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JAHRBUCH
PUR
LANDESKUNDE
VON
N IE DERÖSTERREICH.
REDIGIERT
von
Db. MAX VANCSA.
NEUE FOLGE.
SECHSTER JAHRGANG.
1907.
WIEN 1908.
VERLAG UND EIGENTUM DBS VEREINES FÜR LANDESKUNDE VON NIEDERÖ8TBRREICH.
DRUCE TOH FRIBDRICH JAUPBR IV WIEN.
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JAHKBUCH
FÜR
LANDESKUNDE
VON
N IE DERÖSTERREICH.
RBDIGIBRT
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Db. MAX VANCSA.
NEUE FOLGE.
SECHSTER JAHRGANO.
1907.
WIEN 1908.
VERLAG UND EIGENTUM DBS VEREINES FOR LANDESKUNDE VON NIEDBROSTERREICH.
DHUCK TON PRIBDRICn JAÜPER IV WIEN.
t^B^^samsamoB
Verzeichnis der beim Vereine für Landeskunde von
Niederösterreich erhältfichen Druckschriften.
(Die beigesetzten Preise gelten nur für Mitglieder. Für Nichtmitglieder werden
die Preise erhöht — Die Druckschriften werden gegen Begleichung des
Portos auch mit der Post zugestellt.)
I. Hanpipublikationen des Terelnes.
Blatter des Vereines ftlr Landeakande von Niederflsterreich.
Vorrätig sind noch die Jahrgänge: 111 (1869) bis IV (18V0), VI! (1873)
bis XXlV (1890), für den Jahrgang gebunden K 5*— , ungebunden
K 4--; XXV (1891) bis XXXV (1901). für den Jahrgang gebunden
K 3'—, ungebunden K 2*—.
Monatsblatt des Vereines fOr Landeskunde von Ni<*derg8teiTeich.
Jahrgang 1 (1902) bis VI (1907), für den Jahrgang K 2 — . (Einzelne
Nummern 30 h.)
Jahrbnch fttr Landeskunde von NiederOsterreich.
Jahrgang 1 (1867) bis II (1868—1869). für don Jahrgang Ä'4— . Neue
Folge: Jahrgang I (1902) bis III (1904), VI (1907). für den Jahrgan«:
K 2—. Jahrgang IV und V (1905 und 1906). für diesen Doppelband
Ä'4—.
Administrativkarte von Niedergsterreich in 111 Sektionen.
Maßstab 1" = 400» (1:28.800). Preis für die Öektion Wien samt Um-
gebung Jif 2 — . für jede andere Sektion K 1 20.
Topographie von NiederOsterreich.
1. Band (11 Hefte), Allgemeiner Teil. II. Band (15 Hefte). Wien und
A-E. ni. Band (13 Hefte). F— G. IV. Band (9 Hefte). H-J. V. Band
(19 Hefte), K— L. VI. Band (bisher 14 Hefte erschienen), M— Mü. Preis
eines Heftes K 1*40; Preis der bisher erschienenen Bände zusammen
K 113-20, welche jedoch auch in Monatsraten zu K 10*— bej^lichen
werden können. Für Schulen nnd Gemeinden, die zugleich Mit-
glieder sind, ist der Preis auf Ä" 80—- herabgesetzt worden.
NiederOsterreicbigches ürknndenbneb.
I. Teil. Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrenstiftes St. Polten.
2 Bände. I. Band K 10-. II. Band K 6—.
Studien znm älteren Osterreichischen ürknndenwesen.
Von Dr. Oskar Freiherr von Mitis. 1. Heft (1906) K 1-— , 3. und
4. Heft (1907) K 2-.
II. Elnzelansgaben.
(Die Bezeichnung Sa. bedootet Sondcrabdruek ans den »Blattern des Voreines für Landeskunde«.)
K
Adam, Dr. Zur Geschichte von Wiener-Neustadt, 1867 —^O
Baner, Dr. Josef. Die Anfänge der Ostmark, 1876, Sa —-70
— Der Fiscus regius unter den fränkischen Königen, 1878, Sa. . 1*40
— Dr. Josef Ritter von. Das Bruderschaftswesen in NiederOster-
reich. 188Ö, Sa . . —-70
Beck von Mannagetta, Dr. Gflnter. Die Nadelhölzer Nioderöstcrreichs,
1890, Sa 1-
Becker, M. A. Emmerberg, 1883, Sa 1-—
JAHRBUCH
FÜR
LANDESKUNDE von NIEDERÖSTERREICH
k.b:idigmkk,t
VON
Dh. MAX VANCSA.
NEUE FOLQE,
SECHSTER JAHROANG
1907.
WIEN 1908.
TSRI^O DMD EIGINTUM DBS VRRBINKS FÜR LANDKSKDNDR VON NIEDBRÖSTBRREICH.
URUCK VON FRIBDRICH JA9PKH IN WIEN.
200R4 1 A
Mto
Ckackichte d«r Kolonisation dei WaldyierteU. Von Dr. Frans HeiUberg . 1
Du Franonkloster Himmelpforte in Wien. (Sohlnfi.) Von P. Alfonit 2&k . . 93
Nachtrige zum Aggiibacber Urknndenbach. Herausgegeben von Dr. Josef
Lampel 189
iSii Recbtsspmch über die Burg Stockern aus dem XVI. Jahrhundert. Heraus-
gegeben und eingeleitet von Dr. Josef Kallbrnner 217
Register. Bearbeitet von Dr. Hans Prankl 273
GESCHICHTE
DEE
KOLONISATION des WALD VIERTEIL.
TON
DR- FRANZ HEILSBERG.
Jahrbuch d. Y. f. LaadMkand«. 1907.
Als Kolonisation bezeichnen wir die Eingliederung eines relativ
knlturarmen Gebietes in einen bestimmt charakterisierten Kultnr-
kreis, sofern damit eine Zuwanderung eines Bruchteiles der Bevöl-
kerung verknüpft ist, die den Träger dieser] Kultur bildet. Wir werden
also weder die Wanderung eines ganzen Volkes mit seiner Kultur
noch die Eingliederung in einen Kulturkreis ohne Wanderung als
Kolonisation bezeichnen können. Dieser Vorgang vollzieht sich zu-
nächst in der Weise, daß vor allem die politischen, kirchlichen und
wirtschaftlichen Kulturformen des Mutterlandes auf das neu ge-
wonnene Grebiet übertragen werden. Mag dieses dann selbst zu-
sehen, wie es sich auf der gegebenen Grundlage seine eigene Kultur
oder zumindest seine eigene Kultumuance schafft.
Wo aber, wie in unserem Gebiete, Mutterland und Koloni-
sationsland aneinaudergrenzen, da wird der Vorgang der Koloni-
sation insofern modifiziert, als die Organisationsformen nicht nach-
gesehaffen, sondern zum großen Teil nur bestehende auf das Neu-
land ausgedehnt werden müssen. Wir haben es nicht mit einem
einmaligen, scharf abzugrenzenden Akt der Kolonisation, sondern
mit einem allmählichen Hineinwachsen der Kultur in kulturloses
Gebiet zu tun. Damit entsteht für uns aber zugleich zu unserer Auf-
gabe der Darstellung der Zuwanderung und der Neu-Organisierung
unseres Gebietes noch die Voraufgabe, die Beziehungen desselben
zu seinen früher kolonisierten Nachbargebieten zu verfolgen. Da
zudem jede Kolonisation auch eine politische Organisation be-
deutet, die ohne Festlegung einer Grenzlinie nicht gedacht werden
kann, so haben wir auch diesen Vorgang der Grenzbildung zur
Charakterisierung der Kolonisation heranzuziehen.
Die Kolonisation des Waldviertels bildet nur einen kleinen
Abschnitt in der großen Kolonisationsbewegung des deutschen Mittel-
alters. Trotzdem eine zusammenfassende Darstellung dieser Be-
wegung heute noch fehlt, vermögen wir doch darin bereits eine
einheitliche Entwicklungsreihe zu erkennen, die von der rein grund-
1*
4 Dr. Franz Heils borg.
herrlichen, bloß Zustände des Mutterlandes auf das Neuland all-
mählich ausdehnenden karolingischen Kolonisation zu dem so
einheitlich, rational gestalteten Vorgang führt, den wir in der Ein-
richtung des deutschen Ordenstaates mit seinen einheitlichen Rechts-
satzungen für die Stellung der bäuerlichen, städtischen und ritter-
lichen Bevölkerung, sowie auch in seiner einheitlichen kirchlichen
Organisation zu erblicken haben. Auch in dieser Entwicklungsreihe
müssen wir der Kolonisation des Waldviertels ihre Stelle anweisen.
In unserer Untersuchung wird also die Vergleichung unseres
Gebietes mit anderen eine wesentliche Rolle spielen. Sie muß aber
auch ein methodisches Grundprinzip unserer Arbeit bilden. Eben
weil wir es in unserem Gebiete nicht mit einem einheitlichen
Kolonisationsakt, sondern mit einer allmählichen Entwicklung zu
tun haben, die in keinem Momente den Zeitgenossen gegenüber
den bisher bestehenden Zuständen zur Abhebung gelangen konnte,
fehlt uns jeder direkte Bericht über den Vorgang. Wir sind also
darauf angewiesen, einerseits Berichte aus anderen Gegenden heran-
zuziehen, in denen der Vorgang ähnlich verlaufen sein dürfte,
anderseits durch Vergleich den Gegensatz zwischen unserem Ge-
biete und anderen, namentlich benachbarten, hervorzuheben, um
vielleicht auch auf diesem Wege zu positiven Resultaten zu gelangen.
I. Vorgeschichte.*)
Den Ausgangspunkt für unsere Untersuchung bildet der Zu-
stand, daß das Waldviertel zum größten Teil den südöstlichen Aus-
läufer des zusammenhängenden Waldgebietes bildet, das vom innern
Böhmen bis zur Donau, vom oberen Main bis über den Manharts-
berg sich erstreckte, von dem nun im wesentlichen nur mehr der
Böhmerwald als letzter Rest stehen geblieben ist. Schon der Mangel
einer eigenen Benennung für den Wald unseres Gebietes bezeugt
seinen innigen Zusammenhang mit dem Waldland im Norden und
Westen. Es ist natürlich, daß der Römer in dem außerhalb der
Reichsgrenzen liegenden Lande, das ihn also nur wenig interessiert,
nur einen Teil des Herzynischen Waldes sieht.'^) Aber noch im
^) An stelle aUer allgemeinen Literatur brauche ich jetzt nur Vancsas
Geschichte von Nieder- und Oberösterreich I, (Gotha 1905), zu nennen.
') Ptolomftus verlegt die Quaden, die im südlichen Mähren und in Niedor-
österreich an der March und unteren Thaja wohnen, fittd t6v 'Opxuvtov Spupiv.
Zeuß, Die Deutschen und die Nachbarstämme. 8. 118.
Geschichte der KoloniBation des Waldviertels. 5
XII. Jahrhimdert wird das Waldviertel ebenso als nortica silva be-
zeichnet wie das angrenzende Mühlviertel ^) Im Sprachgebrauch der
Urkunden des XII. Jahrhunderts wird die Zugehörigkeit des nord-
westlichen Waldviertels zu Böhmen anerkannt.^) Es ist dies nur
eine Anerkennung der Tatsache, daß sich der böhmische Orenz-
wald^) ohne eine Unterbrechung, die eine bestimmte Abgrenzung
ennöglichen würde, in das Waldviertel herein erstreckt.
Diesem Waldland tritt nun im Viertel unter dem Manhart»-
berge ein auf weite Strecken waldfreies Land gegenüber. Beide
Grebiete aber stehen zumindest seit der Römerzeit im vollen Gegen-
5iatz gegen das südliche Donauufer. Die Kulturbedeutung dieses
Stromes liegt in dieser Zeit im wesentlichen darin, daß er die Grenze
des Imperiums bildet. Es ist dies die notwendige Folge davon, daß
die Kultur von Süden her, in senkrechter Richtung zum Stromlauf,
diesen erreicht. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich dann die Er-
klärung des Kulturbildes des Waldviertels für die älteste Zeit.
Eine Darstellung der ältesten Besiedlung unseres Gebietes hat
zwei Überlieferungsreihen zu kombinieren: Die durch die Aus-
grabungen zutage geförderten Überreste der Vergangenheit einer-
seits, die schriftlich fixierte Tradition ausländischer, vor allem
romischer Berichterstatter anderseits. Den Fundstätten*) nach ist
zunächst das ganze Viertel unter dem Manhartsberge wohlbesiedelt,
und dieses Siedelungsgebiet erstreckt sich ohne Unterbrechung über
die Thaya in das südliche Mähren hinein. Dann aber ist es vor
allem der Rand zwischen Waldland und waldfreiem Land, der ein
Siedelungsgebiet für sich darstellt. Von Weitersfeld im Norden
reicht hier eine prähistorische Siedlungsreihe über den Feldberg bei
Palkau, Eggenburg, Limberg. Nieder- Schleinitz, Grübern südwärts
durch die Fundstätten von Ronthal und Gösing bis zur Donauebene.
Aber auch der Westabfall des Manhartsberges gegen das Horner
^) Letzte Nennan^ des Nordwaldes im Waldviertel 1209, Stiftungsurkande
der Pfarre Langscblag. (Mon. boica. XXIX b, S. 68.) FUr das Mühlriertel siehe
Hackl in Forschnngen zar deatscben Landes- und Volkskunde, Bd. XIV.
^) Fontes rerum Austriacaram, VIII, 63, Nr. 216. — Urkundenbach des
Landes ob der Enns, II, 8. 724. — Archiv fttr österreichische Geschichte. XII,
S. 258.
^ Ober diesen siehe: Lippert, Sozialgeschichte Böhmens. I, 8. 12 ff., 65 ff.
^) Diese verzeichnet Sacken in den Sitzungsberichten der Akademie.
Bd. LXXIV, 8. 582 f., jetzt namentlich Börnes in dem Jahrbuch der Zentral-
kommission. N. F. Bd. I ; dazu auch die Berichte des Altertumsvereines.
Q Dr. Franz HeiUberg.
Becken und das Eamptal bis nach Krems im Süden weist eine
ähnliche Siedelungsreihe, die uns dnrch Funde bei Drei-Eichen,
Kamegg, Gars, Hadersdorf, Zeiaelberg und Krems bezeichnet wird, auf.
Ein ähnliches Siedelungsgebiet zeigen am Sudrande, im Durch-
bruchstale der Donau, die Funde von Aggsbach und Willendorf an.
Sonst aber haben wir es hier nur mit einem Durchzugsgebiete
zu tun. Die wichtigste Straße führt freilich außerhalb unseres Ge-
bietes von Hallstatt über Linz und Freistadt durch das Waldgebirge;
in dieser Straße will man jetzt die eigentliche alte Bernsteinstraße
erkennen.^) Aber auch durch das Wald viertel dürfte ein Weg etwa
von Eggenburg und Hörn nordwestwärts in das Innere Böhmens
geführt haben. ^) Auch ein von dieser Route ziemlich abseits liegender
Depotfund zu Guttenbrunn gibt dem Waldviertel den Charakter
eines Durchzugsgebietes.^)
Stellen wir nun diesen Ergebnissen der Funde die schrift-
liehen Berichte gegenüber, wobei wir immer festhalten, daß sie
sich auf den Ostrand des Waldviertels, das Viertel unter dem Man-
hartsberge und das südliche Mähren in gleicher Weise erstrecken.
Eine ursprüngliche keltische Siedelung in unserem Grebiet
kann man annehmen, wenn man die bei Cäsar als Anwohner des
herzynischen Waldes genannten Volcae Tectosages hierher ver-
setzt.^) Jedenfalls aber haben bald nach der Einwanderung der
Markomannen in Böhmen (9 v. Chr.) die enge mit ihnen verbun-
denen Quaden das benachbarte Mähren und die angrenzenden Teile
Niederösterreichs, im wesentlichen das oben bezeichnete Gebiet ein-
genommen.^) Hier erwachsen sie zu einer gewissen Kraft und Größe,
überdauern den Markomannenkrieg und unternehmen von hier aus
bis in das IV. Jahrhundert Einfälle in das römische Gebiet.
Nun gewinnt aber das benachbarte Imperium für unser Gebiet
bereits die wesentlichste Bedeutung. Noch immer ist die Donau der
Grenzstrom ; in der Art der Befestigungen am rechten Ufer spiegelt
^)Ol8haa8en in Verhandlung^en der Berliner anthropologiichen Gesell-
schaft. 1890 und 1891.
') Siebe namentlich die Anfsätze von Richly, Mitteilungen der Zentral-
kommisBion. Bd. YIU und XXVI.
3) Mitteilungen der Zentralkommission. Bd. XXVI, S. 53 ff.
^) Dafl man nicht die Adrabaicampoi, Parmaicampoi und Racatai hieher
versetzen darf, scheint mir aus den bei Zeufi, S. 121, angefahrten Stellen hervor-
zugehen; siehe übrigens: Vancsa, S. 76, Anm.
5) Zeuß. 1. c. S. 118, 3'U.
Geschichte der KoloniBation des Waldviertels. 7
sich der Gegensatz zwischen den beiden Gebieten nördlich der
Donao, dem Waldland und dem bewohnten Land. Selbst nach dem
Markomannenkrieg ist das ganze Verteidigungssystem Noricums
zwischen Passauer Wald und Wiener Wald beschränkt auf ein großes
Legionslager zu Lauriacum und etwa zehn E^astelle, während wir
an der etwa ein Drittel dieser Strecke betragenden Grenze Pannoniens
zwischen Wiener Wald und Leitba zwei Legionslager und mehrere
kleine Posten finden.*) An der Donaugrenze wird auch im wesent-
lichen festgehalten. Der Handel, der die beiden Ufer des Flusses
verbindet, ist ausschließlich Grenzhandel, der nach dem Marko-
inannenkrieg aus Rücksichten des Grenzschutzes beschränkt und
unter militärische Aufsicht gestellt wird. Auch die Vereinigung
eines Grenzstriches nördlich der Donau mit dem Reiche hat vor
allem die Bedeutung einer Verstärkung der Stromgrenze.
Aber doch wirken bereits einzelne Momente darauf hin, diese
trennende Bedeutung der Donau aufzuheben. Die Donauflotte soll
zwar zunächst nur dem Grenzschutz dienen, sie führt aber doch
die Verkehrsbedentung des Stromes vor Augen und einiger Handels-
verkehr den Strom auf und ab schließt sich an. Am Strudel bei
Grein werden dem Flußgotte Münzen geopfert, damit er glückliche
Fahrt gewähre.^) Die Straße des Donau-Limes hat neben der
militärischen auch Verkehrsbedeutung. Vor allem aber findet die
politiscbe Wirksamkeit des Imperiums im Stromlauf nicht ihre Grenze.
Es zwingt die Völker im Norden der Donau, Markomannen und
Qüaden, zur Seßhaftigkeit, Anbau und Ortsgründung, kurz zu den
Anfiüigen höherer Kultur. Sie werden schließlich vom römischen
Reiche abhängig. Nach dem Sturze Marbods verdankt eine Reihe
von Fürsten ihre Stellung der römischen Intervention, ihre Ab-
hängigkeit ist zu Tacitus' Zeit eine tatsächliche, sie wird nach den
Siegen Marc Anrels von den Quaden auch anerkannt.^) Die Sueben-
fürsten Sido und Italiens fochten in der Schlacht, die zwischen
Vitellius und Vespasian entschied, auf der Seite der Flavianer^),
Domitian beansprucht die Heeresfolge der Sueben als ihre Pflicht
und überzieht sie wegen der Versäumnis derselben mit Krieg.^)
^) Kämme], Anfänge deutschen Lebens etc. S. 55 ff.
>) Kämmel, S. 88.
3) Mommsen, Bömische Geschichte. V, S. 196 f. Bachmann in den
Sitzangtberichten. Bd. XCI, S. 848.
*) Mommsen, 1. c. 8. 197.
^) Mommsen, 1. c. 8. 201.
8 Dr. Franz Heilsberg.
Die Folge des Markomannenkrieges ist dann, daß Marc Aurel
das ganze Land nördlich der Donau unterwirft und hier eine
römische Provinz einrichten will. Die Quaden wollen nach Norden
auswandern; doch es wird ihnen nicht gestattet, da sie die Äcker
zu bestellen haben, um die römische Besatzung zu versorgen. 0 Der
Tod des Kaisers (180) macht diesen Plänen ein Ende. Die Quaden
werden wieder ein selbständiges Volk, dessen Beziehungen zum
Reiche sich in dem gewöhnlichen Wechsel von friedlichem Handels-
verkehr und gelegentlichen Raubzügen fortspinnen. Doch beginnt
der Stamm der Quaden eben infolge der Römerkriege zusammen-
zuschmelzen. Dem Ammianus Marcellinus erscheint 375 n. Chr.,
»gens Quadorum immensum quantum antehac bellatrix atque potens
parum nunc formidanda«.^) Von da ab sind die Quaden für unser
Gebiet verschollen; im V. Jahrhundert treten sie weiter östlich in
den Earpathen in Gesellschaft der Sarmaten wieder auf.^) Für uns
ist ihre Siedelung in Niederösterreich, die über 300 Jahre währte,
von Bedeutung, weil sie den ersten Versuch darstellt, dieses Gebiet
einer dauernden Kultur zuzuführen, weil ihre Beziehungen zum
Römerreiche den ersten Anlaß geben, nähere Beziehungen zwischen
den Gebieten nördlich und südlich der Donau zu knüpfen.
Nun spiegelt sich aber auch bei der Auflösung des Reiches
unter dem Ansturm der Germanen in dem verschiedenen Schicksal
der beiden Donauprovinzen Noricum und Pannonien der Gegensatz
zwischen den beiden Gebieten nördlich der Donau. Während in
Pannonien zahlreiche germanische Stämme von Reichs wegen Wohn-
sitze erhielten, lassen sich solche Ansiedelungen in Noricum nicht
nachweisen.^) Während Pannonien schon am Anfang des V. Jaihr-
hunderts vom Reiche losgelöst und eine Beute der verschiedensten
germanischen Völkerschaften wurde, bis schließlich Attila hier sein
Reich begründete, blieb Noricum, doch auch durch das am jen-
seitigen Donauufer gelegene Waldland geschützt, bis zur Mitte des
V. Jahrhunderts römische Provinz.*)
Im übrigen stellt sich von nun ab nördlich der Donau bis in
das XI. Jahrhundert der Zustand immer wieder her, daß das nord-
1) L. c. 8. 213 f.
^) Bachmann, 1. c. 8. 8ö3.
3) Zeuß, 8. 364.
«) Kftmxnel, 8. 115.
^) K&mxnel, 1. c. 8. 120.
Geschiebte der Kolonisation des Waldriertels. 9
östliche Niederösterreich und das südliche Mähren eine politische
Einheit bilden, deren Südgrenze die Donau darstellt.
Zuerst haben die Rugier dieses Gebiet bewohnt. Nach dem
Sturze der Hunnenmacht treten sie unmittelbar an den Ufern der
Donau vom Böhmischen Walde bis gegen die March hin auf. Auch
ihre Wohnsitze reichten, wie wir in diesem Falle aus der Vita
Severini mit Bestimmtheit nachweisen können, nicht tief in das
Innere des Waldviertels hinein, sie saßen jedenfalls von der Enns-
mündung (Lauriacum) noch weit entfernt gegen Osten.*) Ihre Herr^
Schaft ist für uns insofern bedeutsam, als sie einen Versuch dar-
stellt, das Südufer der Donau mit dem Nordufer politisch zu ver-
binden. Nach anfänglichen Raubzügen in die Provinz Noricum
machten sich die Rugier die Romanen tributpflichtig, diese wandern,
um sich unter ihren Schutz zu stellen, von Lauriacum ostwärts nach
Favianis. Hand in Hand mit dieser politischen Vereinigung geht
auch ein lebhafter Handelsverkehr. Die Vita Severini erzählt uns
von Märkten nördlich der Donau, die auch von Norikern besucht
werden.^) Daß diese Ansiedelung der Rugier im Norden eine ge-
wisse Stetigkeit erlangt hat, ergibt sich schon aus dem umstände,
daß der Name »Rugiland« eine Zeit lang an diesem Gebiete haften
blieb.^) Mit der Vernichtung des Rngierreiches durch Odoaker be-
;?iont dann aber eine im wesentlichen kultur- und geschichtslose
Zeit für das Land nördlich der Donau. Langobarden und Heruler
haben nur wenige Jahre auf dem Durchmärsche hier verweilt.*)
Damit ist auch die Kontinuität germanischer Siedelung für unser
Gebiet unterbrochen. Die endgültige bajuvarisch-fränkische Koloni-
sation konnte an keine ehemals germanischen Orte sich anlehnen.
Die Fundstätten, die durch ihren reichen Bestand auf ehemalige
Ansiedelungen hindeuten, die wir zum Teil wenigstens germanischen
Stämmen zuweisen müssen, liegen fast ausnahmslos außerhalb der
heutigen Ortschaften. Auch die Masse der Ortsnamen des ganzen
Gebietes nördlich der Donau zeigt den Typus einer jüngeren Zeit.
Bildungen aus Personennamen mit der Endung »dorf« herrschen
0 Zeuß, S. 484 L
') Kämme], 8. 123.
^) Loserth, Mitteilangen des Institutes für österreichische Geschichts-
fonchung. II, 8. 363.
*) Zeufi, 8. 473. Bachmann im Archiv für österreichische Geschichte
Bd. LXI, 8. 198 f.
10 Dr. Franz Heilsberg.
ebenso im Viertel unter dem Manhartsberge vor, wie auf der Höhe
und an den Abhängen des Manhartsberges selbst.
In dieser Zwischenzeit nun haben Slawen das Waldviertel
in Besitz genommen. Für die Feststellung ihres Ausbreitungsgebietes
sind slawische Ortsnamen fast die einzige Quelle.^) Sie erstrecken
sich im Süden den Donaulauf entlang von Krems bis in das west-
liche Mühlviertel, in ziemlich gleichmäßiger Dichte das Donautal
selbst und den unteren Teil der Nebentäler bedeckend, in innigem
Zusammenhange mit dem Verbreitungsgebiete slawischer Namen
südlich der Donau. Weiter im Osten, im Viertel unter dem Man-
hartsberge fehlen sie in der Nähe der Donau gänzlich ebenso wie
im westlichen Teile des Mühlviertels. Nach Norden zu nimmt die
Dichte der slawischen Namen im Waldviertel ebenso wie im Mühl>
viertel immer mehr ab; im Kemgebiete des Waldes, in den Bezirken
Qroß-Grerungs und Ottenschlag und in den nördlichen Teilen von
Persenbeug und Pöggstall fehlen sie gänzlich. Über die slawischen
Ansiedlungen und Namen, die dann weiter nordwärts wieder auf-
tauchen, werden wir in einem anderen Zusammenhang zu sprechen
haben. Über die Zeit dieser slawischen Einwanderung sind uns nur
sehr allgemeine Angaben möglich. Da die Festsetzung der Slawen
in den Alpenländern dem VI. Jahrhundert zuzuweisen ist*), können
sie in unser Gebiet erst am Ende dieses, wahrscheinlich erst
im Laufe des folgenden Jahrhunderts gelangt sein. Es entspricht
durchaus dem Charakter der slawischen Ansiedelungen in den
Alpenländern, daß gerade der Waldrand aufgesucht wird. Die all-
gemeine Richtung der slawischen Wanderung von Südost nach
Nordwest findet in der Verbreitung ihrer Ortsnamen, ihrer Ab-
nahme gegen Westen und Norden ihren Ausdruck.
Unterdessen hat aber eine räumliche Verschiebung der Kultur-
zentren stattgefunden, die auf unser Gebiet einwirken. Diese Ver-
schiebung findet darin ihren prägnantesten Ausdruck, daß die Donau
nun zu einer wichtigen Straße wird. Das bajuvarische Herzogtum und
das byzantinische Reich treten jetzt durch diese miteinander in Ver-
bindung. Schon die Tatsache, daß der bayerische solidus einen größeren
Wert als der fränkische repräsentiert, scheint darauf zurückzugehen,
daß hier vor allem oströmische Goldstücke im Umlauf waren. ^)
^) Nachweis und Zusammenstelluxig slawiBcher Ortsnamen in Anhang I.
') Haber, österreichische Geschiche. I, S. Ö6.
^) Luschin, österreichische Eeichsgeschichte. 8. 66 f.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. XI
Der Donaustraße folgen auch die Awaren bei ihren Raubzügen
in das fränkische Reich, die Donau abwärts ziehen die fränkischen
Missionäre Rupert und Emmeran in das Awarenland und schließlich
die fränkischen Heere, die dem Awarenreich ein Ende machen.
Damit ist aber auch die Grenzbedeutung des Stromes, der Gegen-
satz der beiden Ufer wenigstens teilweise aufgehoben. Awarenringe
liegen an beiden Ufern der Donau, bei Königstetten und an der
Mündung des Eampflusses. Im Feldzuge von 791 zieht eine Ab-
teilung des fränkischen Heeres das linke Donauufer hinab, erstürmt
die Befestigungen am Eampflusse und kommt schließlich bis an
die Mündung der March.
Noch immer aber wirken die Erinnerungen und Überreste
aus der Römerzeit ebenso wie das natürliche Hindernis, das das
Waldland im Korden der Donau jeder Besiedlung entgegensetzt, in
dem Sinne, daß das Land südlich der Donau das Zentrum des
neugewonnenen Landes bleibt. Wie die fränkischen Missionäre und
dann das fränkische Heer rasch nach Osten in das Land der Awaren
eilten, so folgt ihnen jetzt die politische und kirchliche Organisation
wie die Kolonisation, die sich bald über das alte Pannonien und
Noricum gleichmäßig erstreckt. Im Norden der Donau dagegen bleibt
die Besiedlang auf einen schmalen Ufersaum beschränkt, und zwar
in gleicher Weise im bewaldeten Mühl- und Waldviertel wie in der
freien Ebene unter dem Manhartsberge.O
Ja, durch die Entstehung des mährischen Reiches, das sich
von der Ebene des südlichen Mährens bis an die Donau erstreckt,
wird die Grenzbedeutung des Stromes neu belebt. Dies erhellt zu-
nächst aus dem Verlaufe der Kämpfe, die gegen das mährische Reich
geflihrt werden. 2) Im Jahre 888 wird dann im Gebiete der Traisen
eine Burg erbaut, die hauptsächlich als Grenzburg, gegen das
niährische Reich gedacht ist.^) In eigentümlicher Weise zeigen sich
dann in der sogenannten Raffelstättener Zollordnung die Grenz-
end Verkehrsbedeutung des Stromes verquickt."*) Der Handel geht
zwar die Donau abwärts, aber Mautem ist Grenzstation, von hier
ab haben wir es mit einem Grenzhandel zu tun, der die Kaufleute
in das mährische Reich führt.
M Siehe Vancsa, 6. 133 ff.
') Du mm 1er, Jahrbücher und Archiv für österreichiache Geschichte.
Bd. xxn.
3) Javavia, Anhang, 8. 118 f.
*) M. O. LL. lU, pag. 480 ff.
12 ^^' Franz Heilsberg.
IL
Mit der Neuerrichtung der Mark nach dem Ungamstunn wird
zunächst dieser Zustand wieder hergestellt. Noch 1012 liegt Stockeran
in Bavariorum continio et Moravensium. *) Auch eine allerdings
verdächtige Urkunde Herzog Heinrichs IL von Bayern vom Ende
des X. Jahrhunderts versetzt die Grenze gegen Mähren in die Nähe
der Donau, und darin können wir ihr sicher vertrauen.^) Erst mit
Beginn des XL Jahrhunderts tritt darin eine Änderung ein.
Daß nun jede Erinnerung an die ehemalige Orenzfunktion
der Donau schwindet, ersehen wir besser als aus den einzelnen
Nachrichten über Besitzerwerb nördlich der Donau aus dem Um-
stände, daß dieses Gebiet in die kirchliche Organisation der Mark
einbezogen wird. Der Zehen t dieses Gebietes wird dem Passauer
Bistum zugesprochen^), Eirchengründungen werden durch kaiser-
liche Schenkungen an das Bistum vorbereitet."*) Zu Beginn des
XIL Jahrhunderts ist dann die kirchliche Organisation des Landes
nördlich der Donau in ihren Grundzügen vollendet.^)
Der Gegensatz zwischen den beiden Vierteln nördlich der
Donau war stets ein rein natürlich begründeter geblieben, er hatte
nie eine feste politische Organisation gewonnen. Die Folge davon
ist, daß jetzt auch die Überwindung dieses Gegensatzes in der Form
einer rein natürlichen, allmählichen Expansion von den übrigen
Teilen der Mark her erfolgt. Wir werden freilich stets zu betonen
haben, wie diesem Gebiete im ganzen Verlaufe der Koloni-
sation sein von den Nachbargebieten verschiedener Charakter ge-
wahrt bleibt.
Indem nun die Donau ihre Bedeutung als Grenze verliert,
rückt sofort die Frage der Bildung einer neuen Grenze an ihrem
Nordufer in den Vordergrund, zumal da hier die Kolonis?ation sich
nicht in die unbestimmten Fernen eines kulturlosen Landes aus-
tönen kann, sondern wohl ausgeprägten politischen und kulturellen
Zentren in Böhmen und Mähren gegenübersteht. Suchen wir nun
die Einwirkung dieser Zentren an der Ausdehnung der von Norden
^) Siehe KKmmel im Archiv für slawische Philologie. VII, 256.
-) Ebenda.
^) Meiller, Regesten. S. 5, Nr. 5.
*) Ebenda. S. 4, Nr. 9.
5) Ebenda. S. 20, Nr. 52, a. 1135.
Geschichte der Kolonisation des Wald vierteis. 13
her in nnser Grebiet eingedrungenen slawischen Siedelung za messen,
so tritt uns der Unterschied der beiden Viertel nördlich der Donau
schon an dem Stande unserer Quellen (d. i. der Überreste slawischer
Siedelung) entgegen. Daß im Viertel unter dem Manhartsberge
slawische Dorf- und Fluranlagen gar nicht, slawische Ortnamen
nur in sehr geringer Anzahl vorkommen, erklärt sich wohl weniger
daraus, daß der slawische Einfluß ein so geringer war (obwohl es
nicht für eine sehr dichte Siedelung spricht, wenn die Quellen, die
uns von den Kämpfen berichten, die 1015 und 1017 und dann
wieder 1041 jedenfalls im Viertel unter dem Manhartsberge statt-
fanden, überhaupt keine Ortsnamen geben können), sondern daraus,
daß die Kolonisation bei ihrem intensiv militärischen und politischen
Charakter das Aussehen des Landes völlig umgestaltete.
Ganz anders steht die Sache im Waldviertel. Hier haben wir
es vor allem mit einer wirtschaftlichen, nicht einheitlich durch-
geführten Expansion zu tun. Von beiden Seiten, von der Mark wie
Yon Bohnnen her wird in den Grenzwald hineingerodet, erst sehr
spät macht sich das Bedürfnis einer festen politischen Grenzbildung
geltend. Zeugnisse slawischer Siedelung konnten sich in großer Zahl
erhalten.
Schon an der Grenze gegen Mähren, im Gebiet von Drosendorf
und Raabs, reicht das Gtebiet slawischer Ortsnamen nach Nieder-
österreich herein, um sich im Homer Becken und auf der Höhe
des Manhartsberges mit der Reihe slawischer Kamen zu vereinen,
die von der Donau nach Norden zieht. Weiter gegen Westen sind
dann die Bezirke Litschau und Gmünd verhältnismäßig arm an
slawischen Namen, die sich dann erst wieder im Gebiete von Weitra
in größerer Anzahl über die böhmische Grenze hereinziehen.^)
Diesem Bilde, das uns die slawischen Ortsnamen des nord-
westlichen Wald vierteis gewähren, entsprechen die ältesten Siedelungs-
Verhältnisse der angrenzenden Teile Böhmens vollkommen. Während
das Gebiet von Neuhaus und Landstein im Norden des Litschauer
Bezirkes erst im XIII. Jahrhundert besiedelt wurde ^), erscheint in
der geraden Fortsetz^g des Weitraer Weges gegen die Moldau zu
Teindles (Dudlebi) bereits in einer Urkunde von 1088. ^) Ja Cosmas
^) Siehe Anhang I.
^) Siehe Tapets in Mitteilangen des Vereines für Geschichte der Deutschen
in Böhmen. Bd. XXVI.
>) Erhen, Reg. Boh. I, 8. 79.
14 ^^r. Franz HeiUberg^.
nennt bereits zam Jahre 981 Dadlebi als Südgrenze des Besitzes
des Hauses Slavnik contra Teutonicos orientales ^); allerdings müssen
wir dieser Nachricht bei dem großen zeitlichen Abstand des Bericht-
erstatters mit einigem Mißtrauen gegenüberstehen. Namentlicli aber
erscheint dann in einer Schenkungsurkunde für Zwettl von 1186
das Gebiet von Teindles südostwärts bis an die Landesgrenze als
ein gut besiedeltes^) mit durchaus slawischen Ortsnamen, so daß die
Verbindung zwischen dem südlichen Böhmen und dem Waldviertel
längs der sogenannten Weitraer Straße auch in bezug auf die
Siedelungen völlig hergestellt ist.
Vor allem ist es die im nordwestlichen Waldviertel durchaus
vorherrschende Dorfform des sogenannten slawischen Straßendorfes,
die uns die Bedeutung des slawischen Einflusses für unser Gebiet am
klarsten vor Augen führt. An dem slawischen Ursprung dieser
Siedelungsform müssen wir wohl festhalten. Wir finden sie nur in
slawischen Gebieten und in solchen deutschen Gebieten, die ehemals
slawisch waren oder an slawisches Gebiet grenzten. In Pommern ist diese
Dorfform als slawische von der des deutschen Kolonistendorfes
streng zu unterscheiden. ^) Für Oberfranken gelangt Meitzen ebenfalls
zu dem Resultat, daß diese Dorfform ursprünglich slawisch ist und
nur im Laufe der Zeit von deutschen Grundherren auch für neue
Dorfanlagen adaptiert wurde. ^) Es ist dies zugleich die einzige Er-
klärung, die für unser Gebiet möglich ist, da auch hier die Dörfer
dieser Anlage nur die letzten Ausläufer des Verbreitungsgebietes
derselben in den angrenzenden slawischen Gebieten Böhmens und
Mährens darstellen.
Haben wir in den oben angeführten urkundlichen und
chronikalischen Nachrichten eine untere Zeitgrenze für die Ein-
wanderung der Slawen aus dem Norden gewonnen, so können wir
für den Anfangspunkt dieser Bewegung nur sehr allgemeine Angaben
machen. In Böhmen und Mähren sind die Slawen erst zu Ende des
VI. Jahrhunderts eingewandert.*) Ihre Siedelungen sind in den nächsten
1) M. G. SS. IX, öl. ^
^) An Ortsnamen werden genannt: Forbes (Borowani), EUexnitz (Olesnichani),
M^chau? (Nichowani), Mairitz? (Mourichani), Sohor (Sahor), nicht bestimmbar:
Tornani. Erben, Bd. I, S. 163.
^) Sommerfeld, in Schmollers Forschungen. Bd. XIII. Heft 5, S. 53.
*) Meitzen, Siedelung und Agrarwesen. Bd. II, S. 412 f.
^) Bachmann, Sitzungsberichte. Bd. XCI, S. 891.
Geächichte der Kolonisation des Waldviertels. 15
Jahrhanderten auch in diesen ihren Hanptländern so dünn gesät,
daß an ein frühes Vordringen über diese hinaus nach Süden nicht
za denken ist. Am Ende des X. Jahrhunderts erhalten wir die
erste Kunde über den Bestand slawischer Siedelung im Weitraer
Bezirk.^) Wir können also nur in ganz allgemeiner Weise dem
VIII. — X. Jahrhundert den Beginn der slawischen Einwanderung
aus dem Norden zuweisen.
Mit dem Eintritte der deutschen Kolonisation ist aber keines-
wegs die Möglichkeit der Einwanderung slawischer Kolonisten von
Norden her, oder allgemeiner jeder Einfluß der benachbarten
i^lawisehen Gebiete scharf abgeschnitten, wenn auch die Zeugnisse
für den Fortbestand des Slawentums gering sind. In Rassingdorf
erscheint noch um die Mitte des XII. Jahrhunderts ein Ratinc
sclavus als Zeuge eines Traditionsaktes, ebenso in Globnitz, nördlich
von ZwettL, 1205 ein Fridericus cognomente NeusciP) und noch
im Anfang des XIV. Jahrhunderts ist der Verfasser des Zwettler
Stiftungsbuches imstande, den slawischen Ursprung und die Be-
deutung des Namens Zwettl richtig anzugeben. Überhaupt haben
die Klöster Zwettl, dessen Abtreihe im Mittelalter auch den
slawischen Namen Bohuslaus aufweist, und Geras-Pernegg, das von
Selau in Böhmen aus gegründet worden ist, ziemlich enge Be-
ziehungen zu den benachbarten slawischen Gebieten unterhalten.^)
Verfolgen wir jetzt den Vorgang der Grenzbildung selbst, so
>ehen wir, daß er sich im Viertel unter dem Manhartsberge durch
eine Reihe von Grenzkämpfen vollzieht. 1015 und 1017 kämpft
hier Markgraf Heinrich gegen Polen ^), als Folge des Kampfes von
1041 wird allgemein die Festsetzung der Thayagrenze angenommen*);
in der Nähe derselben erfolgt dann im Jahre 1056 eine Schenkung
<iD Passau cum omni utilitate. quae contra Boemos quoquomodo
haberi et conqueri poterit.^) Die Thayagrenze bildet dann bei
Cosmas die Voraussetzung der Begebenheiten von 1082. Bei ihm
erscheinen die Kämpfe dieses Jahres losgelöst aus dem Zusammen-
^) Pröckl, in Mitteilongen des Vereines fiir Geschichte der Deutschen in
Böhmen. Bd. XIV.
*) Fontes. UI. 109.
3) Siehe z. B. die Urkunde König Ottokars Hir Zwettl, Fönte?, III, 160, femer
Meiner, S. 127, Nr, 168.
*) Thietmar, Separat-Abdrack, S. 204, 228, 230.
=^) Vancsa, 8. 241.
») Mon. Boica. XXIX a, S. 125.
16 Dr. Franz HeiUberg.
hange der großen politischen Fragen als bloße Qrenzfehden zwischen
der Mark und Mühren J) Daß dieser Kampf sich wirklich bloß an
der Grenze gegen Mähren abspielte, können wir ans dem Bericht
der Cont. Claustro-Neob. I entnehmen, die als Gegner des Mark-
grafen Chunradas, dax Boemonim^ nennt, d. h. den Namen des
Beherrschers von Mähren, mit dem man es doch vor allem za tun
hatte, an Stelle des Böhmenherzogs Wratislaw einsetzt.^) Wir glauben
nun mit einem Vordringen der Kolonisation gegen Westen auch
ein Fortschreiten der Grenzkämpfe, also auch der Grenzbildung in
dieser Richtung wahrnehmen zu können. Mailberg, der Ort des
Kampfes von 1082, erscheint noch 105Ö als ein Waldgebiet. ^)
Weitere Grenzkämpfe werden uns dann ftlr das Jahr 1100 von
Gosmas fUr das Raabser Gebiet berichtet; sie sind also noch weiter
gegen Westen vorgerückt. *) Auch hier haben wir es aber noch mit
einem Kampfe gegen Mähren zu tun. Herzog Bfetislav II. zieht
nach Mähren seinem Bruder Bofivoy zu Hilfe und mit diesem
vereint dann gegen Raabs, das von einem Verwandten des böhmischen
Herzogshauses besetzt ist, der ebenfalls Ansprüche auf Mähren
erhebt. Erst nach diesen Kämpfen oder doch frühestens gleichzeitig
mit ihnen vollzieht sich die wirtschaftliche Okkupation des Landes.
Einen wesentlich anderen Charakter zeigt die Grenzbildung
gegen Böhmen. Die Grenzbeschreibungen der Pfarren Kottes^)
(zirka 1120) und Martinsberg*) (1140), die die Nordgrenze einfach
versus Boemiam, respektive usque ad terminos terre B. ver-
laufen lassen, zeigen, daß es hier um diese Zeit noch keine fest-
gelegte Grenze gibt. 1175 erfolgt hier der erste Greuzkampf gegen
Böhmen^); er ist erst eine Folge der wirtschaftlichen Okkupation
des Grenzwaldes von der Mark aus. Diesem Grenzstreit folgt un-
mittelbar die F'estlegung der Grenze durch die Urkunde Friedrichs I.
von 1179, die das Gebiet von Weitra noch von der Mark ausschließt. ^)
Als eine Korrektur dieser Grenzbestimmung haben wir es anzusehen,
1) Coimas, in M. O. SS. IX, 1. II, c. 35.
>) M. G. SS. IX. 608.
3) Meiller. Regesten 7, Nr. 16.
*) Cosmas, 1. III, c. 12.
6) Fontes, VIII, 53, n. 216.
*) Urkondenbach des Landes ob der Enns« II, S. 724.
^) Für diesen siehe namentlich Gerhoch ▼. Mühlhausen in Font. rer.
Boh. II, 470 f.
») Cod. dipl. Morariae, I, S. 301.
GeBcbichte der KoIoniBation des Waldviertels. 17
wenn im Jahre 1185 die KueBringe vom Böhmenherzog mit Weitra
belehnt werden.^) Wenn dann im folgenden Jahre Herzog Friedrich
das im Nordwesten an Weitra angrenzende Gut Saho)^ an Zwettl
sehenkt^, so haben wir vielleicht auch darin einen allerdings
mißglückten Versuch zu sehen, die Grenzen der Mark noch weiter
gegen Nordwesten auszudehnen.
Dabei ist aber noch immer die Grenze gegen Norden, gegen
das Gebiet von Landstein und Neuhaus offen geblieben. Wir werden
diesen Umstand mit heranziehen können zum Beweis für unsere
Ansicht, daß dieses Gebiet im Norden einen letzten Best des Grenz-
waldes darstellt, in dem erst gegen Ende des XII. Jahrhunderts die
Kolonisation begann. Wir mtLssen aber hier annehmen, daß die
uisprOngliche Expansionskraft dieser Kolonisation über die heutige
Landesgrenze hinausreichte. Nicht nur das deutsche Sprachgebiet
überhaupt, sondern vor allem auch die ftlr das nordwestliche Wald-
viertel charakteristische Form der genetivischen Ortsnamen erstreckt
sieh hier in ununterbrochener Beihe nach Böhmen hinein.^ Dem
können wir nun noch einen urkundlichen Beweis aus den Besitz-
Verhältnissen hinzufügen.^) In einer Urkunde von 1249 erscheint
Landstein^) »in Anstria« als Bestandteil des großen Besitzkomplexes
der Hirschberger Grafen, der sich hier also sehr weit gegen Norden
erstreckt. Wann hier die Grenze an ihre heutige Stelle zurück-
verlegt wurde, wissen wir nicht. Wir finden sowohl Neuhaus und
Landstein als auch Raabs in der Zeit Ottokars im Besitze der
Bosenberge. Vielleicht ist damals die Grenze festgesetzt worden,
als die Bosenberge die Herrschaft Raabs den Habsburgern abtraten.^)
Jedenfalls ist damals die Einheit des Besitzkomplexes, der sich von
Kaabs in das südliche Böhmen erstreckte, endgültig aufgelöst, die
Grenze des Grundbesitzes mit der politischen Grenze in Überein-
^«timmung gebracht worden.
i) L. c. 8. 316.
•) Erben, Beg. Boh. I, pag. 175.
^ ffiehe Tapetz, 1. c.
*) Das folgende itützt sich vor allem auf einen Vortrag, den P. B. Ham-
merl, gtiftaarchiyar in Zwettl, im Mftrz 1907 im Verein für Landeikonde ge-
halten hat (Monateblatt VI, 1907, 267 f.)
^) Landes tein, bo ist nach Hammerl za lesen anstatt lindestein, wie es
der Abdruck der Urkonde in Fontes, XXXI, S. 151 aufweist.
') Lichnowsky, Geschichte des Hausee Habsburg. Bd. I, reg. 708,
a. 1282.
Jthrtach d. y. f. Landeskunde. 1907. 2
18 Dr. Franz Heilsberg.
Einen klaren Begriff über den Vorgang der Grenzbildung und
damit auch einen wesentlichen Charakterzag der ganzen Kolonisation
erhalten wir aber, wenn wir die Grenzverhältnisse in unserem Ge-
biete mit denen des benachbarten Mühlviertels vergleichen. Im
Wald viertel ist die Landesgrenze im wesentlichen auch Guts-
grenze, weder reicht Grundbesitz böhmischer Geschlechter nach
Niederösterreich herüber noch umgekehrt. Die Landesgrenze bildet
auch eine Ortsnamengrenze. Nach Mähren reichen überhaupt wenige
deutsche Ortsnamen hinüber, vor allem aber sind es die charakteri-
stischen genetivischen Ortsnamen, deren Grenze sowohl gegen
Mähren als auch im Gebiet von Weitra mit der Landesgrenze zn-
sammenfkllt. Die Erklärung dieser Tatsache sehen wir darin, daß
hier politische und wirtschaftliche Expansion noch recht eng mit-
einander verknüpft sind; die Linie, bis zu der von der Mark aus
die Besiedelung vordringt wird gleich auch zur politischen Grenze.
Nur das Landsteiner Gtebiet bildet sowohl in bezug auf die Besitz-
verhältnisse als auch in den Ortsnamen eine Ausnahme. Wir sehen
hier einen Landstrich vor uns, in dem die politische Angliederung
der wirtschaftlichen nicht mehr zu folgen vermochte.
Ganz anders liegen die Verhältnisse im Mühlviertel. Hier sind
zunächst die Besitz Verhältnisse an der Grenze sehr verschlungen;
der Besitz der Rosenberge wie ihrer Lehensleute, der Harracher.
und ihres Familienklosters Hohenfurt erstreckt sich gleichmäßig
über das Gebiet zu beiden Seiten der Landesgrenze ^), auch Kloster
Schlögl hat Besitz im südlichen Böhmen.^) Die für das nördliche
Mühlviertel charakteristischen Ortsnamen auf -schlag und die so
benannten Waldhufenanlagen setzen sich gleichmäßig in das süd-
liche Böhmen hinein fort. Während das Gemärke des Landbuches
die Nordgrenze von Niederösterreich sehr genau, mit einer Fülle
einzelner Ortsbezeichnungen anzugeben weiß, wird sie für das Mühl-
viertel nur sehr allgemein gezogen. Die Festlegung der Grenze im
einzelnen erfolgt dann, wie es scheint, erst ganz allmählich durch
Konsolidierung und Abgrenzung der einzelnen Gutsbezirke. ^) Und
^) Pangerl, Fontes, XXIII, 1720 und im Archiv fOr österreichische Ge-
schichte, Bd. LI. — Klimesch in MitteUungen des Vereines der Deutschen in
Böhmen. Bde. XXIX-XXXIV.
^) Klimesch, 1. c.
') Lampel in Blätter des Vereines für Landeskunde Ton Niederösterreich.
Bd. XXXIIL Doch kommt es auch in Niederösterreich noch im späteren Mittelalter
Geschichte der Kolonuation des Waldviertelt. 19
dazu stimmt es dann auch, daß die Grenze gegen Böhmen während
des ganzen Mittelalters eine recht schwankende gewesen ist; an
Grenzstreitigkeiten hat es hier infolgedessen nicht gefehlt.^) Wir
haben es in der Kolonisation des Mtthlviertels mit einem rein wirt-
schaftlichen Vorgang zu tun, die politische Grenze ist hier eine
darchaus konventionelle Linie, der lange Zeit von keiner Seite
große Bedeutung zugemessen wird, die infolgedessen eine geringe
Festigkeit zeigt
Vergleicht man auf einer Übersichtskarte die Nordgrenze des
Mfihlviertels mit der Niederösterreichs, so erscheint als der auf-
fälligste Zug, daß das Mühlviertel eben nur einen schmalen Streifen
Landes längs der Donau darstellt, der zu dem Gebiete im Süden
des Flusses hinzugekommen ist, während das niederösterrei-
chische Waldviertel weit gegen Norden ausgreiffc. Wir sehen darin
einen Ausdruck der Tatsache, daß bei der Besiedelung des nörd-
lichen Niederösterreich weitaus größere wirtschaftliche und vor
allem politische Energien zur Verfügung standen, was sich zu-
nächst aus der Stellung Niederösterreichs als Grenzland, als Mark
erklärt^)
Die geringste Bedeutung fdr die Charakterisierung der Koloni-
sation hat die Grenzbildung gegen Oberösterreich. Diese Grenze
ist erst spflt aus rein administrativen Rücksichten gezogen worden.
Sie ist zum Teil durch die Tatsache bestimmt, daß hier ausgedehnte
Waldkomplexe stehen geblieben sind. Abgesehen von den natür-
lichen Verhältnissen, die hier jede Ansiedlung erschweren, scheint
die Kolonisation auch deswegen hier so auffällig zurückgeblieben
zu sein, weil es kein politisches Interesse gab, das zur Kolonisierung
angespornt hätte, da das westlich angrenzende Gebiet schon von
vornherein zur Mark gehörte. Der enge Zusammenhang wirtschaft-
licher und politischer Expansion scheint sich uns also auch aus
dieser negativen Tatsache zu ergeben. Die politische Grenze hat
hier für die Besitzverhältnisse und die Art der Siedelung keine
Bedeutung. Im Süden dringt die Einzelhofsiedelung von Westen
her in das Ispertal vor. Der Besitz der Mühlviertler Klöster Baum-
zu einielnen Grenzberichtigangen zwischen Weitra einerseits, Wittingau nnd Gratzen
»ndereneito. Lichnowsky, Bd. III, reg. 1216 und Bd. IV, reg. 1768 und 1777.
1) Hackl, 1. c. S. 44.
^ Vancsa hat' diesem Gedanken eine bestimmte Ausprägung gegeben, in-
dem er annimmt, daß nach Begründung der »Neumark« die alte Ostmark eu
einer böhmischen Mark wird. 8. 245.
2»
20 I>r. Franz Heikberg.
gartenberg^) und Waldsassen^) erstreckt sich ebenso über die
Grenze herüber wie der der Herren von Traun ^) and der Loben-
Steiner.^) Doch bleibt dieser ans dem Mühlviertel herübergreifende
Einfluß stets auf einen schmalen Streifen im Westen beschränkt.
m.
Die Besiedlung unseres Gebietes hat zu ihrer Voraussetzung
die ZurückdränguDg des Waldes. Noch bis in das XI. Jahrhundert
hat der Wald sicher unser Gebiet fast ganz erfüllt, nur ein schmaler
Streifen im Süden und Osten desselben wird noch im XL Jahr-
hundert dem Walde abgewonnen. Das Gebiet zwischen Donau.
Isper und Weitenbach zeigt im XL Jahrhundert nur Anfänge,
erst im XII. Jahrhundert eine stärkere Verdichtung der Besiede-
lung.'"^) Weiter im Osten werden Kottes und einige umliegende
Orte durch die Benennung als novale, als eben dem Walde ab-
gewonnen, im Anfang des XII. Jahrhunderts bezeichnet.^) Auch der
Bestand unberührten Waldlandes ist hier für diese Zeit noch
bezeugt.') Die reichen Erträge an Forsthennen und Forsthafer,
die die landesfürstlichen Urbare des XIII. Jahrhunderts für das Gebiet
des Gföhler Waldes ausweisen, lassen auf einen ziemlich unberührten
Waldbestand selbst in dieser Zeit noch schließen, der im Osten bis
an den Kamp, im Süden bis über den Kremsfluß hinaus reicht. Die
Reihe der Waldftmter dürfte die ungefähre Abgrenzung des Wald-
gebietes ergeben. Es sind dies von Südosten beginnend: Krems,
Langenlois, Gars, Kjrumau, Preinreichs, Gföhl. Meisling.®) Für das
Homer Becken ist Waldbedeckung nicht nachzuweisen. Dagegen
liegt Zwettl zur Zeit der Gründung des Klosters sicher noch mitten
im Waldlande. ^) Im Norden des Homer Beckens reicht der
^) ArchiT für »sierreichiflche OeBchichte. XII, S. 11, a. 1161.
2) M ei 11er, Kegestep. S. 33. Nr. 17.
3) Mon. boica, XXIX b, S. 68, a. 1209, u. Fontes, IH, S. 428, a. 1273.
*) Fontes, III. 677, a. 1324.
^) Den Nachweis siehe in der Besiedelungsgeschichte.
^) Fontes, VIII, Nr. 72, novale Chotanisriute dictum, Nr. 73, novale quod
dicitnr Sigin, Stiftsbrief von 1108 Obisi, Homistal, Voraha et cetera noyalia.
^ Waldschenkungen an GOttweig. Fontes, VIII, Nr. 72, 73, 116.
^) Dopsch, Landesfiirstliche Urbare. S. 55, Nr. 208 ff. Das daselbst an-
geführte officium in Leubs ist wohl auf Langenlois und nicht auf Ober-Leis zu beziehen .
') Kaiserliche Waldschenkung an Zwettl 1148. Fontes, III, 41, Bericht
über Rodungen in der Nähe des Klosters. L. c. S. 45 ff.
Geschichte der Kolonisation des Waldriertels. 21
Wald wieder riel weiter ostwärts. Hier können wir dann die Auf-
lösung des Nordwaldes in einzelne kleine Waldgebiete ans den
Waldnamen ersehen,* die uns in den Urkunden entgegentreten. Das
Gebiet, das in einer Urkunde von 1055 als silva Mouriberg be-
zeichnet wird^), bildet wohl den letzten Ausläufer des Nordwaldes,
der deswegen einen eigenen Namen erhielt, weil die Siedelung dicht
an ihn heranrückt. Das Raabser Gebiet erscheint noch 1048 als
Waldgebiet ohne jeden Namen ^), 1074 als silva Rogacz, es erstreckt
sich nach Südosten mindestens bis gegen Walkenstein.^)
Den Verlauf der Waldgrenze am Ende des XI. Jahrhunderts
erhält man, wenn man das Gebiet der auf die Rodung bezüg-
lichen Ortsnamen (hier kommen nur Zusammensetzungen mit
-schlag und -reut in Betracht), die alle erst dem XII. Jahrhundert
angehören, gegen das Gebiet, in dem sie fehlen, abgrenzt; doch
muß dabei der erst später besiedelte Gföhler Wald von vornherein
ausgenommen werden. Die Grenze zieht von Drosendorf südwärts
bis Pemegg, dann dem Homer Becken und dem Gföhler Wald
aasweichend erst westlich bis Allentsteig, dann ungefähr südlich
bis g^;en Raxendorf, endlich westwärts parallel dem Donaulauf bis
an die Landesgrenze; nur drei Ortsnamen auf -reith finden sich
südlich dieser Grenze. Die Geschichte der weiteren Zurttckdrän-
gong des Waldes fällt mit der Geschichte der Kolonisation zu-
sammen. Aber noch im XII. Jahrhundert steht das Waldviertel der
übrigen Ostmark einigermaßen fremd gegenüber. Etwas der Art
klingt an in der Nachricht des Klosterneuburger Chronisten
ad. a. 1172: in nortica silva (doch wohl im nächstgelegenen Wald-
viertel) multi hominis lupinis morsibus interierunt.^) Der Nordwald
erscheint da als ein unheimliches, fremdes Gebiet. Und noch im
Jahre 1209 wird in einer Urkunde das westliche Wald viertel als
Teil des Nordwaldes bezeichnet.^)
Wollen wir uns nun über die Bevölkerungsbewegung des
ilittelalters, namentlich der Kolonisationszeit, orientieren, so können
wir nur von der slawischen Siedelung ausgehen, da uns erst für
die Beurteilung dieser Siedelungsschichte einige Anhaltspunkte ge-
^) Meiller, Regelten, S. 7, Nr. 17.
2) L. c. 6, Nr. 11.
3) L. c. 9, Nr. 10.
*) M. G. SS. IX, 616.
») Mon. boica, XXIX 6, 68.
22 ^r. Frans Heiltberg.
geben sind. Aach im Stadium ihrer größten Ausbreitung ist die
slawische Siedelung sehr spärlich gewesen. Die Bevölkerung des
Stammlandes Böhmen wird selbst für das X. Jahrhundert auf noch
nicht eine Viertelmillion geschätzt.^) Die Kolonisation des Grenz-
waldes im XIQ. und XIV. Jahrhundert erfolgt zum größten Teile
durch aus der Feme berufene Deutsche, nicht durch die anwohnen-
den Slawen. Da kann man nicht annehmen, daß bereits in früherer
Zeit ein bedeutender Bevölkerungsüberschuß ftar die Besiedelang
des Waldviertels vorhanden gewesen wAre. Etwas günstiger, jedoch
nicht wesentlich verschieden, werden die Verhältnisse an der mähri-
schen Grenze und im Süden gewesen sein. Im ganzen Waldviertel
kommen unge&hr 100 sicher slawische auf etwa 1300 sicher
deutsche Siedelungsbezeichnungen. Dieses Zahleuverhältnis wird
uns im großen und ganzen das Verhältnis der älteren slawischen
zu der späteren deutschen Siedelung veranschaulichen können.
Die Rodung der dichten Waldmassen haben die slawischen
Siedler nicht begonnen. Kein Ortsname weist auf eine solche hin.
Überall, z. B. auch im nordöstlichen Deutschland, ist es für die
slawische Siedelung charakteristisch, daß sie sich auf die leichteren
Böden beschränkt, den schweren Waldboden, für den ihr Pflug
nicht ausreicht, vermeidet. So bilden auch in Böhmen in dieser
Zeit die urbaren Brächen nur Inseln im Wald- und Sumpfland.
Auch für die Beurteilung der Dichte der deutschen Besiede-
lang in der Karolinger-Zeit sind wir noch auf ähnliche allgemeine
Erwägungen angewiesen. Erst nach der Niederwerfung der Awaren
durch die Feldzüge Karls des Großen als eine Folge der politischen
Angliederung unseres Gebietes an die karolingische Monarchie
und der Einrichtung der Ostmark erfolgte hier die erste Ein-
wanderung deutscher Ansiedler aus dem fränkischen Reiche. Sie
wurde angeregt durch die Krone, die hier eine zahlreiche und
rüstige Bevölkerung zur Verteidigung der Grenze gebraucht hätte^),
organisiert durch die kaiserliche Domänenverwaltung, sowie die
weltlichen und geistlichen Grundherrschaften Bayerns, für die zu-
nächst das wirtschaftliche Motiv einer Vermehrung des eigenen
Grundbesitzes wirksam war, den man ausschließlich in der Form des
Großbetriebes nutzbar machte, der an sich eine geringere Bevölkerungs-
zahl erfordert. Bei dieser von oben herab künstlich organisierten
^) Bachmann, Geschichte Böhmens. I, S. 146 nach Peisker.
3) Siehe Mon. boica, XI, 120, a. 863 und XXXI, 58, a. 830.
Geschichte der Kolonieation des Waldviertels. 23
Einwandernng, der ein Bevölkerungsüberschuß im Mutterlande kaum
entsprochen haben dürfte, ist natürlich nicht an eine bedeutende
und rasche Zunahme der Bevölkerung, sondern nur an eine spär-
liche Ansetzung von Kolonisten, Leibeigenen der betreffenden Grund-
herren zu denken.
Eine örtliche Ausbreitung der Siedelung über das bereits von
den Slawen bewohnte G-ebiet hinaus findet nicht statt Auch die
Siedelung der karolingischen Zeit beschränkt sich im Waldviertel
auf das Tal der Donau und die Gebiete am Unterlauf ihrer Neben-
flüsse. Auch im einzelnen wird sie sich hier wie überall noch
eng an die bereits bestehenden slawischen Siedelungen angeschlossen,
umfangreichere Rodungen noch vermieden haben.^) Wie wenig
festgewurzelt und wie spärlich diese Siedelungen auch noch nach
einem Jahrhundert fortgesetzter Kolonisation waren, erhellt schon
daraus, daß sie bereits beim ersten Ansturm der Magyaren auf-
gegeben wurden. 2)
Nach der Lechfeldschlacht, nach der politischen und militäri-
schen Reorganisation der Ostmark, wird die Eolonisationsarbeit
von neuem aufgenommen. Sie bewegt sich zunächst noch in den
Bahnen der karolingischen Besiedlung, charakteristisch bleibt der
ängstliche Anschluß an die bestehenden Siedelungen, der Mangel
einer umfassenden Rodung^); man kann daraus erschließen, daß die
Zuwanderung nur spärlich erfolgte. Am Ende des X. Jahrhunderts
ist dann im Waldviertel das Donauufer schließlich doch im großen
und ganzen besiedelt. Im Laufe des XI. Jahrhunderts tritt ein
Umschwung im Charakter der Kolonisation ein.^) In der zweiten
^) Charakteristiicb ist vor allem eine kaiserliche Schenkung ron 904, die
■ich auf das Mnrtal bezieht; sie nmfafit 20 Hafen, und zwar curtem muro cir-
camdatum et illic sive in viUa Costiza yel aliis locis in utraque parte illius
flaminis (Mur) tamdiu toUat, quousque praedictae hobae deorsum snppleantur et
pennetiantur. Zahn, Steirisches Urkundenbuch. I, Nr. 13.
^) Der Ort Steinakirchen ist 979 per multa annorum curricula desertus
und eben erst neu kolonisiert. (Mon. boica, XXVIII b, 227.)
') L. c. Schenkung von sechs Königshufen bei Wieselburg an das Bistum
Hegensburg. Et si minus quam 6 regales mansi arabilis terrae nostri iuris infra
tcrminos praescriptos in^eniantur, ubi prozima iuzta praedictum castelli locum
kabeamns suppleantur, wo doch Erlaubnis zu einheitlicher Rodung yiel
näher liegen wOrde. — 1107 schenkt Regensburg an Mondsee: noyalia ab ecdesia,
que dicitur cella, usque ad villam Ursdorf; auch hier nicht eine einheitliche
BodoDg, sondern eine größere Anzahl kleiner Einzelrodungen.
*) Siehe unter IV.
24 I>r. Franz Heilsberg.
Hälfte dieses Jahrhunderts ist auch der Ostrand unseres Gebietes,
der Ostabfall des Manhartsberges, der Unterlauf des Kamp, das
Homer Becken im allmählichen Vordringen von den ebeneren,
günstiger gelegenen Gegenden des Viertels unter dem Manharts-
berge her bereits mit Siedelungen besetzt. Das erweisen zunächst
im Norden die Waldschenkungen im Raabser Gkbiet, die sich doch
wohl an besiedeltes Gebiet angeschlossen haben. Im Homer Becken
ist Horn^) selbst 1049, eine ganze Anzahl anderer Orte nach 1075
genannt^), östlich davon erscheint Eühnring^) (Hecimannesvisa) 1057.
Im Eamptal selbst ist Meiers um 1100^), Gars c. 1122 ge-
nannt*^), am südöstlichen Abhang des Manhartsberges erscheint die
Pfarre Mühlbach als Bestandteil der ersten Dotation von Göttwei<r
durch Bischof Altmann.*) Von dieser Siedelungsreihe im Osten und
im Süden ist dann im wesentlichen die Kolonisation des Wald-
yiertels ausgegangen.
