aüsungen.
theibigung zwilchen ber Neferve und der Vedettenlinie begin,
n, als: Deftleed, Dörfer, Gebüfhe u. ſ. w.
2*
. 20
Bereitſchaft Auch fie fielen Kleine Aviſopoſten aus und fenben bes
derfelben. Nachts Patronilien bi au die Piquete vor und zu den neben«
ftehenden Unterftügungen ſeitwärts.
Nur ein Drittheil der Mannfchaft darf ruhen, zwei Drits
theile müflen immer bereit fein, Patrontafchen oder Kartoucden
umgehäugt, Tornifter und Gewehre bei der Hand, — die Kavallerie
Dagegen gefattelt und gezäumt haben, und nur ein Drittheil
berfelben Tann füttern und tränfen. Letzteres muß ſtets halb
gliederweife, und zwar nach dem Einrüden der nad) vollendeter
Ablöfung ausgeſendeten Patrouillen, dann vor eintretender Abends
bämmerung, und bei großer Hitze auch Mittagd vor fich gehen.
Die Pferbe bleiben dabei ganz gerüftet mit umgehängtem Haupt⸗
geſtelle. Iſt die Tränfe entfernt und eine Anhöhe in der Nähe,
fo wird ein Novifopoften auf felbe geftellt; fehlt Dagegen bie
Tränfe, fo muß das Wafler aus den nächften Ortichaften berbeis
geführt werben. Bei großer Feindesgefahr ift es übrigend am
beften, die Abtheilung, die zu füttern hat, auf eine Strede zurück⸗
| zuſchicken, während die übrige Mannfchaft zu Pferde bleibt.
Beim feinds Werden bie vordern Piquete vom Feinde angegriffen, fo
lichen Angriff. haben fie felbes der Neferve und ihren Nebenpoften zu melden,
die vorwärts detafchirten Poften aber nadı Maß der Erforderniß
unverweilt zu unterflügen. Wäre der Feind augenfceinlich übers
legen, fo beordern fie felbe zum Rückzuge, nehmen fie auf und
vertheibigen ſich wegigftend fo Lange, bis die Reſerve Zeit gewon⸗
nen hat, ſich in Bereitfchaft zu fegen.
YHufftelung der Feldwachen oder Piquets und Der
Bedetten überhaupt.
Beftimmung Die Beſtimmung der Feldwachen ift, die aͤußerſte Poftens
derſelben. linie gegen ben Feind zu beziehen und eine fortlaufende Kette
gu bilden.
Art, wie fi Der zur Ausſtellung der Piquete und Vorpoſtenkette beor⸗
bie Dffisiere derte Offizier mafchiet mit feiner Mannfchaft zuerſt auf einen
orlentiren. egen Weberfälle gefiherten Ort auf, und ſiellt um fid einige
Aoifopoften aus, welche eine feindliche Annäherung fchnell zu
entdecken und anzuzeigen haben, Hierauf begibt er füh auf
einen Punkt, von wo er bie zu befegende Strecke zu überjehen
im Stande if, orientiet fih nac guten Landkarten, bemüßt bie
Ausfage der Landbewohner, und ftellt dann feine Unteroffiziers⸗
poſten und Vedetten fo aus, wie ed ſich weiter unten erörtert
findet. Im Rückwege relognoscirt er die Verbindung ber auds
geftellten Poften und verbeflert das noch Fehlende,
Ale Feldwachen oder Piquete müffen fortwährend Patrons Bereitſchaft
taſchen und Kartouſchen umgehängt, Tornifter und Gewehre bei Tage.
neben fich, die Kavallerie gefattelt und gezäumt haben. Beim
Tage kann abwechfelnd ein Drittheil der Mannſchaft ein paar
Stunden ausruhen; ein Drittheil der Pferde füttert und traͤnkt.
Bei flarfen Nebel aber hat wenigftend die Syälfte der Bel „gran
Mannfchaft unter Gewehr zu ftehen.
Die Piquete muͤſſen die ganze Nacht wach bleiben, und Bel Racht.
efonderd von Mitternacht an ihre Aufmerkſamkeit verboppeln.
Die es dumfel wird, hängt die Mannſchaft die Tornifter um,
rgreift Die Gewehre und pflanzt die Bajonnete, indem das
jeuern, außer, wenn es zum Allarmiren dienen fol, in ber
dacht größtentheild unnütz ift und nur zu Unorbnungen Anlaß
(bt. Die Pferde der Kavallerie müflen mit eintretender Duns
Iheit gefüttert und gezäumt fein, die Hälfte der Mannſchaft
bt nach Umftänden auf und rückt fo weit vorwärts, daß, im
alle eines Angriffes der zurücgebliebene Theil Zeit hat, auf
e Pferde zu kommen.
Eine Stunde vor Tagesanbruch tritt das ganze Piquet Vor Togeb
8 Gewehr, und von der Kavallerie hat alled aufzuſitzen. Gewöhn⸗ enbruch.
h erfolgen die feindlichen Angriffe um dieſe Zeit; — es bleibt
her alle& fo lange in Bereitichaft, bis es Tag geworben ilt,
d die ausgeſchickten Patrouillen zurückkehren.
Iſt der Feind fehr nahe, fo bleibt die Mannfchaft die Bei großer
nze Nacıt unterm Gewehr. Kein Wachtfeuer darf gebuldet le
rden, und gefcicte vertraute Leute fchleichen fich über die
dbetten hinaus, und horchen, ob fie Feine Bewegungen bes
ndes wahrnehmen.
Der vor jedem Kavalleriepiquete ansgeftellte Schnarrpoften Schnarrpo
bt immer zu Fuß, und ſitzt nur bei feindlichem Allarm auf, derKavallerie.
fteht, um durch fein Geräufch gehindert zu werben, alles zu
en, von den Pferden etwas entfernt, behält die vorwaͤrtigen
Erkundigun⸗
gen einziehen.
Im Hochge⸗
birge.
Wacht des
Hauptpiquets.
2*
— [nn
Vedetten fortwährend im Auge, darf fih Niemanden auf den
Leib Fommen laflen, und muß alles, was fick ihm nähert, anrufen
und zum Stillftehen in angemeflener Entfernung anhalten.
. Der Offizier hat unermübdet zu trachten, alle Wege, Fuß⸗
fteige, Wälder, Dörfer, Gewäſſer, Moräfte und Defilees, fie
mögen vor⸗, ſeit⸗ oder rüdwärts feiner Aufftelung liegen, kennen
zu. lernen, und fichere Nachrichten über ihre Beichaffenheit und
mwechfelmeife Lage einzuziehen, wie 3. B. ob die verfchiedenen
Wege mit Gefhüg, leichtem oder ſchweren Fuhrwerk befahren
werden Fönnen; — ob über die Flüffe und Bäche Brüden führen,
wie breit, ob von Holz oder Stein, — in welchem Zuftande fie
find, — ob in den Gewäflern ſich Feine Fuhrten befinden u. f. w;
auh muß er die Namen der gegen den Feind zu liegenden
Ortſchaften, Haͤuſer, Wälder u. |. w. wiſſen, um nöthigenfalls
diefelben in feinen Rapporten anführen zu können. Die Wege
von einem Poften zum andern, fo wie auch zur Unterftüßung
müffen felbft. der Mannſchaft bekannt fein, Daher man fie, beſon⸗
ders wo mehrere Wege ſich in verfchiedenen Richtungen Freuzen,
zur Vermeidung jeder Irrung eigends bezeichnen kann.
Im Hochgebirge hat fih der Offizier auf die fogenannte
Ungangbarfeit desfelben nicht zu verlaſſen. Wildſchützen, Gemſen⸗
jäger, Hirten. fönnen hierüber oft Die beiten Ausfünfte ertheilen,
und verdienen am meiften Glauben, wenn fie und zugethan find.
Er laſſe jedoch Berfuche hierüber anftellen, überfehe Feine noch
fo geringe Schlucht, und fihere feine Flanfen durd Heine Poften,
da ſich im Hochgebirge feine ununterbrocene Kette, wie in einer
offenen Gegend, bilden läßt.
$. 6.
Ausftelung der Feldwachen oder Piquets und der
Vedetten bei Tag.
Iſt dem Dffizier nicht beftimmt anbefohlen, eine Ghauffee,
ein Dorf oder fonft einen andern Punkt zu beſetzen, fo wählt er
in der Mitte der ihm angewiejenen Strede für fein Hauptpiquet
einen folken Plag, wo ed dem feindlichen Auge entzogen ift,
feloft aber die vorwärtige Gegend überfehen werben kann; übers
dieß Terrainvortheile ed möglich machen, den Feind fo lange
233
aufzuhalten, bis die Unterſtützungen zu: Hilfe -eilen, ober der
Poſten Zeit gewinnt, feine detafchirten Unteroffizieröpnften aufzu⸗
nehmen und fich dann mit Ordnung zurückzuziehen.
. Die beften Pläte für Offizierspiquete find alfo: Der Aus⸗
gang eined Deftleed, der Rand eihed Waldes, eines Gehoͤlzes,
Brücken u. dgl. Die Kavalleriepiquete, die dergleichen Gegen⸗
Rände zu vertheidigen haben, müflen hinter benfelben in verhält,
nißmäßiger Entfernung aufgeftelt werden.
Laufen mehre Wege gegen den Feind, fo fteht das Offiziers⸗
siquet am vortheilhafteften dort, wo fich dieſe einander am
meiften nähern, während bie einzelnen Wege felbit durch Unters
offizierspoſten und Vedetten beobachtet werden.
Die Nähe eines’ Waſſers ift fo viel ald möglick bei der
Bahl eined Piquetd im Allgemeinen, befonderd aber bei jener
er Kavallerie zu berüdfictigen.
Die Ausftelung der vom Hauptpiquete detaſchitten Unters Ausſtellun
ffizierspoſten beruht auf den nämlichen Grundſätzen, wie jene ber ee i⸗
er Offizierspoſten. "Sind diefe letztern feits oder rückwaͤrts zierspoſten.
inlänglich gedeckt, ſo können ſie ihre vorwärtigen kleinern Poſten
nd Vedetten fo nahe als möglich an die feindlichen Vorpoſten
nöftellen, denn diefed gewährt den Vortheil einer größern Aufs
erffamfeit und Wachfamfeit unſerer Mannfıhaft und einer
ftändigen Beobachtung des Feindes.
Iſt einem Dffizier auch Kavallerie beigegeben, fo ift fig Verwendung
Öptentheild zu Patronillen zu verwenden, . Im offenen Terrain are.
ſetzt ſie übrigens ordnungsweiſe die Piquete und Vedetten; in
rchſchnittener Gegend aber ſtehen ihre Feldwachen nur auf
n Straſſen.
In einem koupirten Terrain, wo man die vielen Wege Beobachtung
d Fußſteige nicht beſetzen kann, ſtellt man die Unteroffizier, der Wege.
ten an jenen Punkten auf, wo mehre diefer Wege zufammens
fen. Sollte aber dieſes nicht thunlich fein, fo werden alle
e Kommunifationen verfperrt oder unzugänglich gemacht, welche
n nicht zu befeßen. im Stande ift.
In durcfchnittener Gegend, wo man nicht weit um ſich Benehmen tin
en, und aus Mangel an Mannfchaft nahe liegende Defilees —B68
t beſetzen kann, muß man durch fleißiges Patrouilliren ſich gend.
ven Uiberfälle ſichern und ein paar Mann, als verlorne Poſten,
24
vor den Bedetten verbergen, die bei Annäherung bes Feindes
Feuer geben und fi dann eiligit feitwärts auf den Haupt
poften ziehen.
Everrung der Erhält der Offizier den Befehl, oder findet er es nöthig,
u 2. eine vom Feinde kommende Chauſſee, Straffe ober einen Damm
abzugraben, oder durch Aufwürfe zu fperren, fo hat er dabei
ſtets auf die Breite eined Wagens einen Raum frei zu laflen,
diefen aber weiter rüdwärtd burch einen anbern Graben ober
Querwall zu deden. Gefchieht die Sperrung durch Erdaufwürfe,
fo werden diefe 4 bis 8 Schuh breit gemacht, je nachdem fie
beftimmt find, bloß dem Heinen Gewehrfeuer ober auch dem
Geſchütze zu widerftchen.
Ausftellung Bon den Feldwachen oder Piqueten werden auf 100 bie
der Vedetten. 200 Schritte die Vedetten ald aͤußerſte Vorpoſtenkette dergeſtalt
aufgeftellt, daß fle fich wechſelweiſe fehen und beim Zurufen hören
fönnen. Shr Zwed ift nicht, den Feind aufzuhalten, fondern
blos die Gegend zu beobachten, um von allem, was fle entdeden,
Nachricht zu geben.
Punkte Die Bedetten find daher fo aufzuftellen, daß fie alle vom
berfelben. Feinde kommenden Wege, fo wie alle Gründe, Ravind, Höhen,
Wälder ıc. leicht und hinlänglich beobachten Fünnen, damit ſich
nichts, ohme bemerkt zu werden, der Borpoftentette nähere oder
gar durchichleihen Fönne. Sie dürfen daher nie an Gegenftän-
den fichen, hinter welchen ber Feind ſich heranfchleichen Tann,
ſelbſt nicht im hochftehenden Getreide ; -— auch neben keinem Geraͤuſch
erregenden Gegenftand, als: fließendem Wafler, Mühlen ıc.
Verdeckte Anderſeits muͤſſen die Vedetten fo ausgeſtellt werden, daß
Aufſtellungen. ſie dem feindlichen Auge entzogen, ſelbſt aber bie vorwaͤrtige
Gegend zu überfehen im Stande find. Man ftellt fie daher hinter
Erhöhungen, Heinen Erdaufwürfen, in Vertiefungen, am Rande
eines Bufched, Waldes u. |. w.
Auf Höhen. Auf Höhen werden fie fo hinter den Kamm geſtellt, daß
fie alles frühzeitig genug entdecken künnen, felbft aber vom Feinde
nicht gefehen werden. ’
Auf gefährs Auf gefährliche Poften find die wachſamſten, ficherften und
‚lie Poften. vertrauteſten Lente zu ftellen.
Auf Thuͤrmen Manchmal werben vertraute unb umfichtige Leute auf
aan oden Kirchthürmen und hohen Bäumen audgeftellt, um die Gegend
weiter zu überfehen, umd bes Feindes Bewegungen frühzeitig zu
25
entbeden, doch hat im diefem Falle ſtets eine zweite Vedette am
Fuße ded Baumes oder Kirchthurmes ausgeſtellt zu werden.
Auf beſonders wichtigen Punkten, wie 3. B. auf Haupts
ftrafien, vorliegenden Anhöhen, in Päflen u. dgl. werden nad)
Beihaffenheit ded Terraind entweder von der Zufanterie ober
Kavallerie doppelte Bedetten auögeftellt. Sobald dieſe etwas
Wichtiges wahrnehmen, fo reitet oder läuft der jüngere Mann zur
Feldwache, um bie Meldung zu erftatten, während der andere
dad Wahrgenommene näher beobadıtet. In durchſchnittenem
Terrain, in Wäldern, fo wie auch bei ftarfem Nebel und in Der
Nacht hat von den doppelten Vedetten ein Dann zeitweile bis
zur naͤchſten rechts oder links fiehenden Wache zu gehen, öfters
anzuhalten, zu horchen und den zwifchenliegenden Terrain zu
durchſuchen.
Nach der Ablöfung machen die beiden Männer mit dem
Sefreiten längs ber Ghaine eine Patronille und rüden erft dann
vei ihrem Poften ein, woburd; der befchwerliche Patrouillendienſt
n etwas erleichtert wird.
Uibrigens ift ed vortheilhaft, auf Doppelvedetten ſtets einen
Doppel
Vedetten.
ungen Soldaten mit einem mehr erfahrenen zuſammenzuſtellen,
ndem dadurch die Sicherheit des Piquets befördert, und bie
unge Mannichaft in ihren Berhaltungen praktiſch belehrt wird.
Wird die Bebettenlinie an einem Fluße gezogen, fo ift ihr
weck, das diegfeitige Ufer zu deden, und das jenfeitige genau
ı beobachten. Alle diedfeitd des Hauptſtromes befindlichen Inſeln
ıd Daher von uns zu befeten, und den dahin betafchirten
iqueten werben zur Erhaltung der Kommunifationen bie nöthigen
(chiffe und Fahrzeuge beigegeben. Diefe find jedoch zu bewachen,
ıd die Sciffleute nach der Zahl der Infeln abzutheilen und
itweife abzulöfen.
Steht dad Dffizierspiquet an einem Dorfe, fo werben bie
ıteroffizierspoften an den verfchiedenen in basfelbe. führenden
egen aufgeftelt. Sn Feindesland muß ber Kommandant alles
fbieten, um fich gegen Berrath zu fichern, und befonderd bie
rfteher ded Ortes verantwortlich machen.
Läuft die Vorpoftenkette längs eined Waldrandes, fe
rden an biefem bie Unteroffisierdpoften geftellt, hinter welchen
dann in angemeflener Entfernung und auf fchidlichen Punkten
Dffigieröpiquete und Unterflügungen befinden; — die Vebetten
Vedetten
längs eines
Flußes.
Poſten an
einem Dorfe.
Laͤngs eines
Wal des. ”
26
ſtehen jebod hinter dedenden Gegenftänden auf 100 bis 200
Schritte vor dem Walde.
In einem Läuft die Vorpoftenfette aber quer durch einen Wald, fo
Walde. müſſen die Vedetten und Unteroffizierspoſten naͤher aneinander
geſtellt und durch ein fortwaͤhrendes Abpatrouilliren der zwiſchen⸗
liegende Terrain geſichert werden.
Sobald die Feldwachen und Vedetten aufgeſtellt ſind, ſendet
u heden. der Offizier des Hautpiquets unverweilt Patrouillen rechts und
Dffisierspis links ab, um zu erfahren, wo die naͤchſten Piquete unſerer
queten. Truppe ftehen, wie ftarf fie find, und ob nicht etwa in den
Zwifchenräumen eine Schlucht oder Weg unbeſetzt geblieben fei.
Patrouillen Eben fo werden auch Patrouillen gegen den Feind aus⸗
des Zinn. geſchickt, um Nachrichten von feiner Stellung, Stärke u. f. w.
einzuholen. '
Rapporte Sobald die eriten vors und feitwärts ausgefchidten Pas
hierüber. trouillen zurückkehren, erftattet ber Offizier feinem vorgefegten
Kommandanten über das in Erfahrung gebrachte, fo wie über
feine ganze Aufftelung einen fchriftlihen Rapport.
—— eu fie Fallen bei Tag oder Naht in der Nähe ded Piquets
Werdacteineh Schüffe, oder ereignet fi fonft etwas, was den Verdacht eined
Angriffes. Angriffes erregen fünnte, fo läßt der Kammandant der Feld⸗
wache feine Mannichaft unterd Gewehr treten, und fickt fogleich
eine oder mehrere Patrouillen ab, um das Nähere zu erfahren.
Geht ein Gewehr durch Zufall los, oder hat die Vedette, Durch
irgend eine Täufchung veranlaßt, einen falihen Alarm gemacht,
fo hat der Kommandant des Unteroffizierpoftend Died augenblicklich
dem Hanptpiquete anzuzeigen, um dadurch einer unnöthigen
Allarmirung ber rüdmwärtigen Poften zuvorzufommen.
Benehmen der Sobald eine Vedette das Heranrücken des Feinded bemerkt,
ee hat fie diefed augenblidlich ihrer Feldwache anzuzeigen; — rüdt
chen Angriff aber der Feind zu einem wirklichen Angriffe weiter vor, jo gibt
des Feindes. ſie unverweilt Feuer.
Bei der Kavallerie find gewiſſe Zeichen üblich, die Mel⸗
dungen ber Vedetten bei nicht erheblichen Beranlaflungen zu
erfegen; bemerkt 3. B. die Bedette etwas, was der Beurtheilung
des Unteroffiziers werth ift, ohne eben fehr beunruhigend zu fein,
fo wird das Pferd in einer großen Volte im Schritte gewendet,
welches ber Schnarrpoften dem Korporalen meldet. Rüdt eine
Teuppe von vorne heran, wird dieſe Bolte im Trapp und Kleiner
Berbindung
27
gemacht; — wird endlich dad Snerannahende entfchieden für den
Feind erfannt, fo tummeln fie ihre Pferde heftig herum und geben,
wenn der Gegner fich angreifend nähert, dann Feier.
Gleich auf die erfte Nachricht oder das erfte Schießen rüdt
ein Kavalleriepiquet vor, um feine Bedetten zu unterflügen; —
ein Infanteriepoften aber ſtellt fih in Bereitfchaft, nimmt feine
Bedetten auf und zieht fich, wenn der Feind überlegen ift, feits
wärtd, nie aber in gerader Richtung auf das Hauptpiquet zurüd.
Dad Hauptpiquet meldet indeflen den Angriff des Feindes
fowohl den Nebenpoften, ald feinem vorgefegten Kommandanten,
und trifft alle Vertheidigungsanftalten, um den Feind mit Nachs
drud zu empfangen. Bor allem aber hat fi der Kommandant
des Hauptpiquetd auf einen nahe gelegenen Ort zu begeben, von
mo er die Stärke und Richtung des feindlichen Angriffes zu beurs
theifen im Stande ift, und in der Meldung, die er dann feinem
jöheren Kommandanten überfendet, muß genau bdetaillirt fein,
vie ſtark der Feind fei, aus welchen Waffengattungen er beftehe,
n wie viel Kolonnen. und in welder Richtung, d. i. gegen
velchen Ort, Wald ꝛc. er mafıhire, endlicd auf welchem Wege
ie Hauptlolonne gehe.
Zu feiner Vertheidigung muß dad Hanptpiquet alle Terrains
yortheile benügen, alle Kunfigriffe anwenden, um ben Feind
urüczumeifen, oder doch fo lange ald möglich aufzuhalten. Bei
berfegener Macht des Feindes wird der Rückzug fechtend und
rit größter Ordnung angetreten, und zwar nach Möglichkeit des
‚erraind und der Stärke der Truppe — .in zwei oder mehren
ch wechſelweiſe unterftügenden Abtheilungen.
Die Kavallerie vermeidet im Rückzuge nad Thunlichkeit
\örfer, Wälder, Defllees u. dgl. Die Infanterie benügt jedoch
efe Gegenftände, um nöthigenfalld ben Feind burc ihre Vers
eidigung aufzuhalten.
Wird aber der Angriff des Feindes zurückgewieſen, und
r Poften der Feldwache behauptet, fo darf fie, außer es wuͤrde
r aysdrüdlich befohlen, den Feind über ihre Vedettenlinie hinaus
ht verfolgen; — doch ſchickt man demfelben eine Patronille
ıch, um zu erfahren, ob und wo er fich wieder feht, oder wohin
feinen Rüdzug genommen hat. Hiezu wird, wenn ed das
:rrain erlaubt, vorzüglich die Kavallerie verwendet.
Der
Seldwachen.
Des Haupt⸗
piquets.
Vertheidi⸗
gung und
Rückzug des
Piquets.
Bei Zurüds
weichung des
Feinded.
BVergeffener Iſt ein Poſten vergeflen worben, fo hat ber Offizier, wie
Poſten. er den Abmarfch der neben» und rüdwärtigen Truppen erfährt,
Ä augenblidlicd eine berittene Drbonnanz, oder in deren Ermang⸗
lung einen vertrauten Mann mit einer fchriftlichen Anfrage um
Berhaltungsbefehle an feinen vorgefegten Kommandanten abzus
fhiden, und dem Manne aufzutragen, diefe Meldung dem Bris
gadier oder Divifionär zu geben, wenn er font den Komman⸗
danten nicht gleich finden follte. Auch fendet er fogleich zwei
Mann um Iandeöfundige Boten ind nächte Haus oder Dorf,
läßt die Kavallerie auffigen, die Mannfchaft ind Gewehr treten,
ftelt in Klanfen und Rüden Doppel Bebetten ald Avifopoften
aus, und verdoppelt feine Aufmerkſamkeit, bis ihm feine näheren
Berhaltungsbefehle zufommen.
Annahme Bietet ihm das Terrain einige hundert Schritte vors, feits
ee ober rüdwärtd eine zur Vertheidigung vortheilhaftere Stellung
fung in diefem bar, jo darf er biefelbe beziehen, muß aber auf dem frühern
ale. Platz einen Heinen Poften oder auch nur einen verläßlihen Mann
zurüdlaffen, damit Die abgeſchickten Drdonnanzen oder fonft ankom⸗
menden Befehle ihn nicht verfehlen.
ai * auf Erhäaͤlt der Offizier auf feine Meldung feine Antwort, und
Beine Antwor, rück der Feind an, oder iſt durch deffen Nähe und Uebermacht
Sur ober die Lage des Poftens fehr gefährdet, fo muß er wohl überlegen,
Ani ob feine Aufſtellung nicht den einzigen Zugang des Feindes,
wie 5. B. einen Paß, einen Damm ꝛc. dedt, wo man fo Lange
ald möglich das Vorrüden ftreitig machen muß, — oder ob viel⸗
mehr ber Feind den vergeflenen Poften ohne große Umwege
leicht umgehen und unfere im Marſche begriffenen Truppen
angreifen kann, ohne daß ber Offizier ed gewahr werde oder
zu verhindern vermöge. In diefem Kalle wäre fein Stehenbleis
ben für die fich zurüdziehenden Truppen von feinem Bortheife.
Hiebei hat jedoch der Offizier fih vor jeder Lebereilung
zu hüten, und muß wohl überdenken, ob die fernere Behauptung
des ihm ansertrauten Poſtens nothwendig fei oder niht? —
Dem. nur die feſte Uiberzeugung, daß er ſelbſt burd die Aufs
opferung feiner Perſon und feiner Mannfchaft der eigenen Truppe
feine Bortheile verichafft, kann in einem folchen Augenblide den
Abmarſch von feinem Poften entichulbigen.
8.7.
Ansftelung der Feldwachen oder Piquete und
Vedetten bei Nacht.
- Die Ausftellung der Piquete und Bebetten bei Nacht beruht Austellung
auf den nämlichen Grundfägen, welche im vorigen $. gegeben ha —I
wurden. Doch ſind hiebei verſchiedene Vorſchriften und Dorf chts⸗ —2 — oder
maßregeln anzuwenden. BR hen
Kommt der Offizier in finfterer Nacht an den Ort, wo er Bei finfterer
feine Poftenlinie ausſetzen fol, ift ihm die Gegend völlig unbe, Rat und in
kannt und kann er ſich über diefelbe Feine genauen Nadırichten Tannten
verfhaffen, fo wählt er neben dem vom Feinde fommenden Gegend.
Wege zu feinem Aufmarfche einen ſolchen Plag, wo er gegen
liberfälle gefichert ift, und flelt um ſich mehre Kleine Bors
ihtöpoften aus. Diefe legen fich zeitweife mit dem Ohr auf die
Srde, um auf diefe Art jede Annäherung des Feindes fchneller
u entdeden; zugleich werden Schleihpatrouillen auf den gegen
ie Stellung ded Feinded führenden Wegen ausgeſchickt, und der
anze Poften bleibt bi8 zum Anbruch ded Tages unterm Gewehr.
jei folher Gelegenheit darf Fein Piquetfeuer gemacht werben,
nd es ift die größte Stille zu beobachten.
Um die Piquete oder Feldwachen weniger audzufegen, und Derftärtung
em Feinde das unbemerfte Pafliren zwiſchen den Vedetten Iufammentie
nmöglich oder doch beichwerlicher zu machen, werben diefe des bung der
achts verftärft, ja felbit verdoppelt. Hat man aber hiezu nicht Bebetten.
dannſchaft genug, fo find bei einbrechender Dämmerung bie
edetten und Außerften Feldwachen zurüdzuziehen, wenn nicht
e Befchaffenheit des Terrains oder font wichtige Gründe ſolche
der Tagesausſtellung zu belaſſen erfordern.
Hiebei iſt vorzüglich zweierlei zu bemerken:
1. Daß dieſe neue Ausſtellung der Vedetten den Zweck Hauptaugen⸗
er Beſtimmung moͤglichſt vollkommen erreiche. Demgemaͤß Mt dabei.
d Vedetten, welche bei Tage etwa hinter einem Baume u, dgl.
ige. Schritte feitwärtö eined Gegenſtandes aufgeftellt wurden,
; Nachts an die Brüden, Fuhrten, Ausgänge der Defilees,
ünde und Schluchten, auf die Straflen und Wege felbft zu
len. Man trachte überdieß, die Annäherung des Feindes
sch verfchiedene angelegte Hinderniſſe zu exichweren; — fo
80
werben bei Brüden mehrere Bohlen ausgehoben, Fuhrten ungang«
bar gemadt, Hohlwege und Deftleen durch abgehauene Bäume
oder quer vorgefchobene und fefigemachte Stangen und Breter
geiperrt; auch ftedt man auf den Wegen 40 bi 80 Schritte
vor ſich Baumzweige, deren Blätter dürre find und durch das
Rauſchen die Annäherung bed Feindes verrathen, in die Erbe.
Einziehung Verlorne Vedetten oder Piquete, welche bei Tage 3» bis
ne 600 Schritte vor der Kette auf einer Anhöhe fiehen, werben in
der Nacıt hinter die letztere zurückgezogen.
Rüuͤckziehuung WVebetten, die bei Tage auf einer Anhöhe ftanden, find Des
ber Webetten Nachts am bießfeitigen Abhange fo aufzuftellen, daß fle bie
der Anhöhen. Krone noch im. Auge behalten, indem man in der Dunfelheit
leichter entdeckt, was vom Berge herab, ald was aus der Tiefe
herauf fommt.
Unveränberte Befinden ſich aber die Anhöhen dicht vor dem Ausgange
nn eines Defilees, fo bleiben die Vedetten auc des Nacts auf
filees. denſelben ftehen, weil fie hier alled auf fie Kommende durch das
Gehör früher gewahr werden, ald wenn fie hinter die Anhöhen
zurückgezogen würden.
Bor verfted: Alle Gründe, Gebülche, fo wie alle Derter, durch welche
ten Oertern. gg der Feind ſchleichen und die man bei Tage zwar, aber nicht
in der Nacht überfehen kann, find wo möglich durch befondere
Vedetten zu beſetzen.
Schnarr⸗ Da man ſich in finſtern Nächten blos auf dad Gehör ver⸗
poſten. gaſſen muß, fo find Schnarrpoſten vor jedem größern Piquete
unumgänglich nothwendig, die daher auf jedes Geräufh Acht
zu geben haben.
Aenderung 2. Daß man bei großer Gefahr vor einem Angriffe des
—S Feindes die Art der Aufſtellung der Piquete ändert, jedoch ſo,
ſeit⸗ und ruück⸗ Daß ihre Sicherheit und ihr Zweck dadurch nicht leiden. Die
— Mannfhaft des Piquets wird daher ſeit⸗ und rückwaͤrts bed
Feuers geftellt, damit fie den Feind bei feiner Annäherung früher
anfichtig, felbft aber von ihm nicht fo Leicht gefehen werde. Uibri⸗
gend find Piquetenfeuer auf den Außerften Poften nur bei großer
Kälte oder rauher Witterung zu geſtatten. Sie müflen jedoch
ſtets in Bertiefungen oder hinter deckenden Gegenftänden anges
legt, und das hiezu nöthige Holz ſchon bei Tage herbeigefhafft
werden, damit fich in der Nacht fein Mann vom Piquet entferne.
31
Die es finfter wird, ftellt man fogleich das Piquet 3⸗ bis
400 Schritte: feits oder rüdwärts des Platzes, den es bei Tage
befeßt hatte, um dadurch jeden Uiberfall des Feindes unmöglich
zu maden, und ihm, wenn er anrüden follte, unvermuthet in
Flanken und Rücken zu fallen,
Mit Anbruch des Tages. wird aber wieder auf die vorige
Stelle zurüdmarfdirt.
Die Vedetten müffen bei Nacht die größte Stile, die Stille und
gefpanntefte Aufmerkfamkeit und Vorſicht beobachten, fich von Aufmerkfam-
Zeit zu Zeit mit dem Ohr auf die Erde legen und horchen, ob Vedetten.
ſich nichts nahe.
Auch kann man des Nachts zur größern Sicherheit Wege, Bercamme
Brüden, Dörfer, Eingänge, Defileed mit Wägen verftellen oder Zugänge,
auf font eine fchnelle Art verrammeln.
Die Kommandanten der Piquete fowohl, ald alle Vebetten Stete
müffen bie feindlichen Poften oder das feindliche Lager, wenn ——
ſie ſelbes ſehen können, ſtets genau beobachten, um auch in finſtern Poſten und
Nächten, mit Hilfe des Gehoͤrs, feindliche Bewegungen zu ent, Lager.
yecken, und jede vorgenommene Beränderung wahrzunehmen.
So werben fie 3. B. das Einrücken mehrerer Truppen in Kennzeigen,
ie feindlihe Stellung oder in das feindliche Lager aus dem ee
Biehern der Pferde, dem Einfchlagen der Pferds und Zeltpflöcke, verſtärke.
md ber vermehrten Anzahl der Feuer und aus fonft einem
ngewöhnlichen Getöfe entdeden konnen.
. So wie aber etwas vorfällt, was eine Veränderung und VBerfendun y
zewegung vermuthen läßt, oder wie die Vedetten etwas ‚hören, —eS
haben ſich auf den Befehl des Piquetenkommandanten augen⸗ bei Bewegun⸗
(icklich einige gewandte Leute vorzuſchleichen, um wo möoglich 9er desſelben.
ı8 Nähere hierüber zu erfahren.
Ebenfo müffen die Vedetten aus dem Anrufen der feinds Deohahtung
hen Scildwacen, wenn die Patrouillen bei ihnen vorbeigehen, in
h merken, ob der Feind in der Nacht mehr Poften, wie viel
ıd wo audgeftellt hat; ferner wie oft und um welde Zeit er
ine Patrouillen ſchickt und feine Wache ablöfet.
Erhalten die Borpoften beim Abmarfche der rüdwärtigen Bel Berpeim-
ruppen ben Befehl, bis Tagesanbruch fiehen gu bleiben, um lichung urſe.
durch den Feind zu täufchen und den nächtlichen Abmarfch marfces.
ferer Truppen zu verheimlichen, fo tritt: ſämmtliche Mannfchaft
3 Gewehr, die Kavallerie fipt auf, und alle Poften verboppeln
ihre Wachſamkeit; doch muß man andererfeitd alles vermeiden,
woburd ber Feind mißtrauifc, gemacht wird und unfern Abmarfch
argwöhnen Fönnte. Ä
Wermeidung Somohl der Aufbruch, ald die Marfhordnung werden der
Auffehene, Mannſchaft nicht befannt gegeben, und nur den betafchirten
- Dffigierd vom Vorpoftenfommandanten mitgetheilt, damit Ddiefe,
im Falle fie angegriffen oder abgefchnitten würden, wiſſen, nad
welcher Richtung fie ihren Rückzug zu nehmen haben.
Unterhaltung Nach dem Abmarfche der Haupttruppe find von den zurüds
Bagerfe uer. gelaſſenen Piqueten durch eigends dazu beſtimmte Landleute u. ſ. w.
die Lagerfeuer ſorgfaͤltig zu unterhalten. Um den Feind auf
den Aufbruch der Haupttruppe nicht aufmerkſam zu machen, muß,
man jedoch firenge verbieten, daß Soldatenweiber, Marketender
oder die Mannſchaft felbft ihre Hütten auzunden, umd zur Ver⸗
binderung diefes Unfuges einen Offizier oder einen verläßlichen
Unteroffizier mit einigen Dann in das Lager abihiden. Dieſes
Detafchement wird beim Abmarſch wieder an fich gezogen, oder
ihm der Ort und die Zeit befiimmt, wo und wann ed wieder
zur Truppe ftoßen fol.
Fortwaͤh⸗ Die Sicherheit der Feldwachen und Piquete beſteht nebſt
ee ve der Befolgung der beftehenden VBorfchriften des Nachts noch
Nacht und Hanptiächlich im fleißigen Patrouilliren ſowohl längs der Vedet⸗
—E — {m tenkette, als gegen den Feind. Dieſes hat beſonders in einem
nen ln foupitten Terrain Statt zu finden; vor Tagesanbruch aber, oder
wennman einen feindlichen Angriff vermuthet, müflen Die Patronilien
zur Sicherheit des Piquets in einer doppelten Anzahl ausgeſen⸗
det werden. Die Vorfchriften über die Patrouillen find in der
nachfolgenden Abtheilung genau erörtert.
68.
Ablöfung der Borpoften.
Art der Die Piquete oder Feldwachen werden von den Unterſtuͤtzun⸗
Abloſung. gem abgelöft, worauf fie an die Stelle der Reſerven zurückkehren,
von weichen wieder ein Theil fchon früher auf ben Platz ber
Unterftügungen vorgerädt fein muß. Die Art der Ablöfung
felbft ift in dem Dienftreglement enthalten.
38
mes
Beide Piquete bleiben, bis ed vollfommen Tag wirb, unb
die ausgeſchickten Patrouillen zurüdtommen, im Gewehr oder zu
Pferde, worauf die Ablöfung orbnungsmäßig und in größter
Stille vor ſich geht.
Der neue Poftenlommandant muß ſich bei der Abldfung Fragen bes
über nachfolgende Fragen unterrichten Laffen. neuen Poer⸗
1. Wo die nädften feindlichen Poften ftehen. danten bei der
2. Wie die Derter, Wälder, Berge u. ſ. w. heißen, die Uibernahme.
nan von dem Haupts ober von dem detafcirten Poften fehen kann.
3. Ob fie vom Feinde, und wie befegt find.
4. Wie oft, wie nahe und auf welchen Wegen bie feind»
ihen Patrouillen gewöhnlich fommen.
— Wie ſtark und von welchen Waffengattungen ſie ſind.
6. Wie ſtark und wie weit unſere Patrouillen. ansgeſen⸗
et werben.
7. Was für Poften noch vor, neben oder hinter den
iqueten ſtehen.
8. An wem und zu welden Stunden bie gewöhnlichen
apporte abzuſchicken find.
9. Wann und von.wo er Parole und Loſung belkommt.
10. Wohin er ſich zurückziehen muß, wenn er vom Beinde
rüdgedrängt würde,
Da ed nicht leicht ifl, dem übernehmenden Kommandanten
rch Befchreibung eine erfchöpfende Kenntuiß der Gegend zu
rfchaffen, fo wäre ed mwünfchenswerth, daß ber Uibergebende
fterem auf einem & la vue-Plane die Aufftellung der vorwärs
en Poften, den Gang der Patronillen, die Vor⸗ und Nach⸗
ile des Terraing, fo wie die Stellung bed Feindes verfiunliche,
rigens ift ed Pflicht eines jeden Pignetenfommanbanten, feiner
annſchaft, bevor felbe aufgeführt wird, die durch das Dienſt⸗
fement vorgeflbriebenen Berhaltungen im vollen Umfange ins
dächtniß zu rufen.
Sollte ein Offizier die Poften nicht zwechmäßig ausheſtellt
ven, fo iſt ihm zwar erlaubt, ſelbe zu ändern, doch muß er in
ı einzufchidenden Rapporte der richtigen Uibernahme bes Poftens
e Veränderung mit Beifegung ber Gründe, die ihn dazu
ogen, genau anführen.
Plan ı und 2.
34
8. 9.
Vorpoſten-Ausſtellung ſelbſtſtändiger Truppen:
körper von der Stärke eines kleinen Detaſchements
bis zu jener einer Linien: Divifion.
Die Beobahtungen auf Borpoften find fo mannigfaltig,
als die Lage der Umftände, die Beichaffenheit des Xerraind, die
Entfernung, Bewegung, Abfihten und der Charafter des Feins
bed; daher muß auch die nähere Anwendung der in den vorhers
gehenden 66. gegebenen allgemeinen Borfchriften, die Ausſtellung
mehrer oder weniger Poften, der ununterbrochene oder beſchraͤnkte
Gebraud der Patrouillen, die ftrengere Vorfiht der rüfwärtigen
Poften, Die Schonung ber Leute und Pferde, mit einem Worte
alles, nah Zufammenfaffung der LUmftände, der Einficht und
Fähigkeit ded fommandirenden Offiziers überlaffen bleiben.
Um jedodh eine Nichtfchnur feitzufegen, nach welcher bie
Deckung felbftftändiger Truppenförper zu gefchehen hat, find in
den Plänen 1 und 2 die Vorpoſtenausſtellungen felbitftändiger
Truppenförper, und zwar von einem fleinen Datafchement bie
iu jener einer LiniensDivifion nach einem gleichförmigen Grund»
ſatze dargefteflt. Sie find auf einem ebenen Boden und ohne
Berüdfiktigung vorfommender Terraingegenftände beredinet; —
daher die gleiche Entfernung der verfchiedenen Poften, die regel
mäßige Form und die gleichförmige Dedung längs der ganzen
Chaine. Wege, Tiefen, Höhen, Gewaͤſſer, Sümpfe, Wälvder u. dgl.
machen in ‚einem fonpixten Terrain mannigfaltige Abweichungen
nöthig; die Kette wird theifweife den ein⸗ und auefpringenden
Winkeln eined Terraingegenftandes folgen und daduch ihre regel:
mäßige Geſtalt verlieren, — auf der einen Seite die Poften und
Vedetten näher, an der andern aber weiter auseinander geftellt, —
Hauptzugänge Härter, Nebenwege ſchwaͤcher beſetzt werben muͤſſen;
allein die Ausftelung im Großen muß ſich ſtets zur gehörigen
Sicherheit der Truppe dem Plane gemäß formen.
Dbige Ausfellungen find demnach nicht mechanifch nachzu⸗
maden, fondern ald bloße Normalpläne zu betrachten. Sie
belehren den Offizier über die Zahl der zu detafchirenden Truppen —
und verfinnlichen ihm die Aufftelung der verfdiedenen Pollen,
die Ausdehnung im Verhältniß mit der Stärke der Haupttruppe,
fo wie die Verbindung aller einzelnen Abtheilungen: Bon Diefem
Geſichtspunkte betrachtet, wird es für jeben denkenden Soldaten
eine aͤußerſt lehrrriche Uibung fein, Diele blos auf einem ganz
ebenen Boden berechneten Ausftellungen ber Beſchaffenheit und.
Ungleihförmigkeit eines durchichnittenen Terraind anzupaflen und
fih dabei felbft zu prüfen, warum biefe oder jene Abweichung
nothmendig wurde.
Vielfach und in verfchiedenartigen Gegenden angeftellte
Berfuche haben: die Anwendung obiger Ausſtellungen, fo wie bie
teichtigfeit bewährt, womit ſie felbft dem fihmwierigiten Terrain
ıngepaßt werden fünnen. Doch ift der Inhalt der den Plänen
eigefeßten Anmerkungen dem Gedaͤchtniſſe genau einzuprägen, fo
vie in der Wirklichkeit auszuüben, indem er die Hauptregeln der
Eruppenvertheilung, ihrer Sicherheit und Ausdehnung, fo wie
ed Dienftganges in ſich fchließt,
Zugleich werben im Piane 1 die felbfiftändigen Aufftellungen
on einem bis vier Bataillond ohne Borpoften dargeſtellt; — jene
rößerer Truppenförper ift in der Mandpririnftruftion enthalten.
Uiber die Grundregeln der Aufſtellungen mit oder ohne Vor⸗
‚ten bemerken wir:
1. Dad Reglement fihreibt vor, daß jebed Bataillon als
(bftftändiger Körper geleitet werden foll; — es muß daher auch
; jeder Detaſchirung ganz oder theilweife geeignet fein. In
efem Falle aber muß nach dem Sinne bed Reglements ein
(cher Xruppenfürper in feiner Aufitelung ſtets eine Reſerve
d eine verhältwißmäßige Vor⸗, Seitens und Nachhut haben.
2. Zu dieſen Detafchirungen find im Sochgebirge, wie 3. B.
den Alpenländern, oder in einem fortgefeßt burchichnittenen
rain, wie Died in Stalien, Branfreih und einem Drittheil
3 europälfhen Bedens der Kal ift, ftetd ganze Abtheilungen
rzuziehen, weil hiedurch fowohl große Verwirrungen, als die
t8 verderbliche Vereingelung der Kompagnien und ihrer Chargen
:mieben werden.
3. Zu den angeführten Detafhirungen find, im Falle fie
inere Körper betreffen, ungefähr ber beitte ober vierte, bei _
‚Bern der vierte, fünfte, auch fechöte Theil der ganzen geſchloſ⸗
en Truppe zu verwenden, wie bied bie den Aufſtellungen beis
egten Anmerkungen betaillirt augeben.
4. Der Kommandant eined Heinen Detafchements fenbet
ı Zeit zu Zeit einen Mann aus, der rings um felbes geht
3 *
Dan ı.
oder reitet, und die Annäherung des Feindes frühzeitig zu erfpähen
trachtet. Der Kommandant eines Zuges oder einer halben Kom⸗
pagnie verwendet zu eben dem Zwecke kleine Patrouillen von zwei
Mann, die ſowohl vor⸗ als ſeitwaͤrts ausgehen. Bei Vorpoſten⸗
ausſtellungen größerer Truppenkoͤrper werben längs der Poſtenlinie,
fo wie über felbe hinaus, verhältnißmäßige Patrouillen gelendet,
welche letztere fo weit als möglich vorgehen, um jede Annäherung
oder Bewegung ded Feindes frühzeitig genug zu entdeden.
5, Bei allen diefen Aufftellungen if einzig nur von der In⸗
fanterie die Rede, weil diefe ſehr oft im Felde, ohne Unterflügung
anderer Waffengattungen, allein fteht. Iſt ber Snfanterie jedoch
Kavallerie oder Artillerie beigegeben, fo übernimmt bie eritere
in ganz offenem Terrain nach Maß ihrer Stärfe blos die vor-
deren, oder auch alle Vorpoften der Bors, Seitens und Nachhut,
fo wie den Patrouillendienſt; — in einem gemifchten Xerrain
aber beſetzt die Kavallerie nur jene Poften, welche auf dem Haupt
wege vors, feits und rüdwärts ſtehen, fo wie ihre Patrouillen
nur auf diefen Wegen gegen den Feind vorgehen. Im Hochge⸗
birge dagegen bleibt diefelbe mit Ausnahme fehr Feiner, bei ber
Avantgarde befindliden Detafdiemente — ald Referve hinter der
Infanterie. Es verfteht ſich übrigens von ſelbſt, daß nah Ver⸗
haͤltniß der verwendeten Kavallerie die Zahl der fonit zur Detafchis
rung bemeffenen Infanterie zu vermindern fei. Die Artillerie
bfeibt bei der Aufftellung von einem Bataillon fletd hinter Dem
erften Xreffen in der Mitte, bei zwei, drei oder wier Bataillons
aber bei den Kolonnen bes zweiten Treffend aufgeftellt, von wo
fie dann gleich beim Beginne des Gefechte auf jene Punkte
vorrüct, welche durch ihre Terrainbefchaffenheit die Wirkung des
Geſchützes begünftigen. Doc können bei Borpoftenausftelungen,
auch den Unterflügungspoiten und Referven, vorzüglich aber
jenen, welhe zur Bertheibigung befonderd geeignete Punkte
oder die Hauptzugänge des Feindes bejegt halten, einige Geſchütze
beigegeben werden.
6. Größere KRavallerielörper bilden ſtets einen Theil der
Armeerejerve; fie fomımen Daher eben fo, wie die den Tufanteries
Brigaden und Divifionen zugetheiten leichten Kavallerie Regis
menter felten in den Fall, eine felbäftändige Aufſtellung nehmen
zu müſſen; kleinere Kavallerieabtheilunßzen, als Divifiouen, Eska⸗
drouen u. dgl. haben ſich nach den für Jufanterie aufgeſtellten
87
Grundſaͤtzen, jedoch mit Berädfichtigung ihrer jedeömaligen Stärke,
fo wie der im $. 1 dieſer Abtheilung angeführten größeren Euts
fernung der verfchiedenen Poften und Bedetten zu benehmen, und
durch häufige weit ausgeſchickte Patrouillen ſich fihnell in die
Kenntniß einer feindlichen Annäherung zu fegen.
7. Bel Detafhirungen zur Referve, oder zur Vor⸗, Seitens
und Nachhut werben die einzelnen Truppenabtheilungen nach ber
Tour genommen, damit fomohl dieſer befchwerliche Dienit, ale
der Damit verbundene Verluſt in Gefechten fich gleichmäßig vers
theile. Es bleibt jedoch vortheilhaft, wenn bei Detafchirungen
im Batailfon die Kompagnien einer Divifion nicht getrennt werden,
iondern vereint bleiben, weil ganze Divifienen ſtets mehr als
jmei einzelne Kompagnien zu wirfen gewohnt find.
8. Nach .angeftrengten Märfchen oder Gefechten ift die
lufftellung der Bors, Seitens und Rachhut zur Sicherheit des
danzen am meiften unerläßlih. Um aber denjenigen Trupper,
ie in folden Källen augenblidlich zur Bildung der Vorpoften
eftimmt werden, eine Erleichterung zu verfchaffen, fo hat nadı
nigen Stunden eine Ablöfung bderfelben durch jene Truppenabs
reilung Statt zu finden, welche einftweilen geruht und, abgefocht
ıt. Diefed kann um fo leichter gefchehen, da die Zahl der vor«
ärtigen Korporalds und Gefreitenpoften bei einer Aufftellung
e mehr ald den fünften, meiftens aber mir den fechdten Theil
ner Kompagnie ausmacht.
9. So viel ald ed möglich war, find in den obigen Aufftel⸗
ngen der Vor⸗, Seitens und Nachhut ſtets ganze Körper der
mpagnien und Divifionen beifammen gelaflen worden, theilg
ı dad Kommando aller Chargen und die Handhabung des
ıeren Dienftes zu erleichtern, theild um die Herbeiſchaffung
er Bedürfniffe für die Detafchirten Abtheilungen im Lager zu
ıcentriren, dadırd Faflungen, Abkochen und Ablöfungen im
einen zu begünſtigen, und bdergeftalt die möglichite Erleichtes
ig der Truppe mit der Sicherheit des Dienited zu vereinigen.
10. Sämmtliche Aufftellungen find mit Bors, Seitens umd
chhut angegeben, weil jede Truppe in einer felbftftändigen
je, wo fie ganz „allein fteht, ringsum gedeckt fein muß. Sollte
zT ganz nahe rückwärts eine andere Truppe zur Sicherheit
es Rückens aufgeltellt fein, fo fann bloß die Vor: und Geis
hist aufgeftellt werben, weßhalb auc die Nachhut in dem Plane
Erflärung
einer
Vatrouille.
verfchiedenartig gezeichnet wurbe. In diefem Falle kaun die zur
Nachhut beſtimmte Truppe zur zeitweilen Ablöfung der Vor⸗ oder
Seitenhut, oder zur Verftärtung der einen oder andern nach
Umftänden verwendet werden.
11. Bei diefen Aufftellungen wurde zwar der fomplette Stand
‚ einer Kompagnie in Kriegdzeiten angenemmen, demungeachtet
find fie fetbft noch für einen Stand von 140 und felbft noch won
120 Mann ohne Uiberfcreitung des in Nro. 3 angegebenen
BVerhäftniffes anwendbar. Für Truppenkoͤrper jedoch, deren Stärfe
fih durch Gefechte oder andere Umflände, fo wie im Frieden
durch Verringerung bed Standes vermindert bat, wird eins für
allemal feſtgeſetzt, daß fie ftet6 die Aufftellung der nächft klei⸗
neren Abtheilungen, daher ‘eine Kompagnie jene einer halben
Kompagnie, ein Bataillon jene einer Diviſion, und fo fort ohne
weitere Anfrage zu nehmen haben.
12. Xruppenförper, die entweder feine oder nur eine geringe
Anzahl Kavallerie bei fik haben, in einer ganz offenen Gegend
zu lagern genöthige umd der Gefahr eined plötzlichen Angriffed
der überlegenen feindlichen Kavallerie ausgefegt find, lagern in
einem Quarre, decken fich aber, wie gewöhnlich durch eine Vor⸗
poftenfette, die man nad limftänden, befonderd des Nachts,
verhältnißmäßig zuräcdnimmt.
Im Falle eines Angriffs haben fic Die VBortruppen in Plumpen
und’ Maffen rechts und links der Haupttsuppe zurüdzuziehen. Allein
felbft in dem freieften Terrain befinden fich einzelne Gebüfche, Gräben
u. dal. ; diefe müffen bei einem Rückzuge befebt und möglicft benügt
werden, um die Kavallerie aufzuhalten und ihre Kraft zu brechen.
—D OR - Dr
Dritte Abtheilung.
Patronillen und Streifkommanden.
85. 1.
Bon den Patrouillen im Allgemeinen.
Patrouillen find kleine Truppso von 3 Manu bis zur
Stärfe einer halben Kompagnie, welche zu verfchiedenen Zweden,
bald in Eleinen Abtheilungen von den einzelnen Poflen ober
Piqueten der zur’ Sicherheit einer Armee aufgeſtellten Truppen,
bald auf höhern Befehl in größern Abtheilungen und auf weitere
Entfernung verfendet werden. .
Diefe Patrouillen haben folgende Befimmungen nach welchen
ſie auch benannt werden:
1. Sich von der Aufmerkſamkeit und Pflichterfullung der
eigenen Vorpoſtenkette zu überzeugen, ihre Wachſamkeit zu erhalten
und zu verhüten, daß ſich der Feind zwiſchen unſern Vorpoſten
und Piqueten durchſchleiche. Sie werden nach dieſer Beſtimmung
Viſitirpatrouillen -genannt, -und gewähren den Vortheil, durch
ihren Dienft die rüdwärtigen Truppen vollfommen gu. fichern,
befonderd da, wo es bei einer weit ausgedehnten Borpoftenfette
überhaupt an Truppen, oder doch menigftend an leichten, zu
dieſem Dienfte vorzüglich geeigneten mangelt.
2. Die nahe vor der Vorpoſtenkette gelegene Grgend zu
burchfiichen, ob fich nichts vom Feinde nähere, feine Patronillen
aufzuheben oder zu vertreiben, ſich an nicht weit vorliegende
Segenftände, als: Brüden, Häufer, kleine Bertiefungeu, Hohl⸗
vege, Hügel u. dgl. hinzufchleichen und zu fehen, ob file. vom
Feinde befegt, oder endlich, um von vortheilhaft gelegenen Punkten
inzelne vorgefchobene feindliche Poſten zu rekognosciren; — alle
un diefem Zwede verwendeten Patrouilten werden Schleichpa⸗
rouiffen genannt.
Hieher gehören auch die fiehenden Patronillen, "welche in
tiefen Öelegenheiten des Krieges von großem Nuten find. Diefe
eftehen aus Fleinen Abtheilungen Kavallerie, die auf entfernte
Junfte vorgehen, und dieſelben fo: fange beſetzt halten, bis fie
emöhnlich nach einigen Stunden von einer andern anlommenden
Jatrouille abgelöft werden.
3. Des Feinded Vorpoftenfette zu allarıniren, und Dadurch
ine Stellung zu erfennen, einzelne Vedetten und Piquete aufr
heben, und durch fie Nachrichten vom Feinde zu erhalten, deffen
Jatrouillen in angelegte Hinterhalte zu locken und abzufähgen,
nd überhaupt, um fo fehnell als möglich von den Bewegungen
es Gegners unterrichtet zu werben:
Diefe Gattung Patronillen heißen‘ Streifpatrouillen, weil
e den zu ihrem Zwecke zu durchgehenden Terrain nach allen
ichtungen durchſtreifen müſſen. Sie haben nebſtdem noch bie
eſondere Beſtimmung, entfernte einzelne Gegenftände zu durch⸗
Zweck und
Benennung
Derfelben.
Viſitir⸗
patrouillen.
Schleich⸗
patrouillen.
Streif—⸗
patrouillen.
Nekognoscir⸗
Patrouillen.
Eintheilung
der
Patreuillen.
Beſtimmung
dieſer Theile.
Staͤrke
derſelben.
40
— —
ſuchen, oder die Kommunikation mit irgend einem detaſchirten
Truppenkoͤrper zu erhalten.
4. Die gegen den Feind liegende Gegend überhaupt, oder
eine Strecke derſelben zu rekognosciren, in wie ferne fle in mili⸗
tärifcher Beziehung für und vortheilhaft oder nachtheilig, und
daher für den Feind günftig ift, — ob und wie diefer lebtere
fie befegt hat, und wie fie von und zu benügen wäre; baburd
ergibt fi für diefe Gattung Patronillen die Benennung Rekog⸗
noscirpatrouillen. Sie theilen fich in zwei Slaflen, je nachdem
fie ein vom Zeinde nicht befeßted oder beſetztes Terrain und deſſen
Aufftellung in felbem rekognosciren.
Da viele Beobachtungen für diefe vier Gattungen der
Patrouillen gleih find, fo folgen hier zuerft ihre allgemeinen
Berhaltungen. |
Jede Patrouille, Die aus mehr ald 3 Mann befteht, muß
zur eigenen &icherheit nach Berhältuiß ihrer Stärke einen oder
mehre Mann vor⸗, feits und rüdwärtd marfciren laflen. Die
Boraudgehenden werden bei Heinen Patrouillen Eklaireurs, bei
größeren aber Bortruppe genannt; die auf beiden Seiten heißen
Flanqueurs, und die hinter der Patrouille Marſchirenden Nadıs
zügler oder Nacıtruppe. Mit dem aus der Haupttruppe beftes
henden Refte der Patronille marſchirt Der Patreuillenführer.
Die vors, feits und rüdwärtsd detafchirte Mannſchaft hat
bie Beftimmung, durch ununterbrochene Aufmerffamfeit den Marſch
der Patrouille ringsum zu fichern, indem fie alle Terraingegen⸗
fände, die der Keind zu einem Verſtecke benügen könnte, auf
das Genaueſte durchſucht und von dem Befunde entweder die
Meldung erftattet oder ein verabrebeted Zeichen gibt.
Bei der Kavallerie hat der lebte Mann ber Nacktruppe
auch noch die Beltimmung, im Falle die Patrouille geiprengt
würde, die Meldung des Geſchehenen zurüdzubringen; daher
diefer auch am beiten beritten fein muß. Uibrigens follen fo viel
ale möglich ſich bei jeder Kavalleriepatrouille ſtets ein oder
mehrere mit Stuten bewaffnete Leute befinden, die insbeſondere
sur Vorhut verwendet werden koͤnnen.
Im Allgemeinen kann man annehmen, bad jede Patrouille
zu ihrer Sicherheit die Hälfte ihrer Mannfchaft um fih detas
jchirt, fo daß ein DViertheil ihrer ganzen Stärke zur Vortruppe
und eben fo viel zur Seitens und Nachtruppe verwendet wird.
4
Dieſes ift jedoch nur ein allgemeiner Maßſtab, welder
nad den obwaltenden Umftänden und der Beichaffenheit des
Zerraind verichiedenen Veränderungen unterliegt.
Auch die Entfernung der detafchirten Theile von der Haupts
truppe richtet ſich theild nach dem Terrain, theild nach ihrem
Zwede. In ebenen und offenen Gegenden, wo man größten,
theild die Kavallerie zum Patrouilliren verwendet, können fie fich
auf 1000 Schritte von der Hauptteuppe entfernen; bei Infans
teriepatronillen ſchließen fich die Eklaireurs und Flanqueurs ſelbſt
in Gegenden, wo man eine freie Ausſicht genießt, näher an.
3m durchichnittenen, bergickten und bebedten Boden müflen fie
jingegen fo ‚marfchiren, daß fie fih, wenn gleich nicht immer
eben, dennoch mittelft eined verabredeten Zeichens, wie z. B.
ines Pfiffed, Schlages auf den Säbel oder Kartouſch, auf einen
zaum u. ſ. w., gegenfeitig nahe willen und ſich verfichen, Nie
ürfen die Seitentruppen von der Haupttruppe durch ein bedeus
mdes Hinderniß getrennt gehen, denn fie würden dadurch Gefahr
unufen, von einem plößfich erfceinenden ſtaͤrkern Feinde abges
hnitten und gefangen zu werden.
Die gewöhnliche Entfernung der Bors und Seitentruppen
ın der Haupttruppe kann in einem nicht fehr durchfchnittenen
oden für die Snfanterie auf 200 bi 250 Schritte ange,
»mmien werben.
Die Seitentruppen entfernen ſich ſelbſt, wenn ſie weiter
twärts liegende Gegenſtaͤnde zu durchſuchen haben, nie über
00 Schritte von der Straße, und bleiben, fo viel es möglich
‚ ftetö in gleicher Höhe mit der Bortruppe.
Greift der Feind an, fo haben ſich alle detaſchirten Theile
twärts des Hauptweges zurüdzuziehen, um baburch der Haupts
ıppe Zeit und Raum zu geben, gegen den Feind vorzurücken,
d feinen Angriff zurüdzumeilen. Größere Geitentruppen beta,
ren, um fih auf mehre Schußweiten zu fihern, noch einige
ann fowohl vors als feitwärte,
In mehr foupirten Terrain müflen den Infanteriepatrouillen
ige Kavalleriſten beigegeben werden, welche zwiſchen den
itentruppen die Kommunikation zu erhalten haben, und bie
pporte geihwinder an die Haupttruppe bringen koͤnnen.
In Fällen, wo es ſich handelt, fchnell an einen Drt zu
angen, z. B. um weiter vorliegende Punkte zu rekognosciren, ober
4%
eine vorgeſchlichene Patronille aufzuheben, iſt es unumgaͤnglich
nöthig, daß die Patrouille naͤher beiſammen bleide, und auf
feindliche Lift gefaßt, ihren Zweck mit größter Vorſicht zu errei⸗
chen ſuche.
Bafengat Die Staͤrke einer Patrouille wird durch ihren Zweck und
Stärke der die Größe der zu hinterlegenden Strecke, ihre Waffengattung
Patrouillen. aber durch die Beihaffenheit des Terrains beftimmt. Je wid
tiger der Zweck ihrer Sendung, je entfernter ‚ber zu erreichende
Punkt ift, deſto ſtaͤrker muß die Patrouifle fein; da fie fonft
Burch jede noch fo ſchwache feindliche Truppe "aufgehalten wird,
und oft ihre Beftimmung gar nicht zu erreichen vermag. Uibri⸗
gend werden die Patrouillen bei Tage gewöhnlich ftärfer gemacht,
als bei der Nacht; auch ift bei Beltimmung ihrer Stärke auf
Brücken und andere Deftleed, bei welchen die Patrouillen -zur
Vorſicht zeitweife eihige Leute zurücklaſſen müſſen, Bedacht zu
nehmen. In Rüdfiht der Waffengattungen wird in offenen,
eine weite Ausſicht gewährenden Ebenen und im fanften Hügel
Iande nur Kavallerie, im gemifdhten und abwechſelnden Terrain
aber die Infanterie und Kavallerie verwendet, während man in
einem fteilen unb waldigen Boden nur mit Infanterie pa⸗
trouilliren kann.
Zu Patrouillen auf größere Entfernung eignet ſich Kaval⸗
lerie im Allgemeinen mehr, als die Infanterie, weil in folden
Fällen das Refultat einer Infanteriepatrouille zu fpät zur Kenntniß
ded Kommandanten fümmt, und der Augenblid dann oft fehon
vorüber fein wird, in welchem man einen Nuten von der erhal
tenen Nachricht hätte ziehen können; auch iſt die Kavallerie in
weiterer Entfernung felbfiftändiger und fchneller im Stand, ſich
zuräczuziehen oder dDurchzufchlagen. Kührt der Weg der Patronille
durch Deftlees, fo iſt es Außerfi vortheilhaft, diefe mit Infanterie
zu befeben, während bie Kavallerie ihrer fernern Beſtimmung
nacheilet.
Wahl und Die Wichtigkeit der Patrouille, die Mamnigfaltigkeit ihrer
N Belttmmung, die größere Schwierigkeit derfelben nachzukommen,
Ienführers. die Zeit und Entfernung, auf welche die Patrouille verfchidt
wird, entfcheidet, vb der Führer derfelben ein Obers oder Unters
offigier.fein fol. — Berläßlichkeit, ruhige Uiberlegung, Liſt, Ger
mandtheit und Kühnheit führen beider gehörigen Erkenntniß
bed zu erreihenden Zwedes ganz fiher au das Ziel. Diele
48
Gigenichaften beftimmen daher auch die Wahl des die Patrouille
führenden Individuums.
Der Patrouillenfuͤhrer erhält: von feinem Kommandanten Inftnttion
über ben Zweck feiner Sendung’ bie genauefte Inftruftion, und detſelden und
er
unterfucht vor dem Abmarfche den Zuftand ber Waffen und die Mannfcaft.
Munition feiner Mannſchaft, beftehlt derſelben während des
Marfched die größte Stille zu beobachten, die Waffen fo zu
tragen, daß fie Fein Geräufch verurfachen, weder Feuer zu ſchlagen,
noch Tabak zu rauchen, und beſonders in der Nacht oder in der
Naͤhe des Feindes iſt auf die genaueſte Befolgung dieſer Maß⸗
regeln mit groͤßter Strenge zu ſehen.
Der Patrouillenführer wird vorzuͤglich bei groͤßerer Ent⸗ Ditentirung
fernung die Patronille zwedmäßig Teiten, wenn er Gelegenheit
des Patrouils
fenführers
yat, fih aus irgend einer Specialfarte dad Skelet der zu paffi⸗ burd Boten
enden Gegend herauszunehmen. Vefigt der Patroniienführer und Farten
ſiezu nicht die nöthige Fähigkeit oder ermangelt eine Karte, fo
nüffen Boten und Xandleute über alled, was man von ihnen
sifen wi, klug und umfichtig gefragt werden, wobei man mit
enfelben, befonders in eigenen Staaten, nad Möglichkeit in
rer Mundart zu fprehen und auf die dem Lande eigenen
lusdrücke Acht zu geben hat.
In Feindesland. aber ift auf die Stimmung ber Bewohner
tücficht zu nehmen und fich bei Stellung, ber Fragen vor ber
nthüllung unferd Vorhabens zu hüten. Will man fih um irgend
nen Ort oder Weg erkundigen, fo muß dies nicht geradezu
efhehen, fonbern man fragt mit fcheinharer Gleichgiltigkeit um
e Namen mehrerer umliegenden Ortichaften, ihrer Entfernung,
er hinführenden Wege, und trachte auf.biefe Art das Nöthige
: erfahren. Auch fehlägt man, wenn man fih bei Dörfern,
äufern u. dgl. aufhalten Müßte, dann nicht gleich den wahren
jeg ein, fondern gehe zur Taͤuſchung der uns beobachtenden
indleute anfaͤnglich auf einem andern Wege hart, and ziehe
h erft jpäter auf erfteren.
Beihabende Boten werben ber befondern PR eines
rläßlichen Mannes ber Patronifle anvertraut, und ihnen im
ille eined Verrathes mit Dem Tode gebroht. Iſt man gend»
gt, während des Marfches in Dörfern u. dgl. nene zu nehmen,
bürfen bie frühern erſt dann. entlaflen und frei gegeben werben,
41
‚wenn fie und nicht mehr ſchaden können, denn jeder entlaffene
Bote ift in Feindesland ein halber Spion.
ee . : Die Patrouillen dürfen nicht täglich um dieſelbe Stunde,
Beitund des auf dieſelbe Weiſe oder auf den nämlichen Wegen ausgeſendet
Weges bei werben, da man fonft dem. Feinde Gelegenheit gibt, den Ganz
Ausiendung derſelben zu erſpaͤhen, fie durch ein Verſteck aufzuheben, oder an
Patrouillen. einen für ihn vortheilhaften Ort anzugreifen. Dieſes zu verhin
bern, iſt ed nöthig, Daß der Patrouillenführer nie gerade feinen
Maric verfolge, fondern fehlängelnd fein Ziel gu erreichen ſuche,
wobei er zugleich die Gegend ganz durditreift, und fich über
jeugt, daß nichts vom Feinde verfindig fei.
Deimmung Nah Thunlichkeit muß dem Führer der Patronille die
Zurüdkunft. Stunde der Rüdkunft beftimmt werden, um gewiß zu fein, daß
die Patrouille entiprechend gemacht wurde, weßhalb unvorherge⸗
ſehene Hinderniffe, die ein. verfpätetes Eintreffen nach fic ziehen,
unverweilt zurüdgemeldet werben müflen.
Iſt Die zur Rückkunft der Patrouille feitgefeßte Zeit vorüber,
laufen non derfelben feine Meldungen ein, und muthmaßt nat,
daß fie in Feindeshände gerathen fei, fo muß eine zweite Pa
trouille nachgeſchickt werden.
Verabredete Für befondere Fälle, ald Halten und Weitergehen, Erbliden
Zeigen. des Feindes u. dgl., müffen eigene Zeichen verabredet, und der
Mannihaft bekannt gegeben merden, damit der Patreuillens
führer, vorzüglid in der Nacht ohne Lärm und Schreien feine
Patrouille zu leiten im Stande fei. — Bors, Seitens und Nach⸗
truppe marfciren ſtets mit gepflanztem Bajonete.
Verhalten Jede Patrouille muß zu ihrer eigenen Sicherheit, wie
— es bereits erwähnt wurde, mit verhaͤltnißmaͤßiger Vor⸗, Seiten⸗ und
Nachtruppe marſchiren; fo gehen z. B. im durchſchnittenen
Terrain, wenn die Patrouille 10 bis 16 Mann ſtark iſt, zwei
muthvolle geſchickte Lente, einer auf 10 bis 15 Schritte vor
und ſeitwaͤrts bes andern, ald Eflaireurd voraus, und fehen
fi, von Zeit zu Zeit um, damit fie nicht zu weit vorlommen.
In einer Entfernung von 60 bid 100 Saritte folgt def
Unteroffizier oder Patreniltenführer mit der Haupttruppe, welder
wieder zwei Mann als Nachzügler hinter fih hat. In eine!
Diſtanz von 100 bi6 200 Schritten nad Befchaffenheit des Bodend
marſchiren 2 Dann rechts, 2 Mann Iinföder Straffe als Flanqueurd,
einer ebenfalls auf 10 bis 20 Schritte vor⸗ und feitwärte des auderl.
45
. Die Bors, Seitens und Nachteuppen, fo wie überhaupt bie -
ganze Patrouille muß mit der größten Aufmerkſamkeit marfciren,
alle Gegenftände, hinter welchen der Feind verſteckt fein Fünnte,
wie 3. 3. Gebüfche, Gräben, Zäune, große dichte Bäume u: dgl,
genau durchſuchen und Acht geben, ob Riemand auf ber Erde
liege. — Die Seitenwege und Duerdefileed verbienen befonders
in Wäldern und koupirten Gegenden eine vorziiglihe Anfmerks
famfeit, und find daher achtſam zu vifltiren. Kein Geräufch, fei
es nahe oder ferne, darf für zu unbedeutend gehalten werben,
ondern man muß ſtets die Urfache beöfeiben zu erforfchen trachten,
Auf lehmichtem und naffen Boden, oder im Schnee, wo
nan einen kurz vorher gefchehenen Marſch aus den Zußtritten
rennt, folge man ihrer Spur mit größter Vorſicht.
Fr man gezwungen, auf demfelben Wege zurädzugehen,
’» müffen bei Wegfceidungen oder Deftleed jeder Art nadı Thuns
hfeit immer einige Mann zurücdbleiben.
Bei der Nacht müffen alle Vorſichtsmaßregeln verdoppelt, Größere
nd die detafdirten Seitentruppen näher an die Haupttruppe Soriidt ar
ezogen werden; auch hat man auf das Bellen der Hunde, Aufs
hen oder Berlöfchen eines Feuers oder Lichtes und auf alle
ıdere Nebenumftände und Ereigniffe wohl Acht zu geben; die
flaireurd und Flanqueurd legen fich zeitweife mit dem Ohre auf
e Erde, um auf diefe Art einen ſich herannahenden Feind oder
8 Fahren von Wägen u. f. w. mittelft des Gehörd deutlicher: .
unterfiheiden, weßhalb die größte Stille erforderlich ift. '
In fehr Toupirtem Terrain und zur Nachtzeit müffen zwifchen
r Haupt⸗ und den Sicherheitötruppen der Patronille noch eins
ne Lente marfciren, welche die Verbindung erhalten und den
zwifchen liegenden Terrain durchſuchen.
Die Disciplinarverhaltungen bei Begegnung eigener oder Discipfinar-
udlicer Watrouillen, fo wie beim Ankommen an die Borpoften verhaltungen.
d Piquete werten hier übergangen, weil fie im Dienſtregle-
nt genau enthalten find.
Der die Patrouille führende Offizier oder Unteroffizier muß
-züglich geeiguet fein, bei feiner Mannſchaft ſtreuge Suborbis
ton und Ordnung zu erhalten; benn nur dadurch wird es ihn
ingen,..vom Feinde nicht. entdeckt zu werben und den Zweck
ıer Sendung vollfonsmen zu erreichen.
——
Meldungen.
Stärke
Derfelben.
Ihr Dienft.
3
46
3a wichtigen Patrouillen ſoll man fletd die verläßfichiten
und ſchlaueſten, zu Biftsiir« und andern kleinen Patreuillen aber
die minder vertrauten ober weniger gefchidten Leute wählen,
damit bie. Befchwerlichkeit des Dienfted gleich vertheilt, erſtere
akfo. nicht, aumütenweife.zu fehr ermattet, letztere aber durch Llibung
allmaͤlig auch zu wichtigern Sendungen vorbereitet werden.
. Me Meldungen, die. eine Patronille während ihrer Aus⸗
fendung zuruͤckſendet, find deutlich und wit Angabe ded Ortes
und der Zeit, wo und wann fie gefchrieben wurden, zu verfaflen,
damit der Kommandant, an dem fie gerichtet find, Daraus erſehen
loune, wohin und zu welcher Zeit bie nächften Befehle der Patrouille
zugeſendet werden müflen.
Bei allen Umfänden, die in ber Meldung angezeigt werben,
ift die Gemißheit ober der Grad der Wahrfceinlichkeit zu bezeichs
nen, und daher anzufeßen, ob man fich von etwas felbft überzeugt
oder ob man durch Landleute, Reiſende u. dgl. die angeführten
Nachrichten erfahren habe. |
- Bur Miberbringung der Meldungen find verläßliche, der
Gegend Fundige, und wo möglid jedesmal zwei Leute zu beftim-
men, und diefen der Weg, auf dem fie zurückkommen follen, fo
wie der Ort, wo fie die Patrouille wieder finden, anzugeben.’
6. 2.
Bifitirpatrouillen.
Diefe beftehen ihrer vorausgegangenen Beftimmung gemäß
aus einem Patrouillenführer oder Gefreiten und 2 Mann, oder
aus einem Korporalen oder linterjäger und 2 bie 3 Mann.
Sie werden ſowohl von den Neferven gegen bie Unter-
ftügungen, als von diefen gegen bie Piquete und Feldwachen,
von legtern aber längs der Vedettenkette, fo wie auch von einem
Piquete zum andern ausgeſchickt, und dienen dazu, die Wach⸗
ſamkeit der verfdhiedenen Poften zu erhalten, ſich zu übers
zeugen, ob alle Vedetten auf ihren angewiefenen Pläßen .ftehen, —
bie Verbindung zu fihern und jedes Ereigniß oder was fi, fei
ed nahe oder ferne, erbliden laͤßt, zu entbeden und mit unnn⸗
terbrochener Yufmerkfamsteit zu beobachten.
Nebitdem Haben fie noch die Beitimmung, den Xerrain
zwiſchen den Piqueten und Bebetten zu durchſuchen unb zu ver⸗
47
hindern, daß ſich nichts Feindliches ober Verdaͤchtiges durchſchlei⸗
hen koönne. Alle verdaͤchtigen Perſonen muͤſſen augenblidlich
angehalten und zum nächiten Piquete gebracht werden. Der
Feind bedient ſich aller erdenklichen Mittel, um und zu täufchen
und unfere Wachſamkeit zu bintergeben; wir mäflen alfo gegens
feitig alle num: mögliche Vorficht anwenden, um jede Lift zu ver
eiteln; daher gegen alles, was von feindlicher Seite koͤmmt,
mißtrauifch fein, und ſich weder durch Sprade noch Kleidung
täufchen laſſen. Landleute, Kinder, Frauen, Greife und andere
Derfonen, die man nicht fennt, find, wenn fie vom Feinde her
ih unferer Borpoftenfette nähern, ald verdächtig zu betrachten,
yenn nur durch die größte Vorſicht kann unfere Sicherheit erzielt
verden.
Begegnen fich die Patrouillen, fo geichieht die wechſelweiſe
Ibfertigung nadı den Borfchriften ded Dienftreglementd; doch ift
ich biebei, befonderd in finftern Nächten, felbit wenn Lofung und
seldgefchrei richtig abgegeben wurde, mit der größten Vorſicht
u benehmen.
Die allgemeinen Beobachtungen während des Marſches
nd bereits im vorhergehenden $. angeführt worden.
Nimmt die Patronille ein Geräufh, wenn ed auch noch fo
nbedeutend ift, gemahr, fo darf fie ed nit mit Gleichgiltigkeit
bergehen, fondern muß vielmehr alled aufbieten, um die wahre
rſache desſelben zu entdeden. Die Patrouille bleibt daher
ugenblicklich fill fiehen, ein Mann geht vorfihtig und mit
fpanntem Hahn gegen ben Drt oder die Seite, wo fih das
Jeräufch hören Ließ, während ein anderer dem Borausgehenden
ngfam folgt und ihn fortwährend beobachtet,
Alle nahe liegenden Terraingegenftände, welche dem Feinde
; einem ®Verftede dienen könnten, müflen forgfältig durchſucht
erden; entdedt man demungeachtet nichts Verdächtiges, fo wird
ı8 verabredete Zeichen gegeben, und die Patrouille fegt ihren
jeg fort.
Stößt man aber an den Feind, fo gibt der vorausgegan⸗
ne Mann unverweilt euer, und läuft zur Seite zur Patrouille
rück. Sf nun der Feind nicht flärker, ald die Patrouille, fo
eift man ihn mit bem Bajonete an, und ſucht Gefangene zu
schen, ohne jedoch denſelben weiter zu verfolgen, weil man
aft. Leicht in einen Hinterhalt gerathen koͤnnte. — Iſt der Feind
Dauptbeob-
achtung bei
felben.
Bei Verneh⸗
men eines
Geraͤuſches.
Bei Ent:
deckung des
Feindes.
48
aber ftärfer, fo zieht fih die Patrouille auf das nächte Piquet
mit einem Umwege, aber nicht laufend, - fondern in möglichfter
Drdnung zurüd.
Bei entſtehen⸗ Entfteht in der Nähe des Piguetd ein Lärm ober eine
a en Erceffe, fo hat der augenblicklich abgefhidt werdende Patrouillen⸗
führer fih nach der erhaltenen Inſtruktion zu benehmen, und die
betreffenden Perfonen entweder auseinander zu treiben oder
gu arretiren.
Bei Defers Entdeckt der Patronilienführer, daß eine Vedette defertirt
er tft, fo muß er diefes fogleich zurückmelden laſſen, damit Loſung
und Keldgefchrei geändert werden, bleibt aber mit ber Patrouille
auf dem verlaffenen Platze fo lange ſtehen, bis eine neue Vedette
aufgeführt worden.
$. 3.
Schleich: und ſtehende Patrouillen.
Dienft der Um die vor der Bedettenfette gelegene Gegend im Allges
vorreutiien meinen oder einzelne Gegenftände derfelben zu unterfuchen, ferner,
“um feindlide Patrouillen, die fih unferer Vorpoftenfette nähern,
zu entdecken oder abzufangen, werden Scleichpatrouillen entfendet,
deren Stärfe und Zufammenfegung theild von ihrem Zwecke,
theils von der Beichaffenheit ter Terraind abhängt.
Stärke und Sind diefe Patronillen beftimmt, den Terrain vor unferer
en Kette zu durchſuchen, fo beträgt ihre Stärke gewöhnlih A bis 6
Mann, und werden bei wichtigen Aufträgen oder größern Ents
fernungen oft von einem Dffigier geführt; Schleichpatrouillen
aber, die man zur Gefangennehmung fhmächerer feindlicher Abthei⸗
lungen audfendet, werden hiezu 6 bid 12 Mann ftarf gemacht.
Leute, die den Huften haben, dürfen nicht zu Schleichpatroniflen
verwendet werden; auch find bei der Kavallerie dazu feine wies
hernden Pferde zu wählen.
Stehende Dieſes bezieht ſich auch auf die ſtehenden Patrouillen der
Patzopillen Kavallerie, deren Zweck bereits im S. 1 erklärt wurde. Sie
Kavallerie. gehören in die Gattung der Schleichpatrouillen, und ſind in vielen
Gelegenheiten des Krieges von dem entſchiedendſten Nutzen. Iſt
z. B. auf eine größere Entfernung vor ber Vedettenkette ein
Aufammentreffen mehrerer Straffen oder fonft ein ſchicklicher
Drt, von welhem man jede Bewegung ober Annäherung des
49
Feindes fchnell entdecken kann, und wäre ed nicht möglich diefen
Punkt in unfere Ehaine zu ziehen, fo ſchickt man eine Heine
Kavallerieabtheilung vor, die denfelben fo lange befegt häft, bis
fie durch eine andere zu eben diefem Zwede ankommende Patronille
abgelöfet wird, welches gewöhnlich nac einigen Stunden gefdieht.
Man wählt zu diefen Gattungen Patrouillen blod Kavallerie,
veil diefe Waffe in einem ihr entfprechenden Terrain fich fchneller
urüdziehen fann, wenn der Feind mit größerer Streitfraft anrüdt,
md die Meldungen fchneller an den Kommandanten gelangen.
Die Schleichpatrouillen müffen den Ort ihrer Beltimmung Marf der
hell und unentdeckt zu erreichen tracıten, und daher allen Wäls saufen.
ern, Wohndrtern und fonftigen Deftleed, wo fie in einen Hinter⸗
alt gerathen oder entdeckt werden können, nach Möglichkeit aus⸗
eichen. Wäre jedoch die Patrouille gezwungen, einen folden
rt zu paſſiren, fo darf dieſes nur mit größter Vorficht, d. h.
ır nach voraudgegangener genauer Unterfuchung gefchehen,
ährend welcher fich die Haupttruppe der Patrouille feitwärts
rſteckt hält, Die Vor⸗ und Seitentruppen gehen hiebei ſehr
rfichtig und nur fiufenweife und in großer Entfernung von
ander vor, um nicht abgefchnitten zu werden; die Patrouille
(gt der Bortruppe erft dann theilmeife nach, wenn diefe bereits
nfeitd des Deftleed angekommen ift.
Sn der Ebene bleiben die Seitentruppen nahe an ber Marſch in der
rupttruppe, und werden nur zeitweife zur Unterfuchung verſchie⸗ Ebene.
ıer Terraingegenftände verſchickt; im lichten Gehölze gehen fie
ı ande desfelben, jedoch fo, daß fie die freie Ausficht der
liegenden Gegend haben, ohne felbft gefehen zu werben.
Wenn ale Wege verfchneit und man nur auf Straffen Bei ftarfem
ven, fo auch im Hochgebirge, wo man nur auf Felfenfteigen fort ae an
amen Tann, wird bei ſchwachen Patrouillen die ganze Manns birge.
ıft, bei ftärfern aber blos die Bortruppe zu 2 und 2 Mann
jetheilt, die in einer Entfernung von 150 bis 200 Schritten
einander folgen, damit der Feind, wenn auc die vorberften
inner, doc nicht die ganze Patronille entdeckt ober. abſchneidet.
Wird man in der Ferne eine feindlihe Patrouille: gewahr, Bei Entde:
uns nod, nicht bemerkt hat, fo verberge man fich hinter einem Geinhlihen
flichen KXerraingegenftande, Lafle den Feind unangefochten Patrouide.-
iberzichen, und fete danı feinen Marfc weiter fort; — auch
es klug, bei jolchen Gelegenheiten gar nicht geladen zu haben.
4
50
Iſt jeboch zu vermuthen, daß die Patronille vom Feinde bereits
bemerkt wurbe, fo trachtet diefe ſich ſchnell wieder feinem Blicke
zu entziehen, und durch Gräben, Gebüſche oder andere Terrain:
deckungen begünftigt, einen feitwärts liegenden Terrainverſteck
zu erreichen, wo fie ftil hält, und eine Zeit lang auf ihrer Hut
bleibt; — dann aber unter verboppelter Vorſicht der Seiten»
truppen den Marich fortfegt, um ihrem Auftrage nachzukommen.
Stößt man aber unvermuthet auf eine feindliche eben fo
ſchwache Patrouille, die und den Weg verfperrt, ober in den
Rüden gekommen ift (was fih zwar felten ereignen fol), und
gibt es Kein Mittel mehr, ohne Alarm durchzukommen, dann
muß fih die Schleichpatrouille mit dem Bajonete oder Säbel
den Weg durch den Feind bahnen. Iſt jedoch ber Feind zu
mächtig, fo bleibt es in jedem Kalle befier, beſonders im durch⸗
fhnittenen Terrain, plötzlich auseinander zu laufen, dadurch den
Feind in der Art feiner Verfolgung irre und unfchlüflig zu machen,
und fo Zeit zu gewinnen, wenigftend mit einigen Männern, Die
hievon Meldung geben können, zu entkommen.
Sat die Patrouille den Ort ihrer Beſtimmung erreicht, fo
trachte der fie Führende mit Vorficht und Schlauheit, den Zweck
chenden Ges feiner Sendung zu erfüllen, und dasjenige zu erfahren ober zu
entdeden, wozu er beauftragt wurde. Befinden ficd in der Nähe
hohe Gebäude oder Bäume, Kirhthürme und Anhöhen, von wo
man die vorliegende Gegend und die Annäherung ded Feindes
fchnell zu entdecken im Stande ift, fo muß man dieſe durch einen
geſchickten Mann erfteigen laflen, der dann dem Patrouillenführer
alled, was er wahrnimmt, durch verabredete Zeichen anzeigt.
Waͤre jedoch kein folder Punkt vorhanden, fo fchleicht Die
Patronille fo nahe als möglid, gegen den zu unterfuchenden
Gegenitand, beobachtet die größte Vorſicht und Stille, und bfeibt
hierauf an einem feitwärts liegenden ſchicklichen Drt verborgen,
während ihr Führer mit 2 oder 3 Mann weiter vorgeht, bie es
ihm gelingt, einen Ansficht gewährenden Punkt zu erreichen, ben
Feind zu beobadıten, oder fonft nad Umftänben feinen Auftrag
zu vollziehen.
Iſt dieſes gefhehen und der Zweck der Patrouille erreicht,
fo tritt fie mit Beobachtung der nämlichen Borficht, jedoch ftet6
in einer andern Richtung ihren Ruͤckweg an.
51
Gelangt fie an einen fihern Ort, und ift die Entfernung
bis zu ihrem Poften noch groß, fo läßt der Patrouillenführer
feine Mannſchaft ausruhen, fchreibt indeffen feine Meldung, und
fendet diefe durch einen oder zwei verläßlihe Männer zurüd.
In Feindedland oder bei Nacht verdoppeln fich die Schwier In Feindes⸗
rigfeiten der Ausführung, daher ift auch verfchärfte Vorficht und
Klugheit nöthig, um nicht entdedt zu werben. Geprüfte, vers
trante Boten und übereinftimmende Audfagen der Landleute find
die beften Mittel, die Abfichten der Patrouillen zu erzielen.
Dffenfive Schleichpatrouillen Fönnte man diejenigen nennen,
velhe über die Vorpoftenfette hinausgefchictt werben, um feinds
iche, fich nähernde Patrouillen zu entdeden, zu fangen oder zu
vertreiben. Sie beitehen aus 6 bid 12 Mann, und werben nur
n einer foupirten Gegend oder bei Nacht und Nebel angewendet,
o fie im Stande find, begünftigt durch die Dunkelheit oder
en durchfchnittenen Terrain, unentdeckt vorzufchleichen und fi
t einen Verſteck zu legen:
Hier Tauern fie mit größter Beobachtung der Stille auf
n Feind, laflen ihn unangefochten vorüberziehen und fich ber
orpoftenfette nähern, worauf fle ihm von weiten folgen, und
ınn plöglih in den Rüden fallen.
Die Seitentruppen werden bei folchen Gelegenheiten näher
ı Die Haupttruppe der Patronille gehalten, um fich nicht durch
große Ausdehnung zu früh zu verrathen. Sieht ein Eflaireur
er Flanqueur den Feind, fo verſteckt er fich, der andere aber
t,zurüd und erflattet die Meldung, oder gibt dad verabredete
ichen. Hat der Feind die Patrouille bereits bemerkt und geht
auf fie los, fo feuern die nächlten Leute auf ihn ab, worauf
‚ alles bei der Haupttruppe verfammelt, um einen ſchwaͤchern
ind mit vereinter Kraft anzugreifen, oder im entgegengefesten
lle fid, auf die Vorpoſtenkette zurückzuziehen.
Sollten bei wad immer für einer Gelegenheit einige Leute
erer Patrouille gefangen werden, fo müflen fie nach ber ihnen
nn früher ertheilten Belehrung übereinftimmend tracdıten, den
nd durch falfche Ausfagen zu täufchen, und trifft den Patrouils
führer felbft das Los, fo hat er alle bei fi habenden Ders
tunngöbefehle und Rapporte zu vernichten.
4
and und bei
Nacht.
Offenſive
Schleich⸗
patrouillen.
Ihre
Beſtimmung.
Stärke
Derfelben.
Beobachtun⸗
gen vor dem
Abgehen.
Vorſichten
während des
Marſches.
—
$. 4.
Streifpatrouillen.
Die Streifpatrouillen haben verfchiedene Beftimmungen,
und zwar:
1. Den ganzen zwiſchen und und den feindlichen Vorpoften
liegenden Xerrain zu durchſtreifen.
2. Des Feinded Vorpoften durch plögliches Ericheinen zu
allarmiren, oder
3. mit einem Theile der Patrouille fich unentdect dur
biefelben zu ſchleichen.
4. Die Flanken eines beträchtlichen Truppenkoörpers zu fichern.
5. Nachrichten von einem detafdirten Korps zu bringen.
‚6. Kleine Xransporte ded Feinded aufzuheben.
Um diefen verfhiedenen Bellimmungen nachzukommen, muß
eine Schleichpatrouille hinlänglich ftarf, dem Terrain angemeſſen
zufammengefegt, und auf feinen Fall fehwäcer als 20 Mann
fein. Zu ähnlichen Aufträgen größeren Umfanges Fann eine oder
mehrere Kompagnien oder Eskadrons verwendet‘ werben; fi
gehören aber dann ſchon in das Gebiet der Streiffommandee,
die übrigens diefelben Beobachtungen, nur im höhern Maßſtabe,
wie die Streifparrouillen, befolgen, und über die der S. 6 dieſer
Abtheilung einige nähere Beftimmungen enthält.
Der Führer einer Streifpatrouille erhält vor feinem Abmarſche
entweder einen mündlichen Befehl oder eine fihriftliche Dröre
über den Zweck feiner Sendung, worauf er fich zu überzeugen
hat, ob feine Mannfchaft, die ſtets aus verläßlichen Leuten beit
ben fol, auf die Dauer ber ntfernung gehörig verpflegt, mit
guten Schuhen und der nöthigen Munition und menigftend mit |
Hartfutter verfehen ſei; auch darf er nicht dulden, daß die
Mannſchaft ihr Brod wegwerfe oder verfaufe, weil der Maritı
oft durd; unbewohnte Gegenden führt, und es überhaupt rathſam
ift, allen Wohnörtern nah Möglichkeit auszuweichen.
Nun beftimmt er feine Sicherheitötruppen, und macht feiner
Patrouille die Zeichen befannt, womit ihm die Erblicung de |
Feinded und andere während des Marſches fich ereignende Um
fände zu fignalifiren find.
Die Streifpatrouillen mögen in was immer für Abſidt
ausgeſchickt werden, fo haben fie während des Marfches ebenfalt
33
alle bereitd ermähnten Borfihten und Gicerheitömaßregeln zu
beobachten, und wenn nicht immer, doch wenigftend in Feindes⸗
land allen auögedehnten Waldungen, Ortickaften und andern.
Defleed, wo fie entweder entdeckt werben, oder in einen Hinter⸗
halt gerathen könnten, nadı Möglichkeit auszuweichen.
Begegnen Keifende oder andere Menfchen einer folden
Patrouille, fo werden, um fich nicht unuützerweiſe zu ſchwaͤchen,
nur jene, deren Ausſagen wichtig find, mittelft eines oder zwei
Mann zum Kommandanten, von welchem die Patrouille ausge⸗
ſchickt iſt, zurückgefuͤhrt.
Weit ausgehende Kavalleriepatrouillen kommen öfters in
ven Fall, abfüttern zu müflen; dies ſoll jedoch nie gleich nach
yegonnenem Rüdzige, fondern erft in einiger Entfernung von
rem Feinde an einem gededten Orte, und mit größter Vorſicht
jefchehen.
Begegnung
Keifenden.
Abfüttern
bei Ravalleries
patrouillen.
Muß fih die Patrouille einem Dorfe, welches von und Annäperun
icht befegt ift, nähern, fo hält fi die KHaupttruppe in einiger”
'ntfernung vor felben feitwärts des Weges verftedt; zwei Mann
bleichen fich behutfam vor, einer davon bleibt am Eingange der
strafle, der andere geht in das, nächte Haus, und fucht einen
Kenfchen heraudzubringen, um zu erfahren, ob der Feind im
orfe ift, ob und wann feine Patrouillen in dasfelbe kommen,
nd überhaupt, um Nachrichten über deffen Aufenthalt einzuziehen.
rhält er nun die Berfiherung, daß nichts Feindliches da fei,
übergibt er biefen Menfchen feinem am Eingange der Gaſſe
:hengebliebenen Kameraden, und ſucht dann mit gleicher Bors
ht Den Richter ded Dorfed herauszubekommen. Beſtaͤtigt auch
efer, daß fein Feind im Dorfe fei, fo geht zuerit die Bortruppe
dasſelbe, und unterfucht die einzelnen Häufer und Gebäude,
ährend der zum Patrouillenführer gebrachte Richter über alled
fragt wird. Erſt nach erhaltener Meldung, daß die Durch⸗
in Dorf.
hung von der Bortruppe bewerlitelligt, und im Dorfe nichts -
indliches entdeckt wurde, marſchirt die Haupttruppe durch das⸗
be, und am jenfeitigen Ende fammelt fih wieder Die ganze
itrouille.
Iſt den Einwohnern nicht zu trauen, ſo muß man ſie über
fernere Richtung unſeres Marſches zu tänſchen trachten; man
igt nach mehreren Wegen, wie weit es zu verſchiedenen vors
rtigen Derteen, Brüden u. dgl. fei, fchlägt anfänglich einen
4
andern Weg ein, und geht erft, wenn man nicht bemerkt wird,
auf die wahre Straffe zurüd.
Wenn der Trifft die Bortruppe bei Unterfuchung bed Dorfes den
Be Orte geind, fo gibt derjenige, welcher ihn entdedt, Feuer; alle übrigen
eilen zurüc und befegen die erſten Häufer. Iſt ber Feind nicht
überlegen und greift die Patrouille ihn ungeſtüm an, fo wird er
und im Augenblide der Uiberraſchung für weit ftärfer halten
und zurückweichen; doc darf derfelbe nicht verfolgt werden, fondern
man fett ohne Zeitverfuft den eigenen Weg weiter fort.
Wenn die Wird die Patrouille auf dem Marſche augegriffen und
ame geworfen, fo zieht fie fih im größter Ordnung zurüd, bis fie
Marfhe einen vortheilhaften Terraingegenftand, wie 3. B. einen Ravin,
angegrifſen Graben, Wald u. dgl. erreicht, wo ſie ſich wieder zu halten ſucht.
Wird fie auch hier zurückgeworfen, dann trachte fie ſich dem
Feinde ganz zu entziehen, ohne jedoch, dadurch abgeſchreckt, ihr
Vorhaben aufzugeben; ſie bleibt im Gegentheile nur einige Zeit
verborgen, und ſucht dann ihren Weg fortzuſetzen, um ihre Beſtim⸗
mung zu erreichen.
Nur dann darf die Patrouille ganz zurückweichen, wenn
fie mit Uibermacht verjagt würde, und der Fuͤhrer fi überzeugt
hat, daß die Gegend vom Feinde ringsum befegt fei und ihr
Gefahr drohe, abgefchnitten zu werden. In diefem Kalle befieht
er die Stellung ded Gegnerd und fucht dann eiligft zu entkommen.
Auskundſchaf⸗ Soll eine Streifpatrouille ein feindliches Lager auskund⸗
—E ſchaften, ſo kann dieſes nur in der Nacht geſchehen, da es ſich
Lagers. nicht vorausſetzen laͤßt, daß der Feind fo ſchlechte Sicherheits⸗
anftalten getroffen haben wird, um uns bei Tage, felbft wenn
dad Terrain durchſchnitten ift, bis in die Nähe feines Lagers
unentdeckt fchleihen zu fünnen.
Die Patrouifle, die einen folhen Auftrag erhält, nähert
fi} der feindlichen Borpoftenkette, fucht ſich da vorfichtig zu vers
ſtecken und die Stellung der Vedetten auszufpähen, um daraus
ihre Entfernung und den Lauf der Kette zu beurtheilen. Aus
dem zu beobachtenden Gang der Patrouillen und der Abfertigung
derfelben ift dann, wenn man fie auch nicht ganz beutlich ſieht,
zu fchließen, mo die Vedetten am weiteften von einander entfernt
ftehen; hier fucht "man mit einem Theile der Patrouille in dem
Augenblide durczufommen, wenn die feindliche Bifitirpatrouifle
wieder zurüdgeht, wobei man feine Flanquenre ausſchickt, und
35
nur mit einen nahe vorangehenden Eklaireur behutſam und in
größter Stille vorfchleiht; — der andere Theil der Patrouille
bleibt indeffen in einem Berftede, um im alle des Mißlingens
zur Aufnahme zu dienen. - Hat man einmal die Borpoftenfette
durchichlichen, dann ift die Paflage durch die einzelnen Poſten
und Piquete noch leichter, da fie weiter von einander ftehen, und
der Feind fich hier fchon fiherer glaubt. Die Patrouille bleibt
während ihres Vorrückens öfters ftehen, laͤßt einige Leute das
Ohr auf die Erde halten, um den Gang der feindlichen Patrouillen
vahrzunehmen, beobachtet übrigens die größte Stille, ohne weicher
ie unmöglid, ihren Auftrag zu erfüllen im Stande iſt. Die
ernere Annäherung zum Lager unterliegt noch weniger Schwie⸗
igfeit, nur müflen alle Straflen, Wege und Dörfer vermieden
verden. In ber Nähe des Lagers angelommen, verboppelt man
euerdings feine Aufmerffamkfeit, um von den Wachen beöfelben
icht entdeckt zu werben, geht ed von einem Flügel zum andern
b und beobadıtet die Zahl der Lagerfeuer, die Lage und Aus⸗
ehnung des Lagers, und wenn ed möglich ift, auch Die Truppen«
attung, ihre Stärke und Bertheilung; worauf die Patronille
ach volführtem Auftrage ihren Rüdzug antritt. Hier ift der
al, wo der Kührer derfelben den nämlichen Weg einichlagen
uß, den er gekommen ift, weil er diefen bereitö kennt, auf
nem andern aber, befonders in dunkler Nacht fich Leicht verirren
id an den Feind floßen Fünnte.
Stürme, Regenwetter und fehr finitere Nächte begünftigen
rzüglich folche Unternehmungen, zu denen übrigens Schlauheit
ıd Orientirungsgabe erforderlich, mithin Dffiziere von diefen
igenfchaften zu wählen find.
Sol man blod ein Piquet aufheben, fo fchleicht fi Die
nze Patrouille feitwärtd gegen basfelbe und beobachtet, ob bie
ute nicht allenfald ferne von den Gewehren und forglod beim
sachtfeuer fiehen, worauf man fich verfictig nähert, auf ein
gebenes Zeichen den Schnarrpoften überfält, und fich der Gewehre
mächtigt, während der größere Theil der Patronille von rück⸗
irts auf die Mannihaft einflürgt, und diefe, wo möglich ohne
rm, gefangen nimmt, ober wenn fie fich nicht ergeben wollte,
dermacht. Spice Uiberfaͤlle müflen übrigens von allen Theilen
:ichzeitig und raſch ausgeführt werden, und man barf dem
inde feine Zeit laſſen, die Waffe zu ergreifen und uniere
Bei Aufhe⸗
bung feinds
licher
Piquets.
56
mn — — u —
Staͤrke zu erforſchen. Hier hängt alles von ber Benutzung ber
erſten Uiberraſchung ab, die unſer unvermutheter Angriff beim
Feinde erzeugt.
Rückzug beim Wird die Patrouille entdeckt, ſo muß ſie ſich nach einer
Mißlingen. ſchon früher verabredeten Richtung zurückziehen, und wenn es
moͤglich iſt, unverſehrt durch die Vorpoſtenkette zu kommen trachten.
Der fernere Rückzug geſchieht auf einem weiten Umwege, um
der Verfolgung des Feindes zu entgehen, und denſelben in den
Kan bes außer der Borpoftenlinie zuruͤckgebliebenen Theiles
der Patrouille zu locken.
Oft führt ein zweiter gleich darauf folgender Verſuch noch
eher zum Ziele, weil der Feind eine fo baldige Wiederholung
desfelben nicht vermuthet.
Zeit zu ſolchen Auf alle Fälle muß ein folches Unternehmen erft bei ein
nungen, brechender Dunkelheit beginnen, und bald nach Mitternacht voll⸗
endet ſein, weil zwei Stunden vor Tagesanbruch ber Feind
immer wachſam ift, und feine Vorpoſtenkette durch bie bereite
angelangte Ablöfungsmannfchaft eine doppelte Stärke erhält.
Vortheilhaft ift ed, dieſe Patrouille dann zu machen, wenn ber
Feind erft angekommen ift, und nicht Zeit gehabt hat, die ver
fbiedenen Wege, Schluchten, Gräben und andere deckende Ge
genflände des Terraind kennen zu lernen.
Bei Unterfus Iſt die Patrouille ausgeſchickt, um zu erfahren, ob be
A le Feind eine Brüde, einen Paß oder ein Dorf u. f. mw. nod be
befenten ſetzt hält, fo verftedt fie fi nadı Erreichung des zu unterfuchen:
Poſtens. den Begenftandes, wie bei den Schleichpatrouillen gefagt wurde,
in geeigneter Entfernung vor dem Orte; der Patrouillenführer
ſchleicht fi hierauf noch weiter vor, bis es ihm gelingt, einen
günftigen Det zu erreichen, um alles felbft zu fehen, des Feindes
Stellung zu beobachten und den erhaltenen Auftrag zu erfüllen.
Damit er aber hiebei nicht in der Flanke angegriffen oder ab’
geichnitten werde, Läßt er füc Durch einige Mann zur Seite beobachten.
Sieht er die Vedetten nicht mehr in ihrer vorigen Auf
ftelung, fo muß er fehr vorfihtig fein, denn ber Feind koͤnnte
ſich aus Lift weiter zurückgezogen oder verborgen aufgeftellt haben,
um und dadurch zu täufchen, oder in einen Hinterhalt zu loden;
es werben alfo 2 oder 3 Mann vorausgeſchickt, die nachſehen⸗
wo der Feind fteht, und fich überhaupt fo benehmen, wie bei dei
Annäherung au ein Dorf gefagt wurde.
57
Sn der Nacht bleibt die Streifpatronilie ſchon 1000 Schritte
vor dem Orte, wo man den Feind vermuthet, ftehen, legt fih da
feitwärtd der Strafe in einen Verſteck, und fendet eine Feine
Patrouille vor, die forgfam umherfpähet.
Ruft und feuert der Feind auf diefe vorausgeſchickten Leute, ———
fo ſchleichen ſie ſich in größter Stille zur Patrouille zurück.
Hat aber der Gegner bie vorhin beſetzten Pläge verlaſſen, art
fo durdfuchen fie auf 200 Schritte rechtd und links alle vor
fommenden Gegenftände, und menn nichts Feindliches entdeckt
wird, fo eilet ein Mann zum Kommandanten der Steifpatrouille
zurücd, um ihm bierüber die Meldung zu erftatten; worauf dieſer
behutfam vorgeht, feine Unterfuchung beginnt, und alle nur mög»
lichen Nachrichten vom Feinde einzuziehen trachtet, nämlich: wohin
er abmarfchirt ift, ob er blos dieſe Strecke oder die ganze Stellung
verlaffen hat, ob und warn die Haupttruppe aus dem rückwaͤr⸗
tigen Lager aufgebrochen, feruerd in welcher Stärfe und we
der Feind nun aufgeftellt ik? Hat der Patronillenführer feinen
Auftrag erfüllt, fo tritt er feinen Ruͤckweg an.
Erhält die Patrouille die Beſtimmung, dem Marfche des Dei Deobad
Feindes zu folgen, und hievon Nachrichten zu geben, fo nimmt feinglichen
fie ihren Weg gegen deſſen Richtung, und trachtet fi dem Feinde Marides. -
mit größter Vorſicht zu nähern. Aus dem Orte, wo .berfelbe
nach den Ausfagen der Landleute kurz vorher aufgebrochen if,
nimmt man Boten mit und drohet ihnen den Tod, wen fie die
Patrouille auf einen falfhen Weg führen follten. Gelangt man
uf dieſe Art, fo wie durch Nadfragen von Ort zu Ort dem
Feinde auf die Spur, und ift man demfelben bereitd nahe, fo
ilt die Patrouille auf einem Umwege feitmärtd der Straſſe, auf
velcher er marſchirt, und verſteckt ſich an einem fihern Plate.
Der Kommandant derfelben benimmt fich hierauf zur Erreis
bung feiner Abfichten nach den verfihiedenen Lofafitäten und
Imftänden, fchleicht entweder nur von einigen Mann begleitet
peiter vor, oder benüßt einen vorhandenen, Ausſicht gewaͤhrenden
dunft, um alles felbft zu .fehen, den Marſch des Feindes zu bes
badıten und dem erhaltenen Auftrage gemäß das Zweckmaͤßigſte
u veranftalten.
Er muß biebei befonderd Die Anzahl ber Kolonnen ‚ ihre
Baffengattungen und Stärke, die Richtung des Mariches, fo wie
en wahrfceinlichen Zweck desfelben zu erforfchen trachten, wozu
Bet Aufl
Hung der
Kommunika⸗
tion mit ent⸗
fernten Korps.
Be Erhal⸗
tung der Kom⸗
munikation
58
er die Ausſagen der Landesbewohner und Ortsobrigkeiten benützt,
fie mit einander vergleicht, und beſonders in Feindesland dem
Richter oder andere Borfteher, ald Bürgen der gegebenen Nach⸗
richten auf einige Zeit mitnimmt.
Iſt die Patrouille beordert, die Kommunikation eined ents
fernten Korps aufzufuchen, fo treten diefelben Berhaltungen und
Borfihtömaßregeln ein, und der Marfch hat fo fchnel als
möglich zu geſchehen. Erhält man durch Nachfragen und fort-
während ausgeſchickte Heine Patronillen oder auf eine andere
Art gewifle Nachricht, wo ſich das anfzufuchende Truppenforps
befindet, fo feut man unaufgehalten feinen Marfch dahin fort,
uud erftattet alſogleich feinen Bericht darüber an den Borges
fegten, von bem bie Patronille ausgeſchickt wurde; ebenfo melde
ſich der Patrouillenführer beim Kommandanten des entiendeten
Korps, worauf er fih nadı Umſtaͤnden entweder gemäß der früher
erhaltenen Inſtruktionen beuimmt, ober fich von leßterem fchrifts
liche Verhaltungsbefehle erbittet, und hierüber eine neue Mel⸗
bung an feinen frühern Kommandanten abfchict.
Soll man aber die Kommunikation zwifchen zwei ſtehenden
oder marſchirenden Truppenförpern fortwährend erhalten, fo muß
swifhen zweibie Patrouille für die Strede, in welcher jene von einander
Truppen
körpern.
Bei Angriff
eines kleinen
feindlichen
Transportes.
getrennt find, und in Berückſichtigung des Terrains auch vers
haͤltnißmaͤßig ftark genug fein, um in aufgelöften, auf verfchie,
denen Wegen zu vertheilenden Abtheilungen die Gegend hins
länglich durchftreifen und vom Feinde frei erhalten zu können.
Der Kommandant der Patrouille hält fid in diefem Falle
gewöhnlich bei der mittleren Abtheilung auf, um nadı Erforderniß
ſchnell bei den übrigen fein, oder Rapporte von ihnen einholen
zu können.
Iſt man’ nicht im Stande, in der Strede zwifchen beiden
Truppenförpern alle vom Feinde fommenden Wege zu befeben,
und auf denfelben vorzugehen, fo muß der Mangel an hinlängs
lichen Truppen durch häufige Patrouillen, bie ftetd dad Terrain
durchkreuzen, erfebt werben.
Sat die Pattouille den Auftrag, einem Fleinen Transporte
aufzulauern, fo muß ber Führer berfelben genau wiflen, zu welcher
Zeit diefer Transport an einem gewillen Drte aulommt, um
dann mit aller Borficht und Schnelligkeit feinen Warfch nach der
gegebenen Direktion in die Flanke oder den Rüden des Feindes
39
ausführen zu koͤnnen. Kommt man dem Transporte in die Nähe,
fo folgt die Patrouille von Weitem feinem Zuge, und ihr Führer,
trachtet feine Größe, die Stärfe der Bedeckung und die getroffenen
Sicherheitdanftalten zu beurtheilen, um mach biefem die Didpo⸗
fition zum Angriffe zu entwerfen, und felbe dann raſch auszuführen.
Bei allen Patrouillen, die längere Zeit ausbleiben, wird Bei Verpfle⸗
ed nothwendig, während bed Marfches die Mannfchaft zu vers ar
pflegen, und fich deshalb den Ortſchaften ‘zu nähern. Der auf dem
Kommandant. der Patrouille darf nie erlauben, daß fidı feine Narſche.
Mannſchaft zu dieſem Zwecke zerſtreue, ſondern er bleibt mit der
Patrouille an einem ſchicklichen Platze vor dem Dorfe ſtehen,
ſtellt gegen den Feind einige Aviſopoſten aus, die zugleich ver⸗
hindern, daß ſich Niemand entferne, und ſchickt einen vertrauten
Unteroffizier mit einigen Männern in den Ort, um das Noͤthige
herbeizufchaffen und heranszubringen.
Alle Ercefien müffen vermieden, und die Bewohner der Ges
gend mit Güte behandelt werben, um fie nicht zu reizen, und
bem Feinde zu verrathen.
Die der Mannfchaft nöthige Ruhe muß man ihr an abges
fegenen Orten bei der Nadt gönnen; dies ift auch die Zeit,
abkochen zu laflen, wobei man aber bedacht fein muß, Holz und
Waſſer in der Nähe zu haben.
6.5.
Nekognoseirungspatrouillen.
Die Rekognoscirungspatrouillen werben ausgeſchickt, um Ihre Beſtim⸗
ntiveber ein vom Feinde nicht beſetztes, oder ein von ihm beſetztes Abtbelrun.
Lerrain und feine Aufftellung zu refognosciren, und theilen fich 8
aher in zwei Abtheilungen.
Wird ein Offizier zur Rekognoscirung einer vom Feinde Rekognosei⸗
icht befeßten Gegend auögefchidt, fo ift es fehr vortheilhaft, ngeiner
yenn er eine ä la voe- Aufnahme zu machen und ſich dadurch nicht befesten
in Bild des Terrains zu entwerfen im Stande ik. Sier- han, Gegend.
elt es fih nicht um eine geometriſche Nichtigfeit, fonbern nur
m eine beiläuflge Darſtellung ded Ganzen und jener Details,
ie eine militärifhe Berückſichtigung verdienen. Da aber in
inem Plane nie alled, was auf die Kenntniß der Begend Bezug
at, audgedrüdt und erfüchtlich gemacht werben kann, fo fuche
60
man noch durch eine Beſchreibung des Terrains das Mangelnde
zu erſetzen.
Meldung über Auf jeden Fall hat der zur Rekognoscirung einer Gegend
Die Borg: beftimmte Offizier feinem Kommandanten hierüber eine fchriftliche
gnodelrung. Meldung zu erflatten, und die Befchaffenheit derfelben, fo wie
ihre militaͤriſche Anwendung detaillirt darzuftellen,
Für welde Bor. allem muß angeführt werden, für welde Waffens
— — gattung ſich ſowohl die ganze Gegend, als einzelne Theile der⸗
rainbrauchbar ſelben beſonders eignen; in welcher Stärfe man mit Infanterie
oder Kavallerie zu agiren im Stande ift, und welde Fechtart
das Terrain vorzüglich begünftigt.
Beſchreibung Bei Wegen, woher ſie kommen und wohin ſie fuͤhren, ihre
der Wege. Beſchaffenheit, ob man auf denſelben in breiten Kolonnen mar⸗
ſchiren und mit ſchwerem Geſchütze fahren kann, ob ſie durch
Ortſchaften oder andere Defilees führen, ob man zu ihrer Aus⸗
beſſerung die Materialien in der Nähe erhält, und wie der
Boden beichaffen ift, ob fie beim ſchlechten Wetter ungangbar
find; von welden Punkten fie enftlirt werden, und wo Kolons
nenwege angelegt werden fünnen, ob die Wege über Gewäfler
führen und ob dafelbit Brüden ftehen, oder wie fonft die Uiber⸗
fahrt gefchieht.
Der Brüden. Ob die Brüden von Holz oder Stein find, in weldem
Zuftande fie ſich befinden, ihre Länge und Breite, ob ſchwere
Artillerie über fie fahren fann, wie die Ufer zu beiden Seiten
beichaffen find, welches dad andere überhöht und wie man fie in
Vertheidigungsftand ſetzen Fünnte.
Der Fluͤſſe. Bei Flüffen befchreibt man ihre Breite und Tiefe, Richtung
and Schnelligkeit ihres Laufed, ob fie plöplich anfchwellen und
wann biefed gewöhnlich gefchieht, die Befchaffenheit des Grundes,
ob er lehmig oder fleinig ift, ob die Ufer hoch oder nieder, flach
oder fleil find, welcdes das andere überhöht, ob fie von Felfen,
Auhöhen vder Fünftlihen Dämmen eingefchloffen werden, ob
. Brüden und wo fie über den Fluß führen, ob derfelbe Fuhrten
enthält, ob Floͤße und Schiffe vorhanden find, welche Tragbars
keit diefe legtern haben, ob ſich günflige Punkte und das nöthige
Materiale zur Schlagung einer Brüde vorfinden.
Der Sümpfe. Bei Sümpfen: in wie ferne fie uuzugänglic find, oder ob
fie einzelne Streden haben, wo man entweder mit Kavallerie,
Sinfanterie oder Fuhrwerk durchkommen könnte.
61
Bei Wäldern: ihre Größe, ob fie dicht oder dünn find), Wälder.
viel Buſchwerk enthalten, wie der Boden befchaffen ift, ob fich
lihte Stellen, Waldblößen, Felder, Wiefen, Wohnungen in den⸗
felben befinden, welche Straßen durch felbe führen, woher und
wohin, ob fie Vortheile zur Vertheidigung gewähren. |
. Bei Dörfern: ob fie von nahen Höhen beherrfcht werben, Dörfer.
leicht vertheidigungsfähige, feſte Gebäude, Kirchen, Maierhöfe u. dgl.
enthalten, wie dieſe Gebäude gededt find und auf weiche Art
fie ſchnell in Bertheidigungsftand gelegt werben fünnen.
Eine vorzüglice Aufmerkſamkeit verdienen die Namen aller Anführung
natürlichen und fünftlichen Terraintheile, die daher in der ſchrift- Per Namen.
lihen Meldung .oder dem à la vue- Plane genau und deutlich
angemerkt fein müffen.
Die Auskünfte der mit der Gegend befaunten Bewohner Ausfünftevon
müffen, wenn man nicht Zeit hätte, alles felbft zu fehen und zu Bewohnern.
unterfuchen, benüßt werden.
Um fi aber von der Wahrheit nadı Möglichkeit. zu übers
zeugen, befrage man noch verichiedene Leute, vergleiche ihre Aus⸗
fagen, und biete überhaupt alled auf, um nur zuserläflig Wahres
n die fchriftlihe Meldung oder dem Plane einzutragen, denn.
8 ift befier feinen Rapport, als einen ſolchen zu erhalten, auf
ven man Feine fihern Berechnungen bauen kann. Vorzüglich
nüffen bie vorhandenen Wege ihrem ganzen Laufe na gewiflen-
yaft angegeben werden.
Boten, Wirte und mwandernde Krämer find über die ichs
ung und Beichaffenheit der Straſſen; Schwärzer und Wild⸗
hüßgen über die Schleich⸗ und Kommunifationswege; Müller
nd Fifcher über die Gemäfler und Waſſerkommunikationen; Foͤr⸗
ter, Jäger und Kohlenbrenner über die Waldungen zu befragen;
ber ganze Diftrifte geben Kreisfommifläre, Verwalter, Pächter
nd Amtsboten die beiten Ausfünfte.
Bei nicht zu beforgender Annäherung des Feindes kann Unterfuhung
er Rekognoscirende die Mannfchaft der Patrouille auf vers gegennände,
hiedenen Wegen ausſchicken, und nach Fähigkeit der Leute ein⸗
[ne Gegenftände unterjuchen Taffen.
Verſteht der NRefognoscirende die Zeichnung nicht, fo muß Angabe der
: den Mangel der Darftelung durch eine umftändliche Befchreis Diftanzen,
ung und eine richtige Diflanzangabe der verfchiedenen Terrains
egenftände erfegen, und hiebei Feine ber oben angeführten
Rekognosci⸗
rung einer
vom Feinde
beſetzten
Gegend.
Allarmirung
des Feindes.
Beobachtungen vergeſſen. Er hat daher zu dieſem Zwecke mehrere
Punkte zu erſteigen, die ihm eine Ausſicht des Terrains gewäaͤh⸗
ren, um das Detail und den Zufammenhang desſelben genau zu ſehen.
Die zweite Art der Relognoscirungen betrifft die Unter
fuhung einer vom Feinde befegten Gegend, feiner Stellung,
Truppengattung und Stärke, fo wie aller Zugänge, auf welden
wir zu ihm oder er zu und gelangen fann.
Die, Zufammenfegung und Stärke einer Patrouille richte
“rich auch hier aus fchon bekannten Gründen nach der Entfernung
des Feindes und der Befchaffenheit des Terrains, welcher und
von ihm trennt. Während des Marfches find alle bereits ermähn
ten Vorfchriften zu beobachten, und je näher die Patronille dem
Feinde fümmt, defto mehr zieht fie die Sicherheitötruppe an fid,
um anf diefe Art weniger leicht entdecht zu iverden. Der Oft
zier läßt feine Patrouille an einem gelegenen Orte zurüd, und
fhleicht fih nur von einigen Männern, die ihn zur Seite beobad-
ten, begleitet, auf einen zur liberfikt geeigneten Punkt, wo er
die Lage und Befchaffenheit der feindlichen Stellung, die Trup
pengattung und ihre Stärke, fo wie die Wege und Deftlees
beobachten Tann, die zu feiner Poſition führen und vielleicht
unbefett geblieben find. Es ereignet ſich aber fehr felten, daß
man alles diefed von einem Punkte zu überfehen im Stande ill,
weshalb der zur Rekognoscirung beftimmte Offizier längs ber
Vorpoſtenkette des Feindes fortzufchleichen und fich auf mehrer
Orte zu begeben hat, um die ganze Aufftellung des Feindes zu
überblien und feinen Auftrag vollfommen zu erfüllen. Die
Patrouille folgt hiebei ihrem Führer behutfam und in größter
Stille nah, bleibt aber wieder ftehen, wie fich biefer zur Auf
führung feiner Rekognoscirung näher an die feindlichen Poften
vorfichleicht.
Kann man fih der Stellung des Feindes nicht an mehren
. Orten nähern, oder fie der Entfernung wegen nicht gehörig ſehen,
und ift die Patronille ftark genug, fo allarmire man mit einem
Theile derfelben feine Vorpoftenfette, während die übrige Man
fhaft hinter irgend einem gedeckten Gegenftande feitwärtd des
Weges, den man zu feinem Nüdzuge beftimmt, ftehen bleibt.
Dadurd zwingt man den Feind, unter dad Gewehr zu treten,
und ift im Stande feine Stellung zu überfehen und feine Stärfe
zu beurtheilen.
Hat der Dffigier den Zweck der Melognodcirung erreicht,
dann eilt er ſchnell zu feinem zurücigelaffenen Sontien, um der
Verfolgung, befonders feindlicher Kavallerie, zu entkommen.
Es ift Übrigens fehr vortheilhaft, wenn in ſolchen Gele⸗
genheiten die Patrouillen aus Infanterie und Kavallerie zufam-
mengefeßt find, mo erftere dann ald Neferve an einem vortheils
haften Punkte ftehen bleibt, legtere aber zur Allarmirung des
Feindes vorrüdt; und im Kalle diefer die Patrouille zurückdrängt,
haben fich beide Waffengattungen im Ruͤckzuge wechfelweife zu
unterftüßen.
Bricht der Feind aus feinem Lager auf, und wirb eine
Patrouille ausgeſchickt, um nähere Nacrichten über feine Bewe⸗
gungen einzuholen, fo muß fie fich fo viel ald möglich dem
Feinde nähern, um feinen Marfch, wie es bei den Streifpatrouillen
gefagt wurde, zu beobachten, und zu entdeden, in wie viel Kor
Ionnen er marfchire, wie ſtark fie find, aus welchen Truppens
gattungen fie beftehen, in welcher Ordnung und wohin marfcirt
wird, ob das ganze feindliche Korps oder nur ein Theil desſel⸗
ben im Mariche begriffen ift und was der Zweck dieſer Bewe⸗
zung fein dürfte,
Iſt der Keind im Anmarſche gegen und, fo verbirgt fich
ver Dffizier mit der Patrouille dergeitalt, daß er feine Bewe⸗
zungen beobadıten koͤnne, ohne felbft gefehen zu werden; worauf
r augenblidlid einen genauen Rapport an feinen Kommandans
en zurüdfendet. Nach Umftäuden Fotojirt die Patrouille den
Marfch des Feindes, oder zieht fich, wenn diefer fchon nahe an
ie Aufftelung unferer Armee vorgerücdt wäre, fchnell auf die
ßZorpoſtenkette zurüd.
Hiebei it ed oft rathfan, daß die Infanterie der Patrouille
rüher zurücgehe, um nicht abgefchnitten zu werben.
Geſchieht eine Rekognoscirung durch eine höhere Perfon
nd ift die Patronille blos zur Dedung derfelben beftimmt, fo
mg, im alle die Refognoscirung erit nad Zurüdbrängung eines
heiles der feindlichen Vorpoften möglich if, der Kommandant
er Patrouille mit dem größten Theile derfelben vorräden, und
ieſen Zweck durd einen ungeftümen Angriff zu erreichen fuchen;
ährend der andere Theil zurücbleibt und den Rekognosci⸗
den bedt.
Beim
Aufbruch des
Feindes aus
dem Lager.
64.
Diefer begibt fih auf einen freien, Umfiht gewährenden
Punkt, oder nähert fih, von ber Bedeckung gefchügt, fo viel ale
es möglich und nothwendig ift, dem Keinde, um alles febit zu
überfehen, feinen Auftrag im volliten Umfange zu erfüllen und
eine richtige Meldung erftatten zu können. Nach erreichter Abficht
vereinigt fi der Kommandant der Patrouille mit dem zur Be⸗
deckung zurhdigebliebenen Theile und tritt unter Beobachtung aller
Streifzüge,
Waffen⸗
gattung.
Vorſichten ſeinen Ruͤckweg an.
6. 6.
Streifkommanden.
Nach der im $. A bereits gegebenen Erklaͤrung nennt man
größere Streifpatrouillen — Streiflommandos,
Beide unterliegen im Allgemeinen den nämlihen Grunds
fäßen, daher in diefem $. nur einige Bemerkungen über Die
höhere Beſtimmung der legtern angeführt werben.
Streifzug nennt man jede abgefonderte unb weit ausge⸗
dehnte Operation eine® Truppenförperd, um entfernt von der
Armee irgend eine Unternehnung auszuführen, oder nach einem
gegebenen Zwede dem Feinde zu fchaden. Ihre Abficht ift: Beein⸗
trächtigung der feindlichen Kommunifationen, Zerftörung rück⸗
wärtiger Magazine, Aufhebung größerer Transporte von Lebens⸗
mitteln oder Munition, Uiberrumplung forglofer Polten oder
Ortfchaften, in denen ſich Kaflen und Borräthe anderer Art
befinden, Belegung von Brüden, Dörfern und andern auf der
Rücdzugslinie des geichlagenen Gegners liegenden Deftlees u. dgl.
ähnliche Koups. — Das Land im Rüden und in den Klanfen
der feindlichen Korps ift daher der eigentlihe Schauplat der
Streiflommanden und Parteigänger.
Sie find Daher, die Armee möge offenfio ober befenfiv zu
Werke gehen, ftetd von großem Nuten, machen den Gegner für
feine Flanken und Rüden beforgt, haͤmmen fein Vorſchreiten durch
Vernichtung feiner Mittel und ſchwächen feine Kräfte.
Leichtigkeit und Schnelligkeit der Bewegungen find die Seele
folcher Uinternehmungen. Es müflen daher auch leichte Truppen
hiezu beftimmt werben, bie im Stande find, duch ihre Organi⸗
fation obiger Bedingung zu entiprehen. Hauptſaͤchlich ift aber
leichte Kavallerie zu Streifzügen geeignet, befonderd wenn fie
vorbereitet it, nbthigen Falls. abzufigen umb zeitweife zu Fuß zu
fämpfen. Die öfterreichifche Kriegsgefthichte ift reih an Tühnen
und glüdlichen Gtreifzägen. Der dreißig und fiebenjährige
Krieg, fo wie die neuern Kriege in den Niederlanden, in Ita⸗
lien, Deutfhland und Frankreich zeigen und hundert Beiipiele
diefer Art, die den vollendeten Werth und unerfchütterlichen
Muth unferer leichten Kavallerie bewähren.
Der Zweit der Streiftonmmandos beftimmt ihre Stärke; Truppen
da fie jedoch hauptfärhlih blos durch Liſt, Schuelligkeit der Ben, Mi
vegungen und überrafchended Erſcheinen mehr, als. durch offene
dewalt zu wirken beſtimmt find, fo Dürfen ihre Leiſtungen nicht.
ach ihrer Stärfe, fondern nach dem moralikhen Eindruck, den
ie beim Keinde erregen follen, berechnet werden. Se ftärfer
Ihe Streiflommanden find, defto mehr vermindert fih ihre
deichtwindigkeit, und vermehrt die Sorge ihrer Verpflegung; —
ie Bewegungen erfordern größere Vorbereitungen, und werden
aber vom Feinde um fo leichter entdeckt. Es ift alfo bei ſolchen
nternehmungen der Werth ber Truppe mehr als ihre Anzahl
! berüdfichtigen.
Heimliche oder forcirte Maͤrſche, Hinterhalte, Uiberfaͤlle u. dgl. one
id die Elemente eines Streifzuges; fie führen zur Erreihung Unter
s vorhabenden Zweckes, — Kenntniß aller bei felben zu beobach⸗ Nehmungen.
nden DBerhaltungen ift demnach ein nothwendiges Erforderniß.
Parteigänger und Führer größerer Streiflommanden find Gigenfeaften
ufig dem eigenen Willen und der eigenen Kraft überlaffen; — für der ——
gibt es nur allgemeine Vorſchriften, nur Hindeutungen auf
zu erreichenden Zwecke, — alles übrige bleibt ihrem Muthe,
er Erfahrung, ihren Talenten überlaſſen. Ein weites Feld
net ſich vor felben, uud gewährt ihnen Raum, ihre Thaͤtigkeit
d Entichloffenheit zu erproben. Sie müflen baher ausgebildete,
egerifche Eigenſchaften mit Liſt vereint, Verſchloſſenheit und
iftesgegenwart befiten. Ein zaghafter Sinn würbe bem küh—⸗
ı Berufe unterliegen.
Der wahrhaft geſchickte Barteigänger dorf: nur von den
ftänden Rath annehmen. Cr muß feine Internehmungen
h Der Beichaffenheit deö Landes, der Stimmung der Bewoh⸗
und dem’ Eharafter des Feindes bemeflen, umb vorzügfich
chickt fein, fi über die Bewegungen des Gegners, von dem
ırfche eined Transportes, der Stunde feined Eintreffens an
Ä | 5
Vertraute
Kundſchafter.
Schnelle
Wechslung
des Ortes.
einem beſtimmten Punkte, ber Beſatzungäſtärke eines Ortes u. dgl.
ſichere Nachrichten zu verſchaffen, ohne den Feind ſelbſt durch
Patrouillen, Rekognoscirungen u. dgl. auf die vorhabende Abſicht
anfmerkſam zu machen. Er muß ferner die Kunſt verſtehen,
feine Untergebenen nach ihren Fähigfeiten zu benützen, und Die
Mannſchaft wachſam und thätig zu erhalten. Aus der Vereini⸗
gung folder Eigenichaften, verbunden wit "Unternehmungdgeift
und Ehrgeiz, entſprangen die Thaten berühmter Parteigänger,
die und die Geſchichte Sobpreifend überliefert,
Gute und vertraute Kundſchafter find Parteigaͤngern befto
mehr unimgänglih nötig, als die Geheimhaltung der vorha⸗
benden Abſicht ohnedem jedes andere Mittel, ſich Nachrichten
zu verſchaffen, verbietet.
Schnelle Wechslung des Ortes iſt bei laͤngern Streifzügen
das beſte Mittel ſowohl zur eigenen Sicherheit, als zur Errei⸗
chung des vorhabenden Zweckes. Langer Stillſtand iſt der Natur
ſolcher Unternehmungen entgegen; ſtete Bewegung daher ein
unbedingtes Erforderniß.
Kaum if ein Koup ausgeführt und dadurch der Feind
aufmerffam gemadıt, fo muß man fchuell feiner Verfolgung und
. Race enteilen, ihn täufchen und durch ſchnelles Erfcheinen in
einer andern Gegend neue Vortheile erringen, — Don unberes
chenbgren Folgen find ſolche Streifzüge. Wer erinnert fich hier
nicht an die Fühnen Unternehmungen Laudons, Hadicks, Wurm⸗
Morficht Hei
nothivendiger
längerer Vers
weilung an
einem Drte.
Bei
beftiimmten
Aufträgen.
ford u. 0. m
Begünftige ein gebirgiger oder walbiger Landſtrich, oder
erfordert ein gegebener Zweck dad längere Verweilen eines
Gtreiffonmandos in einem gewiflen Bezirke, fo muß es doc in
jeder Nat Seine Stellung verändern, damit der Feind nie ſichere
Kundſchaft von ihm erhalte, nie ein Unternehmen gegen felbes
aufführen fönne.
Syat der Führer des Streifkommandos einen beftimmten
Auftrag erhalten, To wäre es unbefounen, wenn er früher einen
andern Koup ausführen wollte, weil man dadurch ben Feind
aufmerkſam macden und ſo den Hauptzweck verfehlen konnte.
inter ſolchen Umſtaͤnden laſſe man Reifende, Transporte u. dgl.
ungeflört paflizen, und laure auf den zur Errißung feines Aufs
trages gänftigen Augenblick.
6
Iſt die Inftruftion des Parteigängers jedoch Nur auf alfges Bel allae
meine Beunruhigung der feindlichen Kommunifationen ausgedehnt, an
dann ift fchnelle Ergreifung jedes günftigen Umftandes das erfte'
Erforderniß. Kein Terrain darf dem Kommandanten eines
Streifkorps zu fchmierig, Peine - Entfernung zu groß, kein Gebirg
zu ungangbdar fcheinen, wenn ed jich darum handelt, einen höhern
Zweck zu erreichen; auch darf hier nicht mir Aengftlichkeit auf
die eigene Truppenſchwäche Rückficht genommen werden; Ähnliche
Unternehmungen find, wie bereit8 erwähnt, auf Uiberraſchung
berechnet, und wo man, fo zu jagen, nicht überfallen kann, dort
ift es meiſtens Tlüger, ftil abzuziehen.