Das zeigt sich klar schon im Fortschreiten grundherrlichen
Besitzes. Im Ispertale findet neben dem Vordringen von Oberöster-
reich her auch eine Besiedelung von Süden aus statt. Wsihrend 998
unter dem predium Nochilinga, das durch kaiserliche Schenkung in
den Besitz des Herzogs Heinrich von Bayern übergeht^), jedenfalls
nur der Ort Nöchling und ein schmaler Streifen Landes in der Nähe
der Donau zu verstehen ist. erscheint 1160 bereits St. Oswald^, in
der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts Dorf stetten*), 1271 Isper *»)
mit demselben Besitz vereinigt. An der Hand dieser Ortsnennungen
können wir das Vorschreiten der Besiedelung gegen Norden ver-
folgen. Am Unterlaufe des Weitenbaches und am Südostabfall des
Ostrong (Gottsdorf, Artstetten)**) erscheinen die Burggrafen von
^) Mon. boica, XXVIIU, 120.
^) Im Stiftsbrief des Klosters S. Nikolaus bei Passaa: Neakirchen, RQhren-
bach, Molt, Rietenbarg (öd), Strogen.
3) Meiller, Regesten. S. 8, Nr. 2.
*) L. c. S. 11, Nr. 2.
^) L. c. S. 15, Nr. 22.
6) Fontes, VIII, S. 2.
') Meiller, 8. 3, Nr. 3.
^) Geschichtliche Beilagen zur Diözesan- Kurrende von St. Polten. IV,
8. 306 f.
«) Dop seh, Urbare. S. 47, Nr. 160.
^°) Siehe Anmerkung 1.
^^) Archiv für Österreichich e Geschichte. XII, 8. 259.
Geechichte der Kolonisation dei Waldyierteia. 25
Regensbarg, Grafen von Stefling, begütert; ihr Besitz schiebt sich
aUmählicb über Pöggstall gegen Martinsberg vorJ) Die Herren von
Streitwiesen am Weitenbache, die sich bereits 1144 nach diesem
Orte nennen-), sind bis gegen Ende des XIII. Jahrhunderts aach im
Gebiete von Groß-Gerungs za Eirchbach and Griesbach be-
gütert^) Wir sehen hier deatlich eine gegen Norden gerichtete
Kolonisatioii, die dann im Gebiet des Grenzflusses in eine ost-west-
liche umbiegt.
Hier erscheint Meisling um die Mitte des XI. Jahrhunderts
als Siedelang ^), wohl von Anfang an im Besitze des Landesherrn. ^)
Mit Beginn des XII. Jahrhunderts hat dieser Besitz und mit ihm
die Siedelung, im allgemeinen westwärts, doch auch gegen Süden
und Norden fächerförmig sich ausbreitend, die Quellen des Krems*
tiosses erreicht.^) Die Kuenringe sind im XI. Jahrhundert zu Eühn-
ring zu Gobelsburg und Brunn im Felde begütert, c. 1140 sind sie
im Besitze Ton Krumau und der Gegend um Zwettl, 1180 sind sie
bereits bis Weitra vorgedrungen.'^) Die Ministerialen von Imbach
am Unterlaufe der Krems sind bei Neunzen, östlich von Allentsteig
begütert®), ebenda die Burggrafen von Gars.®) Von den ursprüng-
lich am Kamp ansässigen Geschlechtern besitzen die Herren von
v'^tiefem 1162 das Waldland in der Gegend des späteren Ober-
kirchen südlich von Weitra*®), die Herren von Kammegg c. 1150
auch ausgedehnte Güter zwischen Allentsteig und Waidhofen.^*) In
der Nahe der Quellen der großen Krems lag die Burg Anschau,
nach der sich bereits 1180 ein Zweig des Starhembergischen Hauses
nannte. Von hier aus hat es seinen Besitz gegen Westen (Arbes-
bach. Groß-Gerungs) ausgebreitet Die Herren von Kaya im Viertel
unter dem Manhartsberg sind die Gründer von Allentsteig *^), die
^) Urkandenbuch des Landes ob der Eons. 11, 8. 723 ff.
2) Mon. boica, IV, 311.
^ Topographie Ton Niederösterreich. Artikel Griesbach.
*) Fontes, XXI, 524.
. ») Meiller, Regesten. S. 12, Nr. 7.
«) Fontes, VIII, Nr. 72, 116. Dopsch, Urbare. S. 27, Nr. 75 ff.
^ Siehe im aUgemeinen: FrieO, Die Herren von Kaenring.
*) Fontes, III, 58.
") Ebenda.
1«) Notizenblatt, V, S. 470.
^^) Mon. boica, XXIX b, 322.
^') Als Besitzer von Allentsteig erscheinen sie nrkandlich 1311, doch kommt
<ler Name Adalolt, Alolt in dieser Qegend nur in ihrer Familie und bei den
26 ^r- Franz Heiliberg.
von Grünbach bei Gfbhl Gründer von Riegers westlich von ZwettlJ)
Die eng verwandten Geschlechter von Rastenberg, Ottenstein nnd
Hohenstein sind zu Böhmsdorf nnd Warmbrand südlich von Weitra
begütert, ansässig am Mittellauf des Kamp und der Elrems.^) Ist
hier die ostwestliche Richtung der Besiedelung klar ausgeprägt, so
erscheint sie in gleicher Weise nördlich vom Horner Becken. Im
Osten um Weitersfeld') ist alter markgräflicher Besitz. Kaiserliche
Schenkungen erweitern ihn gegen Westen bis in die Gegend von
Raabs. Hier werden die Babenberger von den ihnen nahe ver-
wandten Burggrafen von Nürnberg, Grafen von Raabs, abgelöst,
deren Besitz und Kolonisation um die Mitte des XU. Jahrhunderts
bis Münichreith, Gastern und Klein-Zwettl reicht^) Sowohl örtlich
als auch zeitlich folgen ihnen dann die Grafen von Hirschberg als
Besitzer und Kolonisatoren der Grafschaft Litschau.^)
Dasselbe Bild gewährt der Fortschritt der kirchlichen Or-
ganisation, wie er sich aus den Patronatsverhältnissen des späteren
Mittelalters erschließen läßt.^) Das Patronat einer Pfarre über die
andere weist nämlich stets auf die Entstehung der letzteren aus
der ersten zurück, und zwar auf eine Kirchengründung, die aus
dem religiösen Bedürfnis der Bevölkerung hervorgegangen ist
also auch dem Fortschritt derselben entsprechen wird, während
grundherrliche Gründungen, aus dem religiösen Bedürfnis und wirt-
schaftlichen Erwägungen des Adels hervorgegangen, dem Patronat
des gründenden Geschlechtes unterstehen. Für jene gewissermaßen
autonomen kirchlichen Gründungen ist nun im Gebiete des Weiten-
baches ebenso wie für die Entwicklung des Grundbesitzes die Süd-
Nord-Richtung charakteristisch. Die Pfarren Raxendorf und Laim-
bach sind aus der Pfarre Weiten, Traunstein aus Martinsberg her-
vorgegangen. Sonst überwiegt wieder, ebenso wie bei den Besitz-
Kameggern vor, die mit ihnen identisch oder doch nahe verwandt zu sein ■cheinen.
Fontes, nr, 3B1.
>) Ebenda. S. 96.
•) Ebenda. 8. 406 und öfters.
3) Zu erschließen ans Meillers Regesten, S. 20, Nr. 62, und Dop seh,
Urbare, 8. 30, Nr. 86.
*) Cod. trad. von Garsten. Urkundenbuch des Landes ob der Enns. 1, 126 ff.
und Fontes, III, 58.
^) Zuerst genannt anfangs des XIII. Jahrhunderts. Fontes, III, 111.
®) Zu ersehen aus dem Pfarrverzeichnis des Lonsdorfer Kodex (Mon. boica,
XXVm 6, 489 flf.) von c. 1350.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. 27
Verhältnissen, die Ost- West-Richtung. Aus der Pfarre Meisling haben
sich die Pfarren Gfbhl und Eis ausgescHieden, ebenso von Alt-
Pölla gegen Westen Döllersheim, Haselbach, Globnitz und Salling-
stadt, aus der Pfarre Zwettl die Pfarren Göttfritz, Etzen, Biegers,
aus Groß«Grerungs Qroß-Pertholz, aus der Pfarre Raabs die Pfarren
örünbach und Mttnichreith. Ein nördliches Vordringen der Koloni-
sation von Weitra aus kann man aus der Abhängigkeit der Pfarre
Gmünd von Weitra erschließen.
Um den Beginn der Kolonisation durch eine Zeitangabe zu
fixieren, können wir, wenn wir von dem Donautale im engsten
Sinne des Wortes, das bereits früher besiedelt ist, absehen, das
Jahr 1000 nennen. Die Kolonisation schreitet dann in einem immer
mehr sich verengenden Winkel, dessen Schenkel gegen Norden und
Westen gerichtet sind, dessen Scheitel im Südosten liegt, gegen Nord-
west vor. Ungefähr für das Jahr 1100 können wir zuerst wieder
die Lage dieses Winkels fixieren. Die Möglichkeit dazu bietet uns
eine Ortsnamengrenze. Die bloß durch den Genetiv eines Personen-
namens gebildeten Ortsnamen erscheinen nicht vor 1100. Die Ent-
stehung der ersten so benannten Orte im Gebiete von Kottes und
Ranna können wir an der Hand der Göttweiger Traditionsakte
im einzelnen verfolgen.
Sie tauchen aber im Osten des Waldviertels von Kottes nord-
wärts bis zur mährischen Grenze überall ungefähr zu derselben
Zeit, in der ersten Hälfte des XII. Jahrhunderts auf, während aller-
dings im Süden ein anderes Prinzip der Ortsnamengebung auch
noch im XIL Jahrhundert vorherrscht. Dort im Süden also können
wir nur im allgemeinen sagen, daß eine Linie, etwa von S. Oswald
parallel der Donau bis Mühldorf im Spitzer Graben gezogen, das
im XI. Jahrhundert kolonisierte Land gegen Norden abgrenzt. Von
Mtthldorf geht diese l^olonisationsgrenze, zusammenfallend imit der
Ortsnamengrenze, nördlich bis Gföhl, dann quer durch den Gföhler
Wald nach Krumau, von da in einem aus der nördlichen in die
östliche Richtung übergehenden Bogen über Messern nach Pemegg
und wieder genau nördlich bis Drosendorf
Dann läßt sich wieder für etwa 1150 die Grenze zwischen
kolonisiertem Land und Waldland durch urkundliche Belege fixieren.
1140 wird die Pfarre Martinsberg errichtet. In der Grenzbeschreibung
der Stiftungsurkunde') wird die Nordgrenze offen gelassen, nur ganz
^) Urkandenbach des Landes ob der Eons. II, 724 f.
28 I>r- Franz HeiUberg.
aUgemein als gegen die Grenze Böhmens verlaufend bezeichnet. Das
deutet auf eine im wesentlichen unbesiedelte Landschaft im Norden.
Das gleiche ersehen wir aus der Stiftungsurkunde der benachbarten
Pfarre Kottes von c. 1125. Zwettl und die umliegenden Orte sind
1139 offenbar erst dem Walde abgewonnen, auch die der Gründung
des Klosters unmittelbar folgenden Rodungen der Mönche können
die in der nächsten Nähe des Klosters befindlichen Waldungen
noch nicht bewältigen.^)
Wir können also die Grenze aus dem Ispertal, für das uns
nähere Nachrichten bis zur Mitte des XIII. Jahrhunderts fehlen,
die Straße entlang ziehen, die aus diesem nach Martinsberg
führt, dann zu den Quellen der großen Krems, an dieser
abwärts etwa bis gegen Sallingberg, dann den Fluß verlassend
genau nördlich bis Zwettl. Von da ab führt die Grenze über
Oberndorf nach Vitis, also im aUgemeinen nördlich mit einer
sanften Ausbuchtung gegen Osten. Die an dieser Linie und östlich
von ihr liegenden Orte werden zum großen Teil in einer Urkunde
von 1150^), was westlich liegt, erst Ende des XII., Anfang des
XIII. Jahrhunderts genannt. Von Vitis verläuft die Grenze nach
Klein-Zwettl, das c. 1150 von den Grafen von Raabs an Zwettl
geschenkt wird^), von da zwischen Münichreith und Gastern, von
denen das erstere vor 1150 bereits bestiftet, das letztere nach 1150
als Waldland an das Stift Garsten kommt ^), gegen Weikertschlag
an die mährische Grenze. Der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts
ist dann ein rasches Vordringen der Kolonisation gegen Weitra
zuzuweisen, so daß der Kolonisation des XIII. Jahrhunderts im
wesentlichen nur mehr die beiden gesonderten Gebiete von Groß-
Gerungs und Litschau übrig bleiben.
Den zeitlichen Endpunkt der Kolonisation können wir mit
dem Jahre 1250 fixieren. Nach diesem Jahre gibt es kein größeres
zusammenhängendes Gebiet mehr, aus dem uns keine urkundlichen
Ortsnennungen gegeben wären. Auch die kirchliche Organisation
erstreckt sich um diese Zeit bereits auf die am spätesten besiedelten
Gebiete von Litschau und Groß-Gerungs.
') Fontes, III, 45—47.
-) Mon. boica, XXIX b, 322.
3) Fontes, III, 58.
*) Cod. trad. ron Garsten, Urkundenbuch des Landes ob der Enns. I, S. 128.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels.
29
Eine Tabelle der Ortsnennungen bis 1300 bestätigt im all-
gemeinen unsere bisherige Darstellung.
' Bezirk
1000
1060
-1100
—1160
-1200
-1250
-1300
Persenbeu^ . .
2
2
2
12
15
17
24
POggBtall . . .
—
1
1
13
19
19
21
Spitz . .
3
3
3
15
25
28
35
Krems . . .
2
3
5
22
28
29
36
Langenlois . . .
^^^
1
5
12
15
15
20
, Hörn . ...
1
7
29
39
49
66
E^genburg . .
—
0
13
16
19
33
Gföhl
—
1
1
6
13
20
24
^ Ottenschlag . .
—
—
1
13
17
20
30
* Geras
—
—
3
4
14
24
Raabs
—
1
1
5
18
31
Zwettl ....
—^
—
10
15
41
64
Allentsteig . . .
—
—
—
19
35
46
67
Waidhofen . . .
— .
—
MMi»
4
6
7
15
SchreniB ....
—
—
1
3
6
10
Dobersberg . .
—
1
4
4
16
Weitra . . .
—
—
—
5
11
12
Groß-GeruDgs
—
—
—
—
7
18
Litschaa . .
—
—
—
—
2
4
Summe . .
7
12
31
174
261
372
550
Es ergibt sich nun die Frage, wie weit denn die erste Koloni-
sation den Aushau des Landes vollendet hat, wie viel sie noch einer
späteren Innenkolonisation zu tun übrig ließ. Da ist es nun sicher,
daß schon mit dem stetigen räumlichen Fortschritt der Kolonisation
auch eine Verdichtung der bereits bestehenden Siedelungsreihen
Hand in Hand geht, ohne daß sie sich außer an wenigen, zufälligen
Beispielen nachweisen ließe. So ist 1217 das Gebiet um Schweiggers,
östlich von Weitra, silva Swikers, also ursprüngliches Waldland
im wesentlichen bereits besiedelt. Aber daneben existieren doch noch
Waldmassen, deren Rodung in Aussicht genommen sein muß, da
auch von vornherein an eine Regelung des Zehentbezuges von den
etwa neugegründeten Ortschaften gedacht wird. ^) Anderseits ist eine
Anzahl verspäteter Kolonisationsversuche noch in der Neuzeit er-
folgt. Dahin gehört die Besiedelung des GfÖhler Waldes, namentlich
am St. Leonhard ^), des Rosenauerwaldes, der Gegend um Karlstift.
0 Fontes, UI, 82.
') Topographie von Niederösterreich. Artikel St. Leonhard.
30 I>r. Franc Heiliberg.
•
westlich von Weitra^), auch die Begrttndang einzelner Ortschaften,
die gewöhnlich schon durch ihren Namen ihren späten Ursprung
verraten (Paris, London, Ämaliendorf).
Für das Mittelalter läßt sich eine gewisse Innenkolonisation
auch aus Ortsnamen erschließen, aus den zahlreichen Nondorf
(= Neudorf) ebenso, wie aus den Namen, die für zwei benachbarte
Orte gebraucht und nur durch ein Alter, Lage oder Größe bezeich-
nendes Beiwort geschieden werden. Aber auch die so zu erschließende
Innenkolonisation reicht zum großen Teil in die Zeit der ersten
Besiedelung zurück. Im XIV. Jahrhundert sind von den ungefähr
70 Ortspaaren, die in dieser Weise benannt sind, bereits 33, fast
die Hälfte sicher nachweisbar.
Es blieb aber auch für eine derartige Verdichtung der Be-
siedelung in größerem Ausmaße nach dem ganzen Vorgange bei
der anfänglichen Kolonisation überhaupt kein Raum. In einzelnen
Fällen ist dieser Vorgang noch deutlich zu erkennen.
Das Gebiet der späteren Göttweigischen Herrschaft Nieder-
Ranna und Kottes ist zum Teil bereits 1083 durch Bischof Altmann
von Passau, dann durch Schenkung eines Adeligen namens Waldo,
dann des Markgrafen an Göttweig gekommen^); zur Zeit der ersten
Schenkungen, das ist bis c. 1100 haben wir es da mit einem ge-
schlossenen Waldlande zu tun. Erst von da ab beginnt die Rodungs-
arbeit der Markgrafen und ihrer Ministerialen, des Ekllen Waldo, der
Herren von Grie und Ranna, während wir die des Klosters nicht ver-
folgen können. Vor 1108 schenkt der Markgraf dem Stift die Orte ötz,
Mutsthal und Fohra und andere nicht genannte Orte; alle werden
als Neubruchsland bezeichnet. Die genannten Orte sind auf einem
engen Räume zusanunengedrängt, keine neue Ortschaft hat sich mehr
hier zwischen diese ersten eingeschoben. Bis 1150 werden 24 Orte
in diesem Gebiete genannt, ungefähr die Hälfte der heute bestehenden;
bringt man da noch die Zufälligkeiten in der Nennung in Anschlag
(z. B. sind einige dieser Orte nur in der Grenzbeschreibung der
Pfarre Kottes zu&Uig genannt, es müssen wohl auch noch andere,
nicht genannte Orte innerhalb der Pfarrgrenzen bestanden haben),
so dürfte wohl wenig Raum für einen späteren Ausbau selbst damals
schon vorhanden gewesen sein.
^) Geschichtliche Beilagen za den Diözesan-Karrenden von 8t. Polten. Bd. Y,
S. 541 und Bd. VI, 8. 277.
«) Fontes, VIU. tradd. Nr. 72, 73, 116, 166, 245 and Urkunde, S. 262.
Geschichte der Kolonisation des Wald vierte Is. 31
Bei der Stiftung des Klosters Zwettl besteht bereits die spätere
Stadt Zwettl und in der nächsten Umgebung alle die Ortschaften,
die sich bis heute erhalten haben; der einzige Dürrenhof ist später
noch im Umfange dieses ersten Siedelungsgebietes neu errichtet
worden. Und aus dem Berichte des Äbtes Hermann über seine
Streitigkeiten mit Pilgrim yon Zwettl erhellt klar, wie eng sich
sofort nach der Gründung trotz dem Bestände ausgedehnter Wald-
massen der wettere Ausbau an das schon Bestehende anschloß.^)
Eine Urkunde von 1150 zeigt uns in dem Gebiete von Allentsteig
bis gegen Waidhofen, in dem nach dem ganzen Gange der Be-
siedelung die Anlage von Ortschaften nicht vor 1100 begonnen
haben kann, bereits fast alle bestehenden Orte.^) Zu der Annahme
einer raschen Vollendung der Besiedelung zwingt auch der Charakter
der Ortsnamengebung. Nur durch diese Annahme ist der, abgesehen
vom Süden und Osten, so einheitliche Charakter derselben, das
überraschende Vorherrschen einer einzigen Namensform (der Genetive
von Personennamen) zu erklären, während bei längerer Dauer des
Besiedelnngsvorganges doch auch eine Änderung des Frinzipes der
Namengebung sich ergeben würde. ^)
Daß im großen und ganzen mit dem Ende des XIII. Jahr-
hunderts die Besiedelung des Landes zum Abschlüsse gelangt war,
können wir auch aus dem Stande der kirchlichen Organisation er-
schließen. Das Pfarrenverzeichnis der Passauer Diözese aus der
ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts zeigt uns bereits das ganze
Waldviertel mit einem dichten Netz von Pfarren überzogen, das
seitdem nur eine unwesentliche Verdichtung aufzuweisen hat. Im
Pfairverzeichnis von 1429 sind zu den 152 vor 1350 genannten
Pfarren nur 10 neue hinzugekommen.^) Wo die Urbare vom Ende
des XIII. und Anfang des XIV. Jahrhunderts geschlossene Bezirke
einheitlichen Besitzes umfassen, verzeichnen sie einen mit dem
gegenwärtigen so ziemlich übereinstinunenden Ortschaftsbestand. ^)
Zahlenmäßige Angaben über das Wachstum der Bevölkerung
können wir nicht gewinnen. Auch die urkundlichen Ortsnennungen,
^) Fontes. III, 46 f.
^) Mon. boica, XXIX h, 322.
^ Siehe OrtanamentabeUe, Anhang III.
*) Kerf ch bäum er, Geschichte von St. Polten.
^) So das Göttweiger Urbar von 1302 für das officinm in Ranna und Kottes
(Urbare Ton Göttwelg, heraosgegeben von Fnchs, S. 134 ff.)> ^^ Zwettler Urbar
^on c. 1315 ftlr die Umgebung von Zwettl, das Litscbauer Urbar von 1369.
32 I>r. F»ns Heilibexg.
die allein uns eine über das ganze Gebiet sich erstreckende Zahlen-
reihe liefern, können nicht zar Grundlage einer solchen Berechnung
dienen. Denn erstens stehen Ortschaftszahl und Bevölkerungszahl
in keinem einfachen Fonktionsverhältnis, da auch die Ortschafts-
größe Veränderungen unterworfen ist, für die wir nach unseren
Quellen keine Regel finden können; zweitens aber und Tor allem
macht der zufällige Charakter der Ortsnennnngen solche Berech-
nungen unmöglich. So zeigt z. B. unsere Tabelle ein plötzliches,
übermäßiges Emporschnellen der Ortschaftszahl seit 1100, d. i. seit
der Entstehung umfangreicheren geistlichen Besitzes mit seiner
besseren Aufzeichnung in Traditionsbüchern. Ein ähnlicher, etwas
weniger auffälliger Sprung ergibt sich zum Jahre 1250; würde sich
vor allem ftlr 1300 ergeben, infolge des Aufkommens der Urbare,
des Überhandnehmens der Urkunden. Eine Tabelle der Orts-
nennungen ist mindestens eben so sehr der Ausdruck för den je-
weiligen Stand der Überlieferung, für die Sorgfalt, die die Orund-
herrschaften der Aufzeichnung ihres Besitzes zuwenden, als fbr den
Stand der Besiedelung. Sie kann diesen ungefähr veranschaulichen.
Berechnungen lassen sich darauf nicht aufbauen.
Wir müssen uns für die Beurteilung der Schnelligkeit der
Kolonisation und der Bevölkerungszunahme auf wenige allgemeine
Angaben beschränken. Die Besiedelung ist hier schneller vollendet
als in Gebieten weit älterer Kultur. Auch im Moselland mit seiner
alten gallisch-römischen Kultur, in dem auch die deutsche Besiede-
lung mindestens seit dem VII. Jahrhundert ihren stetigen durch
keine allgemeinen Katastrophen aufgehaltenen Fortgang nimmt, ist
der Ausbau des Landes erst im XIII. Jahrhundert vollendet, er
erforderte also das Doppelte der Zeit, die im Wald viertel zur Voll-
endung der Kolonisation nötig war.*) Wir haben es eben im Wald-
viertel nicht wie im Moselland mit einer volksmäßigen Siedelung
zu tun, die die besten, am leichtesten der Kultur zugänglichen
Plätze zuerst aussucht und von da aus unter dem Zwange der
Volkszunahme allmählich auch den schwerer zu bearbeitenden
Boden besetzt, sondern mit einer grundherrlichen, die den Boden
möglichst vollständig sofort auszunützen sucht. Auch im Mosellande
ist ja eine umfassende Rodung erst durch die Grundherrscbaften
erfolgt.^)
1) Lamprecht, Wirttchaftsleben. I/l, 8. 141 ff.
2) L. c. S. 133.
Geschichte der Kolonisation des Wald vier tele. 33
Die Kolonisation geht andererseits hier langsamer vor sich
als die deutsche Besiedelang der Siawenländer. In Böhmen genügt
die Regierangszeit König Ottokars, das dritte Viertel des XIII. Jahr-
hunderts, die Kolonisation der Grenzwälder in ihren Grundzügen
zu vollenden J) Ähnlich liegen die Verhältnisse aber auch in den
Landschaften an der Oder.^) Zu der grundherrlichen Organisation
im allgemeinen kommt hier noch die besondere Organisation des
Prämonstratenser- und Zisterzienser-Ordens, wie auch des deutschen
Ritterordens, ihre innige Verbindung mit einem dicht bevölkerten
Hinterland'), die beständige Zuwanderung von Kreuzfahrern gegen
die heidnischen Preußen, vor allem aber die feste, einheitliche Or-
ganisation, die sich hier für die Kolonisation ausbildet.
Eine gewisse Beweglichheit der Bevölkerung ist für die ersten
Zahrzehnte einer jeden Kolonisation von vorneherein anzunehmen.
Sie ergibt sich von selbst, sobald einmal die Ablösung der Kolo-
nisten von den vergleichsweise starren Verhältnissen des Mutterlandes
erfolgt ist. Es ist ja auch sehr unwahrscheinlich, daß der beste
Standort für jede Siedelung sofort gefunden wird. Ein gewisses
Sachen und Tasten, ein oder der andere vergebliche Versuch wird
in vielen Fällen vorangegangen sein. Für Siedelungen anderer Art,
für Klöster z. B., ist uns dieser Vorgang genau überliefert. Von
den Zisterzienserklöstern des nordöstlichen Deutschlands hat sicher
die Hälfte ihren ersten Standort gewechselt, ja oft ist es auch bei
einem einmaligen Wechsel nicht geblieben.^) Für Bauerndörfer ist
uns der Vorgang selbst infolge der mangelhaften Tradition aus
bäuerlichen Kreisen überhaupt, vielleicht auch infolge der Gewöhn-
lichkeit des Vorganges nicht direkt überliefert. Doch ist er aus dem
Vorkommen von Wüstungen noch in der Kolonisationszeit selbst
zu erschließen.^) Daß solcher Wüstungen nur wenige nachweisbar
sind, darf uns nicht zum Schlüsse verleiten, daß dieser Vorgang
ein seltener gewesen wäre; denn infolge der geringen Stetigkeit, die
die Siedelung damals erst erlangt haben konnte, mußte, wenn sie
wieder einging, jede Erinnerung in kürzester Zeit schwinden.
') Lippert, Sosial^eBchichte Böhmens. Bd. II im allgemeinen.
^) Meitzen im Jahrbach für Nationalökonomie. Bd. XXXII und: Siedelang
tind Agrarwesen Bd. II, Abschnitt X, 3—5.
^) Winter, Zisterzienser des nordöstlichen Deatschlands. II, 8. 177.
*) Winter, 1. c. im allgemeinen.
'} Für diese Deutang ron Wttstangen siehe Lamprecht, 1. c. I/l, S. 128 ff.
Jahrbuch d. V. f. LandeBknnde. 1907. 3
34
Dr. Franz Heilflberg.
Für die große Masse der Wüstungen freilich, die uns tiber-
liefert sind, werden wir andere Ursachen der Verödung zu er-
schließen haben. Suchen wir zunächst die Zeit derselben festzustellen.
Es sind an Ortschaften in unserem Gebiete nachweisbar ein-
gegangen :
2 nach 1300 64
24 » 1400 47
36 . 1500 10
66 * 1600 4
Die Hauptmasse der Wüstungen gehört also dem XIV. und
XV. Jahrhundert an. Zumindest die des XV. Jahrhunderts lassen
sich nicht mehr durch eine Fluktuation der Siedelungen in Verbindung
mit der Kolonisation erklären, sie leiten uns vielmehr zur Bevölke-
rungsbewegung des späteren Mittelalters hinüber. Wir müssen uns da
zunächst Zahl und Verteilung der Wüstungen vergegenwärtigen.')
vor 1300
> 1400
> 1500
» 1600
Bezirk
Zahl der
Ortschaften
Zahl der
Wü6tangen
WQstangen auf
100 Ortschaften
Raabs . . .
Waidhofen
AUentsteig .
Hom . . .
Dobersberg
Eggenburg
Ottenschlag
Zwettl . .
Schrems . .
Oeras . . .
Gföbl . . .
Pöggstall .
Lange nlois
Litschan
Krems . .
Spitz . .
65
73
77
76
54
40
87
100
84
38
59
94
38
48
44
77
22
20
21
15
11
7
15
10
7
3
3
4
1
1
1
33
27
27
20
20
17
17
10
8
8
o
4
3
2
2
Summe .
1054
141
13
Von dieser Berechnung mußten zunächst die G-ebiete der Einzel-
hofsiedelung, die Bezirke Persenbeug, Groß-Gerungs und Weitra
und der westliche Teil von Ottenschlag ausgeschlossen werden, weil
hier die Siedelungsform die Konstatier ung der Wüstungen und ihre
Beziehung auf Ortschaftszahlen ausschließt. In der Verteilung der
Wüstungen bemerkt man eine ziemlich stetige Zunahme von Süden
^) Hauptsächlich nach Plesser, Blatter für Landeskunde. Bd. XXXIII.
Geschichte der Kolonisation des WaldTierteU. 35
nach Norden und von Osten nach Westen.^) Man maß darin zu-
nächst den Gegensatz des Weinlandes im Süden und Osten gegen
das Gtebiet ausschließlichen Ackerbaues erkennen. Zugleich fallt
aber das Gebiet der zahlreichsten Wüstungen im großen und ganzen
mit jenem zusammen, das durch die Einheitlichkeit der Ortsnamen-
gebuDg und das Vorwiegen der genetivischen Form auf besonders
eiDheitliche und planmäßige grundherrliche Gründungen hinweist,
dieselbe Planmäßigheit auch in der Anlage des Dorfes selbst und
der Aufteilung der zugehörigen Feldflur zeigt.
Der Vorgang der Verödung kann auf Kriegs- oder Elementar-
ereignisse zurückzuführen sein, die eine plötzliche Ausrottung der
Berölkerung zur Folge haben. Doch wie ein solcher Vorgang die
dauernde Verödung nicht zur Folge haben muß, wie in der Regel
doch nach einiger Zeit eine Neubesiedelung erfolgt, so bedarf ander-
seits die Verödung keiner solchen sichtbaren Anlässe. Gewöhnlich
zieht sich der Prozeß dann durch Jahrzehnte, ja Jahrhunderte hin
Für einen Hof, dessen Besitzer gestorben ist, findet sich kein Käufer,
einzelne Bauern ziehen fort, bis schließlich nur ein einzelner Hof
oder eine Mühle, oft nur ein Feld oder Wald die Erinnerung an
das verschwundene Dorf in ihrem Namen bewahren.^)
Versuchen wir nun die Ursachen dieser weitgehenden Ver-
ödung festzustellen.^) Wir haben bereits gesehen, daß der grund-
herrliche Charakter der Kolonisation die Folge hatte, daß das ganze
Land gleichmäßig dicht mit Siedelungen bedeckt wurde, wobei
schon ans mangelnder Erfahmng nicht die nötige Rücksicht auf
die Qualität des Bodens genommen werden konnte. Auch ein
schlechterer Boden konnte nun wohl anfangs die für den Bestand
der Siedelung nötigen Erträge liefern, früher als sonst muß aber
hier eine Erschöpfung des Bodens eingetreten sein, die dann den
') Die geringe Zahl um bekannter Wüstungen im Bezirke Litschau dürfte
vor allem aaf den fast yöUigen Mangel arkundlicher Überlieferang zorOckzufÜhren
»ein. der wieder darin seinen Grand hat, daß dieses Gebiet mit keinem der be-
naehbarten geistlichen Institute in Beziehung steht. Die übermAfiig große Zahl von
Wüstungen im Bezirke Hom wird ihre besondere Erklärung finden.
') Ein bezeichnendes Beispiel ist die Verödung des Ortes Chlingeins, der
heutigen Klingenmühle (bei Plesser, 1. c). Zur Veranschau Hebung kann auch
die Darstellung eines ahnliches Prozesses in Roseggers Roman: »Jakob der
Letzte € dienen.
') Hier werden im wesentlichen nur die Ergebnissse der Untersuchung
Orunds für das Wiener Becken auf das Wald viertel angewendet.
3*
36 l^r- ^^TtLnz Heilsberg.
Rückgang der Siedelang zur Folge hatte. Eine weitere Steigerung
der Bevölkerung hätte zum weiteren Anbau auch solchen Bodens ge-
zwungen. Eine gewisse Stabilisierung der Bevölkerungszahl zumindest
im engeren Umkreis ist also eine weitere Voraussetzung der Ver-
ödung. Auch die grundherrlichen Abgaben können zu diesem Prozeß
beigetragen haben. Ein System von Naturalabgaben hindert den
Übergang zu einer anderen, vielleicht ertragsfähigeren Wirtschafts-
weise; wo aber bereits die Ablösung in Geld eingetreten war, also
der Verkauf eines Teiles der Ernte nötig wurde, dort konnten die
Marktverhältnisse einen ungünstigen Eindruck ausüben. In beiden
Fällen aber konnten bei sinkendem Bodenertrag und fixen Ab-
gaben, wie sie ja für das Mittelalter überall die Regel sind, die
letzteren eine solche Höhe erreichen, daß der Bauer von dem ihm
verbleibenden Reste nicht mehr zu leben vermochte und seinen Hof
verließ.^) Eine ganz allgemeine Voraussetzung müssen wir dabei
allerdings machen, daß nämlich der Bauer zumindest tatsächlich
nicht an die Scholle gebunden war, daß er die Möglichkeit hatte^
seinen Besitz aufzugeben.
Aus dem Wüstungaverzeichnis allein lassen sich nun für die
Bevölkerungsbewegung des späteren Mittelalters noch keine Schlüsse
ziehen. Zuerst ist, wie wir bereits sahen, eine nicht näher zu be-
zeichnende Zahl von Wüstungen abzuziehen, an deren Stelle andere
Ortschaften entstanden. Soweit aber wirklich eine Abnahme der
Siedelungsdichte übrig bleibt, fkllt diese doch nicht notwendiger-
weise mit einer Abnahme der Bevölkerungsdichte zusammen. Für
die Beurteilung dieser müssen wir noch andere Tatsachen heran-
ziehen. Zunächst gestattet einen Schluß die Verteilung des bäuer-
lichen Besitzes. Die Grundlage derselben bildet im ganzen Wald-
viertel die Hufenverfassung. Im Süden und Osten nun, in der
Wachau, am Unterlauf des Kamp, um Eggenburg ist diese im
XIV. Jahrhundert bereits in voller Auflösung begriffen, eine weit-
gehende Zersplitterung des bäuerlichen Besitzes ist hier in stetigem
Fortgang. Sie erfolgt zunächst in der Form, daß die Hufen oder
Lehen bis in Viertel- und Achtellehen geteilt werden 2); schließlich
^) Nur 80 ist der kausale Zasammenhang za verstehen, der im Z wettler
Urbar zwischen der Verödung des Dorfes Thaures und dem darauffolgenden Zins-
nachlaß für die noch übrigen Kolonen hergestellt wird. Fontes, III| 507.
-) Im Südosten des Waldviertels kommen z. B. zu Feuersbrunn Dienste von
einem Lehen, einem drei Viertel -Lehen, einem halben Lehen und je zwei Viertel-
Geachichte der Kolonisation des Waldriertels. 37
aber geht man daza über, die Hufe von vornherein za zerschlagen.
Die Hofmark im Dorfe wird von der Feldbestiftung getrennt, diese
nach dem Joch, jene als Hofstätte gesondert mit einem Zins belegt
and gesondert ansgetanJ) In Reinprechtspölla vermag ein Bezitzer
zur Erhöhung seiner Einkünfte seinen Hof za einer Anzahl gering
bestifteter Hofstätten zu zerschlagen. Alle diese Vorgänge setzen eine
aafsteigende Bewegung der Bevölkerung voraus.
Im Norden und Westen dagegen besteht noch nach den
Urbaren des XVI. Jahrhunderts die Hafenverfassung fast unversehrt.
Noch tritt aas der für ein geschlossenes Gebiet im wesentlichen
einheitlichen Höhe des Zinsansatzes für das Lehen die Gleichheit
des Besitzes klar hervor. Die Zahl der ganzen Lehen überwiegt die
der geteilten. Eine Teilung über die Hälfte hinaus kommt nur ausnahm-
weise vor. Es dürfte hier also der Schluß gestattet sein, daß hier
eine wesentliche Zunahme der Bevölkerung nicht vorauszusetzen ist.
Die Urbare des XIII. und XIV. Jahrhunderts einerseits, des
XVI. Jahrhunderts anderseits ermöglichen es uns auch wenigstens
fttr eBizelne Gebiete die Veränderungen in der Zahl der bäuer-
lichen Grundbesitzer zu konstatieren und damit der Erschließung
der Bevölkerungsbewegung näher zu kommen. Alle unsere Angaben
beschränken sich aber auf das innere und das nördliche Waldviertel.
Da ergibt sich für die nächste Umgebung von ZwettP) eine ziem-
lich gleichmäßige Abnahme von etwa ö7o- Nördlich davon im
Waidhof euer Gebiet^) ergibt sich für die ländlichen Siedelungen
eine Zunahme von 48%? ^^^ clie Stadt Waidhofen selbst eine solche
von 697o» Östlich daran anschließend im Gebiet von Drosendorf ^),
erfolgt eine Zunahme um 287o- ^^^ Norden dagegen, im Gebiete
der Herrschaft Litschau^) ist »seit den letzten Kriegsläuften«, wie
der Schreiber des Urbars von c. 1530 meldet, eine weitgehende
Verödung eingetreten, von neun Orten liegen fünf wüst, der Ertrag
Uhen Tor (Fontes, XXVIII, 116) ähnlich zu Fels, hier auch 2V3 Viertel-Lehen
(Fontes, LI, 734).
^) A. a. O. 412; ganz allgemein wird bei Verkauf eines Gutes zu Bargrecht
diese Anfleünng, der Verkauf >ze ainzigen und ze iucharten« vorgesehen. Fontes,
m, 235 f. Fontes, XXI, 125 f.
^ urbar von 1315 (Fontes, III) und 1499 im Zwettler Stiftsarchiv.
3) Dop seh. Urbare, und Urbar Waidhofen 1499. Reichs-Finanzarchiv:
Hernchaftsakten.
\) Urbar Drosendorf 1531 (ebenda).
^) Urbar Litschau (ebenda).
38 I^r- Franz Heibberg.
des Ungeldes hat um 367o abgenommen. Vergleichen wir nun diese
Angaben mit dem Wüstungsverzeicfanis, so gleichen sich doch selbst
in den Gebieten, in denen wir eine Zunahme der Bevölkerung in
den einzehien Orten zu verzeichnen hatten, die Abnahme der Zahl
und die Zunahme der Größe der Siedelungen aus. Wir müssen also
Stabilität der Bevölkerung für den Norden und Westen des Wald-
viertels annehmen. Auch die Verhältnisse in der Herrschaft Litsehau
passen zu dieser Annahme. Wenn die Verödung auf Kriegsereignisse
zurückgeführt wird, unter denen nur die Kämpfe gegen König
Georg von Böhmen verstanden werden können, die mit dem Ein-
fall des Prinzen Viktorin 1468 ihr Ende fanden, die Verödung
also bereits über 50 Jahre bestand, und der Schreiber überdies
an der Möglichkeit einer baldigen Wiederbesiedelung der ein-
gegangenen Orte zweifelt, so ist auch das nur ein Beweis für die
Stabilität der Bevölkerung, die Lücken, die durch Katastrophen in
ihren Bestand gerissen werden, nur schwer und langsam wieder
auszufüllen vermag.
Neben diesen regelmäßigen Bewegungen sind aber auch be-
deutende Schwankungen im einzelnen für die mittelalterlichen Be-
völkerungszahlen charakteristisch. Elementarereignisse und Fehden,
die ganz regelmäßig wiederkehren, reißen weit empfindlichere Lücken
als in späteren Zeiten. Ein Beispiel im großen bot uns die Graf-
schaft Litschau. Aber auch sonst sind immer einzelne Dörfer, auch
solche die später wieder angebaut wurden, längere oder kürzere
Zeit öde gelegen.^)
IV.
Ebensowenig wie in irgend einem anderen Gebiet lassen sich
bei der Kolonisation der Ostmark die wirtschaftlichen Organisations-
formen von den politischen und kirchlichen sondern; alle diese
drei Faktoren erscheinen zu einer organischen Einheit verknüpft,
die als solche sich in dem modernen Siedelungsbild ausprägt, die
auch eine einheitliche Darstellung erfordert.
Die Kolonisation des Waldviertels erscheint nur als eine Teil-
bewegung innerhalb der Kolonisation der ganzen Mark; sie kann
3) Sprögnttz Büdlich von Zwettl, 8d 1315 (Fontes, III, 541) Voitflchlag, Heu-
bach, Kamles (nördlich von Ottenschlag) 1274 a moltis retroactie incolta temporibus
(a. a. 0. 276) — £delbacb, Wnrmbach (östlich von Allentsteig) temporibus Friderici
dncis desolata. 1. c. 366. Thaares 5d 1315, 1. c. 507. — Rodingersdorf (nördlich
Hörn). Mitte des XIII. Jahrhunderts. Mon. boica. XXIX 6, 216.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. 39
ohne Einfügung in den Zusammenhang dieses ganzen Vorganges
nicht dargestellt werden. Es ist also alles, was auch sonst ^) über
wirtschaftliehe, politische und kirchliche Verhältnisse der Mark
von der KaroUnger-Zeit bis in das XIII. Jahrhundert gesagt ist,
noch einmal zusammenzufassen unter dem sachlichen Gesichtspunkte
der Kolonisationsbewegxmg, in räumlicher Beziehung auf das Wald-
viertel.
Die Beziehungen, die ursprüglich zwischen dem Mutterlande
der Kolonisation der Ostmarken, Bayern und in weiterem Sinne
dem ganzen Frankenreiche, und diesem selbst bestanden, waren
rein politischer und kirchlicher (d. i. wieder politischer und geistig-
kultureller) Natur. Von der Grenzfehde zu einem Bundesverhältnis,
schließlich zur Oberhoheit entwickeln sich die Beziehungen des
bayrischen Herzogtums zu den karantanischen Slawen. Kolumban,
der Missionär^der Alemannen, Ruprecht und Emeram, die Begründer
des Christentums in Bayeni, sie alle haben ihre Aufmerksamkeit
aach auf das Land der Slawen gerichtet, bis dann Maioranus und
Modestus im Slawenlande das Christentum begründen, salzburgische
Priester und schottische Missionäre im Awarenlande selbst die
Untertanen der Awaren bekehren, im Jahre 777 Kremsmünster an
der Grenze des Awarenlandes, wie vorher Innichen an der Grenze
des Slawenlandes im Pustertal, begründet wird, »daß es das un-
gläubige Geschlecht der Slawen zum Pfade der Wahrheit hin-
überleitec.2)
Daß nun das Verhältnis dieser Gebiete zur fränkischen Mon-
archie eine durchgreifende Änderung erfuhr, scheint ursprtlnglich
nicht in der Absicht Karls des Großen gelegen zu haben. Ihre Ein-
verleibung in das Reich erscheint mehr als ein Produkt der Ver-
hältnisse, denn planmäßiger Politik. Vor 788 haben die Awaren
ihre Nachbarn lange Zeit mit ihren Einfällen verschont. Erst Tassilo
hat sie zur Wiederaufnahme ihrer alten Raubpolitik aufgereizt, die
ihrer Lage nicht mehr entsprach. Sie hofften aus der Zwietracht
im fränkischen Reiche Vorteil zu ziehen, fanden aber bei ihrem
Einfalle ein bereits wieder geeintes Reich vor. So erst wurde Karl
der Große zum Kampfe gegen die Awaren genötigt. Gern hätte
er auch nach ihrer Unterwerfung einen selbständigen Awarenstaat
0 So Tor allem Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs.
') Daför und das folg^ende hauptsächlich Kfimmel, Anfänge deutschen
Lebens etc.
40 ^i** ^^ranz HeiUberg.
unter fränkischer Oberhoheit ins Leben gerufen; nur die politische
Unzaverlässigkeit des Stammes, dann sein gänzlicher Zusammen-
brach haben ihm dies unmöglich gemacht, ihm die direkte An-
gliederung dieser G-ebiete an das Reich geradezu aufgezwungen.
Eine besondere Veranlassung aber, der Organisation dieses Gebietes
große Aufmerksamkeit zuzuwenden, lag nicht vor. Die spanische
Mark mußte zu einer festen Militärgrenze gegen die Araber aus*
gestaltet werden. Hier aber bestand zunächst keine Gefahr von
irgend einem kriegerischen Nachbarn.^) Dann darf man wohl an
eine ganz einheitliche Durchführung der Marken Verfassung durch
Karl den Großen überhaupt nicht denken; erscheint doch die
sorbische Mark überhaupt nicht vor 8ö2. Schon das ist charak-
teristifich, daß eine militärische Sicherung der Ostmark von vorne-
herein gar nicht ins Auge gefaßt wird. Erst 888 wird die Heimburg
bei Melk^), c. 900 die Ennsburg^) unter dem Drucke mährischer
und magyarischer Einfälle gebaut, nicht vom Könige, sondern von
einzelnen Adeligen.
Nun ist in Zeiten, in denen Naturalwirtschaft in solchem Maße
vorherrscht wie in der karolingischen, die politische Behauptung
eines Gebietes ganz ohne Kolonisation nicht denkbar. Und umfang-
reiche Übersiedelungen von Volksteilen durch die Reichsgewalt,
auch zwangsweise, wie in den orientalischen Reichen und im Römer-
reiche sind gerade in der Regierungszeit Karls des Großen nichts
ungewöhliches. Fränkische Kolonien werden nach Sachsen, sächsische
nach allen Teilen des Reiches verlegt, für neugegründete Grenzorte
die Bevölkerung aus allen Teilen der Reiches zusammengesucht.^)
Solche Maßregeln mögen auch den Ostmarken zugute ge-
kommen sein, königliche Domänen (fisci) wurden hier, wie in allen
anderen Teilen des Reiches angelegt.^) Doch darf man sich dem
^) In zu weit gehendem Mafie werden zar Erläuterung der Verhältnisse io
der Ostmark die der spanischen Mark herangezogen bei Bild inger, österreichische
Geschichte. S. 161 S.
2) Juvavia. Anhang. S. 108.
^) Urkandenbuch des Landes ob der Enns. II, S. 46.
*) So berichtet Einhard ad a. 809 über die Entstehung Ton Itzehoe in
Holstein: cum Imperator ad hoc per Galliam atque Germaniam homines congre-
gasset armisque ac caeteris ad usum necessariis rebus instructos per Frisiam ad
locum destinatum ducere iussisset. Büdinger, 1. c. pag. 164.
*) Fiscus TuUina (Ried, Cod. dipl. Ratisb. I, 33) curtis Niwanhova (Ur-
kundenbuch des Landes ob der Enns. II, 22) etc.
Geschichte der Kolonisation des Waldriertels. 41
eiDigermaßen zufälligen Charakter der politischen Organisation ent-
sprechend auch den Anteil der Reichsgewalt an der Kolonisation
zunfichst nur als einen gelegentlichen, zufälligen denken.
Bald aber erheben sich diese Gebiete auch zu einer gewissen
Selbständigkeit. Schon die Einsetzung eines Grafen hat zur Folge,
daß sich dieser nicht allein, sondern zumindest mit einem gewissen
militärischen Gefolge auch wirtschaftlich im Lande festsetzt, schließlich
sacht sich das Geschlecht der Grafen Engelschalk und Wilhelm
sogar im erblichen Besitz der Ostmark zu behaupten. Dann haben
königliche Prinzen das Land zu selbständiger Ausstattung erhalten,
die Macht König Arnulfs wurzelt in der karantanischen Mark.
Solche Hofhaltungen müssen von selbst zu einiger Besiedelung
Anlaß geben, sie werden den bayrischen Adel ebensosehr hieher ge-
zogen haben wie die beständigen Grenzkriege gegen Mähren.
Die allgemeine Erlaubnis zur Besitznahme des Landes, die
dann von der Reichsgewalt erteilt wird ^), in der wir vielleicht sogar
einen direkten Aufruf zur Kolonisation sehen müssen, wird vor
allem von der Kirche benützt. Derselbe Expansionstrieb, der
Winfried, seine Vorgänger und Nachfolger zu den deutschen Stämmen
geführt hatte, führt nun die bayrischen Bistümer und Klöster in
das Slawen- und Awarenland, doch nicht mehr selbständig, eventuell
im Gegensatze zur Staatsgewalt, sondern innig mit ihr verbunden,
zum Teil ihr Untertan. Da sind die Bistümer selbst, dann die eigens
für diese Gebiete eingesetzten Chorbischöfe, die hier kraft ihres
Amtes Grundbesitz erwerben.*^) Mit ihnen treten die Klöster, nament-
lich die großen Reichsabteien fast mehr als politische und wirt-
scbafthche denn als geistliche Institute in Wettbewerb. In den
Slawensiedelungen an der unteren Traisen erbaut Kremsmünster
eine Kirche^), und an der Trümmerstätte des alten Aelium Cetium
gründet Tegemsee ein Kloster und überträgt hieher die Gebeine
des heiligen Hippolytus.^) Mannigfache Gelegenheit zu Ein-
^) 830: qualiter poBtquam terra Avaromm ex parte ab avo nostro capta
faisset, ipüus permissu atqae consensa quaedam res in ipsa marcha ad iua regiam
pertinentee eidem monasterio (Altaich) coUate faissent (Mon. boic. XXXI, 58) : 863:
arai noster Carolus licentiam tribnit Buia fidelibns ... in Pannonia carpere et
posiidere hereditatem (Hon. boica. XI, S. 120).
-) Siehe z. B. die Ablöeong einer dem Erzbischof Ton Salzburg zokommen-
dea Abgabe durch Gmndbetitz, Juvaria, Anhang. S. 96. Mon. boica. XXXI, 98.
^ Urknndenbach des Landes ob der Enns. II, S. 7.
*) Kerschbaumer, Geschichte des Bistums 6t. Polten. I, S. 150.
42 ^r- Franz Heiliberg.
Wanderungen ergibt sich aus den Aufgaben, wie sie mit der kirch-
lichen Organisation verbunden sind. Priester, aber auch Werkieute
zum Kirchenbau werden hieher gesendet, die dann zum Teil im
Lande zurückbleiben J) Auch einzelne Priester machen sich hier,
sogar durch eigene Rodung ansässig^), und die weltlichen Vasallen
der Kirche sehen sich für Gewinn von Grundbesitz auf die Grenz-
lande hingewiesen.^)
Neben dieser Ansiedelung des Königs, des Amtsadels, der
geistlichen Gewalten ist an eine volksmäßige Ansiedelung, an An-
legung von Geschlechtsdörfern mit der alten Gewannlage der Felder,
wie sie auch in Bayern noch häufig ist, nicht zu denken. Wo
gemeinfreie Leute sich ansiedeln, tun sie es nur einzeln, da werden
sie schon durch ihre Einwanderung in dieses Grenzgebiet, durch
die Aneignung eines weitaus größeren Besitzes als er in der Heimat
zur Verfügung steht, zu Grundherren. Von den 107 deutschen Orts-
namen, die für die südöstlichen Grenzlande aus der Karolinger-Zeit
überliefert sind, enden nur drei auf -dorf.^)
Wenn wir uns nun eine Anschauung über den Vorgang und
die Organisierung der Kolonisation bilden wollen, so sind wir, um
einen Ausgangspunkt zu gewinnen, auf die Quellen angewiesen, wie
sie uns für die königliche Domänenverwaltung im capitulare de
villis, für die bayrischen Klöster in der lex Baiuwarorum und in
den Urkunden zur Verfügung stehen. Den weltlichen Adel müssen
wir wegen des Mangels an Quellen ganz unberücksichtigt lassen.
Ist nun die Rodung in größerem Maßstab für die königlichen
Domänen nicht nur im allgemeinen vorgeschrieben, sondern auch
für unser Markgebiet bezeugt*), so wird sie für Klöster und Bis-
tümer in den ihnen erteilten Urkunden vorausgesetzt') und diese
haben in ihren Filialzellen und -klöstern eine eigene Organisation
*) Conrenio Baioarioram. M. G. SS. XI, 12.
^) In loco, qai dicitar ad B., quod circamcapiebat Ratpero dericai. Jura via,
Anhangr, S. 89. Ebenda, S. lOö, 106.
3) Ebenda. 8. 110, 117.
«) Nach Kftmmel, S. 295 f.
^) Schenkung König Lndwigi an Salzburg, de terra exartata, parata acilicet
ad arandum, 864. Steirisches Urkundenbuch. I, Nr. 8.
^) Im Stiftsbrief von Kremsmttniter wird wiederholt die Erlaubnis erteilt : de
incultis vero ex omni parte, quantum voluerint, cultum faciant. Urkundenbuch
des Landes ob der Enns. II, Nr. 2.
Geschichte der Kolonisation des Waldvierteis. 43
för die Rodangen geschaffen^), die wie das Beispiel von Tegernsee
und Kremsmünster zeigt, einfach auf das Markgebiet ausgedehnt
wird.^)
Die wirtschaftliche Organisation, von der wir auszugehen
haben, ist in beiden Fällen die gleiche. Wir haben es mit einer
Gmndherrschaft zu tun, in deren Bereich die untertänigen Hufen
mit ihren Abgaben und Leistungen in ausgedehntem Maße zur Er-
gänzung der Wirtschaftsführung des Herrenhofes herangezogen
werden, Teile eines einheitlichen wirtschaftlichen Organismus bilden.
Die YöUige Untertänigkeit der Eolonen ist dabei die notwendige
Voraussetzung. Diese Organisation wird nun einfach auf das Qrenz-
land übertragen. Schon zu Ende der Agilolfinger-Zeit werden an
Kremsmttnster Kolonen zu Kolonisationszwecken geschenkt^) und
noch bis zum Ende des X. Jahrhunderts sind es im wesentlichen
solche untertänige Eolonen, servi, wie sie in einer Passauer Urkunde
genannt werden, die man in die Ostmark verpflanzt^) Daß es sich
dabei um die Anlegung solcher grundherrlicher Höfe gehandelt hat,
können wir wohl mit Sicherheit erschließen.
Es tritt infolgedessen auch keine wesentliche Veränderung der
rechtlichen und wirtschaftlichen Lage der landarbeitenden Klassen
als Folge der Kolonisation ein. Doch pflanzen sich die Veränderungen
hieher fort, die auch im Mutterlande bereits im Gange sind. Für den
späteren Fortgang der Kolonisation ist da vor allem bedeutsam,
daß bereits in dieser Zeit im Mutterlande, namentlich im Bereich
der königlichen Domänenverwaltung neben die Anlage von Salhöfen
auf Rodeland auch die grundherrlicher Dörfer, Waldhufendörfer
und Grewanndörfer mit großen, einheitlichen Gewannen, tritt, die
auch noch zu derselben Zeit allerdings nur in geringem Maße in
Ostmark durch die königliche Domänenverwaltung verpflanzt
werden.*)
0 Cber diese siehe im allgemeinen Fastlinger. Die wirtschaftliche Be-
deatang der bayrischen Klöster. Stadien und Darstellungen aas dem Qebiete der
Geschichte. Herausgegeben von der GOrresgesellschaft. Freibarg 1903.
^) Hieher gehört auch noch die ecclesia qne dicitar cella einer Regensbarger
Urkunde fon 1107, femer die casa (so wohl statt causa) Frisingensis ecclesia in
Mon. boica. XI, 104.
^ Nam et quadragenta casatas aliunde adtractns tradimus in bis conponere
locis. Urkundenbach des Landes ob der Enns. U, S. 3.
*) Meiller, Kegesten. S. 1, Nr. 3.
^) Meitzen, Siedelung etc. II, 8. 396 ff.
44 ^^- l^^ranz Heilsberg.
Dieser wenig planmäßigen Kolonisation entspricht das schließ-
liche Resultat. Die Ostmark ist auch zu Anfang des X. Jahr-
hunderts nur ein Grenzland. Der Handel, der hier an der Donau
getrieben wird, ist im wesentlichen Grenzhandel zwischen Bayern
und den Slawenländem. Bayrisches Salz und Sklaven, die über
Böhmen und Mähren kommen, sind die hauptsächlichsten Handels-
artikel.^) Auch politisch ist das Land noch nicht zu wirklicher
Selbständigkeit gelangt. Es ist im wesentlichen der Schauplatz der
Grenzfehden des bayrischen Adels gegen Mähren. Für sich allein
ist dieser Grenzdistrikt der mährischen Macht nicht gewachsen. In
jedem dieser FeldzUge muß das Reichsheer oder doch mindestens
der bayrische Heerbann eingreifen.^) In kirchlicher Beziehung hat
das Land kein eigenes Bistum, es zeigt auch erst einen leisen Anfang
selbständigen klösterlichen Lebens. Nur in einem wenig besiedelten
Lande ist das rasche und völlige Zurückweichen, wie es hier den
Magyaren gegenüber eintrat, denkbar. Die wesentliche Bedeutung
dieser Kolonisation liegt darin, daß sie der späteren die Wege vor-
zeichnet, eine feste Tradition für sie schafft.
Der Anteil, den das Waldviertel an dieser Kolonisation hat.
ist gering. Aus der für dieses aliein vorhandenen Überlieferung
ließe sich deren Charakter nicht feststellen, doch stimmt dws.
was wir daraus erfahren, mit dem für die südöstlichen Marken
im allgemeinen festgestellten wohl zusammen. Die Kolonisation
beschränkt sich auf das Donautal von Krems bis Persenbeug und
den Unterlauf des Kamp bis Stiefern aufwärts. Der deutsche
Besitz um Stiefern schließt sich eng an slawische Siedelungen an %
auf die auch slawische Fluß- und Bergnamen in der Wachau hin-
weisen.*) Die Bistümer Salzburg und Freising, die Klöster Nieder-
Altaich und Kremsmünster sind hier begütert am Unterlauf des
Kamp auch das Geschlecht der Grafen Engelschalk und Wilhelm %
Stiefem zeigt den Typus des grundherrlichen Gewanndorfes. ^)
1) Raffelst&ttener Zollordnang von c. 904 im Urkundenbach des Landes
ob der Enns. II, S. 54 ff.
2) Feldzttge von 846—899 (mindestens 14) bei Dttmmler, Ostfränki-
sches Reich.
3) Fontes, XXXI, 26.
^) Mastrica (Mießlingbaoh), mons Ahomicus (Jaaerling). Mon. boica. XXXI,
S. 58.
^) Urkundenbach des Landes ob der Enns. II, S. 29.
6) Meitzen, 1. c. II, 8. 397.
OeBchicIite der Kolonisation des Waldviertels. 45
Die erste Aufgabe nach der aberraaligen militärischen Sicherung
der Ostmark und ihrer politischen Einverleibung in das Reich war
die Wiederherstellung dessen, was in der Karolinger-Zeit geschaffen
worden war. Auch jetzt ist wieder die überwiegende Beteiligung des geist-
lichen und weltlichen bayrischen Adels, der grandherrrliche Charakter
der Kolonisation, auch wo sie von einzelnen Gemeinfreien ausgeht,
charakteristisch, ebenso die Anlehnung an das bereits bestehende,
die Verpflanzung höriger Familien in das Land, das Fehlen um-
fassender Dorf anlagen. Wie die politische Wiedererrichtung der
Ostmark fast allein auf dem Nachwirken der karolingischen Tra-
dition beruht, wie nach der Lechfeldschlacht die Reichsgewalt den
Verhältnissen an der Südostgrenze keine weitere Aufmerksamkeit
widmet, so erfolgt auch die wirtschaftliche Rekuperation im Rahmen
der alten Tradition, wenig einheitlich.
Im Wald viertel erlangen Salzburg, Passau ^), Freising ^), Nieder-
Altaich ihren alten Besitz im großen und ganzen wieder, und
ganz in der alten Weise schiebt sich Tegernsee mit Besitz zu
Leihen ein.^)
Für diese Zeit nach der Lechfeldschlacht können wir nun
zuerst die beginnende Kolonisation an der sächsischen Ostgrenze
zunächst in dem Grebiete zwischen Saale und Elbe zum Vergleich
heranziehen^); durch Hervorhebung der wesentlichen Ähnlichkeiten
imd Unterschiede werden wir besser imstande sein, die Kolonisation
unseres Gebietes zu charakterisieren als nach den spärlichen direkten
Zeugnissen. An der Kolonisation der Saale- und Elbegrenze ist
die Reichsgewalt wesentlich beteiligt; die Maßregeln Heinrichs I.
zeigen uns ihren einheitlich militärischen, die Errichtung einer ganz
neuen bischöflichen und Markenorganisation durch Otto I. ihren
politisch-kirchlichen Charakter. Diese Kolonisation hat den Fort-
bestand einer ausgedehnten slawischen, untertänigen Bevölkerung
ZOT Voraussetzung, über der sie nur eine Oberschicht deutschen
Adels aufbaut. Alles das trifit für unser Gebiet nicht zu. Ziehen wir
aber alles ab, was auf diese Umstände zurückführt, so bleibt doch
^) Nach der formell rerdächtigen, inhaltlich wohl za verwendenden Urkunde
b«i Meiller. 8. 1, Nr. 4.
') L. c. 8. 2, Nr. 1.
^ Ebenda. S. 3, Nr. 6.
*) Das Hauptwerk dafUr: £. O. Schulze, Kolonisation und Germanisation
der Gebiete zwischen Saale und Elbe.
46 ^^' Franz Heilsberg
auch hier eine rein grandherrliche Siedelang übrig. Die milites
agrarii Widakinds sind solche kleine Orandherren, die ihre Güter
mit Hilfe von Hörigen bebauen.^) Dasselbe gilt für die geistlichen
Grandherrschaften. Noch 1010 erhält, wie mehr als 300 Jahre vorher
Eremsmünster, das Bistum Merseburg von Heinrich II. eine Anzahl
höriger Familien, jedenfalls zur Ansetzung im Slawenlande. ^) Die
deutschen Kolonisten, die in dieser Zeit hier angesiedelt werden, heben
sich in keiner Weise ihrer rechtlichen Lage nach von den Slawen
ab; sie sind eben Hörige, die hieher versetzt werden. Der Zuwachs
an deutschen Dörfern ist hier bis zur Mitte des XII. Jahrhunderts
sehr gering, nirgends werden sie als wirkliche Eolonistendörfer, als
Anlagen zu besonderem Recht gekennzeichnet.^)
Doch früh schon machen sich in unserem Gebiete die Elemente
geltend, die eine gewisse Weiterentwicklung anzubahnen bestimmt
sind, zunächst eine Verschiebung in den organisierenden, grund-
herrlichen Ellassen. Während die geistlichen Grundherrschaften,
vor allem die Klöster Bayerns zurücktreten, wird die okkupierende
Tätigkeit des weltlichen Adels, vor allem des bayrischen Amtsadels,
immer bedeutsamer. Charakteristisch ist da vor allem, daß zu den
bereits in der Karolingerzeit in der Mark bestehenden geistlicbeu
Grundherrschaften keine wesentlich neuen hinzutreten. Im Wald-
viertel werden noch die Klöster Neustift und S. Nicolai neu dotiert:
beide stehen aber in engster Abhängigkeit von Bistümern, jenes
von Freising, dieses von Passau. Der neue Besitz des Klosters
Ebersberg zu Persenbeug (Seelgerät des Grafen von Ebersberg-
Sempt seit c. 1050) ist sehr früh als Lehen des Klosters an den
Landesfürsten gekommen. Spuren einer Besitzausübang durch das
Kloster haben sich überhaupt nicht erhalten.^) Um 1100 hört jede
wesentliche Besitzerweiterung für die bayrischen Klöster, bald auch
für die Bistümer auf.^) Erstere vermögen nur den in der Nähe der
Donau liegenden, leicht zugänglichen Besitz zu behaupten. Um diese
Tatsache begreiflich zu machen, sei nur an die sogenannte Säku-
0 Meitzen, I. c. II, S. 436.
2) Schulze. 1. c. S. 93.
') Leo, Untersaehung zur Besiedelungi- und WirtichaftBgesehichte des
thüringischen Osterlandes. Leipziger Studien. Bd. VI.
*) M. G. SS. XX, 14, 40, und Abhandlungen der bayrischen Akademie,
XIV, 104.
^) Der Erwerb von Weinland kommt wegen des besonderen Charakters
dieses Besitzes hier nicht in Betracht.
Oeschichte der Kolonisation des Waldviertels. 47
larisation Herzog ArnuIEs von Bayern erinnert mit ihrer notwendigen
Folge, der Schwächung der geistlichen Institute, Stärkung des welt-
lichen Adels. Die Entwicklung der Abtei Mosburg gibt uns ein
charakteristisches Beispiel für den Verfall der bayrischen Benediktiner-
Klöster.^) Diese Erscheinung selbst aber ist wieder nur ein Teil der
allgemein am Ende der Karolinger-Zeit eintretenden Verschiebung
deä Machtverhältnisses zwischen geistlichen und Laiengewalten. ^)
Der Laienadel aber zeigt nun eine ganz erstaunliche Ex-
pansionskraft. In kurzer Zeit erfüllt er das ganze Gebiet vom
Bohmerwald bis zur Adria, vom Inn bis zur ungarischen Grenze.')
Bezeichnend ist es, daß keines dieser Geschlechter auf den Er-
werb territorial geschlossenen Besitzes bedacht ist. Die Grafen von
Peilstein, Ebersberg- Sempt, Bogen, Plain-Hardeck, die Herren von
Machland-Perg, von Treisma, von Truchsen sind ebenso in den
innerösterreichischen Gebieten wie im Waldviertel und dessen Nach-
barschaft begütert^) Und es sind nicht nur verschiedene Zweige
des Geschlechtes, die sich so von einander trennen, sondern Besitz
in den entlegensten Gebieten bleibt einem Besitzer zu einheitlicher
Verfügung und Verwaltung.*) Eine große Beweglichkeit dieser Be-
sitzer ist dabei die notwendige Voraussetzung, ein stetes Wander-
leben im Frieden wie auf Kriegsfahrten, aber auch eine regellose,
weder von oben geleitete, noch an sich rationelle Okkupation, ein
Zugreifen, wo einen gerade der Zufall hinführt. Dieser charak-
teristische Zug der Kolonisation entfaltet sich hier im großen, er
wiederholt sich im Kleinen in der Kolonisation des Waldviertels.