Uiber die befondern Beobachtungen bei Sinterhalten, Uiber⸗ Beſondere
fällen, Angriffen von Transporten u: Rgl." verweifen wir auf Die gen pri ulibere
in folgenden Abtheilungen enthaltenen Erflärungen. Uibrigens fällen, Hinter,
iſt es unmöglich, das Feld der Streifjüge zu erfpähen, da die balten u. dal.
angewendeten SKriegsliften, jo wie die Lage der Umſtaͤnde diefen
Gegenftand bis ind Unendliche vervielfaͤltigen.
Um die Hilföquellen einer Provinz; zu vernichten, aus wels Bermenbung
cher der Feind Lebensmittel oder Fourage ziehen könnte, oder Die Be ——
er zu beſetzen droht, und an deren Erhaltung uns gelegen if, Fällen.
fo wie, wenn ed fih darum handelt, das Lager und die Stellung
des Feindes zu durchfreuzen, um eine wichtige Nachricht durchs
zubringen, ift vorzüglich die Kavallerie geeignet.
Uibrigens find Streiffommanden für den Gegner nie unheils
bringender, al& wenn er zum Rückzuge genöthigt iſt. Ein Beis
fpiel hievon fehen wir im Jahre 1796, wo nad‘ der Schlacht
bei Amberg die feichten Truppen der "Defterreicher, Jourdans
Rückzug aufd empfindlichtte erfchwerten, ihm feine Raſt ließen, |
und auf alle mögliche Art Abbruch thaten.
a Dr
Bierte Abthbeilung.
Tirailleurgefeht.
Die Abrichtung des Soldaten zum Tirailliren ober zur
äerfireuten Fechtart, bie Bildung der Kette, die verfchiedenen
Zrommels oder Trompetenfignale und die Art, wie die nöthigen
5*
083
Bewegungen vor⸗, rüds und feitwärtd ausgeführt werben, finb in
den Infanteries, Jäger und Kavalleriereglements enthalten, daher
die Kenntniß diefer Vorfchriften vorausgefeßt wird. Es folgen
bier nur im Allgemeinen die Grundregeln über Zweck, Anwens
dung und Art des Tirailleurgefechts in offener und durchſchnit⸗
tener Gegend, fo wie im Hochgebirge, da die ficbente und achte
Abtheilung dieled Werkes, welche von Vertheidigung und Angriff
einzelner Gegenttände ſowohl, ald ganzer Stellungen handeln,
das Benehmen der Tirailleurs in dieſen Yällen ohuedem ums
ſtaͤndlich erörtern.
$. 1.
Bom Tirailliren überhaupt.
Zwed Die geſchloſſene Schlachtordnung iſt durch die Zuſammen⸗
desſelben. wirkung ihrer Kraͤfte ſowohl im Angriff, als in der Vertheidi⸗
gung die entſcheidende, mithin die erſte, wichtigſte und vorzüg⸗
lichſte; — ihr ſind daher alle andern Stellungen untergeordnet.
Um aber ſtets ihre volle Wirkung zu erhalten und jede vor dem
entſcheidenden Augenblicke ſich ereignende Trennung oder Auf⸗
löſung zu verhindern, werden Abtheilungen von jedem größern
Körper herausgenommen, welche beitimmt find, vor den gefchlofles
nen Kolonnen im Kleinen das zu leiften, was man von Avant⸗
garden vor der Fronte einer Armee fordert. Diefe Abtheilungen
trachten nämlich, in eine Plänflerfette aufgelöft, den feindlichen
Gliedern zu fchaden, fie zu beunruhigen, zu erfhüttern und eben
dadurch ihren Widerfiand gegen die geichloflen yorrüdende Truppe
zu ſchwaͤben, oder audı die Bewegungen unferer Kolonnen zu
masliren und den Gegner fo lange ald möglich über unfere
eigene Abficht in Ungewißheit zu erhalten.
Dies geidieht fowohl bei Borrädung gegen einen gefchlofles
nen Feind, ol& bei Erwartung desfelben in einer Stellung, und
tritt auch gegen feindliche Plänkler in der Abficht in Anwendung,
um fle zu verhindern, fich unſerer Fronte oder Kolonne zu nähern
und und durch ihr Feuer zu fchaden.
Die Eröffnung des Kriegstheaterd in den durchſchnittenſten
und kultivirteſten Gegenden der Niederlaude und Italiens brachte
Diefe Fechtart hervor, und ſeitdem macht die vergrößerte Kultur
in allen Ländern ECuropens felbe fo allgemein uud die Berbin-
69
dung der zerftreuten Schlachtordnung mit der gefchloffenen fo
nothwendig, daß die Linieninfanterie ebenfo, wie die leichten
Truppen, in beiden zu fechten volllommen geübt fein müffen, und
legtere daher blos für wichtigere Zwede uud ſe wierigeres Terrain
aufbewahrt und geſchont werden müſſen.
Die richtige Verwendung der Tirailleurs geſchieht nach fol⸗Grundregeln.
genden Grundregeln:
Von einer geſchloſſenen Truppe darf nie mehr als ein
Drittheil zur zerſtrenten Fechtart verwendet werden, da Tirailleurs
blos beſtimmt ſind, den entſcheidenden Schlag vorzubereiten und
zu erleichtern, nicht aber ihn zu führen. Bei kleinern Körpern
ift hiezu aud ein Viertheil genügend, um ihre Kräfte nicht zu
verfplittern.
1. Es wird daher zur zerflreuten Fechtart detaſchirt: Bon einer
halben Kompagnie oder halben Eskadron ein halber Zug.
Bon einer ganzen Kompagnie oder Eskadron ein Zug.
Bon einer Diviflon Sufanterie oder Kavallerie zwei Züge.
Bon einem Bataillon oder Kavaflerieregiment eine Divifton,
und fomit von mehreren Bataillons oder Kavallerieregimentern
ftet8 eine Diviſion für jeded. Der Kommandant beftimmt hiezu
Abtheilungen nad) der Tour zum Vormarſch ald Avantgarde.
.2. Ron diejer zum Tirailliren vorgeficten Truppe wird bei
Fleinen Körpern die Hälfte als Referve, die andere Hälfte
aber als Unterftügung und Tirailleurs, bei größern Körpern,
Dagegen ein Drittheil als Referve, ein’Drittheil als Unter⸗
ftüßung und ein Drittheil als vorderfte Plänfierfette vers
wendet, und diefe verfchiedenen Abtheilungen flehen auf 100
bis 130 Schritte von einander entfernt.
Uibrigens dürfen in feinem Falle mehr als hoͤchſtens noch
Die Unterftügungen, mithin zwei Drittheile ded Ganzen ale
Tirailleurd aufgelöfet werden; — die Reſerven aber haben
ftetö zwiſchen der Plänklerfette und der Haupttruppe beis
fammen vereint zu bleiben.
Es detafhirt daher: |
Eine Kompagnie oder Eskadron einen halben Zug ale
ferve, einen andern ald Unterftügung und Tirailleurs.
Ein Bataillon oder Kavaklerieregiment eine KRompagnie
oder Edfadron ald Reſerve; zwei Züge ald Uuterflügung
und zwei Züge ald Tirailleurs.
70
3, Die Tirailienrlette der Infanterie darf nie mehr als 300
bis 400, jene der Kavallerie aber 600 Schritte von der
Haupttruppe entfernt fein, und hat unzertrennlich mit ihren Uns
terftügungen und durch Diefe mit ihren Referven und der Haupt⸗
truppe felbit im Zuſammenhange zu bleiben, da fie für ſich
allein gu ſchwach iſt. Die Natur ded Bodens gibt übrigens
die gleiche oder ungleiche Vertheilung der Tirailleurd an
die Hand; doch dürfen fie nie auf einem Haufen bleiben,
fondern fie haben die Fronte der Haupttruppe durch ihre
Ausbreitung nicht nur ganz zu deden, fondern auch Flügel
und Flanken in einem rückwaͤrts gehenden Bogen zu debordiren.
Zwiſchen jedem Plänflerpagre muß nacı Vorſchrift des Regle⸗
ments ein Intervall, u. 3. bei der Infanterie von 6 Schritten
beobachtet werden; bei der Kavallerie aber, wenn die Um⸗
fände fie zum Tirailliren beftimmen, ftehen ſowohl die einzelnen
Plaͤnkler, ald die Abtheilungen zu 3 und A noch weiter. aus
einander, Die Tirailleurd haben fih ferner ſtets fo aufzus
ftellen, daß fie auf den Feind feiern und ihm fchaden können,
ohne ſich durch ihre eigene Stelluug bloß zu geben.
Die Unterftügungen und Neferven find vorzüglich auf jene
Punkte zu fielen:
a. Bon wo aus fie am leichteften die Tirailleurkette zu
unterftügen, abzulöfen und aufzunehmen vermögen.
b. Wo. ihr Feuer, ‚ohne dem feindlichen zu fehr audges
fegt zu fein, eine vorzügliche Wirkung hervorbringt.
c. Wo fie begünftiget vom Terrain eine längere Vers
theidigung zu leiten und ben Feind aufzuhalten und ihm
fhaden zu können im Stande find, wie z. B. hinter einem
Damme, einem Ravin, Graben, einer Hede, Mauer u. dgl.
d. Wo fie irgend einen Zugang oder fonftigen Punkt decken,
wobei jedoch der Unterſchied der Vertheidigung durch Infan⸗
terie oder Stavallerie wohl zu erwägen ilt, indem ſich eritere
anf den zu vertheidigenden Begenftand feitiegt, um den Feind
durch ihr euer abzuhalten, — letztere dagegen fi in folder
Entfernung hinter den Terrainhinderniflen aufftellt, um den
Gegner, der fie entweder ganz oder zum Theil überfchritten hätte,
durd eine rafche Attaque wieder zurüdwerfen zu können.
8, In ſehr durcfchnittenem Terrain und bei einem heftigen
feindlichen Angriffe kann man in den bereits erwähnten Fall
4
“
8
71
kommen, alle Unterftägungen zur Verſtaͤrkung der Maͤnklerkette
aufzulöfen und daher blos das Drittheit als Reierve hinter
denfelben zu bewahren, wo man jedoch die ‘Kette bei fo
geringer Unterſtützung nicht zu Weit vorpoufliren darf.
Vorwärtige und in der Tirailleurkette liegende often,
deren Behauptung für die Stellung. einer Truppe unum⸗
gänglich nothwendig ift, müflen gleich bei der Beziehung der
legtern von den Referveabtheilungen befegt und zur möglichft
jelbftftändigen Bertheidigung vorbereitet werden.
- Beim Angriffe eined überlegenen Feindes ziehen fich die
“
- Tirailleurd auf ihre Neferven, und diefe auf die Haupts
truppe zuruͤck. Nie darf man aber durch Vorſchickung von
Truppenabtheilungen aus der Linie die Referven verftärfen
und von dieſen wieder einen Theil in Tirailleurd auflöfen.
Dadurd wären die vorgeſchickten Abtheilungen für den ents
fcheidenden Augenblick verloren; denn der Feind, welcher mit
größerer Truppenzahl gegen uns vordringt, will dad Groß felbft
angreifen; wir bebürfen mithin gegenfeitig Die Vereinigung aller
unferer Sräfte, um die größtmöglidtte Wirkfamkeit gegen den
anrüdenden Feind äußern zu Fönnen. Beſonders darf bei ber
Kavallerie, um bie Kraft nicht zu verfplittern, nur Die unents
behrlichfte Zahl zum Tirailliren verwendet werden.
Rüden wir aber felbft zum Angriffe des Feindes vor, und
fommen fich die gegenfeitigen Kolonnen und Linien fo nahe,
Daß fie gegen einander agiren können, fo treten die Tirailleurs
außer Wirkung, — denn die gefchloffen anrüdende Truppe
dringt dann felbft vor, burchbricht die eigene Kette, wirft die
feindlichen Tirailleurs über den Haufen und greift mit Kraft
Dad Gros bed Feindes an, während fich die Tirailleurs
hinter der gefchloffenen Xruppe ale Reſerve formixen.
Kavallerie fall der Infanterie in zerftreuter Schlachtordnung
nur im änßerftien Nothfalle entgegen geftellt werben, da
erftere fich hiebet im Nachtheile befindet. Wäre jedoch
dieſes unvermeidlich, fo haben fick die Kavallerieplänfler
in fleter Bewegung zu erhafsen, um ber Infanterie weniger
zur Zielfcheibe zu dienen. Gegen Kavallerieplänkler And dieſe
Wendungen jeboch zu befchränfen, um für den meiftend
unmittelbar nachfolgenden Angriff die Pferde bei Kräften
zu erhalten.
nr
10. Endlih ıft dad zweckloſe Pläußeln wit Piſtolen, wodurch
"der Maun nur das Dpfer ber weiter reichenden Schuß⸗
waffen wird, gänzlich abzuftellen. Die Piſtole ift nur eine
Defenſivwaffe für kurze Entfernungen; bagrgen kaun die
mit Karabinern und Stuten verfehene Mannſchaft mit
erprobte Erfolg zum Pläufeln verwendet werben.
$ 2.
Berwendung der Zirailleurd in offener Gegend.
Genen Sm einer ganz offenen Gegend, wo man blos mit JInfan⸗
Kavallerie. terie gegen einen mit Kavallerie verfehenen Feind flieht oder
marfhirt, ift es ſchädlich, Tirailleurs zu verwenden, weil Diefe
durch einen rafchen Angriff der Reiterei entweder ganz aufges
rieben, oder über den Saufen geworfen werden fünnten, mithin
ber Angriff des Feindes, ftatt erfchwert, nur erleichtert würde.
Gegen Kavals In einer offenen Gegend, wo Snfanterie gegen Kavallerie
—2 agiren ſoll, und ſich vielleicht nur hie und da einige unbedeutende
und nicht zuſammenhängende Terrainhinderniſſe, wie kleine Hügel,
Tiefen, Hecken, Zäune, Bäume u. ſ. w. befinden, haben Tirail⸗
feed wicht ſehr zahlreich und nicht weit von dem Groß entfernt
zu fein, weil fie in einem foldhen Xerrain dem Feinde wenig
ſchaden können, dagegen Gefahr laufen, von ihm abgefchnitten
zu werben. Doch find Tirailleurs, welche Maflen oder Quarres
umfhwärmen, fid nur auf eine Beine Diftanz vorbegeben, und
im Augenblicde der Gefahr unter die Bajonete des erſten Gliedes
werfen, in vielen Gelegenheiten ſehr günftig.
Im Angriff. Sm Borrüden aber find Xiraileurd gar nicht anzuwenden,
weil da der Angriff gefchloflener Körper im Berein mit dem
Feuer des Geſchüutzes allein wirkſam if. — Wollte man jedoch
die Bewegungen ded Gros dem feindlichen Auge bis zum ent⸗
fheidenden Augenblide entziehen, fo kam diefes am beften durch
eine Plaͤnklerkette leichter Kavallerie, hinter der ſich mehrere ges
ſchloſſene Abtheilungen en echequier aufgeſtellt befinden, erreicht
werden. Diefe Kette ift jedoch zu keinem Gefechte beſtimmt, und
wird bei Vorrädung des Gros augenblidiih eingezogen.
v3
$. 3.
Tirailleurgefecht im Angriffe oder NRückzuge in
durchfchnittener Gegend oder im Mittelgebirge.
Je durchſchnittener ein Boden ift, deſto mehr eignet er fi) Wünfliger
für die zerftreute Fechtart der Infanterie. Ihre Jirailleurs en für
finden in einem folden Terrain mannigfaltige Begenftände, wie
; B. Ravins, Gräben, Seden, einzelne Bäume, Gebuͤſche, Wals
dungen u. dgl, welche fie zw ihrer Dedung benügen, und von
wo fie ihre Scüfle mit Bortheil anbringen koͤnnen, bevor «6
dem durch dieſe natürlichen Sinderniffe anfgehaltenen Feinde
gelingt, ihnen beizukommen oder fie zu delogiren,
In Gegenden, we fih viele trodene oder Waflergräben, ——
Sümpfe, Klüffe, Leiche, Bruͤcken, Dämme, Dörfer, große Wälder, Gegend hiezu.
Sebirge und fchlechte Wege befinden, welche die Entwidlung aus
Rolonnen in ganze Fronten erſchweren, verzögern oder ganz vers
indern, haben Tirailleurd dem enticheidendften NRugen. Go macht
n: allen füdfichen Gegenhen die.Art der Kultur, die vielen auf
en Feldern und Wieſen Kehenden Bäume, die zwiſchen felben
ehenden ®räben u. dgl. dieſe Länderart ununterbrochen zu einem
irs Tiraillenrgefecht günftigen Schauplag; daher insbeſendere
ne Zruppen, welde in biefen Gegenden zu fämpfen beftimmt
nd, in der zerfireuten Ordnung bis zur Vollendung ausgebildet
in müfjen.
Steht der Feind in einem foldhen Terrain aufmarichirt, fo „Bel einer
erfen ſich unfere Tirailleurs in die fle dedenden Bräben, hinter re ne
kune, Hecken u. dgl., von wo fie ihm am meiften fchaden koͤnnen, felber.
ıd unterhalten ein lebhaftes Heuer gegen feine Fronte; — ftets
reit, zu weichen, wenn er mit Llibermacht vordringt, und gleich
ieder Die vorigen Poſten zu befeben, wenn er die vorponflirten
stheilungen wieber zurüdzieht. Steht aber ber Feind im der
lonne, fo breiten ſich die Tirailleurs um dieſelbe aus, feuern
deckt in fie hinein, und werben ihr viel Schaben thun, wenn
er Feind nicht ebenfalld trachtet, durch ausgeichidte Plänkler
ne Kolonnen zu ſchützen. |
Hat man dagegen felbft im durchſchnittenen Terrain eine Bei unſerer
ellung befegt, dann umgibt man fih mit einer bichten Kette una
ı Tirailleurs, welche alle VBertheidigungsmittel des fie begüns felber.
Angriff der
Tırailleurs.
Paſſtrung
offener
Strecken.
St aͤrker be:
ſetzte Punkte.
Bel Annähe-
rung an das
feindliche
Gros.
An ein Defilee.
Bei ſchwacher
Beſetzung
vom Feinde.
24
ſtigenden Bodens zu ihrer Deckung benützen, und den aurückenden
Feind durch ein treffendes Feuer zurückzuhalten oder ihm wenig⸗
ſtens den größtmöglichſten Schaden beizufügen trachten.
Entſchließt man ſich zur Vorrückung, ſo wird die Tirailleur⸗
kette, außer dem Ertrage des Gewehrfeuers formirt, und in
durchſchnittenem Boden nach des Natur des Terrains allignirt.
Offene Strecken werden von der Kette und allen Abthei⸗
lungen der Tirailleurs ſchnell durchſchritten, um ſobald als möglich
wieder vinen vortheilhaft deckenden Punkt oder Aufftellungsort
u gewinnen. Kleine Abtheifungen Kavallerie nehmen: ſelbſt im
Foupfrten Terrain an dem Plänfeln in fo ferne Antheil, als ein
paar: Mann anf Wegen durh kühnes Borrüden die feindliche
Kette beunruhigen, und bei offenen Stellen vorfprengen, um der
Jufanterie den Uibergang über diefelben gu erleichtern.
Bei einem vom Feinde ftärker befegten Punfte machen die
Tirailleurs halt, und unterhalten fo fange ein Iebhaftes Feuer,
bis es ihnen in Bereinigung mit den nächften Tirailleurs gelinget,
"eine Bloͤße des Feindes zu benüten, ihm in die laufe zu fallen
und aus feiner Pofltion zu Ddelogiren, ober bie die Reſerven
anlangen und einen folchen Punkt forciren.
Sind die Tirailleurs der feindlichen Stellung ſo nahe ge:
kommen, daß fie nur durch einen Heinen Raum von ihr getrennt
werden, dann machen fie ebenfalls halt, vertheilen fih hinter den
naͤchſten Heden, Gräben u. |. w., und unterhalten ein heftiges
Feuer gegen die Fronte ded Feinded, bis die nachfolgende Haupt⸗
truppe anlangt, und den Angriff in geſchloſſenen Linien oder in
Kolonnen unternimmt.
Ein Defilee wird von dem Feinde, je nachbem derfelbe fi
ſchnell oder langſam zurüdziehen will, entweder nur mit einzelnen
Tirailleurs oder ſtark defekt.
Im eriten Zalle dringen die Tirailleurs, melde gerade an
08 Defilee ankommen, ſchnell durch dasſelbe, wozu befonders Die
eingetheilte Kavallerie gut zu verwenden ift, während die andern
an deſſen Rande halten und dem Angriff durch ihr Keuer bes
dünſtigen. Nach forcirtem Uibergange eilen die Zurücgebliebenen
nach und breiten fich jenfeits des Deftleed aus, die Reſerven
aber halten die Paffagen fo lange befegt, bis die Haupttruppe in
die Nähe fommt, wo fie dann auch buch oder über dad Deftlee
feßen, und mit den Tirailleurs weiter Vorbringen.
75
Bei ftarker Beſetzung des Deftfeed vertheilen fich Die Tirailleurs Bel ſtarker
längs desfelben, und erwarten unter einem lebhaften Feuer gegen a,
den Feind die Ankunft der Reſerven ober gar die Haupttruppe.
Die Referven werden auf dem Punkte zufammengezogen,
wo das Defilee forciert werben fol, Die vordern Tirailleurs kou⸗
ronniren basfelbe und begünftigen Durch ihr Feuer den Angriff.
Diefer erfolgt fodann gemeinfchaftlich mit den Meferven: und der
ganzen nachfolgenden Truppe. Iſt dad Deftlee forcirt, und ſollen
wieder Tirailleurd vorpouſſirt werden, fo find Die Reſerven hiezu
bei der Hand, die Ihre Abtheilungen aufldien, während die zurüds
gelaffenen früheren Tirnilleurs ſich indeffen in Züge formiren,
an die Queue der Kolonne anfhließen und hierauf zum Erfag
der aufgelöften Reſerveabthrilungen vorgehen.
Bei Paſſirung von Waldungen benügen Die Tirailleurs
Bäume, Gebüfche, Tiefen, Die fle decken und ihmen ihr Feuer mit
Vortheil anzubringen erlauben; die einzelnen Kommandanten in
der Kette aber haben vorzüglich Bedacht gu nehmen, daß die
Tirailleurs fich fehen, mithin nicht zu weit von einander entfernt
Hleiben, die Verbindung und das Allignement erhalten und lieber
angfamer vorgehen, als fick den Gefahren einer Trennung
usſetzen.
Die Grundſaͤtze des Vorrückens dienen auch zur Richtſchnur Zaghn der
railleurs.
ener eines Rückzuges—
Offene Strecken durcheilen die Tirailleurs ſchnell und ohne Vaſſirung
‚eit mit Feuern zu verlieren, um ſobald als moͤglich wieder ein —8
urchſchnittenes Terrain zu gewinnen.
Hat man von feindlicher Kavallerie etwas zu beſorgen, ſo Bei Drohung
ereinigen ſich die Tirailleurs eines jeden Zuges, ſo wie ſie in Kavallerie.
benes, freied Terrain fommen, und formiren Maflen oder Klumpen,
m auf diefe Art ohne Gefahr eined Verlufted das durchfchnittene
’errain oder ihre Reſerven mwieber zu erreichen,
Ein Punkt, deffen längere. Behauptung zur Dedung bed „Länger su
rüͤckzuges noöthig iſt, wird durch Die Reſerven mit Macht deſett "hyuhn
ud dadurch feine Erhaltung auf eine beſtimmte Zeit geſichert.
Bei Annäherung des feindlichen Bros haben die ſich zuruüͤck⸗ Annaͤherung
ehenden Referven der Haupttruppe ftetd auf ben wichtigſten PP unbliden
ugängen zu folgen, bie allenfalld zurüdgedrängt werdenden
irailleurd mit Ordnung aufjunehmen, und befonders itandhaft
ı verhindern, daß der Feind unfere Plänkter wicht plöglic über
An
Waldungen.
76
den Haufen werfe und fich mit ihnen zugfeich in unfere Kolonne
ftürze.
Paffirung el: Die Verfolgung des Feindes it bei Paflirung eines Defi-
neo Defleeb: (og im Rückzuge entweder fhwac und ohne Nachdruck, oder heftig.
Fa aaez Verfolgt der Feind nicht heftig, fo ſtellen fid die Referven
des Seindes, De6 Gros an den günftigften Punkten vor dem Deſilee auf, bis
die Kolonne paffire ift, und folgen ihr dann felbfl. Vom den
Neferven der Tirailleurs aber bleibt die Hälfte vor dem Deſilee
zur Aufnahme der fegtern fliehen, die andere Hälfte vertheilt ſich
als Tirailleurs rechts und links an, in umd längs dem Deſilee.
Nähert fih die Xiraillenrfette dem Deftfee, fo muß fie fo
ſchnell als möglich durch felbes gezogen werden. Die Kette vers
fleinert hiezu immer mehr und mehr den Bogen ihrer Ausdeh⸗
nung, und nähert fih von beiden Flügeln gegen die Mitte nach
und nach dem Eingangspunkte des Defilees. Sobald die Tirailleurs
dasſelbe paſſirt haben, folgen ihnen die vor dem Deftlee zu ihrer
‚Aufnahme anfgeftellten Abtheilungen der Reſerve, welche nun
die Unterfllgung der als Tirailleurs verwendeten andern Hälfte
der frühern Neferve bilden.
Nach dem Uibergange formiren fih die frühern Tirailleurs
hinter dem Deftlee wieder in Züge und bilden die neuen Reſerven.
el heftiger Berfolgt uns jedoch der Feind mit Nachdruck nnd Stärfe,
dc6 Feinden, fo bleibt zwar die Art der Paffirung eines Defileed immer die
nämliche, allein man darf ed dann nicht wagen, die Zirailleure
und Referven ohne fräftigere Unterftügung fich felbit zu überlaffen.
Es müflen daher in diefen Yale ſtarke Abtheilungen von dem
Gros der Truppenkolonne dad Defilee im Voraus befegen, und
fo lange vertheidigen, bis alles, auch der letzte Tirailleur, dass
ſelbe paflirt hat.
Waldungen. In Waldımgen finden im Rückzuge diefelben Grundfäge
Statt, welche bereits bei Paflirung der Tirailleurs durch felbe
im Angriffe erwähnt wurden.
Kavallerie. Kavallerie in folhem koupirten Terrain ohne Infanterie
hat fi, fo viel es ihre Eigenthümlichkeit und ihr offenfiyes
Wirken zuläßt, nach obigen Bemerfungenz; wo aber bie limftände
das Abfiten der mit Karabinern verfehenen Mannfhaft erfors
dern, gänzlich nach denfelben zu beuehmen.
Die Pferde der abgeleffenen Mannſchaft find hiebei, durch
eine Neferve oder einen Terraingegenfland gebedt, fo aufzu⸗
%
77.
fielen, daß die gu Fuß verwendete Maunihaft fie ſchuell errei⸗
chen könne.
$. 4.
Tirailleurgefecht im Angriffe und Nückzuge im
Bochgebirge.
Der Krieg im Hochgebirge beichränft ſich meiſtentheils auf uf Shane
Poftengefechte, wo Tirailleurd. den entſcheidendſten Nugen gewähren. dleſes Krleges
Die Vortheile ihrer Verwendung zeigen ſich hauptſächlich auf
ienen Saum⸗ und Fußwegen, auf. welchen länge den Rücken
nd Höhen der ‘Gebirge die Aufielungen in ben Thälern um⸗
jangen werden fünnen. |
Jedes Gebirge wird durch einen Hauptrüden gebildet, auf Gharafter ei»
velchem die MWäfler entipringen, fo von dem Gebirgslehnen in ie
tiffen und Thälern herabftürzen, ſich endlich in die Ebene ergie⸗
en und mit andern Klüffen vereinigen.
Zwiſchen diefen Gewaͤſſern formiren fih alle Eleinern Neben⸗
iden und Gebirgsfüße, welche fi immer tiefer fenten, bis fie
ıtweber in fanften Hügeln in die Ebene fallen, oder ein durch
elfenwände eingeengted Thal bilden.
Die Straflen zu Operationen und Bewegungen einer Armee Kommunika⸗
‚er fonft einer größern, gefchloflenen Truppenabtheilung Laufen klon In felben.
ı Hochgebirge in den Thälern, weil nur in ihren fanften Ab ‘
ıfungen Wege für Fuhrwerke zu bahnen find. Nur am Urs
runge des Thales führt man, fie nothgebrungen über ben
auptrüden des Gebirges, wählt aber hiezu die menigft fleilften
d vorzüglich jene Punkte, wo der Rücken am engſten und das
r nach Uiberſteigung desſelben der urſpruns eines neuen Tha⸗
; am naächſten iſt.
Gebirgswege aber, welche blos für einzelne Karren brauchbar
d, fo wie Saums, Reit und Fußfteige verlaflen den Lauf der
‚äler, gehen von felben beiderjeitd ‚gerade aufwärts über Ges
gslehnen nnd Thalwände quer über Bergrüden, oder laufen
igs den Höhen ſelbſt, zur Verbindung mehrerer Bergrüden
t einander in verfchiedenen Richtungen fort. Diefe Wege und .
eige find bei jeder Gebirgsaufftielung von großer Wichtigkeit,
ın fie koͤnnen mit Bortheil zu Umgehungen der Thäler benükt
rden, und find daher auf das forgfältigfte zu befeken. Hiezu
8
find Tiraileursabtheifnngen und Meine Detaſchements vom ents
fchiedendften Nutzen.
Aufftellung Eine größere Drfenflvaufitellung in Gebirgsländern findet
felöft. ⸗ jedoch, wie bereits erwähnt wurde, mit der Haupttruppe nur in
den Thaͤlern Statt, und zwar, wein Die dazu beſtimmte Truppe
In einem ſchwaͤcher als der Feind iſt, durch Beſetzung eines Engpaſſes
Engpaſſe. ſelbſt; — im entgegengeſetzten Falle aber durch eine Aufſtellung
Hinter einem hinter tem Engpaffe, aus welher der Feind debouſchiren und
Engpaſſe ſich unter einem von mehreren Seiten zuſammenwirkenden Feuer
zum Angriffe gegen uns formiren muß.
——— der In beiden Faͤllen lehnen ſich die Flügel einer ſolchen Thal⸗
ef ftellung an die rechts nnd links fie umfaflenden Gebirge, welche
daher befegt werben müflen. Nie darf man in Thälern Gtels
lungen nehmen oder Bewegungen ausführen, ohne Meifter der
fe einfchließenden Sföhen zu fein, und in keinem Falle Rüden
und Flanken durch eine ſcheinbare Unwegſamkeit der Berge geſi⸗
chert wähnen. |
Delehun der Die Befegung der ein Thal einfchließenden Gebirge hat
gbalbıben, einen doppelten Zweck: Der erfle ift, die Beſetzung ber Gebirge-
lehnen oder Thalmände, um gegen einen Angriff in der Fronte
durch ein ſelbe flankirendes Feuer zu wirken, und die Punkte zu
behaupten, ‘weicher fih der im Thale anrüdende Feind leicht
‚bemeiften und von 'hnen aus die ganze Poſit tion beſchießen
könnte.
Auffteflung Hiezu müffen Abtheilungen die naͤchſten Höhen erfteigen,
Zirallleurs, und mit Tirailleurs kouronmiren, die, durch Felſen, Bäume,
Steine u. |. w. gededt, ein wirffames Feuer auf den Feind
machen und eine Heine Neferve auf der Höhe an jenen Fußſtei⸗
gen haben, über welche fie ihren Rückzug nehmen müflen.
Beung Der zweite Zwed ift die Beſetzung und Bertheidigung ders
rütens. jenigen Felſen und Berge, über welche der Feind auf Saum⸗
und Fußwegen den höchſten Bergrüden erfleigen, und in Flanken
und Rüden unferer Stellung fommen kann.
— Hier hat der Kommandant der zu dieſem Zwecke deta⸗
ſchirten Truppenabtheilungen ſtets ſeine Reſerve an jene Orte
zu placiren:
1. Wo ſich mehre ſolcher Saum⸗ und Fußſteige vereinigen;
2. wo er vom Feinde am meiſten bedroht wird;
3. wo er ihm am längften aufzuhalten vermag.
79
en feine Tiraillcurd aber jene Steige nnd Bupwrge m —*
1. wo der Feind am ſchwerſten heraufkommen kaun, und
2. wo die Tirailleurs einige Ansfiht Haben, um ih, ger
deft, von mehren Seiten befchießen zu können. -
Greift und der Feind in einer Gebirgsftellung mit aͤberie⸗ — der
genen Kräften an, fo kann dies nur im Thale von der Froute abrpelungen,
oder auf den Gshirgehöhen durch Umgehung geſchehen.
Dringt der Feind niit Uibermacht im Thale vor, und droht Bela Angeit
er durch fein Borrüden die ‚Verbindung der im Gebirge deta⸗ im Thale.
ſchirten Abiheilungen wit der Haupttruppe zu trennen oder dem
Detafchement den Rüdzug abzufihneiden, fo verlaffen letztere "die
befeßten Poften, müſſen aber bei ihrem Rückzuge über die Ge⸗
rirge unaufhörlich trachten, mit der im Thale marfchirenden
Truppe nad Möglichfeit in gleicher Höhe-zu bleiben, um. diefe
urch ihre Stellung und ihr Feuer zu unterflüßgen, oder durch
Daffırung der Thäler bin’er ihnen die nächſten, vortheilhaften
Inhöhen wieder zu befegen.
Hat ihnen aber der Feind: im Gebirge .bie Kaufen abgen
onnen, und find fie zu ſchwach, um fih felbit mit Beziehung
er Nejerven zu halten, oder den Feind zurücdzumeifen, dann
eben fie fih auf die rückwärts liegenden. Berge, Diefed muß
Doch fo langſam als möglich geichehen, um der Truppe, Die im
hale fteht, Die Zeit zu laften, fie zu verſtaͤrken, ober fich ſelbſt
rückzuziehen. Hier ift ed oft möglich, durch einen klug angelegten
interhalt den Feind zu überraſchen, in Unordnung zw. bringen,
1d Durch unverhergefchene: Angriffe in Flanfe swer Rüden unit
nem Male um alle bereits errungenen Bortheile gu. bringen.
och bedarf man hiezu entſchloſſener, umfühtiger und :tüdeigrr
ffiziere.. Die Art, wie Dinterhalte anzulegen und Uiberfälle
iszuführen find, wird in der Folge erörtert werden. . . --
Wie bei der Defenſive, fo iſt auch beim Angriffe bie Art Angriff der
r Verwendung der Tirailleurs zweierlei; je. nachdem die: feind⸗ —
be Poſttion durch rinen Thal, oder Gebirgsangriff emportirt
rten ſoll.
Im erſten Falle werden Tirailleur zur Aitaque der feind Auf den
yen Poſition auf die beiderſeitigen Höhen des Thales deta⸗ Talhoven.
irt, in welchem der Gegner ſteht. Dieſe Tirailleurs erſteigen
nächſten Anhoͤhen, rücken den feindlichen Plaͤnklern entgegen
Sa
‘
⸗
und delogiren fie durch ein überlegenes Feuer, beſonders aber
durch eine liſtige Umgehung über Nebenſteige und Felſen; folgen
jedoch dem zurücweichenden Feinde nur in kleiner Zahl. Der
größere Theil der Tirailleurd befett auf den Anhöhen jene
Punkte, von welchen fie die feindlihe Stellung am zweckmaͤßig⸗
ſten befdneßen und durch ein lebhafte euer den. Angriff der
Hanpttruppe im Thale begünfligen können. |
Sollten die Tirailleurd nach Delogirung , ihres Gegner
anf Fußiteige kommen, welche in deu Mücken oder in die Flanke
‚ ber feindlichen Stellung führen, fo müflen diefe durch einige von
ihnen zwar betreten werden, um ben Feind dadurch zu beunru⸗
higen; der größte Theil derſelben muß jedoch immer ‚zu dem
SHauptzwede, nemlih zur Emportirung der. feindlichen Poſition
im Thale verwendet werden.
—æ Ein Angriff im Thale Tann unſerſeits blos dann Statt
bei einem finden, wenn wir dem Feinde überlegen find, und eben dieſe
Thalangriffe. Uibermacht uns die Sicherheit verfhafft, das feindliche Bros zu
durchbrehen und Die Detafchemente bed Feindes aufzurollen,
woburd fie unfähig werden, und im Näden und in den Flanken
zu fchaden.
—S Haben die Zirailleurabtheilungen die Beſtimmung, den
der Gebirge. Feind and dem Gebirge zu delogiren, die höhern Rücken und
wit ihnen das dominisende Terrain zu gewinnen, und baburd
die Aufitellung des Gegners in Flanfe und Nüden zu uchmen,
fo Lönnen nach der Natur diefed Terrains daſelbſt nur Feine
Detafhementd und diefe nur auf Fußſteigen, folglich auch nur
jerftreit und duch Tirailleurd wirken.
Seneh menber Die Tirailleurs felbft gehen auf den Steigen vor; kommen
fie anf einen feindlichen Poſten, fo vertheilen und poſtiren fie
fi) fo, daß fie gegen benfelben ein überlegened, von mehren
Punkten wirkendes Feuer anbringen künnen.
Findet fih aber auf bominirenden Felſen und Kuppen
irgendwo ein Punkt, von wo fie ben gegenfeitigen Poften in
Flanken und Rüden nehmen oder auch wur .befchießen können,
fo werden einige Männer dahin detaſchirt.
Aufſtellung Die Reſerven müſſen entſchloſſen, jedoch mit Klugheit vor⸗
der Reierven. gehen, keinen Fußſteig undurchſucht laſſen und ſich dort aufſtellen,
wo mehre Steige zuſammenkommen und wohin fie ihren Ruͤd⸗
zug unumgänglich nehmen müſſen. |
81
Durch kluge Führung folcher Gebirgsbetafchements fann —E
oft ein uͤberlegener Feind gezwungen werden, alle feine in Thaͤ⸗ ger Gebirge:
fern oder auf den niederen Bergen befindlichen Poften zu räumen, degpemenie
oft ſogar aus einem ganzen Gebirge delogirt werden. A 3
Feind.
6. 5.
Tirailleurgefecht im Flaufenmarfche.
Die Verwendung der Tirailleurd zur Dedung einer Kolonne de Slanten-
im Marfche beruht hauptfächlich auf der Sicherung ihrer Flanfen, Dre
wobei aber befonders Nücficht genommen werden muß, daß die
Tete, vorzüglich aber die Queue durch eine angemeffene, der
Plänflerchaine folgende Neferve gedeckt werde, wenn auch dadurch
die zur Kotoyirung der Flanken beftlimmten Reſerven ſchwächer
würden, da diefe ohnedem durch Aufſchwenkung einer oder mehrer
Abtheilungen aus der Kolonne leicht unterftügt werden Fönnen.
Die näheren Detaille hierüber find in der fünften Abtheilung,
welche von den Märfchen handelt, näher erörtert.
Br
Sünfte Abtheilung.
Marfborduung im Felde.
8. 1.
Von Märſchen überhaupt.
Der Zweck eined jeden Marfches ift die Erreihung eined Endzweck
Punktes, auf welchen man fic entweder aufftellt, oder von wel⸗ des Marſches.
dem aus man wieder eine fernere Bewegung unternehmen will.
Gefchwindigfeif und Drdnung find hiezu die unentbehrlich- —
ſten Erforderniſſe. lben.
Ohne Geſchwindigkeit verfehlt man feine Abſicht, der Feind Geſchwindig⸗
erfährt oder erräth fie, und gewinnt Zeit zu Gegenanftalten. eit.
Die Lage der Dinge ändert fih indeffen, und fo wird eine rich
tig berechnete, nüglihe Bewegung durch Verzögerung unzweck⸗
mäßig und ſchaͤdlich.
6
Ordnung.
Mittel dazu.
Breite Abthei—
lungen.
Deckung
durch Vor⸗,
Seiten⸗ und
Nachhut.
82
Ohne Ordnung fan kein Marſch ſchnell erfolgen, jede
Bewegung wird gefährlich, der Kommandant iſt nicht mehr
Meifter feiner Truppe, und Die geringfte, nöthwendige Abwei⸗
hung unterliegt fo vielen Berwirrungen und Sindernifjen, daß
fie nie zu rechter Zeit vorgenommen werben kann.
Um jedodh einen Marſch mit Schnelligkeit und Ordnung
auszuführen, find folgende Mitsel die vorzüglichiten.
Der Marſch der Kolonne hat bie zur Stärfe von halben
Divifionen ftetd in fp breiten Abtheilungen zu gefchehen, ald es
das Terrain nur immer erlaubt. Dadurch wird die Kolonne
kurz und gedrängt, leichter überfehen, beifammen gehalten und
fommt daher mit der ganzen Streitfraft geichwinder zum Ziele.
Alle Hinderniffe, welche den Marſch flören oder verzögern,
find zu entfernen Es muß daher jede Kolonne zur Dedung
der Fronte ihre Avantgarde, zur Seitendeckung ihre Flanqueurs,
zur Rückendeckung endlic ihre Arrieregarde haben. Eine fic
feitwärts bewegende Kolonne hat nebit der Avants und Arrieres
garde noch eine Kette von Flanqueurd und Fleinern Detafches
Entfernung
der Vor⸗,
Eeitens und
Nachhut.
Im offenen
Terrain.
ments zu erhalten, welche die bedrohte Flanke ſo lange decken
und kotoyiren, bis die Kolonne durch Aufſchwenkung ihrer Abthei⸗
lungen Fronte gegen den anrückenden Feind gemacht hat.
Vor⸗, Seitens und Nachhut dürfen einerſeits nie fo weit
von der Kolonne entfernt fein, daß fie Gefahr laufen, abges
fhnitten oder aufgerieben zu werden, andrerfeits fih auch nie fo
nahe an derielben befinden, daB eine feindlihe Truppe unver
muthet die Kolonne überfallen und zugleich mit der Avantgarde
auf fie ſtürzen koͤnne.
In ganz offenem Terrain können fie daher aus Kavallerie
beftehen, denn die Schnelligkeit, mit welcher diefe Truppe fich
wieder mit der Kolonne zu vereinigen vermag, und die Mögs
lichfeit, fchon in der Ferne jede Bewegung des Keindes zu entdeden,
erlaubt auc ihre größere Entfernung, welche im Allgemeinen die
zwei⸗ bis dreifache der für die Infanterie angenommenen fein fann,
‘ und bier um fo nöthiger ift, weil eben eine ganz offene Gegend
Im gemiſch⸗
ten Terrain.
dem Feinde die Leichtigkeit gewährt, ſchnell gegen uns anzurücken.
In einem gemiſchten, abwechſelnd bald offenen, bald durch⸗
ſchnittenen Terrain, wo weder Jufanterie noch Kavallerie ſelbſt⸗
ſtaͤndig verwendet werden kann, und Avant⸗ und Arrieregarden
aus beiden Waffen beſtehen, die ſich gegenſeitig unterſtützen
müffen, bürfen fie vom Gros auch nicht zu weit entfernt werben,
wie in einer ganz offenen Gegend. Bei Avantgarden ift jedoch
die Kavallerie als äußerfte Spite fo lange ale möglich zu vers
wenden, indem fie die zu durchſuchenden Gegenitände in einer
frnelleren Bewegung zu erreichen, und jedes Berfäumniß wieder
einzubringen im Stande ift, die Haupttruppe daher ben Marſch
ununterbrochen fortfegen kann; während fie, wenn das Durchſu⸗
chen der verichiedenen Terraingegenftände durch Infanterie gefchieht,
jeitweife ſtehen bleiben muß, wodurch die Geſchwindigkeit des
Marſches oft bedeutend verzögert wird.
In einem fehr durchfchnittenen und gebirgigen Xerrain, wo Im ſehr gebir⸗
man blos Infanterie verwendet, befinden ſich Terraingegenfände giyenTerrain.
und Punkte genug, um den Feind länger zu beichäftigen und
aufzuhalten, dagegen können bier Liberfälle ausgeführt, und
Hinterhalte leicht angelegt werden. Die Vorrückung muß alfo
in einem ſolchen Terrain mit größter Behutfamkeit geſchehen, alle
Terraingegenftände, müflen forgfältig unterjuckt werben; dieſes
erfordert aber eine größere Zeit, und die Bewegung der Kolonne
wird eben dadurch langſamer. Bors, Seitens und Nachhut
werden daher nicht weit entfernt und noch näher gehalten, als
m gemilchten Terrain.
Es ift unmöglich, über die verhältnißmäßige Entfernung Maßſtab der
ver Avants und Arrieregarden, fo wie der Seitentruppen einen Entfernung.
iUgemeinen Maßſtab feftzufegen. Diefer kann nur:
1. Durch die Kolonnentiefe der marfdirenden Truppe,
2. die Befchaffenheit des Terraing,
3. durch den Zweck des Marfches und
4. durch die mehr oder minder große Feindeögefahr beftimmt
verden.
Als Minimum wird jedody angenommen, daß da, wo der
eind vor und fteht:
1. Ein Zug fi vor⸗ und feitwärts auf die zweifache, rück⸗
wärts aber auf die einfache Schußweite;
2. eine Kompagnie oder Divifion dagegen vor» unb feitwärte
auf die vierfache, rückwaͤrts aber wenigitend auf die zwei⸗
fache Schußweite durch detaſchirte Poften gegen jede unverheffte
Annäherung des Feindes zu decken hat, welche Diftanzen ſich
jedoch bei der Marſchordnung eines Zuges oder einer Eskadron
6*
Maßitab der
Stärke der
Vor⸗, Seiten⸗
und Nachhut.
Eintheilung
der Waffen⸗
gattnngen in
. 84
Kavallerie nad den oben gegebenen Erklärungen verhält
nißmäßig verändern.
3. Bei Bataillond, Brigaden, Divifionen und Korps die Ent-
fernung der betafchirten Poften im Verhältniß der Stärke
der Haupttruppe waͤchſt.
Uibrigens wird die Entfernung der Avantgarde von bet
Haupttruppe nicht während des ganzen Marſches gleichfoͤr⸗
mig beibehalten werden können. Erſtere iſt gemöthigt,
öfterd anzuhalten und fihwierige Terraingegenitände mit
Borficht zu durchfuchen, den Feind zu refognosciren, ſchwaͤ⸗
here Abtheilungen desfelben zu vertreiben u. dgl., wodurch
der Abſtand von der Haupttruppe, welche ununterbrochen
fortrückt, befonders bei großen Truppenförpern im Berhälts
niß verkleinert wird, dagegen muß die Avantgarde dann
trachten, den nöthigen Vorfprung zu gewinnen.
Ebenfo unmöglich it es, im Ganzen einen Maßſtab für
die verhäftnißmäßige Stärke der Avant⸗, Seitens und Arrierts
garde feftzufegen. Ald Minmum kann man für diefelben hei
fleinern Truppenförpern ein Dritts oder Biertheil, bei größer
aber ein Fünftheil der ganzen Stärke annehmen.
. Der Zwed des Marfched endlich hat wefentlichen Einfluß
auf die Stärfe der zu detafchirenden Truppen. Bei Sceinans
griffen oder wenn man die Abficht hat, dem Feinde unfere
Stärfe größer glauben zu machen, wird zur Avantgarde ein im
Verhältniß größerer, bei verftedten Märfchen aber im Gegen
fage ein Fleinerer Theil ded Ganzen genommen. |
Die Natur ded Terraind, die Verfchiedenheit der Gegend
und Wege, die Art und Abficht der künftigen Aufftellung und
felber und in die muthmaßliche Unternehmung des Feindes beftimmen die Ein
der nafol:
genden
Kolonne
Infanterie
un
Kavallerie.
theilung der Waffengattungen in die Vor⸗, Seiten⸗ und Nachhut,
ſo wie deren Anzahl und Zuſammenſetzung in der Kolonne ſelbſt.
Im offenen Terrain bildet die ganze Kavallerie die Tete
einer Mearfchfolonne, im gemifchten wird fie mit Infanterie an
der Tete und Queue verwendet; in fehr durchſchnittenem, gebir⸗
gigen Terrain folgt fie ganz der Infanterie, welche ausſchließend
für Gebirge, Waldungen, Schluchten, fteile Ravins u. dgl. Ge
genden beſtimmt iſt; eine Waffe muß übrigens die andere beden,
jede muß nach ihrer Eigenfchaft wirken fünnen, alle müflen zum
gemeinfamen Zwecke geleitet werden. Der Marfch verfchiedener
85
Truppenarten in einer Kolonne iſt unbequem, weil jede ihre
eigenthümliche Geſchwindigkeit befißt; demungeadtet wäre ed
äußert gefahrvoll, die Waffengattungen zu trennen und jeder
derfelben einen eigenen Weg anzumeifen; fie müflen vielnehr in
der Ordnung marfchiren, in der fie fich zu fchlagen beftimmt find.
Die. in Brigaden und Divifionen vereinte Reſervekavallerie
bildet jedoch eine eigene Kolonne.
Das Gefhüg wird in der Kolonne brigadenmeife eingetheilt,
iſt größtentheild in der Mitte und wird durch eigene Abtheis
lungen gededt.
Neferves
Kavallerie.
Geſchütz.
Dem Artillerieparfe find ſtets die beſten Wege anzuweiſen, Artilleriepark.
und ſelber muß gegen jeden möglichen Angriff geſichert werden.
Gewöhnlich bildet der Park eine Kolonne für ſich, und fährt auf
einem oder dem andern Wege, den auch eine Kolonne einfchlägt,
im Vorrüden hinter, im Rückzuge aber vor derfelben.
Avants und Arrieregarden führen verhältnißmäßig nur wenig
und leichte Geſchütz mit ſich; in hochgebirgigen Gegenden aber
werden ihnen höchſtens Raketen oder Geſchütz auf Maufthieren
beigegcben.
Ohne Noth dürfen fomohl Artillerie, ald dad hinter der Kos
Ionne marſchirende Gepäde die fahrbarfte Straffe nicht verlaffen.
Das übrige Armeefuhrwerf bleibt aber während einer Ope⸗
ration ein bid drei Märfche hinter der Armee, um bei allen
Bewegungen mehr Freiheit zu haben.
Armeefuhrs
wert.
Das richtige Verhältniß der Entfernung und Stärke ber Richtige Ents
Bors, Seitens und Nachhutstruppen, fo wie die entipredende
fernung und
Stärke der
Sintbeilung aller Waffengattungen nach Maß bed Terraind und Bor, Seiten:
der Größe der Haupttruppe find dem Kommandanten derfelben
und Nacput,
und Eintheis
ie vorzüglichften Mittel zur vollftändigen Sicherheit und unges ung der Waf—⸗
törten Vollendung feined Marfched oder zur Gewinnung der
rforderlihen Zeit, um fich gegen einen berannahenden Feind in
Berfaffung zu fegen.
Trennung ber Kräfte bleibt im Kriege ſtets gefahrvoll,
heil8 weil man fih der Möglichkeit ausfept, vom Feinde im
Setail geichlagen zu werden, theild weil die fo leicht eintretende
jerfpätung einer Kolonne im Augenblide der Enticheidung die
achthe iligſten Folgen nad, fich zieht. Demungeachtet macht bes
ınders bei größern Truppenförpern die Beichaffenheit des Ters
ains, Die zufammenftimmende Wirkung der Truppen auf mehren
fengattungen
gibt Marfch»
9 iherbeit.
Marfb in
mehren
Kolonnen,
Daupterfors
dernifie.
Bertbeilung
j der
Streitkräfte.
Zeitrehnung.
36
Punkten eder das gleichzeitige Eintreffen größerer Maflen auf
einer Schlachtlinie den Marſch in mehren Kolonnen erforderlich.
In dielen Fällen find nachfolgende Punkte unentbehrlich:
1. Genaue Kenntmiß des Terraine.
2. Zmedmäßige Bertheilung der Kräfte.
3. Richtige Zeit und Raunlberechnung.
4. Eine nach diefer entworfene Marfchdispofltion.
Wie die Streitkräfte in den verfchiebenen Kolonnen einges
theilt werden müflen, läßt fih nur durch den Zweck ded Mar⸗
ſches beftimmen. Schreitet man zum Angriff des Feinded oder
einer Stellung vor, fo ift ſich hiebei nad den in der achten Ab⸗
theilung bieräber gegebenen Erklärungen zu benehmen; in jedem
Falle dürfen jedoch zur Bildung der Seitenkolonne nur fo viel
Truppen detafchirt werden, ald zur Erreihung des Zwedes uns
umgänglich nöthig find, weil ſich fonft da® Gros unnützerweiſe
ſchwaͤchen würde. Died bleibt eine Hauptregel bei allen Bewe⸗
gungen vor dem Feinde.
Die bei Märfchen in mehren Kolonnen- nöthige Zeitberech⸗
nung ift von höchſter Wichtigkeit, befenderd dort, wo es fih um
ein übereinftimmended Eintreffen der Kolounen auf einen oder
mehren Punkten handelt; — nur genaue Kenntniß der vorhans
denen Wege, Brüden u. dgl., ihrer Braucbarfeit für die ver
fhiedenen Waffengattungen, fo wie richtige Beurtbeilung aller
den Marfch befchleunigenden oder verzögernden Umſtände führen
bier zu einem ſichern Refultate Aus der Geſchwindigkeit, womit
ein einzelner Mann mehre Meilen unter gewiflen Berhältniffen
jurädlegt, läßt ſich fein Schluß ziehen, wie viel Zeit größere
Kolonnen zu eben diefem Marſche benöthigen. Auf die Geſchwin⸗
digkeit des Mariched haben nebft der oben berührten Beſchaffen⸗
beit der Wege und Brüden, noch
1. Länge und Zufammenfegung der Marfcklolonnen,
2. Witterung und Tageszeit,
3. mehr oder weniger nöthige Borficht in Durchluchung der
verfchiedenen Gegeuftände,
4, Berfaflung, im der fih die Truppe befindet, und Ord⸗
nung, wit der ein Marſch audgeführt wird,
5. die Größe des Marſches feld — einen wefentlichen
Einfiuß.
87
Die Geſchwindigkeit ift anfänglich gewoͤhnlich größer, als nach
mehren hinterlegten Meilen, und wenn man auch im Reiſemarſche
100 Schritte auf eine Minute rechnet, fo werden im Kriege häufige
Fälle eintreten, wo man bei größern Marfchlolonnen von mehs
ren Bataillon und Batterien 50, höchſtens 60 Schritte auf eine
Minute, und für die Kavallerie höchitend um ein Drittheil mehr
und died blos bei Maärſchen, welche bei Tage ohne Hinderniffe
und Zufälle geichehen können, rechnen darf; fo daß größere Kos
lonnen zu jeder deutfhen Meile über 3, Stunde benöfhigen.
Man fieht hieraus, wie fihmer es ift, mit größern Truppenför-
pern, beſonders, wenn fie aus verſchiedenen Waffengattungen
beftehen, in einem Tage mehr ald 3 bie 4 deutfhe Meilen zu
gewinnen. Kleinere Kolonnen ohne Fuhrwerk und Gepäde kön⸗
nen jedoc, befonderd, wenn vom Keinde nichts zu befürchten ift,
in einem Tage auh 5 bis 6 Meilen zurüdlegen. Forcirte
Märfche find Ausnahmen von der Negel, und treten nur dort
ein, wo Schonung ded Mannes, fo wie alle übrigen Rückſichten
einem höhern Zmede weichen müffen.
Die Marfhdispofition ift die Seele des Marſches; in ihr Marfepbispor
muß der Grund zur Vermeidung jeder Unordnung und zur zu> ſitio
ſammenſtimmenden Bewegung aller Kolonnen liegen. Sie enthält:
1. Die Richtung ded Marfches, | -
2. die zur Avants und Arrieregarde, fo wie zur Seitens
yeung beftimmten Truppenkörper,
3. die Anzahl der Kolonnen,
4. die Art ded Abmarfcheg,
5. die Stunde des Aufbruch für jede einzelne Kolonne,
6. die genaue Beſtimmung der verfchiedenen Kolonnens
vege, fo wie
7. die allenfalls nöthigen Anordnungen über Marfchords
ung und befondere Berhaltungen.
Die Kolonnen müffen übrigens in fteter Verbindung unter Stete Verbin-
& bleiben und immer im Stande fein, fich wechſelweiſe zu Fan Der
nterftügen.
Liber den Abftand der Kolonnen unter einander läßt ſich Abftand
ine Regel feſtſetzen. Es fol zwar fein bedeutendes Terrain⸗ derſelben.
inderniß zwiſchen felben liegen, das ihre Verbindung unterbricht,
sch ſollen die Teten ſtets in gleicher Höhe marſchiren und fort⸗
ährend einen gleichen Abftand beobadıten, allein dies ift bei
langen Märfchen und befonders in durchſchnittener Begend nicht
immer augführbar.
zorfiht bei Um in folhen Fällen den nachtheiligen Kolgen vorzubeus
dur Terrain, BER, Die aus der Vereinzelung oder aus dem Mangel der Vers
gegenftände. bindung der Kolonnen entftehen könnten, ift es nöthig, die
Avantgarde fo weit vorzupoufliren, daß die Haupttruppe über
die Strede, welche die Trennung verurfacht, hinausrücken und
fih vor derfelben wieder koncentriren oder aufftellen könne.
Vermeidung Das Kreuzen der Kolonnen muß durch alle möglichen Mits
ae ber tel vermieden werden, weil dadurch endlofe Verwirrungen und
Kolonnen. Unordnungen entitehen; den Umſtand nicht zu erwähnen, daß
eine Kolonne die andere im Marſche aufhält. Bei einer guten,
zwedmäßig verfaßten Marfchdispofition koönnen nur bei unvors
herzuſehenden Hinderniflen folhe Fälle eintreten. Ihr Erfcheinen
beweift daher gewöhnlich einen Fehler bei Berechnung der für
die Marichentfernung erforberlihen Zeit oder eine Nichtbeach⸗
tung der feſtgeſetzten Aufbruchöftunde.
Kolonnen⸗ Zur Verhütung von Verwirrungen oder ſonſtigen Unord⸗
führer. nungen wird jeder einzelnen Kolonne ein Offizier als Kolonnen⸗
führer beigegeben. Bei größern Xruppenförpern, ald ganzen
Brigaden und Divifionen werden hiezu die Offiziere des Genes
ralquartiermeifterftabs, bei kleinern Truppenabtheilungen aber
Dffiziere der Linie verwendet, welche die zu. diefem Zwecke nöthis
gen Kenntniffe und Fähigkeiten befigen. Der Kolonnenführer
muß mit dem Inhalte und dem Geifte der ergangenen Marſch⸗
Dispofition in vollem Umfange befannt fein; die Kolonnenwege
entweder felbft im Boraus refognoßciren, oder ſich durch Land⸗
farten und Befchreibungen eine möglichft genaue Kenntniß des
Terraind verfhaffen, auf jeden Kal aber fih von einem Orte
Boten. zum andern mit fundigen Boten verfehen, die man zwar freunds
lich behandelt, fie jedoch gegen Verrath warnt und firenge bes
wacht. Der Kolonnenführer muß fih bei der Avantgarde aufs
halten, dieler die Richtung bed Marſches beflimmen, mit den
naͤchſten Kolonnen nah Möglichkeit in gleicher Höhe und forts
mwährender Verbindung zu bleiben trachten und alle Hinderniffe
befeitigen, die den Marfch der Kolonne verzögern könnten.
Pionniers, Es müſſen fih daher bei größern Truppenkörpern Pions
Jimmerleute niers oder in deren Ermanglung, fo wie bei Heinern Truppen⸗
d Arbei
un de förpern ftetd alle Zimmerleute und eine verhältnißmäßige Zahl
Avantgarde.
*
mit Schanzzeug verſehener Arbeiter der Bataillons oder Regi⸗
menter unter Kommando eines eigenen Offiziers, der die Stelle
des Wegmeiſters vertritt, bei dem Gros ber Avantgarde befin«
den, um nach der vom Kolonnenführer erhaltenen Weifung die
Wege, wo ed nöthig ift, zu verbeflern oder zu erweitern, Uiber⸗
gänge über Gräben und kleine Gewäffer zu errichten, ſchwache
Brüden zu verftärfen, fteile Riveaur zu ebnen u. dgl. Gier, wie
in hundert andern Gelegenheiten wird ſich der Vortheil bewähs
ven, wenn jedes Bataillon wenigitend 50 bis 60: Mann befigt,
die durch Unterricht iin Frieden dahin gebracht wurden, bie Stelle
der Pionnierd zu vertreten. Der Kolonnenführer hat den mit
Herftellung der Wege beauftragten Dffigier zeitlich genug in die
Kenntniß von der Beichaffenheit derfelben zu fegen, damit letzte⸗
er fon im Voraus das Nöthige zur Hinwegihaffung vorkom⸗
nender Hinderniſſe verfügen könne,
Sind Laufbrüden zu fchlagen, fo fahren die Equipagen
nmittelbar hinter der Avantgarde, fonft aber gewöhnlich hinter
er Kolonne, Kleinere Truppenlörper werden fich jedoch oft im
Rarfche genöthigt fehen, unter der Leitung des Wegmeiſters in
rmanglung der Lanfbrüden irgend eine Gattung von Noth⸗
rücken zu errichten. Uiber die nähern Details folder Brücken
erweifen wir auf den $. 7 der flebenten Abtheilung.
Maͤrſche im Gebirge fordern nebft den weiter oben anges
benen allgemeinen, noch ganz befondere Vorſichtsmaßregeln, die
irch die Natur ded Terraind herbeigeführt werden.
Sn Gebirgsländern ziehen die Hauptkolonnen gewöhnlich
f den für fie anmendbaren Straflen im Kauptthale fort,
ährend Fußſteige bald parallel mit letzterm auf dem Gebirgs⸗
den fortgehen, bald quer über felbe zur Verbindung mit
ebenthälern führen, welche auf mehre Märiche von einander
tfernt find.
Eingeengt durch das Terrain kann die Bortruppe im Hochs
birge nicht, wie fn offener und gemifchter Gegend durch bie
eite ihrer Fronte die Kolonnen vor Umgebungen oder uners
Raufbrüden.
Nothbrücken.
Gebirgs⸗
maͤrſche.
Zug der
Straſſen und
Wege im
ſelben.
Einengung
der Vor⸗
truppe im
Thale.
rteten Angriffen in den Flanken ſichern; ſie kann nicht einmal
ıe zu großer Vertheilung ihrer Kraft die Eingänge aller Fuß⸗
ge befegen, melde aus Meilen langen XThälern über: die
hen herab auf tie Straffen der marfchirenden Kolonnen führen,
e Avantgarde fügt daher die Hanpttruppen wohl gegen dem
° .
«
Gun (mu ——
Angriff einer entgegen kommenden, feindlichen Truppe, keineswegs
aber gegen jene feindlichen Detafchements, die auf Seitenthälern
das Gebirge auf Fußwegen erfleigen, und von den Höhen herab
durch Flanken⸗ und Rüdenangriffe Unordnung und Berwirrung
in der Kolonne verbreiten fünnen.
Beitento. Um alio bei Gebirgsmärfchen jeden Flanken⸗ und Rüden:
dem — angriff zu verhindern, und den Marſch mit der größtmöglichten
Sicherheit auszuführen, müfleg die Flanken der im Thale mar:
fhirenden Haupttruppe durch Beine Seitenfolonnen gedeckt werden.
Diefe haben längs der ganzen Kolonnentiefe vertheilt,
parallel und im gleicher Höhe mit der Haupttruppe auf dem
Gebirge fortzumarihiren, welches das Thal und folglich die
Straſſe beiderfeits umſchließt. u
gärte und Diefe Detaſchements brauchen nicht groß zu fein, weil auf
derfelben. den fteilen und fchmalen Wegen der Hochgebirge nur Kleinere
Abtheilungen, oft uur einzelne Männer fortzufommen und zu
wirken im Stande find.
Auch entfernen fich diefe Detaſchements nie weiter von der
Haupttruppe, als es nöthig iſt, um den Feind von jenen Ans
höhen, von welchen bderfeibe die Kolonnen im Thale durch
Gewehrfeuer oder mit Steinwürfen beihädigen könnte, zu ver,
treiben und fie ſelbſt zu beſetzen.
Bernachläffigung folher Borfihten im Gebirgäfriege hat
fhon oft zu bedeutenden Unfällen Anlaß gegeben und den Berluft
der beften Truppen nad fidh gezogen.
Nachtmaͤrſche. Kur in den dringendſten Faͤllen find Nactmärfike zu unter⸗
nehmen; denn Kinfterniß hindert die Truppe zu überjehen, begüns
fliget alle Unordnungen, und hemmt die fo nothwendige Schnel⸗
ligfeit in ber Bewegung.
Aufenthalt Der Ort, wo fih der oberfie Kommandant aufhalten fol,
des Komman laͤßt fih nur durch den Zweck ded Marfches und der Seite, von
welcher die größte Gefahr droht, befiimmen. — Der Feldjug
1796 fpricht fih hierüber bei Märfchen gegen den Feind folgenders
maßen aus: »Biele Fehler laflen fi wieder verbeflern, und
mander Berluft kaum wieder eingebracht werden, nur nicht jener
der Zeit. Der oberfte Anführer foll daher ftetd in der Nähe
feiner Avantgarde fein, fie ift die Quelle, durch welche ihm Die
Nachrichten zufließen; bei ihr allein kann er die Kenntniß der
Gegend und aller Umflände zur Behimmung feiner Entichlüffe
N
früh genug erlangen, um mit Schnelligkeit und Kraft zu handeln.
Befindet er fich aber nicht A porlde oder an der Tete feiner
Kolonne, fo läuft er Gefahr, fehr oft ihre Wärfche bie zur‘ Ges
winnung einer richtigen Uiberſicht verzögern und aufhalten, oder
falfihe Dispofitionen wieder abändern zu müflen. Auf alle Fälle
geht Zeit verloren, und ber ſchnelle operirende Gegner ift im
Vortheile,«
Um jedoch jeder ſelbſtſtaͤndigen ‚im Marſche begriffenen Marſchord⸗
Abtheilung ein Bild zu geben, wie ſie zur Erreichung der nothigen ieß aen
Sicherheit fich zu decken, welche VBorfihten fie zn beobachten. und Detafhement
wie fie ihre Marſchordnung nach der Verfchiedenheit des Terrains —A
u ändern hat, werden nachfolgende Marſchordnungen vom Diviſion.
kleinſten Detaſchement an bis zu jener ganzer Brigaden und
Divifionen als allgemeine Norm feſtgeſetzt. Sie beziehen fich
edoch blos auf den. Marfch durd eine bedrohte Gegend im
ingefichte oder in der Nähe des Feindes; mo aber vom letztern
ſichts zu beforgen wäre, ift zur Schonung der Truppe und grös
ern Schnelligkeit des Marſches die gemöhnfiche durch das Negles
tent vorgefchriebene Marſchordnung zu beobachten. Uibrigens
nterliegen fie im Kriege jenen Abänderungen, die befondere
mitände und eintretende Verhältniſſe erheiſchen können.
Schließlich bemerken wir, daß alle diefe Marſchordnungen
(bft noch bei einem Stande von 140 bis 120 Mann pr. Koms
ıgnie in Anwendung treten fünnen. Wenn jedoch die Stärte
r verfhiedenen Truppenförper durch Verluft vor dem Feinde,
er im frieden durch Verringerung des Standes fih um ein
rittheil oder gar um die Sälfte vermindern follie, fo haben
be auch bier, wie es bereits bei den felbititändigen Borpoftens
fitelungen erwähnt wurde, ſtets die Marfchordnung der naͤchſt
inern Abtheilung, und daher eine Divifion jene einer Kom⸗
gniie, ein Bataillon jene einer Divifion u. |. m. zu nehmen,
. 82% |
Narſchordnung eines kleinen Sinfanteries ober
Savalleriedetafchements.
Abtheilungen, melde weniger ald einen Zug betragen, und
ſich allein felbfiftändig marfchiren, gehören meiſtens ſchon in
: Bereich der Patronillen, deren Führung und wichtige Dienſt⸗
tung in der zweiten Abtheilung dieſes Unterrichts erörtert wurde,
Sollten jedod Meine Detafhementd in Verbindung mit
nachfolgenden Truppen auf einer Straſſe vors ober feitwärtd ge⸗
fendet werden, fo kann bei ihrer geringen Stärke die gewöhnliche
Marſchordnung derfelben nur in einer Bortruppe von 1 Gefreiten,
3 Maun, von mwelhen 2 Mann wieder auf die Diftanz von
200 Schritten vorgehen, dann aus 1 Flanqueur rechts und finfe,
und 2 Mann auf 200 Schritte hinter dem Gros zur Dedung
des Rückens beſtehen. Ihre Verhaltung bei Paflirung aller auf
Maͤrſchen vorlommenden Gegenftände muß fih ihrer geringen
Staͤrke wegen ganz nach jener der Patrouillen richten, weshalb fie
auf die dafelbft vorkommenden Unterweifungen verwiefen werden,
8.3.
Marſchordnung eines Zuges Infanterie oder
Ravallerie.
Die Marfhordnung eined Zuges und einer Kompagnie
oder Eskadron ift die Baſis jener aller übrigen größern Trups
penförper, da bie Kompagnie nie mehr als höcftens einen Zug,
ein oder mehre Bataillond aber nie mehr als eine Kompagnie
zur hauptfäclichften Sicherheit ihrer Marſchkolonne bedürfen,
und hinter felben von der übrigen Truppe nur kleinere Detas
ſchirungen oder Vorſichtsmaßregeln in der Nähe der Kolonne zu
leiſten find.
Die Marfhordnung beider Truppenförper muß daher auf
das Genaueſte, wie folgt, detaillist werden. .
Zwed der Der Zwed der felbftftändigen Detafdirung eines Zuges vor
He oder feitwärtd einer größern, im Marſche begriffenen Truppe it
" gewöhnlich, die Annäherung des Feindes zu entdeden und fchleus
nigft zu melden, damit ſich die Haupttruppe ſogleich fihern Fönne,
Ein ſolches Detafhement iſt zu gering, um größern feindlichen
Kräften Widerftand zu leiften, allein anderfeits auch zu groß, um
wie eine Schleihpatrouille gedeckt marfchiren zu fönnen. Es hat
fih daher ſtets auf der Straffe zu halten, und um nicht gänzlich
aufgehoben zu werden, nachfolgende Sicherheitömaßregeln vor
und während des Marſches im verikiebenartigen Terrain zu
beobachten.
Vor dem Abmarfhe hat der Kommandant fein Detaſche⸗
ment auf dad Sorgfältigfte zu viſitiren und fid) die Uiberzeugung
zu verfhaffen, daß die Mannfchaft ihre Gewehre im brauchbaren
Zuftande habe und mit der vorgefchriebenen Anzahl fcharfer ‘Pas
tronen, fo wie mit den auf die beflimmte Zeit nöthigen Lebens⸗
witteln, die Kavallerie mit Fourage verſehen ſei; endlich ob ſich
unter der Mannſchaft Fein Kranker, oder unter den Pferden kein
maroded oder unbeichlagenes befinde. Ein Hauptgegenftand ift,
daß fih ein folder bdetafcirter Kommandant mit einem ober
mehren dee Gegend genau kundigen Boten verfehe. Auch ift es
ſehr zweckmaͤßig, ſich mit einer guten Saduhr, einem Fernrohre
nd einer fih auf obige Gegend beziehenden Specialkarte, dann
nit einer Schreibtafel fammt Bfeiftift, fo wie mit Papier, Feder
md Tinte zu .verfehen. Ferner hat der Offizier ald Kommans
nt bei Tage nach dem Stande der Sonne, der Lage der
Derte dungen, Schlöffer oder fonft einzelner Gegenftände,
NN ch dem Monde und nach den Geftirnen zu orientiren;
ierat feine Unteroffiziere und Gemeinen aufmerkſam zu
ıachet, und vor "dem Abmarfche noch Parole und Lofung auf
e beftimmte Zeit fih zu verfchaffen.
Der die Vorhut führende Unteroffizier muß fi mit den
amen der Örtfchaften, durch welche der Marſch geht, befannt
machen traten. In jeden vom Keinde nicht befetten Ort
ndet dieſer Unteroffizier zwei Mann zum Richter oder fonftigen
orfteher, um von ihm einen neuen, vVerläßlichen Boten zu erhals
ı, vor deſſen Ankunft jedoch der bid dahin mitgenommene nicht
tlaffen werden darf.
Um jede Wiberrafchung möglichft zu verhindern, wird hier
3 Grundfag angenommen, daß man vors und feitwärtd auf
zweifache, rüdwärts aber wenigſtens auf die einfache wirk⸗
ne Schußweite gefchügt fei, und daß die detafchirte Mannfchaft
8 ihre nächte Haupttruppe fehen könne. Als Vortruppe
rſchirt auf eine "Diftanz von 200 Schritten 1 Korporal, 1
freiter und 6 Gemeine; der Korporal bildet mit 3 Mann
; Gros der Avantgarde, der Gefreite mit 3 Mann marfcirt,
eine Vorpatrouille, 100 Schritte vor bemfelben, und detafchirt
der 2 Mann auf eben diefe Diftanz vor fi, welche auf 10
12 Schritte einer hinter dem andern gehen, forgfam umher:
fen und alles, was fie wahrnehmen, in der Stille mittheilen.
Rechts und Linke, in gleicher Höhe mit dem Gros der
truppe, werden 3 Mann, unter benen ber vertrautelte bie
GEintheilung.
Plan 3.
Sig. 1.
9
Gefreitenftelle vertritt, als Seitenpatronillen vorgeſchickt. Der
Stellvertreter bleibt mit einem Manne auf 200 Schritte Entfer⸗
nung von der Borhut, und detafchirt den aälteſten oder verläß⸗
lihiten Mann auf eben diefe Diltanz feitwärts von fich hinaus.
200 Schritte hinter der Bortruppe folgt der Offizier mit
dem Zuge, und in eben derfelben Entfernung hinter Diefem mars
ſchirt die aus 1 Korporal und 2 Gemeinen beftehende Nachhut.
Verwendung Iſt dem Detafchement auch Kavallerie beigegeben,. fo wird
berXavallerie. vieſelbe nach den im 5. 1 diefer Abtheilung angeführten, allge
| meinen Grundſaͤtzen verwendet.
—æ Marſchirt aber ein Zug Kavallerie allein, ſo reitet (wenn
Zuges Died der Stärke des Zuges angemeflen iſt) 1 Korporal mit 8
Kavallerie. Mann auf 3 bie 400 Schritte Entfernung ale Avantg
dem Zuge, und detaſchirt 2 Manu auf 2 bi 300 S
und links vor fih. Die Arrieregarde bilden 3 Manıt,
auf 300 Schritte vom Gros entfernt, der lebte,
Mann aber fchließt auf 100 Scwitte hinter diefen.
Verbindung Der Zugskommandant fendet, mm ſich nicht zu ſchwſcchen,
Veitmärte mit nur einzelne vertraute Leute, eins, zweis oder dreimal während
truppen. des Marfched von wichtigen Stellen, oder in fehr wichtigen
Fällen 2 Mann zugleich mit Rapporten an die rück⸗ oder ſeit⸗
wärtige Sanpttruppe ab. Diefe Leute haben bei Begegnung des
Feindes alfogleich zu feuern; damit dad Detaichement, fo wie bie
Sanpttruppe Davon avifirt werde.
Rn Geht der Marfch durch eine ganz ebene und offene Gegend,
Terrain. Die dem Auge eine weite Audficht geftattet, dann können die
Plan 3 Big. 1. Seltenpatrouillen eingezogen werben. In einer Gegend aber,
die zwar offen, aber nicht eben ift, und wo Bertiefungen und
Höhen dem Feinde fih als verbedende Gegenflände barbieten,
wird der Marfch auf die in der obigen Eintheilung befchriebene
Art mit Bors, Seitens und Rüdenpatronillen angetreten. Eben
dasſelbe findet in einer Gegend Statt, in welcher ed zwar ganz
ebene, offene Streden gibt, der Terrain jedoch fchnell wieber
wechlelt, und wo das Einziehen und Wiederausſenden der Seis
tenpatrouillen biele lebten nur unnügerweile ermüben wuͤrde.
Bon allen Bors und Seitenpatrouillen haben Die erften detaſchir⸗
ten Männer das Gewehr im offenen Terrain mit, im koupirten
aber ohne Bajonete, jedoch ſtets mit geipauntem Hammer im
bequemer Stellung horizontal, bie audern Patrouillen rückwaͤrts
aber felbes ohne Bajonete und gefpanntem Hammer nah Will
führ kommode zu tragen. Der Kavallerifi hat den Saͤbel wit
dem Schlagriemen an der Fauſt hängen, und hält den geſpann⸗
ten Karabiner vor fi in der Hand, die Haupttruppe aber mars
ſchirt mit verforgtem Säbel,
Alle obigen Patrouillen find überdies genau zu belehren,
wie fie fich zu verhalten haben, wenn fie den Feind entdeden,
ohne felbft von ihm gefehen worden zu fein, oder wenn fie. uns
vermuthet auf den Gegner ftoßen:
Im erften Falle wird die Annäherung des Feindes dem
Patrouillenfommandanten entweder durch ein verabredetes Zeichen
oder durch eine mündliche Meldung befannt gegeben, worauf
id) Diefer von der Wahrheit ded Gemeldeten ſchnell zu überzeus
gen WEB dann ungefäumt den Detafchementöfommandanten von
det Kenntniß zu ſetzen hat.
Gm zweiten Falle, wo man plöglich und unvermuthet auf
en Feind ftößt, gibt man Feier, um dadurch die Haupttruppe
u avifiren. Sit nun der Feind fchmwächer, fo muß derfelbe ſogleich
it dem Bajonete, ohne zu feuern, kraftvoll und mit Ungeſtüm
ngegriffen und zurüdgemorfen werden. Iſt er aber ſtark, fo
ıben die Patrouillen mit möglichiter Vertheidigung aller ſich
ırbietenden Terrainvortheile ſich feits und rückwärts der Haupt⸗
uppe zurückzuziehen.
Begegnen was immer für Reiſende der Avantgarde, ſo
erden ſie angehalten und zum Detaſchementskommandanten ge⸗
hrt, der an fie folgende Fragen richtet: Wo -ftebt der Feind,
ie ſtark ift er, aus welchen Truppengattungen befteht er, wie
t er fich poftirt, hat er hinlängliche Lebensmittel, und woher
jieht er diefe, welche Wege führen zu feiner Aufftellung, fchickt
häufige Detafchements und Patrouillen aus, wie ſtark und
welcher Zeit, hat er Berfhanzungen angelegt oder irgend
en Ort in Bertheidigungsftand gefeßt u. dgl.? Die Refultate
fer ragen fendet der Kommandant der rückwärtigen Haupts
ppe-
Jene Reiſenden aber, welche gegen den Feind zugehen
Ken, müflen angehalten werden, und dürfen nur dann ihren
'g weiter fortfegen, wenn file hiezu eine höhere Ermächtigung
mweifen.
Bei Begeg⸗
nung des
Seindes,
Bei Begeg«
nung von
Reifenden.
Bei Paſſirung Wo immer Quermege, fie mögen num große Straſſen,
an und Fuß oder Saummege fein; fo auch Querthaͤler oder Defilees
Duerdefilees. im offenen oder Foupirten Terrain den Weg des Detafchementd
durchfchneiden, wird mit dem Gros der Avantgarde gehalten.
Diefe Wege oder Defilees müflen nun rechts und links durd
2 Mann der Seitenpatronille auf 6 bis 800 Schritte durchſucht
werben, und erit nach erhaltener Meldung, daß nichts vom
Feinde da fei, ſetzt das Detafchement feinen Marſch fort.
Im koupirten Terrain ift es im Allgemeinen Grundſatz,
daß Feinere Detafhements ihre Sicherheit, welce fie in der
Flanke durch verdeckende Gegenitände verlieren, durch eine deſto
größere Länge und Tiefe wieder zu gewinnen trachten, indem
es fih blos darım handelt, daß nicht dad ganze Detaſchement
gefangen werde, und wenigftens ein Theil die Annäherusg des
Feindes der größern Truppe melden Fünne. ,
Durch Sobald alfo ein Geftrüppe anfängt, läßt der Detalde
Dan. mentöfommanbant die Vor⸗ und Geitenpatrouillen fo auflöfen,
daß fie eine Kette von Plänflern in vorgehenden Bogen bilden,
in welcer die Tirailleurd, je nachdem das Geftrüppe mehr oder
weniger dicht ift, 100 bid 150 Schritte von einander entfernt
bleiben, um es gehörig durchfuchen zu fünnen. Vom Gros der
aus 1 Korporalen und 3 Gemeinen beftehenden Bortruppe mar
fhirt der Korporal mit einem Manne auf der Straffe 100
Schritte hinter der Kette, die beiden andern Gemeinen folgen
dem Korporalen in eben vderfelben Diftanz. 200 Schritte rüds
wärts fommt der Detafchementsfommandant mit der Haupttruppe
in zwei Abtheilungen. Bei der erften befindet er ſich ſelbſt, die
zweite aber folgt in einer Diftanz von 100 Schritten; 200
Schritte hinter diefer dagegen marfchirt die Arrieregarde auf die
beim Marxfche im offenen Terrain angegebene Art.
Alle Plänffer der Kette marfchiren mit gefpanntem Ham⸗
mer, dad Gewehr horizontal tragend.
Marfch duch
Foupirte® .
Terrain.
Anmerbung: Behr oft werden in dee Wirklichkeit in einem
durchfchnittenen Terrain, in welchem es ſowohl neben den
Strafſen, als zwifchen Feldern und Wiefen, Gräben u. dgl.
gibt, Eeine Geitentruppen detafchirt, um fie nicht der Gefahr
auszufegen, abgefchnitten und gefangen zu werden, Allein
abgefehen von dem Umftande, daß in einem durchfchnittenen
,
— —
und daher gewöhnlich mehr kultivirten Terrain über alle dieſe
Hinderniffe viele Kommunikationen beſtehen, and daß fie für
einzelne Leute an den meifter Stellen gangbar find, fo iſt audy
der Verluſt einiger Eleinen Abtheilangen in keinem Verhält⸗
niffe mit dem Nutzen, wenn man durch felbe von der Anwe⸗
fenheit des Feindes benachrichtige wird, und fich den Folgen
eines Uiberfalles entzieht. — De mehr daher das Terrain
duch feine Befchaffenheit dem Feinde Werftecde darbietet,
defto nothwendiger find für die anf der Straſſe marfäirende
Haupttruppe — Geitenparreuillen, die alle Hecken, Gebüfce,
Gräben u. dgl. forgfam durchfudgen.
Auch bei Paflirang eines Waldes werden die Vor⸗ und Paffirung
Seitenpatronillen in einer Plaͤnklerkette aufgeldſt. Da aber Vlansdies.
hier die verdeckenden Gegenftände noch bedeutender find, ald in
einem Gefträppe, fo muß ſich zur Erzweckung der nöthigen Sichers
yeit das Detafchement in feiner Tiefe noch mehr ausdehnen.
Die Avantgarde bleibt bei Durchſuchung des Geftrüppes
n der oben angeführten Eintheilung; der Kommandant aber
olgt mit bem Gros des Zuges flatt in zwei, in drei ober vier,
uf 100 Schritte von einander entfernt bleibenden Abtheilungen
er Avantgarde durch den Wald nadı.
Die Arrieregarde bleibt bei Heinen Waldungen fo lange am
ingange ftehen, bis die Haupttruppe fie paflixt, oder bei größern
bi 400 Schritte voraus iſt. Fällt ein Schuß, fo bleibt alles
eben, bis etwas andered befohlen wird. &tößt man an einen
hwächern Feind, fo greift man bdenfelben raſch und mit Nach—
ruck an; ift aber der Gegner und weit überlegen, dann zieht
ch alles ſeit⸗ und rüdmärts durch den Wald auf das Feld zurüd.
Wenn Kavallerie durch Geſtrüppe oder einen nicht zu um⸗ Beobadtun.
ehenden Wald ohne Infanterie marfhiren muß, fo kann fie fich, Ayrie piebel.
enn :erftere leichte ift, im Allgemeinen meiftend nach obigen
orfchriften benehmen. Bei dichten fumpfigen Wäldern Dagegen
: ed am beiten, went bad Gros fo lange vor dem Walde
artet, bis die Avantgarde ihn ganz oder. wenigfiend größten
eils durchſucht hat. Nöothigenfalls können hiezu auch einige
ute abſitzen; ſtets muͤſſen jedoch der Avantgarde zur Verbin⸗
ng mit demſelben in kurzen Intervallen Leute nachgeſandt,
d ebenſo beim Paſſiren des Waldes ſelbſt gegen die Arriere⸗
irde zurückgelaſſen werben.
| 7
Paffirung von Fährt der Weg auf eine Anhöhe, welche ganz frei von
vanegiga. Terrainhinderniſſen ift, fo ziehen ſich wieber die Vor⸗ und @eiten-
patronillen, fo wie dad Gros ber Avantgarde und die Haupt
truppe, wie in der offenen Gegend zufammen. — Bon ben zwei
vorderften Männern fchleicht fih einer mit gefpanntem Hahne
voraus, um die Anhöhe zu gewinnen, der andere aber bleibt am
Zuße derfelben ftehen, und die Patrouille haftet in angemeflener
Entfernung hinter diefen. Beftehen die Bors und Seitenpatrouillen
aus Kavallerie, fo haben die vorauseilenden Leute auf den Gipfel
nur fo weit vorzureiten, ald ed nöthig ift, das jenfeitige Terrain
zu überbliden, ohne feldft gefehen zu werden; auch haben ft
befonberd beim Sonnenfcheine ihre mit glänzenden Beftanbtheilen
verfehene Kopfbedeckung abzunehmen.
Der vorauögegangene Mann gibt dem unten gebliebenen
das verabredete Zeichen, daß nichtd vom Feinde da fei, morauf
die Patrouile die Höhe erfteigt, und alles hinter ihr den Weg
fortfegt.
Dasfelbe gefchieht auch von den Seitenpatrouillen, die
gleichzeitig mit der Vorpatrouille einen Mann auf die Anhöhe
vorausſchicken, melder rechts und links alles zu erfpähen trachtet.
Der Kommandant mit der Haupttruppe, fo wie die Arriers
garde folgen in der angegebenen Diftanz nad. "
Waffirung Kommt die Borpatrouille an einen Hohlweg, fo werden
eines r R 8
wplmeges. 3 Mann vorausgeſchickt, von welchen einer durch den Hohlweg,
Ylanz-319.5. bie beiden andern aber rechts und finf am Rande beöfelben
Tangfam vorgehen und alles mit größter Sorgfalt durchſuchen.
Die Avantgarde bleibt vor dem Hohlwege ftehen und marte,
bis die Vorpatrouillen benfelben ganz, oder auf eine Hinlängliht
Weite paflirt haben, worauf fie ebenfalls weiter marfcirt.
Der Kommandant mit ber Haupttruppe folgt der Avant
garde in der gewöhnlichen Entfernung von 200 Schritten nadı
verftärft jedoch nöthigenfalls feine Arrieregarde, welche fo lange
ange des Hohlweges ſtehen bleibt, bi die Haupttruppe
felben paflirt it oder eine verhältnißmäßige Strede ge⸗
jat. Die Seitenpatrouillen umgehen den Hohlweg rechts
3,.und traten nach Möglichkeit, ihre Diftanzen zu
n.
oßt das Detaſchement an eine Brüde über einen ſeines
zaſſerſtandes wegen nicht zu durchwatenden Fluß oder
Kanal, oder hat das Detafchement einen Damm über einen
Sumpf zu pafliren, fo bleibt die Avantgarde ſtehen; die Seiten»
patrouillen ziehen fi gegen die Brüde oder den Damm, und
pafliren felbe gleichzeitig mit der Borpatrouille. Jenſeits des
Waflerd oder Sumpfes dagegen dehnen fih die Seitenpatrouillen
wieder rechts und links auf die vorgefchriebene Diftanz aus,
während die Borpatrouille gerade fortrüdt. Hierauf folgt die -
Avantgarde felbft nach, welche aber nad 200 Schritten wieder
Reben bleibt, um die Ankunft ded Gros über der Brüde oder
dem Damme zu erwarten; worauf alled feinen Weg weiter
fortfegt. Die Arriergarde wird bei folchen Paflirungen vom
Gros ded Detaſchements mit einigen Mann verftärft, und behält
die Brüde oder den Damm fo lange befegt, bie das Detafcher
ment ſelbe 6 bis 800 Schritte hinter fich bat, worauf fie im
Doublirfchritte der Hanpttruppe nachfolgt. -
Hat der Feind eine Brüde abgetragen oder fonft zerftört, Benehmen bei
fo müffen einige Leute der Vorhut durch Schwimmen oder auf genen Brüde.
irgend eine andere Art über den Fluß oder Kanal zu fommen
trachten. Diefe Leute bringen alle auf dem jenfeltigen Ufer
befindlichen Kähne, Flöße u. dgl. herüber und holen aus den
naheliegenden Häufern oder ‚Ortfchaften Bewohner herbei, welde
nit den Zimmerlenten die ſchleunige Wiederherftelung der Brücke
u bewirfen haben,
Sobald ed nur möglich ift, pafliren die Avantgarde und
vie Seitenpatronillen den Fluß, ſtellen am jenfeitigen Ufer einige
pifopoften aus und warten fo, bid dad Gros nachkömmt oder
ie Brücke vollfommen hergeftellt ift.
Wenn eine Chauffee oder ein Weg abgegraben, oder durch geen bei
Zerhaue, Traverſen u. dgl. unzugänglic; gemacht iſt und nicht "oper une
mgegangen werben kann, fo haben die Zimmerleute oder andere gänglicen
:ommanbdirte den Weg zu ehnen und gangbar zu machen. Sind Skraſſen.
ber dieſe Hinderniffe vom Feinde beſetzt, fo meldet ed bie Borhut
em Kommandanten, nimmt indeflen eine vortheilhafte Aufftellung
nd bereitet fich zum Angriffe. Um aber in folhen Källen nicht
nnügerweife Leute zu verlieren, läßt der Kommandant den
eind von ferne durch die Vorhut befchäftigen, während er felbit,
»fondere, wenn der Gegner nicht ſtark ift, ihn gu umgehen, abzu⸗
hneiden und plöglich in Flanke und Rüden zu fallen trachtet.
. 7 %
100
Paffirung von Weingaͤrten deutſcher Kultur werben, da fie dem Feinde
Weingärten. zeinen Verfieck gewähren, nur durch die Seitenpatrouillen auf
die gehoͤrige Art und Entfernäng durchſucht. In Italien IR man
jedoch bei Paflirung der Weinfelder der vielen: Bäume, Neben
and der zwiſchen den Aeckern fh befindlichen Gräben halber
genöthiget, eine Kette zu bilden,
—e— Führt die Straſſe an.einem Hauſe oder Meierhofe vorbei,
oder Meier: fo haltet die Avantgarde. Bon der Vatromille gehen bie zwei
hofes. erſten Männer zum Meierhofe; das Thor ift offen, der eine
Mann geht vorfichtig hinein, der andere bleibt vor der Thüre
Reben, der Eintveteude finder in ber erften Thüre, Die er öffnet,
einen Landmann, den er um ben Feind befragt und auf feine
Berfiherung, daß er von demfelben nichts wifle, zus Avantgarde
Bringt. — Die Vorpatrouille loͤſt ih fo anf, daß ein Mann um
die äußere Umfaſſung ded Gebäudes geht und alles forgfältig
beobachtet, bie andern zwei Mann gehen in das Gebände felbft
und unterfuchen es gleichfalld genau in allen Stockwerken, bis
auf den Boden, indeſſen vifitiren die Seitenpatrouillen Dad Terrain
rechts und links, feit- umd vorwärts des Hauſes oder Meierhofes,
und wenn fih nirgends eine Spur vom Feinde zeigt, fo geht
der Marſch fort.
Paſſirung Befindet ſich an der zu paſſirenden Straſſe ein Dorf,
—W ſo haltet alles, wie die Vorpatrouille ſich demſelben auf 300
Schritte nähert. Die zwei vorausgehenden Maͤnner ſchleichen ſich
zum erſten Hauſe, einer begibt ſich in dasſelbe und holt einen
Bewohner heraus, während der andere vor dem Hauſe ſtehen
bleibt. Der Landmann wird zur Avantgarde gebracht, vom
Detaſchementskommandanten befragt, ob ſich im Dorfe der Feind
befinde, Damm aber als Geißel zuruͤckbehalten ımd ihm der Tod
gedroht, wenn feine Angaben fich nicht beftätigen würben. Sobald
man nun auf diefe Art erfahren hat, daB im Dorfe nichts Feind⸗
liches ſei, fo loͤſt fich die Vorpatrouille auf, durchfucht mit größter
Aufmerkſamkeit die Hänfer und Gaſſen, und fendet den Richter
sder andere Anfehmliche des Dorfes als Beißeln zum Detafches
mentöfommandanten, welcher biefelben um alles befragt, was auf
den Feind Bezug hat.
Die Seitenpatronillen gehen indeffen links und rechts um
bad Dorf, und durchſuchen Die Hauptgebaͤude an den Außerften
Enden, fo wie die feitwärts bes Dorfes liegenden’ Gärten,
101
Scheuer, KRirchhöfe u. dgl., mwährenb die Avantgarde den Eins
gang des Dorfed beſetzt, und die Haupttruppe hinter ihr auf
eine angemeffene Entfernung haltet.
Wird-im Dorfe nichts Keinbliches gefunden, fo marſchirt
die Avantgarde durch dasfelbe, ftellt fih am Audgange wieder
auf und fchicft eine Meldung an die Haupttruppe zurüd, worauf
diefe ebenfalld dad Dorf paflirt, oder wenn es möglich ift, feits
wärts um dasſelbe geht; die Arrieregarbe aber bleibt fo lange
hinter Dem Dorfe aufgeftellt, bid die Haupttruppe den Ausgang
deöfelben erreicht hat, wo fie dann den übrigen Truppen
nachfolgt.
Entbeden die zwei vorausmarſchirenden Leute der Vorpa⸗ Gefangennep:
trouille eine heranuahende, feindliche, Abtheilung, fo geben fie das Pr Tre
verabredete Zeichen, worauf alles ſtehen bleibt. Der Detafcher Patrouille.
mentöfommanbant ergreift nach erhaltener Melbuug unverweilt
die nöthigen Maßregeln, um die feindliche Patronille wo möglich
gefangen zu nehmen. Die Seitenpatrouillen nähern fich hiezn
der Straffe und fuchen in Gräben, kleinen Gebüſchen oder hinter
Erdhöhen fid zu verſtecken, während bie Haupttruppe und bie
Arrieregarde ein nahe Liegendes Haus, Geftrüppe oder ſonſt
einen günfligen Xerraingegenftand zu ihrem Hinterhalte benüget.
Naͤhert fih nun die feindliche Patrouille, fo wird bie größte
Stille beobachtet, bid der Feind in der Mitte unfered Verſteckes
ift, worauf die ringsum vertheilten Truppen mit Ungeftüm her
vorbrechen und bie Patrouille umzingeln.
Der Detafhententöfommandant fucht durch die Gefangenen
Nachrichten über die Stärfe und Gtellung bed Feindes, feine
Abſichten u. dgl. zu erhalten, und erftattet über alles, was er
auf dieſe Art erfährt, feiner Haupttruppe die Meldung.
Befteht die Avantgarde aus Kavallerie, ber fich eine Infans
teriepatrouille nähert, jo muß esftere ſich wohl hüten, Teßtere
ınzubalten, fo lange fie fih in der Nähe eined Grabens,
Hauſes a, dgl. .befinder; ift ed aber eine Kavalleriepatrouille,
ie man zu fangen fucht, fo zieht fih die Avantgarde zurüd, -bie
Seitenpatrouillen Dagegen. trachten mit. ber größten Behutſamkeit
ich dem Rückzugswege des Feindes zu nahern, um ba jo von
illen Seiten zu umringen.
Rückzug.
Allgemeine
Bemerkung
bei Nachtmaͤr⸗
Die Gefangenen werden entwaffnet, oder mit abgenom⸗
menen Bajoneten und Gewehrſchloͤſſern der Arrieregarbe übergeben,
worauf der Marfch in der vorigen Ordnung und mit möglichfer
Vorſicht weiter fortgefegt wird.
Nähert fih der Feind mit Llibermackt, fo wird ber Rückzug,
ohne fih in ein Gefecht einzulafien, unvermweilt angetreten. Die
Hälfte der Truppe bleibt gefchloffen, und bildet die Reſerve der
zweiten Hälfte, welche aufgelöft in PM änkler den Feind abzu⸗
wehren trachtet, bie das Detafchement die Haupttruppe erreicht hat.
Bei Nacht oder ftarfem Nebel findet zwar diefelbe Eintheis
lung und Marfchordnung Statt, wie bei hellem Tage, nur dap
fhen oder bei die detafchirte Bors, Seitens und Nachhut näher an der Haupt
aroßem Rebel ruppe behalten werben, und daß eine deſto größere Vorſicht er
Bei ſtarkem
Schnee und
im Hochge⸗
birge.
forderlich iſt. Auch können einzelne Männer zwiſchen der Haupt⸗
truppe und den detaſchirten Poſten in ſolcher Entfernung hinter
einander gehen, daß ſie ſich wechſelſeitig zu ſehen im Stande ſind.
Wenn alle Wege verſchneit ſind und man nur auf der
Straſſe gehen, ſo auch im Hochgebirge, wo man blos auf Fel⸗
ſenwegen fortlommen kann, wird die ganze Avantgarde fo aufge⸗
löſt, Daß nur immer zwei und zwei Mann neben einander auf
der Straſſe marfhiren. Die Entfernung gwifchen jedem Paare
diefer Leute ift 100 Schritte, damit, wenn ein verſteckter Feind
über die erften zwei Männer herfällt, die übrigen noc zurüd,
eilen, und ber Haupttruppe vom Borgefallenen die Meldung
erfiasten Fünnen,
Bricht auf folhen Wegen vie Nacht ein, cder fät ein
ftarfer Nebel, fo werben diefe Entfernungen bis auf 60 und 50
Schritte vermindert, alle Seitenwege und Querdefileed aber,
fowohl bei Tag als bei der Nacht wenigftend auf einige hundert
Schritte forgfältig durchſucht.
$. 4.
Marſchordnung einer Rompagnie ober Eskadron.
Hier wirb fich abfichtlich bei jedem Anlaſſe auf die Marſch⸗
ordnung eined Zuges berufen, weil jene einer Kompagnie anf
denfelben Brundfägen beruht; der Kommandant größerer Koͤrper
ebenfalls jene Heinen Details mit Genanigfeit in Ausübung zu
bringen hat, und die Unterweifung der Truppen von unten
1083
hinauf bis zu bedeutenden Körpern, deren Wirkung enticheidender
it, nach gleichen Vorſchriften vor ſich gehen foll.
Der Zwed der Detaſchirung einer Kompagnie vor⸗ oder Zwec der
ſeitwaͤrts einer größern im Marſche begriffenen Truppenabthei⸗
lung iſt zweifach:
1. Die Annäherung eines Feindes bei Zeiten zu entdecken
und hievon die Haupttruppe fchleunigft in Kenntniß zu feken.
2. Jede ſchwächere oder gleich ſtarke Abtheilung des Geg⸗
ners zurückzuwerfen oder aufzureiben.
Ein ſolches Detaſchement iſt zu ſchwach, um ſich ganzen
feindlichen Bataillons entgegen zu ſtellen, allein es muß, nach
Verhältniß feiner und der feindlichen Stärke, jederzeit den
Gegner fo lange aufhalten und befchäftigen, bis ed der Haupt:
truppe gelingt, fih in Berfaflung zu ſetzen und eine vortheilhafte
Stellung zu nehmen.
Da eine ftärfere feindliche Abtheilung ſtets auf ber Straffe
marfchiren wird, fo hat auch ein ſolches Detaſchement ſolche nie
zu verlaſſen.
Die Vorbereitungen zum Marſche ſind im vorhergehenden
$. nachzuſehen, mit dem Bemerken, daß fie bei einer Kompagnie,
als einem größern Körper, defto genauer vor fich zu gehen haben.
Die Avantgarde der Kompagnie bildet ein Offizier mit
einem Zuge, nebft einem Tambour. Diefer die Avantgarde bil-
bende Zug wird jo eingetheilt, wie ed im vorhergehenden $. für
die Marfhorbnung desfelben vorgefihrieben wurde.
Um aber den Flanken größere Sicherheit zu geben, werden
von dem Gros der Haupttruppe, nebft den rechts und Tinte
ohnedem fchon marfcirenden noch zwei Geitenpatrouillen von 1
Korporalen und 5 Mann detafichirt. Der Korporal mit 3 Mann
marfchirt 180 bid 200 Schritte feitmärts bed letten Flanqueurs
ber Avantgarde, und fendet 2 Mann auf eben dieſe Diftanz
wieder ſeitwärts von fi, fo, daß durch dieſe Marſchordnung
das Terrain zu beiden Seiten der Strafle 7 bid 800 Schritte,
mithin über die dreifache wirkſame Schußweite burchjucht und
gefichert wird,
Dad Gros der Kompagnie folgt der Arrieregarbe bed Zuges
zuf 200 Schritte Diltanz. Ihre aus 1 Korporalen, 1 Gefreiten,
7 Mann beſtehende Arrieregarde marjchirt Dagegen in eben dieſer
Detafirung
einer
Kompagnie.
Vorberei⸗
tung.
Eintheilung.
Plan 3. Fig.7.
104
Entfernung hinter ber Kompagnie, und betafchirt wieder auf
200 Schritte rückwärts 1 Gefreiten und 2 Maun.
| Durch dieſe Marſchordnung deckt fih die Kompagnie vor-
wärts auf die viers, rückwaͤrts aber auf die zweifache wirkſame
Schußweite; die leßtere nämlich zu 200 Schritten gerechnet.
Verwendung Iſt der Kompagnie Kavallerie beigegeben, ſo wird dieſelbe
dergavallerie. nad den im 6. 1 dieſer Abtheilung angegebeugn Grundſaͤtzen
verwendet, und nach Beſchaffenheit des Terrains zur Bildung
der Vor⸗ und Seitenpatrouillen beſtimmt.
Marihord. Befindet fich jedoch eine Eskadron für ſich allein im Marfche,
Eeradeon. fo fichert fie fich ebenfalls dur Vorausſendung eined Zuges, der
ſich nach der Marſchordnung eines felbftftändigen Kavalleriezuges
benimmt, nur daß hier vom Zuge ſelbſt noch rechts und links 4
Mann, worunter einer die Stelle des Gefreiten vertritt, als
Seitenpatrouillen über die letzten Flanqueurs hinaus detaſchirt
werben, welche wieder 2 Mann auf 2 bis 300 Schritte ſeitwärts
abfenden. Die Arrieregarde marfchirt ganz’ fo, wie bei der Kom⸗
pagnie, nur mit verhältnißmäßig größeren Diftanzen.
Marſch im Der Marfch in einer offenen Gegend wird in der oben
en angeführten Einsheilnng und mit Beobachtung der beider Marfchs
ordnung eined Zuges angeführten Detaild’ununterbrochen fortgefeßt.
ne Entdeckt man den Feind in der Ferne, ftößt man unver
und der muthet auf denfelben, begegnet man Neifenden, welde von der
Reifenden. feindlihen Seite kommen, fo ift fih in allen diefen Fällen fo zu
benehmen, wie es die Detaild in der Marfchoranung eined Zuges
vorfchreiben.
Paſſirung von Ebenſo wird fich rücfichtlich der Paſſirung und Pifitirung
ee der bie Strafe Durchfchneidenden Querwege und Querdeſilees
fileee. auf die in der Marſchordnung eined Zuges enthaltenen Beleh⸗
rungen berufen.
Beobachtung Befinden ſich außerhalb des Bereiches der Seitendetaſche⸗
Ze ments Wege, die parallel mit der Gtraffe laufen, auf welcher
die Hauptkolonne marfchirt, jo müſſen diefelben Durch eigene Pa⸗
trouillen beobachtet werden. Diefe marſchiren auf diefen Wegen
fort, bleiben nah Möglichkeit in gleicher Höhe mit der Haupt⸗
truppe und fallen dem Keinde in Flanken und Rüden, wenn er
‚gegen unfere Avantgarde vorrückt, oder wenn ihn dieſe felbft
angreift.
105
Kommt man An em Geſtrüppe, fo muß ed durch eine Plänfs Marſch. durch
lerlette, wie in der Marſchordnung eines Zuges erklaͤrt worden, fe Foo.
auf dag forgfältigfte durdfuct werden. Diefe Kette wird auf
die im Mlan 3 Fig. 8 dargeftellte Art durch 16 Mann gebilvet,
die einen Abftand von 80 bis 90 Schritten von einander beob⸗
achten, und bergeftalt in der Fronte 12 bis 1400 Schritte, alfo
über die fechdfache wirffame Schußweite durdfichen, woburd
man fih gegen jede Liberrafdmng fidhert. 100 Schritte hinter
der Kette marfchirt auf ver Straffe, wie bei der Marſchordnung
eined Zuges, der Korporal der Außerfien Vorhut mit einem Ges
meinen, und betafchirt die übrigen 2 Mann auf eben dieſe
Diftanz weiter rüdwärtd, denen der Zug, bie Arrieregarde des⸗
felben and die Kompagnie mit Beobachtung ber wechfelfeitigen
Entfernungen von 200 Schritten unmittelbar nachfolgen.
Uibrigens marfchirt noch von jeder der zwei Seitenpas
trouiffen der. Korporal mit 2 Mann hinter der das Geftrüppe
Durchfuchenden Kette.
Die Arrieregarde zieht, wie fie an das Geftrüppe Fommt,
die rückwärts detafcirten Leute an fih, und bleibt fo lange da⸗
jelbft ftchen, biß die Haupttruppe entweder ganz oder wenigftens
uf 6 bis 700 Schritte voraus if, worauf fie ihr nachfolgt und
die rückwärtigen Poften wieder entfendet.
Führt die Straffe durch einen Wald, fo gefcieht deffen a offeung
Durchjuchung von einer Slette ganz fo, wie jene eines Geſtrüppes. ans Seo.
Sollte jedoch die größere Dichte des Waldes ed erfordern, daß
ie Leute der Kette näher ald 80 Schritte von einander mars
hiren, fo it von dem Zuge eine verhältnißmäßige Verftärkung
n Die Kette zu detafchiren, Die jedoch nach Paſſi irung des Waldes
bieder eingezogen wird.
Das Gros der Kompagnie folgt der Avautgarde zur grös
ern Sicherheit in zwei Abtheilungen, die 100 bie 150 Schritte
on einander aßbleiben.
Die Arrieregarde wird nöthigenfalis auf 12 bis 16 Maun
erftärfe und hält den Eingang des Waldes fo ange befest,
is Die Kolonne 6 bis 800 Schritte voraus ift.
Fällt ein Schuß oder ftößt man auf den Keind, ſo iſt fich
‚ wie bei ber Marfihordnung eines: Zuges griagt wurde, zu
mehmen.
106
— ———— —
Ebendahin verweilen wir ruͤckſichtlich ber Vorſichten, wenn
eine Eskadron ohne Infanterie durch einen Wald zu marfckiren
genöthigt iſt.
Kommt man nach Paflirung. eines Waldes in ein offenes
Terrain, fo werben aus der Kette die in der urfprünglichen Ein⸗
theilung beftimmten Vor⸗ und Seitenpatrouillen wieder formirt.
Eden © Zührt der Weg auf eine Anhöhe, die ganz ftei von ver-
Pan 3. deckenden Gegenftänden ift, fo wird die für eine offene Gegend
dig. 10. anbefohlene Marfhorbnung wieder angenommen, Wie jedoch
die Vor⸗ und Beitenpatrouillen der Avantgarde sam Fuße der
‚Höhen anlangen, fchleiht von allen Patrouillen ein Mann vors
x fihtig binauf, fo, daß die Höhe durch 6 Mann früher refognoss
cirt wird. Entdedt man nichts Feindliches, fo ift der March von
der Avantgarde, dem Gros und der Arrieregarde unaufgehalten
fortzufegen, und fobald man die Höhe paflirt hat, ziehen alle
Patrsuillen ihre detafcirten Leute wieder ein und marfchiren in
der gewöhnlichen Eintheilung weiter fort. |
ee | Stößt die Kolonne auf einen Hohlweg, fo haben fich bie
weges. Vor⸗ und Geitenpatrouillen bei Durhfuhung und Paflirung
—8 3. desſelben fo zu benehmen, wie cd in der Marſchordnung eines
9. I Zuges detaillirt wurde. Die Seitenpatrouillen umgehen in allen
Richtungen den Hohlweg, und die Avantgarde folgt der Vorpa⸗
trouifle in der für fie beftimmten Entfernung nah. Die Haupt»
folonne haltet vor dem Eingange ded Hohlweges und folgt der
° Avantgarde erft dann, wenn le&tere bdenfelben bereitd paſſirt
bder einen verhältnißmäßigen Borfprung gewonnen hat. Die
Arrieregarde haltet gleichzeitig mit der Haupttruppe; wie aber
feßtere in den Hohlweg marfcirt, bleibt fie ftatt derfelben am
Eingange fo lange fichen, bid die Haupttruppe das Deftlee
paſſirt hat, worauf fie gleichfalls nachfolgt.
Paffirung ° Führt der Weg über eine Brüde, fo ift fih hiebei ganz
einer Drüde nach den in der Marfchordnung eines Zuged gegebenen Bor:
Dammes. fchriften zu benehmen. Die Seitenpatrouillen müffen befonders
trachten, das Wafler auf irgend eine Art weiter oben oder unten
zu pafliren; wäre aber dies nicht möglich, fo ziehen fie ſich
gegen die Brüde und gehen gleichzeitig mit der Borpatrouille,
und fo ſchnell ald möglich über dieſelbe. Die Hanpttruppe vers
flärft Die Arrieregarde auf 12 bis 16 Mann, und beide beneh⸗
men fic; nach ben im vorhergehenden 8. gegebenen Erlänterungen.
107
HM ein Damm -über einen Sumpf zu paflirem, fü treten
diefelben Erflävungen in Anwendung. .
Kommt man an abgetragene Brüden, abgegrabene ober Bei abgetras
unzugänglich gemachte Wege, fo wird fich nach den in der Marfih- Beiden
en,
ordnung eined Zuges gegebenen Belehrungen benommen; — auch abgegrabenen
ift ebendiefelde Marſchordnung über die Art der Paffirung eines Weger Faßre
Weingartens, der Durchſuchung eines Hauſes oder Maierhofes Wing
nachzuleſen. Pe ic.
auſe
Zeigt ſich auf der zu paſſirenden Straſſe ein Dorf, fo wird Paffirung er
ſelbes, wenn die Borpatrouille auf 300 Schritte anfommt, durd nes Dorfes.
Dlan 3.
? Mann eben fo, wie ed in der Marfhorbnung eined Zuged Zig. 12.
gefagt wurde, refognoscirt, und ein Bewohner desfelben anges
halten und befragt. Auf die Verfiherung, daß ſich nichts vom
Feinde im Drte vorfindet, gehen die Vor» und erften Seitens
patrouillen mit Beobachtung aller Details, die in der Marſch⸗
ordnung eined Zuges erörtert wurden, in dad Dorf, und die
Seitendetafchements vor und über dasſelbe hinaus.
Hierauf rüdt dad Bros der Avantgarde vor, und burchs
ucht mit größter Genauigkeit alle Häufer und Gaffen. Die
daupttruppe befeßt unterdeffen den Eingang des Ortes, bleibt
ber mit ihrem Gros auf 3 bi 400 Schritte rüdwärtd des⸗
efben ftehen.
Wird nichts Feindliches entdeckt, ſo ſammelt ſich die Avant⸗
arde vor dem Dorfe wieder in ihrer urſprünglichen Eintheilung
nd erſtattet ber Haupttruppe die Meldung, worauf dieſe eben⸗
uls das Dorf paflırt. Die Arrieregarde benimmt ſich fo, wie
3 in der Marfchordnung eines Zuges gefagt wurde.
Entdeckt man eine herannahende, überlegene Koloune des Entdeckung
eindes, fo fendet der Kommandant eine Patrouille unter Führ * AL
ing eined verläßfichen Unteroffizierd, dem er eine fcdwiftlihe mad.
Neldung über die Annäherung des Feindes, feine Stärke, Trup⸗
ngattung m. f. w. mitgibt, eiligft an die Haupttruppe zurüd.
bſchon der Feind überlegen ift, fo muß der Kommandant .bens
och trachten, bie rücmwärtige Haupttruppe gu deden; er wählt
ıher eine vortheilhafte Stellung und unterhält mit dem Feinde
lange ein lebhafted Tirailleurgefecht, bi8 die Haupttruppe,
ren Avantgarde die Kompagnie bildet, fich aufgeftellt und zum
mpfange des Zeindes vorbereitet hat.
108
Rödyug. Dringt ber Feind mit feiner überlegenen Streitkraft dem⸗
ungeachtet weiter vor, fo erfolge der Rückzug in mögliciter
Ordnung. Die Arrieregarbe fechtet dabei in zerftreuter Ordnung
und pläufelt ununterbrochen gegen den verfolgenden Feind, bie
die Kompagnie die Haypttruppe erreicht haben wird und Befehl
erhält, in die Linie einzurüden.
Wäre jedoch. eine Kompagnie weiter detaſchirt und für fich
ganz felbitftändig, fo weicht fie der feindlichen Uibermacht und
zieht fi ihrer Weiſung gemäß vor-. oder feitwärts, ohne die ihr
anbefohlene Verbindung oder Rüdzugslinie Preis zu geben.
— nee Auch über die befondern Berhaltungen auf Märfchen, die
oder im bei Nacht, Nebel, im firengen Winter gefchehen, ift die Marſch⸗
Winter. ordnung eined Zuges nachzulefen, obgleich fich übrigens in folchen
Fällen Die Avantgarde in ihrer Xiefe zur größern Sicherheit
verläugern muß, fo hat dennoch die Haupttruppe beifanımen zu
bleiben.
5.3.
Marfchorbnung einer Divifion Infanterie oder
Kavallerie.
Pland.Fig.t. Beim Marfche einer Divifion befteht die Avantgarde aus
einer halben Kompagnie oder Eöfadron, welche diefelbe Ein⸗
theilung, wie der die Vorhut bildende Zug in der Marſchord⸗
nung einer Kompagnie beobachtet, zugleich aber auch die Seiten»
patrouillen zu detafciren hat, die bei erfterm vom Gros der
Kompagnie genommen werben.
„Hinter der legten Abtheilung der Avantgarde folgt Die
Hauptlofonne, welche einen Zug hinter fich ald Arrieregarde deta⸗
ſchirt. Diefer Zug dedt fih nah rückwärts auf Diefelbe Art,
wie ed im 6. 3 bei der Marſchordnung besfelben nach verwärte
angegeben mwurbe. 200 Schritte hinter der Hauptfolonne mars
ſchirt alfo 1 Korporal, 2 Mann, denen in eben derfelben Ent-
fernung der Zug nachfolgt, der wieder auf die im Plane 5 dar⸗
geftellte Weife 1 Korporal, 1 Befreiter und 6 Mann als Nadı-
hut, und 1 Gefreiter, 3 Mann rechts und eben fo viel links
als Seitenpatrouilen detaſchirt. Diefe letztern haben den Zweck,
die Annäherung des Feindes zu entbedfen, wenn er, fobald die
Kolonne vorüber ift, von der Seite ſich ihrer Queue nähern follte.
109
Iſt einer Iufanteriedivifion Kavallerie beigegeben, fo ift Verwendung
felbe nach ben bereitd angeführten @runbfägen zu verwenden, derKavallerie.
und nach Maß, -ald fie zur Avant⸗ über Arrieregande beftimmt
wird, bie Zahl der’ detaſchirten Infanterie zu vermindem.
Marfchirt dagegen eine Kavalleriedivifion für ſich allein, Marſchord⸗
fo hat, wie bereitd oben erwähnt wurde, die Avantgarde aus on andinen
einer halben Eskadron zu beftehen, die ganz diefelbe Fintheilung, Kavallerie:
wie der bei: der Marſchordnung einer Eokadron die Avantgarde blviſion.
bildende Zug beobachtet, nöthigenfalls jedoch ftärkere oder weitere
Seitenpatrouillen detaſchiren kann.
Schließlich wird hier im Allgemeinen erinnert, daß der Aufenthalt
Kommandant der Avantgarde fih ftetd zwilchen der Vortruppe Komthanı
md dem Gros derfelben zu befinden habe, um von jedem Ereigniß danten.
ihnelle Kenntniß zu erhalten und fih won allem perſonlich Aber,
eugen zu Fönnen. Ebenfo hat fih der Kommandant der Arriere⸗
jarde ſtets zwifchen feinem Gros und der rückwaͤrts betafhirten
Rachhut aufzuhalten. Der Truppentommandant endlih hat für
ewöhnlih an ber Tete feiner Hauptkolonne zu fein; bei vor
ommenden Ereigniffen aber fich zur Avantgarde zu begeben, fo
ie im Allgemelnen ſtets dort zu- befinden, mo er alles zu übers
hen und anzuorduen im Stande ift.
$. 6.
Rarfchordnung eines Bataillons Infanterie ober
eines Negiments Kavallerie.
Die Avantgarde des Bataillous bildet eine Kompagnie, Dans. Fig. 2.
elhe in der für fegtere weiter oben angegebenen Marfchord, Gintpeilung.
ng zu marſchiren nnd alle Dbliegendeiten einer Avantgarde
r Sicherheit ded nachfolgenden Grod auf das Genaueſte zu
füllen hat. Da jedoch dad Bataillon dieſer die Avantgarde
[denden Kompagnie unmittelbar nachfolgt, fo hat letztere fkatt
r gewöhnliden Axrieregarbe bios 1 Korporalen mt 3 Mann
betafchiren und dadurch Die Verbindung mit der Hauptkolonne
erhalten. '
Die Arrieregarde befteht. ans einer halben Kompagnie, melde
eſelbe Marſchordnung beobachtet und dieſelben Seitenpatronillen
bt, wie der bei der Marfchorbnung einer Divifion Die Arriere⸗
110
garde bifdende Zug, nur baß zur Nachhut 1 Korporal, 1 Ges
freiter und 9 Gemeine detafchirt werden.
Bon der Hauptlolonne find übrigens noch zwei Seitenpa-
trouiffen von 1 Gefreiten, 3 Mann rechts und eben fo viel links
abzufenden, von welcher der Gefreite mit 1 Manne auf 200
Schritte von der Kolonne entfernt bleibt, und die übrigen 2
Mann auf ebendiefelbe Diltanz ‘weiter feitwärts detaſchirt.
Paffirung ver Die ald Avantgarde vor dem Bataillon marfchirende Kom⸗
iedehener paguie hat ſich bei Paflirung und Durchſuchung der verfchiedenen
genftände. Terraingegenftände ganz nah dem im 6. 4. diefer Abtheilung
gegebenen Erklärungen zu benehmen, und feine Borficht zu ver-
nachlaͤſſigen, welche die Sicherheit des Marſches befördert,
Verwendung Uiber die Verwendung der dem Bataillon alleufalls beige:
— gebenen Kavallerie wird ſich auf die. im 8. 1 dieſer Abtheilung
Kavallerie. aufgeftellten Grundfäbe berufen.
Marfchord: Ein Kavallerieregiment jedoch, welches für fib allein mars
Keibnkänbigen fohirt, und feiner Stärfe nach einem Snfanteriebatailen gleich.
Ravalleries geftellt werben kann, beobachtet im Allgemeinen dieſelbe Marſch⸗
regiments. ordnung, nur daß die Avantgarde weiter vor detafchirt wird,
uud die Seitenpatronillen fid) ebenfalls weiter von Der Haupts
folonne entfernen Fönnen.
$. 7.
Marichordnung eines Negiments von zwei Ba:
taillons oder einer SKavalleriebrigade von zwei
Hegimentern.
land. Fig. 3. Die Avantgarde bildet eine Diviſion, die eben dieſelbe
Eintheilung. Eintheilung beobachtet, als ob fie felbftftändig wäre, nur daß
der die Arrieregarde bildende Zug blos 1 Korporalen und 3
Gemeine auf 200 Schritte hinter fick detafchirt.
Diefer letzten Abtheilung folgt in der nämlichen Entfernung
die Hauptlolonne, bei welcher von jedem Bataillon zwei Seiten,
patrouillen von 1 Gefreiten und 3 Mann rechts, und eben fo
viel linko detaſchirt werden, die fo, wie es bei einem Bataillon
erflärt wurbe, die Kolonne foropiven und fortwährend ihre
Flanken decken.
v⸗
111
Die Arrieregarde befteht aud einer halben Kompagnie, welche
ebendiefelbe Marfchorbnung beobachtet, wie die Arrieregarde eines
Bataillong.
In Hinficht des Benehmens bei Paflirung der verſchiedenen Paffirung von
Terraingegenftände, fo mie ber Verwendung der beihabenben —ãe—
Kavallerie wird ſich auf die im vorhergehenden 8. angeführte ſtaͤnden.
Bemerkung berufen.
Eine für ſich allein marfchirende Kavalleriebrigade von Eelbftitändige
jmei Regimentern wird ihrer Stärke nad zweien Bataillous —
Infanterie gleichgeſtellt, und beobachtet daher im Allgemeinen
die nämliche Eintheilung, faun jedoch eine größere Entfernung
der Avantgarde und Seitenpatrouillen annehmen.
$8.
Marfchorbnung eines Sinfanterieregiments von
rei Bataillons oder einer Kavalleriebrigade von
drei Negimentern. _
Ein Snfanterieregiment von drei Bataillone beobachtet im Eintheilung.
(gemeinen diefelbe Marfchorbnung, die im vorhetgehenden $,
ir zwei Bataillond angegeben wurde, wenn nicht befondere
mftände eine ftärfere Avantgarde und cine verhältnißmäßig
rößere Entfernung derfelben erfordern.
Ebenfo hat fih die Kavalleriebrigade von drei Regimen: Ravalleriebri
rn nach der für eine Kavalleriebrigade von zwei Regimentern Kenimentern,
angeführten Erflärung zu benehmen.
$. 9.
Rarfcbordnung einer leichten Brigade von Drei
tataillons, zwei Divifiouen Kavallerie und einer
Batterie.
Eine aus drei Bataillond, zwei Divifionen Kavallerie und Plans Fig.
ter Batterie befiehende leichte Brigade detafchirt ein halbes Eintheilung.
itaillon, eine Divifion Kavallerie und zwei Kanonen als Avants
rde, welche die für eine Divifion bei zwei Bataillond angege⸗
)
1123
bene Marfchorbuung beobachten, nur daß nach Beichaffenheit des
Xerraind bei dem Gros der Avantgarde entweder die Infanterie
oder die Kavallerie die Tete der Kolonne bildet und die Bers
pflichtung ' der Vorhut und Geitenpatrouiflen übernimmt. Die
zwei Geſchüutze bfeiben ftetd bei dem Gros. Die Hauptkolonne
folgt 200 Schritte hinter der legten Abtheilung der Avantgarde,
und die zweite Kavalleriedivifion bildet die Quene der Kolonne,
in deren Mitte die noch übrigen vier Geſchütze eingetheilt wers
den. Jedes Bataillon der Hauptlolonne gibt wie gewöhnlich
zwei Seitenpatrouillen rechts und eben fo viel Finke.
Die Urrieregarde der Brigade beſteht aus einer halben
Kompagnie, welche die für die Arrieregarde eined Bataillend
angegebene Marfhorbnung beobachtet, Wo jedoch das Terrain
die Verwendung der Kavallerie geftattet, wird die halbe Kom⸗
pagnie entweder ganz oder theilweife eingezogen, während eine
halbe Eskadron der an der Queue der Hauptkolonne marfhirenden
Kavalleriediviſſon die Verpflichtungen der Arrieregarde übernimmt.
Bagageord · Hat die Brigade ihre Bagagewaäͤgen nnd andere Fuhrwerte
nuns Hei fih, fo fahren diefe den im $. 1 aufgeſtellten Grumdfägen
zu Folge zwifhen der Hauptfolonne und der Arrieregarde, und
alle im $. 17 diefer Abtheilung hinfichtlich der Bagageorbnung
vorkommenden Bemerfungen find auf dad Genaueſte zu beobadıten.
Vafftrung vers Was die Durchſuchung und Paflirung ber verfhiedenen
—E Terraingegenſtaͤnde betrifft, fo has fihgdie Vorhut ganz nach
Rinde. den bei der Marfhorbuung einer Kompagnie angegebenen Er⸗
klaͤrungen zu benehmen, und eine Borfiht zur größern Sicher⸗
heit des Marſches zu vernachläffigen.
$. 10.
tarfchorduung einer Linienbrigade von vier Ba:
illons oder einer Savalleriedivifion von vier
Negimentern.
Tine and vier Bataillond beitchende Rinienbrigade detaſchirt
ı halbes Bataillon und zwei Kanonen ald Avantgarde, bie
rafalld die für eine Diviſſon Infanterie bei zwei Bataillons
wgebene Marſcherdaang beobachten, und die Geſchade in der
113
Mitte ded Groß behalten. Die Hauptlolonne marſchirt 200
Schritte hinter Der legten Abtheilung ber Avantgarde, und jedes
Bataillon detaſchirt wieder die gewöhnlichen Beitenpatrouillen.
Die noch übrigen vier Gefhüge fahren in der Mitte ber Kolonne,
deren Arrieregarbe, fo wie bei 2 und 3 Bataillond ebenfalls nur
aus einer halben Kompagnie befteht.
Ruͤckſichtlich der allenfalls beihabenden Bagage und andern Bagageord-
Fuhrwerken wird ficd auf die bei einer leichten Brigade anges nung.
führten Bemerkungen berufen, da ſie ſtets zwiſchen der Haupt⸗
kolonne und der Arrieregarde zu fahren haben. Eine Kavallerie⸗
diviſion von 4 Regimentern detaſchirt als Avantgarde eine Divi⸗
ſion und als Arrieregarde eine Eskadron.
Bo es jedoch die Umftände erheiſchen ſollten, daß bie
Avantgarde früher aufbricht, um ein Terrain noc vor dem Ans
langen der Hauptkolonne gehörig zu unterfuchen, kann dieſe auch
bi8 auf zwei Divifionen verftärft und auf weitere, jedoch ange»
mefjene Entfernung vorgefendet werben.
$. 11. .
Marſchordnung einer Linienbrigade von fünf
Bataillons.
Eine amd Maf Bataillon und einer Batterie befichende Plan 4.
'inienbrigade detaſchirt ein Bataillon als Avantgarde, welches nn
iach Erforderniß der Umftände um eine halbe oder Dreiviertels 9
tunde früher aufbricht, und die für ein felbftftändiges Bataillon
ngegebene Marſchordnung beobachtet. In der feſtgeſetzten Ent⸗
ernung hinter der Avantgarde folgt die Hauptkolonne, welche
inen Zug als vordere Deckung, eine halbe Kompagnie aber als
lrrieregarde detaſchirt. Dieſe beiden beobachten die für ſie oben
eſtimmte Marſchordnung, nur daß ſich die Arrieregarde wieder
‚ nach rüdwärtö deckt, wie ed daſelbſt nach vorwärts ange⸗
eben ift.
Zwei Geſchütze werden dem die Avantgarde bildenden
'ataillon zugetheilt, die übrigen vier fahren in der Mitte der
auptkolonne, bei welcher wieder von jedem Bataillon bie ges
öhnlichen Seitenpatrouillen gegeben werden.
8
114
Bagageord- Die Bagagewägen oder allenfalls bei der Brigade befinds
nung. fichen Fuhrwerke fahren hinter der Hauptkolonne, während bie
Arrieregarde den Zug fließt. Die zur Erhaltung der Ordnung
nöthigen Vorfchriften enthält der $. 17 diefer Abtheilung,
Verwendung Linienbrigaden, wenn fie manchmal felbftftändige Beftims
beihabender log ,
Kavallerie. mungen erhalten, werden gewöhnlich SKavallerieabtheilungen zus
getheilt, die dann einen Theil der Avantgarde bilden, daher die
Zahl der detafcirten Infanterie in diefem Falle vermindert wird.
6. 1%.
Marſchorbnung einer leichten Divifion.
Eintheilung. Bei einer aus ſechs Infanteriebataillons, vier Kavalleries
divifionen und zwei Gefchüßbatterien beftehenden leichten Diviſion
wird von der die Tete deg Kolonne bildenden Brigade ein hal:
bed Bataillon Infanterie, zwei SKavalleriedivifionen und zwei
Geſchütze ald Avantgarde beftimmt. Diefe bricht nach Erforderniß
der Umftände um eine halbe bis Dreiviertelftunde früher auf,
und beobadıtet diefelbe Marfchordnung, wie eine felbititändige
Divifion, nur daß nach Beichaffenheit des Terrains entweder
die Infanterie, oder. die Kavallerie bei dem Gros der Avant-
garde die Tete bildet, und die Vorhut, fo wie die Seitenpa⸗
trouillen beftreitet. Die Hauptfolonne folgt in der. beſtimmten
Entfernung ihrer Avantgarde nah und detaſchirt ald Dedung
vor fib einen Zug in der gewöhnlichen Eintheilung;: hinter ſich
aber als Arrieregarde der ganzen Kolonne eine Kompagnie oder
Eskadron, welche jedoch die nämliche Marfcheintheilung wie eine
die Arrieregarde bildende halbe Kompagnie bei einer Brigade
beobachtet, und alfo nur das Gros größer ift.
Uibrigend werden bei der Hauptfolonne zwei Geitenpas
trouillen rechts und eben fo viele links, wie ſtets, ausgeſendet,
fo wie au die Geſchütze in der Mitte der Kolonne jeder Bris
gade fahren.
Bagageord⸗ Die Bagagewägen und andere allenfalls bei der Divifion
nung befindlichen Fuhrwerke fahren zwiſchen der Hauptkolonne und der
Arrieregarde, und bei felben find die im $. 17 diefer Abtheilung
angegebenen Vorſchriften zur Erhaltung der Ordnung auf das
ftrengfte zu beobachten.
115
6. 13.
Marichordnung einer Liniendivifion von zehn
Bataillons.
Bei einer Riniendivifion von zehn Bataillond gibt die an Eintheilung.
der Tete marfchirende Brigade die gemwöhnlice Avantgarde von
ein Bataillon und zwei Kanonen. .
Diefe briht um eine halbe bis Dreiviertelftunde früher
auf und marfcirt in der für ein ſelbſtſtaͤndiges Bataillon ange⸗
gebenen Marfhordnung. Ihr folgt in der feftgefegten Entfernung
das Gros der Divifion, bei welchem die erfte Brigade der Tete
einen Zug blos ald vordere Dedung, die rückwärtige aber eine
Kompagnie ald Arrieregarde detafchirt. Wibrigend werben bei
der Hauptkolonne die Geihüge in der Mitte jeder Brigade eins
getheilt, und von jedem Bataillon He gewöhnlichen Seitenpa⸗
trouillen beftritten.
Sn Hinfiht der bei der Divifion allenfalls vorhandenen
Bagage und andern Fuhrwerfe wird fih auf die bereits oben
ingegebene Erklärung berufen.
Zugetheilte Stavallerieabtheilungen werden der Avantgarde
yeigegeben, wo daun, fo wie ed bei der Marfhorbnung einer
eichren Brigade erwähnt wurde, nad Beſchaffenheit ded Terrains
ie Infanterie oder Kavallerie die Obliegenheit der Vorhut und
Seitenpatrouillen übernimmt,
8. 14.
Marſchordnung größerer Truppenkörper.
Größere, aus mehren Diviſionen beſtehende Truppenförper
tafchiren nad Erforderniß der Umftände und im Berhäftnifie
Bagageords
nung.
Verwendung
beihabender
Kavallerie.
Selbſtſtaͤn⸗
dige pant—
un
rer Stärke eine leichte Brigade oder Diviſion als Avantgarde Arrieregarde.
waus , Die um eine oder mehre Stunden früher aufbricht und
e nämliche Marſchordnung wie felbitftändig detafdirte Brigaden
er Diviftonen beobachtet.
Ebenfo werden zur Bildung der Arrieregarde ein oder
hre DBataillond oder auch ganze Brigaden beftimmt, die der
mptfolonne erft nadı einem gewiflen Zeitraume nacfolgen und
t ihr fortwährend 'in Verbindung bleiben.
8*
116
Marſchord⸗
an in Dee Es erübrigt und daher blod ber Marfhorbnung jener
aupffolonne. Brigaden zu erwähnen, die einen Theil der Hauptkolonne bilden.
Brigede an Die an der Tete diefer letztern marfcirende Brigade deta⸗
ſchirt vor fich eine Diviffon, welche die für fie beſtimmte Marfchs
ordnung beobachtet, übrigend werden von jedem Bataillon die
‚gewöhnlichen vier Seitenpatrouillen gegeben.
ne Alle mittlern Brigaden befolgen blos letzteres allein, und
“geben daher Feine andern Detafchirungen; — die letzte Brigade
dagegen beftimmt eine Kompagnie hinter ſich als Arrieregarbe,
Der arigade die in der ihr feflgefegten Marſchordnung die Hauptkolonne
fchließt und durch Patrouillen die Verbindung mit ber weiter
rückwaͤrtigen, felbfiftändigen Arrieregarde deö ganzen Truppens
förperd unterhält.
Oelonbere Es verfteht ſich übrigens von ſelbſt, daß da, mo feitwärte
patrouillen. ber Straſſe liegende, weiter entfernte Terraingegenflände, ale
Dörfer, Wälder u. dgl. eine befondere Vorſicht nöthig machen,
hiezu von den Kommandanten der Brigaden eigene Patrouillen
abgefendet werden Fönnen, die nach Erfüllung ihres Auftrages
fi) wieder mit der Haupttruppe vereinigen.
intheitung Liber die Eintheilung der verfchiedenen Waffengattungen
gattungen. in größern Marfchkolonnen, fo wie rückſichtlich des Marfches in
mehren Kolonnen, und der im legten Kalle nöthigen Beobach⸗
tungen verweilen wir auf bie im $. 1 diefer Abtheilung anges
führten Erklärungen.
6. 15.
Marfchordnung im Flankenmarſche.
Oleg Flanfenmärfche im Angeſichte des Feindes find ftetd mit
der bedropten Gefahr verbunden, und follen daher nah Möglichkeit vermieden
Flanken. werden. Iſt man jedoch zu einer foldhen Bewegung genöthigt,
fo fihere man die dem Feinde ausgeſetzte Flanke durch verhält
nißmäßige Abtheilungen, die während des Marfches die Kolonne
fotoyiren und im Tirailleurgefechte ihre Seitenbewegung decken.
—85 u Zu diefem Zwede wird daher von ber Haupttruppe:
Abıprilungen. Bei einer Kompagnie oder Eskadron '/, Zug,
bei einer Divifion Infanterie oder
Kavallerie 00 1 Zug,
bei einem Bataillon Infanterie ober
einem Regimente Kavallerie. 1 Kompagnie
117
oder Eskadron, und fo fort bei größern Truppenkoͤrpern für
jeded Bataillon Infanterie oder für jedes Regiment Kavallerie
ftetd eine Kompagnie oder eine Eskadron mehr detafchirt, welde
halb als Tirailleurs und halb als Unterftüßungen zwilchen der
Kette und der Haupttruppe zu verwenden find, und zur Kotoyis
rung der Kolonne genügen, da die marfdhirende Truppe ohnehin
ihre Avant⸗ und Arrieregarde hat, und jede wirkliche Annähes
rung des Feindes mittelft Aufſchwenkung der Kolonne und Uns
terftüßung der Tirailleurd durd etwa noch nöthige Vornehmung
ber Reſerven vereitelt werden kann.
Die Tirailleurd haben zu ihrem eigenen Schutze und zur
Dedung der im Flankenmarſche begriffenen Truppe alle Terrains
gegenftände zu benügen, den Geitenbewegungen ded Gros zu
folgen und den Feind zu hindern, ſich auf biefelbe zu werfen.
Was die Details ihres Verhaltens bei der Vertheidigung einzels
ner Zerraingegenftände, als Deftlees, Gebüfche, Wälder, Wein⸗
gärten u. dgl. betrifft, fo verweilen wir hierüber auf die flebente
Abtheilung, welche diefen Gegenſtand erfhöpfend behandelt.
Dedung des
Marfches im
Tirailleurges
fechte.
Benüsung
der Terrainger
genftände.
Der Kommandant der Arrieregarde hat bei Flankenmärs Borfiht und
chen die größte Vorficht zu beobachten, indem der Feind, fo. wie
r die Kolonne nicht mehr erreichen kann, deſto heftiger ihre
eve angreift, um den Marfch gegen das feitwärts liegende
Ibjeft fo viel nur immer möglich zu beunruhigen und zu vers
ygern. Die Arrieregarde hat fih daher bei einem Flanken⸗
yarfche auf feinen Fall zu fchwächen, und es bleibt dem Ermeſſen
ed Kommandanten überlaflen, fie entweder gleich beim Beginne
ed Marſches, oder in gefahrvoflen Augenblicken verhältnigmäßig
ı verftärfen, dagegen oft, befonderd wenn man dem Feinde
nen Borfiprung abgewonnen hat, die Avantgarde vermindert
erden fann. „ .
Der Kommandant der Haupttruppe hat fich bei allen Flanken⸗
ärfchen, die in der Nähe des Feinded ausgeführt werben, bei
n Die Kolonne Fotoyirenden Abtheilungen, und zwar auf jenen
unfters ju ‚befinden, von wo er die Gegend nach dem Feinde
n, von Strecke zu Strede am beften zu überfehen im Stande ift,
Verftärkung
der Arrieres
garde.
Aufentbalt
des Kommans
»Danten.
Wenn Flankenmaͤrſche größerer Truppenkörper nöthig wer« Bemerkungen
n, fo wirft man dem Feinde eine oder mehre Brigaden ent
gen, bie ihn in irgend einer vortheilhaften Stellung fefthalten
d fo lange beichäftigen, bis die Hauptlolonne einen Borfprung
[4
über Flanken⸗
märfche grös
Berer Trups
penkoͤrper.
Zweck der
Arrieregarde.
Stärke und
Sintheilung
derfelben.
Satfernung
von der
Haupttruppe.
118
gewonnen bat, und ed dem Gegner nicht mehr möglich iſt, ihren
Marſch mit Nachdruck zu flören, oder gar das feitwärtö liegende
Objekt vor und zu erreichen; worauf fih die detaſchirten Brigas
den allmälig zurüdziehben und entweder mit der Arrieregarde
vereinigen, oder die Flanken der Kolonne kotoyiren, wie es die
Beichaffenheit ded Terraind und dad Benehmen ded Feindes
erfordern.
$. 16.
Marſchordnung im Nückzuge und befondere Ber;
baltungen der Arrieregarde.
Auf Märfchen, auf-welchen nichtd vom Keinde zu befürchten
ift, hat die Arrieregarde, die hinter der Bagage marfdirt, nur
den bdisciplinären Zwed, im Rüden der Kolonne Ordnung zu
handhaben, mithin darauf zu fehen, daß fein Mann von felber
zurüdbleibe oder &xceflen begehe, fo wie, daß alle Schwachen
und Maroden der Kolonne nachkommen.
Bor dem Feinde aber, bei willführlichen oder erzwungenen
Rückzügen, if ed die Beſtimmung der Arrieregarde, die Haupt⸗
truppe vor allen Angriffen des Feindes zu ſichern und feinem
ungellümen Bordringen Schranken zu fegen.
Die Stärke und Cintheilung derfelben fowohl in Rückſicht
der Waffengattungen, als ihrer eigenen Bor, Seitens und Rachhut
muß daher diefelbe fein, welche früher bei Vormaͤrſchen für die
Avantgarde der verfchiedenen Truppenabtheilungen eines Regi⸗
ments in ihren Marichordnungen angegeben wurde; — es tritt
mithin bei Rüdtzügen das Berhältniß ein, daß die Marfchorbuung
im Allgemeinen diefelbe iſt und bleibt, nur mit dem Unterfchiede,
daß jene Truppen, welche beim Bormariihe gegen den Feind
die Borhut bildeten, nun in berfelben Stärke und Eintheilung
bei einem Rüdzuge die Nachhut, und umgefehrt, die frühere, an
Truppen fchwäkhere Nachhut in derfelben Stärfe und Eintheilung
bei einem Rüdzuge die Borhut bildet, da die Gefahr bei einer
Ketraite vom Rüden und nicht von der route fommt.
So lange der Feind die Arrieregarde nicht drängt, ift die
Entfernung derfelben von ber Haupttruppe die nämlidhe, welche
oben bei ber Avantgarde vorgefchrieben wurde. Drängt ber Feind,
dann if ed die Obliegenheit der Arrieregarde, ihn aufzuhalten und
119
badurch der Haupttruppe Luft zu verfchaffen, fi ungeſtört zurüds
zuziehen, wodurch Die Entfernung der Arrieregarde von der
Haupttruppe nothwendig auch größer werden muß.
Sobald der Feind die Arrieregarde verfolgt, Töfet fich Die Benehmen
Nachhut derfelben in Plänfler auf (wenn nicht etwa ein Ka, der Nacput
sallerieangriff allein zu befürdten wäre, oder eine fehr finftere Arrieregarde.
Nacht, wie auch Terraingegenftände es verhindern follten), um
durch ihre wirkfamed Feuer, verbunden mit zmedmäßigen Aufs
ftelungen und mit Hilfe der Kavallerie den Feind immer in
gehöriger Entfernung zu halten.
Das Gros der Arrieregarde, befien Kommandant den Gang Das Groe
des Gefechtes beobadıtet und leitet, hat nadı Umftänden die vom derſelben.
Feinde angegriffene Nachhut zu unterftügen, gu verftärfen, aufs
zunehmen oder abzuldfen, wie ed für Kavallerie im offenen, für
Kavallerie und Infanterie im gemifchten und für Infanterie allein
im gebirgigen Terrain beim Rüdzuge im Tirailleurgefechte nach
Berfchiedenheit des Terrains vorgefihrieben wurde. Wo die
Arrieregarde aus verfchiedenen Waffengattungen befteht, dort rückt
im offenen Terrain jedesmal die Snfanterie zuerft ab, und bie
Kavallerie wartet die Annäherung ded Feinded; im koupirten
Terrain findet dad Entgegengefegte Statt.
Uiberhaupt iſt bei einem gezwungenen Rückzuge im Anger Benüsung
fichte des Feindes die Benütung des Terraind und zweckmäßige des Terraint.
Verwendung der Truppen nad felbem eine Sauptbedingung,
velche mit Tapferkeit, Entfchfoffenheit und Geifteögegenwart des Geiſtesge—
Kommanvdahten verbunden fein muß. Dadurch wird diefer in a
ven Strand gefett, jeden feindlichen Angriff mit Geſchicklichkeit danten.
urückzuweiſen und den Marfdı der Haupttruppe zu fichern.
Die Arrieregarde'muß mit aller Sorgfalt: vermeiden, ſich Hauptaugen⸗
uf ihre Haupttenpße werfen zu laſſen. — Greift fie daher der Arrieregarde,
seind mit Uibermacht un, fo eritattet fie hievon die ſchleunigſte
Neldung, damif hu; die Queue der Kolonne zu ihrer Unter
ügung Fronke gegen den Feind machen koͤnne. Die Arrieregarde
'eht ſich in diefem Falle rechts und links diefer aufmarfcirenden
Jueue, oder nimmt, wenn dad Terrain Vortheile darbietet, eine
Stellung in der Flanke des vorrüdenden Feindes, um feinem
ndrange dadurch defto hinderlicher fein zu können. Sobald
er Feind auf ſolche Art abgehalten und zurüdgemiefen wurde,
bernimmt fie wieder ihre vorige Berpflichtung.
%
120
Bei Stosfung Wird die Arrieregarbe aviſirt, daß ber Marſch der Haupt⸗
nen Baupe, tolonne durch Defileed oder andere Lerrainhinderniffe und Zufäle
Eolonne, aufgehalten fei, fo marfchirt diefelbe auf einen vortheilhaften, zur
träftigen Vertheidigung gegen den Feind geeigneten Plag auf,
und hat dann biefe genommene Aufftelung fo lange auf Dad
Aeußerſte zu vertheidigen, bis fie den Befehl erhält, ihren Rückzug
fortfegen zu dürfen. Die Offiziere der Unterſtützung .unb der
Seitenpatrouillen beſetzen bei ſolchen Gelegenheiten diejenigen
Orte, aus welchen fie dem heranrüdenden Feinde den größten
Schaden beibringen und ihn dadurch vom Bordringen abhalten
fönnen, als: Brüden, vortheilhaft gelegene Dörfer, die Ein-
faffungshöhen der Schluchten und Engpäfle und fonftige‘ vor
theifhafte Anhöhen u. ſ. w., welche der Feind nicht leicht ums
gehen kann.
Soll man fih in einer ſolchen Stellung längere Zeit halten,
fo müſſen die Flügel in der von der Arrieregarde gewählten
Stellung befonderd gut angelehnt fein, oder Unterfiügung en
echelon hinter denfelben, beionderd, wo es thunlich, von Ka⸗
vallerie aufgeftellt werden, um jede Liberflügelung zu verhin,
dern, da in einer folchen Lage ernfthafte Gefechte faſt nie zu
vermeiden ſind.
Brandſte⸗ Hat eine Arrieregarde ein an der Straſſe gelegenes Dorf,
| HR welches nicht leicht umgangen werden kann, gegen einen ihr weit
"überlegenen Feind zu vertheidigen, und der Kommandant bemerkt,
daß er ſich in demfelben nicht mehr länger zu halten vermag, fo
ift ihm erlaubt, die an den Straffen liegenden Scheuern und
Hänfer in Brand zu fteden, um dem Feinde den Durchmarfc
mit Geihäg und Munitionewägen unmöglich oder doch fehr ge
fahrvoll zu machen,
Doc ift ſich diefed Mittels nur im hoͤchſten Notbfalle zu
bebienen.
Zerſtoͤrung Bei Rückzügen, wo und der nachfolgende Feind Zeit dazu
ale ons läßt, hat die Arrieregarde, welcher alddann Pionnierd, Zimmers
Nleute oder Handwerker zugetheilt werden, die Brüden abzutragen
oder zu zerftören, die Straflen abzugraben, durch vorgefahrene
Waͤgen, an denen man die Räder zerfcklägt, ober durch andere
Barrifadirungen zu fperren, die Fuhrten der Gemwäfler durch
fteiled Abſtechen der Ufer, durch Verſenkung von Wagenrädern
oder Eggen, deren Spiten gegen oben hinausftehen, oder auf
191
eine andere Art ungangbar zu machen; — mit einem Worte,
dem Feinde fo viele Hindernifle in den Weg zu legen, ald es
Zeit und limftände nur immer erlauben.
Was die übrigen befondern Verhaltungen einer Arrieres
garde bei Rüdzügen durch Deſilees, über Brüden, Gewäfler u. dgl.
betrifft, fo enthält Die fiebente Abtheilung hierüber alle nur
möglichen Details. Sobald aljo die Hauptfolonne genöthigt ift,
in ihrem Rückzuge obige Gegenftände zu pafliren, oder gar über
Gemwäfler fih erft neue Kommunifationen zu errichten, fo hat die
Arrieregarde, die in ſolchen Fällen verftärkt wird, ſich nad dem
in oben erwähnter Abtheilung diefer Feld»Inftruftion angeführten
Grundſaͤtzen zu benehmen.
Wenn fi einige Abtheilungen der feindlichen Avantgarde
gu meit von ihrer Unterftüßung entfernen, um und zu beunruhigen,
fo muß man fie in einen Hinterhalt locken, oder ihnen durch
einen fchnellen Kavallerieangriff auf den Leib fallen und file zus
rückweiſen, fich jedoch nicht auf ihre weitere Verfolgung einlaflen,
fondern bedenken, daß der fihere Rüdzug der einzige Endzweck
it, den man vor Augen haben muß. Uiber Hinterhalte, welche
weiter unten ausführlicher behandelt werden, wird bier nur im
Allgemeinen bemerkt, daß fie vorzugsmweife und eher von ber
Haupttruppe, ald von der Arrieregarde felbft zu legen’find, damit
fie der Feind nicht gewahr werde.
Die Arrieregarde muß davon im Voraus benadricdtiget
werden und wiflen, wie fie fich neben dem Verftede zurüdziehen
fol, damit der Feind die ihm gelegte Falle nicht bemerke,
$. 17.
BSauptdisciplinarverhbaltungen der Marfch: und
Bagageordnung größerer Truppenkörper.
Es handelt fih hier keineswegs um die gänzliche Wieder,
yolung aller jener Vorfchriften, welche hierüber in den Generals⸗,
o wie in den Truppendienfireglementsd anbefohlen und in allen
Details zum Bertheile des Ganzen firenge gehandhabt werden
nüffen. Es werden hier im Gegentheile nur einige Verhaltungen
yerfelben herausgehoben und vervollftändigt, welche im Kriege
ft ſehr lau beachtet werben, — dennoch aber von ber höchften
Bei Entfers
nung feindlis
her Abthei⸗
lungen von
ihren Avant
garden.
Hinterhalte.
122
Wichtigkeit bei tem Marſche größerer Truppenabtheilungen, fo
wie jenen eined Korps oder einer Armee bleiben.
1
Sie find folgende:
Mäpigung des Schritted im Anfange eines Mariches, beion-
derd bei größern, aus mehren Bataillond oder Brigaden
beftehenden Kolonnen; — auch foll eine halbe Stunde nadı
dem Abmarfche auf einige Minuten angehalten werden,
damit die Mannfchaft ihre Bebürfniffe verrichten könne.
2. Feftfegung beftimmter Trommelzeihen, um der Kolonne
gewifle, öfters vorfommende Befehle mit Schnelligkeit mitzus
theilen; fo ift 3. 3. zum Halten — der Raſt, zum Wicters
aufbruch Die Vergatterung und dann der Marfch zu fchlagen,
weiche Xrommelzeichen an der Tete beginnen und dann von
einem Bataillon nad dem andern abzunehmen find...
Auch können dieſe Zeichen wieder von der Queue bis an
die Tete vorgehen, wodurch der bei lebterer befindliche
Kommandant die Uiberzeugung erhält, daß feine Befehle
allen Truppen befannt wurden, und daß die Bataillons
wieder angefchloffen jind.
3. Strenge Uiberwachung der Ordnung und eines ununter⸗
brochenen, fortgefegten Marſches durch die Bataillons⸗ und
Regimentölommandanten, damit nicht durch Das Anhalten
einzelner Abtheilungen Stodungen entftehen, die den Marfch
verzögern und die Mannfchaft ermübden.
. Augenblidliche Anifirung der Tete, fobald einzelne Truppens
förper zurücbleiben, und in der Kolonne bedeutende Tren⸗
nungen entfiehen, um diefem Uibel ſo fchnell ald möglich
abzuhelfen.
. Fortwaͤhrendes Anfchlicßen aller Abtheilungen auf Glieder,
diſtanz, fo wie Die Tete eines Hinderniffes oder Defilees
wegen flodt oder langfamer geht, um dadurch jeden unnügen
Zeitverluft zu verhindern und die Verzögerung des Marfches
nad Möglichkeit zu verkleinern.
Bei größern Kolonnen oder wo die Paflirung des Ter⸗
rainhinderniffes nur langſam vor fich gehen kann, und dag
Terrain es geftattet, ift ed befonders bei heißer Witterung
vortheilhaft, die aneinander rüdenden Bataillons oder Res
gimenter rechts und links der Straffe, jedoch fo aufmar⸗
fchiren gu laſſen, daß fie fih zum Abmariche augenblicklich
Ku
a
5
9
423
wieber auf jebe beliebige Abtheilung in Maffa -zu fchließen
im Stande find.
Paflirung fürzerer Deftleed im Doubfirfchritte, längerer
dagegen in möglichſter Gefchwindigkeit und mit Beobach⸗
tung der größten Ordnung.
Mäßigung der Schritte an der Xete nach hinterlegtem
Hindernifle, um dadurch bei Fleinern Kolonnen den rüdwärs
tigen Abtheilungen Zeit zu gewähren, ſich allmälig anzufchlies
Ben; — bei Kolonnen größerer Truppentörper aber, ale
ganzen Brigaden, Divifionen u. dgl., wo die Tete ihre
Schritte zu lange verfürzen und fich daher ungemein ermüs
den würde, haben die Bataillond nadı Hinterlegung des
Defilees fo weit vorzurüden, als ed die Tiefe der nachfol«
genden Kolonne erfordert, und dafelbft fo lange zu halten,
bis die ganze Kolonne dad Deftlee paſſirt hat, worauf der
fernere Marfch fortgefegt wird.
Vermeidung jeded Umftanded, wodurch in bem Wiedervors
marſche der Abtheilungen nad eintretenden Stockungen eine
Berfpätung entitehen fünnte. — Es darf daher in ſolchen
Gelegenheiten den Leuten nicht erlaubt werden, eigenmäctig
aus Reihe und Gliedern zu treten, fich niederzulegen u. dgl.
Die Bataillonds und Regimentsfommandanten können jedoch,
befonderd bei größern Kolonnen ihren Cruppenförpern die
Ruhe geftatten, wenn fie fih von der Urſache der Berzöges
rung ded Marfdıed und der längern Dauer derfelben übers
zeugt haben; bleiben aber dann für die ſchnellſte Wieder,
formirung ihrer Kolonne im Augenblide des Aufbruches
verantwortlid. _
Strenge Aufficht von Zug zu Zug bei Verantwortung jedes
Kommandanten desfelben, daß im Felde die Kolonne ſtets
auf der rechten Seite der Strafle bleibe, damit fortwährend
bie Hälfte der letztern für gleihe Truppenkolonnen, die in
entgegengejegter Richtung marfchiren, für Fuhrwerk aller
Art, Artilerietransporte, Kouriere, fo wie endlid für Die
Suite der: Herren Generale ober für Ordonnanzen zu Pferde
ohne allem Hinderniffe und frei erhalten werde; worauf bie
Herren Brigadierd, Regimentds und Batailondfommandanten
mit Strenge zu ſehen haben.
1234
10. Bei Wegen. von geringer Breite, welche die Truppe gan
1
12.
einnehmen muß, hat ſtets bei Avants und Arrieregarden an
der äußerften Tete oder Queue bei der Infanterie ein Tam⸗
bour, bei der Kavallerie ein Trompeter bereit zu fein, um
mittelft des einfahen Rufes das-Signal zum Redtöhalten, —
mittelft des doppelten jenes zum Linkshalten zu geben.
Ebenfo ift die Ankunft jedes Herrn Generalen ober Hoͤhern
mit dem im Lager vorgefchriebenen Zeichen durch den Tan
bour oder Trompeter nach vorne oder nach rüdwärtd zu
avifiren, worauf das im Reglement vorgefchriebene Verhalten
der Truppe alfogleih zu erfolgen hat.
Um alles tobende Schreien des Rufes: »Weiterſagen« auf
Maͤrſchen gänzlich zu befeitigen, hat ein Unteroffizier jedes
Zuges bis zur Ankunft des nachfolgenden ftehen zu bleiben,
ſich feines Auftrages zu entledigen, wodurch von ber Tete
bis zur Queue abtheilungsweife dad Anbefohlene verftäns
diget wird. Sollte der Befehl von rüdwärtd kommen, ſo
hat von Zug zu Zug ein Unteroffizier vorwärts zu laufen,
um fo ſchnell ald möglich das Anbefohlene von Abtheilung
zu Abtheilung zu bringen, indem einer dem andern felbes
zur mweitern Miberlieferung nad) vorwärts übergibt.
Aufträge von höherer Wichtigkeit, oder die eine ſchnellere
Mittheilung erfordern, find jedoch einem Truppenkörper nach
dem andern durch die betreffenden Adjutanten zu überbringen,
ıf die Kommandanten bei ihren Brigaden, Regimen
ber Bataillond das Anbefohlene in Ausführung bringen.
hl das Reglement die innere Marfbordnung der Kom
en auf das Strengfte vorfchreibt, fo ift doch zur Gleiche
zfeit und Vervollftändigung bderfelben bei allen Reg
m und Korps firengftend zu beobachten, daß auf dem
he bei jedem Zuge in der Kompagnie ein eigener Kor
und Gefreiter die Marfchinfpektion während desfelben
— daß baher- diefem gemäß zwar alle Offizierd, ſo
Be Ehargen, ganz vorzüglich aber:
Der Kompagnielommandant,
ber den Tag habende Offizier,
ber Feldwebel, 0
ber die Marfchinfpeftion habende Korporal und Ger
jedes Zuges für alle vorfhriftswibrigen Abweichungen
14.
15.
125
von ber beftehenden Marſchordnung verantwortlich find, und
fortwährend rechts und links, vors und ruͤckwaͤrts Acht geben
müflen; befonderd aber darf der den Tag habende Dffizier
fich nicht einen Augenblid von der Kompagnie entfernen.
Der Dienft der bei jedem Zuge mit der Marſchinſpektion
beauftragten Korporäle und Gefreiten dauert jedoch nur
während des Marſches und endet, fo wie in das Lager oder
die Station eingerüdt wird,
NRähert man ficd einem Dorfe, wo jede ohne firenge Aufr
fiht marfcirende Mannſchaft gewöhnlich aus ihrer Eintheis
Iung heraus und zum Trinken in Wirths⸗ oder Bauernhäufer
hineinzutreten fich erlaubt, fo haben fämmtliche Offiziere der
Kompagnie fi augenblicklich in ihre Eintheilung zu verfügen
und nebft den übrigen Chargen firenge darauf zu wachen,
daß Fein Mann aus Reihe und Glied trete und der Marſch
in vollflommenfter Ordnung dur dad Dorf gehe.
Dagegen find da, wo auf der Straſſe oder in. einem Dorfe
Brunnen ſich befinden, oder gefundes, gutes Fließ⸗ oder
Quellwaſſer zu haben ift, die Truppen außerhalb des Dorfes
längs oder feitwärtd der Strafle haften zu laffen, und von
jedem Zuge regelmäßig mittelft Begleitung der bei demſel⸗
ben die Marfcinfpektion habenden Korporäfe und Gefreiten,
von melden der eine vorne geht, der ‚andere rüdfwärts
fchließt, fo viele Mann, als nöthig find, zum Waſſerholen
abzufenden, die übrige Truppe aber einftweilen mit dem
Gewehre in Pyramiden und abgelegten Tornifter raſten zu
Taflen; wofür hauptfäclic; der Kompagnieflommandant und
‚die den Tag und die Inſpektion habenden Chargen ftrenge
verantwortlich bleiben.
Bei Nachtmärſchen haben ebenfo von Zug zu Zug die
Chargen auf die Bermeidung jeder Stodung zu fehen, weil
Durch felbe die gefährlichiten Trennungen und Berwirrungen
entſtehen fönnen. Der Marfchinfpektiond-Gefreite und Kor:
poral jeded Zuges, ber Feldwebel und alle Offizier der
Kompagnie haben mit Wachſamkeit und Thätigfeit jedes
Anhalten abzuftellen und jede entfiehende Verzögerung aus
genblidlid, zu befeitigen.
Die Kompagniefommandanten fchiden einen Feldwebel,
ber Bataillondsfommandant den Adjutanten oder Inſpektions⸗
126
offizier, der Regimentskommandant den Regimentdadjutanten
oder Inſpektionshauptmann vorwärts, um die Urſache der
Stockung zu erfahren oder zu befeitigen, und ed muß augen-
blicklich jeder Grrung vorgebeugt, jedes Hinderniß gehoben
werden.
Died find die Hanptdiscipfinarverhaltungen der zu einem
ſchnellen, unaufgehaltenen Fortfließen der Kolonne, fo wie zur
Handhabung ded auf die Gefumdheit ded Mannes und die Dies
ciplin berechneten, innern Dienftes unumgänglich nöthigen Marſch⸗
ordnung. Die Herren Brigadierd haben den großen Zwed ders
felben ftetd im Auge zu behalten und Peine Rüdfiht darf fie
vermögen, den ihnen untergeordneten Negimentern und Bataillond
auch nur die geringfte Abweichung davon zu: geftatten, oder wie
es fo oft gefchieht, bei einer längern Kampagne aus Gewohnheit
oder bei augenblicklichen Beſchwerden und Mühfeligfeiten aus
mißverfiandenem, dem Ganzen fo fhädliben Mitleiden in irgend
etwas nachzufaffen.
Disciplinars “Auch für die Bagageordnung find die Grundzüge in den
en Generals s und den verfchiedenen Truppendienftreglements aus⸗
ordnung. führlih enthalten. Nur einige wenige Punfte, welche auf bie
Führung derfelben int Großen Bezug nehmen, müffen den Herren
Brigadierd, Regiments und Bataillonskommandanten bei ber
genauen Beobachtung der übrigen ganz vorzüglich anempfohlen
werden. Diefe find folgende:
1. Sämmtlihe Bagagen haben, wie es fchon oben anbefohlen
worden, ftetd auf der rechten Seite zu bleiben und hiemit
die Hälfte der Straffe frei zu laſſen. Bon der zur Bagage
fommandirten Bedefung find von 3 bid 6 Wägen ſtets 2
und 2 Mann vom Proviantoffizier einzutheilen, und ſowohl
diefe, ald die Stabeparteien müflen darauf fehen, daß Fein
Fuhrwerk dem andern vorfahre, oder auch nur durd das
geringfte Herausfahren feitwärts — die Straffe verftelle
oder enger mache; fondern es darf ein» für allemal fein
Wagen von der rechten Seite mit den Rädern weiter als
einen Schuh von den Straffenpfeilern oder von den Gräben
derfelben entfernt fein.
2. Sämmtlihe Wägen haben eng aneinander gefchloflen zu
bfeiben. Wenn an einem derfelben etwas bricht, oder etwas
an der Befpannung zu ändern ijt, fo hat er für den Aus
1237
genblict nach gehöriger Meldung herandzufahren, das Schad⸗
bafte wo möglich fchnell herzuftellen und dann fogleich wies
der entweder nadzufahren, oder im Zuge einen neuen Pag
zu gewinnen; — bei Reparaturen größerer Art aber ift bei
firengfter Verantwortung des Bagagelommandanten ein folcher
Magen ohne Berzug ‚außerhalb der Straffe zu bringen.
Jede Unterlaffung ähnlicher Art muß auf das Schärfite
geahndet werden.
.So wie die Tete eined Hinderniffes oder Defilees wegen
fiocft, haben fämmtlihe Bagagen bis auf den letzten Wagen
fo eng ald möglich anzufchließen, und wenn der Zug wieder
vorwärts geht, fo angeſchloſſen durch das Deftlee zu fahren.
Beides gefihieht zur Vermeidung jeder, auch der Eleinften
Trennung, durd melde nur ftundenlange Berfpätungen der
rückwärtigen Kolonnen erzeugt würden. Auch fönnen die
Wägen, wenn wegen Paflirung eines Defilees oder aus
andern Urſachen nicht fchnell zu befeitigende Stedungen ent»
ftchen, wenigftend theilweife reditd und links der Straſſe
auffahren, wodurd die Marfchfolonne verfürzt und den
Pferden eine Raſt gegönnt wird.
4. Obwohl ſämmtliche Bagagen der Brigaden zufammen fahren,
fo ift doc firenge darauf zu fehen, daß jene jedes einzels
nen Truppenförpers in felben vereiniget bleibeg, weil fehr
oft im Marſche Bataillond oder NRegimenter detafchirt wer⸗
den, oder wenigſtens eine andere Beltimmung feits und
rückwärts erhalten, mithin deren Bagagen auf leichte Art
aus dem ganzen Zuge herausfahren können, wenn fie nicht
vereinzelt, fondern Bataillonds oder Regimenterweife beifams
men find.
Uibrigend wird fih über die nähern Detaild bei den
während eined Marfches vorkommenden verfchiedenen Fällen
auf die in der eilften Abtheilung bei Führung größerer
Wagentransporte angegebene Erflärung berufen, welche zur
möglichiten Befcleunigung des Marſches und Erhaltung
der Ordnung auch bei den Bagagenfolonnen in volle Ans
wendung treten.
Dies find im Allgemeinen die Hauptbisciplinars Berhaltuns
en der Bagageordnung großer Truppenkörper, bie nebft denen
ı den Reglements enthaltenen Borfchriften über die Orbnung
—
>
128
und Nufeinanderfolge ber Bagagen der einzelnen Regimenter und
Bataillond, fo wie über die verfchiedenen, in felbe eingetheilten
Bededungen ein Ganzes bilden, welches, wenn Alles mit gehöri-
ger Umficht und Strenge von den hiezu beauftragten Komman⸗
danten ausgeführt. und von den Herren Brigadierd überwacht
wird, im Rüden einer marfcirenden Truppe die vollitändige
Sicherheit gewährt, um im Vor⸗ oder Rückzuge in Feiner Bewe⸗
gung aud nur im geringften gehindert zu fein.
Es haben daher alle höhern Truppenfommandanten biefe
fämmtlihen, auf Marfchs und Gepädorbnung der Truppen bier
oder in den Neglementd anbefohlenen Verhaltungen ald unab-
weichliche Normen ftetd vor Augen zu haben, ganz befonders aber,
wenn die Armee die Ebene verlaflen und Gebirgsländer durch
- ziehen müßte. Die Herren Brigadierd und Divifionärd haben
Wichtigkeit
der Märfce.
fih in dieſem letzten Falle ald die Grundpfeiler jener unums
gaͤnglichen nöthigen Ordnung anzufehen, welche herrichen muß,
um im Hochgebirge jede offenflve Operation einer Armee fräftig,
ſchnell und entſcheidend, — jede ihrer defenfiven Operationen
aber ohne Uibereilung, mit Ruhe, Ordnung und daher Vermei⸗
dung jedes größeren Mißgeſchickes oder jeder augenblidlichen
Deroute vollführen zu fünnen. — Mit einem Worte, von dem
vorderften Mann der Avantgarde bis zum legten Fuhrwerk der
Bagagen rückwärts und der fie fchließenden Arrieregarde muß
auch bis in die Fleinften Theile eine gediegene, mufterhafte Ord⸗
nung herrfcen.
6. 18,
@intbeilung und Saupterforderniffe der Märſche
in höherer Beziehung.
Es bebarf keines Beweiſes, wie nöthig die Märfche im
Allgemeinen find, da in ihnen Vorbereitung und Folge der Ges
fechte liegen, — fie ferner die Truppen an den Ort ihrer Bes
ſtimmung bringen, dem Feinde nähern oder von ihm abziehen.
Die Kunft der Märfche ift eine der wichtigſten und fchmerften
Theile des Kriegsweſens. Der Befig diefer Kunſt hat von jeher
die größten Generale ausgezeichnet.
189
Jeder Marſch iſt die Bewegung der Truppen von einem Ihre Ginthei⸗
Orte zum andern. Einige theilen die Maͤrſche in Neifemärfche Tung.
und in Marſchmanövers, je. nachbem dieſelben außer. dem Ber
reihe deö Feindes oder in deffen Naͤhe gefcheben, ein. Da aber
eigentlih- An Kriege Feine Veranlaſſutg und, die Müglichleit
vergeffen laſſen follte, angegriffen zu. werben, und; fein Marſch
denkbar ift, der nicht wenigſtens mittelbar ben Feind zum Zivede
hätte, fo ift im Kriege jeder. Marſch ald ein Manöver anzufehen.:
Man kann denmadh die Märfdie nach ihren verſchiedenen
Abfichten folgendermaßen. eintheilen. — Man marfchirt entweder: .
1. Um feine Operationen: zu beginnen, die Truppen den 1. Derfamm-
entfheidenden Punkten zu nähern, fie zu fammeln, und ihnen die lungsmaͤrſche.
vorläufige Richtung zu geben. |
2. Um den Feind zu. erreichen, feinen Bewegungen zu 2. Angriffs:
folgen, nadı Umſtänden ſich zu eutwiceln, oder in feine Flanken mMaͤrſche.
zu mandvriren, ſich irgend eined Punktes zu bemächtigen, endlich
ihn zu verfolgen. |
3. Um ſich vom Feinde wegztziehen, eine rüdwärtige Stellung. 3. Rückgaͤn⸗
nzunehmen, — augenblickliche, wädgängige Bewegungen ober gige Märfce,
örmliche Rüdzüge zu machen.
4. Sn befondern Fällen,. um folche Operationen oder Unters 4 aa uhene
ehmungen auszuführen, die ind Wehiet ber Kriegsliften gehören,
[8 Uiberfälle, Umgehungen, Demonftrationen u. dgl.
Es ift übrigens Klar, daß jeder dieſer Märfche früher ober Berbindung
äter, mittelbar oder unmittelbar zum Gefechte führt oder wenig⸗ der nit echte
ens führen kann. Selbſt die Berfammlungsmärfche. find Davon Märfchen.
che ausgeſchloſſen, weil der Feind und auf felben vorzufommen, °
id anzugreifen im. Stanbe iſt. Sm, Kriege läßt fich Daher die
‚ee des Marfched von jener bed. Gefechtes nicht krennen; denn
einem alle ift Gefecht der Zweck des Marfched, und in ‚einem
dern wieder ift der Marih im. Gefechte ſelbſt das Mittel.
ide find ſomir in immerwahrender Wechſelwirkuns.
1. Berfommlungsmärfäe
Wenn ber Feldherr feinen Operationdplan entworfen: hat, Berfamms
ift fein erſtes Augenmert dahin gericktet,. daß er feine Truppen lungsmaͤrſche.
rechten Zeit und in angemeſſener Stärke auf jene Punkte
ngt, wo er ihrer vermög ſeiner weitern Anordnung bedarf.
9
130
Dre Richtig Diefe Mörfihe find alſo von der .größten, vorbereitenden
eit alt Vor Wichtigkeit für den Krieg, und es gehoert zu den erſten Eigen
g zum iR .
Kriege. Ichaften einer guten Organiſation der gamen Mafdine, daB bie
größte Sorgfalt darauf verwendet werde. Die irrige Meinung,
Daß es hier auf einige Meilen mehr oder weniger, auf eine mehr
oder: minder richtige. Bevechnung der Entfernung nicht ankommt,
die Gleichgiltigkeit, womit diefer Gegenſtand oft. behandelt wird,
haben ſchon die unglädlichiten Folgen madı ſich gezogen. Nichts
ift irriger, als daß es fich ‚bei diefen Verfammlungsmärfden nur
um eine. beiläufige Richtung der Truppen: amd um ihre Führung
durch folche Gegenden handelt, wo man für ihre Verpflegung
feine Beforgniffe zu haben - braucht. Nichts iſt irriger, ald Die
Meinung, daß man hier das rein militärifche — bad triegeriſche
Intereſſe dem ökonomiſchen unterordnen müſſe.
Dieſer Glaube, meiſtens eine Folge der Unwiſſenheit oder
der Bequemlichkeit iſt hochſt verderblich, denn wenn auch Die
Bernadläfligung aller Rückſichten, welche man bei Märſchen neh⸗
men ſollte, nicht immer geradezu wirkt, fo geſchieht dieſes ſtets
beziehungsmeife,, indem fie uns alle Vortheile bringt, weiche
große Feldherrn jederzeit aus der weilen Anordnung ihrer vor⸗
bereitenden Märfche zu-fchöpfen gewußt haben.
Erforderniffe Die Wahl der Punkte, wo man feine Truppen verfammelt, —
berfelben. die Berechnung der Entfernung und Moͤglichkeit ded Eintreffen,
mit weifer Ruͤckſicht auf die Nothwendigkeit, fie fdlagfertig zu
verfammeln, — die Beftimmtheit der Inftruftionen an die Truppens
fommandanten, — die Geheimhaltung berfelben, — die kluge
und zweckmäßige Bertheilung der Mittel, died find die Theile
jener wichtigen Kunft, Berfammlungsmärfche: einzuleiten, und
durch jelbe den Rrategifchen Grund eines für und entfcheidenden
Operationsplanes zu legen.
Wortpete, Ihre Anordnung gibt nämlich dem Feldherrn die Möglich⸗
nordnung, feit, einen minder gewandten Feind, noch ehe.er gefammels- ik,
zu überrafchen, ihn dadurch zu fchlagen, oder wenigſtens in feiner
Zufammenziehung zu hindern. Sie gibt ihm die Mittel an die
Hand, feine Kräfte gleich auf jenem Punkte zu fammeln, von
welchem aus er feine eigentlichen Angriffsoperationen mit bem
größten Erfolge, oder wenigftend ben Abfichten des Feindes am
hinderlichiten zu beginnen . vermag. Died gewährt ungeheure
Vortheile im Sriege, wo überhaupt nichts ſe wichtig ift, als ſich
131
der Initiative zu bemeiftern, — durch fie imponirt man, verwirrt
den Feind, und darin liegt der Sieg.
Die Vortheile, welche in. der fühnen and ‚genialen Auord⸗ Entſcheiden⸗
nung ſolcher wohl berechneten und überraſchend ausgeführten Vers ah
faommlungsmärfche liegen, find jo groß, daß man weder Koften, ganze
noh Mühe ſcheuen muß, ſie zu erreichen, inbem. fie oft einen Veldsüge.
weientlihen Einfluß auf den Ausgang eines Feldzuges haben.
2. Augrifksmarfche.
Hieher gehören alle Märiche, bie ben Hagriff des Feindes Natur der An⸗
mittelbar oder unmittelbar zum Zwede haben. Sie find Mands An
vers, die entweder zu Gefechten führen, ober fie doch wenigſtens
veranlaffen fünnen. Sie haben die Eroberung des Poftens, die
Umgehung des Feindes zum Zwede, sder fie führen unfere
Truppen auf die Schlachtfelder, wo fi der Kampf enticheiben fol.
Sie müffen alfo mit Schnelligkeit und Wibereinftimmung en
und mit richtiger Berechnung bed Terraind ausgeführt werben. -
Es folgt aus ihrer Natur, daß der Feind biefe Märfche entweber
hindern muß, um uns die Erreichung unferes Zweckes zu erfchwes
ren oder ganz unmöglich zu machen, ober daß er fie nur dann
zulaffen darf, wenn er die Mittel hat, und für die Erreichung
unfered Zwedes empfindlich zu ftrafen.. Folglich Farin man bei
jedem dieſer Märfche angegriffen werben, und fie alfo nie vors
ichtig genug ausführen. — Angriffsmärſche find fo zu fagen das
Borfpiel der Schlahten, ja gewiflermaßen die Diepofltion zur
Schlacht felbft. Aus ihnen entfpinnt fi das Gefecht, fie mäflen
yaher Durch folgende Hauptrückſichten geleitet werden: |
1. Sollen fie die Truppen auf jene Punkte, wo ‚man ihrer ten
yedarf, in fchlagfertiger Verfaflung und zur rechten Zeit bringen, gen Punktes
Dies ' erfordert eine pünftlihe Berechnung ber Entfernungen In kölanfer
ınd aller Nebenumftände. Es darf hier nichtd dem Zufalle über- ung.
affen werden, fondern der Anführer muß auf die Truppen da,
»o er fie hinbeordert, rechnen können. Was nützt 3, B. eine
‚ruppe , die nadı einem zwölfftündigen angeſtrengten Marſche
sit ihrer Tete erft dann. anlangt, wo fie nad) der Dispofition
hon eine Stunde früher: in einer militärifchen Stellung fein
te? Alſo richtige und verläßfiche Berechnung ift bie erſte
zedingung des Angriffsmarſches.
9
13%
Eöneler Ui 2. Muß ber Angriffönarich fo eingeleitet werden, daß man
der Dacia: in jeden Augenblick aus der Marſchordnung in die Gefechtsordnung
bie Gefecht» übergehen fönne. Zu biefem Ende muß ber Marfch der Kolonne
ordnung. auf eine folhe Entfernung durch leichte Truppen gededt werden,
daß man fietd zeitlidh genug von einem feindlichen Benehmen
unterrichtet fei, um fich entwickeln zu können.
Wir verweilen hierüber auf das weiter von Märchen im
Allgemeinen oben Gefagte, fo wie in Rüdfiht der Erhaltung der
Ordnung auf die im $. 17 diefer Abtheilung angegebenen Dies
+ ciplinarsBerhaltungen beim Marfche größerer. Truppentörper.
Generale und Staböoffiziere müffen unaufhörlic die Kolonne
abreiten und fein Mittel verfäumen, um jeder Trennung oder
Unordnung zuvorzufommen.
Ein Angriffömarfh mit Weisheit berechnet, und eines
Theild mit der größten Ordnung, andererfeits mit umfaflender
Borficht ausgeführt, wird feinem Zwede entfprechen, denn er wird
die Truppen, fo wie fie der noberfte Anführer bedarf, auf das
Schlachtfeld bringen und fie im Nothfalle augenblidlih ins Ges
fecht übergehen machen.
Verſchieden⸗ Nach Maßgabe, als der Angriffsmarſch mittelbarer oder
PNA a unmittelbarer den Angriff zum Zwecke hat, — nad Maßgabe,
dem Zwecke ald ed ſich darum handelt, ein Gefecht zu beginnen, oder ein
der agb: fhon angefangenes zu entfcheiden, — eine Relognoscirung oder
eine lebhafte Verfolgung zu unternehmen, wird, obgleic feine
Natur diefelbe bleibt, fi Doc das Detail jedesmal ändern.
Dei Reko⸗ Um zu relognosciren oder ein Gefecht zu beginnen, mars
ee fhirt man mit mehr Vorſicht. Man will den Feind erft errathen,
ginnung des feine Abfichten prüfen. Man bleibt alfo auf alles gefaßt, läßt
Gefechtes. pie leichten Truppen wirken, und fucht die Haupttruppe nach
Möglichkeit für den Augenblid der Entfcheidvung zu fhonen und
in Referve zu halten.
Bei — Handelt es ſich aber darum, zur Entſcheidung eines Ge⸗
ung eines fechte® zu gelangen, dann ift die Eile die erite Bedingung; —
Gefechtes. dann weiß man ſchon, was man ſoll, dann muß man um jeden
Preis anzukommen ſuchen; ja oft handelt es ſich darum, daß
man, wenn auch nur mit der Haͤlfte ſeiner Streitmacht, erſcheine.
Der oberſte Anführer muß willen, wann es darauf ankommt, dad
Aeußerſte der Kraftanftrengung aufzubieten, um große Reinltate
iu erreichen.
133
Wenn es fich enbfich um die Verfolgung des Feindes han« Bei Berfols
beit, fo. fommt alles barauf an, unfern Marfch nach ber Bers Ariane
faffung, in der fih der Feind befindet, nach der Beichaffenheit
des Landes und unferem nächften Zweck zu richten.
Man kann hauptfächlich zweierlei Abfichten bei Verfolgung Zweierfei Ab»
haben: fihten hiebei.
1. Den Feind zur Annahme eines neuen, für ihn wahr,
fheinlich unvortheilhaften Gefechtes zu zmingen, oder
2. die Vortheile unfered Sieged im Allgemeinen zu benügen,
In beiden Fällen ift es ein Hauptgrunbfag, daß wir nie Hauptgrund⸗
durch ein blos materielles Nachgehen große Reſultate erreichen nigungen,
werden. Nur, indem wir unfern Marfch auf die Flanfen des
Feindes richten, wichtige Punfte vor ihm erreichen, ihm bei Des
flleed u. dgl. zuvorzufommen fuchen, werden wir ihn zwingen,
entweder fehr übereilt zurüchzugehen, oder fich aufzuftellen und
ein ungünftiged Gefecht mit und einzugehen.
Die Kunft der Verfolgung ift weit fchwerer, ald man ges Allgemeine
wöhnlich wähnt, und nur zu oft hat man die üblen Folgen des genüberfeibe,
keichtfinnd wahrgenommen, mit dem manche biefen wichtigen
Theil der Kriegskunſt behandelten. Bald fehen wir eine Armee
der ein Korps in regellofe, unvorfihtig verfolgende Schwärme
ufgelöft, die ohne Uiberlegung nadeilen, und dur klug aufger
elite Reſerven ded Gegners aufgehalten und oft ſelbſt geworfen
erden; bald einen übermüthigen Anführer, ber ſchon bes Sieges
her zw fein glaubt, wenn er ſich dem retirirenden, um feine
Friftenz Fämpfenden Feinde in den Weg wirft, und ihn zum uns
leihen Kampfe, fo zu fagen, herausfordert, während er alle
Nittel befäße, ihm durch wohl beredinete Flanfenangriffe empfinds
ch zu fchaden, ohne ſich felbft auszuſetzen. Hier fehen wir‘
ieder eine materielle, unvollflommene, furchtfame Verfolgung.
o man dem Feinde alle Zeit läßt, fih zu erholen, und wo man
if dieſe Art die Früchte des Sieges verliert; auf einer Seite
: e8 Uibermuth und Nachläſſigkeit, auf der andern übertriebene
engſtlichkeit, die und verdirbt. . Der wahre Anführer wird bei
inen Werfolgungsmärfchen Schnelligkeit mit Klugheit zu vers
ıden, und fih von Nachläfligkeit und Unüberlegtheit gleich
tfernt zu halten wiffen. So viel von den Angriffsmaͤrſchen im
lgemeinen.
s
134
Sie führen zum Kampfe, und darin liegt für-den Führer
größerer oder Meinerer Truppenförper die Aufforderung, daß er
während denfelben feine ganze Thaͤtigkeit und Kraft aufbieten
muß, um feine Abtheilung in einer folhen Verfaſſung auf den
Kampfplag zu bringen, in der man ſich etwas von ihr verfprer
hen kann,
3. Rüdzugsmärfce.
Haupterförs Zeitgewinn, Benügung des Terraind und die Hanptregel,
ee eine Ehrfurcht einflößende Macht auf einem entfcheidenden Punkte
marſche. gu haben, müffen den Feldherrn bei Anordnung feines Rüdzuges
leiten. Der Schwäcere kann dem Stärfern nur dadurch impos
niren, daß er ihm auf einem Punkte mit augenblidficher Uiber⸗
legenheit zu widerſtehen trächtet; dadurch wird dann ber Geiſt
der Truppen wieder gehoben, und ber Wibermuth des Feindes
gemäßiget.
! Wer ſich im Ruͤckzuge vereinzelt, if ganz verloren. Die
"Truppe Töfet fih immer mehr auf, ſchwer find Orbnung und
Disciplin za handhaben, noch fÄngerer bie einzelnen Körper zu
Überfehen und anf fie zu wirfeg. Aus Mangel an Uiberein
flimmung werben alle Gelegenheiten, dem Feinde bie Spige zu
bieten, verfänmt, aus Mangel an Unterftügung wird ein Theil
nach dem andern aufgerieben,
Aber es gibt auch Fälle, wo alles darauf ankoͤmmt, ſich je
eher je lieber and einer unvortheilhaften Tage herauszuziehen;
dann muß der oberfte Anführer blos feine Arrieregarde zum
Gefechte bringen, ſich ſelbſt aber durch fchnelle und gewanbte
Mandvers dem Feinde fo lange zu entziehen tradıten, bid er im
Terrain für fi einen Halt» oder Stügpunkt, für den Feind
aber ein Syinderniß erreicht hat, das ihm erlaubt, letzterem bie
Stirne zu bieten, feine Blößen zu benügen, und im Wiederge⸗
wiunen phyſiſcher und moralifher Kräfte von Neuem die Offen
fioe mit der Defenfive zu vertauſchen.
In gewandten Bewegungen, in ber Geſchicklichkeit, wie bie
Lffenfive von der Defenfive zu trennen, Tiegt dad Geheimniß
der Müdzugemärfhe, Nur wer bereit if, jeden-Augenblit einen
MDedfel der Umſtaͤnde zu benügen, um wieder in die Offenfive
überzugehen, verfteht, was ein Rüdzug ift.
135
Der Ruͤckzug des Feldzeugmeiſters Clairfait 1703 in den
Niederlanden gegen ben weit überlegenen Dumouriez, jener des
Erzherzogs Karl 1796, dem er durch. die Schlacht bei Amberg fo
ruhmvoll beendete; Moreaux ‚berühmter Ruͤckzug an den Rhein
in ebendewfelben Sabre. finh herrliche Beiſpiele ſolchex meiſter⸗
haften Rückzugsmaͤrſche.
Der Feldzug 1799 ſagt:
»Seder Rückzug ſchwächt die moraliihen und phoſiſchen Sroaltung
Kräfte der Truppen mehr als eine Vorruͤckung; die moraliſchen, der de
weil ſich der Soldat weniger auſtrengt, ſobald ber Bchanfe
einer betraͤchtlichen Uiberlegenheit des Feindes oder einer großen
Gefahr die Uiberzeugung in ihm hervorbringt, daß feine Auf⸗
opferung fruchtlos iſt; — Die phufifchen, weil die Abhängigkeit
der eigenen Bewegungen von jenen bed Feindes und bie bes
ftändige Ungewißheit berielben verdoppelte Sicherheitömaßregeln
erheifchen, die immer mit großer Anſtrengung verbunden find.«
Aus diefem geht klar hervor, daß bei Ruͤckzuͤgen insbeſon⸗
dere auf Erhaltung der Ordnung und Disciplin unter den Trups
pen zu fehen if; — die Kommandanten ber einzelnen Truppen⸗
förper bleiben hierüber perfönlich verantwortlich. Nirgends geht
Mannszuht leichter, als bei Rüdzügen verloren, uirgehds iſt fie
dagegen wichtiger, weil man ur im Maße, als man Herr feiner
Truppen ift, fchnelle Entfchlüfle ausführen kann. Liber die beſon⸗
dern Berhaltungen ber Atrieretzarden hanbeit der 8, 16 diefer
Abtheilung.
4, Verborgene Marſche.
Uiberfaͤlle, Hinterhalte, Demonſtrationen u. dgl. find ihre Ihr Zweck.
Veranlaſſungen.
Wir verweiſen daher über ihre Ausführung anf jene Abs
theilungen dieſes Werkes, in denen ſolche auf Uiberraſchung
begründete Unternehmungen behandelt werden, und bemerken hier
blos im Allgemeinen:
1. Orbnung, Stile und Vorſicht muͤſſen bei folden Mär Danpibeoh
ſchen die hoͤchſte Stufe erreichen, tungen.
2. Die Truppen duͤrfer in vielen Zählen wicht gelaben haben.
8. Die Avantgerde wird näher. an das. Grob gezogen,
um ben Feind nicht frühzeitig aufmerklſam zu machen; aus Aürfen
Schlußfolge
obiger Lehre.
Zweck
derſelben.
136
die Patrbuillen nicht gu weit ‚vorgehen; Dagegen muß dieſer
Abgang der nöthigken Sicherheitömaßregeln im Marie durch
die größte Wachſamkeit erfegt werden. -
4. Die Führer der Kolöunen müſſen hier beſonders goſchickt
und wohl unterrichtet, die Trmpben wehmäßig gewählt und zu
kühnen Unternehmungen geübt ſein.
5. Für die manchmal ſchnell nöthig werdenden Rüdzüge
müffen Verfanmlungspläge mr Voraus beftimmt werben.
Wenn wir die ganze Lehre von Märfchen nochmals übers
fehen, fo finden wir zwei allgemeine Bedingungen bes Gelingens,
und zwar: Anordnung und Ausführung. Die Anerinung des
Mariches begreift die große Kunft des ‚Anführer,‘ jeden Marſch
nach feiner eigentlichen Beflimmung die wahre Richtung gu geben,
feine Dispofitionen nach dem Beduͤrfniſſe des Augenblicks, nach
der Lage des Keindes, nach der eigenen. Stärfe, nadı der Natur
des Landes zu bemeflen, und feine Befehle Dazu Kar, bündig
und beftimmt zu ertheilen. |
Die Ausführung der Märfche. ſetzt eine große Kriegbfertig.
feit der Truppen vorduß, fo wie eine ununterbrochene Drbnang,
Disciplin und Ruhe, — Anddauern in Beſchwerden, endlich eine
große Erfahrenheit ihrer Offiziere, gepaart mit jenen Eigenfchafs
ten, welche auf den. Soldaten wirken, ihm im Glücke Haltung,
im Unglücke Ausdauer und Keftigkeit geben. Das erfte Mittel
ift hiezu Uibung im Frieden und unmittelbare Strenge in Auf:
rechthaltung der Marſchordnung. Nichts ift hier unwichtig, und
Dffiziere und Generale müflen dafür verantwortlich bleiben. Die
erften vier Märfche mit unerbittliher Strenge und Genauigkeit
ausführen, heißt die Truppe für alle übrigen erziehen. "
Sechste Abtheilung.
Metogunscirungen,
Rekognoscirungen haben dreierlei verfihledene Zwede:
1. Die Kenntniß einer unbefannten und vom Feinde bes
ſetzten Gegend zu erlangen.
43%
2. Sich von ber Stellmg ober ben Demegungen feines
Gegners zu überzeugen.
3. Den Feind durch den Angriff eined Poſtens oder durch
die Annäherung gegen einen Punkt feiner: Pofltion zu Anftalten
zu zwingeh, die und feinen Punkt verrathen laſſen.
Die Rekognoscirungen erſter und zweiter Art haben den Erreichung
Zweck, irgend einen Punkt zu erreichen, um entweder das Land, des Ppnetes
die feindliche Stellung, oder auch nur einen Theil derſelben ber» Uiberſicht.
fehen "zu können. ' r
Sie: müffen daher mit hinlängfichen' Kräften unternommen Rräftiger An-
werben, nicht nur um alle Truppen, welche nad den erhaltenen griff hiezu.
Nachrichten und nad) der Kombinirung ber Stellung, und der
bisherigen Bewegungen und Stärke des Feindes wahrſcheinlich
vor und auf dieſem Punkte ſtehen, mit Uiberlegenheit über den
Haufen zu werfen, ſondern auch, um bis über dieſen Punkt
hinaus vorzurücken und ſich da ſo lange zu halten, als der Kom⸗
mandant Zeit benoͤthiget, den Gegenſtand zu überblicken, um
deſſentwillen die Rekognoscirung unternommen worden iſt.
Die Hauptaugenmerke, die man bei ſolchen Rekognoscirun⸗ Hauptaugen⸗
gen zu nehmen hat, gründen ſich auf ihren Zweck, und beziehen merk dabel.
ſich auf die Schnelligkeit, auf Bermieidung jeded Gefechts, ſobald
ter Punft erreicht ift, folglich auf feine unnöthige, weitere Engas
girung; — auf einen möglihft kurzen Aufenthalt, endlich auf
die Sicherheit der Aufftelung während der Rekognoscirung und
des nachherigen Rückzuges mittelft der fchon bei der Borrüdung
getroffenen Anftalten, ald Aufitelungen von Reſerven, Belegung
von Poften u. dgl.
Bei Relognoscirungen britter Art wird fich meiftend auf Doften ngefeite
Borpoftengefechte befchränft, und nur die Abſicht diefer Gefechte ee
mweift ihnen eine Stelle unter den Rekognoscirungen an. reift dritter Art.
man 3. 3. einen Poften, deſſen Befig dem Feinde wichtig ift,
wenn .er feine Stellung behaupten will, nur deshalb an, um
deffen Abſichten zu erfahren, fo ift ein folder Angriff eigentlich
eine Rekognoscirung, und hat blos mit fo viel Truppen unters
nommen zu werden, ald zur Ausführung dieſes Endzweckes nöthig
find. Hat man den Poften aufgehoben, und ber Feind rück
mit Berftärfung vor, um ihn wieder zu erobern, fo verläßt man
denſelben, um fi Seinem unnöthigen Berlufte auszuſetzen, denn
4
—
der Zweck iſt erreicht; — man hat ſich überzeugt, daß dem Geg⸗
ner daran gelegen ift, ihn zu behaupten.. |
Zurüdmer: Zu diefer Art von Rekognoscirungen gehört die Zurück⸗
fung Ph ‚fein werfung der feindlichen Vorpoſtenlette entweder auf einem Punkte,
Borpoflen. ober auf der ganzen Linie, weil der Feind, wenn er feine Stel
. Jung..behaupten will, glei; wieder vorrüden. und feine Chaine
wieder zu befegen trachten wird, wenn Bein ernſtlicher Angriff
. auf die Zurücddrängung der Vorpoſten erfolgt.
Solußbemer- Nachdem übrigens Nekognoscirungen größerer Art ſtets
ung yon höhern Kommandanten geleitet werden, fo find biefe ange,
gebenen Grundregeln zu ihrer Norm hinreichend; Tleine Reko⸗
gnoscirungen gehören mehr in das Feld der Patrouillenführung,
welche bereitd in der dritten Abtheilung erörtert worben; auch
find beim Angriffe von Dörfern, Wäldern, Klüffen, Brücken,
Dämmen und andern Deftlees, fo mie bei jenen ganzer Stelluns
gen in der fiebenten und achten Abtheilung die Punkte detaillirt
angegeben, auf die bei Rekognoscirungen insbeſondere Rüdfict
genommen werben muß. — librigens haben vorläufige Kenntniß
des Terrain durch Karten, Borpoftenrapporte und Nachrichten
vom Feinde die Hauptfache, nämlich den Punkt zu beftimmen,
welcher dem höhern Kommandanten die Liberfiht der Gegend
oder der feindlichen Stellung volftändig zu verfhaffen geeignet ift.
138
DBweiter Abſchnitt.
Siebente Abtheilung.
Wertheidigung und Angriff einzelner Se
genftände. |
g1.
Vertheidigung und Ungriff eines einzelnen Hauſes,
Sofes, Schloffes ſammt Gärten, Kirche, Kirch
thurmes, Kirchhofes, Schüttlaftens, Meierhofes
u. dgl.
Bertheidigung”
Bii Häufern und Höfen, bie befegt und vertheidigt werden
follen, it es die erſte Hauptregel, alle vorhandenen Ausgänge
und Deffnungen, durch welche ber Feind eindringen oder auf
uns feuern Fönnte, forgfältig zu verfchließen, zu verrammeln ober
zu decken. Dieſes bezieht fich hauptfächlich auf die Thüren, Fen⸗
fter und Dahdffnungen der Gebäude. Anderfeitd aber find es
eben bie Fenſter, durch welde man aud dem Innern des Hauſes
auf den Feind zu feuern im Stande ff.
Diefem gemäß find:
1. Me Ausgänge — mit Ausnahme des Hanpteinganges — Vorbereituns
zu verrammeln, ober mit Sausperäthe zu verftellen, und °
wenn ed nicht an Zeit Hebricht, auch mit Dünger ober Erde
zu verſchuͤtten.
2. Den Haupteingang ſelbſt ‚pm angenbliclichen Zuſchließen
und Verrammeln vorzurichten. Dieſes wird am leichteſten
bewerkſtelliget, weun man für jeden Thorfluͤgel zwei oder
drei Stämme Bauholz zuberritet, die Löcher für fie im voraus
ſchief ausgraͤbt, und wenn fämmetliche Mannſchaft im Haufe
ft, die Stützen un bie ‚verjchloffenen Thore fpreiget und
gen zur Der
theidigung.
3
‘
140
felbe gut verrammelt, — Zugleich wird ein Theil der Mann⸗
fhaft hinter dem Eingange beifammen behalten, um benfels
ben, wenn der Feind einzubringen verfucht, auf das hart,
nädigfte zu vertheidigen. Hat man aber Zeit durch vorge
legte, winklichte Erbaufwürfe mit Gräben oder Tambouris
rungen den Eingang früher zu decken; fo vertheidige man
denſelben durch Beſetzung dieſer Aufwürfe oder Tambours,
gleich einer Verſchanzung. Sie haben gewöhnlich die im
Plane 5 Fig. 1 und 2 erfichtliche einfache, das Thor oder
den Haupteingang fhügende Form.
Alle Fenſter zu ebener Erde feft zu verrammeln oder zu
decken, damit der Feind durch diefe nicht eindringe; dagegen
in felbe Schußlöcher einzufchneiden, oder einen kleinen Raum
offen zu laflen, um heraudfeuern zu Fonnen.
. Die Fußböden der obern Stockwerke zu durchloͤchern, um
5.
von da in die untern Zimmer und Gänge zu feuern, wenn
der Feind in dieſe bereitö eingebrungen ifl.
Sn den obern Stocdwerfen zur Verrammlung der Stiegen
in den Wendungen Hausgerathe oder andere Materialien
vorzubereiten.
6
Die Fenſter aller Stockwerke und alle Dachoͤffnungen,
bei ſchwacher Beſatzung aber vorzüglich jene zu befeßen,
welche die zu vertheidigenden Paflagen, ale: Wege und
freie Streden — beftreichen, und vor die ſchwaͤchſten Punfte
und Eingänge ein Kreuzfeuer bringen. Hiezu ftellen fih in
die Nähe jeded Fenfters, links von felben zwei Mann —
laden nahe an der Mauer unb feuern wechſelweiſe vorges
hend und das Gewehr an den Pfeilern lehnend, "oder knien
ſich gedeckt zum Fenſter und feuern abwaͤrts; dasſelbe ges
ſchieht von allen Dahöffnungen mit moͤglichſter Deckung.
7
Schließen ſich an die zu vertheidigenden Häufer oder Höfe
Gärten, fo werden biefelben, wenn fie groß und mit Feinen
guten Mauern umgeben find, ober wenn die Truppe hiezu
nicht ſtark genug ift, lieber gar nicht in die Vertheibigung
mit eingefchloflen, fondern wo möglich alle Punkte und Um⸗
zäunungen niebergeriflen. Hat man aber hinlängliche Truppe
nnd find bie Gaͤrten zur Bertheibigung geeignet, fo werben
141
ihre Mauern oder Umzaͤunungen fo beſetzt; wie ed im Un⸗
terrichte zur zerftreuten Fechtart angeordnet ift.
Bei, größeren Gärten find jedoch in dieſem Falle zur
Aufnahme und Ablöfung der hinter der Umzaͤunung befind⸗
lihen Truppen in der. Direktion des Ruͤckzuges Unterftüguns
gen und Referven aufzuftellen.
8. Wo es die Zeit erlaubt, find Gebäude, bei welchen es fich
um eine längere Vertheidigung handelt, mit einem Graben
zu umgeben, und über diefen eine leicht abzumerfende Brücke
zu errichten, oder andere Vorkehrungen zu treffen, um dem
Feinde die Annäherung möglichft zu erſchweren; auch ift es
oft vortheilhaft, dad Dach abzutragen, um fih vor dem Ans '
zünden burd) Haubik-Öranaten zu fichern.
Zeder einzelne Mann ift daher genau theoretifh, und wo
ed die Gelegenheit darbietet, auch theilweife praftifch zu unterrichten.
1. Sn der Verrammlung und VBerfhüttung der Ausgänge
ded Hauſes.
2. Sn der Verſchließung des Haupteinganges mit den dazu
nöthigen Verrichtungen.
3. In Erbauung der Erdaufwürfe und Tambourirungen.
4. In Berrammlung und Dedung ber im Erdgefchoße bes
findlichen Fenfter.
5. Su der Art, wie Schußlöcher durch Sußböden und Fen⸗
ter, und bei legteren, in welder Höhe einzufchneiden find.
Frühere Uns
terweiſung
der
Mannſchaft.
6. Sn der oben erklaͤrten Art, wie zwei und zwei Mann .
aus den Fenftern und Dacköffnungen gedeckt zu feuern haben.
Diefe Unterweifungen müffen mit Genauigfeit vorgenommen,
der Mannſchaft die Wichtigfeit jeder einzelnen, zu ihrem eigenen
Schuße begreiflih gemaht, und durch mannigfaltige Beifpiele
ind der Kriegdgefchichte der Nugen der Vertheidigung einzelner
Hänfer mit Wärme und Klarheit erläutert werden.
Bei der wirklichen Bertheidigung eines Gebäudes endlich
ft Folgendes zu beobachten:
- 1. Nahet fick der Feind, oder flürmt er von allen Seiten
‚a8 Haus, um die verrammelten Eingänge zu erbrechen, jo wers
ven ihm aus den obern Stodwerfen und Deffnungen Steine,
iedendes Wafler, Sand, Balken, Hausgeräthe, Afche, fo wie auch
ziegeln und ftüdweife abgetragene Theile des Daches, mit einem
Borte: Alles, was man nur finden kann, auf ben Kopf geworfen,
Art der
Vertheidi⸗
gung.
Kirchen, Kirch⸗
thürm
143
zugleich herabgeichoflen, und bei niedern Stockwerken die Herauf⸗
fteigenden mit dem Bajonete hinabgeftoffen. Ä
2. Dringt der Feind dennoch ein, fo fällt die hinter dem
Eingange aufgeftellte Mannfhaft ungeftüm auf denfelben und
trachtet ihn wieder herauszumerfen. Sollte aber diefed nicht ges
Iingen, fo zieht fih die Mannfchaft in die oberen Stockwerke
zurüd, feuert durch die im Fußboden angebrachten Schußlöcher
auf den unten eingedrungenen Feind, verrammelt die Gtiege,
vorzüglich die Wendungen, und verwehrt auf felber dem Angreifer
das Vordringen fo lange ald möglich.
3. Hat der Feind endlich ein Stodwerf nach bem andern
genommen, fo zieht man fih bid auf das Dad Schritt für
Schritt, fämpfend und wieder angreifend, bid man. entweder ſich
zu ergeben gezwungen, oder dad Haus anzuzünden und ſich mit
dem Nefte zu retten im Stande ift,
Alle diefe gemauerten Gebäude und Räume werben gerade
Sanertähen, fo, wie einzelne Häufer befegt, und mit geringen Abänderungen
Sciöffer,
Meierhöfe
u. dgl.
Mit Geſchuͤt.
auf diefelbe Art vertheidigt. So werden 5. B. bei Kirchen an
den Kenftern hohe Gerüfte angebradht und die Eingänge feſter
verrammelt, bei Kirchthürmen ein heftiged Feuer aus dem obern
Theile ded Thurmed auf den Feind gemacht, bei Kirchhöfen und
Schüttläften die Mauern vollſtändig frenaillirt, und auf der
innern Seite längs derfelben ein Banker zum Hinüberfeuern ers
richtet — bei Schlöffern befonders die Thürme und Donjong,
fo wie auch die Waflergräben und Aufzugsbrücken vertheidigt.
Bei größeren Gebäuden find jene Theile am ſtaͤrkſten zu
befeßen, die einen ausfpringenden Winkel bilden, weil fie in fid
ſelbſt die ſchwächſten Punkte find, zugleich aber ald Flanfen zur
Berheidigung der übrigen zurüdliegenden Theile vortheifhaft
benügt werden fünnen. Uibrigend hängen bie befonderen Bors
richtungen von der Lokalität ab, fünnen daher nicht im Voraus
angegeben werben, fondern bleiben der Beurtheilung des die
Bertheidigung leitenden Kommandanten überlaffen.
Angriff
Beim Angriff einzelner Hänfer kommt es hauptfächlicd dars
auf an, ob Geſchutz vorhanden iſt ober nicht. Im erften Kalle
148
werben bie verrammelten Thören. unb Penfter durch dasfelbe'
eingefchoffen, die Mauern erſchuͤttert oder: bad Dad ba Han
big» Öranaten angezündet.
Sollten jedoch die vom Feinde befehten Gebäude blos Ohne
durch Infanterie genommen werden, fo tft vorzüglich zu berüds Brihär.
fihtigen, ob fich dieſelben tn einer freien Ebene, oder i in einer
burchfchnittenen Gegend befinben.
Auf erfterer, wo Feine Deckungen vorhanden find, müffen‘ Im ebenen
die fetten 300 Schritte dis an das Haus fo fchnell als möglich Terrain.
hinterlegt werden. — Se näher man an dasſelbe fommt, deſto
weniger ſchadet das Feuer des Feindes, denn feine Schüffe wer⸗
den Stechſchuͤſſe und find daher von Feiner großen Wirkung.
Die vorderften Leute müflen aus den muthigiten Freiwilligen und
den Zinmerleuten beftehen. Erftere fuchen mit Leitern oder einer
auf den andern fteigend, die Fenfter zu erflimmen, während legs
tere die Thüren einhauen, Sind diefe geöffnet, dann wird bie
Berrammlung auseinander geriffen,: und der Beſitz des Erdge⸗
ſchoßes durch das Bajonet errungen, alle Thüren gefprengt, und
die Feinde entweder gefangen oder niedergemadt. In die
oberen Stöde dringend erfechtet man'.die Stiege Abſatz für Ab⸗
fag, und verfolgt den Feind ohne Aufenthalt durch alle Zimmer
und Stockwerke bid auf das Dach, wo der Uiberreſt desſelben
fi) ergeben oder ebenfalld erliegen muß. Sf die Vertheidigurg'
zu harsnädig oder derjelben ‚die Bauars des Hauſes zu günitig,
fo fann man aud Feuer in den untern Stockwerken anlegen’
und dadurch. die Liibergabe oder Räumung des Hauſes erwirfen.
In einem durchſchnittenen Terrain aber nähern fih die Im durch⸗
Tirailleurs, durch Bäume, Gräben, Hecken oder Mauern gedeckt, Ianitienen
dem Gebäude, die beften Schüßen zielen ‚befonderd auf jene, die
fih an den Fenftern bliden laſſen; überhaupt wird in fo lange:
von. der Kette ein kräftiges Feuer unterhalten, bi6 die nachrü⸗
denden Unterſtützungen und Reſerven durchbrechen, und das
Haus auf die oben beſchriebene Art ſtuͤrmen.
Sind Gaͤrten mit Mauern und Zäunen an den Säufern,
fo werben jelbe entiweber erfliegen, oder umgerifien und dann
wie früher gegen bad Hans felbft vorgerüdt,
Die zum Angriff nöthige: Zahl. der Truppen wird durch Stärke der
Die Feſtigkeit und Ausdehnung des vom Feinde befeßten Gebäudes: Truppe.
114
beftimmt. Zur Erſtuͤrmung gewoͤhnlicher Wohnungen gewägen
mehre Maͤnner oder ein Zug, bei’ größeren Häufern, Höfen,
"Köftern, Kirchen u. dgl. müflen hiezu ſchon ganze, Kompagnien
und oft noch größere Abtheilungen fommandirt werden.
—ã Die vortheilhafteſten Punkte zum Angriff ſind die ausſprin⸗
puntte.“ genden Winkel, fo wie. überhaupt alle jene Theile des Gebäudes,
denen man ſich gedeckt nähern kann; auf biefe ift alfo beherzt
loszugehen, das Uibrige aber nach obiger Anleitung zu vollführen.
Dabei find jedoch die verfchiedenen Lofalitäten zu berüdfichtigen,
deren große Mannigfaltigfeit ed nicht geftattet, fie in Voraus zu
beftimmen, fondern der fommandirende Offizier hat diefelben im
Augenblide des Angriffes fchnell zu erfennen, feine Truppen
darnach zu vertheilen, und fomit dad Ganze zweckmäßig zu leiten.
6. 2.
Vertheidigung und Angriff eines Dorfes.
Berthbeidigung.
Die Dörfer beftehen aus Häufern, Gärten, Mauern, Zänuen
und Heden, welde den Bertheidiger deden, den Angreifer aber
aufhalten, mithin ihm einen viel Sängeren und fräftigeren Wider⸗
ftand entgegenfegen, ald .er im freien Felde finden würde. Aus
diefem Grunde rechnet man Dörfer zu den erften Bertheidigungd-
mitteln un Kriege.
Vertbeilung Jedes Dorf zerfällt feiner Bauart nach in mehre, durch
der Truppen Bäffen getrennte Abfchnitte, in welche daher die Truppe zwed-
Allgemeinen. mäßig aufgeltellt werden muß. Der Kommandant befiimmt ein
Drittheil feiner Maunfchaft zur Hauptreferve und vertheilt die
übrige nach der Größe der verfchiedenen Dorfabfchnitte an eigene
Kommandanten. Jeder derfelben fondert feine Truppen wieder
in zwei Theile, von welchen der eine die Tirailleurs und die
hinter diefen befindlichen Unterflüguugen, der andere aher bie
rüdwärtigen, Meinen Reſerven derfelben bildet.
Am äußeren Die Tiraillenrs vertheidigen den äußeren Umfaug bed Dors
u Ag feö; vorzüglich find die Flanfen und die gegen den Feind Front
miachende Seite zu befeben; bei einer iſolirten Dorfoertheibigung
aber muß auch der rüdwärtd liegende heil bewacht werden,
145
weshalb ſich die Tirailleurs um den ganzen Umfang des Dorfes
ausbreiten. Die Truppen werden biezu .hinter die äußerſten
Heden, Zäune und Mauern oder in die am Umfang gelegeneu
Gebäude vertheilt.
Am ftärfften werden hiebei jene Punkte beſetzt, wo der Staͤrker oder
Feind leichter eindringen, oder wir ihm mehr ſchaden fünnen. ſchwaderzu
Diefe find: Punkte.
1. Die ausſpringenden Winkel, deren Spitzen und Flanken
am meiſten ausgeſetzt ſind.
2. Jene Punkte, wo Hauptſtraſſen oder andere Kommuni⸗
kationen in das Dorf fuͤhren.
3. Tief liegende Theile desſelben, welche von einem höhern
Terrain eingefehen werben.
4. Jene, welchen fich der Feind gedeckt nahen kann, z. ®.
Theile, die knapp an einer Anhöhe, einer Schlucht oder an einem
Badıe liegen, der fih in ‚Krümmungen gegen den Feind zicht
uhd daher fein Anrüden begünftigt.
5. Endlich jene dominirenden Punfte, von wo aus man
den Feind mit Vortheil zu befchießen im Stande ift.
Dagegen fönnen einfpringende Winkel, fo wie auf fteilen
ungangbaren Ravins liegende Theile ded Dorfes ſchwäcker be⸗
fegt werden, da fie ohnehin durd ihre Lage mehr gefhüst find.
“gene Punkte, welche hinter dem Außerften Umfange ded Puntte für
Dorfes dem Eindringen des Feindes am meiften ausgefegt find, hüsungen
mithin die Gaffen und vorzüglichften Häufer, werden mit Unters und Bleineren
ſtützungen beſetzt; kleinere Reſerven endlich dort ausgeftellt, wo Referven.
mehre Gaſſen zufammenlaufen, damit fie im Stande find, auf
den Fürzeften Linien den am ftärfftien angegriffenen oder durch
ihre Lage am meiften bedrohten Theilen ded Umfanges zu Hilfe
su eilen, und den -allenfalld eindringenden Feind mit einer ges
idiloffenen Truppe zurüdzuwerfen. Dieſe Referven dienen Daher
wur Unterftügung, fo wie auch zur zeitweifen Ablöfung der vor»
wärtigen Truppen, und bilden die zweite Hälfte derfelben.
Endlih ift noch das oben erwähnte, legte Drittbeil der Hauptreſerve⸗
Iruppe, ald Hauptreferve im. Dorfe auf den allgemeinen Rüd: Punkt.
ugs⸗ oder Gentralpunkt der Vertheidigung aufgeftellt. — Diefer
ft entweder
1. der Mittelpunft, oder
x 10
146
2. der freiefte Plag, wo der Kommandant alle vorwärtigen
Truppen aufzunehmen und den Feind, er möge mo immer eins
dringen, mit ganzer Kraft zurüczumerfen im Stande ift.
3. Sener bald vors, rüd« oder feitwärts, bald im Innern
des Dorfes liegende Punkt, welcher feiner Feſtigkeit wegen felbft
nah dem Verluſte der andern Theile noc gehalten werden
kann, und daher den eutfheidendften Einfluß auf die Behauptung
eined Dorfes hat; im fchlimmiten Falle aber wenigftend ben
Rückzug der Truppe durch längere Zeit det. Sole Punfte
find z. 3. Kirchen, Kirchhöfe, die mit flarfen Mauern umgeben
find, fo wie auch Schlöffer, Klöfter, Schüttläften u. dgl., die
theild durch ihre feſte Bauart, theild durch ihre manchmal erhöhte
Lage und durch die im vorigen $. angegebenen Vorbereitungen
kräftige Mittel zu einer längern BVertheidigung darbieten.
an Jeder einzelne Abtheilungsfommandant erhält die Weifung,
gung. wie er ſich zu verhalten, welche Punkte er vorzugsweiſe zu unters
ftügen, endlik wie er fih im Unglüddfalle zurüdzuziehen und
wieder zu ftellen habe. Diefe Kommandanten geben gleichfalle
den am äußern Umfange ded Dorfes aufgeftellten Trupyen jene
rückwärts liegende Häuferlinie oder jene Mauern und Zäune an,
gegen welche fie fidı beim Vorbringen des Feindes im fortwäh-
renden Kampfe und Schritt vor Schritt zurücdzuziehen und fo
lange auf bad Fräftigfte zu vertheidigen haben, bid bie Unter⸗
fügungen vorrüden und ben Feind wieder zurüdwerfen. Ebenfo
erhalten die Kommandanten der Soutienpoften ihre Ruͤckzugs⸗
direftion gegen die Sauptreferven.
vaetheitung Auch die Verwendung der Dffizierd verdient ein beſonderes
er Offliere. Augenmerk. Bei einer Kompagnie werden fie im Allgemeinen
längs der Aufftellung zwiſchen den Tirailleurd und den Unters
flügungen vertheilt, um durch ihre Leitung fchnell jeden drog
benden Angriff des Foindes im Entitehen zu vereiteln. Der ges
ſchickteſte Offizier gehört bei diefer Vertheilung auf den feiner Lage
nach bedrohteften Punkt, der Hauptmann aber, welder ald Koms
mandant eined Dorfabfchnittes die ſchwaͤchſte Stelle oder den
Sauptpunft feiner Bertheidigung fchon voraus erfannt haben
muß, bleibt bei den Neferven und befonders bei jenem Theile
derfelben, welcher wahrſcheinlich am meiften zu wirken beftimmt ift.
Srundregel Endlich muß hier dem Haupt⸗, ſo wie jedem Abtheilungs⸗
Berbaltens, kommandauten zur Örundregel feines Verhaltens angegeben werden,
=.
. 147
daß befonder® bei Vertheidigung ber Dörfer nichts fchäblicher
fei, ald eine blos paſſive Vertheidigung. So wie daher ein
Theil oder Abfchnitt des Dorfes angegriffen wird, fo haben fich
die rechts und links in den Nebentheilen befindlichen Truppen
nicht leidend zu verhalten, fondern die Kommandanten berfelben
jur Bertheidigung mitzuwirken, den Feind in Rüden und Flanfe
zu nehmen und ihn dadurch wieder auf die Defenfive zurückzu⸗
werfen, mit einem Worte ohne erft Befehle abzuwarten, den
angegriffenen Theil Fräftig und nach eigener Anfidit Hilfe zu
leiften.
Jeder Kommandant hat zugleich ale möglichen kuͤnſtlichen de
Mittel anzuwenden, welche eine hartnädigere Bertheidigung bes gungsmittel.
ihm übertragenen Dorfabfihnitted möglich machen. Diefe find:
I. Jene, welhe den Umfang des Dorfes träftiger Am äußern
Umfange des
fhüßen; mithin Dorfes.
bei Mauern:
1. Grenaillirung derfelben, d. i. man macht von 4 zu 4 Schuh
und in einer Höhe von 4, Schuh Scußlöcder in die
Mauer. Plan 5, Fig. 3.
2. Man crenaillirt die Mauer, und errichtet noch dazu ein
höheres Banket, um ein doppeltes Feuer zu erzielen. Fig. 4.
3. Wäre die Mauer zu did, um felbe crenailliren zu können,
oder hätte man dazu nicht die nöthigen Werkzenge, fo ers
richtet man nach der Höhe der Mauer einfache oder dops
yelte Bankets mit Erde, Holz, Bänfen, Stühlen u. dgl,
dig. 5.
Bei Zäunen:
1. Errichtung von Aufwürfen und Banfetd. Fig. 6.
2. Ziehung von Gräben vor felben; wobei zu bemerken: ift,
Daß der innere Rand ded Grabend A Fuß von dem Zaune
abgeftochen werden muß, damit die zur Bruſtwehr dienende
Erbe auf diefem Raume feithalte. Fig. 7.
Bei Gäffen:
1. Berrammlung durch Wägen, Fig. 8, die man quer aber
die Straffe ſtellt, nach Außen zu die Räder abnimmt, und
den Raum unter felben, fo wie den Wagen felbft mit Mift
füllt, um dadurch der dahinter fiehenben Mannichaft eine
Bruftwehre zu geben.
10*
148
2. Durch Fäffer, die man quer in eine Neihe über die Gaſſe
ftellt und mit Dünger oder Erde füllt, Fig. 9.
3. Wären fie aber zu hoc, ein Banket rüdwärts aufwirft,
Fig. 10,
4. Und wären fie wicht hoch genug, an der Innern Seite einen
Heinen Graben gräbt, Fig. 11, oder
5. Auf diefe Fäflfer noch eine zweite Reihe, gleichfalls mit
Erde oder Dünger gefüllt, ftellt, und hinter felben ein
Banker aufwirft, um in allen Fällen den Mann zu deden
und dennod fein Feuer gegen den Feind wirkſam zu machen.
Fig. 12.
6. Verhaue, Fig. 13, wozu man die Bäume mit dem Gipfel
nad Außen, am Audgange der Bafle fo hoch aufeinander
legt, daß der dahinter ftehende Mann hinlänglic gedeckt,
jedoch nicht gehindert werde, darüber wegzufchießen, oder
bei hinlänglicher Zeit
7. quer über die Gtraffe gezogene 6 Schuh breite Gräben,
und hinter felben erbaute Bruftwehren von 6 bi 7 Schuh
Dide, Fig. 14. Die Wände ded Grabend müflen aber
dabei fo fteil, als ed nach der Erdgattung möglich ift, ab»
gedacht werden, damit der Feind, wenn er auch in den
Graben eindringen follte, doc ſchwer den Aufwurf übers
fteigen kann.
Hinter diefen Aufwürfen wird beim Ausgange der vors
züglichften und breiteften Straffen das Geſchütz auf Platte⸗
formen aufgeftellt, weil es bafelbit, wo der Angriff am
wahrfceinlichften ift, am meiften wirken kann; endlich bei
noch längerer Zeit und hinlänglihen Materialien
8. Berpallifadirung der Eingänge eines Dorfes. Diefed ges
fhieht auf folgende Art, Fig. 15. Man nimmt Stämme
von Bauholz, läßt fie in der Länge von 9 bis 10 Schuh
abfägen und an dem einen Ende zufpiten, wodurch man
eine Pallifade erhält: Dann zieht man quer über Die
Strafle einen Graben 3”/, bid 4 Fuß tief und 2 Fuß breit,
ſteckt die obigermaßen zugerichteten Palifaden auf 2 Zoll
Diftanz, damit man hinaudfenern könne, von einander in
den Graben, und rammelt fie fo ſtark als möglich ein.
4 Fuß über der Erde nagelt man eine ftarfe Latte quer
über die Pallifaden auf der innern Seite an, um ihnen
149
mehr Halt und Keftigkeit zu geben, und verichallt ebenfalls
die untere Deffnung zwiſchen benfelben. Auch kann man
bei mehr Zeit hinter der Pallifadirung, welche man höher
ellt, ein Banket machen, wodurch bie Mannichaft beim
Laden durch bad Herunterfpringen noch beffer gedeckt ift.
. Zambourirung der Dorfeingänge. Zu noch größerer Bes
feftigung kann man ftatt der Paliladirung eine Tambous
rirung mit einem Graben außerhalb ziehen, Fig. 16; biefer
darf aber nicht unter 6 Fuß breit fein, und deflen Wände
müffen fehr fteil ablaufen; auch ift in diefem Falle bie aus⸗
gegrabene Erde auseinander zu flreuen, und man braucht
daher zwifchen den Pallifaden und dem Graben nur einen
Raum von höchſtens 2 Schuh zu laſſen.
Jene Bertheidigungsmittel, welche die Soutien,
poften wirffamer mahen, damit fie ſich ohne Hinderniß
hin und her bewegen fünnen, und damit überhaupt im
Innern des Dorfes, Bid zu deſſen Außern Umfange zwis
ſchen ben einzelnen Poften alle Kommunilationen erleichtert
werden. Dieſe Mittel find:
1. Abwerfen oder Durchbrechen ber Mauern.
2. Abreiffen von Planfen.
3. Niederreiſſen aller niedern Zäune und Heden.
IE. Jene Mittel, welche die Vertheidigung des Pos
ſtens der Hauptreſerve verſtärken.
Sie beſtehen in Befeſtigung der haltbarſten und angeſe⸗
henſten Gebaͤude, und unter dieſen ganz beſonders:
1. Der Kirchen und Kirchhoͤfe.
2. Der Schloͤſſer.
3. Der gemauerten Höfe und Klöfter.
4. Der Schüttfäften und anderer Wirthſchaftsgebaͤude.
Die Art, wie alle diefe Gegenftände in den beftmöglichften
Bertheidigungsftand zu feßen find, ift im vorigen 8. erflärt worden.
Die Vertheidigung eined Dorfed wirb zuerft durch jene
feines Umfanges, dann durch jene feiner innern Theile, und end»
(ich durch die Vertheidigung des Hauptrefervepunftes begründet,
Jene Mannſchaft, weiche bie Umfaflgng bed Dorfes befegt,
wird als Plänfler hinter den oben angezeigten Dedungsmitteln
vertheilt, und feuert nur dann, wenn der Feind auf bie gehörige
Schußweite anrüdt, jedoch mit Ruhe und Gelaflenheit, damit
>
u
Am Innern
des Dorfes,
Bertheidis
gung Des
Dorfes.
Dertpeil
gung Des.
äußeren
Umfanges.
——— GERA — — — — — — — — — — — — .—
. 150
jeder Schuß feinen Mann genan treffe Der Feind kaun und
wird nie ein Dorf von allen Seiten zugleich angreifen; die Leute
find daher anzumeifen, im Falle der von ihnen befette Theil nicht
bedroht wäre, nach Möglichkeit zur Abwehrung des Feindes mits
zumwirfen .und den angegriffenen, ihnen zumächfiliegenden Punkt
durch ihr fchräged Feuer zu unterftüßen,
Verwendung — Das Geihäß vertheibigt Die vorzüglichften Punkte am Lim:
des Geſchützes. fange des Dorfes. Der Kommandant hat daher dasſelbe auf
den Hauptſtraſſen, als den bedrohteſten Theilen, dann auf den
ihrer Lage nach ſchwächſten Punkten, und endlich auf jenen
dominirenden Höhen, wo ſie ein wirkſames Feuer unterhalten
fönnen, zu vertheilen, und fo aufzuſtellen, daß fie den äußerften
Umfang auf das hartnädigfte vertheidigen und die dafelbft aufs
geftellten Truppen durch ein fie flanfirendes Feuer ſchützen können.
Angriff des Gibt der Feind im Angriffe Blößen, indem er unordentfid
Be Dlänkler getrennt ober mit Vernachläſſigung feiner Flanken vorgeht, fo
wird dieſes fogleich zum eigenen Angriffe benügt. Ebenſo, wenn
der Feind an einem oder dem andern Punkte burchbricht, ziehen
fih die Tirailleurs der rechts und links liegenden, weniger be-
drohten Streden zufammen, fallen den Feind mit dem Bajonete
an und werfen ihn zurück.
Rückzug vom Iſt er jedoch zu ſtark und werden bie Plänfler von ihm
umfanae, übermannt ober in Flanken und Rüden genommen, fo ziehen fle
fi) von der Umfaflung des Dorfes langfanı zurück, vertheidigen
von Schritt zu Schritt jedes Haus, jeden Garten, fo wie jeden
fie begünftigenden Gegenitand; befegen jedoch vorzüglich. jene
rüdwärtd liegende Linie von Häufern, Mauern oder Zäunen, die
gegen den Feind eine neue Vertheidigungsfronte geben, und daher
fo lange ald möglich behauptet werden müflen.
Angriff der Die Unterftügungen greifen unterdeflen den Feind durch
Unterftüguns ein rafched Borrüden in einer feiner Flanfen an; wären fie aber
zu ſchwach, fo deden fie den Rüdzug der Plänkler, und verftärfen
diefelben mit geſchickter Benüpung jeded Terraingegenftandes in
der Bertheidigung der neu genommenen Aufitellung.
Verwendung Die Geſchütze begünftigen diefe Angriffe oder Nüdzüge,
des Geſchützes. indem fie fortwaͤhrend den Feind durch ihr heftiges Feuer von
dem Eindringen in das Dorf mit größeren Maſſen abhalten.
Rückzug. Werden endlich auch die Unterſtützungen ſammt den frü⸗
bern Plaͤnklern nach kräftigem Widerſtande zum Weichen gebracht,
151
fo ziehen fie ſich langſam gegen ihre Neferve zurüd, einen Dorfs
abfehnitt nach dem andern zur Vertheidigung benügend.
Nun ift der Augenblick da, bevor noch die eigentliche Angel dee
Stärfe ded Feindes den Eingang des. Dorfes erreicht hat, in ——
welchem die verſchiedenen Abtheilungskommandanten mit ihren Reſerven.
rückwaͤrtigen Reſerven durch einen raſchen und entſchloſſenen Ba⸗
jonetangriff den vorgedrungenen Feind wieder aus dem Dorfe
hinauswerfen fünnen. Gelingt dieſe Attaque, fo gehen bie
Plänkler und Unterflügungszüge fchnell wieder vor, und vertreiben
den Feind aus allen Häufern und Gärten. — Bei bielen Ans
griffen rüden die Geſchütze auf den Straffen mit den Reſerven Verwendung
gegen den Ausgang des Ortes vor und wirken mit Kartätfchen des Geſchuͤtes.
gegen den Feind, bid er ganz aus demfelben vertrieben if.
Gelingt der erite Angriff nicht, fo wirb er noch Öfterd mit Rüdzug der
Kraft und Thätigkeit ernenert; ift aber die feindliche Macht zu *elerven nah
ſtark, fo zieht fich alled gegen den Hauptiammelplag zurüd, wo Angriffen.
noch ein Drittheil der ganzen Truppe ald Hauptreſerve unter
dem Kommandanten befindlich ift.
Diefer letztere hat indeflen den Gang ded Gefechted und Angriff der
die Entwidlung der feindlihen Angriffe fharf beobachtet, ebenfo PrPtrelerve.
die Handlungsweiſe feiner Abtheilungstommandanten im Größern
geleitet und ſich fletö da aufgehalten, wo bie Umſtaͤnde feine
Gegenwart am meiften erforberten. Geftatten es dieſe letzteren,
und iſt er durch rüdwärtige größere Truppen im Rüdzuge geft«
dert, fo nimmt er feine vereinigte Truppenmafla zufammen,
dringt mit der ganzen Macht ungeflüm vor, und greift den ſich
im Beſitze ded Dorfed fchon ſicher wähnenden Feind unver⸗
muthet an.
Meiftend gelingt ein folcher Angriff einer neuen noch uners
fhütterten Truppe auf den zerftreuten, durch Dad Gefecht und
die Hinderniffe in Dörfern in Unordnung gebrachten und auf
einen neuen Kampf gewöhnlich nicht gefaßten Feind, wenn er
entfchloffen und Flug auf die verwundbärfte Stelle desielden —
meiſtens in einer oder der andern feiner Flanken vollführt wird.
Hiezu gehört aber dad Durchdringen der Kolonnen, mo möglich
unter dem Kartätfchenfeuer der Geichüge, Dann ein kuͤhner und
rafcher Angriff mit dem Bajonete, wenn man dem Feinde nahe
kommt, — endlich ein raftlofed unaufhaltbared Verfolgen desſel⸗
yen, fo mie er geworfen ift.
Verwendung
der Artillerie
und
Kavallerie.
Erneuerung
des Angriffes.
Nüdzug auf
den letzten
Vertheidi:
gungspunkt.
152
Die fruͤhern Reſerven, Unterſtützungen und Plaͤnkler folgen
und verſtaͤrken dieſen Hauptangriff durch eine allgemeine Vor⸗
rückung, wozu die Trommelzeichen als Signale gegeben werden,
und die Soutiens ſammeln ſich, wenn ſie durch frühere Gefechte
zerſtreut worden, zugleich wieder in ganze Abtheilungen.
Die Artillerie wird hiebei ebenſo, nur im größern Maße,
wie bei dem frühern Angriffe der Fleinern Reſerven verwendet;
das Geſchütz muß nach der verfchiedenen Breite ber Gaſſen zu zwei
oder drei nebeneinander auffahren und gegen den Feind wirken.
Die Kavallerie aber bricht hervor, fo wie der Feind aus dem
Dorfe geworfen wurde, haut in felben ein und verfolgt ihn, fo
weit ed das Terrain oder bie Umftände erlauben.
Mißlingt aber der Angriff der Hauptreferve, fo wirb er
wieder erneuert und das Glück üfterd verfucht. Sieht endlich
der Kommandant, daß er im freien Kampfe gegen den Feind zu
ſchwach ift, fo zieht er fich in das Ssnnere des Dorfes auf jenen
Gentrafpunft zurüd, Der eine längere Haltbarkeit verſpricht und
fhon früher von ihm zu diefem Zwecke nah Möglichkeit vorbe-
reitet wurde.
Vertheidi⸗
gung des⸗
ſelben.
Ausfälle.
Um diefen muß fodann, wenn höhere Befehle eine hartnäs
ige Bertheibigung nicht verbieten, bis auf den letzten Mann
gekämpft werden. Der Kommandant muß teachten, fomohl die
Dffisiere, ald die Truppe durch Erinnerungen aus den Annalen
der Kriege auf das höchfte zu begeiftern, und er felbft muß jene
Kraft entwiceln, die im Handeln am rechten Orte den gebornen
Soldaten zeigt. Ruhig und befonnen, doch ohme Raſt überall
gegenwärtig, wo Gefahr ift und daher Pilfe nöthig wird, muß
er alle feine Untergebenen mit dem Geifte des Heldenmuthed und
der Aufopferung befeelen.
Ausfälle fünnen nur mit überlegener Macht ober bei ans
fehnlichen Blößen, welche der Angreifer gibt, unternommen wer⸗
den. So 3. B. wenn leßterer feine Flanken ausfegt, oder feine
angreifenden Truppen nicht unterftügt. — Sie müffen fehr rafch
und zugleich fehr Elug gefchehen, das Dorf ruͤckwaͤrts ftarf beſetzt
bfeiben, und immer wieder in dasſelbe zurückgekehrt werden,
fobald der Angriff des Feindes geworfen ift, um nicht in einen
Hinterhalt zu fallen oder abgefchnitten zu werden, und dadurch
die Befagung, und mit ihr Die Abficht ihrer Aufftelung umfonft
zu verlieren; es fei denn, daß andere Truppen rüdwärtd unfere
153
Stelle im Dorfe erfegen, und wir daher in Berfolgung bes
Feindes ungehindert find.
Angriff.
Der Angriff eines Dorfes ift befchwerlich und mit Verluft
an Zeit und Menſchen verbunden, mithin nur dann zu unter
nehmen, wenn der Zwed, den man vor ſich hat, nicht anders
erreicht werden kann. Auf alle Fälle ift phyſiſche oder moralifche
liberlegenheit der Truppe gegen ben Bertheidiger erforderlich;
denn nur durch dieſe kann das Uibergewicht erfegt werben, welches
bie Natur ber Dörfer, vereinigt mit einer oft vortheilhaften Ters
rainbildung, dem Bertheidiger über den Angreifer gibt.
Diieſem gemäß hat der Kommandant ber Truppe, - welche Dauptaugens
ein Dorf angreifen fol, — biefelbe fei nun nah Maß der Mandanten.
Größe des Iegtern von der Stärke einer Kompagnie, Divifion,
eined Bataillond oder Regiments, drei Hauptobjekte ſogleich ins
Auge zu faflen, und zwar:
1. Das Terrain diesfeitd des Dorfes, von welchem aus er
den Angriff beginnen fol,
2. Die Richtung der Wege, welce jenfeitd in der Fürzeften
Linie zum fernern Zwecke führen; endlich
3. die Lage, Befchaffenheit und Größe des Dorfes, fo wie
die Stärfe und Art feiner Belegung.
Der Boden, auf weldkem die Truppe fteht, muß fo viel Terrain vor
als moͤglich senägt werden, um außerhalb des Bereiches des dem Orte.
feindlichen Feuers die Angrifföfolonnen gedeckt zu nähern. Iſt
daher eine durchſchnittene Gegend oder ein Höhenzug da, welce
fie verbergen fünnen, fo find ſolche Terrainvortheile mit Umficht
und Schnelligkeit zu benügen.
Sehr oft beftimmt jedoch die Richtung ber Wege jenfeitd Richtung der
des ‚Dorfes, ob man felbes angreifen folle, ober feitwärts liegen Wegeienfeite.
laſſen fönne.
Sn diefer Hinfiht muß der Kommandant der Truppe nicht
nur mit einem guten Fernrohre und einer richtigen Karte, fon
dern aud befonderd mit mehren verſtändigen Boten verfehen
fein, welche ihm mit der Befchaffenheit der ganzen Gegend bes
fannt machen. Weichen die Wege jenfeitd von ber diesfeitigen
Richtung bedeutend ab, dann ift e&, befonderd wenn man an
154 |
Kräften dem Gegner überlegen ift, möglich, blos durch eine ges
radere Direktion der Kolonnen auf die jenfeitigen Hauptkommu⸗
nifationen dem Dorfe auszumweichen, und fo den Zwed bed Bors
marſches mit geringerem Berlufte an Zeit und Dienfchen zu erreichen,
ja oft den Feind ſelbſt abzufchneiden.
Rage, Geſtalt, Die Lage, Geftalt und Größe des Dorfes, fo wie feine
— ls Befegung zeigt ferner, ob und wie ein Angriff erfolgen fol.
Dorfes. HM die Größe ded Dorfes und die Stärke feiner Beſetzung mit |
der Truppe ded Kommandanten im entfchiedenen Mißverhäftniffe,
fo hat er einen einfeitigen Angriff zu vermeiden, feine Lage zu
melden und Berftärfungen abzuwarten.
FR man jedoch dem Feinde an Zahl gleich oder überlegen,
fo gibt die Lage und Geftalt des Dorfes dem Kommandanten
die Richtſchnur an, wie feine Truppe, d. h. in wie viel Kolonnen
und in welcher Stärfe und Richtung vertheilt werben müſſe, um
mit ganzer Kraft auf jenen Punkt zu wirken, welcher von ihm
als der fchwächlte der feindlichen Stellung erfannt, aud die
meiften und wictigften Bortheile zum Angriffe darbietet.
fe Die vortheilhafteften Punkte zum Angriffe eines Dorfes
Angrife. find, wie ſchon oben bei der Vertheidigung berührt worden,
folgende:
1. Hervorfpringende Winkel, deren Zlanfenvertheidigung
am fhwächlten ift.
2. Höhen, welche dad Dorf dominiren.
3. Schluchten und Bertiefungen, durch welde mau fich dem⸗
felben gededt nahen kann.
4. Hauptwege oder Eingänge bed Dorfes, befonderd wenn
felbe durch Lünftliche Dedungen zu fchügen unterlafflen worden.
5. Streden, wo gar feine oder weniger größere Gebäude
oder leicht zu überfteigende Mauern, Zäune und Hecken find, oder
6. wo durd eine fehlerhafte Aufitellung des Feinded der
Angriff erleichtert wird, ald: durch Entblößung der Flanfen, Bers
nacläffigung eines vortheihaften Punktes, oder auch zu ſchwache
Beſetzung eines für und beſchwerlichen Zuganges, wie 3. B. eins
fpringender Winfel, hochliegender Theile oder fteiler Abhänge.
Bon diefen Punkten hat der Kommandant deu nad der
örtlihen Lage ſchwächſten zum Angriffe mit der Hauptkraft feiner
Truppe zu wählen.
155
Iſt Dagegen
1. die Geftalt des Dorfes eingehend, oder
2. felbed auf einer und dominirenden Höhe gelegen,
3% das Terrain vor felben fo frei ‚ daß man fih nur ums
gededt nähern kann,
4. ein für uns vortheilhafter Höhenzug oder Terrainger
genftand feitwärts,
5. endlich die oben berührte Richtung der Wege jenſeits
des Dorfes bedeutend verichieden von jener diesſeits; dann muß
der Kommandant nicht von vorn angreifen, fondern dad Bros
feiner Truppe in die Flanke und zur Umgehung bed Dorfes
burh eine Borrüdung der Kolonnen en echelon von jenem
Flügel dirigiren, von welchem aus die Erfleigung der jenfeitigen
Höhen, die Bemädtigung des feitwärtd liegenden, vortheilhaften
Terraind, dad Durchfchreiten der vormwärtigen, offenen Ges
gend, oder endlich die Erreichung der jenfeitigen Wege auf der
fürzeiten Linie, am vortheilhafteften und ficherften vor ſich gehen
kann.
Es möge übrigens die Befchaffenheit des Terraind den
Angriff eined Dorfes von vorn, oder durch Umgehung erfors
dern, fo muß diefem gemäß jedesmal der wahre und Haupts
angriffspunft von dem Kommandanten im Voraus beftimmt
werden.
Zur Umge
hung.
Beſtimmung
des wahren
Angriffs⸗
punktes.
Ebenſo hat derſelbe auch jene Punkte, wo Scheinangriffe DE Demon
zu machen, dann wo dazu verftedte oder geeignete Aufftelungen
zu nehmen und mit wenigen Truppen fcheinbar große Anftalten
und Angriffe zu bewerfftelligen wären, feltzufegen, um dadurch
mit geringen Kräften den Feind zu befchäftigen und bis zum
Augenblide der wahren Entwidlung durch kluge Attaquen in
mehren Fleinen Kolonnen zu täuſchen.
Seine Truppe daher, noch ehe fie fich dem Aufſtellungs⸗
punkte ſelbſt nähert, hiezu ſchon im Geiſte zu vertheilen, iſt die
große Kunſt des Kommandanten. Sein Blick muß mit einem
Male das ganze Terrain umfaſſen, — der Lofalität und ben
Diftangen gemäß die Anzahl und Stärke feiner Augrifföfolonnen,
fo wie ihre Anfftellungspunfte voraus beftimmen und fie von
ber Ferne fchon auf diefe Punkte birigiren.
Endlich muß er noch auf feine eigenen Flanfen und feinen‘
Rückzug bedacht fein, und auf dem Hauptwege deöfelben ben
tions
punkte zu
Scheinan⸗
griffen.
Aufſtellung
der verſchie⸗
denen
Angriffsko⸗
lonnen.
Aufſtellung
der Referven.
Dertheilung
der Truppe im
Allgemeinen.
Vorberei⸗
tungen zum
Angriffe in der
Fronte.
156
geeignetſten Punkt zur Aufftelung einer, ihn gegen Lliberflüge-
lung und NRüdenangriffe deckenden Reſerve auswählen.
Im Durchſchnitte fann man ald Berhältniß der verfcies
denen Abtheilungen beftimmen, daß man zur Erflürmung eines
Dorfes ein Drittheil als, Vortruppe und Unterſtützungen, ein
Drittheil zur nachrüdenden, offenfiven Reſerve, das letzte Drits
theil aber zur Dedung der eigenen Rückzugslinie verwenden
müffe, wenn fein anberer Truppenkörper hiezu als Neferve aufs
geftellt ift.
Gefchieht der Angriff eined Dorfes während des Marfches,
fo läßt der Kommandant die vordere zerſtreute Plänflerfette in
ihrer Vorrüdung etwas einhalten, bis die Angrifföfolonnen ges
ordnet find.
Alles, mas in Hinficht diefer lettern weiter oben erwähnt
wurde, muß übrigens die Lliberzeugung gewähren, Daß derjenige,
welcher überall gleich ſtark angreift, und einen Truppenkörper
nad, dem andern einzeln zur Erflürmung eines Dorfes vorjagt,
ohne mit richtiger Beurtheilung bed Terrains dad Durchbreden
mit der Mafia feiner Kräfte an einem Punkte hauptfächlich im
Auge zu haben und fchon von ber Ferne vorzubereiten, — feinen
Zweck meiftentheild verfehlen, oder nur mit unnützer Aufopferung
von Menden erreichen wird.
Die ficherften Vorbereitungen zum Angriffe find Daher
folgende :
So wie der Kommandant bie verichiedenen Punkte gewählt
bat, auf welche der Kofalität gemäß der Haupt, fo wie die
Sceinangriffe geichehen follen, laͤßt er durch ein Drittheil der
ganzen Truppe. dad Dorf auf den anzugreifenden Seiten ringsum
mit einer Kirailleurfette, und mehren felber auf 100 Schritte
rüdwärts folgenden, kleinen Unterſtützungs⸗ und Angriffskolonnen
umgeben, deren Stärfe und Richtung der Kommandant felbft
beftimmt, fie dann jo unbemerkt al& möglich nähert, und außer
halb des Gewehrertrags vorbereitend aufitellt.
Während dieſes geichieht, dirigirt er das zweite Drittheil,
welches hinter den Bortruppen fich in Kolonnen formirt, auf den
vortheilhafteften Angriffepunft, und läßt das leute Drittheil auf
der Hauptlinie feines Rückzuges ald Neferve ftehen. Alles Fer⸗
nere muß die Lofalität enticheiden; ihre Mannigfaltigkeit erlaubet
nur allegmeine Normen anzugeben, weil die Beurtheilung des
157
Kommandanten im Augenblide des Angriffes felbit die nähern
Detaild allein beftimmen kann.
Wo jedoch ein Angriff mittelft Umgehung vor ſich gehen Mittelft
fol, werden abermal® zwei Drittheile der ganzen Truppe dazu Umgebung.
beftimmt, ein Drittheil aber al& Reſerve verwendet, und bie,
Umgehung felbft, wie oben berührt wurde, durch die Borrüdung
der Kolonnen en echelon von einen oder dem andern Fluͤgel
vorbereitet.
Diefe Grundfäge der Xruppenvertheilung bleiben, nach
Map der Größe und Ausbehnmg eined Dorfes, für Züge, Kom:
pagnien, Bataillond oder Negimenter im Allgemeinen ſtets dies
ſelben. | '
Es wird bier ein⸗ für allemal als ftrenge Vorfiht anbes Boten.
fohlen, daß jede Angriffsfolonne, fie fei groß oder Flein, fick mit
verftändigen Boten verfehe, weldıe über die Dertlichfeit und Aus⸗
dehnung des Dorfes, fo wie über die Direktion der Wege in
und außer bdemfelben vollftändige Auskunft zu geben tm
Stande find. .
Endlih werden: noch als letzte Vorbereitungsmaßregel Freiwillig⸗
fänmtliche Zimmerleute und die behersteften Freiwilligen an die und Zimmer:
Tete der Kolonnen gegeben, um beim Angriffe Zäune, Planken
und Heden umzuhauen, und alle Hinderniffe aus dem Wege zu
räumen, welche dad Eindringen derfelben erſchweren fünnen.
Iſt nun alles geordnet, und hat fi die zum entfcheidenden Angriff felbit.
Angriffe in der Fronte, aber mittelft Umgehung beftimmte Haupt⸗
folonne dem Orte auf 6 bid 800 Schritte genähert, fo fängt‘
man gewöhnlich mit den Scheinattaquen an, welchen hierauf der
wahre Angriff durch eine allgemeine Borrüdung der Pfänfler
gegen die ganze Fronte des Dorfes folgt. — Können fich dieſe
legtere, durch Gegenftände gededt, dem Orte nähern, fo unters
halten fie ein lebhafted Fener; in einer offenen Gegend aber
durcheilen fie die legten 300 Schritte mit größter Schnelligkeit,
und wie fie gegen dad Dorf kommen, ziehen fie fi zufammen
und ftürzen im Schwarm mit dem Bajonete gegen jene Orte,
wo man vom dußern Umfange des Dorfes vorzüglich in die
Gaffen und Eingänge dringen fann. Hier überfteigen fie überall
Mauern, fegen über Gräben, durchbrechen die Zäune, und bie
beihabenden Zimmerleute wirken fräftigft mit, um Plag zu machen;
fie fprengen die Thore, reißen die Berhaue auseinander, hauen
158
die Pallifaden nieder und öffnen die Tambonrirungen, durch
welche die Plaͤnkler dann vordringen.
Diefen folgen die Unterftügungen auf 100 Schritte und
greifen mit vereinter Kraft die hinter den Ausgängen ſtehenden
gefhloflenen Abtheilungen des Feindes an.
Bermendung Die Artillerie fann das Meifte zum Gelingen eines Dorfr
© Antillen angriffes beitragen. Die Batterien fahren hiezu ſchon früher
auf vortheilhaften Punkten auf, demontiren duch ein kraͤftiges,
koncentriſches Feuer das feindliche Geſchütz, befcießen die am
Umfange und vorzüglih an den Saupteingängen befindlichen
Truppen, jerträmmern die zur Sperrung der Gaflen etrricteten
Palliſaden, Verhaue, Tambourirungen und Bruftwehren, um auf
diefe Art den Angriff der vorrüdenden Kolonnen vorzubereiten
und zu erleichtern, welcher befonderd bei einer vorhergehenden
träftigen Wirkung ded Geſchuͤtzes gelingen wird.
Angriff des Erreihen die Unterflügungen den Zwed, fih am äußern
— Umfange des Dorfes feſtzuſetzen fo muͤſſen ſelbe dann den Geg⸗
ner von Haus zu Haus und von einer Gaſſe zur andern unab⸗
laͤſſig verfolgen, um ihm nicht Zeit zu laſſen, ſich wieder zu ſam⸗
meln und aufzuftellen.
Nüdzug der Werden fie aber zurüdgeworfen, fo erneuern fie muthvoll
„une mod) öfters den Angriff; iſt aber die feindliche Hibermadt zu
ſich fo gedeckt als möglid: dem Punkte ges
angegriffen haben, und ſuchen den Feind
euer bis zus Ankunft der Hauptangriffsko⸗
un.
ıgenbfid da, wo die Hauptkolonnen ſich dem
e zum Angriffe nähern, und der Kommans
dem Dorfe vertriebenen Plänfler und Uns
ags zum Angriffe beordert. Diefe müffen
; unterftügt find, mit doppeltem Unyeftüm
ind zurückwerfen.
rde folgt auf 2 bis 300 Schritte die Haupt⸗
nd rüdt mit dem Bajonete unmiderftehlich
e vorzüglichften Eingänge und Hauptgaffen.
und gelingt der Angriff, fo wird von da
des Dorfed oder jenem Plage vorgerüdt,
liche Referve ſteht, um dieſe n mit vereinter
d zu werfen.
159
Hat der Feind eine Kirche, ein Schloß, einen Schüttlaften
u. dgl. in Vertheidigungsſtand gefegt und zieht er fi, von allen
Seiten zurückgedraͤngt, in diefen feinen legten Haltpunft, fo wird
ein ſolches Gebäude nach den Erklärungen des 6. 1 dieſer Ab»
theilung erftürmt.
Die Gefchüte haben vor dem Angriffe der Hauptlolonnen ——
neuerdings die am Eingange aufgeſtellten geſchloſſenen Truppen
des Feindes durch wirkſames Kartätichenfeuer zu vertreiben; —
nach dem Eindringen aber bleiben ſie entweder rückwaͤrts des
Dorfes zu unſerer Aufnahme ſtehen, oder fahren ſeitwaͤrts des⸗
ſelben zur kraͤftigſten Flankenbeſchießung des Feindes auf. Wirft
ſich dieſer endlich in ein zur Vertheidigung vorbereitetes und zum
legten Haltpunkt beſtimmtes Gebäude, fo ſucht das Geſchütz
Breſche zu ſchießen, zertrümmert die Verrammlungen oder Tam⸗
bourirungen und bereitet ſo die Erſtürmung desſelben.
Gelingt es der Haupttruppe nicht, ſich des ganzen Dorfes
zu bemeiſtern, ſo muß ſie ſich wenigſtens eines Dorfabſchnittes
zu bemächtigen, denſelben mit aller Anſtrengung zu erhalten und
von hier aus den Feind neuerdings anzugreifen und zurückzuwer⸗
fen trachten. Wird aber der Angriff gleich im Anfange durch
die Uibermacht des Gegners zurückgeſchlagen, fo zieht ſich die Rüchzug.
Haupttruppe unter dem Schutze der Artillerie und dem Feuer
der Tirailleurd aud dem Dorfe hinaus; wo fie von ihrer Re⸗
jerve, fo mie von der Kavallerie und dem Gefhüte aufgenommen
wird, und wenn ed die Kräfte erlauben, den Angriff wieder
erneuert. ‘ ®
Iſt ein Dorf erobert, fo hängt die Sicherheit feined Bes u ein
Bed von der Beobachtung jener Regeln ab, welche oben bei erhalten.
einer Bertheidigung gründlich erörtert wurden, und ſich vorzüg⸗
ih auf eine richtige Beſetzung und fchnelle Verbauung mittelft
ünftlicher Bertheidigungsmittel gründet.
In Brand darf ein Dorf nur dann geſteckt werben, wenn Anzündung
an blos beabſichtigt, den Feind daraus zu entfernen, nicht aber eines Dorfes.
& ſelbſt zu beſetzen oder durchzuziehen. Dies ift 5. 2. der Fall
ei Dörfern, welche vor Stellungen liegen und durd ihr Keuer
ad Terrain flanfiren, welded man zum Angriffe hinterlegen
uf. In jedem andern Falle würde man ſich nur felbit fchaden
nd Den Zwed ganz verfehlen.
“
Allgemeiner
Mafftab der
Truppenaus⸗
dehnung bei
Vertheidi⸗
gung und
Angriff von
Dorfern.
160
Das Wichtigfte bei der Vertheidigung und dem Angriffe
von Dörfern ift dad BVerhältniß der Truppenftärfe, welche hiezu
verwendet wird, zu der Größe und dem Umfange des Drted. —
Im Allgemeinen kann, ohne befondere Kofalitäten zu berückſichti⸗
gen, ald Maßſtab angenommen werden, daß eine Truppe etwas
mehr ald die doppelte Länge jener Linie vertheidigen oder angrei-
fen tönne, welche fie in gefchloffener Schlachtordnung einnimmt;
fo wird 3. B. ein Bataillon von 1000 Mann, welches nebit den
Dazu gehörigen Chargen eine Frontlinie von-beiläuftg. 270 Schritten
hat, 609 Schritte eined Dorfumfanges vertheidigen oder angreis
fen fünnen. Diefe Diftanz beträgt bei zwei Bataillond 1200,
bei drei Bataillond 1800. Schritte u. ſ. w. B
Ein Bataillon von 1000 Mann Fann ferner, um ein Bei
fpiel der Zruppenvertheilung im Einzelnen anzugeben:
Eine Divifion von 334 Mann ald Neferve aufftellen,
die zweite Divifion von 333 Mann zur Hauptangriffsfo:
Ionne beftimmen, die fih dem ſchwächſten Punkte des
Dorfed auf 6 bid 800 Schritte nähert,
die dritte Divifion aber als die Vortruppe auf folgende
Urt vertheilen: 0. 0%
111 Mann bilden die vorderfte Plänklerfette, in welder
ein Mann vom andern: 5 bis 6 Schritte entfernt
„bleibt, er:
120 Mann werden auf 100 Schritte hinter ber Kette in
® vier, jede aus 30 Mann beftehenden Unterftügung®
folonnen formirt, die 150 Schritte von einander ab’
bleiben. Die übrigen
102 Mann bilden zwei Feine Refervefolonnen zu 50
bie 52 Mann, die auf 200 Schritte Entfernung den
Unterflügungen nacfolgen.
Diefe Vortruppen umgeben gleichförmig die anzugreifende
Dorfſtrecke, und bilden hiedurch Scheinangriffe, welche den Feind
über die wahre Angriffskolonne täufchen.
Iſt jedoch diefe lebtere von einem andern Truppenförper
beordert worden, wie es fehr häufig der Fall ift, fo kann and
das Bataillon um ein Drittheil der vordern Linie: mehr, und
daher ftatt 600 im Ganzen eine Strede von 900 Schritten
einnehmen.
161
Um endlich im Frieden allen jenen, welche noch keinen ale im
Feldzug "gemacht haben, das Bild des Krieged vor Augen zu "Erienen.
Rellen, und ihren Blick für Truppen und Terrain, fo wie ihre
Dispofitionsgabe zu fchärfen, haben die verfchiedenen Truppen⸗
fommandanten ihre Kompagnien, Divifionen, Bataillond und Res
gimenter öfters fo aufzuftellen, wie fie in jenem Momente ftehen
follen, in welchem : die Vertheidigung, fo wie andererfeitd nadı
Herannahen der Hauptangriffötolonnen auf 6 bi 800 Schritte
der Angriff eined Dorfes beginnt, um die richtige Bertheidigung
und Stärfe aller Kolonnen in den vericiedeniten Fällen ihren
Untergebeuen zu zeigen. Ebenfo haben fie felbe öfters von diefen
Iegteren vollführen zu laffen und die vorkommenden Fehler zu
berichtigen.
S. 3.
Vertheidigung und Angriff eines Weingartens.
Vertheidigung.
Man unterſcheidet zwei Gattungen von Weingaͤrten, —
nämlich deutiher und ttalienifcher Kultur.
Die Erfteren beftehen and kurzen Neben, die um einen Weingärten
3 bis 4 Fuß Rhohen Pfahl angebunden find. — Sie fhüben nach beutfiher
daher Feinefwegs gegen Rugeln; deden aber denjenigen, der fich
in felben hockend der kniend verbirgt, indem ber Feind ihn
nicht flieht, mithin nicht auf ihn zielen kann. Die Belegung
diefer Art von Weingärten ift daher fehr einfach, nämlich jene
ihres Randes mit einer Tirailleurfette, hinter welcher fih auf
die vorgeicriebene Entfernung die Unterffügungstruppen liegend
oder figend, und noch weiter rüdwärtsd die Neferven befinden.
Die Weingärten in Italien find eigentlich Felder mit pas Mad italieni«
rallelen Baumreihen (gewöhnlich Maulbeerbäume), an weldyen ſcher Kultur.
Heben hinauf wachſen, die von da feitwärtd gezogen, immer
zwifchen zwei Bäumen in Form von Guirlauden herabhängen.
Auf Diefen Feldern befinden fi aber nebftdem noch Gemüſe⸗
gattungen aller Art, Getreide, türfifhes Korn u. dgl., fo daß
man den doppelten Vortheil genießt, fih in der hohen Frucht
oder in den tiefen Aderfurchen verbergen und zugleich hinter den
Bäumen gegen die Schüffe des Feindes deden zu fünnen.
11
Meinaärten
deutſcher
Kultur.
Italieniſcher
Art.
1623
Die Beſetzung diefer Weingärten ift daher im Allgemeinen
jene der Banmreihen, — in deren Zwifchenräumen einzelne Männer,
fih in den Furcen oder in der Frucht verbergend, gegen den
Feind feuern koͤnnen.
Die Aufitellung von Soutiends und Nefervepoften auf rüd:
wärtigen Punkten und in der vorgefchriebenen Entfernung findet
hier fo, wie in der gewöhnlichen zerfirenten Schlachtordnung Statt.
Uihrigend ift bei Weingärten dadfelbe, wie bei jedem größern
Terraingegenftande zu: beobachten; baß nämlich ausſpringende
Winkel, tiefer Tiegende Streden, Schluchten, mo fich der Feind
gedeckt nähern kann, endlich alle Wege, auf welchen derſelbe vor
züglich eindringen wird, am flärfften zu beſetzen find; deshalb
werden bei biefen letzteren gewöhnlich die Unterkügungen, an
einem rückwärts liegenden Bertheidigungspunfte mehrer Straffen
und Kommunifationen aber die eigentliche Reſerve aufgeftellt.
Angriff
Der Angriff eined Weingartensd beutfcher Art, welcher dem
Bertheidiger nur den Vortheil der Verborgenheit gewährt, allein
ihm fonft feine fchügenden Gegenftände darbietet, kann nur durch
die ſchnellfte Erreichung feines Randes und dad Vertreiben der
Tirailleurfette von felbem vorbereitet werden, und ben darauf
folgenden Angriff der rücdwärtigen Unterftügungen und NReferven
fhnel und fiher gelingen machen. Hiezu wird der Angriff, wie
bei einem Dorfe, auf die demfelben günftigften Punkte, nämlid:
1: Auf ausfpringende Winkel,
2. von domimirenden Höhen,
3. von gededten Zugängen,
4. auf Hauptwegen und Kommunifationen,
5. auf freie Streden, wo feine Hecken und Zäune find, und
6. auf Punkte, welche der Feind am menigften befegt hat,
geleitet. — Hier ift die Kraft des Vertheidigers geringer, und
feine Wirkung fchwächer, mithin find fie jene, gegen welche wir
unfere Kräfte fammeln, fih ihnen im Schnellichritte nähern und
den dafelbft verborgenen Feind durch ein entſchloſſenes Nordringen
sum Rückzuge zwingen müflen.
Italieniſche Weingärten, welche den Vertheibiger durch ihre
vielfeitige Kultur und durch Gegenflände zugleich verbergen und
163
decken, find deshalb auch einer hartnädigen Gegenwehr fähig.
Man muß daher ihre zum Angriffe geeignetiten Punkte fo fchnell
ald möglich zu erreichen trackten, um jeden unnügen Berluft zu
erfparen. Iſt Died vollführt, fo kann man in felben längs den
Baumreihen leicht die Flanken des Feindes gewinnen, von wo
man jeboch feinen Vortheil mit raftlofer Anftrengung verfolgen
muß, weil fonft ber hinter den Bäumen gedeckte, in tiefen Fur⸗
chen liegende Feind einen zaghaften und unfclüfligen Gegner
den heftigften Widerſtand leiten und durch Vorruͤckung feiner
Referven im rechten Augenblide fogar zu einem übereilten Ruͤck⸗
zuge zwingen kann.
Bei dieſen Angriffen ſind daher nach den Grundſaͤtzen, Angriff ſelbſt.
welche auch bei Doͤrfern angegeben wurden, die Unterſtützungen
und Reſerven auf ihre gehoͤrigen Diſtanzen ruͤckwaͤrts dergeſtalt
zu vertheilen, daß ſie ſchon fruͤher auf die zu ſelben vortheilhaf⸗
teſten Punkte herbei gezogen, den zuerſt angreifenden Tirailleurs
ſchnell nachfolgen und ſich alſogleich mit dem größten Ungeſtüm
wo moͤglich jener Theile des Weingartens bemaͤchtigen koönnen,
welche in der Flanke des Feindes liegen. Im weitern Vordringen
werden ſie vom Gros der Kolonnen oder mehrer derſelben, wenn
der Angriff mit größern Maſſen geſchieht, mit ganzer Kraft und
zeittich genug unterſtützt, um den einmal errungenen Vortheil
nicht mehr zu verlleren und den Feind auf allen Punkten
zurückzuwerfen.
§. 4.
Vertheidigung und Angriff der Befträppe und
Wälder. *)
Bertheidigung
Niedere Baumgattungen oder noch junge, unausgewachfene Geftrüppe.
MWaldftreden werden mit dem Namen Geftrüppe bezeichnet. Die
niedern und dünnen Stämme dieſer Gehölze gewähren keinen
"), Zn diefem $. werden fehr oft dieſelben Worte wiederpolt, welde
bei der DVertheidigung und dem Angriffe der Dörfer vorkommen,
weil hiebei viele Beobachtungen und Verhaltungen mit geringen
Abänderungen diefelben find.
i1*
Mülder.
Vertheilung
der Truppen »
im Allge⸗
meinen,
164
Schub, find daher nur in fo ferne dem Vertheidiger vortheithaft,
als fie ihn verbergen und der Feind nicht auf ihn zielen fan,
befonterd wenn man nach jedem Schuße den Pak verändert.
Die Beſetzung eines ausgedehnten Geftrüppes, fo wie deflen
Bertheidigung und Angriff erfolgen ganz fo, wie jene der Wälder,
zu denen wir nun als viel bedeutender umd wichtiger übergehen.
Wälder, ald größere, dicht mit Bäumen beſetzte Streden,
find eine® der räftigiten Dedungsmittel im Kriege, indem fie
den einzelnen hinter den Bäumen gefhüßten Vertheidigern ges
ftatten; den ungeſchützt anrückenden Feind ohne eigenen Verluſt
großen Schaden zuzufügen.
Die Größe und Ausdehnung eines Waldes beſtimmt auch
im Allgemeinen die Stärfe der zn feiner Vertheidigung nöthigen
Truppen. Die Belebung jedes einzelnen Theiles aber beruht
auf dem einfachen, ſchon bei der Bertheidigung der Dörfer ald
Norm aufgeftellten Grundſatze: den Außen Umfang, mithin bie
erften Bäume oder Heden mit Tirailleurd zu befeken, hinter
diefen aber in gehöriger Diftanz Sontienpoflen und Heine Res
ferven aufzuftellen.
Erftere vertheidigen den Waldrand, die ‚weiten verftärfen
die bedrohten Punkte, oder greifen den irgendwo eingebrungenen
Feind an, um ihn wieder zurücdzumerfen. Diele Bortruppen
bifden zwei Drittheile ber gelammtgn, . zur Bertheidigung be
flimmten Truppe.
Endlich ift noch eine Hauptreſerve in ber Mitte des Wals
ded oder der einem Kommandanten zur Vertheidigung übertras
genen Strede an einem von allen Theilen des Umfanges
gleichweit entfernten und auf dem Hauptrückzugswege befindliden
Gentralpunfte aufgeftellt, um nach Umftänden den eingedrungenen
und in das innere ded Waldes vorrüdenden Feind zurückzu⸗
werfen, oder felbft aus dem Walde hervorzubfecen und ihn
anzugreifen, — oder endlich einen nöthig werdenden Rüdzug zu
decken. Sie fteht unter der Leitung des oberften Kommandanten
und bildet das fette Drittheil der gefammten Truppe.
Diefem gemäß beftimmt daher der zur Vertheibigung eines
Waldes oder eines Theiled desfelben beauftragte Kommandant
fogleich died Drittheil feiner Truppe zur Hauptreferve, — die
andern zwei Drittheile entſendet er zur vollftändigen Beſetzung
des ganzen Walde oder der ihm anvertrauten Waldſtrecke
1635
unter mehren Abtheilungskommandanten nad verfchiedenen Rich⸗
tungen. — Dieſe letzteren theilen ihre Truppe wieder in zwei
Theile, wovon einer die am Waldrande geſtellten Tirailleurs
und die hinter dieſen befindlichen geſchloſſenen Unterſtützungsab⸗
tbeilungen, der andere Theil aber die weiter rüdwärtigen Res
ferven. bildet; ſaͤmmtlich jedoch die große Hauptreferve in ihrem :
Rüden ald Gentralpunft ihrer Bewegungen anjehen.
Ein Bataillonskommandant behält 5. B. eine Diviſion als
Hauptreferve zurüd und entfendet die Übrigen vier Kompagnien
feines Bataillond. Die Kompagniefommandanten beftimmen wieder
eine halbe Kompagnie zur Reſerve, einen Zug zu Unterftügungen
und einen Zug zu Tirailleurs.
Die Tirailleurd, gefchügt Dirrch die Bäume des äußerften Fan Zußern
Maldrandes, befegen auch hier jene Punkte am flärkften, wo der j
Feind am Teichteften eindringen, oder von wo aus man ihm am
meiſten fchaden kann; diefe find: Slarker od
1. Hervorſpringende Winkel, taͤrker ober
2. weniger dichtes Gehölze, oem
3. Punkte, wo Hauptftraffen und onmunitatione in Punkte.
ben Wald führen,
A. tief liegende, von dem höhern Terrain eingefehene Streden,
5. Schluchten und Vertiefungen, durch welche der Feind
gedeckt herannahen Tann, fo wie jene Streden, die ‘durch ſelbe
bedroht werden, endlich
6. dominirende Punkte, von welchen man den Feind durch
das Feuer bedeutenden Schaden zuzufügen im Stande ift.
Dagegen find einfpringende Winkel oder fehr fteile Wald⸗
höhen fchwächer zu befeten, doc ftetd fo, daß die Verbindung
erhalten werde, und der Feind nicht unbemerkt eindringen koͤnne.
Rüdwärts des Waldrandes, auf 100 Schritte hinter den Punkte fürdie
Tirailleurs find die Unterfiigungsabtheilungen, und auf 2 bis Keunaen
300 Schritte weiter rüdmwärts Kleinere Neferven auf jenen und kleineren
Punkten aufgeftellt, wo Wege kaufen, oder eine Bereinigung Reſerven.
mehrer derfelben ftattfindet, damit fie im Stande find, den am
ärfften angegriffenen oder durd ihre Lage am meiften bedrohten
Strecden des Umfanges auf den kürzeften Linien Hilfe zu leiften,
und den mit Macht vorbringenden Feind mit einer gefchloflenen
Truppe wieder zurüdzumerfen.
.