Parallel damit scheint aber auch eine Änderung in der Zu-
sammensetzung der landarbeitenden Klassen, der Masse der Kolonisten,
sich vorzubereiten. Der grundherrlichen Okkupation entspricht die
Ansiedelung von Leibeigenen, die hieher wie von Gutshof zu Gats-
hof versetzt werden. Sobald die Okkupation sich über so weite
Gebiete erstreckt, reichen die Leibeigenen nicht aus; die Verwüstungen
^) Zu Ende des YUI. Jabrbonderta hat Mosbarg Über 150 Mönche und
Nonnen, 817 erscheint es als königliches Kloster, 908 wird es als abbatiola be-
zeichnet, 1027 an Freising einverleibt. Fastlinger, 1. c.
') Kitsch, Geschichte des dentschen Volkes. I, S. 269 S.
*) Krone s, Benedelang der Ostlichen Alpenllnder im allgemeinen.
«) Krones, L c. 8. 366, 880.
*) Die Herren ron Machland schenken an ihre Stiftung Waldhausen im
Mühlriertel an der Grenze des Waldviertels Besitz zu Trecento in Friaul.
L. c. 8. 390.
48 Dr. Frans Heilsbergr.
steter Magyareneinfälle mögen diesen Mangel noch fühlbarer sremacht
haben. Man maß sich nach Ersatz außerhalb der eigenen »familia«
nmsehen.^) Man findet ihn in dem, wenn auch mit gemindertem
Rechte fortbestehenden Stande der Gemeinfreien, der zahlreichsten
Klasse der Nation. Damit erst beginnt diese Bewegung zu einer das
ganze Volk umfassenden Ackerbaukolonisation zu werden, die
Adeligen werden aus bloßen Grundbesitzern Organisatoren dieser
Kolonisation. Die Gewährung bestimmter Vorteile an die neuen
Kolonisten erschien notwendig, um sie überhaupt zur Auswanderung
zu bestimmen. Der Wunsch nach Abschttttelang der staatlichen
Lasten führte in der Heimat zu zahlreichen Kommendationen und
ähnlichen Vorgängen, die eine weitgehende Verschiebung der Standes-
Verhältnisse zur Folge hatten. Was lag näher, als eine solche Be-
freiung den neuen Kolonisten generell zu gewähren. Eine Änderung
der grundherrlichen Verfassung aber ist damit keineswegs gegeben,
die Freien werden zu Kolonen der kirchlichen Grundherrschaft.
Wie hätte sich nun die Ostmark entwickelt, wenn die Koloni-
sation in der dargestellten Weise weiter fortgeschritten wäre? Die
Befreiung der Kolonen von den staatlichen Lasten oder vielmehr
die Übertragung der entsprechenden staatlichen Rechte an die Grund-
herrschaften fällt im wesentlichen mit einer Verleihung der Im-
munität zusammen. Dem Interesse der Grundherrschaft und viel-
leicht auch des Anbaues mag damit gedient sein, die politische
Stellung des Landes, der Grenzschutz wird dadurch geschwächt
Es ist fraglich, ob bei der Fortdauer dieser Kolonisationspolitik die
Grenze dauernd über den Wiener- Wald hinaus hätte vorgeschoben
werden können. Im übrigen aber muß man auf die Verhältnisse
der innerösterreichischen Länder hinweisen, um die schließlichen
Resultate einer solchen Entwicklung zu ersehen. In dem weiten
Raum eines Kolonisationslandes bilden sich von vornherein größere
Gutskomplexe als im Mutterland. Die Anhäufung vieler solcher
Komplexe in einer Hand hat hier früher als dort die Bildung eines
^) KaUerorkande für Paiisn: qaod ingenni ex inopia serToram in locis
ecclesiastici patrimonii constituantnr coloni . . . ut liberi, qai destinantar coloni . . .
a nostrorum deinceps ministerialinm eint diitrictione abiolnti. Ihre öffentlichen
Leistungen stehen dem Vogt und durch ihn der Kirche zu. Nee pro ulla all«
occaeione aut radium solvere ant ad comitatam ire a marchione vel aliqua iudi-
ciariae poteitatis persona cogantur, nisi ea lege Tel iure, quo ecdesiastici servi . . .
ad placitum ire compelluntur. Meiller, Regesten. 8. 1, Nr. 3.
Geschichte der Kolonisation des WaldWerteU. 49
gesehlossenen Besitzes zur Folge, der, mit politischen Befugnissen ver-
quickt^ den Kern eines Territoriums bildet. Neben dieser Entwick-
lung des Grundbesitzes spielt in Innerösterreich die Stellung, die
der einzelne Grundherr noch als Vertreter des Reiches, als Mark-
graf einnimmt, eine verhältnismäßig geringe BroUe. Geistlicher Im-
munitäts- und weltlicher Eigenbesitz saugen hier das Reichsamt auf.
Ebenso wie bei den steirischen Markgrafen und Herzogen beruht
auch bei den anderen Geschlechtern ihre Stellung wesentlich auf
ihrem Grundbesitz.^)
Dem entspricht nun auch die ganze Ankge der Kolonisation,
wie sie namentlich aus der Art der Siedelungen und der Verteilung
des Ackerlandes zu ersehen ist. Meitzen^) unterscheidet hier im
wesentlichen zwei Siedelungstypen. Erstens eine Mischung von Dörfern,
Weilern und Einzelhöfen mit blockförmig abgegrenzten, unregel-
mäßig oder streifenförmig verteilten Flurstücken im Gebirgslande
and den Seitentälern, die er darauf zurückführt, daß ursprünglich
slawische Anlagen von den deutschen Grundherren einfach über-
nonmien wurden. Die einzelnen in ihrer Abgrenzung bereits vor-
gefundenen Flurstücke werden von dem Grundherren seinen Hörigen
überwiesen. Die Feldeinteilung macht nirgends den Eindruck ein-
heitlicher Anlage, sondern zufälliger und allmählicher Entstehung.
Die ebenen, großen Flußtäler dagegen sind in Königshufen an die
Grundherren verliehen worden und diese ursprüngliche Ausmessung
bildete dann auch die Grundlage der weiteren Verteilung dieser
Gebiete durch die Grundherren an hörige Bauern, so daß die ur-
sprüngliche Form der Königshufen sich auch heute noch in den
schmalen, langgestreckten Gemarkungen der verhältnismäßig kleinen
Dörfer erkennen läßt. Der grundherrliche Charakter der Koloni-
sation, die völlige Abhängigkeit der Kolonisten ebenso wie die wenig
planmäßige und einheitliche Art der Besiedelung sind aus beiden
Siedelungstypen zu ersehen.
Daß aber in der Ostmark die Stellung des Markgrafen wesent-
lich auf seinem Amte basierte, daß sie auf dieser Grundlage einen
überraschend schnellen Aufschwung nahm, daß hier eine einheitliche
and planvolle Kolonisation im Laufe des XI. Jahrhunderts einsetzte,
hat das Eingreifen der Reichsgewalt bewirkt. Die Rücksichten des
Grenzschutzes gegen Ungarn waren für diese maßgebend. Es sind
^) Kronei, L c. im allgemeinen. L nach in, Reiehsgeichichte. § 15.
'0 Meitzen, 1. c. II, S. 386 ff.
Jihrboeh d. T. f. lADdMkande. 1907. 4
50 ^. F»0B Heiliberg.
vor allem die ersten fränkischen Kaiser, von denen diese Aktion
aasgeht. Sie haben den dreißigjährigen Grenzkrieg gegen Ungarn
(c. 1030 — 1060) geführt, sie waren anf eine entsprechende politische
Organisation des Grenzlandes durch Errichtung der sogenannten
Neumark, auf seine Kolonisation nach militärischen Rücksichten
bedacht Es ist natürlich, daß sich diese Einwirkung auf das Grenz-
land im Süden der Donau vom Wienerwald bis zur Leitha und
über diese hinaus, im Norden vom Manhartsberg ostwärts zur March
erstreckt; demgegenüber zeigt das Viertel ob dem Wienerwalde
den Charakter der älteren, bereits dargestellten Kolonisation. Im
Süden ist die Püttener Mark, ganz abweichend von der übrigen
Steiermark, nach militärischen Gesichtspunkten kolonisiert worden,
was schon den Zeitgenossen auffiel.^) Im übrigen sondert der Typus
dieser Siedelung sie ganz scharf von allen Nachbargebieten.
Zunächst ist es die Teilnahme der Reichsministerialen an der
Organisierung der Kolonisation, die diese Phase derselben charak-
terisiert.^) Natürlich ist mit der Betonung dieser Bedeutung der
Ministerialität nicht gesagt, daß sie etwa wie dann im Waldviertel
alle anderen grundbesitzenden Klassen verdrängt, sondern nur daß
sie in Verbindung mit dem Kaiser und dem Landesfürsten für die
Ausgestaltung der Kolonisation maßgebend wird, die anderen Kreise
sich nach ihnen richten.
Die regelmäßige Dorfanlage, die diese Kolonisation charak-
terisiert, schließt eine grundherrliche Siedelung mit ursprünglichem
Hofsystem, aus dem sich dann allmählich Dörfer entwickeln, aus.
Eine massenhafte Ansiedelung freier Kolonisten in dem beschränkten
Sinne, in dem es damals überhaupt noch Freiheit für die bäuer-
lichen Klassen gab, muß also angenommen werden. Aber man ge-
währte ihnen nicht mehr Befreiung von den staatlichen Lasten und
damit zugleich den Qrundherren Immunität, sondern umgekehrt die
Leistung militärischer Dienste wird zur Bedingung der kaiserlichen
Landschenkungen und damit der Ansiedelung überhaupt.') Auch
^) Krones, 1, c. S. 366.
') Der erste dieser Ministerialen ist wohl der Piligrim »miles notiere, der
1002 100 HaCen za UnWcinesdorf erhält (Meiller, Regesten. S. 3, Nr. 4). Die
Nachweise Über die Beteiligung der Ministerialen an der Kolonisation östlich des
Wienerwaldes bei Gmndi 1. c. S. 70, Anm. 3, auf den überhaupt fOr diese Phase
der Kolonisation yerwiesen werden muß.
3) König Heinrich IV. schenkt dem Bistum Freising 100 KOnigshufen an
der Leitha ea conditione, qua cum omnibus ex prefato predio donatis convenimus,
Geschichte der Kolon iBation des Wald viert eis. 51
von anderweitigen Zugeständnissen rechtlicher oder wirtschaftlicher
Natar erfahren wir nichts. Die Macht des Königtums konnte anch
ohne solche die nötige Einwanderang erzwingen. Zumindest erschien
hier nicht die vertragsmäßige Sicherung solcher Zugeständnisse
notwendig.*)
Versuchen wir nun auch diesen Abschnitt der Kolonisation
in die Gesamtentwicklung der deutschen Kolonisation einzufügen,
so suchen wir zunächst in den gleichzeitigen Verhältnissen an der
Elbegrenze nach parallelen Erscheinungen vergebens. Die fränkischen
Kaiser, die die Ostmark kolonisierten, haben die nordöstliche Slawen-
^enze vernachlässigt. Nichtsdestoweniger iinden wir aber eine große
Ähnlichkeit in dem Siedelungsbild des ehemaligen Slawenlandes
astlich der Elbe und des östlichen Niederösterreich. Die für unser
Gebiet charakteristische Dorfform des Straßendorfes mit eng an-
einander gerückten Häusern an beiden Seiten einer schmalen Dorf-
s^traße finden wir überall östlich der Elbe als deutsches Kolonisten-
dorf von den slawischen Dorfformen deutlich unterscheidbar. Aber
auch die damit verbundene Flurverfassung, die Einteilung des ge-
rammten Ackerlandes in große, regelmäßige Gewanne, die in eine
große Anzahl schmaler paralleler Streifen zerfallen, ist für die
Kolonisation des nordöstlichen Deutschlands, wie sie sich seit der
Mitte des XII. Jahrhunderts gestaltet, charakteristisch.^) Die Dorf-
at . . . in quolibet castello . . . muniendo pro his centam regalibas mansia nobis
serviant.
^) Dafi das Gesagte ebenso für das Viertel unter dem Manhartsberge wie
für das Wiener Becken gelten därfle, ergibt sich aus der Gleichheit des ganzen
Siedelangstjpns, ans der Gleichzeitigkeit der Siedelnng (im Göttweiger und Kloster-
neobnrger-Traditionskodez erscheint sie bis gegen Ende des XII. Jahrhunderts
im wesentlichen yoUendet), dem großen Besitz, den der LandesfUrst hier ebenso
wie im Wiener Becken erwirbt, der energischen Initiative, die die Kaiser auch
hier zur Ausgestaltung der Grenzwehr ergreifen. (Schenkungen an der March
parallel den Schenkungen an der Leitha.) Auf die Frage nach der Stammeszuge-
hörigkeit der Bewohner des V. U. M. B. kann hier nicht eingegangen werden.
Neuerdings hat Firbas (Anthropogeographische Probleme aus dem V. U. M. B.
in Kirchhofs Forschungen. Bd. XVI, H. 6) den Ursprung der Bevölkerung auf
die Qnaden zurückzuführen gesucht. Doch muß er, worauf es uns vor allem an-
kommt, doch zugestehen, daß >die Kultiriernng des Landes« in politischer und
inrtschafüicher Beziehung erst der Babenbergerzeit angehört (1. c. S. 84). Daß
die Ergebnisse seiner Arbeit fUr das Waldviertel jedenfalls keine Bedeutung
haben, dürfte der weitere Gang unserer Untersuchung zeigen.
') Siehe z. B. für Pommern Sommerfeldt 1. c; im allgemeinen Meitzen,
Zur Agrargescbichte Norddeutschlands.
4*
52 I>r- FTBikz Heilflberg.
große ist recht verschieden. Doch scheinen besonders große Dörfer
überall dort vorzakommen, wo die Kolonisation einen ursprünglich
militärischen Charakter trftgt.^) In dem ganzen Gebiet ostwärts der
Elbe von den Sudeten bis zur Ostsee scheint diese Form der
Kolonisation auf den Einfluß der flämisch-holländischen Einwanderung
zurückzugehen, wie sie sich seit 1106 von Bremen aus allmählich
in das Slawenland ausdehnt.') Daß diese flämische Hufen verfajssung
wenigstens zunächst eine gewisse Stammeseigentümlichkeit darstellt,
kann man namentlich in Schlesien deutlich sehen, wo die fränkische
Waldhufe der Gebirgs- und Waldlandschaften sich deutlich von
der flämischen Hufe der Ebene sondert.^)
Unser Gebiet nun mit dieser Kolonisation in Verbindung zu
bringen bietet große Schwierigkeit.^) Nirgends erfolgt die flämische
Einwanderung oder Einwirkung, ohne sich auch in den rechtlichen
Formen der Organisierung der Kolonisation zu äußern, ohne urkund-
liche Festlegung der Rechte der Kolonisten; keine einzige der-
artige Urkunde findet sich für unser Gebiet. Zumindest die erste
Anlage der Kolonisation müssen wir in das XI. Jahrhundert ver-
legen; der flämische Einfluß aber kann sich auf seinem Wege vom
Bremer Gebiet die Elbe aufwärts durch Schlesien und Mähren nicht
vor Ende des XII., Anfang des XIII. Jahrhunderts hieher erstrekt
haben, er müßte also eine gänzliche Umgestaltung der Besiedelungs-
verhältnisse unseres Gebietes zur Folge gehabt haben. Auch davon
ist aber in unseren Quellen nichts zu entdecken. Es erscheint uns
Also weitaus wahrscheinlicher, daß noch im XI. Jahrhundert direkt
•durch die fränkischen Kaiser ohne Einwirkung flämischer Ein-
wanderung diese Kolonisation durchgeführt wurde. Bloß aus der
Oleiehheit der sachlichen Voraussetzungen, der einheitlichen Or-
ganisierung und dem militärischen Zweck wäre dann die Gleich*
lieit der schließlichen Ausgestaltung dieser Kolonisation zu ver-
stehen.
So sind in det Kolonisation, die nun an die Grenzen des
Waldviertels gelangt ist, zwei Phasen deutlich zu scheiden, die in
^) Dörfer mit über 100 Hufen, z. B. im Barnim (Pas so w, Forschungen zur
brandenburgischen Qeecbichte. Bd. XIV) in Preußen (Cod. dipL Prussiae. I, pag. 60).
^) Die allmähliche Verbreitung dieser Kolonisation von einem Punkte aus
ist wohl zu verfolgen. Siehe Heinemann, Albrecht der Bär.
3) Meitzen in Cod. dipl. Silesiae. Bd. IV.
*) Dagegen Yancsa, S. 427 f. und, wie es nach den dort angeführten
Sätzen scheint, auch Meitzen.
GoBchichte der Kolonisation des Waldriertels. 53
der Siedelungsform ihren klaren Ausdruck finden. Weiler und
Einzelhöfe herrschen im Viertel ob dem Wienerwald, die großen
regelmäßigen Kolonistendörfer im Viertel unter dem Manhartsberge
wie im Wiener Becken.
Die Folge dieser zweiten Phase der Kolonisation ist aber eine
Verschiebung des Verhältnisses der Mark zum Reiche. War schon
durch die Elinsetzung der mindestens ihren Beziehungen nach frän-
kischen Babenberger der Zusammenhang mit Bayern gelockert, so
wurde er jetzt durch das Eingreifen der fränkischen Kaiser über
Bayern hinweg nicht rechtlich, doch in vielen Beziehungen tatsäch-
lich gelöst. Die Mark wurde durch die erfolgte Kolonisation einerseits
auf sich selbst gestellt, anderseits liegt es in der Natur der Sache,
daß sich Beziehungen zu den fränkischen Reichsteilen anknüpften.
V.
Diese weit ausholende Darstellung war notwendig, um uns die
Voraussetzung für die Besiedelungsgeschichte des Waldviertels zu
liefern. Vergegenwärtigen wir uns nun sein Verhältnis zur Koloni-
sation, seine allgemeine politische Lage. Zuerst hat die dichte Wald-
bedeckung die Kolonisten abgeschreckt; als man dann vor allem
auf die Einrichtung einer Grenzwehr gegen Ungarn bedacht war,
kam natürlich das entlegene Waldviertel wieder nicht in Betracht.
Wohl ist es durch den Zusammenhang mit dem Grenzwalde und
durch das Vordringen der slawischen Siedelung in den Machtbereich
Böhmens gezogen worden. Aber die Expansionsrichtung dieses
Reiches geht doch wesentlich gegen Osten (Schlesien, Polen, eventuell
Ungarn). Es hat weder selbst besondere Energie auf die Gewinnung
dieses südlichen Grenzlandes verwendet, noch gab es hier von öster-
reichischer Seite eine Veranlassung zu einer Grenzkolonisation in
gleichem Maße wie gegen Ungarn. Anderseits lag das Wald-
viertel an der östlichen Peripherie des Gebietes, über welches das
Bistum Passau seinen vorwiegenden Einfluß geltend zu machen
suchte; in dem unmittelbar an unser Gebiet angrenzenden Teile des
Mühlviertels hat es Grundbesitz, dann 1049 durch kaiserliche
Schenkung den Wildbann und damit überhaupt ein gewisses Ver-
fügungsrecht über den Wald, vielleicht auch Einfluß auf die Kolo-
nisation gewonnen.^) Auch im Waldviertel selbst sucht das Bistum
1) Meiller, S. 6, Nr. 14.
54 ^^- Franz Heilsberg.
ein ähnliches Verfügungsrecht zu behaupten^); doch es bleibt bei
einzelnen Versuchen, das Gebiet liegt zu sehr an der Grenze der
passauischen Einflußsphäre; was schließlich an Besitz hier erübrigt,
ist nur ein hier vielleicht besser als sonst in der Ostmark be-
hauptetes Zehentrecht. Ja sogar das bayrische Herzogtum hat hier
einigen direkten Einfluß gewonnen. Durch kaiserliche Schenkung
erwirbt es 998 Besitz am Unterlaufe des Isperbaches zu Nöchling-),
es übt die Vogtei über die Besitzungen von Nieder-Altaich in der
Wachau und erwirbt hier die Herrschaft Spitz, die es während des
gan:^n Mittelalters behauptet.^) Aber alle diese rivalisierenden
Einflüsse überwiegt doch zunächst der der im Süden, im Viertel
ob dem Wienerwald ansässigen freien Geschlechter, die bei der
Kolonisation im Osten einigermaßen beiseite geschoben, ihre Energie
vor allem diesem Gebiete zuwenden.*
Die Grafen von Ebersberg -Sempt erwerben Persenbeug*), östlich
anschließend die Burggrafen von Regensburg, Grafen von Stefling,
das Gebiet von Gottsdorf bis Artstetten*), die Grafen von Tenglingen-
Peilstein das Gebiet am unteren Weitenbache®), zu Ebersdorf sind
auch die Brüder Gottschalk und Wichard, jedenfalls einem freien
Geschlechte angehörend, begütert.') Weiter aufwärts in der Nähe
des in den Weitenbach mündenden Wehrbaches findet man sogar
eine ganze Gemeinde freier Leute zu Raxendorf. Im Gebiete des
oberen Weitenbaches erscheint ein nobilis Gerunch dictus als Be-
gründer von Klein-Gerungs^), östlich davon im Bezirk Ottenschlag
ist ein nobilis Waldo^), unbekannter Herkunft, die Geschlechter
^) Fontes, III, 21: Bischof Alt mann von Paflsau schenkt an Göttweig
ein Stück Waldland bei Kottes.
3) Meiller, 8. 3, Nr. 3.
^) 1504 erh< Kaiser Maximilian filr seine Vermittelung im bayrischen
Erbfolgekriege von Bayern anter anderem die Herrschaft Spitz. (Riezler, (re-
Bchichte Bayerns. III, S. 588 ff.)
*) Abhandlungen der bayrischen Akademie. XIV. Bd., 3. Abt, S. 104.
^) Wie ans der Dotierung von Walderbach erhellt (Archiv XII, S. 247 f.).
^) Nach der Dotation von Neastift zu Freising durch Bischof Heinrich aus
dem Hause Tenglingen-Peilstein, der auf seinem Grabsteine in Freising als Herr
von Ebersdorf bezeichnet wird. (Anfang des XII. Jahrhunderts. Hundt, Freisinger
Urkunden in Abhandlungen der bayrischen Akademie. Bd. XIV, 8. 62. Fontes,
XXXI, Nr. 94, 95, 97, 99.)
'^) L. c. Nr. 98.
») Fontes, VHI, Nr. 216.
9) L. c. Nr. 73, 166, 215, S. 272.
Geschichte der Koloniiatton des WaldvierteU. 55
Ton Grie^) und Ranna^) begütert, auch jener Sueiko, der l'/j Joch
za Orie nullo contradicente hominum, also wohl auch ohne der Zu-
stimmung eines Herren zu bedürfen, an Göttweig schenkt'), dürfte
den Freien zuzuzählen sein. In der Wachau zu Aggsbach haben
die Herren von Werd AUodialbesitz.*^) Besitzer der Burg Rechberg
im Kremstal sind die Herren von Lengenbach, die sich ab-
wechselnd nach diesen beiden Besitzungen nennen.^) Am Unterlaufe
des Kamp erwerben die Grafen von Radelberg Besitz, der dann als
Mitgift an die Domvögte von Regensburg, Grafen von Bogen,
kommt. ^ Weiter aufwärts am Kamp um Gars sind wieder die
Burggrafen von Regensburg'') begütert, dann aber häufen sich unsere
Nachrichten für das Homer Becken. Zunächst erscheint da ein
Carolus comes, über dessen Zusammmenhang mit einem der sonst
hier bezeugten Grafenhäuser wir nichts wissen, c. 1050 als Erbauer
der Kirche zu Hom^), dann die Grafen von Rebegau^Poigen^), am
Nordrande des Horner Beckens und über dieses hinaus bis gegen
die mährische Grenze die Grafen von Pemegg ^% im westlichen Teile
des Horner Beckens die Grafen, respektive Markgrafen von Hohen-
barg"), die sich hier nach der Veste Wildberg nennen ^''^X endlich
noch die Freien von Rotingen J')
Die Kolonisation trägt hier ebenso wie im Viertel ob dem
Wienerwald den Charakter einer rein grundherrlichen, allmählichen
und durchaus ungeregelten Expansion. Besonders klar wird dies
dort wo der Besitz nördlich der Donau nichts weiter ist als eine
Fortsetzung des Besitzes am Südufer des Stromes, wie bei dem
Besitz der Grafen von Tenglingen-Peilstein, von Radelberg, von
Ebersberg-Sempt^^); auch der Zusammenhang zwischen dem Besitz
») L. c. Nr. 207.
') L. c. Nr. 262.
3) Fontes. VIII, Nr. 85.
*) Meiller, Begesten. S. 31, Nr. 8.
*) Ebenda. 8. 31, Nr. 7—9.
«) Fontes, VIII, 238 f.
^ Ebenda. S. 262.
«) Mom boica. XXVIII 6, 212.
*) Wendrinsky, Blätter fUr Landeskunde. Bd. XIV, S. 181.
^^ Derselbe, Ebenda. Bd. XII.
") Fontes, XXI, Nr. 4, 7, 8.
*^ Urknndenbuch des Landes ob der Enns. II, 724.
»4 Fontes, VIU, Nr. 31, 32.
^*) Besitzer der Ybbsbarg. Grand, S. 62.
56 ^* Franz HeiUberg.
des Bistums Regensbarg um Steinakirchen und dem nördlich an-
schließenden der Burggrafen von Begensburg um Gottsdorf ist
augenfällig. Daß diese Kolonisation rein der Initiative der beteiligten
Klasse entsprang, daß sie in regelloser Konkurrenz ohne das Ein-
greifen einer regulierenden Macht verlief, erhellt aus der Tatsache,
daß für das ganze Gebiet, in dem die dargestellte Landnahme
stattfand, keine kaiserliche Landschenkung nachzuweisen ist, es
geht ebenso aus der resultierenden Unsicherheit der Besitzverhftlt-
nisse hervor. Die Streitigkeiten um den Göttweiger Besitz zu Ranna
und Kottes dauern fast von der Gründung des Klosters (1083) bis
1171^), und noch^am Ende des XII. Jahrhunderts weist das Stift
Melk eine kaiserliche Schenkungsurkunde für das Gebiet um Meiers
vor, das sich seit fast 100 Jahren im Besitze von Göttweig be-
findet^); mag die Urkunde nun echt oder gefälscht gewesen sein,
den Schluß gestattet sie jedenfalls, daß sich infolge der Regellosig-
keit der Okkupation die Besitzverhältnisse selbst damals noch nicht
gefestigt hatten. So auch allein ist es zu erklären, daß eine freie
Bauerngemeinde wie Kaxendorf sich in einem Gebiete grundheriv
lieber Siedelung überhaupt zu behaupten vermag.
Was wir bisher feststellen konnten, gestattet bereits einen
Schluß auf die weitere Organisierung der Kolonisation. Von einer
umfassenden Regelung der Elinwanderung und Siedelung bäuerlicher
Kolonisten kann natürlich nicht die Rede sein, Versetzung eines
Teiles der hofhörigen Familie überwiegt; wenn auch die Rodung
bereits- große Dimensionen angenommen hat, wie es ausdrücklich
urkundlich bezeugt ist, wie das erste Auftreten von Ortsnamen auf
-reut in diesem Gebiete beweist, so ist es eben doch eine grund-
herrliche Rodung, durch hörige Leute vorgenonunen, wie sie uns in
derselben Zeit c. 1030 im bayrischen Mutterlande in der Erzählung
von der Begründung des Klosters Scheiern entgegentritt.^)
0 Fönte«, VIII, S. 21, Nr. 62, S. 271.
2) Ebenda. S. 283.
^) Nobilis quidam comes .... ingresstiB cum servis et rusticis saia de
legitimis curtiferis apnd W. liberam lilvam .... eibi eam .... apprehendit
aicat mos est et erat commnnem lilvam de legitlmiB cortiferiB apprehendere et in
potettatem sni iaris tarn populari more, arborum BCiltcet inciBione, igniom ustione
domoromque edificatione quam trium dierom in eodem loco, quod hereditario iure
hereditatem retinere mos est, Beasione .... vindicavit. Derselbe Vorgang wird
dann noch einmal wiederholt. Tom ex hoc Bilva ab eadem familia excolitur et
.inhabitatar. Mon. boica. X, pag. 882.
1
Getchichte der KoloniBation des Waldviertels. 57
Dem entspricht auch die typische Siedelungsform, der Herren-
hof (yillicatio), nm diesen hemm die Hütten der Leibeigenen. In der
Weilersiedelung der Bezirke PöggstaU, Spitz, Ottenschlag (südlicher
Teil) ist diese ursprüngliche Siedelungsform noch erhalten.') Im
Homer Becken ist eine ausschließliche Dorfsiedelung an ihre Stelle
getreten. Doch sind noch Spuren der ursprünglichen Villikations-
siedelung vorhanden. Zunächst ist bei den Ortsnamen die Eudung
-dorf sehr selten, während der Name Frauenhofen direkt auf die
Entstehung des Ortes aus einem Fronhof hinweist. Die Elirche liegt
in einer ganzen Reihe dieser Dörfer außerhalb des Ortes, was nur
gegen eine ursprüngliche Dorfanlage sprechen kann. Dazu stimmt
dann auch das Bild, das wir aus den Urkunden über die Besiedelung
anseres Gebietes gewinnen können. Die villicatio in Vorwalde cum
Omnibus appendiciis suis, die Graf Friedrich von Hohenburg vor
1201 an Ältenburg schenkt, wird gewiß den größten Teil des Ortes ab-
sorbiert haben.^) Der Vergleich zwischen den Markgrafen von Hohen-
burg und dem Kloster Altenburg von 1237 wird abgeschlossen super
qnibusdam prediis et curiis villicalibus et quibusdam areis et pascuis
et nemore'); es fehlen die beneficia oder mansi, die man nach dem
gewöhnlichen Sprachgebrauch unfehlbar erwarten würde. In dem
gemischten Stiftsbrief von S. Nikolai werden die Orte Burgerwiesen,
Strogen und Neubau bloß als curiae angeführt, was doch zumindest
für die Zeit der Fälschung zutre£fen mußte.^) Wenn 1346 ein Hof
zu St. Bernhard als Engelbrechtshof, ein anderer bereits öder
außerhalb des Dorfes als Eisenreichshof ^X ein Hof in nicht näher
bezeichneter Lage im Homer Becken als Pilgreimshof ^) (1319), ein
einzelnes Lehen zu Stockern 1314 als das > Königreich« bezeichnet
wird'), so ist eine Erklärung dafür doch nur darin zu finden, daß
diese Höfe ursprünglich nicht neben anderen gleichartigen Be-
hausungen im Dorfe lagen, sondern mit allen ihren Pertinenzen je
eine geschlossene, für sich benannte Siedelungseinheit bildeten. Zu
^) Ein Ort innerhalb dee freisingischen Besitzes um Ebersdorf der c. 1115
a]« novale, quod armentarins suus Enziman possederat erscheint (Fontes, XXXI.
Nr. 95), heißt 1144 Enzimansweichofen (Mon. boica. IV, pag. 311), jetet öd.
2) Fontes, XXI, Nr. 4.
3) Ebenda. Nr. 7.
*) Urkundenbach des Landes ob der Enns. II, 113.
*) Fontes, VI, 247.
^) Ebenda. S. 266.
') Fontes, XXI, 135.
58 I>r. Frans Heilsberg.
dem gleichen Schiasse zwingt die Tatsache, daß jedes Dorf mehrere
Herrenhöfe anfweist, während in einem von vorneherein einheitlich
angelegten doch nur einer möglich wäre.^)
Das alles sind Tatsachen, die nns den Schluß aufnötigen, daß
hier die Dorfsiedelung erst nach und nach in ziemlich unregel-
mäßiger Weise aus einer ursprünglichen Villikationssiedelung hervor-
gegangen ist. Damit würde sich auch die große Zahl der Wüstungen
im Homer Becken am besten erkläreu. Es sind eben zahlreiche
Villikationen, die dieser Änderung des Siedelungstypus zum Opfer
gefallen sind.
Zu dieser Annahme einer ursprünglichen grundherrlichen
Siedelung stimmt auch die Art der Feldeinteilung ebenso im Homer
Becken wie im Süden an der Donau. Die Ackerfiuren in den
Weilern und Dörfern des ganzen Gebietes sind, wie eine Durch-
sicht der Katasterkarten ergibt, durchaus unregelmäßig in einzelne
Blöcke und Streifen aufgeteilt. Wir erklären diese Tatsache am
einfachsten, wenn wir annehmen, daß die ursprünglich zu einem
Gutshof gehörigen Feldstücke nach und nach an einzelne Bauern-
wirtschaften aufgeteilt wurden. In Übereinstimmung damit sind in
den Dörfern des Homer Beckens die bäuerlichen Lehen so ungleich,
daß kaum zwei in demselben Dorfe gleich viel zinsen.^)
Und nun paßt zu dieser Entstehung der ganzen Siedelung
auch die Art des bäuerlichen Besitzrechtes, wie es uns für einen
Teil unseres Gebietes, den Besitz des Klosters Walderbach an der
Donau zu Gottsdorf und Metzling überliefert ist. In einer Urkunde
von 1282 wird dieses Recht dahin bestimmt: quod coloni eiusdem
ville nee ias civile nee empticium nee hereditarium nee feodale
^) Z. B. minor curia in FUrwald neben der TiUicatio der Grafen von
Hohenbnrg (Fontes, XXI, 19), superior curia in Weiden (1. c. S. 24), curia circa
ecdesiam situata in RSlirenbach (S. 32), curia apud stratam sita su Frauen-
hofen (S. 65), der Hof bei der Kirche zu Molt (8. 86), alle diese durch das unter-
scheidende Beiwort auf die Existenz mindestens noch eines Hofes in demselben
Orte hinweisend; drei HOfe zu Mtthlfeld (S. 137, 153).
*) Zu Poigen: Dienste ron 4 ß 22 d-, 4 ß, 5 ß und zwei HQhner (Fontes, VI,
230, XVI, 265); zu Neukirchen: 5 ß 24 » und 75 » (a.a. O. VI, 2Ö1-XXI, 63);
St. Bernhard: 5 ß 10 0*. 5 ß, i/j ijf (a. a. O. VI, 248, XXI, 63), auch sonet gewinnt
man aus den Urkunden Ton St. Bernhard und Altenburg, aus dem Vorwiegen
von Höfen, HofstKtten und einzelnen Liegenschaften den Eindruck, daß hier yon
einer strengen Durchführung der Hufenverfassung, aber auch von einer ursprüng-
lichen Dorfsiedelung nicht die Rede sein kann,
GeBcHchte der Kolonisation des WaldvierteU. 59
nec personale habere valeant in eadem, sed solns abbas potestatem
babeat constitnendi et destitaendi.^) Das ist ein Recht, wie es in
den Glebieten östlich der Elbe nicht den deutschen Kolonisten, son-
dern den Slawen zakommt.^ Nur wo Hörige als Kolonisten an-
gesetzt wurden, konnte ein solches prekäres Besitzrecht entstehen,
das wir dem sogenannten Freistiftrecht der Alpenlander, dem lassi-
tischen Recht Norddeutschlands an die Seite stellen müssen.
Für jede mittelalterliche Kolonisation ist auch ihr Verhältnis
zu den kirchlichen Gewalten bedeutsam, die Beziehung zum Landes-
bistum, za der zumindest rechtlich ') von diesem ausgehenden Rege-
lang der Seelsorge und des Zehentbezuges durch GrtLndung von
Pfarren einerseits, die Gründung neuer Klöster im Kolonisations-
gebiete oder die Dotierung auswärtiger anderseits. Suchen wir auch
hier zunächst die bedeutsamen Unterschiede gegenüber der nord-
deutschen Kolonisation festzustellen, so treten diese zunächst in der
Zebentfrag^ hervor. Es ist bekannt, was für eine bedeutende Rolle
diese im Norden gespielt hat. Der Wunsch, den vollen Ertrag des
Zehents, wie er von deutschen Bauern entrichtet wird, zu erlangen,
wird zu einem Hauptmotiv der Kolonisation. Die Bischöfe schließen
mit adeligen Unternehmern Verträge zur Kolonisation großer Land-
striche und verleihen dabei einen Anteil am Zehent als Entgelt^),
Landesfürsten suchen den Zehent eines großen Gebietes znr Be-
soldung ihrer ritterlichen Lehensleute zu erlangen.^) In ähnlicher
Weise sacht man die Pfarrgründungen nach einheitlichen Gesichts-
punkten za regeln. Bei Verträgen über Kolonisation eines größeren
Gebietes wird gleich die Anlegung der nötigen Anzahl von Pfarr-
kirchen vorgesehen, eine bestimmte Anzahl von Hufen und bestimmte
Abgaben zur Dotation der Pfarre festgesetzt.®) Auch in unserem
Gebiete Sachen sich die weltlichen Gewalten, der Landesfürst und
die Grundherren einen Anteil am Zehentbezug zu sichern. Aber
von einer einheitlichen Regelung ist nicht die Rede, für jede Pfarre,
') Winter, n.-0. Weistümer. II, S. 743 Anm., vgl. Dopsch, Urbare. £in-
leitang. S. 142.
*) Schröder, Rechtsgeschichte. I, S. 416, Anm. 43a.
^ Lamprecht, Wirtschaftsleben. I, 114.
*) S. ». B. Ernst, Kolonisation Mecklenburgs. S. 27 f.
*) So K. B. 1210 der Markgraf von Brandenburg, 1196/ 97 Herzog Bernhard
TOB Sachsen (Pas so w, 1. c.)
^ Z. B. ad minus decem mansos .... dare tenebuntur ecclesie in villis
td minus centum mansornm construende (Cod. dipl. Prussiae. I, pag 60).
60 ^r. Franz Ueilsberg.
ja für jedes Dorf wird über die Verteilung des Zehentbezuges be-
sonders verfügt. Die größte Zersplitterung desselben ist die Folge.
Und so entstehen auch die Pfarren nicht nach einheitlichem Plane
zugleich mit der Kolonisation, sondern allmählich durch Ausscheidung
neuentstandener Dörfer aus älteren Pfarrgebieten folgt die kirch-
liche Organisation dem Gange der Besiedelung. Es ist derselbe
Gegensatz, der uns hier wie in allen Organisationsformen der Koloni-
sation entgegentritt.
In unserem Gebiete hatten wir weder das Bistum Passau noch
irgendein Kloster unter den die Kolonisation organisierenden Grund-
herren zu nennen. Erst nachdem die Kolonisation durch den welt-
lichen Adel zwar noch nicht vollendet, aber doch bereits in feste
Bahnen gelenkt worden war, haben auch die geistlichen Gewalten
sich hier festgesetzt. Das Bistum Passau hat zwar nur im Süden
des Wald vierteis durch Gründung der Pfarren Weiten^), St. MichaeP.\
Krems^), Meisling^) die erste kirchliche Organisation selbst durch-
geführt, doch hat es seine Zehentansprüche gegenüber den Grund-
herren dieses Gebietes, die weder durch übermäßigen Grundbesitz
noch auf Grund einer besonderen politischen Stellung dem Bistum
eine halbwegs ebenbürtige Macht gegenüberzustellen vermochten,
behauptet. Alle die Klöster, die Passau namentlich im XI. Jahr-
hundert zur Organisierung und Sicherung seiner Machtstellung be-
gründet hat, sind mit Zehnten im Waldviertel dotiert. St. Nikolai
hat solche am Ostabfalle des Ostrong, nördlich von Persenbeug und
im Homer Becken*), St. Polten den Weinzehen t in der Wachau^\
Göttweig den Zehent der Pfarren Kottes') und Mühlbach^) {bereits
1083), einen Teil des Weinzehents von Krems und Langenlois^).
das Stift St. Georgen a. d. Traisen besitzt Zehent in der Gegend
von Theras, Pernegg, Drosendorf und Raabs. ^®)
I) Weiten steht noch im XIV. Jahrhundert unter dem Patronate ron Passau.
*) Meiller, Regesten. S. 1 und 4.
*) Ebenda 8. 4 und 9.
*) Necrologiam St. Polten. Fontes, XXI, 523 f.
^) Meiller, Regesten. S. 10, Nr. 2 und Mon boica. IV, pag. 311.
*) Nach der Schenkung der Pfarre St. Michael an St. Florian in Gemein-
schaft mit diesem.
"0 FonteiP, VIII, 52.
^) Ebenda, pag. 7.
^) Ebenda, pag. 3, auch zu Diendorf, Haindorf, Ravelsbach, Pernegg.
^") Dotation surkunde dieses Stiftes (Herzogenburg) von 1112, Archiv f. ö.
G. IX. S. 230. Nach dieser Urkunde und der Stiftungsurkunde für St. Nikolai
Geschichte der Koloniflation dei Waldviertels. gl
Der Klosterbesitz, der sich sonst hier bildet, entspricht darch-
aos dem Charakter dieser Kolonisation. Der schenkende Adel steht
in innigem Zosammenhange mit den Klöstern der übrigen bayrischen
Gebiete. Dabei werden nicht die älteren, karolingischen Klöster,
sondern jüngere Gründungen bevorzagt. Einige dieser Geschlechter
haben noch im bayrischen Matterlande ihren Schwerpunkt, dort
gründen sie ihre Familienklöster und dotieren sie mit Gütern im
Eolonisationslande. Daneben werden natürlich auch die neuen
passauischen Gründungen, die naturgemäß auch gegen Passau als
ihren Mittelpunkt gravitieren, nicht vergessen. Die Burggrafen von
Regensburg dotieren die von ihnen 1143 gegründete Zisterzienser-
abtei Walderbach mit ihren Gütern zu Gottsdorf und Ärtstetten,
Bischof Heinrich von Freising seine Gründung, die Propstei Neustift
zu Freising, mit einem Teile seines Hausbesitzes an der Mündung
des Weitenbaches ^), der Edle Waldo, die Geschlechter von Ranna
und Grie') begründen durch ihre Schenkungen den Besitz Göttweigs zu
Ranna, Liutkard, die Gemahlin des Grafen Friedrich von Bogen, Dom-
Togtes von Regensburg, Tochter des Grafen Udalrich von Radelberg,
schenkt ans ihrem reichen Besitze am Unterlauf des Kamp an Ad-
mont, Formbach, Nieder- Altaich und St. Nikolai 0, das Gut zu Meiers
bei Gars schenken die Burggrafen von Regensburg an Göttweig, auch
im Homer Becken erwirbt dasselbe Stift Besitz durch Schenkungen
freier Geschlechter. Doch macht sich daneben im Homer Becken auch
eine gewisse Ablösung von Bayern in kirchlicher Beziehung geltend. Die
Grafen von Rebegau-Poigen stiften hier um die Mitte des XII. Jahr^
handerts die Benediktinerabtei Altenburg, die Grafen von Pernegg
das Prämonstratenserkloster Geras-Pernegg, dessen Mutterkloster
Selau in Böhmen ist, ungeftlhr um dieselbe Zeit. Es entspricht bereits
ganz dem Charakter dieser Kolonisationsepoche, daß das in völlig
besiedeltem Lande angelegte Kloster Altenburg allem Anscheine nach
weder an der Rodung noch an der Kolonisation Anteil nimmt, wäh-
rend wir für Pernegg bei dem Mangel an Urkunden aus dem ersten
Jahrhundert seines Bestandes keine Aussage zu machen imstande sind.
Räumlich erstreckt sich die so charakterisierte Kolonisation
über die Bezirke Persenbeug (mit Ausnahme des Ispertales), Pögg-
•cheint doch aach die KirchengrttndnDg im Horner Becken and nOrdlich Ton
Metern wenigstem teilweise von Passaa ausgegangen zu sein.
^) Die frohere Nachweisung des weltlichen Besitzes war nur nach den
S^enknngen möglich, gilt also auch fUr diese.
62 I>r. I^^ftoz Ueilsberg.
stall, Ottenschlag, Spitz, den östlichen und südlichen Teil von
Krems, dann in einem schmalen Streifen den Kamp aufwärts bis
zum Homer Becken, worauf sie sich in diesem ausbreitet Eine
scharfe chronologische Scheidung liegt der Trennung dieser Koloni-
sationsphase von der folgenden in unserer Darstellung nicht zugrunde.
Wohl können wir im allgemeinen sagen, daß die dargestellte Koloni-
sation dem elften Jahrhunderte vor allem angehört, daß sie 1150
(nach der Gründung der Klöster Altenburg und Geras-Pemegg) ihren
Höhe- und Endpunkt zugleich erreicht, daß ihr eine Kolonisation
anderer Art folgt, die vor allem dem zwölften Jahrhunderte ange-
hört. Aber diese zweite Phase der Kolonisation, die Wirksamkeit
der für sie bestimmenden Kräfte beginnt doch bereits im elften
Jahrhunderte, während anderseits die Kolonisation der dargestellten
Art bis in das XIII. Jahrhundert hinein einen allerdings geringen
räumlichen Fortschritt vom Gebiete des oberen Weitenbaches bis
gegen Groß-Gerungs aufweist.
Für den weiteren Fortschritt bis zum endgültigen Abschluß
der Besiedelung ist die vorwiegende Bedeutung des Markgrafen
und der Ministerialen als Organisatoren der Kolonisation charakte-
ristisch. Bereits im XI. Jahrhundert durchsetzt markgräflicher
Besitz an zahlreichen Stellen das Okkupationsgebiet des bayrischen
Adels. Der Markgraf erwirbt jedenfalls noch in diesem Jahrhundert
das Gut Nöchling^) von den bayrischen Herzogen, das Schloß und Gut
Persenbeug teils als Lehen vom Kloster Ebersberg 2)^ teils von der
Kaiserin Agnes, der Mutter Heinrichs IV. ^), durch Tausch von
St. Nikolai weiteren Besitz daselbst.^) Die Stadt Krems, teils Eigen-
tum des Reiches^), teils des Bistums Passau ^), mag schon in diesem
Jahrhundert in den Lehensbesitz des Landesherrn gekommen sein.
Es ist femer landesfürstlicher Besitz zu Rohrendorf ^), Langenlois^).
Plank^) aus sehr früher Zeit bezeugt, zu Gars und Eggenburg er-
^) GoBchichtliche Beilagen zur Eonsist-Kurr. Yon St Polten. IV, S. 305 ff.
2) M. G SS. IX, pag. 14 and 40. Abhandlungen der bayrischen Akademie.
XIV, 3, S. 104.
3) Dopsch, LandesfÜrttliche Urbare. 8. 46, Nr. Iö8, Note 1.
*) Meiller, Begeeten. S. 21, Nr. 55.
^) Ebenda. S. 2, Nr. 1.
6) Mon. boica. XXVUI 6, pag. 164.
7) Meiller. S. 13, Nr. 12.
•) Ebenda. S. 28, Nr. 24.
9) Meiller. S. 13, Nr. 12.
Geschichte der KoloniBation des Waldviertels. 63
beben sicli landesfürstliche Burgen^), auch der Besitz zu Weiters-
feld reicht sicher schon in das XI. Jahrhundert zurück.^) Doch
aoch weiter in das Land dringt dieser Besitz schon ein. Der
Gföhler Wald, das Gebiet der Pfarren Meisling nnd Alt-Pölla wird
als landesherrliches Eigen beansprucht^), dieses umfangreiche Ge-
biet damit der freien Okkupation verschlossen. Und wo der Landes*
herr Besitz erwirbt, schließen sich ihm die Ministerialen an. Schon
die wenigen Schenkungen an Ministeriale, die wir besitzen, weisen
auf diesen Zusammenhang zwischen markgräflichem und Ministe-
rialgut hin.^) Im Westen an der Donau findet sich dafür aller-
dings nur ein Beispiel; ein Zweig des Ministerialengeschlechtes von
Stiefem siedelt sich am unteren Weitenbache an und nennt sich
nach dem neuen Sitze von Streitwiesen. ^) Dagegen drängen sich im
Osten die Ministerialengeschlechter und ihre Burgen; Senftenberg
and Imbach an der Krems, die Kuenringe zu Kühnring, Gobelsburg,
Bnmn, am Kamp die Ministerialen von Schönberg, Stiefem, Flank,
Büchberg, Kaya-Kamegg, außerdem zu Zebing, Eggenburg, Kattau,
die Burggrafen von Gars.®)
Ihrem ganzen Charakter nach schließt sich diese Siedelnng
zunächst eng an den bereits in den Nachbargebieten ausgebildeten
Kolonisationstypus an. Im Süden, im Gebiete des Gföhler Waldes
vor allem überwiegt auch auf dem Besitze des Landesherrn zunächst
die Villikationssiedelang. Gföhl selbst ist zunächst ein grundherr-
licher Hof des Landesfürsten, den er, wie schon der Name Jaidhof
sagt, vor allem des Jagd Vergnügens halber aufsucht.') Aber gerade
-) Die zu Gan bereits 1122 bezeugt. L. c. pag. 15, Nr. 22.
^ Wenn der Markgraf bis 1135 den Zehent zu Weitersfeld anrechtmäßiger
Weise besaB, so wird er sieb dabei wohl der Sitte der Zeit gem&ß auf seine
Eigenschaft als Gmndherr und Gründer der Kirche gestützt haben.
3) FUr den Gföhler Wald siehe oben S. 62, Anm. 8, für Meisling und PöUa
siehe oben, Anm. 2.
*) Die Schenkung an Azzo (Meiller, S. 8, Nr. 2) erfolgt ob petitionem
Emusti (marchionis), die an Ulrich von Stiefem bezeichnet Herzog Heinrich aU
regali donadone meo obtentu erfolgt (Notizenblatt. Y, S. 470).
^) Der Zusammenhang der Geschlechter von Stiefem und Streitwiesen er-
beUt aus den Urkunden: Fontes, IV, 103, Nr. 477, und Mon. boica. IV, 311,
<üe sich beide auf das Gebiet am unteren Weitenbache beziehen und ungefähr
gleichzeitig in der Zeugenreihe, die auch sonst in den Namen teilweise überein-
stimmt, einmal einen Ozo de Stivene, das andere Mal Ozo de Streitwisen nennen..
*) Für den Nachweis im einzelnen ist auf das Register zu Meiller zu rerweisen.
S Meiller, S. 149, Nr. 5.
54 D'< Franz Heiiaberg.
auf dem an den Gföhler Wald anschließenden landesftLrstlichen
Besitz tritt zirka 1 100 eine leise Änderung in der Art der Koloni-
sation ein. In dem modernen Siedelnngsbilde zeigt sich freilich kein
wesentlicher Unterschied gegen den sonst in der Umgebung herr-
schenden Typus von Weilern und kleinen Dörfern. Diese sind
ebenso wie die am Weitenbache und östlich an der Krems aus
Villikationen erwachsen.*) Sie zeigen auch genau dieselbe Flurform
wie alle anderen Weiler der Umgebung, das Ackerland ist im all-
gemeinen in unregelmäßigen Blöcken aufgeteilt, nur hie und da
zeigt ein größeres Feldstück eine gewannähnliche Einteilung. Auf
diesem Gebiete aber erscheint zuerst die unterscheidende (wenn
auch nicht ausschließlich herrschende) Namensform des appellativen
Genetivs des Personennamens. Nun wäre dies ziemlich bedeutungs-
los, wenn sich zeigen ließe, daß diese Art der Namenbildung an
Ort und Stelle entstanden wäre, etwa in der Weise, daß allmählich
die Gewohnheit sich herausgebildet hätte, aus der volleren Bezeich-
nung Dorf oder Gut des N. das selbstverständliche Bestimmungs-
wort wegzulassen und nur das unterscheidende Beiwort zu ge-
, brauchen. Aber gerade das Gegenteil ist der Fall. Einer dieser
Orte im oberen Kremsgebiete wird kurz nach seiner Gründung
als predium quod vocatur Liupoldi bezeichnet.^) Da ist wohl nur
der eine Schluß möglich, daß diese Form der Namengebung als
eine bereits fest ausgeprägte in dieses Gebiet übertragen worden ist
und zwar aus einem Gebiete, das von dem Mutterland der bisherigen
Kolonisation verschieden gewesen sein muß. Zumindest eine Ände-
rung in der Stammeszugehörigkeit der Kolonisten muß hier vor sich
gegangen sein. Sollten wir aber finden, daß sich bald auch Ände-
rungen in der Anlage der Kolonisation einstellen, so werden wir
diese mit der Namensänderung in Verbindung zu bringen suchen
und sehen, ob wir für beide Veränderungen ein bestimmtes Ur-
sprungsgebiet im Mutterlande nachzuweisen imstande sind.
Im Nordosten des Waldviertels schließt sich die Kolonisation
der Ministerialen ziemlich eng an den im Viertel unter dem Man-
^) Am Weitenbache, siehe im allgemeinen die Urkunden: Fontes, XXXI.
Kr. 94 — 98, die wohl nur an den Bestand einer Villikationssiedelang denken lassen.
Für nnser Qebiet erhellt dies aus der Bezeichnung einzelner dieser Orte als predia
(Fontes, VIII, Nr. 116, 215), bei einigen solchen predia werden Ministerialen des
Markgrafen als Besitzer angeführt (Fontes, VIII, 265).
2) Fontes, VIII. Tradition, Nr. 116.
Geichichte der Eoloniafttion des WaldvierteU. 55
hartsberg darcbgeführten Typus an. Zwischen die Dörfer, die
ebenso wie die des Homer Beckens eine blockfbrmige Aufteilung
des Ackerlandes zeigen, von denen wir also annehmen können, daß
sie aus ursprünglichen Villikationen hervorgegangen sind (Rein-
prechtspölla, Bnrgschleinitz, Kühnring, Zogeisdorf), schieben sich
hier Oewanndörfer derselben Art ein, wie wir sie im Viertel unter
dem Manhartsberg kennen gelernt haben (Gauderndorf, Kattan,
Theras, Rassingdorf, Starrein); die Anlage des Dorfes selbst ist
allerdings insofern verschieden, als wir es hier mit weitaus kleineren
Dörfern zu tan haben, die keinen regelmäßigen Bauplan aufweisen.
Wir haben hier ein Gebiet vor uns, in dem sich zwei Siede-
langstypen ziemlich regellos ineinanderschieben, und wir sind
keineswegs imstande die Siedelungen mit Blocklage der Äcker den
freien Geschlechtem des Homer Beckens, die Gewanndörfer den
Ministerialen zuzuweisen. Weiter im Norden an der mährischen
Grenze ist dann bei den markgräflichen Gründungen Langau und
Weitersfeld die Übereinstimmung mit den Eolonistendörfem des
östlichen Niederösterreichs in der Dorf- und Flurform eine voll-
ständige, nur daß hier im Dorfe alles weiter auseinandergerückt,
die schmale Dorfstraße vor allem zu einem Anger erweitert ist.
Nördlich von dem landesfürstlichen Besitz am oberen Krems-
bache, im Westen des Horner Beckens, erhält dann die Koloni-
sationsanlage ihre Ausbildung, die für das innere Waldviertel
charakteristisch ist, hier setzt etwas nach 1100 die Kolonisation
der Ministerialen wieder ein. Zwischen Kamp und Krems, etwas
östlich von Zwettl, sind die nahe verwandten Geschlechter von
Rastenberg, Ottenstein und Hohenstein, die Tursen von Lichtenfels,
die Herren von Lichtenegg, von Grünbach ansäßig, gegen Norden
folgt der große Besitz der Kuenringe zu Krumau und um Zwettl.
Dann finden wir um Allentsteig viele der Geschlechter wieder, die
im Osten des Waldvieiiels namentlich am Kamp ansässig sind, so
die Herren von Imbaeh. von Kaya-Kamegg, von Thunau, die Kuen-
ringe. die Burggrafen von Gars, das Ministerialengeschlecht der
Truchsen (Trixen in Steiermark) hat einen Zweig hieher entsendet;
ebenso das der Streune, die sich nun nach dem Orte Schwarzenau
nennen. Einige dieser Geschlechter sind dann noch weiter westwärts
vo^edrungen, so haben namentlich die Kuenringe einen ursprüng-
lich einheitlichen Besitz von Zwettl bis Weitra und darüber hinaus
bis an die heutige böhmische Grenze noch im XII. Jahrhundert
Jalirbaeh d. Y. f. Landeiknnde. 1907. 5
66 I>r. Frane Heilsberg.
erworben, die Herren von Grünbach sind die Gründer von Riegers,
westlich von Zwettl, noch etwas weiter westlich besitzen die Otten-
steiner und die ihnen verwandten Geschlechter den Schickenhof.
Güter zu Marbach, Böhmsdorf, Warmbrand. Anderseits werden sie
in ihrem Vordringen durch andere Geschlechter überflügelt. Noch
im Xn. Jahrhundert sind Ministerialen zu Waidhofen, im Anfang
des XIII. solche zu Heidenreichstein ansäßig. Das Geschlecht von
Stiefern-Streitwiesen erwirbt das Waldland südlich von Weitra, wo
später der Ort Oberkirchen entsteht^); die Orte Kirchbach und
Griesbach, die sie bis Ende des XIII. Jahrhunderts besitzen ^), mögen
zu diesem Gebiete gehört haben.')
Von dieser Kolonisation der Ministerialen im Gebiete von
Zwettl und Weitra hebt sich die des nördlich anschließenden Ge-
bietes von Raabs-Litschau deutlich, zumindest der anfänglichen
historischen Entwicklung nach, ab. Wurde jenes Gebiet im Westen
den Ministerialen zu freier Okkupation überlassen, so schien es hier,
als sollte ein umfangreicher Besitz des Landesherm erstehen und
ihm damit die Aufgabe der Kolonisierung vor allem zufallen. Eine
Beihe kaiserlicher Schenkungen konnte wenigstens die rechtliche
Grandlage für eine solche Entwicklang bieten. 1048 erhielt der
Markgraf auf diese Weise das noch unbenannte Gebiet am Zusammen-
fluß der beiden Thayabäche, wo sich dann Burg und Stadt Raabs
erheben.^) 1051 folgt die Schenkung von 30 Hufen bei Grafen-
berg^); auf diesem Gebiete wird dann vermutlich die landesfürstliche
Burg zu Eggenburg gebaut. 1058 wird Besitz zu Ortwinesdorf
und Pirchehe durch Schenkung erworben, den man im allgemeinen
auf dieses Gebiet, auf die Orte Rotweinsdorf und Pyhra, bezieht^)
i) Notizenblatt. V, 8. 470.
-) Lichnowsky, Habsburger-Begesten. I, Nr. 994.
3) Wo weiter nichtB angegeben ist, ist der Nachweis nach dem Zwettler
Stiftungsbuche geführt.
*) Meiler, Regesten. S. 6, Nr. 11.
i) Ebenda. S. 7, Nr. 16.
^) Ebenda. S. 8. Nr. 8. Als so ganz feststehend möchte ich diese Identi-
fizierung nicht betrachten, vor allem aus sprachlichen Gründen; die älteste ur-
kundlich bezeugte Form fUr Rothweinsdorf ist Radwansdorf (1290, Fontes, XXI,
8. 57), die sich dann mit größter Konstanz erhielt (Fontes, XXI, 128; Fontes, VI,
Nr. 16, 99, 121 — 127). Sie kann auf den slawischen Personennamen radu, der sich
auch sonst im Waldriertel findet (Radwans bei Zwettl [Fontes, UI, 64]), aber kaum
auf Ortwin zurückfuhren.
Geschichte der Kolonisation des Waldriertels. Q^
Es folgt 1074 eine Schenkung^), die dann 1076 vermehrt wird 2),
die, das Waldland zwischen Eggenbnrg und Raabs, den soge-
nannten Baabser Wald betreffend, jedenfalls eine Verbindung
dieser Punkte bezweckt. Wie sehr dabei die Reichsgewalt zurück-
tritt, das Interesse des Landesfürsten allein maßgebend wird, erhellt
aas der ganz auffalligen Betonung, die der Umstand erfährt, daß
die Schenkungen auf Bitte des Markgrafen erfolgen.^) Doch
entspricht diesem anfänglichen energischen Eingreifen des Mark-
grafen nicht die weitere Entwicklung. Bereits um 1100 ist die
Burg Raabs im Besitze der Grafen von Raabs, der älteren Burg-
grafen von Nürnberg.^) Durch eine Schenkung Kaiser Eonrads
dehnte sich dieser Besitz dann in westlicher Richtung bis über
Dobersberg hin aus.^) Aber auch sie haben die Kolonisation dieses
Gebietes keineswegs einheitlich durchgeführt. Nördlich von ihnen
ergreifen die Ministerialen von Zebing von einem Gebiete Besitz,
in dem sie den in ihrer Familie häufigen Namen Wichard ihrer
Gründung, dem Orte Weikertschlag, beilegen.®) Aber auch im Ge-
biete der Raabser Grafen selbst sind zahlreiche Rittergeschlechter,
Raabser Ministerialen, bereits im XIII. Jahrhundert bezeugt^), die
ihre Stellung jedenfalls neben ihrer militärischen Aufgabe auch der
Durchführung der Kolonisation im einzelnen verdanken. Weiter im
Westen schließt dann der Besitz der Grafen von Hirschberg-ToUen-
stein. die Grafschaft Litschau, die wir bereits im Anfange des
XHL Jahrhunderts im Besitze dieses Geschlechtes finden ^), die Ost-
mark überhaupt ab. Es ist wohl nur die Annahme möglich, daß
^) Meiller, Eegesteo. S. 9, Nr. 10.
«) Fontes IV, 188.
^) 1074: qaod petiit, firmando ei tradidimoB. 1076: Qaoi in Bervitio nostro . . .
pexBeyerare yelle yidemns, libenter in snia petitionibus cito volamus ezaudire . . .
Petitionen! eins fieri adiudicavimus. Si qnidem petitio eins talis est, ut . . .
*} Cosmas von Prag (M. 6. SS. IX, pag. 106) und Wendrinskj in Blätter
für Landeskunde. Bd. XII.
^) De possessionibus regia anctoritate parentibus suis coUatis schenkt Graf
Konrad ron Raabs c. 1150 an Garsten den Wald, an dessen Stelle dann der Ort
Mftnichreith entsteht, c. 1 160 sein Sohn den Ort Gastem. Urknndenbuoh des Landes
ob der Enns. I, 8. 128.
^ Blatter fär Landeskunde. Bd. XXXIII, S. 342.
^) Grossau 1204 (Fontes, III, S. 111), Speisendorf 1204 (I. c. S. 436),
Lindau 1263 (S. 173), Liebenberg 1265 (S. 331), Kolmitz 1291 (S. 290), Lieb-
nite 1294 (XXI, S. 79).
«) Fontes, HI, 111.
5*
6g Dr. Frans HeiUberg.
verwandtschaftliche Beziehungen zu den Grafen von Raabs sie
hiehergeführt haben. Die Grafschaft Litschan stellt dann das einzige
größere Gebiet im Waldviertel dar, fQr das uns keine Ritter-
geschlechter und dementsprechend auch keine Villikationen in den
Urkunden genannt sind, dessen Kolonisation also einen rein bäuer-
üchen Charakter trägt.
Dieses ganze Gebiet nun, fttr das wir die ursprüngliche Besitz-
verteilung kennen gelernt haben, stellt sich uns in Beziehung auf
die Kolonisation als Einheit dar, einerseits infolge der überwiegenden
Anteilnahme der Ministerialität an der Organisation desselben, wenn
wir von den Verhältnissen des Litschauer Gebietes absehen,
anderseits wegen des einheitlichen Charakters der resultierenden
Besiedelung sowohl in der Benennung der Ortschaften, als auch in
der Dorf- und Flurform. Ein Bild des Vorganges bei dieser Koloni-
sation zu erlangen, ist äußerst schwierig infolge des völligen Mangels
jeder anderen Überlieferung, außer der zufälligen und indirekten,
wie sie uns in den Urkunden über Besitzverhältnisse zu Gebote steht.
Daß wir es hier mit einer sehr energisch fortschreitenden
Rodung zu tun haben, lehren uns die ziemlich zahlreichen Ortsnamen
auf -reith und -schlag, die unser Gebiet aufweist, die nächst den
genetivischen Ortsnamen am häufigsten sind. Dasselbe lehrt uns
schon die einfache Tatsache, daß ein Zisterzienserkloster inmitten
dieses Gebietes angelegt wurde. Für die Rodungen dieses Ordens
hatte sich aber eine gewisse Norm ausgebildet, die wohl auch hier
zur Anwendung kam: »Vor den Arbeitern her ging der Abt, in der
einen Hand das Kreuz, in der anderen einen Weihkessel; angelangt
inmitten des Gehölzes, pflanzte er dort das Kreuz in die Erde;
darauf besprengte er alles ringsum mit Weihwasser, nahm die Axt
und schlug einige Sträucher nieder. Nun gingen alle Mönche ans
Werk und in wenigen Augenblicken hatten sie mitten im Walde
einen lichten Raum geschaffen, der ihnen als Mittel- und Ausgangs-
punkt diente. Die Mönche, welche den Boden urbar machten, waren
eingeteilt in drei Abteilungen; die, welche fällten, die, welche die
Stämme ausrodeten (exstirpatores), und die, welche allen Abfall
verbrannten (incensores).« *) Stellt man diese fast militärisch orga-
nisierte, durch Sakralakte in ihrer Bedeutung gebührend hervor-
gehobene Handlung neben die Bifangrodung der Karolinger-Zeit, so
^) Winter, Zistenienser des nordöstlichen Deutschland. II. Bd., S. 170f.
Ohne Angabe der Quelle.
Geschichte der Kolonisation des Waldriertels. g9
erhält man doch eine Ahnung von der Entwicklung, die hier statt-
gefunden hat, wenn uns auch die Quellen über diese Dinge nichts
za sagen wissen. Die Ministerialen haben aber das Stift Zwettl in
der Durchführung der Rodung noch ttbertroffen. Das erhellt schon
aus den Abmachungen des Abtes Hennann mit Pilgrim von Zwettl,
aas dem Hause der Kuenringe, der das Stift um Überlassung immer
neuen Waldlandes zur Anlage Ton Rodungen drängt J) Dasselbe
zeigt uns aber auch der Überblick über die Besitzverhältnisse. Wenn
wir eine große Anzahl von Ministerialengeschlechtern zuerst am
Kamp, dann wieder westlich vom Homer Becken, dann im Westen
gegen Weitra auf einen verhältnismäßig engen Raum zusammen-
gedrängt und in raschem Vordringen gegen Westen sehen, so zeigt
uns das wohl die außerordentliche Energie ihrer Rodung.
Auf Grund dieser Rodungen haben dann die Ministerialen
selbst auch die Ansiedelung durchgeführt, ihren Gründungen, nach
der zuerst im Gebiete der Eremsbüche durchgeführten Art, ihre
eigenen Namen beigelegt. So kann man die verschiedenen Neunzen
(Nizonis), Albern, Manshalm (Anshalms), Hörmans (Hadmars) Harmann-
stein (Hadmarstein) unbedenklich den Kuenringen zuweisen.^) Allent-
steig den Ministerialen von Kaya-Eamegg, in deren Familie allein
der Name Alolt (Aloldestey) *'') vorkommt, Riegers (Rudegers) dem
Rüdiger von Grttnbach.^) Die unfreien Rittergeschlechter aus dem
Gefolge dieser Ministerialen mögen an der Gründung einzelner
dieser Orte beteiligt gewesen sein. Wahrscheinlich ist dies bei Lang-
schlag, wo in unmittelbarem Zusammenhang mit der Gründung des
Ortes auch ein solches Rittergeschlecht daselbst ausgestattet wird^),
ebenso bei Preinreichs, Riegers, Waldreichs, Zierings, Freitzenschlag,
wo dann im XHI. Jahrhundert solche nach dem Orte sich nennende
Ritte^;eschlechter ansässig sind.^)
Die selbstverständliche Voraussetzung dafür^ daß wir überhaupt
Veranlassung haben, auf die Organisierung dieser Eolonisation be-
sonders einzugehen, ist die Tatsache, daß hier an die Stelle der
^) Fönte», m, pag. 46 f.
') Fflr einen Fall direkt bezeagt: silva (früher Dorf) adhac retinet nomen
Albern lecnndom nomen Alberonis fundatorie zwetl. monasterii. Fontes, III, 57.
3) Ebenda, 8. 488, 539.
«) Ebenda, 8. 96.
>) Mon. boica. XXIX b, 68.
^) Der Nachweis ist auch hier nach dem Zwettler Stiftangsbuch geführt.
70 I^r. Franz Heilsberg.
Weilersiedelong, wie sie im südlichen und östlichen Waldviertel ur-
sprünglich vorherrschte, eine dorfmäßige Siedelung getreten ist.
Während im Homer Becken die unregelmäßigen Dorfformen allein
schon die Annahme einer ursprünglichen Villikationssiedelung nahe
legen, verwehrt dies hier der regelmäßige, einheitliche Charakter
der Anlage. Es herrscht die von Meitzen als »slawisches Straßen-
dorf« bezeichnete Form. Wir haben bereits gesehen, daß kein Grund
vorliegt, an dem slawischen Ursprung dieser Anlage zu zweifeln.
Nicht darin liegt aber in diesem Zusammenhange die Bedeutung
dieser Anlage, sondern vielmehr in dem Umstände, daß sie als eine
einheitliche und planmäßige von den Ministerialen für ihre
Gründungen übernommen wurde. Das Verhältnis des kleinen, dabei
doch gemächlich sich ausbreitenden Straßendorfes des Waldviertels,
das bei aller Regelmäßigkeit des Planes doch zahlreiche Ab-
weichungen im einzelnen und Abänderungen im Laufe der Zeit ge-
stattet, zu dem großen, streng einheitlichen, keiner Entwicklung
fähigen Kolonistendorf im Osten entspricht sehr wohl dem der in
kleineren Verhältnissen sich bewegenden Kolonisation der Ministe-
rialen, die einer streng einheitlichen Leitung entbehrt, zu der groß-
zügigen Kolonisation der Beichsgewalt an der Ungarngrenze.
Das schönste Beispiel eines solchen Straßendorfes dürfte wohl
Rabesreith (zwischen Raabs und Weikertschlag) sein, wo die einzigen
Häuser, die nach der Bauart in den Plan nicht hineinpassen und
zugleich außerhalb des Dorfes stehen, die Schmiede und das Dorf-
wirtshaus sind. Häufiger auftretende Abweichungen von diesem
Plane sind:
1. spätere Zubauten auf dem Dorfanger (Klein-Zwettl^Rudmans);
2. der Bau zweier Reihen von Häusern an den beiden Enden
des Dorfes quer über den Anger (Zissejrsdorf, Frtihwärts), wodurch
sich die Anlage der des Rundlings nähert;
3. ein weites Auseinanderrücken der Häuser in Anpassung an
örtliche Unebenheiten (Eggmanns, Riegers);
4. daneben findet sich dann eine Verengung des Angers zur
einfachen Straße, ein enges Aneinanderrücken der Häuser wie im
Viertel unterm Manhartsberg ; doch begründet noch immer die weit-
aus kleinere Anlage, das Fehlen des charakteristischen Reihenhofes,
vor dem im Waldviertel überhaupt der Hakenhof bevorzugt wird ^),
einen wesentlichen Unterschied.
^) Siehe Dachler in Blätter für Landeskunde. Bd. XVII.
Getchichte der Kolonisation des Waldviertels. 71
Daneben weist nun auch die Flurteilnng in diesem ganzen
Oebiete einen durchaus einheitlichen Charakter auf. Wir haben es
dorcliaas mit Gewannfluren zu tun, die aus sehr großen, regel-
mAfiigen, in nicht allzubreiten Streifen aufgeteilten Gewannen bestehen,
ebenso wie im Viertel unterm Manhartsberg. Betrachten wir hier
die von Meitzen im einzelnen beschriebene und in seinem Werk
nach der Katasterkarte reproduzierte Anlage von Tallisbrunn als
Tvpus, so ergeben sich für unser Gebiet noch weitere, bis ins
einzelne gehende Übereinstimmungen. Auch bei einer ganzen Anzahl
von Dörfern unseres Gebietes sind alle Gewanne parallel zueinander
in ein und derselben Richtung aufgeteilt, das Dorf liegt nicht in
der Mitte, sondern beinahe am Rande der Ackerflur J) Daneben ist
allerdings noch eine zweite Art der Gewanneinteilung ziemlich
häufig, daß nämlich zwei Gruppen von Gewannen, zu beiden Seiten
der Dorf Straße gelegen, durchaus parallel aufgeteilt sind, so daß sie
fast den Eindruck eines einheitlichen Gewannes machen, das von
der Dorfstraße durchschnitten wird. Eine dritte Gruppe von Ge-
wannen liegt dagegen senkrecht zu diesen an der einen Schmalseite
des Dorfes, ebenfalls in durchaus parallele Streifen aufgeteilt, die
also senkrecht zu den Streifen der ersten beiden Gewanne stehen.
Das Dorf liegt in diesem Falle so ziemlich in der Mitte der Feld-
dur.^) In beiden Fallen aber ergibt sich mit zwingender Notwendig-
keit die Annahme einer einheitlichen Durchführung dieser Anlagen;
eine allmähliche Entstehung derselben ist durchaus undenkbar. Auch
der Zusammenhang mit der Siedelung des Viertels unterm Manharts-
berge läßt sich schwerlich verkennen.
Wir konnten also feststellen, daß namentlich die Ministerialen
im inneren Waldviertel von einer allmählichen grundherrlicheu
Expansion zu planmäßiger Kolonisation vorgeschritten waren. Aber
schon das heutige Siedelungsbild zeigt uns, daß diese Kolonisation
ihren engen Zusammenhang mit der grundherrlichen Villikations-
üiedelung der benachbarten Gebiete noch nicht völlig aufgegeben
hatte. Neben die Dörfer des Gebietes zwischen Zwettl und Weitra
tritt noch eine Hofsiedelung eigener Art. Die Ministerialen waren
zur Haltung eines zahlreichen militärischen Gefolges verpflichtet.
^) Z. B. Ober-GrUnbach. Edelbach, Alt-Pölla, StSgeribach, Ober- und Nieder-
Stnhlbach, Engelbrechtt, Weifienbach.
^ Z. B. Alt-MeloD, Pehendorf, Wurmbrand, Ober-£dlitz, Beibers, Waiden-
fctein, Orofi-Neufliedl, Groß-Oloboitz.
72 I>r. Franz Heiisberg.
Ihre Okkupation größerer Landstriche hatte wohl auch den Zweck,
von diesem Lande ein bestimmtes ritterliches Aufgebot unterhalten
zu können. Das war aber doch nur in der Weise möglich, daß
dem einzelnen Ritter neben Einkünften von bäuerlichem Besitz
auch ein Stück Landes zu eigener Bewirtschaftung zugewiesen
wurde. Die so entstandenen Ritterhöfe heben sich von den ur-
sprünglichen Dorfgrtindungen des Gebietes von Zwettl und Weitra
scharf ab. Der erste derartige Ritterhof, der urkundlich bezeugt ist,
ist der Schickenhof bei Rosenau.^) Die im Stiftungsbuch von Zwettl
genannten Kuenringischen Lehensleute dürften wenigsten zum Teil
auf solchen Höfen gesessen sein, so die von Sazze, Rosenau, Guten-
berg, Mazzolter, Wasen, Lainsitz. ^) Die Höfe des Weitraer Gebietes
dürften zum großen Teil auf diese militärische Kolonisation zurück-
gehen. Ihre Besitzer erscheinen als armigeri in den Weitraer Ur-
kunden. 3) Daneben ist aber auch die Gründung einheitlicher Dörfer
mit der Anlegung von Villikationen verknüpft.
Daneben können wir aber auch wieder durch unsere kompara-
tive Methode die Mittelstellung unserer Kolonisationsbewegung
zwischen einer rein grundherrlichen Expansion und der planmäßigen
norddeutschen Kolonisation bezeichnen. Die unterscheidenden Merk-
male der norddeutschen Kolonisation sehen wir dabei vor allem
darin, daß Kolonisationsverträge für große Gebiete einheitlich ab-
geschlossen werden, in denen also auch die Rodung einheitlich
erfolgen soll; zweitens in der Tatsache, daß die Kolonisation über-
haupt auf Grund solcher Verträge, also gewissermaßen als Geschäft,
durchgeführt wurde, und in der eigentümlich bevorrechteten Stellung,
die bei solchen Verträgen dem Unternehmer eingeräumt wird,
drittens aber darin, daß auch die Rechtsstellung der Kolonisten
selbst vertragsmäßig festgestellt wird, sei es auch nur in der Form,
daß ihnen ganz allgemein deutsches, fränkisches oder flämisches
Recht eingeräumt wird. Vergleichen wir damit in allen drei Be-
ziehungen die Verhältnisse im Waldviertel.
Greifen wir für die norddeutsche, speziell die preußische
Kolonisation einige Beispiele heraus, so ünden wir da Verleihungen
^) Fontes, III, 372, 1220 curia, quam Pilgrimus miles cognomento Schike
a me tenait sab iure feadali.
2) Pontes, III, 95.
^) Nach gütiger KitteUung des Herrn P. Benedikt Hammerl, StiftsarchiTar
in Zwettl.
Geachichte der KoloniBation des Waldviertels. 73
von 300, 1000 und selbst 2500 Hufen zu Eolonisationszwecken ^),
während in unserem Gebiet nur gerade die Landschenkungen an
der Ungargrenze einen größeren Umfang erreichen; doch selbst
diese übersteigen nicht das Ausmaß von 150 Hufen. ^) Sonst aber
finden wir selbst in den Schenkungen an die Markgrafen, bei denen
wir doch von vorneherein den größten Umfang erwarten sollten,
namentlich im Waldviertel Beträge von 20—40 Hufen. In dieser
Tatsache scheint uns nun ein Problem verborgen zu liegen, das
allerdings unseres Wissens noch nirgends berührt worden ist. Diese
Schenkungen bilden die Grundlage für umfangreiche landesfürstliche
Besitzxmgen, die sich über viele Dörfer, viele hunderte von Hufen
erstrecken, während jede solche Schenkung, selbst wenn wir die
Hofe nicht als Flächenmaß, sondern als Bezeichnung einer selb-
ständigen Bauernwirtschaft mit ihren Wald- und Weidenutzungen
nehmen, nicht mehr als ein Dorf umfassen kann. Sollen wir da
nan annehmen, daß für jedes Dorf eigene derartige Schenkungs-
nrknnden ausgestellt worden wären, die nun bis auf geringe Reste
verloren gingen, oder daß von allen Schenkungsurkunden gerade
nnr die über kleine Gebiete sich erstreckenden erhalten geblieben
seien? Dieses Problem scheint uns nun in der Annahme seine Lösung
ZQ finden, daß die Art der Rodung sich hier von der grundherrlichen
Rodung des Mutterlandes nicht weit entfernte, und nur deswegen
hat für uns diese Frage einige Bedeutung. Die Schenkung erfolgt
nur zur Begründung eines ersten rechtlichen Anspruches. Hier
können wir dann den oben angeführten Bericht über die Begründung
des Klosters Scheiern zur Illustration heranziehen. ^) Auf dem Boden
der königlichen Schenkung erheben sich die legitima curtifera, der
rechtskräftig erworbene Besitz, von dem aus dann die Rodung in
den >gemeinen< Wald (silva communis) in gewohnheitsrechtlichen
Formen (populari more) erfolgt. Wir haben es dann eben mit einer
Form der Kolonisation zu tun, die der allmählichen Innenkolonisation
des Mutterlandes weit näher steht, als den großzügigen Unter-
nehmungen des Ordenslandes und der benachbarten Gebiete.
Gegenüber der großen Zahl von Lokationsverträgen, die den
Fortgang der Kolonisation in Norddeutschland bezeichnen, haben
wir ftr unser Gebiet eine einzige Aufzeichnung, die ihrem Inhalt
^) Cod. dipl. Prossiae. I, pag. 45, 167, 60.
^ Boczek, Cod. dipl. Mor. I, 118.
'} Siehe oben, S. o6.
74 ^^' Fnmz Heilsberg.
nach einem solchen Vertrag sich annähert. Es ist dies der Bericht
über das Übereinkommen, das c. 1150 zwischen dem Stifte Zwetd
and Pilgrim von Kaenring zustande kam. Inhalt und Form dieser
Aufzeichnung zeigen uns aber aufs deutlichste den Unterschied
gegenüber der norddeutschen Kolonisation und zugleich die Sii^-
larität dieser Erscheinung für unser Gtebiet. Der Bericht, in dem
es sich um das heutige Dorf Ober-Strahlbach handelt, lautet: venit
ad nos (Abt Hermann von Zwettl) dominus Pilgrimus consulens
nobis, ne silvam nostram negligeremus sed excoleremus, quod ex
magna parte iam ceciderat. Cui respondimus nee facultatem habere
nee homines, qui id facerent, congregare posse. lUe autem se ob-
tulit dicens, id se facturum, si ei permitteremus locum. Kobis autem
renuentibus et dicentibus, quia si excoleret ipse locum non nobis
redderet, sed omnino alienaret, tunc omnino promisit se id non
facere, sed causa anime sue volle excolere et post mortem suam
nobis reddere. Quibus bonis promissionibus eius consensimus et
permisimus ei locum ad excolendum. Unverkennbar müssen wir diesen
Bericht seinem Inhalt nach den Lokationsverträgen völlig an die Seite
stellen. Auch im Norden gibt es eine ganze Reihe von Lokations-
Verträgen, durch die der Unternehmer der Kolonisation zum Grund-
herrn des neu zu besiedelnden Gebietes wird.^) Auch daß das Geschäft
sich seiner Rechtsform nach als Prekarie- Vertrag darstellt, und zwar
als precaria data, die als Entgelt für die Durchführung des Ansiede-
lungsgeschäftes gewährt wird, findet seine Parallelen in der norddeut-
schen Kolonisation, wenn auch solche Verträge dort nur eine Aus-
nahme bilden.^) Die Unterschiede liegen zunächst auf formalem
Gebiete. Der Satz, der den ursprünglichen Bericht abschließt: hec
autem omnia ego H. abbas diligenti et simplici narratione volui
annotari, ut in posterum nota futuris essent, zeigt uns, daß wir es
mit einer formlosen Aufzeichnung nach vollzogener Handlung,
1) Fontes, m, 47.
^) S. Kötzschke, Daa Unternehmertum in der ostdeutschen Kolonisation des
Mittelalters. S. 32 f.
^) Z. B. : Die Annalen des Domkapitels su Kolberg berichten sum Jahre 1306:
£rbot sich L. G., ein Ritter, daß er das verwüstete Dorf C. wieder mit Leuten
besetzen und die Ländereien vOllig urbar auf seine Kosten machen wollte. Pa-
gegen er sich auf Lebenszeit den halben Zehent ausbedinge. Nach seinem
Tode falle alles ans Kapitel zurttck, außer daß zwei Hufen dem Schulzen
freibleiben sollten. Dies alles akzeptierte das Kapitel und wurde darttber ein
förmlicher Kontrakt errichtet. Kötzschke, 1. c. S. Hl f.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. 75
einer notitia, zu tun haben, während die Lokationsverträge, wie
sie uns für den Norden in fortlaufender Reihe seit der Bremer
Urkunde von 1106 überliefert sind, in der Form vollgültiger, an
sich beweiskräftiger Urkunden abgeschlossen werden. Abgesehen
davon, daß die Rechtsstellung der Kolonisten in diesem Bericht
nicht berührt wird, fehlt auch jede Andeutung über die Begründung
eines Erbschulzenamtes, die doch bei den Lokationen im Norden
die Regel bildet. Vor allem aber geht das Stift so ungern und
halb gezwungen auf die Sache ein, steht ihr mit solchem Miß-
trauen gegenüber, daß man sieht, daß man es hier mit einer neuen,
singulären Erscheinung zu tun hat, die sich später auch nicht mehr
wiederholt. So wie wir bei der Besprechung der Kolonisation des
Viertels unterm Manhartsberg zu der Annahme gelangten, daß ihre
Übereinstimmung mit den Kolonisationsanlagen des Nordens auf
die Gleichheit der sachlichen Voraussetzungen und nicht auf Be-
einflussung von Norden her zurückzuführen sei, so werden wir
anch für das Waldviertel annehmen, daß hier der Gang der
Kolonisation selbst zu ähnlichen Formen hindrängte, wie sie im
Norden bestanden, und daß uns ein Ansatz zur Ausbildung der-
selben in unserem Berichte vorliegt.
So wenig unser Bericht die Rechte der Kolonisten berührt,
30 wenig wissen wir auch sonst von einer vertragsmäßigen Rege-
lang derselben. Die Lage des Bauernstandes wird uns in den
Traditionsbüchem der österreichischen Klöster ebenso wie in denen
des bayrischen Mutterlandes durch den massenhaften Übertritt von
Hörigen und Freien in den Stand der Censualen gekennzeichnet.
Wenn uns für das Waldviertel dieser Vorgang nur vereinzelt^)
überliefert ist, so haben wir daraus nicht zu schließen, daß eine
neae Art der Kolonisation diesen Umschwung herbeigeführt hat,
sondern der Umstand, daß diese Standesverschiebung auch sonst
ihr Ende erreicht, vielleicht auch nur der Mangel an Traditions-
bQchern in den Klöstern des Waldviertels finden darin ihren Aus-
draek. Die Tatsache, daß das bäuerliche Besitzrecht durch die
Übertragung in dieses Kolonialland keine einheitliche Abänderung
erfuhr, zeigt sich schon darin, daß es an einer technischen Be-
zeichnung für dieses normale Besitzrecht fehlt. Nur wo es mit
einem anderen Besitzrecht bestinmiter Art in Gegensatz zu bringen
^) Die letzten Freilatsangen von Censualen im Weitraer Gebiet 1287.
Kootes, m, 213. Nappersdorf und Hatlau 1285. Ebenda, S. 247.
76 I>r. Franz Heilsberg.
ist, da wird es als behaustes Gut^) oder als Gut, das mit einem
Holden besetzt und zinsbar sein soIP), unterschieden, sonst ist nur
eine negative Bestimmung desselben möglich. Diese aber beruht
darauf, daß wir es nicht mit einem yertragsmäflig festgestellten
bäuerlichen Besitzrecht, sondern mit gmndherrlichem Eigen zu tan
haben, an dem sich gewisse Nutzungsansprttche der Kolonen nur
gewohnheitsrechtlich herausgebildet haben. Die Beurkundung der
Rechte des Klosters Walderbach zu Gottsdorf und Metzling^)
scheint auch für das innere Waldviertel zuzutrefTen. Dabei erscheint
die potestas instituendi et destituendi^), das Recht des Stiftens
und Störens^) als das Wesentliche an der grundherrlichen Gewalt
über das untertänige Gut in solchem Maße, daß mit dem Fort-
bestande dieses Rechtes allein auch das grundherrliche Verhältnis
fortbesteht, selbst wenn der Zinsbezug an einen Dritten übertragen
wird.®) Dieses Recht Stiftens und Störens bedeutet aber nichts
anderes, als daß mit jedem Aufgeben des untertänigen Besitzes
durch den Grundholden, sei es durch Tod, Verkauf etc., das volle
grundherrliche Eigentum wieder auflebt. Der Käufer oder der ge-
setzliche Erbe werden nicht durch den Kauf oder durch den Todes-
fall ipso facto rechtmäßige Besitzer, sondern nur durch Verleihung
und Besitzeinsetzung von Seiten des Grundherrn, der beim Kauf
die Auflassung des Gutes durch den Verkäufer an den Grund-
herrn vorangehen muß.^) Demgegenüber kann in unserem Gebiet
Erbrecht an Bauemland nur vertragsmäßig für jeden einzelnen
Fall b^ründet werden, und zwar erfolgt hier diese Umgestaltung
durch Übertragung städtischer Leiheformen, vor allem des Burg-
rechtes auf ländlichen Besitz.
Noch klarer werden wir wohl den Charakter unserer Koloni-
sation herauszuarbeiten imstande sein, wenn wir ein ganz spezielles.
ähnlich geartetes Gebiet zum Vergleiche heranzuziehen imstande
sind. Ein solches bietet sich uns nun in Obersachsen, dem Lande
^) Winter, NiederOsterreichische Weistttmer. Bd. II, S. 832, Z. 27
(Zwettl).
') Archiv für österreichische Geschichte. I, S. 62.
') Siehe oben, S. 58.
') Fontes, XXI, 6ö and sonst hänüg.
^) Ebenda, 196, 222, 288; WeistUmer. 8. 1015, 18; 1039, 34; 1047, 1.
«) Fontes, XXI, 332.
^ WeistOmer. Bd. II, 247, 35; 745, 20; 872, 22; 987, 9; 994, 10. Vgl.
dasn Dop seh. Urbare. Einleitung, 8. 142 f.
Geiehichte der KoloniMtion dei WaldTiertels. 77
zwischen Saale and Elbe, das um diese Zeit fast vollständige
Gleichheit mit dem Wald viertel aufzuweisen beginnt.^) Die militä-
rische und politische Organisation dieses Gebietes ist unter den
s&chsischen Kaisem vollendet worden. Fern von den Grenzkämpfen
gegen die Slawen setzt hier mit dem Ende des XI. Jahrhunderts
eine friedliche Kolonisation ein, die namentlich die ausgedehnten
Waldmassen, die zwischen den slawischen Siedelungen bestehen,
and den Abhang des Erzgebirges, einen Teil des böhmischen
Grenzwaldes, in Angriff nimmt. Den Beginn dieser Kolonisation
können wir mit Hilfe der Pegauer Annalen genau verfolgen.^)
Diese berichten ad a« 1104: Dominus Wigbertus (Wiprecht von
Groitzsch) novale quoddam in Merseburgiensi dioecesi fecit exarari
partesque Franconiae adiens, ubi dominam Sigenam, matrem eins,
im Legenfelt fuisse maritatam nos ante retulisse meminimus, plurimos
eiasdem provinciae colonos inde transtulit, qnos praefatum pagum
Silva funditus extirpata praecipit incolere et hereditario iure deinceps
possidere; ac ut ridiculosum quiddam inseramus, quemlibet illorum
cum familiolae suae contubemio villam vel possessionem proprio
labore conditam et iam ex suo nomine nuncupare. Die Dörfer, die
dieser Kolonisation ihre Entstehung verdanken, heißen: Dittmanns-
dorf, Heinersdorf, Reichersdorf, Nenkersdorf, Hartmannsdorf, ihre
Flaren sind in Gewanne aufgeteilt.
Schon dieser Bericht zeigt uns auffallende Übereinstimmungen
mit der Kolonisation des Waldviertels, die durch Heranziehung des
übrigen Materials noch vermehrt werden. Die adeligen Grund-
herren sind die Organisatoren der Kolonisation, von ihnen geht die
Rodmig aus; mit welcher Energie sie diese durchzuführen suchten,
erhellt ftlr Obersachsen aus den uns noch vorliegenden Beweisen
eines heftigen Widerstandes der Landesfttrsten gegen diese rasch
vordringende Kolonisation.^) Hier wie im Waldviertel führt diese
Entwicklung für große Gebiete schließlich dahin, daß in jedem
Dorf ein Rittergeschlecht ansässig ist, das sich nach dem Dorfe
nennt. Dabei bleiben aber diese Ritter und Ministerialen immer
(.Ttnindherren, nie werden sie zu eigentlichen Lokatoren, kein
') Siehe namentlich £. 0. Schulze, Kolonisierung und Germanifierung
der Gebiete zwischen Saale und Elbe.
^) M. 6. SS. XVI, pag. 247; dazu Meitzen, Bd. II, S. 441 f.
') Vgl. die Mandate des Landgrafen Ludwig II. von Thüringen gegen
solche Rodungen (c. 1150) bei Meitzeu, 11, 466.
78 ^f* Franz Heilaberg.
Lokationsvertrag ist uns für das ganze Gebiet fränkischer Koloni-
sation in Sachsen erhalten. Diese Übereinstimmung erstreckt sich
dann auch noch auf die Anlage der Siedelungen zum Teil, indem
namentlich die Dörfer der Ebene um Leipzig den Typus des
slawischen Straßendorfes zeigen und von ähnlich regelmäßigen
Gewannfiuren umgeben sind, wie die des Waldviertels und des
östlichen Niederösterreich. Auch in der Ortsnamengebung zeigt es
sich, daß in beiden Fällen eine von der sonst in dem betreffenden
Eolonisationslande üblichen abweichende Form, die nur die Per-
sonennamen (wenn auch in verschiedener Weise) verwendet, nicht
allmählich sich herausbildet, sondern mit einem Schlage von außen
her übertragen wird.
Um so auffälliger sind bei dieser weitgehenden Übereinstim-
mung die Unterschiede der beiden Kolonisationsgebiete. Schon der
Bericht der Pegauer Annalen hebt die besondere Rechtslage der
fränkischen Kolonisten, ihr Erbrecht, hervor, und trotzdem jeder
Lokationsvertrag fehlt, erscheint doch stets das Recht der Kolonisten
als ein besonderes, nicht mit der allgemeinen Rechtslage der slawi-
schen Bauern übereinstimmendes; wenn es auch nirgends im einzelnen
präzisiert wird, so wird es doch wenigstens im allgemeinen als das
hereditarium ins Francorum bezeichnet.^) Femer erscheint die 6e-
watinanlage der Kolonien des Wiprecht von Groitzsch keineswegs
als die für die fränkische Kolonisation charakteristische; es ist
vielmehr die Waldhufe, die bei dieser so sehr vorherrscht, dal^
schließlich in Sachsen wie in Schlesien die fränkische Hufe durchaus
mit der Waldhufe gleichgesetzt wird. Schließlich ergibt sich aber
auch ein Unterschied in der Namengebuug insofern, als es im
Waldviertel vor allem die Namen der grundherrlichen Geschlechter,
in den Kolonien des Wiprecht von Groitzsch die Namen der
bäuerlichen Kolonisten selbst sind, die in den Ortsnamen wieder
erscheinen.
Da scheint sich nun allerdings der äußerste nordwestliche
Winkel des Waldviertels, das Litschauer Gebiet, zum Vergleiche
anzubieten, das überhaupt so eigenartige Verhältnisse aufweist, daü
wir es nun noch gesondert für sich betrachten müssen. Die Koloni-
sation dieses Gebietes scheint von den Grundherren, den Grafen
von Hirschberg, für das ganze Gebiet einheitlich ohne Heran-
ziehung der Ministerialen durchgeführt worden zu sein. Es fehlt
>) Ebenda. S. 443.
Geschiebte der Kolonisation des Waldviertels. 79
hier die große Zahl von RittergeschlechterD, die für alle anderen
Teile des Waldviertels bereits im XIII. Jahrhundert bezeugt ist.
Wenn wir hier trotzdem eine so große Zahl genetivischer Orts-
namen finden, so werden wir die Kolonien des Wiprecht von
Groitzseh ganz speziell zur Erklärung heranziehen können, wo
auch die Namengebung nach den kolonisierenden Bauern und nicht
naeh Rittergeschlechtern erfolgt. Damit dürfen wir dann wohl auch
die für das Waldviertel durchaus singulä,re Erscheinung in Zu-
sammenhang bringen, daß gerade nur im Litschauer Gebiet im
Urbar von 1369 jedes Dorf ein eigenes Amtmannslehen aufweist. 0
Ursprünglich dürfte wohl dieses Lehen überall Abgabenfreiheit ge-
nossen haben, da sonst die gesonderte Anführung derselben in
einem Urbar nicht zu verstehen wäre. Zur Zeit der Abfassung des
Urbars besteht diese Vergünstigung allerdings nur mehr in einem
Orte fort. 2)
Die Bauern des Litschauer Gebietes sind femer mit einem
sehr geringen Zins belastet^) und scheiden sich schon dadurch
scharf von den Kolonisten der übrigen Waldviertels. Für die Be-
sitzer, die Grafen von Hirschberg, war eben Litschau ein gänzlich
abgelegenes, schwer zu nutzendes Gebiet; war es doch überhaupt
ein vergessener Waldwinkel, der nicht einmal für die Grenzwehr
in Betracht kam, wie eben das Fehlen von Burgen und Ritter^
geschlechtem beweist. Es liegt auch ganz abseits von der all-
gemeinen Auswanderungsbewegung, die einerseits gegen Nordosten,
anderseits donauabwärts nach Ungarn führt. Aus diesen Umständen
ist die Eigenart dieser Kolonisation zu verstehen. Der Grundherr
mnß den Ansiedlem besonders günstige Bedingungen gewähren,
um sie überhaupt zu gewinnen, und er kann es tun, weil ja dieses
Gebiet für ihn zunächst gänzlich wertlos, auch der geringste Nutzen,
1) Notizenblatt. III, S. 2d5ff.
') Im Gegensätze dazu hat z. B. nach dem Z wettler Urbar der Amtmann
Dar bestimmte Grundstücke frei and sonst einige Zinsnachlässe, wobei die Zins-
pflicht im übrigen ansdrücklich betont nnd hinzugefügt wird: hec relazantnr ei
ad aibitriom abbatis (Fontes, III, 499), oder es heißt überhaupt nur: quicquid ei
abbas et cellerarius roluerint de servicio relaxare (Ebenda, S. 501).
^ In drei Dörfern dient das Lehen je ISO*, in sieben je 156*, daneben
kommen Dienste ron 10, 20 und 30^ vor, gegen Osten steigen sie auf 3 und
4ß. In Pommersdorf dient das Lehen zu 6 Metzen Korn und Hafer, während
nach dem landesfürstlichen Urbar je 1 Mut (= 30 Metzen) ein gewöhnlicher
Dienst ist.
80 ^r. Frans HeOtberg.
den er davon zieht, reiner Gewinn ist. Um so charakteristischer
ist es, daß trotzdem die rechtliche Lage der Kolonisten keine nr-
knndliche Fixiemng and dem übrigen Waldviertel gegenüber keine
rechtliche Änderung erfährt.
Damit hängt es dann wohl auch zusammen, daß die Besiede-
lung dieses Gebietes so spät, sicher nicht vor Ende des XII. Jahr-
hunderts erfolgt. Damit ist aber auch die Möglichkeit gegeben, daß
in der ganzen Art der Kolonisation sich Beziehungen zu dem be-
nachbarten Böhmen herstellen, das ja auch im Laufe des XIII. Jahr-
hunderts seine deutsche Bevölkerung erhält. Hat sich wahrschein-
lich, wie wir aus der Art der Ortsnamengebung schließen dürfen,
die Kolonisation von Litschau nordwärts in das Gebiet von Neu-
haus und Landstein ausgebreitet^), so weisen die Namen auf -achlag
auf den westwärts anschließenden Teil von Böhmen bis an die
Moldau und auf das Mühlviertel hin, und damit stimmt es überein,
daß im Westen von Litschau an der Landesgrenze ein schmaler
Streifen von Waldhufendörfern^) aus dem benachbarten Böhmen in
das Waldviertel hineinragt. Suchen wir nun, auf diese Beziehungen
gestützt, die rechtliche Lage der Kolonisten des südlichen Böhmens
zur Beleuchtung der Verhältnisse des Waldviertels heranzuziehen,
so sehen wir, daß auch hier die Lokationsverträge des Nordens
fehlen, daß Elrbrecht an bäuerlichem Besitz zumindest nicht die
Regel, sondern die Ausnahme bildet, so daß erst seit der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts das Heimfallsrecht der Grundherr-
schaft an den Gütern der Untertcmen durch besondere Privilegien
aufgehoben, diesen Erbrecht an ihren Gütern zugestanden wird.*')
Auch hier finden wir demnach nichts, wasüber den grundherrlichen
Typus der Kolonisation hinausweist, wie wir ihn im Waldviertel
kennen gelernt haben.
Suchen wir also der Kolonisation des Waldviertels endgültig
ihren Platz in der deutschen Kolonisation des Mittelalters anzu-
weisen, so sehen wir, daß wir dem Waldviertel eine Mittelstellung
einzuräumen haben zwischen den Gebieten, in denen die Kolonisation
^) Siehe oben, S. 17.
-) Zuggen, Schönan, Schlag, Klein-Radischen, Reichenbach, WiUings,
Griesbach, Illmans, Reingen, Hirschenschlag, Eberweis.
') Schmidt, Beiträge Eur Agrar- und Kolonisationsgeschichte der Deatschen
in Böhmen. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deatschen in
Böhmen. Bd. XXXV und XXXVI.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. gl
aosgesprochea militärischen Charakter trug (östliches Niederösterreich,
Brandenburg, Neamark, preußisches Ordensland), und denen, wo sie
zanächst nur eine wirtschaftliche Expansionsbewegung war (Mühl-
Tiertel), wir sehen femer, wie wir gerade im Wald viertel den Übergang
vom bloß grundherrlichen Ausbau zur Anlegung von Kolonistendörfern
im Bauplan der Ortschaften und der Anlage ihrer Feldfiuren deut-
lich vor Augen haben, daß es aber zu einer Verselbständigung der
Masse der Kolonisten gegenüber den kolonisierenden Grundherren,
wie sie in den Lokationsverträgen Norddeutschlands, in der vertrags-
mäßigen Regelung der Rechtslage der Kolonisten, der generellen
Gewährung von Erbrecht am Bauerngut, der Stellung des Lokators
ihren Ausdruck findet, hier nicht gekommen ist. Wir sahen dann,
wie die von Franken ausgehende Kolonisation Obersachsens in allen
diesen Beziehungen spezielle Ähnlichkeiten mit unserem Gebiete
aufweist, daß auch hier den Grundherren, Rittern und Ministerialen
ein bis ins einzelne gehender Anteil an der Organisierung der
Kolonisation zukommt, daß aber nichtsdestoweniger Sachsen durch
die allgemeine Rechtslage der fränkischen Kolonisten (Erbrecht) der
Kolonisation östlich der Elbe um einen Schritt näher gekommen ist.
Diese Ähnlichkeit zwischen Obersachsen und dem Waldviertel
letrt uns aber nun auch die Frage nach der Abstammung der
Kolonisten des Waldviertels nahe, ob etwa die überraschenden
Parallelen dieser beiden Siedelungen und damit überhaupt die Eigen-
tümlichkeiten der Besiedelung des Waldviertels in der fränkischen
Abstammung der Kolonisten ihre Erklärung finden.
Anfangs wurde eine rein bajuvarische Einwanderung als selbst-
verständlich angenommen, bis zuerst Dachler aus der weiten Ver- '
breitung der fränkischen Hausform auf einen Anteil des fränkischen
Stammes an der Kolonisation der Ostmark schließen zu müssen
glaubte.') Ihm gegenüber hat dann Grund nachgewiesen, daß das
tränkische Haus seinen Namen mit Unrecht führt, daß es auch in
rein bajuvarischen Gebieten vorkommt, daß man also aus seiner
Verbreitung überhaupt keinen Schluß auf die Stammesart ziehen
kann, dagegen schließt er aas der ganzen Art der Kolonisation darauf,
daß hier ein Einschlag nichtbajuvarischer, also am ehesten doch
fränkischer Bevölkerung vorhanden sein müsse.^) Dann hat wieder
Dachler durch die Ergebnisse der Dialektforschung seine Annahme
') Blätter für Landeskunde. Bd. XXVI.
^ Grund, Topographie des V^Tiener Beckens. S. 67.
Jalirbach d. V. f. Landeskunde. 1907. 6
82 I>r* Franz Heilsberg.
ZU Stutzen gesucht. Er geht dabei von der Voraussetzung aus, daß
die Einwanderung aus dem Nordgau, dem Gebiete, das sich längs
des Böhmerwaldes von Begensburg bis gegen Nürnberg erstreckt,
erfolgt sei, und daß die Bevölkerung dieses Gebietes zum großen
Teile dem fränkischen Stamme angehöre.') Alles das soll natürlich
nur für die Ostmark nördlich der Donau und östlich des Wienerwaldes
gelten. Für das angrenzende Mühlviertel hat Hackl^) neben der
bajuvarischen auch fränkische Einwanderung angenommen.
Infolge des grundherrlichen Charakters der Kolonisation wird
für die Frage nach der Abstammung der Kolonisten die der Grund-
herren von wesentlicher Bedeutung sein.^) Finden wir also im
Süden des Waldviertels die rein bayrischen Geschlechter vou Teng-
lingen (am Waginger See), die Grafen von Radelberg, unzweifelhaft
bayrische Klöster und Bistümer begütert, zum Teil aus dem sicher
bajuvarischen Viertel ober dem Wienerwald vordringend, so kann
man an der bajuvarischen Abstammung der Kolonisten nicht wohl
zweifeln. Dasselbe gilt auch für den Besitz der in der Nähe von
Regensburg (zu Stefling und Bogen), also in noch unzweifelhaft
bajuvarischera Gebiete ansässigen Burggrafen und Domvögte von
Regensburg.^) An der Ostgrenze des Waldviertels haben sich dann
die aus der südlichen Oberpfalz stammenden Geschlechter von
Schwarzburg-Nestach und Falkenberg angesiedelt. Auch die an
der mährischen Grenze vorkommenden Namen Drosendorf, Retz.
Hardegg finden sich an der bayrisch-böhmischen Grenze bei Cham
wieder.*) Hier kann allerdings ein stärkerer Einschlag fränkischer
Bevölkerung angenommen werden. Aber die Auswanderung in
die Ostmark kann doch nur sehr gering gewesen sein, da dieses
Gebiet selbst erst seit dem zehnten und elften Jahrhundert stärker
besiedelt wurde.^) Die Grafen von Hirschberg sind zwar auf frän-
kischem Gebiet in der Umgebung von Eichstädt, aber ebenso auf
rein bayrischem Gebiet um Freising begütert.") Dagegen weisen die
1) Zeitschrift für österreichische Volkskunde. lid. VIII.
') ForschuDi^en zur Landes- und Volkskunde. Bd. XIV, S. 4H.
^) Siehe den Bericht der Pegauer Annalen.
*) Archiv für österreichißche Göschichte. Bd. XII, S. 2.")1, und Riezler
Geschichte Bayern». Bd. I, Anhang.
•') Blätter fiir Landeskunde. Bd XIX, S. :U>i>, und Bd. XII, S. 59.
^) Moitzen, 1. c. II, f?. 417 f.
') Kiezler. 1. c. S. 877.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. g3
Grafen von Raabs, als Burggrafen von Nürnberg, auf fast rein
fränkische Gebiete bin.
Mit großer Sicherheit ist aber fränkische Einwanderung erst
seit dem Eingreifen der Markgrafen in die Kolonisation zu kon-
statieren. Unser Beweis stützt sich dabei auf Ortsnamen und Besitz-
Verhältnisse. Vom Algäu abgesehen, finden sich die genetivischen
Ortsnamen unseres Gebietes in größerer Zahl nur in der Umgebung
von Fulda. Fulda kann als der Mittelpunkt angesehen werden, von
dem aus sie, immer spärlicher werdend, nach allen Richtungen hin
aasstrahlen. Doch umfassen sie weder bedeutendere Siedelungen in
größerer Zahl, noch sind sie so zahlreich, daß sie der Ortsnamen-
gebung vorwiegend ihren Charakter aufprägen. Schon das muß uns
darauf führen, daß wir es hier mit einer späten Bildung zu tun
haben, was sich denn auch anderweitig bestätigt findet.') Von den
in den Fnldaer Traditionen genannten genetivischen Ortsnamen gehören
nur zwei dem neunten Jahrhundert an, den vier darauffolgenden
dagegen je zwölf, fünf, sechs und zwei. Der grundherrliche Charakter
dieser Siedelungen, der sich allein schon aus dem Namen erschließen
ließe, ist uns auch überall dort bezeugt, wo die so benannten Orte
nfther bezeichnet werden.^) Wir haben es nicht mit Dörfern sondern
mit ursprünglichen Bifang-Rodungen zu tun. Beides aber, der grund-
herrUche Charakter der Siedelung und das Fehlen der Dorfanlage
ist auch für das Gebiet an der oberen Krems charakteristisch, wo
wir die genetivischen Ortsnamen zuerst im Waldviertel finden. Wir
haben uns auch zu der Annahme gezwungen gesehen^), daß diese
Ortsnamen nicht wie in der Umgebung von Fulda sich allmählich
hpraosgebildet haben, sondern daß wir es mit einem vom Anfang
an fixierten Gebrauch zu tun haben, der also nur von außenher
durch Einwanderung hieher übertragen sein kann. Dazu kommt
dann noch, daß uns im Gebiete um Fulda für das XII. Jahr-
huudert eine Übervölkerung bezeugt ist, die zur Auswanderung ge-
neigt machen mußte.*) Untersuchen wir dann die Ortsnamen nach
den bei ihrer Bildung verwendeten Personennamen, so finden wir
') Siehe aach Arnold, Ansiedelungen and Wanderangen etc.
^) Dronke, cod. trad. Fuld. Nr. 694: Liannand tradidit prediam Buam in
löco qai dicitur ad Liunnandes, Nr. 269: ipsam capturam nominamus Engiiricbes,
Nr. 757: Folcboldes and daneben Folcholdesbivanc, Nr. 663: captura Hiltiriches.
^) Siebe oben, S.
*) Lamprecht, Wirtschaftsleben. I/l, S. 164.
6*
84 ^' ^tkhz Ueilaberg.
allerdings, daß hier mit einer einzigen Ausnahme (Motten) kei
Übereinstimmung aufzufinden ist, und auch sonst zeigen die in d
Ortsnamen des Waldviertels vorkommenden Personennamen ke
speziell fränkisches Gepräge, wir finden sie in ganz gleicher Weii
in den Zeu^enreihen der Traditionen bayrischer Klöster wie in den
von Falda wieder. In dieser Beziehung können wir also keinen lückenl
geschlossenen Beweis für die Beziehungen zwischen dem Waldviert
und dem fränkisch-hessischen Gebiet erbringen; auch ein ander
für das Waldviertel charakteristischer Ortsname, Nondorf (= Neii^
dorf ), führt uns hier nicht weiter, weil er eben nur hier im WaM
viertel vorkommt.
Gehen wir nun zu den Besitzverhältnissen über, so finden wir
in Franken südöstlich an das Gebiet der genetivischen Ortsnamei^
anschließend das Gebiet alten babcnbergischen Hausbesitzes uml
Schweinfurt und Würzburg. ^) Noch viel auffälliger erscheint eal
aber, daß gerade von jenem Waldo, der neben dem Markgrafen'
als Besitzer des Gebietes an der Krems erscheint. Verwandtschaft-
liehe Beziehungen zu Franken ausdrücklich bezeugt sind.^) Über
die Abstammung der Ministerialität freilich, die hier allein nocii
einen Schluß auf die Bevölkerung überhaupt gestatten würde, die
sogar in dieser Beziehung ausschlaggebend wäre, läßt sich urkund-
lich nichts feststellen.^) Dabei können wir allerdings annehmen,
daß die Reichsministeriali tat der fränkischen Kaiser ebenso wie di«"
Hausministerialität der Babenberger vor allem dem fränkischen
Stamme angehört haben wird.
Trotzdem also ein zwingender Beweis auf keinem Gebiete zu
führen ist, so können wir doch immerhin eine Einwanderung aus
Unter-Franken in das innere Waldviertel mit großer Wahrschein-
lichkeit annehmen. Allerdings von einer rein fränkischen Siedelunir
dürfen wir da noch keineswegs reden. Wenn eine ursprüglich einem
bestimmten Stamme angehörige Art der Ortsbennung in einem Gebiete
gebräuchlich wird, so kann sie auch von Kolonisten anderer Stammes-
zugehörigkeit übernommen werden. Zur Vorsicht muß auch das
Vorkommen des Namens Frankenreith im westlichen Homer Becken
und südlich von Zwettl mahnen; ein solcher Name kann doch nur
^) Stein in Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. XII.
-) VV. uxorem ducens de partibus Franconiae. Meiller, Regesten.
^) Ein Chono de Chunringin erscheint als Zeuge in der Stiftungsurkunde
von Alpirsbacb, also im schwäbischen Gebiet. (Mon. Zollerana. Bd. I. Nr. 10.)
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. g5
zar Bezeichnung einer Siedelung des betreffenden Stammes in einer
andersartigen Umgebang dienen. Daß die Einwanderung aus den
benachbarten bayrischen Gebieten, mit denen man immer noch in
(ien mannigfachsten Beziehungen stand, gänzlich aufgehört haben
sollte, ist doch nicht anzunehmen. Wir werden immer nur von
«iaem starken Einschlag fränkischer Bevölkerung reden dürfen.
Dieser ist aber nur eine Folgeerscheinung der politischen Entwicke-
lung, der Loslösung von Bayern, die ein Werk des fränkischen
Kaiserhauses wie des fränkischen Markgrafengeschlechtes ist.
Versuchen wir nun die Wirksamkeit der kirchlichen Gewalten,
ihren Einfluß auf die Kolonisation seit dem ersten Eingreifen des
Markgrafen und seiner Ministerialen zusammenzufassen. Wo der
Landesherr grundherrliche Rechte erworben, da hat er auch Kirchen
gegründet, bei diesen ebenso wie bei denen, die er bereits vorfand,
Pätronat und Zehent beansprucht kraft eigener grundherrlicher
Gewalt. Es gelang dem Bischof, den Markgrafen zum Verzicht auf
diese Ansprüche zu bewegen^), und fortan scheint der rechtliche
Anspruch des Bischofs auf den Zehent nicht mehr bestritten worden
ZQ sein. Praktisch war damit nicht viel gewonnen. Die Kirchen-
gründung wurde dem Bistum doch durch die weltlichen Grundherren
ans der Hand gewunden. Die Belehnung des Gründers mit Pätronat
und Zehent, sobald ein angemessener Anteil daran, gewöhnlich ein
Drittel, zur Dotation der Pfarre angewiesen ist, kann nicht wohl
verweigert werden. So besitzt denn das Bistum im XIV. Jahrhundert
im inneren Waldviertel fast kein Kirchenpatronat mehr ^) und große
Zehentkomplexe sind in der Hand des Landesfürsten und einzelner
hervorragender Adelsgeschlechter vereinigt ')» die sie dann in kleineren
StQcken weiter verleihen. Es scheint sich sogar der Gebrauch
herauszubilden, daß bei einer Dorfgründung die nach Dotierung der
Pfarre verbleibenden zwei Drittel des Zehents mit der grundherr-
licben Gewalt, dem ins fundi, dem in dem Dorfe angesetzten Ritter-
geschlecht übergeben werden.^) So ganz ist die Verfügung über die
Pfarren den weltlichen Gewalten anheimgefallen, daß sie vom
Landesfürsten zur Dotierung seines Kanzleipersonales, von den
^) Meiller, Regeeten. S. 20, Nr. 52 = Mon. boica. XX, Nr. 52.
^ PfarrreneichniB Mon. boica. XXVIII b, 489 ff.
^ Siehe das Maißauische und die landeifilrstlichen LehenbUcher.
*) Stiftangiarknnde von Langschlag, die gewiß keinen singulären Fall be-
zeichnet. Mon. boica. XXIX b, S. 68.
86 I>r. Frans HeiUberg.
Adelsgeschlechtem zur Apanagierung von Familienmitgliedern ver-
wendet werdend)
Wir hatten bei der Darstellung der Kolonisation wieder wenig
Veranlassung der Klöster zu gedenken. Man kann im allgemeinen
im Waldviertel eine Abnahme des Klosterbesitzes gegen Norden
und Westen konstatieren. Wo sich aber solcher findet, beruht er
meist auf dem Erwerb bereits kolonisierten Landes. Die Stellung
des Stiftes Zwettl zur Kolonisation des Landes erscheint uns be-
sonders bedeutsam, sie zeigt uns auch wieder einen charakteristischen
Unterschied unserer Kolonisation von der des Nordens. Die erste
Dotation des Stiftes Zwettl bildet ein ziemlich geschlossener, nicht
übermäßig großer Gutskomplex, der sich vom Stifte aus weiter
gegen Norden und Osten als gegen Süden und Westen ausdehnt.
Für die weitere Entwickelung dieses Besitzes ist nun einerseits die
Anlage der Grangien, anderseits der Fortschritt der Kolonisation
der Ministerialengeschlechter, vor allem natürlich der Stifterfamilie^
der Kuenringe, maßgebend. Zunächst wird im Gebiete der ersten
Dotation eine Überzahl von Grangien, jedenfalls auf Grund eigener
Rodung, angelegt^), die sich auf so engem Räume nebeneinander
auf die Dauer gar nicht behaupten können. Durch eine Reihe von
Schenkungen, die um 1170 erfolgen, wird der Grund gelegt zu den
Grangien Neunzen, Rafing, Hadersdorf ^j, auf einem von den Kuen-
ringen c. 1208 geschenkten Grunde erwächst die Grangie Neustift
bei Elrems^) und schließlich wird die zu Heubach im Anfang des
XIII. Jahrhunderts von Lilienfeld auf zufällig wüst liegendem Boden
angelegt^), um in der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts an
Zwettl überzugehen. Alle diese Grangien sind in bereits kolonisiertem
Lande von Zwettl aus gegen Süden und Osten angelegt der Raum
*) Die Pfarre Gars ist fast ständig dem Kanzler zugewiesen (Notizenblatt V,
S. 343 ff.), zur Pfarre Weitra präsentiert Herzog Albrecht 1291 seinen Protonotar
(Lichnowsky, Habsburger-Regesten. II, Nr. 7), Ulrich, Pfarrer zu Kirchberg.
Protonotar unter Herzog Friedrich IL (Fontes, III, 113, Ilö, 120), Pilgrim von
Kuenring, Pfarrer zu Zwettl (Ebenda, S. 45 f.), Härtung von Lichtenfels, Pfarrer von
Friedersbach (Ebenda, S. 3ö8), Hertwic aus dem Ministerialen geschlecht der Tachel,
Pfarrer zu Vitis, in dessen Umgebung seine Familie vor allem begütert ist (Fontes,
XXI, 84).
^) Ratschenhof, DQrrenhof, Gaisruck, Pützles, Edelhof, Kitzmanns; die vier
letzten sind bereits 1315 als Grangien aufgelassen (Fontes, III, 89).
3) Fontes, III, 5H.
*) Ebenda, S. 74.
*) Ebenda, S. 272 ff.
Geschichte der Kolonisation des Waldviertels. 87
daza zum Teil durch Bauernlegung gewonnen J) Die Erwerbungen
im Norden und Westen dagegen werden begründet durch Schen-
kungen der Ministerialen geschlechter, sie erfolgen nach der Durch-
führung der Kolonisation am Ende des XII., Anfang des
Xm. Jahrhunderts. Zwettl hat also wohl bedeutenden Anteil an der
Rodung in der Nähe des Klosters, an der Ansetzung von Kolonisten
dagegen so gut wie keinen genommen.
Dadurch steht aber Zwettl im ausgesprochenen Gegensatz zu
den Zisterzienserklöstern im Slawenlande östlich der Elbe, die von
dem Adel mit der ausgesprochenen Absicht gegründet wurden,
dadurch Siedler anzulocken.^) Wieder können wir aber die Ver-
hältnisse in Obersachsen zum Vergleiche heranziehen, wo das
Zisterzienserstift zu Pforta seinen Besitz ausbreitet durch Schen-
kungen des von den Rittergeschlechtern bereits kolonisierten Landes,
wo dieser Besitz ebenfalls durch Legung der bereits angesiedelten
Bauern in Grangien verwandelt wird.^)
Haben wir den Grund für diese Erscheinung vor allem in der
Ordensregel zu suchen, die den Lebensunterhalt nur durch eigene
Arbeit nicht durch den Erwerb arbeitslosen, grundherrlichen Ein-
kommens zu gewinnen gestattete, die dann erst im XIII. Jahrhundert
eben durch die Teilnahme des Ordens an der Kolonisation des
nordöstlichen Deutschlands durchbrochen wurde, so war es doch
auch ein anderer Umstand, der den Zisterziensern Österreichs
überhaupt die Möglichkeit einer Beteiligung an der Kolonisation
nahm. Die Klöster des Nordens standen im Filiationsverhältnis zu
den zahlreichen Stiftungen Thüringens, Westfalens, der Rheinlande. •*)
Das erste österreichische Kloster, Heiligenkreuz, war von Morimund
aas gegründet. Während dort die Mutterklöster den Töchtern leicht
die Dötigen Kolonisten liefern konnten, fehlte hier das Hinterland
und die Isolierung wurde noch vergrößert, indem nach dieser
Gründung jede Verbindung mit dem Auslande abgeschnitten wurde;
für alle übrigen österreichischen Klöster (Zwettl, Waldhausen,
Lilienfeld etc.), wurde Heiligenkreuz Mutterkloster und damit war
^) Z. B. hec ville Albern et Neytzen .... postea Bunt coniancte et una
grangia ibidem constnicta; m. beneficia in Rafing, ubi nanc locata est grangia
(Fönte«, m, 57).
-) Winter, Zisterzienser des nordöetlicben Deutschlands. II, S. 184 ff.
') £. O. Schulze, Niederländische Siedelungen. 8. IHlff.
*) Winter, 1. c.
88 Dr. Franz Heilsberg.
jede Möglichkeit der Teilnahme an der Kolonisation genommeD.
Bereits wenige Jahre nach der Gründang klagt man in Zwettl
über Menschenmangel. »)
Das Zurücktreten der bayrischen Beziehungen zeigt sich auf
das klarste in dem völligen Mangel bayrischen Klosterbesitzes im
inneren Waldviertel. Von oberösterreichischen Klöstern erwarb
Kremsmünster einen Wald am Weitenbache, aus dem der Ort
Martinsberg entstand^), ebenso gründete Lambach Ort und Pfarre
Oberkirchen ^), Garsten Münichreith, während ihm Gastem bereits
besiedelt übergeben wurde.*) Von niederösterreichischen Klöstern
erwarb Klostemeuburg bereits nutzbaren Besitz am Weitenbache
und um Eggenburg*), Heiligenkreuz einigen Besitz um Zwettl, wohl
infolge seines Anteiles an dieser Stiftung.^) Von einheimischen
Klöstern ist Altenburg nur unwesentlich über das Horner Becken
gegen Westen, Geras-Pernegg nicht über Waidhofen mit seinem
Besitz hinausgelangt. Die Grafschaft Litschau blieb lange Zeit über-
haupt frei von klösterlichem Besitz. Aufs klarste zeigen uns diese
Tatsachen den weltlichen Charakter der Kolonisation, namentlich
des inneren Waldviertels.
Anhang.
I. Verzeichnis slawischer OrtsBamen im Waldnertel.
Es warde verwendet: Miklosich, Slawische Ortsnamen aus Personennamen
(in Denkschriften der Wiener Akademie, phil-hist. Klasse. Bd. XIV) {= M. 14.) ;
Derselbe, Slawische Ortsnamen ans AppellatiTen (1. c. Bd. XXI 11) (= M. 23.),
sowie die Ortsrepertorien von Böhmen, Mähren, Steiermark, KSxnten und Krain,
endlich Müller, Vorarbeiten zur altösterreichischen Ortsnamenkunde (Blatter des
Vereines für Landeskunde. Bd. XVUI— XXVI und XXXIV). Von irgend welcher
Sicherheit der gewonnenen Resultate im einzelnen kann freilich nicht die Rede
sein. Scheint dies doch selbst dem geschulten Philologen nicht möglich, wie die
Arbeiten von Müller zeigen, die, nachdem sie zuerst slawischen Einfluß in
grofiem Maßstabe angenommen hatten, nun einen solchen fast g&nzlich leugnen.
(Vgl. auch Vancsa, a. a. O.)
1) Fontes, III, 47.
*) Urkundenbneh des Landes ob der Enns. II, 724 ff.
3) Notizblätter. V, 470 ff.
*) Urkundenbach des Landes ob der Enns. I, 121, n. IX und 128, n. XIV.
i) Fontes, IV, Nr. 477. 346, 638, 680 etc.
") Ebenda, III, 95.
Geschichte der Kolonisation des WaldvierteU. 89
B5hmsdorf, 0.-6. Wnrmbrand, 6.-B. Gr.-Gerongs.
Böhmzeil, G.-B. Schrems.
Dobersberg, Toebetmensperg in Notizblatt V, 357, offenbar Schreibfehler,
ionst Dobrosperg etc., siehe Dobra. Müller, Blätter des Vereines für Landes-
kunde. Bd. XXIV, 239.
Doberndorf, Dobrantendorf, Dorpendorf, siehe Dobra.
Dobra, O.-G. Kmmao, G.-B. Gföhl, dobry bonus M. 23. 157. Zahlreiche
Orte dieses Namens in Böhmen.
Dölla, O.G. Pöbring, G.-B. Pöggstal, dol forea M. 23, 157, DöUacb,
Kärnten.
Drösle dl, G.-B. Saabs, di^essidlo (Topographie)?
Drösiedl, O.-G. Pfaffenschlag, G.-B. Waidhofen.
Eibenstein, G.-B. Raabs, ira salix M. 23, 173, Eibiswald. Eibenschuß,
Kirnten. Müller, Blätter des Vereines für Landeskunde. XXIV, 245.
Eibenstein, Groß- nnd Klein-Eibenstein, G.-B. Schrems.
Feistritz, O.-G. Mannersdorf, G.-B. Pögstall, Vostrizze 1120, bystr citas
M. 23, 150. Müller, Blätter des Vereines für Landeskunde. XXV, 69.
Fi st ritz, G.-B. Waidhofen, siehe Feistritz.
Fratres, G.-B. Dobersberg. Müller, Blätter des Vereines für Landeskunde.
XXVI, 103.
Geras, jaros M. 14, 73. Vgl. Blätter für Landeskunde. Bd. XXV, S. 31.
Globnitz, G.-B. Zwettl, Glokkenz, Glokniz etc. glog. Crataegus M. 23. 162.
Goggitsch, G-B. Geras, cokdas c. 1260?
Gradnitz, G.-B. Zwettl, Gradenze 1138, grad M. 23, 165.
Granitzhäusel, O.-G. Dorfstetten, G.-B. Persenbeug, granica M. 23, 166.
Granz, O.-G. Marbach, G.-B. Persenbeug, wie oben.
II Im au, G.-B. Dobersberg, jilem ulmus M. 23, 173, Jilem, Jilemnice, Böhmen.
Jassnitz, O.-G. und G,-B. Waidhofen, Jeznich c. 1260, jasna M. 23, 175,
Jaäenica, Mähren.
Kottann, G.-B. Geras, Chodaun 1291, chody M. 14, 68, Ohodau, Chodaufi,
Cäodor etc , Böhmen.
Krems, Chremesa, kremj silex M. 23, 188.
Langenlois, liubisa c. 1080, siehe Loiben.
Leinsitz, O.-G. St. Martin, G.-B. Weitra, Luensnitz, luia palus M. 23, 198.
Lexnitz, O.-G. nnd G.-B. Dobersberg, les silva M. 23, 194, Lesniza in
Kärnten, Lesniz auf Bügen, Leschnitz, Lesnice, Böhmen.
Liebnitz, O.-G. Speisendorf, G.-B. Raabs, lipa tilia M. 23, 195, Lipnice,
Lipenc, Lipnik.
Li tschau, li§ M. 14, 41, Litschau, Litschkau, Litschnitz, Böhmen.
Loiben, G.-B. Krems, ad. liupinam, Ijub M. 23, 197.
Loibenrent, O.-G. Alt-Pölla, G.-B. AUensteig, siehe Loiben.
Loiberdorf, G.-B. Pöggstall, siehe Loiben.
Loiwein, (9.-B. Gföhl, Loiban c. 1260, siehe Loiben.
Loja, O.-G. Gtottsdorf, G.-B. Persenbeug, Lohov, Lohowitz, Lojowitz, Böhmen?
Meisling, G.-.B. GfShl, muzzliche 1135, Tgl. Kämmel S. 171.
Metzling, O.-G. Gottsdorf, G.-B. Persenbeug, Moczelicz 1282, moöilo
M. 23, 302.
90 I>r* Franz Heilsberg.
Mixnitz, 6.-B. Eggenburg, msich monachiu, M. XXIII, 201. Michnits,
MidmicOi Böhmen?
Modlitich, O.-G. Schwarzenan, 6.-B. AUenteteig, modlisse 1150, modlice
M. 14. 47, MoUiöe, Kärnten.
Mottsiedl, O.-B. Raabs, Mutsidel c. 1260, moälo M. 23, 202, Maädlo,
Böhmen, Motachiedl, Kärnten.^)
Naglitz, G.-B. Weitra, naklo, nakalce M. 23, 205, Nagles, Nakel, NakloT,
Böhmen.
Ostra, G.-B. Krems, ostry acntas M. 23, 211.
PI eissing, O.-G. Fritzeisdorf, G.-B. Persenbeag, siehe Plessberg, Pleschnitz,
Böhmen?
Pleissing, O.-G. Pöbring, G.-B. Pöggstall.
Plessberg, O.-G. Kaatzen, G.-B. Dobersberg, pleso palos M. 23. 215, Pless-
dorf, Steiermark; Pies zahlreich in Böhmen.
Plessberg, O.-G. Kirohschlag, G.-B. Ottenschlag.
Preisegg, O.-G. Mödelsdorf, G.-B. Spitz, preseka M. 23, 221, Preisegg in
Oberösterreich. '
Pölla, G.-B. Aliensteig. Pollan llHo, poljana campns M. 23, 218, PöUand,
Krain; PöUaa, Steiermark.
Baabs, Kogatz, rogoz M. 23, 227.
Raabs, Klein-, O.-G. Alt-Pölla, G.-B. Allensteig.
Radessen, O.-G. Drösiedl, G.-B. Raabs, Radoz c. 1260, radiöi M. 14. bS,
Radis, Radisch, Radischen, Böhmen.
Radischen, G.-B. Litschan, Radeschen 1368, siehe Radessen.
Rad seh in, O.-G. Reinberg-Dobersberg, G.-B. Dobersberg, grad castellam
M. 23, 166, Radsin, Hradschin, Böhmen.
Ranna, O.-G. Mühldorf, G.-B. Spitz, rauna c. 1100, raven planus M. 23,225.
Rassingdorf, O.-G. Höfiein, G.-B. Geras, Rassendorf c. 1150. rasin
M. 14, 55, Raschln, Böhmen?
Reicha, O.-G. Ostra, G.-B. Krems, Radichove 1154, radikor M. 14, 53,
Radechan. RadechoT, Radikov etc., Böhmen.
Reinprechtspölla. G.-B. Eggenbarg, siehe Pölla.
Röschitz, G.-B. Eggenbnrg, repa M. 23, 227. repisäe, RepÖiÖ, Krain,
Repöice, Böhmen.
RoBsa, G.-B. Raabs, Bazzoch 1369?
Stihaditz, O.-G. Rabesreitb, G.-B. Raabs, Schottizt c. 1260?
Schetttz, O.-G. Ladings, G.-B. Gföhl, Shibz 1216, Schibitz, Mähren.
Schiader, G.-B. Waidhofen, slatina palas M. 23, 324, zlato aaram 261.
Schiada häufig in Böhmen; Scblatten, Mähren, Schladnitz, Steiermark.
Schleinitz, Burg-, G.-B. Eg^renburg. slunice, Slnnce, Böhmen.
Schrems, der Torbeifließende Bach als schremelize 1179, kfemj wie Krems.
Starrein, G.-B. Geras, star vetas, starin, starina M. 23. 238.
Stojes, O.-G. Jaudling, G.-B. Waidhofen, stojice M. 14, 61, Stojanowice,
Böhmen.
') Ffir die Ort« Heisling-Mottsiedl siehe allerdings jetzt die abweiohenden Erklirongeo us
dem Dentsehen tod Richard Mftller im VI. Bande der »Topographie von Nieder6sterreichc.
Geschichte der KoloniBation des Waldviertels. 91
Straning, G.-B. Eggenbnrsr, strana, regio, M. 23, 239, Straning, Kärnten.
Syrnan, O.-G. nndG.-B. Zwettl, sirek, sorgum M. 23, 232, airnicha. Sirming.
Taabitz, G.-B. GAShl, Tonpbezze 1242, Tapeiy, Tnpes. Böhmen.
Thana, G.-B. AllenUteig, Tuchen 1150?
Thanres, G.-B. Allentsteig, siehe Thores.
Thaares, G.-B. Litschau, siehe Thnres.
Thaya, G.-B. Waidhdfen?
Theisa, G.-B. Krems, Tiscizin c. 1110, tis pinus M. 23, 247. Tisovica.
Tisice, Böhmen.
Th&rnau, G.-B. Geras tm spina M. 23, 249, der Name häafig in allen
slawischen Gebieten.
Thnma, G.-B. Raabs, Tamme 1369, tma, tenebrae BL 23, 251. Tomovka
Böhmen.
Thnres, O.-G. Rossa, G.-B. Raabs, Tnrezz 1369, tur tanros M. 23, 250
tory M. 14, 66, Tanrow, Tutez, Böhmen. Müller, Blätter des Vereines für Landes-
kunde. XXIV, 217.
Tremm egg, O.-G. Pajerstetten, G.-B. Pöggstall, Trevenize, c. 1115, traya,
trarnik M. 23, 248? Treunitz, Böhmen.
Triglas, O.-G. Kantzen, G.-B. Dobersberg, tri, tria M. 23, 249. Tfiklasowitz,
Böhmen, vgl. Triglav.
Tröbings, O.-G. Radi, G.-B. Raabs, tfebiti, pnrgare M. 23, 248.
Troibetsberg, G-B. Pöggstall, wie Tröbings.
Vitis, G.-B. Schrems, Vitisse ll50, vitov, vitice M. 14, 22. Vitice. Böhmen.
Blätter des Vereines für Landeskunde. XXVI, 113.
Weitra, Withra 1183, vitr, Wind, vgl. Gesch. Beil. Bd. VI.
Windigsteig, G.-B. Waidhofen.
Windiscendorf, Wüstung bei Meisling, G.-B. GfÖhl, Gesch. Beil Bd. lU,
Pf. Meisling.
Witschkoberg, G.-B. Weitra, vitov, vitkov M. 14, 22; Vidkov, Viökovice,
Böhmen.
Wnltschan, G.-B. Schrems, vlk, volöe M. 33, 255, Vlöoves, Böhmen.
Zaingrnb, G.-B. Hörn, sanikov vor 1140, Sanik, Sanov, ^ankov, Böhmen.
Müller, Blätter des Vereines für Landeskunde. XVIII, 425.
Zettlitz, G.-B. Geras, selo sedes, sedlice M. 23. 231, Zettlitz und ähnUche
Bildungen häufig in Kärnten, Sachsen und Böhmen.
Zwettl, swietl M. 23, 243. vgl. Fontes. III, 30.
Klein-Zwettl. O.-G. Gastern, G.-B. Dobersberg, im M.-A. (ze den) Zwettlem.