166
Haupfreferve - Der Snauptreferses und allgemeine Ruͤckzugspunkt in einem
punkt. Walde iſt entweder:
1. Der Vereinigungspunkt aller rückwärtigen Wege, oder
2. ein im Mittelpunkte des Waldes gelegener freier Platz,
welcher eine größere Entwicklung von Truppen erlaubt, oder endlich
3. jener Punkt, welcher auf der Hauptrückzugslinie Tiegt
und einen Terrainabfchnitt bildet, ober eine größere Haltbarkeit
gewährt, daher jede Unternehmung am meilten fichert.
Es find affo freie Waldpläte, Stellungen hinter Gewäflern,
Dominirende Höhen, Dörfer, Schloͤſſer oder mit einzelnen Häufern
und Gärten beſetzte Streden, wenn fie auf der Hauptlommunis
fation und Ruͤckzugslinie der Truppen liegen, folce Aufſtellunge⸗
punkte der Hauptreſerve in einem Walde.
—— von Im Hodigebirge find die Grundfäge der Beſetzung ber
im „Hocger Waͤlder die nämlichen, doch ift hier der hoͤchſte Rüden auch der
birge. wichtigſte Punkt, weil
1. von jelben die Abrigen Streden durch ein dominirendes
Feuer beftrichen werben;
2. die auf der Höhe fortlaufenden Wege jede Aufitellung
in #lanfen und Rüden umgehen, im Kalle der Feind vor und
die höchflen Gebirgsrüden gewinnen ſollte.
Anfftellung Hier muß noch der Aufftelungen erwähnt werben, die man
Zaneen oft ganz im Innern eined Waldes zu nehmen gezwungen iſt. —
Sie find jederzeit gefährlich, und haben nur dann Statt zu finden,
wenn wir burch ein früheres Gefecht, oder durc die Größe und
Ausdehnung eined Waldes dazu genöthiget wurden. — In
felben find:
1. Sumpfige Bäche, die einen Vertheidigungsabfchnitt,
2. Tichte Anhöhen, die eine Ausficht, — und
3. ſteile Gründe, fo wie | die Stellungen gewähren, —
4. dominirende Höhen, forgfältig, zu benützen, endlich iſt
5, die Aufftellung ſelbſt fo foncentriih ald möglich zu neh⸗
men, und die Vorpoften» ober Tirailleurfette befonderd auf beiden
Flügeln und Flanken zu verftärten, um badurc dem Feinde jede
Annäherung zu erſchweren.
Dispofition Feder der einzelnen Abtheilungslommandanten erhält die
a Weifung, wie er fich zu vertheidigen, welche Punkte er angriffes
weiſe zu unterflügen, endlich wohin er fih im Falle eines Rüds
zuges zu ziehen und wieder zu flellen habe.
167
In Wäldern, mo vie Ausſicht groͤßtentheils ſehr befchräntt Orientirung.
it, wird eine genaue Orientirnng unentbehrlich, um die Aufſtel⸗
lungen der vor⸗, rüd» und feitwärtigen Polten zu wiflen, und
nicht getrennt zu werden.
Geſchickte, findige Boten bei ben verfchiedenen Abtheilungen
find von dem größten Nutzen, auch haben noch überdies ſowohl
die Offiziere als Unteroffiziere alle Gegenftände wohl ind Auge
zu faffen, die ihnen zur Drientirung dienen fünnen, wie 3. B.
Kennzeichen an den Bäumen und Waldrändern, Wege und ihre
Richtungen u. dgl.
Diefem gemäß werden den Tirailleurs beftimmte Ruͤckzugs⸗
Iinien gegen die Unterſtützungszüge, dieſen lebteren aber bie
Bors und Nüdzugsdireftionen von den verſchiedenen Abtheilungd«
fommandanten fharf und genau angegeben, denn in dem vers
worrenen Terrain der Wälder ift Klarheit im Befehlen das
Nöthigfte. Ebenfo erhalten endlich die Kommandanten der Per
ferven ihre Rüdzugsdireftionen gegen die Hauptreferve.
In der Nacht orientirt man fih im Falle keines andern
möglichen Unterfheidungszeichend nach der Lage der Wachfeuer,
und wo weder biefe noch Wege find, oder man ganz verirrt
wäre, bei heiterem Himmel nadı den Geftirnen, weshalb die hiezu
nothwendigften Sternbilder den Offizieren und Linteroffizieren
wenigſtens belannt fein müflen.
Auch die Vertheilung der Offiziere verdienet ein befondered
Augenmerk, Bei einer Kompagnie werden fie im Allgemeinen
längs der Aufftelungen gwilchen den Tirailleurs und den Unter
ftügungen vertheilt, um durch ihre Leitung fchnell jeden drohen,
den Angriff des Feindes im Entſtehen zu vereiteln. Der geſchick⸗
tefte Dffigier gehört bei diefer Vertheilung audı auf den feiner
Lage nadı bedrohteften Punkt, der Hauptmann aber, welcher die
ſchwächſte Stelle oder den Hauptpunkt feiner Vertheidigung ſchon
im Boraus erfannt haben muß, bleibt bei den Reſerven und
vorzüglich bei jenem Theile derfelben, welcher wahricheinlic am
meiften zu wirken beftimmt it.
Endlih muß hier dem Haupt⸗, fo wie jedem Abtheilungs⸗
fommandanten zur Örundregel feined Verhaltend angegeben werden,
daß auc in Wäldern uichtd fchädlicher fei, al& eine blos paflive
Bertheidigung. Sp wie daher ein Theil des Waldes angegriffen
ift, bat fih die rechts. oder links in den Nebentheilen befindliche
Bei Nacht.
Bertheilung
der Offiziere.
Grundregeln
des Ders
halten®.
Künſtliche
Vertheidi⸗
gungomitte
Vertheidi⸗
gung des
168
Truppe nicht leidend zu verhalten, ſondern die Kommandanten
derſelben zur Vertheidigung mitzuwirken, den Feind in Flanken
oder Ruͤcken zu nehmen, und ihn Dadurch wieder auf die Defenfive
zurüczumerfen, — mit einem Worte, ‚nicht erft Befehle abzumars
‚ ten, fonbern thätigit und nach eigener Anficht Hilfe zu leiſten.
Hat man die dazu nöthige Zeit, fo muß die Vertheibigung
, ded Waldes noch durch folgende kuͤnſtliche Mittel gefichert und
erleichtert werden.
L
1. Durch Verhauen bes Waldrandes Lwenigftend an den am
meiften ausgefegten Stellen). — Died geſchieht ſolgender⸗
maßen:
Man haut die Baͤume um, wirft fie mit dem Wipfel
nach außen Treuzweife übereinander, läßt oben die Stumpfen
auf 3 Fuß hoch ftehen, wodurch der Feind nicht gedeckt und
dennoch gendthigt ift, feine Ordnung zu brechen. Es vers
fteht fih, daß die ganze Tiefe des Verhaues 30 bis 50
Schritte betragen muß; auch ift es fehr vortheilhaft, wenn
man die Linien des Verhaued in ein, und audfpringende
Winkel bricht, um dadurch ein Flankenfener zu erzielen.
Plan d. Fig. 17. |
2. Durch Aufwerfen von Gräben unb. Brufiwehren quer über
Wege, hinter welchen das Geſchütz zu ftehen kommt; endlich
3. durh Erbauung von Scanzen auf den SHaupteingängen
des Waldes, oder im Innern desfelben auf Gentralpunften,
ebenfo in den ausfpringenden Winfeln des angelegten Vers
haued. Die verfchiedenen Arten folher Schanzen, fammt
ihren Benennungen, werben ohnehin fpäter bei der Bertheis
digung und Befefligung ganzer Stellungen ausführlich vor
kommen, weshalb hier blos berührt wird, daß Verſchanzun⸗
gen an Wäldern aus Fleſchen, Fig. 18, oder einfaden
Redouten, Fig. 19, beftehen, welche die Hauptwege bes
ftreichen.
4. Sind Zägerhäufer, Dörfer Mühlen, Ziegelhütten u. dgl.
"in den Wäldern, fo werden fie nach den Grundſaͤtzen des
vorhergehenden $. befeftiget.
Die Vertheidigung eines Waldes wird zuerft durch jene
feine® Umfanges, dann durch jene feines Innern, und endlich
durch die Bertheidigung der legten rüdwärtigen Reſerveauf⸗
ſtellung begrundet.
169
Gene Mannfchaft, welche als bie vorberfte den Waldrand
beſetzt, fteht in zerftreuter Schlachtorbnung als Plaͤnkler hinter
der Außerften Baumreihe und feuert nur dann, wenn der Feind
auf die gehörige Schußweite anrüdt; jeboc mit Ruhe und Ger
lofienheit, damit jeder Schuß feinen Mann’ genau treffe. Der
Des äußern
Waldrandes.
Feind kann und wird nie einen Wald von allen Seiten her zus -
gleich angreifen; die Lente find baher anzuweiſen, im alle ber
von ihnen befegte Theil nicht bedroht wäre, nah Möglichkeit
gur Abwehrung des Feindes mitzuwirken, um ben angegriffenen,
ihnen zunächft liegenden Punkt durch ihr ſchraͤges Feuer zu unter⸗
ſtuͤtzen.
Wenn ſchon die Verwendung des Geſchuͤtzes am aͤußern
Umfange eines Dorfes von ſo großem Vortheile iſt, wie im vorigen
$. berührt wurde, fo muß bei Wäldern die hartnädigfte Ver⸗
theidigung feined Außerften Randes von noch enticheidenderem
Nutzen fein, weil das Innere ded Waldes weniger zu einem vors
theilhaften Gebrauche des Geſchützes geeignet, andererſeits aber
audı die Truppe in felben nicht durch fo haltbare Vertheidigungs⸗
mittel, wie im Innern eined Dorfes, geihügt ift. — Der Kom⸗
mandant hat ebenfo die Gefüge auf den Hauptlommunifationen,
dann auf den fhwächften und bebrehteften Stellen, endlich auf
jenen Dominirenden Punkten, wo fie ein wirffames Feuer unters
haften koͤnnen ‚ ſelbſt zu vertheilen und fo zu placiren, daß fie
die oben’ geforderte hartnädige Bertheidigung des Waldrandes,
fo wie den Schuß der dafelbft aufgeftellten Truppe, durch ein fie
flanfirentdes Feuer im vollften Maße bewerkitelligen.
Sit der Feind ſchwach, oder gibt er im Angriffe Bloͤßen,
indem er unordentlic, getrennt oder mit Nernachläfligung feiner
Flanken vorgeht; wie auch, wenn er irgendwo durchbrechen follte,
jo ziehen fid, die Tirailleurs der rechts und links liegenden wer
niger bedrohten Streden zufammen, fallen den Feind mit dem
Bajonete an und werfen ihn zurüd, während die Unterſtützungs⸗
abtheilungen ihnen nacfolgen.
Iſt der Feind jeboh zu ftark, und werben bie Plänfler
von ihm übermannt und in Flanfen.oder Rüden genommen, fo
ziehen fich diefe vom änßeriten Waldrande langfam zurüd, fegen
fih aber bei jedem zur Bertheidigung geeigneten Gegenftande ober
Terrainabichnitte, wie 3. B. bei Häufern, Gewäflern, Simpfen,
Verwendung
e
Sefchüges.
Angriff des
Feindes duch
Plänkler.
Nüdyug vom
Waldrande,
- 170
se
Unhdhen u. dgl. wieder feit, um den Feind in der Aronte fo
viel ald möglich zu feileln.
Angriff der Die Unterftügungen greifen unterbeflen benfelben durch ein
une ienn raſches Vorrüden in einer feiner Flanken an; — wären fie aber
zu ſchwach, fo deden fie den Rüdzug der vom Waldrande vers
triebenen Plänfler, und verftärfen diefelben Durch gefchidte Ber
nüßung der rüdmwärts liegenden Terraingegenflände in ber Ver⸗
theidigung einer neu genommenen Aufſtellung.
Verwendung Die Geſchütze begünftigen dieſe Angriffe oder Rüdzüge, indem
Sefdäben, fie den Feind durch ihr heftiged Feuer abhalten, mit größeren
Maflen auf den Hauptwegen in den Wald einzubringen.
Nüdzug der erden endlich auch die Unterftügungen fammt den früs
Hnterfißun heren Plänklern nach fräftigem Widerftande zum Weichen ges
zwungen, fo beginnen fie langiam gegen die Flügel der Reſerven
ihren Rückzug. .
aanarifi Den Nun ift der Augenblid da, bevor noch die eigentliche Stärke
Meineren bed Feindes den Wald erreicht hat, in welchem die rüdwärtigen
Referven. Fleineren Neferven durch einen rafchen und entfchloffenen Bajonet-
angriff den Feind aus dem Walde wieder zurüdwerfen fünnen.
Gelingt diefe Attaque, welche die Kompagniefommandanten felbft
leiten müflen, fo gehen die Plänfler und Unterflüßungen wieder
rafh vor, vertreiben vollends die hie und da’ zurücdgebliebenen
Feinde und befegen ihre früheren Aufitelungen am Waldrande,
- oder verfolgen, wenn ed die Umftände erlauben, den zurüdweis
chenden Gegner.
Verwendung Bei diefem Angriffe gehen die Geſchütze auf der Straffe
der Artilierie mit einer der Neferven und wirken mit Kartätfchen gegen ben
Kavallerie. Feind, bis er wieder aus dem Walde vertrieben if. Sind der
zur Bertheidigung beflimmten Truppe auc Feine Kavallerieab⸗
theifungen beigegeben, fo brechen diefe aus dem Walde hervor,
hauen in den Feind ein und verfolgen Lebhaft feinen Rückzug.
Ding der 4 Gelingt der erſte Angriff nicht, fo wird er noch öfters
öfters erneu, Mit Kraft und Thätigfeit ernenert; ift aber bie feindliche Macht
erten Ans zu ſtark, fo zieht fih alles gegen den Hauptfammelplag zurück,
greifen. wo noch ein Drittheil der ganzen Truppe ald Hauptreſerve unter
dem Kommandanten befindlich ift.
Angriff der Diefer letztere hat indeflen den Gang ded Gefechted und
dauptreſerve. die Entwicklung der feindlichen Angriffe fcharf beobachtet, ebenfo
früher die Handlungsweiſe feiner Abtheilungsfommanbanten im
171
Grbhern geleitet, und ſich da aufgehalten, wo die Umſtaͤnde ſeine
Gegenwart am meiſten forderten. «
Beftatten es nun diefe leßteren, und iſt er durch rüdwärtige,
größere Truppen im Ruͤckzuge geficert, fo.dringt er nun mit
der Hauptreferve in Kolonne, und die beihabende Kavallerie an
der Queue, auf dem Hauptwege mit Ungeftüm vor, und greift
den fich im Beſitze des Waldes fchon fiher wähnenden Feind
unvermuthet an.
Meiftend gelingt ein folcher Angriff einer neuen, noch uners
fhütterten Truppe auf den zerftreuten, durch das Gefecht und
die Befchwerlichfeiten ded Terraind in Unordnung gebrachten
und auf einen neuen Kampf gewöhnlich nicht gefaßten Feind
vollfommen, wenn er entfchloffen und Flug geleitet, auf die vers
mundbdarfte Stelle ded Feinded, die von dem Kommandanten
erfannt werden muß, geführt wird,
Hiezu gehört aber dad Durhdringen der SKolonnen, wo
möglich unter dem Kartätfchenfeuer der Geſchütze, — ein fühner,
rafcher Angriff mit dem. Bajonete, wenn man dem Feinde nahe
fommt, und endlich ein raftlofes, unaufhaltbared Verfolgen deds
felben, fo wie er geworfen ift.
Die früheren Reſerven, Unterftügungen und Plänkler folgen
und verftärfen diefen Hauptangriff durd ihre allgemeine Bors
rüdung, wozu die Trommelzeihen im Walde laut und lange
ertönen müflen. Die Soutientruppen fammeln fih, wenn fie
durch Die früheren Gefechte zerftreut wurden, zugleich in gefchlofjene
Abtheilungen.
Artillerie und Kavallerie wird hiebei ebenfo, nur im größern
Maße, wie bei den früheren Angriffen der Fleineren Reſerven
verwendet. Dad Geſchütz befonderd muß nah Möglichkeit in
halben oder ganzen Batterien aufgefahren, gegen den Feind
wirken.
Miplingt aber der Angriff der Hauptreferve, fo wird er
wieder erneuert, und dad Glück öfters verfuht. Hat aber der
Kommandant höher: Weifungen, die Vertheidigung nicht bie anf
das Aeußerſte zu treiben, fo fammelt ſich zuleßt alled in der
fruͤhern rüdwärtigen Aufftelung der SHauptreferve, aus welden
yanıı nach Erhalt von Berftärfungen wieder vorgerädt, oder ber
veitere Rückzug angetreten wird.
Verwendung
der Artillerie
und
Kavallerie.
Erneuerung
des Angriffed.
Ruͤckzug.
17%
. Ausfälle, Bon jenen Ausfällen, welhe während des feindlichen Aus
griffed von unſeren Plänklern, Unterftügungen und Reſerven
zeitweife zu machen find, if ſchon oben geiprochen worden.
Hier handelt es fich indbefondere von jenen, bei welchen
Truppen manchmal hinter dem Rande ded Waldes verborgen
werden, um, während man den fchwächern Feind heranlodt und
mit unferen Plaͤnklern in ein Gefecht verwidelt, unvermuthet in
feine Flanken zu fallen, ihn abzufchneiden oder aufzureiben.
Diele Ausfälle find befonderd gegen ſchwache feindliche
Avantgarden, welche unbefonnen vordringen wollen, anwendbar;
hängen aber bdergeflalt von dem Verfahren des Feindes und der
Beichaffenheit und augenblidlihen Benügung des Terraind ab,
daß fich hierüber Feine detaillirten Verhaltungen geben laſſen;
nur muß die dazu verwendete Truppe der feindlichen überlegen
fein, und der Angriff mit vereinten Kräften in deflen Flanke und
Rüden gefchehen, wenn der Erfolg dem Zwede eutfprechen foll.
Angriff.
Der Angriff eines Waldes ift ftetd mit großem Verluſte
an Zeit und Menichen verbunden, wenn er nicht mit Umſicht und
Klugheit ausgeführt wird. Ä
Hauptaugen⸗ Dieſem gemäß hat der Kommandant der Truppe, welche
mer ee Fo einen Wald angreifen ſoll, dieſelbe fei num nach Verhältniß mit
der Größe des leutern von der Stärfe einer Kompagnie, Divis
fion, eined Bataillond oder Regiments, drei Hauptobjekte fogleich
ind Auge zu faflen, und zwar:
1. Daß Terrain diedfeitd des Waldes, von welchem aus
der Angriff beginnen foll.
2. Die Richtung der Wege, die jenfeitd des Waldes in
der fürzeften Linie zum fernern Zwecke führen.
3. Die Lage, Geftalt und Größe des Waldes, welche vor
ihm liegt, und die Art feiner Beſetzung.
Terrain vor Das Terrain, auf welchem die Truppe fteht, muß fo viel
dem Walde. 5 möglich benägt werden, um außerhalb des Bereiches des
feindlihen Feuers die Angrifföfolonnen gededt zu nähern. Iſt
daher ein Höhenzug oder eine durchſchnittene Gegend da, welche
fie verbergen können, fo find ſolche Terraintheile mit Umſicht und
Schnelligkeit zu benügen.
173
Sehr oft beſtimmt jebech bie Richtung der Wege jenfeits Richtung der
eined Waldes, ob man felben angreifen foll, oder feitwärts lies Wege jenſeits.
gen laſſen könne. In dieſer Hinſicht muß der Kommandant der
Truppe mit einem gutey Fernrohre, einer genauen Karte und
befonderd mit mehren verftändigen Boten verfehen fein, welche
ihn mit der Beichaffenheit der ganzen Gegend bekannt machen,
Weichen die Wege jenfeitö von der diesfeitigen Richtung bedeu⸗
tend ab, dann ift es, befonderd wenn man an Kräften dem
Gegner überlegen ift, möglich, durch eine geradere Direftion der
Kolonnen auf die jenfeitigen Hauptlommunilationen dem Walde
auszuweichen, um fo den Zwed ded Vormarſches mit geringerem
Berlufte an Zeit und Menſchen zu erreichen, ja oft den Reind
ſelbſt abzufchneiden.
Die Lage, die Geftalt und der Umfang des Waldes, fo Lage, Geitalt,
wie feine Befegung zeigt ferner, ob und wie der Angriff vor ſich —
gehen ſoll. Iſt die Ausdehnung desſelben und die Stärke feiner Waldes.
Befegung im entfchiedenen Mißverhältniffe mit der Truppe dee
Kommandanten, dann hat er einen einfeitigen Angriff zu vers
meiden, feine Lage zu melden und Verftärfungen abzuwarten.
Iſt diefes jedoch nicht der Fall, und man dem Feinde an
Zahl gleich oder überlegen, fo gibt dann die Lage und Geftalt
des Maldes dem Kommandanten die Richtſchnur an, wie feine
Truppe, d. h. in wie viel Kolonnen und in welcher Stärfe und
Richtung vertheilt werden muß, um mit ganzer Kraft auf jenem
Punkte zu wirken, welcher von ihm als der fchwächfte der feind⸗
lichen Stellung erfannt, auch die meiften und wictigften Bortheile
sum Angriffe darbietet.
Die günftigften Punkte zum Angriffe "eines Waldes find Suͤnſtige
‚pen bei der Bertheidigung desſelben berührt worden. En
Iſt 1. die Form audfpringend und eine Waldſpitze bildend,
2. derjelbe von einer dominirenden Höhe eingefehen,
3. von Schlucten, Bertiefungen ober anderen gebedten
Zugängen gefährdet,
4. durch eine fehlerhafte Aufftelung des Feindes der Ans
jriff erleichtert, wenn er 3.8. feine Klanfen entblößt, einen vors
heifhaften Punkt vernachläfliget, oder einen für uns befchwerlis
hen Zugang, wie einfpringende Winkel, fteile Anhöhen u. dgl.
u ſchwach bejeßt.-
174
Dann hat der Kommandant den fhmwächften diefer Punkte
zum Angriffe mit der Hauptkraft feiner Truppe zu wählen.
ne Iſt dagegen: |
Umgehung. 1. die Form des Waldes eingehend,
2. derfelbe auf einer und dominirenden Höhe gelegen,
3. dad vorwärtige Terrain fo frei, daß man ſich ungededt
nähern fann, oder Ä
4. ein für und vortheilhafter Höhenzug oder Terraingegen
ftand feitwärts desfelben, oder
5. die oberwähnte Richtung der Wege jenfeitd des Waldes
bedeutend verfchieden von der biesfeitigen, dann muß der Kom
mandant nicht von vorne angreifen, fondern das Gros feiner
Truppe in die Flanke und zur Umgehung ded Waldes durd
eine Vorrüdung der Kolonnen en echelon won jenem Flügel
birigiren, von welchem die Erfteigung der jenfeitigen Höhen, die
Bemäctigung des jenfeitd liegenden vortheilhaften Terrains, dad
Durcfchreiten der vorwärtigen, offenen Gegend — oder endlid
die Erreihung der jenfeitigen Wege auf der kuͤrzeſten Linie am
vortheilhafteften und ficheriten vor fich geben Tann.
veſimmuns Es möge übrigens die Beſchaffenheit des Terrains den
Angriffs⸗ Angriff des Waldes von vorne oder durch Umgehung erfordern,
punktes. ſo muß diefem gemäß jedesmal der wahre und Hanptangriffe
| punkt vom Kommandanten im Voraus beftimmt werden.
Der Demon: Ebenfo hat derfelbe noc jene Punkte, wo Scheinangriffe
Al ar zu machen, dann wo dazu verftedtte oder geeignete Aufftellungen
Sceinans zu nehmen und mit wenigen Truppen fcheindbar große Anftalten
griffen. und Angriffe zu bewerkftelligen wären, feftzufegen, um dadurch
den Feind mit geringeren Kräften zu befchäftigen und bis zum
Augenblide der wahren Entwidlung durch kluge Attaquen in
mehren kleinen Kolonnen zu täufchen.
„uufftelung Seine Truppe daher, noch ehe fie ſich dem Aufſtellungs⸗
hen eier punkte feloft nähert, hiezu ſchon im Geiſte zu vertheilen, ift die
Eolonnen. große Kunft des Kommandanten. Sein Blick muß mit einem
Male das ganze Terrain umfaflen, der Lokalitaͤt und den DV.
ftanzen gemäß die Anzahl und Stärke feiner Angriffötolonnen,
fo wie ihre Aufftellungspuntte im Voraus beftimmen und fie ſchon
von der Ferne auf diefe Punfte birigiren.
Aufftelung Endlih muß er noch auf feine eigenen Flanken und feinen
der Referven. gugsıg bedacht fein, und auf dem Hauptwege desſelben fid zur
175
Aufftelung einer ihn gegen Uiberfläglung und Nädenangriffe
deckenden Reſerve den geeignetften Punkt auswählen.
Sm Durcfchnitte kann man. ald Berhältniß der verfchies Vertbeilung
denen Abtheilungen beftimmen, daß man zur Erftürmung eines der Truppen
Waldes ein Drittheil als Vortruppe und Unterſtützungen, ein Allgemeinen.
Drittheil zur nachrüdenden, offenfiven Neferve, das legte Drits
theil aber zur Dedung der eigenen Rückzugslinie verwenden
müfle, wenn fein anderer Truppenkörper hiezu ald Neferve aufs
geſtellt iſt.
Geſchieht der Angriff des Waldes während des Marſches, Vorbereitun⸗
jo fäßt der Kommandant die vordere zerſtreute Plaänklerkette in Angriffe,
ihrer Vorrückung etwas einhalten, bis die Angriffsfolonnen ger
ordnet find.
Alles, was in Hinficht diefer leßteren weiter oben erwähnt
wurde, muß übrigens die Uiberzeugung gewähren, daß derjenige,
welcher überall gleich ftarf angreift, oder einen Truppenkoͤrper
nach dem andern einzeln zur Erftürmung eines Waldes vorjagt,
ohne mit richtiger Beurtheilung des Terraind dad Durchbrechen
mit der Mafla fejner Kräfte an einem Punkte hauptlächlich im
Auge zu haben und ſchon von des Ferne vorzubereiten, feinen '
Zweck meiftentheild verfehlen, oder nur mit unnüger Aufopferung
von Menſchen erreichen wird.
Die ficherften Vorbereitungen zum Angriffe find daher fols
gende: Go wie der Kommandant die verfciedenen Punfte ger
wählt bat, auf welchen, der Lofalität gemäß, der Haupt, fo wie
die Scheinangriffe gefchehen follen, läßt er durch ein Drittheil
der ganzen Truppen den Wald auf den anzugreifenden Seiten
ringsum mit einer Tirailleurfette und mehren, felben auf 100
Schritten rüdwärtd folgenden Fleinen Unterſtützungs⸗ und Ans
griffsfolonnen umgeben, deren Stärfe und Richtung der Kom⸗
mandant feldft beftimmt, fie dann fo unbemerkt ald möglich nähert
und außerhalb des Gewehrertrages vorbereitend aufftellt. Während
Died gefchieht, dirigirt er das zweite Drittheil, welches hinter den
Bortruppen fih in Kolonnen formirt, auf den vortheilhafteften
Angriffspunft, und läßt das letzte Drittheil auf der Hauptlinie
eines Rückzuges in Neferve ftehen. Alles Fernere muß die Los
'alität entfceiden, ihre Mannigfaltigfeit erlaubt nur allgemeine
Kormen anzugeben, weil die Beurtheilung des Kommandanten
"176
im Angenbfide des Angriffes felbft die näheren Details allein
beftimmen kann.
nt Wo jedoch ein Angriff mittelft Umgehung vor ſich gehen
geyuns. ſoll, werden abermals zwei Drittheile der ganzen Truppe dazu
beſtimmt, ein Drittheil aber als Reſerve verwendet, und die
Umgehung ſelbſt, wie oben berührt wurde, durch die Vorrückung
der Kolonnen en echelon von einem oder dem andern Flügel
vorbereitet.
Diele Grundfäße der Truppenvertheilung bleiben, nad
Mad der Größe und Ausdehnung eined Waldes, für Züge,
Kompagnien, Bataillons oder Regimenter im Allgemeinen ſtets
dieſelben.
Boten. Es wird hier eins für allemal als ſtrenge Vorſicht anbe⸗
fohlen, daß jede Angriffskolonne, ſie fei groß oder klein, ſich mit
verftändigen Boten verfehe, welche über die Dertlichfeit und
Ausdehnung des Waldes, fo wie über die Direktion der Wege
in und außer demſelben vollftändige Auskunft zu geben im
Stande find.
Breimillige Endlich werden noch, als letzte Worbereitungsmaßregel,
Bimmerleute, wenn der Feind Verhaue oder Berfhanzungen angelegt hat,
Zimmerleute und Freiwillige an die Tete der Kolonnen gegeben,
am erftere zu öffnen und leßtere zu erflürmen.
Angriff felbft. Iſt nun alles geordnet, und hat ſich die zum enticheidenden
Angriffe in der Fronte, oder mittelft Umgehung beftimmte Haupt:
folonnne dem Walde auf 6 bis 800 Schritte genähert, fo fängt
man gewöhnlich mit den Scheinattaquen an, welchen hierauf ber
wahre Angriff durch eine allgemeine Vorrückung der Plänkler
gegen die ganze Fronte ded Waldes folgt.
Können fich diefe Letteren durch Gegenftände gedeckt dem
Walde nähern, fo unterhalten fie ein lebhaftes Feuer; in freier
offener Gegend aber durcheilen fie die legten 300 Schritte mit
größter Schnelligkeit, und wie fie gegen den Wald fommen, zies
hen fie fich zufammen, flürzen im Schwarme mit dem Bajonete
gegen die Haupteingänge und die fonft vortheilhaften Punkte
des Waldranded und fuchen ihn zu nehmen, die Zeinde an den
erften Bäumen nieberzumachen, oder fie in das Innere des Wal⸗
des zurücdzumerfen. Diefen folgen die Unterflüpungen auf 100
Schritte und dringen gefchloflen in den Wald.
Schen früher haben auf den vortheifhafteften Yunften Ges Verwendung
ſchuͤtzbatterien aufzufahren, um fowohl vor, als während unferes d
Vormarſches durch ein fräftiges, koncentriſches Feuer das feinds
fihe Geſchütz zu demontiren, hierauf den Waldrand mit Granaten
fo lange zu bewerfen, bis unfere Plaͤnkler fih demfelben nahen.
Gelingt ed den Plänklern und lUnterftügungen, flch am
äußern Waldrande feitzufegen und in das Innere des Waldes
vorzudringen, fo müflen felbe dann den Gegner von Baum zu
Baum, und von einem Vertheidigungsmittel zum audern verjas
gen, und ihm nicht Zeit laffen, fih wieder zu ſammeln oder
irgendwo aufzuftellen.
Merden aber die Unterſtützungen aus dem Innern bed
Waldes, oder gleih Anfangs vom Waldrande zurüdgeworfen,
er Artillerie.
Angriff des
Innern Wal:
Des,
Rüdyug Der
Unteritüsun:
gen. Erneu⸗
fo erneuern fie noch öfters muthvoll den Angriff; ift aber die erte Angriffe.
feindliche Uibermacht zu groß, fo poftiren fle fih nach Möglichkeit
gededt dem Punkte gegenüber, welchen fle angegriffen haben,
und fuchen den Feind Durch heftiges Feuer bis zur Aufunft der
Hauptangriffefolonne Abbruch zu thun,
Nun ift der Augenblid da, in welchem bie Hauptkolonnen
fih dem enticheidendften Punkte zum Angriffe nahen, und der
Kommandant die früher aud dem Walde vertriebenen Plänffer
und Unterflügungen neuerdings zum Angriffe beordert. Diefe
müſſen nun, da fie fo Fräftig unterilügt find, mit Doppeltem
Ungeftüm vorrüden und den Feind zurüdwerfen,
Diefer Avantgarde folgt auf 2 bie 300 Schritte die Haupt⸗
truppe in Kolounen, und behält das Geſchütz auf der Gtraffe,
wo es am meilten zu wirken im Stande ift, während die allens
fall8 vorhandene Kavallerie fid) vor dem Walde, jedoch außers
halb des Gewehrertrages, zur Beichügung der Flanken und Ders
hinderung der Ausfälle des Feindes aufftellt. Diefe Angriffsko⸗
lonnen nähern fich in koncentriſcher Richtung dem Angriffspunfte.
Ohne zu feuern, eilen fie unwiderſtehlich vordringend durch bie
vorzüglichfien Eingänge und Hauptwege in dad Junere des Wal⸗
des, ftoßen alles, was fich ihnen entgegenfegt, mit dem Bajonete
nieder, rollen die vorwärtigen Poſten auf und greifen dann mit
vereinter Kraft die erſten Unterſtützungen und Reſerven au.
Gelingt ed ihnen, auch diefe zurüdzudrängen, fo rüden fie ſchnell
gegen Die Hauptreferve vor und ſuchen auch Diefe zu werfen.
12
Angeiff der
Haupt:
kolonnen.
: 178
Verwendung Einige Geſchuͤtze begleiten die Angrifföfolonne auf den Haupt
der Artillerie, ingaͤngen in den Wald, während der größere heil rücwarte
desſelben als Reſerve aufgeſtellt wird.
Verwendung Das Gros der Kavallerie bleibt außerhalb des Waldes;
der Kavallerie. jne Abtheilungen aber, welche der Kommandant mit ſich nimmt,
folgen der Hauptfolonne rüdwärtd nach, und werden im Walde
auf allenfalld vorhandenen freien Räumen zu kleineren Attaquen,
oder auch einzelne Leute desfelben mit dem größten Nußen ald
Ordonnanzen verwendet, um entfernten Abtheilungen fchnell und
ſicher neue Befehle zu überbringen.
Rüdug und Gelingt der Angriff der Haupttruppe nicht, und ſchlaͤgt fie
Angeifl. ber Feind durch feine Uibermacht zurüd, fo zieht fie fich unter
dem Schutze der Artillerie auf der Straffe, und dem. Feuer der
Tirailleurd im Walde, außerhalb desſelben zurüd, mo fie von
ihrer Reſerve und dem zurücgelaffenen Gefhüge und Groß ber
Kavallerie aufgenommen, wo möglich den Angriff wieder erneuert,
an Wird endlich der Feind ganz zurückgeworfen und aus dem
Walde verjagt, fo hängt die Sicherheit ſeines Beſitzes von einer
fnellen Wiederformirung und Ordnung aller Kolonnen während
ber ferneren Borrüdung ab, bei welcher fich die Plänkler, Unter
ügungen und Neferven in der ganzen Ausdehnung ber Angriffe
fronte wechfelfeitig Hilfe Teiften, der Kommandant der Truppe
aber beurtheilen muß, wann der Zeitpunft herannaht, aud bie
Snauptreferve nebit dem Gros der Kavallerie und dem übrigen
Gefhüge nachkommen zu laſſen, wozu jedoch der Befig des Wal
des fchon ganz gefichert fein muß.
Allgemeiner Das Wichtigfte bei der DVertheidigung und dem Angriffe
ante vog Wäldern it das Verhältuiß der Truppenftärfe, welche hiezu
debnung bei Verwendet wird, zu der Größe und dem Umfange vderfelben. —
—— Im Allgemeinen kann, ohne beſondere Lokalitäͤten zu berückſichti⸗
Angeif v von gen, ald Maßſtab angenommen werden, daß eine Truppe etwas
Wäldern. mehr ald die doppelte Ränge jener Linie vertheidigen oder au
greifen Fönne, welche fie in gefchloffener Schladtorbnung ein
nimmt; fo wird 3. B. ein Bataillon von 1000 Mann, melde
nebft den dazu gehörigen Chargen eine Frontlinie von beiläufig
270 Schritten hat, — 600 Schritte eined Waldumfanged ver
179
theidigen oder angreifen können. Diefe Diftanz beträgt bei zwei
Bataillond 1200, bei drei Bataillond 1800 Schritte u. ſ. w.
Ein Bataillon von 1000 Mann Fann ferner, um ein Bei⸗
fpiel der Truppenvertheilung im Einzelnen anzugeben:
Eine Divifion von 334 Mann ale Reſerve aufitellen,
die zweite Divifion von 333 Mann zur Hauptangriffes
folonnen beflimmen, die ſich dem ſchwächſten Punkte
des Waldes auf 6 bid 800 Schritte nähert,
die dritte Diviflon aber, als bie Bortruppe auf folgende
Art vertheilen:
111 Manu bilden die vorderfte Plänflerfette, in welcher
ein Mann vom andern 5 bis 6 Schritte entfernt
bleibt,
120 Mann werden auf 100 Schritte hinter der Kette
in vier, jede aus 30 Mann beftehenden Unterſtützungs⸗
folonnen formirt, die 150 Schritte von einander abs
bleiben. : Die übrigen
102 Mann bilden zwei Meine Nefervefolonnen zu 50
bie 52 Mann, die auf 200 Schritte Entfernung den
Unterftügungen nachfolgen.
Diefe Bortruppen umgeben gleichfürmig die anzugreifende
Strede des Waldranded und bilden hiedurch Scheinangriffe,
welche ben Feind über die wahre Angriffsfolonue täufchen.
Iſt jedoch dieſe legtere von einem andern Truppenförper
beordert worden, wie ed fehr häufig der Fall ift, jo kann auch
das Bataillon um ein Drittheil der vordern Linie mehr, und
Daher ftatt 600 im Ganzen eine Strede von 900 Schritten .
einnehmen. |
Um endlich im Frieden allen jenen, welche noch Feinen
Feldzug gemacht haben, das Bild ded Krieged vor Augen zu
ftelen, und ihren Blid für Truppen und Terrain, fo wie thre
Diepofitionsgabe zu fchärfen, haben die verfikiedenen Truppen,
tommanbanten ihre Kompagnien, Divifionen, Bataillon und Regis
menter öfters fo aufzuftellen, wie fie in jenem Momente ſtehen
follen, in weldem die Bertheidigung, fo wie andererfeitd nad
Herannahen der Hauptangriffefolonnen auf 6 bid 800 Schritte
der Angriff eines Waldes beginnt, um die richtige Vertheidigung
und Stärfe aller Kolonnen in ben verfchiebeniten Fällen ihren
12 *
Unterrichtoͤ⸗
methode ir
Frieden.
Begri
— n
Arten.
Hauptein⸗
theilung.
180
Untergebenen zu zeigen. Ebenſo haben fie felbe öfters von diefen
legteren vollführen zu laſſen, und die vorfommenden Fehler w
berichtigen.
8. 5.
Vertheidigung und Ungriff der Defilees
überhaupt.
Ein Defilee it jede Terrainſtrecke, welche wegen Lofalhins
derniffen nicht anders, ald in Kolonne auf einem beftimmten
Wege paflirt werden kann. * ‘
Das Wort Defilee bezeichnet nämlich die Art des Durds
marfced einer Truppe an folhen Stellen, welder defilirend,
d. h. in mehren, auf einander folgenden, kleineren Abtheilungen
geſchieht.
Zu ben Defilees gehören alſo:
1. Brüden über Gewäffer, Gräben oder Abgründe.
2. Dämme über Moräfte und Uiberſchwemmungen.
3. Ortfhaften, die nit umgangen werden Eönnen und auf
welche der Durchzug befchränft ift.
4. Hohlwege.
5. Wege zwifhen Gräben und Heden.
6. Wege zwiſchen Moräften und Gewäflern.
‘ 7. Straßen in Wäldern, und
"8. Straßen in Gebirgsthäfern.
Ale diefe Defilees Tann man in zwei Gattungen theilen:
1. In Kommunifationen über Terrainhinderniffe, welde
die Verbindung zweier Gegenden unterbrechen, als: Brücken
und Dämme.
2. In Kommunikationen, welche in den Hinterniffen ſelbſt
fortfaufen, als: Straffen durd Wälder, Schluchten, Gebirgs⸗
thäler, Dörfer u. dgl.
Die Defileed der erfien Gattung find gewöhnlich fur
und auf beiden Flanken ungangbar, theild wegen ber natürlichen
181
thälern, oft mehre Märfche. Sie werden von fteilen Bergichnen,
Selfenwänden, Mauern, Gewäflern, Sümpfen u. dgl. auf beiden
Flanken ‚eingeengt und find zuweilen nur für einzelne Männer
oder für Heime Detafchementd zugänglich.
Die Deflleed find in militärifcher Hinſicht wichtige Terrains
gegenftände, die fomohl auf die Kriegsführung im Kleinen, als
auf größere Operationen einen bedeutenden Einfluß haben, theils
weil der Marſch durch diefelben die höchfte Vorſicht erfordert, um
vom Feinde babei nicht überfallen, angegriffen oder abgefchnitten
ju werben, theild weil ihre Natur es möglich madıt, felbit mit
geringeren Kräften einen flärfern Fejnd aufzuhalten und dadurd
befonderd bei Rückzügen unferer Haupttruppe Zeit zu verfchaffen,
fi zu vereinigen und ihre ferneren Bewegungen zu decken.
Liegen Defileed auf Schußmweite vor der Fronte einer
Stellung, dann gewähren fie ebenfalld bedeutende Bortheile,
denn im Augenblide, ald der Feind zum Angriffe vorrüdt und
and dem Defilce beboufhirt, wird er vom foncentrifchen Feuer
der Stellung empfangen und leicht wieder zurüdgeworfen werben.
Sind Defileed auf einer größern Btrede der einzige Zu⸗
gang. zu einer Gegend oder einem Lande, wie Died 3. B. bei.
Gebirgepäflen flattfindet, dann ift ihre militärifche Michtigfeit
um defto größer und die Geſchichte jedes Krieges weilet und
Beilpiele. auf, wo um den Beſitz derfelben bedeutende Gefechte
geliefert wurden. Der Feind if in feinem Vormarſche gezwuns
gen, fie zu forciren, — wir werben daher gegentheilig unfere
Kräfte an diefen Punkten fammeln, um ihn im Falle eined Ans
griffes mit Nachdruck zu empfangen und suräczumerfen.
Wichtigkeit
der Defilees.
Bor der
Sronte einer
Stellung.
Als einziger
Zugang, 3.B
Paͤſſe.
Die Behauptung ſolcher Defilees iſt ſehr oft ein Gegenſtand
höherer Operationen und auf die zufammenhängenden Entwürfe
und Abfichten des Feldherrn gegründet, in welchem Falle zu
ihrer Befegung größere Truppenkörper kommandirt werden.
Die Anordnungen zum Angriffe und zur Bertheibigung
derfelben gehören demnach zu den wichtigften der Kriegskunſt,
und nicht felten beruhet die Behauptung fowohl einer Stellung,
ald einer Landesgraͤnze auf ihre Erhaltung,
Die Natur der Defilees begünftigt die Bertheidigung, —
der Angriff ift daher mit großem Berlufte verbunden und ber
Feind wird felben von der Fronte zu vermeiden und fich des
Defileed durch Flankenangriffe und Umgehungen zu bemeiltern
Zeitgewinn
durchihre Ders
theidigung.
Zweck der
Teſetzung.
Art derſelben.
u Furgen
Deftloos.
183
trachten; denn ed gibt nur wenige Deflleed mit ganz unzugäng«
lichen Flanken; ſelbſt über die feilften Berge und Felſen führen
Fußfteige und Saummege, die der Feind zu Umgebungen benützen
wird. — Sie müflen daher durch Detaſchements befeßt werben,
die dem Gegner dad Vorbringen verwehren; unb follte biefer
demungeachtet die Flanfen des Deftleed gewinnen, oder basfelbe
umgehen, fo hat man menigftend den Bortheil errungen, ben
Feind aufgehalten und dadurch Zeit gewonnen zu. haben.
Zur einzelnen Bertheidigung eignen fich jedoch jene Defilees
nicht, welche in geringer Entfernung auf größern Kommunifas
tionen umgangen werben fünnen; obfchon fie bei ausgebehnteren
Stellungen, wo nebit dem Deftlee audı alle übrigen Zugänge
mit gehöriger Stärke befegt find, vortheilhaft benügt werben fünnen.
Befeygung.
Die Belekung eines Defilees gefihfeht aus folgenden
Apfichten:
1. Um im Bormarfche fi des Durchzuges und bed Debou⸗
ſchirens zu verſichern.
2. Um bei einem Rückzuge fo lange Meifter eined Defilees
zu bleiben, bis die Haupttruppe dasſelbe paſſirt und einen Vor⸗
fprung gewonnen hat.
3. Um ſich in dem Beſitze eines Deftleed gegen den Feind
auch länger zu behaupten.
4. Um dem Feinde das Debouſchiren aus ſelben zu verwehren.
Die Art der Beſetzung wird theils durch den vorhabenden
Zweck, theils durch die mindere ober größere Länge und örtliche
Beſchaffenheit der Deſilees beſtimmt. Dieſe find aber von fo
verfhiedener Natur, daß es nicht möglich wirb in diefem $.,
der blos von denfelben Aberhaupt handelt, Details über die Art
ihrer Belegung anzugeben, und wir befchränfen uns daher hier
blos auf die vorzüglichiten Grunbfäte, da ohnedem in den fols
genden SS. die verfchiedenen Deftleed einzeln durchgangen werden.
Sm. Allgemeinen nimmt man zu ihrer Vertheidigung ents
weder eine Stellung vor⸗ ober rüdwärts, — oder endlich im
-Deftlee felbit.
Wir wollen zuerft derjenigen erwähnen, bie von feiner bes
beutenden Länge fin» umd oft elbft im Gewehr oder Geſchuͤtz⸗
183
ertrage liegen. Hier findet eine Stellung entweber vor oder
hinter dem Deftlee Statt.
Will man fich ded Durchzuges und des Debonfchirend aus Aufftellung,
einem vorliegenden Defilee verfihern, fo wird mit den Vortruppen vorwärts,
vor demfelben eine Pofition genommen. Diefe muß fo vortheils
haft als möglich, aber nicht zu entfernt und nicht zn ausgedehnt 1. Im
gewählt werden; — ihre beiden Flügel ‚werben zurüdgebogen Vormarſche.
und ſtützen ſich an dad ungangbare Hinderniß, aus welchem das
Defilee gebildet iſt. Eine Reſerve bleibt hinter demſelben ſtehen,
um im Unglücksfalle die vorwärtigen Truppen in ihrem Rückzuge
aufzunehmen und den ſie verfolgenden Feind aufzuhalten.
Auch im Rückzuge finden Aufſtellungen vorwärts eines „2: in
Deftlees Statt. Zwar fol man dies fo viel ald möglich ver⸗ j
meiden, demungeachtet wird man .im Sriege theild durch Die
Beichaffenheit des Terrains, theild durch verfchiedene andere ob⸗
waltende LUmftände genöthiget, mit größeren Streitfräften feinen
Rückzug durch ein Defilee zu nehmen. In diefem Falle fellt
man daher einen verhältnißmäßigen Theil der Truppe vor bem
Eingange des Defileed auf, um dadurch fo lange Meifter dee»
felben zu bleiben, bis der Durchmarfch gänzlich vollführt ift und
die Haupttruppe einen Borfprung gewonnen, ober hinter dem
Deftlee eine Stellung zur Aufnahme der Arrieregarde bezogen hat,
Iſt und darum gelegen, im Befige eines kurzen Deftleed, 3. Zur Ber
wie 3. B. einer Brüde u. dgl. zu bleiben, dann muß ebenfalls a
der Eingang gegen den Feind befegt und durch Schanzen oder
andere Bertheidigungsmittel gefichert werden.
Handelt es ſich aber, blos dem Feinde den Durchzug und. Auffelung
das Hervorbrechen aus einem Deftlee von nicht zu großer Länge
su vermehren, fo flellt man fi mit der Haupttruppe hinter dems.
felben dergeſtalt auf, daß der Feind nicht anders, als unter
einem kreuzenden Feuer durch dasſelbe vorrüden und aus ſolchen
debouſchiren kann.
Iſt die Länge des Defilees nicht größer, als der Ertrag
des Geſchützes oder des kleinen Feuergewehrs, ſo wird man bei
Brücken, Dämmen u. dgl. im Stande ſein, aus einer ſolchen
Aufſtellung rädwärtd das Defilee ſowohl, als deſſen Eingang zu
eſtreichen.
Wenn ſich in oder ſeitwaͤrts eines Defilees haltbare Poſten Se
unkte {1
efinden, Die dem Feinde nüglich werben, feinen Rüdzug boden um Defiler.
Defllees von
größerer
Länge.
Aufftellung
vorwärts,
Im offenen
Terrain.
Am durde
ſchnittenen
Terrain.
Entfernung
dieſer Stel:
lungen vom
Eingange.
184 _
oder begänftigen, und ihm einen feiten Fuß verſchaffen, fo muͤſſen
diefe befonders befeßt werden, fobald fie dad Feuer aus der rüds
wärtigen Stellung madfiren, ober aus derfelben wicht beftrichen
werden fönnen. ‘
Die Defileed vom größerer Länge find im Allgemeinen auch
von höherer Wichtigkeit, — erfordern aber im Durchmarfihe deſto
mehr Vorſicht und gu ihrer Vertheibigung eine zwedimäßige, in
beiden Flanken geflcherte Aufftelung. Die Art ihrer Befegung
befchränft fih hier meiftens auf eine Stellung vor oder im
Deſilee felbft; denn Stellungen rüdmärts finden nur in beſon⸗
‚dern Fällen, wie 3. 8. bei fehr langen Deftleed mit unzugaͤng⸗
lichen Flanken Statt, deren wir fpäter erwähnen werden.
Stellungen vor Deftleed von größerer Ränge werben aus
benfelben Abſichten genommen, die bereitö bei den kurzen Defilees
im Bors und Rüdmarfche angegeben wurden. — Ein Rüuͤckzug
im Angeſichte des Feindes durch ein Deftlee von größerer Länge,
ift im Kriege eine der allerichwierigften Aufgaben; um hierbei
allen Gefahren möglichft vorzubeugen, ift es um deſto nöthiger,
daß der Eingang des Deſilees ſchon im Voraus mit einer hin
länglik ftarfen Truppenzahl befegt werde, theild damit det
Feind und nicht zuvorfomme, theild damit man alle Vorbereitun
gen treffen koͤnne, fich Fräftigft zu vertheidigen.
Die Art der. Aufftellung mit zurücgebogenen Flügeln if
diefelbe, wie fie weiter oben erffärt wurde.
Im offenen Terrain fteht das erfte Treffen gewöhnlich in
Frontlinien, und die rüdmärtigen Neferven in Kolonnen, die
Flügel der Stellung aber bleiben ftetd an das Terrainhinderniß
appuirt.
Im durchſchnittenen Terrain werden vor ber Aufftelung
Tirailleurketten ſammt ihren Unterftägungen und Neferven gebildet:
Benuͤtzung aller vortheilhaften Terraingegenftände, — An
legung fünftlicher Vertheidigungsmittel, wo es die Zeit erfaubt, —
gehörige Sicherung der Flanken — und richtige Placirung des
Geſchützes find unumgänglice VBedingniffe, um den wichtigen
Stellungen vor Deftleed größere Vertheidigungskraft zu geben,
den in folhen Fällen gewöhnlich ungeküm vorrüdenden Feind
aufzuhalten und dadurd den Rüczug der Haupttruppe zu beden
Bei Stellungen vor einem Deftlee muß man die hiegn ver
wendeten Truppen fo weit verpoftiren, daß fie Raum genug
184
—_ nn
haben, fich frei zu bewegen oder einen ordentlichen Rüdzug zu
nchmen. Gtünden fie zu nahe am Cingange, fo würden fie bei
einem rafch und glüdlic ausgefüßrten Angriff des Feindes ihren
Rüdzug nicht mit der gehörigen Ordnung anzutreten im Stande
fein, und Gefahr laufen, aufgerieben oder gefangen zu werden. —
‚Stellt man fich im Gegentheile zu weit vorwärts auf, fo würde
man zugleich rechtd und links umgangen und vom Defilee abges
fhnitten werden koͤnnen.
Handelt es ſich aber, ein Defilee ſelbſt zu behaupten, wel⸗ Aufftellungim
ches von größerer Laͤnge iſt und eine wichtige Kommunikation Dan FAUL
bildet, dann wäre ed Außerft nacktheilig, fich blos auf Beſetzung Behauptung.
bed Einganges zu befcränfen, fondern man muß gegentheilig \
im Defilee felbft eine ſolche Stellung nehmen, die es quer durch⸗
ſchneidet.
Ein Hauptgrundſatz aber aller Stellungen in einem Defilee Sicherung der
iſt die Sicherſtellung der Flanken. Sind dieſe zugänglich, ſo —
müſſen alle Steige und Saumwege, fo wie überhaupt alle ger
fährlichen Punkte befegt und nach Möglichkeit verrammelt, vers
hauet oder fonft ungaugbar gemacht werden; denn die Behauptung
folker Stellungen hängt von jener der Flanken ab, — find diefe
vom Feinde genommen, fo kann er von hier die Thalftellungen
umgeben, wodurd der beabfichtigte Zweck vereitelt und die Rück⸗
zugslinie bedroht wird. |
Aufftellungen im Defilre ſelbſt finden befonders bei den fm Belegung von
Gebirgsgegenden befindlichen Chäleen, durch weiche Gtraßen —
führen, Statt. — Sie verdienen, als lange und wichtige Kom⸗
munikationen, eine beſondere Aufmerkſamkeit.
Zu den Stellungen in ſelben wählt man vorzüglich ſolche Vorthellhafte
Punkte: "une in “
1. Wo man beide Flanfen an ungangbare Gebirgewande ſelben.
anlehnen kann.
2. Wo man das Thal etwus dominirt.
Mr Mo die Ausſicht vor der Fronte frei if.
or —22— das Hauptthal durchſchneiden.
. rin gegen den Feind hin enger ‚wird,
een euer der sangen Linie andgefegt
GW. Fı Fe
Belebung der
Einfaſſungs⸗
hoͤhen durch
Deta⸗
ſchements.
Punkte zu
ihrer Auf⸗
ſtellung.
Verbindung
derſelben mit
dem Thale.
Aufſtellungs⸗
punkte der
NReſerven auf
den Hoͤhen.
186
Die hei den Stellungen in Deftleed ald Grundfag aufge,
ftellte Sicherung der Flanken ift bei den Gebirgsthälern vorzügs
lich zu beobachten; da diefe felten zu beiden Seiten von fo uns
zugänglichen Anhöhen eingefaßt werden, daß nicht einmal Detas
fhements und Tirailleurd auf felben fortlommen könnten. —
Die Behauptung der Gebirgsthaͤler ift alfo von der Behauptung
der Einfaſſungshöhen ungertrennlich; dieſe müflen daher befett
werden, damit fie der Feind nicht benüge und dur fein Feuer
die im Thale ftehenden Truppen zum Weichen bringe.
Zu dieſem Zmede verwendet man Detafchements, melde
nad der Natur des Terraind vorzüglich dort aufgeftellt werden:
1. Wo fie das Deftlee einfehen Fünnen.
2. Auf den Fußfteigen und Wegen, welche mit dem Deftlee
parallel Laufen, oder in deflen Flanken und Rüden führen.
3. Auf Punkten, von welhen man ben Urfprung der auf
dad Gebirge führenden Steige entdeden kann, und
4. die überhaupt einige Haltbarkeit gewähren.
Durch ſolche, in einzelne Poften aufgelöfte Detafhements
wird die im Deftlee flehende Linie vor Umgehungen gefichert;
dem Feinde aber der Vortheil eines Angriffes auf unfere Flan⸗
fen benommen und fein Bordringen verzögert, weil er im Thale
nicht vorrüden kann, bevor er dad Gebirge gereiniget hat.
Die Verbindung diefer Flankenpoften mit der Haupttruppe
muß ſtets gefichert bleiben, damit fie ungehindert Verftärfungen
erhalten, oder ſich auf die erftere zurüdziehen konnen; und wenn
die Natur oder die Ausdehnung bed Terrains die Kommunika⸗
tion von einem Poften zum andern erfchmeren follte, fo müflen
auf Gentralpunften befondere Reſerven aufgeftellt werben, welche
ihren Poften zu behaupten vermögen.
Unter ihrem Schutze ſammeln fich die vordern Detafces
ments, wenn fie vom Feinde verdrängt wurden, und fuchen gleich
wieder eine andere Stellung auf, um die Flanken des Deftleed
nicht zu entblößen.
Die Aufftelung diefer Reſerven ift am zweckmäßigſten:
1. Wo die Wege von den verfchiedenen Poften zuſammen⸗
fommen, um diefe ohne Verzug zu unterftügen oder aufzunehmen.
2. Beim Urfprung der Thäfer, durch welche fich der Feind
ſchleichen fönnte, um die auf den vorragenben Gebirgsfüſſen
ftehenden Detaſchements abzufchneiden.
187
Wo eine Reſerve allein nicht hinlängkich ift, muͤſſen deren
mehre aufgeftellt werden, um die vorwaͤrtigen Poſten nie ohne
Soutiens zu laflen.
Die nämlihen Grundfäge, nach welchen fortlaufende Defis Defilees in
feed in den Thälern eined Gebirgslandes befett werden, beziehen näheren ner
fih auch auf jene, melde öfters in fläceren, aber zugleich fous Gegenden.
pirten Gegenden gebildet werben ohne jedod auf ben Flanken
ganz unzugänglich zu fein. Auch hier. wird die Haupttruppe quer
über dad Defllee auf dem zur Bertheidigung günftigften Punkte
aufgeftellt, und Detafchementd befeten alle Poften und Zugänge
auf den Flanfen,
Lange Defilees, welche jedoch auf beiden Flanken ganz _ Lange
unzugänglich find, werden, wie bereitd oben berührt wurde, am —
zweckmaͤßigſten durch eine Aufſtellung rückwärts derſelben ver⸗ chen Flanken.
theidigt, weil es ſich hier nur darum handelt, den Feind am
Debouſchiren zu hindern, der Beſitz des Defilees ſelbſt aber von
keiner Wichtigkeit iſt, man daher durch eine Aufſtellung in ſolchem
nur dem Vortheile entfagen würde, den angreifenden Feind mit
dem überlegenen Feuer einer breitern Fronte empfangen zu
fönnen. Nur jene Fälle geftatten eine Ausnahme von dieſer
Regel, wenn fih in dem Deftlee ein fehr vortheilhafter Poften
zur Bertheidigung oder ein folcher befindet, defien Befetung den
Feind zum Meifter des Deftleed macht, oder fein Deboufciren
erleichtert.
So auch, wenn. fi zwei Defilees kreuzen, und bie Befegung Sich durch⸗
eines folchen Gentralpunftes dem Gegner den Weg zu mehren Eee
Deboufceen öffnen Fönnte, und wo bie Aufftelung und Bertheis
digung dieſes Punktes mit weniger Schwierigfeiten und einem
geringern Xruppenaufmande verbunden wäre, als die Beſetzung
mehrer Eingänge.
Vertheidigung.
Aus Allem, was bis jetzt von den Defilees geſagt wurde,
ergibt ſich:
1. Daß man oft den Eingang nur auf eine gewiſſe Zeit
vertheidigt, wie z. B. bei Ruͤckzuͤgen, wo es ſich vorzüglich darum
handelt, der Haupttruppe den Durchzug zu ſichern und ihr einen
Vorſprung zu verſchaffen.
188
2. Daß man ſich entweder vor oder im Deftlee aufftellt,
um beflen wichtigen Beſitz zu behaupten, oder
3. daß man fich blos auf die Bertheidigung bed Ausganges
beihräntt, um bad Hervorbrechen des Feinded zu verhindern;
biezu fügen wir nodı
4. das Benehmen der Kavallerie, wenn fie durch die Um⸗
Hände gezwungen ift, für fih allein die Vertheidigung eines
Deftleed zu übernehmen.
I. Vertheidigung des Einganges zur Dedung eines
Rückzuges.
Defileevaſſi⸗ Kömmt eine retirirende Truppe an das Defilee, welches
—* fie zu paſſiren gezwungen iſt, und deſſen Eingang fie zur Deckung
ihred Durchzuges bereits befegen ließ, fo trachtet ihre Arriere⸗
garde den Feind fchon früher nah Möglichkeit zurüdzuhalten,
und zieht fi nur langſam gegen die vor dem Deftfee aufges
fielten Truppen, bie fie entweder verftärft, oder wenn biefes
nicht nöthig wäre, ber Haupttruppe in der Paffirung bed Des
filees folgt.
Durchmarſch Durch dieſes letztere paſſirt vor allem die Reſerveartillerie
der Ka und die Bagage, hierauf die verfchiedenen Truppengattungen,
Pe md zwar jene zuerfi, welce nach der Beſchaffenheit des vorlies
genden Xerraind am wenigften zu wirken im Stande find. Ihr
Durchmarſch geicieht in möglichit breiten Abtheilungen gefchloflen
und bei fürzeren Deftleed im Doublirſchritte.
Vermeidung Alles, wad im Deftliren eine Stodung erzeugen konnte,
en 3. muß forgfältig vermieden, jedes Hinderniß fhhnell aus dem Wege
geräumt und in Allem zur Erreihung eines fchnellen Durch⸗
marſches die größte Ordnung beobachtet werben.
Vertheidi⸗ Die vor dem Defilee zur Deckung des Durchmarſches auf⸗
—* geſtellte Truppe muß von der Wichtigkeit ihres Zweckes beſeelet
ſein und durch die größte Aufopferung demſelben zu entſprechen
tradıten. — Sie muß aber auch hinlängliche Stärke haben, um
in ihrer vertheilhaft gewählten Stellung dem Feinde die Stirn
bieten und feine Angriffe jo lange zurüdwerfen zu fünuen, bie
die Haupttruppe geſichert if.
Die Art der Vertheidigung iſt zwar im Allgemeinen defenfio,
und beſchränkt fich meiltene auf das Gewehr: und Geſchützfener,
allein fo oft fich die Gelegenheit darbietet, handle man theilweiſe
x
189
auch offenfiv. und werfe ben Feind mis dem Bajonete, oder wo
ed dad Terrain erlaubt durch Heine Kavallerieattaguen zurüd,
ohne fih in eine fernere Verfolgung einzulafien. — Iſt das
Zerrain vor dem Deftlee offen, und attaquirt der Feind unfere
Aufftelung mit der leichten Kavallerie feiner . Avantgarde, fo
werden Duarred und Maflen gebildet, die urfprüngliche Stel»
lungsform mit zurücdgebogenen Flügeln aber beibehalten. Im
foupirten Terrain müflen die Xirailleurd jeden vortheilhaften
Gegenftand benügen, um den Feind aufzuhalten und ihm jeden .
Schritt vorwärts fchwierig zu machen.
Häufer, Kirchhöfe, Dörfer, Wälder und andere begünitis „oenügung
gende Terraingegenftände koͤnnen in folhen Stellungen mit Tereaineegem |
vielem Vortheile benügt und felbft gegen einen weit flärfern fände.
Feind vertheidigt werden. War es möglich, diefe in etwas zu
befeftigen, jo wie zur größern Haltbarkeit vortheilhaft gelegener
Punfte oder zur Dedfung des Geſchützes Schanzen aufzumerfen,
jo wird dadurd die Vertheidigungsfähigfeit der vor dem Defilee
genommenen Stellung erhöht.
Das Geſchütz hat zur Bertheidigung Fräftigft mitzuwirken, Verwendung
und muß, um deito größer Erfolg zu äußern, fo aufgeftellt wer, des Geſchützes.
ben, Daß es entweder die Hauptzugänge und die Kolonne des
Feindes enfilire, oder von dominjrenden Höhen dad ganze vors
liegende Terrain beſtreiche.
Hat das Defilee, durch welches der Rückzug gefchieht, zus Verſicherung
gänglicdhe Flanfen, fo .müffen die Einfafjungshöhen durch Detas ee Denn
fhements befegt und fo lange behauptet werden, bis fich Alles während des
durch Dasjelbe zurückgezogen hat. — Dieſes ift eine nothwendige —8
Bedingung, durch deren Vernachläſſigung die vor dem Defilee |
feditende Truppe umgangen und abgeichnitten werden fönnte.
Hat diefe nun den Feind fo lange zurüdgehalten, bis die Rückzug der
Haupttruppe das Deftlee paflirt, einen Vorfprung gewonnen ober ven en
eine Stellung erreicht hat, fo beginnt fie ſelbſt ihren Ruckzug. den Truppen.
Der Feind wird, fobald er dieſes bemerkt, feine Angriffe um
defto heftiger erneuern. Man laſſe fih daher von ihm nicht
übereilt zurückwerfen, fonbern ziehe ſich langjam und fechtend
auf folgende Art in das Deftlee zurüd.
Bor allen paffirt die Kavallerie, dad Geſchütz und die In⸗
fanterie der Reſerve, die fich jenfeitd ded Defileed zur Deckung
190
der übrigen Trappe auf Schußertrag vom Deboufchee zweckmaͤßig
aufftellen.
Dann marfcirt die Haupttruppe in doppelter Kolonne von
beiden Flügeln rückwärts ab, und nad Maß, als fie das Defilee
überfett hat, auf beiden Seiten wieder auf, um durch Stellung
und Feuer dad Deftliren der Llibrigen zu protegiren. Dad Gens
trum aber zieht fi immer mehr gegen dad Deftlee zurüd, fo
wie der Abgang von beiden Flügeln fühlbarer wird. Hier fann
blos Ordnung und Zufammenhalten der Truppe, fteted Bereitfein
Fronte zu machen und jeden Angriff durd ihr Feuer und mit
dem Bajonete abzumeifen, für die Sicherheit des Rückzuges
bürgen.
Im Foupirten Terrain madt eine Kette von Tirailleurs
bie Arrieregarde, welche fih am Eingange des Defilees fammeln
and im Schnellſchritte durch felbed der Kolonne nachfolgen, wenn
ed Brüden oder Dämme find; bei andern Defilees aber, ale:
Dörfer, Hohlwege u. dgl. fih in und audı ſeitwärts desſelben
plänfelnd zurüdziehen.
Wurden die Einfaffungshöhen ſchon früher befest, fo be-
haupten fich diefe Detafcdyements fo Tange, bis die legte Arriere>
garde mit ihnen in gleihe Höhe kömmt, ziehen fi dann langſam
gurüd und mirfen mit ihrem Feuer nad Möglichkeit in die
- Slanfe des im Deftlee felbft vorrüdenden Feindes.
Die legten Abtheilungen haben bei ſolchen Rüdzügen die
fchwerfte Aufgabe, müflen jeden Augenblick Fronte machen und
dem angreifenden Zeinde die Stirne bieten. |
Aufegung von Hat man hinlängliche Zeit, fo lege man dem Feinde alle
Hindernifſen. möglichen Hinderniſſe in den Weg, die ihn aufhalten, uns aber
Zeit verſchaffen können, einen Borfprung zu gewinnen, Ortſchaf⸗
ten, die ein Defilee bilden, werden in Brand geftedt, Brüden
verrammelt, abgetragen, angezündet oder Durch angelegte Fladder⸗
minen zeritört, Wege abgegraben u. dgl.
Rüdyug dur Iſt das Deftlee, durch welches ber Rüdzug genommen wird,
le ein Dorf oder Wald, fo gefchieht die Befegung und Vertheidi⸗
gung desſelben von der Arrieregarde zur Dedung ded Rüdzuges
auf die Art, wie fie im $. 2 und 4 biefer Abtheilung erflärt
wurde.
191 on
— —
1. Vertheidigung des Defilees zu feiner Behaup⸗
| tung.
Um den Befig eines nicht zu langen Deftlees zu behaupten, Behauptung
welches man bem Feinde nicht überlaflen wi, vertheibigt man “ryDefleet.
ebenfallö feinen Eingang. Da es ſich aber hier nicht nur darum Stellung am
handelt, blos diefen fegteren auf eine gewiffe Zeit zu halten, fon, Fingange-
bern vielmehr alled anzuwenden, um in dem Beſitze ded Defileed
felbit zu bleiben, fo müffen Stellungen, die zu diefem Zwede vor
demfelben genommen werden, mehr Feftigfeit erhalten; man legt
daher Verhaue an, oder deckt ſich durch mehre Fleihen und Res
douten, die vor ber Fronte fo vertheilt werden, daß fie fic wech,
felweife flanfiren und dadurch das vorliegende Terrain durch ein
Kreuzfeuer beftreichen.
Die Bertheidigung des Cinganges zur Behauptung eines Bun
Deftlees findet worzüglic, bei Brüden Statt, die man nicht zer⸗ peronders bei
flören, fie aber auch dem Feinde nicht überlaffen will, um in der Brüden.
Lage zu fein, die Dffenfive wieder ergreifen zu können. lim den
Zwed ihrer Erhaltung zu erreihen, legt man vor bdenfelben
Brüdenföpfe an, die entweder aus einfachen Flefhen, aus Fle⸗
fhen mit Flanken, oder bei größeren und wichtigeren Brüden
aus Hornwerken, Kronwerken oder andern zuſammengeſetzten
Berfchanzungen beftehen. Die Bertheidigung befchränft fich hier
auf jene der angelegten Werke und gefchieht nadı den Erfläs
rungen Des $. 11 diefer Abtheilung.
Kann man vom jenfeitigen Ufer zur Vertheidigung ded
Eingangesd mitwirken, fo darf diefes nie vernachläfliget werden.
Stellungen in Deftleed, wie 5. B. in Gebirgöthälern, wers 2. Bei einer
den quer durch biefelben an vortheilhaften Punkten genommen, Er ho.
and die Flanken durch Befetung der Einfaffungshöhen geſichert. Wertheidis
Die Vertheidigung folder Stellen zur Behauptung des —A
Defilees zerfällt daher:
1. in die Vertheidigung bed Thales,
2. in die Vertheidigung der Einfaffungshöhen.
Auch bier befchränft ſich die Art der Bertheidigung größs
tentheild auf die Wirkung des Feuerd. Die Truppen müflen
daher fo aufgeftellt werden, daß fie dasſelbe mit Bortheil anzus
bringen im Stande find.’
Im Thale fuche man dem Feinde alle möglichen Hinderniffe Dertpedh
in den Weg zu legen, befege einzelne Punkte, ohne deren Beſitz erhal.
1 _
ber. Gegner dad Defilee nicht paflicen kann, und trachte ben
Feind durch ein kräftiges Feuer in feinem Angriffe zurüdzubalten.
Die auf den nächſten Bergiehnen vertheilten Xruppen
unterftügen die Vertheidigung im Thale theild durch ein wohlans
gebradhted Feuer in die Flanken des Angreifers, theild indem fie
auf denfelben Baumftämme und Zelfenftüde herabroffen.
Bde Zu den Fünftljhen Mitteln, um ſolche Vertheidigungen
gungsmittel. defto wirffamer zu machen, gehören:
1. Berhaue entweder länge der ganzen Fronte, oder mes
nigftend an den ſchwächſten Punkten.
2. Abgraben des Weges im Chale.
3. Abtragung der Brüden, über welche ber Feind ſich näs
bern muß.
4, Anlegung von Schanzen. — Man bricht ihre Figur nadı
der Geftalt des Terraind, und bei jenen, die auf den Höhen
und Bergen errichtet werden, kann man fid) mit Vortheil des
Einfchneidend bedienen.
— zur Sie werden angelegt:
nlegung der
© chanzen. 1. Quer über den Sauptweg, um bdenfelben enfiliren zu
fönnen.
2. Auf Anhöhen, von wo man den anrüdenden Feind dos
minirend befchießen faun.
3. An Punkten, wo fih das Thal erweitert, und man den
Ausgang des vorwärtigen, eugern Theiles koncentriſch beftreiden
kann.
4. Um einzelnen Punkten, die fo zu ſagen der Schlüſſel
des Thales find, eine größere Vertheidigungsfähigkeit zu geben.
5. Zur Beltreihung eines Flußed oder andern Gewäflerg,
welches fih im Thale neben der Strafe befindet, um den Feind
die Benügung desſelben zu verwehren.
— Iſt die Stellung im Thale gut gewählt und gibt ſie keine
8 faffungs« Blößen, fo wird der Feind zuerſt tradıten, Herr der Einfafjungs-
hoͤhen. höhen zu werden, um dadurch die im Thale ftehende Truppe
zum Rückzuge zu zwingen. Die auf dieſen Höhen aufgeftellten
Detafchements werden daher gewöhnlich zuerft angegriffen.
Tirailleur⸗ Das Terrain erlaubt hier nur Tirailleur⸗ und Poſtenge⸗
—— fechte, die nach den Grundſaͤtzen vor ſich zu gehen haben, welche
n den $$. 3 und 4 der zweiten Abtbeilung erörtert wurden.
1 _
Dieſe Detaſchements müflen üherzeugt ſein, daß pop. der Behaup⸗
tung ihrer Aufſtellung auch jene im Thale abhaͤngt, und deshalb
mit größter Entſchloſſenheit die Angriffe des Feindes zurückwerfen,
Die vorderſten Poſten erſchweren dabei durch fortgeſetztes
Feuer jedes Herandringen oder Heraufſteigen des Feindes an
den portheilhgfteften Stellen, während ‚die Reſerven dahin diri⸗
girt, werden, wo der Feind durchzudringen ſucht. Werden diefr
letzteren gut geleitet, fo wird der Feind, der uns zu umgehen
droht, gewöhnlich felbft umgangen, oder in feiner Mitte ducshe
brochen und wieder zurücgeworfen. Detaillirtere Vorſchriften
laſſen fich jedoch wicht geben, dec jeder Fall nach ber Lokalität
verſchieden geloͤſt werden muß...
Sollten die auf den Höhen aufgefigkiten Detafkemente Rückzug.
durch die Menge überwältigt und nach äußerſtem Widerſtande
zum Rückzuge genöthigt werden, fo ziehen fie ſich fa langſam
old möglih zurüd, damit Die Truppe im Thale ihnen folgen
fünne, und vereinigen fi an deſſen Urfprung odar in Der Rich⸗
tung Des allgemeinen Rüdzuged mit derſelben. |
Defllees, welche durd) die Natur des Terrains in fonpirteg Bertheidi⸗
Gegenden gebildet werben, find im Allgemeinen, nad den näm⸗ Defilees In
lichen Grundſätzen zu vertheidigen. Das. durchichnittene Terrain blos durch
erfchwert dem Feinde den Angriff und. ſchützt zum Theile auc anittenem
die Flanken des Defileed, wo ohnedem Dataſchements alle Poſten
und Zugänge beſetzt halten. . Er
II. Bertheidigung. des Ausganges eineg Defilees,
Beſchraͤnkt ſich Die Vertheidigung eines Defilees blos auf Vertheidi⸗
jene ſeines Ansganges, jo wird, wie bereits gejagt. wurde, ‚hinter, ung nes
bemfelben eine Stellung in.eingebogener Foryı ‚genammen, um eittgange.
von allen Seiten das Feuer gegen den Ausgang ‚richten, zu —
können. Wie der Feind aus dem Defilee debouſchirt, wird er orm.
vom Feuer drr..ganzen Linie empfaggen, jud in Dem Ausenblicke
als er, durd feinen Verluſt erjchärtert, zu wanfen beginnt, mit
dem Bajonete angegriffen und zurücgeworfen. .
Stellungen in eingebogener Form gewähren viele Bort teile, Oiderung
ur müſſen fie. au den. Flügeln, dergeſtalt. geuchert werden, daß, hrer glanlen.
fie nicht umgangen werben Fönnen.
Alle Wirkungen des Vertheidigers gan einen — —
renden Feind müſſen fowohl ‚im Feuer als im Angrife koncen⸗ et
gung.
194
Verwendung trifch fein, und die Kavallerie muß vüds ober ſeitwaͤrts des zu
derKavallerie. vertheidigenden Deftleed dergeſtalt aufgeſtellt werben, daß ſie
den ſich entwickeknden Feind ſogleich anzugreifen und zurückzu⸗
werfen im Stande iſt, wenn es das Terrain erlaubt, und der
Gegner dem Feuer der Linie nicht weichen ſollte.
rer: Deas Geſchuütz kann dad Meifte zur Vertheidigung eines
"Deftleeaudganges beitragen. Es wird in Batterien in der kon⸗
faven Aufftelung vertheilt, und ein Theil in der Verlängerung
des Defilees fo aufgeftellt, daß ed wenigſtens eine Strede des⸗
felben mit Kugelfchüflen enftlirt.
Die fchweren Kaliber werden dergeſtalt placirt, daß fie
gegen die Punfte, wo der angreifende Feind feine Batterien
wahrfcheinlih auffahren dürfte, vortheilhaft wirken können; die
leichten Kaliber agiren vorzüglich gegen die Truppen des Fein⸗
des und müflen daher nach Befchaffenheit der Umſtaͤnde näher
an das Debomfchee herangerüdt werden, um Träftig und mit
Kartätſchen feuern zu fönnen.
Benügun Liegen Wälder, Häufer, Dörfer u. dgl. rüdwärte des
wäre ” Defileed, fo müffen diefe von einer hinlänglihen Truppenzahl
Terrains befegt werden, um
gegenſtaͤnde. 1. von bier aus den Feind gedeckt beſchießen zu koͤnnen,
2. um ihn, wenn er auch aus dem Defilee deboufcirt, Durch
eine kraftvolle Vertheidigung diefer Gegenftände im weitern Bors
rüden aufzuhalten, zu ermüden und zum Ruͤckzuge zu bewegen.
Bei Brüden und andern ähnlihen Kommunifationen von
geringerer Länge kann man oft von der hinter dem Defllee ge⸗
wählten. Aufftellung den Eingang desfelben beftreihen. Dieſes
ift von befonderem Nuten, wenn das diesfeitige Terrain domini⸗
rend iſt, und der eingehende Bogen des Flußes eine foncentrifche
Beſtreichung des jenfeitigen Terrains geftattet.
Defileever⸗
ng IV. Wenn Kavallerie allein ein Defilee zu vertheis
Kavallerie. bigen hat.
Sie wird Die Vertheidigung eines Deftlees beruht ausſchließlich auf
ee der Wirkung ded Feuergewehrs, daher ift die Kavallerie hiezu
vmendet, nicht geeignet. Sollte man ſich jedoch in dem Fall befinden, der
(Gräntt fich bei detafchirten fliegenden Korps fehr leicht eintreten Tann, mit
blos auf die bloßer Kavallerie an ein Defilee zu gelangen, deflen Uibergang
er beftritien werben fol, fo bleibt nichte anders übrig, ald entiveder
Ausganges.
195
fie abfigen zu Taflen und als Infanterie gu verwenden, ober ſich
auf die Vertheidigung bed Ausganges zu beichränfen, indem
man die Kavallerie in einer gewillen Entfernung hinter dem
Defilee, und wenn das Terrain es erlaubt, feitwärts desfelben
aufftellt, um ben heranrüdenden Feind ohne Verzug zurüdzumerfen.
Schließlich bemerlen wir, daß jeded blos befenfive Ver⸗
haͤltniß der Kavallerie nachtheilig fei, denn ihre Vertheidigung
befteht im Angriffe. Diefed muß befonders bei den Deftleed ®
wohl erwogen werden, und nie darf hier bie Kavallerie im
Vormarſche den erften Uibergang, im Retiriren hingegen nie Die
legte den Ruͤckzug machen.
Angriff
Die Natur der Defileed begünftigt ihre Vertheidigung; der Schwierigkeit
Angriff wird daher mit großem Verlufte verbunden fin, wenn des Angriffes.
er nicht zwedmäßig und mit Umficht geleitet wird, befonderg,
wenn bie vom Bertheibiger genommenen Stellungen gut gewählt
oder gar befeftigt find.
Man vermeide alfo bei einem Defilee nach Möglichkeit Uyerlan nr
jeden Angriff in der Fronte und tradıte vielmehr, ed durch Mas des Defilees.
növers frei zu machen, durch Lliberfall zu nehmen, den Feind zu
umgehen, feine Flanken zu bedrohen und ihn dadurch zum Rück⸗
zuge ans dem Deftlee zu zwingen.
Nur wenn man durch höhere Rüdfichten oder Befehle noth- N
wendig darauf befchränkt ift, und die Lliberlegenheit an Truppen
und bie Gewißheit. des Gelingens verichafft, unternehme man
eine Forcirung des Defilees felbfl. Bor allen hat man aber
wohl zu erwägen, ob. diefe unbedingt nothwendig fei, oder ob
man nicht auf eine andere, mit weniger DBerluft verbundene Art
in den Beſitz des Defileed gelangen könne. Richtige Kenntniß
der verfchiedenen allenfalld vorhandenen Kommunifationen und
der Lofalität des Deftiees felbft und feiner Umgebungen, fo wie
der Aufitellung des Keindes müſſen hierüber. enticheiden.
In Hinfiht der Umgehungen wird fich auf die Belehrung
bes $. 7 der achten Abtheilung berufen, und wir bejchränfen und
bier blos auf die Erflärungen, wie im Allgemeinen vor, in ober
yinter einem Deftlee genommene Stellungen anzugreifen find.
13*
196
Angriff einer I. Hat ver Feind ſich vor einem Deftlee aufgeſtellt, fo ers
ae fhüttere man denfelben in einem offenen Terrain durch ein wirfs
Sam angebrachte Gefchügfener und attaquire hierauf. mit dem
Bajonete oder der Kavallerie. Im foupirten Terrain ‚nähere
man ſich mit einer Tirailleurfette dem Feinde, beunruhige feine
Linien und bereite dadurch den Angriff der rückwärtigen Kolon⸗
nen vor. j Ä
Forirung Dieſe formiren ſich außer dem Ertrage des feindlichen
der Anger Feuers, und benützen im Vorrücken zu ihrer Deckung alle Bors
Koncentriſche theile des Terrains.
—— Der Zweck unſerer Angriffe iſt entweder die Erreichung
bed Defilee⸗Einganges, oder die Zurückdrängung des Feindes
gegen denſelben; alle unfere Bewegungen und Wirkungen erhal
ten alfo ihre Richtung gegen diefen Punkt, und werden eben
dadurch foncentrifc.
— Der Feind iſt größtentheild auf die Defenſtve beſchraͤnkt,
Bewegungen. darf im Allgemeinen feine Stellung nicht verändern, und muß
zur Sicherung der Flanken mit den Flügeln berfelben ftetd an
das Terrainhinderniß appuiet bleiben, wodurch wie in ımferen
Bewegungen zum Angriffe mehr Kreiheit erhaften.
Mittel Schnelle Erkennung des ſchwächſten Punktes in der feind-
zum Siege, lichen Stellung, zwedmäßige Formirung und Bertheilung der
Kolounen, Verbergung des wahren Angrifföpunttes durch Schein⸗
attaquen, richtige Aufftelung der Neferven und ein rafches Vor⸗
dringen im Augenblide der Eusicheivung führen auch hier zum
Siege.
Bei befeſtig⸗ Hat der Feind zur längern und fihern Behauptung bei
ten Defileed. Defilees eine Stellung vor demfelben, oder deffen Eingang durd
Berfchanzungen gededt, fo geichieht der Angriff derfelben nad
den Anweifungen des $. 11 dieſer und des S. 6 der folgenden
Abtheilung.
Verwendung Ein befondered Augenmerk verdient hiebei die Berwenbung
Nee der Artillerie; diefe befdießt die feindlihen Batterien, tödtet
und verwundet die Bedienungsmannichaft, demontirt die Geſchütze
und erleichtert fo den Sturm der Sinfanterie.
Angriffe Nimmt der Gegner eine Stellung vor dem Defilee, um
—8 — den Rückzug der Haupttruppe zu decken, ſo muß man ihn deſto
Feindes. heftiger angreifen und alles aufbieten, um die vor dem Eingange
aufgeftellte Truppe zurückzudrängen und dem retirirenden Gros
197
felöft auf den Leib zu kommen. Man beichäftige den Feind zu
diefem Zwecke längs der ganzen Linie feiner Aufitellung, trachte
aber mit Kraft jenen Punkt feines Centrums zu Durchbrechen,
der dem Deboufchee am nächiten liegt, um ben Gegner badurdı
zu einem fchnellen Rüdzuge zu bewegen, oder ihn von der Haupts
truppe zu trennen.
Um Meilter eines wichtigen Punktes zu werden, fahren die eh,
Geihüge fo auf, daß fle ihn Foncentrifch beſchießen fünnen, und
überlaffen, nachdem fie ihre größte Wirkung gegen denfelben
geäußert haben, feine eigentliche Eroberung der Linientruppe.
Iſt aber das Deftlee fo beichaffen, daB der Feind vom
jenfeitigen Rande zur Vertheidigung der diesſeits gewählten
Stellung, oder der hier angelegten Berichanzungen mitwirken
fann, dann ift ber Angriff um defto größeren Schwierigfeiten _
unterworfen, und muß daher entweder blos an jenen Punkten,
die von jenfeitö nicht beftrichen werben fünnen, oder erſt dann
erfolgen, wenn früher ebenfalld durch ein fräftiged Geſchützfeuer
die dafelbft befindlichen, feindlichen Batterien zum Schweigen ges
bradıt wurden.
Weicht der Feind unſeren Angriffen und verläßt er feine a
Stellung vor dem Deftlee, um fih dur dasſelbe zurüdzuziehen, Gentrums.
fo erneuere man um defto Iebhafter den Kampf, tradte den
Rückzug nach Möglichkeit zu ftören und das Gentrum feiner Aufs
ſtellung ganz zu fprengen, da dieſes ald die Arrieregarde zu bes
trachten ift, unter deren Schuße fein Ruͤckzug und dad Abfallen
ſeiner Abtheilungen von beiden Flügeln vor ſich geht.
Hat ſich der Gegner in das Defilee gezogen, fo ſuche man Nahe Berfols
bemfelben ſtets nahe am Leibe zu bleiben. Dadurch erreichen wir Hm
den Bortheil:
1. Daß er nicht hinlängliche Zeit hat, und Hinderniffe in
den Weg zu legen,
2. daß wir faft gleichzeitig mit ihm das ‚jenfeitige Debous
fhee erreichen, und dadurch die Vertheidigung desſelben durch die
zu diefem Zwede hinter dem Deftlee aufgeftellten Truppen ent:
weder ſchwächen, oder ganz verhindern.
Iſt ed möglih, in die Flanfe des fich zurüdziehenden a
Feindes zu wirken, fo muß diefer Vortheil mit Umſi cht benügt sanken.
werden.
198
Vorſicht gegen Ye Tebhafter aber die Verfolgung geſchieht, je öfter wir
Dinterhalte. die Arrieregarde des Feindes angreifen, defto mehr hüte man
fih durch zu rafched Vorbringen in einen Hinterhalt zu gerathen
oder zurücgeworfen zu werden.
Angrijf einer 11. Stellungen im Defilee fommen, wie bereits erwähnt
N wurde, hauptfächlic in Gebirgsthäfern vor. Wir befcränten
ung daher hier blos auf den Angriff diefer letzteren.
In Gebirgss Der Grundfas, baß man in einem Thale nicht vordringen
thaͤlern. konne, ohne im Beſitz der Höhen zu fein, von welchen es flans
firt wird, enticheidet über die Art des Angriffes einer folchen
Poſition, und über die Unmöglichkeit, Stellungen zu forciren, wenn
fie gehörig befegt umd ihre Flügel an unzugängliche Berge ges
ſtuüutzt find. |
Bemeifterung Wenn no überbied die auf den Einfaffungshöhen ftehen«
Fi geböten. den Poſten das Thal dominiren, fo Tann um fo weniger der
Angriff im Deftlee unternommen werden, bevor man ſich nicht
diefer Poften bemeiftert hat, und ſich dafelbft zu halten im
Stande ift. g
Angriff der Zu dieſem Ende werden die Pollen der ganzen Chaine
Pofendainz, allarmirt, damit Feiner dem andern zu Hilfe eilen Tönne, jene
aber mit dem größten Nachdrucke angegriffen, die entweder
1. durch ihre Lage den Zugang zu den andern fperren,
2. zum Appui der Flügel dienen, oder
3. anf einem Punkte ftehen, von welchem die andern übers
fehen oder in Flanke und Rüden genommen werben fünnen.
Durch Detas Solhe Añgriffe gefchehen durch Detafchements, welche ents
ſchements. weder dazu abgefcidt, oder aus den Truppen formirt find, bie
den Marfch einer jeden im Thale vorrüdenden Kolonne auf dem
Gebirge flanfiren.
Art ihres Ihre Stärke fowohl, ald die Art ihres Angriffes hängt von
FE der Natur des Terraind ab; meiftend muß die Truppe in Tis
iedes railleurs anfgelöft werben, wobei oft die Benügung eines noch
Vortheiles. ſo geringen Vortheiles, wie 3. B. die Beſetzung eines dominis
renden Felſens durch ein paar Schüßen oder eines verwahrloſten
Punktes, von welchem einige Männer dem Feinde in Rüden
feuern fönnen, enticheidend ift, ,
Bei „netpeil: Wenn der Feind fo vortheilhaft poſtirt ift, daß man ihm
Stelung ur mit Mühe und in geringer Zahl beifommen Tann, fo muß
des Feindes.
199
er durch mieberholte Angriffe fo lange ermübet werben, bid man
ihn endlich zum Weichen bringt.
In diefem Falle muß auch die Stärfe des Detafchements aaree
fo berechnet werben, daß die Angreifenden öfters ‚abgelöft und Detaite
friihe Truppen zur Erneuerung der Angriffe verwendet werben ments.
fönnen.
Hinter diefen in den Gebirgen angreifenden Detafchements Dreferven ins
folgen Neferven, die beftimmt find: r denſelben.
1. Die Verbindung mit dem Thale ſtets zu verſichern.
2. Im Unglücksfalle die vorpouſſirten Abtheilungen aufzu⸗
nehmen und ſich ſo lange zu behaupten, bis dieſe wieder geſam⸗
melt ſind.
Gelingt der Angriff auf einen feindlichen Poſten, ſo nimmt Benehmen
die Reſerve davon ſogleich Beſitz, und waͤhrend einige Abthei⸗ —EE— —
lungen den fliehenden Feind verfolgen, die andern aber ſich auf birgepoſtens.
die Flanken und Rücken der nebenſtehenden Poſten werfen, rüuͤckt
auch die Reſerve ganz oder nach Umſtaͤnden zum Theile vor, um
Diefed Manöver zu decken.
Kann man Gemwäflerurfprünge und <haleingänge gewinnen,
welche rüdwärts der feindlichen Poften in das Hauptthal felbit
führen, fo werden diefe legtern zum übereilten Ruͤckzuge gezwuns
gen, und fönnen oft ganz abgefchnitten werden. Auf diefe Art
wird fortgefahren, bis die ganze Chaine der feindlichen Poften
verjagt und bie Anhöhen, die das Thal einfchließen, gewonnen
find, von welhen fodann die Linie des Feinded mit dem lebhaf⸗
teften Feuer beunruhiget werden muß.
Die Haupttruppe im Thale hat fich indeflen nur begnügt, Benehmen
den Feind zu beobachten, ihn durch Kanonaden, Scheinbemweguns te
gen, Borfendung von Tirailleurs u. f. w zu befchäftigen, und Thale wäh
ihn von Detafchirungen ind Gebirge abzuhalten. ee vu
Sobald man aber Meifter vom Gebirge ift, und ohne Ges maddden.
Nach erruns
fahr ſich über die das Defilee zunäaͤchſt einfchließenden "Höhen genen Höhen.
ausdehnen kann, jo müflen fogleic auf den naͤchſten Steigen
nad; Möglichkeit ded Terrains zahlreihe Abtheilungen dahin
detaſchirt werden, um
1. die Wirkung des Flankenfeuers zu vermehren,
2. laͤngs dieſen Anhöhen dem Gegner in den Rücken
zu kommen,
200
3: mr mit Detaſchements durch Steige, Niffe, Thaͤler
u. ſ. w. in feine Flanken herunter zu ſtuͤrzen.
Je länger der Feind in feiner Stellung. verweilt, fobald
einmal die entfcheideriden Poften im Bebirge verloren ſind, deſto
gefährlicher noird fein Ruückzug, weil er nicht anders ald unter
dem Feuer und unter befländiger Begleitung der Truppe geſche⸗
ben kann, weldhe vie Anhöhe gekrönt hat, und weil ihm dan
Bei Blößen
der Stellung
nes Feindes
im Thale.
Defilees in
koupirten
Gegenden.
Angriff der
Stellungen
hinter einem
Defilee.
ſelbſt die Stärfe feiner Poſition:vor: einem Ungriffe im der Fronte
nicht- Thüigt/ "den fein Gegner, wenn es andy nur in ber Abſicht
ihn aufjuhakten wäre, ganz fiher umterneinmen wird ·
Gibt jebodı die Stellung des Feindes auch im Thale Bld⸗
9 Ben, oder fcheint fein Entfchluß zur Bertheidigung ſchwankend, ſo
mi er auch bier ſobald die Anhöhen auf Bert Flanken erreict
ſind, raſch angegriffen werden, wodurch er bann einem doppelten
Verluſt erleiden wird.
Nach den naͤmlichen Grundſaͤtzen, wie bie Gebirgothaͤler,
werden auch die durch die Natur des Terrains in koupirten Ge⸗
genden gebildeten Defilees mit zugänglichen Flanken angegriffen.
Auch hier beginnt die Unternehmung durch Vertreibung derjenigen
Seitenpoften, die am Teikteften zu forciten find, oder anf die
Standhaftigfeit der Haupttruppen den michtigften Einfluß haben,
und endet durch den Angriff auf das Defilee ſelbſt.
III. Stellungen hinter einem Defilee werden in eingebo—
gener Form "genommen, haben, wie ſchon oben berührt wurde,
viele Vortheile, und find eben darum die fehmwierigffen im An
griffe. Sie befchränfen fih auf die Bertheidigung eines einzigen
Punktes, und die Wirfung der ganzen Stellung wird auf den
felben gerichtet. — Diefer Punkt ift der Ausgang des Defileed; —
wir find genöthigt, im Deboufchiren denfelben zu durchſchreiten,
und werden daher in diefem Augenblicke vom Feuer ded ganzen
Bogen empfangen werden. Am vortheilhafteiten ift es daher,
wenn man entweder folhe Stellungen zu umgehen, ober in der
Verlängerung ihrer beiden Enden anzugreifen vermag. — IM
jedoch das Deftlee fo befchaffen, daß es entweder ganz ober zum
Theile aus der rüdwärtigen Stellung beftrichen werden kann, fo
ift der Angriff um deſto fchmerer.
Die Länge folder Deftleed ift entweder größer, als bet
Ertrag des Gefchüges und der Musquete; fo, daß das Feuer
201
ber diesſeitigen Truppe die jenſeidigen nid erreichen .fanıı, uber
das Defilee felbft liegt ganz unter dem gegemjeitigen Feuer.
Sm erften Falle ift ein folches Deftlee nicht zu forcizen, Umgehung
weil Die Wirkung des. Foncentrifchen Feuers von der jenfeits auf- "hhr langer
marfhirten Truppe gegen die mit einer viel geringern Breite Defilees.
durchmarſchirende Kolonne zu ſtark ift, und diefe gang -vernichten
würde, bevor fie gu ihrem Zwecke gelangen und dem Feinde
einen verhaͤltnißmaäßigen Schaden zufügen könnte. - Deugleichen
Defilees wmüflen entweder durch Manüver frei gemacht ober
durch einen Liberfall genommen werden,
Im gweijiten Kalle it auch die Forcirung eines ganz. unter fear
dem Gewehr- oder Gefhüßertrage liegenden, gut befegten.. Defi⸗ en ln
lees immer mit großem Berlufte verfmüpft, und darf daher nur dem Feuer der
dann -unternommen werden, wenn ber Zwed, auf feine andere —*
Art zu erreichen oder der gu erwartende Vortheil überwiegend iſt. Defilees.
Der erfte Ayfmarfch zu diefer Unternehmung gefchieht bei .
der Annäherung gegen das vorliegende Deftlee außer. dem Ers
trage des feindlihen Feuers. Die Truppen und das Geſchütz
werden fo poftirt, daß fie am heftigften und wirffamften auf die
feindliche ‚Stellung, und vorzüglih auf jenen Theil "derfelben
wirfen Tonnen, der fih vor dem Deboufchee befindet. Hiezu
müffen alle Vortheile ded Terrains forgfältig benügt, Abfälle
von Anhöhen, wo die Infanterie, wie z. B. in Stalien fehr oft
teraffenartig in mehreren Linien hintereinander ftehen und feuern
Tann, ſchnell befegt, Punkte, von welchen das Geſchütz einen
Theil der feindlichen Fronte zu enftliren im Stande ift, richtig
gefaßt, und wo die Flanken des Deftleed für einzelne Männer
zugänglich find, ohne Dadurch das Feuer and der Linie zu mas⸗
quiren, Tirailleurs entſendet werden. |
Die Zerftörnng der feindlichen Batterien und die Bertreis Vorbereitens
bung der Truppen aus ihrer vortheilhaften Stellung durd ein des deuer.
heftige Kugels und Kartätfchenfeuer, müflen dem Durchmarſche
durch das Defilee vorausgehen; denn nur, wenn der Feind auf
diefe Art geſchwächt wurde, wirb ed und möglid werben, dag
Deboufchiren zu bemerkftelligen und und jenfeits feftzufegen. —
Die Neferve bleibt indeffen ruͤckwaͤrts, vor dem feindlichen Feuer
gedeckt, in Kolonne ftehen.
Hat der Gegner gelitten, tft er erfchüttert und fein Geſchub Paſſirung des
wenigſtens zum Theile demontirt, dann dringt dieſe Kolonne in Defilees ſelbſt.
s
— — — — =.
das Deſilee, und rückt, ohne zu feuern, fo fchnell als möglich im
größeren Abtheilungen gefchloffen, jedoch mit Intervallen, durch
dasſelbe.
Aufmarſch Iſt nunmehr auch die feindliche Truppe, die hinter dem
Debufge ⸗ Deſilee das jenfeitige Debouſchee beſetzt hatte, geworfen, fo wird
zunaͤchſt vor demſelben aufmarſchirt; die Flügel lehnen ſich an
die Hinderniſſe, die das Deftlee bilden, und die ganze Linie, welche
am Eingange desſelben aufmarfchirt war, folgt in Kolonne nad.
Nach Map, ald diefe aus dem Deftlee deboufcirt, ruͤckt die
zuerft übergegangene Truppe vor; bie nachfolgende aber formirt
ſich rechts und links, und füllt dadurch die Intervallen aus,
welche durch dad Vorgehen der erfteren zwilchen ihren Flügeln
und ihren Stüßpnnften entftehen. Dadurch wird das Deboufchee
immer durch eine gefchloflene, gut appuirte Linie gededt, und man
kann die nachrüädende Haupttruppe nad Umfänden zur Berflärs
- tung des Gentrumd oder der Klügel verwenden.
Verwendung Das Gefhüg wird dabei zurücdgelaflen; es muß aber ftets
des Geſchutes. Keine Poſition dergeftalt verändern, daß ed nadı Maß, ald die
übergegangene Xruppe Terrain gewinnt, und es die Ausficht
diesſeits erlaubt, ihre Flanken durch fein Feuer ftetd zu deden
fuche, und den Feind, fo lange er erreichbar iſt, Tebhaft beſchieße.
Meferven dies⸗ Ebenfo muß auch eine Referve von Infanterie für den Fall
feits de6 eines Unglücks, und die ganze Kavallerie an dem diesfeitigen
Eingange des Deftleed fo lange aufgeftellt bleiben, bis der Befit
besfelben gefichert errungen ift.
Wegnahme Hat der Feind zur größern Haltbarkeit ſeiner Stellung vor
vr eilhafter dem Ausgange des Debouſchees Häufer, Dörfer, Wälder befegt
nad dem und zur Vertheidigung eingerichtet, fo fchreite man gleich nach
Debouſchiren. vollführtem Aufmarfche aus dem Deftlee zum Angriffe derfelben,
um dadurch den Gegner des DVortheiled zu berauben, und aus
diefen Punkten gededt beſchießen und unfere ferneren Beweguns
gen flören gu koͤnnen.
Paffirung Endlich müflen wir noch den Fall erwähnen, wo mau in
eo Gegenwart oder Nähe des Feinde ein von ihm noch nicht bes
nicht befebten ſetztes Defllee zu yaflıren hat. Dieſes erheifcht nicht weniger
in —2 „„ Vorſicht, als vorſtehender Maßen bei der Forcirung eines von
oder in der demſelben bereits beſetzten Deſilees angegeben wurde, weil man
—* — Gefahr laͤuft, in ber nachtheiligſten aller Ordnungen, nämlich
203
während des Marſches einer durch das Terrain eingeengten
Kolonne angegriffen zu werben.
Wenn unter folden Verhältniffen die Avantgarde an ein
unausweichliches Deftlee. gelangt, fo rüden die Flanqueurs durch
basfelbe, bilden vor dem Audgange eine Chaine, und ſchicken
Patrouillen zur Rekognoscirung des Feindes aus. Die erfte Abs
theilung der Avantgarde folgt ihnen nach und poftirt fich gerade
vor das Deboufcee, die übrigen fuchen rüdwärts auf beiden
Seiten des Finganged eine folde Stellung zu nehmen, and
welcher fie das Deftlee mit ihrem Feuer beftreihen fönnen.
Sollten die Flanken des Defilees für einzelne Männer
zugänglich fein, fo mäflen fle von den Seitentruppen der Avant
garde durchſucht und mit Tirailleurs befegt werben.
Wenn endlich die Hauptkolonne herankommt, fo rüdt auch
der Reſt der Avantgarde durch das Deftlee, und ftellt fich. obs
erwähntermaßen vor bemfelben auf, um das Debonfchiren der
folgenden Truppen zu beden.
Vertheidigung und Angriff eines Flußes, Hanals
oder Fleinen Waſſers. |
Bertheidigung
eg Bewaſſerver⸗
Jedes Terrainhinderniß, welches die Annäherung des Keind theidigung im
erfchwert, erhöht bie Vertheidigungsfähigfeit einer hinter dem⸗ Allgemeinen.
felben genommenen Aufftelung. In diefer Beziehung "bilden alfo
Gewäſſer, nah Maß ihrer Bedeutenheit, fomohl für größere als
fleinere XTruppenabtheilungen ftarfe und zuverfichtliche Vertheidi⸗
gungsmittel, weshalb bei denfelben häufig Gefechte und Schlachten
geliefert wurden.
Befonders find Ströme und größere Fluͤſſe in ber Krieges Oöbere ai:
führung von hoher Wichtigfeit, da fie den Feind nöthigen, ent de Ströme
weder vorhandene, von und in Vertheidigungsftand gefegte Liber, und_größeren
gänge zu forciren, oder fih unter dem euer unferer jenfeitigen
Aufftellung erft neue Kommunikationen zu errichten.
" Laufen mehrere derfelben in einer faſt parallelen Richtung
Durch einen Kriegsſchauplatz, fo daß fie die Operationslinie quer
=
Zweck der
Vertheidi⸗
gung.
Nöthige Ter⸗
rainkenntniß.
204
durchſchneiden, fo entfliehen dadurch eben fo: viele taktifche Ver-
theidigungsabfchnitte, wie diefes 3. D der Fol in dem nördlichen
Ftalien .ift, wo in jedem Kriege häufige Flußvertheidigungen
vorfamen, die, wenn auch nicht alle von gleicher Wichtigfeit,
dennoch den Nüdzug einer Truppe begünftigten und gegeniheitig
im Vorrücken bedeutend. hinberten.
Gewäfler. werden im Allgemeinen verteidigt:
1. Um den Feind augenblidiic. aufzuhalten: und dadurch
‚Zeit zu gewinnen, ſich ungehindert zurückziehen zu fünnen.
2. Um «ine hinter ihnen ‚genommene Aufftelung zu deden,
wie dieſes befonderd bei größeren Flüffen und Strömen der Fall
iſt, wo es ſich darum handelt, dem Gegner durd alle möglichen
Mittel den Uibergang längere Zeit zu vermehren, und dadurch
feine -vffenfiven Operationen gegen und zu hemmen.
. Die Anordnungen zu ſolchen Bertheidigungen gehören zu dent
wichtigſten Gegenftänden der Kriegskunſt; allein die in diefem S.
vorkommenden Erklärungen beziehen fi nicht nur auf den Angriff
und die Bertheidigung der Flüffe und Ströme durch größere
Streitkräfte, fondern auch nach Beichaffenheit der Umftände auf
jene der weniger bedeutenden Gewäffer durch Fleinere Truppen⸗
abtheilungen, und enthalten zugleich detaillirte Borfchriften für
die Kommandanten der verfchiedenen, längd bed Flußed andges
ftelten Poften, Piquete nnd Reſerven.
Bor allen ift ed nöthig, in voller Terrainfenntniß des zu
vertheidigenden Flußes zu fein. Hiebei it zu berücfichtigen:
1. Die Beſchaffenheit desfelben in Hinſicht feiner Ufer, ob
fie dominirend oder eingefehen, flach ober fteil, fumpfig oder mit
Kulturgegehftänden bewachſen find.
: 2%, Die Stärke des Falles, die Breite und Tiefe des Flußes
an verfätiedenen Stellen.
3. Die Befchaffenheit feined Grundes, ob er lehmig, fteinig
oder fandig ift.
4. Die vorhandenen Krümmungen und Infeln, und in wie
ferne fie die Abſichten des Feindes begünftigen.
5. Alle verfchiedenen Kommunifationen, ald Brüden, Stege,
Furthen und feichte Stellen.
6. Die. Richtung aller Straßen und Wege, die über oder
durch diefelden von einem Ufer zum andern führen, und in wie
ferne fie fih für die Operationen bed Feinded eignen.
205
7. Die Refchaffenheit der den beihen Uſern des Fluid
zunächft liegenden Zerrainßreden auf wenigſtens eine; halbe
Meile, und ob fich bier für und oder ben Feind vortheilhafte
Stellungen befinden.
Aus dieſer detaillirten Terrainkenntniß kann man erſt jene
Punkte erkennen, wo ihrer Natur nach, der Uibergang des Fein⸗
des begünſtigt, und diefer ihn Daher wahrſcheiulich unternehmen
wird. | |
Sole Punkte find:
‚1. Ale gegen den Feind zu eingebogene Flußkrümmungen,
weil dieſe das Mittel darbieten, vom jenſeitigen Ufer den
zwiſchen der Sehne und dem Bogen liegenden Abſchnitt kon⸗
centrifch zu befchießen, die dafelbft aufgeftellten Truppen
Günftige
Uibergangss
punkte
des Feindes.
1
zu vertreiben und dadurch freien Raum zum Uibergange zu *
gewinnen.
Bei ſolchen Krümmungen iſt zugleich gewöhnlich die größte
Stärke und Tiefe des Wafferzuges am äußerſten Rande des
Bogen, fo daß der Feind feine Brüde um defto leichter
und fchneller errichten wird, je näher er unferem Ufer fommt.
2. Sene Stellen, wo das feindliche Ufer das Diesfeitige Dos
minirt, und von wo feine Gejchüge und daher mit Vor⸗
theil beftreichen fünnen.
3. Nebenflüffe, die jenfeitd in den Hauptſtrom münden, und
in welchen der Feind feine Schiffe und Pontons fammeln,
fo wie die übrigen Vorbereitungen zum Brüdenfchlage ges
deckt treffen kann.
A. Inſeln, da ſolche theils die erwähnten Vorbereitungen vers
bergen, theild die Länge der zu Schlagendeu Brücke verkürzen,
Kennt man: alle diefe, den llibergang des Feindes begüns
fligenden Punkte, fo if nıan im Stande, richtige Maßregeln zur
Bertheidigung des Flußes zu ergreifen, dadurch jeded Vorhaben
des Gegners fchnell zu entveden und feine Abficht zu vereiteln.
Um dieſes zu erzielen, werden:
I. Alle vorhandenen Kommunikationen entweder reſtört
oder ungangbar gemacht, ober. durch Berihanzuugen jo gedeckt,
daß man fie gegen die Angriffe des Feindes zu behaupten: ver-
mag. Im Hinfiht der Brüden, fie mögen von Holz oder Stein
fein, beziehen wir und auf den folgenden $. diefer Abtheifung,
der fich ausſchließlich mit der Vertheidigung und dem Angriffe
Maßregeln
zur Verkthei⸗
digung.
I. Beſetzung
oder Zerſtö⸗
rung der
Kommunika⸗
tionen.
Furthen.
derſelben beſchaͤftigt, und alle Mittel angibt, um ihre Behaup⸗
tung zu fihern oder ihre Zerftörung vorzubereiten.
Die in der zu vertheidigenden Flußſtrecke allenfalls vors
bandenen Furthen müffen mit Achtfamfeit unterſucht werden,
wobei vorzüglich ihre Breite, Waſſertiefe und die Befchaffenheit
. Ihres Grundes zu berüdfichtigen kommt. Sie werben entweder
durdigraben oder mittelft Einſenkung von Balken, Steinen, Eggen,
Fußangeln u. dgl. ungangbar gemacht. Damit aber der Feind
dieſe Hinderniffe nicht wieder ohne Naditheil auf die Seite
IL. Berfides
rung aller
vorhandenen
Uidergangs»
mittel.
IL Beobach⸗
tung Der
Hlufftrede,
Borpoften-
Bette.
Unterftüguns
en und
eferven.
fhaffen Fonne, werden diesſeits der Furthen Schanzen angelegt,
welche fle beftreichen und dem Feinde den llibergang verwehren.
IL Ale Schiffe, Kähne und Klöffe werben von fo weit
ald möglich zufammengeholt, an einem fchidllichen Plate des
diesfeitigen Ufers, wie 3. B. in einer Bucht, hinter einer Inſel
u. dgl. gebracht und unter Wache geftelt, damit der Feind nichts
vorfinde, was er zur Uiberfchiffung feiner Mannſchaft, oder zur
Errichtung neuer Kommunilationen anwenden koͤnne, wir jedoch
diefelben zu fernerem Gebrauche behalten.
Da aber der Feind zur Erreichung feiner Abficht fich nicht
auf die Korcirung einer beftehenden, von und in Bertheidigunges
ftand geſetzten Brücke befchränten, fondern gewöhnlich felbit bins
laͤngliche Mittel haben wird, um fih auf einem andern Punkte
neue Kommunikationen zu errichten, fo ift ed bei der Vertheidi⸗
gung eined Flußes nicht genug, die vorhandenen Brüden und
Furthen zu befegen, fondern man muß aud
III. die Angrifföfronte des Flußes fortwährend beobachten.
Dieſes gefchieht nach folgenden Grundregeln:
a. Die zu vertheidigende Linie wird mit einer Vorpoſtenkette
befegt, deren Bildung von der Beichaffenheit ded Terrains
und der Stärfe der hiezu verwendbaren Truppe abhängt.
Gewöhnlich werden die aͤußerſten Wachen längs dem Rande
des Flußes, und zwar ftetd fo ausgeftellt, daß fie die jen⸗
feitige Gegend zu überbliden und jede Annäherung des
Feindes ſchnell zu entdecken im Stande find.
b. Hinter den Außerften Poften ftehen an ſchicklichen Punkten,
und befonders an den gegen das Ufer führenden Straflen
verhäftnigmäßige Unterflügungen und Referven, um dadurch
ber ganzen Kette mehr Feſtigkeit zu geben.
e.
R
207
c. Die Waffengattungen der zur Bildung ber Kette verwen⸗ Baffengats
beten Truppen werden durch die Befchaffenheit des Terrains MIR
beftimmt, und nad, der Berfchiedenheit desſelben beſtehen
fowohl die aͤußerſten, ald die rüdmärtigen größeren Poften
bald aus Snfanterie, bald aus Kavallerie, bald aus beiden
Waffen zugleich.
. Die Stärke der verſſhiedenen Poften, fo wie die Entfernung Schwäder
derfelben von einander hängt theild von dem mehr oder —ã
minder durchſchnittenen Terrain, beſonders aber von der Gtreden.
Wichtigkeit der verſchiedenen Flußſtellen ab. — Diejenigen
Streden, die durch die Befchaffenheit ihrer Ufer, oder aus
andern Urfahen den llibergang des Feinded nicht begünftis
gen oder demfelben gar nachtheilig find, wo er ihn daher
nicht unternehmen wird, werden ſchwaächer, — jene Punkte
aber, melde durch ihre Lage oder Eigenheiten bdenfelben
begünftigen, mithin die bedrohteften der ganzen Linie find,
ſtark und mit gefchloflenen Abtheilungen befeßt, durch Ver⸗
fchanzungen gededt und zu einer hartnädigen Vertheidigung
vorbereitet.
Sind die zur Bewahung des Ufers auögeftellten Poſten Patrouillen.
aud Mangel an Truppen zu weit auseinander, oder das
Terrain zu durchſchnitten, fo find längs des Flußes fortwaͤh⸗
rend Patrouillen auszufenden, um baburch die Verbindung
der Kette zu erhalten und die dazwiſchen liegende Uferſtrecke
zur beobachten; überhaupt darf man feinen bem Uibergange
noch fo nachtheiligen Punkt gänzlich vernacläfligen, da der
Gegner diefen Umftand, befonders bei kleineren Flüſſen, oft
mit vielem Bortheile benügen fünute.
. Bevor der Feind noch das jenfeitige fer erreicht, werden Avifopoften
daſelbſt einige Poften unterhalten, die häufige und weitere ienſeits.
Patrouillen ausſchicken, um die Annäherung desfelben fchnell
zu entbeden; bei deflen Borrüfung aber fih unverweilt
über den Fluß zurüdziehen, wozu einige Fahrzeuge ihnen
überlaffen bleiben.
: Snfeln, befonderd wenn fie bewacien, und bei größeren Belebung
Fluͤſſen diesfeitd des Hauptſtromes find, werben in unfere der Inſeln.
Auffiellung gezogen und noͤthigen Falls durch Fünftliche
Mittel verfiärkt, um dem Feinde dadurd den Bortheil ihres
Beſitzes zu entziehen. — Die dafelbft aufgeftellten Truppen
208
erhalten ihre: Verbindung. mit bem: diesſeitigen Ufer eutweder
dur Brüden ober nrittelft eigend hiezu beftinntten: Schiffen.
Der Dörfer .h. Dörfer und Walder, Die entweder unmittelbar am diesſei⸗
und Waͤlder. tigen Ufer oder nahe an demfelben liegen, werden verhälts
nißmäßig bejegt, wenn fie ſich aber an Brüden und Furthen,
oder an Stellen befinden, die den Uibergang begünftigen,
oder wenn durch diefelben Dauptftraffen führen, fo find fie
wichtige. Punkte, bie befonderd bei dem Entſchluße, den
+ Midergang des Feindes am Ufer hartnädig zu vermehren,
nad. der Erklärung des $. 3 und 4 diefer Abtheilung zur
möoͤglichſten Vertheidigung vorbereitet und durch Verhaue
und Verſchanzungen gedeckt werden müſſen.
—E i. Den zur Bewachung des Ufers beſtimmten Truppen werden
be leichte Geſchütze zugetheilt, deren richtige Placirung gegen
die für den Feind vortheilhafteſten Uibergangspunkte einen
bedeutenden Einfluß auf Die Bertheidigung Des ganzen Flußes
"om Man verwendet fie daher: Ä .
. Bei der Vertheidigung ber Brüden,, ſowehl in jenſei⸗
tigen Brückenköpfen, als in Batterien am diesſeitigen
Ufer.
2. Zur Beſtreichung der Furthen und ſeichten Stellen.
3. Bei Vertheidigung derjenigen Flußſtrecen, die den
Uibergang des Feindes begünſtigen.
4. Auf diebſeitigen dominirenden Höhen.
5. Bel der Vertheibigung haltbarer oder wichtiger Punfte,
wie 3. B. Dörfer, Wälder, Inſeln u. dgl.
Saangen und k. Um über die Gcfchäge gegen die Wirkungen des feindlichen
Feuerd zu deden, werden für fie Batterien oder Schanzen
erbaut, wodurd zugleich die wichtigſten oder bedrohteſten
Punkte des Fußes eine größere Haltbarfeit befommen, Sie
werden nad der Geftalt des Terraind. tracirt, befiehen bald
and offenen Batterien, bald and geſchloſſenen oder rückwärts
tambourirten abgeſonderten Werken, — uud. müflen übris
gend im Stande fein, ſowohl den Fluß, ald hauptſächlich
den Ort, we der Feind den llibergang unternehmen Eünnte,
mit Vortheil zu beitreichen und fich fo lauge zu halten, big
die Reſerven aurüden, um die Abficten des Feindes zu
vereiteln und ihm den Vibergang zu verwehren. Man legt
diefe Schanzen. bald näher, bald entfernter vom Ufer an,
209
md fichert fie fo. viel ald möglich gegen die Gewalt des
Waſſers bei allenfalld fich ereignendem Anfchwellen und Aus⸗
treten des Flußes.
Bei denjenigen, die man auf dominirenden Punkten nahe Einſchneiden
am Ufer errichtet, kann man das ſogenannte Einſchneiden derſelben.
mit Vortheil anwenden, wodurch die Deckung der Batterien
um deſto ſchneller erzielt wird, — An Stellen, wo ſich
Dämme an dem Fluße befinden, bediene man ſich derſelben
gleich einer Bruſtwehr, und ſchneide für das beihabende Ge⸗
ſchütz Schußſcharten ein, oder baue Plattformen an.
Bei Krümmungen, die gegen den Feind einen eingehenden Verſchanzte
Bogen bilden, ift ed oft wicht rathfamı, Schangen nahe am Abſchnitte.
Ufer anzulegen, beſonders wenn das jenſeitige dominirend
ſt, da der Feind die Linien derſelben zu enfiliren oder
yurch ein koncentriſches Feuer leicht zu zerſtören im Stande
ein wird. An folhen Punkten ift ed daher befler, dag
Ifer blos durch kleine Poften zu bewachen, die Sehne des
Bogend aber mit Benügung jedes vortheilhaften Terrains
‚egenftanded zweckmäßig zu verſchanzen. Hiebei trachte man
in beiden Enden der Sehne Punkte zu gewinnen, von wo
us man den äußern Bogen der Krümmung wenigſtens zum
Theile enftliren kann.
Uiber die näheren Detaild der an den verfchiedenen Fluß⸗ Brücenköpfe,
ellen anzulegenden Werke, fo wie über Brückenköpfe bezies
sn wir und auf den $. 7 und 11 dieſer Abtheilung.
[V. Die zur Bewachung des Flußes längs dedfelben ges IV. Central,
Kette, fammt ihren rüdmwärtigen -Unterftügungen und ungen der
en, ift jedoch für fich zu ſchwach, um den Feind zurüczus aupttruppe.
‚ wenn er auf einem Punkte mit überlegener Truppenzahl
bergang erzwingen wollte. — Ihr Zweck ift bloß, deufels
beobachten und ihn im Falle eines Angriffe fo lange
Iten, bi6 dad Gros der zur Vertheidigung ded Fußes
ten Truppe heraneilet, um dem Feinde den Uib Mang
sehren. Dieſes Gros nimmt alſo feine Stellung auf einem
hreren Gentralpunften, die in hinlänglicher Entfernumg vom
gen, um ſich nicht der Gefahr des Uiberfalles auszuſetzen,
füch zugleich mehrere Straflen vereinigen, und den Vortheil
eien Bewegung nad allen Richtungen gewähren.
14
v
Hauptgrund:
faß bei Bes
fekung eines
Flußes.
Schwierigkeit
der Vertheidi⸗
gung längerer
Slußftreden.
‚ Uiberwies
aende Bor:
theile des
Feindes bei
felben.
210
m mE
%
Pie darf man jeboch feine Kräfte zu ſehr zerftreuen, und
die Haupttruppe in kleine, auf verfciedenen Punkten aufgeftellte
Korps zertheilen, um villeiht dadurd eine gleihfürmige Unter-
ſtützung der ganzen Flußſtrecke erzwecken zu wollen. Diejed wäre
äußerit gefährlich und nachtheilig, denn gelänge ed dem Feinde,
mit feiner Hauptfraft auf einem Punfte überzufegen, jo würde er
dann fchnell vordringen, unfere Aufftellungelinie durchbrechen und
die ihm entgegenftehenden, überall zu ſchwachen Truppenförper
zurüdwerfen, bevor die übrigen heraneilen und fi vereinigen
fünnten.
Der Hauptgrundfag für die Belegung eined Flußes ift
alfo: das Ufer blos zu bewachen, bie vorhandenen Uibergangs⸗
punfte durch ftarfe Reſerven zu deden, die Mafle feiner Kraft
aber zu foncentriren, und die Haupttruppe nadı Maß der Be-
deutenheit der Flüffe und der Länge der zu vertheidigenden
Linie — in ein oder zwei Aufftellungen vereint zu behalten, um
im Falle eined Angriffed, wenn bie Abficht des Feindes errathen
und der wahre lliberganspunft erfannt ift, diefen dann mit
ganzer Kraft vertheidigen zu Fönnen.
Se länger die den feindlichen Angriffen ausgeſetzte Fluß⸗
ftrecfe ift, defto ſchwerer ift ihre Vertheidigung, theild weil fi
in derfelben mehrere den Uibergang begünftigende Punfte befinden,
theild weil ed, wie oben berührt worden, unmöglicd, oder Doch
äußerft gefährlich wäre, längs der ganzen viele Meilen langen
Angriffefronte eine ununterbrochene Vorpoftenkette fammt den
nöthigen Unterſtützungen und Reſerven derfelben zu bilten, —
eine bedeutende Truppenzahl auf fo weite Streden zu vertheilen,
und Dadurch Die Haupttruppe empfindlich und ohne entfcheidenden
Nugen zu ſchwächen.
Der Feind dagegen genießt die Bortheile:
1. Sich auf dem jenfeitigen Ufer frei bewegen und fans
meln zu fünnen, um dann mit vereinter Kraft an einem Punkte
durchzubreden.
2. Einen größern Raum zu Scheinmanöverd zu befigen,
durch die ed ihm gelingen fann, unfere Aufmerkfamfeit zu theilen
und vom wahren llibergangspunfte abzuleiten.
3. Durch forcirte Märfche einen von und gar nidt oder
nur ſchwach befetten, entfernten Punft zu erreichen, dafelbft den
211
ergang zu vollfuͤhren und von da in die Flanke unferer Auf⸗
ung zu wirken.
Bei der Bertheidigung einer längern Flußſtrecke ift ed daher Erkennung
rſeits nöthig, die ferneren Abfichten des Feindes und die ration
rationslinie feiner Offenfive zu erkennen und daraus zu finie,
Ben, auf welchem Punkte er wahrfcheinfich übergehen und
ringen werde, um diefen dann auc vorzugsmeile zu bewachen.
Die Aufftelung unferer eigenen Hauptkraft aber muß Aufftelung
rerfeitd auf jener Linie vereinigt werden, welche unfere eigene, Hauntteunpe,
ſte Rückzugslinie deckt. — Sehr oft fällt dieſe mit der Offenſiv⸗
ıtiondlinie des Feindes zufammen, dann hat unfere Aufs
ng die gediegenfte ftrategifche Stärfe, — oft aber ift fie
jeden von letterer. In diefem Kalle darf fih ein Fluger
penfommandant nicht irre machen laflen, und ſich von feiner
ugelinie wegbemwegen, fondern er beobachte ruhig die Ents
ıng der Operationen ded Feindes, und wende fi erſt dann
einer Hauptkraft dahin, wo der Gegner durchzubrechen vers
weil man fo ftetd zwifchen dem lekteren und der eigenen
ugslinie ftehen und felbe decken wird.
Um aber dem Feinde, wenn er an den übrigen, von unfes Fliegende
auptfraft entfernten Uibergangspunkten einen Verſuch wagen Äbelnentiiben:
dennoch entgegen zu wirken, und die daſelbſt aufgeftellte gangspunften.
ye zu unterftügen, werden fliegende Korps gegen Die vers
nen bedrohten Stellen detaſchirt. Dieſe müffen eine folhe
yenftärfe befigen, daß fie ſchwache Angriffe zurücdwerfen, Ihre Stärke
venn der Gegner mit größerer Kraft durchdringen wollte,
venigftend fo lange aufzuhalten im Stande find, bis bie
truppe anlangt. Se weiter fie alfo von diefer leßtern ents
verden, defto ftärfer müffen fie fein, und vorzüglich eine
gliche Anzahl Geſchütz bei fich haben, um dem Feinde durch
euer derfelben den Uibergang zu verwehren.
nat ein ſolches Korps blos einen Punft zu decken, fo ſtellt und Aufs
felben gegenüber auf; wenn ed aber zur Bewachung von tellung.
Jer drei llibergangspunften detafchirt wurde, fo nimmt ee
1 Denfelben eine Gentralftellung und eilet von hier mit größter
igfeit jenem Punkte zu Hilfe, melden der Feind angreift.
Tdachdem bereits die Grundregeln über die Beſetzung dee
ınd der Aufftellung der Hauptreſerven angegeben wurden,
ı wir nun zu den Detail der Vertheidigung felbft.
Ä 14*
214
unſere etwa vorhandenen Ecanzen gegen feine Angriffe mit
größter Thätigfeit und Aufopferung bie auf das Aeußerſte vers
theidigt, während Die angelangten Truppen ſich in mehrere An-
grifföfolonnen formiren, und in Eoncentrifcher Richtung gegen den
Uibergangepunft des Feindes losſtürzen.
8. Dieſer Angriff muß geſchehen, bevor noch der Gegner
mit allen feinen Truppen an das diesſeitige Ufer gekommen iſt,
um ihn in einem Augenblide zu fchlagen, in welchem feine
Kräfte getheilt find. Bor allem aber tradhte man, demfelben
das Auswerfen von Gräben, die Anlegung von Schanzen und
überhaupt alle Mittel zu vermehren, die er zur Dedung feines
Debouſchirens anwenden fönnte.
9. Gelingt ed dem Gegner unfere Gefchüge zu demontiren,
die Schanzen zu erobern, und durd die Lliberlegenheit feiner
Kräfte den Llibergang zu vollführen, fo erneuert man den Ans
griff oder bezieht mit Benügung jedes vortheilhaften Terrainge⸗
genftandes eine rüdmwärtige Stellung, aus der man im Stande
it, die Entwidlung des Feinded zu verhindern, fein weiteres
Vordringen zu vermehren und ihn dadurch zu ermüden, oder
wieder zum Rückzuge zu zwingen.
10. Sind Fahrzeuge vorhanden, fo können diefe mit vielem
Bortheile verwendet werden, indem man in einiger Entfernung
eine ftarfe Truppenabtheilung überfcifft, den Feind felbft im
Rücken angreift, um ihn von feiner Unternehmung der eigenen
Sicherheit wegen abzuhalten.
11. Oft gelingt ed, die vom Feinde errichteten Brüden
durch große beladene Flöße, Brander, Minenfhiffe u. dgl. zu
jerfiören, die Kommunikation der beiden Ufer zu trennen, und
dem übergegangenen Theile dadurch den Rückzug abzufchneiden.
12. Wird der Feind geworfen, fo trachten alle Geſcküͤtze
durch ein verdoppelt fräftiged euer den Berluft desielben zu
erhöhen, — einzelne Abtheilungen flürzen, wo es möglich ift, in
das Wafler, um fi der feindlihen Pontond zu bemächtigen
oder feine Brüden zu zerftören.
13. IR man aber zum Rüdzuge genöthigt, fo verbrenne
ober verfenfe man wenigftend noch früher alle, auf dem biegfeis
tigen Ufer zufammengebracten Kähne, Flöße u. dgl., und ziehe
ſich daun Tangfam vom Fluße zurüd.
215
— —
Um den Uibergang mit weniger Schwierigkeiten und einem Scheinma⸗
ngeren Verluſte ausführen zu können, wird ber Feind alle indes
lihe Mittel anwenden, unfere Aufmerffamfeit zu thetlen,
unfere Hauptfraft vom wahren llibergangspunfte abzuleiten.
So wird er 3. B. über den zum Angriffe beſtimmten Ort
he Nadirichten verbreiten, an mehreren Stellen zugleich
yereitungen zum Libergange treffen, Kolonnen gegen die zu
inattaquen beftimmten Punkte marſchiren laffen, und übers
t alled aufbieten, um feine Abficht zu verbergen, und zu
ben und fo durch fortwährend abwechſelnde Manövers in.
fel zu erhalten.
Eine richtige Vergleichung jedoch der feindlichen Bewe⸗ Mittel, fie zu
en mit feinen woahrfceinlich ferneren Dffenfivoperationen, erkennen.
ie die Brauchbarkeit und Richtung der verſchiedenen, von
Uibergangspunkten ausgehenden Straſſen ſind nebſt den
richten, die man durch vertraute und ſchlaue Kundſchafter
t, die beſten Mittel, um die Scheinangriffe des Feindes
einen wahren zu unterſcheiden, und dieſen gemäß die zweck⸗
zſten Gegenanſtalten zu treffen.
Bei der Vertheidigung der Flüſſe, beſonders von größerer Pauptregel
„ bleibt e8 daher eine Dauptregel, den Sceinbewegungen iebel.,
ibergangsverfuchen des Feindes nach Kräften zu begeguen, —
yaupttruppe aber ftetd beilammen zu behalten und nicht
zu bewegen, ald bi8 man über die wahre Abſicht Des
8 durch feine Diepofitionen und Die Art feines Angriffes
namen überzeugt ift.
Hat man aber den wahren Liibergangepunft erfannt, fo Vorruͤckung
nit der ganzen Macht fo fihnell als möglich gegen den» eruBDe adden
vorgerüdt und der Feind zurückgeworfen. Ein auf foldıe den wahren
gonnener Angriff wird nicht nur feinen Zweck vollfommen libergangs-
ı, foudern fann uns fogar die Möglichkeit verfchaffen, aus fpneller Ans
fenſive in die Dffenfive überzugehen, wenn vielleicht der griff des
noch nicht mit feiner gelammten Kraft herüber war; wir deindes.
ber diesſeits theilweiſe aufreiben und ſodann .auf das
Ufer überſetzen könnten, im Falle feine Kräfte den unſrigen
ehr überlegen wären. Benehmen,
jelingt es jedoch dem Feinde, unfere Aufmerffamfeit zu dur Schein:
und durch Scheinbewegungen vom wahren Uibergangs⸗ angriffe ge:
abzuleiten, an welchem berfelbe dann überfegt, fo detaſchirt räujht wur
216
man ſogleich einen ftarfen, mit hinfänglicher Artillerie verſe⸗
benen Truppenkörper, um fich dem Feinde im erften Beginne
Fräftigkt entgegenzuftellen und feine Entwidlung zu verhindern.
Hat fi diefer fhon verfhanzt, fo fucht man feinen Brüdenkopf
durch Gefchüg zu zerſtören und wo möglichſt feine Brüde zu ver-
nichten, oder doch wenigftend ihn felbt auf das andere lifer
zurückzuwerfen. — Sf die hiezu detaſchirte Truppe zu ſchwach, fo
hindert fie indeffen fo viel möglich dad Ausbreiten des Feindes
auf dem bdiesfeitigen Ufer. Während dem febt ſich bie Happt⸗
macht in Bewegung, folgt dem voraudgelendeten Truppenkerper,
und fucht den Feind, wie ſchon oben berührt wurde, zu fchlagen,
bevor er noch ale feine Kräfte diegfeitö zu entwideln im Stande
war, oder zieht fih im Kalle einer bedeutenden Uibermacht bed
Gegners nadı Umftänden vom Fluße zurüd. '
SR man felbft in der Defenfive, mithin der ſchwächere an
Kräften, dann ift ed nicht räthlich, mit Preißgebung der eigenen
Rückzugslinie in dem Augenblide eined feindlichen Liberganges
auf das diegfeitige Ufer ſelbſt die Offenfive zu ergreifen, an
einem andern Punkte überzugeben, um dadurd den Feind zwingen
zu wollen, feine eigene Unternehmung aus Furcht vor einem Ans
griffe in deſſen Flanken und Rüden aufzugeben. Flußübergänge
werden durch Uibermacht entfhieden. Wer daher mit felber auf
dem entgegengeiekten feindlichen Ufer fteht, hat feinen Gegner
abgefchnitten und in die gefahrvollfte Tage gebracht.
Es gibt aber Fälle, wo wir dem Feinde an Kräften gleich
oder nur um weniges ſchwächer find, diefer aber, um uns zu
umgehen, einen llibergangspunft wählt, der ihn von feinen eigenen
Kommunifationen entfernt, zu welchen wir alsdann mit unferer
Hauptmaht näher ald der Gegner baben. — Sn diefen feltenen
Fällen fann mau den feindlichen Febler benüten, ſchnell über
den Fluß gehen, die dafelbft und gegenüber aufgeitellten Truppen
fhlagen, und nach Maß ded Erfolgs entweder in feinen Rüden
marfcdiren, oder ſchnell wieder auf dad diesfeitige Ufer zurück⸗
febren, und hier den übergegangenen Theil rafch augreifen und
zurüdwerfen.
Eiienfiver Oft geſchiebt ed, daß fich der Feind bei dem Uibergange
auf oetbeilte in mehrere Angrifföfofennen theilt, die ums erlauben, mit unferer
feindliche Xo: ganzen Macht zwifchen felbe zu fallen und fie einzeln zu fchlagen.
lonnen. Gin fräftiger Truppen» oder Kerpölemmandant wird baher nie
27 _
iefe Gelegenheit vorbeigehen laſſen, dad Kriegsgluͤck auf unfere
zeite zu wenden, den Feind enticheidend anzugreifen, und nad
folgten glücklichen Nefultaten fchnell nieder aus der Defenfive
ı die Öffenfive überzugeben.
Eine befondere Erwähnung verdienen noch die Wildftröme
ver Torrenten Italiens. Sie entipringen auf den Gebirgsrücken
r Alpen oder Apenninen, und find eine große Zeit des Jahres
tweder ganz troden oder doch fehr waſſerarm; allein nad
ıfigem Regen, oder wenn der Schnee in den Gebirgen zu
melzen beginnt, ſchwellen fie mit Schnelligfeit an und füllen
t Haft ihr ganzes Flußbett. — Gewöhnlich haben dieſe Tor⸗
ten eine bedeutende Breite und einen ftarfen Fall, weshalb
z Mafler große Gewalt beflst, die Ufer gerftört, fih neue
hnen öffnet und durch Uiberſchwemmungen viele Unglücksfälle
urfacht. In jenen Zeiten alfo, wo fie mit einer mächtig, ftrös
den Waſſermenge angefichmellt find, werden fie für den Feind
ze Hinderniffe, und aber eben fo vortheilhafte Dedungsmittel,
[8 weil der Gegner bei ihrer beträchtlichen Breite große
tel zum Brüctenfchlage bedarf, theild weil die ftarfe Waſſer⸗
» Diefed Unternehmen fehr verzögert oder gänzlich unmöglich
tt. — Da die Torrenten in ihrem ſchnellen Falle von Ges
e Öteine mit fi reißen, die weiter abwärts wieder im
nde des Bettes liegen bleiben, andererjeitö aber, befonderd X
en Ebenen ded PBenetianifchen durch hohe Dämme einges
fen werden, fo ift durch die Ränge der Zeit manches Fluß⸗
höher, als das umliegende Terrain, und wird nur durd die
alt der Dämme gehalten, Diefe letteren fünnen daher bri
esgefahr durchſchnitten und vortheilhafte Zugangsnunfte des⸗
ı Dadurch überſchwemmt werden,
Wildftröme
oder
Torrenten,
Durchſchnei⸗
dung ihrer
Dämme.
Die Beſetzung eines Schiffahrtkanals beruht im Allgemeinen Saifahrte
en nämlihen Grundregeln, die für die Flüſſe angegeben
n. Se breiter und tiefer fle find, defto mehr eignen fie ſich
ertheidigung. Ein befondered Augenmerk verdienen:
1. Die vorhandenen Brücen und Scleußen.
2. Alle am Kanale liegenden Gebäude und Ortſchaften.
3. Die über felben oder längs feinen Ufern laufenden
ent.
4. Seine verjhiedenen Wendungen, und ob fie und oder
einde nadtheilig find.
äle
Hauptaugens
merk bei fels
ben.
218
— — —
5. Jene Stellen, wo die Kanäle in einem gewölbten oder
unterſtützten Rinnſale über Flüſſe, Bäche oder Schluchten führen,
und die daher einer beſonderen Deckung benöthigen.
6. Der Urſprung, oder derjenige Ort, woher ſie das Waſſer
erhalten, und ob ed dem Feinde möglich iſt, letzteres abzuleiten.
ee ut Kanäle, als künſtlich angelegte Wafferleitungen, laufen
ertheidis , , n . ,
gung. Deshalb in einem beſchränkten, mit gemanerten Ufern eingefaßten
Rinnſale meiftend in geraden Linien fort, die fih nur, wenn es
nöthig ift, unter einem ftumpfen Winkel breden. Der Feind
findet daher hier nicht fo viele zum Uibergange geeignete Stellen,
als bei einem Fluße, der viele Krümmungen bildet, Inſeln ents
hält oder bedeutende Gewäffer aufnimmt.
ne Dagegen haben die Kanäle eine geringere Breite und
Tiieefe; auc ift der ruhige Lauf des Waſſers dem Brüdenfchlage
weniger hinderlich.
eriiherung Auf jedem Kanale gibt ed eine Menge Schiffe größerer
nen Schiffe. Gattung zur Berführung verfchiedener Handelsprodukte. Diefe
müflen an das Land gezogen, unter Wade geftellt, oder uns
brauchbar gemacht werden.
PORN Bei Heinen Gewäffern und Bächen ift die Tiefe und Breite
erund Bäche. ce . , a £r .
gewöhnlich zu unbedeutend, um ein Hinderniß für den angreifen
den Feind zu fein, fie fünnen daher bloß kleineren Truppenkör⸗
pern durch die Befchaffenheit ihres Uferd und des angränzenden
Terraind Bortheile in der Vertheidigung gewähren.
ne Diefes findet Statt, wenn fie:
gung, 1. In einem tiefen Grunde fließen, und daher dem Feinde
nur auf einigen beftimmten Punkten den Zugang geftatten;
2. fih durch moraflige Niederungen winden, oder in ihrem
Laufe Sümpfe und andere ftehende Gewäfler bilden;
3. fteile Uferwände haben, und das biegfeitige Terrain
das jeufeitige dominirt;
4. durch Damme in ihrem Rinnfale geftaudet oder zu einer
lliberfhwemmung der vorwärtigen Gegend verwendet werben
können.
Durch dieſe Eigenſchaften werden ſelbſt kleine Gemäfler
wichtige und militäriſch zu berückſichtigende Terraingegenſtände,
welche eine geringere Truppenzahl, als Züge, Kompagnien, Ba⸗
taillons im Ruͤckzuge oft ſehr begünftigen, die offenſiven Bewe⸗
gungen des Feindes aber erſchweren und uns daher beſtimmen,
219
auch mit größeren Abtheilungen hinter denfelben eine Aufs
lung zu nehmen.
In diefem Falle fucht man die Vertheidigungsfähigfeit des Sielungen
rrains durch künſtliche Mittel ‚ wie z. B. durch Uiberſchwem⸗ hinter jelben.
ngen, Verhaue oder Verſchanzungen zu erhöhen. Die Krieges
hichte meifet und mehrere Beifpiele von Stellungen hinter
pfigen oder in einem tiefen Grunde fließenden Baͤchen auf.
Art ihrer Vertheidigung richtet fih nad dem Terrain und
Nofichten Ded Kommandanten, und wird in der folgenden
heilung erörtert werden, bie fih mit der Vertheidigung und
Angriffe der Stellungen insbefondere befchäftigt.
Auch zur Sicherung der Winterquartiere können Heine Ges Anwendung
er vortheilhaft benügt werden, indem man die Poften längd quartieren.
Iben audftellt und die allenfalls vorhandenen, ſchwächeren
fte durch Verhaue oder Verfchanzungen dedt.
Angriff ’
Der Angriff eined Stromes, eined größern oder Fleinern Zwed des Ans
es, fo wie überhaupt jedes Gewäſſers hat zum Zwede, den Den
rgang über felbe zu bewerfftelligen, am jenfeitiegn Ufer
o zu faflen und den dafelbft aufgeftellten Feind zu vertreiben.
Tiefe Unternehmung erfordert genaue Vergleichung unferer Erforderniß
te mit jenen des Feindes und richtige Zeitberechnung in allen biebel,
en Bewegungen. Ge Eleiner die Angriffsfronte eines Flußes,
je ftärfer der Feind ift, der fie vertheidigt, defto fdwerer .
e Ausführung eines Uiiberganges, weil der Gegner das Ufer
bewadıt und überhaupt feine Kräfte mehr foncentrirt haben
als bei einer audgebehnteren Vertheidigungslinie.
Bor allen ift es nöthig, ſowohl die Etellung des Keindes, Kenntniß tes
e Beſchaffenheit des Terrains zu kennen und daher zu wiſſen: Jertgine und
1. Ob die vorhandenen Brücken abgetragen und zerſtört Stellung.
n, oder ob fie beſetzt und durch Brückenköpfe gedeckt find.
2. Mo fih Furthen, feichte Stellen, einfpringende Krüm⸗
nn und andere, den llibergang begünftigente Punkte in der
-eifenden Linie befinden, und welce Bortheile fie und ges
.
3. Ob fie der Feind erkannt, und welche Vorbereitungen
ihrer Bertheidigung getroffen hat.
Uibergang
mit offener
Gewalt.
220
4. Wie breit umd tief der Fluß daſelſt ift, um beurtheifen
zu fönnen, ob man das jenfeitige Ufer blos mit Geſchütz oder
auch nit Kleingemehrfeuer zu erreichen im Stande ift, und um
das nöthige Materiale, fo wie die zum Brüdenfchlage erforder:
liche Zeit zu beredinen.
5. Wie und nit weldhen Waffengattungen der Feind das
jenfeitige Ufer befert, dann wo er Verſchanzungen angelegt hat.
6. Wo und in welcher Entfernung vom Ufer fich feine
Neferven, oder die zur Dedfung der bedrohten Stellen detaſchir⸗
tem, fliegenden Korps befinden. |
7. An welchem Punkte er daher unfern Angriff vermuthet
8 Wie viel Zeit feine Reſerven oder fliegenden Korps
benöthigen, um die verfihiedeuen Punkte zu erreichen, wo wit
den llibergang ausführen wollen.
9. Mo endlich die Haupttruppe des Feindes fteht, und ob
fie fih auf ihrer eigenen Nückzugslinie, oder auf jener unferer
ferneren offenfiven Operationen befindet, falls beide nicht in ein
und dieſelbe zufanmenfallen.
Man gelangt in Kenntniß aller diefer Gegenftände:
1. Durch ausgeſchickte Patronillen,
2. durch felbft vorgenommene Rekognoscirungen,
3. durch übereinftimmende Ausfagen der Landesbemohner,
4. durch Nachrichten vertrauter Kundfcafter.
Erft dann ift man im Stande, die Art des Angriffes zu
beftinmen, und eine richtige Dispofition zur Bewerfftelligung ded
Uiberganges zu entwerfen.
Es ift jedoch bei Heineren Flüffen und Gewäſſern, die oft
von Avantgarden genommen werden follen, nicht immer jene
umftändlihe Vorkenntniß alled deſſen nöthig, was bei Stroms
übergängen zum umerläßlichen Erforderniß eines überdachten
Angriffed gehört. — Allein aud bei kleineren Truppenabtheiluns
gen und geringeren Gewäflern muß ftetd eine fchnelle Nefognod
cirung der feindlichen Stellung vorausgehen, um die günftigften
Punkte zum Angriffe fchnell zu erfennen, und hiernach die übrigen
Vorbereitungen zu treffen.
Der Angriff eines Flußes wird entweder mit offener Ge
walt, oder durch einen Liberfall ausgeführt.
Erſteres ift gemöhnfich mit vielem Verluſte verbunden, weil
der Feind an den vorhandenen Libergangspunften feine Kräfte
221
meln und und einen bartnädigen Widerſtand Ieiften wird,
dagegen unfere Truppen nur theilmeife an das jenfeitige
° bringen fünnen, wo fie auf einen Fleinen Raum beichränft
den foncentrifchen Angriffen eines überlegenen Gegners auds
6t find.
Uibergänge mit offener Gewalt werden daher meiltend
dann unternommen, wenn
1. der beabſichtigte Zweck auf Feine andere Art erreicht
en kann,
2. die Beichaffenheit ded Xerraind ung günftige Punkte
ietet,
3. wir dem Feinde an Truppen und Artillerie aberlegen ſind,
4. es ſich darum handelt, fo ſchnell als möglich Meifter des
itigen UÜferd gu werden, und
5. wenn ed und gelungen ift, den Feind zu täufchen und
Hauptfraft vom wahren Uibergangspunfte abzuleiten, wo
dann nur gegen ſchwache Abtheilungen zu fämpfen haben,
unfere Abficht mit weniger Berluft zu erreichen im Stande find.
Dft ift ed auch möglich, die Paflirung eines Flußes durch Durch
glüdtich ausgeführten Uiberfall zu vollführen. Dies fordert Uiberfall.
ı Daß größte Geheimniß und gelingt meiltend nur Dann,
die feindlichen Poften am Ufer nachläſſig iind, der Fluß
breir ift, oder ein befonderer. Zug des Waflerd die mit
zen beladenen Schiffe zu dem feindlichen Ufer gleichfam mit
rtreißt.
Der Uibergang mit offener Gewalt befteht entweder in der Arten des ges
mung einer vorhandenen Brüde, die der Gegner pertheis Wibernanges,
„der in der Erriditung neuer Kommunifationen, und dem
Ben der Truppen an einem Punkte des Flußes unter dem
der feindlichen Aufftellung.
Wir befihränfen uns hier auf den Ichten Fall, und vers
in Hinſicht des Angriffes einer Brüde auf den folgenden
er Abtheilung,
Bor allen ift ed nöthig, die Mittel zu kennen, deren man Mittel hiezu.
r Ausführung des Lliberganges bedient. Hieher gehören
rer Armee:
. Pontong,
. Raufbrüden, welche bei den verfchiedenen Korps und
en eingetheilt werden, um in Ermanglung beftehender
Pontons⸗
brücken.
222
Brücken mit denſelben über Ströme, Fluͤſſe und andere Gewäffer
neue Kommunifationen zu errichten.
Die Pontons find größere Schiffe, die mit Anfer im Grunde
eines Flußes befeftiget, und über welche dann die Strefbalfen
und Bohlen gelegt werden. Man fchlägt diefe Gattung von
Brücen entweder aus einzelnen Pontond, oder mit Gliedern von
3 Schiffen. Im erften Falle rechnet man von der Mitte des
einen Pontond bie zur Mitte des andern 3 Klafter. Da aber
aus verfhiedenen Urfachen, und befonderd wegen Belchädigung
mancher Pontond oder eintretenden Hochmäflern bei längeren
Brüden Reſerveſchiffe erforderlich find, fo zählt man im Allge-
meinen auf eine Flußbreite von 100 Klaftern 36 Pontond.
Bei Brüden, welche mit Gliedern von 3 Pontond gefchlas
gen werben, rechnet man für jedes derfelben 44 Schuh, folglich
find bei einer Flußbreite von 100 Klaftern 13 Glieber und 2
Schiffe oder in allem 41 Pontons nöthig.
Die dem diesfeitigen Ufer nächſten Pontond ober Schiffe»
glieder werden durch Seile an Bäume oder Pfähle befeftiget,
die übrigen von eingelegten Ankern feltgehalten, welche aber,
um jede Schwanfung möglichft zu vermeiden, wechſelweiſe ober
und unter der Brüde eingelenft werden müflen. Auch zieht man
oft zur größern Sicherheit durdy die an beiden Enden der Pon⸗
tond befindlicken Ringe ſtarke Taue quer über den Fluß von
einem Ufer. zum andern. Größere Brüden haben gewöhnlich in
ihrer Mitte einen beweglichen Durchlaß, welder aus 2 oder 3
Schiffen befteht, die ein und herausgefchwenft werden fünnen.
Laufbrüden.
Was die zum Brückenſchlage erforderliche Zeit betrifft, fo
fann felbe nur approrimative beitimmt werden, weil bie auf den
Bau einwirfenden Urfachen; ald Beichaffenheit der Ufer und des
Anfergrundes, fo wie die Flußgeſchwindigkeit ſtets verfchieden find.
Sm Durdfchnitte aber fann man zum Brücdenbaue allein, alle oft
ſehr mühfamen Vorbereitungen abgerednet, für jeded Schiff 5 Mis
nuten annehmen.
Die Laufbrüden werben von den Pionnieren geſchlagen,
und treten bei Flüffen und Gewäflern von weniger Tiefe in Ans
wendung. — In der öfterreichifchen Armee find fie gegenwärtig
fehr vervollfommt, für alle Waffengattungen gangbar, und wers
ben mit großer Schnelligkeit errichtet, Jede Brüdenequipage
dient für eine Flußbreite von 30 Klaftern, und beſteht aus 7
2233
————
egbaren Böcken, 8 halben Deckelſchiffen, die zuſammengeſtoßen
anze ausmachen, einigen Reſerveböcken, und dem übrigen zum
ickenſchlage nöthigen Materiale. Sobald man das Profil des
Bes fennt, werden die Böcke theilweife in einer Entfernung
22 Schub, 6 Zoll von einander in das Waſſer gefegt, nadı -
Tiefe der verfchiedenen Punkte auf gleiche Höhe geftellt, und
dieſelben dann die Tragbalfen gelegt. Diefer Böcde bedient
fich bid zu einer Waflerhöbe von 10 bis 12 Schuh, follte
Fluß jedoch an einigen Stellen eine größere Tiefe haben, fo
ven dafelbft die Dedelichiffe eingebaut, und mit Ankern in
Grund des Waflerd befeftigt. Was die zum Brüdenfchlage
derliche Zeit betrifft, fo fann man auf obige Flußbreite von
Rlaftern beiläufig eine Stunde rechnen. *).
Sehr oft gefihieht ed jedoch, daß im Laufe der Krieges
ıtionen bald größere, bald Kleinere Truppenabtheilungen in
Marſchdirektionen über Waffer zu fegen haben, ohne mit
ons oder Laufbrüden verfehen zu fein. — Hier kommt es
darauf an, entweder Kommunifationen, die vom Feinde
rt wurden, wieder brauchbar zu machen, oder fih Noth⸗
Eilbrüden zu errichten. — Was die Herftellung zerftörter
abgetragener Brüden betrifft, fo erfordert felbe mehr Zeit,
fomit hängt die Berechnungsweiſe von der Kofalität, dem
rftande des Feindeds, von den vorhandenen Mitteln und
Yaupt von fo vielen Umftänden ab, daß es unmöglich ift,
Detaild anzugeben. Wir befchränfen uns daher blos auf
rflärung einiger Nothbrücen, welche im Felde vorzugsweiſe
ebrauche und in vielen Gelegenheiten vom größten Nugen
theild weil man nie fo viele Pontons und Laufbrücken mits
um jede felbftftändige Truppe damit verfehen zu können,
weil die Befchaffenheit der Were oft dad Anlangen des
ntraind da verjpätet, wo die Umſtände vor allen Schnellig-
"fordern.
>urch die in der neuejten Zeit noch ftattgefundene weitere Bervolls
smmnung der Raufbrüden, befonders hinfichtlich der fhmwimmenden
‚nterlagen, iſt der große Vortheil erreicht worden, diefe Gattung
er Kriegsbrücken bei Slüffen und Etrömen von jeder Waffertiefe
Ugemein anwenden zu können.
Noth⸗ oder
Eilbrüden.
Nutzen ders
felben.
Schiffbrůcken.
daßbrücken.
Floßbrücken.
224
Zu denſelben gehören:
1. Sciffprüden, wozu man die Fahrzeuge längs des Flußes
requirirt, und wie Pontons zur Schlagung einer Brüde ver
wendet. Die nothwendige Anzahl derfelben hängt eigentlich von
ihrer Tragbarfeit und von der Länge der Gprgfhalten ab, zu
welchen man lange Baumftämme, die Balken abgetragener Dächer,
oder fonft vorhandenes Bauholz verwendet, Gewoͤhnlich werden
dieſe Brücken mit Gliedern aus mehreren Schiffen gelchlagen,
welche bei einem reißenden und tiefen Waſſer nach, Mögficteit
befeitiget werden müffen. In Ermanglung der Anfer verwendet
man hiezu gefüllte Spreuförbe oder Mühle und andere große
Steine.
2. Faßbrücken, zu welhen man die ırhige Zah von Fäßern
und Tonnen in den nächſten Ortfchaften, requiritf, Ziel und
zwei derfelben werden, nadıdem man ihre Wafferhaltigfeit genau
unterfuht und die Zapfen feſt eingefhlagen hat, mittelt eins
in dad Spundloh geftedten Knebeld an einen Querlatten von
der Länge ihres doppelten Durchmeflerd gebunden, und 3 oder
4 Paar derfelben durch einen ftarfen Balken zu einem Brüdens
gliede vereinigt, an deffen beiden Enden man noch ein einzelnes
Faß befeftigt. Nach Befchaffenheit der Laſt werden diefe Glieder
mehr oder weniger von einander entfernt, die Rängenbalten darauf
gelegt und diefe dann mit Bretern gededt:
3. Floßbrücken, zu melden man entweder bereits vorhats
dene Flöße verwendet, oder legtere felbft erzeugt, in welchem
Falle man hiezu leichtes Holz wählt, und die Baumſtaäͤmme 20
Schuh lang abſchneidet. Die Flöße werden theild durch Geile,
die zu beiden Seiten an das Ufer gezogen find, theild durb
jefenfte Anker, Spreuförbe oder Mühlfteine im Fluße feſt⸗
alten, mit ftarfen Balken unter einander verbunden und dieſe
n mit Pfoften belegt. Um die Brücke über den Wafferfpiegel
ir zu erheben, fann man aud auf jedes Floß 2 oder 3 Balken
r Feine Böcke ftellen, und über diefe erft die Brücke ſchlagen.
4. Bocbrüden find einfach und fehr nüglih, aber nur in
‚m rubigen und nicht tiefen Waſſer zu gebrauchen. Man
mt hiezu ftarfe Mauerböde, die 9 bis 12 Schuh von einan
geſtellt und wie gewöhnliche Joche überdedt werden.
5. Wagenbrüden find nur bei geringer, höchſtens 3 bis 4
ıuh betragender Waffertiefe anwendbar, und werden auf folgende
225
errichtet. Man fährt nach Beichaffenheit ber Breite des
jes zwei, brei oder noch mehr Wägen dergeflalt neben eins
r, baß die Zwifchenräume 1 bid 2 Klafter betragen, beichwert
mit Steinen „ damit fie vom Waffer nicht gehoben werden
en, und uͤberdeckt fie dann mit Balken, Pfoften und Bretern.
die Wafferhöhe bedeutender, fo kann man aud auf diefe
en 3 bis A mit Steinen oder Sand grfüllte Fäfler ftefen,
über diefe Dann die Tragbalken legen.
6. Die fliegenden Brücen beftehen aus zwei ober drei
inem Zwifchengerüfte verbundenen Sciffen, welche mittelft
ttarfen Taues an einem in der Mitte des Flußes ausges
nen Anker befeftigt find, und um diefen Mittelpunft fi von
ı Ufer zum anderh bewegen. Zuweilen laufen ſolche Brüden
ft Rollen an einem Seile, welches quer über den Fluß ges
t wird.
Flie Meg
den
Außer ben erwähnten Nothbrüden gibt ed noch andere Aus verſchie⸗
T, um ſich über Gewäfjer neue Kommunikationen zu ers
1. — Die Feldzüge der neuern Zeit ftellen und häufige
iele dar, wie man fich in folcher Gelegenheit zu helfen habe,
8 hauptſaͤchlich darauf ankommt, alle im Augenblide vors
nen und zum Brüdenfchlage tauglihen Materialien gehörig
rwenden. — Oft fünnen Mauerböde, Wägen, Schiffe und
zwedmäßig vereinigt werden, um Kommunikationen ſchnell
ichten, indem man die erfteren nahe an den Ufern und an
ichten Stellen anbringt, lettere aber dort einbaut, wo das
r eine größere Tiefe oder Gewalt befigt.
Schwache Brüden fann man in einer Höhe von 1 bid 2
mit Stroh, jungen Reiſig oder Mift belegen, durch deren
iebigkeit der Druck der Laft fehr viel vermindert wird. —
jefchieht auch öfter bei ftärferen Brüden, theild zur Ver⸗
ung ber Schwankung, theild um defto eher jede Beſchädi⸗
u verhüten.
denem Mate⸗
riale zuſam⸗
mengefeßte
Notpbrüden.
Verſtaͤrkung
ſchwacher
Brücken.
Bei Paſſirung einer Brücke ſitzt Die Kavallerie ab, und Beobachtung
bei Paſſirung
die Pferde an der Hand. — Die Infanterie eilt ohne y., Brüden.
und Takt fo ſchnell ald möglich über dieſelbe; — dad
3 und übrige Kuhrwerf darf ebenfals nicht anhalten, fons
ihrt im Schritt unaufgehalten fort, und um feine Stodung
ugen, muß die Ausfahrt geebnet und alle Hinderniſſe zur
geichafft werden.
15
226
Durchwaten Hat ein Fluß Furthen, oder iſt er nicht allzutief und reißend, ſo
Der en kann man ohne Brücen durcfegen; doch muß man im Voraus
Gemwäfler. verfichert fein, daß erftere nicht vom Feinde verdorben wurden,
und überhaupt die Belchaffenheit ihres Grundes genau prüfen,
Für die Kavallerie darf das Waſſer höchftend A, für die Infan⸗
terie aber höchftend 3 Fuß Tiefe haben. Bein Durchwaten
felbft werden die Reihen oder Glieder geöffnet, und 3 oder 4
Mann halten fih mit den Armen zufammen, um auf foldhe Art
dem Strome freien Lauf zu laffen, und der Gewalt des Waflerd
leichter zu widerftehen; — oberhalb der Furthe aber Kavallerie
geftellt, oder fonft andere Vorkehrungen getroffen, um die Kraft
ded Stromes zu brechen. Ein folcher Uibergang wird nur inter
der Leitung guter Führer unternommen, und wo Wiöglich der
Gang der Furthe fhon im Voraus durch fange Stangen auögeftedt.
Durchſchwim⸗ Die Kavallerie kann auch ſchwimmend einen Fluß über
Er fegen. Die Pferde werden hiebei immer hoc im Zügel gehals
ten, und der. Kopf des hintern kommt auf den Sattel des vor
dern zu liegen. — Welchen Nugen ein ſolches Unternehmen ge:
währen kann, liefert und die Schladt von Würzburg, wo unler
erhabener Anführer Erzherzog Karl fih an der Spige der Ka
vallerie in die Fluthen des Mains ftürzte, hierauf in die lau
fen des überrafchten Feindes fiel und dadurch den Sieg entichie.
Shwimmen - MUiberhaupt ift es ſowohl bei der Vertheidigung ald beim
ber Inlan⸗ Angriffe der Flüffe, fo wie in vielen anderen Gelegenheiten bed
Krieges vom enticheidendften Nußen, wenn fich auch bei der Ins
fanterie, und vorzüglich bei den leichten Truppen viele Leute
befinden, die ded Schwimmens fundig find, da diefer Umftand,
beſonders bei Avantgarden, häufige Vortheile gewährt.
een, Nach diefen Erklärungen über die verfchiedenen Mittel zum
s 8 Uibergange, ſchreiten wir nun zu der Dispofition und der An
griffsart eined vom Feinde befegten Flußes. Schon bei be
Vertheidigung haben wir jene Stellen angegeben, welche durch
ihre Eigenfhaft und Lage den Uibergang begünftigen, theild
weit fie und im Augenblide des Angriffs Vortheile gegen den
jenfeitö aufmarfchirten Feind darbieten, theild weil fie die Länge
der zu fchlagenden Brüde verkürzen, oder bie hiezu nöthigen
Borbereitungen decken.
Wahl et | Die Bellimmung des Orted, an welchem ber Hanptüber
sangepunftes, gang volführt werden fol, hängt von unferen ferneren Abſichten,
227
Beihaffenheit der Wege, der Stellung des Feindes und an-
ı Umftänden ab, fo daß fid hierüber Feine allgemeinen
idſaͤtze aufitellen laſſen.
Doch muß hiezu ein ſolcher Punkt gewählt werben: Eigenſchaften
1. Der uns die meiſten Vortheile im Angriffe darbietet, deſelben.
2. die Schlagung der Brücke nach Möglichkeit erleichtert,
3. das Debouſchiren unſerer Truppen begünſtigt, und das
its aufgeſtellte Geſchütz in Stand ſetzt, den Aufmarſch der⸗
zu unterſtützen,
4. wo das jenſeitige Terrain und die Baſchaffenheit der
ft befindlichen Wege fowohl die Entwidlung der Truppen,
r weitered Vorrücken nicht verhindern,
5. endlich fehr oft da, wo der Feind den Angriff am wenigften.
thet, oder wo feine Neferven fo weit ruͤckwärts aufgeſtellt
daß vor dem Anlangen: derfelben eine hinlänglich ftarfe
venzahl den Uibergang fchon volfführt haben Fann.
Diefe taftifchen Vortheile find aber den Bedingungen uns
rdnnet, die aud den Grundfäten der höhern Kriegskunft
gehen, dad man nämlich durch die Wahl des Uibergangs⸗
8
L. ſich nicht zu fehr von feiner offenfiven Operationslinie
je, oder
2. dem Feinde die eigene Rüczugslinie Preis gebe, ſondern
r
. felbft deflen Kommunikationen zu bedrohen, und ihn
u einem fchnelen Rüczuge zu bewegen im Stande fei.
‚ft der Hauptangriffepunft gewählt, dann werden die näs
Dißpofitionen entworfen, um den Uibergang mit geringem
» und möglichſter Gewißheit ausführen zu fönnen.
e länger die Flußftrede ift, defto fihmerer wird dem Dortheife bes
ihre Bertheidigung, da er gezwungen ift, mit feiner Haupt en ⸗
ine Gentralpofition zu beziehen, und den übrigen Theil Flußſtrecken.
Bed aber nur durch fchwache Abtheilungen beobachten zu
Der Angreifer dagegen genießt, wie wir bereits erwähnt
in Diefem Falle den Vortheil, ſich frei bewegen und feine
ı maßfiren zu können, um mit vereinter Kraft an einem
‚aften Punkte den Uibergang zu unternehmen.
ezu ift aber dad größte Geheimniß erforderlich, damit Geheimhal⸗
ıd unfere Abfichten nicht errathen und Gegenanftalten zur tung He
15 *
23238
Bertheidigung der bedrohten Stellen treffen könne. — Alle Bor:
bereitungen und Bewegungen müflen dem Gegner den wahren
Angrifföpunft verhüllen, und feine Aufmerffamfeit vielmehr von
bemfelben ableiten. A
Mittel, den Man verbreite baher faliche Nachrichten über unfer Bor
an haben, bewege Kolonnen gegen verichiedene Richtungen, made
an mehreren Orten Vorbereitungen zum llibergange, requirire
dafelbft Schiffe, Flöße u. dgl., — und biete überhaupt alles. auf,
um ben Feind zu überliften und ihn zu verleiten, entweder feine
Truppen in Meine Korps zu vertheilen, oder fich mit feiner
Hanptkraft gegen einen Punkt zu wenden, auf den er, irre ge
leitet durch unfere Scheinmanöverd, die Hauptattaque vermuthet.
Vorbereitun⸗ Waͤhrend man daher den Gegner auf die vorerwaͤhnte Art
—* — in Zweifel zu erhalten trachtet, und bald dieſen, bald- jenen
Punkt des Flußes bedroht, werden in größter Stille alle nöthi
gen Vorbereitungen zum Hauptangriffe getroffen, um diefen dam,
fobald ſich ein günftiger Augenblid darbietet, auch mit Kraft
ausführen zu können.
Hauptaugens Hiebei kommt ed jedoch hauptſächlich darauf an, im Augen
bee blide des Uiberganges nur mit ſchwachen Trupppenabtheilungen
fireiten zu dürfen, die wir durch unfere Uibermacht zurüddrängen
und dadurch den Vortheil erlangen, am jenfeitigen Ufer fo viel
Raum zu gewinnen, um fich dafelbft feitfegen und dem Angriff
. der herbeieilenden feindlichen Hauptmacht die Stirne bieten ji
fönnen. Hiezu gehört aber Schnelligkeit und Kenntniß der Steh
Iungen des Feinde. .
Zeitberech⸗ Somit iſt erforderlich, die Zeit zu berechnen und zu ver
"el pe gleichen, die wir vom Augenblide des Angriffes bis zur Bolm
dung der Brüde, und der Entwidlung einer hinlänglichen Trup⸗
penzahl am jenfeitigen Ufer, — der Gegner aber zur Erreichung
des bedrohten Punktes mit feinen größeren Streitkräften ben
thiget. Diefe Zeitberechnung laͤßt fih zwar wegen manderie
Zufällen und dem Grabe der Gegenwehr, die und der Fein
leiftet, nicht genau beftimmen, hat aber dennoch einen fo bebew
tenden Einfluß auf die ganze Dispofition und das Gelingen dei
Angriffed, daB wir und wenigftend in einem approrimativen
Kalkul ohne Gefahr, das Unternehnen fcheitern zu fehen, nicht
geirrt haben dürfen. — Died voraudgefegt, fchreiten wir nun
zur Erklärung des Angriffes felbft.
2329
Die’Ayantgarde unternimmt zuerft ben Uibergang, und Marfch der
(hirt daher mit größter Stile und Schnelligkeit gegen den Srandun
beſtimmten Punkt, in deſſen Nähe fie fo viel als möglih üiber⸗
Feinde unbemerft anlampen muß. Ihre Borhut bilden nach Langepunkt.
affenheit ded Terrains leichte Infanteries oder Kavalleries
yen, und an der Queue der Kolonne befinden fich die Pons Brüdentrain,
: oder Raufbrüdenequipagen, — oder bei Mleineren Truppen⸗
lungen dad zum Brücdenfchlage zufammengebradte Mate⸗
, Die Avantgarde muß überdied bei größeren Flußäbergäns Grforderniß
mit Pionnierabtheilungen und Zimmerleuten, fo wie mit dem Shanybau.
Bau von Batterien nöthigen Schanzzeug und einer hinlängs
Zahl von Kafchinen und Schanzkörben verfehen fein. |
Das Gros derfelben bleibt hierauf in einiger Entfernung Belebung des
Ufer nach Umftänden entweder in Kolonne oder in Fronte Uſers.
5 — von ihrer Bortruppe aber werden gleich beim Anlans
yafelbft verhältnißmäßige Abtheilungen nach der Beſchaffen⸗
des Terraind audgeftellt, um fich des dieöfeitigen Ufers zu
ern, längs desſelben eine Tirailleurfette zu bilden, und wo
» Breite ded Flußes zuläßt, im Augenblide des Angriffes
den Feind ein lebhafted Feuer zu beginnen.
Auc wird eine Anzahl Pontonierd, Pionnierd und Zims Bewerkitellis
ıte der Bortruppe beigegeben, die gleich vom Anfange dazu —E
ndet werben müflen, um hohe Ufer abzuſtechen, Wege zu
a oder zu erweitern, Kleine Gewäfler oder Gräben zu übers
t, oder andere Vorbereitungen zu machen, um baburd
ıgehinderten Vormarſch und die Einfahrt zur Brüde vors
ten.
Die Gefchüge werden entweder nahe am Ufer, oder weiter Placirung des
rts, wo möglich durch das Terrain gedeckt, placirt, doch GBeſchütes.
», daß fie im Stande find:
.Das jenfeitige Ufer Eoncentriich zu beichießen, und bas
vom Feinde zu reinigen.
. Die Batterien ded Gegners zu Ddominiren oder zu
tt.
. Uiberhaupt nach der verfciedenen Lofalität den Angriff
ißig vorzubereiten und Fräftigft zu unterftügen.
die Wirkung ihres Feuerd wird um deito größer fein, da Wirkung if
‚m Uibergange ftets ſolche Punkte wählt, die unfererfeirs res Feuers.
eingehenden Winkel bilden, fa daß die am biesfeitigen
Errichtung
yon
Batterien.
Schwim⸗
mende Batte⸗
rien, Kano⸗
nierſcha⸗
luppen.
Angriff ſelbſt.
Schein⸗
attaquen.
230
Ufer aufgeführten Gefchüte den jenfeitd zwilchen den Bogen und
der Sehne liegenden Abſchnitt koncentriſch beftreichen.
Unter dem Schuge dieſes Feuers wird auc der Bau von
Batterien, wenn felbe nöthig erachtet werden, angefangen und
ununterbrochen fortgefeßt, um bie Geſchütze fo fchnell ald mögs
lich in diefelben einzuführen, und ihnen dadurch eine Dedung zu
verfchaffen. — Hat der Feind zur Sicherheit des Widerganger
punktes am jenfeitigen Ufer fchon früher Schanzen ‚errichtet, die
durch ihr Feuer unfere Arbeiter zu ftören oder unfer Geſchütz
zu demontiren im Stande find, fo ift ed am beften, des Nachts
Die nöthigen Batterien aufzuwerfen, die Kanonen einzuführen,
und mit Anbruc des kommenden Tages die Attaque zu
‚beginnen. | 2.
War ed möglich, einige ſchwimmende Batterien oder Kar
nonierfhaluppen audzurüften, dann können diefe fehr vortheilhaft
verwendet werden; — befonderd aber bei größeren und breiteren
Strömen, wo man mit denfelben näher an das jenfeitige Ufer
ruft, um den Feind Davon zu vertreiben, und den Libergang
ju decken.
Nach diefen Voranftalten beginnt der Angriff felbit mit
Geſchütz⸗ und Gemwehrfeuer, und mährend dieſes den Feind zum
Wanken und feine Batterien zum Schweigen bringt, tradıte man
augendliclich fo viel Truppen ald möglich zu überfegen, und
bediene fich hiezu der Pontond, der Dedelichiffe oder anderer
fhon früher zu dieſem Zwecke requirirten Schiffe, Flöße, Kähnt,
Boote u. dgl. — Ebenſo find vorhandene Furthen, wenn fie
vom Feinde nicht verdorben wurden, mit der gehörigen Vorſicht
fhnell zu benügen. Zugleich fegen, um den Angriff von allen
Seiten zu vermehren, wo ed möglich ift, Abtheilungen Leichter
Kavallerie obers oder unterhalb des eigentlichen Wibergange
punftes ſchwimmend durch den Fluß, um dem Feinde in bie
Flanke zu fallen, und dad Deboufhiren unferer Infanterie zu
erleichtern.
Gleichzeitig jedoch oder früher, als der Hauptangriff felbit
beginnt, befchäftige man den Gegner auf verfihiedenen anderen
Punkten feiner Bertheidigungslinie durch lebhafte Scheinattaquen,
damit er theild um deſto fpäter unfere wahre Abficht erfenne,
theild gehindert fei, feine Kräfte zu fammeln, und gegen unſern
eigentlichen Uibergangspunft zu wenden.
231
Sollte der Feind den erften Truppen das Landen verweh⸗
Bemaͤchti⸗
des jen⸗
und auf die Schiffe feuern, ſo müſſen ſie muthig ihren Weg —RE
tſetzen, und ſo ſchnell als möglich das jenſeitige Ufer zu errei⸗
ı fuchen, um bier Poſto zu faſſen und den Gegner mit dem
jonete zurückzuwerfen. Auch fünnen in den erften Schiffen einige
feten mitgenommen werten, um mit benfelben fogleich gegen
allenfalld anrücenden feindlichen Neferven zu wirken. St
; der Angriff gelungen, dann nehmen die ſich bereitd auf dem
dlichen Ufer befindlichen Truppen unvermweilt vor dem Uiber⸗
gepunfte eine Stellung mit zurüdgebogenen, an den Fluß
üsten Flügeln, benügen zu ihrer Dedung jeden vortheilhaften
raingegenftand, ald: Gräben, Häufer, Anhöhen, Heden u. dgl
unterbalten ein lebhafte Feuer gegen den Feind. Mährend
»s gefchieht, überfegen immer mehr und mehr Truppen, und
ı Maß, als fie am jenfeitigen Ufer ankommen, rüden bie zus
übergegangenen vor, um den nachfolgenden Raum zu geben,
hinter ihrer Mitte, oder rechts und links auf beiden Flügeln
ormiren.
Das auf dem diesſeitigen Ufer aufgeſtellte Geſchütz unter⸗ Mitwirkung
t kraͤftig dieſen Aufmarſch, indem es durch ein wirkſames desGeſchuͤbes.
er den Feind abhält, ſich auf die gelandeten Truppen zu
en, und fie wieder zurückzuwerfen. Behauptet der Gegner
Schanze, oder ein nahe am Ufer liegended Gebäude, Dorf
fonft einen andern vortheilhaften Zerraingegenftand, fo
en alle Geſchütze ihr Feuer gegen diefen Punkt, um den
d Daraus zu vertreiben. — Häufer und Dörfer aber dürfen
im höchſten Nothfalle in Brand geftedt werden, weil fie für
fefbit, im Falle der Angriff gelingt, die beſten Deckungs⸗
[ gegen den Feind find.
Wie einige Truppen am jenfeitigen Ufer gelandet und fih Schlagung
oft feftgefegt haben, beginnt unverweilt der Brücenfchlag. Pe Brücke.
r muß mit Anſtrengung und größter Thätigkeit betrieben
en, um fo fihnell ald es nur immer möglich ift, die Kom⸗
fation gwifhen den beiden Ufern zu Stande zu bringen,
alb Icon früher alle nöthigen Borbereitungen zu treffen
und während des Baues alled vermieden werden muß, mad
Arbeit ſtoͤren fünnte. Hat man bereitd eine hinlängliche
von Truppen überfeßt, und find diefe im Stande, fih gegen
Ingriffe des Feindes zu halten, fo wird der Brüdenfchlag
232
von beiden Ufern zugleich begonnen, um ihn auf diefe Art defto
eher zu vollenden.
Uibergan Iſt die Brüce errichtet, dann marfchiren die übrigen
über dieſelbe. Truppen der Avantgarde fo ſchnell ald möglich über felbe. Nach
Beichaffenheit des jenfeitigen Terrains befindet fich die beihas
bende Kavallerie entweder an der Tete oder an der Queue,
oder endlich gleich der Artillerie vertheilt zwiſchen den Infante⸗
rieabtheilungen. Wie. diefe Kolonnen die Bruͤcke paſſirt haben,
fo erhalten fie im ſteten Vorrücken ihre Direktion nach Umftäns
‚den bald gegen die Mitte, bald gegen die Flügel der im auds
fpringenden Bogen vor dem Deboufchee genommenen Stellung.
Erftürmung Sollte der Feind ſich weiter rüdmärtd auf der Sehne deö
unkle Abfchnitted in DVerfhanzungen, ober in einem Dorfe, Walde
u. dgl. halten, um unfer weitered Vorbringen zu hemmen, fo
werden diefe Punkte unverweilt angegriffen, der Gegner heraus
geworfen und dadurch außer Stand gelegt, die Entwidlung der
überfegten Truppen zu verhindern; welches um deſto eher gelins
gen wird, wenn diele Angriffe durch ein wirkſames Gefchügfeuer
vorbereitet wurden.
Verwendung In einem offenen Terrain muß unſere Kavallerie jene des
der PT Feindes fletd en Echec halten, damit diefe fich nicht auf unfere
Mitte ſtürzen oder in unfere Flanken fallen könne.
Verwendung Bon den Gefhüsen und vorzüglich von den Kavallerie
der Artillerie. hatterien werben Anfangs nur einige Stüfe an das jenfeitige
Ufer mitgenommen, und dafelbft nach Umftänden verwendet; die
übrigen bleiben diesſeits, verändern aber dergeftalt ihre Yofttion,
daß fie nach Maß, ald die übergegangene Truppe Terrain ge’
winnt, ihre Flanken ftetd zu decken, und den Feind, fo lange er
erreichbar ift, wirffam zu befchießen im Stande find.
Nachrückung Ob der Avantgarde bei größeren Truppenförpern audı
ber A und das Gros der Hauptmacht auf dem wahren Angriffspunfte os
Srundfah für gleich nachfolge oder noch zurücdbleibe, und auf welche Art felbe
felb auf der ganzen Linie des Angriffes vertheilt wird, koͤnnen blos
die Umftände beflimmen. Nur eines muß ald Grundfag hier
feftgefegt werden, daß nämlich Fein Uibergang — groß ober
flein — gelingen fönne, wo nicht ebenfo, wie bei der Vertheidi⸗
gung die Hauptkraft befammen behalten, und vom Komman
h
ıten zum vereinten Wirken auf einem Punkte verwendet wird;
hrend man auf den übrigen den Keind nur durch fchwächere
ıppenabtheilungen befchäftigt. |
Um jedoch unfere nun erlangte Stellung am jenfeitigen Verſchanzun⸗
r zu fihern, und Die errichteten Brüden zu beden, werben en fer ale
bit fogleich nach dem Uibergange, und oft nod in der Nacht Bruͤcken⸗
fhanzungen angelegt, Dörfer und Häufer in Vertheidigungs⸗ becung.
d gefegt, Mälder mit Verhauen umgeben, und überhaupt
Mittel angewendet, um dem Feinde, wenn er mit größeren
eitfräften herbeieilen follte, die Stirne bieten, den Uibergang
einem allenfalls ftattfindenden Rückzuge deden, oder die ein⸗
errungenen Bortheile behaupten zu können. — Die hiegu
igen Arbeiten müffen daher mit größter Thätigkeit ausge⸗
t, und die Berfhanzungen fo angelegt werden, daß fie
1. die Hauptzugänge beftreichen,
3. fih an beiden Flügeln an den Fluß flüben, und
3. in binlängliher Entfernung vom Uibergangspunkte bes
n, um den Zruppen Raum zu verfchaffen, fich hinter ihnen
bewegen zu können.
Die weitere Ausführung dieſes Gegenftandes gehört in die
ſtigungskunſt, und wir bemerken nur, daß eine zweckmaͤßige
igung bed Terraind oft flatt der Verfchanzungen dienen
. — Häufer und Dörfer in dem Abfchnitte der Flußkrüms
; oder auf feiner Sehne Höhen, die nahe am feindlichen
liegen u. dgl., Fünnen zur Haltbarkeit der vor dem Uiber⸗
Spunfte genommenen Stellung vortheilhaft benüßt werden,
bebürfen oft nur einer geringen Nachhilfe durh Schanzs .
t, um ihren Zwed vollfommen zu erfüllen.
Greift aber der Feind die übergegangenen Truppen mit Mißlingen
tüm an, und müffen diefe nach kräftigfter Gegenwehr feiner des urte
macht weichen, ſo ziehen ſie ſich entweder hinter die ange⸗ hmens.
Verſchanzungen oder mit Benuͤtzung jedes Terrainvortheiles
um zurück, und vertheidigen ſich mit größter Aufopferung. —
e jedoch der fernere Ruͤckzug nöthig, fo geſchieht diefer nach
Srflärungen des folgenden $., wo die Bertheibigung ber
en und Brüdenköpfe in näheren Detaild angegeben wird.
ım biesfeitigen Ufer aufgeitelten Batterien halten den vers
den Feind zurück und decken burc ein lebhaftes Feuer den
ig.
234
"eiedersofte Iſt der erfte Verſuch mißglüdt, dann ift es oft möglich,
gene entweder durd einen ſchnell erneuerten Angriff den Gegner zu
überrafchen, und das Unternehmen gelingen zu machen, oder uns
bemerkt vom Feinde ſich gegen einen andern Punkt zu wenden,
und dafelbft den Uibergang auszuführen, während man an jenem
Orte, wo der erfte Angriff unternommen wurde, die Aufmerl
famfeit ded Gegners durch Iebhafte Scheinattaquen zu feſſeln
trachtet.
Benehmungs⸗ Iſt jedoch unſer Vorhaben gelungen, und der Uibergang
—— unſerer geſammten Hauptmacht vollendet, Dann hängt das fernere
Uibergange. Benehmen von unſeren eigenen offenſiven Abſichten und den Be⸗
wegungen des Feindes ab. Man verfolge die und entgegen—
ſtehenden Abtheilungen des Gegners, — ſuche die Vereinigung
ſeiner Kräfte zu verhindern, — und ihn theilweiſe zu ſchlagen, —
oder bedrohe ſeine Kommunikation, um ihn dadurch zu einem
übereilten Rückzuge zu zwingen. Im Allgemeinen müſſen alle
ferneren Dispoſitionen die Abſicht haben, unſeren Uibergang zu
ſichern, — den Feind von jeder offenfiden Operation abzuhalten,
indem wir unfere Kräfte nicht theilen, fondern fie vielmehr im
Borrüden vollftändig foncentriren; überhaupt find alle Bortheile
zu benügen, die uns die Umftände und unfere Pofition am dies—
feitigen Ufer darbieten.
Benügung Oft gelingt der Libergang an Punften, wo mir blos bie
ern Abſicht hatten, einen Scheinangriff zu unternehmen, um des
Scheinans Feindes Kräfte zu theilen, oder vom wahren Uibergangspunkte
griffe. abzuleiten. — Ein folher Umftand muß, wenn, es möglic if,
benügt werden, um dafelbft einige Truppen zu überfegen, die
dann Demonftrationen gegen die Flanken oder den Rücken des
Gegnerd machen, um dadurch die Ausführung des Hauptüber⸗
ganges zu erleichtern.
Vortheile Bei größeren Korps ift es fehr vortheilhaft, wenn man in
— geringer Entfernung von einander zwei, auch drei, Brücken
ſchlaͤgt, — wozu man ſich, wenn nicht genug Pontons oder Lauf⸗
brüden vorhanden find, der Mittel bedient, die wir für die Ers
richtung von Noth⸗ oder Eiltommunifationen angegeben haben. —
Da aber diefe Brüden eine verfhiedene Tragbarfeit befigen, fo
muß man bei der Anordnung des Uiberganges hierauf Rückſicht
nehmen, und die Waffengattungen zwedmäßig vertheilen.
235
nn —
Auf alle Faͤlle ift es jedoch nöthig, die gefchlagenen Brüs Vorſioten zu
n zu fihern, damit fie nicht durch herabgeſchwemmte große Siderung.
zumftämme, oder durch‘ feindliche Brander und Minenfchiffe
fört werden; weshalb man ober denfelben Wachſchiffe aus⸗
Kt, und an ſchicklichen Orten des diesſeitigen Ufers Batterien
n ſchwerem Kaliber aufführt, um die allenfalls fic nähernden
ander u. dgl. eher in den Grund zu fchießen, als fie die Brüde
eihen; — auch kann man, wenn ed nict.an Zeit gebricht,
ihle in den Fluß einfhlagen, vder Seile und Ketten über
selben ſpannen.
So ſchwer es fiheint, den Uibergang eines Flußes im Ans Dortpeile des
ichte eines jenfeitö zu feiner Vertheidigung aufgeftellten Fein, Angreifers.
auszuführen, ſo teilt demungeadtet die Geſchichte aller
ege, befonderd aber jene der leßteren Feldzüge und häufige
fpiele von gelungenen Libergängen dar, und die Erfahrung
yährt den Grundfaß, daß die Vertheidigung der Flüffe oder \
öme größeren Schwierigfeiten unterliegt, ald der Angriff
elben, — weil ein nicht fehr gefchloffener Gegner feine Kräfte
öhnlich vereinzelt, — wir daher gewonnened Spiel haben,
n ed und gelungen ift, unfere Abſichten geheim zu halten,
Feind zu täufchen und vom wahren Angrifföpunfte abzuleiten,
dann auf diefem leßteren mit vereinter Kraft, fchnellem Ents
Be und taftifcher Gefchidlichfeit vorzugehen.
Wir erwähnen hier noch der Libergänge, wenn ber Feind Flußüber⸗
unmittelbar das jenfeitige Ufer befegt hält, fondern von ee
elben 5. 3. einen forcirten Marfch entfernt wäre. Um diefen Feindes.
yeilhaften Umftand' gehörig benügen zu können, ift ed nöthig,
zu vermeiden, was den Gegner auf unfere Bewegungen
Abſichten aufmerffam machen fönnte, da er fonit unverweilt
Bertheidigung des Uibergangspunktes herbeieilen würde. —
beobachte daher das größte Geheimniß, — und marfihire
Drdnung und höchfter Vorficht gegen diefen Drt. — Sobald
in deſſen Nähe kommt, werden längs ded Flußes Patronilen.
eſendet, um alled zu entfernen und aufzuhalten, was dem
e unſere Abſichten entdecken Fönnte; zugleich überfciffen
ne XQruppenabtheilungen, um das jenfeitige Ufer zu befeten
jede Annäherung des Feinded zu beobadıten. Hierauf fihlägt
die Brüde, und zieht des Nachts auf felber über den Fluß-
vie Die eriten Truppen fih am jenfeitigen Ufer befinden,
236
müffen fie ſich ohne Zeitverluft verfchanzen, und follte der Feind,
der wahrfcheinlich fogleich herbeieilen wird, fobald er Nachricht
von unferem Uibergange erhält, — früher angreifen, ald wir mit
den Erddeckungen fertig werben, fo werfen fich die Truppen in
den Graben, aus welchem ihr rafirendes Feuer um deſto wirfs
famer fein wird. — Bei folchen Unternehmungen ift ed nöthig,
den Marfch der Truppen fo einzurichten, daß fie mit Anbruch
des Tages den Fluß bereits überjegt haben, mozu man alſo Die
Zeit genau berechnen muß, die erforderlich ift, um an den bes
ſtimmten Ort zu fommen, die Brüde zu fchlagen und ben Uiber⸗
gang zu vollführen, |
Mibergänge Auch einzelne Detaſchements können manchmal in den Fall
“rafhements, fommen, über einen Fluß fegen zu müflen, um den Zweck ihrer
Detafchirung zu erreihen, — auf dem jenfeitigen fer kleine
Convois aufzuheben, — Poften zu überfallen, — Gefangene zu
machen u. dgl. Hiezu ift aber erforderlih, daß der Feind bie-
Stelle, mo der Uibergang vollführt werben fol, entweder gar _
nicht, oder wenigſtens nur ſchwach befegt habe. — Geheimhals
tung des Vorhabend und Schnelligkeit im Augenblide der Aus⸗
führung find auch hier nothwendige Bedingungen, ohne welchen
das Unternehmen entweder fehr verzögert, oder ganz unmöglich
wird. — Der llibergang geſchieht, wenn Feine anderen Kommu⸗
nifationen vorhanden find, mittelft requirirter Schiffe und Floͤße,
deren man fo viel, ald ed nur immer möglich ift, auftreiben
muß, um das Liberfchiffen unferer Truppen fchleunigft zu bes
werfftelligen. Cine verhältmißmäßige Avantgarde eilet zuerſt an
das jenfeitige Ufer, um dasfelbe zu befegen und die angränzende
Gegend nah allen Richtungen zw durchſuchen. Shr folgt das
Gros, und die Abtheilungen entwideln fi, wie fie theilweife
landen, in Fronte, um das Wiberfchiffen der ihnen nachfolgenden
zu deden. Iſt der Uibergang vollendet, dann ſetzt das Deta⸗
fhement unverweilt den Marfch fort, um die Abficht feiner Sen⸗
dung zu erfüllen, — follte ed jedoch im Rückwege gezwungen
fein, den Fluß wieder an dem nämlihen Orte zu pafliren, fo
muß der Landungsplat verhältnißmäßig befegt bleiben. Die hiezu
verwendete Truppe umgibt fih mit einer Kette von Bebetten
und Heinen Poften, befeftiget die Schiffe und Zlöße, bewachet
mit Strenge die dazu gehörigen Schiffleute, und erwartet ſtets
unter Gewehr flehend die Rückkunft des Detafchements. — Wird
237
fed vom Feinde zurückgeworfen und verfolgt, fo eilt .ed, um
ſt abgefihnitten zu werden, fo ſchnell ald möglich gegen ben
idungsplatz, und fucht auf den bereit ftehenden Schiffen und
‚Ben das diegfeitige Ufer zu erreichen.
6.7.
Vertheidigung und Angriff der Brücken.
Brüden ald Kommunifationen über Schluchten, fo wie über Brüden find
tere oder größere Gewäffer, find Deftleed, und unterliegen Defilees.
foldhe in Anfehung ihrer Beſetzung und Bertheidigung im
emeinen jenen Grundfägen,.die im $. 5 erläutert wurden.
jedoch die Gewaͤſſer, wie bereitd weiter oben erwähnt wurde,
e und zuverfichtliche Bertheidigungsgegenftände bilden, fo haben
die Brüden, ald die einzigen frontalen Vibergangsmittel
diefelden, — unter allen Defileed ben erften Rang, und
en zur Bertheidigung noch den befondern Werth, in ihren
ten durd das Waller gededt zu fein, und die Angriffe des
zerd dadurch auf einen gegebenen Punkt zu beicränten.
Je bedeutender dad Terrainhinderniß ift, über welches die Wichtigkeit
fe führt, deito größere Vortheile gewährt ihre Vertheidigung, berfelben ſo⸗
fie ſich dann gewöhnlich im Einklange mit höheren Opera⸗ Pr ru re
ı befindet; — allein auch Brüden über kleinere Gewäffer nere Teuppens
bei Rüdzügen und in vielen anderen Gelegenheiten des bthellungen.
es wichtige Punkte, um deren Beſitz fich zwiſchen einzelnen
ſchements, Arrieres und Avantgarden nicht felten ein hart
er und blutiger Kampf entfpinnt. — Der Angriff und die
eidigung derfelben gehört daher ſowohl in den Wirkungs⸗
größerer, als Eleinerer Truppenförper.
Bevor wir aber hierüber die nöthigen Details anführen, Brüdenköpfe.
: wir zuerſt der Berfchhanzungen erwähnen, die man zur
ig der Brüden an ihrem jenfeitigen Ausgange anlegt. —
erden Brüdenfüpfe (Tetes de pont) genannt, und haben
rehr den Charakter der Offenfive, ald jenen der Defenfive; Offenfiver
vollte man dem Feinde blos den Uibergang über die Brüde N
ren, fo würbe ed meit zwedmäßiger fein, ein ober mehrere
vom biesfeitigen Ufer abzutragen und fic hier zur Vers
ung aufzuftellen, oder Verſchanzungen zu erbauen. — Auf
Defenfive.
Arten der
Erückenkoͤpfe.
Kleine.
Große.
Fleſchen, Zan⸗
gen⸗, Horn⸗
und Kron⸗
werke.
238
biefe Art wäre bie Vertheidigung nicht nur leichter und vortheifs
hafter, fondern es verfchwindet noch ber für eine Defenfive bes
dentende Nachtheil, dad Defllee der Brücke im Rüden zu haben.
Es gibt zwar Fälle, wo Brücdenfüpfe auch eine defenftve
Anwendung erhalten, wenn fie 3. 3. beftimmt find, größere
Truppenmaflen aufzunehmen, und ihren Rüczug über einen Fluß
zu fhüten. Allein auch diefer Zweck ift ſtets die Folge einer
frühern offenfiven Bewegung, und vereinigt fih mit der Abficht,
auf dem jenfeitigen Ufer, das wir augenbliclich zu verlaffen ges
zwungen find, fo lange ald möglich einen Punkt zum abermaligen
SHerausbrehen zu behaupten. Der Charakter der Brüdenköpfe
ift Daher im Allgemeinen offenfiv, und ihre Anlage muß demnach
dieſem Zwecke entiprecen.
Nach der verſchiedenen Flußbreite und der Zeit, die uns
zur Erbauung vergönnt iſt, werden im Allgemeinen zweierlei
Tetes de pont nöthig; nämlich kleine oder große.
Die Erfteren verfihern die Bruͤcke felbft zu einem Uibers
gange, doch kann fich hier die Truppe zum Deboufdiren nur
außerhalb ded Brüdenfopfes am diesfeitigen Ufer fammeln.
Die Legteren aber müſſen durch einen hinlänglichen innern
Naum (place d’ armes)) geeignet werden, einen großen Theif
der zum Deboufchiren beftimmten Truppe zur Zeit des Lliberganges
am jenfeitigen Ufer zu fallen, dur ihre Werke zu deden, und
zum Audfalle mit vereinter Kraft vorzubereiten, oder fie gegens
theilig im Falle eines Rückzuges wieder aufzunehmen, um für
das in diefem Augenblide gefährliche Deftliren über die Brüde
Zeit zu gewinnen und ed dadurd zu ſchützen.
In früherer Zeit beftanden die Brüdenfhanzen aus Flefchen,
Zangens, Horns und Kronmerken, deren Trace in Plan 6,
Fig. 1, 2, 3 und 4 zu erfehen ift; allein die Vertheidigung
folcher Linien wird ftetd von großem Nachtheile fein; denn ift
ihr Umriß Hein, ihre Größe unbedeutend, und wird man ger
nöthigt, ſich durch ein ſolches Tete de pont zurüdzuziehen, fo ift
es nicht gehörig geeignet, eine große Truppenzahl ſchnell aufzu⸗
nehmen und vor Verfolgung des Feintes zu fchügen, dem es
daher gelingen kann, zugleich mit unferer Arrieregarbe in bie
Brüdenfhanze einzubringen, wobei bie übelften Kolgen unabfeh-
bar find.
Haben jedoch ſolche Tetes de pont einen ausgedehnteren Nachtheile
fang, fo ift zu ihrer Erbauung ein großer Aufwand an Zeit derſelben.
Arbeit erforderlich; abgeſehen von dem bedeutenden Naͤch⸗
le, daß bei Erſtürmung eines einzigen Punktes dieſer Linien
ſchon die ganze Brückenſchanze nothwendig verloren gehen
„ wobei die Beſatzung oft nicht einmal Zeit gewinnt, ſich
die Brüde zurüdzuziehen und felbe zu gerftören.
Es wird daher ftetd vortheilhafter fein, nach Bedarf eined Neuere Krach
eren oder größeren Töte de pont dem Traus in Fig. 5, 6 "I
7, jedoch mit Berüdfichtigung des Terraind zu folgen; ba
Umriffe nur für eine vollfommene Ebene ald beiläuftger
plan dienen, und in einem durchfchnittenen, ungleichen Boden
Heftalt desfelben angepaßt werden müſſen, wie dieſes Die
8 abfihtlih in einem fehr fchwierigen Terrain darftellt.
Als allgemeine Regel für die Erbauung eined Brüdens Allgemeine
3 wird feftgefeßt: iegel bei
1. Daß die Brüde durch eine hinlängliche Ausbehmng elben.
Flanfen gegen das Feuer der feindlichen Batterien ges
werde,
2. daß derfelbe nach der Geftalt ded Terrains einfach und
mig tracirt fei, wobei ald Grundregel angegeben wird,
tan im Allgemeinen zur Bertheidigung von Feldfchanzen auf
Schritt Länge der Bruftwehren 2 Mann annimmt (die
ren mit eingeredinet),
3. daß deflen Slanfen, in fo ferne ed nur immer dad Ters
der bie Flußbreite erlaubt, von Batterien des diesſeitigen
wirkſam beitrichen werben, | '
I. daß man dem Feinde die Annäherung an den Graben
ille nur möglichen vorgelegten Hinderniffe, ald Wolfsgru⸗
erhaue u. tgl. zu erjchweren trachte;
. baß größere Tetes de ponts, um der Abficht ihrer
zu entiprecden, blos aus einem Reduit mit vorgelegten,
ndigen Redouten beftehen follen, welche letztere nach Um⸗
mit einem 6 bid 7 Schuh hohen Glacis zur Maskirung
cfung der im Ter-plain ſich formirenden Truppen vers
werden Ffünnen,
Daß Gourtinen zwilchen den vorgelegten Rebouten oder
nur felten oder gar nicht zu bauen find, weil fie bie
fe der oberwähnten Linienumfaflung haben, das offenfive
Ihre Vor⸗
eil
ĩ
e in offen⸗
t
—* Hinſicht.
In defenſiver
Hinſicht.
Brüuckenkoͤpfe
240
Hervorbrechen, ſo wie den ſchnellen Ruͤckzug und die geſicherte
Aufnahme der Truppen im Téête de pont verhindern, und weil
der Feind, wenn er die vorliegenden Werke erobert hat, ſich der
Gräben und Bruftwehren der Gourtinen mit vielem Bortheile
als Schutz⸗ und zugleich Angriffsmittel gegen das Nebuit bes
dienen Tann. |
Durch diefe Art Tetes de pont erhält man in. offenfiver
Hinftcht den Vortheil, im intern Naume die Truppen fammeln,
und mit vereinter Kraft durch die offenen Räume deboufchiren
zu koönnen; denn auch die Glacis müflen für Infanterie und
Kavallerie gangbar gemacht werden, während die Artillerie Durch
bie beftehenden Ausgänge hervorbricht.
In defenfiver Hinficht kann felbft ein Armeekorps fich ſchnell
in den Ter-plain eines foldhen Brüdentopfed werfen, und findet
dort im fchlimmften Kalle, wenn es fich auch fogleich über den Fluß
zuruͤckziehen müßte, gefiherte Aufnahme, um Zeit zit gewinnen,
die Brüde paffiren zu können. Wird endlich dad Tôte de pont
angegriffen, und die eine oder andere der felbitftändigen Res
douten erftürmt, fo iſt dadurch keineswegs noch der ganze Brücken:
kopf verloren, fondern es dürfte dem Gegner fehr ſchwer werden,
fih in einem diefer Werke zu halten, deren Kehlen nur tams
bourirt find, und daher von dem rückwärtigen Reduit auf das
Wirkfamfte beſchoſſen werden können. Wollte der Keind aber
zwifchen zwei Redouten gerade über dad Glacis durchbrechen, fo
würde er, im Ter-plain angekommen, ſich im verheerendften,
koncentriſchen Keuer aller unferer Batterien befinden, und zwar
in einem Yugenblide, wo er von feiner eigenen Artillerie feinen
Gebrauh machen ann; daher ein fo gewagted Unternehmen
ftetö mit vielem Berlufte für den Gegner fcheitern müßte.
Ein Brückenkopf im durchſchnittenen und ungleichen Boden,
timdurhfchnit: wie ihm die Fig. 8 darftellt, wird felten jene Bortheile gewähren,
tenen Boden.
welche ein ebenes oder doc, fanft wellenfürmiged und niederes
Terrain barbietet, weil gewöhnlich die Beftreichung feiner Flanken
von diesfeitigen Batterien erfchwert ift, und ed dem Feinde übris
gend leicht gelingen kann, fi, in einer eroberten Redoute feſtzu⸗
feßen, und aus berjelben oft mit vielem Bortheile dad Reduit
und die Brüde ſelbſt zu befchießen. Wenn daher nicht bes
fondere flrategifche oder taftifhe Gründe die Erbauung eines
Tete de ponts auf foldhen Punkten unumgänglich nothwendig
211
hen, fo fol man hiezu ein aͤhnliches Terrain ſo viel moͤglich
meiden.
Endlich werben noch an großen Strömen, und beſonders
ıtegifch wichtigen Punkten doppelte Brüdentöpfe Cauf beiden
m) erbaut, die im höhern Styl und folid angelegt, ganze
rps oder Armeen aufnehmen, und oft enticheidenden Nuten
die Operationen ganzer Feldzüge haben können.
Bertheibigung
Nach diefer Erflärung fchreiten wir zur taftiichen Verthei⸗
ng der Brüden. Diefe findet Statt:
1..Bei der Aufftellung einer Armee, eined Korps oder
r größern Truppenabtheilung hinter einem Fluße, die den
ck hat, dem Feinde den Uibergang auf längere Zeit zu ver⸗
‚en, und dadurch feine offenfiven Unternehmungen zu hemmen.
2. Um durch Arrieregarden bei Rückzügen den nerfolgenden
ner fo lange aufzuhalten, bis die Haupttruppe Zeit befommt,
ı Vorfprung zu gewinnen.
3. Nach einem ausgeführten Zlußübergange, um fowohl
rrichteten Kommunikationen, ald dad Deboufchiren der nach⸗
nden Abtheilungen zu deden und die Abfichten des Feindes
ereiteln, der unaufhörlih traten wird, und wieder gegen
Liibergangspunft zurüdzudrängen, und auf das jenfeitige
zu werfen. Sn diefem legtern Falle ift alfo die Vertheidis
der Brüde die Folge einer offenfiven Operation.
Doppelte
Brüdenköpfe.
— der
Vertheidi⸗
gung einer
Bruͤcke.
Nach den Grundſätzen, die wir im $. 5 für die Defilees Art der Aufs
jeringerer Länge aufgeftellt haben, nimmt man zur Verthei⸗ Rellunghiebei.
g der DBrüden entweder eine Aufftellung vor, oder hinter
ben.
Aufitellungen vorwärts finden Statt, wenn es ſich darum
It, den Befig der Brüde entweder nur auf eine gewille
oder felbft gegen die wiederholten Angriffe des Feindes
as hartnäckigſte zu vertheidigen.
Rückwärts aber ftellt man fick nur dann auf, wenn befons
Umſtände ed nüthig machen, das jenfeitige Ufer zu vers
oder wenn die Erhaltung der Brüde unmöglich, oder
von feinem Werthe ift, und wir und daher blos auf die
hung dieſes Punktes, und die Berwehrung des Lliberganges
16
Vorwärts,
Nücdwärts.
212
befchränfen, in welchen Fällen alfo die Brüsten verrammelt, theils
weife ‚abgetragen oder zerftört werden.
— In Hinſicht der näheren Details dieſer beiden Aufſtellungen
—— beziehen wir und auf jene Erläuterungen, die im $. 5 dieſer
Abtheilung über ihre Form, — Stützung der Flügel, — Entfernung
vom Deboufchee, — Benütung des Terraind, — P acirung der Ges
fhüge u. dgl. angegeben wurden, und bemerken hier blos, daß
bei Brüden jede vorwärtige Stellung, fie möge verfhanzt fein oder
nicht, vom Diesfeitigen Ufer Präftigft unterflügt werden muß.
Nückſichten bei Bor allem ift es nöthig, den Zwed der Vertheidigung, fo
Sefesung der wie die Befchaffenheit, Lage und Wichtigkeit einer Brüde zu bes
druden. rüdfichtigen, um hiernach beftimmen zu fünnen:
1. Ob die Abtragung derfelben nothwendig, überflüflig oder
gar nachtheilig fei,
2. 0b man fih daher zu ihrer Vertheidigung vors oder
rückwärts aufzuftellen habe,
3. welde Vortheile und die Natur ded Terraind dar:
bietet, und
4. welche fünftlihe Mittel man zu ihrer größeren Halt:
barfeit anwenden fanın,
Vertheidi⸗ Was die Vertheidigung der Brücken betrifft, ſo folgen
gung derſel⸗ wir hierin dem weiter oben angegebenen, dreifachen Zwecke
derſelben.
J. In Verbin⸗ I. Stellt man ſich hinter einem Fluße auf, um dem Feinde
— ben Uibergang durch längere Zeit zu wehren, fo werden ges
Sluß wöhnlich die an den wichtigſten Punkten über felben führenden
Fr Brüden durch folide Tetes de pont gedeckt, wodurd man den
Brückenkopfe oben berührten Vortheil erhält, dieſe Uibergänge auf das Aeußerſte
hiebei. vertheidigen, — jedes günftige Greigniß zum ſchnellen Uibers
gange aus der Defenfive in die Dffenfive benügen, endlich auc
den Feind durch Ausfälle, Uiberfälle oder andere Coups de
main beunrubigen zu können. Diefes ift von deſto größerem
Nugen, da eine rein defenfive Lage ſtets mit vielen Nachtheilen
verbunden ift: ein Pluger Kommandant daher kein Mittel vers
fäumen darf, bei jedem güuftigen Umftande wieder angriffeieife
vorzugehen.
Vertheidi⸗ In Hinſicht der Vertheidigung eines Brückenkopfes gegen
gung derſel— feindliche Angriffe verweilen wir auf ben $. 11 dieſer Abtheilung,
243
\
r von der VBertheidigung der Schanzen im Allgemeinen handelt,
d bemerken hier bloß:
1. Daß die Batterien des diesſeitigen Uferd zur Vertheis
jung fräftigit mitzuwirken haben,
2. daß für den Fall; mo der Gegner fich des Brüdenfopfes
nächtigen follte, Alled vorbereitet fein muß, um nad dem
(zuge der Truppen die Brücke augenblidlich zu verrammeln,
tragen oder zu zeritören.
Der Feind greift überhaupt Brückenköpfe, wenn fie in
bindung mit einer ganzen Flußvertheidigung ftehen, entweder
der Abſicht an, um bier den llibergang mit Gewalt zu erzwin⸗
„ oder um unfere Aufmerkſamkeit zu täufchen, und felben uns
indert an einem andern Punkte auszuführen. — Sm erften
le gefcieht der Angriff ded Brüdenfopfed mit überlegenen
ften, und ein heftiges Kanonenfener bereitet den Sturm der
dlichen SInfanteriefolonnen vor. — Die zu feiner Befätung
immte Truppe bedarf daher Offiziere, die mit Umficht Die
theidigung leiten, und durd ihr Beifpiel, fo wie durch wirfs
e Aufmunterung Muth und Vertrauen ihren Untergebenen
ößen. Sm zweiten Falle, wo der Feind blod den Zwed
uns zu fäufchen, wird er auch mit geringerer Kraft vorge-
‚ Daher ed und deito leichter gelingen kann, feine Angriffe
fihfagen, und wenn es nicht andere Umftände vermehren,
ı fFühnen Ausfall zu machen, und‘ dadurd Die Abſi cht des
ners gaͤnzlich zu vereiteln.
LI. Die Vertheidigung von Brücken durch die Arrieregarden II. Brüden⸗
erer ſich zurückziehender Truppenkörper gehört, beſonders wenn vertheidigung
ur Deckun
Brückenkopf den Uibergangspunkt deckt, zu den ſchwierigeren —* —*
m Des Krieges. zuges.
Beſteht die ſich zurückziehende Truppe aus verſchiedenen Nothwendig⸗
engattungen, die Geſchütz und Fuhrwerk bei ſich haben, fo ee
mehrere Brüden erforderlich, um den Rüdzug in kurzer größere Abs
ınd mit Ordnung auszuführen; wenn diefe daher nicht vors theilungen.
nt wären, fo müffen die fehlenden mittelft Laufs, Pontons⸗
Nothbhbrücken fchnell erſetzt werden.
Bei feinem Defilee ift ed nöthiger, den Eingang, fo wie Veſetzung des
fich Demfelben nähert, fchon im Voraus durch eine hinlängs sinpannee
ftarfe Truppenzahl zu befegen, al8 bei Brüden. — Die ber Brücke
beftimmten Abtheilungen haben durch eine zweckmäßige
16*
244
‚ Aufftellung ale Zugänge zu beherrfchen, und burd die Vertheis
Mitwirkung
vom rückwaͤr⸗
tigen fer.
Rückzug der
Arrieregarde.
Benehmen
der Offiziere.
digung bderfelben den Libergang der Haupttruppe zu ficern.
Ihre Aufgabe ift von höchfter Wichtigkeit, — fie bilden gewiſſer⸗
maßen einen natürlichen Brücenfopf, gegen den der Feind mit
Uibermacht andringen und alled aufbieten wird, die deckende
Aufftellung zu durchbrechen, — ſich auf das zurüdziehende Gros
zu werfen — oder gar den Befig der Brücke zu erringen, und
dadurch alle diesfeits befindlihen Truppen abzufchneiden. Gie
müffen daher, durcdrungen von der Wichtigkeit ihres Zwedes,
mit eigener Aufopferung fämpfen, den wiederholten Angriffen
ded Feindes muthig die Stirne bieten, und Dadurch den geords
neten llibergang der Haupttruppe verfichern.
Batterien auf dem rüdwärtigen Ufer, ober bei Fleineren
Gewäflern gedeckt aufgeftellte Infanterieabtheilungen wirken nad
Möglichkeit durch ein lebhaftes Feuer kraͤftigſt zur Flankenver⸗
theidigung der vor der Brüde genommenen Stellung mit.
Iſt es endlich Zeit, oder gebietet ed die Nothwendigkeit,
daß die Arrieregarde felbft den Rückzug antrete, fo geſchieht dieſes
ebenfalld nach den Erklärungen, die wir hierüber bei den Dei
lees im Allgemeinen angegeben haben. Drdnung ift in felden
Fällen die erite und nothwendigfte Bedingung; während die Abs
theilungen von beiden Flügeln allnälig rückwärts abfallen,
fämpfen die im Centrum fich befindlichen im fteten Ruͤckzuge, um
den verfolgenden Feind fo lange ald möglich aufzuhalten; in
einer ebenen und offenen Gegend aber beichäftigt die Kavallerie
fortwährend jene ded Gegners, und verhindert diefelbe, ſich anf
unfere Sinfanterieabtheilungen zu werfen.
Die Offiziere müffen in folhen Gelegenheiten die Vortheile
bed Terrains mit fchneller Umficht benügen, feinen günfligen
Augenblick verfäumen, wo fie den Feind durd einen glücklich
ausgeführten Augriff von einer allzuheftigen Berfolgung abzu⸗
fchreden im Stande find, befonders aber alles aufbieten, um ihre
Truppe beifammen zu behalten und deu Rückzug mir Ruhe au
zuführen. Die Nachhut bilden hiebei leichte Ravalleries und nr
fanterieabtheilungen, welche leßteren man mit vıelem Bortheile
aus Leuten, die ded Schwimmens kundig find, zufammengefegt,
damit fie fih, wenn man ihren Rüdyug über die Brüde nict
mehr abwarten kann, und feine Sit porhanden ſind, — den
noch zu retten vermögen. - *
215
Softe jedoch der Drang zu groß und ed dem Gegner
möglich werden, im Handgemenge mit den Rückziehenden die
Brüde zu erreichen, fo muß ohne Bedenken bei Zeiten die Zers
flörung derfelben angeordnet werden; denn es ift weniger nadıs
theilig, dem Feinde die noch jenſeits befindlichen Abtheilungen
preis zu geben, ald ihm zu geftatten, über die Brüde zu eilen
und ſich auf die Haupttruppe felbft zu ftürzen. Bon unabfehbaren
Folgen könnte in foldhen Gelegenheiten eine unzeitige Zögerung
werden, mo man daher fein Bedenken tragen darf, zur Rettung
ded Ganzen einen Theil zu opfern.
Liegt jedoch die Brüde, die im Ruͤckzuge paflirt werben
muß, hinter einem Dorfe, — dann wird diefed gleich einem
Brüdenkopfe von einer fchon im Voraus dazu beitimmten In⸗
fanterietruppe befegt und zur Dedung des Rückzuges vertheidis
get. Wir berufen und in diefer Hinfiht auf die Erflärungen des
$. 2 diefer Abtheilung, in welchem alle Detaild über Die Bers
rammlung der Eingänge, — Erridtung von Batterien, — Bers
heilung der Truppe u. dgl. zur zwedmäßigiten Bertheidigung
ines Dorfes gegeben wurden. Der Feind wird dadurch in feiner
jerfolgung aufgehalten, — ift gezwungen, zuerit feine Angriffe”
lonnen zu fammeln und die vorbereitende Wirkung feiner Gefchüge
Jgumarten; wodurd wir Zeit gewinnen, was in folchen Augens
ifen vom entfdreidendften Nutzen ift. Uibrigend fommt es dann
f die Sicherung des fich zurüdziehenden Gros, fo wie auf die
ge und Haltbarkeit ded Drted an, um zu beflinmen, ob man
felben hartnädig vertheidigen foll, oder ob es klüger fei, den
jenblid des Stilfftanded, in welchem der Feind feine Anord⸗
gen trifft, zu einem gänzlichen Rückzuge und Zerftörung der
de zu benüten, und nöthigen Falle das Dorf felbit in Brand
tecken.
Auch kleinere Truppenabtheilungen benehmen ſich in ihrem
zuge über Gewäſſer nach den hier vorausgegangenen Er⸗
zgen. — Ihre Arrieregarde ſtellt ſich vor dem Uibergangs⸗
e mit geſchickter Benützung jedes Terraingegenſtandes fo
als möglich gedeckt auf, — und trachtet durch ein wohl⸗
rachtes Feuer den Feind aufzuhalten und dadurch den
ig 4u1 decken. — Oft gelingt ed ihr, noch vor dem
fe des Gegners in größter Eile Gräben aufzumerfen,
zu. kammeln, kleine Verhaue zu bilden, vortheilhaft
Zerftörung
der Brücke.
Dörfer vor
dem Bruͤcken⸗
eingange,
Rückzug Flele
nerer Trups
penabtheiluns
gen über
Gewäſſer.
216
gelegene Höhen, Käufer u. dgl. zu befegen, und fo bie Vertheidi⸗
gungsfähigkeit ihrer Aufftelung zu erhöhen. — Uiberhaupt fommt
ed hier befonderd auf geſchickte Führung an. Die Untergebenen
fehen in folchen Augenblicken vertrauend auf ihre Kommandans
ten, die daher wirkende Geiftedgegenwart befigen müffen, um
den Muth der- Truppe zu erhöhen und durch Entichloffenheit dem
Feinde jeden Bortheil zu entringen, — jeden Schritt ftreitig zu
machen. Sf das Uiberſetzen vollführt, dann wird die Brüde
entweder abgeworfen oder verrammelt, und dem Gegner durch
eine Ddiegfeitige Aufftelung der Libergang verwehrt, — oder
der Rüdzug in größter Ordnung weiter fortgefett.
ML Brücken⸗ II. Die Pertheidigung der Brüden in Verbindung mit .
verthadigung einem Flußangriffe, und zur Deckung des Debouſchirens der nach⸗
dung mit folgenden Abtheilungen geſchieht nach den Erklärungen, die hier⸗
he über der vorhergehende $. enthält. — Sept man in diefem Falle
mit einer größeren Truppenanzahl über bedeutende Gewäſſer, um
jenfeitS den Feind anzugreifen, dann foll man nie verfänmen,
die Brüden, über welche man den Llibergang vollführt hat, bes
fegt zu behalten und durch Verſchanzungen zu deden. —
Schneller Die Erbauung derfelben unterliegt defto größeren Schwie⸗
—ã— rigkeiten, wenn man genöthigt iſt, ſie im Angeſichte des Feindes
Deckung eines auszuführen. — Schnuelligkeit iſt hiebei die erſte Bedingung; man
—R begnügt ſich Anfangs mit einem vor der Brücke erbauten Reduit,
“und fchreitet erſt in der Folge zur Anlage eines größern Brü⸗
ckenkopfes durch vorgelegte Nedouten. Das Kriegsglück unters
liegt oft einem plötzlichen Wechfel, der durch befondere Umftände
hervorgebracht wird, — und eben deshalb ift ed von großer
Wichtigkeit, auf folhe Fälle vorzudenfen, und die für felbe
nöthigen Sicerheitömaßregeln ſchon im Boraus zu treffen. —
Ereignet fi nun der Fall, vom Feinde angegriffen und gefchla=
gen — den Rüdzug antreten und den Fluß wieder überfegen
zu müffen, dann gewährt ein zur Deckung des Uibergangspunktes
angelegter Brüdenfopf jenen ungemeinen Nuten, deflen wir
fhon oben erwähnt haben. — Am Schluße wollen wir hier noch
die nöthigen Erklärungen über die Verrammlung oder Zerftörung
Verrammeln, der Brücken anführen.
Abtragen oder Das Verrammeln geſchieht mit Benützung aller vorhandenen
Een Mittel, ald: Steine, Ballen, Baumfämme, Fäfler, Wägen,
247
flüge n. dgl. auf die Art, wie es bei Vertheidigung der Dörfer
Hinfiht der Gäffen und Eingänge angegeben wurde.
Vortheilhafter ift ed aber, die Brüden nach vollendetem
üdzuge unlerer Truppen weniaftend theilmeife abzutragen und
n Feind dadurd im weitern DBerfolgen abzuhalten. — Hiezu
rft man die Pfoften und Tragbalken ab und bringt fie an das
öfeitige Ufer, oder fägt die Soche durch, wozu jedoch mehr Zeit
orderlih if. Die Abtragung der Brüden hat aber nie von
Seite des Feinded, fondern ftetd von jener unternommen zu
den, auf welche wir und zurüdziehen, fo daß der Gegner ge»
ingen ift, die Wiederherftellung derfelben unter unjerem nahen
ſchütz“ und Gewehrfener vorzunehmen, — das ihm alfo ent=
er gar nicht, oder nur mit vielem Berlufte gelingen wird.
leich haben wir daburd den Vortheil, im Falle ed für uns
t nöthig würde, die abgetragenen Suche mit den an das
feitige Ufer gebrachten Pfoſten und Balfen fihnell und unge:
ert wieder überdeden zu fünnen.
Was die Zerftörung der Brücden betrifft, fo gefchieht jene
hölzernen auf die natürlichs und leichteite Art, wenn man fie
Pechlränzen und Pechfafhinen, auch mit einigen Leuchtkugeln
Tpfündigen Haubigen und mit Stückchen von Zünpdfichteln
ct, — Stroh, dürred Reifig oder Holzfpäne mit etwas un:
ngtem Kornpulver auf felbe ftreuet, — Theer darüber aus-
t und fie dann anzündet. Bei Brücken mit fleinernen Bögen
Dfeilern macht man längs der Schlußfteine in dad Maners
mehrere Löcher halb fo tief als feine Dice, füllt folche mit
drücktem Pulver, verbämmt fie mit Holz oder Steinen, ber
die Feuerleitung dergeftalt, daß alle Mienen zugleich ans
yet werden, und fprengt die Brüde, wie der Feind auf fie
emt, in die Luft. — Bei Heinen Brüden kann man diefes, —
ers wenn zu obiger Vorrichtung die Zeit mangelt, — auch
b bewerfitcligen, daß man unter den Bögen mit Pulver
e Fäſſer oder Käften anbringt und fie dann zugleich ans
Fit jedoch fein Mittel vorhanden, diefe Gefäße daſelbſt
j zw befeftigen, fo grabe man oberhalb bis in das Mauer;
in Loch, ftele das Faß oder den Kaften hinein und ver-
dasſelbe auf das forgfältigftee Sn Ermanglung von
Puilver kann man.fih zur Sprengung der Brüden aud)
23.18
der Sefchügpatronen bedienen, fie in die Patronverfchläge aus⸗
leeren, und diefe legteren nöthigen Falls ſelbſt als Minenkaſten
verwenden. |
Angriff
Zwed Der Angriff einer Bruͤcke beſteht in der Bewerkſtelligung
derſelben. des Uiberganges mit offener Gewalt, und ift, wenn die Vers
theidigung zweckmäßig geleitet wird, ftetd mit vielem Verluſte
verbunden. Solche Angriffe follen daher nur dann unternoms
men werden, wenn ed die Umſtände unumgänglich erfordern,
und man auf feine andere Art, wie 3. B. durch Umgehungen,
Liberfälle u. dgl. den vorhandenen Zwed erreichen fann, oder
wenn ed ſich darum handelt, einen retirirenden Feind rafch zu
verfolgen, und ihm Feine Zeit zu laffen, durch angelegte Hinder⸗
niffe unfer weitered Vorrüden zu verzögern.
Brückenan⸗ Hat der Feind ſich hinter einem Fluße oder größerem Ges
en wäfler aufgeftelt, um und den llibergang zu vermehren, dann
Slußvertheir wird er gemöhnlich die vorhandenen Brüden abtragen, und zur
digung. Vertheidigung derfelben am rüdmwärtigen Ufer Truppenabtheiluns
gen aufftellen, oder Batterien errichten. Iſt aber diegfeits ein
Brüdenfopf angelegt, fo gibt und der Gegner dadurd zu erfennen,
"daß er entichloffen fei, fich fünftig nicht blos auf die Defenfive
zu befchränfen, fondern vielmehr jeden ſich ereignenten Vortheil
zu benügen, um wieder in die Öffenfive überzugehen. — Der
Angriff folder Tetes de pont ift gewöhnlich mit vielen Schwies
rigfeiten verbunden, da der Feind kräftige Vorbereitungen zu
ihrer Vertheidigung treffen, und überhaupt alled aufbieten wird,
um feine Stellung auf dem vormwärtigen Ufer fortwährend zu
behaupten.
Bel Verfols Häufiger finden jedoch Angriffe auf Brüden bei Berfols
nes, gung des Feindes Statt, der dieſelben befeut, um feinen Rüdzug
gu fihern, wir hingegen durd einen raſchen Angriff zu nehmen
fuchen, bevor es ihm gelingt, dieſelbe zu zerftören oder abzutragen,
und dadurch unfer Borrüden zu hemmen. In folhen Gelegens
heiten entftehen daher fowohl zwiſchen Avantr und Arrieregarden
größerer Korps, ald zwilchen Pleineren Truppenabtheilungen, Des
taſchements, Streifkommandos nm. dgl. häufige Gefechte.
249
Eben diefelben finden auch oft bei feindlihen Vorpoſten⸗ Dei Borpo:
nien oder Winterpoftirungen Statt, wenn die Kette derfelben "nina
ng8 eined Gewäſſers fortläuft, und die vorhandenen Kommus ftirungen.
fationen mit Piqueten befegt find.
In jedem Falle muß dem Angriffe eine Rekognoscirung Sänele Res
BIN pgnosrirung
s Terraind und der feindlichen Aufftelung vorausgchen. Diele des Terrains
jedoch in größter Eile und Schnelligkeit auszuführen, um das und ner feind
rch Feine Zeit zu verlieren, was befonderd bei Verfolgung dee Stel.
nded durch Avantgarden fehr nacktheilig werden könnte, da
jern dem Gegner Zeit gewährt, ſich zu faflen, und zu einer
ftigen Bertheidigung vorzubereiten. In ſolchen Gelegenheiten
ed daher nothwendig, mit einem Blicke dad Terrain zu wür⸗
n, die Stärfe und Schwäche der feindlichen Aufftellung zu
nnen, den Punkt des Angriffe hiernach zu beftimmen und
n rafch auf den Gegner loszugehen
Bor Allem aber muß man beurtheilen: Beobachtun⸗
1. Welche Vortheile das Terrain ſeiner Vertheidigung dar⸗ gen hiebel.
t, ob Dörfer oder andere Gegenſtaͤnde natüurliche Brücken⸗
» bilden, und mo felbe zu durchbrechen wären.
2. In wie fern, und mit welcher Wirfung der Feind vom
yärtigen Ufer zur Bertheidigung des Brückeneinganges mits
rfen im Stande ift.
3. Welche Dedungen das Terrain dagegen und im Vor⸗
ı gewährt, und
4. wo Geſchütze zu placiren find, um unſere Attaque vors
:iten und gu unterflügen.
In Hinfikt des Angriffes folder Stellungen vor Brüden Angriff felöft.
ifen wir auf den $. 5, wo Seite 196 über die Angriffsart
or einem Defilee genommenen Stellung die nöthigen Er⸗
gen gegeben wurden.
Iſt es und gelungen, den Feind zurüdzumerfen, dann ſchreite Raſches Vers
nit größter Schnelligkeit gegen die Brücke, um ſich der⸗ folgen de⸗
zu bemächtigen, und laſſe dem Gegner keine Zeit, ſich zu geinde
zu formiren und neuen Widerſtand zu leiſten.
Das Hauptaugenmerk unſeres Angriffes iſt jedoch ſtets die Hauptaugen⸗
ung der Brücke, man bleibe alſo dem fliehenden Feinde merk hiebei.
rend am Leibe, um dadurch gleichzeitig und vermengt mit
Brücke zu erreichen, zu pafliren, auf das jenfeitige Ufer
| | _250 _
zu kommen, und dadurch die dafelbft aufgeftellten Truppen zu
verbindern, und durch ihr Feuer den llibergang zu vermehren.
De een Bricht der Gegner die Brüde ab, ohne den gänzlichen Rückzug
durch den feiner Arrieregarde abzuwarten, dann tracdıte man, den Dadurch
Feind por dem abgefchnittenen Abtheilungen das Einfciffen zu verwehren, und
ee ei fih der zu dieſem Zwede zurücgelaffenen Pontons, Flöße, Kähne
ner Arrieres u. dgl. zu bemächtigen, die wir hierauf felbft zum fernern Ans
garde. griffe mir vielem Vortheile benügen Eönnen. Ziehen ſich dieſe
Truppen durch eine Furthe zurüd, fo ſtürze man ihnen nad, um
mit felben zugleich den Uibergang zu vollführen.
ee Waren wir jedoch nit im Stande, die vom Feinde vor der
— Brücke genommene Stellung zu durchbrechen, und iſt es ſeiner Arriere⸗
garde gelungen, ihren gänzlichen Rückzug auf das jenſeitige Ufer
unter dem Schutze der daſelbſt aufgeſtellten Batterien und Truppen
zu vollführen, und die Brücke abzutragen oder ungangbar zu
machen, dann iſt die Forcirung des Uiberganges weit ſchwieriger.
Müßte ſie demungeachtet von der Fronte unternommen werden,
fo beſetzen Tiraillenrs das diesſeitige Ufer; — die Infanterie
bleibt indeſſen rückwärts, ſo viel möglich gedeckt, in Kolonne
Vorbereitung ſtehen; — die Geſchütze aber fahren unverweilt auf, um ein
durch Arrilie Fräftiges Feuer gegen ven Feind zu beginnen. Die ſchweren
railleurfeuer. Kaliber trachten feine Batterien mit SKugelfhüffen zu demontiren,
die leichten aber, wo es die Breite des Flußes erlaubt, mit
Kartätfhen die feindlihen Truppen vom jenfeitigen Deboufchee
der Brüde zu vertreiben.
Herſtellung Unter dem Schutze dieſes Feuers werden entweder in größter
ber a ngetraner Schnelle Lauf⸗ oder Pontonsbrüden gefhlagen, oder mittelft
Tragbalfen, Dadıftreben, Baumflämmen, Leitern, Bretern, Thors
flügeln u. dgl. die abgetragenen Joche überdedt, und die Koms
munifation hergeftellt; — worauf die bi6 dahin verborgen ges
haltenen Infanteriekolonnen vorrüden, im Sturmfcritt die Brücke
pafliren, und das jenfeitige Ufer zu erreihen trachten. Hier
kann blos Muth und Beifpiel der Anführer an der Spige der
Truppe und die verheerende Wirkung der Artillerie eine vors
theilhafte Entſcheidung erringen.
Gutfheibende Wir haben fchon im Anfange dieſes $. bemerft, daß ein
anliegen folcher ftetd mit Berluft verbundener Angriff nur da unternommen
Tournirung werden fol, wo ed die Umflände gebieten, und es nicht möglich
ders gleiche ift, an einem andern Puufte über Brüden, durch Furthen oder
251
ut Schiffen über den Fluß zu feten, und Dadnrd dem „Feinde ee
it der Hauptmacht oder menigftend mit einigen Abtheilungen y,; (Gegners.
nfanterie oder Kavallerie in die Flanke zu fallen. Wäre dieſes
doch audführbar, dann gelingt der llibergang auch mit weniger
ufopferung, da der zur Dertheidigung der Brücke aufgeftellte
‚ind, in feinen Flanfen und Rücken bedroht, freiwillig den Punkt
rlaffen, oder doc unferem Frontalangriffe weniger Kraft ent
genzufegen im Stande fein wird.
Laßt der Gegner nadı vollendetem Rückzuge die Brüden Borfihten at
jen, dann ift zu vermuthen, Daß er entweder Minen angelegt, Syinenu dal.
v fonft Vorbereitungen getroffen babe, damit die Brüde unter
Laft unferer darüber eilenden Truppen einftürze. Im erften
Ile fuche man dem Feinde zuvorzufommen, die Zündwurſt abs
hneiden, die Minen zu leeren, oder das im Ofen befindliche
ver mit Waffer zu befchüttenz find aber die Tragbalfen oder
hpfeiler durchſägt, dann verfchaffe man der Brüde durch ans
gte Querhöfger, Unterftügungsftreben, eiferne Klanımern u. dgl.
ser die nöthige Xragbarfeit. Das an felber alleufalld bes
liche Brandzeug reiße man los und werfe es in das Waſſer;
e es jedoch dem Feinde bereits gelungen fein, die Brüde aus
nden, fo bemühe man fid durch alle möglichen Mittel dem
r Einhalt zu thun, und dadurch wenigftend einen Theil ders
n zu erretten.
Begünſtigen Dörfer, mit Mauern umgebene Gärten, Ans Angriff der
n oder andere Terraingegenftände bie Bertheidigung der De er
fe, fo muß der Angriff derfelben mir defto größerer Umſicht der Brücke lie⸗
eführt werden, und gefcieht bei Dörfern nach den Erfläs elbuften
en des $. 2 diefer Abtheilung. — Iſt Die Avantgarde zu Terraingegens
3 Zwede zu ſchwach, fo erwartet fie Die von der nachfol- ſtände.
n SHaupttruppe anfommenden Verftärfungen, während ihre
üge gegen die ſchwächſten Punkte der feindlichen Stellung
‚ um dad Durchbrechen derfelben vorzubereiten. — Eine
näßige Bertheilung der Truppe in Die zum Kauptangriffe
u den Scheinattaquen beftimmten Kolonnen, und die Aufs
g binlänglich ftarfer Reſerven ift bier um deſto nöthiger,
8 Unternehmen mit größeren Schwierigkeiten verbunden
d Daher aud leichter zurüdgefchlagen werden fann. |
Sind Brüdenköpfe angelegt, die forcirt werden müffen, jo Angriff der
zu vorzüglich eine dem Feinde überlegene Zahl von Artillerie Brückenkoͤpfe.
srorpmwendine erforderlih, die ein Toncentrifhes euer gegen die Verſchan⸗
lee zungen beginnt. Erſt dann, wenn durch felbe die Kraft des
Mertheidigerd gefchmwächt und fein Geſchütz demontirt ift, rüden
die bis dahin verdedt gehaltenen Infanteriefolonnen zum Sturme
vor, — erflettern die Bruftwehren, und fuchen entweder bie
Beſatzung gefangen zu nehmen, oder mit den Kliehenden zugleich
die Brücke und das jenfeitige Ufer zu erreichen.
Beobachtung Beſtehen die Brüdentöpfe aus abgelonderten Werfen, dann
— wähle man jene Redoute zum Hauptangriffe, deren Beſitz und
abgefonderten Die meiften Vortheile darbietet, während man die übrigen Werke
Werken. durch Scheinattaquen befchäftigte. — Uiber die näheren Detaild
folher Angriffe verweifen wir übrigend auf den $. 11 dieſer
Abtheilung, der von der Vertheidigung und dem Angriffe der
Schanzen insbefondere handelt.
. Bel einer Eind wir jedoch nicht gezwungen, einen Brückenkopf unmit
Umgepung. telbar zu forciren, fondern können wir ihn umgehen, fo befchränft
man fit blod auf eine Berennung desfelben außerhalb des Kas
nonenfchußes zur Abwendung aller Ausfälle, — feke an einem
andern Punkte über den Fluß, und nehme dadurch die Verſchan⸗
zungen im Rüden.
nn Gelingt ed einem offenfiv handelnden Feinde, über einen
Sußuber von uns befeßten Fluß ungeachtet aller angewandten Vertheidi⸗
yänge durch gungsmittel eine Brücke zu errichten, fo muß man hauptfäclic
Ange feiner rachten, demfelben die Entwidlung feiner Truppen zu verhindern,
oder fie wieder auf das jenfeitige Ufer zu werfen. — Der Aw
griff der Brücke geſchieht alfo hier im defenſiver Hinficht, und
ift mit möglicher Kraft audzuführen, um dem Gegner feine
Zeit zu laflen, Schanzen zur Dedung des Uibergangspunktes zu
erbauen, und dadurch feſten Fuß am diesfeitigen Ufer zu faflen. —
Häufig gelingt es dem Feinde, feinen Brüdenfchlag zu bewerk
Relligen, da er hiezu ſtets ſolche Punkte wählt, die durch ihre
Natur fein Unternehmen begünftigen. Allein hiemit ift der Uiber⸗
gang noch nicht entfchieden; — die weit ſchwerere Aufgabe if
die Entwidlung feiner Truppen und das Feſtſetzen derſelben auf
dem biesfeitigen Ufer. — Wan halte fi daher nicht für verlos
ren, wenn e6 dem Gegner gelungen if eine Brüde zu ſchlagen,
fondern fammle vielmehr feine Kräfte, um ihn anzugreifen und
wieder jzurüdzuwerfen, oder wenigſtens durch Beſetzung eine
vortheilhaften Punfted im weiteren Borrüden aufzuhalten. —
253
J
in entſchloſſener Offizier, als Kommandant kleinerer und grös
rer Truppenabtheilungen, wird in ſolchen Fällen. durch geſchickte
enüßung des Terrains fich gegen die Uibermacht bed Feindes
fhüßen, und diefen bis zum Anlangen rüdwärtiger Berflärs
ng aufzuhalten trachten. — Die Kriegsgeſchichte zeigt une
iipiele, daß oft durch die Belegung und muthvolle Bertheidis
ng eines Haufed, Grabend oder anderen günftigen Terrains
jenftandes eine Flußniederung jo lange behauptet wurde, bie
h einigen Stunden der Feind mit vereinten Kräften angegrifs
und zurüdgemorfen werden konnte.
6.8. u
rtbeidigung und Angriff eines Moraftes oder
Sumpfes.
Moräfte, Sümpfe, Moor oder Torfgründe find Terraine Wichtigkeit
erniffe, die nah Maß ihrer Ungangbarkeit und Ausdehnung derſelben.
hl auf Stellungen ald Bewegungen größerer oder fleinerer
openabtheilungen einen wefentlihen Einfluß haben, und oft
ige Bertheidigungsmittel bilden, weil durch felbe gewöhnlich
wenige brauchbare Kommunifationen führen, die ſelbſt von
- geringen Truppenzahl gegen einen weit überlegenen Feind
uptet werden fünnen.
Befonderd find ausgedehnte, moraftige Niederungen, wenn Ausgedehnter,
das durc fie fließende Waſſer an fich felbft nicht bedeutend giiedernnnen
ft größere Hinderniffe, ald Flüffe, — da fie nur auf langen, "
nehreren Brüden durcfchnittenen Dämmen paflırt werden
n, und meiftend ejne folche Breite haben, daß der am jens
n Rande aufgeftellte Feind und mit feinem Feuer nicht
en fann, wir daher die wenigen Zugänge, die cr im Ans
zu erringen genöthigt if, mit defto größerem Erfolge zu
Digen vermögen.
Aufſtellungen hinter Moräften gewähren daher häufig klei⸗ Vortheile dies
oder größeren Truppenabtheilungen bedeutende Bortheile, ee In
es beſonders der Bertheidis
\. in der Linie einer Vorpojtenfette, wo man durch ſelbe Lung.
dßere Streden mit geringerer Truppenzahl zu fihern im
>» ift; |
254 -
2. por Dörfern, Wältern, Schanzen, Stellungen oder an»
deren beſetzten Punkten, die der Feind entweder von der Seite
des Moraftes angreifen, oder nur auf weiten Unwegen umge⸗
ben kann;
3. längs den Ufern eined zu vertheidigenden Gewäſſers,
wo durch felbe dem Feinde der Uibergang erfchwert oder uns
möglich gemacht wird;
4. ald Stüßpunfte für die Flügel einer Stellung;
5. als Terrainhinderniffe, die den Feind fowohl in Borz,
als Rückmärſche zum Defiliren auf einigen wenigen vorhandenen
Kommumnifationen nöthigen und ihn dadurch aufhalten;
6. find fie theilweife gangbar, und mit Schilf oder Gebü⸗
fhen bewachſen, fo können fie überdied zu Anlegung von Ver⸗
ſtecken uud SHinterhalten, oder zu einzelnen Tirailleurgefechten
mit vieiem VBortheile gebraucht werden.
Nöthige Sn allen diefen Fällen ift ed aber Außerfi nothmwendig, die
N Befchaffenheit Diefer Meräjte und Sümpfe mit größter Sorgfalt
fenpeit. zu prüfen, um diefelben nie für ungangbar zu halten, bevor man
fie nicht genau durchſucht hatz denn die Kriegsgeſchichte liefert
und häufige Beifpiele, wie Truppen blos deshalb überfallen und
geſchlagen wurden, weil fie ſich durch ſolche Terrainhinderniffe
gefihert hielten, und der Feind dennoch Mittel fand, felbe zu
pafliren.
Vorſicht bei Die Offiziere, die daher den Auftrag erhalten, die Beſchaf⸗
a ang fenheit eines Moraftes oder Sumpfed zu unterfuchen, können
und Moräjte, biebei nicht behutfam genug zu Werfe geben, und dürfen fich
keineswegs mit den Ausfagen der Landesbewohner begnügen,
fondern müffen ſich vielmehr von feiner Ungangbarfeit felbft zu
überzeugen trachten. Manche Sümpfe erfcheinen dem Auge auf
den erften Blick als die fchönften Wiefen, genauer beobachtet
werden fie jedod durch verſchiedene Kennzeichen verdächtig. Dieſes
n ift 3. B. der Fall, wenn man bie und da mit Binfenfraut oder
gelbgrünem Moos bededte Theile wahrnimmt, — fo wie, wenn
zwiſchen dem Graſe ein mehrere Karben fpielended Waſſer durchs
ſchimmert.
Vorzuͤglichſte Nach den verſchiedenen Zwecken der Rekognoscirung, und
1, egeufbünde der größern oder geringern Bedeutenheit folder Terraimhinders
guoscirung. niffe kommt hiebei vorzüglich zu berüdjichtigen:
253
\
foffener Offizier, ald Kommandant. Fleinerer und grö-
uppenabtheilungen, wird in folchen Fällen durch geſchickte
sung des Terrains ſich gegen die Uibermacht des Feindes
ſjdutzen, und dieſen bis zum Anlangen rückwärtiger Verſtär⸗
ag aufzuhalten trachten. — Die Kriegsgeſchichte zeigt uns
. „ıele, daß oft durd die Beſetzung und muthvolle Bertheidis
ag eines Hauſes, Grabend oder anderen günftigen Terrains
‚‚nftandes eine Flußniederung fo fange behauptet wurde, bie
..‚ einigen Stunden der Feind mit vereinten Kräften angegrifs
a und zurüdgeworfen werden fonnte.
6.8. u
Bertbeidigung und Angriff eines Moraftes oder
Sumpfes.
Moräfte, Sümpfe, Moor oder Torfgründe find Terrain Wichtigkeit
binderniffe, die nach Maß ihrer Ungangbarfeit und Ausdehnung derſelben.
fowohl auf Stellungen ald Bewegungen größerer oder kleinerer
Truppenabtheilungen einen wefentliben Einfluß haben, und oft
fräftige Vertheidigungsmittel bilden, weil durch felbe gewöhnlich
nur wenige brauchbare Kommunifationen führen, die felbft von
einer geringen Xruppenzahl gegen einen weit überlegenen Feind
behauptet werden fünnen.
Befonders find ausgedehnte, moraftige Niederungen, wenn Ausgedehnter,
auch das durch fie fließende Waſſer an fich felbft nicht bedeutend giiederunnen
iſt, oft größere Hinderniffe, ald Flüffe, — da fie nur auf langen, "
von mehreren Brüden durchfchnittenen Dänmen paflırt werden
fönnen, und meiftend ejne folche Breite haben, daß der am jens
feitigen Rande aufgeftellte Feind und mit feinem Feuer nicht
erreichen kann, wir daher die wenigen Zugänge, die er im Anz
griffe zu erringen genöthigt ift, mit defto größerem Erfolge zu
vertheidigen vermögen.
Aufſtellungen hinter Moräften gewähren daher häuftg klei⸗ Vortheile dies
neren oder größeren Truppenabtheilungen bedeutende Bortheile, — EX In
und dies beſonders ber Vertheidi⸗
1. in der Linie einer Vorpoſtenkette, wo man durch ſelbe HUN.
oft größere Streden mit geringerer Truppenzahl zu ſichern im
Stande ift;
Teiche.
Art der
Aufftelung.
Staͤrker und
ſchwaͤcher zu
befegende
Punkte.
256
Sommermonate unter Wafler ftehen, das mit Leichtigkeit zu einer
Höhe von mehren Schuhen geitaudet werden kann. Sie liegen
gewöhnlich tiefer ald die durcführenden Wege, nehmen in Ges
genden, wo naheliegende Flüffe oder Bäche die Bewaäͤſſerung ers
leichtern, meiftend bedeutende Steeden ein, und werden dadurch
Terrainhindernifle, die nicht felten einen weientlichen Einfluß fo
wohl auf die Bewegungen und Stellyngen größerer als Eleinerer
Truppenabtheilungen haben; — wie uns Dies ‚die verfchiedenen
Feldzüge im nördlichen Italien, indbefondere aber mehre am Po
und Mincio gelieferte Gefechte hinlänglich heweilen.
Auch einzelne Teiche können nah Maß ihrer Größe, Breite,
Tiefe und Länge für verhältnißmäßige Truppenkörper eine mili⸗
taͤriſche Anwendung erhalten. In manchen Laͤndert, wie z. B.
in Böhmen, Mähren und Schleſien liegen oft mehrere derſelben
nahe aneinander, und fiehen durch fleine Kanäle oder Baͤche,
die häufig ein fumpfiges Ufer haben, in wechſelweiſer Verbindung.
Sole Niederungen, durch die nur wenige Kommunikationen
oder Dämme führen, decken daher oft fehr vortheilhaft die Fronte
einer auf rückwärtigen Ravind oder Hügeln genommenen Stel
lung, und erſchweren den Angriff derfelben.
Berthbeidigung.
» Nah Allem, was. wir in diefem $. erwähnt haben, ergibt
fih alfo, daß Moräfte und Sümpfe nad VBerhältuiß ihrer Aus⸗
dehnung fowohl von grßeren ald kleineren Truppenabtheilungen
mit vielem Vortheile vettheidige werden fünnen. Nur bei Ruͤck⸗
zügen, wo es ſich darum handelt, den verfolgenden Gegner auf
zuhalten, um der Haupttruppe Zeit zu verfchaffen, die durch
Moräfte führenden Deflleed zu pafliren, finden Stellungen vor⸗
waͤrts derfelben Statt; — in allen andern Gelegenheiten aber
ftellt man fich hinter diefen Xerrainhinderniffen auf, um fie als
Dedungsmittel der Fronte zu benügen, und dem Feinde den
Durdigang zu vermehren. Die näheren Detaild der Aufitellung
hängen übrigend von der Breite des Moraſtes oder Sumpfes
und von der Belchaffenheit der rüdwärtigen Gegend ab.
Eine befondere Berüdfihtigung erfordern aber alle über
felbe führenden Kommunikationen größerer oder Meinerer Art, ſo
wie überhaupt alle trockenen und ſeichteren Stellen, die dem Feinde
257
n Durchmarſch, fei es auch nur mit kleineren Abtheilungen,
er einzelnen Tirailleurd, geftatten. Diefe Punkte find bie
eftleed, die der angreifende Gegner zu forciren genöthigt ift, und
e daher den Hauptgegenftand der Vertheidigung bilden. Gie
den zu diefem Zwecke mit binlänglich ſtarken geichloflenen
uppenabtheilungen befegt, während man bie zwifchen ihnen
genden, weniger bedrohten Streden blos mit einer Plaͤnklerkette
bachtet.
In angemeſſener Entfernung weiter rückwaͤrts befinden fich Unterftüguns
verhältnißmäßigen Unterfügungen und hinter dieſen größere ven,
erven.
Dad Gres der zur Bertheidigung beftimmten Truppe nimmt leer
r diesſeits Wuf vortheilhaft liegenden Ravins, bominirenden truppe..
ven, oder am Vereinigungspunkte mehrerer, aud dem Sumpfe
menden Straſſen eine ſolche Stellung, aus welcher es ſchnell
en die bedrohten Punkte vorzurücken im Stande iſt. |
Das Geſchütz wird fo viel als möglich durch das Terrain Verwendung
t oder einen Erdaufwurf gededt, in der Verfängerung, ober des Geſchützes.
8 und links der durch den Sumpf führenden Straſſen und
ıme bergeftalt aufgeführt, daß es Diefe Defileed entweder zu
iren oder foncentrifch zu befchießen im Stande fei.
Die Kavallerie bleibt bei den auf den Hauptzugaͤngen Berwendung
nden Neferven, um den Feind im Augenblide des Pebom derRavallerie.
ns durch eine heftige Attaque wieber zurüdzumerfen, oder
theilweife zur Sicherung unferer Slanten verwendet.
©eftrüppe, Waldungen, Gebäude, Dörfer, Höhenzüge ober Venäsung
e vortheilbafte Terraingegenftände,' die fich Diesfeitö' des des Terrains,
iſtes befinden, müflen auch hier zweckmäßig benügt werben,
önnen den Vertheidigern den größten Nuten gewähren.
Iſt und der Feind an Kräften überlegen, und find wir Das Künftliche
in eine rein befenfive Lage verfegt, oder wollen wir feine Dee
' vor der Fronte parallifiren, um Ausfälle in feine Flanken gungom
ernehmen, fo trachte man durch kuͤnſtliche Mittel die Ver⸗
ungsfähigkeit der hinter dem Moraſte oder Sumpfe ge⸗
nen Aufſtellung fo viel möglic zu erhöheh, und dadurch
egner den Angriff auf dad Aeußerſte zu erfchweren. Hieher -
®:
le Barrikadirung oder Abgrabung aller durch den Sumpf
ven Straflen oder Dämme.
17
Befondere
Rücfichten
bei felben.
Vertheidis
gung felbft.
Feuer
der Artillerie.
Teuer der
Snfanterie.
258
2. Sperrung derſelben durch Palliſabirungen, Tambouri ⸗
rungen oder Querdaͤmme.
3. Abtragung aller Brücken über größere oder kleinere, im
Moraſte befindlichen Gewaͤſſer.
4. Ziehung von Gräben am diesſeitigen Rande des Sumpfes,
die ſich dann gewoͤhnlich ſchnell mit Waſſer füllen.
5. Anlegung von Verhauen in waldigen Gegenden.
| 6. Errichtung von Schanzen, theild um unfere Gelchüge
gegen das feindliche Feuer zu decken, theils um durch felbe den
Ausgang der vorwärtigen Defilees zu beftreichen, und dem Feinde
das Deboufhiren zu verhindern,
-Bei der Anwendung bdiefer Fünftlichen Mittel iſt jedoch
unſere Lage und die Stärke des Gegners genamw- zu berückſich⸗
tigen; — denn befonderd größere Truppenabtheilungen würden,
durch eine gänzliche. Sperrung und Zerftöyung der gegen die
Fronte ihrer Aufitellung führenden Zugänge, fich felbft den Vor⸗
theil entreißen, nöthigen Falls die Offenſive wieder ergreifen zu
fünnen.
| Nach der Beichaffenheit des Moraftes ober Sumpfes, und
nach der Zahl der durchführenden Strafen oder Dämme wird
fi der vorrüfende Feind in eine oder mehrere Angrifföfolonnen
formiren, md mit einem heftigen Geſchutzfeuer Die. Attaque
beginnen. ;
Begünftiget das jenfeitige Terrain die guten desfelben,
oder ift und der Gegner an Artillerie weit überlegen, dann lat
man fich mit ihm, in Feine Kanonaden ein, die eine bloße Demon
tirung unſeres Gefchüges herbeiführen könnten; fondern halte
dasſelbe vielmehr fo lange hinter einem dedenden Terrainge⸗
genitande verborgen, bis feine Infanterieabtheilungen zum Sturme
vorräden. — In diefem Augenblide erft beginnt die vereinte
Wirkung unferer Gefchüge, und da in einem fumpfigen Terrain
keine Geliſchüſſe möglich find, fo trachte man durch ein wohl
angebrachted und rafirendes Feuer die Teten der feindlichen Aw
griffskolonnen zu zerfchmettern, und fie dadurch zum Ruͤckzuge zu
zwingen.
Sept aber der Gegner demungeachtet feinen Marſch fort,
fo eilen die Unterftügungen hervor, verftärfen die am Amögangt
der Defileed anfgeftellten Truppenabtheifnngen, und empfangen
den Feind, wie er in ben Ertrag bes Reingenmehrfenendghommi,
259
t ganzen Dechargen; — zugleich feßen fich nach‘ Umftänden bie
ferven ober felbft ein Theil der ruͤckwaͤrtigen Haupttruppe unvers Borrädung
ilt gegen den bedrohten Punkt in Marſch, — der Neft aber Haupttruppe.
ibt an einem hiezu fchicflichen Orte ald Hauptreferve aufgeftellt.
Sollte der Gegner, ungeactet der verheerenden Wirkung le
eres Foncentrifchen Feuers weiter vordringen, fo geichieht die renden
‚theibigung bed vorliegenden Deboufchees nach den Erklaͤrun⸗ Jdeindes.
„ die $. 5, Seite 193 und 194 erläutert wurden. Hier
mt ed hauptfächlich darauf an, dem Keinde keinen Raum
Entwillung feiner Kraft am diesfeitigen Ausgange bed Des
es zu geben, fondern ihn rafch mit dem Bajonette ober ber
sallerie anzugreifen, in ben Sumpf zu werfen, oder gar feinen
fzug abzwichneiden.
Während fo an den verfchiedenen durchführenden Straffen Steiheifige
Dämmen geſchloſſene Abtheilungen mit einander kaͤmpfen, fechte in deilen
» von leichten Truppen, die fich zwiſchen Schiff und Gefträns lauten.
‚in die Flanke des Feindes fchleichen, ein lebhaftes Tirails
gefecht unterhalten.
Rückt der Gegner gleichzeitig auf zwei oder mehreren Zu Be
jen vor, fo biete man ihm überall muthig die Stirne, vers van uf Sehe
de jedoch das Gros der Truppe vorzüglich zur Vertheidigung vexen Dan Teen
enigen Punktes, den der Feind zum Hanptangriffe beftimmt i eidenden
— Gelingt es demfelben, an einem Orte burchzudringen, fo VJeind.
: man ben Angriff aller Referven auf dieſen bebrohten
t, und detaſchire zugleih nach Möglichkeit verhäftnißmäßige
eilungen in die Flanken des Feindes, um ihn fo von allen
n anzugreifen, abzufchneiden oder zurückzuwerfen. |
Tritt er hierauf feinen Rüdzug an, fo achte man dem⸗ „nenehmen ,
ı durch ein heftiged Feuer den möglichtten Schaden zuzu⸗ * —*
‚ und ihn dadurch von einem wiederhoften Angriffe abzu⸗
en; — ob man aber den Gegner zu verfolgen und felbft .
Hfenfive zu ergreifen babe, laäßt fkh hier nicht für alle
beftimmen, ba died vom Zuſammenhange gleichzeitiger
gungen anderer Truppenförper, von dem Zwecke unferer
sidigung, fo wie von verfckiedenen andern, ſtets wechjelnden
nden abhängt.
Werden mir jedoch burd die Uibermacht des Feindes felbft „Bei dem
Xückzuge genöthigt, dann ziehen fih die verfhiedenen “OT...
mabsßeilungen unter fortwährendem Gefechte gegen bie
260
Aufftelung der rückwaͤrtigen Hnuptreferve, mit ber fie fich vereis
nigen, um dem Gegner neuerdings die Stirne zu bieten, oder
unter dem Scuße bderfelben den ferneren Rückzug auszuführen.
Beobach⸗ Kleinere Infanterieabtheilungen, die mit keinem Geſchütze
erden Kr verfehen find, und einen Sumpf zu vertheidigen haben, benehmen
fanierisabtheiz ſich ebenfalls nach den angeführten Erflärungen. — Bor allen
lungen. aber ift es nöthig, daß ihre Stärke im entiprechenden Verhält
niffe mit der Größe des Terrainhinderniffes und der Zahl der
verfchiebenen Zugänge flehe; da fie im entgegengefetten Falle
richt im Stande find, die bedrohten Punkte hinlänglich ſtark zu
befeben, und dem Feinde einen kraftvollen Widerftand zu leiſten. —
Bei Heineren Sümpfen und Moräften, befonderd wenn fie mit
Schilf und Gebüfchen bewachſen find, ift es oft möglich, Tiraik
leurd am jenfeitigen Rande aufzitftellen, die fich daſelbſt einige
Zeit halten, und dann ihren Rüdzug entweder durch den Moraſt,
ober rechts und links um denfelben ziehend, gegen die Flügel der
rüdwärtigen Auffielung nehmen,
Angriff
Vortheile der Der Angriff eined Morafted oder Sumpfes befteht haupt
Umgebungen fählic in der Forcirung der durch felben führenden Straſſen
und Dämme, und ift gewöhnlich fehr ſchwierig, da der Gegner
fowohl feine Infantekie als Artillerie dergeftalt aufitellen wird,
baß fie die verfchiedenen Deftleed auf das Kräftigfte zu beſtrei⸗
chen vermögen. — Se breiter folhe Terrainhinderniſſe find,
defto mehr Zeit benöthigen die flürmenden Truppen, fie zu paſ⸗
firen, und deſto länger bleiben fie dem Feuer des Feindes and
geſetzt; — man vermeide daher nach Möglichfeit jeden Angrif
Yon der Fronte, amd fuche den hinter dem Sumpfe oder Morafte
aufgeftellten Wegner entweder zu überfallen, oder durch Man
vers in feine Flanfen zum Rüdzuge zu bewegen.
Angriff von Iſt man jedoch durch die Umftände genäthigt, eine ſolche
der Fronte. Stellung zu forciren, fo hat der Kommandant, fobald er fih
über die Beſchaffenheit der biedfeitigen Gegend, der Zahl uud
Lage der durch das Xerrainhinderniß führenden Kommunifationen,
fo wie über die Stärfe und Aufftellung des Gegners die nöthige
Keuntuiß ee hat, noch außerhalb des feindlichen Geſchütz⸗
iu sin pder mehrere Angrifföfolonnen
u formiren — und fie mit geſchickter Benützung jedes deckenden ——
lerraingegenſtandes gegen bie verfchiedenen Angrifföpunfte zu und Referven,
irigiren. — Berhäftnißmäßig ſtarke Neferven, bei denen ſich bie
Yavallerie befindet, deden durch eine zwedmäßige Aufitellung
as ganze Unternehmen, und find beftimmt, im. Yale feines
Rißlingeng, die zurücdgeichlagene Truppe aufzunehmen, den Feind
‚n jeder offenfiven Bewegung abzuhalten, und den Angriff zu
neuern.
Uibrigens hüte man fich auch hier vor jeber gleichförmigen naereinigung
ıd zweckwidrigen Vertheilung feiner Kräfte, behalte zum Durchs dem entfcheis
echen am entfcheidendften Punkte dad Gros ber Truppe vers denden
ıt, und befhäftige den Gegner an den übrigen Zugängen bios Punkte.
rch fchwächere Abtheilungen, um feine Aufmerkſamkeit zu theilen,
ı auf mehreren Dertern zu bedrohen, und dadurch dis Haupt⸗
aque zu erleichtern.
. NE
Der Angriff ſelbſt geſchieht auf folgende Art * en
1. Leichte Truppen beſetzen den bieöfeitigen Rand des Mo⸗ ngriires,
ted oder Sumpfes, um den Feind, wo ed die Breite des
rrainhinberniffes zuläßt, mit. einem lebhaften Tirailleurfeuer
beunruhbigen.
2. Die Artillerie, auf wortheilhaft liegenden Ravins, Höhen
r anderen günftigen Purkten placirt, beginnt ein lebhaftes
» ununterbrochened Feuer, um die Batterien des Gegners zu
ıontiren, feine Truppen vom jenſeitigen -Deboufchee zu vers
ben, und fo den Angriff der einftweilen gedeckt aufgeftellten
anteriefolonnen vorzubereiten.
3. Sobald diefe wahrnehmen, baß der Feind durch die
fung unfered Geſchützes zu wanken beginnt, rüden fie leb⸗
zum Sturme gegen bie verichiedenen Deftleed vpr, trachten
» ohne ‚Aufenthalt zu paflicen, und das jenfeitige . Deboufchee
ſewinnen. An ihrer Tete marfchiren verhältnigmäßig ſtarke
ntgarden, bei denen ſich Zimmerleute und Pionniers befinden,
Gräben und Gewäſſer zu überbrücken, und. alle andern
erniffe aus dem Wege zu räumen. Der Sturm felbft hat
Ungeſtüm und größter Schnelligkeit ausgeführt zu werben,
sicht unnöthigerweile länger dem feindlichen Feuer ausgeſetzt
eiben; — die Abtheilungen find auf halbe Diftanz gefchloffen, —
Dffiziere fielen fih an die Spike ihrer Truppen, und ermuns
fie Durch perfönliches Beifpiel zur Tapferkeit. und Ausdauer.
262 ’
a. Während bie Angrifföfolonnen auf ben vorhandenen
Straffen und Dämmen zum Sturme vorrüden, werfen ſich leichte
Truppen in den Sumpf, und trachten nad Möglichkeit durch
denfelben zu waten, den Feind mit einem lebhaften Tirailleurs
feuer zu beunruhigen, die Verbindimg der verfchiedenen Kolonnen
zu erhalten, und ihre Flanken zu ſichern.
5. So wie der Sturm beginnt, rüdt ein Theil ber Reſerve
in Kolonne gegen das Deftlee, und erwartet hier den Ausgang
des NAngriffes, — der andere Theil aber, nebit ber beihabenden
Kavallerie, bleibt indeflen in feiner rüdwärtigen Aufftelung.
6. Erreihen die flürmenden NAbtheilungen das jenfeitige
Deboufchee, und ift es ihrem Muthe gelungen, den Feind zu
vertreiben und ſich daſelbſt feftzufegen, fo eilen die am Eingange
des Defileed ſtehenden Reſervekolonnen ihnen uwverweilt nad,
um jenfeitd fo ſchnell ald möglich eine hinlaͤngliche Truppenzahl
zu entwideln, und den errungenen Vortheil nicht wieber zu verlieren.
7. Sollte jedoch das Unternehmen mißlingen, fo gefchieht
der Rüdzug unferer Truppen unter dem Schutze der am dies⸗
feitigen Rande aufgeftellten Batterien und Neferven, bie dem
verfolgenden Feinde das SHervorbrechen verwehren, und nöthigen
Falls ſelbſt vorrüden, um ihn wiederholt anzugreifen.
8. Befinden fich im Sumpfe, oder an einem durchfließenden
Gewaͤſſer Hänfer, Muͤhlen u. dgl., fo werfen ſich verhältnißmäßige
Abtheilungen in dieſelben, um ſich daſelbſt feſtzuſetzen, den Feind
mit ihrem nahen Feuer zu beunruhigen, und die Erneuerung bed
Angriffed zu erleichtern.
9. Geſchieht die Attaque auf mehreren Punkten, fo ift ein
gleichzeitige®’ Hervorbrechen der verichiedenen Kolonnen eine notb-
wendige Bedingung, indem man dadurch ben Feind Leichter außer
Faflung bringt, feine Aufmerkſamkeit theilt, und daher mit weniger
Aufopferung den Durchgang zu erzwingen im Stande ift.
iiber die Art des Debouſchirens, fo wie über die näheren
Detaild des Angriffes ſelbſt, verweilen wir, um Wiederholungen
gu vermeiden, auf die SS. 5 und 7 diefer Abtheilung, da viele
der daſelbſt gegebenen Erklärungen auch bei der Forcirung ber
durch einen Moraft führenden Defileed angewendet werben koͤnnen.
Bei Befegung Sollte der Feind bei kleineren Sümpfen, die mit Schilf
des dieölee und Gebuͤſchen bewachfen find, ben biesfeitigen Rand mit leichten
tigen Randes
Seleinerer Truppen beſetzt haben, fo trachte man fie, ohne Zeit mit Feuern
263
verlieren, durch einen rafhen Bajonetangriff in anfgelöfter Suͤmpfe vom
ette aus ihrer Stellung gu vertreiben, und bleibe ihnen hierauf veinde.
t6 nahe am Leibe, um durch ihren Rückzug die gangbaren
tellen ded Sumpfes kennen zu lernen, und gleichzeitig mit ihnen
n jenfeitigen Rand zu erreichen.
Beim Angriffe eines Sumpfes, fo wie überhaupt einer je gehmierig
ı durch Natur oder Kunft befeftigten Aufitellung ift eine vor⸗ Angriffes bei
eitende und kräftige Wirkung der Artillerie das fücherfte Mittel, „ breiteren
den nachfolgenden Infanteriefolsnnen den Sieg zu verfihnffen. "der tag
gibt aber viele moraftige Niederungen, deren Breite größer.ded Gerwüges
ald der Ertrag des Geſchützes, deren Erftürmung daher auch if.
eutenden Schwierigfeiten unterliegt. — lliberfälle, Flankenan⸗
fe und Mandverd gegen die Rückzugslinie des Feindes führen
mit weniger Aufopferungen zum Zwede; und felbit wenn
: zum Angriffe in der Fronte genöthigt ift, fo made man
ıonftrationen in die Flanke ded Gegners, die, wenn fie auch
mn andern Vortheil gewähren follten, dennoch feine Aufmerk⸗
keit theilen, ihn zu Detafchirungen verleiten, und daher bie
ptattaque erleichtern. Uibrigens kann man nöthigen Yale
Sumpfe ſelbſt mittelft hineingeworfenen Reiſig, Fafchinen,
mftämmen, Steinen und, Erde einen felten Grund erhalten,
biefen eine Batterie gon "Schanztörben erbauen, bie Gefchüße
Ibe einführen und von da den Ben mit vielem Vortheile
eßen.
6.9.
Vertbeidigung und Angriff der Dämme.
Dämme haben einen verfchiebenen Zwed und dienen: Zweck ihrer
im Flüſſe, Torrenten, Kanäle, Teiche, Landfeen u. dgl. auf Anlage. Als
n beſtimmtes Bett zu beichränfen, und die umliegende „gen da
egend vor Uiberſchwemmung zu ſchützen. In diefem Kalle Austreten der
ufen fie längs den Ufern fort, find, um der Gewalt des GBewäſſer.
3afferd zu wiberfiehen, amd feſtem Materiale erbant, ers
weren baher nicht felten die Einfahrt. einer zu fchlagenden
rüde, — gewähren aber nad Umſtänden entweder dem
igreifer, oder dem DBertheibiger den Bortheil natürlicher
eckungen, an die man Platteformen und Bankete anbanet,
Als Rommus
264
oder Schußiharten einſchneidet. In der Defenfive kann
man übrigens ſolche Dänmte, befonderd wenn das Flußbett,
wie ed in mehreren Klachländern der Fall ift, höher liegt
als die umliegende Gegend, oft mit vielem Nutzen durch⸗
fhneiden, um daburd die Hauptgaͤnge des Feindes zu
überfhwenmen.
"nlfarionen 2 Als Rommunitationen duch Seen, Sümpfe, Moräfte und
durch Terrain⸗ andere Niederungen; — und als ſolche bilden fie Defilees,
hinderniſſe.
die in der Defenſive einen deſto größeren militaͤriſchen
Merth haben, je mehr fie burch die Befchaffenheit des Ter-
raind in ihren Flanken gebedt find, und den Feind im Ans
griffe auf einen beftimmten Punkt befchränfen; deren Weg⸗
nahme dagegen in der Offenfive aus demfelben Grunde
bei einer zwedmäßig geleiteten Vertheidigung ftetd mit gro
Ben Schwierigkeiten verbunden ift.
als “ugänge Hieher gehören vorzugsweiſe jene Daͤmme, bie dur un
eh ten gangbare Sümpfe zu einem in felben liegenden feften Punkte
führen, und auf derem engen Raum der Gegner daher ger
nöthigt if, mit Aufwand an Mühe und Zeit Laufgräben
anzulegen, um fi im Angriffe dem verheerenden Feuer der
vorliegenden Befeltigungen zu entziehen.
als Auer 3, Werben Dänme oft quer durch ein Klußthal gezogen, um
——* ben Ablauf desſelben zu ſperren, eine Strecke des Terraind
der Gewaͤſſer.
zu uͤberſchwemmen, und dadurch dem Feinde den Zugang
zu unferer Aufftelung zu erfchweren. Die Anlage folder
Dämme erfordert eine genaue Nivellirung des Terraind, um
hiernach ihre Richtung, Höhe und Ausdehnung beſtimmen
zu fönnen. — Gewöhnlich werben fie fo breit als hoch ge
macht, und ſchraͤge durch die zu uͤberſchwemmenden Nieder
rungen gezogen. — Der gegen dad Waſſer zw liegenden
Boͤſchung gibt. man meiltend die doppelte, ber ruͤckwaͤrtigen
aber die einfache Höhe ded Dammes zur Grundlage, und
verfleibet die erftere mit Hurden, Faſchinen oder einem Raf
felförmigen Flechtwerke, um ihr auf diefe Art gegen den
Drud und das Anfpielen des Waſſers eine größere Halb
barkeit zu verfchaffen.