Zwinzen, O.-G. Bernschlag, G.-B. Alientsteig, zwinsse 1150, svinija sus,
mnica M. 23, S. 243, Zweinitz, Kärnten, Svince, Zwinzen, Böhmen.
Es ist selbstverständlich, daß in einem Gebiete, in dem wir
es nicht mit Wanderungen von Stämmen zu tun haben, die noch
ziemlich scharf geschieden sind, sondern mit einer grundherrlichen
Siedelung einer Zeit, in der sich die Stammesunterschiede bereits
92 l^f- Franz Heilsberg, Geschiebte der Kolonisation des Waldviertels.
Stark verwischt haben, und zwar doch zuerst in den am leichtesten
beweglichen grandherrlichen Kreisen, wo ferner die Kolonisation
rasch vor sich geht also gar keine Zeit bleibt zur Ausbildung von
Unterschieden in der Ortsnamengebung, daß in einem solchen Gebiete
uns die Ortsnamen kein Bild der Siedelungsgeschichte geben können.
Nur in einer Beziehung ist die Anordnung der Ortsnamen charakte-
ristisch. Die genetivischen Ortsnamen fehlen im Süden und Osten
in den Bezirken: Persenbeug, Pöggstall, Spitz, Krems, Langenlois.
Geras; dafür fehlen die Ortsnamen auf -dorf im Norden und Westen,
wo die genetivischen Ortsnamen vorherrschen, in den Bezirken:
Dobersberg, Litschau, Waidhofen, Weitra, Zwettl, Schrems. Es
spiegelt sich in diesem Gegensatze der der Villikationssiedelung im
Süden und Osten gegen die bäuerliche Weiler- und Dorfsiedelung.
die sich mehr im Nordwesten konzentriert; im wesentlichen deckt
sich dieser Gegensatz aber auch mit dem der Ansiedelung des
bayrischen Adels gegen die der Ministerialen.
n. Ortsnamentabelle.
Bildungen aus
i Endungenauf
Bezirk 1
1
Apella-
tiven
1
Personen-
namen
-dorf
-schlag
-reith
1
GenitiT-B
Allentsteig . .
Dobersberg
Eggenbarg
Geras ....
Gföhl . .
Groft-Gerangs
Hörn . . .
Krems . . .
Langenlois .
Litschau
Ottenschlag
Persenbeng .
POggstall .
Raabs . .
Schrems . . .
Spitz ....
Waidhofen .
Weitra . .
Zwettl . .
20
14
9
12
21
59
30
14
Iß
9
75
86
131
45
64
108
37
86
72
1
37
31
20
15
14
30
23
9
9
24
51
7
2
15
15
6
29
23 1
30 ;
1
1
20
14
3
4
19
12
8
6
8
20
13
1
, 1^
1
3
2
1
3
17
4
1
2
3
2
5
2
2
5
1
8
4
1
1
3
2
6
3
5
28
23
"8 !
19
3
___ 1
15
27
4
'[
23
14
19
Summe .
849
390 ;
1
144
49
45
195
DAS
FRAUENKLOSTER HIMMELPFORTE
IN WIEN
VOH
P. ALFONS ZÄK.
(SCHLÜSZ.)
L
(Fortsetzung.) *)
Zar Zeit der großen Kirchenvisitation 1543 — 1544 stand der
Himmelspforte
Benedikta Asenpanm
von Lassee als Priorin vor. Sie erklärte, daß nur der Landesfürst
der Schatzherr ihres Klosters sei und daß die meisten Stifts-
und Lehensbriefe bei dem Feuer im Jahre 1525 verbrannt oder zu
Kriegszeiten verloren gegangen sind. Aus den von ihr vorgewiesenen
30 Urkunden wären heute manche wichtig, wenn man sie nur hätte. 2)
So sahen die Visitatoren eine Urkunde vom 21. Juni 1388, den
Weingarten »Weidner«, eine vom 22. April 1442 (?), den Wein-
garten »Stainbüchel« in Nußdorf von der Schwellerschen Stiftung
(Sonntag vor Martini), eine vom 5. März 1466, den Weingarten in
Perchtoldsdorf, und eine vom 4. Juni 1482, den Weingarten am
Stainberg, der von Ulrich von Haringsee erkauft wurde, betreffend.
Ein Kaufbrief vom 13. Dezember 1437 bezog sich auf fünf Holden in
Simonsfeld, ein anderer vom 21. September 1443 auf das Gut Aindleiff-
lehen, alles dies vom Abte Wilhelm von Geras, Verweser des Klosters
Pemegg, verkauft 3); dann waren zwei Stiftsbriefe über die Paradeis-
müUe, ein Kaufbrief wegen des Holzes Ellweiß, erkauft von Veit
von Ebersdorf (1470, Februar 1), ein Freibrief des Königs Ladis-
laus wegen des Holzes im Wiener Wald (1456, Jänner 3), ein Gab-
brief des Herzogs Friedrich vom 9. Oktober 1458, womit er dem
Kloster 60 Fuder Salz von Hallstatt schenkte, ein Brief um 8 Pfund
Pfennig Burgrecht vom 10. September 1518, gelegen auf Dr. Leopold
^) Den Anfang des I. Teiles siehe Jahrbuch für Landeskunde IV und V
(1905 und 1906), S. 137-224.
2) Bekannt sind bloß die Urkunden von 1270, März 23; 1267, Juli 18;
^^0, Juli 15 und 1413, Oktober 12, von denen früher die Kede war.
3) Stimmt mit den Vereinsblättern, 1899, S. 161, überein.
96 Alfons ik\L.
Jordans Methk eller in Wien, nnd 14 Bestand- oder Leibgedingbriefe
wegen der Klosterweingärten vorhanden.
Ferner sagte die Oberin aus, daß das Kloster zuerst für 12 Jung-
frauen gestiftet war, jetzt aber nur 11 im Kloster seien, die zwölfte
jedoch täglich von Prag erwartet werde. Sie alle singen die Mette,
das Amt, die Hören und die Vesper nach den Ordensstatuten. An
Einkommen besaß die Himmelpforte: Von elf Lehen in Weikers-
dorf 13 Pfund, von fünf Holden in Simonsfeld 4 Pfund 7 Schilling
15 Pfennig, von acht behausten Gütern auf der Landstraße 4 Pfund
1 Schilling 29 Pfennig, von einem Holden (Konrad Kharner) 2 Schilling,
von der Fleischbank am Lichtensteg 8 Pfund Burgrecht, vom Meth-
keller des Hans Jordan in Wien Burgrecht 8 Pfund, von 49 Vierteln
Weingärten zu Ottakring und Breitensee 8 Pfund 7 Schilling
10 Pfennig, von 65 Vierteln Überlflnd ebenda 10 Pfund 3 Schilling
10 Pfennig, 5 Viertel von dem Burgfeld 1 Pfund 1 Schilling
12 Pfennig, vom Greifling-Weingarten (9 Achtel) 2 Schilling
12 Pfennig, von 2V2 ^och Acker 5 Schilling, von vier Joch Wein-
gärten Uberländ um Wien 1 Pfund 5 Schilling 8 Pfennig, in
Brunn Uberländdienst 4 Pfund, von den Weingärten zum Halbbaa
47 Pfund, von der Paradeismtihle Zins 24 Pfund, von den Wiesen
in Salmansdorf 1 Pfund 3 Schilling, Getreidedienst ebendort
32 Hetzen, von acht Joch Acker am Sporkenbüchel 5 Mut Korn,
Wiesmat 36 Tagwerk, vom Grundbuch über 2 Pfund jährlich. Die
in eigener Begie befindlichen Klosterweingärten waren im ziemlicheD
Bau und gaben im Jahre 1543 zwölf Dreiling Wein. Ausgaben hatte
das Kloster, außer eigenem Haushalt, für verschiedene Professionisten,
für einen Weingarten- und Wagenknecht, einen Organisten, einen
Kirchendiener, eine Köchin, eine Wäscherin, eine Meierin und einen
Viehhalter. Es wurde auch ein deutscher und ein ungarischer
Beichtvater honoriert. Vor zirka 14 Jahren entlehnte die Priorin
vom Abte zu Geras wegen der Armut ihres Klosters und zur For-
derung der Weingärten 112 Pfund, vom Wiener Domherrn Anibros
Salzer 10 Pfund Pfennig und mußte mehrere Weingärten auf etliche
Jahre versetzen. Sie klagte über das Unglücksjahr 1525 und das
Feuer; vorher waren im Kloster Kinder vom Adel und andere
Frauen in Kost und Erziehung, jetzt kann man sie dort nicht
unterbringen. Das Salzamt, welches dem Kloster 60 Fuder Salz
jährlich geben soll, gab sie nur nach seinem eigenen Gutdünken und
nicht die volle Zahl. Vor dem ersten Ttirkenkrieg gab das Hub-
Daa Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 97
haas dem Erlöster wöchentlich 2 Pfund gestiftete Güter, aber seit
dem Jahre 1529 nicht mehr, weswegen die Priorin Benedikts um
weitere Ansfolgang batJ) Im Jahre 1550 erscheint
Helena Schwarz
als Priorin zur Himmelpforte. Sie ließ die Klostermtthle im Para-
deis an der Wien, welche bisher der jüngst verstorbene Andreas
Rottmair, Müller and Bürger zn Wien, mit seiner Hausfrau Ottilie
in Pacht hatte, dem Meister Hans Hegner, Müller und Bürger zu
Wien, und Agnes, seiner Gattin, auf ihrer beider Lebenszeit zu
Bestand und Leibgeding gegen 26 Pfund Pfennig und andere fest-
gesetzte Verbindlichkeiten. Der Bestandbrief wurde von der Priorin,
vom Konvent, vom Hof kaplan Valentin Sixtl, vom Klosteranwalt und
dem Geraser Abte Balthasar besiegelt. (Wien, 1550, Juli 17.)^) Als
dann die Schwellersche Stiftung am Frauen altar durch das Ableben
des Domkapitulars Georg Huetter, Meisters der freien Künste und
der Philosophie, frei wurde, meldeten sich zwei Supplikanten,
Niklas Hertzeberger und Paul Rattich. Das Patronat stand dem
Domdechant Johann Rath, dem Meister der freien Künste und Prior
des erzherzoglichen Studienkollegs, Christophor von Kaschau, und
der Priorin der Himmelpforte zu. Die Priorin wollte mit ihrem Kon-
vente nur den Priester Hertzeberger, ihren Beichtvater, zum Bene-
fiziaten haben. Dieser wurde denn auch vom Wiener Bischöfe Friedrich
am 12. November 1550 bestätigt, nachher durch Überreichung des
Meßbuches und Aufsetzung des Birettes installiert. Er sollte jedoch
d» n Weingarten im Nußpachten in Heiligen Stadt dem Paul Rettich
zum Nutzgenuß lassen und erst nach dessen Ableben genießen.^)
Am 19. September 1561 gab Ferdinand I. nach der jüngst
abgehaltenen Visitation der fünf Wiener Frauenklöster dem Wiener
Bischof Anton Brus von Müglitz die geistliche Gerichtsbarkeit über
die Himmelpforte und das Kloster bei St. Anna (Klarissen), da das
erste Frauenkloster zwar bei der jüngst gehaltenen Visitation den
Abt von Geras als Visitator und Oberen anerkannte, dieser sich
^) yisitationsprotokoll vom Jahre 1533 — 1544 im k. and k. Haas-, Hof- nnd
StaatnrchiTe in Wien. Bd. II, Fol. 481 sq. Ähnliche Protokolle anch im k. k.
Arehiye für NiederMerreich in Wien. Vgl. Klein a. a. O. IV, 100.
*) Nach einer Kopie im Stiftsarchive sn Geras. Der Müller Hans Heg^er
bteaA auch eine MOhle in Schwechat.
*) Original Pergament im fUrsterzbischOflichen Konsistorialarchire zu Wien.
Jahrbuch d. Y. f. Landeskunde. 1907. 7
98 Alfo&i ihk.
aber wegen der großen Entfernung um das Kloster wenig annahm.
St. Anna hatte jahrelang gar keine geistliche Oberen, »dardnrch
dann beede Clöster nit in geringen Abfall khomen«. Zu Kommis-
sären für beide Frauenklöster ernannte der Kaiser seine Räte Hans
Freiherm von Carling und Dr. Johann Qösl.*)
Nach einer kaiserlichen Resolution sollten die Klarissen von
St. Anna mit ihrem Einkommen dem Kloster Himmelpforte inkor-
poriert werden; die Äbtissin wurde aber zu St. Hieronymus verordnet
und sollten fttr ihren Unterhalt 30 Pfund gezahlt werden.^)
Mit dem Prämonstratenserorden stand es gerade jetzt im
Lande sehr schlecht. In Pemegg blieb um 1551 nur eine einzige
Klosterfrau Rosina Aichinger (f 1585), mit welcher das dortige
Frauenkloster ausstarb und aufhörte; es wurde später in ein Prä-
monstratenser-Chorherrenstift umgewandelt. Ähnliches geschah in
den mährischen Frauenklöstern. Im Jahre 1561 waren der Abt in
Geras und der Propst in Pemegg ganz allein. Die Himmelpforte
bekam schon längere Zeit hindurch neue Priimonstratenserinnen
aus Ungarn, die dort von den Türken aus ihren Klöstern ver-
trieben worden waren und nun nach Wien kamen. So bat z. B. am
5. August 1563 diePriorin, daß die kaiserlichen Kommissäre demKloster
die Administration, Siegel und Grundbücher wieder übergeben und
die Aufnahme von fünf oder sechs Schwestern aus Sellesch
in Ungarn gestatten mögen, was ihr bewilligt wurde. Am 17. No-
vember d. J. wurde der Fürstbischof von Gurk Urban Sagstetter,
Administrator der Wiener Diözese, befragt, ob man wegen der
Entfernung des Stiftes Geras die Himmelpforte der Jurisdiktion
des Wiener Bischofs unterordnen solle. Der Abt von Geras wäre
zuvor Visitator des Klosters gewesen, dann seien aber der Dom-
propst und Georg Prandstetter zu Kommissären verordnet worden. ^)
Das Stift Geras forderte zweifelsohne seine alten Rechte. Leider
mehrten sich die Klagen über die schlechte Wirtschaft der Priorin
zur Himmelpforte. Es war dies
^) Ebenda. Der Bischof war ■chon zuvor Ordinarius der übrigen drei Wiener
Frauenklöster.
^) Wiener Stadtarchir. Im Jahre 1570 starben die letzten drei Kloster-
frauen bei St. Anna an einer Seuche; die noch allein übrige kränkliche ÄbtiBsin
kam im April 1572 in das Jakobskloster, wo sie bald starb. Klein, a. a. O. IV, S. 215.
3) Vereinsblätter. 1896, S. 452, 454, und 1899, S. 233, 240—242.
Das Fraaenkloster Hinimelpforte in Wien. 99
Lncia von Schintha,
yennaüicli ans Ungarn gebürtig, weil ungarische Prämonstratense-
rinnen in dem kleinen Konvente schon die Mehrzahl bildeten, da-
her eine Ungarin zur Oberin wählten. Häufige Veräußerung des
Elostergutes und viele Schulden drohten das arme Kloster gänzlich
zu vernichten.
Am 1. Februar 1566 teilte die niederösterreichische Regierung
und Kammer dem Kaiser und seinem Rate, dem Bischof Sagstetter.
den Vorschlag der Kommissäre Matthias Werdtwein, Dompropstes
bei St Stephan, und Sebastian Weiller mit, über die Himmelpforte
wegen Un Würdigkeit und übler Haushaltung der Oberin die Kuratel
zu verhängen und einen Schaflfer* (Hans Römer, Wiener Bürger)
ZOT Ordnung der Klosterwirtschaft einzusetzen. Nach einem späteren
Vorschlag (Wien, 1Ö66, Februar 0) dieser Kommissäre sollten die
Schulden bei St. Agnes (708 Gulden, 13 Schilling, 22 Pfennig) 0
teilweise durch Verkauf der Holden in Niederrußbach, der über-
lände zu Weikersdorf, die mehr Schaden als Nutzen abwarfen, und
eines Zubaues am Kloster (das Ziegelhaus) getilgt werden.^) 1567
löste Kaiser Maximilian ü. der Himmelpforte, wie auch den Jesuiten,
dem Stifte Klosterneuburg und St. Dorothe ihr Eigentum im
Prater ein, um dort ein Jagdrevier einzurichten.^)
Im Jahre 1568 hatte die Schwellersche Stiftung in der
Ynzinger Kapelle bei der Himmelpforte der genannte Dompropst
Matthias Werdtwein inne. Er kaufte am 24. April d. J. von Wolf-
gang Ebmansperger, Bürger zu Korneuburg, und Barbara, seiner
Gattin, mit Zustimmung des Stadtrichters Christoph Kharoman und
^) Der niederösterreichische Landschaft - Steucrriickstand (1556— 15B4)
278 fl. 3 ß 22 ^, Seb. Guetrater 100 fl., der Stadt Wien Steuerrückstand 28 fl.,
dem Stift Klostemenburg fUr Zehent und Bergrecht 30 fl., dem Bischofshof 84 fl.,
dem Steinmetz 24 fl., Kristof Taintzsch 20 fl., dem Schmied 21 fl., den Kauflentcn
B fl., an Machelohn 3 fl., dem Apotheker 3 fl. 4 ß, an Lohn für den Wagen- und
Weingartenknecht und die Mairin 51 fl., dem Stantzel ö8 fl. 6 ß, was alles die
obige Summe Schulden ergibt. Dagegen dienten die Untertanen in Niederrußbach
2fl. 2ß, 11 Lehen in Weikersdorf (zu 1 fl. 30 ß) 16 fl., behauste Gülten 18 fl.,
Oberlände 321 fl. 20 ß, zusammen 402 fl. 20 ß, wovon jedoch die Landsteuer
za entrichten war.
^ Ein Konzept, ein Original und zwei Beilagen im fÜrsterzbischOflichen
Konsiitorialarchive zu Wien.
^ Tschischka, Geschichte der Stadt Wien. S. H15; B ermann, a. a. O.
8. 765 und 771.
'^f\f2 ^
100 Alfons ikk.
der Stadt Korneuburg 2 Pfund Burgrechts, gelegen auf einem Hause
zu Korneuburg, um 50 Pfund Pfennige für sein BenefiziumJ)
Nach längeren Unterhandlungen verkaufte die Priorin, Lucia von
Schintha, am 8. Dezember 1570 »wegen der Notdurft ihres Klosters
mit kaiserlichen Konsens vom 2. Oktober d. J.< dem Wiener
Bürger Sebastian Pestler, Obervater der Armen bei St. Marx, und
Elisabeth, dessen Gattin, den vorderen und hinteren Stock samt
Zimmern, Kammern, Kellern, Stallungen, Fenstern, Hof und Brunnen
ihres freieigentümlichen halben Ziegelhauses in der Traibotenstraße,
welches einerseits nächst der anderen seiner von Anna Ehnin, ge-
borenen Liessin, erkauften Hälfte desZiegelhauses, anderseits neben dem
Hause des Sebastian Weiler, Bürgers in Wien, gelegen war. Am 6. August
1571 verkaufte diese Prior in mit demselben KonsensdemHansSchadner,
kaiserlichen Rat und Landgrafen, und seiner Gattin Cäcilia das
Freihaus in der Traibotenstraße, wo ein Steinmetz wohnte. Dieses
stiefi oben an die Mauer des Klostergartens, unten an das
Klostertor bei der Einfahrt.^) Im Wiener Stadtarchive liegen
ganze Faszikel Klosterakten unter dem Titel »Himmelpforte«,
welche die übel geführte Wirtschaft des Klosters, zahlreiche Kom-
missionen, Forderungen des Klosters St. Jakob, Rechnungen der
Handwerker, Schuldscheine, eine Menge Suppliken der Priorin
Lucia and ihrer Nachfolgerin Martha, die Paradeismühle u. a. (1565
bis 1579) betreffen. Die Paradeismühle an der W^ien hatte bis 1570
Agnes, Witwe nach Erhard Falckh, Müller, nachher Barbara
Siebenbtlrger inne, gegen welche die Priorin Lucia viele Beschwerden
führte (Wien, 1570, Juni 1). Die Mühle ist von den Türken, des-
gleichen 1552 von den Spaniern verbrannt, dann aber wieder auf-
gebaut worden; sie war einstöckig und etwas baufUlig. ')
^) Original Pergament im k. und k. Haas-, Hof- und Staatsarchive za
Wien. QaeUen, a. a. O. I, 2, Nr. 1975.
-) Zwei Originale auf Pergamenl. Das erste im Wiener Stadtarchive,
das zweite im k. und k. Haus«. Hof- und Staatsarchive zu Wien. Q eilen, a. a. 0.
1, 2, Nr. 1977. Hier ist auch Jakob Öchsl, kaiserlicher Rat und Kommissir,
Siegler.
^) Im Jahre 1577 wurde diese Mühle dem Thomas Siebenbürger ver-
pachtet; für die Jahre 1577 — 1579 bezahlte die Steuer J. B. SiebenbUrger, die Jahre
1580—1592 blieb er schuldig, welche Schuld dann 135 Pfund, 2 Schilling, 12 Pfeonig
ausmachte. Sie wurde am 14. September 1592 bei dem Wiener Steueramte von der
Witwe J. B. Siebenbürgers, Barbara, beglichen. Für die Jahre 1573—1576, wo die
Himmelpforte die Mühle in eigener Regie hatte, muflte die bteuer vom Kloster
selbst den Chorfrauen bei St. Jakob gezahlt werden.
Das Frauenkloster Himmelpfurte in Wien. JOl
Am 3. April 1569 bat Jakob Rumor, Bürger zu Mödling, den
Kaiser um VerlängeruDg des Leibgedings von einem zur Himmel-
pforte gehörigen Weingarten (am Brunnerberg, »der Meserl« ge-
nannt), den Magdalena Grießgöttin, Priorin des Klosters ^), dem
Ycrstorbenen Martin Eckhel, Bürger zu Mödling, und seiner Qattin
Lncia verlassen hatten.
In den Jahren 1568 — 1571 unterhandelte Priorin Lucia mit
den Elosterräten und der Universität in Wien wegen der Zäpflischen
Stiftung (vom Jahre 1513), des Ereuzaltars und der Benefizien bei
der Himmelpforte. Sie verlangte namentlich die seit Jahren aus-
ständige Leistung per 12 Pfund 4 Schilling aus der Zäpflischen
Stiftung von der Universität, die übrigens vom Buchbinder Gregor
Eberhart, der im Klosterbause in der Weihburg wohnte, ganz
widerrechtlich 20 Gulden Zins eingenommen hatte. Der Ausfall
der jährlichen Leistung und andere Ausstände betrugen bereits
9j7 Gulden 4 Schilling. Noch am 15. Mai 1571 bat Priorin Lucia
den Statthalter um Erledigung ihrer Geldforderung. Im übrigen
wurden am 28. Oktober 1568 und 23. August 1569 zwischen der
Universität und dem Kloster eigene Verträge wegen der Benefizien
abgeschlossen. ^)
Seit dem Jahre 1568, unter Kaiser Maximilian 11., handelte
es sich um gänzliche Aufhebung des vormals den Dominikanern
gehörigen Klösterleins der Klarissen bei St. Peter in Wiener-
Keustadt. Die Güter dieses Hauses wurden beschrieben und sollten
verkauft werden. Im Jahre 1574 erfolgte wirklich die Aufhebung.
Die letzten drei Ordensfrauen wurden nach Wien zur Himmel-
pforte übersetzt und diesem Kloster einverleibt, das Kloster St. Peter
aber wurde vom Neustädter Bischof Lambert Grutter, einem ge-
lehrten Niederländer, der beini Kaiser Maximilian II. und auch
seinem Nachfolger Rudolf II. in großem Ansehen stand, über-
nommen. Der Bischof versprach mit Revers, den ausgewanderten
Nonnen, so lange sie leben, jährlich 150 Gulden zu zahlen. ^) Im
Jahre 1575 hieß die Priorin bei St. Agnes zur Himmelpforte
Martha Zoltan.
^) Ist nicht näher bekannt. Es muß eine Priorin des Wi. Jahrhanderts
gewesen sein, deren Wirkongszeit leider in Vergessenheit kam.
*) Wiener Stadtarchiv.
') FQrsterzbischöfliches Konsistorialarchiv in Wien. Klein, a. a. O IV, 215.
102 Alfont ikk.
Unter ihr wurde der Dreikönigsaltar durch den Tod des
kaiserlichen Hofalmoseniers Johann Densin frei, der übrigens nur
durch einen Stellvertreter den Gottesdienst sehr nachlässig hatte ver-
sehen lassen. Nach dem Willen des Kaisers sollte jetzt Dr. Paul Marche-
sinus das Benefizium erhalten, aber Martin Engelhart, Vizedechant,
Johann Equellus, Prior des erzherzoglichen Kollegiums, und Priorin
Martha, verliehen es am 25. Mai 1575 dem Bittsteller Kanonikus
und Professor Mag. Peter Muchitsch, der bisher kein Benefizium
besaß, daher zur Versehung der Stelle tauglich war, seinen Ver-
pflichtungen persönlich und genau nachkam und auch vom Bischof
bestätigt wurde (1575, 28. Mai).*)
Auf Befehl des Erzherzogs Ernst, Statthalters von Österreich,
fand am 24. Februar 1577 eine genaue Visitation der Himmel-
pforte statt, welche Greorg, Propst von St. Dorothe in Wien,
Dr. Christoph Hillinger, kaiserlicher Rat, und Matthäus Preuer,
kaiserlicher Klosterrat, vorgenommen haben. Der umfangreiche
Visitationsbericht mit seinen 31 Punkten^) ist uns recht willkommen,
da er, wenn auch nur unwesentlich, manche unangenehme Lücke
ausfüllt, welche aus Mangel an Quellen des XVL Jahrhunderts in
der Geschichte des Klosters verblieb.
Die Klosterfrauen gelobten, den Visitatoren in allem Gehorsam
zu leisten und bekannten sich als Prämonstratenserinnen nach der
Regel des heiligen Augustin. Im Kloster waren nur sechs Schwestern,
nämlich die Priorin
Katharina von Schamatin,
Martha Soltain (Zolta), Ursula von Schamatin, Elisabeth von Kanizsa,
Katharina von Väsdrhely und Elisabeth von Brück an der Leitha,
also offenbar fCüDif Ungarinnen und eine einzige Deutsche. Vor
Jahren war der Abt von Geras ihr Snperior oder Visitator, aber
keine der anwesenden Schwestern konnte sich erinnern, das er sie,
so lange sie hier waren, visitiert oder sich ihrer angenommen hätte.
Wäre es möglich, dann wollen sie gerne einen Superior oder Visi-
tator aus dem Prämonstratenserorden haben, wenn nicht, dann
überlassen sie es dem Kaiser oder dem Erzherzog Ernst. Die
I) Ebenda.
^) Original im fOrttenbisehOflichen KontiitorialarehiTe in Wien. Eine Ab-
schrift im k. and k. Haas-, Hof- nnd Staatsarchire sa Wien. Cod. 100, Fol. 287
bis 306.
Das Fraaenkloster Himmelpforte in Wien. 103
Priorin war seit Bartholomfti 1576 im Amte. Sie kam mit fünf
anderen Schwestern ans Ungarn bieher, von denen zwei schon
gestorben sind, und fand mit Erlaubnis der damals verordneten
Kommission bei der Himmelpforte freundliche Aufnahme. Sie wurde
vom ganzen Konvente im Beisein der Klosterräte zur Priorin des
Klosters gewählt, welches schon damals so arm war, wie jetzt. Alle
Schwestern sind katholisch, arm, alt, halten fleißig den Gottesdienst,
beschäftigen sich mit Spinnen, Nähen und anderen Handarbeiten.
Der Ordenshabit wird immer in und außer dem Kloster getragen.
Überhaupt gibt es ohne Wissen der Priorin keinen Ausgang der
kSchwestern. Ab und zu reisen sie nach Ungarn, wo noch zwei
absterbende Klöster, St. Jakob in Möriczhida (Diözese Raab, am
Raabflusse gelegen) und St. Lambert in ApÄca- Vasdrhely ^)
(Diözese Veszpr^m, sieben Meilen von Raab entfernt, am Bakonyer
Walde) waren, von wo sie noch einiges Einkommen als Hilfe erhalten,
was auch durch eine entsprechende Urkunde gesichert ist. Da sie
zom Teile schwächlich sind, können sie im Chore nicht singen,
sondern beten täglich die Prim, Terz und Sext, haben ein ge-
songenes Amt, und falls sie andere Priester bekommen, so werden
drei Messen in der Kirche gelesen.
An Einkommen hatte das Kloster: von behaustem Gut auf
der Landstraße Orunddienst 4 fl. 5 ß 3 ^ (darunter 2 fl. unrichtig);
Oninddienst von 2 Weingärten am Rennweg 5 ß 22 d, von den
Weingärten Ober- und Unter-Hard 33 fl. 1 ß 10 * (richtiggestellt
anf 15 fl. 5 ß 17 *); Steigerungszins von 58 Vierteln Weingärten
^) In M6ricKhida (Pons S. Manritii) bestand eine alte Prämonstratenser-
propitei für Chorherren, die nach der Schlacht von Mohäca yerlassen nnd erst
1553 Ton Prämonstratenserinnen bezogen wurde. Diese begaben sich nach der
Beietsong von Raab 1594 nach Tymaa in das Klariseenkloster, wo sie mit dem
Sigentomsrechte in den Orden aufgenommen worden. Auch das Frauenkloster in
Viiarhelj kam in den Besitz der Klarissen. Andere Frauenklöster des Prämonstra-
tenserordens jenseits der Leitha werden in Irania (Erzdiözese Agram), Drozo
(£ndi5zese Erlau), dann mit unbekannter Lage Chasma, Opatinecz und Reme-
tiner erwähnt. Hago, Annal. Praem. Fuzhoffer-Czin&r, Monaster. Regni
Hong. II, 46 und 67. Hugo nennt noch ohne Bürgschaft die Frauenklöster Topissa
(SndiOzeee Erlau), Thimerocz (Erzdiözese Gran), Salanghem (Erzdiözese Kalocsa)
and zum Heiligen Geiste in Szigetb. Nach derselben Quelle stand das Kloster
St. Lambert früher fttnf Stunden von VÄsarhelj entfernt und wurde erst 1517
mit Zustimmung des Generalkapitels von Pr^montr^ und anf Bitten der Bevölkerung
ui die Stadt transferiert. Hier mußte es aber 1562 der eyangelischen Lehre
weichen. (Hugo, a. a. O., 11, 15.)
]04 Alfons ikk,
in Grinzing, Sievering, Bronn, Ottakring, Perchtoldsdorf, Gantrams-
dorf, Meidling und Weinhaas (worüber einige Bestand- und Lieib-
gedingbriefe, aach kaiserliche Konsense vorhanden) 118 fl. Von
einer Fleischbank am Lichtensteg 10 fi., von einem Haus Bargrecht-
zins 10 fl., von einem Krautgarten aufier der Landstraße Zins 4 fl.,
von der Universität Wien fttr zwei Benefizien 75 fl., vom Kaiser
für den Prater als Zins 83 fl. 4 ß, aus dem Hubhaus jährlich 52 fl.,
Überländdienst zu Simonsfeld von etlichen Feldlehen 16 fl. 4 ß, von
zwei Untertanen in Niederrußbach Grunddienst 2 fl. 8 ^; von der
Paradeismühle vor dem Stuben tore, die Thomas SiebenbUrger leib-
gedingweise innehat, Jahreszins 26 fl., an Hauszins für einzelne
Gemächer im Kloster 37 fl., Grundbucfaerträgnis 16 fl., Salz (jähr-
lich 60 Fuder) 75 fl., an Erträgnis der Wiesen (36 Tagwerk) 36 fl.
Was die Schwestern durch Handarbeiten verdienen, behalten und
brauchen sie selbst.
An Benefizien waren vier vorhanden : 1. St. Katharinenaltar,
wozu auch ein Häusel beim Ämtshaus und zwei Weingärten ge-
hörten; es gehörte dem Benefiziaten Lucius Ferotta, der wöchent-
lich zwei Messen lesen sollte. 2. Der Dreikönigsaltar hatte auch
ein Häusel beim Amtshaus, dreizehn Untertanen zu Kiederleis und
drei Weingärten (Nnßberg, Rabengstetten und Bisamberg). Der
Benefiziat Dr. Peter Muchitsch sollte zwei Messen wöchentlich
lesen und zwei Ämter singen. 3. Heiligenkreuzstift mit etlichen
Weingärten gehörte der Wiener Universität, die dafür dem Kloster
jährlich 75 fl. zahlte und wöchentlich einige Messen lesen ließ.
4. St. Paulusaltar mit einem Weingarten in der Niederen Hohen-
wart bei Döbling, dessen Benefiziat Domdechant Kaspar vod
St. Stephan dafür wöchentlich eine Messe liest.
Die Schwestern beichteten und kommunizierten an hohen
Festen. Ihr Beichtvater war ein des Ungarischen mächtiger Jesuit
Sie fasteten ordentlich, da sie ohnehin arm waren. Außer den sechs
Klosterfrauen gab es an besoldetem Personal einen Hofmeister (Hans
Heinrich Finckh), der nebst Quartier jährlich 20 fl. hatte. Die
Köchin bekam täglich eine Halbe Wein und 5 fl., der Weingarten-
knecht 1 Achtrein und 12 fl., der Wagenknecht 1 Achtrein und
10 fl., der Kirchendiener 4 fl., der Hausdiener 3 fl. Lohn. Ein un-
besoldetes Dienstmädchen bediente die Priorin, half im Chore
singen und hatte nur die Verpflegung. Zwei Kostmädchen lernten
im Kloster nähen und zahlten 40 fl. Dann gab es eine unbesoldete
Das FrauenkloBter Himmelpforte in Wien. X05
Magd, ein altes Weib bei der Pforte und ein Weib für die Schwester
Martha Soltain (Helena Marin), die jedoch jährlich ihr Kostgeld zahlte.
Alle waren katholisch, im Gottesdienste fleißig, nur der Hofmeister
war ziemlich nachlässig, und die Priorin konnte sich nicht erinnern,
wann er trotz öfterer Befehle in den Weingärten nachgesehen hätte.
Von den Verwandten hatte die Priorin niemand im Kloster
als jenes arme Dienstmädchen, welches in der Kirche sang. Elloster-
ämter waren nicht eingeführt, nnr die eine oder die andere Schwester
versah das Kelleramt und die Sakristei; was sich die Schwestern
darch ihre Handarbeit verdienten, behielten sie für sich, mußten
sich aber selbst davon bekleiden. Die Profeß legten sie ab, wie es
von alters her gebräuchlich war, die älteren Schwestern, die zuvor
in Ungarn die Profeß abgelegt, wurden durch die ungarischen Bischöfe,
die hier angenommenen durch den päpstlichen Legaten »geweiht«.
Spiele und Lustbarkeiten kamen keine vor, da die Schwestern
ohnehin alt sind, auch keine Besuche, außer etwa zu Kirchtagen
von Seiten der Bürgerschaft.
Wein- und Getreideernte wußte weder die Priorin noch der
Schaffiier mit Gewißheit anzugeben. Da das Kloster bei 9 Joch
Acker vor dem Schottentore hatte, die bei 5 Mut Getreide tragen,
schlug man es mit zirka 60 fl. an. Von den Untertanen zu Simons-
feld kamen bei 16 Metzen und auch aus Ungarn kam etwas Getreide
dem Kloster zu Hilfe. Die Weingärten wurden an verschiedenen
ehrten in eigener Regie gebaut, so am Greif, am Bennweg, in Nußdorf,
Matzleinsdorf, Teufelskhott, Pötzleinsdorf. Grinzing und am Brunner-
berg, bei 35 Viertel, die in mittleren Jahren bis 200 Eimer trugen.
Das ganze Getreide wurde mit dem Zuschuß aus Ungarn im Kloster
verbraucht, an Wein wenigstens 100 Eimer, die anderen 100 Eimer
H-urden mit 150 fl. angeschlagen. Die Ernte und das Dreschen der
Feld f rächt kostete 10 fl., der Weingartenbau bei 262 fl., der Überbau
l Dünger etc.) 30 fl. jährlich. Die Weinlese, der Fuhrlohn, der Bin-
der, die Zehente und Bargrechte nach Klosterneuburg und in den
Bischofshof, seit einigen Jahren ausständig, machten 77 fl. aus.
Täglich verrechnete die Priorin die Ausgaben ftLr die Küche,
für Fleisch, Fische u. a., wöchentlich 4 fl., jährlich 200 fl. Der
Organist kostete 10 fl., Messen, Wachs, Öl und andere Kirchen-
erfordemisse 25 fl., allerlei Handwerker 50 fl., das Gebäck 10 fl.,
Hafer und Fütterung der Pferde 60 fl., Holzhacker und Heumahd
b fl. Alle Urbare sind als unrichtig befunden worden. Es waren
106 Alfons ihk.
2 Wagenpferde, 3 Kühe. 3 einjährige Kälber und 5 Schweine
vorhanden.
Die Kirche war im guten Bauzustande und mit aller Zier
versehen, aber das Kloster war baufällig. Die Felder und Weingärten
verödeten und niemand war da, der sich ihrer annähme; sie wurden
gar nicht gedttngt.
Seit ihrem Antritt machte die Priorin keine Schulden, sondern
zahlte bis 300 fi. alte Schulden aus dem Überschuß der Weinlese ab.
Schulden waren noch: Landsteuer mit Zinsen 250 fl., dem Bischof
an Zehent 7 1 fl., dem Propst von Klosterneuburg an Bergrecht und
Zehent 120 fl., dem Fleischhacker 16 fl., dem Schmied 15 fl., dem
Binder 24 fl., dem Riemer 13 fl., dem Organisten 14 fl.. dem Bäcker
3 fl. Der Müller Siebenbürger von der Paradeismühle ließ seine
Forderung mit 28 fl. derart nach, daß ihm das Kloster den Wein-
garten Greif in Grinzing um einen billigen Zins, wie ihn andere
zahlten, überließ; andere 23 fl. Schuld sollten vom Mühlpacht (26 fl.)
abgezogen werden. Dem Hofmeister, dem Hans Christoph Kastner.
Joachim Wiser war das Kloster je 20 fl. schuldig. Dem letzteren
haben die Klosterfrauen auch einen silbernen Becher versetzt.
Weil er jedoch für das Zimmer, das er bewohnte, laut Kontrakt
vom Jahre 1662 noch 40 fl. schuldete, ordneten die Visitatoren
an, daß er den Becher und 20 fl. innerhalb 14 Tage dem Kloster
zurückgebe, die Wohnung jedoch weiter beibehalten dürfe. Die
Summe der Schulden betrug also 589 fl., lauter liquidierte, richtige
Steuer-, Zehent- und Bergrechtschulden, die hoffentlich bald durch
gute Wein- und Getreideernte abbezahlt werden dürften. Wie man
jedoch der Armut des Klosters abhelfen sollte, dafür wußten die Kloster-
frauen kein Mittel und baten inständig um Rat. Über sämtliche
Ausgaben und Einnahmen legte die Priorin genaue Aufzeichnungen
vor; es fehlten nur 4 fl. und ein Ausstand von einem 15 Eimerfaß.
Vorrätig waren 6 Metzen Getreide und 150 Eimer Wein. Zwei
große und ein kleines Konventsiegel hatte die Priorin in Verwah-
rung zur Fertigung der Bestand-, Leibgedingbriefe u. dgl.
Vermißt wurden 17 fl. 3 ß 23 d Grunddienst in der Stadt
und auf der Landstraße, die nicht zur rechten Zeit eingefordert
wurden. Die Universität hat durch zwei Jahre auf Jordans Meth-
keller 10 fl. Burgrecht entzogen. Von einem Weingarten in Brunn
fehlten 4 * Grunddienst; von fünf Holden in Simonsfeld 4 fl. 7 ß 15 *
Dienst. Die Untertanen in Simonsfeld dienten früher 1 Mut 12 Metzen.
Das FrauenkloBter Himmelpforte in Wien. 107
jetzt nur 16 Metzen Weizen. In Simmering fehlten 6 Tagwerk
Wiesen« worüber man nachfragen soll. Man fand laut vorhandenen
Urkunden und Grundbüchern noch manche andere längst ver-
schwondene Elostergttter^ von denen schon bei der Visitation 1566
keine Meldung geschah und die jetzt auszuforschen seien. Einige
Streitigkeiten mit Hans Schadner, der 1571 dem Kloster den Frei-
hof abgekauft hatte, wären gütlich beizulegen. Der Müller Sieben-
bOrger weigerte sich, von der gepachteten Paradeismühle der Stadt
Wien die Steuer zu zahlen, da die Mühle ein Eigentum des Klosters
bildet. Die Steuer vom Handwerk werden jedoch die Wiener vom
Malier einzufordern wissen.
Die Kontribution wurde dem armen Erlöster erlassen, aber
aa Landsteuem, die jahrelang nicht beglichen wurden, verblieb die
Schuld samt Zinsen bei 250 fl. Die Klosterfrauen hielten wöchent-
lieh zweimal das Kapitel, täglich ihre Lektionen, lebten im Frieden,
aber die vom Kaiser aufgetragene Reform wurde nicht gehalten
und war überhaupt unbekannt. Die Inventare wurden revidiert und
ohne Mangel befunden.
Am 13. April 1577 machte dann der Klosterrat an Erzherzog
Ernst positive Vorschläge wegen der Himmelpforte. Da der Abt
von Geras zu entfernt sei, sich seit Menschengedenken um das
Kloster auch gar nicht annahm, und keine Aussicht sei, daß er
sich seiner noch annehmen oder sein Amt ausüben werde, in
diesem Falle aber das Konzil von Trient solche Superioritäten ganz auf-
gehoben und den Diözesanbischöfen zugeeignet hat: so wäre die
Himmelpforte vor allem der Jurisdiktion des Wiener Bischofs zu
nnterstellen. Die Benefiziaten sollen den Gottesdienst fleißiger ver-
richten. Wegen der Armut des Klosters sollten Stiftsmessen bis zur
Höhe von 25 fl. gegen Verrichtung anderer Gebete aufgelassen
werden. Der jährUche Ertrag der Stiftungen per 75 fl., welche
die Universität zahlen mußte, sollte durch drei Jahre zur Hand der
Superintendenten erlegt und zur Verbesserung des baufälligen
Klosters und der öden Weingärten verwendet, diese Stiftungen ein-
gestellt und durch andere Andachten ersetzt werden. Die schuldigen
Landsteuem sollten in zwei Jahren, die dem Schottenabte schuldigen
47 fl. 6 ß 15 ^ Grunddienst ehestens gezahlt werden. Für das
Kloster wurden zwei Superintendenten, der kaiserliche Hofrat Dr.
Georg Eder^) und Domdechant Kaspar, beantragt, die vor allem
^) Klein, IV, 243.
108 Alfons ikk.
einen tüchtigen Elosterschaffner anstellen sollten. Aach sollte eine
Reformations- und Instraktionsordnung über das Kloster, nach
welcher es künftig verwaltet werde, dem Elosterrate zar Genehmi-
gung vorgelegt werden. Am 1 9. April 1577 erwiderte der Wiener Bischof
Johann Easpar Nenböck dem Erzherzog Ernst, daß er mit allen
diesen Punkten, die Messenreduktion ausgenommen, übereinstimme. )
Von dem Wiener-Neustädter Bischöfe Lambert, der sich be-
kanntlich für die letzen drei zur Himmelpforte transferierten Nonnen
von St. Peter (in Wiener-Neustadt), so lange sie lebten, jährlich
150 fl. zu zahlen verpflichtet hatte, konnten die HimmelpförtnerinneD
jahrelang nichts erhalten. Sie beschwerten sich deshalb im Jahre
1579 beim Erzherzog Ernst, da die Forderung bereits 600 fl. be-
trug. Am 14. Juni und 10. Oktober 1579, dann am 6. Mai 1580
und 3. April 1581 gab der Erzherzog dem Bischof wiederholt den
Auftrag, die Pension der letzten Elosterfrauen von St. Peter aus-
zuzahlen, weil die armen Nonnen täglich, ja stündlich deswegen
bei ihm anfragten. Der Bischof suchte sich zu entschuldigen und
die Verweigerung der Zahlung zu begründen. Am 23. Juni 1581
erging von Erzherzog Maximilian, am 16. September 1581 vom
Erzherzog Ernst wieder ein Befehl an den Bischof Lambert in
dieser Sache. Es lebte nur mehr eine einzige Klosterfrau von
St. Peter bei der Himmelpforte, für die der Bischof jährlich 150 i
zahlen sollte, widrigenfalls das Kloster St. Peter, welches dem Bis-
tum Wiener-Neustadt inkorporiert wurde, wieder für Nonnen eiji-
gerichtet werden würde. Sowohl der Bischof von Wien als auch
der gewandte Dr. Georg Eder nahmen sich dieser Sache kr&ftig
an. Über Drängen der Himmelpförtnerinnen wurde vom Kaiser
eine Kommission angeordnet, die nach längeren Verhandlungen am
4. Mai 1582 stattfand. Der Bischof Lambert ließ sich endlich her-
bei, der letzten Nonne von St. Peter die auf sie fallende jähr-
liche Rate zu zahlen, wollte jedoch nur 100 fl. geben, da er selbst
karg dotiert sei. Noch am 20. Juni 1582 klagte die arme Nonne,
daß sie ihre Pension nicht erhalten habe, und es sollte diese Sache
vor Gericht ausgetragen werden. ' Der Ausgang ist nicht bekannt;
wahrscheinlich starb sie bald darauf, und damit hörten auch die
Klagen auf.
^) Eine Spezifikation des Weinzehents, den das Kloster in den Bischofshof
znWien vom Jahre 1571— 1578 schuldete, ergab (im Jahre 1578) 50 fl. 1 ß 29 i^,
wovon die Hälfte dem Bischof gehörte.
Das Fraaenkloster Himmelpforte in Wien. 109
Das Katharinenbenefizium hatte 1580 noch immer Lucius
Perotta, Kanonikus bei St. Stephan, inne; am 23. April 1580 bc*
kam er vom Kaiser den Befehl, die schuldigen Steuern zu be-
zahlen.^) Schon am 3. September d. J. präsentierten die Himmel-
pfortnerinnen den bischöflichen Hofkaplan und Domherrn bei
St. Stephan in Wien Georg Khlay auf das Benefizium, übergaben
ihm das fläusel an dem Steig gegenüber der Klosterkirche, die
Weingärten und alles, was dazu gehörte, damit er alles treu ver-
walte und wöchentlich selbst oder durch einen Priester zwei Messen
in der Katharinenkapelle besorge. Wegen der Schwellerschen Stif-
tung am Dreikönigsaltar ließ Erzherzog Ernst am 13. April 1581
die Klosterfrauen bei St. Agnes mahnen, daß dieses Benefizium
vom Domdechanten bei St. Stephan, vom Prior des erzherzoglichen
Kollegiums und von der Priorin bei St. Agnes als Kollatoren einem
^Studierenden der Theologie und Kollegiaten des Studienkollegiums
zu verleihen sei. Am 16. August 1582 bewilligte der Erzherzog,
die zu dieser Stiftung von dem verstorbenen Dr. Matthias Werthwein,
Dompropst bei St. Stephan und Domherrn in Brixen, durch einige Jahre
aach Inhaber der Schweller-Stiftung, testierten 100 Pfund Pfennig
fiir das baufällige Kloster Himmelpforte verwenden zu dürfen.
Doch mußten dem jeweiligen Benefiziaten (gegenwärtig Gerhart
Oemer, Erzherzog Ernsts Hofkaplan und Kanonikus bei St Stephan)
4 Pfand Pfennig gegeben werden. Deshalb wurde die vordere
Straßenfront des Klosters gegen die Weihburg verpfändet.
Schon am 26. Oktober 1579 befahl der Erzherzog dem
Wiener Bischöfe Johann Kaspar, mit dem Klosterrate wieder die
Himmelpforte zu visitieren und zu beraten, wie das Kloster in
ireistlichen und zeitlichen Dingen reformiert werden könnte, damit
ei nicht gänzlich in Verfall gerate und ihm wieder auf-
geholfen werde. Am 7. Februar 1582 wurde wegen der Verfinde-
ning iD der Hofmeisterei des Klosters eine Revision der Kloster-
«ktfn durch zwei Kommissäre angeordnet. Im nächsten Jahre wurde
wieder die Visitation des Klosters veranlaßt. Da entschuldigte sich
^ 17. Februar 1583 Martin, Generalvikar von Wien und Propst
von St Dorothe, bei dem Bischöfe, daß er krank sei und als
Ordensmann von der Visitation lieber wegbleiben möchte. Der
Klosterrat wollte zwar früher den Abt von Geras wegen seiner
^) Eine ganze Sammlung von Rechnangen, Zuschriften etc., dieses und die
^bri^n Benefizien betreffend, im Wiener Stadtarchire (tit. »Himmelpforte«).
110 Alfons Ikk.
alten Rechte über die Himmelpforte einvernehmen; weil sich aber
die ge&hrlichen Zeiten dermaßen verändern, und die armen Kloster-
frauen ohne geistlichen Vorstand nicht bleiben können, das Stift
Geras jedoch seine Gewalt gar lange nicht aasübte, ersuchte der
Klosterrat den Wiener Bischof als Ordinarius, die Himmelpforte md
Supplement um« und »per modum substitutionis« in seine bischöfliche
Gewalt zu nehmen und bis auf weiteres alles zu tun, was sonst der
genannte ordentliche Visitator selbst tun und reformieren mä£te
(Wien, 1583, Dezember 3). Man sehe aber zu, wie sich die dor-
tigen Verhältnisse gestaltet haben. Als Oberin (die letzte) des Prä-
monstratenserinnen-Klosters fungierte
Katharina Falasthy
aus VdsÄrhely. Sie bat am 10. Dezember 1583 den Wiener Bischof
Johann Kaspar, sich ihrer beim Klosterrate anzunehmen, da die
Jungfrau Elisabeth, die einzige deutsche Schwester in dem kleinen
Konvente, und dann ein böses, altes Weib, die Meirin, sie fälsch-
lich beim Klosterrate verklagt haben, als ob sie die Pretiosen in
ihre Heimat nach Ungarn bringen wollte. Tatsächlich versperrte
der Klosterrat alles mit etlichen starken Schlössern, gab der Oberin,
der Jungfrau Elisabeth und dem Hofmeister je einen Schlüssel bis
auf weiteres, aber mit Unrecht. Denn obwohl die meisten Kelche,
Ornate etc. aus den ungarischen Klöstern hieher kamen, so war die
Oberin doch nicht bedacht, sie zurückzuschicken, weil sie selbst
schon vor mehr als 30 Jahren (1551); in dieses Kloster aus Ungarn
gebracht worden war. Damals war sie erst 22 Jahre alt, jetzt im
Alter sei sie einem solchen Spott ausgesetzt. Im Konvente herrschte
kein Friede mehr, denn Elisabeth wäre selbst gerne statt ihrer
Oberin, sei stets ungehorsam und verachte sie mit dem Wunsche.
sie, die Oberin, solle nach Ungarn zurück, die doch ihre Würde
niemals angestrebt und immer gut gewirtschaftet habe.
Die Visitation war wirklich notwendig, und trotzdem weigerte
sich der Bischof von Wien, Johann Kaspar, sie gleichsam nur in
Vertretung (in supplementum des Unfleißes anderer*) oder per mo-
dum substitutionis) vorzunehmen, da ihm schon nach der Balle
Innozenz VHI. vom Jahre 1491 als Bischof von Wien die ordent-
liche Jurisdiktion über das Kloster zustehe. Er protestierte gegen
^) Gemeint ist das Süft Geras.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. Hl
das Ansinnen des Elosterrates (1583, Dezember 15) and beschwerte
sich darüber beim Erzherzog Ernst (1583, Dezember 16).
Mit Beginn des Jahres 1584 wurde das Katharina-Benefizinm
bei St. Agnes darch den Tod des Domherrn Georg Khlay erledigt.
Sofort meldeten sich darum einige Bewerber, so der alte, arme
nnd kranke Domherr Augustin Rauch bei St. Stephan^), der von
Dr. Georg Eder beim Bischof von Wien empfohlen wurde, dann
Matthäus Otto, Chorkaplan bei St. Stephan (30. Jänner), und Se-
bastian Schlick, ein SOjähriger Benefiziat ebenda, der dem Bischof
gefiel (2'6. Jänner). Trotzdem präsentierten die Priorin und der
Konvent bei St. Agnes am 26. Jänner 1584 den Domherrn Rauch auf
(la^s Benefizium^), der dann am 10. März 1584 vom Bischof be-
stätigt wurde. £r resignierte aber bald, worauf dann am 9. Septem-
ber 1584 der bischöfliche Kaplan Johann Regulus präsentiert und am
17. November d. J. installiert wurde. ^) Auch der alte Domherr Se-
bastian Schlick von St. Stephan hat sich wieder um das Eatha-
rinen-Benefizium beworben (1584, November 10 und 11). Am 29. Jänner
15S5 wurde der Levit bei St. Stephan Nikolaus Schultheis für
dieses Benefizium vom Kloster präsentiert.
Auch die Schwellersche Stiftung am Dreikönigsaltar war durch
iie Resignation des Hofkaplans Gerhart Gemer, Dechants in Kim-
berg, seit Michaeli 1584 erledigt, worauf dann vom Erzherzog Ernst
der kaiserliche Hofkaplan Georg Kirchmayr dem Wiener Bischof
empfohlen (8. November 1584) wurde, der auch das Benefizium er-
hielt (1585, Juli 24, Wien).
Der Streit zwischen dem Bischöfe von Wien und dem Abte
von Geras um die Jurisdiktion über die Himmelpforte zog sich
immer mehr in die Länge. Am 4. Februar 1584 fragte der Bischof
^) £r hatte beim Domstift seine Jagend Engebracht, in der Chnr 8 Jahre
&U Chormeister, dann ala Domherr gedient, nnd gab an, vom bloßen Kanonikat
nicht entsprechend leben zu können (15S4, Jänner 21, Wien).
-) 8ie entsohaldigten sich deswegen am 28. Jänner 1584 beim Bischöfe,
3er den ^'achweis ihres Fat ronatsr echtes betreffs der Katharina-Stiftung verlangte.
^) Original Pergament im fürsterzbischöf liehen KonsistorialarchiTe zu Wien.
Dort liest man n. a.: . . . beneficium, caius coUatio ac praesentatio seu qnaeuis
&iia dispositio iaxta fundationis tenorem quotiescunqne yacaverit ... ad nos et con-
rentum nostmm tanquam voras coUatricea spectare et pertinere dignoscitur . . .
Datum Viennae ez Monasterio nostro Coeliportarum die 9. Sept. A. 84. Indorsat :
Praetent. 10. Sept. ad scrutandum committimus Dno. Martine, praep. ad S. Doro-
theam, ricario nostro in spir. — Installatio facta est per D. Praep. et officialem
17. Not. 1584.
112 Alfons 2äk.
bei der niederösterreichischen Regierung an, ob der Prälat von
Geras (dUrfite noch Balthasar Bolzmann, Chorherr von Kloster-
nenburg and Administrator des Stiftes Geras 1580 — 1584^) ge-
wesen sein) in den nächsten Tagen bei der Himmelpforte Joris-
diktionsakte Temehmen wollte, was unstatthaft und nach der Bulle
vom Jahre 1491 ungültig wäre. Am 25. Mai 1584 berichtete der
Hofmeister bei St. Agnes, Matthias Wagner, an den Elosterrat über
die finanziellen Verhältnisse des Frauenklosters. Die Einnahmen be-
trugen 1582 928 fl. 7ß 3», 1583 nur 821 fl. 6ß 7»; die Aus-
gaben 1582 1070 fl. iß 11», 1583 jedoch 1065 fl. 1 ß ÖV^».
Daran wäre zum Teil der Umstand schuld, daß durch die ungari-
schen Klosterfrauen Uneinigkeit im Kloster entstanden sei. Wenn
er von der Priorin bessere Ordnung verlange, so sagt sie, man soll
eine andere Priorin einsetzeu, ja sie begehrt darum. Auch seien
manche Dienstboten überflüssig, da sie nur singen und trinken;
endlich sei auch der Verwalter unredlich.
In dem Streite um die Jurisdiktion sieht man, daß der Kloster-
rat die vermeintlichen Rechte des Stiftes Geras nicht ganz ver-
werfen wollte. Die Notwendigkeit einer Visitation der Himmelpforte
war evident, die Klosterfrauen baten selbst darum; der Erzherzog
Ernst drängte den Bischof, weil es bei St. Agnes »fast ergerlich
vbl vnnd gefährlich, auch mit größter Vnordnung vnnd Widerwillen
vnnter den Klosterschwestern gehausst werde, also da nicht zeit-
liches Einsehen beschähe, das Closter zu eussersten Verderben gehen
möchte« (1584, Juli 5 und 30), aber der Bischof verlangte die or-
dentliche Jurisdiktion, nicht aber, wie der Klosterrat sagte, quasi
in supplementum, und wollte sie gegen die Ansprüche des Abtes
von Geras durch den Erzherzog geschützt wissen (1584, Juli 3 etc.).
Als dann der Hofmeister von St. Agnes zum Bischof vorgeladen
wurde, um die Klosterrechnungen vorzulegen, drückten die Kloster-
räte am 9. August 1584 dem Bischof ihr Befremden aus, weil es
eine Temporalangelegenbeit sei, die nicht einem Visitator. sondern
dem Kaiser allein unterstehe. Auch noch am 18. September 1584
beauftragte Erzherzog Ernst den Klosterrat, den Himmelpförtne-
rinnen und ihrem Verwalter zu befehlen, dem Bischöfe von Wien
ungeachtet seines Streites mit dem Stifte Geras bei der vorzu-
nehmenden Visitation Gehorsam zu leisten. Diese blieb aber noch
immer aus.
0 Vgl.: Vereinsblätter. 1899, 8. 249.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. X[3
Indessen erhielt das Stift Geras im Laufe des Jahres 1584
einen neuen Prälaten, Longin Haberler (1584 — 1599).
Im Jahre 1585 schleppte sich die Angelegenheit der Visitation
weiter. Am 20. Februar befahl wieder Erzherzog Ernst mittels
Hofdekret dem Bischöfe Johann Kaspar Neuböck in Wien, der
Klostervisitation bei St. Agnes nach dem Vorschriften des Kaisers
Ferdinand I. und Maximilian 11. in spiritualibus beizuwohnen,
während die Temporalien vom Klosterrate geprüft werden sollten;
doch könnte die Visitation beider gleichzeitig geschehen. Bald darauf
wurde dem Elrzherzog gemeldet« daß die Priorin zur Himmelpforte
mit gefährlicher Leibesschwäche beladen und ihr Aufkommen
schwerlich zu erhofien sei. Sie begehrte selbst flehentlich, daß man statt
ihrer eine andere taugliche Klosterfrau zur Priorin verordne. Da-
rum verlangte der Erzherzog vom Bischöfe zu Wien, ihm alsbald
eine tangliche Klosterfrau von St. Agnes, und falls dort keine taug-
liche zu finden, eine von St. Jakob oder St. Laurenz als künftige Oberin
namhaft zn machen (1585, März 27). Der Bischof erklärte nun
endUch, an der Visitation bei St Agnes teilzunehmen, protestierte
aber gegen seinen Ausschluß in Temporalsachen, welche geist-
fiche Güter seien und von den Spiritualien nicht leicht getrennt
werden können (1585, April 2). Nach einem Fragebogen des Bi-
schofs an die Priorin bei St. Agnes über den Stand des Klosters
(1585, April 3) fand bald darauf die langersehnte Visitation statt.
Den Gottesdienst betrafen 3, die Regel 6, die Klausur 4 und die
Ökonomie 14 Fragen. Der Spätherbst brachte nach Wien die Pest,
and wie die Pestkommissäre dem Erzherzog Ernst am 18. De-
zember 1585 berichteten, starben kurz vorher auch bei St. Agnes
drei Klosterfrauen an dieser bösen Krankheit. Die vom Hofe zur
strengen Handhabung der Infektionsordnung entsendeten Kommis-
säre, welche die infizierten Zimmer vorschriftsmäßig zu visitieren und
za sperren hatten, fanden jedoch an der Ellausur des Klosters ein
Hindernis in ihrer Amtstätigkeit. Da aber der Wiener Bischof am
4. Jftnner 1586 erklärte, er wolle ihnen, wenn sie ihm präsentiert
werden, gerne die Betretung der Klausur gestatten, zeigte ihm die nieder-
österreichsiche Regierung am 31. Jänner 1586 an, daß der Erzherzog
Ernst den Kommissären den Auftrag gab, des Bischofs Vorschlage
hinsichtlich der infizierten Zimmer im Frauenkloster zu beachten.
Mit dem Tode der drei Klosterfrauen verblieb nur eine ein-
zige Prämonstratenserin bei der Himmelpforte, Katharina Palasthy
Jakrbaeh d. V. f. LMidetlcande. 1907. 8
114 AlfonB ikk,
von Vas&rhely.^) Das Kloster schien bereits verloren. Dakamplötz*
lieh die Rettung, zugleich eine merkwürdige Wendung der Geschichte
für die Himmelpforte von einer Seite, wo man den besten Erfolg
erhoffen konnte, vom Äugustiner-Chorfrauenstifte St Jakob in
Wien. Die Himmelpforte sollte mit St. Jakob uniert werden. Der-
gleichen Vereinigungen, selbst von Klöstern verschiedener BegeL
waren damals schon längst durchaus nichts seltenes, vielmehr gern
gewählt, um mancher in ihrem Bestand bedrohten Stiftung oder
Pfründe aufzuhelfen. Das Prämonstratenserstift Greras erhielt den
Augustiner-Chorherm Balthasar Bolzmann zum Administrator, des-
gleichen das Prämonstratenserinnenkloster Pernegg den Chorherm
Georg Sumperer zum Propste, während die beiden Orden dieselbe
Regel beobachten. Das Wiener Kloster St Jakob war mit Vor-
liebe bei derlei Maßnahmen ins Auge gefaßt worden; schon 1533
wollte man St. Magdalena, 1558 St. Klara in Wien mit ihm vei^
einigen. Im Jahre 1575 erhielt nun St Jakob in der Person der
Dorothea von Puchheim
eine tüchtige, energische Meisterin, die mit ihrem eigenen Erbgute
und durch Einfluß an maßgebenden Stellen ihr verarmtes und bau-
fälliges Kloster emporzuheben trachtete. Sie war eine Tochter des
Erasmus von Puchheim, Freiherrn auf Raabs und Krumbach, und
der Elisabeth von Hoyos. Vom Anfang an hatte sie in ihrer Würde mit
verschiedenen lästigen und ärgerlichen Angelegenheiten zu kämpfen.-)
Von augenfälliger Not gedrängt, stellte sie schon 1585 die Bitte
um Einverleibung eines verödeten Frauenklosters, etwa Traun-
kirchen, St. Bernhard, Imbach, Schlierbach o. dgl. Nun stand
das nahegelegene Kloster Himmelpforte bis auf eine einzige Ordess-
Schwester, eine alte Ungarin, fast ganz verlassen da. Dorothea von
Puchheim schlug daher am 25. Jänner 1586 dem Erzherzog Ernst die
Vereinigung der Himmelpforte mit St Jakob vor. > Sollte des
Gotteshaus Himmelpforten geringes aber dennoch allein zum Gottes-
^) Eine merkwürdige Fügung wollte es, dafi auch das PrämonetraseiiBerinneo-
kloster Pernegg, V. O. M. B., Tochteretift von Geras, mit dem Tode der letztes
Klosterfrau Rosina (f am 23. Dezember 1585) in demselben Monate und Jahre,
wie die vorletzten Himmelpförtnerinnen, ganz ausgestorben ist.
-) Vereinsblätter. 1878, S. 25. Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien.
I, 8. 384 ff. Berichte und Mitteilungen des Altertumsvereines zu Wien. XXXII
S. 69 ff. Wiedemann, Reformation und Gegenreformation. II, 168 und 198.
Bas Fraaenkloster Himmelpforte in Wien. 115
dienst gestiftetes Einkommen«, schrieb sie, »etwa in weltliche Hände,
TOQ danen anch nur die weltliche und wenig Gottes Ehr zu er-
warten, geraten? Wollt ich zu billicher Erhaltung und Auferbau-
ang dessen das Möglichste mit meinen Conventschwestern, da es
mir anzubefehlen gewürdigt werden solle, mit der Hülfe des All-
mächtigen einen Weg als den anderen darinnen zu thun an mir
diesfalls nicht erinnern lassen. Es könnte einem Kloster durch das
andere geholfen werden.«
Am 12. Februar 1586 erstattete der Klosterrat dem Erz-
herzog Ernst den Bericht über die Supplik der Meisterin von Puch-
heiuL die über die schlechte Lage ihres Klosters bei St. Jakob, dem
sie ihr ganzes Vermögen geopfert und dort viel eingebüßt habe,
klagte, weil sie ihren stark besetzten Konvent nicht erhalten könne.
Die Kirche und das Kloster bei St. Jakob ^ sind stark baufällig.
Um das Kloster zu retten, bat die Meisterin um Vereinigung mit
der Himmelpforte oder St. Hieronymus, welche Frauenklöster zwar
arm und schlecht, aber mit Klosterfrauen nicht stark besetzt seien.
Sie wollte etliche Jungfrauen ihres Klosters dahin stellen, damit
sie den Gottesdienst fleißig verrichten. Nun sei aber die Himmel-
pforte fast ausgestorben, bis auf eine Person, die bisher Superiorin
war, eine Ungarin und alt, die, weil sie sich mit den deutschen
Schwestern nicht vertragen konnte, öfter in ihr Profeßkloster VA-
sarhely nach Ungarn zurückzukehren begehrte. Man habe aber ihren
Wunsch nicht erfüllt, weil die anderen Schwestern zu jung waren,
als daß man ihnen hätte das Amt einer Priorin anvertrauen können.
Die letzte Schwester Katharina wolle auch die Wertsachen, die sie
aus ihrem Kloster in Ungarn heraufgebracht hatte, wieder mit-
nehmen« Nun sei das Klostergebäude baufällig, die Gründe seien mei-
stens öde, daher wäre eine energische Meisterin nötig. Da es aber be-
kannt sei, daß Dorothea von Puchheim das Kloster St. Jakob wacker
verwaltet, wäre es empfehlenswert, die Himmelpforte St. Jakob
auf eine Zeitlang zu inkorporieren, was jedoch bei der Ver-
schiedenheit des Ordens nur mit päpstlicher Dispens geschehen
müßte. Die Meisterin würde dann etliche Klosterfrauen von St.
Jakob zur Himmelpforte senden und dort eine Oberin oder Meisterin
anstellen, sie selbst aber die Aufsicht führen, damit durch gute
Wirtschaft beiden Klöstern geholfen werde.
^) Heute noch die Jakobergasse und der ehemalige Jakoberhof in Wien, I.,
ZOT Erinnening.
8*
116 Alfoni ikk.
Am 6. März 1586 befürwortete der Klosterrat bei dem Erz-
hwzog Ernst und dem Wiener Bischöfe die Bitte der alten ge-
breehlichen Superiorin bei St. Agnes, die allein noch im Kloster
übrig war, da die anderen drei Schwestern mit zwei Mädchen, die
im Chorgesang mithalfen, im Jahre 1585 an der Pest gestorben waren.
Man sollte laut dieser Bitte wenigstens drei fremde Nonnen zur Himmel-
pforte senden, damit der Chor- und Gottesdienst in der bevor-
stehenden Osterzeit gehalten werden könne; auch die Meisterin von
St. Jakob hatte gebeten, Nonnen nach St Agnes geben zu dürfen.
Nach einigem Bedenken stimmte der Bischof Johann Kaspar Neuböck
in Wien am 21. März 1586 der Union der Klöster St. Agnes und St
Jakob bei, doch fürchtete er, daß die Superiorin (»die alte Unga-
rin») wieder Ungelegenheiten und Widerwillen stiften würde. ^ End-
lich kam die Union auf Befehl des Kaisers zustande, und am
19. April 1586 übernahm Dorothea von Pachheim, Oberin bei
St. Jakob, das ehrenvolle Amt der Administration bei der
Himmelpforte, indem ihr das Inventar des Klosters übergeben
wurde. Ein Verzeichnis der wertvolleren Kirchengeräte und Klein-
odien des Klosters St. Agnes, die der Meisterin Dorothea zur Auf-
bewahrung eingehändigt wurden, erwähnt 2 silberne Becher, 1 altes
silbernes Becherl, 2 große silberne Konventsiegel, 1 hohen Schein-
becher auf drei Füssen, 2 silberne Monstranzen, 1 silbernes Re-
liquienkreuz, 1 silbernes Rauchfaß, 1 silbernes vergoldetes Geschirr,
2 silberne Opferkännchen, 6 silberne Kelche mitPatenen, 2 andere
silberne Kelche mit Patene, 2 neue silberne Kännchen, 1 silbernes
Kreuzchen, 6 kostbare Rosenkränze. Die Übergabe geschah durch
JUDr. Matthäus Ferabosco, kaiserlichen Rat und Kommissär, und
Andreas Gäßtl, Sekretär des Klosterrates.
Daß die letzte Prämonstratenserin bei St Agnes, Priorin
Katharina, unter dem neuen Regiment der Augustiner-Chorfranen
nicht zufrieden war, erhellt aus ihrer Bitte vom 15. Juni 1586 an
den Wiener Bischof, ihr die von der Meisterin bei St. Jakob über
sie vorgebrachten Klagen zukommen zu lassen. Hier findet sich
auch ein neues aufgedrücktes Siegel, dessen Bild von nun an das
Wappen der Himmelpforte bildete: Ein stehendes, nach rechts ge-
') Laat Indorsat leitete nan der Erzherzog die Hauptsachen wegen der
Union beider KlOster an den Kaiser. Damit der Gottesdienst in der bevorstehenden
heiligen Osterzeit gut y errichtet werde, soll der Bischof als Ordinarias die Sa-
periorin der Himmelpforte mahnen.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 117
wendetes und zurückschauendes Lamm {Agnus Dei in bezug auf
die heilige Agnes und das römische Pallium der Erzbischöfe), rück-
wärts einen schrägstehenden Kreuzstab mit einer Fahne stützend,
der von den Buchstaben A und G begleitet ist.
Als nun der neue Abt von Geras, Longin Haberler, von der
Union der Himmelpforte mit St. Jakob erfuhr, erhob er »vermüg
seiner habunden priuilegien als unwidersprechlicher Visitator apud
Celiportas« am 8. Juli 1586 seine Stimme beim Erzherzog Matthias
dahin, daß, wenn die Meisterin von St. Jakob dem Kloster
St. Agnes helfen und aus ihrem Konvent etliche Jungfrauen dahin
senden wolle, diese Klosterfrauen die Prämonstratenser-Regel (als
die strictior) annehmen sollen. Sonst wären auch drei Jungfrauen
bei der Himmelpforte vorhanden, die in den Prämonstratenser-
Orden einzutreten gedenken. Damit alle, auch des Visitators Rechte
geschützt werden, bat der Abt von Geras, die Union inzwischen
einzustellen. Der Bischof, der das Gesuch des Abtes zur Äußerung
bekam (15. Juli), protestierte vor dem Erzherzoge Matthias gegen
die Behauptung des Abtes, als ob das Visitationsrecht bei St. Agnes
nicht dem Bischöfe von Wien gehörte (novae leges corrigunt anti-
qaas novaque privilegia mutant).
Die letzte Prämonstratenserin bei St. Agnes sehnte sich nach
Ungarn zurück. Sie bestellte sich einige Bürger aus der Stadt
Vdsirhely nach Wien zur Besprechung, welche auch Ende August 1580
hieher kamen und den Bischof um Erlaubnis baten, mit der Frau
»Äbtissin« sprechen zu dürfen, was dieser gestattete, doch nur in
Gegenwart eines Klosterratssekretärs (23. Augast). Die Bürger von
Väsärhelj wiederholten bald ihre Bitte an den Bischof, weil die
Meisterin von St Jakob die Unterredung nicht erlauben wollte. Den
beiden Abgesandten, die im Namen der zwei Schwestern Anna
und ihrer Schwester Katharina bei St. Agnes baten, antwortete der
Bischof, daß er die Wegführung der Schwester Katharina nach
Ungarn derzeit nicht erlauben könne. Die Bittsteller sollten sich
an den Erzherzog Ernst wenden (25. August). Das haben sie sofort
getan und baten neuerdings den Bischof von Wien, mit der Priorin
bei St. Agnes, Katharina, allein reden zu dtlrfen, da dies die
Meisterin von St. Jakob noch immer verbiete. Die Meisterin wurde
nun vom Bischof beauftragt, die Priorin Katharina alsbald zu ihm
ZOT Audienz gehen zu lassen. Nach einigen Verhandlungen kam
die Sache zum Abschluß. Laut Bericht des Klosterrates an den
118 Alfoni ikk.
Erzherzog Ernst vrm 4. Oktober 1586 ist Katharina Palasthj mit
anderen Klosterfrauen vor Jahren mit Bewilligung des verstorbenen Kai-
sers Ferdinand I. vom ungarischen Kloster Väsarhely wegen der Türken-
gefahr zur Himmelpförte transferiert worden und hat damals etliche
Kleinodien und Ornate hieher gebracht Weil nun das bis auf sie
ausgestorbene Kloster St. Agnes neulich der Meisterin von
St. Jakob eingeräumt wurde, bat Katharina um Herausgabe dieser
Wertsachen von Väsirhely im Beisein einer Kommission, der auch
ein ungarischer Kommissär beizuziehen wäre. Das Begehren der
Klosterfrau, nach Ungarn in ihr Profeßkloster zurückkehren zu
dürfen, möge vom Erzherzog bewilligt werden. Die Herausgabe
der Wertsachen aber empfehle sich nicht, weil Katharina und die
andere Schwester, die mit ihr nach Ungarn zurückkehren will,
alt seien, und so möchten diese Wertsachen nach ihrem Tode
verschleppt oder gar von den Türken geraubt werden. Auch habe
Katharina nicht nachgewiesen, welche Wertsachen von V&sÄrhely
stammen. Der Klosterrat glaubte, die Wertsachen des ungarischen
Klosters sollten bei St. Jakob in sichere Verwahrung genommen
und deponiert werden. Eine andere Frage betraf die Urkunden von
VÄsÄrhely. Da der kaiserliche Rat und ungarische Sekretär be-
stätigte, daß in Ungarn Kopien nicht viel Wert besitzen, sondern
daß man da Originalbriefe vorweisen müsse, so seien der »Äbtissin«,
die Originalurkunden, die sie zur Erhaltung ihres Ordens und Klosters
dringend brauchte, gegen Empfangsbestätigung auszufolgen, damit
sie in Wien nicht aufgehalten werde.
Noch an demselben Tage bekam der Wiener Bischof den Be-
richt des Klosterrates zur schnellen Begutachtung, »weil die beiden
Klosterfrauen nun mehr etliche Wochen auf schwerer Zt&rxmg albie
ligen«.^) Der Bischof billigte es, daß die ungarische Klosterfrau
und die »Äbtissin« von Y&sarhely, Katharina Palasthy, nicht bleiben,
sondern nach Ungarn ziehen wollten. Man solle sie nicht aufhalteo,
sondern mit Reisegeld versehen und fortlassen, zumal sie mit großen
Kosten außerhalb des Klosters bei einem Bürger und unter Laien
hier in Wien wohnen, Zeit und Geld unnütz vergeuden und so-
gar Ärgernis geben könnten. Die Wertsachen soll man ihnen wegen
der Türkengefahr nicht ausfolgen. Von den Urkunden sollte man
^) Wahrscheinlich war es eine zweite ungarische Nonne, weiche mit der
letzten Pr&monstratenserin bei St. Agnes in Wien die Wohnung teilte und mit
ihr nach Ungarn ziehen wollte.
Da8 FranenkloBter Himmelpforte in Wien. 1X9
ihnen nur Kopien wegen derselben Gefahr geben, aber weil sie so
dringend bitten, könnte man ihnen schließlich die Originale aus-
folgen, da sie für die Himmelpforte keinen Nutzen hätten. Zum
Andenken wäre ein Vidimus zu besorgen und bei den Wertsachen
aufzubewahren (1586, Oktober 8).
Nun konnte Katharina Palasthy ruhig nach Ungarn zurück-
kehren, Yon wo die EQmmelpforte seit ihrem Bestände zum wieder-
holten Male Schutz, Wohlwollen und Unterstützung erfahren hatte.
Mit dieser Übersiedlung 1586 hörte eigentlich der Prämonstra-
tenserorden bei der Himmelpforte, seiner einzigen Niederlassung
in Wien, auf, wenn auch die Union des Klosters mit St. Jakob
eigentlich ein Interim war, und später noch (1603 — 1604) der Prä-
monstratenserorden gegen den Verlust der Himmelpforte prote-
stierte 0? bis endlich Papst Paul V. am 1. Juni 1605 durch seine
Bulle »De provida sedis apostolicae« das Rechtsverhältnis des
Klosters einmal für immer geregelt hat. Somit fällt der Teil der
Geschichte des Frauenklosters St. Agnes zur Himmelpforte seit
1586 dem Orden des heiligen Augustin zu.
n.
St. Agnes zur Himmelpforte als Augustiner-Chorfrauen-
stift (1586—1783).
Der Augustinerorden sollte dem Frauenkloster zur Himmel-
pforte eine neue Lebenskraft bringen, uachdem es durch mehr als
drei Jahrhunderte dem Prämonstratenserorden angehört hatte.
Dort erschienen die beiden Königinnen-Witwen Konstanzia
und Agnes, sowie der Wiener Pfarrer Meister Gerhard 2) als die
') Kegesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. I, 66, Nr. 140. Quellen.
I, 5, Nr. 4767.
') Nachträglich entdeckte ich, daß dieser Mann schon zum Jahre 1246 am
9. Joni im Lager vor Piesting bei Pottendorf als plebanas de Gorse Zeuge einer
Schenkung des Herzogs Friedrich in Ebersdorf an die bayrische Prämonstratenser-
propstei Neustift war. Vgl. Mon. Boic. IX, 582. Archir für Kunde österreichischer
Gesehichtsquellen. XII, 304. Beilage zam Diözesan-Blatte von St. Polten. III, 545.
Dann zum Jahre 1261 und 1265 in Fontes. I, 159 und 161, zum Jahre 1265,
1266 und 1268 im Niederösterreichischen Urkundenbnch I, 96, 108, 118—119,
ond Quellen zur Geschichte Wiens. 2, II, R. 1511, 1512, 1514 und 1515. Zum
Jahre 1266 in den Quellen, 1. c, R. 1261, zum Jahre 1269 in den Fontes, I,
96—97. Vgl. auch Beilagen zum Diözesan-Blatt von St. Pulten. VIII, 451 sq. —
Die Satzungen des mit der Himmelpforte gleichzeitig errichteten Spitals zu
120 Alfoni tkk.
haupsächlichsten Förderer, sozasagen Stifter des altehrwürdigen
Gotteshauses, welches im Jahre 1686 fast verlassen dastand.
Dorothea Freiin von Pachheim,
die berufstreae, energische Oberin des Angustiner-Chorfrauenstiftes
bei St Jakob in Wien, war es. die acht Jahre hindurch (1586 bis
1594) die Schicksale der unierten Franenklöster St. Jakob und
Himmelpforte ^) mit viel Geschick, aber auch unter schwierigen
Verhältnissen leitete. Sie trachtete, der Dürftigkeit ihres eigenen
Stiftes durch Überlassung ihres Erbes abzuhelfen und bemühte
sich auch, Töchter aus vornehmen und reichen Familien für den
Orden zu gewinnen, um einerseits durch den Glanz der Namen
das Ansehen des Stiftes zu heben, anderseits durch eine reiche
Mitgift dessen materielle Lage zu bessern. Ob nun die Union mit
der Himmelpforte (19. April 1586) wirklich die gehofften Vorteile
für St. Jakob brachte, bleibe dahingestellt! Die ökonomische Lage
des einverleibten Klosters war nach dem Berichte der Oberin
Dorothea an den Erzherzog Ernst (25. Jänner 1586) keine günstige.
St. Job (1266) Bind aach bei M. Fischer, Das Dorotheaatifi in Wien, 8. 222,
abgedrackt. — Ober dae Wiener ProvinBialkonzil 1267 yerOffentliehte
P. Konstantin Prins Hohenlohe in der »Koltnr« (Wien 190d, 8. 441 ff.) eine
ausführliche Studie; nach Dr. H. Markgraf (Zeitschrift des Vereines für Ge-
schichte und Altertum Schlesiens. V, 1, 99) mfissen jedoch der Srxbischof ron
Salzburg, der Patriarch von Aquüeja, die BischSfe von Olmttti und Breslau aus
der Reihe der Teilnehmer gestrichen werden, dafür scheint König Ottokar n.
selbst anwesend gewesen au sein (Mon. Boie. XXIX, 471). — Die liebliche
Sage Ton der »Himmelspf^rtnerinc wurde neuerdings als dramatische Legende
von Adele Beschenhofer (BeligiOse Schauspiele. II, Wien 1904, 8. 43—103)
bearbeitet — Kleine Nachträge aum ersten Teile der Klostergeschiehte enthalten
auch die QaeUen zur Qeschichte Wiens. I, 1, K. 1043, demnach Himmelpforte
und St. Laurenz 1530 als Wohnung der obdachlosen Nonnen ron St Niklas,
St. Klara und St. Magdalena in Aussicht genommen war, und R. 1111, laut
dessen Kaiser Maximilian II. 1571 rier Tagwerk Wiesen zwischen Ebersdorf und
Simmering, die der Himmelpforte gehörten, gegen andere austauschen wollte.
^) Nach der Erzählung der letzten KouTentschwester bei der Himmeipforte,
die nach Ungarn zog, h&tte das leere Kloster in ein Blockhans umgewandelt
werden sollen. Doch, weil zu Terschiedenen Zeiten, besonders nachts über
dem Kloster die Engel gehört worden sind, und Erzherzog Ernst ron dem
Wiener Bischöfe Johann Kaspar, dem dieses Kloster sehr am Herzen lag, Ton
seinem Vorhaben abgehalten wurde, kam das öde Kloster auf Befehl beider Obrig-
keiten an St Jakob zur Administration. (Alte Klosterchronik.)
Das Frauenklotter Himmelpforte in Wien. 121
Das Eonventgebäude sah nach einer Äußerung Elesls einer gemeinen
Tafeme gleich.
Die ersten sechs Chorfrauen, welche von Dorothea aus dem
Jakobskloster zur Himmelpforte übersetzt wurden, hießen Barbara
Augenthaler (frtlher Novizenmeisterin bei St. Jakob, jetzt
Dechantin ^) bei der Himmelpforte), Ursula Hueber, Elisabeth Braun,
Sibylla Ox, Anastasia Moller und Barbara Dorothea Bauhofer. Die
letztere beklagte sich als Gewandmeisterin im EQost^r in einem
Schreiben an den Wiener Bischof über ungehorsame Nonnen
(ddto. Wien, 1589, 8. Jänner).
Am 19. April 1593 wurde die Oberin Dorothea von den
niederösterreichischen Landschaftsverordneten in Wien gemahnt,
die seit 1575 von der Dreikönigstiftung bei der Himmelpforte
(aach Schwellersche Stiftung genannt, errichtet 1469) schuldige
Landsteuer per 134 fl. zu bezahlen.
In demselben Jahre begann ein ärgerlicher, bis 1601 fort-
dauernder Prozeß mit dem Inhaber eben dieses Benefiziums Georg
Eirchmayr, der schon 1584 für das erledigte Benefizium als
kaiserlicher Hofkaplan vom Erzherzog Ernst empfohlen und 1585
präsentiert wurde. Er war jetzt Domherr bei St. Stephan und be-
saß außer dem Dreikönigstift bei St. Agnes auch noch das Bene-
fizium bei St. Salvator in Wien. Schon am 10. Juli 1593 wurde
ihm vom Elosterratspräsidenten Abt Kaspar von Melk angedeutet,
sich ruhig zu verhalten und die Resolution des Erzherzogs Matthias
in seinem Streite mit der Oberin Dorothea von Puchheim ab-
za warten. Diese bat am 5. September 1593 den Erzherzog, am
14. Oktober den Bischof um Absetzung des Benefiziaten Eirch-
mayr, der »viel Mibe. Arbeit, Trübsal und Bekhümmernußc verursacht,
und dem sie das Benefizium bereits gekündigt hat. Da die Oberin
14 >Besehwär- und Beger- Artikel« gegen Kirchmayr, der den Gottes-
dienst nicht ordentlich hielt, vorbrachte (4. November), befahl ihm
der Bischof am 5. November, sich innerhalb acht Tagen auf diese
Klage zu verantworten, worauf er den Streit entscheiden werde.
Eirchmayr bat indessen am 10. November den Bischof Easpar,
dem Eloster Himmelpforte die Zahlung von den ihm schuldigen
*) In den Aagostiner-Chorfraaenstiften stand analog den Chorherren
&n der Spitze der Kommunität die >0bri8tin« (praepotüa, früher Meisterin ge*
nannt; die Chorherren haben einen Propst zum Ordens vorstand) und die
Dechantin, die beide anf Lebensdauer gewfthlt wurden.
122 Alfon« ikk.
36 fi. Oranddienst aufzutragen und im Weigerungsfälle das Inter-
dikt anzudrohen. Der Bischof befahl der Oberin, die Schuld binnen
drei Tagen zu zahlen (18. November) und dem Benefiziaten den
Orunddienst zu leisten, bis der Streit entschieden sei (26. Noyember).
Man drohte der sich weigernden Oberin sogar mit der Exekution.
Nun beklagte sich Dorothea von Puchheim wiederum beim Erz-
herzog Matthias über den »rebellischen« Benefiziaten Eircbmayr.
der jahrelang keine Steuer zahle, gegen die Konventschwestem
unhöflich und gegen die Untertanen hart sei. Sie führte auch Be-
schwerde darüber, daß sie nach dem Ausspruche des Wiener Bi-
schofs nicht befugt sein solle, ihren Benefiziaten aufzukündigen,
was doch das Recht eines jeden Patrons sei, dann über den Zah-
lungsauftrag und das angedrohte Interdikt. Die Beschwerde wurde
am 3. Dezember dem Bischöfe zugestellt, der sie dem Benefiziaten
zur Beantwortung schickte. Kirchmayr bestritt am 23. Dezember
in einem Briefe an den Bischof, daß die Oberin bei St. Agnes
seine Lehensherrin sei und ihn eigenmächtig entfernen könne und
begehrte, daß das Interdikt über die Himmelpforte verhängt
werde.
Am 6. April 1594 richtete Dorothea von Puchheim ihre
Klagen gegen Kirchmayr an die Klosterräte mit der Bitte, den
Wiener Bischof darüber zu vernehmen und demselben dann an-
zuzeigen, wie der Streit zu schlichten sei.
Durch das fortwährende Sorgen um die Sicherung der Exi-
stenz der unierten Klöster und durch die herben Erfahrungen und
Unannehmlichkeiten in der Leitung derselben war die Gesundheit
der Oberin Dorothea tief erschüttert und ihre Energie gebrochen.
Schon am 27. Februar 1593 klagte sie dem Wiener Bischöfe über
die Widerspenstigkeit einiger Klosterfrauen und auch die Union
von St. Jakob mit St. Agnes erwies sich eher nachteilig als nütz-
lich. Darum wurde die Oberin amtsmüde, und ihr Alter und immer*
währende Leibesschwäche und die Unfähigkeit, den vereinigten
Klöstern mit ziemlich jungen Klosterfrauen vorzustehen, vor-
schützend, bat sie um eine Koadjutorin und um Trennung der
beiden Klöster.
Am 9. Mai 1594 wendete sich der Wiener Bischof an den
Erzherzog Matthias mit der Bitte, dem Gesuche der Oberin Dorothea
um Bestellung einer Koadjutorin mit dem Rechte der Nachfolge
zu willfahren und Kommissäre zur Übergabe der Temporalien an
Das Frauenkloster Himmel pf orte in Wien. 123
die Erwählte zu bestellen. Beides wurde genehmigt, aber wegen
der Forderung der landesfürstlichen Kommissäre, die Klausur des
Klosters zu betreten, entspann sich ein lebhafter, für die damaligen
kirchenpolitischen Verhältnisse bezeichnender Briefwechsel zwischen
dem im »christlichen Feldtlager vor Gran« weilenden Erzherzog
Matthias und dem Bischöfe. Endlich fiel am 28. Juni 1594 die
Entscheidung des Klosterrates dahin, daß für diesmal die Wahl
nach alter Gepflogenheit nur im Beisein des Bischofes sich voll-
ziehen, die Übergabe der Temporalien aber außerhalb der Klausur
durch die kaiserlichen Kommissäre erfolgen solle; im ähnlichen
Sinne hat schon am 16. Juni Matthias im Feldlager ein Dekret
erlassen. Zu kaiserlichen Kommissären bei der Wahl wurden die
Rlosterräte Georg Christoph von Homberg und Adam von Alten-
steig bestimmt.
Die Wahl der Koadjutorin fand am 6. Juli 1594 in Gegen-
wart des Bischofs Neuböck, des Dompropstes Klesl und des OfGzials
Heinrich Härtung statt. Nach dem Wahlprotokolle waren 20 Profeß-
schwestem zugegen, deren älteste 44 Jahre zählte. Zu Koadjutorin
wurde einstimmig die bisherige Dechantin
Agnes Hießler (Hirschler),
34 Jahre alt. 19 Jahre Profeß, gewählt, leistete die Angelobung
und wurde installiert. Dorothea von Pachheim lag während des
Wahlaktes krank im Kloster Himmelpforte; daß sie gleich nach
der Wahl der Koadjutorin resignierte, bleibt ohne Belang. Man
weiß nicht einmal ihren Sterbetag. Da aber ein Dekret des Dom-
kapitels vom 23. Oktober 1595 nur einer Oberin der vereinigten
Klöster zu St. Jakob und Himmelpforte, aber keiner Koadjutorin
erwähnt, dürfte Dorothea am genannten Tage nicht mehr am Leben
gewesen sein.
Am 9. August 1594 starb der Wiener Bischof Neubück,
worauf das Domkapitel von St. Stephan während des folgenden
Interregnums (1594 — 1698) die Diözese leitete. Durch ein scharfes
Dekret des Domkapitels am 23. Oktober 1595 wurde der Oberin
bei St. Jakob und Agnes aufgetragen, die Klausur genau zu beob-
achten. Es scheint nach dem Tode der strengen Dorothea eine
Lockenmg der Disziplin eingetreten zu sein, denn das Dekret droht
der Oberin mit dem großen Banne und anderen kirchlichen Strafen,
wenn sie »nicht zue geringer schmach und verschimpfung geist-
124 Alfont ikk,
licher Jurisdiction, zuwider Ihrer Profeß vnd gewissen« den Befehl
des Kapitels, Fremden, insbesondere sektischen Personen den Ein-
tritt in die beiden Klöster zu verbieten, unterlassen sollte. Auch
die Vermögensverwaltung dürfte keine tadellose gewesen sein. Als
nämlich 1599 die Oberin Agnes einige Schwestern von St. Jakob
nach Imbach versetzen wollte, protestierte der Wiener Offizial
Dr. Baltasar Scultetus energisch dagegen, machte der Oberin heftige
Vorwürfe und gab dem Klosterrate zu verstehen, daß er an dem
zerrütteten Zustande der beiden Klöster St. Jakob und St Agnes
Schuld trage. Er dulde, daß mehr Schwestern aufgenommen werden,
als ernährt werden können, und daß bei St. Jakob viele fremde
Personen wohnen, die dem Kloster zur Last fallen.^)
Indessen dauerte der Streit zwischen der Oberin bei der
Himmelpforte und dem Benefiziaten Kirchmayr fort. Am 3. März
1596 bat Agnes Hießler, Oberin, Heinrich Härtung, Domdechant
und Mag. Leopold Widmer, Prior des erzherzoglichen Kollegiums,
die Klosterräte, daß die Mietleute der Klosterhäuser dem Georg
Kirchmayr keinen Zins bezahlen sollten, bis Kirchmayr die ausstän-
digen Steuern erlegt habe. Am 22. September 1597 hielten die
kaiserlichen Kommissäre, Abt Kaspar von Melk. Präsident des
Klosterrates, und JüDr. Karl Stredele, niederösterreichischer Re-
gimentsrat, eine Kommission bei St. Agnes in Angelegenheit des
Dreikönigstiftes, wozu auch Isaak Seidner, Prior auf der löblichen
Universität, eingeladen wurde. Durch die Entscheidung des Erz-
herzogs Matthias vom 30. September 1597 verlor Kirchmayr das
Benefizium bei St. Agnes, und es sollte künftig nur einem solchen
Priester verliehen werden, der es wohl versehen könne.
Am 15. Mai 1600 bat Kirchmayr die niederösterreichische
Regierung, die angeordnete Sperre der Hauszinsen für ihn in den
Himmelpforthäusern wieder aufzuheben, und noch im folgenden
Jahre bat er beim Konsistorium um Begleichung seiner Forde-
rungen (sieben Punkte, zusammen 868 fl. 66 kr.) durch die Oberin
bei St. Agnes, unbekannt mit welchem Erfolge.
Agnes Hießler verpflichtete sich am 22. Dezember 1600, daß
sie die Hauszinsen, die sie zur Ausbesserung der Dreikönigkapelle
') Die Oberin lenkte die Aufmerkfamkeit des Erzherzoge Matthiae auf
das faet leere Frauenkloster Kirchberg am Wechsel, welches dann tat^Schlich
nach längeren Verhandlungen im Jahre 1608 von St Jakob besetzt wnrde.
Cf. Wiedemann, IV, 3y4.
Das Franenkloster Himmelpforte in Wien. 125
benützte, wieder zurückerstatten wolle, falls sie für andere Zwecke
bestimint seien. Sie meldete sich schon 1596 um die rückständigen
jährlichen 75 Golden, welche die Universität Wien dem Kloster
Himmelpforte von den Stiftungen seit 1584 — 1596 schuldete, wo-
durch der Rückstand bis auf 843 fl. 6 kr. anwuchs.
Ihre Vorgängerin Dorothea von Puchheim hatte ihrer Schwester
Barbara von Puchheim, verheiratet mit Siegmund von Landau, aus
den Renten der beiden Klöster St. Jakob und St Agnes 4000 fi.
vorgeschossen, und wie es scheint, ohne genügende Hypothek.
Darum ließ sich Agnes Hießler die Renten am 8. April 1601 auf
die Herrschaft Dümkrut versichern.^) Einige Tage vorher (3. Jänner)
bat der Wiener Offizial Balthasar Scultetus, Doktor der Heiligen
Schrift, den Wiener Domdechant Härtung, die Oberin bei St. Agnes
und den Prior des erzherzoglichen Kollegiums, Mag. Lambert Luc-
tanus, um Verleihung des Dreikönigbenefiziums, da Qeorg Eörch-
mayr desselben, sowie auch seines Kanonikates und des Benefiziums
bei St. Salvator in Wien entsetzt worden sei.
Das Jahr 1602 brachte wieder eine Visitation bei St. Jakob.
Man fand das Kloster in Ordnung, nur die Klausur wurde neuer-
dings strenge eingeschärft (15. April 1602). Die Chorfrauen nahmen
die Mahnung hin, meinten aber, der Offizial solle seines Versprechens
eingedenk sein und die Himmelpforte von St. Jakob abtrennen.
Das Inventar der Kirchenomate und Wertsachen bei St. Agnes
am 19. Februar 1603) ergab u. a.: 32 diverse Meßgewänder,
17 Antipendien, 12 Kelche, 1 Monstranze, 1 Agnus Dei, 4 Kann-
chen, 1 Kreuz, 1 Thuribulum, 2 Humerale, 1 Chorkappe, einige
Reliquienschreine etc. Am 12. Jali 1603 verlangte die Oberin bei
St Jakob, Agnes Hießler, vom Klosterrate in einer ausführlichen
Denkschrift die Abtrennung der Himmelpforte, da die Vereinigung
nur für ein Jahr eingegangen worden sei und für eine längere
Union weder ein kaiserliches noch ein päpstliches Dekret vorliege.
Diesmal sollte das Verlangen von Erfolg gekrönt sein, indem sich
eine einflußreiche Persönlichkeit, die seit 20 Jahren die Schicksale
der Himmelpforte beobachtete, der Sache annahm, nämlich Melchior
Klesl, seit 1602 ernannter Bischof von Wien und nachher Kar-
dinal Er gilt als der dritte Stifter des EQosters zur Himmelpforte
und wurde auch als solcher von den Chorfrauen gefeiert.
^) Wifgrill, Schauplatz. V, 423. Blätter des Vereines für Landeskunde.
1878, 8. 25.
126 ^fona ikk.
Im Jahre 1604 wurden die Verhandlungen wegen der Tren-
nung ernst aufgenommeu. Klesl verteidigte sich zuerst gegen den
Vorwurf, als ob er die wegen der Reform der Klöster St. Jakob und
St. Agnes vom Klosterrate abzuhaltende Kommission vereitelt hatte.
In einem ausführlichen Memorandum (1604) berichtete er dann
dem Erzherzoge Matthias über den Stand der Himmelpforte. Er
erinnerte an die Bulle des Papstes Innozenz VIII. (1491), der ge-
mäß nicht mehr der Abt von Geras, sondern der jeweilige Wiener
Bischof die Jurisdiktion über St. Agnes habe. Das Kloster sei
lange Zeit öde gestanden. Die Gattin des König Matthias Corvinus
habe drei Nonnen aus Ungarn daher gebracht, aber bei diesen
habe sich nie ein Visitator gemeldet; sie versetzten und verkauften
die Güter. Auf Anordnung des Erzherzogs Ernst habe er 1582 das
Kloster visitiert, aber gleich wieder um Enthebung gebeten, weil
das Kloster einer gemeinen Taferne gleich sah. Niemand wollte
sich dann des Klosters annehmen, bis es der Bischof Neuböck tat.
Er bewog die Chorfrauen von St. Jakob, das Kloster St. Agnes zu
übernehmen, damit dort für die Nachbarschaft Gottesdienst ge-
halten werde. Dabei habe sich kein Visitator gemeldet oder protestiert
Die letzte ungarische Klosterfrau kam nach Ungarn. Wieviel
tausend Gulden das Jakobskloster zur Tilgung der Schulden ver-
wendete, werden die Rechnungen ergeben. Er, Klesl, habe unter
den hinterlassenen Schriften des verstorbenen Bischofes Neuböck
viele Dekrete an die Oberin von St. Jakob gefunden, daß sie sich
beim Papste um Dispens völliger Inkorporation anmelden solle,
weil sich sonst täglich viele Konfusionen ereignen, aber die Oberin
habe immer den Bischof durch lauter Vertröstungen aufgehalten.
Nach der Abdankung der Oberin (1594) wurden beide Klöster
durch den Bischof Neuböck und Melchior Klesl visitiert, wobei
sich herausstellte, daß alle Konfusionen sich aus der Union der
beiden Klöster ergeben. Klesl aber wartete so lange zu, bis die
Oberin von St. Jakob und ihr Konvent selbst um die Trennung
anhalten, und gab ihnen fast zwei Jahre keinen Bescheid, bis sie
ihn jetzt ungestüm um seine Befürwortung ersuchten. Denn es
kommt der Abt von Strahow, Johann Lohelius, derzeit Weih-
bischof von Prag und selbst vom Papste Paul V. hochgeschntzt,
und meldet sich als Visitator durch den Abt von Geras, Johann
von Beyrer, verhandelt mit den Chorfrauen bei der Himmelpfoi*te
und hernach mit Klesl, daß dieses Kloster dem Prämonstratenser-
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 127
orden gehöre und daher seiner Jurisdiktion unterstehe. Klesl reiste
lur selben Zeit selbst nach Prag, wo er den Generalabt der Prä-
monstratenser und den Prälaten von Strahow angetroffen und sich
ihnen gegenüber geäußert hat, daß ihm ^d^r Orden bei der Himmel-
pforte unbenommen sei, das Kloster Himmelpforte jedoch fbr jeden
Fall seiner bischöflichen Visitation und Jurisdiktion unterstehe.
Weil das Jakobskloster in Wien für St. Agnes etliche tausend
Gulden verwendet hatte, müßte es also vom General der Prämon-
stratenser entschädigt werden. Da kein Kloster der Prämonstra-
tenserinnen in Niederösterreich besteht, mQßte der Generalabt mit
Wissen des Erzherzogs fremde Klosterfrauen seines Ordens bei
der Himmelpforte einführen und ihren Lebensunterhalt sichern,
damit das Kloster nicht wieder in Schulden gerate und niemand
wäre, der sich dann seiner annähme. Übrigens dürfte der Erz-
herzog fremde Prämonstratenserinnen kaum zulassen, und von den
gegenwärtigen Chorfrauen bei der Himmelpforte würde keine den
Prämonstratenserorden annehmen. Da hat sich der Generalabt nicht
weiter einlassen wollen. Weil nun dem Himmelpfortkloster unmög-
lich anders zu helfen ist, als eben mit dem Orden des hl. Augustin
wie er jetzt bestellt ist, und weil man dort eine dem ganzen
katholischen Herrenstande willkommene Mädchenerziehungs-
anstalt, ein Seminar für die weibliche Jugend »sondergleichen wie
es in Deutschland wenige gibt«, gründen kann, wodurch man nicht
bloß dem Kloster, sondern auch dem ganzen adeligen weiblichen
Geschlechte helfen soll, dazu aber das Kloster aufs neue fundiert
und erweitert werden muß, also meinte Klesl, daß sich der Protektor
Kardinal Dietrichstein von Olmütz beim Papste um entsprechende
Dispens verwenden solle, die gewiß ohne jede Schwierigkeit erteilt
werden wird.
In einem anderen Entwurf (1604) meldete Klesl dem Erz-
herzoge Matthias die bedrängte Lage der Himmelpforte, die »an
Geben, Gütern und Persohnen weit herabgekommen«. Der Abt
von Geras meldet sich als Visitator, aber diese Äbte haben sich
seit Menschengedenken nie um die Himmelpforte gekümmert. Das
Jakobskloster verlangt von der Himmelpforte 1000 Gulden. Die
lokorporation bringt große Schwierigkeiten mit sich, und darum
möge sich Kardinal Dietrichstein bemühen, die Transferierung der
Klosterfrauen bei St. Agnes in den Augustinerorden auch in Rom
zu bewirken.
128 Alfons ikk.
Nach der alten Klosterchronik wäre bereits 1603
Barbara Dorothea Bauhoferin,
eine aus den ersten sechs Aogostiner-Chorfraaen, die 1586 von
St. Jakob zur Administration des öden Klosters St. Agnes über-
setzt worden sind, zur ersten selbständigen Oberstin bei der Himmel-
pforte erwählt worden. Am 20. Februar 1603 berichtete Johann
von Beyrer, Abt von Geras, von Wien aus an den Abt von Kloster-
brück, Sebastian Chotiebor, über die Verhandlungen wegen der
Himmelpforte, deren Verlust er dem Prämontratenserorden er-
sparen und darum nach Rom appellieren wollte; tags vorher wurden
die beiden Wiener Klöster getrennt, wozu er gar nicht eingeladen
wurde. Die Oberin wollte ihn gar nicht empfangen, weil es unter
der Strafe des Kirchenbannes verboten wäre.^) Aber alle Versuche
blieben vergeblich. Der laute Protest des Geraser Abtes gegen die
Übergabe der Himmelpforte an die Augustiner-Ghorfrauen soll ihm
die Ungnade des mächtigen Bischofs Klesl und später (1615) sogar
die Resignation auf die äbtliche Würde verursacht haben ^), aber
eine Visitation in Geras vom Jahre 1615 belehrt uns eines
anderen.^)
Am 7. Mai 1604 erinnerte Erzherzog Matthias den Bischof
Klesl, dasjenige durchzuführen, was betreffs der Klöster St. Jakob
und St. Agnes resolviert wurde. Wenn die Oberin von St Jakob
noch »widersessig« sei, so solle sie der Bischof selbst mit Arrest
bestrafen.
Endlich wurde am 1. Juni 1605 von Paul V. in Rom die
Bulle »De provida sedis apostolicae« ^) an den Bischof Klesl er-
lassen, welche die Lage der Himmelpforte für die Zukunft de*
finitiv regelte. Die Geschichte des Klosters kurz berührend, er-
klärte der Papst, er treffe zur Beruhigung der EUosterfrauen und
auf die Bitte des Erzherzogs Matthias hin die Verfügung, daß der
Prämontratenserorden bei der Himmelpforte (omnemque statum,
naturam, essentiam et dependentiam reguläres . . . iurisdictionem,
^) Regelten zur Geschichte Wieni. 1, V, B. 4767.
-) B rann er, Ein Chorherrenbach. S. 108. Topographie von NiederOster-
reich. III, 392. Hormsjr, Wien and seine Geschichte. II, 3. S. 57.
3) Vgl. Blätter für Landeskande von NiederOsterreich. 1900, S. 241 and 248.
*) Eine beglaabigte Kopie vom Jahre 1628 im fÜrsterzbischOflichen Kon-
sistorialarchiTe ssa Wien.
Das Franenklotter Himmelpforte in Wien. 129
visitadonem ant aliqnam aliam snperioritatexn) aufgehoben und er-
loschen sei, und daß dieses Erlöster an den Angostinerorden mit
allen Rechten der Aogustiner-Chorfranen übergehe. Die Angostine-
linnen sollen vom Kloster Besitz nehmen und nach einem Probe-
jahre die Profeß nach dem Ritas, wie er bei St. Jakob üblich ist
abl^en. Die Jorisdiktion über das Kloster gebühre für immer dem
Bischöfe von Wien.
Eine zweite gleichlautende Bulle Pauls V. vom 13. Juni 1605
erfloß in Rom an den Olmützer Bischof Elardinal Dietrichstein, der
mit der Promulgation in Wien betraut wurde. ^)
Nach Erlaß dieser Bullen war die Trennung der beiden
Frauenklöster in Wien leicht. Zwar entstanden noch Zweifel, ob
die von St Jakob nach St Agnes transferierten Augustiner-Chor-
frauen nach dem Wortlaut der Bulle eine eigene Oberin wählen,
Novizinnen aufnehmen und dieselben zur Profeß zulassen dürfen,
worüber Dr. Kaspar Schwab sein bejahendes G-utachten abgeben
mußte.
Am 21. Jänner 1607 befahl Klesl seinem Offizial und Kon-
sistorium, alle Parteien, die bei der Neuaufrichtung des Klosters be-
teiligt waren, für den 25. Jänner in das Kloster St. Agnes vorzuladen.
Am 22. Jänner lud Dr. Balthasar Scultetus, apostolischer Protonotar,
Domscholaster in Wien, Domherr von Breslau, bischöflicher Offizial
and Qeneralvikar in Wien die Oberin des Jakobsklosters zu dieser
Verhandlung ein. Aber die Verhandlungen dauerten noch das
ganze Jahr hindurch. Schon gegen Elnde des Jahres 1607 bat
Dr. Adam Latomus, Dechant in Kimberg, als Stellvertreter des verreisten
Bischofs Ellesl den Erzherzog Matthias, er möge, nachdem er das
»in Grundt verfallene und verbrendte armselige Jungfrauenkloster
bey den Hinunelporten« wieder aufgebaut, in demselben auch eine
Heisterin, Priorin oder Äbtissin installieren lassen, sonst ginge das
Kloster wieder zugrunde. Der Erzherzog ordnete am 23. November
1607 eine Konunission an und betraute damit den Regimentsrat
Matthias Puchelmayr und den Klosterrat Cyprian Manicor. Endlich
kam es am 15. Jänner 1608 in Beisein dieser zwei landesfUrst-
lichen Konunissäre, der Vertreter des Domkapitels Job. Lentl und
H. WinterhoUer zur Wahl und Installation der Oberin Barbara
Bauhoferin, bei welchem Akte Dr. Latomus im Namen Klesls
und als Delegierter des wegen Unpäßlichkeit in Olmütz verhin-
^) Kopie im fOnterzbiBchSflichen Koiuistorialarchire zu Wien.
JüirVach d. Y. f. Laadeskonde. 1907. Q
130 Alfoni ikk.
derten Kardinals Dietrichstein den Vorsitz führte und die erwähnte
päpstliche Bolle vom 13. Juni 1605 im Namen des Kardinals pro-
mulgierte.^) Von da an war das Kloster zur Himmelpforte definitiv
ein selbständiges Stift der Augnstiner-Chorfirauen. Sollte sich je-
doch das Chorfrauenstift bis zu der ihm zugedachten hohen Stufe
emporschwingen, dann waren ihm viele materielle Mittel notwendig,
und diese erhielt es durch Klesl, seit 1614 wirklichen Bischof
von Wien und Wiener-Neustadt (1616 Kardinal), dem die Himmel-
pforte eine Lieblingsstiftung geworden ist.^ Er beglich die Ver-
bindlichkeiten des ruinierten Hauses, baute ein neues Kloster-
gebäude auf eigene Kosten aus, legte fbr dasselbe eine reiche Stif-
tung bei dem Wiener Bistum an, sicherte die freie Wahl der
Oberin durch die Klosterfrauen, schärfte die Visitation und die
Klausur ein, machte andere gute Ordnung durch die von ihm
selbst mit der neuerwählten ersten Oberin Barbara Bauhoferin
verfaßten Hausstatuten und beschenkte das Kloster mit geistlichen
Schätzen^), so daß er der dritte Stifter des Klosters genannt and
als dessen größter Wohltäter verehrt wurde.
Auch andere Wohltäter fanden sich ein. Am 24. November
1608 gaben Kaspar, Abt von Melk, Michael, Stiftsprior und der
ganze Konvent den Ohorfrauen bei St. Agnes 2000 fl. zur Er-
bauung ihres Klosters; dafür sollen diese täglich bei der heiligen
Messe des Stiftes Melk mit einer Kollekte^) und nach der Messe
mit dem Psalm 50 »Miserere« gedenken.^)
Am 26. September 1612 versprachen die Zechmeister Wolf
Endrefi und Mathes Denckh ttber Aufforderung der Oberin Barbara
^) Kodex 100, 50, Nr. 28, fol. 306. im k. n. k. Haas-, Hof- und Staate-
arohivo sa Wien. Dtircli die Trennang Tenninderte rieh die Zahl der Chorfranen
bei St. Jakob um ein bedeutendes.
') Kletl trat schon früher oft als Viritator and Q^nner yerschiedener
KlSster auf. Vgl.: Anton Kerschbaumer, Kardinal Kleri. 2. Aufl. (Wien 1905).
S. 24 ff.
^) Z. B. mit Reliquien (Rippe und Haare) der hl. Agnes, mit Gebeinen
der 11.000 (!) Genossinnen der hl. Ursula, mit einem Krurifiz, dessen Verehrung er
seine Genesung aas einer gef&hrlichen Krankheit xuschrieb etc. (Alte Klosterchronik).
*) Ein eigenes Gebet im Mefibach.
^) Original Pergament mit Siegel im fÜrsterzbischOflichen Konsistorialarchiire
zu Wien. Nach Hormayr, 1. c, S. 59, kam Ton dem Geschlechte des Sainthilier =
Saint-Hilalre, der K. Ferdinand II. mit den Dampierreschen Kürassieren errettet,
der Schlegelhof und anderes Gut zu Ebersdorf an die Himmelpforte. (Ohne
Datum.)
Das Fraaenkloster Bimmelpforte in Wien. 131
das fehlende Inventar, z. B. Mefigewänder, Kelche etc. bei der
Bflckerzeche (gestiftet 1452) binnen einigen Jahren za ergänzen.^)
Das neue Elostergebäade bei St. Agnes wurde in den Jahren
1614 — 1617 aufgeführt. Es sind noch zahlreiche Rechnungen der
beim Bau beschäftigten Handwerker im fUrsterzbischöflichen Eon-
sistorialarchive zu Wien vorhanden. Den Bau beaufsichtigte der
Klosterbeichtvater Fr. Johann Bemardinus, der auch alle Rech-
Qongen signierte und sie zum Begleichen an Dr. Karl Htitten-
dorfer, Domherrn von Breslau und Olmütz, schickte.
Im Jahre 1617 wurde auch ein eigener Stiftbrief fbr die
Himmelpforte vom Kardinal Bischof Ellesl entworfen. Von Prag
aus sandte der Kardinal am 17. Mai den Chorfrauen den Entwurf
des neuen Stiftbriefes zum E^mauem in einen Stein des Kapitel-
hauses. Am 24. Mai machte ihm Barbara Bauhoferin einige Mit-
teilungen über das Kloster, am 31. Mai gab wieder der Kardinal
den Chorfrauen, »seinen lieben Kindern«, einige Verhaltungsmaß-
r^ln und ersuchte, ihm die Klosterstatuten nach Prag zu schicken
and drei Messen wöchentlich fUr ihn zu beschließen. Aus Dank-
barkeit gegen ihn beschloß der Konvent bei St. Agnes einhellig
im Kapitel am 1. August 1617, für Klesl wöchentlich drei Messen
(Montag, Mittwoch und Freitag) lesen, alle Quatember und zu
Michaeli ein Lobamt halten zu lassen und jeden Samstag ein Salve
Regina für ihn zu beten. Jeden Freitag soll dies im Kapitel zu
ewigen Zeiten vorgelesen werden. Ebensoviele Requiemsmessen und
Amter mit vorangehenden Vigilien sollen nach dem Tode des Kar-
dinals für ihn gehalten werden. Die Franziskaner sollen den Qottes-
dienst verrichten.
Im Stiftbrief selbst sagt Klesl, daß das ganz und gar herab-
gekommene Frauenkloster St. Agnes Prämonstratenserordens in ein
Aogusttner-Chorfrauenstift umgewandelt, und da die Union mit
St Jakob nicht gedieh, als selbständig erklärt wurde, und zwar
vornehmlich zur Erziehung der adeligen weiblichen Jugend, da
die Kinder in adeligen Häusern leider meistens große Freiheit,
Genußsucht und Leichtfertigkeit sehen. Diese Umwandlung bilb'gte
auch der Papst, dessen Bulle vom 1. Juni 1605 Klesl am 26. Jänner
1607 in der Klosterkirche bei St Agnes während des Heiligengeist-
amtes publizierte und die erste Oberin Barbara, die bei St. Jakob
die Profeß abgelegt hatte, einsetzte. Dann wurde von ihm der
0 Wiener Stadtarchir.
9*
132 Alfont Ük.
Konvent eröffnet, das römiflclie Brevier eingeführt, die Statateo
wurden in vielen Punkten reformiert und alles wurde vom Heiligen
Stuhle genehmigt. Da jedoch die Zahl der Klosterfrauen taglich
zunahm und für sie kein genügender Raum in dem armseligen Kloster
vorhanden war, so hat er ihnen als Bischof größtenteils auf seine
Kosten ein neues Kloster erbauen lassen, welches 1617 vollendet
wurde, und erhielt dafür aus Dankbarkeit durch den Kapitelbeschlnß
die erwähnten Messen bei der Himmelpforte.
Von Kardinal Ellesl kennt man auch zahlreiche Briefe an
adelige Frauen, da er mit weltlichen und geistlichen Fürsten eine
lebhafte Korrespondenz unterhielt, z. B. an die Erzherzogin Maria,
Ferdinands U. Mutter zu Oraz, an die sächsische Kurfttrstin- Witwe
Hedwig, an die Gräfinnen Elhevenhiller und Mansfeld, an die Freün
Popel von Lobkowitz usf. Sie wurden nebst hunderten anderen
von Hammer-PurgstalP) mit viel Mühe und Fleiß gesammelt und
herausgegeben. Unter diesen Briefen ist eine ganze Serie bemerkens-
wert, welche das Kloster Himmelpforte, Klesls Lieblingsstiftung,
betriffi;; die meisten davon und ein Autograph Klesls befinden sich
in Hainfeld. ^)
Am 19. März 1609 gab König Matthias den Wünschen der
österreichisch-evangelischen Stände nach, und es folgte nach län-
geren Unterhandlungen zu Wien die Resolution (von den Evan-
gelischen auch Kapitulation genannt), die in unserer Religions-
geschichte ebenso merkwürdig ist, als der später (am 9. Juli 1609)
von Kaiser Rudolf den böhmischen Ständen ausgefertigte Majestftts-
brief. Klesl war über die erfolgte Resolution untröstlich; er sah
die Vorwürfe des Hofes zu Madrid, wo die Erzherzogin Margarete,
Ferdinands Schwester und eine eifrige Katholikin, sehr einflußreich
war, gegen Matthias, ihren Oheim, voraus. Darum schrieb er schon
sechs Wochen nach der Kapitulation an die Ohorfrau Q-rttn-
bergerin bei der Himmelpforte, die mit Margarete im regen Brief-
wechsel stand, ein vertrauliches Schreiben, »das Sy soliches in
Hispanien schickhen soll der Khünigin Margreth« (Wien, 3. Mai
1609).^) Er ließ zwar darin seinem Schmerz freien Lauf, ent-
^) Hammer-Pargstall, EhlesU Leben. 4 Bände (Wien 1847—1851).
2) Propst Weintritt ron NikoUborg schenkte den Briefwecheel Kleilt mit
den Chorfraaen der Himmelpforte dem Sehloßarchive bu Hainfeld.
>) Hammer-Pargstall, 1. c. U, S. 173—174 und Urkunde Nr. 256,
S. 167—170. Kerachbaumer, Kardinal Kleil. S. 105. Die Chorfrau war
keine Oberin.
Dm Fraaenklosttr Himmelpforte in Wien. 133
schuldigte nichtsdeBtoweniger den König, der nur unter dem Drucke
der absoluten Notwendigkeit die Beligionsfreilieit zugestand, haupt-
^flchlich um die eyangeliBchen Stttnde sur vereinigten Huldigung
zu bewegen. Kiesl bat darum die Chorfrau Grttnbergerin, um ihres
Bräutigams, d. i. Christi willen, der Königin Margarete, mit deren
Mutter und Bruder er vertraut sei, zu schreiben, auf den König
Matthias Einfluß zu nehmen. Margarete war dem Bischof Klesl
nicht besonders gewogen, da sie ihm die Zugeständnisse des Königs
&n die Protestanten zuschrieb. Sie beantwortete den Brief der Chor-
frau Grünbergerin und schrieb auch während drei Monaten
(30. Augast, 27. September und 24 Oktober 1609) nacheinander
an Matthias und Klesl Briefe, worin sie ihrem Oheim verschiedene
Vorwürfe äußerte. Matthias ttberließ es dem Bischöfe, der Königin
gegenüber als sein Verteidiger aufzutreten und Ferdinands Dazwischen-
knnft zur Beruhigung der Königin zu ersuchen. Klesl tat es am
8. Dezember 1609 und sagte unumwunden die Wahrheit, um seinen
Herrn zu rechtfertigen.')
ESn anderer Brief Kiesls an die Oberin Bauhoferin und das
Kloster Himmelpforte stammt aus jener Zeit, da Klesl im Jahre
des höchsten Glanzes seiner Würde, des Kardinalats, das Chor-
franenstift neu ausgebaut hatte. Der Brief ist datiert zu Prag, am
28. Dezember 1616 und enthält als Neujahrsglückwünsche geistliche
Lehren und Ermahnungen, welche von Klesls tiefer Frömmigkeit
Zeugnis geben. ^)
Von PreSburg aus gab der Kardinal am 26. März 1618 der
Oberin Weisungen über die streng zu haltende Klausur bei der
Himmelpforte. Frau Kollonitsch soll man, wenn sie ihre Tochter bringt,
einlassen, weil sie dem Kloster viel G-utes tat und selten kommt. Freiin
von Teufel ist mit der Tochter zu ihren Kindern, die sie im Eüoster hat,
allezeit zuzulassen, falls es nicht zu oft geschieht, und wenn die Schwe-
stern nichts zu tun haben oder der Andacht obliegen. Aber keine
Dienerin darf die Klausur betreten, da sie die Schwestern in ihren Zellen
nur stören möchte. Fürstin von Liechtenstein, ihre Schwester und ihre
Hofmeisterin Regina, welche die Kinder erzieht, können einmal zu-
gelassen werden, aber erst nach der geschlossenen Zeit. Ob Frau
^) Hammer-Pargitall, I.e. H, 168—170. Urknnde Nr. 263, 8. 180—188.
Kttriehbanmer, 1. c. 8. 105.
^ Hammer-Pargstall, 1. c. III, Urkande 638, 8.497. Kerschbaamer,
y c 143.
134 Alfoni iäk.
▼on Stotzingen ilire Kinder zur Himmelpforte gebe oder nicht, sei
ihm gleichgültig; sie hat eben, nicht aber das Kloster, daram er-
sucht Die Schwestern seien ja nicht ihre Kindsmädchen, und wenn
die Frau ihre Kinder in ein minder strenges Kloster geben wolle,
stehe es ihr frei. Selbst im Königinkloster, wo doch die Klansur
so streng gehalten wird, gebe es keinen Mangel an Zöglingen.^)
Am 20. Juli 1618 geschah die Entführung Klesls aus der
Wiener Burg über Schottwien und Brück an der Mur nach TiroL
Sie wurde von Siegfried Freiherm von Brenner, Klesls G^ner,
besorgt, der sich so oft bemüht hatte, den Kardinal beim Elaiser
zu stürzen. Aber auch in der Klosterhaft zu Gborgenberg
vergaß KlesI keineswegs seiner Lieblingsstiftung, deren Oberleitung
er sich vorbehielt. Die Oberin Barbara Bauhoferin mußte ihm ab
und zu berichten, wie viel sie zum Neubau des Klosters verwendet
habe. Am 8. Juni 1619 schrieb sie ihm^), daß sie wegen Armut
nicht viel für das Klostergebftude tun könne. Die besten Einkünfte
des Klosters bildete die Hitgift adeliger Klosterfrauen, die sich
bei der Himmelpforte häufig meldeten. Schwester Katharina brachte
5000 fl., von denen 1000 fl. verbaut wurden, und mütterlicherseits
erhielt sie 240 fl. Agnes von Brenner brachte 200 fl. und wird
noch von ihrem Vater 1500 fl. bekommen. Anna Maria Harracb
brachte 297 fl. 4 ß (von ihrem Bruder, es hätten aber 800 fl. sein
sollen) und erwartet noch 2000 fl. Franziska von Rappach hat
nur wenig. Konstanzia Rutinstein nur das Kostgeld, die beiden
Schwestern Brenner haben 5000 fl. und von einer Erbschaft
1400 fl., Sabina Haffnerin 1500 fl., Eva Vidlerin 1000 fl. gebracht.
Für Klara Prutenlin hat sich der Vater zu einer Mitgift schriftlich
verpflichtet. Cäcilia Köckhstäterin brachte 300 fl., Maximiliana
Überwein 200 fl. Von anderen Personen liefen 580 fl., an Straf-
geld etc. 2507 fl. 36 kr. ein. Dies alles wurde teils zum Bau, teils zum
Unterhalte des Klosters verwendet, worüber ordentliche Rechnungen
vorlagen.
Während der Verbannung des Kardinals verwaltete seine
Einkünfte in Wien sein vertrautester Freund und Rat Fr. Peter
^) Hammer-Purgstallf 1. c. Urkunde 1004. Kerichbaamer, l c. 262.
Auch Regelten snr Geschichte der EndiOseie Wien. I, 8. 67, Nr. 156, ddto.
Wien, ö. März 1618.
*) An Melchior Kleal sa Wien und NeniUdt Biwhof, kais. geh. Bat,
Direktor und ihren Vater.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 135
Hüttner, Dominikanerprior. Da es hieß, daß KlesI einst 3000 fl.
für den Bau der Himmelpforte versprochen habe, wendete sich die
Oberin Barbara direkt an den Kaiser, als ob Hüttner das Geld
Dicht herausgeben wollte. Der Kaiser ernannte den niederöster-
reichischen Kammerpräsidenten Hans Balthasar Freiherm von Hoyos
und den kaiserlichen Beichsho&at Job. Baptist Weber zu Kom-
missären in dieser Angelegenheit, und am 9. März 1620 erhielt
Hüttner das kaiserliche Dekret zur Äußerung, warum er das von
Elesl versprochene Geld nicht hergegeben, die Chorbücfaer, Musik-
instrumente und Handwerker nicht bezahlt habe. Hüttner verant-
wortete sich in einem ausführlichen Briefe. Als treuer Diener des
Kardinals kenne er dessen Wohlwollen gegen die Himmelpforte
und habe über dessen Wunsch das Kloster immer mit Wein, Gerste
und Korn nach Möglichkeit der beiden Bistümer (Wien und
Wiener-Nenstadt) unterstützt. Allein von einer gewissen Summe Geldes,
die Klesl zum Klosterbau bestimmt hätte, sei ihm nichts bekannt.
Zwar habe sich einmal Klesl für zwei Parteien bei dem verstorbenen
Kaiser verwendet und dafür von ihnen die Zusage von 3000 fl.
erhalten, welche Summe er zum Klosterbau widmete, aber wer das
Geld eingenommen habe, und wie es verwendet worden, müsse der
kaiserliche geheime Sekretär Christoph Draxler am besten wissen.
Wie es den kaiserlichen Kommissären Helfried von Meggau-Straß
und Marx von Trautmansdorf, die nach der Wegführung Klesls in
dessen Wohnung die Inventur vorzunehmen hatten, bekannt sei,
bekam er, Hüttner, 3000 fl. zur Abfertigung des Kardinals, welche
Summe jedoch ungenügend war, so daß noch Wein und Getreide
verkauft werden mußten. Also auch hierin wisse er kein Deputat-
geld zur Vollendung der Gebäude bei der Himmelpforte. Es sei
gleich anfangs von der Oberin gefehlt gewesen, daß sie die Vor-
sätze Klesls mit dem Bau vermengt habe und alles auf einmal er^
zwingen wollte. Denn inzwischen ergaben sich über kaiserlichen
Auftrag viele andere große Auslagen aus den Einkünften der beiden
Bistümer Klesls, so 2000 fl. für Zündstricke und Pulver, 1000 fl.
für die Trauerkleidung der verstorbenen Kaiserin, 2600 fl. zur Ab-
fertigung der Pfarre Rußbach, etliche tausend Gulden für die Bluts-
verwandten des Kardinals, dann 2000 Eimer Wein, 100 Mut
schweres Getreide und 100 Mut Hafer in die kaiserliche Proviant-
kammer. Beide Bistümer seien tief erschöpft, wozu noch der Ein-
fall der beiden großroächtigen Kriegsheere kommt, wodurch das
136 Alfons ^.&k.
Wiener Bistum rainiert worden ist. Oberstleutnant Causse und nacb
ihm die florentinischen Reiter haben die ganze Getreidefechsong
und Zehente in Laach ausdreschen und verkaufen lassen, des-
gleichen hat Michna Difur mit der Fechsung zu Altmansdorf arg
gehaust, die Ungarn haben den Stadl in St Veit geleert, so daS
das Wiener Bistum 1619 keine Getreidefechsung hatte. Auch die
Weinfechsung war ganz mißraten. Der päpstliche Nuntius Verospi^
der in causa Klesl nach Wien gekommen ist, verlangte anfier
anderen Sachen 4000 fl. zum Unterhalte Klesls in Born, so daß er.
Httttner, Tag und Nacht nachdenke, wo er diese notwendigen Aus-
gaben hernehmen solle. Binnen drei Monaten seien 4600 fl. dem
Abte von St. Gteorgenberg fQr Klesl zu erlegen. Darum sollen die
Chorfrauen von der Himmelpforte, denen Klesl so viele Wohl-
taten erwiesen, nicht begehren, daß er jetzt Not und Hunger und
über sein Gefkngnis noch andere Beschwerden leide, wenn man
ihm seinen notwendigen Unterhalt verkürzen sollte, denn dies wäre
nicht nur unchristlich, sondern gar unmenschlich. Der Papst be-
fahl dem Wiener Bistum durch den genannten Nuntius, dem Erz-
herzog Leopold, Bischof von Straßburg und Passau, primo loco
13.968 fl. zu bezahlen. Darum wolle der Kaiser dem um die
Katholischen hochverdienten Kardinal noch die kurze Zeit »sein
Stügkhl Brodt und nothwendige Unterhaltung allergnädigst erfolgen
lassen« und die Klosterfrauen von der Himmelpforte mit ihrem
Begehren abweisen.
An einen ungenannten Freiherm schrieb Fr. Httttner die-
selben Entschuldigungen mit der Angabe, daß er für Klesl und
seine Wache in Georgenberg 10.000 fl. ausgegeben habe (1620).
Kurz bevor Klesl seine Klosterhaft verließ und nach Rom
ttbersiedelte (23. Oktober 1622), machte er noch seinem dank- und
freudenerfüllten Herzen in zwei Briefen Luft, die er an die Oberin
und die Chorfrauen zur Himmelpforte, >seine Kinder insgemein c,
schrieb. *)
Im ersten Briefe (10. Oktober 1622) tröstet er sie oder viel-
mehr sich selbst ttber sein Schicksal. Die Klosterfrauen mögen nur
mit ihrer Lebensweise zufrieden sein und von der betrügerischen
Welt mit Leib und Seele abgesondert bleiben. Sie mögen beten,
daß Gott die Augen seiner Feinde öffne und sie zur Buße bringe.
0 Hammer-PargBtall, IV, 8. 202, Nr. 957 (angeblich von Rom am
gesendet) and S. 230, Nr. 956. Kerichbaumer, 1. c. 8. 247 und 248.
Daa Fraaenkloster Hiinmelpforte in Wien. 137
Nach vier Jahren Betrübnis führe ihn endlich Gbtt zn sich nach
Rom, und die Schwestern mögen für ihn beten, daß er dort nichts
weiter als Gottes Willen tne. Er nimmt von ihnen, denen er
41 Jahre in geistlichen Ämtern vorgestanden, Urlaub und wünscht
ihnen nach seinem Tode einen Hirten und Vater, der hundertmal
mehr Geist habe als er. Da er zwischen den drei Wiener Frauen-
klöstem: Himmelpforte, St. Jakob und St. Laurenz keinen Unter-
schied mache, als den, daß er der Stifter und Gründer des ersten
sei, so möchten sie diesen Brief auch den zwei anderen Klöstern
mitteilen und dann aufbewahren.
Im zweiten Briefe (anfangs Oktober 1622) lobt er die kind-
liche Ergebenheit des Konvents gegen ihn, die er dem Schreiben
der Oberin entnommen habe. Die Klosterfrauen sollen vom Gebete
f^ ihn nicht ablassen, da er sich auf Gott allein, nicht aber auf
die Menschen zu verlassen habe. Die Regeln und Statuten der
Himmelpforte seien in Rom, wo er sie fleißig betreiben will. Der
Offizial habe ihm Gutes vom Kloster erzählt, nur der Fürwitz der
Freiin von Rappach, die aus dem Kloster in die Fremde ging.
Wäre ein Ärgernis und habe ihn tief betrübt. Er wisse wohl die
Gründe des Austrittes, und es war nicht gut, daß sie ihm nichts
davon mitteilte. Der Konvent soll nur fest und beständig bleiben,
damit das Kloster bei den anderen zwei (St. Jakob und Lorenz)
nicht den bösen Namen >der Für witzigen« bekomme. Der Offizial
selbst wird etliche Anordnungen bringen, bei denen es bleibt, und
sie sollen ihn wie den Ordinarius selbst ehren.
Von Rom aus schrieb Klesl am 4. März 1623 an die Oberin
Baohoferin voll Unmut wider die Chorfrau Franziska von Rappach,
die hinter seinem Rücken ein päpstliches Breve erwirkt hatte, um
in ein anderes Frauenkloster nach Brunn versetzt zu werden. Da
jedoch solche Erlaubnis vom Papste nach dem Trienter Konzil nur
mit Wissen des Ordinarius gegeben wird, Klesl aber als Bischof
von Wien davon nichts wufite, konnte er diese Veränderung wohl
einstellen, ließ es aber diesmal sein und verbot für die Zukunft
nnter der Strafe des Bannes ähnliche Resolutionen der Schwestern
ohne sein Wissen. Bauhoferin scheint sich irgendwie entschuldigt
zu haben, denn schon am 15. März 1623 schreibt ihr der Kardinal
kategorisch streng als »seinem gehorsamen Kinde«, daß sie ihm,
dem geistlichen Vater, kraft ihrer Profeß in allem den Gehorsam,
den sie beschworen, ohne Ausrede leisten müsse. Den Gehorsam
138 Alfons Z4k.
muß jedes Kind wissen, nur der von Paechheim allein hat er ge-
mangelt, da sie alles nach ihrem Einfiall tan wollte, und dadurch
ist sie in die Tiefe der Sünde gekommen. Auch der Offizial werde
von seinem Befehl nicht ein Haar weichen. Obwohl viel beschäftigt
schreibt er dennoch eigenhändig an sein geliebtes Kloster, dem ein
solcher Spott wegen der Rappach widerfahren. Ein solcher Fall
dürfe sich nicht mehr wiederholen. Von den Chorfrauen darf keine
mit der Rappach, auf die er so viel gehalten, mit. Wer von den
Laienpersonen im Kloster nicht bleiben will, kann fort. Tut die
Oberin ihre Pflicht, bleibt sie seine liebe Tochter, wenn aber nicht,
wird er sie so wenig wie andere verschonen, und er wird sie auch
bei anderen Klöstern entschuldigen, damit ähnliches nicht mehr
vorkomme.^)
Am 21. Oktober 1623 mußte Barbara Bauhoferin dem Kar-
dinal über sein Verlangen nach Rom einen Rechnungsextrakt, über
die Namen der neuen Klosterfrauen und ihre Mitgift berichten. Das
Jahreseinkommen des Klosters betrug 2152 fl., und zwar: 840 fl.
Interessen von 14.000 fl. Kapital, welches im Landhause angelegt
war, wozu noch 21.000 fl. kamen, davon 11.000 zu 6 und 10.000
zu 5Vo Angelegt. Von der Mühle zahlte frtlher Herr Kaufmann
160 fl.. jetzt war sie in eigener Regie, da es besser sei. Hauszins
120 fl., von den zwei Häuseln Zins 214 fl., Praterzins 83 fl., von
der Universität 75 fl. jährlich.^) Dagegen an Ausgaben für Korn
11 Mut 300 fl., Weizen wöchentlich 15 fl., Rindfleisch 259 fl..
Jungfleisch z. 183 fl., Hafer 6 Mut 90 fl., Gterste, Brein, Linse und
Erbsen um 400 fl., Schmalz, 9 Zentner zu 112 fl,, (reib wachs
IV3 Zentner, 1 Pfund um 4 fl., Besoldung der Priester 226 fl..