Da jedoch die in einem Ninnfale oder Flußthale geſtau⸗
deten Gewaͤſſer durch den beftändigen Zufluß bie Dämme bald
überfleigen, auswafchen oder gerflören würden, fo ift ed noͤthig—
263
n ben letzteren Scleußen oder Wehren Clliberfälle): anzubrin-
jen, um durch einen verhältnißmäßigen Ablauf dad Wafler ftets
n gleicher Höhe zu erhalten.
Viberfhwenmungen find ald kräftige Dedungsmittel der
Bertheibigung in vielen Gelegenheiten von großem Nußen, bes
onderd aber, mo fie in kurzer Zeit ımd ohne große Borbereis
ungen erzeugt werben konnen. Läßt ſich alſo die gegen den
reind zu liegende Gegend durch Sperrung einiger Abzugfchleißen,
der fonit auf irgend eine andere Art mit Leichtigkeit unter.
Baffer fegen, dann foll man ſtets diefen der Defenfive günftigen
mftand nach Möglichkeit benügen. Die Erbauung von Dämmen
ber, um eine größere Flußniederung zu überfchwenmen, erfor
rt viel Materiale, Zeit und Arbeit, kann alfo meiſtens nur
ei permanent befeftigten Punkten ftattfinden; obſchon man
anchmal enge Schluchten und Thäler felbft im Laufe des Kries
8 zu verdbämmen im Stande ift.
Uibrigend find die Uiberſchwemmungen fo viel ald möglich
gen die Angriffe ded Gegners zu fichern, weshalb man jens
t8 der Dämme Berfchanzungen zur Dedung ihres Einganges
legt, oder biesfeitd Batterien aufführt, um fie zu beftreichen,
d dem Keinde jede Annäherung zu vermehren. — Vorzüglich
er muß man bed Nachts die angelegten Dämme auf das
orgfältigfte bewachen, damit fich der Feind nicht heranfchleichen
b fie abgraben oder fonft zerftören fünne.
‚Bertheidigung.
Nach den bereitö gegebenen Erklärungen über ben Zweck
' Dämme, und ihre Anwendung in militärifcher Hinficht ergibt
Anwendung
der Liber:
ſchwemmun⸗
gen.
Vertheidi⸗
gung der
Dämme als
‚ daß fie hauptfächlich ald Kommunilationen durch Sümpfe Kommunika-
Moräfte zu berüdfichtigen find, um bie fi, wie bei den
tionen durch
Sum
ücken, ſowohl zwifchen größeren Truppenabtheilungen, als klei⸗ und —
n Detaſchements und Poſten nicht ſelten ein blutiger Kampf
ſpinnt. Sie werben um fo wichtiger, je ausgedehnter und
ugänglicher die Terrainhindernife find, durch welche fie füh-
‚ da der Gegner in diefem Kalle genöthigt ift, entweder biefe
Jänge mit Aufopferung zu forciren, ober auf weiten Umwegen
umgeben.
we und rt
der Vertheis
Digung.
Belondere
Details
hierüber.
Viber den Zweck und die Art ber Aufftelung, fo wie über
bie Bertheidigung des jenfeitigen Einganges, oder bed diesſei⸗
tigen Deboufchees verweilen wir auf die im 6. 5 euthaltenen
Erklärungen über die Bertheidigung der Defileed im Allgemeinen,
fo wie auf die befonderen Details, die im 8. 7 bei den Brüden,
und im $. 8 bei den Suͤmpfen und Moräften angeführt wurben,
und bemerken hier bloß:
1. Daß man dab jenfeitige Ende der Dämme oft durch
Verſchanzungen dedt, die gleich den Bruͤckenköpfen in vielen Ges
legenheiten einen enticheidenden Nuten gewähren.
Bei jeder vorwärtigen Aufftellung, — fie gefchehe zur Des
ung eines Rückzuges, oder zur Behauptung des Defilees felbft,
— müffen ſich am diedfeitigen Rande des Sumpfes oder Moras
fted verhältnißmäßige Neferven befinden, um nad) Möglichkeit
zur Bertheidigung mitzuwirken, oder im Falle eines Rückzuges
des jenfeitigen Truppe, felbe aufzunehmen, und den verfolgenden
Gegner zurüdzumerfen.
3. Oft find die Böfchungen eined Dammed mit Bäumen
und Gebüfhen bewachſen, deren fich die Tirailleurd der Arrieres
garde im Rückzuge ſtets mit fehr vielem Vortheile bedienen Finnen.
um gebedt gegen den Feind zu feuern, und fein weiteres Vor⸗
rüden gu verzögern. .
4. So viel ed ‚die Zeit und die Umftände erlauben, fuche
man den angreifenden Gegner durch alle möglichen Hinderniſſe
aufzuhalten. Zu diefem Zwecke werden die Dämme an verfcies
denen Punkten abgegraben, oder durch Traverfen und Barrikaden
gefperrt, — Fladderminen angelegt, — vorhandene Brüden zer⸗
ſtoͤrt u. bel. |
5. Bei Aufftellung rüdwärtd müflen fowohl die Infanteries
Abtheilungen als die Geſchuͤtze dergeſtalt placirt fein, daß fie den
Damm zu enflliren, oder durch ein Kreuzfeuer zu beflreichen im
Stande find,
6. Um fich bei Aufftellungen hinter dem Damme gegen Uiber⸗
fälle zu fchügen, wird an deflen jenfeitigem Ende ein Aviſopiquet
andgeftellt, mit welchem man, wo es nöthig if, durch Zwiſchen⸗
yoften die Verbindung erhält. — Auch müflen die durd den Sumpf
allenfalls führenden Fußſteige, oder daſelbſt befindlichen gang»
baren Stellen befegt und forgfam bewacht werden.
267
— —
7. Die Vertheidigung beſchraͤnkt ſich groͤßtentheils auf die
irkung des Infanterie- und Geſchuüͤtzfeuers, das daher lebhaft
terhalten werden muß, um die vorrückenden Kolonnen des
indes zu vernichten; erſt wenn ſie ſich dem diesſeitigen De⸗
iſchee nähern, und zu entwickeln beginnen ſollten, rücken die
dieſem Zwecke bereit gehaltenen Reſerven mit dem Bajonete
„ um den Gegner wieder zurückzuwerfen. |
8. Bei langen Dämmen, die von diesſeits nicht ganz enſilirt
«den können, breite man ſich wo möglih zur Erreichung dieſes
eded in der Mitte des Dammesd, an deflen Krümmungen, —
r anderen dazu ſchicklichen Orten fo viel aus, daß man daſelbſt
6 und links Batterien zu errichten und aus biefen den Ein⸗
ig auf das Kräftigfte zu beſtreichen, oder die vorwärtige Auf⸗
ung zu unterſtuͤtzen im Stande fei.
Angriff.
Uiber den Angriff eines Dammes verweiſen wir, um Wie⸗ N *
olungen zu vermeiden, auf den vorhergehenden $. dieſer „np Moräfe
heilung, wo über den Angriff der Sümpfe, und der durch führenden
ben führenden Kommunikationen bereitd die nöthigen Er⸗ T ne
ungen gegeben wurden, und bemerken hier blos, daß bie
ıilleurd der Avantgarde, wo die Bölchungen der Dämme wit
üſch bewarhfen find, dieſen vortheilhaßten Umſtand ſtets
itzen ſollen, um daſelbſt, gegen bad die obere Flaͤche des
mes verheerend beſtreichende Feuer des Feindes gebedt,
raſcher vorruͤcken zu koͤnnen.
Hat aber der Gegner einen Querdamm erbauet, um ben Bei Uiber⸗
uf eines Gewäſſers gu hemmen, und das Thal dadurch zu un
ſchwemmen, fo fuche man die am Ende desfelben befindliche
ınze entweder durch einen Uiberfall zu nehmen, oder mit
alt zw erflürmen, — fo wie die am. rädwärtigen Ufer zur
eicuung der Uiberſchwemmung etma aufgeführten Batterien
Feindes zu demontiren,. den Damm felbit aber zu zeritören,
fo dem Wafler einen Ablauf zu verfhaffen; — befonderd
ift man, wenn der Gegner die nöthigen Borfichtsmaßregeln
ıchläffiget, oft im Stande, ſich zur Nachtzeit mit einigen ents
jenen Leuten unbemerkt an den Damm zw fchleichen, ihn
jraben und die Uiberſchwemmung dadurch zu heben.
°
368
$. 10. I
Vertheidigung und Angriff eines Gebirgspaſſes.
Wichtigkeit Gebirge find Naturhinderniſſe, Die auf Kriegsoperationen
der oe führen einen weientlichen Einfluß haben; — es verbienen baher beſonders
den Straffen. jene Punkte, wo Heerftraflen und andere größere Kommunika⸗
tionen über felbe führen, eine vorzügliche Berüdfichtigung.
Im rittelger Im Mittelgebirge, das eine geringere Höhe und fanftere
irge. Abdachungen hat, befinden fich oft in Feiner Eutferuung. von
einander mehrere Kommunikationen, die ben Bertheil gewähren,
anf verichiedenen Stellen zugleich angreifen, einen oder den andern
feindlichen Poften mit Uibermacht foreiren, und dadurch die übrigen
Punkte in Flanke oder Ruͤcken bedrohen zu können.
Im doos⸗⸗ Sm Hochgebirge dagegen find Straffenzüge feltener, weil
rge. ſie oft in vielen Windungen über eine fleile Berglehne, ober
durch ausgeſprengte Felfengallerien geführt werden müflen, und
ihre Anlage daher ftetd mit großen Schwierigfeiten‘ und Koften
verbunden ift. — Ohne Querverbindung gehen fie hier gewoͤhnlich
in weiter Entfernung von einander über felfige Höhen, oder
durch rauhe Thalgründe fort, — find aber in militärifcher Hinficht
um defto wichtiger, dba ſich außer diefen Hauptlommunikationen
nur einzelne, für Tirailleurd und Abtheilungen leichter Truppen
gangbare Fuß⸗ und Saumfteige vorfinden, — der angreifende
Gegner daher genöthige iſt, ich mit feinem Gros auf die vorhan⸗
dene Hauptſtraſſe zu beichränfen, die gewöhnlich ein enges, mehrere
Meilen langes Deftlee, und oft auf eine bedeutende Strede ben
einzigen Zugang eines Landes bilder, außer weichen man nur
durch große und beichwerlide Umwege in das entgegengeſetzte
Thal zu gelangen im Stande if.
Paß, Joch, Solche Defilees werden, je nachdem fie über Gebirgsein⸗
Sr Haufe, fattlungen oder durch Engthäfer führen, mit verſchiedenen Namen,
‚Vorteile als: Pap, Joch, Grad, Thor, Klaufe, Pforte u. dgl. bezeichnet,
iger Pre und gewähren dem Vertheidiger viele Bortheile, da der Feind
im Deftlee felbft feine Angriffe nur in gebrängter Kolonne unters
- nehmen kann, die daher um fo mehr der Wirkung des Geſchutz⸗
feuerd ausgelegt iſt; — die angränzenben Berge und Felſen⸗
wände aber zugleich die burchführende Strafle beherrichen, der
Gegner ed daher nicht wagen darf, im Xhale vorzurüden, ohne
269
1 zuerft der Einfaffungshoͤhen bemäctigt zu haben. — Hier
men jedech ſelbſt kleinere Poften und Detafchements, begin
jt durch die Befchaffenheit ded Terrains, fich mit vielem Vor⸗
ile vertheidigen, und dem mühſam heranflimmenden Begner
en Zugang auf das Sartnädigfte verwehren. In Gebirgs⸗
dern, wo fih mehrere Engpäffe befinden, deren einzelne Ver⸗
idigung jeboch unfere Streitkräfte nur verſplittern wäürbe,
te man feine Aufmerffamkeit vorzüglih auf jene Punkte, we
folhe gegen den Feind führende Deſilees vereinigen, ober
yenthäler in ein Hauptthal münden; da man durch eine Aufs
ung dafelbft im erften Kalle mehrere Zugänge zu fihern, im
en aber beide Thäler zweckmaͤßig zu vertheidigen im Stande ift.
Nach der ſchon oben berührten DVerfchiedenheit ihrer Natur
rfcheidet man zwei Arten der Gebirgspäffe, nämlich:
1. Straffen, die über eine Einfattlung des Hauptrüdens
end — fich oft zu einer beträchtlichen Höhe erheben, von den
ängen der angrängenden Berge eingeengt werden, und jenfelts
rößere Thäler einfallen. Hieher gehören z. B. der Loiblberg
der Paß Pontafel in den Farnifchen Alpen, der Pag Gabel
er bömifch s fächfiichen und der Paß Sablunfa an der uns
ch⸗ſchleſiſchen Gränze, dad eiferne Thor in Siebenbürgen,
Col di Tenda im Norden der Grafihaft Nizza u. a. m.
2. Straflen, die dem Falle eines Gewäflerd folgend —
häler oder Schluchten ziehen, und von hohen Bergen und
n eingefcloflen, oft ein mehrere Meilen langed und nur
je Klafter breited Deftlee bilden. Hieher gehören z. B.
Jaß von Lueg im Salzburgifchen, der Paß von Fünftermünz
rol, bie Chiuſa im Etſchthale oberhalb Volargue, der rothe
npaß in Siebenbürgen u. a. m. .
Uibrigend liegen die Gebirgspäſſe entweder an ber Gränze
Staates, und find für beide kriegführende Deere ber
Arten der
Gt birgepäfle
Auf Höhen.
In Tpälern,
Wichtigkeit
derfelben an
der Gränze
Tel zu ferneren offenfiven Bewegungen, oder fie befinden eines Staates.
n Innern eined Landes, und "werben. erfl in der Folge,
Die Operationslinie im Vor⸗ oder Rücmarfche durch dies
fährt, militärifch:wichtig. In beiden Fällen hat ihre. Ber»
ung und ihr Angriff oft einen fo bedeutenden Einfluß auf
neren Begebenheiten des Krieges, daß nicht felten die
ung ober Behauptung einer Landedfireife von ihrem Befite
Im Innern
des Landes,
270
abhängt; wie und bie Gefchichte der neueren Kriege in ben Alpen,
Ardennen, Porenden und dem Schwarzwalde häufige Beiſpiele
barftellt.
. Im den lan Ebenfo find jene Päfle, durch welche größere Kommunika⸗
ven einen Oper tionen in die Flanken der Operationslinie führen, ‚oft von befon-
derem Werthe, weil fie und ald Verbinbungspunfte mit den Läns
derſtrecken jenfeitö der Gebirge, jo wie mit den in felben gleichs
geitig operirenden Xruppenabtheilungen dienen, — oder vom
Feinde, wenn er fich derfelben bemächtigt hat, — zu Diverfionen
in unfere Flaufen, und zur Bedrohung unferer Rüdzugslinie
gebrauct werden fünnen.
Berthbeidigung.
Zwed Der Vers Die BVertheidigung eined Gebirgspaſſes fteht gewöhnlich in
theidiguug. Verbindung mit höheren Operationen, und hat den Zweck, dem
Feinde die vorhandenen Zugänge zu fperren, — fein Deboufciren
in die diesſeits liegenden Thäler und Ebenen zu verhindern, felbft
aber im Befige dieſes wichtigen Punktes zu bleiben, um nöthigen
Falls aus der Defenfive in die Offenfive übergehen zu fünnen.
Häufig auch werden bdiefelben zur Deckung eined Rückzuges bes
fegt, indem felbft ſchwächere Arrieregarden, begünftigt durch die
Natur biefer Deftleed, eine ganze feindliche Armee in ihrem Vor⸗
rufen aufzuhalten, und ihre Angriffe mit Verluſt zurüdzumerfen
im Stande find.
Art der Bei der Beſetzung eined Paffes ift die Sicherang feiner
Auffelung. Flanken die erfte und nothwendigſte Bedingung, da der Feind,
um den Schwierigkeiten eines Angriffes in der Fronte auszuwei⸗
chen, alles aufbieten wird, dad Deftlee zu umgehen und im Rüden
zu nehmen. Die Art der Aufftellung zerfällt daher:
1. In die Belegung des Pafled, und
2. in die Bejegung der zu beiden Seiten desſelben liegen⸗
den Höhen.
Nöthige Hiezu iſt eine detaillirte Terrainfenntniß erforderlich, vors
—— ‚des zglich aber find die über das Gebirge in die Flanken oder
"den Rüden des Paffed führenden Fuß⸗ und Saumfteige, fo wie
alle vorhandenen Schluchten, Klüfte, Waflerriffe u. dgl. zu bes
ruckfichtigen, und ihre Zugänglichkeit auf das Genauefte zu unter-
Wegweiſer. fuchen. Jäger, Waldhüter, Kohlenbrenner, Bergleute, Hirten und
271
Schleihhändler können hierüber oft bie beften Auskünfte ertheis
, und mit vielem Vortheile ald Wegweifer verwendet werden.
Die Erfahrung beweijet und, daß bie meilten Päffe blos Wichtigkeit
zꝛshalb verloren gingen, weil der Gegner Gelegenheit fand, auf ——
nem nicht beſetzten Wege, oder anderen als ungangbar betrach⸗ rung.
ten Punkten den Gebirgsrüden ungehindert zu erſteigen, — die
felbft anfgeftellten Polten zu überfallen, ſich der das Defilee
denden Höhen zu bemächtigen, und dadurch die zu feiner Bers
eidigung beftimmte Truppe zum Rüczuge zu nöthigen. — Man
an daher in dieſer Beziehung nicht genug Vorſicht anwenden,
d bie zur Beſetzung der Gebirge detafchirten Dffigiere müflen
ermüdet trachten, fich mit der Natur derfelben befannt zu mas
n und alle erfteigbaren Punkte zu entbedden. — Uiberhaupt find
r Zerrainfenntnuiß und fchnelle Orientirung zwei wefentliche
forberniffe, ba die an ben verfciebenen Zugängen ber Gebirge
‚geftellten Poften und Piquete ihre Verbindung nur durch Zwi⸗
nvedetten und Patrouillen erhalten, — oft durch fteile und
jangbare Fellenipiken von einander getrennt werden, und
er häufig in den Fall kommen, felbftftändig zu handeln.
Die Beſetzung des Paſſes felbft beiteht vorzüglich in der Belebung ded
errung der durch denfelben führenden Strafen. — Zn diefem Paſſes.
ecke wird:
1. Dort, wo ſich dad Defilee am meiſten zwifhen Felſen⸗
den einengt, ein hiezu vortheilhaft liegender Punkt, deſſen
heidigungsfähigkeit man durch alle anwendbaren Mittel der
ft zu erhöhen trachtet, — mit einer hinfänglichen Zahl von .
spen und Gefüge beſetzt, um von ba bie vorwärtige Steaffe,
h mit der für Gefchüß noch erreihbaren Senkung enfiliren,
die anrüdenden Kolonnen ded Feinded mit einem kraftigen
r empfangen zu koͤnnen.
2. Zur Sicherung und Unterſtützung dieſes wichtigen do. Rüdmärtige
befinden ſich weiter rüdwärtd verhältuißmäßige Reſerven, Reſerven.
n Augenblicke des Angriffes zwedmäßig zu vermenden find,
je Kolonne ded Gegners zurüdzumwerfen, und den Sperrpunft
Yafles zu behaupten. .
3. Auf den Höhen, Berglehnen und Felfenwänden, melde Leichte Trups
Seftfee unmittelbar begränzen, werben leichte Truppen vers Einfaffungee
. denen man einige Raketen ober Grfchüge vom leichten höhen.
er mitgibt, um auf diefe Art von oben den angreifenden
272
Feind kraͤftigſt zu befkießen, und zugleich Steine, Felſenſtüͤcke,
Banumſtaͤmme u. dgl. auf ihn herabzurellen.
Angelegte 4, Um aber dem Gegner bad VBorrüden auf der durch das
Dinderniſſe. Defilee führenden Kommunikation moͤglichſt zu erſchweren, und
ihn Dadurch befto länger unferem wirkfamen Fener audzufegen,
wird die Strafle theilmeife mit Gräben Durdigogen, durch Verhaue
oder abgeiptengte Felſenſtücke geſperrt, vorhaudene Brüden ab»
getragen, ober wenigftend ihre Zerftörung für ben Augenblick
des Angriffes norbereitet.
Sicherung der 5. Nicht felten befinden. fi in den Gebirgspäflen an der
aekefnd: Seite der durchführenden Straffen Bäche, Torrenten, Flüffe u. dgl.,
lichen Die nah Maß ihrer Bebeutenheit einen mefentlichen Einfluß auf
‚ Gewäller. pie Art der Bertheidigung haben, und die Kommunikation bes
Thaled mit den auf den jenfeitigen Gebirgen detafchirten Abs
theilungen unterbrechen. Sie werden im Verhaͤltniß ihrer Breite
und Tiefe entweder mittelft eingefenfter Eggen, Pfähle und Steine
ungangbar gemacht, — durch Patrouillichiffe und ausgeftellte Aviſo⸗
poften bewacht, — oder an Punkten, wo fie fi zwiſchen Felſen⸗
mwänden einengen, mit Ketten ober Pallifaden geiperrt. Sind
diefe Gewäller von größerer Bebeutenheit, fo werden an. vors
theilhaften Stellen ihres Ufers Infanterieabtheilungen und Ges
fhüßbatterien placirt, um den Feind, wenn er hier auf Schiffen
und Flößen in den Paß zu bringen verfuchen follte, mit einem
kraͤftigen Feuer zurückzuweiſen.
ah Wir haben bereitd erwähnt, welchen wmilitärifchen Werth
fligung der Die Gebirgspäfle befigen, und daß ihre Vertheidigung ſich ges
Gebirgspäffe. wöhnlich auf Höhere Entwürfe und Operationen gründet, baher
man nicht unterlaflen fol, fih den Bet derfelben durd alle
möglichen Mittel zu verfidern. Wo alſo Feine permanent bes
feftigten Punfte die durcführenden Strafien iperren, dadurch
ihre Behauptung erleichtern, und gleihfam den Schlüffel der
Gebirgspäfle bilden, — dort muß man frühzeitig darauf denken,
diefe Defileed durch Erbauung von Berfchanzungen, Blodhäufern,
oder bei noch gehöriger Zeit durch feſte, aus Mauerwerk errichtete
Thürme in beftmöglichiten Vertheidigungszuftand zu fegen, um
baburch, fei ed beim Ausbruche oder im Laufe des Krieges, —
das Vorbringen des Feindes zu hemmen, den Rüdzug einer
Armee zu decken, oder unferer Offenfive eine größere Sicherheit
zu verfhaffen.
273
Blockhaͤuſer richten fich in Geſtalt und Größe nadı ber Bes Blocpäufer.
khaffenheit des Terrains und der Stärke ihrer Beſatzung, erhalten
gewöhnlich die Form eines Rechteckes, deſſen längere Seite gegen
den Feind gefehut ift, und müſſen durch ihre Lage fo viel als
möglich gegen, das feintliche Gefchübfener gebecdt werben. Man
erbaut fie denmach nicht unmittelbar im Thale, fondern auf nahe
liegenden Bergen und Felfen, von mo man die burh den Ge NB
birgepaß führende Hauptftraffe zu beftreichen, und dem Gegner
dad Borrüden auf derfelben zıs vermehren im Stande ift. Shre
Wände beftehen gewöhnlich aus zugezimmerten, 1 Scuh biden
und feit an einander gereihten Baumftämmen; wollte man ihnen
aber eine..größere Feſtigkeit verichaffen, fo werden 2 Reihen
Balken laͤngg dem Trace des Blochaufes entweder knapp hinter
einander eingefchlagen, ober man läßt zwiſchen benfelben einen
2 bi8 4 Fuß breiten Zwifchenraum, und füllt ihn mit feitgeftampfter
Erde. In diefe Wände fchneidet man in einer Höhe von 5 bis
6 Schuh für die Infanterie Schußfharten ein, bie innen ‚weit,
von außen aber fo fchmal als. möglich gemacht werden müſſen,
und um dad Blockhaus feihft dann noch vertheidigen zu können,
wenn der Gegner ſich der Gebirge bemächtigt hat, fo fichert
man ed 'fomohl gegen das feindliche Wurfgeſchütz, ald gegen
dad Feuer der angränzenden, bominirenden Berge durch eine faft
bombenfrete Deckung. Es werben demnach 8 bid 12 Zoll dicke
Dippelbäume quer über die ganze Breite bed Blockhauſes gelegt,
n einer Höhe von 2 bis 3 Schuh mit Erde befchüttet, und dieſer
Soden ndthigen Falls mittelft Stanpfäulen und Durchzugsbalken
iterſtützt. Uibrigens müſſen die erforberlihen Rauch⸗ und Luft
cher frei gelaffen, im Innern ein Herd erbaut, ebenfo längs
en Wänden Bankete für die Infanterie angelegt werben; —
zeſchütze laſſen fi aber im Blockhauſe felbft nicht immer. zweck⸗
Aßig anbringen, theild weil ihr Feuer einen zu großen Rauch
jeugen würde, — theild weil fie breitere Schußfcharten benös
igen, und viel Raum einnehmen. — Man kann felbe jedoch,
enn bem Blockhauſe allenfalls ein Glacis vorgelegt ift, hinter
efem, in einem hiezu eingefchmittenen Raume, ober in feitwärts
ter ber Proteltion bed Blockhauſes eigend erbauten Batterien
zciren. — Den Eingang des Blodhaufes bildet eine aus ftarfen,
ppelt über das Kreuz genagelten Pfoften verfertigte, mit Schuß>
bern verjehene Thür, aud wird ringe um felbes ein Graben
18
274
ausgehoben, und deſſen Erbe bis zur Höhe der Schußſcharten an
die Wände angeworfen, um ihnen dadurch eine deſto größere
Widerftanböfähigfeit zu verichaffen.
Bortheile Sind ſolche Blochänfer mit Lebensmitteln verſehen, und
noeh an günftigen Punkten des Terraind erbaut, wo fie vom Geſchütze
des Feindes nicht mit hinlänglicher Wirfung- befhoffen werden
Yönnen, fo gewähren fie dem Bertheibiger oft den größten Nutzen;
denn wenn ed auch ben leichten Truppen des Gegners gelungen
tft, fih der rechts und links des Pafles liegenden Gebirge zu
bemädhtigen, fo ift feine Hauptkolonne dennoch immer auf Die
Paſſirung der durch das Deftlee führenden Hauptſtraſſe beſchränkt,
indem ſich außer derſelben kein anderer für Kavallerie, Geſchütz
und Fuhrwerk brauchbarer Weg vorfindet. Ein Blockhaus alſo,
das durch ſeine Lage die im Thale befindliche Hauptkommuni⸗
Sation ſperrt und mit feinem Feuer beſtreicht, iſt daher oft
im Stande, wenn. auch alle übrigen Gebirgepuntte vom Feinde
bereits genommen wurben, ſich auf das Hartnaͤckigſte zu vers
theidigen, dem Gegner das Borrüden mit feinem Gros gänzlich,
gu verwehren, feine Kräfte durch wiederholt zurückgeichlagene Ans
griffe zu Ihwächen, und und dadurch "Gelegenheit zu verkhaffen,
entweder den verlornen Gebirgsrücken wieber zu erobern, oder
bei einem Rückzuge mit der Haupftruppe einen Vorfprung zu ges
winnen. Hiezu find aber entichloflene Kommandanten und Dffis
ziere nöthig, die, befeelt von der Wichtigkeit ihres Poſtens, die
Bertheidigung mit Umficht leiten, ihre untergebene Truppe zur
Tapferkeit aufmuntern, und durch fräftige Worte der Ghre
und Baterlanböliebe auf das Höchſte zu begeiftern vermögen.
Die beiden im Jahre 1809 bei Malborghetto und Predil zur
Vertheidigung des Pafled von Pontafel und der Klitiher Klaufe
erbauten, von ihren Kommandanten, den Syauptleuten des Genies
korps, Herrmann und Hensler mit Heldenmuth und Lebensaufs
opferung gegen Die wiederholten Angriffe des Feindes vertheis
digten Blockhaͤuſer find ehrmürdige Denkmahle in der üfterreichis
jchen Kriegögefchichte, und beweifen, melchen entſcheidenden Bortheil
fie in vielen Gelegenheiten, befonderd aber zur Dedfung eines
Rückzuges gemähren fünnen,
Gemauerte Gemauerte und durch feſte Wölbungen gegen das Wurfge⸗
Thuͤrme. ſchuͤtz des Feindes geficheste Thürme find, da fie eine noch größere
Vertheidigungsfähigfeit befigen, zur Sperrung und Behauptung
2753 |
der Gebirgspäffe noch weit zwecimäßiger als Blocdhäufer; ihre -
Erbauung .erfordert jedoch mehr Zeit und Mittel, und iſt ein
Gegenftand ber permanenten Befelligung.
Nähere Detaild über die Befeftigung der Gebirgspäffe laſſen Benötung
fih nicht anführen, da ihre Anlage von den verſchiedenen Lofa- Segenftände
litäten abhängt. — Oft aber befinden fich in denfelben Häuſer, zur Befeſti⸗
Kirchen, Schlöffer, Ruinen u. dgl., die durch ihre günftige Lage ne
vortheilhafte Punkte der Bertheibigung bilden, und zur Behanptung
des Pafled mit vielem Nutzen verwendet werden fünnen, beſon⸗
derd wenn man ihnen durch kuͤnſtliche Mittel eine größere Halts
barkeit zu verichaffen trachtet.
Die Beſetzung der rechtd und links des Paſſes liegenden efegung der
Gebirgshoͤhen hat den Zwei, die Flanken beöfelben zu fhügen, Bebirge.
den Feinde alle vorhandenen, zu Umgehungen bienlicken Seitens
tommunifationen zu fperren, und ihn dadurch zu nöthigen, ent⸗
weder den Paß felbft von der Fronte nadı wiederholten Anſtren⸗
gungen mit Aufopferung zu foreiven, oder feine Abfiht durch
größere, ihm Zeit raubende Umwege zu erreichen.
Was wir über die Beſetzung ber die Gebirgäthäler eins Bewachung
ſchließenden Höhen und Berge im $. 5, Seite 185—186 angeführt en Buaknne |
haben, tritt auch hier in Anwendung. Tirailleurs und Fleine durch Tirail-
Detafhements befegen bie über bad Gebirge in die Flanken des „ ne Morten.
Paſſes führenden Fußfteige, Saummwege und fonft vorhandenen,
gangbaren Schluchten, Waflerrifie u. dgl. — Hinter diefen Poften
befinden fih an vortheilhaften Stellen des NRüdend, oder am
Bereinigungsorte mehrerer, über denfelben führenden Seitenkom⸗ Rückwaͤrtige
munikationen verhältnißmäßige Unterftügungen, die ftet3 bereit Unterittigun
fein müflen, jeder bebrohten Strecke fchnell Hilfe zu leiften, und en.
die herankflimmenden, leichten Truppen des Gegners mit Berluft
zurüdzumerfen.
An Eentralpunften der Gebirgöfette werben größere Neferven Hauptreſer⸗
anfgeftelit, um den Feind, wenn es ihm gelingen fein ſollte, ſich ven.
eines Poſtens zu bemächtigen, mit Kraft entgegen zu treten, oder
den Rüdzug der vorwärtigen Detafchementd zu ſichern.
Diefe Reſerven haben auch einige Stüde leichter Geſchuͤtze Leichte Ge:
bei fi; vorzüglich aber eignen fich zum Gebirgskriege Die Rake⸗ ſchute und
ten, und gewähren, da fie überall leicht mitgenommen und felbft j
auf ſteilen Bergſpitzen ylacirt werben koͤnnen, in ſolchen Gele-
genheiten beftimmten Nutzen.
18 *
Verbindung
der verſchiede⸗
nen Poften.
276 _
Die verfchiedenen Poften erhalten burch Zwifchenvebetten fo .
viel als möglich ihre Verbindung, und fignalifiren fih bei Tag
Signalifirung und Nacht dur im Voraus beftimmte Zeichen jeden feindlichen
eines
Angriffe.
KRünftliche
Vertheidi⸗
gungsmittel.
Vertheidi⸗
gung des
Paſſes.
Angriff.
Uibrigens ſind an den gefährlichſten Stellen des. Gebirgs⸗
abhanges Verhaue anzulegen, und die verſchiedenen Zugaͤnge
durch Felſenſtücke, Steine u. dgl. zu verrammeln oder ſonſt uns
gangbar zu madıen. — Ob und wo im Gebirge Verfhanzungen
erbaut werben follen, läßt fich nur durch die Lofalität beftimmen.
Gegen Schüfle, die von tiefer liegenden Punkten nach den Höhen
gefchehen, hat man nicht nöthig, ſich durch Bruftwehren zu deden,
da man, um gefichert zu fein, fi nur vom Kamme etwas zu⸗
rüdziehen barf. Demungeadtet werden zur Sperrung ber vors
züglichiten Zugänge oder zur größern Haltbarkeit vortheilhafter
Punkte ded Gebirgsrückens, wenn ed die Zeit erlaubt, oft Kleine
Fleichen oder Redouten angelegt, die mit größtem Erfolge vers
theidigt werben koͤnnen, doch müflen fie
1. dem Terrain in ihrer Form angepaßt, und
2. von feinen nahe liegenden Höhen enfilirt oder dominirt
werden.
Bei Bruftwehren, die blos den Zwed haben, dad Geſchuͤtz
zu decken, kann man fich übrigens bes fogenannten Einſchneidens
mit vielem Vortheile bedienen.
Was die Vertheidigung der Päfle betrifft, fo ergibt ſich
diefelbe aus den bis jetzt über ihre Befetung angeführten Er-
Märungen. Sie zerfällt
1. in die Vertheibigung des Defilees felbft,
2. in die Bertheibigung ber zu beiden Seiten desſelben
liegenden Gebirgshöhen.
Erftere befchränft ſich hauptfächlih auf die Behauptung des
Sperrpunktes ſelbſt, den der Gegner nothwendig zu forciren genöthigt
iſt, um ſich den Durchgang zu öffnen. Rüden die zum Angriffe
beftimmten feindlichen Abtheilungen durch dad Deftlee gegen
felben vor, fo werben fie von allen im Thale oder auf den ans
gränzenden Bergen aufgeftellten Truppenabtheilungen und Ges
fhüten mit einem lebhaften Heuer empfangen, und während fid,
ber Gegner bemüht, die angelegten Hinderniſſe zu überwinden,
fchleudert man von den ber Strafle zunächft liegenden Höhen
Baumflämme und Felfenitüde auf ihn herab, um feine Kolonnen
277
badurd zu zerfchmettern und mit empfinblihem Verlufte zum
Rückzuge zu nöthigen.
Meiftend aber beginnt der Feind fein Unternehmen. mit Bertpeidis
dem Angriffe der in ben Flanken bes Paſſes befindlichen Ger Anenylanten
birgshöhen, um dadurd Die Vertheibigung des Sperrpunktes liegenden Ges
ſelbſt zu ſchwaͤchen und feine Erfiürmung von der Fronte zu ers birgshohen.
leihtern. — Die daſelbſt an den verfchiedenen Zugängen aufges
ftellten Detafchements müflen daher vor allem unermüdet wachſam
fein, um den Gegner, der Teinen ihm günftigen Umftand ver -
nadläfligen wird, jede Gelegenheit zu einem lliberfalle zu
benehmen, und ihn dadurch zum Angriffe mit offener Gewalt zu
nöthigen. Verfuchen es leichte Truppen des Gegnerd, die Berg⸗
Ichnen und Zelfenwände zu erfteigen, fo trachte man ihiten durch
ein wohlangebrachtes Feuer, fo wie durch herabgefchleuderte Steine
dad weitere Bordringen zu verwehren, und ſende die Unterſtützun⸗
gen nöthigen Falls fchleunigft den bedrohten Punkten zu Hilfe.
Terraintenntniß, Drientirungsgabe und fchnelle Entfchlöffenheit
find für Die verfchiedenen Poſtenkommandanten nothwendige
Erforderniffe, um die ihnen anvertraute Strede mit Limficht zu
vertheidigen und durch Umgehungen nicht abgefchnitten zu werden,
welches felten gefchieht, wenn fie ihre Kräfte beifammen behalten,
und den umgebenden Feind felbft mit ſchneller Entfchkoffenheit
entgegenrüden. — Uiberhaupt ift den Offizieren in ſolchen Gele⸗
genheiten die höchite Vorficht und Thätigfeit zu empfehlen, da der
Berfuft eines einzigen Poftend oft die Urfache eines allgemeinen
Rückzuges fein kann, und die Behauptung des Pafled von jener
der ihn umifchließenden Gebirge unzertrennlich iſt. Uiber die
näheren Detaild der Bertheidigung verweilen wir auf die Erfläs
rungen, die im $, 4 der zweiten und $. 5 der fiebenten Abtheis
Iung, Seite 192 und 193 in dieſer Hinfid;t gegeben wurden.
Eine richtige Vertheilung der Truppen an ben verfchiedenen zu⸗
gänglichen Punkten, und die zwedimäßige Verwendung ber Un⸗
terflügungen und Referven find die beften Mittel, um die Angriffe
des Feindes zurüdzufchlagen und den Beſitz der Gebirge zu be
haupten. i
Hat der Gegner ungeachtet unferer Anftrengung ben Rüden Rüdyup vom
der Bergfette erftiegen und ſich bafelbft feftgefegt, fo trachte man Gebirge
ihn neuerdings mit vereinten Kräften von allen Seiten anzu⸗
greifen und zurückzuwerfen; follte dieſes jedoch nicht mehr möglich
Rückzug aus
dem Paſſe.
Vertheidis
gung mebres
rer, Durd eine.
278
‘
fein, fo zieht man fich nad) einen den verjchiedenen Detafchements
ſchon im Boraus befannt gegebenen Verfammlungsort zurüd, jeboch
im fortwährenden Gefechte mit dem Yeinde, und jede Blöße
desfelben benügend, um ihn wieder anzugreifen und die errun-
genen Vortheile zu entwinden.
Iſt es dem Gegner gelungen, ſich der Einfaffungshöhen
und der in den Flanfen des Paſſes über den Gebirgdrüden füh-
renden Fuß⸗ und Saumfteige zu bemächtigen, dann ift die im
Defilee anfgeftellte Truppe ebenfalld zum Ruͤckzuge genöthigt,
doch Tann fih, wie bereitö erwähnt wurde, ein Blockhaus oder
fonft befeftigter Punkt auch dann noch mit vielem Bortheile ver-
theidigen, das Vorruͤcken des feindlihen Gros auf. der durch ben
Paß führenden Hauptitraffe verzögern, und durch Zeitgewinn uns
oft den größten Nuten gewähren.
Befinden fih in einer audgebehnten Gebirgöfette mehrere
Kommmilationen und Päfle, fo müflen diefe zwar mit verhälts
Gebirgskette nipmäßigen Truppenabtheilungen befegt werben, doch hüte man
führenden
Paͤſſe.
Zweck des
Angriffes.
ſich vor einer allzugroßen Vertheilung ſeiner Kraͤfte, und behalte
vielmehr das Gros an einem diesſeits der Gebirge liegenden
Eentralpunkte vereint, um von da, wenn der Feind feine Abſich⸗
ten und den Punkt ded wahren Angriffes zn erfennen gibt, vors
zurüden und ihn mit Nachdruc entgegen zu treten. In ſolchen
Gelegenheiten muß man daher nicht verfäumen, jeden günftigen
Augenblick zu benägen, um in bie DOffenfive überzugehen, weil
ed dem Gegner, wenn wir und durch längere Zeit auf eine rein
defenfive Vertheidigung der Gebirgskette beichränfen, endlich doch
gelingen muß; irgend einen Paß zu forciren, unfere Aufftellung
Dadurch zu durchbrechen, und bie getrennten Abtheilungen theils
weiſe zu ſchlagen. Da bie jeboch fchon in die höhere Krieges
Eunft einfchlägt, fo wird es hier nur in fo fern berührt, ald es
die Michtigfeit der Gebirgspäfle und den Kampf um felbe im
wahren Lichte zu zeigen geeignet ift. |
Angriff
Nicht immer ift man im Laufe des Krieged genüthigt,
einen vom Feinde befegten Gebirgspaß mit Gewalt zu forciren,
indem man, wo es feine Lage geftattet, oft im Stande ift, ihn
durch Demonftrationen oder größere Bewegungen frei zu machen,
und durch erſtere ben Gegner entweder irre zu leiten, ober durch
279
Iehtere den Rücken bed beſetzten Deftlees und feine Verbindung
mit den übrigen Truppen wirklich zu bedrohen.
Die Kriegögeichichte ſtellt und ferner viele Beifpiele bar,
daß Pälfe, die der Feind zu einer kraͤftigen Vertheibigung vor
bereitet hatte, häufig ‚durch glüclich ausgeführte Coups de main
oder liiberfälle gegommen wurden, und daß ed auf diefe Art
‚fliegenden Korps, ja ſelbſt Ihwächeren Streiffommandod gelang,
fih derfelben ohne großen Veriuft ‘zu bemächtigen. Hiezu find
aber Geheimniß und Schnelligkeit die weientlichkien Erforberniffe-
Die Forcirung eines Paſſes foll jedoch im Allgemeinen nur
dort ftattfinden, wo wir‘ durch bie Wichtigkeit feines fchnellen
Beſitzes hiezu gezwungen und nicht im Stande find, felben burch
die Anwendung firategifcher Mittel zu erlangen.
Der Zweck des Angriffes eines Gebirgspaſſes beruht daher
auf höheren Abſichten, und ſteht gewöhnlich in Verbindung mit
bem zufammenhängenden Entwurfe einer Operation. — Die Art
des Angriffed aber bildet einen Gegenftand ber Tatil, und ed
ift äußert nothwendig, daß fich bie Dffiziere, ald Kommandanten
ber zur Forcirung ded Defileed oder der angränzenden Höhen
beftimmten Xruppenabtheilingen mit den hiezu erforderlichen
Verhaltungen genau befannt machen, befonderd weil der Ans
griff des Pafles, fo wie der in den Flanken desſelben liegenden
Gebirge nicht ſtets in unmittelbarer Verbindung erfolgt, und bie
verſchiedenen Detafchementd daher häufig in den Fall kommen,
felbRftänbig zu agiren. — Ein entfchloflener und für ven Krieg
auögebildeter Offizier fann in ſolchen Augenbliden Gelegenheit
finden, durch ein kluges und muthiged Benehmen Beweife feiner
Einfiht und Tapferkeit zu geben, und zur Eroberung des vom
Feinde befegten Paſſes wefentlich. beizutragen.
Was die Anordnung ded Angriffes betrifft, fo iſt hiezu vum Ange
eine genaue Kenntniß des Terraind, ber Aufftellung des ? 8
Feinded und der von ihm angewandten fünftlichen Vertheidi⸗
gungdmittel erforderlih. — Landkarten und Pläne gewähren,
wenn fie auch alle Schlucten, Fußſteige u. dgl. angeben, dem⸗ ——
ungeachtet Fein hinlaͤngliches Bild über die Gangbarkeit ber Ges zerrains.
birge, die man außer den vorhandenen Saummegen oft noch
auf anderen, nur Jaͤgern, Hirten u. dgl. befannten Stellen zu
erfteigen im Stande iſt. — Man verfäume daher ja nicht, diefe
Perſonen ald Wegweifer zu benuͤtzen, und fi von ihnen über
280 .
die Vefchaffenheit der Gebirge im Eleiniten Detail uaterrihten
zu laflen.
Der feindlis Unter ihrer Leitung fchleichen ſich hierauf Beine Retognos⸗
Aufftellung eirpatrouillen nad allen Richtungen gegen die feindliche Auf⸗
ſtellung, und unterfuchen:
1. Auf welche Art der Paß felbft befett ift, und ob in
. demfelben Verfchanzungen, Blodhäufer u. dgl. zur Sperrung ber
durchführenden Hauptitraflen angelegt wurben.
2%. Wo im Gebirge die verfchiedenen Piquete ftehen, wie
fie ihre Verbindung erhalten, und welde künſtliche Bertheidis
gungsmittel der Gegner dafelbft angewendet hat.
3. Ob alle Fußfteige, Saummwege u. dgl. von ihm ſorg⸗
fältig bewacht werden, ober ob irgend ein Zugang unbefegt
. ‚geblieben ift, und in wie fern wir biefen Umſtand benüßen
Sonnen, um den Gebirgsrüden zu erfteigen, feine Poſten zu
überfallen, die Flanken ded Pafled zu gewinnen, oder die feind-
liche Aufftelung zu umgehen
Erit wenn man über diefe Gegenftände fichere Nachrichten
eingezogen, und im Allgemeinen dad Terrain gehörig gewürdigt
hat, ift man im Stande den fchwächlten Punkt der feindlichen
Linie zn erkennen, und hiernady die Diepofitionen des Angriffes
zwedmäßig zu entwerfen.
Hauptreferve Bei der Forcirung eines Gebirgspaſſes wird vor allem an
ee pehese deſſen Eingange eine verhäftnißmäßig ſtarke Hauptreſerve auf⸗
geſtellt, um das ganze Unternehmen zu ſichern, und den Feind
im Falle eines Mißlingens von jeder offenſiven Bewegung
abzuhalten.
Vertheilung Die uͤbrige Truppe theilt man in drei Abtheilungen,
Km Fee. wovon eine zum Angriffe im Thale, die beiden andern aber
zur Eroberung der in den Flanken ded Defilees liegenden Ges
birge beftimmt find. Zu biefen leßteren verwendet man haupts
fächlich Leichte Infanterietruppen, und gibt ihnen einige Nafeten
mit, die dafelbft leicht fortgebracht und mit dem größten Nuten .
gegen den Feind gebraucdt werden. — Die Stärke bdiefer Abs
theilungen Tann übrigens nur durch die Lofalität und den vom
Gegner an verſchiedenen Punkten zu vermuthenden Widerftand
beftimmt werden; — die Kommandanten derfelben erhalten
jeboch im Allgemeinen ihre Berhaltungsbefehle, um dadurch dem
ganzen Unternehmen Einheit und Nachdruck zu verfdaffen.
281
Sm $. 5 haben wir bereit beim. Angriffe der Bebirge- ——
thaͤler erwähnt, daß es nur ſelten moͤglich, ſtets aber gefahrvoll Sinfoflunge:
it, im Thale vorzurüden, ohne fich zuerft der Einfaffungshöhen Höhen,
bemädktigt zu haben; — dies hat bei Päflen um fo. mehr feine
Anwendung, da fie gewöhnlich ein fehr enges Deftlee bilden,
und man baher zu ihrer Vertheidigung von ben angrängenden
Höhen und Helfen mit deſto größerem Erfolge mitzuwirken im
Stande iſt.
Der Angriff eines Paſſes beginnt demnach ſtets mit der ee ber
Forcirung ber in feinen Flanken liegenden Gebirge. Die biezu
beftimmten Truppen werden zu dieſem Zwede nah der Zahl
und Beichaffenheit der verfhiebenen Zugänge in Detafchements „N. u
getheilt, und den fie befehligenden Dffizieren die Punkte der ſchements.
feindlihen Stellung angegeben, gegen welche fie unter Leitung
eines kundigen Boten, und mit Beobachtung aller in der Marſch⸗
ordnung angeführten Vorſichtsmaßregeln fo ſchnell ald möglich
vorzurüden haben. Diefen Detafchements folgen verhaͤltnißmaͤ⸗
Fige Soutiend, um den Angriff der erfteren zu unterflügen, und
Dadurch jeden errungenen Vortheil zu behaupten. Liber die
näheren Detail des Angriffes verweilen wir auf tie hierüber
im $. 5, Seite 198 — 201 gegebenen Erklärungen. Uiber⸗
haupt hängt hier alles von einer gefcidten Benuͤtzung des
Terraind und einem muthigen und rafchen Borrüden ab. Man
trachte demnach fo fchnell ald möglich die und in den Weg ges .
legten Hinderniffe zu überwinden, die Berglehnen und Felſen⸗
wände ungeachtet des feindlichen Feuers zu erflettern, und ſtuͤrze
fih hierauf mit dem Bajonete auf bie an den verfchiebenen Zus
gängen aufgeftellten Piquete ded Gegners.
Uibrigend bemerfen wir:
1. Um den Feind an allen Punkten gleichzeitig zu befchäfs anneidyeitige
tigen, und ihn von Detafchirungen gegen die zum Hanptangriffe 8
beftimmten Zugänge abzuhalten, wird feine ganze im Gebirge
audgeftellte Poftenchaine gleichzeitig allarmirt.
2. Während die Detaſchements auf den verfchiedenen Zus Berwenbung
gängen vorrüden, klettern einzelne Tirailleurs über die zwifchen qiraifeurs
denſelben liegenden Felfen und Bergiehnen, um nach Möglichkeit
Die Verbindung zu erhalten, dominirende Punkte zu gewinnen,
und von da bie feindlichen Polen“ mit Vortheil zu beichießen
und zu flanliren.
282
De Unter 3. Die Unterflägungen wirken vorzüglich gegen bie Haupts
Bet sugänge bes Gebirgsrückens, zu deren Vertheidigung der Gegner
wahrfcheinlich Verhaue oder Verfchanzungen angelegt haben wird,
und wo er alfo einen befto größeren MWiderftand au leiſten im
Stande ift, »
Werbindung 4. Sobald bie Detafhements die Höhen genommen und
mente, die feindlichen Piquete zurücgebrängt haben, trackten fie fchnell
ihre während des Vorrüdend auf den verfchiedenen Fuß⸗ und
Saumftegen verloren gegangene Verbindung wieder zu gewinnen,
ſich wechfelweife zu unterftüßen, oder theilmeife zu fonzentriren,
und fo mit vereinter Kraft den allenfalld vorrüdenden Neferven
ded Feindes entgegen zu gehen.
Flankenko⸗ 5. Um den Angriff der Gebirge von der Fronte zu erleich⸗
lonnen. tern, werden Abtheilungen abgeſendet, die auf entfernteren, vom
Gegner nicht beachteten Zugängen den Rüden erſteigen, ſich in
die Flanken feiner Aufftelung fchleichen und im Augenblice, als
‘ der Angriff von der Fronte beginnt, hervorbrechen, um den
Feind dadurd zu überrafchen, für feine Flügel beſorgt zu
madhen und zum Nüdzuge zu bewegen. Hiezu ift aber eine
möglicht genaue Zeitberehnung und die Anwendung beftimmter
Signale erforderlih; denn wenn nicht Fronte und Flanfe des
Gegners gleichzeitig angegriffen werden, fo erhält dieſer Ges
legenheit, fih mit Uibermacht auf die zur Umgehung beftimmte
Truppe zu werfen, und fle entweder gefangen zu nehmen, ober
gänzlich aufzureiben.
ImBorrüden 6. Im ferneren Vorrüden richte man fein Hauptangenmer?
— vorzüglih auf jene Punkte, wo ſich mehrere Schluchten und
Wege vereinigen, fo wie auf die dominirenden Höhen und Fels '
fenipigen, deren Eroberung uns den Befit der Gebirge fihert; —
auch darf man überhaupt, fo viel ed bie Zeit geitattet, Fein
Mittel der Kunft verfäumen, um bie errungenen Bortheile zu
behaupten, und einzelnen Punkten eine größere Haltbarkeit zu
verichaffen.
Wirlung ge 7. Sobald ed und gelungen ift, den Gebirgsrüden zu
Bit Dlarte erfteigen, beſetzen leichte Truppen unverweilt die dem Pafle in
‚des Pafies. Flanken und Rüden zumaͤchſt liegenden Höhen, um von da den
im Defilee befindlichen Feind zu beunruhigen, und das Borrüden
unferer Truppe im Thale zu erleichtern.
283
Diefe Beobachtet indeffen den Gang des Gefechtes auf den Benehmen
Einfaffungshöhen, und befchäftigt den im Paſſe aufgeftellten ne ya
Gegner dur ein lebhaftes Tirailleur⸗ und Gefchüßfeuer, um feine fes beftimm-
Aufınafamteit zu theilen, und ihn von Detafchirungen in das Täbrent bes
Gebirge aufzuhalten, während die am Eingange des Defilees Angriffes der
ftehende Hauptreſerve bereit ift, ben Feind mit Verluſt zurüdzu, Gebirge
werfen, wenn er es verfuchen follte, hervorzubrechen und einen
Ausfall zu anternehmen. oo.
Gelingt ed unferen Truppen, fich ber in ben Flanken des Vorrücken
Pafles liegenden Gebirge zu bemächtigen,. fo wird der Gegner derſelben.
fih wahrfcheinlich auc im Thale zum Rückzuge entfchließen, und
höcftens noch den die Hauptſtraſſe Iperrenden Punkt vertheidigen.
Diefer muß nun auf das Lebhaftelte durch vereinte Wir⸗ Angriff des im
fung, fowohl der im Thale vorrüdenden, ald auf ben Einfaffunge- — an
höhen bereits befindlichen Truppen angegriffen werden, um fo punktes.
ſchnell als möglich den Durchgang des Pafles zu öffnen, und den
ſich zurüchiehenden Feind ohne Zeitverluft verfolgen zu koͤnnen.
Beichränft fich diefer auf die Vertheidigung eined Block⸗ Beobachtun⸗
hauſes, ſo iſt es vor allem erforderlich, Punkte zu gewinnen, von er
welchen man badfelbe mit Gefhäg zu befchießen im Stande ift, Blorhaufes.
um es anf diefe Art zu zerftören, oder durch Haubitzgranaten in Sorhereitende
Brand zu fleden. Zugleich werben einige Raketen auf dominis Gelhüke und
renden Höhen und Felfenfpigen, die für dad gewöhnliche Geſchuͤtz Raketen.
unzugänglic, find, plaeirt, um von da das tiefer liegende Blods
haus mit Erfolg befchießen und mit Granaten bewerfen zu können.
Bei diefer Gelegenheit führen wir Die größten Efevationds und
Senkungswinkel an, welche man dem Feldgeſchuͤtze mit den Kaffetten
zu geben im Stande ift, wenn Räder und Protzſtock auf dem
nämlichen Horizonte fiehen; bei Veränderung diefer Stellung
Tann jedoch ſowohl die Elevation als Senkung noch mehr vers
größert werben. |
Pfündige Kanone — höcfter Elevationdwinfel — größte Senfung.
3
> 27 Grad "6'/, Grad
6 > 23 2 11, >
12 . > 21, >» 8, 2
6 Kavallerie 14 2 6%, >
7 Haubige 30'/, > A 2
Kavalleriehaubitze 22,2 bi, >
&turm der
Infanterie.
Beobachtung.
beißewäflern.
281
Höhfter Elevationswintel — größte Senkung.
Raketen 30 Grad 12—13 Grad
18pfündige Kanone 21 > 7 >
10» ord. Haubike 25 2 6 >
7 » lange » 15, » 10 > )
Sollte die Befagung des Blockhauſes ungeachtet der vers
heerenden Wirkung unfered Geſchuͤtzes fich noch ferner zu vers
theidigen verfuchen, fo geichieht der Angriff desfelben durch eine
eigens hiezu beftimmte Truppenabtheilung nadı den Erflärungen
bed folgenden $., der fih mit dem Angriffe der Schanzen im
Allgemeinen befchäftigt.
Befinden ſich neben der durch den Paß führenden Haupts
ſtraſſe, Flüſſe u. dgl., fo kann man felbe im Angriffe nicht felten
mit vielem Bortheile benügen; auf jeden Fall ift ed aber nöthig,
diefe Gewäfler zu bewachen, und an vortheilhaften Punkten ihres
Ufers einige Gefchüge aufzuführen, um fo den Gegner, der ſich
aller Klöße, Kähne und Schiffe bemächtigt haben wird, dad Her⸗
Bei PDlateaur
auf dem
Rüden der
Gebirge.
Uiberfaͤlle.
vorbrechen auf ſelben zu verwehren, und dadurch unſere Klanfen
zu ſichern.
Bei Päflen, die über eine Einſattlung des Gebirges führen,
findet man oft auf dem oberften Rüden beöfelben eine ausge⸗
dehntere Fläche. — Der Feind wird auf folhen Plateaur mehrere
Redouten angelegt, und die allenfalls vorhandenen Wohngebäude
zur befimöglichiten Vertheidigung vorbereitet haben. Der Angriff
auf felbe gefchieht daher nach einer mit Berückſichtigung der Los
Kalität entworfenen Dispofition, gewöhnlich in mehreren Kolonnen,
denen die Wege, auf welcden fie vorzurüden, und die Punkte,
die fie zu forciren haben, auf das Benauefte angegeben werden;
hiebei ift ein kraͤftiges Zuſammenwirken aller Kolonnen und ein
Foncentrifcher Angriff bes ſchwaͤchſten Punktes der feindlichen
Stellung das befte Mittel, den Sieg zu erringen.
Bernachläfligt der Feind bie nöthigen Vorfihtömaßregeln,
fo ift man, wie fchon Anfangs erwähnt wurde, oft im Stande,
bei Nacht, Nebel ober in einem fonft günftigen Augenblide feine
Poſten zu überfallen, und ſich auf diefe Art eines Gebirgspaſſes
*, Wird die Richtmaſchine auf den Steg niedergelaffen, fo kann 20",
Grad Glevation gegeben werden.
285
zu bemächtigen, — wie biefes beim Monte Genid von den Deſter⸗
reichern im April des Jahres 1800 mit vielem Gluͤcke ausge⸗
führt wurbe.
Der YIngriff mehrerer, in einer Gebirgöfette liegenden Päffe Angriff meh:
ift ein Gegenftand der höheren Kriegskunſt, und fteht in ummittels "Gepirgsterte
barer Verbindung mit dem ftrategifchen Zwede unferer Operas Tieaenden
tionen. So wie bei allen audgedehnten Bertheidigungslinien Palle,
wählt man auch hier einen Punkt zum Hauptangriffe, während
man die ganze Stellung des Feindes allarmirt, um feine Referven
dadurch in Ungewißheit zu erhalten und ihre Aufmerkfamfeit zu
theilen. Die Wahl des Hauptangrifföpunftes jedoch unterliegt
den Gefeßen der Strategie, und muß mit Rüdblid auf den bes
abfichtigten Zwed und die meiſten Vortheile darbieten.
$. 11.
Vertbeidigung und Uugriff der Schauen.
Schanzen werben angelegt, um einzelnen Poften oder ganzen Zweck der
Stellungen eine größere Haltbarkeit zu geben, Truppen und Ge, Fhanzen.
[hät gegen das Feuer bed Feindes zu decken, und ſich auf biefe
Art felbft gegen einen überlegenen Gegner mit Nachbrud vers
theidigen zu koͤnnen. — In den vorhergehenden $$. diefer Abs
theilung wurde die Anwendung der Schanzen bei der Beſetzung
der Dörfer, Wälder, Deftleed, Brüden u. dgl. ausführlich dars
geftellt; über ihre befondere Vertheidigungs⸗ und Angriffdart aber
fih auf gegenwärtigen $. bezogen. Bevor wir jedoch zu den
hiezu nöthigen Erklärungen fchreiten, wollen wir früher
1. das verfchiedbene Trace nad dem Terrain,
2. die Durchſchnitte und die Dimenfionen aller Theile,
3. das Verkleidungsmateriale,
4. die vor und innerhalb angelegten Hinderniffe,
5. die Art ded Baues einzelner Schanzen im Allgemeinen
berühren, fo wie den Einfluß zeigen, welchen diefe Gegenftände
fowohl auf die Bertheidigung als den Angriff berfelben äußern.
I. Die Feldſchanzen müffen in Hinſicht ihrer Geftalt dem Umriß(Tracé)
Terrain möglichit angepaßt werden. Diefes findet befonders bei der ua jungen
Anlegen von Berfchanzungen in einem ungleichen, wellenförmigen Terrain.
Boden, auf Anhöhen, Bergen u. dgl. Statt, wo man durch eine
Offene.
Geſchloſſene
oder Redou⸗
ten.
Vortheile der⸗
ſelben.
Beſondere
Beobachtun⸗
en über die
Anlage und
Groͤße der
Schanzen.
286
geſchickte Venügung des Terraind die Haltbarkeit eines Werkes
bedeutend vermehren kann. — Uibrigens untericheidet man offene
und gefchloflene Schanzen. Erftere, Plan 7, Fig. 1, 9 konnen.
nur dort angelegt werden, wo man im Rüden gefichegt iſt; auch
fperrt man ihre Kehle öfterd durch Pallifaden, fpanifche Reiter u. dgl.
Die Redouten, Fig. 3, 4 und 5, welde im Felde am meiften
in Anwendung kommen, find Bielede, die man nad der Anzahl
ihrer Seiten benennt. Sie werden nicht immer in regelmäßiger
Form angelegt, fondern man bricht. ihre Linien häufig nach der
Geſtalt des Terrains. Bei den Redouten befindet fih zwar vor
den augfpringenden Winkeln ein unbejtrichener oder todter Raum
a b c, welcher die Annäherung des Feindes begünftigt, und daher
den gewöhnlichen Angrifföpunft bildet; — auch haben fie für fich
feine Slanfenvertheidigung. — Demungeachtet werden file unter
allen Berfhanzungen im Felde am meiften angewendet, weil fie
1. bei einem gegebenen Umfange den größten Raum durch
gerade Linien einfchließen, |
2. jeder Terrainform mit Vortheil angepaßt werben fünnen,
3. leicht auszufteden und zu erbauen find,
4. fi zur Vertheidigung einer Stellung beionderd eiguen,
wenn fie jo angelegt werden, daß fie ſich wechfelmeife beftreichen,
5. was den Fehler des tedten Raumes betrifft, nur eine
Platteform für Geſchütz in den ausfpringenden Winkel, und vor
dem Graben daſelbſt Wolfögruben und andere Hinderniſſe bes
difen, um dem Feinde die Annäherung zu erfchweren.
Eine ausführlihe Abhandlung über Feldfortififation liegt
außer den Gränzen dieſes Werkes. — Wir begnügen und daher
hier bios, über die Lage, Größe und andere Erfordernifle eins
zelner Schanzen folgende allgemeine Bemerkungen anzufegen:
1. Die Schangen müflen eine vortheilhafte Lage erhalten,
und an Punkten angelegt werben, wo ihre Bertheibigung einen
weientlihen Nugen gewährt, und wo das vorliegende Terrain
felbft den Feind im Borrüden hindert.
2. Die Hanptzugänge, fomit alle Wege, Brüden, Dämme
und andere Deftleeö, die der Gegner im Angriffe zu pafliren
genöthiget ift, müflen von felben auf bad Kräftigite beftrichen
werden.
3. Ze mehr Seiten der Umfang einer Schanze hat, je größer
ift der innere Raum, aber um deflo mehr ift aud dad Feuer
287
der Schanze zerfireut, und daher nirgends von binlänglicher
Wirkung.
4. Die ausſpringenden Winfel Weiden fo ſtumpf als möglich,
nie aber unter 60 Grade gemacht, bei umflanfirten Facen vers
halten fie eine Abrundung von 8 bis 12 Schuh.
5. Todte Winkel müflen bei Berfchanzungen fo viel als
möglich vermieden, und entweder von Platteformen im ausſprin⸗
genden Winfel, oder durch das Feuer einer naheliegenben Flanfe
vertheidigt werden. |
6. Um die ganze Schanze darf auf 300 Schritte für Klein⸗
gewehrfener und auf 1000 Schritte für Kanonen Fein Drt fein,
wo der Feind nicht gefehen und befchoffen werben kann. Zu
dieſem Zwecke ebnet man kleine Ravins, füllt Gräben aus,
reißet Hecken und Mauern nieder u. dgl.
7. Die Geſchütze dürfen in den Verfchanzungen nicht zu
fehr vertheilt, fondern entweder in den auöfpringenden Winkeln
zur Bertheidigung des todten Raumes, oder zur Beftreichung
irgend eined Hauptzuganges in größere Batterien zufammenges.
ftellt werden. |
8. Klanfen gewähren, befondersd wenn fie groß und mit -
Geſchütz beſetzt find, einen entfcheidenden Vortheil, doch müflen
die Hagen bei den Feldbefeitigungen nicht über 3 bie 500
Schritte von ben fie beftreichenden Flanken entfernt fein, und
der einfpringende Winfel 90 bid 100 Grabe betragen, um eine
parallele Beftreihung ber Linien zu erreichen.
9. Der Eingang der Schanze ift (für dad Geſchuͤtz) 6 bie
8 Schub. breit, wird an den: wenigft bedrohten Seiten ange,
bradt und inmwendig durd eine Rraverfe von boppelten Pallis
faden gededt, weil die von Erde zu viel Raum einnehmen; —
auch kann man denfelben mit einem Gitter oder durch fpanifche
Reiter ſperren. Uiber den Graben baue man eine im Augens
blicke des Angriffes leicht abzuwerfende Brüde. Erbzuugen find
ſtets zu vermeiden, da fie dem Gegner. den Bortheil gewähren,
über diefelben leichter vorrüden und ben Eingang der Schanze
forciren zu konnen.
10. Die Beſatzung einer Schanze ſoll ſtets fo groß fein,
Daß man alle Linien mit 2 Mann beiegen kann, und daß nebft-
dem noch der dritte Theil zu Reſerve erübrige.
288
—
11. Die Größe der Verſchanzungen richtet ſich demnach
nach der Zahl der zu ihrer Vertheidigung beſtimmten Mannſchaft
und Geſchütze. Man rechnet nämlich nach Abichlag der Reſerve
auf jeden Schritt Bruftwehrlänge 2 Wann, für jede Kanone in
den Facen 6 und in den ausipringenden Winkeln 12 Schritte.
12. Nie muß die Kuppe einer Anhöhe, außer fie ift ganz
flach, in die Mitte einer Schanze genommen, ober die ausſprin⸗
genden Winkel auf dem Abhange vorgelegt werben, fondern
man tradıte vielmehr, diefe letzteren auf die höchſten Punkte zu
bringen, die Biegungen des Berges zu benügen und ben Abhang
vortheilhaft zu beftreichen. .
13. Borliegende Werke erhöhen den Aufzug der Haupt⸗
fhanze, vermehren die Bauarbeit, und find in vieler Ruͤckſicht
bei Feldverfchanzungen Außerft nachteilig, daher man fie auch
faft nie anmendet. \
Durchſchnitt II. Der Durchſchnitt einer Bruſtwehr kann nur durch richtige
onen Bergleihung des Zmedes ihrer Anlage mit der und zum Baue
aller Theile gegönnten Zeit, der Beſchaffenheit des Erdreihes und der Wider⸗
einer Schanze, ſandsfaͤhigkeit, die man ihr gegen das feindliche Gefchüg ver-
"fchaffen will, beftimmt werden. Plan VIE, Fig. 6 und 7 ftellen
zwei Durdfchnitte mit verfchiedenen Dimenflonen dar; hierüber
Breite d bemerken wir:
veite ber 4, Daß die Bruftwehren im guten Erbreiche gewöhnlich 12 bis 14,
Bruſtwehre. ⸗ > —* asia 15,
> fchlechten > > 15 bis 18
Wiener Fuß obere Breite ab erhalten.
Ihre innere 2. Die innere Höhe ac richtet fih nach der Beichaffenheit der
Döbe. umliegenden Gegend. In einer Ebene beträgt fie gewöhnlich
6 bis 7 Schuh; befindet ſich aber 1200 bis 1500 Schritte
eine dominirende Anhöhe, fo muß der innere Raum der
Schanze durd eine größere Höhe der Bruftwehre gegen
das Feuer des Feindes fo viel ald möglich gebedt werben.
Neigung der 3, Die Krone ad erhält gewöhnlich ihre Richtung gegen
roue. einen 2 bis 2", Schuh vor dem Graben liegenden Punkt
f, um auf diefe Art den am Rande beöfelben ſtehenden
Feind vollkommen beitreichen zu köͤnnen. Die Stärfe des
Falles hängt von der Breite der Bruftwehre und bed Gra⸗
bens ab, beträgt aber meiſtens auf jeden Schuh Länge 1
bis 1'/, Zoll.
289
4. Durch diefe Abdachung der Krone wird die äußere Höhe AeußereHoͤhe.
dg der Schanze um 1 bid 1%, Schuh vermindert.
5, Die innere Boͤſchung ah erhält nach Verſchiedenheit des a
Erdreiches /, oder "/,, die äußere dk aber Y, — *, oder Bölhung der
die ganze Höhe der Bruſtwehre zur Grundlage. Im Allges Beuftwehre.
meinen darf der Winkel, welchen die innere Boͤſchung mit
der Krone bildet, nie fpißiger ald 90 Grabe fein.
6. Es wurde bereit weiter oben erwähnt, daß man den innern Enfilirung
Kaum einer Schanze, wenn fih auf 1000 bis 1200 Schritte en
Dominirende Punkte vorfinden, durch eine größere Höhe der
Bruftwehre zu deden trachten folle. Am dieſe Höhe nm,
Fig. 8 nadı der Lage und Entfernung bed bominirenden
Punktes a zu beflimmen, errichte man fowohl dafelbft ale
in dem Punkte c, wo man im Innern der Schanze noch
gedeckt fein will, eine 6 Schuh, im Punkte m aber, ber
im innern Umriffe der Bruftwehre liegt, eine willführlich
hohe oder verfchiebbare Stange, und fuche hierauf den Punkt
n, in welchem die Bifirlinie db die Stange rm durchichneidet.
Das befte Mittel gegen dad Enftlement ift eine zweckmäßige
Anlage der Schanzen, indem man durch die Richtung, melde
die Umrißlinien erhalten, oft jede Enftlirung zu vermeiden
im Stande if. Sollte diefed jedoch nicht möglich fein, fo
errichte man entweder in dem ausfpringenden Winkel ein
Bonnet A, Fig. 9, durch deflen größere Höhe die Linie ab
gededt wird, oder erbaue Traverfen B, Fig. 10, in einer
folhen Entfernung und Höhe an die Bruftwehre an, daß
man wo immer zwiſchen zwei derfelben ftehend, von der vors
liegenden Anhöhe nicht gefehen werde. Oft ift es jedoch
hinlänglich, auf der die enfilirte Linie ab dedienden Bruſt⸗
wehre ad mehrere mit Erde gefüllte Schanzförbe c auf
zuftellen. j
7. Am Rande eined Waſſers oder am Abhange von Bergen, ——
wo man keinen Graben vor der Schanze benöthigt, und ven.
die Bruftwehre nur A), Schuh hoch zu fein braucht, bedient
man fich, wie bereitö in den vorhergehenden. SS. gefagt
wurde, mit vielem Vortheile ded fogenannten Einfchneidene.
8. Dies kann auch bei den Schulterwehren oder Epaulements Der Epaule
angewendet werben, die man zur Dedung der Kavallerie
erbaut, und daher wenigſtens 12 Schuh Höhe erhalten,
19
Banker.
Berme.
Graben.
Eskarpe und
Kontrees⸗
karpe.
Platteformen
oder
Dritfchen.
290
9. Das Banfet rs, Fig. 6 und 7 ſteht 4 Schuh vom Kamme
der Bruftwehre ab, — wird für ein Glied 2, für zwei
Glieder aber A Schuh, 6 Zoll breit gemacht, und erhält die
doppelte Höhe su zur Grundlage feiner Böſchung st, ftatt
welcher jedoch auch zwei mit Faſchinen verkleidete Stufen
angebracht werden fünnen.
10. Die Berme kl, Fig. 7, ift gewöhnlich 2 Schuh breit, ge⸗
währt den Bortheil, fowohl die äußere Bölhung dk ale
die Edfarpe Im ded Grabens fteiler machen und die Bruft-
wehre ungehinderter ausbeſſern zu fünnen, erleichtert Dagegen
dem Feinde die Erfteigung der Schanze, und wird daher
nur im fchlechten oder fandigen Boden, fo wie auc bei
Verſchanzungen von längerer Dauer angewendet.
11. Der Graben liefert die zum Baue der Bruftwehre und
ded Glacis erförderlihe Erde, und fol, um dem angreifen⸗
den Gegner ein defto größeres Hinderniß zu fein, fo breit
und tief, ald ed nur immer möglich ift, gemacht werben.
Gewöhnlich .beträgt feine obere Breite lo 9 bis 14, feine
Tiefe mp 7 bi8 9 Schuh. Der untere Theil nm wird die
Sohle genannt. Macht man den Graben tiefer, fo ift dag
Hinaufbringen der Erde auf die Bruftwehre mittelft des
Schaufelwurfes unmöglich, und erfordert andere Hilfsmittel,
die man im Felde, befonderd wenn gefchwind gebaut werden
fol, nicht haben kann. Tiefe und Breite müflen überhaupt
den Kubifinhalt der Erbe geben, den man zum Bau ber
Bruftwehre benöthigt.
Die Eskarpe Im hat entweder die nähmliche Neigung, wie
die äußere Böfchung ber Bruftwehre, oder wird, beſonders
wenn eine Berme vorhanden ift, etwas fteiler abgeftochen.
Die Kontreedfarpe on dagegen erhält
im guten Erbreiche '/, der Grabentiefe zur Grund»
> mittleren > vA ! |
> ſchlechten >» %, lage ihrer Boſchung.
12. Für die in einer Schanze befindlichen Geſchütze werden ent⸗
weder Platteformen erbaut, oder Schußfcharten eingefchnitten.
Die Platteformen oder Pritihen liegen um 3 Schub tiefer,
als der Kamm der Bruftwehre, und können fowohl an den
geraden Linien Fig. 11, als in den ausfpringenden Winkeln
291
Fig. 12 eines Werkes angebracht, und fuͤr ein oder meh⸗
tere Geſchuͤtze eingerichtet werden. Ihre Länge ab beträgt
18 Schuh, ihre Breite be richtet ſich nach der Zahl der
Gefhüge, wovon jedes, um ungehindert bedient ‚werben zu
tönnen, 18 Schub, und an dem auöfpringenden Winkel 36
Schuh Raum bedarf. Die Auffahrt mn erhält 6 bie
8 Schuh Breite und für das leichte Geſchuͤtz die vierfache,
für das ſchwere aber die fechöfache Höhe zur Grundlage
feiner Böfchung. Damit aber die Räder der Gefchüge durch
das wiederholte Feuern fih nicht zu tief in die Erde eins
fchneiden, bedient man fich der Bettungen, deren eö dreierlei
Gattungen gibt, nämlich:
1. Nothbettungen A, Fig. 13;
2. halbe Bettungen mit Schwalbenfchweifen B und
3. ganze Bettungen C,
13. Die Schupfharten Fig. 14 werben inwendig 11, bis 2, Schußſchar⸗
außen aber nach Umftänden 6 bie 7 Schuh breit gemakht, ven.
und ihre Baden mit Rafen oder Fafchinen verkleidet, Die
Kniehöhe ac, Fig. 15 beträgt 3 Schuh, die Sohle ah
erhält eine Kleine Abdachung, und läuft gewöhnlich parallel
mit der Krone der Bruftwehre. Sol man mehrere Scharten
nebeneinander anlegen, fo müflen die Mittellinien berfelben
fo meit auseinander geſetzt werben, baß die. zwifchen den⸗
felben Tiegenden Merlons oder Kaften A an der Außerften
Boͤſchung nicht ſchwächer als die halbe Die der Bruſt⸗
wehre ausfallen. So viel ald möglich fol man jedoch bei
Feldverſchanzungen die Schußfcharten zu vermeiden trachten,
weil fie die Bruftwehre ſchwächen, dem Feinde die Erfteis-
gung berjelben erleichtern, und nur einen beftiinmten Raum
bed vorliegenden Terrains zu beflreichen erlauben. Man
bediene ſich daher derfelben nur, wenn man einen einzelnen
Punkt zu befchießen, oder, Brüden, Deftleed u. dgl. zu enfi⸗
liren bat; in allen anderen Gelegenheiten iſt das euer
über die Bank weit vortheilhafter, und um die auf ber
Platteform ftehenden Artilleriften gegen dad Kleingewehr⸗
feuer zu decken, ftelle man rechts und links des Gefchübes
auf die Bruftwehre einige mit: Erde gefüllte Säanztörbe
Fig. 11. |
19*
Pulverma⸗
gazin.
Glacis.
Verkleidungs⸗
materiale.
Raſenziegeln.
Faſchinen oder
Wuͤrſte.
292
14. In jeder Schanze, in welcher ſich Kanonen befinden, muß
ein granatenfreieds Magazin angelegt werden. Man Iäßt
gu dieſem Zwecke ein Loc von 1 bis 1’, Klafter im Ge-
vierte und eine Klafter Tiefe ausgraben, rammelt in den
Eden ftarle Palifaden oder Bäume ein, verkleidet vie
Wände mit Bretern, und überbedt das Ganze mit ftarfen
Balken, Kafchinen und Erde. Gewöhnlich werben dieſe
Magazine unter den Platteformen erbaut.
15. Hat man hinlängliche Zeit, fo legt man vor dem Graben
einen Meinen Erdaufwurf D Fig. 7 und 17 an, welcer
das Glacis genannt wird, und deflen Böͤſchung ſich fanft
gegen das Feld zu verliert. — Dieſes dedt die Bruftwehre
gegen dad Feuer bed Feinded, vergrößert die Tiefe oder
Breite des Grabend, und ift daher ſtets von vielem
Vortheile.
III. Um der Bruſtwehre eine größere Haltbarkeit zu ver⸗
fhaffen, und ihre Böſchungen fleiler maden zu fünnen, werden
dieſelben mit verfchiedenem. Materiale verkleidet. Zu Diefen
gehören.
1. Die Rafenziegel, fie find 1 Schuh breit, 1%, Schuh
lang, 6 Zoll did, und werden mittelft einer eigenen Rafenihaufel
außgehoben, wozu man jedoch die Oberfläche der Wieſe früher
in Rectede nadı dem erwähnten Maße abtheilt. Beim Bau
ber Schanze legt man biefelben mit dem Graſe abwärts, und
befeitigt fie mit Kleinen Pfählchen. Die nöthige Zahl der Raſen⸗
ziegel wird nach dem Flaͤchenraume der zu verkleidenden Böfchuns
gen berechnet; — 10 Mann fchneiden in 8 Stunden 80 bis
100 Quadratflafter oder 1600 bis 2000 Ziegel.
2. Die Faſchinen oder Würfte werden in einer eigenen
Wurſtbank erzeugt, 12 bis 24 Schuh lang, 10 bis 12 Zoll did
gemacht, das Reiſig von Schuh zu Schuh mit einer Zwange
zuſammengezogen, und dafelbft mit Wieden bergeftalt gebunden,
daß alle Schneden auf die nämliche Seite in einer geraden
Linie zu flehen fommen. Kür jede Bank redinet man 5 Arbeiter,
die in einem Tage 8 bis 10 der 18, und 6 bis 8 der 24 Schuh
langen Wuͤrſte zu binden im Stande find. Beim Bau der Bruſt⸗
wehre werden die Kafıhinen mit den Schneden einwärts und fo
aufeinander gelegt, daß eine Faſchine der obern Reihe auf zwei
ber untern zu liegen komme, mit durch felbe eingefchlagenen
Pilöden befeftigt, und zur größern Haltbarkeit mittelft Wieden
in die Bruſtwehre eingeanfert.
3. Die Schanzlörbe, deren verſchiedene Gattungen und Schanzkoͤrbe.
Dimenfionen in nachfolgender Tabelle erfichtlich find:
Lele 1° | Sapp-
ſchuhige Körbe koͤrbe
Zahl der Pfiöck.....110 717
Dieſe find lang.. + Schuhe 7/ 6, Ya 4/
> > dick 0 Zolle 8 2 V ıy
Entfernung der Pflöcke von
einander . . . Zolle j12 {1 9 | 6%,
Höhe des Flechtwerkes . Schub 6 14 1313
Halbmeſſer der Körbe bis
zur Mitte der Pflöcke. Zolle 121%,116 10%, 7
Drei Mann verfertigen täglich . 12 | 8. J4—5[10—12f-
A, Soll man die Bruftwehre mit einem Flechtwerke vers Flechtwerke.
Feiden, fo fhlägt man längs. ben Böſchungen von Schuh zu
Schuh verhältnißmäßig hohe Pflöde ein, und windet das feft
sufammengedrehte Reifig fehlangenförmig um biefelben. Bei einer
höheren Wand muß man das Flechtwerf zur größeren Feftigfeit
ftaffelförmig anlegen, weshalb es in dieſem Falle nie zur Ders
kleidung der aͤußerſten Böfchung gebraucht werden fo.
IV. Um dem Feinde fowohl die Annäherung gegen den Aingelepte
Graben, ald die Erfteigung der Bruftwehre möglichft zu erſchwe⸗ Hindernlſſe.
ren, werden in der Feldbefeſtigung verſchiedene Hinderniſſe an⸗
gewendet; zu dieſen gehoͤren:
1. Pfaͤhlchen, fie find 3 bis 4 Schuh lang, 2 bis 3 Zoll did, Pfaͤhlchen.
beiderfeitö zugefpigt, und werden vor dem Graben 9 bis
12 Zoll von einander entfernt, in mehreren Reiben einges
fhlagen. Zwei Mann mahen täglich 2. bis 300 Stüde.
2. Molfögruben a, Fig. 16, find runde, 6 bis 7 Schuh breite Wolfögruben,
und tiefe Löcher, die in eine Spige zulaufen, und in deren
Mitte ein gleich hoher, zugeſpitzter Pflock eingefchlagen wird.
Man legt fie 10 bis 20 Schritte vor dem Graben in drei
Pallifaden.
Sturmpfähle.
Spanifche
Reiter.
Verhaue
(Schleppver⸗
ha
ue.)
3
*
5
6.
294
oͤder vier Reihen fchachbretförmig an, fo daß ſich zwiſchen
zwei MWolfögruben ein 3 bis 4 Schuh breiter Raum befindet,
auf welchen die ausgehobene Erde Tegelförmig aufgefchüttet
wird, Ein Mann macht in einem Tage 3 bis 4 Wolfe»
gruben, und jede derfelben enthält '/, bis *%, Kubikklafter
Aushub.
Palifaden, deren Benükung wir bereits bei Bertheidigung
ber Dörfer, Dämme, Gebirge u, dgl. erwähnt haben, koͤnnen
auch bei den Verfchanzungen mit vielem Nutzen angewendet
werden, um den angreifenden Feind im Borrüden aufzu-
halten, und ihn dadurch deſto länger dem Feuer der Bruſt⸗
wehre auszuſetzen. Am yortheilhafteften ftehen diefelben bei
einfachen Feldfchanzen Fig. 17 a im Graben an der Eskarpe
oder Kontreedfarpe, b in einiger Entferuung vor dem Graben,
und zwar dergeflalt geneigt, daß fi ihre Spike 3 Schuh
über der Erde befindet.
Die Pallifaden verwendet man übrigend auch zur Sperrung
der Kehlen, Dedung des Einganges, fo wie zu anderen
Zweden; fie find 8 bis 10 Schuh lang, 5 bie 7 Zoll did,
werden 4 bis 6 Zoll aus einander und 3 bid 4 Schuh tief
in die Erde geſetzt.
Sturmpfähle find 7 bi8 8 Schuh lang, A bis 6 Zoll did,
und werden, Fig. 17, in die äußere Boͤſchung m, und bes
fonderd, wenn eine Berme vorhanden ift, knapp auf biefelbe
horizontal ober etwas abwärts geſenkt dergeftalt eingefeßt,
daß fie 3 Schuh über die Berme hervorragen, und 3 bis
A 300 von einander abftehen.
Spanifhe Reiter, Fig. 18, deren man ſich in den Türken⸗
friegen ſehr häufig bediente, werden gegenwärtig größtens
theild nur zur Sperrung der Kehlen und Eingänge vers
wendet. — Der Baum eines fpanifchen Reiters ift 9 Schuh
lang, hat 8 Zoll im Gevierte und in demfelben werden 9
bi8 12 Zoll von einander in Form eined Kreuzes 6 bis 9
Schuh lange und 2 bis 3300 die Pfähle, die man Federn
nennt, durchgeſteckt.
Verhaue, deren Anwendung wir bereitd in den vorherges
henden SS. dfterd erwähnt haben, find dem Feinde, wenn
fie 8 bis 10 Klafter vor dem Graben ober Glacis liegen,
ebenfalld ein bedeutendes Hinderniß, doch darf der Berhau
295
feine bedeutende Höhe erhalten, da er fonft das Feuer der
Bruftwehre hindert, und dem Gegner eine Dedung verſchafft.
7. Fladderminen Fig. 19, werden. entweder vor dem Graben, Slabder-
in demfelben, oder unter der Bruftwehre, befonderd aber minen.
vor dem ausſpringenden Winkel angelegt. Der Brunnen a
it 2%, Schuh im Quadrat und 5 bie 10 Schuh tief.
Seitwärts bedfelben wird die Kammer c für den Pulver:
faften ausgegraben, die man, wenn fie geladen ift, Ofen
nennt. : Die fenfrechte cm heißt die Widerftandslinie. Bei
5 Schuh Tiefe ift die Ladung 12, bei 6 Schuh 20, bei 7
Schuh 34, bei 8 Schuh 50, bei 9 Schuh 72 und bei 10
Schuh 100 Pfund Pulver, doch muß hiebei auch die Gat⸗
tung und Feſtigkeit ded Erdreiches berüdfichtigt werben.
Die Entzündung gefchieht mittelft einer Leitrinne r, in der
ſich eine Zündwurft befindet, und ‚die durch den feftverdämmten
Brunnen und dann horizontal wenigftend 1 Schuh unter der
Erde bis in das Innere der Schanze, wo fi der Herd
befindet, geführt wird. jede Mine fprengt einen Fegelfürs
migen Erdaufwurf bed, deffen oberer Durchmefler gleich iſt
der doppelten Widerftandslinie. |
8. Auch Eggen, die man vor dem Graben mit den Spitzen Ggamn, Dorn
aufwärts Tegt und gehörig befeftiget oder befchweret, damit aefte an
fie der Feind nicht Teicht mwegzuräumen im Stande ift, fo
wie Dorngefträuche u. dgl. fünnen ebenfalls verwendet wer⸗
den, um dem Angreifer das Vordringen zu erfchiweren, und
thn daher um derto länger dem Feuer der Bruſtwehre aus⸗
zufegen.
V. Da es fih im Felde fehr oft ereignet, Daß man vors Art des
theihafte Stelungen, Wälder, Dörfer, Brüden, Dämme u. dgl. Baues.
durch eine oder mehrere Schanzen ſchnell deden will, und hiezu
nicht immer Sngenieurs, Generalſtabs⸗ oder Pionnieroffiziere
vorhanden, oder menigftend zur Leitung des Baues nicht hin⸗
reichend find, fo ift es jedem Offiziere nöthig, fich im Allgemeinen
mit der Art befannt zu macen, wie Schanzen ausgeſteckt und
tracirt werden, um nöthigen Falls fich zu diefem Zwecke vers
wenden zu laſſen.
Das Trace einer Schanze wird gemöhnlich von einem Ausſteckung
höhern, hierin vorzüglich kundigen Dffizier nad dem Terrain und. „, ud ng.
dem augenblicklichen Zwecke entworfen, ba’ diefer letztere die Aus⸗ |
‘
296 _
hehnung, dieſe aber die Stärke der Beſatzung beftimmt. Es kann
jedoch auch der umgefehrte Fall flattfinden, und man gezwungen
fein, nach der bei fih habenden Truppe die Größe der Schanzen
zu beſtimmen; — mithin ift ed vor allen zu wiflen nöthig, in
welchem Berhältniffe Diefe beiden Erforderniffe zu einander flehen.
Nach der Aus: Wir haben hierüber bereits bemerkt, daß man mit Abfchlag
—S — des für die Platteformen nöthigen Raumes auf jeden Schritt
Bruftwehrlänge 2 Mann rechnet, und daß die Reſerve aus dem
dritten Theile der Befatung befteht. Die Ausdehnung einer Schanze
hängt nebſt dem Zwede übrigend noch von der und zum Baue
‚gegönnten Zeit und den vorhandenen Erforberniffen an Mates
riale, Reguifiten u. dgl. ab.
Praktifhes | Zur Audftedung und Tracirung eines Werkes hat man fid
are mit einer hinlänglichen Zahl von Pflöden und moͤglichſt geraden
Schanzen. Stangen, fo wie mit einigen Tracirfchnüren zu verfehen. Zuerſt
wird die Geltalt der Schanze längs ded Kammes der Brufl
wehre dadurch bezeichnet, daß man in den verfchiedenen Durch⸗
fchnittöpunften der Umfangslinien oder der Façen und Flanken
Pfloͤcke einſchlägt, und wenn. diefe einmal ficher beftimmt find,
eben dafelbft lange Stangen in die Erde befeftigt, und bie
gerade Richtung größerer Linien durch Zwilchenpunfte verficert.
Auf diefen Kammlinien werben hierauf (entweder mittelft eined
hölzernen, rechten Winfeld, oder einer Schnur, die man in 12
gleiche Theile theilt, und mit felber im Berhältniffe von 3—4
und 5 ein Dreiec bildet) in jeder Face oder Flanke einige
Senfrechte errichtet, — auf diefe die entfprehenden Maße für
die Theile der Bruftwehre und des Grabend aufgetragen, und
in den verfchiedenen Punkten Stangen eingefchlagen, woburd
eben fo viele mit dem Kamme der Bruftwehre gleichlaufende
Linien entfichen. Hat man einmal in jedem Theile wenigftend
zwei folhe Punkte durch Stangen beftimmt, dann läßt fih auch
der Durchſchnitt der verfchiedenen Linien durch das Zufammens
fehen von beiden Seiten ſehr leicht finden, und wird ebenfalle
wittelft eines Pflockes bezeichnet.
Auf Diefe Art werden nach und nadı alle Linien der Schanze
durch Stangen und Pflöde marfirt, wobei wir noch bemerlen,
Daß bloß der äußere und innere Grabenrand gehörig tracitt
werden muß, Damit Die Arbeiter bie Erdaushebung nicht über
felbe hinaus vornehmen, d. h. die Trace im Aufhauen über
297
fhreiten. Alle andern Linien bebürfen nur der Ausftedung burch
Stangen oder Pflöde.
Auf diefen bezeichnet man hierauf die ben verfchiebenen en
Bruftwehrtheilen zufommenden Köhen durch Einſchnitte, bis zu Aher zbeile
welchen die Erdauffhüttung reichen muß. Sind Latten vorhans einerSchanze.
den, fo kann man mit felben die Stangen verbinden, und dadurch
die ganzen Profile darftellen, welches jebod im Felde aus Mangel
an Materiale oder Zeit meift unthunlich und auch nicht nöthig iſt.
Die Patteformen, welche ebenfald zu den Profilen der Bruſt⸗
wehre gehören, werden nad den befannten Ausmaßen auf bie,
jelbe Art ausgeftedt. ' \
In Hinficht der Arbeiter kann man im Allgemeinen annehs Anftellung der
men, daß auf 8 Fuß Länge des Grabens 3 Mann zur Aushes Arbeiter.
bung der Erde erforderlich find, naͤmlich jede 4 Schuh einer an
ber Eskarpe und jede 8 Schuh einer an ber Kontreedfarpe. Iſt
jedoch das Erdreich Fiefig oder thonig, fo werben auf 8.Schuh
ftatt 3, 4 Mann in Anfchlag gebracht. Für den Bau der Bruſt⸗
wehre rechnet man auf zwei Schritte einen Mann, Im Graben
werden die Arbeiter in zwei, oder nadı der Breite desjelben auch
in drei Reihen aufgefiellt, um die Erde auszudehnen und gegen
die Bruftwehre zu werfen, wo die oben beftimmte Anzahl Arbei«
ter die Erde nach den bezeichneten Profilen ausgleichen und feſt⸗
ftampfen. Sollte die Zeit eine Verkleidung der Bölhungen mit
Pafenziegeln oder Fafchinen geftatten, fo hat felbe nadı den
bereitd gegebenen Erflärungen gleichzeitig ausgeführt zu werben. .
Um übrigend den Bau einer Schanze zu befchleunigen, Fann man
bei hinreihender Anzahl Mannfhaft einmal des Tages Ablöfuns
gen vornehmen, und auf diefe Art die Arbeit ohne Raſtſtunden
ununterbrocden fortfegen. \
Die nöthigften Baurequifiten find nach der Anzahl Arbeiter Erforderliche
2%. Schaufeln, '/, Krampen und überdies noch auf "/, der ganzen Be
Mannſchaft Schublarren oder Erdtragen, wenn erftere nicht vors
handen fein follten. Werden die Wände verkleidet, fo laͤßt fich
aus ihrer Höhe und Breite, fo wie aus den für die Rafenziegel
und Faſchinen angegebenen Dimenfionen leicht beflimmen, wie
viel von denſelben hiezu erforderlich find. Uibrigens benöthiget
man noch Holz zum Bau ber Pulvermagazine, — oder wenn es
die Zeit zuläßt, zu Pallifaben, Sturmpfählen u. dgl. Die übris
gen jedoch nur zu einem foliden Schanzenbau erforderlichen Res
298
‚ guifiten find: Stößel, Raſen⸗ und Fafchinenmefler, große Schlägel,
Wafferfannen, Latten, Bohrer, Nägel, Fafchinenzwänger, Schnüre
u. ſ. w.
Vertheidigung.
Noͤthige Um die Vertheidigung einer Schanze zweckmaͤßiger zu leiten,
a — iſt es noͤthig, daß ſich die hiezu beſtimmten Offiziere mit der Be⸗
der Schanze. ſchaffenheit derſelben vollkommen bekannt machen, um im Stande
zu fein, die flärfften und fehwächlten Punkte des Umfanges zu
erfennen, und die Vortheile zu würdigen, die ein flarfer Durd
ſchnitt und eine vortheilhafte Lage der Vertheidigung gemähren.
. Des um die Eben fo nothwendig ift aber die Kenntniß des umliegenden
ſelbe Tiegenden Terraind, um beurtheilen zu fonnen:
errain 1. In wie fern es den Feind im Angriffe uͤberhaupt begünſtiget;
2. welche Zugänge gegen die Schanze führen, und von
welcher Seite der Gegner mwahrfcheinlid feine Hauptattaque un⸗
ternehmen wird;
3. welche Schuͤſſe nach der Beſchaffenheit des Bodens, je
nachdem dieſer nämlich feſt, ſteinig, weich oder moraſtig iſt, am
vortheilhafteſten anzuwenden ſind, und
4. ob Waldungen und Gehoͤlze ſich in der Nähe befinden,
die dem Feinde das Materiale zu Hurden, Faſchinen, Scan
körben u. dgl. liefern.
Vorſicht egen Bor allem muß fih die Befagung einer Schanze gegen
uiberfaͤlle. niberfaͤlle zu fihern trachten, und in dieſer Beziehung feine Bor
ſichtsmaßregeln vernadläfligen. Es werben daher an den ver
fhiedenen Zugängen Avifopoften ausgeftelt, und befonderd des
Nachts fortwährend Schleichpatrouillen gegen den Feind gefendet,
um feine Annäherung ſchnell zu entdeden und ihn dadurch zu
verhindern, ſich der Schanze durch einen unvorhergefehenen Ans
griff zu bemächtigen. Erfährt man durch letztere, ober burd
Spione, Uiberläufer u. dgl,, daß der Gegner Faſchinen, Hurden,
. Schanzförbe u. dgl. verfertiget und Anftalten zum Angriffe madıt,
fo muß man befonderd ded Nachts feine Wachſamkeit verboppeln
und alles aufbieten, um ihm Teine Gelegenheit zu einem Uiber⸗
falle zu geben.
Details der Bei der Vertheidigung einzelner Schanzen gegen einen.
Br offenen Angriff des Feindes ift Folgendes gu beobachten:
299 en
1. Die Linien der Bruftwehre werden fo befeßt, daß auf Belebung des
jeden Schritt Ränge 2 Mann, einer auf dem Bankette, der Umfanges.
andere unterhalb desſelben zu ſtehen kommen, während der
dritte Theil der Beſatzung im Innern der Schanze als Reſerve
aufgeſtellt bleibt.
2. Der Kommandant vertheilt feine beihabenden Offiziere zZertheſton⸗
an die verſchiedenen Linien, ausſpringenden Winkel oder ſonſt der Offiliere.
bedrohten Punkte ſo, daß jedem derſelben eine eigene Strecke
des Umfanges zur Vertheidigung angewieſen iſt.
+3. Die über den Graben führende Brücke wird augenblick⸗ Sicherung des
lich abgeworfen, der Eingang mit ſchon im Voraus bereiteteten Einganges.
Palliſaden, ſpaniſchen Reitern u. dgl. geſperrt, und die hinter
demſelben liegende Traverſe beſetzt.
4. Man beobachte die Bewegung des Feindes fhon and Beobahtung
der Ferne, beurtheile die Abſicht feines Vorrückens aus der bes feinbihben
Art desſelben in eimer ober mehrerer Kolonnen, und trachte
durch eine richtige Vergleihung des vorliegenden Terrains mit
der Lage, Beichaffenheit und Stärke unferer Schanze den vom
Gegner zum Hauptangriffe beftimmten Punkt zu erfennen. '
5. Bei den Batterien mit Schußfcharten werden diefe, bie en J
die Geſchütze zu feuern anfangen, mit Blendungen aus Faſchinen, "fgarten.
Hurden u. dgl. masfirt, um fie dem Feinde fo lange ald möglich
zu. verbergen.
6. Hat der Gegner Gefhüge vom ſchweren Kaliber, ober Sicerungbes
it er an Artillerie überlegen, und fängt er ſchon aus größerer „en ee
Entfernung an, gegen die Bruftmehre zu feuern, um die amf gene feindliche
den Platteformen ftehenden Kanonen zu bemontiren, fo werden Artillerie.
diefe zurückgezogen und erft dann wieder auf bie Pritfchen ges
führt, wenn fich die feindlichen Truppen ihrem Ertrage nähern.
7. In diefem Augenblidle beginnen die Geſchütze der Feuer des Ge⸗
Schanze ein lebhafted Feuer, und trachten durch wirffame Kugel⸗ Kinn seen
fhüffe die Kolonnen des Feindes zu zerfchmettern, fie mit Verluſt Tolonnen.
surüchzumerfen, oder ihr weiteres Vorrüden nad Möglichkeit zu
erfchweren. Führt der Gegner, um den Angriff zu erleichtern,
auf 6 bid 400 Schritte Batterien an die Schanze vor, fo ftelle
man zur Dedung der Artilleriften in der Richtung der feindlichen:
Schuplinie Schanzkoͤrbe auf die Krone, feuere aber nicht gegen
die Geſchütze ded Gegners, fondern fletd gegen feine zum Sturme
vorrädenden Kolonnen.
g 300
Beuer der 8. Die Infanterie bleibt, fo lange der Feind ſich außer
Infanterie. dem Ertrage des Kleingewehrfeuers befindet, nahe am Banfett
im Innern der Schanze gebedt ftehen, wie ſich aber ber Gegner
auf 300 Schritte nähert, fpringt alles auf ein gegebenes Zeichen
an die Bruftwehre, um ein lebhaftes Bataillefeuer zu beginnen.
Bei Schanzen, die mit zwei Gliedern befegt find, ift ed am
beften, wenn nur ein Blied auf das Bankett tritt, dad andere
aber unten ftehen bleibt, um dem eriten Gliede fortwährend die
abgefeuerten Gewehre abzunehmen und Dafür geladene zu geben,
bis die ‚Offiziere eine Wechslung der Glieder anordnen, wozu
ein eigened Trommelzeichen beftimmt werden kann. Die Leute
legen die Gewehre auf die Krone der Bruftwehre, um auf dieſe
Art mit deſto größerem Erfolge zu feuern.
de anf 9. Se mehr der Feind vorrüdt, befto lebhafter und wirfen-
Aimmerleute der muß die Vertheidigung der Schanze werben. Die Gefchüge
‚and Sreimils feuern mit Kartätfchen, die Infanterie richtet aber ihre Schüfle
ligen. vorzuglich auf die feindlichen Offiziere und auf die vor den eigents
lichen Angriffsfolonnen marfchirenden Pionnierd und Zimmers
leute, weiche alled aufbieten werden, um die vor dem Graben
angelegten Hinderniffe aus dem Wege zu räumen, Berhaue zu
öffnen, Pallifaden nieberzuhauen, Wolfögruben mit Hurden zu
bededen, und den nachfolgenden Sturmfolonnen dadurh den
Weg zu bahnen. Sollten dann feindliche Grenadiere oder Frei:
willige bie an den Rand ded Grabend bringen, fo muß man
auf diefe, fo wie auf diejenigen fchießen, melde den Graben
mit Faſchinen, Schanzlörben u. dgl. zu füllen, abzuflechen oder
mittelft Balken, Bretern, Leitern u. dgl, einen libergang zu
bewerfftelligen tradıten.
Benehmen, 10. Epringt der Gegner in den Graben, oder rüden, wenn
ed in Den diefer bereitd ausgefüllt oder abgeſtochen ift, feine Kolonnen zum
Graben Sturme vor, fo müflen befonderd die Flanken ber Schanze durch
ſpringt. ein heftiges Feuer die angegriffenen Façen beftreihen. Zugleich
werden von allen Seiten Steine, Pechkränze u. dgl. auf den
Feind herabgeichleudert, um ihn von der Erftürmung der Bruſt⸗
wehre abzuhalten und durch Berluft an Mannfchaft zum Rück⸗
auge zu nöthigen.
Wenn er die 11. Sollte er demungeadtet die äußere Böſchung zu erflet-
—— tern beginnen, ſo laͤßt der Kommandant der Schanze Sturm⸗
beginnt. ſtreich ſchlagen, worauf die ganze Mannſchaft auf die Bruſt⸗
301
wehre ſpringt, und ſich an dem aͤußerſten Rande derſelben auf⸗ |
ſtellt, um die .heraufflimmenden Feinde mit dem Bajonete zurück⸗
zumerfen. : Offiziere und Uinteroffiziere haben in diefem Augen-
blicke die fchönfte Gelegenheit, Beweile ihres Muthes zu geben,
und ihre Truppe durch perfönliches Beilpiel zur Tapferkeit anzu-
eifern. Sie fteigen demnach die erften auf die Bruſtwehre,
machen ihre Leute auf die Vortheile dieſer Bertheidigungsart
aufmerffam, fuchen fie dur kräftige Worte der Ehre auf das
Höchfte zu begeiftern, und begeben ſich vorzüglich auf die bedroh⸗
teften Punkte, um burd, ihre Gegenwart die dafelbit aufgeftellte
Mannfchaft zu beleben, und dem Gegner die Erfteigung der
Bruftwehre zu verwehren. Auf biefe Art wird die Eroberung
einer Schanze falt unmöglich gemacht, theild weil der Feind, fo
wie der Sturm beginnt, jedes Feuer einftellen muß, um nicht
feine eigenen Leute zu befchädigen, theild weil diefe mit der Er⸗
Eletterung befchäftigt, außer Stand find, Widerftand zu leiften,
und fich gegen die Hiebe und Stiche der Vertheidiger zu fchüßen.
12. Wie die Befagung auf die Bruftwehre fpringt, feuern
nur noch die den ausſpringenden Winfel, oder die fonft anges
griffenen Theile flantirenden Gefhüge; alle übrigen werben von
den Platteformen zurüdfgezogen, die Schußſcharten geblendet,
und mit verläßlichen Leuten befegt, damit der Gegner durch Dies
felben nicht in die Schanze eindringen fünne,
13. Sind vor oder im Graben Minen angelegt, fo müffen
diefe fo angezündet werben, baß fie in dem Augenblide fpringen,
in welchem der Feind in Mafla fich ober denfelben befindet. —
Es ift daher fehr vortheilhaft, wenn man über den Minen noch
andere Hinderniſſe anbringt, die den Angreifer ‚nufhalten, und
ihn daher um befto ficherer der verheerenden Wirkung der fprin-
genden Mine preiögeben.
14. Die im Innern der Redonte befindliche Reſerve beobachtet
indeſſen den Gang des Gefechtes, und der Kommandant laͤßt
wiederholt den Sturmſtreich ſchlagen, um durch dieſes Zeichen die
auf der Krone ſtehende Mannſchaft zur tapferſten Gegenwehr
anzueifern. Sollte es aber demungeachtet dem Feinde gelingen,
die Bruſtwehre irgendwo zu erſteigen, ſo eilt die Reſerve gegen
den bedrohten Punkt, ſpringt auf die Krone, und wirft den
Gegner mit dem Bajonete wieder in den Graben zurück. Hier
kommt ed hauptfächlich darauf an, jebe Gefahr ſchnell zu erfennen,
Erſteigung
der Bruſt⸗
wehre durch
den Verthei⸗
diger.
Einſtellung
des Geſchütz⸗
feuers.
Sprengung
der Fladder⸗
minen.
Verwendung
der Reſerve.
8302
- dem Gegner feine Zeit zu geben, fih in größerer «Zahl anf ber
Ruͤckzuͤg des
Beindes,
Bruftwehre zu fammeln, fondern ihn ſchnell nnd mit Ungeftüm
anzufallen. — Die Offiziere verdoppeln in dieſem Augenblicke
ihre Thätigkeit, erinnern die Mannfchaft an die Ehre und ven
MWaffenruhm ihres Regiments, und flürzen ſich dann die Erſten
dem Feinde entgegen.
15. Beginnt dieſer, abgeſchreckt durch die Tapferteit der
Vertheidiger, und die Unmöglichkeit des Sieges erkennend, ben
Rückzug, fo ſpringt die auf der Bruſtwehre ſtehende Mannſchaft
ſchnell wieder auf das Bankett. Die Geſchütze werden vorgezogen
Ausfälle.
Benehmen
nad abge⸗
ſchlagenem
Angriffe.
Beim Ein⸗
dringen des
Feindes in
die Schanze.
und beginnen ein heftiges Kartaäͤtſchenfeuer, um dem weichenden
Gegner den größten Schaden zuzufügen, und ihn von einem
wiederholten Angriffe abzuſchrecken.
16. Ausfälle zur Verfolgung des Feindes kommen zwar
bei ausgedehnten Linien oder fonft großen Berfchanzungen oft
in Anwendung, find aber bei Heinen und nur zur Bertheidigung
eines einzelnen Punktes angelegten Redouten meiſtens fehr ges
fahrvoll, weil man dadurch dem Gegner Gelegenheit gibt, fchnell
Fronte zu machen, ſich mit Uidermacht auf die verfolgende Truppe
zu werfen, und gleiczeitig mit berfelben in die Schanze zu
dringen.
17. Gewöhnlich unternimmt der Feind mehrere Angriffe
nach einander, man benüte daher die Zmwifchenzeit, um nad
Möglichkeit die Bruftwehre, Pallifaden, Sturmpfähle, oder was
fonft verborben wurde, auszubeſſern; zugleich belobe man die
Beſatzung ihrer Tapferkeit wegen, made fie auf den Berluft des
Feindes aufmerffam, und fleigere durch alle Meittel ihren Muth,
um einen wiederholten Angriff eben fo kraftvoll zurüdwerfen zu
onen.
18. Sollte ed und jedoch nicht möglich werben, dem Feinde
bad Eindringen in die Schanze zu verwehren, und hat diefer
bereitö von mehreren Seiten die Bruftwehre erfliegen, fo raillirt
‚ber Kommandant die ganze Beſatzung durch den Bergatterungs-
ftreich, um fich entweder Durchzufchlagen, ober ‚den Gegner durch
einen entichlofien ernenerten Angriff aus der Schanze hinaus»
zuwerfen. Erwartet man Unterftügungen, dann muß die Ber-
theibigung fo lange ald möglich fortgeführt werben, im entge-
gengefegten Falle benimmt man ſich genau nach den bei Befeßung
des Poſtens erhaltenen Befehlen. Bor dem NRüdzuge tracıte
. 303
CUEEELECEEREEEEEEn
man die Gefchüge zuräüdzubringen, ift dies aber nicht möglich,
fo vernagle man biefelben, zertrümmere bie Lafetten und Räder,
und verberbe die noch vorhandene Munition. | Ä
19. Die Artilleriepferde, Munitionsmwagen und Proben müflen Artillerie
beim feindlichen Angriffe entweder ruͤckwaͤris hinter den Schangen BIetde und
an vertieften Dertern ftehen, oder durch eigens für fie erbaute wagen.
Sculterwehren gebedt fein.
20. Bei einem nächtlihen Angriffe trachte man die vors Beobachtung
liegende Gegend durch Leuchtkugeln, Lichtſchirme u. dgl. zu erhellen, er
und errichte im Voraus auf LO Schritte vor dem Graben Allarin⸗
fangen, Holze und Strohhaufen, die im Augenblide des feind:
lichen Borrüdend angezündet werden. Da das Feuern bei folchen
Gelegenheiten ohnedied von wenig Wirkung ift, fo kann bie
Mannſchaft bei einem nächtlichen Angriffe nicht zeitfih genug
auf die Bruftwehre fpringen, um ſolche mit dem Bajonete gegen
die Erfletterung zu vertheibigen.
Uibrigens laͤßt fich mit Zuverficht behaupten, daß die Stärfe Bemertung
einer Schanze mehr von der Tapferkeit der Truppe, ald von —E
ihrer Anlage abhaͤngt; um aber im Augenblicke bed Sturmes der Schangen..
eines glüdlihen Erfolges deſto ficherer zu fein, muß man der
Mannſchaft begreiflihh machen, daß fie zwar durch ihr wohlans
gebrachtes Feuer dem Feinde einen wefentlichen Verluſt zuzufuͤgen
im &tande ift, daß aber die legte und Außerfte Vertheidigung
gegen ben Sturm des Feinded blos durch das Bajonet geleifter
wird, und daß derfelbe ungeachtet ded Feuers wohl in den
Graben, keineswegs aber auf die Bruftwehre gelangen Tann,
wenn wir, auf ber Krone berfelben ftehend, ihm die Erfletterung
tapfer verwehren. Nie darf man ſich daher für verloren halten,
wenn es audı dem Gegner gelungen ift, die angelegten Hinder⸗
niffe: zu überwinden, und if ben Graben zu foringen. — Im
Gegentheile, die wahre Vertheidigung fängt erft in dieſem Augens
blide an, und eine Truppe, welche die Schanze verlaflen könnte,
fkatt auf die Bruftwehre zu fleigen, und die Erfletterung der⸗
felben dem Feinde ftreitig zu machen, ift ihrer Heldenbrüder
unwerth, und fol daher nad dem firengfien Sinne der Kriegs⸗
artikel behandelt werden.
Uibrigens muß man die Truppen fchon im Frieden in der
Art, Scanzen zu vertheidigen, einüben, und ihnen nad Moͤg⸗
lichkeit bad Bild des eigentlichen Kampfes vor Augen flellen.
304
Raketen. Auch Mafeten konnen mit Vortheil in den Schanzen, bes
fonderd bei Hleinem innern Raume, verwendet werden, da. fie
feine Platteformen und Scußfcharten benöthigen. — Schließlich
wird hier auf die im Anhange enthaltenen beiden Schteßtafeln
der ?. k. Keldfanonen und Haubigen hingewieſen, deren Kenntniß
dem Offiziere fowohl bei der Vertheibigung einer Schanze, als
in vielen andern Gelegenheiten bes Krieged nũblich und noth⸗
wendig iſt.
re F
Angriff.
Noͤthige Unm die Dispoſition zum Angriffe einer Schanze zweckmäßig
gennniß über zu entwerfen, trachte man fo viel als möglich durch Patronillen,
heit des Ter Deferteurd, Kundichafter, Landleute oder felbit vorgenommene
raine und der Rekognoscirung über die Beichaffenheit berfelben betaillirte Aug»
anzugreifen
den Schanze. fünfte zu erlangen, und zwar:
1. Uiber die Stärke ihres Duͤrchſhiittes.
2. Uiber ihre Größe und, ihren Umriß, — ob die aus—⸗
fpringenden Winkel durch. Dlatteformen oder Flankenfeuer ver,
theidigt find, ob bei offenen Schanzen bie Kehle mit Pallifaden
u. dgl. geiperrt, oder wie fonit ihr Rüden gedeckt ift.
3. Ob Hinderniffe, ald: Wolfögruben, Minen, Berhaue,
Pfaͤhlchen u. dgl. vor dem Graben oder Pallifaden in vemfelben
angelegt find, und ob fie vom Beur irgend einer Linie flanfirt
werben.
4. Ob die Stärfe der Befagung im entſprechenden Ber
hältniffe mit der Größe der Schanze fiehs, ®
5. Wie, viel Gefchüge und von welchem Kaliber fich in der
Schanze befinden, — ob fie in den Façen, Zlanfen oder auss
foringenden Winkeln ftehen, — welde Zugänge fie beftreichen,
und ob fie über Bank oder durch Schußfcharten feuern.
6. An welcher Seite der Eingang angelegt, und burd welche
Mittel er gefichert if, — ob über den Graben eine Brüde führt,
oder eine Erbzunge ftehen gelaflen wurde.
7. Ob eine Berme vorhanden ift, und in wie fern fle die
Erfletterung der Bruftwehre begünftigt.
8. Ob das umliegende Terrain dem Angreifer im Vorrücken
Dedungen gewährt, oder ob fih auf Kanonenſchußweite domi⸗
305
nieende Punkte vorfinden, von denen man Die Schanze vor
theilhaft zu heflreichen, oder ihre Linien zu enftliren im Stande iſt.
9. Ob der Feind einen Angriff vermuthet, oder ob er
ſorglos die nöthigen Sicherheitsmaßregeln vernachläffiget ; endlich
1 ob und in welcher Entfernung hinter der Schanze ſich
die zu ihrer Unterſtützung beftimmten Truppenabtheilungen beftriden.
> Hat man fit über alle diefe Gegenftände die nöthige
Kenntniß verſchafft, Yanı wird man beurtheilen Fönnen, ob man
ſich der F u. durch einen Liiberfall zu bemächtigen im Stande,
oder zu Kar offenen Angriffe genöthiget if.
Uib Irfälle find auf Uiberraſchung berechnet und daher nur
dann ausführbar, wenn der Gegner feinen Angriff vermuthet,
die nöthigen Vorſichtsmaßregeln vernachläffiget, oder den Sicher:
heitöbienft nicht mit geböriner Thätigkeit und Wachſamkeit ausübt.
Die befte Zeit zu einem folchen Unternehmen ift die Nacht; —
fie begünftiget ein unbemerfted DVorrüden, macht dem Gegner
unmöglich, unfere Stärfe zu beurtheiten, die bedrohten Punkte
zu erkennen, feine Trupßen, wenn fie einmal in Unordnung find,
zu railliren und fomit einen fräftigen Wideritand zu leiften.
Geheimniß und Schnelligkeit ſind jedoch hiezu zwei mweientliche
Erforderniffe, — man bemühe fib daher, den Feind durch feinen
Umftand auf unfere Abfiht aufmerffam zu machen, — fondern
ihn vielmehr Durch alle möglichen Mittel zu täufchen und einzus
ſchläfern. Sit es uns gelungen, fih unbemerkt auf ein oder
mehrere Seiten der Schanze zu nähern, dann ſtürzen alle Abthei⸗
lungen auf ein Bene Zeichen vor, — ſuchen fich des Eins
ganges zu bemächti — die Bruftwehre zu erflettern und die
Befagung zu entw en, gefangen zu nehmen, oder mit dem
Bajonete nieder zu ſtoßen. Hiebei kommt ed hauptsächlich. darauf
an,. den eriten Augenblid. der Liberrafhung zu Wenügen, den
Gegner von allen Seiten mit Ungeltün anzufallen und ihn: feine
Zeit zu laffen, fih zu erholen, zu fammeln oder in Vertheidigungs⸗
ftand zu fegen. Eine verhältnißmäßige Reſerve fihert Das ganze
Unternehmen, und rüdt, wie der erfte Angriff gelungen ift, ſchnell
vor, um die errungenen DBortheile zu behaupten. — Liber bie
näheren Detaild der Lliberfälle verweifen wir auf die in der
zehnten Abtheilung enthaltenen Erklärungen.
Was den offenen Angriff betrifft, fo iſt es por allem
nöthig, die verfciedenen Vorbereitungen mit möglichfter Schnellig-
20
Uiberfälle,
Offener
Angriff.
306
—
keit zu treffen, Faſchinen, Hurden, Schanzkörbe zu verfertigen,
Breter, Leitern, Hacken, Schaufeln u. dgl. zu requiriren, und
die Angriffsdispoſition nach einer richtigen Vergleichung des
Terrains mit der Größe, Geſtalt und Beſchaffenheit der Schanze
zu entwerfen. Lliber die befonderen Details des Angriffed bes
merfen wir Folgendes:
Wahl des An⸗ Günftige Zugänge, im Vorrücken deckende Terraingegens
grifföpunftes. ande, ſchlecht bewachte Ausgänge, unbeftrihene Räume vor den
ausfpringenden Winkeln und andere ähnliche Bortheife beſtimmen
die Wahl des Hauptangriffspunftes, der ferner fo viel ald möglich
von feiner Flanke beftrichen, um defto mehr aber dem Feuer
nnferer Artillerie ausgeſetzt fein fol.
Zahl und Die Zahl der Angriffefolonnen hängt von der Anlage und
ee Größe der Echanze, von der Beſchaffenheit des Terrain, der
Ionnen. Stärke der dieponiblen Mannſchaft und anderen Umftänden ab.
Kleine Flefhen und Nedouten pflegt man gewöhnfih nur in
einer, größere Verſchanzungen aber in mehreren Kolonnen anzus
greifen; im legten Falle ift jedoch nur eine Kolonne zum Haupt:
fturme beftimmt, während die anderen blos dazu dienen, durch
Echeinattaguen den Feind zu täufchen, ihn an mehreren Punften
zu beihäftigen und dadurch den eigentliben Angriff zu erfeichs
tern. Nach diefer zweifachen Beltimmung richtet fih auch die
Etärfe der Truppen, welche die verfdiedenen Kolonnen zu bilden
haben. — Der Hauptfolonne ift ein Ober⸗ oder Unteroffizier
von der Artillerie mit einigen Kanoniers beizugeben, welde mit
eifernen oder hölzernen Nägeln und Hämmern zum VBernageln der
feindlidıen Geſchütze verfehen find.
Vorbereiten« Sobald man ſich zum Angriffe entfchloffen hat, werden die
de Beer d er Geſchütze auf vortheilbaften Punften placirt, und beginnen ſchon
and einer Entfernung von 800 bis 1000 Schritten eine heftige
Kanonade gegen die zu erftürmende Schanze. Der Zweck ihres
Feuers it aber keineswegs eine Brefhe in den Erbböfchungen
zu legen, da Dieß blos eine große und nußlofe Munitionsvers
Ihwenpung wäre, ſondern man trachte vielmehr die Batterien
auf dominirenden Punkten in ber Verlängerung der Magiftrals
oder Poligonsfinie aufzuführen, und von da die angreifenden
Linien mit Kugeln oder auch mit Granaten aus Haubitzen zu
enfiliren, die feindlichen Geſchütze zu demontiren, dad ‚Feuer
07
der Schanze zu ſchwächen, und dadurch das darauf folgende
Vorrüden der Jufanteriekolonnen zu erleichtern.
So wie jedoch diefe, nachdem fie gehörig geordnet worden, Vorrückung
wirffich zum Sturme vermarfbiren, avanciren auch einige Ger —
ſchützbatterien auf die Metalldiſtanz von 400 bis 500 Schritte
gegen die Bruſtwehre, um von da mit noch größerem Erfolge
durch Kartätſchenſchüſſe die auf den Platteformen ſtebhenden, feind⸗
lichen Artilleriſten zu tödten, und die Schanze mit Granaten zu
bewerfen. Hiezu können beſonders in einem weichen oder jedem _
andern Terrain, welches das Vorrücken der Geſchütze erſchwert,
die neuen mit einer Öpfündigen Granate verſehenen Gpfündigen
Wurfraketen verwendet werden. Auf jeden Fall muß man jedoch
die im Avanciren ſchargirenden Batterien ſtets ſo placiren, daß
ſie durch ihr Feuer den Vormarſch der Kolonne nicht hindern,
und jene feindlichen Geſchütze, die den Angriffspunft vertheidigen,
Eoncentrifch zu beftreichen im Stande find.
Die Angrifföfolonnen der Infanterie bleiben indeſſen außer Bor marich
dem Ertrage der feindlihen Gefhüge verdedt aufgeſtellt, um Der Anarifee
den Gegner fo lange ald möglich über die Art des Angriffes in Eolonnen.
Ungemwißheit zu halten. Die Offiziere haben diefe Augenblicke
zu benügen, um den Muth ihrer Truppe zu fleigern, und fie zu
ermuntern, fich auch in diefem Kampfe ihres Waffenruhms würdig
zu zeigen. — Erſt dann, wenn das euer der Schanze durch
unfere Artillerie zum Schweigen gebracht, ober wenigſtens bes
deutend geichwädht wurde, rüden die verfchiebenen Kolonnen in
nadfolgender Drbnung zum Sturme vor:
a. An der Tete befinden fich bei jeder Kolonne unter Leis Grenabiere
tung eines entfchlofienen Dffizierd einige Abtheilungen Grenas une
biere oder Freiwillige, die den eigentlichen Angriff unternehmen,
und denen man eine verhältnißmäßige Anzahl Pionniers, Zimmers Pionniers,
feute und andere mit Hurden, Bretern, Fafchinen, Yaden, Schaufeln, Aummerteure
Krampen u. dgl. verichene Militärarbeiter zutheilt, um Berhaue
zu öffnen, Wolfögruben zu überdeden, und alle andern allenfalls
vorhandenen Hinderniffe aus dem Wege zu räumen,
b. In angemeflener Entfernung hinter diefen Arbeitern Angriffsko-
marſchirt auf halbe Diftanz gefckloffen die eigentliche Angriffe, lonne ſelbſt.
folonne.
c. Geſchieht der Angriff in mehreren Kolonnen, fo müflen Gleichzeitiges
diefe gleichzeitig und mit eben derſelben Entfchloffenheit vorrüden, Hervorbre⸗
den mehrerer
20* derfelben.
308
um die Aufmerkſamkeit des Gegners zu theilen, feine Kräfte zu
ſchwächen, und es feiner Neferve unmöglich zu machen, allen
bedrohten. Punkten mit gleichem Nahdrude zu Hilfe zu eilen.
Dringt eine diefer Kolonnen in die Schanze, dann häft fich der
‚Feind gemwöhrflih für verloren, und ed wird in dieſem Augen»
t
Reſerve.
blicke auch den übrigen ohne Schwierigkeit gelingen, die Bruſt⸗
wehre zu erflettern, und. bie 'hnen entgegenftehenben. Yeinde
zurückzuwerfen.
d. Der eigentlichen Hauptangriffskolonne aber folgt eine
verhältnißmäßig ſtarke Reſerve mit einigen Kavallerieabtheilungen
und leichten Artillerieftüden. Dieſe beobachtet — langfam nach⸗
Uibermins
dung Der ans ,
gelegten Sin:
derniſſe.
Uibergang
des Grabens.
rückend — den Ausgang des Angriffes, und eilt, je nachdem es
die Umſtände erfordern, entweder zur Unterſtützung vor, oder
deckt den Rückzug der zurüdgefchlagenen Truppen.
Die Grenadiere oder Freimilligen eilen fo ſchnell ald möglich,
jeboch ohne zu laufen, bis an die vor dem Graben angelegten
Hinderniſſe. Ihnen folgen die Arbeiter, Pionnierd und Zimmer:
leute, die fih mit angeftrengter Thätigkeit bemühen, vorhandene
Berhaue zu öffnen, — Pallifaden niederzuhanen, — Wolfögruben
zu überdeden oder zuzufchütten, und den nachfolgenden Kolonnen
dadurch den Weg zu bahnen.
Der Uibergang des Grabend gefchieht auf verfitiedene Art:
Iſt er von feiner befondern Xiefe, dann fpringen die Gre⸗
nadiere oder Freiwilligen, ohne Zeit zu verlieren, in denfelben,
und die beihabenden Zimmerfeute hauen die allenfalld an der
Eskarpe oder Kontreedfarpe ftehenden Pallifaden nieder. Haben
die Gräben jedoch eine größere Tiefe, dann wird ſchnell Die
Kontrecdfarpe durch die mit Krampen und Schaufeln verfehenen
Arbeiter abgeftochen, mittelft Balken, Bretern, Leitern u. dgl. ein
Uibergang erridıtet, oder man füllt einen Theil des Grabens mit
übereinander geworfenen Faſchinen und Schangförben, wozu wenn
der Durchſchnitt ded Grabens befannt ift, man fihon im Voraus
die Anzahl des zum Uibergange nöthigen Materials berechnen
fann. Selten find jedoch die Gräben einer Feldverſchanzung fo
tief, daß fih die Mannſchaft mit Hilfe ihres Gewehre nicht im
ſolche ohne Gefahr hinablaffen könnte, wo ed dann unnöthig ift,
fih zur Errichtung eined Dammes mit Faſchinen, Schanztörben
u. dgl. zu verfehen.
309
Iſt es den Grenadieren und Freiwilligen gelungen, in den Erklettern der
Graben zu kommen, fo ſchreiten fie unverweilt zur Erfletterung Bruftwehre.
ber Bruftwehre. Bei Redouten und Schanzen, die feine Flanfens
vertheidigung haben, fünnen fie ſich gefichert gegen Das Keuter
ver Befagung im Graben ausbreiten, und tracdıten durch Die
allenfalls vorhandenen Scußicharten vorzudringen, Cingänge
zu forciren, oder die todten Winkel der Verichanzung mit Bes
nügung der ihnen mitgegebenen Werkzeuge, oder wenn dieſes
nicht der Fall märe, mit Hilfe ihrer Sewehre zu eriteigen. —
Diefes muß jedoch mit Ungeſtüm und größter Anftrengung auds
geführt werden. — Dffiziere und linteroffiziere ermabnen ihre
Truppen in diefem gefahrvollen Augenblicke zur Ausdauer, leiten
den Angriff, und ftärzen fich die eriten dem Feinde entgegen,
wenn dieſer ed wagen follte, auf die Bruftwehre zu Ipringen
und und die Erfletterung derfelben mit dem Rajonete fireitig zu
machen. Hat die Schanze eine Berme, fo ift dieſes den flürs
menden Truppen von großem Vortheile; follten, fih aber über
derfelben Sturmpfähle befinden, fo werden felbe von den Zimmers.
leuten ausgeriſſen oder abgehauen; zugleich trachten die beis
babeuden Pionnierd und Arbeiter die Bruftiwehre einzureißen, mit
ihrer Erde einen Theil des Grabens auszufüllen und den nach⸗
rücdenden Kelonnen den Weg zu bahnen.
Diefe find unterdeflen ſchon bis an den Rand des Grabens Sturm a
vorgerüdt, und ſtuͤrzen mit größtem Ungeſtüm gegen die Schanze, Angriffsto:
um die Grenadiere und freiwilligen zu unterftügen, die errun⸗ lonnen.
genen Bortbeile zu behaupten, den Eingang zu forciren, Die dem
bedrohten Punfte zu Hilfe eilenden Reſerven des Feindes zurüds
zumerfen, die Befagung ſelbſt aber zu übermwältigen oder gefangen
zu nehmen. — Leiſtet diefe jedoch tapfern Widerftand, fo ift bie
Erftürmung einer Schanze ſtets mit bedeutendem Berlufte ver⸗
bunden; nichts deſto weniger wirb es einer muthigen Truppe
gelingen, den Gegner zu ermüden, und durch Ausdauer den Sieg
zu erringen. Bon dem Augenbfide der Erffetterung an ‚beichränft
fih ſowohl der Angriff, ald die Vertheidigung bios auf den Ges
brauch von Stichs und Hiebwaffen, — die Truppe beginnt dem⸗
nach einen Kampf, in welchem nur perfönlice Tapferkeit enticheis
det, — weshalb ihre Kommandanten. fie begeiftern und überhaupt
diefe Gelegenheit benützen müflen, um ſich durch Standhaftigkeit
und Entichloffenheit auszuzeichnen. Belonderd mache man bie
Beſchaͤftigung
der Flanken
waͤhrend des
Angriffes.
Beim Ein⸗
dringen in
die Schanze.
Bei einem
Rückzuge.
Feſtſetzung in
der eroberten
Schanze.
4310
Mannſchaft darauf aufmerkſam, daß es weit weniger gefahrvoll
iſt, ſtandhaft auszuhalten, als zu weichen, und im Rückzuge ſich
dem verdoppelten und verheerenden Feuer der Schanze auszuſe tzen.
Sind bei einem Werke Flanken vorhanden, fo muß man
diejenigen, weiche den zum Angriffe beftimmten Punkt beitreichen,
im legten, enticheidenden Angenblide lebhaft befchäftigen, durch
ein heftige Granatens und Kartätichenfeuer zur Selbftvertheibis
gung zwingen, und dadurch die eigentliche Attaque erleichtern.
Beim Eindringen ia die Schanze gebe man ſich micht mit
einem unnüßen und zwedlofen Keuern ab, fondern ſtürze dem
Feinde, wo er fib nur immer zu fammeln verfucht, raſch mit
dem Bajonete entgegen, um ihn auf diefe Art keine Zeit zu ges
währen, ſich zu faflen und neuen Wideritand zu leilten; — einige
Leute bemeiftern ſich indeflen der vorhandenen Gefchüge, und
hindern wo möglich, daß fie nicht vernagelt oder font unbrauchbar
gemacht werden; auch wird der Eingang unvermweilt beſetzt, nm
dadurch dem Feinde jedes Mittel zur Klucht zu nehmen, und ihn
zu nöthigen, fih zu ergeben. — Zieht fich aber die Beſatzung
zurüd, und verläßt die Schanze, ohne ihr Geſchütz mitnehmen
oder unbrauchbar machen zu können, fo muß ſolches fogleich durch
die mit eingedrungenen Kanoniere befegt, und der ſich zurückzie⸗
hende Feind damit befchoflen werben.
Eolite jedoch unfer Angriff mißfingen, fo geſchieht der
Rückzug in möglichiter Ordnung unter dem Schutze der rückwär⸗
tigen Batterien und Referven, die nöthigen Falls ſelbſt vorrüden,
um den Eturm auf den durd die erite Bertheidigung ſchon ers
müdeten Gegner mit deſto größerem Erfolge zu erneuern. Gelingt
diefer abermald nicht, oder wagt es der Feind, einen Ausfall zu
machen, und uns zu verfolgen, fo empfangen ihn die Geſchütze
mit Kartätfben, und die bei der Referve befindlichen Kavallerie⸗
abtheilungen ftürzen fih ihm, wie er zu wanfen beginnt, mit
Ungeſtüm entgegen. Dft wird es und bei folcken Gelegenheiten
möglich, den verfolgenden Gegner zu werfen, uud dann gleich⸗
zeitig mit ihm den Eingang des Werkes zu erreichen.
Sobald eine Schanze erftürmt ift, muß man alles anfbieten,
um fi in derſelben feftzufegen, und fie gegen einen erueuerten
Angriff des Feinde zu behaupten. Diefe Feſtſetzung befteht im
der Anwendung des eroberten Geichüted gegen ben Feind, in
der Sperrung des Einganges, fiatt deſſen auf der rüdwärtigen
IE
x 2. .
—
Seite ein anderer eröffnet wird, in der Ausbeſſerung der befchä=
digten, oder bei offenen Werfen in der Erbauung einer neuen
Druitwehre zur Dedung der Kehle. it jedod die Behauptung
der Schanze für und von feinem Werthe, und rüdt der Feind
mit Uibermacht wieder vor, Dann ebne man vorzüglich die gegen
und liegende Bruftwehre, fülle zum Theile den Graben aus,
verderbe die vorhandene Munition, vernagle, wenn es nicht mög»
lih wäre, fie mitzunehmen, die Geſchütze, zerichlage die Speichen
ihrer Räder und den Ladzeug. Liegt aber die eroberte Schanze
an einem wichtigen Punkte, dann muß fie auf dad Hartnaͤckigſte
vertheidigt werden, indem man die verfchiedenen Deffnungen
einitweilen mit gefüllten Schanzförben, oder auf andere Weile
det, und alled aufbietet, um die Verfuche des Feindes zurüds
sumeifen.
Offene Schanzen, deren Kehlen gar nicht oder nur fchlecht
geichloffen find, werden oft umgangen, und im Rüden anges
griffen; — itehen aber hinter denfelben Referven, fo müflen biefe
von einer andern Truppenabtheilung gleichzeitig befchäftigt und
feftgehalten werden. Der zum Angriff der Kehle beſtimmten
Kolonne wird die nöthige Zahl von Zimmerlenten beigegeben,
um die dafelbft befindlichen Palifaden, fpanifchen Reiter u. dgl.
zu öffnen. Nüdenangriffe find ftetd von großem Bortheile, und
follen daher, wo es thunlich ift, nie unterlaffen werden, da Die
Erfahrung und bemweift, daß ſolche Unternehmungen gewöhnlich
mit geringem Verlufte gelingen.
Hat man ein vorliegended Werk erftürmt, fo trachte man,
fih mit der zurückziehenden Beſatzung zu vermengen, oder gleich»
zeitig mit ihr in die rückwärtige Hauptſchanze zu dringen. Die
Unordnung, die dadurch entiteht, ift ftetd vom glüclichiten Ers
folge für den Angreifer, doch müflen die Nefervelolonnen ſchnell
zur Unterftüßung vorrüden, um die errungenen Bortheife behaups
ten zu können.
Died ſind im Allgemeinen bie vorzüglichften Beobachtungen
beim Angriffe einer Feldſchanze, und da die Erftürmung derſelben,
fehr häufig vorfommt, fo if ed unumgänglich nöthig, daß ſich
die Offiziere mit den hiezu erforderlichen Verhaltungen bekannt
machen, und die Truppen fon in Friedengzeiten zu dieſem
wichtigen Kampfe vorbereitet werden.
Din Di
Angriff der
Kehle bei offe⸗
nen Schanzen.
Beobachtung
bei vordegen
den Werfen,
Schluß⸗
bemerkung.
Beariff einer
@tellung.
Zweck und
Arten der
Stellungen.
318
Achte Abtheilung.
Stellungen.
$. 1.
Bon Stellungen überhaupt.
Ro immer Truppen in Kolonmen, Linien, Daflen, Quarres,
als Plänfler oder auf eine andere Weile formirt werden, nennt
man died Truppen aufftellen. Allein ſolche augenblidliche
Aufftellungen fchließen noch lange nicht jene Begriffe in fih, Die
mag unter einer militärifhen Stellung verfteht; denn
wenn man die erfteren auf jeden Boden zu nehmen im Stande
ift, fo vermag hingegen dieſe lettere nur dort in Anwendung
gebradıt zu werden, wo man fich mit Vortheil gegen den Feind
fchlagen kann, d. h. wo das Terrain alle jene Eigenheiten bes
figt, die einer Truppe die nöthige Sicherheit gewähren, und
zugleich felbe in den Stand fegen, dasjenige auch mit Erfolg zu
vollziehen, wad der Kommandant mit ihr beabfichtet.
Es gibt im Allgemeinen zweierlei Etellungen, ftrategiiche
und taktiſche. Die Erörterung der eritern, nur für größere
Operationen geeigneten, liegt außer dem Zwecke dieſes Werkes,
doch kann man fie im Kurzen als ſolche beftimmen, welde der
Feind ohne einer außerordentlichen, alled Verbältmiß aufhebenden
Uibermacht nicht zu umgehen, oder in feinem Rüden liegen zu
- Iaflen im Stande ift, und die fomit feine Operationen an den
von und befegten Punkt feſſeln; — während taftifche Stellungen
fih mehr auf den augenblidlihen Nutzen einer Straflenvertheis
digung beichränfen, und ihren Zwed volltändig und mit großem
Bortheile evfüllen, wenn fie den Feind auch nur kurz aufhälten,
und ihn zu einem ungünftigen Angriffe oder einer zeitraubenden
Umgehung nötbigen. Diefe taftiihen Stellungen, von welchen
e® fich hier einzig und allein handelt, find entweder:
1. Angriffe- Coffenfive) Stellungen, aus weldhen man bem
Feinde mit Vortheil entgegen gehen, oder
313
2. Vertheidigungs⸗ Cdefenfive) Stellungen, in welchen man
den angreifenden Feind mit. Bortheil empfangen Fann.
Die Eigenheiten des Terraind beitimmen beide Gattungen
diefer Stellungen, wie wir aus der Aufzählung ihrer befonderen
Exforderniffe weiter unten fehen werden; — bei einer offenfiven
Stellung laͤßt fich jedoch oft auch der defenfive Zweck verbinden,
indem man den Feind in felber empfängt oder zum Angriff lockt,
und wenn er feine Kräfte geichwächt hat, dann aus ihr offenſiv
bervorbricht und ihn fo gänzlich beſiegt.
Um ſich jedoch in jeder Stellung mit Vortheil zu fchlagen, Allgemeine
muß felbe folgende allgemeine Erforderniffe haben: ee
1. Beberrfhung der Fronte, indem man auf einem einer
Höbenzuge fteht und alles vor ſich übderfieht, wodurch unfer Stellung.
euer wirkfamer, ded Gegnerd Bewegungen erſchwert, die unfris .
gen hingegen erleichtert werden.
2. Deckung der Flügel durd fihere Stügen; die
Flügel find die ſchwächſten Punkte jeder Stellung, weil bei ihnen
die Vertheidigung durch Truppen aufhört, man daher. ihre Des
fung in natürliben oder Fünftfichen Hinderniſſen fuchen muß,
welche einen gegen fie gerichteten, feindlichen Angriff entweder .
ganz unmöglich machen, oder wenigitend fo lange aufhalten, bie
der Vertheidiger Gegenanftalten getroffen bat. — Solche Stüßs
punfte ergeben fich entweder durch die Geſtaltung des Terrain
felbft, feine Höhen, Raving, fteile Abfälle, Schluchten und Tier
fen, oder durch Gegenftände, die ſich auf demfelben befinden, als
Häufer, Dörfer, Wälder, Flüffe, Bäche, Teiche, Sümpfe, Mos
räfte u. dgl.
3. Freie-Kommunifation der Treffen und Flüs
gel, um fich jeden Augenbli mit verfchiedenen Waffengattungen
in jeder Nichrung bewegen zu Fünnen, wie dad Bebürfniß des
Gefechtes ſolches mit fih bringt; denn nur dadurch iſt es moͤg⸗
ih, daß ein Punkt der Stellung den andern zu einer Zeit
unterftüßgen könne, mo ed dem Feinde noch nit gelungen ift,
ihn zu übermältigen.
4. Gehörige Tiefe, mithin Feine Thaͤler oder fteile
Ravins im Rüden der Etellung, oder Unmöglichkeit, die Treffen
und Referven in gehörigen Räumen aufzuftellen.
5. Sicherer Rüdzug auf mehreren Kommunilas
tionen, durch Fein zu nahes Deftlee oder durchſchnittenes Terrain
314
—
———
gefährdet, damit rückgängige Bewegungen ohne Hinderniß und
Unordnung ſtattfinden können.
ee Die Beſchaffenheit des Terraind ver der Fronte ciner
einer Stellung, welche oben nur im Allgemeinen berührt wurde, muß
Anariffs⸗ oder nah den verichiedenen Zweden auch verfchieden fein. — Bei
— einer Angriffsſteltung nämlich muß ſelbe und erlauben, jede
Bewegung nach vorwärts ungehindert auszuführen - Er ſoll üch
daher frei und offen nah der Eeite ded Gegners verfläcen,
oder wenigftend auf die Entfernung eines Kanonenſchußes Feine
bedeutenden QTerrainhindernifle, noch größere Kulturgegenitände
enthalten, durch deren Befegung der Feind und fräftigen Wider
ſtand leiſten fönnte, wie dies z. B. bei Dörfern, Wäldern, Flußen,
Moräften, Defileen u. dal. der Fall if.
fon. Eine Berthbeidigungsftellung hingegen macht gerade
einer Berthei- die entgenengefegten Erforderniffe geltend. Hier fell dad Terrain
Diaungss oder vor der Fronte jede Bewegung und Annäherung ded Gegners
ee fo viel als möglich erfchweren, daber durdftnitten durch Schluch⸗
“ten, Raving, felfihte Abftürze, tiefe Gründe, Dörfer, Wälder,
Moräfte oder Gewäfler gededt fein, und je mehr Hinderniſſe
zwifchen und nnd dem Feinde liegen, defto vortheilhafter ift es
der Vertheidigung.
eurtbeilung Eelten finden fih jedoch Ztellungen, die alle oben aufges
gen im Alge- zählten Torzüge für die Iffenfive oder Defenfive in fih vereinis
meinen. gen. Man muß fich alfo begnügen, jene zu wählen, welche die
meiften derfelben befigen und augenblickliche Vortheile gegen den
Feind darbieten.
In ganz ebenen, offenen Gegenden gibt ed gar keine Stel⸗
lungen. "
In wellenförmigem Terrain gewähren Poſitionen auf ſanf⸗
ten, Tominirenden Anböben, deren Zügel fih an Wälder, Dörfer
oder Raving flüben, gewöhnlich die größten Bortheile, daher
auch hier die meiften Offenſivſtellungen ftattfinden.
In durchfchnittenem Terrain nnd im Gebirge, binter fleilen
Ravins und Höhen, fo wie hinter tiefen Flußbetten find Dagegen
die meiſten Defenfioftellungen. Sie verlangen viele Vorſichts⸗
maßregeln gegen liberfälle und Umgebungen, obſchon fi bier
die Anlchnungepuufte Leichter finden,. und Die vielen Terrainhins
derniſſe die Wirkung feindlicher Angriffe bedeutend ſchwächen.
313
Arch in den trefflihften Stellungen gibt es immer einige
Theile derfelben, welche der Feind gegen und benügen kann.
Die mwefentlihften Nactheile der Stellungen find:
I. Tiefe Streden berfelben, welche, ftatt den Feind zu
überhöhen, im Grgentheile von ihm dDominirt werden. — Diefem
Gebrechen ift dadurch abzuhelfen, daß man die zu beiden Seiten
liegenden, höberen Terraintheile ſtaͤrker befegt, und von felben
aus vorzüglich durch Geſchütz die tieferen Streden beſchützt.
2. Hervorfpringende Theile, welche als nit ges
fihert, am meiften den Angriffen ausgefest find. Diefe müſſen
daher ftärfer, dagegen die eingehenden Winkel fchwächer befegt
werden, woburd zugleich die leßteren durch die erſteren eine
Flankenvertheidigung erhalten.
3. Befonders hervorragende und fleile Punkte
eines Höhenzuges, die von geringem oder gar feinem Feller
geſchützt und ihrer eigenen Vertheidigung überlaflen find. Solche
Punkte dürfen ihrer Ungangbarfeit wegen nicht als unangreifbar
angefeben und vernachläfligt, fondern müſſen im Gegentheile bins
reichend befeßt, und alle Vorkehrungen zu ihrer gediegenen Eicher,
heit getroffen werben,
4. Flügel ohne Anhaltspunfte. Um dieſes weient-
lihe Gebrechen zu mindern, werden Truppenabtheilungen hinter
einander in ftaffelfürmiger Ordnung aufgeftellt, welche fich- wech«
felfeitig überflügeln und dadurch unterftügen; auch dotiret man
die bedrohten Flügel mit einer größern Anzahl Gefchüge.
5. Mangel an Kommunifationen im Innern der
Stellung. Diefem fehr widtigen Gebrechen ift nur dadurch
einigermaßen abzuhelfen, daß man jeten vereinzelten Theil ders
felben durch eine eigene Aufftellung mit ber erforderlichen Referve
deeft, diefen getrennten Truppentörpern aber für den Fall eines
Rückzuges einen gemeinfihaftlichen Bereinigungspunft weiter rück⸗
wärts beftimmt, was jedoch nur bei fehr großen und ausgedehn⸗
ten Pofitionen thunlich wird.
6. Gefährdeter Rückzug durch fchlechte, wenige oder
nur auf den Flügeln der Stellung befindliche Rückzugswege, Durch
ein durchfchnittened Terrain, oder durch ein im Rüden liegen⸗
ded Defilee. — Dem letztern koͤnnen blod Reſerven abhelfen,
welche noch früh genug das Deftlee befegen müflen, um die Bors
truppen aufzunehmen und zu deden. — In Hinſicht der Wege
Einzelne
Mängel der
@tellungen,
und Mittel
ihnen abzu⸗
helfen.
316_
iſt bei gehöriger Zeit die nötbige Verbeflerung oder Vermehrung
derielben einzuleiten, wo dieſe nicht ftattfinden kann, find ſolche
Pofltionen lieber gar nicht zu nehmen,
PR Wenn wir die früher aufgezählten, allgemeinen und befons
erkennen und deren Erforderniffe der Stellungen genau erwägen, fo wird jeder
er benfende Soldat felbe um To fihneller auffaflen und beurtheilen
ju erlangen, fernen, wenn er. dabei auf nadfolgende Punkte feine Aufnerts
famfeit zu richten gewöhnt:
1. Auf das Terrain und beffen Geſtaltung, d. h. auf deſſen
Steigen und Fallen, Höhen und Tiefen, ſo wie deren ein⸗
zelne Steile oder Verflähung; endlich, wo derſelbe hervor⸗
ſpringt oder zuruͤcktritt; — dadurch wird der jüngere Offizier
feinen -Bli üben, auf jedem Terrain, deflen höchſte Punkte,
fo wie den ganzen Höhenzug und deffen Verbindung richtig
auffaflen und den Takt erlangen, wie durch gehörige Bes
fegung der höheren Theile die tieferen zu beberrfchen, wie
die Gefchüge vortheilhaft ‚zu placiren, endlich, wie. die vers
fbiedenen Waffengattungen nach der Steile des Bodens
jeder einzelnen Strede am zwedmäßigiten zu verwenden find.
2. Auf die auf dem Terrain befindlichen Gegenftände, ale:
Haͤuſer, Dörfer, Wälder, Weinberge, Gemwäfler u. ſ. w.,
auf ihre Befchaffenbeit, Größe, Feltigfeit, wechielfeitige Tage
und fonftige Eigenthümlichkeiten, und ob ſolche vorfpringen
oder zurüdliegen, daher mehr oder minder Schuß gewähren.
Alles dies ift von vorzüglichem Belange Der Blick eines
Dffigierd muß daher nach Auffaffung der Höhen einer Stellung
fih gewöhnen, ebenfo ſchnell die Terraingegenftände auf
felben und ihren Werth in Bezug auf den augenblidliden
Zwed und die Abfihten ded Kommandanten zu erfenuen
und ridıtig zu beurtbeilen. So ift z. 3. ein Wald auf dem
vorliegenden Theile einer Stellung, die voripringende Lage
eined Torfed oder auch nur eines größeren und foliden
Gebäudes ganz vorzüglich geeignet, ſtundenlange Bertheis
Digung zu gewähren. Hiebei fann dem jüngern Offizier
von feinem Altern Kriegsgefährten nicht genug der Erfah⸗
rungsfag eingeprägt werben, daß die ganze Kunft der
Kriegsführung in dem Geheimnifle verwahrt ift:
»Den Boden, auf weldhem wir und bewegen, lagern oder
fhlagen, in feiner ganzen Ausdehnung und mit allen Bors
3m
—
und Nachtheilen richtig anfzufaſſen, und die auf demſelben
vorhandenen Terraingegenſtände zweckmäßig zu benügen.«
Hiezu gebört übrigend noch:
3. Die Beurtbeilung der .nöthigen Truppenzahl und der Ver⸗
theilung derſelben in jeder Stellung. — Man muß ſich
hierin nicht täufchen, und die Umſtände wohl erwägen.
Eine Bofition kann höcft trefflih für zwanzig und ganz
unhaltbar für zehn Bataillond, ebenſo Avants oder Arricres
gardeftellungen fehr haltbar für ein Bataillon, Dagegen viel
zu ausgedehnt für eine Divifion oder Kompagnie fein. Ge:
hörige Raumbeurtheilung gibt bier den erften Maßſtab, mit
der jedoch die obige Kenntniß ded Terraind, fo wie die
Aufitelungsart der Truppen in mehreren Treffen und ale
Reſerven verbunden fein muß, um ale Endrefultat den
fihern Takt in Beſtimmung der Truppenzahl und ihrer Vers
theilung in einer Stellung zu gewähren. Uibrigens ift felbes
im Kleinen fo wichtig, wie im Großen, jedem. Offizier in
feiner Sphäre unentbehrlich, und ebenfo nöthig zur richtigen
Verwendung eined Zuged, ald zu jener eined ganzen Korps.
Derjenige alſo, welcher die drei fo eben aufgezählten Ob»
jefte fchnell auffaßt, daher
1. ſchon aus der Ferne den Hoͤhenzug einer Stellung und
ihre höchften beberrfchenden Punkte unterfceidet;
2. die Terraingegenitände derielben und ihre wechſelſeitige
Lage nach ihren Vor: und Nachtheilen abmwiegt, within Stellungen
erfennt und beurtheilt;
3. diefem gemäß feine Truppe auf dem kürzeſten Wege
an die verfchiedenen Aufftelungspuntte dirigirt und fie mit dem
größten Nuten beſetzt; — hat dad, was man militärifchen
Viberblid (Coup d’oeil) nennt.
In der Ansführung wird der fchon ferme, praftifche Soldat Neibenfolae
zuerſt mit der Schägung der Truppenzahl anfangen, daher, fo een
wie er fih einer Stellung naht, fogleich überbliden, ob feine Ausführung.
Truppe im Allgemeinen für felbe hinreichend, oder zu geringe
fei; — im erften Falle die Stellung nehmen, im zweiten aber,
ald für den Augenblick unbenägbar vorübergehen. Sierauf
beurtheift er zur gehörigen Bertheilung feiner Truppe die Art
der Belegung und Vertheidigung der vorliegenden ganzen Stel⸗
lung, fo wie ihrer einzelnen Höhen und Tiefen, nebit jener der
— —— —
— u —
anf ihr befindlichen, einzelnen Gegenftände, welches letztere in der
vorhergehenden fiebenten Abtheilung dieſes Unterrichtes im Detail
auseinander gelegt wurbe.
„Srundfäbe Als Anhaltspunkt zur Belegung einer Terrainſtrede mit
er Truppen⸗
vertheilung Truppen bemerfen wir:
nas dem Zi 1. Drei Mann in der Linie bedürfen 2 Schritte;
' j 2. ein Kavalleriſt in der Linie 1 Schritt;
3. jede Kanone fammt ihrer Bedienung, wegen der erfor
derlihen Bewegung in der Fronte — 15 bie 20 Schritte;
4. im durcfihnittenen Boden rechnet man gewöhnlich auf
5 Schritte einen Mann;
5. Gegenftände, wie Dörfer, Häufer, Wälder, Sclöſſer,
Berfhanzungen, Brüden und Gewaͤſſer fünnen nicht nach dieſem
Maßſtabe, fondern müllen nad ihrer Größe, Geftalt und Br
fehaffenheit auch verſchiedenartig bejegt werden, wie dies in der
fiebenten Abthbeilung gelehrt wurde; es kann daher nur das
richtige militärifhe Augenmaß bei felben die wahre Berechnung
der für fie nörhigen Truppenzahl an die Hand geben.
Srundfäge Man vertheilt gewöhnlich die für eine Stellung zu vers
—S wendende Truppe ohne Rückſicht auf Waffengattungen in drei
nach ihrer ver Theile:
Sehimmung, I. Die Bortruppe, welche bie Borpoftenfette und deren
Unteritügungen bildet.
2. Die Haupttruppe, welche in der Stellung felbft aufge
Kellt wird, fei ed nun, fie zu vertheidigen ober aus felber ben
Feind anzugreifen.
3. Die Referve, welhe der Kommandant rückwärts auf
dem entfiheidendften Punkte gewöhnlich hinter der Mitte aufftellt,
nm überall, wo es nöthig wird, hinbewegt zu werden, oder im
Falle eines Rückzuges denfelben zu decken.
(Hier wird im Borbeigehen bemerkt, daß, wenn eine Truppe
in einer Stellung lagert, man nie dort lagere, wo man in jelber
den Kampf felbit beftehen muß, fondern rückwärts diefer Linie,
fo daß man vom Xagerplage erſt durd die Vorrückung in bie
eigentliche Stellung kommt.)
Stärke dieſer Die Beltimmung der Vortruppen liegt fchon in ihrer Ber
drei Izppen nennung. Sie ſollen die Stellung gegen Uiberfälle ſichern, den
Feind beobachten und fo lange aufhalten, bis die rückwaͤrtige
Truppe fchlagfertig if; — fie dürfen daher nur fo ſtark fein,
19
— —
als die Sicherheit des Ganzen unumgänglich fordert. — In ganz
offener Gegend beftehen fie blos and Kavallerie, in jeder andern
aber aud Infanterie und Kavallerie zufanmen, jedoch im wech⸗
felnden Verhältniſſe, nah Maß, ald das Terrain mehr oder
weniger durchfchnitten oder. gebirgig ifl. — Die Haupttruppe,
welche die ganze Stellung vertheidigt, ift die ſtaͤrkſte. — Die
minder zahlreiche Reſerve endlich muß jeboch bei ihrer Beftimmung
einzelne ſchwache Punkte der Stellung zu unterſtützen, geworfene
Truppen aufzunehmen, oder zuletzt den entfcheidenden ‚Echlag zu
geben, wenigftend ein Viertheil der. ganzen Streitkraft betragen.
SA daher eine Stellung dergeftalt ausgedehnt, daß fie nad
Abfchlag der Vortruppe und Reſerven von der noch übrig bleis
benden Truppenzahl nicht in ihrer ganzen Ausdehnung beſetzt,
gefihert und der Angreifer allenthalben durch kräftigen Wider⸗
ftand aufgehalten werden kann, fo iſt eine folche Pofition Lieber
gar nicht zu nehmen. \
Der dritte Hauptgrundſatz bei Bertheilung der Truppen ift:
Rückſicht auf die Wirkſamkeit der einzelnen Waffengattungen, F
um mit Schonung der eigenen Mannſchaft dem Gegner den
größtmögliciten Schaden zuzufügen. — Hiebei kommen folgende
allgemeine und unabänderliche Regeln in Anwendung:
1. In jeder Poſition bildet das Fußvolk die Haupttruppe,
wird in ein oder zwei Treffen aufgeſtellt, und beſetzt nach der
Bildung des Terrains nicht blos den Höhenzug im Allgemeinen,
fondern auch alle Gegenftände, welche den Feind' in feinem Vor⸗
rücden hindern, als: Deftleed, Dörfer, Wälder, Schlöſſer u. dgl.
2. Die Bataillons⸗ und BrigadesIntervallen diefer Treffen
find die vorgefihriebenen. Sollte dad Terrain erfordern, größere
zu nehmen, fo müßte man beiberfeitd derſelben andere Infan⸗
terienbtheilungen bereit halten, um im Falle des Bedarfes die
Lücken ſchnell auszufüllen, wie dies 3. B. bei Schluchten, welche
Stellungen durdichneiden, zu geichehen hat.
3. Die Aufftellung der Infanterie muß fo viel ald möglich
gebedt fein, um fie dem Feuer des Angreiferd fo lange zu ent»
ziehen, bi8 man den Feind mit dem Gewehrfener erreichen, oder
einen Bajometangriff auf denfelben machen kann. Go ift z. 2.
die Haupttruppe 100 bis 150 Schritte hinter dem Nüden fanfter
Höhen aufzuftellen, dieſe felbft aber bei einem feindlichen Aus
griffe blos mit Plänklern und Gefchüß zu. befegen.
Srundfäge
Truppens
vertbeilung
nah den
Waffen:
gaffungen.
Für Die
Infanterie.
Str Die
Kavallerie.
Sur die
Artillerie.
320
4. Endlich fol die Infanterie auf dominirten Strecken einer
Stellung entweder außerhalb ded durd die beherrſchenden Hoͤhen
wirkſamen Ertrages der feindlichen Geſchütze, oder wenn auch
innerhalb desſelben, doch gedeckt, ſtets aber außer, dem Gewehr⸗
ertrage der vom Gegner beſetzten Deckungsmittel, als Wälder,
Dörfer, u. dgl. aufgeſtellt werben.
Die Kavallerie wird:
1. Nur dort poitirt, wo felbe wirken kann, alfe auf freiem,
offenen und flachen, oder auf fanft ſteigendem oder fallenden
Terrain, wo fie Daher vor der Fronte den nöthigen Raum zur
Entwidlung und zum Angriffe finde.
2. Iſt fie mit Infanterie vereinigt, fo fteht fie rüdmärte
derfeiben, weil fie als offenfive Waffe gu deren Schug Raum
zum Angriffe bedarf, ſehr oft aber auch zugleich feitwärte zur
Sicherung ihrer Flügel.
3 In koupirten Gegenden theilt man fle in Pleineren
Körpern der Infanterie zu, um mit ihr in dünftigen Augen
blifen vorzubrechen, und den vorrüdenden Feind anzufallen, oder
den geworfenen zu verfolgen. Diefe ihr zugetheilte Nolle it
vom größten Nugen, und wiegt fehr oft die Vortheile größerer
Kavallerieangriffe auf, welche das durchſchnittene Terrain ohnehin
nicht geftattet.
Die Artillerie findet ihre Aufſtellung:
1. Sn der Regel fo viel ald möglich auf dominirenden
Punkten, von welchen ſie jedoch noch ein raſirendes Feuer
hat, das das gegen den Feind au abfallende Terrain
wirffam beftreicht.
2. Bisweilen werden auch mit großem Bortheile einzelne tiefe
Stellen beiegt. So z. B. in der Verlängerung von Dr
filee®, durch die der Feind anrüden muß, 'wo’ man bie
ſchwerſten Kaliber aufführt, und überdies mehrere Batterien
gegen deren Ausgang — mit Kartätichen geladen — richtet.
Kann dasſelbe nah der ganzen Länge beftrichen werden,
und geitattet dad zwilchenliegende Terrain dad Rikofchettiren,
fo find auch mit großem Bortheile Rafetengranaten ben
Geſchützbatterien beizugeben.
Bei Defileen mit Krümmungen und bei gebedten Zw
gängen überhaupt, die nicht in der Ränge beftrichen werden
321
—
koͤnnen, find vorzüglich Haubitzgranaten anzuwenden, und
nar der Ausgang der Deftleed mit Kartätichen zu befchießen.
3. Darf man in einer Stellung das Geſchuͤtz nicht zerfplittern,
und nicht überall Kanonen haben wollen; denn es bleibt
ein unumftößlicher Grundfag, daß nur die vereinte Wirkung
mehrerer Batterien entfcheidend ift, um auf ausgeſetzten
Punkten den Angreifer abzuhalten, oder in der Offenfive
folche zu erobern und den Ausfchlag zu geben.
4, Jene Punkte einer Stellung müffen mit Gefhüß am ſtaͤrk⸗
ften befeßt werden, welche der Feind am leichteften anzu>
greifen im Stande ift,
$. 2.
Vertbeidigung und Angriff einzelner Söben nach
ibren Profilen.
Die einzelnen Höhen eined ganzen Höhenzugesd bilden in Vertheidi⸗
der Natur mannigfaltige Profile, deren jedes eine andere Befer HUN
tzungsart erfordert.
Selbe laſſen fih im Allgemeinen unter folgenden fünf vers Belebung von
ſchiedenen Arten darftellen, in welchen der Punkt genau anges ihren hi
geben ift, wo ſich die Infanterie und das Geſchuͤtz anfzuftellen denen
hat, um mit dem größten Bortheile gegen den anrüdenden Profilen.
Feind zu wirfen, und dabei felbit bis zu dem Zeitpunfte gedeckt
zu fein, in welchem fich der Feind auf 2» bis 300 Schritte
nähert,
" Plan 8, Fig. 1 gibt das Höhenprofil einer Angrifföſtellung.
Die Haupttruppe erwartet auf 100 bis 150 Schritte hinter
der höchften Kuppe die feindliche Annäherung und flürzt, fo
wie der Gegner auf den Abhang gelangt, hervor, um ihn
mit dem Bajonete anzugreifen. — Das Gefäß. wird bier
auf den Rüden fo aufgeftellt, daß es ben ganzen. Abhang
gegen den Feind zu vollfonmen beftreiche, felbft aber durch
die Kuppe bid faft an das Rohr der Kanone, fo wie die
Bebienungsmannfhaft bis zur Hälfte des Keibes gedeckt ift.
Fig. 2 zeigt ein von der Kuppe nach beiden Seiten fanft ab-
fallendes Terrainprofil, an deſſen Ende fich jedoch ein kurzer,
21
322
em wein ——
— —
jäher, aber zu erſteigen möglicher Sturz befindet. — Hier
muß die Vortruppe den jähen Abhang vertheidigen, welchen
der Feind dann nur mühſam zu erklettern im Stande iſt.
Zwiſchen den Vortruppen am Rande des Abhanges wird
auch ein Theil des Geſchützes placirt, welches von dieſem
Punkte aus die am Fuße desſelben ſich ausdehnende Ter⸗
rainſtrecke, und daher die nahenden Kolonnen wirkſam
beſtreicht. — Die Haupttruppe mit dem übrigen Geſchütze
nimmt ihre Aufſtellung hinter der Kuppe der Höhe, ganz
fo, wie im Profil 1 bemerkt wurde, und greift den Gegner
am vortheilhafteiten an, fobald er den jähen Abhang erſtie⸗
gen, und auf halbem Wege gegen die Höhe, noch erfchöpft
von der Anftrengung, nicht ganz geordnet if. — Hiebei
muß jedoch der Bortruppe firengftend eingeprägt werden,
daß’ fie, fobald der Feind den Abhang wirklich erftiegen
hat, fih rechts und links feitwärts zurückziehe, um den
Angriff der Haupttruppe nicht zu maskiren, fo wie vorzu⸗
beugen, daß der Feind nicht mit ihr zugleich bei legterer
ankomme.
Fig. 3 iſt ein ſehr hoher und ſteiler Abſturz mit einer hinter
demſelben liegenden Höhe. — Hier ſtellt ſich die Haupt⸗
truppe gleich oberhalb am Rande des Sturzes auf, und
währt aus allen Kräften das Erſteigen desſelben nicht blos
durch ihr Feuer, fondern auch mit blanfer Waffe. Nur in
diefer Aufftellung wird fie im Stande fein, den Feind ſchon
vom Weiten zu fehen, beitändig im Auge zu behalten, und
falls fie fih nur wenige Schritte vom Rande zurüdzieht,
durch die Höhe ſelbſt gefhüßt, dem Gegner mit ihrem
Feuer bis zu feiner Annäherung empfindlich zu fchaden,
dann aber burd; dad Bortreten im Augenblide, wo er den
Sturz zu erfleigen verſucht, auf bad Kraͤftigſte zurückzuwer⸗
fen. Die Reſerve bleibt bis zum Moment ihres Bedarfes
ganz ‚hinter der Suppe verborgen.
Da die Artillerie niht am Rande des fteilen Sturzed
aufgeftellt werden kann, weil in ihrem Rüden ein zweiter
für felbe ungangbarer Abhang ſich erhebt, daher die Gr
fhüße, fobald der Feind den erften Abſturz erftiegen hätte,
nicht mehr in eine zweite rüdmwärtige Linie gebracht wer
den fönnten, fo nimmt felbe ihre Aufitelung auf ber
323
Kuppe dergeftalt, daß fie noch über die Haupttruppe bins
weg das vorliegende Terrain bei einer mittlern Genfung
des Gefchüges wirkſam beftreicht. Wäre es jedoch möglich,
einige Gefüge fo zu placiren, daß felbe auf den mehr
vorfpringenden Theilen diefen Sturz der Länge nach beitreis
hen, fo fann man felbft auf die Gefahr, Gefüge zu vers
lieren, einige an den vorwärtigen Sturz pofliren, indem
dad Erſteigen dedfelben dadurch beinahe gewiß verwehrt,
oder nur mit den biutigften Opfern erfauft werden kann.
Fig. 4 ift ein Profil, in welchem ſich der Sturz mit der höchs
ten Bergkuppe felbft auf einem und demfelben Punfte,
nämlich auf deſſen Spite vereinigt. Hier ift für die Infan-
terie feine andere Auffielung, als jene auf dem Gipfel
felbft möglih. Das Gefhüg aber kann auf ſolchen Höhen
nur an jenen Punkten der Kuppe aufgeftellt werden, von
weichen am rüdwärtigen Abhange Straflen und Wege hin-
abführen, um im Falle eines Rückzuges die Kanonen mit-
nehmen zu fünnen. Nie foll man fich verleiten laſſen, letztere
an ſolchen Stellen zu placiren, wo feine ordentlichen Kom⸗
munifationen beftehen; dagegen können daſelbſt die leichter
beweglichen und tragbaren Raketen die Kanonen erfegen,
und mit Vortheil an dieſen Punkten wirken, da fie gleich
der Infanterie fih auf allen Wegen zurüdziehen und daher
bis auf den letzten Augenbli zu feuern im Stande find.
Fig. 5 zeigt eine wellenförmige Anhöhe, deren Abſätze einer
den andern, und zwar immer der höhere den angränzenden
tiefern vertheidigt. ine ſolche Xerraingeftaltung gewährt
große Bortheile; denn hinter einem jeden dieſer Abfäge
fann ſich der Vertheidiger aufftellen, und das Erfteigen des
Seinded nabermald hindern. Die unterfie Anhöhe befeßen
die Bortruppen mit einigen leichten Kanonen. Die Haupts
truppe mit dem übrigen Gefchüße aber nimmt ihre Aufitel-
fung auf der obern Kuppe, und zwar dort, von wo man
den ganzen wellenfürmigen Boden vollfommen beherrfct,
d. h. wo das Gefhüg gegen den ſich nähernden Feind fo
lange mit Bortheil zu wirken vermag, bis deſſen eigentlicher .
Angriff beginnt, und der auf der Höhe ftehende Vertheidis
ger fih dem Angreifer, der das Heraufſteigen verfucht, ents
gegen wirft. Erringt der Feind diefe Kuppe, fo macht
. 21*
324
man ihm Die nächfte auf diefelbe Art, und fo eine nach der
andern ftreitig, wodurch das Mißlingen feiner Attaquen
wahrfcheinlich wird.
Angriff. Fig. 1. Der Angriff auf eine Höhe nach biefem Profil erfor
dert Schnelligkeit und Entfchloffenheit. Da, wie fchon ges
fagt, der Vertheidiger hiebei überwiegende Vortheile hat,
und mit feinem Gefchüge den ganzen Abhang vollkommen
beftreicht, jo muß man alles. aufbieten, um dieſe Strede Io
ſchnell ald möglich zu hinterlegen. Während das Gelhüb
die auf der Kuppe aufgeftellte Artillerie des Vertheidigers
zum Schweigen zu bringen trachtet, marfchiren die Angriff
folonnen gegen die Höhe, und rüden im rafchen Schritte
den Abhang hinan.
Fig. 2. Sol eine Höhe nach diefem Profil genommen werden,
fo liegt die Hauptſchwierigkeit in der Erfteigung des jähen
Abhanges an ihrem Ende, welcher durch des Gegners Bor
truppen vertheidigt wird. Nachdem daher die Angriffelos
lonnen oder Abtheilungen gebildet find, trachtet jebe derjelben
ihn fo ſchleunig als möglich zu erfteigen, um dadurch unter
den Schuß der oben am Rande aufgeftellten Kanonen dei
Bertheidigerd zu kommen, fich bierauf mit den Bortruppen
deöfelben zugleich, im Gedränge des Rückzuges, auf die
hinter ber Kuppe ftehende Haupttruppe zu werfen, und
auch diefe in Unordnung zu bringen. — Ziehen fid die
feindlichen Vortruppen auf ihrem Rückzuge gegen bad Gro
rechts und links, um das Heuer ber Haupttruppe nicht zu
blenden, fo ift ihnen auc in dieſer Ricktung zu folgen
und fich daher nicht durch zu fühnen Muth hinreißen zu
laffen, gerade in der Fronte vorzudringen, und ſich nam
haftem Verluſte auözufegen. Das Geſchütz des Angreifer?
muß hier vorzüglich vor dem Beginne der Attaque wirlen
und felbe vorbereiten. — Es hat hauptſaͤchlich zw trachten,
die am obern Rande ded Abhanges aufgeftellten Kanone
ded Feinded zum Schweigen zu bringen, und dadurch bat
Anrücden unferer Angriffsabtbeilungen zu fhügen.
Fig. 3. Der Angriff auf eine Höhe nah Profit 3 fordert eint
unermüdete Ausdauer, die entfchloffenfte Kaltblütigfeit und
den ganzen Kraftaufmand der Truppen; denn ſchon ihr!
Annäherung ift von dem Bertheidiger vollkommen beſtrichen
| |
3235
dad Terrain aber — mit feinen doppelten fteilen Abhängen
und geringer Ausdehnung zur Entwicklung — höcft ſchwierig
zu erfteigen, um fo mehr, als hier die Haupttruppe, alſo
- die ganze Macht ded Vertheidigerd, den Angreifer am Rande
des Eturzed erwartet und durch fein auf der Höhe des
zweiten Abhanges ficdher poltirted Geſchütz bedeutend unters
ftügt wird. — Soll der Sturm auf eine foldhe Anhöhe ges
lingen, fo darf nicht geraftet werben, bis der Bertheidiger
von berfelben gänzlich, vertrieben und hinabgeworfen iſt; —
alſo auch deffen hinter der Kuppe aufgeftellte Neferve ger
fchlagen und vernichtet wurde.
Da die Artillerie des Feindes ziemlich hoch fteht, fo wers
den die Batterien ded Angreiferd ihr aus der Tiefe nur
jehr wenig fchaden können. — Wären jeboch diefer Stellung
gegenüber, im wirffamen Gefchüßertrage einzelne Punkte,
die gleich hoch oder gar höher liegen, als ber Ort, wo bie
- feindlichen Batterien ftehen, fo verfteht es fich von felbft,
daß man foldhe unverweilt benügen müſſe, um das Anrüden
und SHinauffteigen der Angriffölolonnen auf alle Weile zu
erleichtern. |
Fig. A. So ſcheinbar groß auch die Vortheile des Vertheidigers
bei einer Höhe nach diefem Profile fein mögen, fo hat doch
ber Angreifer im eigentlichen Sinne nur bad Feuer des
Gegners fo lange zu fürchten, bid er am Fuße bed fteilen
Abhanges angelangt ift, wo er dann unter dem Schutze ber
Kanonen und wahrfcheinlich auch, falls er vorhandene Ter⸗
raindeckungen, Bertiefungen, Zelfenvorfprünge, Hohlwege u. dgl.
benützt, — auch vom Feuer der Infanterie geſichert if. —
Hatten die Angriffskolonnen, um bis zum Fuße dieſes ſteilen
Abhanges zu kommen, große Hinderniſſe zu überwinden, fo
kann man fie, hier angelangt, einen Augenblick fich erholen -
und fammeln laſſen, um dann den Sturm des Abhanges
felbft zu unternehmen, welcher ſchon durch feine Steile allein
die höchſte Kraftäußerung des Angreiferd erforbert. — Der
Nacıtheil, welcher für den Vertheidiger folder Höhen darin
liegt, daß felbe auf der andern Seite gleichfalls fteil ab»
fallen, daher dem Rückzuge der Truppen und noch mehr
dem Fortbringen des Geſchuͤtzes die größten Schwierigkeiten.
in den Weg legen, kommt dem Angreifer jeher zu Nutzen. —
326
Dieſer hat daher ſtets eigene Abtheilungen zu beſtimmen,
um ſich auf das feindliche Geſchütz, welches hier von keiner
Kavallerie gedeckt ſein kann, zu werfen und ſolches zu
erobern, falls der Gegner mit deſſen Wegſchaffung gezögert
hätte. ’
Die Artillerie des Angreiferd kann bier, fo wie beim
Profil 2 bemerkt wurde, das Gefecht vorbereiten, und vor
Anfang desſelben das auf der Kuppe und zum Theil durd
dieſe gedeckt aufgeftellte Geſchütz des Feindes befämpfen.
Sobald daher der eigentlihe Angriff beginnt, ift ihr euer
einzuftellen, felbe aber in ihrer Aufftellung zu laſſen.
Fig. 5. Der Angriff auf eine Höhe nach dem Profil 5 unter
liegt feinen beſonderen Schwierigkeiten. Zwedmäßige Die
yofition und rafche Ausführung, verbunden mit Ordnung in
den Bewegungen, geben hiebei den Ausſchlag. — Man
wirft den Bertheidiger, mehr feits ald vorwärts angreifend,
von Abhang zu Abhang zurüäd, bi8 man auf der Kuppe
angelangt, fi die Beherrfchung der Umgegend errungen
hat. — Da in diefem wellenförmigen Terrain aud dad
Borrüden der Artillerie möglich ift, fo muß felbe beftändig
mit der Truppe vereint wirken, und deren Bewegungen aufs
Beſte unterflügen. — Die Hauptpofition, wo zugleich die
Mefervebatterien des Vertheidigers aufgeftellt find, wird
zwar nicht ohne bedeutende Anftrengungen erobert werden
können, allein doch endlich für ihn verloren gehen, wenn
ed dem Angreifer gelingt, die dort aufgeftellten Truppen
Iinien durch fein Geſchütz fhon aus der Ferne zu erfchüttern,
die Stellung mir Umgebungen in der Flanke zu bebrohen,
oder einen Angriff in der Kronte mit blanfer Waffe, uud
ohne ſich mit Feuern aufzuhalten, Eräftigft auszuführen.
$. 3.
Berthbeidigung und Ungriff eines ganzen
Söbenzuges.
Die meiften Gefechte von Avant- und Arrieregarden größere?
oder Eleinerer Art find Angriffe oder Vertheidigung einzelner
Höhenzüge, melde nebft allen auf felben befindlichen Gegen
327
fänden die Stärke ſolcher Stellungen begründen und eine günftige
Straffenvertheidigung darbieten.
Soollten diefe Höhenzüge eines ober Das andere jener wes BerbeNeram
fentlichen Gebrechen haben, die wir oben als die Fehler einer au: —
guten Stellung' aufzaͤhlten, ſo hilft man ſelben durch Verhaue, zuges durch
Verſchanzungen, kuͤnſtliche Uiberfhwemmungen, Befeſtigung der —28
verſchiedenen Gegenſtände, als: Schlöffer, Dörfer, Kirchhöfe u. dgl. gungemittel.
ab, und ruft mit einem Worte ſchnell alle jene Mittel zu Hilfe,
welche und die Feldverſchanzung in fo reichem Maße darbieter,
um ſchwache Theile einer Stellung zu verftärfen und mit Erfolg
zu vertheidigen.
Wenn aber bie Kürze ber Zeit bie Yenügung dieſer Mittel DUrd TEir
nicht erlaubt, fo muß dann folhen Mängeln nadı Möglichkeit lungen.
durch eine zweckmäßige Aufftellung der Truppen abgeholfen wer-
den. — Echelons bei Abgang an Stüben der Flügel, verflärfte
Befegung aller auöfpringenden Punfte, getheilte Neferven bei
durchfchnittenen oder durch mangelnde Kommunifationen getrenns
ten Höhenzügen find, wie bereitd erwähnt wurde, bie beften
Mittel, um die Nachtheile des Terrains zu mindern und bie
bebrohten Theile zu fichern.
Die nothwendigfte aller Bertheibigungsmaßregeln ift aber A
ftetd der Bedacht auf Neferven, und ihre Vertheilung am folchen merk des Vers
Stellen, von welchen fie auf die bedrohten Hauptpunfte eines *beidigere.
Höhenzuges fchleunigft zu eilen, und den Feind zurüdzufchlagen
oder bei Rückzügen durch eine drohende Stellung aufzuhalten
vermögen. Diefe Referven müffen ftetd mit einer hinreichenden
Anzahl leichter und ſchwerer Geſchütze verfehen fein, unter deren
Feuer der Angriff ober Rüdzug ausgeführt werden kann.
Da jeder Höhenzug and mehreren, im vorigen $. nad Dertbebt
Profilen dargeftellten, einzelnen. Höhen befteht, fo wird fich hier gung ſelbſt.
für die DVertheidigung eined ganzen Höhenzuges im Allgemeinen
auf dasjenige berufen, was in Betreff der. erfteren im vorherges
henden, über die Stellungen überhanpt aber im $. 1 diefer Abs
tbeilung -gefagt wurde. Diefen Grundfägen gemäß beginnt die
Vertheidigung eines Höhenzuges im foupirten Terrain mit einem
Vorpoftengefechte am Fuße oder auf den: erften Abfällen der
Höhe, — im offenen aber durch ruhiges Erwarten des Feindes
auf dem und günftigen Höhenzuge unter dem Vorſpiele eined
heftigen Gefchüßfenerd, fo wie er dem Ertrage beöfelben fi
328
—
nähert. — Hiuter den Höhen ſelbſt in Kolonnen oder Linien, je nach⸗
dem man offenfiv oder befenfiv zu Werke gehen will, ſteht das Gros
der Truppe bes erſten Treffend, jene der rüdmäztigen, fo wie der
Meferven aber ftetd in Kolonnen, um augenblicklich jede beliebige
Direktion vor⸗ und feitwärtd nehmen und fich fo nach Umfländen
Burüchwerfen
des Feindes.
Berfolgung.
Eigener
Rückzug.
bewegen zu koͤnnen.
Nähert fih nun der Feind dem Höhenzuge felbft, wirft er
die Unterſtützungen zurüd und fommt er in den Bereich‘ deö
Bemwehrertraged, daun — jedoch nicht früher — ift es Zeit, auf
die Höhe vorzutreten, ihn mit einem wirffamen Feuer zu .empfan
gen, und gleich darauf durch einen raſchen Bajonetangriff zurüd-
guwerfen, oder ihn mit Kolonen feitwärtd zu umgehen und abs
gufchneiden. Dadjenige, was hier nur in den Grundzügen für
eine einzelne Truppe’ angegeben wirb, muß dann von dem jedes⸗
maligen Kommandanten eined Bataillond oder Regiments der:
geftalt fombinirt werden, daß ſich die Truppen ſtets wechfelleitig
unterftügen, ‚da die Vertheidigung eines auch noch fo Fleinen
Höhenzuged ohnehin immer eine färfere Truppenabtheilung er
fordert, deren einzelne Theile dem Zwede des Ganzen entire
hend zuſammenwirken müfjen.
Mird der Feind zurüdgebrängt, fo iſt er fo lange raftlod
zu verfolgen, bis er aus dem Bereiche der frühern Aufſtellung
ganz berauägeworfen ift; eine weitere Verfolgung aber hängt bei
größeren Stellungen von den erhaltenen Befehlen ab. — Kat
jedoch, wis bei Avants und Arrieregarden oft der Fall ift, der
Kommandant der Truppe freie Wahl im Handeln, fo kann et
nach Umftänden, und wenn ed der Augenblick erlaubt, den Feind
auch weitet verfolgen.
Gelingt ed aber dem Gegner, und durch feine Uibermacht
zu überwältigen, fo muß der Rückzug durch wiederholte Angriffe
der rüdwärtigen Treffen und Referven, oder wenn es die Ge⸗
gend geftattet, durch feitwärtd angelegte Hinterhalte gedeckt, und
dad Terrain dem Feinde wenigſtens in fo lange Schritt vor
Schritt flreitig gemadjt werden, bid die Anfangs geworfene
Truppe gefichert, und man in gehöriger Ordnung fich zurädjt
ziehen im Stande ift. — Hier kann Feine Detailvorfchrift ange
geben, fondern fi blos auf jene Grundfäge berufen werden,
welche theild im Tirailleurgefechte bei Ruͤckzügen im koupirten,
theil® bei jenen im pffenen Terrain angeführt wurden.
— —
329
Iſt hinter dem verlornen Höhenzug ein zweiter, ſo muß Paffirung des
derſelbe fchon früher von den Reſerven beſetzt werben, hinter "Terraine,
weichen fi Tann die von der vordern Höhe zurüdzicehenden
Truppen ald neue Referve formiren. Iſt jedoch hinter dem
Höhenzuge eine Einfattlung , ein Thal oder eine Ebene, fo find
diefe tiefern Streden ſchnell zu durcheilen; es fei denn, daß in
felben Häufer, Dörfer, Wälder, Gehölze oder Waͤſſer fich bes
finden, bei welhen der Keind aufgehalten, und der Rückzug
dadurch ungeflört und mit größerer Ordnung ausgeführt wers
den kann.
Bei diefer Bertheidigung eined ganzen Höhenzuged ift ed Verwendung
unmöglich, die Detaild der Gefchügplacirung und Verwendung deeGeſchůbes.
anzugeben, da ſelbe von der Lokalität abhaͤngt, und auf jedem
Terrain anders genommen werben muß. — Die urſpruͤngliche
Aufftellung nach den verfchiedenen Höhenprofild ift in dem vor⸗
bergehenden $. erflärt worden; aus biefen geht der verftändige
Batterielommandant in jene über, welche ihm bad Terrain ober
die Anordnung ded Truppenfommandanten bei allen Bewegungen
vorfchreiben.
Beim Rückzuge von einem vorbern Höhenzuge auf einen
rüdwärtigen, befonderd aber von dinem vorbern Höhenzuge in
ein Thal oder eine Ebene hat das Geſchuͤtz die ehrenvolle Auf-
gabe, die Truppen bis auf das Aeußerſte zu deden. > EM muß
daher fo lange noch die vordere Höhe halten, und felbit auf die
Gefahr, vom Feinde genommen zu werden, feinen Platz auf
felber behaupten, bis Feine Wahrfcheinfichfeit mehr vorhanden ift,
daß ber Feind das Gros der fih in bie Tiefe en Fristen
Truppen eher erreichen könne, als ihre Kolonnen beim Teindblichen _
Angriffe entzogen find.
Es gibt zweierlei Arten, den Gegner zum Berlaffen eitles Angel eines
Höhenzuges zu zwingen, nämlich: ihn entweder von felben durch Hoöhenzuges.
einen Angriff gu vertreiben, oder durd; Mandvers zum Ruͤckzuge
zu noͤthigen. — Dies letztere ift bei fehr ſtarken, feindlichen Stels
lungen, und wo zugleich die Zeit erlaubt, einen fichern, aber
ſpätern Erfolg abzuwarten, das räthlichfte; — hier kann jedoch,
dem Zwede der Belehrung gemäß, nur von ber erftern Art die
Rede fein.
Wie es bereitd bei dem Angriffe einzelner Dörfer und Verhalten des
Wälder gefagt wurde, fo ift ed um fo mehr bei jenem eines man:
330
ganzen Höhenzuges die Obliegenheit des Kommandanten, bei den
- vorderften Truppen die feindliche Aufftellung näher zu betrachten,
um ben beften Angriffsplan entwerfen, und nad dieſem feine
Kolonnen zweckmaͤßig birigiren zu fünnen.
Schlüffel der Seder Höhenzug hat einen entſcheidenden Punkt, Schfüffel
Poſitlon· der Poſition genannt, deſſen Wegnahme den Verluſt der gan⸗
zen Stellung nach ſich zieht. — Dieſer iſt aber nicht immer
der Angriffspunkt einer Poſition, im Gegentheil meiftend jener,
welcher: am fchwerften zu attaquiren, deſſen Eroberung daher
gewöhnlich erft die nächte Folge einer vorausdgegangenen, glüds
Iihen Wegnahme mehrerer anderen Punkte, ober eines vom
Feinde begangenen taftifchen Fehlers if. Dagegen hat jeder
Höhenzug ſchwache Punkte, jede Stellung Gebrechen, welche in
dem $. 1 diefer Abtheilung angegeben wurden. — Diefe lebteren
nun ſchnell aufzufaflen und im Augenblide zu erfennen, ob der
Feind fie vernachläfliget und und dadurd die Mittel an die Hand
gegeben hat, ihn mit Bortheil anzugreifen und den ganzen
Höhenzug zu nehmen, ift die Kunft ded Kommandanten.
Dankte Bere Solche ſchwache Punkte und Gebrechen einer Stellung find
felden. Hier im Allgemeinen wiederholt:
1. Tiefer liegende Streden,
2. vorfpringende Winkel,
"3. hervorragende, von feinem Feuer vertheidigte fteile Punkte,
4. ungefhütte Flanken,
5. Mangel an Kommunifationen,
6. Deftleed im Rüden der Stellung.
Ipre Sollte daher der Feind die höheren Terraintheile, welche
—— die tieferen deihägen, fo wie die vorſpringenden Winkel eines
* Höhenzugeß nicht kraͤftig beſetzt; ſteile, ihrer eigenen Vertheidigung
überlaflene Punfte in Fronte oder Flanfe ganz vernadläfligt;
ungefchügte Flanken nicht durch echelonirte Truppenaufftellung
nadı den vom Terrain geforberten Waffengattungen gebedt; bei
einem durch Ravins und Schluchten zerrifienen Höhenzug nicht
überall theilweife Reſerven aufgeftellt, oder Die Deftleed im Rücken
feiner Stellung nicht befegt haben: fo müflen unter mehreren
Sceinattaquen die Hauptmaflen der Angriffötruppe in der für
zeiten Direktion dahin bewegt werden, wo bad Terrain ober
eine fehlerhafte Dispofition ded Gegners eine der oberwähnten
Blößen zum vortheilhaften Angriffe einer Stellung darbietet. —
831
Um aber die Bor» und Nachtheile des Terraind, fo wie die
Schwächen der feindlihen Stellung ſchnell aufzufaflen, it es
nötbig, daß Vie Kommandanten ihren Blid hierin üben, und ein
ricktiged Coup d’oeil zu erlangen trachten. Es Tann daher .
ſämmtlichen Dffizieren jeder Waffengattung nicht genug anems- “
pfohlen werden, auf Spaziergangen, Reifen oder auf Truppen
märfchen im $rieden jedes Terrain mit fcharfem Auge nach feinem
taktiſchen Zwede und: feiner Benuͤtzung im Felde zu beurtheilen,
fih bei einem vorliegenden Höhenzuge die Punkte auszumählen,
welche nad obigen Grundfäben zum Angriffe oder zur Bertheis
digung die geeignetiten wären, und fo allmälig zu jener Unter⸗
ſcheidungskraft ded hierin Bortheilhaften und Nachtheiligen zu
gelangen, welche dann im Augenblide des Kampfes jedem Eins
zelnen einen fihern und ruhmvollen Erfolg verfpricht.
Die erfte Regel bei Angriffen Cmit Ausnahme jener Fälle, „geRbaltung
wo durch andere Truppen dafür geforgt, oder das Gegentheil der Aniugee
ausdrüdlich anbefohlen wird), ift jedoch ſtets, Meifter jenes
Weges zu bleiben, den man zum Rückzuge beftimmt hat. Aus
diefem Grunde ereignet es fich öfters, daß der Kommandant fich
weit lieber entfchließt, einen ftärfern Punkt der Stellung anzu⸗
greifen, als einen jchwächern, bei welcher aber feine Rackzugs⸗
linie gefährdet wäre, und feine Angriffsfolonnen fih bei einem
Echec der Gefahr ausfegen, abgefchnitten zu werden! — Man
läßt daher auf der beflimmten Rüdzugslinie ein Drittheil ober
Biertheil der gefammten Streitkräfte ald Neferve ftehen, wozu
gewöhnlich die im Marfche letzte Truppe, fo wie die Arriere⸗
garde den Befehl erhalten.
Der Angriff ſelbſt geſchieht nach Maß der eigenen rruppe⸗ Angriff ſelbſt.
ſtärke, ſo wie der Größe der feindlichen Stellung In mehreren
Kolonnen, von welchen nad dem Terrain ein, zwei, höchftend
drei mit der Hauptmafle gegen das wahre Angriffsobjelt kon⸗
centrirt, dagegen die anderen fchwächeren nur zu Sheinangriffen
verwendet werden.
Die größte Vorfiht der Kommandanten muß hiebei vors Raum und
züglih, worin in der Wirklichkeit die meiften Fehler geſchehen, ae det
und oft Angriffe auf Stellungen gänzlich fcheitern, auf einer Kolonnen,
richtigen Zeit» und Raumberechnung der Kolonnen gerichtet fein.
Zur Erfieren ift oberflächliche Kenntniß der Diftanzen nach Zeitberech⸗
der Karte nicht genug, fondern hauptfächlich Vereinigung vieler NUNG
3323
verftändiger, mit den Lofalitäten und der Beſchaffenheit der Wege
vertrauter Boten nöthig, welche der Kommandant fich ſchon im
Voraus aus den nächften Ortſchaften zur Führung feiner Kos
Ionnen verfhaffen mn. — Bereinzelted Wirken dieſer letzteren,
befonders auf den Hauptangriffepunft, ift der Tod jeder Unter
nehmung. Da aber das Terrain felten erlaubt, mit der Haupt⸗
mafle in einer Kolonne vorzugehen, fo ift ed die Kunſt des
Kommandanten, mehrere Kolonnen dergefalt aufbrechen zu laſſen,
daß fie auf dem entſcheidendſten Angrifföpunfte auch in dem
näntlichen Yugenblide zufammentreffen, wodurch dem Feinde die
Gelegenheit genommen wird, fie en detail zu ſchlagen.
eben. Hiezu iſt jedoch zweierlei nothwendig:
1. Bei weiteren Diſtanzen die moͤglichen Leiſtungen der
Truppen nicht zu überſchätzen, um ſo mehr, als es ſich zugleich
darum handelt, mit voller ungeſchwächter Kraft auf dem Angriffoͤ
punkte zu erfcheinen, weil erft dort der eigentliche Kampf beginnt
und des Feinded ganze Macht der unfrigen entgegenfommt.
2. Jenen Kolonnen, welche fürzere Marſchdiſtanzen haben,
eim übereilted Borbrechen zu unterfagen und ihnen als Maßſtab die
Diftanz der weitelten Kolonne anzugeben, wenn Fein Signal oder
andered Zeichen zum Anfange des Gefechte Statt haben kann.
Naumberech⸗ Das zweite eben ſo wichtige Erforderniß bei Angriffen von
nung. Stellungen ober Höhen iſt richtige Raumberechnung, gemäß wel
cher die zum Hauptangriffe wirfenden Kolonnen, deren überhaupt
ſtets fo wenige, ald ed nur immer thunlich ift, fein follen, and
fo nahe ald möglich aneinander zu diefem Zwecke geführt wers
den müflen; ebenfo hat die Vereinigung derfelben ſtets vor dem
Punkte Statt zu finden, wo auf. den Höhen felbft der Feind mit
feiner ganzen Kraft und entgegenzutreten im Stande iſt. —
Sowohl bei größeren, ald kleineren Kriegdoperationen war es
ftetö ein bedeutender Fehler, wenn einzelnen Kolonnen Punkte
zur Bereinigung gegeben wurden, welce fdron von dem Feinde
befeut waren, oder zu welchen er die fürzere Linie hatte. Dieler
Kchler, welchem im Großen der Berluft mander Schlacht, im
Kleinen aber jener vieler Gefechte zugefchrieben iſt, muß bei
jedem Angriffe daher forgfältig vermieden werben: Formirung
einer einzigen Hauptkolonne ift zwar nur bei Meinen Truppens
abtheilungen thunlich, bei größeren jedoch unmöglich, weil befonders
333
im burchichnittenen Terrain Marich und Entwidiung in dieſem
Falle zu viel Zeit rauben und Blößen geben würde, allein:
Die möglichft geringfte Vereingelung der Hauptangriffer Hauptarund-
folonnen und ebenjo bder..möglichft geringfte Raum ſat derſelben.
zwiſchen ſelbene
bleibt ſtets das Hauptprincip einer guten und zweckmaͤßig geleis
teten Attaque.
Jeder Höhenangriff wird durch eine Avantgarde gebedt, — ——
So wie ſich nun dieſe der feindlichen Stellung nähest, und
das Gefecht beginnt, werden die verfciedenen, rüdwärts von ihr
gebildeten Angrifföfolonnuen von den Kommandanten auf jene
Punkte dirigiert, welche als ‚Die ſchwaͤchſten der feindlichen Stellung
erfannt, mit der Haupttruppenmaſſe angegriffen, oder durch
Scheinattaquen beichäftiget werben follen. Sind die Angriffe
punkte in der Fronte der Stellung gelegen, fo erfteigen die Kos
Ionnen diefelben unter dem Schuge der vorgehenden Avantgarde
und der vorbereitenden Wirkung des Geſchuͤtzes. Sind erftere
aber auf den Flanken des Keindes, fo umgehen die Kolonnen
den vom Gegner befegten Höhenzug, während man ihn zugleich
in der Fronte lebhaft befchäftige. — Kluge Führung und Bes
nügung jeder Deckung ded Temwaind find die einzigen wahren
Hilfen, welde umfichtige Kommandanten ihren Truppen zur
Vermeidung eined größern Berlufted und zum Gelingen eines
an ſich fchweren Unternehmens geben Fünnen.
IR das Terrain aber durchſchnitten, fo wird der Angriff Im durdh·
von der Avantgarde mit einem Tirailleurgefechte begonnen, deſſen gpitten
Ausführung in der zweiten Abtheilung dieſes Feldunterrichtes
vollftändig erörtert wurde. Hinter dieſer Plaͤnklerkette, ihren
Unterftügungen und Referven bilden fich die größeren Augriffs⸗
tolonnen, welde der Kommandant, wie ſchon früher erwähnt,
gegen die ſchwaͤchſten Punkte des feindlichen Hoͤhenzuges birigiet
und felbe zu nehmen fucht.
In folhem verworrenen, foupirten Terrain ift dann befons Erforderniſſe
ders das Beiſammenbleiben jeder einzelnen Kolonne, ſo wie mamn Gelingen
Schnelligkeit ihrer Bewegungen und Zuſammenwirkung Aller zu Angriffe,
demfelben Zwede in den möglich kürzeſten Zwilchenräumen zum
Gelingen der Hauptattaque unerläßlich; denn meiftens fcheitern
im Gebirgöterrain Angriffe auf Höhen, wie es fchon oben gefagt,
allein nicht genug wiederholt werben kann, durch Berfplitterung
- — —— — —— — — — —— —
334
der Hauptlräfte und taftifche Trennung der einzelnen Kolonnen,
fo wie durch falfche Zeitberehnung in dem Marſche derfelben,
wodurch dann ihre Wirkung vereinzelt und meiftens jede für ſich
gefchlagen wird.
Geſchützver⸗ Im durchſchnittenen, wie im ebenen Terrain muß die Haupt⸗
wendung. maſſe des Geſchützes zu den Hauptkolonnen und ihrem Angriffe
verwendet, dad ‚übrige aber zu den Schein- und Nebenattaquen
beftimmt werden. — Nur die Lofalität kann die Aufftellunge-
pläte für die Artillerie angeben, allein ihre Eintheilung in die
verfhiedenen Truppenfolonnen muß von dem Kommandanten
andgehen und nach obigem Grundfage feftgefet werden.
Gefecht auf Sind die Höhen erftiegen, fo entwideln fih die Teten der
d Pr Kolonnen, wie fie auf den freien Gebirgerüden kommen, in ftets
größere Abtheilungen, und ftürmen, je nachdem fie zu Umge⸗
hungen oder zu einem Frontalangriffe beftimmt find, entweder
in die Flanken und den Rüden, oder gegen die Fronte der feind-
lihen Stellung, während die Gefchüge in Batterien auffahren,
um die Attaque der Kolonnen fräftig zu unterftüßen. — Sf
Kavallerie gegenwärtig, fo wirft dieſe entweder jene bed Geg⸗
ners zurüd, oder decket nah Umftänden bie Flanken der vor:
dringenden Infanterie. j
Taktiſche So viel möglich muß alles Aufmarſchiren mit dem Rüden
Hauptregel. an den, erfliegenen Abhang vermieden und in Kolonnen wenig-
ftend fo weit vorgedrungen werden, bi man auf den Höhen
Raum zur Aufftellung der nachkommenden Referve, oder Deckungs⸗
mittel, als: Wälder, Dörfer, Ravind u. dgl. gewinnt, welche
ber Truppe auf dem Rüden felbft gediegene Anhaltspunkte zur
Vertheidigung geben, und dem Feinde die Wiedereroberung des⸗
felben unmöglich oder doc fehr fchwierig machen. — Denn nur
durch Kolonnen und ein raſches Vorrücken mit denfelben, nicht
aber durch Aufmarfchiren und Feuern, können Höhen erobert
werden. Man muß daher auf den ſich vertheidigenden Feind
muthig losgehen, dihn zu werfen und zu durchbrechen fuchen, weil
jede blos defenfive Maßregel, mithin jeder Aufmarfch unfrerfeits
den Gegner fogleich veranlaflen würde, felbft offenfiv vorzugehen
und und von der Höhe wieder in die Tiefe zurückzuwerfen.
Berwendung Die Referve folgt hinter der Mitte oder hinter jenen Ko⸗
* en Sonnen, die zum entfcheidenden Angriffe beftimmt find. Uibrigens
fol nie früher ind Gefecht gezogen. werden, ale bie man den
335
Ansſchlag zu geben beabfichtiget, und immer muß der Haupt:
zweck derſelben, — Berfiherung und Dedung des Rüdzugeds —
im Auge behalten werden.
Gelingt der Angriff, fo trachte man vor allem die Kolonnen
zu fammeln.‘ Auch die befte Truppe wird durch eine Attaque in
Unordnung gebracht, und Vorſicht ift nadı einem augenblidlichen
Vortheile um fo nothwendiger, ald ein hartnäciger und muthiger
Feind ganz fiher mit feinen Referven neue Angriffe verfuchen
wird, welchen eine unvorbereitete Truppe auch nicht zu wider⸗
ftehen vermag. — Dieſes Sammeln hat jedoch im Nacrücden
zu geichehen, mithin feinen Stilfftand zu veranlaflen, die Haupt⸗
verfolgung aber mit friichen Neferven oder mit Kavallerie, wenn
das Terrain den Gebrauc diefer Waffe geftattet, zugleic, raſtlos
vor fich zu gehen, um den gewonnenen Vortheil nicht mehr aus
den Haͤnden zu laflen.
Sollten die erften Angriffe zurückgefchlagen werden, fo find
fie biß zu dem Grade eined noch mahrfceinlichen Erfolges zu
erneuern; ift jedoch endlich Feine Hoffnung des Gelingend mehr,
fo wird der Rückzug angetreten.
Hier erft muß ſich die Trefflichkeit der Neferven und des
offen gehaltenen Rückzugsweges bewähren. Im freien Terrain
wird ein folder Rüdzug unter der Proteltion ‘der gefammten
Kavallerie und des ihr beigegebenen Geſchützes, fo wie durch
etliche Pofitionsbatterien gewöhnlich mit SInfanteriequarres, bie
en echequier zurüdgehen, ausgeführt. ,
Vorſichten
nach gelunge⸗
nem Angriffe.
Benehmen
bei einem
mißlungenen
Angriffe.
Rückzug im
offenen
Terrain.
Im durchfihnittenen Xerrain formirt fich die Infanterie Im Eoupirten
unter dem Schuge der Plänflerfette einer verftärften Nadhut in
mehrere geichloffene Kolonnen, und führt mit felben ihre ruͤck⸗
gängige Bewegung — mit Ordnung zwar, jedoch fchnell aus.
So wie das erfte und zweite Treffen auf diefe Weife durch die
Boden.
in Schlachtorbnung flehende Neferve durchgebrocen, und auf die '
angemefjene Entfernung hinter felbe zurückgegangen ift, tritt
nun in gleicher Art Iegtere den Rüdzug an, der fo lange fort
gefegt wird, bie wieder eine haltbare Stellung genommen
werden Fann.
— — — — — ——— — — — —— ——— — —
336
$. 4.
Vertheidigung und Angriff der in einer Stellung
befindlichen Thäler und Tiefen.
Jeder Höhenzug, er fei noch fo bedeutend, hat Einfattluns
gen, Thäfer und Tiefen, deren DVertheidigung in fteter Verbin⸗
dung mit jener der Höhen ftattfinden muß,
Belebung von Schluchten und tiefe Gründe entflehen gewöhnlich im ber
en Länge der Zeit durch Auswalchungen der von den Höhen herab-
Gründen. ftürzenden Gewäfler, die ſich periodiſch nad heftigem Regen
bilden. Man beſetzt felbe an ihrem obern ande, in ihrer
Tiefe aber nur dann mit Truppen, wenn durch folche zugleich
Saums oder Fußwege laufen, oder dem Feinde ein Hinterhalt
gelegt werben fol. Sind die Ränder derlei Schluchten mit
Gebuͤſch beſetzt, ſo wird ihre Vertheidigung leichter, doch muß,
weil die freie Ausficht gehemmt ift, die Aufmerkſamkeit der dort
aufgeftellten Truppen verfhärft werben.
Hohlwege. Hohlwege find gleichfalls Schluchten von beträchtlicher
Tiefe und Breite, durch welche größere Kommunikationen, mei⸗
ſtens Fahrwege führen. — Die Hauptvertheidigung geſchieht
im Weſentlichen, wie jene tiefer Gründe, d. h. oberhalb längs
den Kanten; doc, wird hier auch der Weg felbft, feiner größes
ven Wichtigkeit wegen, durch eine eigend aufgeftellte, angemeflene
Truppenzahl gefchütt und vertheidigt. |
Senkrecht Finden ſich in einer Stellung Hohlwege, deren Richtung
een den fentrecht oder fchief gegen den Feind Läuft, fo find dieſe ein
eind Tau: treffliches Mittel zu Angriffen oder Hinterhalten, indem man
fende. daſelbſt feine Kolonnen ungefehen fammeln und plöglid gegen
den Feind hervorbrechen kann.
Tpäler und Thäler find entweber Gebirgseinfattlungen ober werben
Flußbette. durch Gewäſſer gebildet, die von beiden Höhenwänden der Ges
birge herabfließend, fich in der Tiefe vereinigen und daſelbſt als
Badı oder Fluß fortlaufen, welche legtere man daher gewöhnlüh
Flußbette heißt.
Parallel mit Jene Thäler, deren Richtung parallel mit unferer Aufftels
ne aufende, fung laufen, find vorzügliche Dedungsmittel defenfiver Stellungen,
Ä indem diefelben längs den Gewäflern in der Thalfohle feibft
oder am Fuße des biegfeitigen Höhenzuges in ihrer ganzen
337
Ausdehnung durch bie Bortruppen vertheidigt werben koͤnnen,
während die Haupttruppe und hinter dDiefer die Reſerven auf der
Höhe. felbft Pofto faſſen.
Sind aber folhe Thäler und Klußbette fenkrecht oder chief
auf unfere Stellung und gegen den Feind laufend, fo bleiben
fie in der Defenftve ftetd gefährlich, weil fie die Stellung ents
weder in der Mitte durchichneiden und fomit trennen, oder wenn
fie auf den Flügeln derfelben liegen, dem Gegner die Moͤglich⸗
feit gewähren, und zu umgehen. Im erflen Falle müflen, um
dem Feinde dad Eindringen zu vermehren, ihre auf beiden Ufern
liegenden Höhen, im legteren aber der auöfpringende Winkel
der Stellung mit Truppen ſtark befegt, ebenfo hinter felben
Geſchütze und hinlängliche Reſerven aufgeftellt werden, Dagegen
find folche fenfrecht gegen den Feind laufende Thäler für offens
five Bewegungen fehr vortheilhaft, indem fie dad Sammeln der
Angrifföfolonnen zur Durchbrechung ded Gegners in feiner Mitte,
‚oder zur Umgehung desſelben auf den Flanken überaus bes
günftigen.
Der von Vertheidigung und Angriff der Defilees, Flüffe
und kleineren Gemwäffer handelnde 6. und 7. $. der vorherges
henden, fo wie die das Tirailleurgefecht erflärende zweite Abtheis
lung diefes Feldunterrichted geben die vollftändige Anleitung zur
Dertheidigung von Thälern und Tiefen.
Laufen Thäler und Tiefen mit unferer Fronte wweallel,
und liegen fie im Geſchütz- oder Gewehrbereiche ded von und
befegten Höhenzuges, fo find felbe, wie oben berührt wurde, ein
ganz vorzüglides Vertheidigungsmittel. Wäre zugleich . ihre
Richtung von der Art, daß fie auf vorfpringenden Theilen durch
Senkrecht
oder ſchief ge⸗
gewden Feind
laufende.
Bertheibls
ung der
Pechäler.
Einwirkung
der Richtung
der Thäler
und Tiefen
auf die Ver⸗
theidigung.
unfer Geſchütz der Länge nach beftridhen werben fünnen, fo find -
folhe Thäler nur mit großer Aufopferung vom Feinde zu nehs
men. Genfrecht gegen uns ziehende Thäler unterliegen dagegen
dem großen Nachtheile, daß fie dem Gegner, find fie frei und
offen, volle Einficht bis in die Tiefe unferer Aufitelung geftatten;
find fie aber bewaldet oder ftarf, bebaut, fein Vorrüden verbers
gen und Gelegenheit zu SHinterhalten geben, wodurch ed dem
Seinde möglich wird, oft plöglih mitten in unferer Pofition zu
eriheinen, ohne daß wir noch Zeit hatten, Gegenanftalten zu
treffen. Ein folhes Thal kann daher nur dann mit Bortheil
vertheibigt werden, wenn ber Thalgrund ſtark gegen den Feind
22
338
zu fällt, und die Abhänge zugleich fchroff und ſteil find, wie dies .
im Hochgebirge meiſtens der Fall ift, wo man dann die Thal
ränder mit leichten Truppen krönt, die in die Tiefe führenden
Wege und Steige verdirbt und im Nintergrunde Batterien aufs
fellt, deren Feuer die Neigung ded Bodens beherrict.
Künftlide Die Feldverſchanzung bietet übrigens viele Hilfsmittel dar,
gunssmiskl, das Borrüden ded Feindes in einem fenkrecht gegen uns ziehen-
den Thale zu erſchweren oder ganz zu verhindern.
Uiberſchwem⸗ Sind ſolche Tiefen bewäſſert, fo werden fie der Vertheidi⸗
mungen. gung hinderlich, weil die freie Kommunikation von einer Thalmand
zur andern aufgehoben ift, liefern aber dagegen wieder den
Bortheil einer in weniger Zeit audzuführenden Uiberſchwemmung,
die, fobald fie nicht leicht abgelaffen oder umgangen merben
kann, bei gewöhnlichen Angriffen im Felde ftetö ein bedeutendes
Hinderniß ‘bleibt.
Verhaue, Sm der Flanke eines Höhenzuges endlich, wo Thäler oder
Schanzen. Tiefen, welche gegen den Feind auslaufen, für den Vertheidiger
die gefährlichften find, trachte man diefelben durch Verhaue oder
Schanzen vollfommen abzufperren, oder falld fie nur von gerins
gerer Breite wären, unweglam zu machen,
Angriff fenk Der Angriff von ſenkrecht gegen den Feind ziehenden
ein elchen <hälern und Tiefen ift ebenfalls im $. 6 der vorhergehenden,
der Thäler. und in der zweiten vom Tirailleurgefecte handelnden Abtheifung
diefed Feldunterrichted vollffändig erörtert worden; es wird mits
hin bier nur als Hauptgrundfag wiederholt, daß bei dem Angriffe
folher Thäler und Tiefen ganz befonderd getrachtet werden
muß, die beiderfeitigen Höhenabhaͤnge zu gewinnen, weil es
dann dem Gegner unmöglich ift, die tiefen Stellen noch länger
zu behaupten. '
Eroberung Sind die Thaleingänge mit Schanzen befekt, fo müffen
und Dinmweg: felbe nach der in der fiebenten Abtheilung, $. 11 ertheilten Ans
yorgelegten leitung. erflürmt werden. Uiberſchwemmungsdämme werden durch
Hindernifie. die mit der Kolonne marfchirenden Arbeiter ſchnell durchſtochen,
Brüden und Wege hergeftellt, die Verhaue geöffnet, und dag
Geſchütz ohne Zögern vorangefendet, um das Thal zu beftreichen.
Parallel mit Thäler und Tiefen, welche mit dem vom Feinde befegten
der feindlihen Höhenzuge parallel laufen und von Bedeutung find, gehören, da
Stellung lau ſich in ſelben ſtets Gewäſſer befinden, in Hinſicht ihres Angriffes
fender Thäler
und Sluß- in die Kathegorie der Flußbette, deren Befegung, Vertheidigung
ette.
339
und Angriff im 8. 7 der vorhergehenden Abtheilung erörtert
wurden. — Mar beruft ſich daher blos auf das in ſelbem ‚Ges
fagte, welches auch hier feine volle Anwendung findet, und mits
hin Feiner ferneren Auseinanderſetzung bedarf.
I! * *
$. 5.
Vertheldigung und Angriff einer größeren |
Stellung.
Mir haben bereitd bei dem Angriffe und der Vertheidigung
eined einzelnen Höhenzuges die allgemeinen und nnabänderlichen
Grundfäge auseinandergefegt, auf welchen auc der Angriff und
die Vertheidigung einer ganzen größeren Pofition beruht; denn
wer dasjenige, was wir in der Einleitung von den Stellungen
überhaupt in Betreff ihrer taktiſchen Vor⸗ und Nachtheile, fo wie
in den folgenden $$. über die Wichtigkeit des Terrains und bie
Art und Weife, fih auf Höhen und in Tiefen einer Stellung
offenfio und defenfio zu fchlagen, erörtert haben, voller Aufmerk⸗
famteit würdigte und gehörig überdachte, wird Stoff genug finden,
feine Begriffe auch über die Vertheidigung einer größeren Stels
lung zu ordnen, und.die Uiberzengung fchöpfen, daß, fo viel fich
Vertheis
digung.
hierüber al& Anleitung fagen läßt, auch gefagt wurde; — der -
größere Maßſtab bei ausgedehnteren Stellungen aber dem fchon
geübteren Auge des höhern Kommandanten überlaffen werden muß.
Bei größeren Stellungen muß daher, wenn ed die Zeit
geflattet, auch eine genauere, frühere Beſichtigung berfelben
Rattfinden, und befonderd bei Rüdzügen, wo man gemöhnlic
fhon früher den Befehl erhielt, ſich auf einen beftimmten Punkt
aufzuftellen, find’ von dem Kommandanten erfahrene terrainfun-
dige Dffiziere vorauszufenden, um die Details einer Stellung zu
erforfhen, und darnach die Truppen ſogleich in ſelbe fuͤhren zu
können.
Wir haben geſehen, welche Punkte am ſtaͤrkſten zu beſetzen,
wie das Geſchütz, die Infanterie und Kavallerie, wie endlich die
Referven zu poftiren find, um eine Stellung kräftig zu vertheis
digen, und den Rüdzug aus felber zu deden, falls man dazu
gezwungen werden follte. — Als rReſultat 6 des früher Geſagten
ift daher nur
22*
Größere
Rekognos⸗
eirung.
Hauptpunkte
einer guten
Verthei⸗
digung.
— — — — —
— — — — —
Entſchei⸗
dendſte Maß⸗
regel einer
340
1. in der richtigen Wahl der Pofition,
2. in der gehörigen Bertheilung der Streitfräfte in felber,
3. in der Anwendung aller zu Gebote ftehenden Tünftlichen
Hilfsmittel, endlich
4. in der gehörigen Verwendung aller Waffengattungen im
Gefechte .
die Bürgfchaft, fih mit Erfolg haften und alle Angriffe bes
Feinded abweilen zu können. — Die Grumbfäge bleiben ſtets
diefelben, die wir oben entwickelten, mithin auch ihre Anwendung
in allen Wechſelfaͤllen des Krieges.
Es muß jedoch am Schluße bei der Bertheidigung größerer
Stellungen noch der unter allen enticheidenditen Maßregel, nämlid,
guten Ber» ber gehörigen Verwendung der Referveu, befonderd erwähnt wer,
theidizung. den. — Viele unferer Kriegsgefaͤhrten glauben ſchon genug zu
Angriff.
thun, wenn fie diefe letzteren zur zeitweifen Ablöfung der vorbern
Truppen verwenden, fie fomit vereinzelt ind euer ſchicken, das
durch ihre phyſiſche, fo wie ihre moralifche Kraft auflöfen, und
ſich endlich ohne Kerntruppen ſehen, mit welchen fie zulegt nod
einen entfcheidenden Schlag gegen den Feind auezuführen im
Stande wären. — Gerade dad Gegentheil iſt ber Zwed einer
Reſerve. — Unerfchütterlich vereint für unvorberzufehende Wechſel⸗
fälle ded Gefechted hat fie nur mit ganzer Macht plößlichen
feindlichen Bewegungen entgegen zu gehen, und ihre Wirkung
zu zernichten, fomit blos am Ende des Gefechtes offenfio vorge⸗
führt und entfcheidend verwendet zu werben. Dies ift ihre Ber
fimmung, und nie darf fie von biefem ihren urfprünglichen Zwecke
abgezogen werden. — Es muß im Gegentheile in felber bie
Elite aller Waffengattungen fi fammeln, bie ald unerfchütters
liher Noyeau nur zu den Hauptrefultaten eined Gefechted im
Angriffe oder Rüdzuge zu verwenden find, und wenn mit felber
Offenfiobewegungen gefchehen, fo hat die Referve nach den Worten
und dem Geifte der Brigade» Zuftruftionen mit der vereinten
Macht aller, nach dem Terrain anwendbaren Waffengattungen,
befonderd aber einer in Maſſe verwendeten Artillerie auf dem
entſcheidendſten Punkte durchzubrechen und den Feind zu werfen.
Keine mit Sachblik genommene Stellung if fo fehlerhaft,
daß fie dem Angreifer ihre Eroberung leicht madhen, und Feine
fo fe und ficher, daß fie nicht andererfeitö bem Gegner einzelne
Blößen darbieten ſollte. Rur wenige Pofltionen können, wenn
341
auch volllommen gut in ber Fronte auf eine beruhigende Weiſe
in ibeen Flanken gefichert werden, unb ed kommt daher meiſtens
nur auf das richtige Auge des Angreiferd an, um ihre Gebrechen
zu erfennen, und and felben die Vortheile eines geficherten Er⸗
folges zu ziehen. — Die Grundfäge, wie Pofitionen angegriffen
werden, die vorangehende Relognoscirung bed Kommandanten
während der Annäherung der Avantgarde oder Tirailleurd, die
Formirung der Kolonnen, ihre Zahl und Stärke, ihre Angriffe,
art, fo wie die Verwendung ber Waffengattungen, und beſonders
jener des Gelchüges, find bereits vollftändig entwidelt worden.
Auch hier im Angriffe, wie oben in der Bertheibigung größerer
Stellungen, fordert der größere Mapftab and) ein geübteres
Auge, um das audgebreitetere Terrain ſchnell zu umfaflen, und
jene Angriffspunkte zu beftimmen, die des Feindes ſchwaͤchſte
Seite treffen.
Es muß jedoch hier zur Vervollſtaͤndigung bed Ganzen noch Entfheidende
jener Sauptgegenftände erwähnt werben, welche zum fichern Er⸗ Hauptepiette
folge aller Angriffe bedeutender Truppenabtheilungen am weſent⸗ bei größeren
lihften und entfceidendften beitragen. Diefe find: Angriffen.
1. Tournirung der Flügel mit Ecelond, oder Durchbrechung
bed Gentrums mit dem Seilförmigen Angriffe,
2. Verwendung der Kavallerie in Maſſa,
3. Verwendung bed Geſchuͤtzes in Maſſa,
4. Toncentrifhe Angriffe vereinigter Waffengattungen.
Liegt die verwundbare Seite einer Stellung in ber einen NN
oder ber andern Flanfe derſelben, fo ift die befte Art ded Au⸗ Gaelons,
griffes jene mit Echelondfolonnen vorwärts, weil man dadurch —* ‚Durde
den Grundſatz, alle nur möglichen Kräfte gegen den entfcheidene "Gentrums
den Punkt zu vereinigen, am ficherften erreicht. Bei ber ftaffels mit dem keil⸗
förmigen Attaque unterftägen und decken ſich nämlich wechſelweiſe ee
die verfchiedenen Kolonnen, und während man mit den Haupts
fräften den fchwachen Theilen der feindlichen Stellung entgegen-
rüct, entzieht man ſich durch gehörige Entfernung ber rückwaͤr⸗
tigen Echelons den flärkeren Punkten derfelben und paralifirt
dadurch deren fchädliche Wirkung. Diefe Angriffsart ift daher
als Flankenattaque am empfehlenpften. — Liegt jedoch der ſchwache
Punkt einer Stellung in der Fronte, fei ed nım ein ausgehender
Winkel, eine fteile, vom Feinde vernacjläffigte, eine tiefere, von
und beherrfchte, oder auch nur in gleicher Ebene liegende Strede,
347
fo ift unter Begleitung einer kräftigen Mafla Geſchützes der
feilförmige Kolonnenangriff der befte, deſſen vorderite Truppen
in’den Klanfen durch das Feuer der Artillerie, im Rüden aber
von immer größeren Abtheilungen gedeckt find, und deren Haupt⸗
angriffsmaflen mit Leichtigfeit auf den entfcheidenben Punkt biris
girt werben fönnen.
Wermendung Der zweite Gegeuftand ift die entfcheidenbe Verwendung
terlein Maffa, ber Kavallerie. Im durcfchuittenen Boden bleibt fie mit Auss
nahme Feiner Abtheilungen rückwärts der Hauptangriffskolonnen
zum jededmaligen Gebrauche ded Kommandanten vereint, wenn
irgendwo bad vormärtige Terrain ihre Berwendung ganz ober
theilmeife erlaubte. Im offenen Boden aber machen einzelne
Theile derjelben die Avantgarde, während ihr Gros, ald Reſerve
ganz beifammen behalten, nad Umſtänden einen Flügel deckt,
oder hinter der Mitte bleibt, um überall ſchnell bei der Hand
zu fein, wo dad Bedürfniß derfelben gefühlt wird. — Es hat
jedoch ihre Hauptaufftellung als Reſerve ftetd rüds oder feitwärts,
nie in oder neben den Sufanterietreffen Statt zu finden, da ihre
Kraft in der Dffenfive befteht, fie daher ald Schutzwaffe des
Fußvolkes freien Raum nach vorwärts bedarf, um mit Bortheil
wirken zu können. Das übrige taktifche Detail der Waffe muß
den Kommandanten derfelben überlafien bleiben.
ermenbung Der dritte Hanptgegenftand bei Angriffen ift die vereinte
in Mafia. Verwendung der Gefüge. Nur enticheidende Kräfte Tonnen
auch entfcheidende Erfolge haben, und dba ohne Artillerie fein
größerer Angriff möglich ift, fo muß bdiefelbe bei jenem bedeu⸗
tender Stellungen auch nur im Großen, d. h. mit der Geſammt⸗
fraft vieler vereinigter Batterien auf den enticheidenden Punft
verwendet werben; weshalb letztere vorzüglich beweglich und geübt
fein follen, von allen Seiten zufammenzufahren, fih ſchnell zu
ordnen und in Mafla zu wirken, wodurch allein die feindliche
Truppe durchbrochen und ihre Kraft zermalmt werden fann.
Anacifle ven Sehr oft wurden in Schlachten und Gefechten die entſchei⸗
einigter Wafs denden Angrifföpunfte von Stellungen nicht erfannt, fehr oft
fengestungen aber und vielleicht ‚noch öfterd der taktifche Angriff Derfelben ver»
a fehlt, und dadurch der Erfolg einer frühern richtigen Beurthei⸗
fung vernichtet. Indem wir daher die Erörterungen über Stel⸗
Iungen befcdließen, glauben wir biefelben für unfere Kriegsge⸗
fährten mit feiner wichtigeren Beobachtung, als jener von fons
_ 38
centrirten Angriffen mit vereinigten Waffengattungen ‘auf den
entfcheidenden Punkt geleitet, enden zu fünnen.
Es ift häufig zur Gewohnheit geworden, fo wie man mit at
größeren Truppenmaffen zu than hat, dad Gefühl ihres Werthes Angriffaplan.
aud den Augen zu verlieren, und wie fhon früher bei Angriffen
yon Wäldern und Dörfern gefagt wurde, ein Bataillon nm das
andere, eine Brigade nm die andere ind Gefecht zu fenden, ober
wo mehrere Kolonnen angreifen ſollen, felbe ohne Unterſchied
auch gleich ftarf zu machen, anftatt vorher einen Angrifföpfan
zu durdidenfen, und Diefem gemäß
1. den Bormarfc der Kolonnen nah Raum und Zeit ans
mordnen,
2. ihre Truppenzahl nach der Wichtigkeit der Objekte ver⸗
ſchieden zu beſtimmen,
3. ihnen verhaͤltnißmaͤßige Reſerven zu geben, und Die
wechſelweiſe Unterftügung aller Waffengattungen vorzubereiten,
endlich
4. fo viel möglich jeden einzefnen Kommandanten mit
feiner untergeordneten Rolle befannt und vertraut zu machen.
Diefe Beobachtungen find aber eben fo wictig, ald bie
Erkennung ded wahren Angriffspunftes, die meiftend nur Die
Sache des höchſten Kommandanten ift, während die Detaild einer
richtigen taftifhen Führung der ‚Truppen das Refultat der ges
fammten Kenntniffe aller bei ſolchen befindlichen Offiziere jedes
Ranges, und unter diefen befonders der Kompagnies, Bataillonds
und Regimentdfommandanten bilden, ihre SKriegstauglichfeit im
höhern Sinne bewähren, und meiſtens den Erfolg jeder Unter⸗
nehmung und um fo mehr einer fo fehmierigen, ald die Eroberung
einer feindlichen Stellung, glücden oder fcheitern machen. Es
fann zwar dad immer wechlelnde Terrain allein die Detaild
folcher durchdachten Angrifföplane beftimmen, doc ift es bier
genug, die Aufmerffamfeit aller höhern Truappenfommandanten
auf ihre entfrkeidende Wirkung binzuleiten.
Das Refultat großer und blutiger Schlachten, nämlich, die Hauptmaſſen
, — pe auf den
in der neuern Kriegsführung ald Norm künftiger angenommen entſcheidenden
werden müſſen, zeigen die Nothwendigfeit bei allen Angriffen Punkt.
größerer Art, mithin auch bei jenen des entfcheidenden Punktes
einer Stellung, die Hauptmaſſe der nach dem Terrain anwend⸗
barften Waffengattung früher zu vereinigen, mithin in &benen
!
Verthei⸗
digung.
Verſchiedene
Arten
befeſtigter
Stellungen.
Verſchanzte
Linien fruͤhe⸗
rer Kriege.
344
die Hauptmaſſe der Kavallerie, im gemiſchten oder Gebirgsterrain
aber die Hauptmaſſe der Infanterie dahin zu dirigiren, wo ſie
durchbrechen und des Feindes Kräfte zu zermalmen beſtimmt iſt.
Hiezu gebe man jene Maſſe von.Artillerie, die eine ſolche Attaque
aud gehörig vorzubereiten und zu unterflüßen vermag; denn
im enticheidenden Augenblide gilt ed mit der Kraft der Aus⸗
führung, nicht hinter dem muthigen Gedanken zurüczubleiden. —
Die andern Punkte der Stellung werben nur ſchwach befekt,
denn wer Alles decken will, deckt Nichts, und wer beforgt, überall
geſchlagen zu werden, ift ed auch ſchon wirflich.
Die den Regimentern mitgetheißten Brigade» Inftruftionen
geben übrigens den Mapftab größerer Truppenbewegungen, ihres
georpneten Vorrückens und ihres Gebrauches in bedentenden
Maflen. — Auc jene der Artillerie und Kavallerie find damit
in Einflang gebradt, und größere Attaquen, begleitet von 30
bis 40 Gefhügen und ganzen KavalleriesArmeedivifionen Darnadı
ausgeführt worden; ed kann daher Elugen und geübten Koms
mandanten bei ähnlicher Anwendung mit verhältnigmäßig gerins
geren Xruppenabtheilungen an dem glücklichen Erfolge koncen⸗
trirter Angriffe nicht fehlen.
6. 6.
Vertheidigung und Angriff einer verfchanzten
oder durch Dörfew gededten Stellung.
Ein Heer oder ein Korps wird felten eine Stellung nehmen,
in welcher es nicht zu feiner Sicherheit verfchiedene Hinderniſſe
anbringt, d. h. fih verſchanzt und hiezu bad Terrain möglichſt
vortheilhaft benügt.
Es hängt übrigend von der Zeit ab, wie lange wir und
nämlich in einer folchen Stellung zu behaupten gefonnen find,
um über die Zahl und Art dieſer Berfchanzungen entfcheiden zu
Fönnen. Ein großer Untericied für die Vertheidigungsvorkeh⸗
rungen liegt alfo in ber Frage: Ob wir Wochen und Monate,
oder nur etlihe Tage in einer ſolchen Pofltion auszuhalten
gebenfen.
Die Natur felbft hat an manchen Stellungen auf Verſchan⸗
zungen hingewiefen, wodurch fehr oft in früheren Kriegen ſoge⸗
345
nannte Linikn, d. i. eine fortlaufende, auf beiden Flügeln wohl.
geftügte Reihe von Schanzen entflanden, bie durch unumterbros
chene Gourtinen verbunden waren, gewöhnlich einen Fluß oder
eine Fünftfiche Liberfchwenmung vor der Fronte hatten, und hinter
denen im Ertrage ded Kanonenſchußes abermals einzelne Res
douten als zweite Linie erbaut wurden.
Die Art der-nenern Kriegsführung, ihre beweglicheren
Maſſen und daher die Möglichkeit, mit ſelben alle dieſe Linien
mehr oder weniger zu. umgehen, woburd ihre Haltbarkeit aufs
gehoben wird, ift jedoch lirfache, daß man folche nicht mehr
erbaut, da überdied noch ihre Unterhaltung im Frieden beträcht
lihe Koften verurfacht, und der dadurch erlangte Bortheil bei
Meitem die Summe der Auslagen nicht aufwiegt.
Würde jedoch ein Heer beordert, folche Linien zu vertheis
digen, fo werden die vorzüglichiten Schanzen nach Anleitung. der
im $. 11 der vorhergehenden Abtheilung erörterten Grundfäge
gehörig befegt, und die für felbe zur Unterflügung oder Ablöfung
nöthigen Truppenreferven auf 6 bis 800 Schritte rüdwärts poſtirt.
Die Kavallerie bleibt ganz in Reſerve, denn ihre Wirks
famfeit wird meiftend erft dann nöthig, wenn ber Feind die
erfte Berfchanzungdlinie bereitd erobert hat und Miene macht,
und zu verfolgen.
Die vorzüglichfte Vertheidigung folcher Pofltionen aber liegt
in der überlegenen Anzahl und zwedmäßigen Aufftelung und
Anwendung ber Artillerie. Man erwartet unter dem Schutze
berfelben den Feind in den Verfhanzungen, und benimmt ſich in
den ferneren Wechfelfällen hiebei ganz fo, wie in der fiebenten -
Abtheilung bei der Bertheidigung von einzelnen Schangen deutlich
auseinander gefebt wurde. |
Obſchon die Fronte gewöhnlich durch ein natürliched Hin⸗
derniß, einen Fluß, tiefen Bach, Graben, hohen Raxvin, eine
Uiberſchwemmung u. dgl. gedeckt ift, fo dedarf ed doch auch hier
einer ſehr thätigen und wachſamen Vorpoſtenkette, ganz vors
züglich aber ſehr fleißiger Patrouillen, die Tag und Nadıt uns
ausgelegt fortgehen und alles Erhebliche fogleich dahin berichten,
wohin fie angewieſen find.
Häufiger, ald die eben genannten Linien find aber jene
Stellungen, welche entweber fchon im Frieden verfchanzt, ober im
Kriege von dem Augenblicke geboten, fchnell genommen und haltbar
Vertheidis
gung folder
Linien.
Snfanterie. -
Kavallerie.
Artillerie.
Dienft der
VBortruppen.
Neuere vers
ſchanzte
Stellungen.
Berüdfichti-
aung Des
Serrains bei-
felben.
Dedung der:
Flügel.
Befeſtigung
der Dörfer.
346
hergeſtellt werben, und, deren Verſchanzungen als mehreren
felbftftändigen Werfen und Redouten beſtehen, die man nach
dem Terrain zur größern Vertheidigungsfähigkeit wichtiger Punkte
erbaut.
Es dürfte fich nirgends, eine ganz freie Ebene ausge⸗
nommen, eine Stellung finden, welche längs ihrer ganzen Fronte
und in beiden Flanken eine fortlaufende Linle von künftlichen
Hinberniflen nöthig hätte. Uiberall wird der Boden mehr oder
weniger natürliche Hilfsmittel barbieten, die ftellenweife alle
künſtlichen überfläflig machen, ober und wenigitend erlauben, ſolche
nur in geringerer Anzahl anzuwenden Dahin gehören z. 2.
hohe Ravins, breite Gräben, tiefe Gemäfler, hocflänmige
Wälder, wenig gangbare Morälte u. |. w.
Die Erfahrung und die erlangte militärifche Bildung wird
bier das Nothwendige von dem lliberflüffigen, Das Softipielige
und Zeitraubende von dem Einfachen, Wohlfeilern, Schnellern
und in gleihem Maße Zwedmäßigen zu fondern wiflen, und
auch hierin treffen wir wieder auf jenen Sauptgrundfag der
Kriegskunſt, daß dad Terrain ftetö über die befondern Details
entfcheide, und wie in allen Kriegsvorfallenheiten, bei Angriffe
und Bertheidigungsbispofitionen, in Lagern und auf Märchen,
fo audı bei Anlegung von Schanzen feine Wichtigkeit geltend
ntache. J
Solche Poſitionen ſind dann beſonders vortheilhaft, wenn
ſie auf einem oder auf beiden Flügeln ſich an Dörfer lehnen,
die nur wenig über die Fronte vorſpringen, und deren enfiliren⸗
des Feuer der Angreifer aushalten muß, bevor er die Linie
erreicht. Einen gleichen Dienſt leiſten Anhöhen, doch müſſen
ſowohl die einen als auch die andern wohl verſichert werden,
denn iſt die Fronte von Natur ſtark, oder zur hartnäckiger Ver⸗
theidigung vorbereitet, ſo richtet der Feind gegen dieſe Flanken⸗
punkte gewiß ſeine heftigſten Angriffe.
Vor allem aber verdienen die in der Fronte und auf den
Flanken einer Pofition liegenden Dörfer die vollſte Aufmerkſamkeit.
Kann man den Entwurf der Berfhanzungen im Allgemeinen
bergeftalt machen, daß biefelben in die Linie der Befeltigung
falfen. und die Annäherung an die Stellung verbieten, fo hat
Died einen ‚ungemeinen Bortheil. Solde Ortfchaften bilden faft
immer die Knoten echter Bertheidigung. An den ausipringenden
317
Winkeln der Werſchanzungslinie gelegen, find fie zwar mehr ſich
felbft überlaffen, jedoch ald vorgeichobene Poſten bei zweckmaͤßi⸗
gen und fräftigen Vertheidigungsvorfehrungen ein großer Schuß
alfer übrigen rückwärts gelegenen Theile einer Stellung. Ebenfo
find fie in der Bertheidigungslinie felbft, fo wie in den einge,
henden Winkeln einer Stelung ald NReplipunfte von großem
Nutzen, weil um bdiefelben erft wieder ein neuer Kampf beginnt,
Mejerven vorgenommen und oft fchon halb verlorene Schlachten
oder Gefechte durch ihre Haltbarkeit hergeftellt werden können. —
Was die Vertheidigungsanftalten und die Behauptung folcher
Dörfer felbft betrifft, fo verweilen wir auf den $. 2 der ſiebenten
Abtheilung, worin hierüber alled Nöthige angeführt wurde.
Oft geftattet ‘die Kürze der Zeit Feine Ausführung von Schnelle Hers
vollftändig verfehanzten Stellungen längs ihrer ganzen Linie, ——
oder die Abſichten des Feldherrn halten ſolche für überfluͤſſig. — Vertheidi—
Dann richtet man blos die im Bereiche der Stellung liegenden gungsmittel.
Dörfer und marfirteren Xerraingegenftände zur Vertheidigung
vor. Man befegt 5. 8.
1. Die. höchften Punfte der Pofltion mit einer Anzahl in
Batterien vereinigter Gefüge,
2. durchſchneidet Straffen uud Wege,
3. verrammelt die Ortfchaften,
4. verhaut fihnell die audfpringenden Winfel der Wälder
und Gchölze,
5. wirft endlich Aufwürfe und Verfchanzungen dort auf,
wo fie das Terrain am nöthigften gebietet.
Se länger man eine ſolche Stellung behaupten will, wad Mehr oder
von firategifchen Berechnungen abhängt, deſto forgfältiger müffen nötbine Saltı
die zu befefligenden Punkte ausgewählt, defto Fräftiger und gegen barkeit der
Gethüg ausdauernder muß der Bau und befonders das Profil Derihanguns
der Berfchanzungen bemerfftelliget, die vorhandenen Hinderniſſe tyeidigungs:
des Bodens benügt, die in Fronte und Flanken liegenden Dörfer Mittel.
oder feiten Gebäude verfichert, die zur Stellung führenden Strafien
und Wege verborben, die Furthen ber Flüffe zeritört, die Ufer
der Gewäſſer vortheilhaft befegt, das Geſchütz auf durchdachte
Weiſe aufgeftelt und im Rüden andere verfchanzte Punkte zum
Schuge des Rüdzuges und. ald Noyean der ganzen Stellung
angelegt werden.
848
Aufftellung, Die Uufftellung der Vorpoſtenkette ber Artillerie, Infanterie
ed und Kavallerie in einer verſchanzten Stellung, fo wie dad Ber
Angriff. nehmen der verfchiedenen Waffengattungen fowohl in ber Ver⸗
theidigung, als im Angriffe ift ganz fo, wie ed im vorhergehenben
$. und im $. 11 der fiebenten Abtheilung erklärt wurde.
Ehtubbemer Mir -glauben demnach über den Angriff und die Verthei⸗
ung. digung ber verfchiebenen Pofitionen das Wiflenswerthefte ange:
führt zu haben. Die achte Abtheilung ift mit der fiebenten innig
verwebt, denn alle hier in einem Ganzen vorfommenden Gegen»
fände find dort einzeln behandelt worden, und ed wäre eine
bloße Wiederholung des ‚in felber bereitö deutlich Auseinanders
gefesten, wenn man fich über biefen Gegenftand hier noch weiter
ausbreiten wollte. Wer daher die fiebente. Abtheilung, fo wie
bad hier Gefagte gehörig inne hat, wird beim Angriffe und der
Bertheidigung von Stellungen nicht über dasjenige in Verlegen⸗
heit gerathen, was er in feinem Wirfungsfreife thun und vor⸗
kehren fol.
6.7.
Umgebungen,
Begriff der Wenn man die für einen Angriff beftimmten Truppen in
Umgepung. die Perlängerung der feindlichen Aufftellung bringt, und von
dort fih in ded Gegners Flanken wirft, fo nennt man dies eine
Stellung umgehen.
Nichts iſt im Kriege fo vortheilhaft, ald die Umgehung
eines viel fchmwächern oder unentfchloffenen Gegnerd. Wenn ein
folher Angriff auf einem Punkte, der in fi beinahe gar feinen
Widerftand zu leiften vermag, gelingt, fo ift er von ben größten
Folgen; — die Linie des Feindes wird aufgerollt und von der
Straffe zum Rückzuge weggebrängt; allein er Tann nur dort
Statt haben, wo ein Flügel des Gegners an Feine verläßliche
Stütze in dem Terrain gelehnt if.
Arten der« Eine Umgehung kann entweder mit ber ganzen, zum Ans
ſelben. griffe beftimmten Truppe, oder nur mit einem heile berfelben
geſchehen. |
Größere Der erite Fall ift, außer bei einer großen Uiberlegenheit,
und MR dalche felten; denn, da meiſtens die feindlichen Stellungen die Fronte
keit derfelben, gegen den Weg machen, auf welchem man vorrüdt, und den
349
man im Ungläddfalle zum Rückzuge nehmen muß, fo wäre es
zu gewagt, völlig von dieſem abzugehen und ihn ganz frei zu
laffen, um eine Attaque zu unternehmen, bei deren Mißlingen
man Gefahr laufen würde, von feiner Netraite abgefchnitten zu
werden. — Nur wenn andere Straffen feitwärts gleichfalls gegen
die feindliche Stellung zu laufen, anf welche wir und im Noths
falle werfen und darauf unfern Rückzug fiher ausführen fünnen,
wäre ein Linternehmen in der obigen Art auch unter weniger
günftigen Ausfichten ausführbar.
Die Umgehung einer Stellung mit einem Theile der Trups Kleinere Um⸗
pen, während ber andere fle von vorne befchäftigt und ben Weg —
des Rückzuges deckt, erfordert viel Klugheit, und darf auch nur derſelben.
mit überlegenen Kraͤften gewagt werden. Man benöthigt Zeit,
die Bewegungen um bed Feinded Flügel zu vollenden; wenn
daher beide Theile, in welche die Truppe getrennt wird, nicht
art genug find, um der ganzen feindlichen Macht einen bedeus
tenden Widerftand zu leiften, fo lauft man Gefahr, daß fie ſich
auf den einen wirft und ihm aufreibt, ehe der andere wirfen
konnte. Daher ift auch der Fürzefte Weg zu Umgehungen der
befte, damit alle Truppen in der moͤglichſten Verbindung bleiben
und ſich mwechfelfeitig unterftügen Fünnen.
Umgehungen find in einem ganz offenen Terrain, wo ber Zuläffigkeit
Feind alle Bewegungen früh genug entdect, um Gegenanftalten Der
zu treffen, ober feine Stellung verändern zu können, unmöglic,
Auch erfüllen fie felten ihren Zweck in einer ſehr dDurchfchnittenen,
befchwerlichen Gegend, wo ein ſchwach befegter Poften die ums
gehenden Truppen fo lange aufzuhalten vermag, bi8 Gegenans
ftalten getroffen find. Nur ein gemifchtes Terrain ift dazu ges
eignet, in welchem die Bewegungen dem Feinde verborgen und
doch ſchnell ausgeführt werden können.
Die Kavallerie ift für Aufträge diefer Art bie geeignetile Truppengat«
Waffe, und zwar wegen ihrer Schnelligkeit ſowohl im Angriffe, kung bien.
ald auch beim Ruͤckzuge. Man mifcht jedoch derlei Abtheilungen
im durchfchnittenen Terrain gewöhnlich mit leichtem Fußvolke,
und theilt ihnen ebenfo leichte Feldftüce zu, falls man nur Ums
gehungen kleinerer Art beabfihtiget. Bei größeren Angriffen,
Wozu ganze Brigaden oder Divifionen verwendet werden, bleiben
felbe in ihrer urfprünglichen Eintheilung und Zuſammenſetzung.
Umgebung.
330
4
Ausführung Bei jeder Umgehung müſſen Scheinangriffe auf die Fronte
Umgebung. der Stellung den Feind dort feithalten, ihn verhindern, Die wahre
Abficht, den wahren Punkt des Angriffes zu entdeden, und feine
ganze Macht dahin zu ziehen. Sollte er vieles jedoch, fo muB
aus Scheinangriffen in wahre übergegangen und bie Blöße bes
nügt werden, die er durch Schwächung feiner Poſition darbietet.
Dflenfive Die fiherftien Mittel gegen eine Umgehung liegen in ber
en Art der Aufftellung und in der Beweglichkeit der Truppen.
Umgehung. Wo fih der Feind mit feiner ganzen Macht auf die Flanke
„Seontverin, wirft, wo er vor der Stellung nur fehr wenig Truppen läßt,
a gegen m:
die Fiante. oder, wo diefe durch fo viele Hinderniſſe in dem Xerrain gededt
ift, daß fie leicht eine längere Zeit mit einer geringern Truppen;
zahl behauptet werden kann, ba ift eine fchnelle Veränderung der
Fronte und eine Formirung in der Flanke das Zwedmäßigite.
Borbrecben Iſt die tournirende Truppe fo weit entfernt, daß man
Seimdlige vorausſehen Tann, die der Fronte gegenüber zurückgelaſſenen,
Bronte, feindlichen Abtheilungen werfen, und wieder in der Stellung ein«
treffen zu Fünnen, ehe der feindlihe Angriff erfolgt, fo kann
eine fühne rafche Vorrüdung, und dann die Detafchirung einiger
Abtheilungen in des Gegners Flanke fehr nütlich werden, nur
darf man dabei den Hauptzweck nie vernacläfligen, dem Feinde
weder die Pofition, no den Weg zum Rüdzuge preis zu geben.
Defenfive Penn man eine anfehnlicdiere Truppenzahl zu Gebote hat,
— kann man die Flügel einer Stellung durch eine oder mehrere
hungen. Abtheilungen deden, welche hinter denſelben flaffelfürmig (en
——— echelon) aufgeſtellt find, und ſich wechſelſeitig überflüägeln und
Bildung von fonteniren. Der Feind, der gegen die Flanken vorrüdt, wird
ven lügen durch diefe wieder in die Flanfe genommen. Will er aud fie
überflügeln, fo muß er einen fo großen Bogen befchreiben, daß
er fih von dem Wege feined Rückzuges und von der vor der
Fronte gelaffenen Truppe entfernt, dadurch aber alled wagt,
ohne feinen Zweck zu ‚erreichen, weil ihm dieſe Echelond durdı
einen Abmarſch auf der fürzern Linie immer zuvor und in Die
Klanfe kommen werden.
Nachtheile Es iſt ein falſcher Wahn, wenn man glaubt, ſich durch die
einer Flanke. premeditirte Formirung einer Flanke vor einer Umgehung ſicher
zu ſtellen. Sie kann höchſtens nur durch die Gefahr des Augen⸗
blickes erzeugt oder dort angewendet werden, wo ein kurzer Auf⸗
enthalt und Zeitgewinn noͤthig iſt. Allein als Stellung und mit
351
-
einer größern Truppenzabl gibt es nichts Gefährlicheres und Uns
zwecmäßigered. Der bervorfpringende Winkel, welcher zwilchen
der Flanke und der Fronte entiteht, ift von Seiner Seite vers
theidigt und beftrichen; bricht der Feind hier durch, fo ift Flanke
und Fronte aufgerofft und ohne Rettung verloren. Auch ſoute⸗
niren fie ſich gar nicht, und man kann fich mit keiner von beiden
bewegen, ohne aud der Verbindung zu fommen, und ohne daß
feine für den Feind günftige Deffnung entflünde. Diefe. Unber
weglichkeit macht ed dem Gegner möglich, ungeftraft auch die
Flanfe wieder zu umgehen, und mit einer geringeren Truppenzahl
einer größern, die fih durch eine ſolche Stellung aller Beweg⸗
lichfeit beraubt. hat, Meifter zu werden.
Bei Heinen Korps iſt die Sicherftelung der Klügel durch
die Formirung des Echelons felten möglich, weil die Truppens
zahl zu gering ift, um mehr ald die Belegung der Froutſtellung
und die Formirung der unentbehrlichen Reſerven beftreiten zu
koͤnnen. Sie ift auch nicht fo nöthig, denn Die Strede, welde
ein Feined Korps befegt, ift fo unbedeutend, daß die Neferve,
wenn fie nahe an dem bedrohten Flügel, oder wo beide es find,
hinter dem Centrum fteht, und wenn fie aus dem größten Theile
der Kavallerie zuſammengeſetzt, folglich zu fohnellen Bewegungen
fähig iſt, bei jeder Uiberflügelung des Feindes fchnell ab, und
in fo einer Direktion marfciren kann, daß fie feine Flanke noch
zu rechter Zeit und eben fo bedrohen und anfallen wird, als eine
ſchon zuvor auf dem nämlichen Orte en echelon aufgeftellte.
Truppe, ohne ſich dabei fo weit zu entfernen, daß fie nicht
glei wieder auf jeden Punkt hinzueilen vermag, wo man fie
benüthigt. |
Obwohl jede Umgehung auf diefe Art unfhädlich gemacht
werden kann, ſelbſt wenn man fie erft dann entdeckt, wenn der
Feind fich ſchon formirt hat und zum Angriffe vorrücdt, fo ift eg
doch möglid, daB man durch die befondere Beichaffenheit bee
Terraind, oder durch eine unverzeihlihe Nachläfligkeit der Bors
poften fo in der Unwiffenheit einer Bewegung gelaflen werde,
Qg*
Bei Pleineren
Stellungen,
Gebrauh der -
Reſerven.
Bei Entde⸗
* der im
gehung erftim
Augenblicke
des Angriffes.
bis fie wirklich vollendet iſt, und der Gegner die Attaque’deginnt.
Da es ſich in einem ſolchen Falle nur darum handelt, Zeit zu
gewinnen, ſo muß die Abtheilung, welche der Feind in der Flanke
angreift, ſchnell ihre Fronte verändern und ſich ihm entgegen
ſtellen. Iſt ein günftiger Punft in dem Terrain vorhanden, fo-
Dauptgrunds
faß bei
Umgehungen.
E chein⸗
angriffe.
Demonſtra⸗
tionen.
352
erhaͤlt der Kommandant den Auftrag, ihn, es koſte was es wolle,
bis auf den letzten Mann zu vertheidigen, wo nicht, trotz der
Uiberlegenheit auf den Feind zu fallen, wenn auch ſeine ganze
Truppe dabei aufgerieben werden ſollte. Die hiedurch gewonnene
Zeit wird benützt, um entweder mit der Reſerve, und wo die
Fronte gar nicht oder wenig bedroht iſt, mit dem ganzen oder
mit einem Theile des Korps in ſo einer Richtung abzumarſchiren,
daß der Feind in die Flanke genommen und geworfen werden
koͤnne.
Das Reſultat dieſer Bemerkung iſt, daß bei gleichen Ver⸗
haͤltniſſen der Vortheil immer auf der Seite desjenigen iſt, der
umgangen werden ſoll, weil ſeine Truppen vereinigt bleiben kön⸗
nen, und weil er eine kürzere Strecke, als fein Gegner zu durch⸗
ziehen, folglich weniger Zeit vonnöthen hat, um feinen Zweck zu
erreichen, und die längeren, beſchwerlicheren Bewegungen des
Feindes unfchädlich zu machen. Diefe Vortheile find fo groß, daß
fie nur von einer beträchtlichen Lliberlegenheit an Zahl überwogen
werden koͤnnen. Liberhaupt muß dem durch Umgehungen Anges
geiffenen ftetd der Grundſatz vor Augen fchweben, daß, wer
umgeht, felbft umgangen ift, fich meiftend theilt und daher
leichter geichlagen wird, ald wenn er vereint geblieben wäre.
Bei nicht zu ungleihen Kräften alfo ift ed das Belle, dem ent»
ſchloſſenen Muthe Gehör zu geben, die eigenen Kräfte zu vereinigen,
auf der kürzern Linie gegen die Fronte oder Flanke ded Feindes
vorzugehen und ihn. zu durchbrechen; ſomit die Dortheile ber
Umgehung in ihrem Keime zu vernichten.
ED He r—
Neunte Abtheilung.
Scheinangriffe und Demonftrationen.
Unter Scheinangriffen verfteht man jene Angriffe, die nicht
die Abficht haben, einen vom Gegner bejegten Punkt wirklich zu
überwältigen, fondern felbed blos dem Feinde glauben zu machen.
Demonftrationen aber nennt man folche Anftalten und Bes
wegungen, bie dem Gegner ein linternehmen andeuten, welches
man nicht auszuführen gebenft.
3
Ä | 353
Den Feind irre zu führen, ihm unfere wahren Abfichten
zu’verbergen, und durch Täufchung zu falſchen Schritten zu vers
feiten, ift der Zwed beider, und eine Kunft, deren geſchickte
Übung zu dem Erfolge von Kriegsunternehmungen wefentlich
beiträgt.
Im Allgemeinen ftehen Demonftrationen gewöhnlich in Ver⸗ Ir en
bindung mit Unternehmungen größerer Art, während Schein⸗
attaguen auch bei Fleineren Gefechten und Angriffen flattfinden.
"Beide find jedoch oft Gegenftände von höcter Wichtigkeit,
und fchon in der fiebenten und achten Abtheilung dieſes Unters
richtes haben wir beim Angriffe der Dörfer, Wälder, Flüffe,
Moräfte u. dgl., fo wie bei jenem ganzer Stellungen erwähnt,
daß man fich derfelben in vielen Gelegenheiten bedient, um unfere
Abficht zu verbergen, mehrere Punkte der feindlichen Aufftellung
zu bedrohen, den Gegner im Zweifel zu erhalten, und feine Aufs
merffamfeit und Kräfte von dem wahren Angrifföpunfte abzus
leiten, um diefen dann mit defto fiherem Erfolge zu übermältigen.
Um aber den Hauptzwed der Scheinangriffe und Demons Ihre Haupt
firationen zu erreichen, und den Feind zur Bernachläffigung des
Punfted, den wir zum Hauptangriffe gewählt haben, oder übers
haupt zu folchen Torkehrungen und Dispofitionen zu verleiten, ift:
1. Geheimniß,
2. Wahrfceinlichkeit der Unternehmung und
3. Ernſt in der Ausführung derfelben erforderlich.
Ohne Geheimniß ift es nicht möglich, den Feind zu über,
liften, man biete daher alled. auf, um demielben feine Gelegens
heit zu geben, durch Deſerteurs, Landleute, Spione u. dgl. unfere
eigentliche Abficht zu erfahren, fondern trachte vielmehr, durch
falſche Nachrichten, lärmende Vorbereitungen u. bgl. den wahren
Zweck zu verbergen.’
Der Feind wird, fobald wir einen Punkt feiner Aufftellung
angreifen oder ſonſt Vorkehrungen treffen, die irgend eine Abſicht
andeuten,. fi fih bemühen, unfern Zweck dabei zu errathen! und den
Nugen erwägen, den und das Gelingen unfered Vorhabens ges
wäht. Es ift daher nothwendig, daß ſowohl Scheinangriffe als
Demonftrationen, um wirklih zu täufchen, einen Grab der
Wahrſcheinlichkeit befigen; wo diefes nicht der Fall wäre, würbe
ein benfender Gegner, dad Nublofe unferes Unternehmens erken⸗
nend, fich keineswegs zu falichen Vorkehrungen verleiten laſſen,
23
v
Zweck ders
Ihre Vor⸗
theile.
erforderniſſe.
Geheimniß.
Wahrſch ein⸗
lichkeit der
Unternebs
mung.
354
fondern vielmehr durch eine ruhige Beobachtung unferer Bewe⸗
gungen umd einer richtigen Vergleichung berfelben mit dem vors
habenden Zwecke den eigentlichen Angriffepunft erkennen, und
feine Kräfte dafelbit zu einer hartnädigen Vertheidigung foncen-
triren. — Greift man demnach Punkte an:
1. Deren Wegnahme für den Feind von feiner Beben
tung ift,
2. bie in feiner nähern Verbindung mit dem eigentlich
auszuführenden Unternehmen,
3. oder fo gefichert find, daß der Gegner für ſelbe nichts
zu beſorgen hat, ſo wird dadurch der eigentliche Zweck der Schein⸗
angriffe verfehlt. Ebenſo dürfen die Demonſtrationen kein Unter⸗
nehmen ankündigen, welches nicht ausführbar, oder deſſen Aus:
führung von feinem Nuten märe, weil man fonft den Gegner
weder täufchen, noch zu falfhen Maßregeln verleiten wird.
Ernft in der Die Wirkſamkeit eines foldhen Unternehmens ift ferner in
Ausführung. bem Ernfte begründet, mit welchem der Angriff eines Punktes
unternommen, oder die Anftalten zur Täufchung des Feindes
getroffen werden. — Selbſt die eigene, hiezu beftimmte Truppe
muß getäufcht werden, und darf den eigentlihen Zweck ihrer
Verwendung nicht Fennen, um den Feind durch den Ernft und
bie Wahrheit der Ausführung noch mehr in ſeiner Täuſchung zu
beftärfen, Nach diefen allgemeinen Erklärungen fchreiten wir zu
den näheren Detaild der Scheinangriffe und Demonftrationen.
Details der Erftere ſtehen ftetS in unmittelbarer Verbindung mit einer
es wirklich auszuführenden Unternehmung, und dienen blos zur Er—
feichterung der eigentlichen Attaque. Sie find alfo in dem nad
der Rofalität und der Aufftelung des Feindes entworfenen Ans
griffeplan gegründet, der die näheren Details ihrer Ausführung
beftimmt, und die Punkte angibt, gegen welde fie gerichtet
werden.
Wahl der , Was die Wahl diefer letzteren betrifft, fo ift hiebei Wahr⸗
en fcheinlicheit, wie bereitd erwähnt.wurde, die erfte und nothwen⸗
digfte Bedingung, und immer müflen derlei Unternehmungen auf
eine entferntere Abficht deuten, um den Feind deflo ficherer zu
täufchen, and während er den Folgen unſeres Angriffes vorzu-
beugen trachtet, deſto ungehinderter an einem andern, von ihm
vernachläſſigten Punkte durchzudsingen, und unfer eigentliches
Vorhaben zu erreichen.
_ 355
Ob mehrere Scheinattaquen unternommen werben follen, - Mehrere
laͤßt fi nur durch die Beichaffenheit des Terrains, die Aufftels ar
fung des Gegners und andere Umftände beftimmen, die bei Ents j
werfung eined Angriffsplanes reiflich durchdacht werben müflen,
um dem ganzen Unternehmen Einheit zu verfchaffen, d. h. ben
Zwed der Scheinangriffe zu erreichen, ohne dadurch die Ausfühs
rung der Hauptattaque zu ſchwächen. |
Hiebei muß zum Grundfage angenommen werden, daß Scheine Stärke der
angriffe ſtets durch eine dem Zwede entfprechende Truppenzahl, ieiu Truppe,
und wie fchon oben gefagt worden, mit allem anfcheinenden |
Ernfte ausgeführt werden; nie fol die Schwäche der Attaque
dem Feinde zu erfennen geben, daß es ſich hier um eine bloße
Täufhung handelt, nie darf man dagegen die Hauptangriffsko⸗
lonne durch die zu diefem Zwecke beftimmten Truppen unverhälts
nißmäßig fchwächen, da es bei allen Kriegsunternehmungen das
leitende Prinzip bleibt, feine Kräfte vereint zu behalten und
nur fo viel zu detafchiren, ald die Umftände unumgänglich
erfordern.
Uibrigens koͤnnen Scheinangriffe entweder oͤfters auf den Arten
naͤmlichen Punkt, oder gleichzeitig auf mehrere der feindlichen derſelben.
Stellung geſchehen, je nachdem es unſere Abſicht iſt, dem Gegner
die Wichtigkeit eines Punktes allein glauben zu machen, oder
ihn bald da, bald dort zu beunruhigen, und dadurch in Unge⸗
wißheit über unſere eigentliche Abſicht zu erhalten.
Ob die Scheinangriffe vor der eigentlichen Hauptattaque Zeit ihrer
oder gleichzeitig mit derfelben ausgeführt werden ſollen, laͤßt ſich Ausführung.
nur durch den beſondern Zweck beſtimmen, den man durch erſtere
zu erreichen trachtet. Werden dieſe, wie es meiſtens bei grö⸗
ßeren Operationen der Fall iſt, in der Abſicht unternommen, des
Feindes Macht von dem wahren Angriffspunkte wegzuziehen,
dann müſſen ſie, um ihren Zweck zu erreichen, der Hauptattaque
vorangehen, welche erſt dann beginnt, wenn der Gegner ſich
verleiten ließ, mit ſeinen Hauptſtreitkräften dem durch einen blo⸗
Ben Scheinangriff bedrohten Punkt feiner Vertheidigungslinie
zu Hilfe zu eilen. Iſt e8 aber, wie z. B. beim Angriffe Kleiner
Dörfer, Wälder, Schanzen u. dgl. unfere Abficht, den Yeind
blo8 an mehreren Punkten feiner Aufftelung zu befchäftigen, ihn
nöthigen, feine Kräfte zu trennen, und dadurch außer Stand zu
fegen, dem Hanptangriffe"einen hartnädigen Widerftaud zu leiften,
23%
en
9356
fo werden gleichzeitig mit diefem die Scheinattaquen audgeführt,
und haben, um den Gegner von Detafchirungen gegen ben
Hauptangriffspunft zu verhindern, während des ganzen Gefechtes
fortzubauern.
Re: Was bie Entfernung des falfchen vom wahren Angrife
vom mahren punkte betrifft, fo laͤßt fich hierüber feine allgemeine Regel ange
Angriff⸗⸗ ben, da biefed von der Ausdehnung ber feindlichen Stellung, der
punkte. Beſchaffenheit des Terrains und der Stärke unferer Truppen
abhängt. — Ge grüßer eine Angrifföfronte ift, defto mehr Raum
gewährt fie zu Scheinattaquen, und befto ſchwerer wirb es dem
Gegner, den begangenen Fehler zu verbeffern, wenn er fich ver
leiten ließ, feine Referven auf einen Punkt zu werfen, der fi
von dem zum eigentlichen Hauptangriffe beftimmten in einer be
trächtlichen Entfernung befindet; fo, baß mir meiftend unfere
Abficht erreicht haben, bevor feine Truppen zurüceilen, und fh
und entgegenzuftellen im Stande find. — Doc dürfen bie zu
ſolchen Unternehmungen gewählten Punkte auch nicht zu entfernt
fein, da wir dadurch blos unfere Kräfte zerfplittern, und der
Feind den Scheinangriff gar nicht beobachten würde.
Zeitberech⸗ Eine moͤglichſt genaue, nach der Entfernung der verihie
"ung. denen Orte beftinmte Zeitberechnung alfo, muß folhen Unterneh
mungen ald Grundlage dienen und den Maßſtab der wahren
Entfernung angeben, in welcher noch Scheinangriffe zu wirken
vermögen. — Iſt ein Angriff ſchwierig, braucht ed längere Zeit,
bie Hinderniffe, die ſich entgegenftellen, zu überwinden, ober die
zur Erreichung unferer Abficht nöthigen Vorbereitungen zu treffen,
dann muß man auf alle diefe Umftände Bedacht nehmen, und
der falfche Angriffspunft nach Verhältniß weniger entfernt fein
Terrainbe⸗ Ebenſo iſt hiebei die Beſchaffenheit des Terrains zu berüd⸗
ſchaffenbeit. ſichtigen, denn, da die Truppen in der Ebene ſchneller von einem
Punkte auf den andern gebracht werden koͤnnen, als im Gebirge,
fo folgt, daß im letztern die Angriffepunfte auch nicht fo weit
don einander entfernt zu fein benöthigen.
Inſtruktlon Dem Kommandanten der zu einer falſchen Attaque bes
dee Rommans flimmten Truppe muß die nöthige Inftruftion gegeben werben,
und es iſt nicht genug, ihm blos Täufhung des Feindes ald
Hauptzwed feiner Detafchirumg zu beftimmen, fondern man made
ihn mit dem befondern Zwecke des Scheinangriffes, nämlich, was
man eigentlid mit demfelben zu erreichen gedenkt, bekannt, damit
357
er alle feine Bewegungen darnadı einzuleiten und fich ſtets zweck⸗
mäßig zu beuehmen im Stande fei.
Sind zur Ausführung ſolcher Unternehmungen VBorbereis Nöthige Vor⸗
tungen nöthig, wie dieſes 3. B. beim Angriffe von größeren Prreifungen.
oder Heineren Gewäflern, befeftigten Dertern, Schanzen u. dgl.
der Fall ift, fo gebe man fich den Schein, ald wolle man bie
getroffenen Anftalten dem Gegner verbergen, und verfertige
indeffen Faſchinen, Hurden, Schanzförbe, oder requirire Schiffe,
Flöße, Mauerböde, Wägen, Leitern, Schaufeln, Krampen u, dgl.,
je nachdem ed die Art ded Angriffes erfordert. — Mit je mehr
Thätigfeit und Ausdehnung man bdiefe Vorbereitungen trifft,
defto leichter wird ed und gelingen, den Feind durch den darauf
folgenden Sceinangriff zu täufhen und unfern Zwed dadurch
zu erreichen. .
In Hinſicht der Ausführung folder Unternehmungen laſſen Penehmen bei
ſich feine befonderen Detaild angeben, da Sceinangriffe oft ſelbſi.
unter ganz verfciedenen Umftänden . ftattfinden. Ihr Zweck
kann nämlich zweifach fein: die Hauptlraft ded Gegnerd vom
wahren Angriffspunfte auf einen falfhen abzuleiten, oder einen
Theil der feindlihen Truppen in ihrer Aufftelung feltzuhalten,
bi8 an einem andern Punkte die eigentliche Attaque gelungen
iftz beides erfordert eine verfciedene Auflöüfung; — wir berufen
uns in Diefer Rüdfiht auf jene Erklärungen, die hierüber in
der fiebenten Abtheilung dieſes Feldunterrichtes beim Angriffe
von Dörfern, Wäldern, Deftleed, Flüffen, Sümpfen u. dgl, ger
geben wurden, und bemerfen hier bloß:
1. Das ganze Unternehmen muß, wie wir bereitö erwaͤhn⸗
ten, mit Ernft und Feſtigkeit ausgeführt werden, denn fonft
‘würde ber Feind fchnell gewahren, daß ed fich hier nicht um
einen wirklihen Angriff, fondern um eine bloße Taͤuſchung hanbelt.
2. Der Kommandant hat feine Anordnungen fo zu treffen,
baß er von feiner Mannſchaft nur fo viel ins Feuer bringt, als
zur bezweckenden Täufchung nothwendig ift.
3. Verhältnißmäßige Neferven deden bad ganze Unterneh⸗
men, um fobald es nöthig ift, unter ihrem Schuße das Gefecht
abbrechen und den Rüdzug antreten zu konnen.
Auch trachte man während des Vorrückens durch eine außer Anzuwen⸗
Berhältniß ftarfe Avantgarde, fo wie durch eine größere Kolon⸗ ende Liſten.
nentiefe und andere Mittel ben Feind zu täufcken, bamit er
358
unfere Stärfe überfchäße und das Unternehmen um defto mehr
als Ernft betrachte. Zur Erreichung diefes Zweckes bedient man
fih übrigens noch verfchiedener Liſten; — man verbreitet falfce
Nachrichten, fpielt dem Gegner Befehle in die Hände, die auf
unfere Abficht Bezug haben, und benuͤtzt überhaupt jeden guͤn⸗
fligen Umftand, um die Tauſchung des Gegners deſto ſicherer
| zu erreichen.
Zat zur Bes Sceinangriffe follen erft dann abgebroden werden, wenn
gung de ° fie ihre Beſtimmung erfült haben. — Ein verftändiger Dffizier
griffe. wird ſich ſelbſt gegen einen ſtaͤrkern Gegner in fo lange zu bes
haupten wiflen, bid der Zweck der Täufchung erreicht und bie
eigentliche Attaque an einem andern Orte gelungen iſt. —
Handelt es fih, die feindlihe Hauptmacht gegen einen gewiffen
Punkt zu loden, fo muß dieſer mit defto größerer Lebhaftigkeit
und nöthigen Fald auch wiederholt angegriffen werden; — wo
es aber blos darum zu thun ift, eine Truppe bed Gegners in
ihrer Aufftelung zu fefleln, damit fie einem andern Punkte nict
zu Hilfe eilen fünne, dort trachte man durch Avantgarbegefechte,
Kanonaden u. dgl. Zeit zu’ gewinnen, bemächtige fich einzelner
Punkte und fuche auf diefe Art den Feind fo lange zu beicäftis
| gen, bis die der Täuſchung zu Grunde liegende Abficht erreicht iſt.
Benehmen Es ereignet fi, manchmal, daß Truppen, bie blos einen
be Velinger Scheinangriff auszuführen beftimmt waren, in ihrem Unterneh.
menenSchein⸗ men, begünftigt vom Augenblice, reufliren, und fich der Punkte,
angriffes. die fie blos bedrohen follten, wirklich bemaͤchtigen. In derlei
Fällen muß der Kommandant die daraus zu ziehenden Vortheile
ſchnell überdenfen, und von den Umftänden geleitet, den falfchen
Angriff in einen wahren verwandeln. Solche Augenblicke geben
dem Offiziere oft eine fehr günftige Gelegenheit, fich auszuzeic,
nen und ein Unternehmen felbit zu entfcheiden, zu welchem er
blos fefondär beizutragen beſtimmt war.
Verſchieden- “‘ Nach ber bereits gegebenen Erklärung beſtehen Demonſtra—⸗
ben d e tionen in ſolchen Arfftalten, durch die man dem Feinde ſchon ans
tionen. Der Ferne ein Unternehmen anbeutet, welches man nicht auszu⸗
führen im Sinne hat. Diefe Anftalten find übrigens fo man
nigfaltig, als die Abfihten, warum man bemonftrirt, und nad
der VBerfchiedenheit der Umftände kann man bie beabfichtigte
Tauſchung des Gegnerd fowohl durch Truppenbewegungen, als
durch Beränderung der Stellungen, vorgenommene Rekognos⸗
358
eirungen, Anlegung von Magazinen, Erbauung von Schanzgen u. dgl.
erreichen. |
Im Allgemeinen unterfcheidet man ftrategifche und taktiſche
Demonſtrationen. Die erſten ſind im Großen beſtimmt, den Feind
durch die Hindeutung auf den Gang der künftigen Operationen
gleich beim Anfange eines Feldzuges, oder öfters auch im Laufe
des Krieges uͤber unſere Plane irre zu fuͤhren; — letztere dagegen
ſtehen in unmittelbarer Verbindung mit einem auszuführenden,
taktifchen Unternehmen, deſſen Gelingen fie durd die zu bes
zweckende Täufchung deö Gegners erleichtern jollen, dahin gehören
; B. Demonftrationen beim Angriffe einer: großen Flußſtrecke,
einer ausgedehnten Gebirgsfette, jo wie jene, die entweder vor
oder während eined Gefechtes flattfinden, um den Feind über
den wahren Angriffspunkt zu täufchen.