Holz 50 Klafter um 460 fl. etc.
Die obgenannten 21.000 fl. Kapital kamen durch die Schwestern
her, und zwar brachte die von Rappach 3000 fl. von ihrer Mutter,
die von Brenner 3000 fl. von ihrem Vater Seifried, Schwester
Prudentia 1000 fl., von Hoyos 4000 fl., von Eck 8000 fl., die alte
Frau Carninin 2000 fl., andere Schwestern hatten 200 bis 300 fl..
wovon ein Teil für das Kloster und die Kleidung verwendet wurde.
Am 29. Juli 1624 eröffneten Offizial Tobias Schwab und
Notar Dr. Abraham Barth im Namen der bischöflichen Kanzlei
^) Hammer-Purgstall, IV, Nr. 965 und 968.
^) Diese werden seit fttnf Jahren nicht aasbeEahlt, wie anch die Untertaneo
wegen der Rebellion nichts zahlten.
Das FranenkloBter Himmelpforte in Wien. 139
ZQ Wien dem Kloster Himmelpforte ein streoges Dekret des Kar-
dinals Klesl über die Klausnr, die vermöge des Eorohenrecbtes, he-
sonders aber laat Bestimmung des Trientiner Konzils von keiner
Person beiderlei Geschlechtes ohne Wissen und schriftliche Ein-
willigung des Ordinariates unter der Strafe der Exkommunikation
(ipso facto latae) verletzt werden dürfe J) Am 7. September 1624
sehrieb EÜesl selbst von Rom ans an die Klosterfrauen, daß sie
ohne sein Wissen oder Bewilligung des Generalvikars weder geist-
liche noch weltliche Personen in ihr Kloster aufiiehmen sollen.
Im Herbste erkrankte die Oberin Barbara schwer, und als
die Dechantin dem Kardinal nach Rom über ihren hofifnungslosen
Zustand berichtete, gab dieser am 9. November 1624 einige Wei-
sungen wegen der Bestattung und der Neuwahl. Da die Himmel-
pforte von ihm aufgerichtet wurde und kein Inventar hat, kann
auch keine männliche weltliche Person zur Übergabe hineinkommen,
sondern es wird so gehalten, wie im Königinkloster, worüber auch
sein Offizial eine entsprechende Instruktion erhält. Ist die Oberin
gestorben, so wird sie vor dem Hochaltar begraben, und der Grab-
stein erhält die Aufschrift:
Barbara Baohofferin Erste ObrUte in disem Neaerbawten ynd reformiiten
Closier der Regl des H. AaguBtini Canon. Regal, ist gestorben deß
Jahr .... den Tag ....
Darauf folgt die Wahl mit Vorwissen und Anordnung des
Offizials nach der Regel und den Ordensstatuten. Auch Schwester
Franziska von Rappach ist als wirkliche Konventschwester ein-
zuladen und, ob sie kommt oder nicht, hat sie ihre Stimme wie die
Siebenbürgerin. Die Wahl ist Sache der Schwestern, die auf den
Heiligen Geist vertrauen sollen. Die Zeit erfordert, daß die Bauhoferin
eine richtige Nachfolgerin erhalte. Ist sie adeliger Abkauft, wird
das Ansehen des Klosters gehoben werden, vor allem sei sie seelen-
gut und bestens qualifiziert. An der schlechten materiellen Lage
des Klosters sind diejenigen schuldig, die ihn von Wien weg-
genommen und seines Vermögens entledigt haben. Bauhoferin hatte
eine Freude an vielen Schwestern und machte seinerzeit aus in-
brünstigem Eifer die Rechnung ohne Wirt. Aber Gott ist noch
da, und er, Klesl, habe das Kloster der heiligen Agnes, deren ganzer
Leib in Rom ruht, empfohlen und den Klosterfrauen soeben ein
') Hammer-PargBtall, IV, Nr. 989.
140 Alfons ikk.
Almosen verordnet^) Indessen starb Barbara Dorothea Bauhof erin
am 27. Oktober 1624
Am 7. Dezember 1624 schrieb die Dechantin an Elesl, daß
nach achttttgigem Gebet nnd Anrafang des Heiligen Geistes, nach
408tündiger Andacht, Beicht und Kommunion die Chorfrau
Viktoria Heizenbergerin,
also keine Adelige, am 3. Dezember 1624 in Gegenwart des Offizials
Dr. Tobias Schwab und des damaligen Beichtvaters Fr. Martin
Didacus 0. S. Fr., zur Oberin erwählt worden sei, deren bisheriger
Wandel verbürge, daß sie dem Kloster eine gute Mutter sein
werde. ^) Darauf schrieb Klesl von Rom am 28. Dezember 1624
an seinen Offizial Dr. Tobias Schwab, daß er die einhellig mit
27 Stimmen erfolgte Wahl approbiere. Der Offizial soll die neue
Oberin installieren und die Schwestern den Gehorsam angeloben
lassen.^) Ein ähnliches Schreiben gleichen Datums erließ er an die
Klosterfrauen, die auf der Wahl der sich weigernden Schwester
Viktoria einhellig bestanden haben. Bezüglich der Kleidung habe
es bei der von ihm eingeführten Ordnung zu bleiben, da ein Untei^
schied zwischen der Regel des heiligen Franziskus und der des hei-
ligen Augustin sei, welch letzterer die Himmelpförtnerinnen angehören.
Bei der Installation soll nur die würdige Mutter (Oberin) und die
Dechantin in der Kirche erscheinen, die anderen Schwestern bleiben
im Chore. ^) Die Installation erfolgte erst am 6- August 1626 durch
Bischof Karl Weinberger 0. S. Fr. und mit Überreichung der
Schlüssel durch die kaiserlichen Kommissäre.
Das Gelöbnis der neuen Oberin ist noch vorhanden und
lautet :
Ich Schwester Victoria Hätzenpergerin, diaes wQrdigen Qottee-Haaß md
Jungfrawen Cloaters Sanct Agnetis, bej der Himmelportten genant, des
Ordens rnd Regel Sanct Angnstini, ordentlich erwOlte Maisterin vnd Obriste
gemeltes Oottshanfl, Sage sne und gelobe vor Qott vnd seinen HeiUigen, vnd
in gegen wUrt meiner Connent Schwestern threw, ynderthenig, gehorsamb mA
ehrerbttettig zu sein, zu forderst meiner Matter der KhOrchen Wienn, md
dem Hochwürdigisten in Oott Vattern, Fürsten vnnd Herrn Herrn Melchioren
^) Fdrsterzbischöfliches Konsistorialarohir zu Wien. Himmelpforte Nr. 163.
Hammer-Pargstall, IV, Nr. 992 und S. 204.
3) Hammer-Pargstall, IV, S. 20d. Der Brief ist nicht abgedruckt.
') Fttrsterzbischöfliches Konsistorialarohir, 1. c. Nr. 164.
4) Hammer-Pargstall, IV, S. 205 und Nr. 995.
Das FraneDkloflter Himmelpforte in Wien. 141
der BSmischen Khüzche Tnder dem titnl Ynier lieben Frauen des Fridens
Priester, Cardinal, dises Bistnmbs Wienn md Neostatt ordentlichen Bischoff,
H Orten vnd Vorstehern, auch dessen ordentlichen nachuolgem, nach Satzungen
▼nd Statuten der hellligen Canonen Tnd geistlichen Bechts md wie es ge-
büettet oder beuilcht die mwidersprechliche authoritet der Romischen Papit:
all mir Gott helffe, md dift sein heilligs Enangelium.^)
Der Briefwechsel des Kardinals Elesl mit der neuen Oberin
Viktoria begann bald nach ihrer Bestätigung durch den Offisial
in Wien. Am 10. Jali 1625 stellte Papst Urban VIII. in Rom der
Klosterkirche bei der Himmelpforte einen Ablaßbrief für das Fest
der heiligen Agnes aus. Am 6. September 1625 schrieb ELlesl an die
Oberin, daß er ihren Brief vom 6. August erhalten habe, gibt
einige Mahnungen für sie und die Klosterfrauen, denen er teils
das Ordenskleid gegeben, teils die Profeß abgenommen habe; die
er nicht kennt, seien ja auch seine geistlichen Töchter. An seiner
Rückkehr zweifle er nicht, wisse aber die Zeit nicht. Er empfahl
sie alle der heiligen Jungfrau Agnes in Rom und versicherte das
Kloster seiner weiteren Fürsorge.^) Am 25. Oktober bestätigte er
den Brief vom 30. September, lobte die Aufnahme dreier adeliger
Kostkinder, während die frühere Oberin gegen seinen Willen zu
viele Leute unbedenklich aufgenommen habe und freute sich, daß
wieder drei Schwestern die Profeß abgelegt haben. Am 20. Dezember
1625 bestätigte er die Briefe vom 5. und 19. Dezember; man
könne nicht wissen, was er mit dem Kloster vorhabe und wenn
er zurückkomme, so werde er viel ausführlicher mündliche Be-
lehrungen geben. Am St. Agnesfeste könnten einige Schwestern
des Ablasses halber einem anderen Beichtvater beichten. Für das
neue Sprechzimmer (parlatorium) verordnete er durch den Offizial
100 fl., warnte jedoch vor dem Verkehre mit der Außenwelt. Auf
einen Brief der Oberin vom 31. März 1626 dankte Elesl am
25. April für ihr Verlangen nach seiner Rückkehr und mahnte
zur Schonung der Gesundheit, indem manche ums Leben gekommen
seien, da sie mit Gewalt alles auf einmal tun wollten. Auch er
habe das Kloster nicht in einem Jahre erbaut oder bestiftet und
werde noch weiter daftlr sorgen.^)
^) Original mit abgeriMenem Siegel im ftiTBterzbischOflichen Archiy in
Wien (Himmelpforte, Nr. 165).
>) Hammer-Purgstall, lY, S. 281, Nr. 1004.
^ Hammer-PargBtall, 17, Nr. 1010, 1019 nnd 1024.
142 ^^ona Zik.
Am 4. Juli 1626 beantwortete Klesl die Briefe Tom 6. und
13. Mai und ersuchte die Schwestern, sich gegen den P. Kom-
missär freundlich zu betragen, der gegen seinen Willen nichts
unternehmen werde. Auch die Väter (PP. Franziskaner) werden
nicht geändert. Den Unterhalt des Klosters wolle er bestimmt
sichern, seine Rückkehr hänge aber vom Papste ab. Bei der Jubel-
profeß der Dechantin wäre nur eine intime Feier empfehlenswert:
ein Dreifaltigkeitsamt mit Tedeum, worauf die Dechantin mit einem
Kranz ins Refektorium zu begleiten und ihr dort der erste Sitz
wie einer Braut anzuweisen wäre. Ein besserer Tisch wäre an
diesem Festtage erlaubt, die Eintragung ins GFedenkbuch vor-
geschrieben. Die augenleidende Schwester Elisabeth soll sich
pflegen, weil die Portierin gute Augen haben muß.
Am 30. Jänner 1627 dankte Klesl fttr die Neujahrswünsche
der Oberin Viktoria (vom 30. Dezember 1626), billigte ihre An-
ordnungen für das Klostergebäude, staunte aber über die un-
günstigen Gesundheitsverhältnisse im Kloster, das er doch so luftig
und schön gebaut hatte. Wenn er zurückkomme, werde er die
Oberin, die mehr melancholisch als krank wäre, aufmuntern und
heilen, nur mögen alle Schwestern um seine baldige Rückkehr
beten. *)
Nach einem Jahre (25. Jänner 1628) war es Klesl vergönnt;
im Stephansdom seinen feierlichen Einzug zu halten. Am
14. April 1628 schickte er »seiner lieben Frau Tochter, der wür-
digen Frau Viktoria« ein Bildchen, das ihm am liebsten unter
allen gewesen und von einer heiligen Person herrührte, zum
Osterei. Wegen der Ordnung bei der Mette (matutinum) wolle er
selbst mit der Oberin sprechen. Vorderhand solle folgende Ord-
nung eingehalten werden: Jede Schwester, die nicht aufstehen kanO)
soll allezeit um Erlaubnis bitten. Sonst ist jede Schwester schuldig,
um 4V4 früh im Chore die Mette zu beten. An Sonn- und Feier-
tagen müssen alle erscheinen. Diejenigen, die nicht erschienen sind,
müssen einen Rosenkranz pro defunctis beten, die verschlafen
haben, sollen gestraft werden. Nur die Verordnung des Arztes
komme einer Dispens gleich.
Am 4. Juli 1628 erließ Klesl in Wien ein scharfes Dekret
an das Kloster Himmelpforte, wo einige Schwestern den Elardinal
um Befreiung von der nächtlichen Mette baten, weil das Auf-
>; Hammer-Purgstall, IV, Nr. 1038 und 1036.
Daa FrauenkloBter Himmelpforte in Wien. 143
stehen der Gesundheit schade. Er befahl darin die tägliche Mette
um Ifittemacht, wollte das Begehren der Schwestern geheim halten,
damit es die anderen FrauenklOster wegen des Spottes nicht er-
fahren, und hat daher dieses Dekret selbst geschrieben J)
Schon am 7. Juli berichtete die Oberin dem Kardinal, daß
sie sein Dekret dem Konvente vorgelesen habe nnd dankte ihm
im Namen aller fttr die Sorge um ihr Seelenheil.
Nach seiner Rückkunft aas Rom hat Klesl seine junge Nichte
Eva Rosina (Euphrosina) Klesl dem Kloster Himmelpforte zur Er-
ziehung anvertraut und dabei verschiedene Verfügungen getroffen.
Von seinen verstorbenen Eltern Melchior und Margarete erbte
Klesl das Haus »bei dem blauen Esel« (später »zum eisernen
Mann«) in der Kärtnerstraße und genoß es ruhig etliche Jahre,
^ach dem Tode seines Vetters Magister Georg Klesl und dessen
Gattin Franziska gab er im Jahre 1623 die Einkünfte dieses
Hauses oder dessen Kaufschilling per 1500 fi. den zwei verwaisten
annen Nichten Eva Rosina und Anna Maria freiwillig bis auf
weiteres zum Unterhalte, worüber die Universität Wien als Obrig-
keit des verstorbenen Georg Klesl zwei Doktoren, Wilhelm Manig-
eeta und Peter Hofimann, zu Vollstreckern verordnete. Da aber
Anna Maria starb, und Eva Rosina allein blieb, bestimmte der
Kardinal, daß die Einkünfte des Hauses ihrer Muhme Maria de
Valerisin, die das Mädchen bisher erzogen hatte, als Erziehungs-
beitrag ausbezahlt werden.
Da nun Eva Rosina dem Himmelpfortkloster zur Erziehung
gegeben wurde, beließ der Kardinal die Nutznießung des Hauses,
solange das Mädchen im Kloster bleiben und vor ihrer Mündigkeit
Dicht anders darüber verfügen wird, ihrer bisherigen Erzieherin
Maria de Valerisin und ihrer Tochter Margarete. Im Falle aber
Eva Rosina im Kloster minderjährig oder ohne Verfügung stürbe,
dann soll das Haus den beiden Valerisin gehören; sollten aber
diese früher sterben und Eva Rosina bis zu ihrer Mündigkeit keine
andere Verfügung getroffen haben, dann soll die Himmelpforte das
Haus erben (Wien. 22. Juni 1629).2)
^) Hammer-Purgstall, IV, Nr. 1053 und 1056.
2) Hammer-Parg8tBll, IV, 246 und Nr. 1065. Ähnliche Mitteilang an
^en Kektor der UniTersitftt vom Jahre 1627 (?) im fttrsterzbischOflichen Kon-
nttoiialArchire in Wien (Himmelpforte Nr. 167).
144 Alfont ikk.
Ein Brief Klesls vom 10. Jänner 1629 an die Oberin ist eh
Dankschreiben für die Nenjahrswttnsche des Klosters Himmelpfort
and voll Sehnsucht nach Ruhe, ein zweiter vom 21. April 162{
betri£ft die kleine Nichte, stets »das Maidl« genannt, die der Kar
dinal den Chorfrauen zur Erziehung übergeben hatte, ein zartei
Mädchen, welches sie gut pflegen und mütterlich behandeln sollen
nicht vielleicht, um es geistlich zu machen. Besuche von Bekanntei
soUen nur in Gegenwart einer Schwester, eine Dienstmagd abei
gar nicht gestattet sein, außer wenn es die Oberin wünscht. Ei
selbst, Klesl, wolle am nächsten Tage, wenn möglich, auf eim
Stunde kommen und die Nichte aufmuntern.^)
Eva Rosina blieb im Kloster als Chorfrau unter dem Namen
Viktoria und verschenkte später (als Priorin?) das ihr vom Kanf-
schilling des Hauses »zum blauen Esel« zugedachte Kapital von
1500 fl. aus Dankbarkeit ihrer Muhme Margarete, verwitweten
Delagarbin, gebornen Valerisin (Wien, 4. Oktober 1636).^)
Am 10. August 1629 beauftragte Klesl von St. Veit aus die
Oberin Viktoria, der Frau unverzagt, die viel Qutes tat, aus-
nahmsweise das Speisen im Kloster zu gestatten; sonst sei dies
verboten, »damit das Kloster nicht etwa einen bösen Namen als
Wirtshaus bekäme.« Am 22. November 1629 ließ Klesl durch ein
apostolisches Breve vom 20. August 1627 die alten Statuten bei
St. Agnes als sehr untauglich außer Kraft setzen und verfaßte
neue, die er jetzt bei St. Agnes einführte. Am Vorabende seines
Todes hielt Klesl sein Wort, und was er früher oft versprochen,
vollbrachte er in wahrhaft fürstlicher Weise in seinem Testamente,
welches er am 14. September 1630 im Bischofshofe zu Wiene^|
Neustadt den drei apostolischen Protonotaren Tobias Schwab, |
Kanonikus von Wien und Olmütz, Kustos nfid Of&zial der Diözese |
Wien, Matthias Gaißler, Offizial in Wiener-Neustadt, und Johann j
Augustin Zwerger, Domherrn bei St. Stephan, diktierte. Von seines |
bedeutenden Vermögen (fast eine halbe Million Gulden) vermachte i
er u. a. 100.000 fl. in kaiserlichen Schuldbriefen dem von ihzn|
von Grund aus erbauten Kloster Himmelpforte zum ewigen Genasse
der Zinsen, damit dort für ihn beim Gottesdienste Tind andächtigen
Gebete an ihn gedacht werde. Es war eine Liebe und Freigebig-
keit, die mit den Legaten an andere Wiener Klöster in gar keinem
^) Hammer-Parc^itall, IV, 240—241, dann Nr. 1061 nnd 1064.
3) Ebenda. 8. 345, Nr. 1074.
Dai Frauenkloiter Himmelpforte in Wien. 145
Verhaltnisse stand. ^) Seiner Nichte Eva Rosina vermachte er
20.000 fl. in kaiserlichen Schuldbriefen zn einem Heiratsgat, wenn
gie das Kloster yerlassen sollte, oder als Mitgift, falls sie im Kloster
bleiben wollte.^
Von EJesl wurde auch eine schöne Orgel der Himmelpforte
gespendet, worauf sein Name zu lesen war. Als nun dieser Wohl-
täter des Klosters, auch > Stifter € genannt, am 18. September 1630,
im 78. Lebensjahre, starb, war das Himmelpfortkloster in tiefe
Trauer versetzt. Aus Dankbarkeit ließen die Klosterfrauen alle
Jahre am Dreikönigstage (Klesls Namenstage) und an seinem Todes-
tage einen Leuchter mit einer zweipfttndigen Wachskerze, die mit
einem Rosmarinkranzel umwunden war und von frühe an bis
abends nach der Vesper brennen mußte, auf sein Grab setzen.')
Am 28. Mai 1633 wurde zwischen der Oberin Viktoria und
Frater Anton a Mutina, Generalminister in Rom, im Namen des
Kapuzinerordens eine geistliche Konföderation geschlossen. Am
13. Jänner 1634 fragte der Wiener Bischof Anton bei der Oberin
ron St Agnes an, ob nicht zwei vertriebene Benediktinerinnen
als Exulanten für eine Zeit bei der Himmelpforte gastliche Auf-
nahme finden könnten. Der erste Bericht über die neue Verfassung
im Kloster datiert vom Jahre 1637. Es war ein Probejahr (Novi-
ziat) eingeführt, nachdem die Kandidatin vorher Iftngere Zeit, sei
es als Zögling oder als Postulantin (Säkularnoviziat) im Kloster
zugebracht hatte. Schon bei der Einkleidung erhielt jede Schwester
einen neuen Klostemamen mit dem Vornamen Maria und legte
nach dem Probejahre die feierliche Profeß ab. Kurz vor der Profeß
wurde von dem eigens dazu delegierten bischöflichen Kommissär ein
Examen gehalten, wobei die Novizin folgende elf Punkte zu be-
antworten hatte: Wie sie heiße, wie alt und wo sie geboren sei,
wer ihre Eltern seien, wie sie heißen, ob katholisch, ob sie die
>) Daa Königin-, Jakob-, Laurenz- und NiklMkloster erhielt nur je 2000 fl.,
das Kapnxinerkloeter 500 fl., die Paoliner in Wiener-Neustadt ÖOO fl. oiw.
*) Hammer-Pnrgstall, IV., S. 244 und Nr. 1075. Kerichbanmer,
I. c. 8. 290 ff. Das Testament wurde erst am 31. Oktober 1630 echriftlich auf-
geeetit Eine kollationierte Kopie des Testamentee erliegt im Wiener StadtareliiTe.
Sbendort ein Abeolutorinm der Oberin Viktoria, ddto. Wien, 30. Dezember 1631,
ftuigeetellt dem JUDr. Oeorg Packer, niederOsterreichischem Begimentsrat, für Eva
Klesl, nebst anderen Empfangsbestätigungen bis zum Jahre 1637.
') Hammer-Purgstall, IV, Nr. 1013, und einige Betrachtrmgen 8. 242
imd 247, die jedoch Ansichtssache bleiben. Schier, Hist. Episc. Vien. Pag. 67.
Jakrbseh d. Y. f. Ludaiknnd«. 1907. 10
146 Alfons ikk.
Einwilligang gegeben, was der Bewe^mnd zum Eintritt ins
Kloster wäre, ob die Novizin die Regel gelesen habe, ob sie sich
diese zu halten traue und ob sie niemand die Ehe versprochen
habe. So wurde es am 25. August 1637 gehalten, als Schwester
Viktoria Klesl (früher Eva Bosina) und Cacilia (Maria EUsabeth;
von Herberstein ^) geprüft wurden. An der Spitze des Frauen-
klosters stand die würdige Mutter »Oberstinc, ihr zur Seite war
die «Dechantin«, die übrigen Chorfrauen bekleideten verschiedene
Hausämter oder waren als Lehrerinnen und Erzieherinnen an der
Klosteranstalt tätig. Viele von ihnen waren vom hohen Adel. Die
häuslichen Arbeiten besorgte eine größere Anzahl von Laien-
Schwestern, die zwar auch die feierliche Profeß, jedoch keine
Stimme bei der Wahl der Oberstin hatten. Die Tracht der Kloster-
frauen war ein Kleid von schwarzer Serge; ein weißes Band von
Linnen bedeckte Stirn und Haar, eine weißleinene Guimpe Hak
Schultern und Brust, und auf dem Kopfe trugen sie einen von
außen schwarzen, innerlich weißen Schleier, im Chore einen
schwarzen Mantel. Nur bei den Novizinnen und Laienschwestem
war der Schleier auch äußerlich weiß.
Am 15. Dezember 1637 wurde den Klöstern zur Himmel-
pforte, St Jakob und St. Laurenz die Wahl eines außerordent-
lichen Beichtvaters in der Weihnachtszeit gestattet. Kurz darauf
starb Viktoria Bosina Heizenberger am 23. Dezember 1637. Schon
Mitte Jänner meldete der Wiener Offizial Dompropst Tobias
Schwab der Dechantin bei St. Agnes, daß ihm der 25. Jänner
(Pauli Bekehrung) zur Wahl einer Oberstin und Vorsteherin an-
genehm sei, wenn bis dabin zwei kaiserliche Kommissäre ernannt
seien; sind die Chorfrauen ziemlich einig, so wird er allein als
Vertreter des Ordinarius der Wahl beiwohnen. Die Wahl fand
wirklich in seiner Gegenwart an dem genannten Tage statt, and
Dr. Schwab meldete tags darauf seinem Bischöfe die Vorgänge
bei dem Wahlgange. Berechtigt zur Wahl waren 24 ChorfrauenH
^) Die entere, Tochter des yerstorbenen Qeor^ Kled, wurde ra Pfingiten
1636 eingekleidet nnd war 19, die Eweite 17 Jahre alt.
2) Begesten sur Geschichte der Erzdiöseee Wien. I, 8. 71, Nr. 203 (Be-
richt Tom Jahre 1654) sprechen nur yon 14 Wählerinnen, aber dieie Kopie i>t
unvollständig. Im städtischen Archive erliegt das Original-WaUinstrument rom
25. Jänner 1637, gefertigt von der neuen Oberstin Elisabeth Agnes, der De-
chantin Anna Marina Densakchin und den übrigen Chorfranen, zusammao
24 Namen.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 147
deren Namen lauteten: Elisabeth Agnes von Brenner, Anna Marina
Deasakchin, Maria Schiltzin, Maximiliana Oberweinin, Anna Bri-
gitta Ton Trantsohn, Ursula Regina von Bartenstein, Felicitas Apol-
lonia Wöckhin, Bosina Schifferhaberin, Polyxena von Brenner,
Anna Magdalena von Unverzagt, Febronia Janickhin, Johanna
Sophia von Stotzing, Marianna von Eckh, Snbolita von Stotzing,
Regina Franziska von Pötting, Barbara Beatrix von Richter, Elisa-
beth von Puechheim, Ursula Sophia Veitin, Marie Hermine von
Sakchen. Dorothea von Hoyos, Teresie Veitin, Cäcilia von Herber-
stein, Viktoria EQesl und Barbara Seibin.
Vor der Wahl richtete Dr. Schwab sieben Fragen an die
Votantinnen und schritt dann zum Wahlakte selbst. Gewählt
wurde die würdigste Schwester
Elisabeth Agnes Freiin von Brenner,
etwa 43 Jahre alt, seit ihrem elften Jahre durch 32 Jahre im
Kloster. Mitkompetentin war Schwester Dorothea von Hoyos. Die
Chorfrauen hatten diesmal eine ausgezeichnete Wahl getroffen.
Bei dieser, wie auch bei frtlheren Wahlen waren keine
kaiserlichen Kommissäre zugegen, auch nahmen sie keine Inventur
oder Sperre vor. Die Installation der neuen Oberin nahm der Fürst-
bischof AntoD erst am dritten Osterf eiertag (6. April 1638) im
Chore vor, wobei nur sein Notar und die Geistlichkeit assistierten.
Die kaiserlichen Kommissäre verblieben in der Kirche und nach
vollzogener Bestätigung stellte der Bischof bei offener Türe der
Sakristei, die in die Kirche ging, die neue Oberin den zwei Kom-
missaren vor, von denen sie im Namen des Kaisers die Schlüssel
empfing. Das Gelöbnis der Oberin ist mit jenem vom Jahre 1624
ziemlich gleichlautend.
Die neue Oberin Elisabeth war eine vornehme Erscheinung.
Ihr Vater war der Hauptfeind und Geleitmann Klesls aus der
Wiener Burg nach Tirol. Ihr jüngerer Bruder Philipp Friedrich
von Brenner (geb. 1598) war Domdechant und Weihbischof zu
Olmtttz, Propst zu Brunn, Domherr und Bistumsverweser zu
Breslau, 1639—1669 Fürstbischof in Wien. Klesl hatte ihre Eltern
getraut, sie, die Oberin, selbst getauft, als Novizin eingekleidet und
zur Profeß zugelassen. Bei der Einkleidung hatte sie ihm ihren
abgeschnittenen Haarzopf geschenkt, der mit der eigenhän-
10*
148 Alfoni 24k.
digen Authentik Elesls nach der Aafhebung der Himmelpforte
weiter kam.^)
Während seines Aufenthaltes in Rom wechselte Klesl nicht
nnr mit der Oberin Viktoria Geschäftachreiben als Ordinarius und
Leiter des von ihm gebauten und reformierten Klosters Himmel-
pforte, sondern auch mit der Schwester Elisabeth von Brenner
sehr freundschaftliche und väterliche Briefe voll Gemtttstiefe als
geistlicher Führer und Seelenfreund. Dabei erwähnte er oft eines
Kreuzes, das er selbst als liebwertes Andenken dem Kloster
Hinmielpforte verehrt hatte und der Fürbitte der in Rom ruhenden
heiligen Agnes.
Laut Brief ddto. 4. März 1623 erfahren wir, daß Siegfried
von Brenner, Vater der Schwester Elisabeth, auch Ursache gewesen
ist, daß Klesl das ganze Kloster gebaut habe. Darum war Klesl
nach seiner verstorbenen Mutter dieser Ghorfrau am meisten ver-
pflichtet und auch sie, Schwester Elisabeth, sollte ab Anfängerin
des Baues dem Kloster treu ergeben und beständiger als die an-
getreue Schwester von Rappach sein; sie möge immer im Kloster
verharren, sein Kreuz behalten, für ihn beten, ihn ihrem Vater.
der immer sein guter Freund gewesen, ihrer Mutter, den Schwestern
von Harrach und Bernstein (»seinen lieben Kindern«) empfehlen.^)
Als ihm dann Elisabeth von Brenner am 1. April 1625 schriftlich
wie durch eine neue Profeß immer im Kloster zu bleiben gelobte.
dankte Klesl am 22. April 1625 für dieses schöne Beispiel 'der
Treue. Das geschenkte Kreuz, das ihm lieber war, als sein ganzes
Vermögen und alle Schätze der Welt, soll für immer bei der
Himmelpforte aufbewahrt bleiben.
Bald darauf erhielt Elisabeth durch ihren Beichtvater, der
zum Jubiläum nach Rom gereist war, Grüße von Klesl, wofür sie
am 6. August 1625 dankte und schon am 6. September von Klesl
einige heilsame Ermahnungen bekam.^) Am 20. August 1625 mel-
dete Elisabeth dem Kardinal das Ableben ihrer Mutter, einer noch
jungen starken Frau, worauf ihr Klesl am 27. September 1625
^) Er kam an den NikoUbarger Propst Sebastian Weintritt, von ihm an
Uammer-Porgstall und durch diesen nach Hainfeid. Cfr.: Hammer-PnrgstsH,
IV, 205.
i) Hammer-Pargstall, IV, 209 und Nr. 966. Eersehbauxiier,
1. c. 312.
3) Hammer-Purgstall, IV, 209, dann Nr. 998 nnd 1005. Der B«ieb^
Tater war offenbar Dr. T. Schwab.
Das FntaeDkloBter Himmelpforte in Wien. 149
kondolierte und um näheren Bericht über den Tod der Mutter er-
suchte. Dies tat Elisabeth am 1. Oktober und erhielt dann ein
abreiben Elesls ddto. Rom, 25. Oktober 1625, wo die Bedeutung
seines Kreuzes bei der Himmelpforte erörtert wird. Demnach hatte
einst Elesl das ungarische, dann das dreitägige und das tägliche
Fieber gehabt, welches sich veränderte, er mußte aber 21 Wochen
liegen. Der Arzt prophezeite ihm bereits den Tod. Da zog sich Elesl
ganz allein zurück, legte sich auf den Boden, nahm das Kreuz zu
sich, hielt ein Gespräch mit Christus, schlief um 1 Uhr ein und
war von nun an fieberfrei. Deswegen war ihm das Kreuz so lieb
and teuer. ^) Am 19. November dankte Misabeth für dieses Schreiben
und am 20. Dezember versprach ihr Klesl das Elreuz in seinem
Testamente als Erbteil zu vermachen, femer auch den erbetenen
Rosenkranz zu senden und einige Reliquien der heiligen Agnes zu
erwirken.^
Dieses Kreuz ließ dann Elisabeth Agnes von Brenner als
Oberin aus Liebe zum Konvent auf den Magdalenenaltar im Ejreuz-
gange zur besseren Verehrang setzen. Unter der Oberin M. Mag^
dalena Klugin kam das Kreuz auf eine Tafel in das Kranken-
zimmer (28. November 1703), unter der Oberin Nigrelli wurde es
erneuert (1744) und gelangte nach der Aufhebung der Himmel-
pforte 1783 in das Kloster der PP. Serviten auf dem Mariahilfeiv
berge bei Gutenstein, wo es sich heute noch mit einer Inschrift
auf dem Rücken des Kastens befindet.^)
Einen Brief der Schwester Elisabeth vom 4. Februar 1626
beantwortete Klesl am 7. März, dem er Rosenkränze für die Frau
von Stotzing und ihre Kinder beilegte, dagegen aber den für die
Adressatin bestimmten Rosenkrauz persöi^^ch zu überreichen
wünschte. Am nächstfolgenden Tage sollten die Verhandlungen
wegen seiner Abreise von Rom beginnen. Es drängte den Kardinal
i) Hammer-Pargatall, IV, 209—210, dann Nr. 1006 und 1009. Im
Briefe rom 2ö. Oktober 1625 grOAt Klesl zum SchluMe die Schwestern von Uar-
rsch, Konnorizin seiner Nichte Eva Rosina.
«) A. a. O. IV, 210, Nr. 1018.
^ Urbar des Servitenklosters zu Gutenstein. S. 210. Das Kreuz befindet
sich dort an einem Seitenaltare in der Kirche und kam 1800 durch eine Eznonne
▼on der Himmelpforte dahin. (Topographie you Niederösterreich. VI, 143.) Vgl.
auch Hammer-Purgstall, IV, Nr. 1012, 1013 und 1014. Die Nr. 999 und
1011^ die denselben Gegenstand betreffen sollten (IV, 8. 210, Anm. 3), fehlen in
der Sammlung.
150 Alfom ihk.
nach Wien zu kommen und den armen Klosterfrauen, die nichtsi
zu essen hatten, zn helfen. Vor allem soll aber Elisabeth ihren
Vater, seinen alten Freund, gar freundlich grüflen und dahin
wirken, daß er seinen Sinn ändere und sich mit Klesl aussöhne.
Elisabeth schrieb ihm am 31. März und am 25. April antwortete Klesl,
indem er sie wiederum versicherte, die »Beten« (Rosenkranz) selbst zu
übergeben und dem ^Kloster aufzuhelfen. Sie möge immer ein Bei-
spiel der Vollkomii iiheit geben, weil sich das adelige Geblüt am
besten in Tugend^tf' zeigt') Am 20. Mai 1626 sehnte sich Elisabeth
nach seiner Rückkefvf und am 4. Juli schrieb Klesl, daß der Papst
eben darüber beratschlage; man solle nur weiter beten, die Schwe-
stern Polyxena von Brenner und Veronika von MoUarth von ihm
grüßen. Für die Neujahrswttnsche vom 30. Dezember 1626 nannte
Klesl seine liebe Schwester Elisabeth eine Predigerin, wünschte ihr
Beständigkeit und Eifer im Quten, grüßte die Schwester von Mol-
larth und Stotzing und fragte um die von Harrach, Brenner u. a.
Es war vermutlich sein letzter Brief aus Rom an die Schwester
Elisabeth (30. Jänner 1627).2) gie dürfte ihm ein Heiligenbild ver-
ehrt haben, dessen Inschrift bei der Beschlagnahme der Schriften
Klesls unter diesen gefunden, im k. u. k. Staatsarchiv zu Wien
aufbewahrt ist.^)
Das nächste Jahr nach der Wahl der Schwester Elisabeth
Agnes von Brenner zur Oberstin bei der Himmelpforte bestieg ihr
Bruder Philipp Friedrich den Bischofstuhl von Wien (1639—1669)
und war dem Kloster stets sehr gewogen. Am 29. Juni 1641 teilte
ihm die Oberstin mit, daß sie mit dem Konvente während seiner
Reise eifrig für ihn gebetet und den Klosterhof zu Atzelsdorf den
Herren von Penzing vgn 3400 fl. verkauft habe; am 19. September
1641 bat sie ihn um Erlaubnis, die Ordensregel drucken und die
Messe in einem neuerbauten Elrankenstübchen lesen lassen za
dürfen, welch letzteres auf sieben Jahre gestattet wurde.
Mit den Franziskanern im nahen Kloster bei St Hieronymus
in Wien wurde 1640 ein Übereinkommen dahin getroffen, daß die
Patres den ganzen Gottesdienst, Predigt- und Beichtstuhl bei
St. Agnes versehen sollten, wofür ihnen die Klosterfrauen jährlich
900 fi. Almosen geben würden. Auch wurde zwischen der Himmel-
M Hammer. Pargitall, IV, Nr. 1021 und 1026.
«) A. a. O. Nr. 1034 und 1037.
3) A. a. O. IV, 8. 211.
Das Fraaenkloster Himmelpforte in Wien. 151
pforte und der österreichischen Franziskaner-Ordensprovinz samt
d^i Ellarissen eine Konföderation 0 errichtet Ahnliche Konfödera-
tionen kamen später mit den unbeschnhten Augustinern (27. Juni
1644), Serviten (28. August 1647) und Franziskanern (2. März
1661) zustande. ,
Am 6. Dezember 1641 errichtete Elisabeth Agnes von
Brenner einen Stiftsbrief nach Frau JoiIaii;*^a CoUona von Felß,
geborene Freiin von Hoyß, die in ihrem T» tamente ddto. Wien,
15. Juli 1638 dem Kloster 1500 fl. (& if) kr. der 15 Batzen) ver-
machte, welchen Betrag die Freiherren % Felß baar bezahlt
haben. Dafür mußte das Kloster dieser Stifkerin eine Gruft in der
Klosterkirche erbauen und einen Jahrtag mit einem gesungenen
Hochamte errichten.^
Am 6. Februar 1642 wurde der freie unbelehnte Edelmanns-
sitz in Pötzleinsdorf, der von der verstorbenen Jakobina Frau von
Schönkirchen, geborenen Landspergerin, testamentarisch an das
Kloster gekommen war, samt ZubehOr^) dem Wiener Domherrn
Anton Leupen von Leupenstein, apostolischen Protonotar und comes
palatinns, um 3400 fl. verkauft.^)
Am 15. Juli 1652 wurde das Gut Johannstein (Sparbach bei
Hiuterbrtthl) dem Stifte Heiligenkreuz um 15.000 fl. und 100 Reichs-
taler Leutkauf verkauft und der Kaufschilling bis zum Jahre 1660
beglichen; ein Streit mit demselben Stifte wegen der ausständigen
Landstenem der Untertanen in Bierbach (1648 — 1651) wurde am
15. Juni 1660 gtttlich beigelegt.^)
In Wien selbst wollte die Oberin das knapp neben dem
Kloster gelegene Häuschen »auf der Dogga«, Eigentum des Hans
Maurer, käuflich erwerben, da man von jenem fast inmitten des
Klosters gelegenen Hause in die Klosterzellen steigen konnte, und
^) Ein Vertrag, die geistlichen Verdienste sich gegenseitig zukommen zu
Isann. Der gedruckte »Filiationsbrief des Fraters Franz Maxenz ron Arko,
Generalkommissärs O. 8. Fr.< ddto. Wien, Konvent bei St. Antonin, 6. November
1640, im Wiener Stadtarchive.
^) Original Pergament im k. n. k. Haus-, Hof- und Staatsarchive zu Wien.
Vfl. Quallen zur Geschichte der Stadt Wien. I, 1, Beg. 2018.
*) Untertanen, OrundbQcher, Bergrecht, Brunnen, Wasserwerke, Wein-
gärten (ein Viertel »daa Prunsitzlc, zwei in der Hohen wart, eins im Ströbel«),
ein Teichtel, ein Meierhof, Vielutand, Hausgeräte, Äcker, Wiesen, Überländ etc.
*) Vgl. Quellen, 1. e. Keg. 2019.
^) Wiener Stadtarchiv.
152 Alfons ikk.
weil von dort von den Schustergesellen stets weltliche, ketzerische
Lieder zur Störung des Gottesdienstes gesungen wurden. Sie
wendete sich am 21. Juni und wiederum am 23. Juli 1649 an den
Wiener Stadtrat um Einwilligung zum Kaufe, erhielt jedoch zur
Antwort, daß dieses Begehren den Stadtprivilegien zuwider sei,
und sie daher »sich selbsten zu verscheiden wissen wirdtc. Das
Jahr darauf empfahl der Wiener Fürstbischof selbst zweimal
(21. März und 17. Juni *1650) das Ansuchen der Klosterfrauen dem
Stadtrate auf das wftrmdte.
Im Jahre 1660 verkaufte das Kloster sein Haus in der
Riemerstraße, neben dem Weißen Roß liegend, welches ihm von
Johann Georg, Bischof in Regensburg, Grafen von Herberstein,
am 4. Dezember 1657 geschenkt wurde, dem Wiener Bürger G^org
Widtmann, Sanitätsärarkassier, mit Zubehör um 4200 fl. und
100 Taler Leutkauf, und am 5. Dezember 1670 einen Garten in
dem Wiesel vor dem Gartor um 700 fl. dem Wiener G-ärtner
Georg Seitz. Am 6. Jänner 1661 machte Anna Lukretia Sieben-
bürgerin, geborene von Püchl, das Kloster Himmelpforte zum
Universalerben und stiftete 220 Messen für die im Testament ge-
nannten Personen bei St. Agnes mit 3000 fl. Von diesen Messen
sollten die PF. Franziskaner, Kapuziner, Augustiner, Pauliner und
Serviten je 44 lesen; auf Bitten der Oberin erlaubte jedoch der
Fürstbischof am 11. Februar 1664, daß sie auch von anderen
Priestern gelesen werden dürfen. Am 2. Februar 1665 gestattete
er die Aussetzung des Allerheiligsten an mehreren Tagen ^) in der
Klosterkirche bei St. Agnes.
Der Fürstbischof befahl ferner, den Gottesdienst bei St. Agnes
entweder durch die PP. Franziskaner oder durch die Domkaraten
von St. Stephan halten zu lassen und erlaubte den Klosterfrauen
zwei- oder dreimal die Wahl eines fremden Beichtvaters (14. Ok-
tober 1648). 1654 wurde eine Inventur der Kirchensachen ^) bei
St. Agnes und ein Bericht über die Wahlen der Oberin vom
Jahre 1625 und 1638 abverlangt. Ein ähnlicher Bericht wurde am
^) An allen Marienfesten, zu Weihnachten, Nenjahr, Epiphania, St. Agnes,
Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Dreifaltigkeit, St. Angustin, St. Johann
Bapt., Peter and Panl, Valentin, Büchael, Allerheiligen und St. Katharina.
') Darunter waren 2 Monstranzen, 1 Gießbecken, 1 Weihwasserkessel,
1 Banchfafi, 2 Kruzifixe, 10 Kelche, 21 Kasein, 7 Ornate, 21 Antipendien, viel
Kirchenwasche etc.
Daa Fraaenkloiter Himmelpforta in Wien. 153
17. Dezember 1667 erstattet. Kurz vor dem Tode der Oberin von
Breimer erlaubte Leopold L ausnahmsweise dem Kloster Himmel-
pforte ttber dessen Bitten, in Hinkunft die genügende Hypothek
und Versicherung der Kapitalien gültig vornehmen zu dürfen, weil
es außer Pötzleinsdorf nebst einigen Untertanen und Weingärten
sonst nur angelegte Kapitalien besitze, die leicht gekündigt werden
könnten.^)
Aufler der zahlreichen Korrespondenz und einer Unzahl von
Rechnungen der Oberin von Brenner, die im Wiener Stadtarchive
aufbewahrt werden, sind noch verschiedene Protokolle des bischöf-
lichen Kommissfirs bekannt, welche dieser beim Examen der
Klosterfrauen vor ihrer Einkleidung und Profeß im Kloster selbst
Torgenommen hat Sie sind für den Personalstand des Klosters
7on Wichtigkeit und lassen uns in die inneren Angelegenheiten
des Konventes einigen Einblick gewähren. ESs ergibt sich folgender
Schematismus:
1. Jadith ^Gräfin Salm, Tochter der verstorbenen lutherischen
Eltern Weikhart Graf Salm und dessen Gattin Sidonie, geborene
Winkowitz, zu Tobitschau in Mahren, bis zum 13. Lebensjahre
lathensch erzogen, 27 Jahre alt, examiniert am 17. September
1643 vor der Einkleidung.
2. Anna Hortensia Gräfin Cavriani, geboren 3. Juli 1630
in Wien, katholisch, eheliche Tochter des Franz Friedrich Grafen
Cavriani und dessen Gattin Elisabeth, geborene Gräfin Meggau,
seit neun Jahren im Kloster, eingekleidet am 25. Dezember 1646,
zur Profeß examiniert am 1. April 1648.
3. Maria Renata von Sprinzenstein, 16 Jahre alt, geboren
zu Sprinzenstein (Oberösterreich), Tochter der verstorbenen Eltern
Johann Rudolf und Elisabeth von Sprinzenstein, 3 V2 Jahre im Kloster,
examiniert am 9. März 1647 zur Einkleidung und am 4. Mai 1648
zur Profeß.
4. Mechthildis Jager, geboren zu Melk, 23 Jahre alt, Schlossers-
tochter, über ein Jahr im Kloster, examiniert am 9. März 1647
zur Einkleidung und am 4. Mai 1648 zur Profeß.
5. Maria Christine Elatharina Pacher von Pachburg, geboren
am 1. November 1629 in Wien, Tochter des verstorbenen Jörg
Pacher und der Anna Katharina, geborene Geißlerin, im Kloster
^) QaellAü, 1. c. Reg. 2035. Sonst war es laut »Generale rom 20. Oktober
1669 Terboten, weltliche Güter an die Geistlichkeit zu widmen.
154 Alfons ikk.
etwa zwei Jahre, eingekleidet am 5. Mai 1647. Am 1. April 1648
erhielt sie von ihrer Mntter Katharina von Zetwitz, zuTor Fächer,
geborene Gäßler zum Rottenhof, wegen ihres verstorbenen Vaters
Jörg Fächer von Fachbarg anf Hohenstein, geheimen Rats des
Erzherzogs Leopold Wilhelm (Testament ddto. 24. November 1647)
kontraktmäßig 20.000 fl. zugesprochen und wurde am 6. August
1648 zur Frofefi examiniert.
6. Katharina Friska Spitzweckh, geboren 15. März 1639
in Frag als Tochter des Oberstleutnants Sigismund Helfiried Spitz-
weckh und dessen Gkttin Mechthildis Eusebia, kam anfangs Ok-
tober 1648 ins Kloster; eingekleidet am 13. August als Schwester
Kunigund, Frofeß am 24. Jänner 1650, ohne Vermögen.
7. Ursula Ebner, Bürgerstochter aus Kilb, 24 Jahre alt,
kam am Dreifaltigkeitsfeste 1648 ins Kloster, eingekleidet and
Frofeß mit der Schwester Kunigund. Ihr Klostername war Schwester
Gertrud; sie hatte ebenfalls kein Vermögen, war eine Laienschwester
und konnte nicht lesen.*)
8. Chorfrau Maria Apollonia (vorher Barbara) Berchtold,
17 Jahre alt, geboren in Wien als Tochter des verstorbenen Phi-
lipp Jakob Berchtold und dessen Gattin Regina Katharina, im
Kloster seit Michaeli 1649, eingekleidet am 24. Jänner 1650,
examiniert zur Frofeß am 2. August 1651.
9. Chorfrau Maria (vorher Regina) Kholler, 20 Jahre alt,
geboren in Wien als Tochter eines Bürgers und Handelsmannes,
kam ins Kloster am 26. Dezember 1649, eingekleidet am 24. Jänner
1650, examiniert zur Frofeß am 2. August 1651.
10. Chorfrau Maria Faula (vorher Marianne) Gräfin Khurz.
17 Jahre alt, geboren in Wien als Tochter des Ferdinand Sieg.
Grafen Khurz, kaiserlichen geheimen Rates, und der verstorbenen
Gräfin M. Elisabeth Merte, geborenen Muschinger, war Kostfräulein
seit acht Jahren im Kloster, eingekleidet am 24. Jänner 1650, exami-
niert zur Frofeß am 2. August 1651. Ihre leibliche Schwester war
11. Chorfrau Domicella Emerentiana (früher Franziska)
Gräfin Khurz, 16 Jahre alt, geboren in Hom, mit sechs Jahren ins
Kloster gebracht, examiniert zur Einkleidung am 24. Jänner 1652,
zur Frofeß am 16. September 1654. Sie erhielt 9000 fl. Mitgift
^) Im Jahre 1660 waren bei der Himmelpforte im ganzen 50 PereoneD^
darunter drei KostfrXoIein: die Grilfinnen Cayriani (10 Jahre alt) nnd KhereD-
hüller (8 Jahre) and Frftnlein von Qaeitenberg (13 Jahre).
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 155
12. Maria Sophia Blasy, Laienschweater, geboren zu Qraz,
23 Jahre alt, Tochter eines Tiergärtners.
13. Maria Rosalia Räschitz, Chorfrau, geboren in Wien,
19 Jahre alt, eine Schreiberstochter. Beide examiniert zur Ein-
kleidung am 19. November 1650, zur Profeß am 24. No-
vember 1651.
14. Chorfrau Maria Klara (früher Katharina) von Scheften-
berg, 18 Jahre alt, geboren in Wien als Tochter des Hans Wil-
helm von Scheftenberg und dessen Gattin Maximiliana, geborene
Harrach, seit dem siebenten Lebensjahre'im Kloster, war ein Jahr im
Säkalamoviziat, examiniert zur Einkleidung am 13. Jttnner 1656,
zur Profeß am 20. Juli 1657.
15. Anna Beinp recht, Laienschwester, 20 Jahre alt, aus
Schamdorf, seit einem Jahre im Kloster und
16. Anna Maria Agatha Mergel, Laienschwester, aus Potten-
dorf, 24 Jahre alt, seit Michaeli 1657 im Kloster, beide examiniert
zur Einkleidung am 18. November 1658 durch den Dompropst
S. Zwirschlag.
17. Chorfrau Maria Augustina (vorher Susanna) Gräfin
Cavriani, geboren in Wien, 17 Jahre alt, Tochter des Grafen
Franz Friedrich, Obersthofmeisters der Kaiserin, und dessen Gattin
Elisabeth, geborene Gräfin von Meggau, war schon vom siebenten bis
zwölften Lebensjahre im Kloster, kam daher wieder am 28. August
1659 und wurde eingekleidet am 29. September 1659. Sie brachte
3000 fl. mit Am 2. Oktober 1660 wurde sie zur Profeß examiniert.
18. Chorfrau Anna Leopoldine (vorher Elisabeth) Dillherr
aas Wien, bei 30 Jahre alt, im Kloster seit Magdalena 1659, war
schon mit Josias von Persing verlobt, der jedoch gestorben ist.
Nun faßte sie den Entschluß, ins Kloster zu gehen und wollte
Klarissin, Dominikanerin oder Karmelitin werden, da sie aber
schwächlich war, wählte sie einen milderen Orden. Sie wurde am
19. November 1659 zur Einkleidung, am 12. Oktober 1661 zur
Profeß examiniert.
19. Maria Klara Gräfin Brenner, geboren 1639 in Wien als
Tochter des Grafen Ernst Ferdinand und der Gräfin Elisabeth Poly-
xena, geborene Gräfin Stahremberg, 21 Jahre alt, kam ins Kloster
acht Tage vor Weihnachten 1660, wollte freiwillig schon vor drei
Jahren, obwohl schwächlich, eintreten, examiniert zur Einkleidung
am 21. April 1660.
156 Alfons ikk.
20. Anna Theresia von Enilleberg, geboren 1640 in Wien,
Tochter des Philipp von Knilleberg und der Elisabeth Veronika,
geborenen Baronin de Losy, seit 2. Juni 1660 im Kloster, dann
21. Maria Theodora (vorher Rosina) Kaper, geboren in
Wien, 21 Jahre alt, Tochter des Registrators bei der geheimen
Hofkanzlei, seit Ostern 1660 im Kloster, and
22. Eva Regina Stegmiller, eine Bäckerstochter aas Wien,
16 Jahre alt, seit 25. Juli 1659 im Kloster, alle drei am 10. Ok-
tober 1660 eingekleidet and am 12. Oktober 1661 zur Profeß
geprüft.
23. Chorfraa Maria Michaela (vorher Katharina) von Himmel-
berg aas Klagenfurt, 22 Jahre alt, seit Pfingsten 1661 im Kloster,
geboren als Tochter des Georg Ohristophor von Himmelberg und
der Maria Sophia, geborenen Reinboldt, examiniert zur Einkleidung
am 12. Oktober 1661, zur Profeß am 1. Juni 1663.
24. Maria Valentina Burschinitz aus Brunn, 16 Jahre alt,
seit 12 Jahren im Kloster, examiniert zur Einkleidung am 12. Ok-
tober 1661.
25. Chorfrau Maria Regina Franziska von Pötting war eine
der ältesten Klosterfrauen (Profeß vor 1643), als sie im Juli 1662
ihre Oberin und Mitschwestem beim Bischöfe in 13 Punkten ver-
klagte. Sie wurde aber nach einem mündlichen und schriftlichen
Verfahren verurteilt und es wurde ihr vom Bischöfe eine >ge-
mildertec Strafe auferlegt. An ihre frühere Stelle sollte sie erst
nach gänzlicher Besserung gelangen. Im Oktober 1662 verordnete
der Fürstbischof, nicht allzuviele und gemeine Weibspersonen, die
keine Verwandten im Kloster haben, bei St. Agnes einzulassen.
26. Anna Antonia (vorher Eusebia) Gräfin Brenner, ge-
boren in Salzburg, 18 Jahre alt, Tochter des Grafen Seifried Lin-
hart und der verstorbenen Gräfin Anastasia, geborenen Teuffiin, seit
zehn Jahren im Kloster, ein Jahr im weltlichen Noviziat, examiniert
zur Einkleidung am 1. Juni 1663, Profeß 16b5.
27. Anna Maria Haffner, Bürgerstochter aus Wien, ge-
boren 1644, schon ein Jahr im Säkularnoviziat, eingekleidet am
19. März 1664.
28. Maria Franziska von Puchheim focht 1667 in Rom
ihre Profeß an, indem sie dieselbe zu jung und aus Furcht ab-
gelegt habe. Papst Klemens IX. befahl dem Fürstbischöfe zu Wien
und dem Oberen der Augustiner, zu untersuchen, ob die Vor-
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 157
Schriften des Trientiner Konzils eingehalten worden und ob schon
fOnf Jahre seit der Ablegung dieser Profeß verflossen seien (Rom,
1667. 13. August).
Oberin Elisabeth Agnes von Brenner starb im Kloster am
26. Dezember 1670, mittags um 12 Uhr. Als sie schon hoffnungs-
los damiederlag, sandte der Fürstbischof etwa drei Tage vor ihrem
Tode ein kleines Memorial an den Kaiser, daß die kaiserlichen
Kommissäre wegen des Inventars die Klausur nicht verletzen, und
es wurde ihm versprochen. Am 27. Dezember 1670 kamen jedoch
der Regierungs- und Klosterrat Michael Seiz und sein Sekretär
Ferd. Haunthaller ins Kloster und verlangten die Sperre im Rede-
zimmer außerhalb der Klausur. Die Dechantin Anna Hortensia
Gräfin Cavriani lehnte ab mit dem Hinweise, daß seit der Reforma-
tion des Klosters durch Klesl nie eine Inventur durch kaiserliche
Kommissäre stattgefunden habe. Die Herren gingen fort, über-
gaben jedoch der Dechantin die geistliche Verwaltung. Alle Schwestern
bestätigten es, und es war auch ein Instrument darüber vorhanden,
daß weder 1644 noch 1638 eine Sperre vorgenommen wurde, und
daß die kaiserlichen Kommissäre der neuen Oberin nach der
Benediktion nur einen Schlüssel unter der Türe, wo man aus der
Kirche in den Kreuzgang geht, übergeben und damit die Tempo-
ralien anvertraut haben. Die Oberin stand innerhalb des Kreuz-
ganges, die Herren außerhalb in der Kirche. 0 Auf Befehl des
Fürstbischofs Wilderich von Walderdorff kam nun der Offizial mit
dem Notar zur Himmelpforte und übergab der Dechantin im Red-
haus (auch Grundstube genannt) die Administration der Spiritualien
und Temporalien ohne Inventur. Da jedoch kein Inventar vor-
handen war, überdies im Jahre 1670 viel gemacht wurde, sollte
das Kloster ein ordentliches Inventar aufrichten.
Am 7. Jänner 1671 kam auf Bitten der Dechantin Anna
Hortensia der Fürstbischof selbst in Begleitung des Offizials und
des Chormeisters Dr. Münzer zum Examen der Chorfrauen in das
Himmelpfortkloster. Am 19. Jänner 1671 war die Wahl der
Oberstin, die in Vertretung des verreisten Bischofes der Dompropst
^) Am 16. Juni 1654 erging in Wien bei St. Jakob der Auftrag der
niederOeterreichitchen Begierang, eine Sperre in der Grandstube Torzanehmen,
die wirklieh geschehen ist. Nun wollte man eine lolche auch bei der Himmel-
pforte einführen. Vgl. auch Kegelten zar Geschichte der Erzdiözese Wien. 1,
i?. 400, Nr. 116.
158 Alfons ikk,
als Offizial mit Dr. Mttnzer in der Klausur leiteten. Der Notar
Dr. Michael Zwickh blieb in der Kirche. Vor der Wahl mahnten
die kaiserlichen Kommissäre den Konvent im Bedhaus, eine taug-
liche Oberin zu wählen. Gewählt wurde Schwester
Anna Jakobina von Questenberg,
geboren 1637, die schon mit 13 Jahren Kostfräulein bei der
Himmelpforte gewesen. Am Sonntag, den 26. April 1671 instal-
lierte der Offizial im Namen des nach Würzburg verreisten Bischofes
die neue Oberstin in der Kirche und im Chore, worauf dann die
kaiserlichen Kommissäre in Gegenwart des Dr. Münzer und des
bischöflichen Notars Zwickh die Installation in temporalibus im
Redhaus vornahmen.
Die neue Oberin entstammte einem alten Geschlechte. Aus
der Patrizierfamilie von Questenberg zu Köln kam Kaspar (ge-
boren 1571) nach Prag, wo er Profeß und Prälat des Prämon-
stratenser-Chorherrenstiftes Strahow wurde und 1640 als General-
vikar seines Ordens starb. Seine Brüder Gerhard und Hermann
traten in den Dienst der Kaiser Ferdinand II. und III.; ihre Nach-
kommen trugen bereits den Grafentitel.
Schon am Tage nach der Installation erhielt die Oberstin
ein bischöfliches Schreiben (ddto. Wien, 27. April 1671), laut
dessen manche bei der letzten Visitation vorgefundene Mängel
verbessert werden sollten. Mithin war von nun an die Begel
des heiligen Augustin wöchentlich, die Statuten vierteljährig zu
lesen. Die Klosterfrauen sollten früh nach der Prim eine halb-
stündige Betrachtung, abends eine viertelstündige Gewissens-
erforschung halten, und ein Priester sollte ihnen alle zwei bis
vier Wochen die Ordensregel erklären. Sie bekamen vier außer-
ordentliche Beichtväter (zwei Jesuiten und zwei Franziskaner).
Im Kloster war alles gemeinsam; keine der Schwestern durfte
ohne Erlaubnis der »würdigen Mutter« das Sprechzimmer (parla-
torium, Redhaus), welches ein Gitter hatte, betreten. Der Keller
mußte gesperrt sein. Jede Schwester, die ein Amt bekleidete, sollte
den betreffenden Abschnitt der Hausstatuten haben. Die Schwestern
sollten besonders Kinder vornehmer Eltern erziehen. Die Novizinnen
hatten vor der Profeß Exerzitien zu machen. Die Dechantin sollte
allen ein gutes Beispiel geben, und der Oberstin mußte besonders
beim Kapitel von allen Schwestern Ehrfurcht erwiesen werden.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 159
Kam der hohe Adel zam Besuche der Zöglinge, dann sollte es
nur nachmittag vor 6 Uhr geschehen.
Am 26. Juli 1676 gestattete der Fürstbischof, in der Eranken-
kapelle bei der Himmelpforte die heilige Messe zu lesen, was der
Klosterbeichtvater tat. Am 13. Jali 1679 bat ihn Franziska Beck,
die wahrscheinlich im Kloster verköstigt wurde, daß sie bei der
Himmelpforte, wo sie so glücklich lebe, auch weiter verbleiben
dtbrfe.
Am 14. Mai 1680 wurde Martin Friedrich Härtl vom Kloster
als Hausmeister im Thurnhof zu Simmering angestellt. Am 20. Juni
1680 vertauschten Anna Jakobina von Questenberg und das Kapitel
des adeligen Stiftes zur Himmelpforte die klösterlichen Untertanen
und Oülten zu Niederleis und Pttrstendorf gegen andere zu Sim-
mering und Oberlaa an das Stift Heiligenkreuz. ^) Am 18. Oktober
1681 wurden im niederösterreichischen Landschaftsgültbuch zehn
behauste Untertanen in Simmering und Laa mit 2 A 7 ß 6 d*
&ült an das Kloster zur Himmelpforte vorgemerkt, welche die
Oberstin an das Dreikönigsstift gebracht hatte. Das Vermögen
dieser Stiftung war mit jenem des EJosters längst verschmolzen.
Äußer den zahlreichen Briefen der Oberstin Anna Jakobina sind
noch sehr viele Akten aus dieser Zeit vorhanden, welche die
Oberstin als Grundobrigkeit in Simmering ausstellte.^) Am 5. März
1685 kaufte das Kloster von Katharina Salzbrunner ein Grund-
stück in Obersievering »in Klaitzing« um 55 fl. und verkaufte am
1. April 1685 dem JUDr. Michael Zwickh, bischöflichem Notar.
nnd dessen Gattin Maria Theresia, geborenen von Vestenberg,
20 Quadratklafter Weingarten vor dem Stubentore zur Erweiterung
seines Gartens um 30 fl. Kurz darauf starb Anna Jakobina von
Qaestenberg am 15. Juli 1685.
Schon am 20. Juli ließ der Klosterratssekretär dem bischöf-
lichen Notar Dr. Zwickh bedeuten, daß er bei der Himmelpforte
<lie Inventur der Temporalien vorzunehmen gedenke, bekam aber
ZOT Antwort, daß es dort früher nie ttblich war, man daher nichts
^) Original Pergament mit den Siegeln der Oberetin von Qaestenberg nnd
der Dechantin Anna Hortensia von Cavriani im Stiftsarohiye eu Heiligenkreaz.
^'gi. QaeUen zar Geschichte der Stadt Wien. I, 1, Reg. 707. Ebendort eine
Spezifikation aller Einkünfte der Himmelpforte in Niederleis, PUrstendorf und
Nieder-Bnßbacb vom Jahre 1680 (Reg. 708).
*) Wiener Stadtarchir.
160 -^i^^oi^« ^•
neues anfangen solle. Das ganze Zeremoniell bei der Wahl und
der Installation der Oberin wird uns überliefert. Der Vorgang war
wie 1671.
30 Tage nach dem Tode der Oberin bat die Deohantin mit
dem Konvent den Fürstbischof und den Kaiser um die Neuwahl
Am Wahltage selbst kam der Fürstbischof mit seinem General-
vikar um 8 Uhr früh in die Klosterkirche, wo auch die kaiser-
lichen Kommissäre sich eingefunden haben. Nach der vom Kloster-
beichtvater zelebrierten Heiligengeistmesse betrat der Fürstbischof
mit dem Offizial zur Wahl die Klausur, wo ihn die Klosterfrauen
knieend mit brennenden Kerzen erwarteten. Die kaiserlichen Kom-
missäre gaben den Klosterfrauen eine Mahnung im Namen des
Kaisers, blieben aber mit dem bischoflichen Notar im Hofmeister-
zimmer zurück, bis die Wahl vorbei war. Die Wahl fand im Re-
fektorium statt. Nach dem Veni Sancte kam die Absolution und
Beeidigung der Votanten und die Abgabe der Stimmen auf ge-
schriebenen gerollten Zetteln in einen Kelch. Dann wurde das
Resultat verkündet Die Schwestern blieben im Refektorium und
gratulierten. Die Stimmzettel wurden verbrannt, worauf sich der
Fürstbischof in die Kirche zurückbegab und den kaiserlichen Kom-
missären in der Sakristei den Namen der Neugewählten mitteilte
mit der Bitte, es nicht früher zu offenbaren, bis der S^iser die
Bestätigung erteilt haben würde.
Bei der Installation kam der Bischof tags vorher oder am
Tage selbst in das Refektorium, wo er der neugewählten Oberin
in Gegenwart aller Schwestern die Bestätigung erteilte und eine
Lehre gab. In der Kirche fand ein Hochamt statt. Nach dem 6ra-
duale setzte sich der Zelebrant in der Mitte des Altares auf einen
Thronsessel nieder; die neue Oberstin trat zu Beginn des Hoch-
amtes aus der Klausur mit schwarzem Schleier im Angesicht in
Begleitung der Dechantin und der Seniorin durch die sonst ver-
schlossene Sakristei heraus zum Hochaltar, in der Hand die auf
Pergament geschriebene und von ihr gefertigte Eidesformel haltend.
durch das Volk in die Kirche und blieb hinter dem Klerus knieen.
Nach dem Graduale legte sie knieend vor dem Bischöfe ihren Eid
ab, das Evangelienbuch berührend und übergab ihm die Schrift
Dann legte sie sich auf die Erde nieder, während die Allerheiligen-
litanei und andere Gebete nach dem römischen Pontifikale gebetet
wurden. Nach diesen empfing sie knieend vom Bischöfe die Regel,
Das Fraaenkloster Himmelpforte in Wien. 161
einen goldenen, mit Diamanten besetzten Ring und die Klausor-
schlflBsel. Zum Offertorium opferte sie brennende Fackeln, zur
Kommunion empfing sie die heilige Hostie. Vor dem Segen wurde
sie auf einen Stubl an der Evangelienseite gesetzt und gesegnet.
Es folgte noch das Te Deum, der Gang in die Klausur, wo die
Schwestern mit brennenden Kerzen warteten, die Inthronisation im
Chore, wo die neue Oberstin ihr Stallum einnahm^ der Zelebrant
aber im Stallum der Dechantin stand. Die Schwestern kamen paar-
weise, umarmten ihre Oberin und gelobten ihr Liebe durch
einen Friedenskuß. Der Zelebrant begab sich dann zurück zum
Hochaltar zum feierKchen Segen und SchlußevangeHum. Eine feine
Tafel vereinigte endlich mittags den 2^1ebranten mit vielen vor-
nehmen geistlichen und weltlichen Gästen im Gasttrakte, während
der Konvent die neue würdige Mutter im Refektorium feierte.