. Stetd müſſen Demonftrationen gegen ein beitimmted Objekt
gerichtet fein, deflen Behauptung oder Angriff fie nad ber
Berfchiedenheit der obmwaltenden Umſtaͤnde und zur Erreichung
einer entfernteren Abficht andeuten; um jedoch ihren eigentlichen
Zweck — Täufkung ded Feindes — defto ficherer zu erreichen,
iſt es abermald nothwendig, daß die hiezu verwendeten Mittel,
fie mögen nun in NRüftungen oder wirflidhen Truppenbewegungen
und Operationen befiehen, mit Ernft und Nachdruck ausgeführt
werden. Durch fchwanfende oder Fraftlofe Maßregeln macht man
Gintheilung
in ſtrategiſce
und taktiſche.
Beobachtun⸗
gen bei Aus⸗
fühtung der⸗
ſelben.
den Feind auf die untergeordnete Abſicht folcher Unternehmungen -
aufmerffam,: und vereitelt Dadurch ihren Zwed. Bevor man baher
eine Demonitration beginnt, bebenfe man:
1. Ob fie wirklich fähig ift, den Gegner irre. zu leiten
und zn falfhen Maßregeln zu bewegen.
2. Welche Vortheile und durch welche Mittel fie felbe am
fiherften und fchnellften gewährt, um beim @intritte ded erwars
teten günftigen Augenblideduahne Zeitverluft unfer eigenttihe
Vorhaben auszuführen, j
Am leichteften find - Demonftrationen zu macen, wenn
günftige LUmftände oder Wiberlegenheit an Sräften zu einer
Dffenfive berechtigen, und am gefährlichften für den Gegner,
wenn er in der Defenfive gezwungen iſt, feine Bewegungen nad
den unfrigen zu richten. — Auch ift bei allen Demonftrationen,
die eine Art höherer Kriegsliften find, Charafterfenntniß des
feindlichen Befehlshabere von der größten Wichtigkeit.
360° °
—— —
Unterſchied Uibrigens berufen wir uns auf die bei den Scheinangriffen
ne von gegebenen Details, die für die Demonftrationen ebenfalld anwend⸗
Demonftras bar find. — Wo man jedod durch dieſe letztere den beabfid:
nano tigten Zweck erreichen kann, dort follen erftere nie unternommen
griffen. und dadurch jeder unnöthige Verlut an Mannfchaft vermieden
werden. Es gibt aber dagegen wieder Fälle, wo man während
einer Demonftration Scheinattaquen ausführt, um der eritern
dadurch mehr Kraft und Nachdruck zu geben, und ben Gegner
defto fiherer zu täufchen.
Vorſichten Am Schluße dieſer Abtheilung wollen wir die vorzüglich⸗
—A ſten Mittel angegeben, um ſich
riffe und 1. in der Defenſive,
—8 “ 2. in der Dffenfive gegen Sceinangriffe und Demonftras
tionen zu fichern, und fich durch diefelben zu feinen falfchen, und
für die verborgene Abſicht des Gegners vortheilhaften Map
regeln verleiten zu laſſen.
In der Um durch feindliche Demonftrationen nicht irre geführt zu
Defenfive. werden, muß ein Kommandant wohl berechnen, welche von allen
Operationen, die der Feind unternehmen kann, die zweckmaͤßigſte,
mithin die für uns gefährlichfte fe. — Gegen diefe allein hat
er fich zu fichern und feine Bewegungen einzuleiten. Entweder
geht der Feind nach richtigen Grundfägen vor, oder er entfernt
fih von felben. — Im erften Falle find wir dann vorbereitet,
im’ zweiten aber handelt es fich hauptfächlich zu unterfuchen, od
der Gegner dabei bloß eine Demonftration zum Zwecke hat,
oder einen wirklichen Fehler beging, welchen letztern jeder kluge
Kommandant benügen müßte, bevor der Feind im Stande iſt,
felben wieder gut zu machen.
Vermeidung Uibereilung ift daher in ſolchen Gelegenheiten vom höchſten
uißreeilung. Nacıtheile, da es hier beſonders darauf anfommt, feine Kräfte
vereint zu behalten, den Blick ſtets gegen dad wahre Angriff
objeft gerichtet zu haben, alle andern Ereigniffe aber ruhig zu
beobadıten und ihren Erfolg abzumarten.
Bei dem Ans Erfährt man, baß entferntere Punkte angegriffen oder de
nee droht werden, fo faffe man keinen Entfchluß, bis man nicht ſichere
und detaillirte Nachrichten über die Stärke und Abſicht bed
Gegnerd erhalten hat, wenn auch damit ein Zeitverluft verbunden
fein follte, da diefer immer minder ſchaͤdlich und leichter zu
361
verbeffern ift, ald die Vernacläffigung des wahren Angriffepunftes
oder die Berlaffung einer ‚enticheidenden Stellung.
Beftätiget ed fich, daß ber Feind mit feinen Hauptftreits
fräften ein fehlerhaftes Unternehmen auszuführen gedenkt, fo muß
ein kluger Kommandant augenblidlicd, beurtheilen, ob der Gegner
durch feine Bewegung vielleicht feine Flanken oder gar feine
Rüdzugslinie preidgegeben habe. In einem ſolchen Falle ergreife
man, wenn man der Madt des Feindes noch gewachſen ift,
unvermeilt die Dffenfive, um durch ein entichloflened Vorrücken
den Gegner zu einem eiligen Rückzuge zu nöthigen.
Sollte man jedoch die Uiberzeugung erhalten, daß der
Feind Feine ernftliche Operation bezwecke, fondern blos die Abs
fiht habe, und durch eine Demonftration aus der innegehabten
Stellung zu manövriren, oder unfere Streitkräfte vom wahren
Angriffspunfte abzuleiten, fo bleibe man dagegen ruhig in der
urfprünglichen Stellung, indem der Gegner dann von der Des
monftration ablaflen, oder fih und nähern muß, daß fich fein
Unternehmen in einen wirklichen Angriff verwandelt, und es in
unfere Wahl geſtellt ift, feine getrennten Kräfte theilmeife zu
fchlagen.
Gegen Scheinattaquen, deren fich der Feind zur Erleichtes
rung der Forcirung eines Dorfed, Waldes oder Fleineren Pofis
tion bedient, fo wie gegen Demonftrationen, die während bed
Gefechte ausgeführt werden, dedt man fih am ficherften durch
verhältnißmäßig ftarfe Neferven, die erft dann zu verwenden
find, wenn man mit Sicherheit den wahren Angriffspunft und
die Abſicht ded Gegners erkannt hat.
Dft geichieht ed, daß der Feind, während wir offenfiv
gegen ihn vorgehen, Demonftrationen beginnt, um Zeit zu ger
winnen oder unfere Abficht zu ſtören. — Wurde ber Angriffds
punkt mit Sachkenntniß gewählt, dann darf man ſich durch nichts
irre: leiten laſſen, ſondern vielmehr raſch gegen benfelben vors
rüden, und ihn mit vereinter Kraft zu überwältigen trachten. —
IR unfere Attaque gelungen, und bie feindliche Hauptmacht ges
worfen, dann find wir bed Gieged gewiß, wenn ed aud der
Gegner dahin gebracht hätte, durch feine Demonftrationen ober
Scheinangriffe einzelne Vortheile zu erringen, die er in einem
ſolchen Falle ohnedem nicht lange zu behaupten vermag.
Bei einem
wirklichen
Fehler des
Beindes.
Bei einer
bloßen Des
monftration.
Bei Schein |
attaquen.
In der
Dffenfive.
Pauptarund. Rur dadurch alfo, daß man in der Defenfive das vorzuͤg⸗
al Denon. ihfte Augenmerk auf die Behauptung des entfcheidendften Punktes
ftrationen verwendet, und in der Offenſive in. Ausführung der Hauptunter⸗
und Schein nehmung fortfährt, wird es möglich, ſich gegen Scheinangrife
angriffe. '
und Demonftrationen zu fichern.
DO Due —
Zehnte Abtheilung.
Hiuterbalte uud Niberfälle.
$.1.
Bon den Sinterbalten.
Begriff eines Hinterhalt nennt man eine verfiedte Truppenaufftellung in
Hinterhaltes. der Nähe eined Ortes, ben der Feind gewiffen Vorausſetzungen
zu Kolge paſſiren muß, um, fobald berfelbe erfcheint, hervor
brechen und ihn unvorbereitet anzugreifen. Solche Unterneh
mungen find daher auf Uiberraſchung eines im Marfche begriffenen
Gegners gegründet, und müflen, um ihren Zweck zu erreichen,
mit Vorſicht und Schlauheit ausgeführt werben.
PR Na Unerwartete Angriffe fhwäcen den Muth und bie morw .
nepmungen, üſche Kraft einer Truppe, felbit jener, die im offenen Kampft
mit Kaltblütigleit und feſtem Vertrauen dem Feinde entgegen
rücken würde; ebenfo fhägt man gewöhnlich den mit Lärm um
von mehreren Seiten gleichzeitig hervorbrechenden Feind weil
ftärker, und es bedarf fehr entichloffener und Faltbfütiger Of
ziere, um bei berlei Fällen nicht die Befonuenheit zu verliere,
und die Truppe beifammen zu behalten. Sinterhalte erlauben
daher meiftens, ſich ſelbſt mit einen färfern Gegner zu meflen
ihn zu fchlagen, theifweife zu zerſtreuen und gefangen zu nehmen, |
oder fonft andere Coups de main mit Glück auszuführen.
Begünftigen« Se durchfchnittener, zerriffener und gebirgigter das Terram
des Terrain. jſt, deſto Leichter gelingen ſolche Unternehmungen, da ed dem
Keind Außerft ſchwer wird, während bes Marſches alle vorhaw
denen Schlupfwinkel, die und verbergen können, zu durchſuchen.
_863
Allein auch in einer offenen, ebenen Gegend Eönnen oft Gräben,
Gebüſche, Heden, Zäune, fo wie das im Eommer auf den Fels
bern hochftehende Getreide mit Bortheil zu einem Sinterhalte
benügt werden.
In Stalien, wo ſich meiſtens zwifchen den Wiefen und .
Aeckern tiefe Abzugsgräben befinden, und die auf den Feldern
ftehenden Bäume und Weinſtoͤcke die Ausficht ded anf der Straffe
marfchirenden Feindes ungemein beſchraͤnken, wird man häufig
im Stande fein, einen unvorfihtigen Gegner in einen Hinterhalt
zu loden.
Haͤuſer, Dörfer und andere gefchloflene Ortſchaften follen
jedoch fo viel ald möglich, und wenn ed nicht befondere Umftände
erfordern, zur Ausführung eines folchen Unternehmens nicht: ges
wählt werden; übrigend muß jeder Verſteck mehrere Ausgänge
haben, damit der vielleicht von unferer Abficht unterrichtete Feind
nicht im Stande fei, und daſelbſt abzufchneiden und einzufcließen.
Um jedoch den eigentlichen Zweck, nämlih: Wiberrafchung
ded Gegners, zu erreichen, und alle hierauf Bezug nehmenden
Maßregeln gzwedmäßig einleiten zu können, ift nöthig:
1. Genaue Kenntniß der Beichaffenheit des Terrains,
2. der Stärke, Waffengattung und Marfchorbnung des
Feindes,
3. der Zeit, in welcher feine zu überfallenden Truppen,
Kouriere, Transporte u. dgl. an diefem beflimmten Punkte ans
fommen, endlich,
4. Beobachtung des firengften Geheimniſſes, weshalb auch
alle nöthigen Vorkehrungen fo getroffen werben müflen, daß der
Gegner auf Feine Weife Nachrichten von unferem Vorhaben erhalte.
Was die Stärfe der zu einem Hinterhalte beftimmten Truppe
betrifft, fo ergibe fich felbe durch die richtige Wergleichung ‚der
Beichaffenheit des Xerraind mit der Stärke der anzugreifenden
Truppe, und der Entfernung der nächſten feindlichen Poften und
Unterftügungen.
Obſchon man in folchen Fällen blos dur Uiberraſchung
einen Vortheil gewinnen kann, fo darf demungeadtet, um eigge
glühlihen Erfolges gewiß zu fein, die zu berlei Unternehmungen
beſtimmte Truppe nicht in gar zu großem Mißverhältniffe mit
der Stärke des Feindes fliehen, den man angreifen will. —
Andererſeits ift ein Hinterhalt von fehr großer Stärke nur Außerft
Daupterfors
derniſſe.
Staͤrke der
hiezu beſtimm⸗
ten Truppe.
364
felten ausführbar, denn man findet nicht fo leicht verborgene
Mläge, die für größere Truppenkoörper fihern Verſteck barbieten;
auch laͤßt fich nicht vermuthen, daB ber Gegner während des
Marſches alle Borfihtömaßregeln fo vernadläfligen wird, um
felbft einen bedeutenden Hinterhalt nicht zu entdeden.
Waffengat⸗ Die Wahl der Truppengattung wird durch die Beſchaffen⸗
tungen. heit bed Terrains beſtimmt, daher nimmt man zu ſolchen Unter
nehmungen bald Infanterie, bald Kavallerie, doch bleibt es ftets
vortheilhaft, auch hier beide Waffengattungen möglichit zu vers
einen, um daburd den Nuten ihrer wechſelweiſen Unterſtützung
zu erhalten.
Auswahl der Um aber eined glüdlichen Erfolges defto ficherer zu fein,
Mannſchaft. waͤhle man zu einem Unternehmen dieſer Art jene Mannſchaft,
auf deren Treue man ſich ganz verlaſſen kann, und die mit per⸗
ſonlicher Tapferkeit bie erforderliche Kaltblütigkeit verbindet, um
ſich auf dem Orte ihrer Beflimmung ruhig zu verhalten, jeden
nur fcheinbaren Vortheil unbenütt zu laffen, und das Zeichen
zum Angriffe gelafien und unverbroffen abzuwarten; — auch find,
um fich nicht der Gefahr, entdeckt zu werben, auszufegen, feine
mit Huften behaftete Leute, fo wie auch Feine wiehernden Pferde
mitzunehmen.
De gehen Der Kommandant der zu. einem Sinterhalte beftimmten
danten vor Truppe hat fih über den Zwed feiner Sendung, fo wie über
dem alle darauf Bezug nehmenden Umftände genau unterrichten zu
Abmarſche. laſſen, feinen Auftrag Niemanden mitzutheilen, fih nad Moͤg⸗
lichfeit eine vorläufige Kenntniß bed Terraind, fo wie der zu
feinem Beftimmungsorte führenden Wege zu verfchaffen, Fündige
Boten zu wählen, und biefe während der ganzen Erpebdition ber
befondern Auffiht eined verläßlichen Unteroffiziers anzuvertrauen.
Zugleich beftimmt er feine Avant, Arrieregarde und Flanqueurs,
fo wie die Zeichen, womit ihm biefe während des Marſches jede
Annäherung bed Feindes oder fonft drohende Gefahr unverweilt
anzuzeigen haben.
Zeit zum Mas die Zeit bes Abmarfches betrifft, fo hängt diefe
Abmarſche. 1. von der Entfernung des zum Hinterhalte beſtimmten
Punktes.
2. von der Beſchaffenheit der dahin führenden Wege und
3. von der Zeit ab, in welcher der Gegner den erhaltenen
Nachrichten zu Folge an eben dieſem Orte anlangt.
365
Stets fol man feinen Marſch fo einrichten, daß man 1,
hoͤchſtens 1'"/, Stunde vor der Ankunft des Feinded an dem bes
ftimmten Plate eintreffe; denn die unangenehme und zwangvolle
Stellung, melde die Leute im Verſtecke mit den Waffen in der
Hand zu nehmen genöthigt find, würde, wenn fie in diefer Lage
viele Stunden auf den Gegner warten müßten, ihre Kräfte noch
vor dem eigentlihen Angriffe erfihöpfen, oder zu Nachläfligfeiten
Anlaß geben, die man auf alle mögliche Art vermeiden muß.
Damit ein folched Unternehmen gelinge, foll ed, wie bereite
gefagt wurde, bis zum Augenblicke der Uiberraſchung dem Feinde
ein Geheimniß fein; es ift Daher nöthig, ihm den Marſch an den
zum Verſtecke gewählten Punkt zu verbergen, weshalb man ſich
dem legtern mittelft eined Ummegesd, und wo möglich auf wenig
betretenen Feldwegen zu nähern trachtet, damit, wenn auch feinds
lihe Kundfchafter dad Detafchement beobachten, fie dennoch feine
Beftimmung nicht zu errathen vermögen.
Liber die während des Marfched zu beobacıtenden Bors
fihtsmaßregeln vermweifen wir theild auf die in der dritten Abs
theilung hierüber enthaltenen Erklärungen, theild auf dad, maß.
in diefer Beziehung bei den Patrouillen gefagt wurde. — Offi⸗
ziere und Unteroffiziere wachen auf die Erhaltung der Ordnung,
Niemand darf fih aus Reihe und Glied begeben, und beſonders
ded Nachts hat die größte Stile, Wachſamkeit und Aufmerk⸗
ſamkeit zu herrfchen.
In der Nähe des zu erreichenden Punktes angelangt, bleibt
das ganze Detafchenent an einem fchidlichen Plage fiehen, wäh⸗
rend Fleine Schleichpatrouillen das umliegende Terrain mit größter
Sorgfalt durchfehen. Findet fich nichts Verdächtiged, fo befichtigt
der Kommandant in größter Schnelligfeit die zur Anlegung des
Hinterhaltes beftimmte Gegend, und wählt fich hiezu den geeige
netſten Plag. Erſt in dieſem Augenblide wird der Mannfchaft
der wahre Zweck ihres Marſches bekannt gegeben, ihr die Noth⸗
wendigfeit der größten Stile und Ruhe zum Gelingen ded Unter⸗
nehmens begreiflic; gemacht, das Signal zum allgemeinen uud
gleichzeitigen Angriffe des Gegners, fo wie ein rüdmwärts liegens
der Bereinigungspunft für den Fall des Miplingend beftimmt,
und beſonders die Unteroffiziere über die näheren Berhaltungen
im Detail unterrichtet.
Einzufchlas
gender Weg. —
Beobachtung
während des
Marfces.
Anlangen am
Drte der
Beftimmung, _
366
un —— —
——i ET
Wadl des Der Ort des Verſteckes muß fo gewählt werden, daß der
ae Feind, ohne ihn gu entdeden, fo nabe daran vorbei zu pafliren
eines Hinter: gezwungen ift, um ihn ergreifen zu fönnen, bevor er unfere Ans
haltet, näherung entdeden, zur Befinnung fommen und fich in Bertheir
digungeftand fegen fann. — Im durchfchnittenen Terrain bieten
Wälder, Geftrüppe, Hohlwege, Schluchten, Bertiefungen, Brüden
u. dgl. vortheilhafte Punkte zu folhen Unternehmungen dar.
Einzelne am Wege ftehende Häufer find jeboch zu einem Bers
ſtecke nicht geeignet, da die Vorhut ded Gegners ed wohl ſchwerlich
unterlaffen wird, fie zn durchſuchen.
Vertheilung Was die Vertheilung der Truppen im Hinterhalte betrifft,
Dee Aeuppen .fo Iaffen ſich hierüber keine allgemeinen Regeln angeben. —
Nur eine richtige Würdigung der zu erreichenden Abficht, und
eine zwecmäßige Benügung des Terraind können bier die näheren
Detaild beftimmen. Man theilt die ganze Mannfchaft in zwei
oder mehrere Abtheilungen, welche man, je nachdem es die Ums
ftände erfordern, entweder nebeneinander auf einer, oder auf
beiden Seiten ded Weges in Hinterhalt legt; im legten Falle
ftellt man fie jedoch nie gerade gegenüber, da fie ſich fonft durch
ihr eigened Feuer beichädigen würden. Von je mehr Seiten
man einen forglofen Feind anfällt, deſto größer wird feine Be
ftürzung, deſto wahrfcheinlicher feine Niederlage; dagegen haben
Verſtecke in mehreren Abtheilungen den Nachtheil:
1. Die Kräfte mehr zu vereingeln,
2. leichter entdecft zu werden, und
3. im Falle ded Miplingend fich fchwerer fammeln zu Fünnen.
Iſt der Feind und an Stärfe nicht fehr überlegen, fo fann
man die Vorkehrungen fo treffen, daß wir ihn ganz aufheben.
Zu diefem Zwede wird eine eigene Abtheilung dazu beftimmt,
dem Gegner die Rüdzugslinie abzufchneiden; it diefer aber und
zu ſehr überlegen, dann wäre ed oft gefährlich, ihm alle Rettungs⸗
Wege zu verfperren, und dadurd zu einer verzweifelten Gegen
wehr zu reizen. Kann oder will man jeboch ben Feind nicht
gleichzeitig von mehreren Punkten angreifen, fo muß man den
Hinterhalt ftetd auf der gegen unfere Rückzugslinie befindlichen
Seite des Weges anlegen, um im Kalle des Mißlingend nicht
abgefchnitten und gefangen zu werden.
Beindliche Hat der Gegner eine Avantgarde vor fick, welde bad
Avantgarden. ao rrain auf beiden Seiten ded Weges forgfam” durchſucht, ſo
367
bleibe man in größerer Entfernung von bemfelbem im Verſtecke
liegen, und fchleiche fih erft, wenn bie ganze Vorhut vorüber ift,
wieder näher an die Straſſe.
Um jedoch ſchon aus der Ferne bie Annäherung des Avifopoflen.
Feindes zu gewahren, und die Art feiner Marfchordnung zu beob⸗
achten, werden Aoifopoften auf Thuͤrmen, hohen ſtark belaubten
Bäumen, hinter der Kuppe eines Hügeld und auf anderen, eine
weite Ausſicht gewährenden Punkten dergeſtalt aufgeftellt, daß
fie vom Feinde nicht entdect, felbft aber dad ganze vorwärs
tige Terrain zu überfehen im Stande find. Zu folchen Avifos
poften muͤſſen geſchickte und verläßliche Leute oder Unteroffiziere
gewählt, und ihnen die Signale bekannt gegeben werben, womit
fie die Ankunft des Feindes oder andere Beobachtungen anzu⸗
zeigen haben; auch dürfen fie ihre Gewehre nicht laden, um
fih nicht der Gefahr auözufegen, durch einen zufälligen Schuß
den Gegner aufmerffam und den Hinterhalt dadurch unnütz zu
machen.
Oft iſt man durch die Beſchaffenheit des Terrains gends Bwifcenves
thigt, dieſe Wachen auf eine größere Entfernung vorzupoſtiren, detten.
wo dann zur Abnahme der Signale Zwiſchenpoſten, ebenfalls ſo
viel als möglich verſteckt, aufgeſtellt werden müſſen; übrigens iſt
bei der Haupttruppe ſelbſt abwechſelnd ein Mann zu beſtimmen,
welcher den Aviſopoſten fortwaͤhrend im Auge zu behalten, und
auf die verſchiedenen Signale unermüdet Acht zu geben hat.
Wenn ein Hinterhalt in größerer Entfernung von unſeren Reſerve.
übrigen Truppen angelegt werden ſoll, und keine eigene Abthei⸗
lung zur Unterſtützung und Deckung ſolcher Unternehmungen be⸗
ſtimmt wird, ſo muß der Kommandant ſelbſt einen Theil ſeiner
Mannſchaft an einem rückwaͤrts liegenden, vortheilhaften Punkte
als Reſerve aufſtellen, die dazu beſtimmt iſt, die übrige Truppe,
falls der Angriff abgeſchlagen würde, aufzunehmen und ihren
Rückzug zu ſichern.
Wir haben bereits erwähnt, daß bie größte Stile und Stille und
Aufmerkfamkeit bis zum Signale des Angriffe beobachtet werden “ion.
muß, Die Leute bleiben in ihrem Verſtecke ruhig liegen, behals
ten dad Gewehr in der Hand, und müflen ftetö bereit fein, ſich
augenblicklich zu formiren, Unter Feinerlei Vorwand darf fi
Jemand entfernen, aufs und abgehen, fprechen. oder fonft ein
368
Geräufch verurfachen, ba oft durd bie größte Kleinigkeit ein
noch fo gut angelegter Hinterhalt entdeckt werden kann.
Benehmen Sollten vorübergehende Perfonen den Verſteck gewahr
—E werden, oder kommen Landleute, Reiſende u. dgl. in deſſen Naͤhe,
fo muß man ſich derſelben augenblicklich bemaͤchtigen, und fie nad
Umftänden entweder bei fich behalten, ober durch einen vertraw
ten Mann einige hundert Schritte zurüdführen und fo lange
bewachen -Taflen, bis das ganze Unternehmen vollendet ift.
Sollte es jedoch nicht möglich werben, einen foldhen Men
—æ* ſchen aufzufangen, oder glaubt man aus anderen Urſachen, daß
verrathen der Hinterhalt dem Feinde verrathen fei, fo muß man das ganze
wird. Vorhaben aufgeben und fchleunigit den Rückzug antreten, da der
Gegner fiker alled aufbieten wird, um uns entweder felbft ju
überfallen, oder den Rüdzug abzufchneiden. Erlaubt es jedoch
das Terrain, ſich an einem andern, hiezu ebenfalld geeigneten
Drte in Verſteck zu legen, fo kann man diefen Umſtand oft mit
vielem Bortheile benüben, da der Feind nur auf dem ihm ver
rathenen Punkte Gefahr ahndet, feine ganze Aufmerkfamfeit auf
denfelben richtet und Daher leicht aus einem neuen Sinterhalte
überrafcht werden kann.
Beim Angriff. In Rückſicht des Angriffes bemerfen wir:
1. Alle Abtheilungen haben in ihrem SHinterhalte, ſelbſt
wenn fie den Feind entdeden, jo lange ruhig zu bleiben, bie der
Kommandant den allgemeinen Angriff fignalifirt.
2. In diefem Augenblide geben alle Truppen eine De
fharge, ftürzen dann mit größtem Ungeftüm aus ihrem Hinter⸗
halte hervor und dringen von allen Seiten mit dem Bajonete
auf den überrafchten Gegner ein. Hier kommt es hanptfählid
darauf an, ihn durch die Seftigfeit des erften Anfalles in Un
ordnung zu bringen und theifweife zu fchlagen, bevor er fid
fammeln und und feine Uibermadt fühlen Iaffen kann.
3. ZR Kavallerie vorhanden, fo ſtürzt diefe ebenfalls auf
den Feind Los, fucht ihm den Rückzug abzufcmeiden und den
Angriff nad, Möglichkeit zu unterfüßen.
4, Die beiten Schügen richten ihr Feuer gleich bei ber
erften Deſcharge auf den gewöhnlich an der Spike ber Kolonne
marfcirenden Kommandanten, fo wie auf die übrigen allenfals
vorhandenen Offiziere, wodurch defto mehr Unordnung entſteht,
und der Gegner defto leichter überwältigt werben kann. |
369
5. Beforgt man in der Nähe eine ftarfe, feindliche Unters
tügung, fo ift ed am beflen, gar nicht zu feuern, fondern fich
im Angriffe blos der blanfen Waffe zu bedienen, welches auch
bei einzelnen aufzubebenden Perfonen oder bei fehr ſchwachen
feindlichen Abtheilungen beobachtet werden muß. .
6. Der Angriff fol ſtets erft dann Statt finden, wenn ber
Gegner fich in der Mitte unfered Verſteckes befindet, welches
vorzüglich bei einzelnen Patrouillen und Fleinen feindlichen Trup⸗
penförpern zu gefchehen hat, um fie von allen Seiten zu umrins
gen und dadurch defto ficherer gefangen zu machen. ,
Iſt ed dem Detafchement gelungen, den Zweck ded gelegten Riding nad)
Hinterhaltes zu erreichen, fo hat es feine Beftimmung erfüllt und Unternehmen.
tritt, nachdem es ſich der gefangenen Feinbe gehörig verficherte,
in größter Eile und mit Beobadtung aller nöthigen Vorſicht
feinen Rüdzug an, da die Vernachläſſigung irgend einer Sicher,
heitsmaßregel, oder eine unnöthige Verfpätung dem Gegner oft
Gelegenheit gibt, der Truppe nachzueilen, fie mit Uibermacht
anzugreifen, ihr alle errungenen Vortheile zu entwinden und die
Gefangenen zu befreien.
Bei Unternehmungen dieſer Art müſſen die Kommandanten Nach abge⸗
übrigens ſtets auf ihren Rückzug bedacht fein, im Falle der An» ſhlagehen
‚griff durch begangene Fehler oder unvorhergefehene Umftände
mißlingen follte. Es wird demnach, wie bereitd erwähnt wurde,
(eich bei Anlegung eined Hinterhalted ein rüdmärts liegender
Verfammlungsort beftimmt, jeder einzelnen Abtheilung die nöthige
Unterweifung gegeben und die Mannfchaft, um jeder gefahrvollen
Unordnung vorzubeugen, auf alle möglichen Ereigniffe vorbereitet.
Erfjcheint der erwartete Gegner nicht, fo werden Die vers Nenn der
fhiedenen Abtheilungen in Stille raillirt, und treten hierauf heim. Feind nict
lich den Rüdzug an, um dem Feinde die gehabte Abſicht zu vers erſcheint.
bergen, ‚und durch ihre Entdeckung denſelben für die Zukunft
nicht mißtrauifcher und daher in feiner Marfchorbnung vorfichtiger
zu madıen.
Die Fälle, wo Hinterhalte gelegt werden können, find zu Beifpiele, wo
verfchieden, als daß ed möglich wäre, aller zu ermähnen. Wir gelegt werben
begnügen uns demnach, hier nur einige derfelben anzuführen, um Eönnen.
zu_bemweifen, wie häufig folche Linternehmungen im Laufe bes
Krieges Statt finden, und wie nöfhig es gegenfeitig iſt, bei allen
24
370
Maͤrſchen bie größte Sorgfalt anzuwenden, um nicht felbit in
einen feindlichen Verſteck zu gerathen:
1. Kleine, feindliben Patrouillen gelegte Hinterhafte haben
gewöhnlich den beften Erfolg, da man zu einem ſolchen Borha
ben nur wenige Mannſchaft benöthiget, daher leichter einen
fihern Verſteck findet, und es der feindlichen Patronille, ihre
Schwäche wegen, befonderd im foupirten Terrain ungemein ſchwer
it, alle vorhandenen Schlupfwinfel zu durchſuchen.
2. Beunruhiget der Feind häufig unfere Vorpoſten, fo legt
man ihm entweder vor oder hinter der Kette einen Hinterhalt
an. Im legten Falle weichen die angegriffenen Feldwachen ſchein⸗
bar zurücd, und tradıten auf diefe Art den Gegner in die Schlinge
zu loden. Wurde diefer einigemal durch ſolche unermartete Ans
griffe gewigigt, dann läßt er gewöhnlich unfere Kette mehr in
Ruhe, oder unternimmt feine Angriffe mit mehr Vorbereitungen,
wodurch fie fichtbarer und daher unfchädlicher werden.
3. Hat man fihere Nachrichten, daß der Feind einen Pr
ften befegen wird, und erfährt man, daß er, feinen Angriff ver
muthend, die nöthigen Berfihtömaßregeln vernachläfligt, fo legt
man fich in der Nähe des bezeicneten Ortes in Verſteck, um
ben Gegner gleih nach feinem Anlangen zu überfallen und auf
zuheben.
4. Bei Rüdzügen kann man oft einen lebhaft verfolgen
den Feind durch gelegte Hinterhalte abſchrecken und dadurd Zeit
gewinnen. Diefe Verſtecke werben durch eine Abtheilung der
Haupttruppe gebildet, und der Kommandant der Arrieregarde
hievon benadirichtigt. Sobald fih nun diefe letztere dem bezeid‘
neten Punkte nähert, beginnt fie ein kurzes Gefecht mit ber
feindlichen Vorhut, und fucht dann durch eine verftellte Flucht
den Gegner zu einer higigen Verfolgung zu reizen und in die
Falle zu Ioden.
5. Oft werden Hinterhalte gelegt, um feindliche Kouriert,
reifende Offiziere und Generale aufzuheben oder ſich der Tran
porte, Munitiondzufuhren, Kriegskaſſen u. dgl. zu bemäkhtigen.
In folchen Gelegenheiten wird ein Theil der Mannfchaft beftimmt, |
die Bededung niederzuhauen oder in die Flucht zu fchlagen,
während der andere Theil fich unvermweilt der benannten Perle
nen oder Begenftände bemeiftert. Bei aufgefangenen Kourieren
gebe man befonders darauf Acht, daß diefelben feine Zeit gewinnen,
371
ihre Papiere zu vernichten, und verfäume fein Mittel, um
fih aller ihrer Schriften, wovon fie meiftend Die wictigfen zu
verbergen trachten, alſogleich zu bemächtigen.
6. Umſtaͤnde und die Kenntniß des Feindes ſetzen uns
übrigens oft in Stand, einen unerfahrenen und hitzigen Gegner
durch verſchiedene Kriegsliſten in eine ihm gelegte Schlinge zu
locken. — Angriffe und gleich darauf verſtellte Ruͤckzüge, falſche
Nachrichten und VBorfpielungen von irgend einem ausführbaren
Unternehmen, welche man dem Gegner auf eine gefbicte Art
binterbringen läßt u. dgl. mehr, koͤnnen häufig dazu dienen, ihn
zu einer Bewegung zu verleiten, die und zu einem liberfalle.
Gelegenheit gibt..
6. 2.
Bon Wiberfällen.
Unter Uiberfall verfteht man den plöglichen und unvermus Begriff der-
theten Angriff eines lagernden ober bequartirten Feindes, oder ſelben.
eined von ihm befetten Poftens, ehe er Zeit hat, "fih in gehö⸗
rigen Bertheidigungsftand. zu feßen. — Liberfälle find daher
ebenfo, wie Hinterhalte auf Wiberrafhung berechnet, und der
Unterfchied liegt bloß darin, daß man bei legteren im Berftede
ruhig die Ankunft eined marfchirenden Gegners erwartet, bet
Uiberfällen aber gegentheilig ſelbſt gegen die Aufftelung desſel⸗
ben vorrückt.
Wir haben bereits bei den Hinterhalten erwaͤhnt, daß bie Vortheile fols
moralifche Uiberlegenheit es uns bei ihnen möglich macht, fidh —S
ſelbſt gegen einen weit ſtärkeren Feind zu wagen. Bei einem
Uiberfalle ſind dieſe Vortheile im Allgemeinen nur noch groͤßer,
beſonders wenn es uns gelingt den Feind in einem Augenblicke
anzufallen, wo er ſich in ſeinem Lager oder Quartiere der Ruhe
uͤberläßt, die Waffen abgelegt hat und keinen Angriff vermurhet.
In der Ausführung kommt ed daher hauptfächlich auf die Benüs
gung eines ſolchen günftigen Umftandes an, diefer mag nim in
der fehlerhaften Yufftelung des Feindes, in ver fihläfrigen
Ausübung feines Sicherheitöbienfted oder in der Vernachläfligung
irgend einer andern Borfihtömaßregel beſtehen. — Sole Gele
genheiten fol man daher nie vorübergehen laſſen, um uns in
24*
Zeit zu ihrer
Ausführung.
372
den Bei eined Punktes zu fegen, deflen Forcirung fonft viel
leicht mit vielem Berlufte verbunden wäre, oder durch Gefan⸗
gennehmung des Feinded, Aufhebung feiner Magazine u. dgl.
einen Bortheil zu erhalten. In ber fiebenten Abrheilung dieſes
Felbunterrichted haben wir bereit ermähnt, welchen Nuten
Uiberfälle, wenn fie anders möglich find, beim Augriffe der De
ſilees, Flüffe, Brüden, Gebirgspäfle, Schanzen u. dgl. gemähren,
und befchränfen und daher bier blos anf die Detailvorfhriften
ihrer Ausführung.
Die beite Zeit zu folhen Unternehmungen ift die Nadıt,
ba man unter ihrem Schleier ſich bie zu dem feindlichen Poſten
unbemerkt vorzufchleihen, der Gegner aber im Augenblide der
Attaque unfere Stärke und Bewegungen nicht zu beurtheilen
vermag, die Gefahr demnach oft für weit größer hält und deſto
leichter überwältigt wird; der Marfch ift daher fo einzurichten,
daß man kurz nad Mitternacht bei den feindlichen Poſten aw
fomme. Demungeactet unternimmt man Wiberfälle aud dei
Tages, und zwar beionderd
1. bei ftürmifhem, vegneriihen Wetter, wo die feindlichen
Borpoften einen Angriff weniger vermuthen;
2. bei ſtarkem Nebel, der die Ausficht der Vedetten be
fchränft und unfern Vormarſch dem Feinde verbirgt;
3. zu Stunden, wo gewöhnlich ein Theil der Mannihaft
abkocht, die Pferde gefüttert werden, oder wenn ſich alles ber
Ruhe überläßt, und befouderd im Sommer die ausgeſtellten
Wachen abgemattet durch die Hige, weniger thätig und auf
merkſam find;
4. mit Tagedanbruh, wo man die Frühpatrouißien deö
Feindes ungeſtört zurückkehren läßt, und erft dann dem durch die
Meldungen der erfteren forglod gemachten Gegner angreift;
5. wenn die ‚Befchaffenheit des Terrains eine fehlerhafte
Ausſtellung ber Borpoftenfette, oder die Bernachläfligung irgend
einer andern Borfichtömaßregel von Seiten deö Feindes es und
möglich macht, fich feinem Poften ſchnell und unentbedt ja
nähern;
6. wenn man den Gegner ſchon öfters allarmirt hat, ohne
etwas Ernſtliches auszuführen, da er fih Dann Leicht werfeiten
laſſen wird, jede Annäherung unferer Truppen für eine gemöhn
liche Neckerei zu halten.
> 373
Mit je größeren Schwierigleiten übrigend der Angriff
eined Poſtens verbunden if, um deſto ficherer hält ſich der
Feind, defto weniger Borfiht und Wachſamkeit wirb er für
nöthig erachten, und um befto leichter kann er oft überfallen
werden.
Damit foldie Unternehmungen gläden, muß man über bie ‚ung der-ogr-
vorhabende Abficht bid zum letzten enticheidenden Augenblide das habenben
größte Geheimniß beobachten, alle nöthigen Vorbereitungen im Abſicht.
Stillen treffen, durch keinen Umſtand die Aufmerkſamkeit des
Gegners wecken, und ſich detaillirte Nachrichten uͤber alles das⸗
jenige verſchaffen, was auf die Entwerfung einer richtigen Dis⸗
poſition und auf das Gelingen des Uiberfalles einen Einfluß
hat, und zwar:
1. Uiber die Lage und Beſchaffenheit des feindlichen Po⸗ Lokallenntniß
ſtens oder Lagers; angugreifen-
2. melde Wege gegen bie Fronte, und welche gegen die den Punktes
Flanken oder den Rüden desfelben führen;
3. ob das umliegende Terrain offen oder durchſhmiten iſt,
uns alſo vielleicht den Vortheil gewährt, ſich gedeckt und unbe⸗
merkt nähern zu können;
4. wie ſtark die Beſatzung iſt, aus welchen Waffengats en
tungen, und aus wie viel Snfanterie, Kavallerie und Artillerie yes Feindes.
fie befteht;
5. mie bie Vorpoſten ausgeftellt find, in welcher Entfers
nung von einander, und an welchen Punkten die Vedetten und
Feldwachen ftehen, ob man den Rüden ded Poſtens vernadıs
läffigte, und wie überhaupt der Sicherheitsdienft betrieben wird;
6. welche Wege die feindlichen Patrouillen einfchlagen ,
welche Stärke fie haben, und zu welcher Stunde fie gewöhnlich
ausgehen und wieder zurücdfehren, um ihnen nach Mögtichkeit
auszumeichen, und Durch fie im Vormarſche nicht entdedt zu
werden;
7. wo bie naͤchſten Poſten und Unterftügungen ftehen, und
wie viel Zeit fie nach ihrer Entfernung benöthigen, um dem
angegriffenen Punkte zu Hilfe zu eilen;
8. wo in größeren Dertern und Plätzen dad Quartier ded
feindlichen Befehlshaberd, die Hauptwache, die Magazine, Kas
fernen, Eanımelpläge u. dgl. liegen
— —— —
Berücfichtis
gung der
moralifchen
Eigenfchaften
des Gegners.
Dermeidung
der Rekognos⸗
cirungen.
Entwerfung
der
Dispoſition.
374
Auch die moraliihen Eigenſchaften und Die Kriegstang⸗
lichkeit fomohl des Kommandanten, als feiner Truppe find in
folhen Gelegenheiten zu berüdfichtigen, da fie häufig die Urfade
bilden, auf die man das Gelingen bed Uiberfalles gründet.
Es ift felten thunlich und überhaupt nicht rathfam, eine
eigene Rekognoscirung vorzunehmen, da man den Gegner dadurd
auf die natürliche Vermuthung, daß man etwas gegen ihn vor
habe, bringen und feine Aufmerffamfeit erweden würbe. — Man
trachte demnach, die nöthigen Nachrichten durch Kundfchafter und
Deferteurs zu erhalten, und einige Landeseinwohner zu geminnen,
die Das Terrain mit allen Fußfteigen und Saummegen genau
fennen, und fih zu Wegmeifern verwenden lafjen.
Erft dann ift man im Stande, eine zwecdmäßige Did
pofition zu entwerfen. Diefe enthält:
1. Die Stärke und Waffengattung der Truppen, die zur
| Ausführung des Uiberfalles beftimmt find;
Zahl und
Zufammens
feßung der
Truppen,
2. Art und Stunde, wo fie fih in größter Stille zu ver⸗
fammeln und mit allem nöthigen Materiale, ald: Leitern,
Krampen, Schaufeln u. dgl. zu verfehen haben;
3. in wie viel Abtheilungen fie vorrüden, und wer jet
berfelben befehligt;
4. welche Wege fie einfchlagen, und um melde Stunde fl
fich in Marfch fegen, um gleichzeitig an den Ort der Beſtimmung
zu gelangen;
5. welche Punkte fie anzugreifen, oder welche Detailaufgabt
jede dieſer Abtheilungen zum vollfommenen Gelingen des ganzen
Unternehmens auszuführen hat;
6. welche Stunde oder welches Signal für den gleichzei⸗
tigen und allgemeinen Angriff des feindlichen Poſtens feftgeleg!
wird, und
7. wie ſich im Falle -eined Unglückes zu benehmen, um
wo die Neferve zur Dedung des Rückzuges aufzuftellen if.
Mas die Zahl und Zufammenfegung der zur Ausführung
eines Uiberfalles beftimmten Truppen betrifft, fo laſſen ſich biele
nur durch das Terrain, welches den anzugreifenden Poften um⸗
gibt, die Waffengattungen des Feindes, und die Art, wie er für
feine Sicherheit durch Borpoften, Schanzen, Verhaue u. dgl. 9°
forgt hat, beftimmen. Ein in der Ebene frei und nicht gebedt
fichender Poften wird am fchneliften und ficherften mit leichter
375
Tr ——
Kavallerie überfallen; bei Dörfern, Schlöffern, Schanzen, fo wie
in Wäldern und Gebirgen verwendet man dagegen größtentheils
Infanterie; ftetö bleibt ed jedoch vortheilhaft, wo das Terrain
ed „erlaubt, beide Waffengattungen zu vermengen, und dadurch
den Nugen ihrer wechfelweifen Unterftügung zu erhalten, Dieſes
ift befondersd bei Uiberfällen größerer Art nothwendig, wo man
oft auch den vorrüdenden Koldnnen einige Gefchüge oder Nafeten
zutheilt, welche Ießtere, da fie mit großer Leichtigkeit und ohne
Geräuſch fortgebracht werden Fünnen, fich hiezu vorzüglich eignen.
Sind zur ‚Ausführung des Uiberfalled Hecken niederzureißen,
Pallifaden und Verhaue zu öffnen, Gräben, Erdwerke oder Mauern
zu überfteigen, fo müflen den verfchiedenen Abtheilungen die nöthige
Zahl von Zimmerleuten und Arbeitern beigegeben werden, um
die vorhandenen Hinderniffe fehnell aus dem Wege zu räunten
und das Borrüden der Angrifföfolonnen zu befördern.
Solhe Unternehmungen erfordern ein eigenes Talent: Eigenfchaften
Schlauheit, Energie und Drientirungsgabe find wefentlice Er e Kommans
forderniffe des Kommandanten, weßhalb hiezu blos taftvolle,
friegserfahrene Offiziere zu verwenden find.
Bei Liberfällen Fleinerer Art bleiben die zur Ausführung Vertheilung
derſelben beſtimmten Abtheilungen gewöhnlich beiſammen, fuchen der Truppe.
ſich unbemerkt dem feindlichen Poſten zu nähern und ſtürzen dann
plötzlich auf ihn los. Bei Uiberfällen größerer Art aber theilt
man die Truppe meiftend in zwei oder mehrere Angrifföfolonnen,
und während eine derfelben gegen die Fronte des Feindes vors
rückt, jchleihen fi die anderen in deſſen laufe oder Rüden,
um ihn, wenn dad Signal zum Angriffe gegeben wird, von
mehreren Seiten zugleich anzufallen, und den Sieg defto ficherer
zu erringen. |
Was die Stärfe der verfchiedenen Abtheilungen betrifft, fo Stärte der
richtet fich diefe nach der Schwierigkeit der von jeder derfelben Abteilungen,
befonderd auszuführenden Aufgabe der Wichtigkeit des anzus
greifenden Punktes, und der Größe des zu vermuthenden Wider⸗
ſtandes; es bleibt aber. ſtets vortheilhaft, die Hauptmacht gegen
die Flanfe oder den Rüden ded Poſtens zu bdetafchiren, Die
Fronte aber, wo der Gegner gewöhnlich den flärfften Angriff
vermuthet, nur durch Scheinattaguen zu befchäftigen.
Um jedoch bei folchen Unternehmungen in mehreren Kolonnen, Yorfihten bei
, , Rue Uiberfällen i
beſonders des Nachts, jede Unordnung zu vermeiden, tft es nöthig: mehreren n
Kolonnen.
— —
Beobachtun⸗
gen während
des Marſches.
376
1. Rad der Beichaffenheit und Größe ihres Weges bie
Stunde ded Aufbruches möglihft genau zu berechnen, und die
Befehle fo einzurichten, daß fie gleichzeitig an dem Orte ihrer
Beltimmung anlangen, weshalb hiezu eine Stunde oder ein
Signal feitgefegt werden muß. Im erften Falle find die ihren
der Kommandanten vor dem Abmarfche gleich zu ftellen, und fo
jedem Mißverftändniffe vorzubeugen.
2. Den Kommandanten der verfhiedenen Abtheilungen
deutliche Uintermeifungen über ihr DBerhalten zu ertheilen, den
Zufammenhang der ganzen Unternehmung zu erflären, die Ans
griffspunfte genau zu beitimmen, fie auf alle eintretenden Schwie⸗
rigfeiten aufmerffam und mit ihrer Aufgabe in vollem Sinne
vertraut zu machen.
3. Den Kolonnen verläßliche, der Gegend vollkommen kun⸗
dige Boten beizugeben, bie fie auf den verfchiedenen Wegen an
den Ort der Beftinmung mit Sicherheit zu leiten im Stande find.
4. Nebft der Lofung noch ein eigenes Zeichen zu beftimmen,
um befonders, wenn Lliberfälle in finfteren Nächten unternommen
werben, fih im Augenblide des Angriffes wechſelweiſe zu erfennen
und jede Unordnung zu verhüten.
Uiberhaupt kann man in folhen Gelegehheiten nicht genug
Borficht anwenden, denn dad Zufrühfommen oder die Berfpätung
einer einzigen Kolonne hat ſchon oft wohl überdachte Unterneh,
mungen biefer Art fiheitern und ed dem Feinde möglich gemacht,
den Angreifenden mit Berluft zurücdzufchlagen. — Es ift daher
ftetö vortheithaft, das zum Uiberfalle beftimmte Detaſchement fo
lange beifammen zu behalten, bis man in die Nähe des feind-
lichen Poſtens gelangt, und dann erft die verfchiedenen Abtheis
Iungen gegen ihre Angriffspunfte zu detaſchiren.
Der Marfh zum Uiberfalle ift mit größter Stille und
Schnelligfeit auszuführen. Avantgarde und Flanqueurs marfciren
näher ald gemwöhnlih an der Haupttruppe, und leßtere können
auch öfters ganz eingezogen werden. An der Zpite der Bors
truppe befindet fich nadı Umftänden ein Offizier oder Unteroffizier,
welcher, der Leitung des Boten folgend, auf jedes Geräufch Acht
zu geben, und alle Entdedungen ſchnell anzuzeigen hat. Feuers
ſchlagen, Tabakrauchen u. dgl. find ftrengitend gu unterfagen, um
nicht die nahenden Kolonnen dem Feinde gu verrathen, und
das Unternehmen fcheitern zu machen.
377
Sieht man. feindliche Patrenilfen, fo iſt es am beſten, ſich Begegnung
ſchnell zu verbergen, und fie ruhig vorüberziehen zu laſſen. Kehren glerroniuen.
diefe eben gegen ihre Poſten zurüd, fo erhält man dadurch ben
Vortheil, daß der Feind, durch die von ihnen erhaltenen beruhis.
genden Nachrichten ficher gemacht, um defto feichter überfallen
werden Tann. Hunt jedod die Patrouille und bereitd entdeckt, fo
darf man feine Zeit verlieren, fie herzhaft anzufallen, zu vers
folgen, und wo möglich den feindlichen Poften, wenn man fie
nicht abfchneiden oder gefangen nehmen kann, mit ihr zugleich zu
erreichen.
Sollte man den Feind erſt nach Zurüdlegung mehrerer Bei Märchen
Märfche zu überfallen im Stande fein, fo theilt man, damit die "Angerer
feindlichen Kundſchafter unfere Abficht nicht errathen, dad Kom⸗
mando in mehrere Theile, welche ın verichiedenen Nichtungen
marfchiren, fich aber einige Stunden vom Feinde an einem ihnen
befannt gegebenen Sammelplatze wieder vereinigen. Uibrigens
muß alles aufgeboten werden, den Gegner zu täufchen, und
unfere Abficht zu verheimlichen. Man übergibt daher den Koms
nıandanten der einzelnen Abtheilungen gewöhnlich verflegelte,
ſchriftliche Befehle, welche erft auf dem Marfhe an einem bes
ftimmten Punkte erbrochen werden bürfen, und die wkiteren Dis⸗
poſitionen enthalten.
Was die Ausfuͤhrung des Uiberfalles betrifft, ſo richten ſich Ausfibrung
bie Details desſelben nadı ber Lage und Befhaffenheit des ans iberfalles,
zugreifenden Punktes. Im Allgemeinen bemerfen wir hierüber:
1. Man tracte die feindlichen Wachen entweder nieder, Wiberrumpes
zuftoßen, bevor fie ihre Poften allarmiren koͤnnen, oder wenigſtens Kuren
gleichzeitig mit denfelben an letztere zu ftünzen, und dem- Gegner Wachen.
daburd feine Zeit zu geben, fih zu ſammeln und in Bertheidis
gungsftand zu ſetzen.
2. Der Angriff muß gleichzeitig geichehen, weshalb ſich die Gleichzeitiger
verfchiedenen Abtheilungen, wenn fie in die Nähe des zu übers Abrbeifungen.
fallenden Poftend anlangen, bis zur feftgefettten Stunde, oder
bis dad Signal gegeben wird, in einiger Entfernung verftedt
zu halten, ımd dann erſt hervorzubrechen haben. _
3. Das Gelingen folher Unternehmungen hängt gemöhnlic Benehmen
von der Benügung des erften Augenblided ab, mo der Feind, Augenblidet
durch die Uiberraſchung entfräftet, deſto weniger fähig ifl, einen
Widerftand zu leiften. Der Angriff hat demmach mit Entichloffenheit
378
und Ungeſtüm ausgeführt zu werben; man trahte bie Beſtür⸗
sung des Gegnerd durh das Wirbeln ber Trommeln, das
Scmettern der Trompeten und das Feldgeichrei der Soldaten
zu vergrößern, feinen Schreden zu vermehren und ihm unfere
Kräfte viel ftärfer glauben zu machen.
Vermeidung 4. Das Feuern ift fo viel ald möglich zu vermeiden und
des Feuers. mit blanker Waffe gegen den Feind vorzudringen, weshalb man
auch die Mannſchaft in den meilten Gelegenheiten gar nicht
laden läßt.
Aufftelung . 5. Zur Unterflügung ded ganzen linternehmend und zur
ber Reſerve. Deckung des Nüdzuged wird an einem vortheilhaften Punfte
des hiezu beflimmten Weges eine verhältnißmäßige Reſerve in
angemefjener Entfernung von dem anzugreifenden Poften aufger
ftellt, welcher man auch alle Gefangene, eroberte Kaflen, Kar
honen, Fahnen u. dgl. entweder zur Bewachung oder zur unver
weilten Weiteresfortirung übergibt.
Vorſicht gegen 6. Stetd muß man, wie bereitd bei ber Entwerfung der
Gone Une Dispofition erwähnt wurde, bei Ausführung eined Uiberfalles
terftügungen. auf Die Entfernung der feindlichen Nebenpoften und Unterſtützun⸗
gen Rüdficht nehmen, und beurtheilen, ob ed denfelben möglid
ift, eher heranzueilen, bevor wir unfer Vorhaben auszuführen im
Stande find. Sollte died der Fall fein, dann wirb eine eigene
Abtheilung dazu beftimmt, um mit Umgehung des angegriffenen
Poftens jene Wege zu befegen, auf welchen die Unterftäßungen '
vorrüden müflen, um diefe wenigftens in fo lange zu beichäftigen,
bi8 wir den Uiberfall vollendet haben. Vorzüglich eignen ſich
zur Erreihung diefed Zweckes alle, an dem obbenannten Wege
liegenden Deftleed, wo man durch eine vortheilhafte Aufitelung
oft einen weit ftärfern Feind aufhalten kann.
Beftimmung 7. Bei Angriffen in mehreren Abtheilungen muß dieſen,
A Mai jobald der Uiberfall gelungen iſt, ein allgemeiner Verſammlungs⸗
iungsortes. ort gegeben werden; auch find, wenn man den eroberten Poften
nicht behaupten will oder kann, alle durch das Gelingen der
Unternehmung fi darbietenden Vortheile fchnell zu benügen.
Nähere De Die näheren Detaild ergeben ſich aus nachfolgenden Arten
rt einzelner Uiberfaͤlle, bei welchen jeder Offizier im Stande fein wird,
zu beobachten, wie ſich die beſonders anzumendenden Maßregelu
in verſchiedenen Fällen nach der Lokalität und Beichaffenheit des
feindlichen Poſtens richten.
379
— ———
Sit ein einzelnes Piquet zu überfallen, fo bleibt dad De⸗ Uiberfall eines
tafchement an einem verfiedten Orte auf 100 bie 120 Schritte er,
ftehen, . einige entichloflene Leute fchleihen ſich indeflen an bie
feindlichen Bedetten, fpringen dann fchnell auf fle los und drohen
ihnen mit dem Tode, wenn fie fchießen oder Lärm machen würden.
Iſt dieſes gelungen, fo läßt der Kommandant, der den voraud«
geſchickten Leuten langfam gefolgt ift, und ihr Benehmen be«
obachtet hat, fein Detafhement vorrüden, nähert fich in größter
Stille Dem durd die. audgeftellten Vedetten fich ficher wähnenden
Piquete, und ſtürzt dann mit dem Bajonete auf bie forglofen
Feinde, um fie entweder gefangen zu nehmen, oder niederzuftoßen.
Sollte jedoch die Vedette unfere vorangehenden Leute früher ben
merfen, dann müflen fie fich als Deferteure ausgeben, nöthigen
Falls zur Täufbung des Gegners das Gewehr ablegen, fich
aber ſtets näher heranfchleihen und die Wachen auf diefe Art
überfallen. Sind jedoch die Vedetten munter, vorfictig und
geben fie Feuer, dann muß man entweder ftill und unbemerkt
ſich wieder zurüdziehen, oder gleichzeitig mit denfelben an das
Piquet zu kommen "traten. Hat der Feind feine Borpoften
fehlerhaft audgeftellt, ift dad Terrain durchfchnitten und nicht alle
Zugänge hinlänglich bewacht, dann ift ed uns oft, befonderd in -
der Nacht möglich, unbemerkt dur die Kette zu Fommen und
die Feldwachen oder Piquete entweder in der Flanke, oder im
Rüden anzugreifen, in welchen Fällen die Beftürzung des Geg-
nerd defto größer, und das Gelingen unferes Vorhabens deſto
ficherer wird. Uibrigens bedient man fich noch verichiebener ans
derer Liſten, um den feindlichen Bebetten auf den Leib zu kom⸗
men und ein Piquet zu überfallen. — Co gibt man fih z. B.
ald eine zurückehrende Patronille aus, wozu man jedoch bie
Lofung und das Peldgefchrei kennen muß, die man entweder
durd; Spione und Deferteurd erfährt, oder den feindlichen Bifitirs
patronillen ablauſcht; auch fann man oft durdı Kleidung, Sprache
und durch ein unbefangenesd Vorrüden die ausgeſtellten Wachen
täufchen, und fo ohne ein Mißtrauen zu erregen, bis in ihre
Kähe kommen.
Soll ein größerer, mit mehreren Piqueten umgebener Poften uiberfall eines
uͤberfallen werden, ſo trachte man vor allem Nachrichten zu er⸗ MT etezzen
halten, auf welche Art er feinen. Rüden geſichert hat. Häufig umasbenen
glauben fich felbfiftändig detaſchirte Abtheilungen hinlaͤnglich Poftene.
\.
| Ä BS0 .
gededt, wenn fie ihre Borpoften in der Fronte und ben Flanken
ausjtellen, und geben dadurch Gelegenheit, mittel eines oft
unbedautenden Umweges in ihren Rüden zu Sommnen, fie von
ba unvermuthet anzufallen und ohne viel Mühe gefangen zu
nehmen, Sollte dieſes jedoch nicht möglich fein, fo trachte man
fit entweder durch die Kette zu fchleichen, ober gleichzeitig mit
den. zurückgeworfenen Piqueten bei dem Hauptpoſten anzulangen,
und ihn durch Uiberraſchung zu überwältigen. Auch ift bei folchen
Uiberfällen ftetd eine eigene Abtheilung zu beftimmen, welche,
während man auf die forglod um bie Wachfeuer figenden Feinde
ftürzt, fich ihrer allenfalls feits oder rückwaͤrts in Pyramiden
aufgeftellten Gewehre zu bemächtigen hat.
Uiberfall Um Kavallerie, die in einem durchſchnittenen Terrain lagert,
genbiiber oder in offenen Ortfhaften einquartirt ift, zu überfallen, wirb
Jufanterie verwendet. — Diefe nähert fih im erften Falle des
Nachts dem Lagerplage, gibt eine Defcharge, um die Pferde
ben zu macen, und fällt dann mit dem Bajonete über bie
Reiter her. Im legten Falle fchleicht fich ein Theil der Truppe
an die Stallungen, der andere in bie Quartiere, befonderd bed
Kommandanten, der übrigen Offiziere und der Trompeter, deren
man fich zu bemächtigen fucht. Je fpäter hiebei gefeuert und je
länger der Allarm verhütet wird, deſto größeren Bortheil ger
währen foldhe Unternehmungen.
Uiberfall des Oft ift ed möglich, den Feind auf feinem Marfche entwe⸗
egnere Haft der an dem Orte, we er einige Stunden ausraftet, oder in den
ftunden im Nachtftationen felbft zu überfallen. Je weiter unfere Truppen
her entfernt find, deſto ficherer hält fih der Gegner, und deſto feichter
ftationen. kann er überrafcht werben. Nach langen befchwerlichen Märfchen,
bei großer Site, heftigem Regen oder anderen angünftigen Wetter
vernachläfligt der ermüdete Feind leicht die nöthigen Borftcten,
die Mannſchaft überläßt fih der Ruhe, legt die Waffen zur
Seite, füttert die Pferde und ift daher deſto weniger fähig,
einen Widerftand zu leiften.
Menn er erit Erfährt man, daß ein Detaſchement exft fpät Abende einen
ee Poften Poften befegt, deſſen umliegende Gegend ihm unbefamst if, fe
bezieht. kann man diefen Jimftand oft mit Bortheil zu einem lliberfalle
benügen, indem der feindliche Kommandant, befonderd in einer
finftern Nacht, dad Terrain nicht zu refognosciren, und feine
Bebetten und Feldwachen zur Sicherung aller Zugänge zweckmaͤßig
381°
auszuftellen im Stande ift; auch werben fih feine Patrouillen
in ber unbekannten Gegend nit weit vorwagen. u
Um gegen Dörfer, offene Städte oder Drtichaften einen Liberht offes
Uiberfall zu unternehmen, wird die zum Angriffe beſtimmte Truppe "
in fo viele Abtheilungen getheilt, ald der Ort Haupteingänge
hat, wobei die Infanterie und Kavallerie dem Terrain entipres
chend verwendet werden muß. Die Infanterieabtheilungen haben
ſich fo viel möglich unbemerkt an die ihnen beftimmten Punkte,
fo wie auh an die rüdmwärtigen Audgänge der vorzüglichen
Quartiere, 3. B. des Kommandanten, der Offiziere u. dgl. zu
fchleihen und das Signal zum Angriffe abzuwarten, Jede dieler
Abtheilungen laͤßt am Eingange ded Dorfes einen ihrer Stärke
angemeffenen Theil zurüd, um ſowohl denfelben zu bewachen,
ald auch dem Feinde dad Entweichen zu verhindern. Der Reſt
der Truppe marfchirt in Neihe und Glied durch die Straffen,
und entfendet in die Nebengaffen und gegen die Gebäude, wo
der "Feind allenfalls Widerftand leiſten koͤnnte, die nottigen
Patrouillen.
Von den Angriffsabtheilungen hat eine die Beſtimmung,
gleich nach dem Allarm⸗ oder Marktplatze zu marſchiren, und
eine zweite, ſich zu dem Quartiere des Kommandanten zu begeben,
um dasſelbe zu umzingeln, und ſowohl feiner Perſon, als
auch ſeiner Papiere habhaft zu werden. Alles ärariſche Geld
und Gut iſt ſogleich auszuliefern, die vorhandenen Magazine
aber zu leeren und wegzuführen, oder wenn dies nicht. angeht,
zu vernichten. — Auch hier ſoll man ſich nicht mit Schießen be⸗
faſſen, weil dies nur Zeitverluſt verurſacht und zu Unordnungen
führt. Die Gefangenen, fo wie Kanonen, Kaſſen, Pferde u. dal.
werden von denjenigen, welde fie erobert haben, zu den am
Ausgange bed Ortes ftehen gebliebenen Abtheilungen gebradt,
dort übergeben und unvermeilt zur Neferve abgefendet, welche
ſelbe unter gehöriger Bedeckung weiter eskortirt.
e Dtſchaf⸗
ten.
Der Uiberfall eines geſchloſſenen Ortes iſt gewöhnlich mit Eines geſchloſ
größeren Schwierigkeiten verbunden, weil man zur Erreichung ſenen Ortes.
feined Zweckes Gräben, Mauern oder Wälle zu überfteigen,
Thore zu Öffnen und andere Hinderniffe aus dem Mege zu
räumen genöthigt if. Demungegchtet konnen folche Unterneh-
mungen dfterd mit Glück ausgeführt werben, befonderd:
Peitererftels
gungen.
‚38%
1. Wenn man durch vertraute Kundihafter Nachrichten
über die Schwäde oder Sorglofigkeit bed Gegners und Vernach⸗
läffigung des nöthigen Sicherheitsdienſtes erhält.
2, Wenn man im Einverftändniß mit den Bewohnern des
Ortes fteht, die und einen geheimen Zugang, ein längft vergef-
fened Seitenthor in der Mauer, eine Scleuße u. dgl. öffnen,
oder fonft auf eine andere Art zum Gelingen des Angriffes bes
bitflich find.
3. Wenn ed und gelingt, den Feind durch irgend eine Lift
zu täufchen, in den Ort verfleidet oder unbemerkt zu fommen,
und die Thore zu beſetzen.
Stets ift es aber nothmendig zu wiſſen, wie ftarf die Bes
fagung ift, welche Punkte des Umfanges am leichteften forcirt
werden können, wie tief der. Graben und wie hoch die Mauern
oder Wälle find, wo fich die Hauptwahe, die Wohnung bes
Kommandanten, die Kafernen, Magazine, Zeughäufer und Allarm-
pläte befinden, ob und wie viel Infanterie und Kavallerie bie
tägliche Bereitfhaft hält, und wie ftarf die verfchiedenen Thore
befetst find.
Uiberfaͤlle mittelft Xeitererfteigungen (Eskalade) können nur
Statt finden, wenn
1. ein Platz keine hinlängliche Beſatzung hat,
2. ſolche aus fahlechten oder nengeiworbenen Truppen beiteht,
3. der Graben nicht mit Wäffer gefüllt und die Mauern nicht
zu hoch find, oder wenn
4. der. Gegner ſich für ficher häft und den Sicherheitsdienſt
vernachlaͤſſigt.
Solche Unternehmungen erfordern eine aͤußerſt genaue und
alle möglichen Details enthaltende Dispoſition. Eine Kette von
leichter Infanterie oder Kavallerie umgibt den anzugreifenden
Ort, und darf Niemanden gegen denſelben zu gehen laſſen,
damit dem Gegner nicht das Verſammeln unſerer Truppen,
die Verfertigung oder Requirirung der Sturmleitern hinterbracht,
und er dadurch auf unſere Abſicht aufmerkſam gemacht werde.
Der Angriff geſchieht in mehreren Kolonnen, wovon jedoch ſtets
nur eine zur Haupt⸗, die übrigen aber zu Schein⸗ oder Neben⸗
attaquen beftimmt find.
Die verfchiedenen Abtheilungen erhalten die genaueften
Inſtruktionen, und werben mit der ihnen zugetheilten Rolle
y
———
— ne
vollkommen bekannt gemacht, damit fie ſich ſowohl mährend des
Angriffes, als nach dem Gelingen desſelben, oder im Falle eines
Rückzuges zweckmäßig benehmen, und keine Unordnungen oder
Mißverſtändniſſe entſtehen können. Zur feſtgeſetzten Stunde ſetzen
ſich die verfckiedenen Kolonnen in Marſch; an ihrer Spitze befinden
fih Die nöthige Zahl von Arbeitern und Freiwilligen, die dazu
beftimmt find, die verfchiedenen Sinderniffe aus dem Wege zu
räumen, die Leitern an die Mauern anzufegen und den erften
Angriff zu unternehmen. Diejenige Mannfchaft, welche die Leis
tern trägt, bat das Gewehr überfchwenft, und erftere müſſen
wenigſtens 3 bis 4 Schuh höher als die zu erfteigenden Wälle
oder Mauern fein. Gelingt der erfte Anfall, dann rüden die
Kolonnen rafch ihren Avantgarden nach, und fo wie die Abtheis
lungen iin den Drt gelangen, trachten diefelben unnerweilt, die
durch die Diepofition ihnen zugetheilten Rollen audzuführen, die
Thore zu befeßen und zu öffnen, den Kommandanten und bie
übrigen Offiziere aufzuheben, fih der Kafernen, Wachtpoften,
Magazine u. dgl. zu bemächtigen. — Der Uiberfall von Schweid⸗
nig im fiebenjährigen Kriege durch den mit Ruhm bedeckten Feld⸗
marfihall Laudon ift ein glänzendes Mufter ähnlicher Unter⸗
nehmungen.
Wir haben bereit erwähnt, daß man fich verfihiedener
Kriegsliften bedient, um einen felten Poften zu überfallen, und
auf diefe Art durch einen glücklich ausgeführten Coup de main
feinen Befig zu erringen. Sowohl die alte ald neuere Krieges
gefchichte gibt und hievon häufige Beiſpiele; ed liegt aber außer
unferem Zwecke, fich hierüber in größere Details einzulaffen, und
wir bemerken blos, daß Kriegsliften durch Wiederhofung ihren
Werth verlieren, und daß man daher durch Neuheit der Erfins
dung den Feind allein zu täufchen und den vorhabenden Zweck
zu erreichen im Stande tft.
Nach der Erſtürmung oder Eroberung eined Ortes ift jede
freiwillige Plünderung auf dad Strengfte zu ımterfagen, und im
Uibertretungsfalle erempfarifch zu betrafen, da man durch Zer⸗
fireuung der Truppe dem Feinde Gelegenheit gibt, und neuers
dinge anzugreifen und alle errungenen Bortheile zu entwinden.
Kriegsliften.
Strenger
Verbot der
Plünderung.
Soll der Feind jenfeitd eines großen Sees ober nicht zulliberfalleines
durchwatenden Flußes überfallen werden, fo muß man noch ins, ienſelts größe,
befondere zu erfahren trachten, wie er dad jenfeitige Ufer bei
ter Gewoͤſſer
befindlichen
Poſtens.
Sammlung
der
Fahrzeuge.
Schwimmer.
Referve.
—
Tag und Nacht beſetzt haͤlt, und wie ſelbes beſchaffen ſei; ferner
iſt die Breite und Tiefe des Stromes, ſo wie die Richtung und
Schnelligkeit ſeines Laufes bei Entwerfung des Angriffsplanes
genau in Anſchlag zu bringen, damit man nicht durch die Strös
mung an einen andern ald den gewählten Punkt zu landen ges
jwungen werde, ober eine Abtheilung zu früh oder zu fpät an
ihrer bezeichneten Stelle anlange, woburd der Zweck verfehlt
würde. Endlich ift ſich bei den Sciffern.in der Gegend nod zu
erfundigen, wo man vom gelandeten Punkte aus am leichteften
wieder auf das biesfeitige Ufer zurüczufommen vermag.
Alle Schiffe, Plätten, Kähne müffen jedoch, ohne daß es
der Feind gewahrt, zuſammengebracht werden, und follte dieſe
Abſicht nicht bei der Nacht, bei ſtarkem Nebel oder auf eine ans
dere Art auf dem Fluße felbit zu erziefen fein, fo hat ſolches zu
Lande auf Wägen zu gefchehen:
Bei der Uiberfahrt if in jedem Kahne auf Raum für die
Gefangenen Bedacht zu nehmen, und ein paar leere Fahrzeuge
zu diefem Behufe mitzuführen, auch fih hiebei mit Stricken zu
verfehen, um die am jenfeitigen Ufer liegenden Fahrzeuge anein
auder zu binden, und mit ſich zurüdführen zu können.
Bei der zur Vorhut beftimmten Abtheilung haben fich einige
gute Schwimmer zu befinden, welche die allenfälligen Hinderniſe
beim Landen zu befeitigen im Stande find.
Der wichtigfte Poften bei derlei Unternehmungen ift die
Referve, welche ftet bei dem Landungsplage am jenfeitigen
Ufer verbleibt, und den Rüdzug fihern muß. Der Kommans
dant derfelben hat zu dem Fahrzeugen felbft einige verläßfice
Männer zu fommandiren, melde die Schiffer fortwährend beob⸗
achten, und das Weglaufen derfelden verhindern. Die Reſerve
ſtellt rechts und links Avifopiquet? aus, welche die Gegend hin
"Anglich überfehen, und die Truppen durch Signale bei Zeiten
n der Ankunft des Feindes benachrichtigen. Iſt der zu über
Iende Poften aber eine beträchtliche Strede-Iandeinwärtd ge⸗
ven, fo find nad Umfländen auch ganze Abtheilungen rechts
d Fine (en echelon) auf größere Entfernungen vorzufcieben,
ı nicht Gefahr zu laufen, vom Ufer abgefhnitten zu werben.
Alle Gefangenen, Kanonen u. dgl., die der Referve zuge
idt werden, find ſogleich einzuſchiffen und gehörig zu bewachen,
find nöthigen Falls den Gefangenen bie Hände zu binden,
385
— — — ——
— —
bis man das diesſeitige Ufer erreicht hat. Sobald ein Fahrzeug
hinlaͤnglich beladen iſt, wird es an das diesſeitige Ufer unter
der nöthigen Bedeckung abgeſendet. Wäre das eroberte Geſchuͤtz
nicht fortzubringen, ſo ſuche man ſolches zu vernageln, oder wirft
es ins Waſſer. |
Die Kriegögefchichte ftellt uns ferner Beißpiele bar, wo Uiberfälle
größere Korps, ja felbft ganze Armeen plößlich überfallen wur⸗ ee
den. Im Allgemeinen find jedoch diefe Faͤlle felten, denn bie
Schmwierigfeiten der heimlichen Märfche und des richtigen Zufams
mentreffend der Angriffsfolonnen vermehrt fich mit.der Menge der
zu folchen Unternehmungen nothmwendigen Truppen, und der ats
greifende Theil geräth dadurch beſonders des Nachts oft felbft in
Nachtheil und Unordnung. Uiberdied Täßt es fich nicht leicht denken,
daß die Sicherheitdanftalten für eine ganze Armee fo vernads
Läfligt fein follten, daß es möglich wäre, fie zuüberfallen, beſon⸗
ders feit man mehr leichte Truppen beſitzt, und auch die Linien⸗
infanterie zum Vorpoftendienfte unterrichtet und mit Nußen ver:
wendet wird. Nur befondere Umftände alfo, wie 3.3. zu geringe
Entfernung der Borpoften von der Haupttruppe, eine fehlerhafte,
nicht Alle Zugänge dedende Aufitellung derfelben, die Vernach⸗
läffigung des Rückens u. dgl. können ein folches Unternehmen
begünftigen. Auch hier liefert und bie öfterreichifcte Geſchichte
in dem Liberfalle des preußifhen Lagers bei Hochkirch im fieben-
jährigen Sriege ein ruhmvolles Beifpiel. i
Deſto hänftger werden aber Liberfälle unternommen, wenn Feindlicher
der Gegner feine Truppe in Winterquartiere verlegt hat. Da Winerauar⸗
die Ausdehnung derſelben nicht geſtattet, alle Zugänge zu be⸗
wachen, und es und daher möglich wird, ſich durch die feindliche
Kette. zu fchleichen, und ein oder mehrere Quartiere unvermuthet
anzugreifen.
Nach diefen Beilpielen, die wir zur nähern Auseinander⸗ Rückzug nad
fegung der Uiberfälle angeführt haben, fchreiten wir zur Erfläs ae
rung ded Verhaltend nach gelungenen oder mißlungenen Unter:
nehmungen. Nur befondere Umftände oder Befehle können be>
ftimmen, ob man fi in dem eroberten Poften zu halten oder
nach andgeführtem glüclichen Angriffe wieder zurüͤckzuziehen habe.
Im erften Falle treffe man unverweilt die nöthigen Mäßregeln,
um ſich feitzufegen, gegen ein ähnliches Anternehmen von Seite
bed Gegnerd durch verdoppelte Wachſamkeit und Vorſicht zu
25
386
fihern und fich gegen die herbeieifenden feindlichen Unterkäguns
gen zu behaupten. — Kommt ed jedoch nicht auf die Erhaltung
des eroberten Poſtens an, fo trete man, fobalb alle, durch den
gelungenen Uiberfall ſich darbietenden Bortheile benügt und Die
gefangenen Feinde, erbeuteten Kafien, Fahnen u. dgl. in Sicher
heit gebracht wurden, in größter. Ordnung und Schnelle den
Rückzug an, wobei nach der verfhiedenen Befchaffenheit des
Terraind bald Infanterie, bald Kavallerie Die Arrieregarde bildet.
Nah mißlun⸗ Erhält der Feind, bevor wir ihn überwältigt haben, Vers
ehmungen. färfung, dann wird der Kampf um deſto heftiger, und kann,
wenn wir nicht ebenfalld Unterftügung herbeizuziehen im Stande
find, nur durch unerfchütterlihen Much und feite Ausdauer ents
fchieden werden. Sollte es jedoch unferen Anftrengungen nicht
gelingen, den Feind zu entwaffnen, gefangen zu nehmen oder
den Poften zu erobern, oder fchlägt das ganze Unternehmen,
wegen Beripätung einer Kolonne oder aus anderen unvorgefehes
nen Urſachen fehl, fo wird der Befehl zum Rückzuge gegeben,
und derfelbe unter dem Schutze der Reſerve auf dem bereits
biezu im Voraus beflimmten Wege angetreten, wobei man dem
verfolgenden Feinde Hinterhalte legen, vorhandene Brücken zer
fören, Wege verrammeln und an vortheilhaften Punkten, an
Deftleed, hinter Gewäſſern u. dgl. durch die Arrieregarde die
" Stirn bieten muß, um ihn fo lange ald möglich aufzuhalten.
Vorfichten Da liberfälle des Feindes nm dann gelingen können,
wenn man fich feine hinlängliche Kenntniß bed Terraind vers
fhafft, den Dienft nachläſſig betreibt oder eine Vorſichtsmaßregel
unterläßt, fo folgt, daß jeder Dffizier, der Durch begangene Fehler
oder Syintanfegung des Dienfled dem Feinde Gelegenheit zu
folhen Unternehmungen gibt, der Strenge der Kriegsgeſetze un-
terliegt und für den Erfolg verantwortlich bleibt.
Man kann daher befonders jüngeren Offizieren nicht genug
anempfehlen:
1. Das Terrain fletd genau zu rekognosciren und fih, fo
oft fie felbfikändig detafchirt find, durch eine zwedmäßige Aus⸗
ftellung ihrer Vorpoſten gegen Uiberfaͤlle zu fichern.
2. Nie den Rüden ihres Poſtens zu vernacläfligen, fondern
fi) hier ebenfo, wie in Fronte und Flanken zu beden.
gegen
Uiberfälle.
ss”
3. Bei Naht, Nebel, ſchlechtem Wetter vorzäglich achtſam
zu fein und fortwährend Patrouiflen auszufenden, um jede Ans
näberung des Feindes frühzeitig zu entdecken.
4. Die Mannfhaft des Piquets theilweiſe in "Reihe und
Glied zu halten und ſtets nur emigen Leuten abmwechfelnd zu
erlauben, fi zum Wachfeuer zu begeben.
5. Die Bedetten zu belehren, daß fie ſich durch feinen
Vorwand täufhen und fih Niemand nahe an den Leib kommen
laſſen ſollen.
6. Sich auf Märfhen während den Raſtſtunden mit eini⸗
gen Poſten zu umgeben und Patrouillen zur Viſitirung des
Terrains auszuſenden.
7. In Winterquartieren und Drtfhaften verhältnißmäßige
Bereitfhaften zu halten, die Leute durch öftere Allarmirung zu
gewöhnen, fich fchnell zu railliren und einzelne feſte Gebäude zu
einer haltbaren Bertheidigung vorzubereiten.
8. Im Keindeslande, um fich gegen die Verräthereien der
Bewohner zu fihern, Geißeln auszuheben, die Thore ftarf zu
befegen, Niemanden zu trauen und fortwährend Patrouillen um
den Ort oder längs feiner Wäle audzufenden. Auch müflen
einige Signale beitimmt werden, um fowohl den Nebenpoften,
als den rüdwärtigen Unterflüßungen und Reſerven jeden feind»
lichen Angriff unverweilt anzuzeigen.
er He ä-
Eilfte Abtheilung.
Beobachtung und Einfchliefung einer
Feſtung.
Feſtungen liegen entweder an der Graͤnze oder im Innern Lage der Fe⸗
eines Staates, und zwar vorzüglich:
1. In Gebirgsthäfern und Päffen, wo fe bie durchführen
den Kommunifationen fperren.
2. Am Bereinigungspunfte mehrerer, , and verfchiedenen
Richtungen zufammenlaufenden Hauptftraffen.
3. An Klüffen, wo fie als feſte Brücentöpfe die vorhan⸗
denen Uibergänge deden, und Manöprirpunfte werben.
25*8
Beſtimmung
ihrer
Wichtigkeit.
Beobachtung
der Einſchlie⸗
Kun der Fe⸗
ngen beim
Borrüdender
Daupttruppe.
Wahl zwiſchen Ob nun die Beobachtung oder Einfchließung einer
beiden.
388
Die Wichtigkeit derfelben Laßt fich nur durch ihre Lage ir
Bezug auf den Kriegsſchauplatz, fo wie durch ihren augenblidli
hen Einfluß auf offenfive oder defenfive Operationen beftimmen.
Im Allgemeinen dienen fie entweder ald Waffenpläbe, deden die
Flanken einer vorrüdenden Armee, hemmen die Fortichritte dei
Gegners durch Sperrung der Syauptzugänge eines Landes, oder
fihern den Rückzug eines Heered, und gewähren dieſem geficert
Aufnahme bis zur Erfcheinung neuer Berftärtungen. — Da jedet
eine betaillirte Beurtheilung des ftrategifchen Werthes von
Feſtungen nicht der Zweck diefes Werkes ift, das fich blos auf
ben ‘rein taktifchen Felddienſt beſchraͤnkt, ſo gehen wir fogleit
zu ben praftifhen Regeln der Beobachtung und Einfchliefun
fefter Pläße über.
Die größere Beweglichkeit umd Stärke der neueren Gem
erlauben fehr oft, Feſtungen zu umgehen, und ohme ſich in eine
mit Zeits und KRoftenaufwand verbundene Belagerung einzulalen,
zur Erreihung eines höhern firategiichen Zweckes mit dem Or
ber Armee raſch vorzufcreiten, während, detafchirte Korps dr
im Rüden gebliebenen Feſtungen beobacıten und badurd Di
Beſatzung derfelben verhindern, durc einzelne Ausfälle unjert
Operationslinie unfiher zu machen, ſich unferer Zufuhren um
Transporte zu bemächtigen, oder bei einer ſich ereignenden günſü⸗
gen Gelegenheit, in Gemeinihaft mit anderen Feltungen, nahe
ſtehenden feindlichen Truppen, oder in Vereinigung mit dr
Landvolke Diverfionen in unferem Rüden auszuführen, die unſert
Verbindung bedrohen.
Wenn alfo eine vorrüdende Armee an feindlichen Feſtu—
gen vorüberzieht, die fie nicht belagern kann oder will, fo auf
fie diefelben entweder beobachten oder einfikließen, je nachden
fie die Abficht Hat: |
1. Die feindlihen Garnifonen blos auf die Defenftoe #
befihränfen und die Unternehmungen, die fie im Rüden bb
Heered ausführen fünnten, zu verhindern, ober
2. den Befagungen jede Verbindung völlig abzuſchneiden
fie auf ihre Approvifionirung zu beſchraͤnken, und dadurch DM
Ball der Feſtung vorzubereiten und zu befihleunigen. —* |
e
zu bewerfftelligen fei, darauf hat die Rage berfelben —9—
INT
Belchaffenheit des fie umgebenden Terraind den welent
389
Einfluß. Bei Bergfeftungen oder Feltungen im hohen Gebirgs⸗
lande, in welcen die Beſatzung meiftend ſchwach, das umliegende
Terrain aber vorzüglich für Infanterie geeignet ift, hat man bie
enge Einfchließung vorzuziehen, indem man bier den Zwed der
erftern mit wenigen Truppen erreichen fan.
Das Nämliche bezieht fih auch auf eine im durchſchnittenen
Terrain liegende Feſtung, wo bie Infanterie der Beſatzung ben
wirffamften Spielraum hat, mithin Fein Beobachtungs⸗, fondern
nur ein größtentheild and Infanterie beftehendes Einſchließungs⸗
forps dem beabfichtigten Zwede wirkſam zu entfprechen vermag.
Bei einer in offener Gegend liegenden Feſtung findet das
gegen der umgelehrte Kal ftatt, hier ift ein größtentheild aus
Kavallerie beftehendes Beobachtungskorps hinlänglich ftark, um
die Zufuhren aus entfernteren Gegenden zu hemmen, und die
Befapung auf ihre Approvifionirung zu befchränfen.
g. 1.
Beobachtung einer Feſtung.
Der Zweck der Beobachtung einer Feſtung ergibt ſich ſchon
aus der Bedeutung dieſes Wortes, und beſteht in der Verhin⸗
derung jeder Unternehmung, welche die Beſatzung entweder fuͤr
ſich allein, oder in Verbindung mit einer nahe gelegenen Truppe
oder dem Landvolke ausführen koͤnnte.
Um alfo den Zweck der Beobachtung zu erreichen, muß man:
1. So viel ald möglich mit der Beſchaffenheit der Feſtung,
ber Stärfe und Waffengattung ihrer Beſatzung unb dem Unter,
nehmungsgeifte ihres Kommandanten befannt fein.
2% Das fie umgebende Terrain mit allen feinen Vor⸗ und
Nachtheilen kennen, um ed in Bezug auf feine Abficht richtig zu
würdigen.
3. Mit dem Beobachtungsforps in angemeflener Entfernung
eine möglichft vortheilhafte Stellung auf der bebrohteften Seite
wählen, um durch felbe den Rüden und die Flanken der vors
rüdenden Armee zu decken, ober die auf der Operationdliinie ihr
nachfolgenden Transporte zu ſichern.
Zweck
derſelben.
Haupterfor⸗
derniſſe.
4. Dieſem Beobachtungskorps eine ſolche Staͤrke geben,
daß es nicht nur die feindlichen Abſichten zu entdecken, ſondern
auch mit Erfolg zu vereiteln im Stande ſei.
2
390
5. Sole PVoranftalten treffen, daR man mit größter
Schnelligkeit fi bewegen und jedem bedrohten Punkte zu Hilfe
eifen fönne.
6. So viel ald möglih den Gegner in die Keflung eins
engen und verhindern, daß er weber aus dem nähern Umkreiſe
derielben, noch von ferne ber Lebensmittel oder Berflärfung an
Mannſchaft erhalte.
Stärke des Was die Stärfe des Beobachtungskorpss betrifft, fo hängt
Beobade dieſelbe
tungskorps.
1. von ber Größe der Feſtung,
2. von der mehr oder minder wichtigen Lage derfelben,
3. von der Stärfe ihrer Beſatzung und
4. von der Befchaffeuheit des fie umgebenden Terrains ab.
Nur durch eine richtige Kenntniß diefer Gegenfläude, und
eine reife Beurtbeilung aller dur den Gang der Kriegsope⸗
rationen fih dem Gegner darbietenden Bortheile läßt fich die
Stärfe eined Obſervationskorps beftimmen. Im Allgemeinen
fann man jedoch annehmen, daß es zur Erreihung feined Zweckes
hinlänglich ftarf ıft, wenn ed in der Zahl einem Drittheil oder
hödytene der Hälfte der Beſatzung gleich kommt. Sollte jedoch
ein ſolches Korps gleichzeitig zwei nahe aneinander liegende
Feſtungen zu beobadıten haben, fo müßte ed, um jedem linfalle
vorzubeugen, auch eine größere, feinem höheru Zwede entiprechende
Truppenzahl befiten. Uibrigens ift im offenen Xerrain dad
Verhaͤltniß der Stärke der Beobachtungstruppe zur Beſatzung
feiner, ald in einer durchfchuittenen und koupirten Gegend.
Bafengat- Die Scnelligfeit, mit welder fih ein folded Korps in
desfeiben. Vielen Gelegenheiten zu bewegen genöthigt fieht, erfordert ferner.
daß ed größtentheild aus leichten Truppen beitehe, befonders
aber ift hiezu Kavallerie zu verwenden, ihr jedoch ſtets im Ver⸗
häftniffe der Terrainbeidaffenheit einige Snfanterieabtheilungen
als Unterkügung beizugeben.
Nähere Ders Was die näheren Berhaltungen bei Beobahtung einer
—æ Feſtung betrifft, ſo umfaſſen dieſe
einer Feſtung. 1. die richtige Wahl einer vortheilhaften Stellung für das
Gros ded Korps,
2. die Anwendung der nöthigen Borfichtömaßregeln, um
fih gegen unvorhergeſehene Angriffe zu ſichern und die Feſtung
iu bewadhen,
391
3. dad Benehmen bei Ausfällen des Beinbet, oder bei Ans |
näherung eines Entſatzes.
Die für dad Gros des Beobachtungskorps gewaͤhlte Stellung
kann nach Umſtaͤnden mehr oder weniger von der Feſtung ent⸗
fernt fein; muß der Truppe jedoch die möglichite Sicherheit ges
währen und ihr geflatten, fih frei und in der Fürzeften Linie
nah allen Richtungen bewegen zu koͤnnen, um, fobald fich Die
Abſicht des ausfallenden Gegners entwidelt, ihm fchnell entgegen
zu eilen, und durch einen muthigen Angriff wieder zurüdzufchlagen.
Das Beobachtungskorps iſt ſich gewöhnlich ſelbſt überlaflen,
von der Hauptarmee oder einem andern größern Korps bedeu⸗
tend entfernt, und bat daher vorzüglich auf feine Sicherheit zu
denken, und fich zu dieſem Zwecke
1. durdy eine Borpoftenfette und durch verhältuißmäßige
Bereitichaften gegen Uiberfälle und unvermuthete Angriffe des
Feindes zu fchügen,
2. durch Kundfchafter ober dur Einverftändniffe mit den
Bemohnern der Feſtung fchnele Kenntniß von jedem Vorhaben
der Beſatzung zu verfchaffen, fo wie
Wahl der
Dauptfiels
lung.
Anzumens
dende Bors
ſichtsmaßre⸗
geln.
3. ſich ſtets für den Fall eines Unglückes den Rückzug frei
zu erhalten.
Außer den erwähnten, zur Sicherheit der Haupttruppe vor Demacung
ihrer Fronte ausgeftellten Vorpoften werden noc zur Bewachung ,
der Feſtung
uch Kavalles
der Feſtung rings um diefelbe am Dereinigungsorte mehrerer rie⸗Detaſche⸗
Straffen, an Brüden, Defilees, Häufern und anderen vortheils
haften Punkten verhältnißmäßige Truppenabtheilungen, befonders
aus Kavallerie beftehend, ausgeftellt. Diele haben zwar zu ihrer
eigenen Sicherheit einige Bleinere Piquete vor fich, umgeben aber
die Feſtung keineswegs, wie ed gegentheilig bei ihrer Einichließung
gefchieht, mit einer zufammenhängenden VBorpoftenfette, fondern
fuchen vielmehr durch fortwährendes Patroulliren dad Terrain
zu burchfuchen, Die. Verbindung untereinander zu erhalten, jede
Bewegang des Gegners ſchnell zu entdecken, kleine feindliche Ab»
theilungen zurüdzumeifen, bei größeren Ausfällen aber fich wenig⸗
ſtens fo Lange zu halten, bit die heraneilende Haupttruppe den
bedrohten Punkt zu erreichen vermag.
Um demnah ihrem Zwecke zu entiprechen, müflen die an
ben Hauptzugängen der Feſtung aufgeftellten Detafchements eine
hinlänglihe Truppenftärke befiten, ober wenigftend fich ſchnell
ments. N
Stärke
derfelben.
Poften gegen
einen erwars
teten Entſatz.
Urfachen
warum Der
Feind Aus⸗
fälle unters
nimmt.
3
zu vereinigen unb gemeinfchaftfich dem Feinde entgegenzutreten
im Stande fein.
SR das Beobachtungskorps nicht fchon durch die Stellung
der Sauptarmee, den Gang der Kriegdoperationen, die großen
Entfernungen der feindlihen Truppen, oder burdy eigens hiezu
beftimmte Detafhementd gegen Unternehmungen bed Gegners
gefichert, und befinden ſich feindliche Streiffommandos oder flie-
gende Korps in der Nähe, von welchen fic die Abficht vermuthen
läßt, entweder dad Beobachtungskorps anzugreifen, oder wenig»
ftend BVerftärtungen und Lebensmittel in die Feſtung zu werfen,
fo müflen auch gegen die Seite, woher man diefe Truppen ers
wartet, Poften ausgeſtellt und Kavalleriepatrouillen weit vorge,
fendet werden, um die Annäherung derfelben fo ſchnell ald möglid
zu entdeden.
Die Ausfälle gegen die eine Feſtung umgebenden Kavalles
riepoften eined Beobachtungskorps Fönnen vorzüglich in vielerlei
Abfichten gefchehen, nämlich:
1. Um Nadrichten zu erhalten oder zu geben, wenn näms
lih die Beobachtungspoften fo wadfam find, daß dieſes nur
" durch Vertreibung derfelben gelingen fann.
2. Um aus der umliegenden Gegend Lebensmittel ein
zuholen.
3. Um äußere Unternehmungen zu begünftigen, welche bie
Feftung befreien, oder ihr Lebensmittel, Munition und Berftärs
ungen zuführen follen.
4. Um ſich zu größeren Zweden im freien Felde mit einer
andern Befagung, dem Landvolfe oder einer abgeſchickten Trup⸗
yenabtheilung zu verbinden.
Die Vertreibung der ‚Beobachtungspoften an und für ſich,
| ohne eine andere ihr zu Grunde liegende Abficht kann nie der
Mittel zur
Erkennung
derſelben.
Zweck eines Ausfalles ſein, indem eines Theils dieſe Poſten der
Feſtung unmittelbar gar nicht ſchaden, andererſeits aber, wenn
auch augenblicklich vertrieben, dennoch ſchnell wieder zurückkehren
würden.
Es ift übrigens von höchfter Wichtigkeit, bei einem Ausfalle
fhnell den Zwed zu erfennen, weshalb ihn der Gegner unters
nimmt, da der Kommandant ded Beobachtungskorps blos dadurch
im Stande fein wird, richtige Anftalten zur Vereitlung der feind«
lichen Abfichten zu treffen.
_ 39
Aus der Urt, wie ſich die Beſatzung bei einem Ausfalle
benimmt, läßt fich' die Abficht desſelben am leichteften erkemen,
und zwar:
1. Deffnet fi ch der Gegner blos den Weg durch die ringeum
fiehenden Kavalleriepoften, ohne nach deren Bertreibung etwas
weiteres zu unternehmen, fo darf man faft mit Gewißheit fchlies
Ben, daß es blos auf die Einziehung von Nachrichten, oder auf
die Mittheilung derfelben an eine in der Nähe ftehende, befreun⸗
bete Truppe abgefehen ift. Um diefe zu verhindern, fendet man
demnach in der muthmaßlihen Richtung häuftge Kavalleries
Streifpatronillen aus, die jeden Unbekannten oder Verdächtigen,
den fie im Umfreife der Feſtung treffen, anhalten und zurüds
führen.
2. Falt die Befagung in größerer Zahl aus, und find die
Leute mit Senfen, Striden, Säden u. dgl. verfehen, oder fahren
MWägen nad, fo ift, e8 Klar, daß man eine Approvifionirung im
Sinne hat; — man follte daher ftets im Umkreiſe einer Stunde
alles, was der Beſatzung vom Nugen fein fünnte, ald: Stroh,
Holz, Getreide, Mehl, Wein, Schlachtvieh u. dgl. ſchon im
Voraus megfchaffen oder vernichten.
3. Erfährt man durd vertraute Kundfchafter, daß bie Ber
fagung einen Transport von Lebensmitteln oder Munition, eine
Verftärfung an Mannfchaft, oder einen völligen Entſatz erwartet,
und melden unfere umberftreichenden Patrouillen die Annäherung
feindlicher Abtheilungen, fo läßt fi durch die Bergleichung der
Unftände der Zwed und die Richtimg eines erfolgenden Ausfalles
mit Wahrfcheinfichfeit beftimmen. Geſchieht Dagegen
4. ein Ausfall in bedeutender Stärfe mit mehreren Batte⸗
rien Geſchütz und im Gefolge gr Bagagewägen, fo darf man
annehmen, daß die Befapung Pie Feltung verlaffen und fich mit
dem Landvolke oder einer andern in der Nähe befindlichen
Truppe zu Unternehmungen im offenen Felde. verbinden will.
Die. Kommandanten der Piquete und Truppenabtheilungen
find daher anzumeifen, auf die befonderen Kennzeichen diefer, zu
verihiedenen Zwecken unternommenen Ausfälle ihr Augenmerk zu
sichten, und hierüber genaue Meldungen zu erftatten.
Was die Berhaltungen bed Beobachtungskorps gegen feind⸗ Berpalten bei
Tiche Ausfälle betrifft, fo werden, fobald man ein ſolches Unter⸗ Bf un
nehmen vermuthet, die bedrohten Poften verftärkt, und das Gros
Haupfregel
hiebei.
Vorſicht
gegen
Täufchung.
394
ded Korps felbft in ſteter Bereitſchaft gehalten; ferner bemers
gen wir:
1. Diejenigen Detafhements, auf die ſich der Feind wirft,
geben zur Allarmirung der ganzen Poftenlette Die verabredeten
Signale, und trachten während ded Kampfes die Stärke und
Abſicht des Ausfalles zu entdeden, wovon fie dann unverweilt
dem Kommandanten des Beobachtungskorps eine moͤglichſt details
Hirte Meldung einfenben.
' 2. Die dem angegriffenen Poſten zunächit ftehenden Detas
ſchements werfen fi in die Flanken oder den Rüden des Feindes,
um ihn dadurch entweder fchnell wieder zurüdzufclagen, ober fo
lange zu feileln, bis die Haupttruppe herbeieilt.
3. Iſt der audfallende Gegner jedoch unverhältnißmäßig ftarf,
und greift mit ſolchem Ungeſtüm an, daß die vereinigten Detas
ſchements ihm nicht länger zu widerfichen im Stande find, fo
ziehen fie fich in der ihnen bereitd im Voraus gegebenen Rich⸗
tung zuräüd, und trachten durch zeitweife vereinte Gefechte, ange,
legte Hinterhalte u. dgl. den Gegner aufzuhalten, und dadurch
Zeit zu gewinnen.
4. Der Kommandant ded Beobachtungskorps, durch Die
einlaufenden Meldungen von der Staͤrke und Abficht des Fein⸗
des, fo wie vom Gange ded Gefechtes unterrichtet, entwirft
fhnefl eine den Umftänden entiprehende Dispofition, eilt mit
dem Gros feiner Xruppe dem Feinde entgegen, und trachtet
durch Eräftige und zweckmäßige Maßregeln und Gefechte die
Abfichten des Gegners zu vereiteln und den Ausfall zurüczumerfen.
Sn folchen Gelegenheiten bleibt ed jedoch für das Beob⸗
achtungskorps eine Hauptregel, fih mit dem Feinde, er möge
den Ausfall aus was immer für Gründen unternommen haben,
im SKanonenbereihe der Feſtung durchaus in fein ernftliched Ges
fecht einzufaffen; weicht daher der Gegner, fo ift derfelbe mit
größeren Abtheilungen nur bid in den Ertrag feines auf dem
Malle ftehenden Gefchüges zu verfolgen.
Die Beſatzung einer Feltung tracktet übrigens öfters, das
Beobachtungskorps durch wiederholte, zu keinem Zwecke führende
Ausfälle einzufchläfern, um dann beim Cintritte des günfligen
Augenblide6 deito ficherer die vorhabende Abſicht zu erreichen;,
auch werden nicht felten mehrere Ausfälle zugleich unternommen,
um unfere Aufmerffamleit zu theilen, und im Zweifel über bie
395
eigentliche Abſicht zu erhalten, oder gar zu falſchen Maßregeln
zu verleiten. Der Kommandant eined Beobachtungskorps hat
daher gegentheilig ‚auf eine ununterbrochene, ſtrenge Wachſamkeit
feiner Poften zu fehen, und ſich durch Scheinbewegungen nicht
irre leiten zu laſſen.
Geſchieht der Ausfall der Befabung in ver Abſicht, ſich zn Benehmen bei
Unternehmungen im freien Felde durchzuichlagen, fo werden bie Ve Pi
Truppen des Beobachtungskorps fchnell zufammengezogen, um ſich durchzu⸗
dem Gegner zu folgen, und ihn, wie ſich in gehöriger Entfer⸗ ſchlagen.
nung von der Feſtung ein für die Kavallerie beſonders guͤnſtiges
Terrain darbietet, mit vereinter Kraft anzugreifen und zu fchlas
gen. Hiebei tradıte man vorzüglich. dem Feinde den Nüdzug zu
fperren, ihn von der Feſtung abzufchneiden, zu zerftreuen oder
gefangen zu nehmen.
Wäre jedoh das Beobachtungskorps zu einem ſolchen
Unternehmen zu ſchwach, oder die Gegend für Kavalleriegefechte
unguͤnſtig, dann bemühe man ſich, wenigſtens den Marſch des
Gegners durch Zerſtörung der Brücken und Wege, durch gelegte
Hinterhalte, ſo wie durch Angriffsdemonſtrationen möglichſt zu
verzögern, ihn zugleich ſtets in ſo lange zu verfolgen, bis man
deſſen wahre Abſicht entdeckt, waͤre man auch nicht im Stande,
elbe zu vereiteln.
Erfährt man, daß eine feindliche Truppe heranruͤckt, welche Bei und
Lebensmittel, Munition oder Verftärfungen in die Feftung zu "ae Trans
werfen beabfictigt, fo muß der Kommandant ded Beobach⸗ porte oder
tungskorps Vernartun—
1. über ihre Stärke, Waffengattung und über die Zeit,
wann fie an einem gewiflen Punkte eintreffen, fih genaue
Kenntniſſe verfchaffen, und
2. beurtheilen, in wie ferne bie Beſatzung durch einen
Audfafl die zu erwartende Unternehmung begünftigen und er⸗
leichtern konne.
Eind die heranrüdenden feindlichen Truppen ſchwach, fo if
ed oft binlänglich, ihnen ein verhältnißmäßiges Detafchement
entgegenzufenden, um fie zu fchlagen und fich der beihäbenden
Transporte zu bemächtigen, während ber übrige Theil des Be»
obachtungskorps, unter Waffen ftehend, der Befagung zeigt, daß
man anf einen Ausfall bereit fei. Waͤre jedoch der Gegner faft
in gleicher Stärfe mit dem Beobachtungslorps felbft, dann hat
400
— — — —
*5 — — — *
durch eine freie Kommunikation nach allen Richtungen ſchnell
jeder bedrohten Strecke zu Hilfe eilen zu köͤnnen. Im Allgemei⸗
nen müffen alſo ſolche Vorkehrungen getroffen werden, daß auf
allen Punkten, gegen welche die Beſatzung der Feſtung einen
Hauptausfall machen Tann, ſich ſchnell eine‘ hinlängliche Truppen»
zahl zu verfammeln und bem Gegner mit Erfolg die Stine zu
bieten im Stande fet.
Befeſtigung 2. Alle im Bereiche ſeiner Aufſtellung liegenden Walder,
ne Dörfer, Höfe, Häufer, mit Mauern umgebene Gärten u. dgl.
Terraingegen» nach den in ber flebenten Abtheilung dieſes Yeldunterrichtes ans
nde. gegebenen Erklaͤrungen zur größern Haltbarkeit befeſtigen und
in den beftmöglichiten Vertheidigungsſtand ſetzen.
Anzulegende 3. In dem Umkreiſe der Zeitung auf den ſchicklichſten hiezu
Schanzen. gewaͤhlten Punkten ſtarke Redouten, welche ſich wechſelſeitig durch
ihr Geſchütz vertheidigen, erbauen laſſen. Dieſe brauchen nicht
groß zu fein, da ſie ſonſt zu viel Truppen erfordern, müſſen
dagegen einen ftarfen Durcfchnitt und fo viel möglich angelegte
Sinderniffe haben, um jeden feindlichen Angriff bis zum Ein
treffen der Unterflügungen abweifen zu Fönnen. Auch dürfen fie
nicht in dem wirffamen Kanonenfhuß der Feftung liegen, weil
das überlegene Feuer derfelben fie fonft bald zerftören oder uns
befegbar machen würde. Bor ben Redouten gräbt man gewöhn⸗
ih in angemeffener Entfernung von einander kleine Gruben
aus, die man bei Tage mit einigen guten Schügen befegen Läßt,
wodurch der Feind felbft in dem bededten Wege beunruhigt
werden kann. In der Nacht, bei Nebel und fchlechtem Wetter
bleiben die zur Beſatzung beftimmten Abtheilungen in den ihnen
angewiefenen Verfchanzungen, bei Tage aber fann man fie aus
ſelben zurückziehen, doc müſſen fle dann ſtets in Bereitſchaft
gehalten werden, und bei Feindesgefahr ſchnell wieder ihre Re⸗
douten beſetzen. Sollte uͤbrigens der Blockade ſeiner Zeit eine
foörmliche Belagerung nachfolgen, fo find die verſchiedenen Ver⸗
ſchanzungen fo viel möglich dergeftalt anzulegen, daß fie die
Eröffnung der Tranfcheen begünftigen und mit diefen dann in
Verbindung gebracht werden Fünnen.
Aufſſtellung Hinter dieſen Verſchanzungen lagern größere Abtheilungen,
der Haupt⸗ um die Beſatzung, wenn ſie die Redouten ſtürmen oder zwiſchen
truppe · denſelben durchdringen wollte, mit Nachdruck angreifen und zurück⸗
ſchlagen zu koͤnnen; das Gros des Einſchließungskorps aber
0
lagert an Punkten, die ſich durch die Vereinigung mehrerer Kom-
munifationen für ihre Aufftelläng befonderd eignen, oder bezieht
nach Umftänden enge Kantonirungen; worüber die Berfihiedens
heit ded die Feſtung umgebenden Terrains, fo wie die zu befors
gende Feindesgefahr weſentlich entfcheibet.
Die näheren Detaild der Einſchließung einer Geltung erges
ben ſich, wie folgt, durch ihre beſondere Lage: aa allgem.
Bei Bergfes -
Bergfeftungen fperren entweder Gebirgspäfle, oder liegen
am PVereinigungspunfte mehrerer Thäler. — Je gebirgiger und
durchfchnittener die Gegend ift, deſto weniger Zufammenhang
fönnen die Vorpoften unter fich und bisweilen mit dem Haupts
korps ſelbſt haben. Diefer Nachtheil ift jedoch nicht fehr erhebs
lich, weil Bergfeftungen in der Regel Fein, und ihre Garnifonen
zu wirffamen Ausfällen gewöhnlich zu ſchwach find, die fie ein»
fahließenden Borpoften aber im Gebirge fehr leicht vortheilhafte
Aufſtellungspunkte finden, wo fle fich einige Zeit ohne Unter⸗
ftügung vertheidigen können. Man benöthiget demnach zur
Einfhließung der Bergfeftungen wenige Truppen, da durch Bes
fegung der Hauptzugänge ohnehin die Verbindung nach außen
größtentheilg aufgehoben wird.
zefondere
8 der
ftungen.
Bei Feſtungen in fumpfigen Gegenden iſt bie Einfhließung Dei Befkungen
ebenjo leicht, wie bei jenen im Hochgebirge, da fich außer den
Straffen und Dämmen gewöhnlich nur wenig gangbare Stellen
vorfinden, und man daher nur erftere zu befegen braudt, um
der Feſtung jede Verbindung abzufchneiden. Sind jedoch die
verfchiedenen Zugänge durch eigene, am Rande des Sumpfes
angelegte Werfe gededt, fo muß man feine Aufmerkfamleit vor⸗
züglich gegen diefe richten und ihnen gegenüber Verfchanzungen
aufwerfen, um fi auf alle mögliche Art gegen Ausfälle zu ſichern.
Feltungen an Flüſſen haben den Nacıtheil, daß das Eins
ſchließungskorps ſich erft mittelft Brücden Kommunikationen eröffs
nen muß, während der Gegner den Bortheil genießt, fich mit
überlegener Macht auf einen der getrennten Theile des Blockade⸗
korps werfen zu Sönnen, ohne daß die übrigen, durch das zu
paflirende Deftlee getrennt, ſchnell genug herbeizueilen im Stande
find. Unter ſolchen Umftänden ift e8 am zweckmaͤßigſten, nad)
gehöriger Befegung der Umgegend mit Borpoften und Unter⸗
ftügungen, die Hauptreferven in der Nähe der Kommunikations⸗
brüden aufzuftellen, fo wie mehrere der Setteren zu errichten und
26
fumpfigen
Gegenden.
An Fluͤſſen.
-
zu ihrer Erhaltung die größte Vorfict und Aufmerkſamkeit anzus
wenden, da der Gegner ficher alled aufbieten wird, felbe durch
Brander, Minenſchiffe oder Ausfälle zu zerftören.
Mit künſtli⸗ Haben Feltungen Fünftliche Liberfchmemmungen, fo muß
ben Uiber- man genau unterrichtet fein, wie weit diefe reichen, und beurtheis
nun fen, ob man nicht durch Zerflörung eines ſchlecht bewachten Danıs
mes, Deffuung oder Bemädtigung einer Schleuße u. dgl. dem
angeftauchten Wafler einen Abfluß verſchaffen und die Uiber⸗
ſchwemmung dadurch heben könne.
Bei Feſtungen Bei Feſtungen, die am Meere liegen, laßt ſich ohne einer
am Meere, verhältnißmäßigen Seemacht der Zweck der Einſchließung gar
nicht erreichen, und man muß ſich daher in einem ſolchen Falle
auf eine bloße Beobachtung derſelben beſchraͤnken.
Nach dieſen Erklärungen über die Ausſtellung der Truppe
zur Einſchließung einer Feſtung ſchreiten wir zu den Verhaltun⸗
gen der verſchiedenen Poſten, um den beabſichtigten Zweck der
Blockade zu erreichen und jedem Ausfalle ſchnell die Stirne zu
bieten.
Verhalten der 1. Die Vedetten muͤſſen unablaͤſſig wachſam fein, und jede
Vedetten. hemerkte Bewegung oder Veränderung, als: das Erſcheinen ein
oder mehrerer Perſonen außerhalb der Feſtung, Lärm, der in
berfelben gehört wird, Arbeiter am Glacid, im bededten Wege
oder anderen fichtbaren Theilen, Verftärfung oder Verminderung
gewiſſer Poften, gänzlice Stille in vorher befegten Außenwerfen,
die vielleicht verlaffen wurden, u. dgl. unverweilt anzeigen.
Der Dffisiere. 2. Die Offiziere haben nicht nur ihre Mannfchaft auf alle
diefe Fälle aufmerffam zu machen, fondern ſich felbft öfters zu
den äußerſten Poften zu begeben, das von felben Wahrgenom-
mene näher zu beobachten, und indem fie jedes Ereigniß beffer
zu beurtheilen im Stande find, hierüber eine detaillirte Meldung
zu erſtatten.
Der Unterftüs 3. Für die Unterflügungen und Reſerven beruhen die Ders
en and haltungen im Wefentlihen darin, daß, wenn der Feind die Vors
poſten mit Uibermacht angreift, fie demfelben in, die Flanke gehen
müffen, welches auch von den nebenftehenden nicht angegriffenen
Piqueten zu beobachten ift. Zugleich werden ihnen jene Puntte
beftimmt, wo fie fi, bie zum Anlangen der Haupttruppe zu vers
theidigen, oder wohin fie ſich zurüdzuziehen haben. Diefe Snitrufs
tionen find auf den Fall großer und wichtiger Unternehmungen
„403
des Feinded und zur Befeitigung der, beionders bei nächtlichen
Ausfällen fo leicht entitehenden Vermwirrungen — unumgänglicd
nöthig. Uibrigens gefihieht die Vertheidigung der hiezu vorbes
reiteten Häufer, Gärten, Dörfer, Wälder, fo wie der angelegten
Berfhanzungen, nadı den Erklärungen der ficbenten Abtheilung
dieſes Feldunterrichtes.
4. Die Dispoſition für das Hauptkorps betrifft die Unter⸗ Der Haupt
ftüsung der mit Uibermacht angegriffenen Theile der Vorpoſten⸗ truppe.
kette, um den Feind, er möge den Ausfall aus was immer für Abſicht
unternehmen, ſchnell zurückzuwerfen und ihn zu verhindern, außer⸗
halb der Feſtung Terrain zu gewinnen. Hiezu iſt aber Schnellig⸗
keit in der Ausrückung und Formirung das erſte Erforderniß,
weshalb ein Theil der Haupttruppe ſtets in Bereitſchaft gehal⸗
ten wird.
5. Gibt der Feind durch Vernachlaͤſſigung irgend einer Benüutzung
Borfihtömaßregel Gelegenheit zu einem Uiberfalle der Feſtung, FE
oder wäre ed möglich, in Einverftändniß mit Bewohnern derfels |
ben in ihren Befig zu gelangen, fo muß ter Kommandant des
Einfchließungsforps folche günftige Umftände nie vorübergehen
lafien, fondern vielmehr durch ſchnelle Benügung derjelben und
einem rafch ausgeführten Coup de main fic entweder ded ganzen
Plage, oder wenigitend einzelner Werke zu bemächtigen trachten.
6. Bei nädıtlihen Ausfällen erbelle man die Gegend durch Erleuchtung
Leuchtfugeln oder durch Raketen⸗Leuchtballen, welche legtere mittelft Dr enbbel
eined Fallſchirmes gegen drei Minuten in der Luft ſchwebend . Ausfällen.
erhalten werden, einen Umfang von 600 Schritten im Durch⸗
meſſer beleuchten, und es daher und möglich machen, die Richtung
und Stärfe des feindlichen Ausfalld zu beurtheilen und aus dielen
auf die währfceinliche Abficht ded Gegners zu fchließen. Uibri⸗
gens kann man fich der ermähnten Leuctballen auch mit vielem
Bortheile ald Nachtfignale zur Allarmirung der ganzen Poltens
fette bedienen.
Hat man den Befehl, mit der Einfchließung die Beſchießung Benehmen,
zu verbinden, welches vorzüglich dann gefhieht, wenn die Vor⸗ Penn die Je
„ a: , ftung gleichzei⸗
räthe nicht in Kafamatten untergebracht find, oder die Feſtung tig befcoflen
zugleih ale Stadt fo groß und bedeutend ift, daß man hoffen werden fol.
darf, die Uibergabe durch die bedrohte Vernichtung zu bewirken,
fo muß der Kommandant nach der Kenntniß, die er von dem
Snnern bed Plaged und den darin getroffenen Anftalten des
26*
404
Feindes haben foll, die Punkte zur Anlegung ber Batterien bes
Anlegung der ſtimmen. Solche Batterien werden in die Erde eingefenft, um
Batterien. dem feindlichen Gefüge weniger Blöße zu geben, und da man
die Arbeit dadurch fehr erleichtert, fo können foldhe in einer
Nacht in völligen Stand geſetzt und mit dem beftimmten Wurf⸗
geſchütz verfehen werden.
Koncentrirtes Um eine große Wirkung hervorzubringen, muß man bem
deu derſel. Gefüge ber verfihiedenen Batterien eine gleiche Richtung geben,
indem fonft das Feuer, vorzüglid wenn die Feftung groß
ift,. fih gu fehr zerftreut. Da in der Nacht die Beſchießung
immer größere Berwirrung ald am Tage hervorbringt, fo if
erftere hiezu auch vorzüglich zu wählen. Ebenfo hat die Ablo⸗
fung der Mannfchaft und des Gefchüges immer bei Nacht zu
geichehen.
Derpalten bei Obſchon die Einfchließung eines Platzes gewöhnfich nur dann
denden Ente unternommen wird, wenn die Armee diefe Unternehmung zu deden
fape vermag, fo treten doch auc Fälle ein, daß ein Einſchließungskorps
einen anrücenden Feind, der entweder bie Feſtung völlig zu entfegen
oder doch zu approvifioniren Willens ift, begegnen muß. — Der
Kommandant desfelben muß in einem folhen Falle dem Gegner,
wenn er ihm gewachfen zu fein glaubt, ebenfalls entgegenrüden,
ohne ſich jedoch hiebei zu weit von feinem Beobachtungskorps
von der Keftung zu entfernen. Er darf jeboch nur in der Außer
-ften Noth, wenn nämlich der anrüdende Feind fo ftark if, daß
er, um ihn zu ſchlagen, aller ſeiner Kraͤfte beduͤrfte, die Ein
fchließung ganz aufheben; außerdem muß er feine Redouten hin⸗
länglich befegt halten und eine Truppe zu ihrer Unterfügung
zurücklaſſen, um die Befagung auch während feiner Entfernung,
die aus biefem Grunde nicht zu groß fein darf, im Zaume zu
halten.
Tritt jedoch der äußerfte Fall ein — und muß ein Kom
mandant alle feine Truppen dem vorrüdenden Feinde entgegen⸗
führen, dann ift es befler, wenn er fich mit benfelben weit von
der Feflung entfernt, damit die Befagung wenigftens feinen Ans
theil am Gefechte nehmen kann, wenn fie auch die ‘Zeit bemühen
follte, aus der umliegenden Gegend Lebensmittel zu holen und
die zur Einfchließung aufgeworfenen Werte zu zerſtoͤren.
4105
Iſt endlich der anrüdende Feind fo ſtark, daB das ganze Bei Uiberle⸗
Blockadekorps bemfelben nicht gewachfen if, dann if ed am „Aerken.
beiten, bei Zeiten bie Einfchließung aufzuheben und ſich zuruͤck⸗
zuziehen.
De
Zwölfte Abtheilung.
Führung, Vertheidigung und Angriff eines
Trausportes.
41.
Von der Führung eines Transportes überhaupt.
Eine der ſchwerſten Aufgaben im Kriege iſt die Führung Allgemeine
von Transporten, weil letztere bei ihrer großen Ausdehnung Feen
und ihrem verfchiedenartigen Zwede einer Menge von Zufällen Transporte.
unterworfen find, und dem Feinde viele Blößen zu einem vors
theilhaften Angeiffe barbieten. Aus je mehr MWägen ein Trans
port befteht, je länger daher feine Marſchlinie, je mehr dieſe
den Angriffen des Gegners ausgeſetzt und je durchichnittener das
Terrain ift, defto gefahrvoller und fchwieriger wird die Ausfüh⸗
rung einer folchen Uinternehmung.
Das Requiſitionsſyſtem, das in ben Revolutionskriegen
entſtand und auf die größere Beweglichkeit der Heere, ſo wie
auf das ganze Weſen der Kriegskunſt einen entſcheidenden Ein⸗
fluß äußerte, verminderte zwar in vieler Hinſicht den Nachſchub
der für eine Armee nöthigen Bebürfniffe; weshalb und die leiten
ren Feldzüge feine Beifpiele von fo großen, aus mehreren taufenb
Wägen beftehenden Transporten darbieten, wie fie in den frühen
ren und befonderd im flebenjährigen Kriege ftattfanden. Dem»
ungeachtet fünnen dieſe Fälle in wenig Eultivirten, wüften oder
folken Ländern, wo dad Bolt am Kriege Antheil nimmt und
feine Hilföquellen. dem Heere verfchließt, wieder eintreten; bedeu⸗
tende Transporte dagegen werben felbft da, wo man Requiſitio⸗
nen erhebt, dem Heere ſtets nachgeführt, um es nach Umfländen
Details einer
Fuhrweſens⸗
diviſion.
406
— —⸗
mit Lebensmitteln, Munition, Waffen, Belagerungsgeſchutz und
anderen Bebürfniffen zu verfehen. Um über bie Führung eines
Eonvoid die nöthigen Detaild angeben zu fünnen, ift ed übrigen
nöthig, zuerft nacfolgender Punkte ald Maßſtab aller vorfoms
menden Zeits und NRaumberechnungen zu erwähnen.
1. In der öfterreichifchen Armee befteht eine Fuhrweſens⸗
diviſion aus 50 vierfpännigen Leiterwägen, nebft einer zweiſpän⸗
nigen Felbfdmiede, einem zweifpännigen Bagages und einem
vierfpännigen Dedelmagen.
2. Jeder vierfpännige Wagen nimmt in der Känge einen
Raum von Al und jeder zweilpännige von 21 Schuh ein.
3. Eine Zubrmefensdivifton bedarf demnach im Marfche
mit Beobachtung der vorgefchriebenen Sntervalls von 3 Schritten
zwifchen einem Wagen und dem andern eine Strede von beis
läufig 400 Klaftern oder 1000 Schritten.
4. Sind Pulverwägen beim Transporte, die nad Umftäns
den die Spike oder den Nachzug bilden, fo müffen felbe mit
Zwifchenräumen von 20 Schritten fahren, wodurch der Convoi
alfo eine noch größere Ausdehnung erhält.
5. Die Ladung eines vierfpännigen Wagens foll nie mehr
ald 25 bis 30 Gentner betragen.
6. Auf guten Wegen legt eine Divifion in 10 Stunden
- 4 deutihe Meilen, und zwar 2 Bor und 2 Nachmittags zurück.
Entwurf
des Marſch⸗
planes.
Bedeckung
des
Transportes.
7. Um gänzlich abzufahren, benöthigt felbe, wenn feine
verzögernden Umftände obwalten, eine halbe Stunde,
Diefed voraudgefegt, fhreiten wir zu den Erflärungen der
zweckmäßigen Führung eined Transportes. Leßtere beruht haupts
fählich auf dem Entwurf eined dem Terrain und den verfdies
denen anderen obwaltenden Umftänden entiprechenden Marfchs
planes, daher ed nöthig ift, mit der ganzen Gegend, der Anzahl
und Befchaffenheit der Wege befannt zu fein, fo wie auch ſichere
Nachrichten vom Feinde zu befigen. Uiber die näheren Anorbs
nungen zur Führung einer Gonvoi bemerfen wir:
1. Seder Tranport wird durch eine feıner Stärke und Wich⸗
tigfeit angemeffene Truppenzahl begleitet, welde während
ded ganzen Marſches unter dem Befehle des Transports⸗
fommandanten fteht, von ihm zur Sicerheit der Gonvot
nad Umftänden verfhieden zu verwenden ift, und nah Bes
ſchaffenheit des Terrains entweder aus mehr Infanterie oder
_ 407 _
Kavallerie befteht. Größeren Trandporten werben ſtets
einige feichte Artilferies, befonderd Kavalleriegeſchütze beis
gegeben. . =
2, Diefe Bedeckung theilt man in drei Haupttheile, melde die une
Avants und Arrieregarde, fo wie die Seitenforps zu bilden Vor, Seitens
haben. Zu einer ebenen und offenen Gegend wird die Ka⸗ und Nachhurt.
vallerie zur Bor» und Nachhut, die Infanterie aber zu den
Seitenforpd verwendet; in einem durcfchnittenen Terrain
Dagegen befindet ſich der größte Theil der Kavallerie bei
‚ber Arrieregarde, und yur einzelne Detaſchements derfelben
marfchiren zum augenblicklihen Gebrauch bei der Avantgarde
oder den Seitenforps. Librigens befinden fich bei der Vorhut
ſtets einige Abtheilungen Pionniers oder andere Militärs
arbeiter, um nöthigen Falls Straffen oder Brüden zu ver»
befiern, oder in Ermanglung der letteren neue zu Schlagen.
3. Was die Stärfe der verfchiedenen Abtheilungen betrifft, fo laßt Stärke diefer
fich diefe nur durch eine richtige Würdigung der obwaltenden Abtheilungen.
Umſtände und der allenfalls drohenden Feindesgefahr bes
ſtimmen; ftetd hat jedoch die Hanpttruppe dort zu marfchiren,
wo eine Gefahr zu vermuthen ift, weshalb fie ſich nach
Umftänden bald an der Tete, bald in ven Flanfen der
Eonvoi befindet. Da die letzteren aber die ſchwächſten und
längften Theile des Transports bilden, fo wird gemöhnlic
die Ceitenhut am ftärfften, die Arrieregarde, dagegen am
ſchwaͤchſten gemacht, weil ein Angriff auf die Queue der
Wagenfolonne am wenigften gefährlic, ift.
4 Die Avantgarde fendet mehrere Stunden vor dem Abmarfche Vorpatrouil—
bed Transportes verhäftnißmäßige Patronillen, befonders aus *" PR a
Kavallerie beftehend, vor, um die Befchaffenheit der Straflen, -
Brüden, fo wie dad ganze Terrain zu refognoßciren,
Nachrichten vom Feinde zu erhalten, fein Anrücken frühs
zeitig zu entdeden, und einftweilen alle vorwärts liegenden
Defileed zu befegen.
5. Um den Abmarfch eined Transportes zu erleichtern, wird Abmarſch des
derſelbe in Kolonnen von 50 oder 100 Wägen abgetheilt, randkange
und jede folgende hat erft dann anzufpanıen, wenn zwei nen Abtheis
Drittheile der vorhergehenden Abtheilung bereits abgefahren lungen.
find; denn angenommen, ein Transport von 1000 Wägen
hätte eine Strede von 4 deutfchen Meilen auf einem Wege
408.
EIESZZEZLSRDERERNE
zurüczulegen, der fo beſchaffen if, daß ein geladener Wagen
zu einer Meile 3 Stunden benöthigt, fo wird, da 50 Wägen
. eine Strede von 1000 Schritten einnehmen, der 501. Wagen
erit 3, der 1000. aber erft 6 Stunden nah dem eriten
abzufahren im Stande fein. Wollte man nun alle Wägen
zugleih anfpannen laſſen, fo müßte der größte Theil der
Pferde dergeftalt mehrere Stunden ftehen bleiben, wodurd
fie nethwendig zu Grunde gerichtet, und zum ferneren Dienit
unbraudbar gemacht werden. Die Avantgarde bricht vor
der erften, die Seitenkorps gewöhnlich gleichzeitig mit ber
‚mittleren Wagenfoloune auf, die Arrieregarde folgt aber
der legten Abtheilung erfi dann, wenn ſich diefe bereits in
angemeſſener Entfernung vor derfelben im Marſche befinder.
Geld und? 6. Tie Geldwägen fahren ftetd an der Spige der erfien Abs
eg tbeilung, die Pulverwägen aber werden gewöhnlich in allen
Abtheilungen vertheilt, und beobachten, wie bereitd erwähnt
wurde, eine wechſelweiſe Diltanz von 20 Echritten.
Aufenthalt 7. Ter Kommandant ded Xrandported gibt die Abtheilung
des Kommans befannt, bei welcher er anzutreffen ift, und wohin von der
u Avants, Arrieregarde und den Seitenkorps die betreffenden
Meldungen einzufenden find.
Drdnung 8. Während des Marfches hat, um jede Stodung zu vermeis
Gele den, die größte Ordnung zu beftehen. Die erften Wägen
fahren langſam und im gleichen Schritte fort, die übrigen
bleiben fortwährend angefchloflen, und die bei den verfchies
denen Kolonnen eingetheilten Offiziere und Linteroffiziere
haben hierauf mit Strenge zu fehen, und jeder unnöthigen
Verlängerung oder Trennung des Zuged möglichft vorzus
beugen. Beſteht der Transport aud Landmwägen, dann
werden zur Bewachung der Fuhrleute und zur Erhaltung
der möglichiten Ordnung überdied noch Kleine Kavallerie,
abtheilungen rechts und links der Wagenreihe vertheilt.
Benehmen, 9, Bricht bei einem Wagen etwas, oder bfeibt derfelbe fteden,
ve Hricht oDet fo müffen die rümwärtigen, wenn fie nicht vorfahren können,
ſtecken bleibt. in und neben der Strafle, wie fie hiezu Plag finden, aufs
fahren, um den Zug zu verfürzen, während man unermüdet
trachtet, das Schadhafte herzuftellen, oder deu ftedden geblies
benen Wagen durch Vorſpannung anderer Pferde wieder in
Gang zu fegen. Sollte jedoch die Herftellung der beſchädigten
409
Waͤgen eine längere Zeit erfordern, fo bringe man bie
betreffenden Fuhrwerke einftweilen aus dem Zuge, welche
dann, fobald ed ihnen möglich, wird, ihrer Abtheilung nad
fahren, oder fih an eine ber hinteren Kolonnen anfcließen,
und hievon dem Kommandanten des Transportes die Mels
dung erftatten. Uibrigens ift es ſtets vortheilhaft, jeder
Abtheilung einige leere Wägen zur Aushilfe beizugeben.
10. Geſtattet es die Breite der Straſſe, in einer doppelten Marie in
Wagenreihe zu fahren, fo wird dadurch die Ausdehnung Wogenreihen.
ded Zuges um die Haͤlfte vermindert, der Transport leichter
überfehen, und man gelangt in weniger Zeit mit der gans«
zen Convoi an den Drt der Beftimmung. In einem folden
Kalle müßte jedoch auch für einen dritten Wagen Raum
vorhanden fein, da font durch entgegentommende Fuhrwerke
‚die größte Verwirrung entftünde, und man auch bei einem
Angriffe nicht im Stande wäre, nach Umftänden dad Ges
ſchütz mit Schnelligkeit vors oder rüdmwärtd zu bringen.
11. Ebenfo wird der Zug eined Transported bedeutend abges Auf mehreren
fürzt, wenn es die Beicaffenheit des Terrains geftattet, in Skraſſen.
mehreren eingelnen Kolonnen auf verfchiedenen Wegen zu
marſchiren; doch dürfen dieſe letzteren zwiſchen der Auf⸗
bruchs⸗ und Einquaärtirungsſtation nicht zuſammenlaufen
oder ſich kreuzen, weil ſonſt durch das Halten der einen
Wagenkolonne der Nutzen wieder verloren geht, den man
anfänglich gewonnen hat. Bei Feindesgefahr hingegen iſt
es ſtets ein großer Vortheil, ſeinen Zug, und folglich ſeine
Vertheidigungslinie zu vermindern, wenn auch auf einem
gewiſſen Punkte eine der Kolonnen halten und das Vor⸗
überfahren der andern abwarten müßte,
12. Die Avantgarde rüdt auf eine verhältuißmäßige Entfer⸗ vumaige
nung vor, nimmt an einem Defilee oder auf einem Hohen⸗ yyanrgarde,
zuge eine vortheilhafte Stellung, läßt durch Watrouillen Arrieregarde
fortwährend dad Terrain durchſuchen, und erwartet die Ans Seitenkorns,
näherung der Wagenfolonne, worauf fie wieder ihren Marſch
fortfegt, und im Maße, als fi der Transport fortbewegt,
von einer Stellung in die andere vorrüdt. Die Seiten⸗
forp8 bleiben immer nahe bei der Mitte der Wägen, um
ſich fchnel gegen die Leite, woher der Feind kommt, wen⸗
den, oder die Avants und Arrieregarde unteritägen zu
Bei mehreren
Kolonnen;
Benehmen
bei Paſſirung
eines Defileed.
410
Le ee ae nr — — 2
%
koͤnnen; da jeboh ein Transport fih meiſtens langſam
fortbemwegt, fo würde ſich befonderd die in feiner Flanke
marfchirende Truppe fehr ermüden, wenn fie ftetd gleich-
formig dem Wagenzuge folgen müßte. Die Ceitenforps
fönnen daher oft mehrere Stunden an einer Stelle bleiben.
und fo für fih felbfttändig von einem Punkte auf den
andern vorrüden, während Patrouillen länge der ganzen
Reihe der fahrenden Wägen umherſtreifen, dad Terrain
durchfuchen und alle in den Flanken der Marfchlinie befinds
lihen Straflen, Dörfer, Brücden, Defileed u. dgl. in fo
lange befeßen, bis fie hierin von der Geitenpatrouille der
Arrieregarde abgelöfet werden. Diefe letztere rüdt indeſſen
ebenfalld aus einer Stellung in die andere dem Transporte
allmälig nad, und fichert ſowohl ihre Flanken, ald ihren
Rüden burd Meine Abtheilungen. Diefem gemäß haben
demnach alle detafhirten Truppen. nach dem Yortrüden bes
Transported ihre Bewegungen einzurichten, und fich daher
von dem Marſche desſelben durch Fleine Verbindungspa⸗
trouilfen oder abgeſchickte Unteroffiziere zu überzeugen.
Gefhieht der Marſch auf verfhiedenen Wegen und in
. mehreren Kolonnen, fo hat zwar .jebe derfelben ihre eigene
Vorhut, welche durch Patrouillen®ihre Verbindung erhalten,
die Sauptavantgarde bfeibt jedoch ftetö vereint, um fid
nöthigen Falls mit gefammter Kraft gegen den einen oder
den andern bedrohten Punkt werfen zu fünnen.
13. Sf ein Deftlee zu p