Der Wahltag mußte diesmal (1685) lange aufgeschoben werden,
weil der neue Wiener Fürstbischof Ernst Graf Trautson von Rom
noch nicht bestätigt war, also auch nicht früher konsekriert werden
konnte. Bei der Wahl am 23. September 1685 ging die Chorfrau
Maria Augustina I. Gräfin Cavriani,
geboren 1642 in Wien als Tochter des Obersthofmeisters der
Kaiserin, Profeß im Jahre 1660, mit Stimmenmehrheit aus der
Urne hervor und wurde am 6. Dezember 1685 vom Fürstbischöfe
benediziert und installiert. Aus ihrer kurzen Regierungszeit ist nur
bekannt, daß sie am 30. Jänner 1686 den Fürstbischof um Er-
laubnis bat, 10.500 fi. ausleihen zu dürfen, weil im E^oster kein
Geld vorhanden war, um die Türkensteuer zu zahlen. Mit dieser
Sanune haben die päpstlichen Kommissäre das Drittel der seit
60 Jahren erworbenen Güter des Klosters geschätzt Am 19. Fe-
bruar 1686 gab der Fürstbischof seine Erlaubnis. Merkwürdiger-
weise weiß man nichts weiteres als das Gelöbnis der nächstfolgen-
den Oberin
Anna Antonia Gräfin Brenner
bei ihrer Installation im Juli 1687. Diese wurde, wie man oben
sah, 1645 in Salzburg geboren, Profeß 1665. Mit ihrem Regiment
war jedoch der Konvent wenig zufrieden. Bei der Visitation, die
der Fürstbischof Graf Trautson vom 12. bis 15. Juli 1689 bei
der Himmelpforte vornahm, wurde die Oberstin viel beschuldigt,
Jikrtedi d. y. f. LudMWndt. 1907. 11
162 Alfons ikk.
als ob sie streng, rttcksichtslos, liberal, oft kleinlich und anderes wäre,
worüber der Visitator allen ein strenges Stillschweigen auferlegte. Aus
dem Visitationsprotokoll lernen wir viele neue Klosterfrauen kennen.
Nach der Oberstin und der Dechantin wurden nach der Reihe
31 Ohorfrauen, 6 Chornovizinnen, 9 Laienschwestem und 3 Laien-
novizinnen, zusammen 51 Klosterfrauen examiniert.*)
Die Folge der Visitation waren zwei bischöfliche Erlässe vom
30. August 1689. Der erste war in sieben Punkten an die Kloster-
frauen gerichtet und wurde noch an demselben Tage dem Konvente
verkündet: die Fehler der Klosterfrauen dürfen nicht Weltlichen
gesagt werden, Exerzitien mitzumachen, die einmal im Jahre unter
der Direktion der PP. Franziskaner oder Jesuiten stattfinden, steht
frei, aber die jährliche Rekollektion bleibt vorgeschrieben. Außer-
ordentliche Beichtväter sind erlaubt. Die Schwestern müssen das
Silentium halten. Trotzige sollen von der Oberin gestraft und
heimliche Zusammenkünfte der Schwestern verboten werden.
Der zweite Erlaß galt der Oberstin, die mild beim Strafen sein,
nichts aus dem Kloster Laien mitteilen und die Geistlichen nie
im Kapitel tadeln sollte. Männer sollen nur vor zwei Schwestern
ins Parlatorium Zutritt finden. Die Oberin soll die Schwestern
visitieren, diese dürfen an den Bischof Rekurse schreiben, die
Exerzitien dürfen ihnen nie verboten werden und geringe Dinge
nie strenge geboten sein. Überhaupt ist der Verkehr mit Welt-
lichen möglichst einzuschränken. Die alte Dechantin soll das Amt
niederlegen und eine neue soll gewählt werden.
^) Chorfraaen : Konstanzia (Seniorin), Anna Katharina Bibonin, Renata ▼od
Sprinzenstein, ApoUonia Berchtold, Rosalia R&schitz, Emerentiana von Kharz,
M. Klara von Scheftenberg, Anna Leopoldina DiUherr, Anna Theresia ron Knille-
berg, M. Theodora Kaper, M. Michaela von Himmelberg, Sebastiana Baccelleni,
M. Floriana, M. Oktavia de Galle, M. Barbara, Bi. Ignatia Gstettner, M. Magda-
lena Klug Yon Grttnenberg, M. Eleonora von Moßheimb, M. Xaveria Sartorin,
M. Anna SchefHer von Rosen au, M. Angela, M. Baptista HOrman, M. Elisabeth
Haffner, M. Radegonda von der Hayd, Anna Maria Moraxin von M5hrenthal,
M. Genovefa NoldOlßin, M. Amanda Regondin, M. Margarete Rofimanin, M. Ur-
sula Feiglin, M. Eleonora von Strassoldo und M. Susanna de Schott. — Chor-
novizinnen: M. Antonia de Althan, M. Augustina von Cavriani, M. Aloisia von
Glück, M. Agnes Künin, M. Rosa Hökhmann, M. Eusebia von Gabbelshoffen. —
Laienschwestem: Schwester Marta Marzella Graber, Ottilia Zuebrecht, S. Marina.
Dymphna Stengl, Walburgis Hüßler, Rosina Barnabas, Petronilla Regin, Thekla
Giilfort; Novizinnen: Gertrud Stromanz, Helena Salzer und Sidonia Ertlin.
Das Frauenkloäter Himmelp forte in Wien. X63
Von der Gräfin Anna Antonia Brenner rühren, als sie noch
eiofache Chorfraa war^ die Konföderationsbriefe mit dem Franzis-
kanerorden (Wien, 5. Mai 1679 nnd 1680, 13. Mai) und mit der
Tiroler Provinz desselben Ordens (Wien, 20. September 1698) her.
Am 7. April 1687 verkaufte dajB Kloster das gegenüberliegende
Haus in Wien mit Branntweinhandel am 6650 fl. dem bürgerlichen
Bianntweiner Johann Adam Artner. Am 1. Jali 1688 pachtete Josef
Ponzan, bürgerlicher Handelsmann, vom Kloster einen neuen Ziegel-
ofen auf 60.000 Ziegeln. Am 29. Jänner 1689 verkaufte das
Kloster dem Jobann Wilhelm Anton ^ichsgrafen Dann, kaiser-
lichem Kämmerer und Generalfeldmarschalleutnant, das Haus in
der Riemerstraße (sogenanntes »Herbersteinsches Haus«) um
3500 fl. rheinisch und kaufte am 7. August desselben Jahres von
den EIrben des Stift Ellosterneuburger Hofmeisters und Grund-
sehreibers Gerhard Kannegießer die Mühle in Ebersdorf um
1700 fl.
Im Jahre 1695 besaß das Kloster zur Himmelpforte den
Tnrtihof zu Simmering^) (Freihof, auch »Käsmacherhof« genannt)
mit Zubehör, einen Hof zu Pötzleinsdorf und einen zu Währing,
dann die Benefizien der heiligen drei Könige und der heiligen
Katharina. Von alledem wurde im Landhause 160 fl« 2 ß 10 ^
Landsteuer entrichtet. Im Freihof zu Sinmiering wurde am 8. Fe-
bruar 1695 das dort befindliche Leitgebhaus mit der Fleisch- und
Schlachtbank dem Fleischhacker Matthias Sand um 250 fl. jähr-
lich auf drei Jahre verpachtet, desgleichen mit dem Käsemacher
Franz Mayr in Simmering ein Bestandkontrakt wegen der Kühe,
Milch etc. pro 1695 — 1698 eingegangen.
Am 15. Jänner 1695 verkaufte das Kloster seine Mühle in
Hietzing (Gottesfeldmühle) mit drei Gängen und Zubehör dem
Reichsgrafen Seifried Christoph von Brenner auf Staatz, Freiherrn
in Fladnitz und Rabenstein um 3000 fl. und 100 Dukaten Leitkauf,
kaafte aber am 29. Juni desselben Jahres von Johann Karl Edlen
von fihrenberg das öde Häusel oder Brandstatt samt Zubehör in
der kaiserlichen Herrschaft Ebersdorf liegend samt 63 Joch Äcker
^) Diesen Tomhof hat einst der V^Tiener Bürger Andreas Dümbaoher mit
•einer Hausfrau Barbara mit 30 Joch Acker, Gärten und Wiesen und 15 Unter-
tanen besessen nnd am 1. Mai 1573 dem Freiherm Blichael ron Eitsing auf
Kaja, Erbkämmerer in Osterreich verkauft. Zeugen des Kaufbriefes waren Kaspar
Erlbeckher zu VOsendorf nnd Kaspar Liechtenberger« kaiserlicher Hofdiener.
11*
164 Alfoni ikk.
und 16 Tagwerk Wiesen um 3500 fl. Der Kirche bei St Agnes
gegenüber erbaute das Kloster ein neues Wohnhaus, welches an
Zinsparteien vermietet wurde. So hatte dort z. B. am 30. September
1689 Christian Freiherr zu Eckh, am 12. Juli 1695 Jodok von
Caffas, hochfürstlich Croyscher Rat und Intendant, am 24. Sep-
tember lb95 Ferd. Gury, fiofkammerkonzipist, eine Jahres wohnung
um 450 fl. jährlichen Mietzins inne. .
Im Jahre 1695 wurde in Wien eine türkische Sklavin des
spanischen Hauptmannes Hieronymus Judici vom Kardinal Leopold
Grafen KoUonitsch bei St., Ursula getauft und sollte im Erlöster
zur Hinmielpforte erzogen werden. Die Chorfrauen protestierten
gegen die Aufnahme des Madchens, da sie lauter adelige Zöglinge
hatten, dieses aber eine Sklavin war. Selbst der Kaiser gab ihnen
am 3. September 1695 recht, und als sich der Hauptmann am
12. September an das Wiener Konsistorium mit der Bitte wendete,
die Aufnahme der Sklavin in die Klosterschule bei der Himmel-
pforte zu erzwingen, wurde er am 16. September abgewiesen.
Am 21. März 1696 bat der Simmeringer Pfarrer Johann Kon-
rad Molitor die Frau Oberstin von Brenner, die ihm seit drei
Jahren ausständigen 18 Metzen Korn und einen Taler zu verab-
folgen, die ihm schon seit 25 Jahren von dem Inhaber des Gutes.
Franz Grafen von Felß, dann vom Herrn Datteneder und aucb
vom Klosterkasten, beziehungsweise Hofrichter des Himmelpfort-
klosters stets anstandslos verabfolgt wurden.
Am 14. Juli 1696 verkaufte das Kloster dem Reichsgrafen
Adolf Michael Thomas von Sinzendorf, kaiserlichem Erbschatz-
meister, im Namen der Chorfrau M. Alcantara de Latere den
vierten Teil des Gutes Streit wiesen um 13.000 fl.
Hinter der Himmelpforte hatte der Wiener Münzamtsverwalter
Wolf Andreas Hueber von Felsenkron in der Ballgasse ein eigenes
baufälliges, dem Schottenstifte dienstbares Haus, welches er einer
gewissen Dame um 11.000 fl. zum Kaufe anzutragen im Begriffe
war, dies aber verschob, weil die Käuferin das Haus neu erbauen
wollte. Dazu verweigerte jedoch das Himmelpfortkloster die Ein-
willigang, weil man von diesem Hause in den Klosterhof, ins Re-
fektorium, Badhaus etc. sehen konnte. Um einem etwaigen Pro-
zesse vorzubeugen, wünschte die Oberin Gräfin Brenner selbst
dieses Haus um 11.000 fl. zu kaufen (10. März 1698) und wurde
dabei vom Fürstbischöfe bei der niederösterreichischen Regierang
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. Ig5
unterstützt. Dieses Haus war ohnehin ein uraltes, unter dem Schutze
des Fflrstbiflchofs stehendes Benefiziatenhaus, welches statt der
beiden Tor zehn Jahren verkauften bürgerlichen Häuser^) dem
Kloster um so mehr zu vergönnen war, als das meiste Geld zu
diesem Kaufe von der Erbschaft des Klosters, auch aus dem Er-
lose beim Verkauf des Güteis Hirschstetten an den Grafen Hohen-
feld und Streitwiesen an den Grafen von Sinzendorf verwendet und
an einem solchen Hause gut angelegt wurde.
Sara, Witwe nach Wolf Khain, gewesenem kaiserlichem Ungelt-
ofSzier, erbte ein Haus bei der Himmelpforte, worauf ein Satz per
100 Pfund Pfeninge haftete, welche das Kloster der Hausbesitzerin
geliehen hatte. Da Christoph Liechtmayr, Bürger zu Wien, in
seinem Testamente vom Jahre 1617 100 fl. für einen Jahrtag bei
der Himmelpforte widmete, wurde dieses Kapital am 28. Juni
1698 als Satz der Frau Sara Khain ins Wiener Grundbuch auf-
genommen, die dann immer am 1. Juni dem Kloster 5 Pfund
zahlen mußte. *^
Am 21. Mai 1699 verkauften die Verordneten der nieder-
österreichischen Landschaft dem Kloster den Taz (doppeltes Zapfen-
maß) auf dem beim Sperkenbichel (Klostergrund) neuerstandenen
Fttrst Liechtensteinschen Brauhaus, den das Kloster von nun an
nach der kaiserlichen Taxordnung vom 23. Jänner 16Ö9 ein-
nehmen durfte. 3)
Die Klagen über die allzu große Strenge der Oberstin Anna
Antonia wollten nicht verstummen. Am 30. April 1700 beschwerte
sich die Oberstin beim Bischöfe, daß er am Palmsonntage alle
Strafen, die sie gegeben, aufgehoben habe und bat um Mitteilung
der Klagen, die wider sie eingelaufen sind. Sie schrieb weiter, daß
es im Kloster, seitdem sie keine Strafe mehr auferlegen dürfe, nicht
mehr zum Aushalten sei; nur die Dechantin und drei Schwestern
leisteten Gehorsam.
Diesen Zwistigkeiten ging vom 27. März bis 3. April 1700
eine Visitation des Klosters voran, welche der Fürstbischof Graf
Trantson mit dem Dompropst und General vikar JUDr. Klaudius
*) Eines in der Riemergasse an Grafen ron Traun, das andere in der
Weihbnrggasse an einen Branntweiner rerkanft.
•) Quellen zxa Geschichte der Stadt Wien. IT, 2, Reg. 2017.
^) Ebenda. Ueg. 2046. Original mit sechs Siegeln im k. a. k. Haas-, Uof-
ond Staatsarchiv zu Wien.
166 AlfooB iiik.
Klöckler und dem Elanonikas Th. Dr. Franz Habermann, Notar bei
der Himmelpforte, vorgenommen hat. Die Oberstin war krank und
mußte das Zimmer hüten; das Skrutinium fand im Refektorium
statt. Nach dem Visitationsprotokoll lebten im Stifte 41 Chorfrauen
und 11 Laienschwestem; die Seniorin war 71 Jahre alt und 57 Jahre
Frofeß, die jüngste Schwester 16 Jahre alt und vier im Kloster,
eine Chorfrau (Dillherr) war krank und konnte nicht erscheinen.
Nach der Oberstin kam dem Range nach die Dechantin, Dach
dieser die Seniorin. An Hausämtern gab es eine Kranken-, Chor-.
Novizenmeisterin. Ökonomin. Keller-, Küchenmeisterin, Sekretärin.
Kastnerin, Pförtnerin, Präfektin des Juniorats und eine Reihe
von Lehrerinnen.^)
Da das Murren der Klosterfrauen gegen die Oberin nicht auf-
hörte, fand sich diese veranlaßt, auf ihre Würde zu verzichten. Sie ver-
langte jedoch die Exemption von der nächsten Oberstin und die erste
Stelle nach ihr, außerdem freie Kost, E[leidung, Medikamente und
600 fl. jährlich in vierteljährigen Raten zur eigenen Disposition,
einen beliebigen Beichtvater, Arzt und Barbier, zwei Zimmer wie
bisher als Wohnung, einige Schwestern zur Bedienung, einen Diener
als Boten, Freiheit der Briefe und der Besuche im Redhaus und
Versicherung des Friedens von Seite der Bestraften. Am 14. Hai
1700 nahm der Fürstbischof, am 25. Mai auch Kaiser Leopold I.
die Resignation der Oberstin Brenner an, lobte sie, daß sie nach
dem Türkenkriege viel gutes in der Umgebung Wiens gestiftet and
genehmigte ihre Forderungen im Kloster. Sie scheint übrigens die
Resignation nicht lange überlebt zu haben, weil sie im nächsten
Personalstand des Klosters vom Jahre 1705 nicht mehr vorkommt.
^) Von den im Jahre 1689 angeführten Chorfrauen lebten noch : Sebactiana
Bucceleni (Dechantin), Anna Katharina Bibonin (Seniorin), dann Schwester Bo*
salia. Anna Leopoldina, M. Theodora, M. Oktavta, M. Ignatia, M. ICagdaleoft.
M. Eleonora, M. Xaveria, M. Anna, M. Baptista, M. Elisabeth, BL Badegandi,
Anna Maria, M. Oenovefa, M. Amanda, M. Margarete, M. Ursula, M. Eleonora
und M. Susanna. Alle sechs Chomoyinnnen ron damals waren jetzt l&ngst Cho^
frauen und als neue sind zu verzeichnen: M. Bonaventura Borschedin, M. Jo-
hanna von Ungrechtsberg, M. Franziska von Buechstein, M. Alcantara de Latere.
Anna Augustina Vogtin von ThumfelB, Anna Antonia Tripodin, M. Josefa von
Traun, M. Benigna von Zinzendorf, Martina Kaiser, M. Bemardina Scbmid.
M. Philippina Höffler, M. Aurelia Plüml und M. Emestioe von Traun. Von den
damaligen Laienschwestem lebten M. Marta und Marina nicht mehr, die drei
Novizinnen waren schon 13 Jahre Profeßschwestem und Schwester Martha Binder
vermehrte ihre ZahL
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 167
Am 11. Joni 1700 wurde dann die Chorfrau
Maria Magdalena Kluegin von Grünenberg.
vorher Krankenmeisterin, 40 Jahre alt, Profeß 1675, zur Oberstin
gewählt und am 20. Juni installiert.
Die Frucht der letzten Visitation war wieder ein bischöflicher
Erlaß, der sieben Punkte der Disziplin zu beobachten vorschrieb
und die Weisungen vom 27. April 1671 erneuerte. Die achttägigen
Exerzitien waren frei, bloß mit den Beichtvätern war es zu sprechen
erlaubt, nur Freunde und Wohltäter durften drei- bis viermal die
Klausur überschreiten, anläßlich der Einkleidungen durften keine
Laien innerhalb der Klausur speisen, nichts sollte aus dem Kloster
Laien erzählt werden, niemand durfte nach 8 Uhr abends ins Red-
haus gehen und beim Abendläuten war dieses zu verlassen.
Gleich die erste Zeit hatte die neue Oberstin mit der früheren
einige Konflikte und verteidigte sich schriftlich am 4. Juli 1700
beim Wiener Dompropste, um den Klagen der Gräfin Brenner zu-
vorzukommen, desgleichen an den beiden nächstfolgenden Tagen
mit der Beschwerde, daß ihre Vorgängerin Unfrieden stifte. Am
7. September 1700 vermachte Michael Manhardt, Bürger und Brannt-
weiner in der Himmelpfortgasse, und Helena, seine Gattin, dem
Kloster aus Liebe ein Marienbild mit vergoldetem Silberschein und
Zubehör, welches sie seit 1666 zu Hause verehrten^ samt 100 Talern
fQr das Licht vor diesem Bilde beim Pauli-Altar an allen Samstagen
and marianischen Vigilien. Als Dechantin tritt M. Baptista Hür-
manin^), als Klosterprediger P. Klemens Höß 0. S. Fr. auf. Am
14. März 1701 machte Johann Albert, bürgerlicher und kaiserlicher
Hofglaser in Wien eine Stiftung zum Hochaltar bei der Himmel-
pforte mit 2000 fl. auf eine Wochenmesse am Montag, vier Messen
au Donnerstagen der Quatemberwoche und eine Messe in der Aller-
seelenoktav. Die dem Stiftsbriefe aufgedrückten elliptischen Siegel
der Oberstin M. Magdalena und der Dechantin M. Baptista sind
gleich groß, zeigen beide das übliche Klosterwappen (ein nach rechts
schauendes, stehendes und nimbiertes Lamm Gottes — agnus Dei,
St. Agnes — eine kleine, am Kreuzstabe hängende I H S - Fahne
1) Geboren 1657, ProfeO 1679. Vor ihrer Profeß schenkte M. Baptista
(rorber Rosalia) Hörmanin ihr väterliches Erbteil dem Kloster Himmelpforte, das
mütterliche aber ihren drei Geschwistern Sidonie, Elisabeth und Eleonora za
gleichen TeUen (34. Juli 1679).
168 Alfons 2&k.
tragend) mit der Legende: SIGILLVM PRAEPOSITAE
(CAPITVLI) AD COELI PORTAM VIENNAE.
Im Jahre 1702 vertauschte M. Magdalena Einegin, Oberstm
des fürstlichen Stiftes und Klosters zur Himmelpforte, mit dem
Schottenstifte ihre auf der Landstraße liegende Behausung »bei dem
Rothan« und die Hofstatt dahinten, dem Kloster 2 Pfund behausten
Grunddienst schuldig und an Frau Maria Eytelsperger, Witwe, ge-
schrieben, gegen das Rescalische Haus in der kleinen Ballgasse, im
Jahre 1698 von der Himmelpforte erkauft, 4 Pfund behaustcD
Dienst dem Schottenstifte schuldig und an Wolf Andre Hnber,
kaiserlichen Münzverwalter, mit seiner Gattin Theresia Dorothea,
geborenen Rescalin, geschrieben.
Im Jahre 1703 mußte das Kloster Himmelpforte, wie schon
oft vordem (1674, 1688, 1695) die 600 fl. urgieren, welche die
verstorbene Kaiserin Anna laut Testamentes ddto. Wien, 10. No-
vember 1618 dem Kloster aus Pietät jährlich auf ewig vermacht
hatte. Das Greld sollte von der Herrschaft Krumau in Böhmen, wo
die Spenderin eine Summe Geldes liegen hatte, gegen Quittung ab-
gefordert werdend) Am 22. Mai 1707 stiftete Augustin von Himeiß,
kaiserlicher Rat und Wiener Stadtratsenior, eine Messe bei der
Klosterkirche mit 500 fl., die nach seinem Tode zu erlegen waren.
Am 1. September 1713 stiftete Christoph Schmidt, kaiserlicher
Hofseilermeister in Wien, eine wöchentliche Messe beim Hochaltar
zur Himmelpforte am Montag für seine Familie mit 1000 fl., wovon
der Priester 38 fl. für Messen, das Kloster 12 fl. für Wachs und
Opferwein bezog. Dieser Stifter hatte vier Töchter, denen er zu-
sammen ein Haus auf der Landstraße in Wien nebst Weingärten
in Perchtoldsdorf und Liesing im Werte von 25.000 fl. vermachte.
Eine der Töchter war M. Bemardina (vorher Magdalena) Schmidt
Chorfrau bei der Himmelpforte, dritte Gewandmeisterin, geboren
1678, Profeß 1696, die sich am 6. Februar 1714 wegen des Erb-
teiles mit ihren Eltern verglichen hat. Am 30. Juni 1716 verpachtete
das Kloster den von den niederösterreichischen Verordneten in
Bestand genommenen Fleischaufschlag in Simmering und Kledering
auf drei Jahre dem Fleischhauermeister Franz Neumair.
Der Wiener Fürstbischof Franz Anton Graf von Harrach
(1702—1705) nahm am 31. März 1705 mit seinem Offizial Hermann
>) Die erste Summe wurde am 18. November 1620 gezahlt und so fortas.
Das Stiftungskapital betrug 10.000 fl.
Dm FranenkloBter Himmelpforte in Wien. 159
Klaadias Klöcker und Kanzler Josef Breitenbttcher, Kanonikus,
eine Klostervisitation bei der Himmelpforte vor, deren Ergebnis
günstig war. Die Schwestern sollen die Oberin mehr ehren, die
Statuten genau beobachten, dürfen niemand in ihre Zellen führen,
nur mit Erlaubnis der Oberin ins Bedhaus gehen oder Briefe
schreiben, sollen einander schwesterlich lieben, und die Ungehor-
samen von der Oberin Strafen empfangen. An neuen Hausämtern
findet man eine Jung-, Bücher-, weiße Leinwand-, Fräulein-, Habit-
and Rentmeisterin, eine Gärtnerin, Küsterin, Schaffnerin, Adlaten
and eine Bedienerin des Gnadenbildes der Hausmutter.
Nach der Klosterchronik war es das alte, bekannte Mutter-
jETOttesbild der »Himmelpförtnerin«, welches beim Neubau des
Klosters unter Klesl und Barbara Banhofer in einem Winkel
des Hauses gefunden, gesäabert, wieder zur Verehrung aufgestellt
and zur Hausmutter des Klosters^) gewählt wurde. Während der
fürchterlichen Pest in Wien 1679 blieb die Himmelpforte verschont,
was man der Fürbitte Maria zuschrieb. Die Kaiserin lüaudia Feli-
zitas, Leopolds I. Gemahlin, verehrte dieses Marienbild so sehr,
daß sie es vom Fürstbischof Wilderich der Oberin A. J. von
Qaestenberg ermöglichte, dasselbe jährlich acht Tage (7. bis
15. August) unter großem Zulaufe des Volkes feierlich ausstellen
za lassen. Die Augustiner-Barfüßer besorgten den Gottesdienst,
anter anderen später P. Abraham a S. Clara. Die Kaiserin Maria
Theresia nahm an der Säkularfeier 1780 andächtig teil und über-
gab den ganzen Schmuck dazu dem Kloster als Geschenk.^)
Bei der Visitation am 31. März 1705 waren 60 Klosterfrauen
zagegen.^)
^) Jedes Fraaenkloater in Wien verehrte im Chore oder im KapiteUaale
eine Marienatatue als »Haosrnntterc nnd bekam -die Erlaabnis, sie durch eine
Oktay aach dem Volke zur Verehrang in der Kirche ausstellen zu dürfen; so
bier, so bei 8t. Niklas, St. Lorenz und St. Jakob, daher der Name »Hausmutter c
▼«rscbiedenen Statuen zukommt.
-) L. Donin, Die Marianische Austria. Wien 1884, 8. 24—25.
^) Obristin Maria Magdalena, Dechantin M. Baptista von Hörman, dann
die Cborfrauen M. Theodora Kuper, M. Oktavia de Qalle, M. Ignatia Gstettner,
M, Eleonora ron Moßheimb, M. Xaveria Sartorin, M. Elisabeth Hafiner, M. Rade-
ganda von der Hajd, Anna Maria Moraziu von Möhrenthal, M. Anna Scheffler
▼on Rosenau, M. Genovefa Noldaßin, M. Amanda Regondin, M. Margarete RoA-
niuiin, M. Ursula FeigLin, M. Eleonora von Strassoldo, M. Susanna ron Schott,
M. Antonia de Althan, M. Augustina von Cavriani, M. Eusebia von Gabbelshoffen,
M. Agnes Künin, M. Rosa Hökhmann, M. Aloisia von Glück, M. Bonaventura
170 Alfons ikk.
Auch der neue Wiener Fürstbischof Franz Ferdinand Frei-
herr von Rummel (1706 — 1716) visitierte unter der Oberstin
M. Magdalena die Himmelpforte im Jahre 1710 am 8. April in
Begleitung des Dompropstes und General vikars Josef Breitenbücher,
wobei 40 Chorfrauen, 4 Junioren und 20 Laienschwestern er-
schienen sind.^) Am S.Juni 1710 sandte er den Klosterfrauen seine
Äußerungen, ungehalten darüber, daß die Schwestern nichts über
die Uneinigkeit im Kloster aussagten, die er anderweitig erfahren.
Chorfrau M. Alcantara wurde von ihrer Anklage freigesprochen,
die Oberin sollte strenger sein, das Schwätzen mit Laien und jedes
unnütze Gespräch im Arbeitszimmer war zu meiden, die theologi-
schen Bücher sollten konfisziert und die Statuten genau beobachtet
werden. Am 3. Juni brachte auch der Dompropst im Kloster
wieder alles in Ordnung. Am 2. Oktober bat ihn die kranke
Oberstin um Besuch, zwei Tage darauf berichtete ihm die Dechantin
M. Baptista über den Verlauf der Krankheit. Am 10. November
1716 verschied die Oberstin M. Magdalena gegen 4 Uhr früh. Am
12. November segnete der Generalvikar selbst die Leiche ein und
hielt das Requiem. Den Sarg trugen die Franziskaner. Tags darauf
hielt der Propst von St. Dorothea ein Requiem ab.
Am 10. Dezember bat die Dechantin Maria Baptista ab
Administratorin des Stiftes den neuen Fürstbischof Siegmund Grafen
von KoUonitz um Neuwahl der Oberin. Diese wurde nach dem
Bonchedin, M. Johanna von Ungrechtaberg, M. Franziska von Baechstein, M. Al-
cantara de Latere, Anna Aogastina Vogtin von Thamfel0. Anna Antonia Tripo-
din, M. Josefa von Traun, M. Benigna von Zinzendorf, Martina Kaiser, M. Ber-
nardina Schmid, M. Aureiia Pifiml. M. Emestine von Traun, M. lUaminata Blani.
M. Dominica Sixt, M. Theresia von Hiemeyß, M. Valentina von Auß wegen.
M. Magdalena Baamgartner, M. Cäcilia Summer und M. Klara von AuOwej^er,
zusammen 42. Femer die Laienschwestem : M. Marzella Grueber, Ottilia Zuebrecbt
Dymphna Stenzl, Walburgis Hilßler, Rosina Bamabns. PetrontUa Regin, Thekli
Gillfort, Helena Salzer, Gertrud Stromanz, Sidonia Ertlin, Marta Binder, Justios
FrOflchl, Maria Httrdin, Monika Dickin; Paula Pillmann (geistliche Novizin). Eli-
sabeth von Gillich und Mechthildis Mader (weltliche Novizinnen), M. Barbara
Schertlin (Klesls Verwandte, 70 Jahre alt, zwölf Jahre im Kloster, von der
Oberstin Breuner als Donata mit dem Habit ohne Zeremonien eingekleidet, auf
dem Spital herausgenommen).
^) Im Vergleich mit dem Verzeichnisse vom Jahre 1705 fehlt darin M. I^
natia Gstettner, die gestorben ist, dafür findet man als sorores juniores M. Sophie
von Gillich, M. Innozentia Gräfin Nigrelli, M. Mechthildis Mader und M. JoiiaDS
Schramb.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 171
vorgenommenen Skratiniam (21. Dezember) der 46 Votantinnen
(darunter sechs Junioren) am 22. Dezember 1716 unter dem Vor-
sitze des Fürstbischofs und des Generalvikars im Refektorium vor-
genommen, während die landesfürstlichen Kommissäre Graf von
Oedt, Herr von Althan und von Schmid in der Kirche zugegen
waren. Mit 34 Stimmen wurde die zweite Chor- und zugleich
Habitmeisterin
Maria Antonia Gräfin Althan,
44 Jahre alt, 30 Jahre im Kloster, zur Oberstin gewählt^), am
31. Dezember 1716 vom Kaiser bestätigt und am Sonntag, den
3. Jänner 1717 vom Fürstbischöfe installiert. Dabei saßen an der
Epistelseite im Presbyterium der Generalvikar und der bischöf-
liche Notar, links die Beichtväter, rechts die neue Oberin mit der
Dechantin und Seniorin, im ersten und zweiten Betstuhl die Kom-
missäre mit dem Sekretär und Kanzlisten.
Nach der Klosterchronik setzte 1716 der kaiserliche Reichs-
kanzlist und Taxamtsverwalter Andreas Hitauer, der ledig im
hohen Alter zu Wien starb, zu seiner Universalerbin die »weinende
Mutter Gottes« bei St. Stephan ein und gab dem Kloster Himmel-
pforte 6000 fl. auf eine für ihn an jedem Montag zu persolvierende
heilige Messe. Seine Nichte Maria Magdalena Baumgartner, die als
Chorfrau im Himmelpfortkloster lebte, bekam von ihm separat
lOOO fl. >zu ihrer Recreation«. Am 31. Dezember 1717 stellte der
Wiener Bürgermeister Dr. Josef Hartmann einen Stiftungsbrief für
die 1713 bei der Himmelpforte errichtete Christoph Schmidsche
Messenstiftung aus. Das KoUaturrecht der Stiftung hatte der Wiener
^} Auf die Chorfrau M. Augnstina Gräfin Cavriani, zweite Pförtnerin, ent-
fielen nenn, anf die erste Frftnleinmeisterin M. Eleonora von Strassoldo nnd die
Dechmnün je eine Stimme. — Im Yer^^leich mit dem Verzeichnis vom Jahre 1705
fehlen diesmal die seitdem yerstorbenen Chorfraaen M. Ignatia, Kadegunda, Amanda,
Eoaebia, Bonaventara and MechthilJis. Als nene Chorfraaen werden genannt:
H. Sophia von Gillich, M. Innozentia Qrfifin Nigrelli, M. Juliana Schramb,
M. Katharina ron Pachberg, dann die Janioren Anna Magdalena Federlin,
M. Viktoria ron Haitzenberg, M. Amalia Gräfin NigrelU, M. Rosalia Ganßerin,
M. Ignatia von Seeau and M. Katharina von Karaffa. — Von den Laiensohwestem
fehlen M. Biarzella, Ottilia, Dymphzia, VValburgis, Rosina, Gertrud und Marta,
d&für lebten jetzt M. Rita Schönwaizin, Barbara FUchslin und Floriana Rathin,
^^Q>ainmen 11.
172 Alfons 24k.
Bürgermeister, der sie am 29. Dezember 1713 dem Ignaz Winkler,
Beichtvater bei St. Stephan, verliehen hat^)
Ein Schriftstflck vom Jahre 1722 belehrt uns, wie es bei der
Einkleidung eines adeligen Fräuleins zuging. Chorfrau Maria
Michaela Gräfin Engel von Wagrain erhielt 2000 fl. Kapital nebst
Einrichtung und Geschirr und 800 fl. zur Einkleidung, wovon
z. B. für das Brautkleid 330 fl., an Arbeitslohn 20 fl., ftlr das
Hochamt 39 fl., für die Assistenz 20 fl., für das Wachs 20 fl., für den
bischöflichen Kranz 12 fl., für zwei Brautführerkränze 16 fl., zwei
Kranzelfräulein 10 fl., dem Beichtvater 12 fl., Opferdukaten 4 fl..
fUr Kirchendiener 4 fl., für die Mahlzeit 72 fl. 9 kr.^, zusammen
560 fl. 9 kr., ferner für einen langen Pelz 20 fl., einen Schurz-
und einen Leibpelz 16 fl., zwei Tuchhabite 48 fl., zwei Röcke 18 fl.,
einen schwarzen Mantel 22 fl., sechs schwarze Weihel 9 fl., drei
Gürtel 6 fl., ein Brevier 24 fl., ein Diurnal 3 fl., ein Psalter mit
Proprien 6 fl. etc., zusammen 899 fl. 56 kr. gezahlt wurden. Zur
Profeß waren 160 fl. 9 kr. notwendig.
Sigismund Graf von Kollonitz, Fürstbischof von Wien, nahm
als Bischof zur Zeit der Oberstin Gräfin Althan zwei Visitationen
vor, die beide zu seiner Freude und Zufriedenheit ausfielen. Die
erste dauerte vom 26. bis 28. Februar 1717 und betraf 43 Chor-,
10 Laienschwestem, 3 Junioren (Probeschwestern »im Junghaus«)
und 3 Novizinnen, die andere war im Dezember 1720 und betraf
45 Chor- und 8 Laienschwestem, im Junghaus 3 Chor- und 3 Laien-
schwestern, 3 Chor^ und 1 Laiennovizin, zusammen 63 Klosterfrauen.^)
Anna Antonia Gräfin Althan starb am 24. Dezember 1723
um 5 Uhr früh und wurde am 26. Dezember begraben. Bei der
Neuwahl am 4. Februar 1724 wurde die Chorfrau
Maria Augustina IL Gräfin Cavriani,
schon 1716 Kandidatin, 60 Jahre alt, 38 Jahre im Kloster und
durch 31 Jahre Pförtnerin, zur Oberstin erwählt und am 25. Fe-
^) QaeUen zur Geschichte der Stadt Wien. U, 2, Keg. 2053.
') Dmbei erhielt jede Klosterfrau V^ Pfund Zuckerbaokwerk.
^) Die Reihenfolge der Chorfrauen von oben (1716) setzten fort: Maria
ThaddAa KhOmblin, M. Antonia von Scherfftenberg, M. KaroUna ron Selb,
M. Michaela Qrftfin Engel, Bf. Aldegund Ditzin, M. Raymanda Sandtner, M. Ga-
briela von Dillherr, M. Emerentiana Baechner, M. Alezia Bißreither und die
Laienschwestem: M. Disma Fuchsin, M. Floriana Raffelsperger, M. Angela Weber
und M. Walburga Steinlechner.
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. X73
braar 1724 von Sigismund Grafen von KoUonitz, diesmal schon
Fürsterzbischof von Wien, installiert. Bei der Wahl waren 49 Vo-
tantinnen) von denen zwei Kranke nicht erschienen. M. Angastina
erhielt 36, M. Benigna von Zinzendorf, zweite Fräulein- und dritte
Chonneisterin, 10, M. Baptista Hörman, Dechantin, Anna Eleonora
Ton Strassoldo, erste Fräuleinmeisterin und M. Martina Kaiser,
Küchenmeisterin, je 1 Stimme. Die Wahl dauerte von V2^ ^^^
11 Uhr vormittags.^)
Am 29. und 30. März 1736 hielt der Fürsterzbischof wieder
eine Visitation im Kloster zur Himmelpforte, welches damals
43 Chor-, 15 Laienschwestem, 1 Chor- und 2 Laiennovizinnen zählte,
und schärfte mehrere Punkte ein, z. B. wegen der Klausur, die
nur der Beichtvater, Arzt, Barbier und Bader betreten durften.
Die Oberin wurde zur Strenge, die Chorfrauen zur Abhaltung der
Exerzitien und zur Mäßigkeit gemahnt; die Kirche durfte nur in
Abwesenheit der Fremden betreten werden. Die Schwestern sollten
das Silentium halten, Konventikel und Taschenuhren blieben ihnen
verboten.
Am 20. September 1725 verkaufte das Kloster einen Grund
in Simmering an Jakob Landerhauser um 30 fi. Am 12. Februar
1730 verglich sich die Oberin Maria Augustina mit dem Stifibs-
propst von St. Polten, Michael, wegen der von weiland Charlotte
Eleonora von Maderna, geborene von Langenau, Witwe (gestorben
1729 in St. Polten), dem Kloster Himmelpforte vermachten 500 fl.,
die erst nach dem Tode ihres 26jährigen Sohnes Albert Maderna,
reg. Chorherrn in St. Polten, dem Kloster ohue Interessen aus-
bezahlt werden sollten. Das Kloster zur Himmelpforte wollte sich
mit 250 fl. zufrieden geben, wenn diese sofort bezahlt würden, was
auch geschah. Femer wurde eine Wiener Stadtbankobligation vom
19. Mai 1718 per 1000 fl., welche Frau Madema noch bei Leb-
zeiten der Himmelpforte in Verwahrung gegeben, dem Stifte
St. Polten zurückgestellt, wovon der genannte Chorherr Albert
lebenslänglich 60 fl. Zinsen beziehen, nach seinem Tode aber das
1} Eine Beschreibung dieser Oberinnenwahl (auch vom Jahre 1735) und
cier Visitationen nebst den bei diesen Anlassen gehaltenen Ansprachen des Fürst*
erzbischofs Grafen von Kollonitz 1722—1751 in den Frauenklöstem St. Jakob,
^>t. Laurenz, Himmelpforte, bei den Elisabethinerinnen, Ursulinerinnen und Sale-
Bianerinnen erliegt im fürstetzbischöflichen Konsistorialarchive zu Wien. XLIX,
»Frauenkloster St. Jakob auf der Hülbenc, Nr. 286.
174 AlfouB ihk.
Stift St. Polten 500 fl., die Himmelpforte ebenfalls 500 fl. er-
halten sollte.
Im Jahre 1731 verkaufte die Oberin Cavriani wiederholt
Grundstttcke am sogenannten Sporkhenbttchel in Wien um zu-
sammen 344 fl. Am 12. März 1732 erhielt M. Aogastina, Oberstis.
Anna Antonia Tripodin, Dechantin. und das Kloster zur Himmel-
pforte von David Ernst Haffner 5100 fl. auf wöchentlich sechs
heilige Messen, am 5. Mai 1732 1000 fl. auf jährlich 52 Messen
und einem Jahrtag am 18. August (Sterbetag seiner Gattin). In
seinem Testamente vom 16. Juli 1735 wünschte Haffner ohne Ge-
pränge des Nachts in der Elostergruft bei St. Agnes neben seiner
Frau begraben zu werden. Er legierte 500 Messen, den Horner
Piaristen 840 fl., der Michaelskapelle in Eggenburg auf ein ewiges
Licht 600 fl., seinen Verwandten 8000 fl., seinem Firmgöd Norbert
von Sprengsegg, Prämonstratenser-Chorherrn in Pemegg, 100 fl. auf
ein Memento. Das Kloster zur Himmelpforte erhielt, wie gesagt
6100 fl. Stiftungsgeld und einen silbernen Kreuzpartikel.
Am 1. Juni 1732 wurde zwischen dem Kloster und dem
Klosterbrauer Josef Gigel in Simmering ein Pachtvertrag ab-
geschlossen, laut dessen der Pächter das Brauhaus im guten Stand
halten, zu jedem Gebräu 34 Motzen Gerste, 7 Pfund Hopfen.
2 Klafter weiche, '/2 Klafter harte Scheiter bekommt, dafür aber
jährlich 50 Eimer Bier und 15 Maß Branntwein der Herrschaft in
natura liefern oder durch Geld reluieren muß. Auch wegen der
Knechte, Wohnung, Beheizung, Fässer, Futter Vorräte, Bierkreuzer etc.
wurden entsprechende Vereinbarungen getroffen.
Am 1. Mai 1733 vereinbarte das Kloster mit dem Stitte
St. Dorothea in Wien, daß von der neu zu erbauenden Stiege auf
dem Sporkhenbüchel das Dorotheerstift ein Drittel, die Himmel-
pforte zwei Drittel der Kosten zu tragen habe.^)
Am 14. Juni 1735 wurde neuerlich, wie 1699, der Taz von
den Verordneten der niederösterreichischen Landschaft dem Kloster
verkauft.^)
^) QaeUen snr Qeschichte der Stadt Wien. II, 2, Reg. 2.574. Am Sporken-
büchel und Liechtental besaß das Kloster den sogenannten Himmelpfortgrand.
Ober den öfter Streit mit den benachbarten Dorotheern wegen des anstoßenden
Qäßchens and der Stiege zur Verbindung beider Gründe entstand, wie auch mit
dem erzbischöflichen Zehentamte.
•) Quellen cur Geschichte der Stadt Wien. II, 2, Reg. 2060. Das Ksof-
gesneh hatte noch die Obristin Carriani eingebracht, starb aber indessen am
Das FraaenkloBter Himmelpforte in Wien. 175
Am 10. August 1735 starb die Oberstin Maria Augostina II
und wurde am Hausmutterfeste, den 12. August, begraben. Der
Klosterrat verlangte die Sperre und Inventur, wogegen sich die
Dechantin und Administratorin Anna Antonia Tripodin energisch
wehrte und sich sogar beim Kaiser darüber beschwerte. Nach ein-
geholter Information tlber die Exemption der Himmelpforte von
der Sperre und Inventur bat der Fürsterzbischof selbst den Kaiser
um Schutz gegen das Vorgehen der Klosterräte, aber trotz aller
Proteste wurde die Inventur vorgenommen.
Während des Interregnums trat am 14. September die De-
chantin das stiftliche Haus in Ebersdorf (Schlegelhof) samt Zugehör
dem Rudolf Josef Koritensky Qrafen von Tereschau, k. k. wirk-
lichen Kämmerer und königlich böhmischen Vizekanzler, gegen
Zedierung von 5 Joch Acker bei den Wassergräben in Simmering
ab, wovon 2V2 Joch der Himmelpforte, 2V2 Joch dem Bürgerspital
dienen mußten; beides wurde gegenseitig auf 1000 fl. geschätzt.
Am 20. September 1735 wurde die Fräuleinmeisterin
Maria Innozentia Gräfin von Nigrelli,
geboren 1691, seit 1706 im Kloster, zur Oberstin gewählt und am
30. Oktober durch den Fürsterzbischof installiert. Von den 43 ab-
gegebenen Stimmen erhielt sie 31, die Dechantin 3, M. Viktoria von
Haitzenberg 5, M. Katharina von Caraffa und drei andere je
1 Stimme.
Die neue Oberin sollte sich einer 33jährigen, ruhigen Regie-
gierung unter wohlgeordneten Verhältnissen und blühendem Zu-
stande des Klosters erfreuen. Im Wiener Stadtarchive erliegen
Konföderationen des Signor Nigrelli mit den Kapuzinern (Rom,
13. November 1662), des Oktavius Nigrelli mit den Paulinem (Tal,
15. September 1701) und M. Magdalena Nigrelli mit den Kapuzinern
(Wien, 12. Jänner 1703), wahrscheinlich Familienandenken der
neuen Oberstin.
Kardinal Ftlrsterzbischof Graf von Kollonitz visitierte 1739
und 1742 das Kloster und war zufrieden. Im Jahre 1739 lebten
dort 60, 1742 aber 61 Klosterfrauen (39 Chorfrauen, 9 junge und
13 Laienschwestem). Bei seiner Visitation im März 1745 lebten
10. Aagmt 1735, und lo warde der Eaaf ihrer Nachfolgerin Gräfin Nigrelli be-
willigt Zwei laldierte QaittuDgen Aber 700 fl. und 1500 fl. tragen das Datum
vom 22. November 1735.
176 ^^n« i^^'
dort 45 Chor- and 5 junge Schwestern, im April 1749 waren
44 Chor-, 13 Laienschwestem und 8 Novizinnen, 1758 waren
46 Chor- und 14 Laienschwestem.^)
Beim Examen vor der Profeß der Schwestern stellte der
Kommissär an die Novizin 15 Fragen, welche diese im Protokoll
eigenhändig bestätigen mufite, z. B.:
Ich hier Endes eigenhändig nnterschriben vnd geferttigte Bekhenne
hiemit der lieben Wahrheit zu stener, daß mich aof alle gegenwärthige mir
gestellte Frag stück bejfolgend gesagte Antworthen mit guten reinen ge-
wissen freywillig vnd vngezwnngen auch ohne aller Gemüthshinterhaltang
von mir recht getreulich gegeben.
Wien, den 29. Mai 1753.
8ehw. Maria Leopoldine Kuffstein
Ord. can. Beg. St. P. Aug.
Als Dechantin stand der Oberin Nigrelli zumeist Anna An-
tonia Tripodin, seit 1750 Maria Gabriela von Dillherr treu zur
Seite; die letztere war noch 1771 Dechantin des Stiftes.
Laut Hofdekret vom 17. April 1742 gestattete Kaiserin Maria
Theresia den drei oberen Herrenständen das dritte Drittel Land-
steuer um 600.000 fl., die sie für militärische Zwecke dringend
brauchte, mit der Befugnis des Weiterverkaufes zu überlasseu. Das
Kloster Himmelpforte steuerte demnach über Abzug der 16ö6jäh-
rigen öden und 1683jährigen attestierten und der schon vorhin er-
^) Fortsetzung der Chorfrauen vom Jahre 1720: Anna Angustina von Mt-
holani, M. Nepomacena Anlauff, Maria Anna von Hackelberg, iH. ApoUonia de
Pauli, M. Sigismunda Hueber, Anna Jakobina Sarasin, M. Xaveria ron Hille-
brand, Maria Wilbelmina von HlUebrand, Anna Esther von TrautmansdorfT,
M. Benigna Hueber, M. Bemardina Binerin, M. Johanna Murin, M. Frideriks
von Sailer, M. Elisabeth Firman, M. Amanda Domatisch, M. Agnes Bonh&mer,
Eva Begina Weger, M. Konstanzia Schmid, M. Franziska Eirbser, M. Kreszenzis
Wositka, M. Benedikta von Maholani, M. Innozentia von Reizenstein, M. Sophia
Maerin, M. Ferdinanda Scbmid, M. Theresia von Hackelberg, M. Josefa Schmid.
M. Baptista Hirneis, M. Leopoldine Gräfin Kuefstein (Profefi 1753), M. Aloisia
Ulrichin (1753), M. Seraphina von Sorgo (1753), M. Susanna von Rohr, M. Antonia
Schmid, M. Eleonora Moratelli, M. Kosa Mayer (eingetreten 1755), M. Alexandra
von Schellenberg, M. Christina von Panizza, M. Cftcilia von Pelikan, Anna
Theresia von Strassoldo, M. Magdalena von Culmer, M. Ignatia von Hiller,
M. Peregrina Schikinin und M. Augustina von Singer (1768). — Laienschwestem
seit 1720 bis 1768: Veronika Schenherr, Maria Linzhueber, Barbara Hftberl.
Agatha Mllrz, Ottilie GstOttner, Gertrud Schaffenrader, Marie Dietmar, PetroniU«
Stendelwftger, Juliana Haffner, Thekia Estner, Dominika Stanner (Profeß 1753).
Monika Pettrin, Notburga Tinclin und Paula Beringer (1768 weltliche Novizin).
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. 177
kauften ersten Drittelsteuer zusammen 760 fl. 6 ß bei^), und zwar
vom Kloster selbst 5 fl. 2 ß 7 *, wegen Pötzleinsdorf von 12 fl. Iß
20 ft, wegen Währing von 13 fl. 1 ß 22 * und wegen des Turnhofs
zu Simmering von 7 fl. 2 ß 20 *, von jedem Drittel das Kapital
"^it 5% gerechnet.
Am 12. März 1745 stellte Anna Maria von Hornigk, geborene
SlabL dem Kloster einen vom kaiserlichen Rat und Senior des
inneren Stadtrates - Jos. Hartmann bezeugten Schuldschein über
300O fl. au5, die sie sich von dem Kloster ausgeliehen hatte.
Im Jahre 1748 lebte im Kloster St. Laurenz zu Wien eine
uDzufriedene Nonne, Schwester Franziska Klemm, welche von dort zur
Himmelpforte transferiert werden wollte; sie kam jedoch nach Raab
zu St. Ursula und von dort 1750 wieder zurück ins Laurenzkloster.
* Anläßlich einer Wertangabe der Grundstücke in Neustift bei
Wien im Jahre 1749 wurden drei Viertel Weingarten, der Himmel-
pforte gehörig, auf 375 fl. geschätzt. 2) In demselben Jahre genehmigte
Benedikt XIV. am 13. September durch zwei Ablaßbriefe einen
privilegierten Altar bei der Himmelpforte zu allen Messen für ver-
storbene Klosterfrauen, ihre Verwandten bis zum zweiten Grade
inklusive und alle Guttäter. Dieser Papst dehnte das von ihm schon
am 18. Dezember 1743 den Altären des heiligen Ubald in den
Kirchen der Lateranenser- Chorherren und Chorfrauen verliehene
Privilegium am 13. November 1754 auch auf die Altäre bei
St. Agnes in Wien aus. Die Himmelpforte beobachtete zwar die
Regel des heiligen Augustin und die Statuten der Kongregation der
Lateranenser- Chorherren, war aber nicht unter deren Leitung.
Beim Verkaufe der übriggebliebenen vizedomischen Untertanen,
Stücke und Gülten kaufte das Kloster am 9. September 1752 sieben
Holden zu Pötzleinsdorf um 437 fl. 30 kr.^) Im Jahre 1753 wurden
für das Kloster der Büßerinnen in Wien neue Hausstatuten ent-
worfen. Die Oberin sollte dort wenigstens von mittlerem Adel
und eine verständige Frau sein; im Falle sich dort keine geeignete
Person findet, so wäre eine solche dem Ursulinen- oder dem Himmel-
pfortkloster zu entnehmen, die nach drei Jahren wieder zurück-
zukehren das Recht hätte.
^) Original Pergament mit sechs Siegeln im k. u. k. Haus-, Hof- und
Staatsarchir zu Wien. Quellen zur Geschichte der Stadt Wien II, 2, Reg. Nr. 2063.
«) Quellen, 1. c. I, 3, Nr. 2597.
3) Quellen, 1. c. II, 2, Nr. 2067.
Jfthrbach d. Y. f. Landeskunde. 1907. 12
]178 Alfons 7.hk.
Im Jahre 1760 wurde die Hillebrandsche Stiftung errichtet.
Schon am 25. April 1736 erhielt die Chorfrau M. Xaveria (vorher
Theresia) von Hillebrand als väterliches Erbe 9315 6. 6 kr.*) Ihre
Schwester M. Wilhelmina (vorher Josefa) von Hillebrand erhielt
9819 fl. 23 kr.2j Am 20. April 1740 hat sich die Mutter der beiden
Chorfrauen, Witwe Maria Theresia von Hillebrand mit dem Kloster
darüber verglichen. Ihr Sohn Franz Xaver Edler von Hillebrand
?
k. k. Hofkriegsratpsekretär, wollte am 14. .Jänner 1760 eine
wöchentliche Segenmesse bei St. Agnes stiften, starb aber am
4. Februar. Über Bitten seiner Mutter als Universalerbin, ddto.
Wien, 3. März 1760, stellte der FUrsterzbischof Kardinal Migazzi
am 10. MUrz den Stiftsbrief aus, demnach die Witwe ein Kapital
von 1300 fl. bei der Hiramelpforte auf eine wöchentliche Segen-
messe (am Mittwoch) zu Ehren des heiligen Johann Nepomuk für ver-
storbene Hillebrandsche Freundschaft und separat 700 fl. auf ein
gesungenes Amt mit Beleuchtung am 4. Februar (Sterbetag ihres
Sohnes) für den verstorbenen Sohn und die ganze Freundschaft
und auf >1 Vierding« Wachs für jede Klosterfrau erlegte.^) Am
30. Mai 1763 bat die Oberstin des fürstlichen Stiftes zur Himmel-
pforte das fUrsterzbischüfliche Konsistorium um Genehmigung einer
Stiftung des Grafen Seeau mit 8000 fl. Als Beichtväter bei St. Agnes
fungierten bekanntlich die Franziskaner und öfter bat die Oberin
den P'ürsterzbischof um Jurisdiktion für sie, so z. B. am 30. August
1762 für P. Nikolaus Schwambacher, der auf ihr Verlangen vom
P. Provinzial beim letzten Ordenskapitel dazu bestimmt worden,
am 14. September 1764 für P. Eduard Sing, am 30. August 1765
für P. Bernardin Azula, Lektor und Provinzdefinitor (auf drei Jahre
erteilt) und am 16. September 1768 für P.Alexander Fleischmano,
Definitor. Diesmal wurde zwar noch die Jurisdiktion erteilt, jedoch
mit dem Vermerk, dsiß die Oberstin künftig keinen Beichtvater
mehr vorzuschlagen, sondern um Bestätigung des vorigen oder um
Ernennung eines neuen zu bitten habe.
') Davon Auslagen bei der Einkleidung^ und für die Einrichtung 1372 fl
2 kr., zur Profeß 778 fl. '20 kr. Ihr Vater war Andreas Elias von HiUebraad,
gewesener innerer Rat zu Wien. Die Mutter Maria Theresia, 1740 Witwe, besaC
ein Haus in der Wollzeile.
') Davon Auslagen 1578 fl. 2ö kr.
^) Origioal Pergament mit einem Siegel im Wiener Stadtarchiv und ein
anderes im ffirsterzbischöflichen Konsistorialarchive.
Das Fraaenkloster Himmelpforte in Wien. 179
Nach dem Tode der Oberin Gräfin Nigrelli, die am 6. Oktober
1768, 78 Jahre alt, gestorben ist, wurde die Dechantin M.Gabriela
Dillberr von Altbcnn zur Administratorin bestellt. Tags darauf
wurden die Domherren Karl Anton Serdagna und Adam Dwerditsch
vom Konsistorium angewiesen, die Sperre bei St. Agnes vorzunehmen.
Da jedoch der Weihbischof Marxer rechtzeitig von der Reise
zurückkam, nahm er selbst am 9. Oktober mit dem Kanzler Job.
Bapt. von Zeller die Sperre bei der Himmelpforte vor. Am 21. No-
vember bat die Dechantin den Kardinal Migazzi um die Neuwahl
und legte am 22. November das Inventar vor.^) Am 29. November
fand das Skrutinium des Konventes (44 Chor-, 15 Laienschwestern
und eine weltliche Novizin) statt, wobei die Administratorin 21 und
jede Schwester 11 Fragen beantwortete. Am 29. November 1768
wurde die Wahl unter dem Vorsitze des Kardinals mit dem Weih-
bischofe abgehalten, wobei die Kellerraeisterin
Anna Augustina Freiin von Maholani,
69 Jahre alt, 51 Jahre im Kloster, einhellig zur Oberstin gewählt
und am 6. Deeember unter genau festgesetztem Zeremoniell vom
Kardinal Migazzi installiert wurde. Sie starb aber schon am 21. Mnrz
1771, worauf die Dechantin und Administratorin M. Gabriela von
Dillherr am 10. Mai den Kardinal um die Neuwahl bat. Das Skru-
tinium fand am 16. Mai statt, und es waren wieder 44 wahlberech-
tigte Chorfrauen bei St. Agnes. Bei der Wahl am 17. Mai 1771
wurde die erste Krankenmeisterin
Maria Theresia Freiin von Hackelberg und Landau,
€3 Jahre alt, 40 Jahre im Kloster, gewählt und am 28. Mai in-
stalliert. Es war die letzte Oberstin bei der Himmelpforte. Mit dem
Jahre 1774 begann eine gewaltige Umwälzung auf dem Gebiete
des Volksunterrichtes. Die Chorfrauenstifte St. Laurenz und zur
Himmelpforte in Wien wurden beauftragt. Normalschulen für
Mädchen zu errichten (1775). Die Kosten der Umgestaltung der
ehemaligen Klosterschulen in Normalschulen hatten diese fast allein
^\ In der Kirche gab es unter anderem zwei Monstranzen, zwei Ziborien,
sieben Kelche, zwei Thuribula, zwei Kandeln, zwölf silberne Leuchter etc. Das
Inrentar ist von der Dechantin and von der Seniorin M. Valentina von Aus-
wegen gefertigt.
12*
180 ^IfoDs ZAk.
zu trageD, der vom Staate geleistete Beitrag betrug nur 50 fi. jähr-
lich. Am 22. Februar 1776 traf das fürsterzbischöfliche Konsistorium
Anordnungen bezüglich Erteilung des katholischen Religionsunter-
richtes, wobei das Himmelpfortkloster einen Franziskaner als Kate-
cheten in Vorschlag bringen mußte.
Der letzte Akt des Klosters als Herrschaft in der Gemeinde
Himmelpfortgrund (jetzt Wien IX.) betraf am 29. März 1775 eine
Administrationsrechnung über die Verlassenscbaft des stiftlichen
Grundholden Adam Schmatzl, Hausbesitzer »zur blauen Weintraube«
am Sporkenbüchel, der die Pfarre Liechtental zur Universalerbin
einsetzte.*) Am 2. Oktober 1776 bat Petrus Ancona, Priester der
Diözese Görz, um die Schmidsche Stiftung bei St. Agnes. Keue
Messenstiftungen bei St. Agnes errichteten Theresia Jaizin, Uni-
versalerbin des Anton Schneider, Kirchendieners im Kloster, laut
dessen Testament vom 7. Jänner 1782, mit 250 fl. auf acht Messen
(1782, 4. März), und Maria Anna, Witwe von Rezern mit 50 fl.
auf zwei Messen (1783, 31. Juli); alle diese Messen sollten durch
die PP. Franziskaner bei St. Agnes persol viert werden.
Am 21. April 1777 empfahl das fürsterzbischöfliche Kon-
stistorium der niederösterreichischen Regierung die Bitte des
Klosters Himmelpforte um Nachlaß des Fortifikationsbeitrages von
547 fl. 12 kr. 2 Pf. wegen erlittenen Feuerschadens, weil durch
die Feuersbrunst die Einkünfte des Klosters um 2000 fl. jährlich
geschmälert wurden. Am 1. Dezember 1778 vermietete das Kloster
sein in der kleinen Himmelpfortgasse stehendes:, an das Kloster an-
gebautes sogenanntes Thonamonisches zweistöckiges Kostfräuleinhaus
mit Zugehör dem k. k. niederösterreichischen Regierungsrat Wenzel
Reichsgrafen von Paar um jährlichen Zins per 1500 fl. Dort be-
fand sich eine Kapelle mit Meßlizenz, welche laut Weihebrief am
5. September 1734 vom Graner Weihbischofe Grafen Emmerich
Esterhdzy zu Ehren des heiligen Franz Xaver mit Erlaubnis des
Wiener FUrsterzbischofes geweiht und mit einem Ablasse versehen
wurde.
^) Noch am 3. Dezember 1780 führte die Gemeinde Himmelpfortgrund
eine Beschwerde gegen den Pfarrer von Liechtental. Im Jahre 177Ö war Philipp
Hirsch Pfarrer in Liechtental. Er berichtete dem Kloster über einen frommen,
angefährlichen Mann, namens Johann Herrwarter, Baumwollspinner, der auf dem
Himmelpfortgrunde einigen Leuten ein Kreuz zum Kusse gereicht hat (17 «5.
1. Mai).
Das Frauenkloster Himmelpforte in Wien. Igl
Die letzte Oberstin erbat sich von Rom viele Ablaßbreven für
ihre Klosterkirche, so von Plus VI. am 28. April 1777 für den
iSonntag nach St. Anna und für die Quatemberwochen, am 2U. Mai
1778 für jeden ersten Monatsfreitag (Herz Jesu-Andacht), am
25. Februar 1779 für das Fest Maria Himmelfahrt, der heiligen
Agnes und für zwölfmaligen Besuch des Hochaltars und der sechs
Seitenaltäre (Kapellen) bei der Himmelpforte, am 18. Februar 1780
für das Hausmutterfest (8. August) und dessen Oktav. Und als
Pias VI. 1782 in Wien weilte, teilte der Fürsterzbischof Graf
Migazzi den Klosterfrauen bei St. Agnes mit, daß der Papst wegen
der Kürze seines Aufenthaltes in Wien ihnen seinen Segen nicht
geben konnte, ihn aber mündlich beauftragte, ihnen zu sagen, daß
er allen Profeßschwestern und Novizinnen an allen Marienfesten
für die Beichte, Kommunion und die üblichen Gebete einen voll-
kommenen Ablaß verleihe (Wien, 30. April 1782).*)
Seit dem Jahre 1768 traten folgende Chorfrauen bei der
Himmelpforte ein : Maria Gabriela Sonnenmayer, M. Michaela Damin
(lirofeß 1777), M. Aloisia Erdin (1778), M. Aquinata Keindlin (1778),
M. Katharina Mariana Gergerin (1779), M. Salesia Franziska Her-
mannin (1779), M. Ernestina Solarzin (1779), M. Emanuela Kordula
von Winkler (1781), M. Nepomucena Anna Suttner (1781), M. Va-
lentina Agatha Simetin (1781), M. Ferdinanda Elisabeth Hueber
(1781). Außerdem als Laienschwestern: M. Floriana Stephan fPro-
feß 1777), M. Angela Dorin (1777), M. Agatha Therese Hackin
(1779), M. Veronika Heidinger (1782), M. Disma Juliana Ran-
ninger (1782).
Aus dem am 12. Jänner 1782 aufgehobenen Kloster der un-
beschuhten Karnielitinerinnen »bei den sieben Büchern« am Salz-
griea erklärten 18 Nonnen im März in« andere Klöster übertreten
zu wollen. Die letzte Priorin, Augastina Theresia von Sorgo, aus
Hailand gebürtig, 77 Jahre alt, wählte mit zwei anderen Nonnen
das Kloster zur Himmelpforte. Nach Vorschrift des Trientiner Konzils
maßten Nonnen, die aus aufgehobenen Klöstern in andere eintraten.
^) Am 16. JuU 1782 suchte die Obentin von liackelberg bei der nieder-
Siterreichischen Kegierang um das vorgescbriebene placetum regium für den
Ablaßbrief der Franz Xaver-Kapelle (vom Jahre 1734) und für 17 verschiedene
päpstliche Ablaßbreven bei der Himmelpforte (vom Jahre 1304, 1470, 1474, 1500,
1743, 1749 (zwei Stück), 1754, 1777 (zwei Stück), 1778, 1779 (vier Stück), 1780
and 1782 an.
182 Alfons ikk.
ein neues Noviziatjahr ') machen. Anna Augustina von Sorgo legte
im Mai 1783 bei der Himmelpforte die Profeß ab, während die
anderen zwei Exkarmeliterinneu, die Chorschwestern Kajetana Do-
minika Nette und die Laienschwester Anna Wedlin am 14. Fe-
bruar 1783 säkularisiert wurden und in die Welt zurückkehrten.
Desgleichen traten die Exklarissinnen Schwester Hortulana
Andresin aus dem aufgehobenen Kloster St. Nikolai am 26. Mai^
Schwester Ludovika Gräfin von Seilern und Schwester Alkantara
Oroßeßkin, beide aus dem aufgehobenen EOniginkloster in Wien,
bei der Himmelpforte ein und legten dort am 24. Juni 1783 die
Profeß ab; sie beschließen die lange Reihe der Chorfrauen des alt-
ehrwürdigen Stiftes, dessen letzte Stunde bald geschlagen hat.^)
Am 23. September 1783 teilte die niederösterreichische Re-
gierung dem fürsterzbischöflichen Konsistorium mit. daß laut aller-
höchster Entschließung vom 18. September 1783 alle drei Wiener
Augustiner-Chorfrauenstifte St. Agnes zur Himmelpforte, St. Jakob
und St. Laurenz aufgehoben seien. Innerhalb drei Tagen werden
die Kommissäre kommen, und jede Klosterfrau soll ihnen in einem
versiegelten Zettel ihre Erklärung abgeben, ob sie auszutreten oder
im Kloster zu bleiben gedenke. Aus der Zahl wird sich bestimmen
lassen, ob zur Unterbringung der letzteren eines oder zwei Klöster
erforderlich sein werden, und in diesem Falle kommen die Nonnen
in ein aufgehobenes Mannskloster nach Wiener-Neustadt zam
Unterrichte der weiblichen Jugend. Das zweite Kloster verbleibt
in Wien. Sollte aber ihre Zahl für zwei Klöster nicht genügen,
dann verbleiben sie in Wien, und das Kloster zur Himmelpforte
wäre als das angemessenste, weil in der Mitte der Stadt gelegen,
zu belassen.
Somit hätte die Himmelpforte fast noch weiter bestehen
können; aber es hat sich aus allen drei Klöstern keine genügende
Anzahl Schwestern hiefür gefunden. Das fürsterzbischöfliche Kon-
sistorium wurde um die nötigen Dispensen für die Exnonnen er-
sucht. Zum landesfUrstlichen Kommissär wurde Herr Christian von
Wallenfeld bei der Aufhebung aller drei Klöster bestimmt und mit
den nötigen Vollmachten ausgestattet.
Am 24. September 1783 teilte das fürsterzbischöfliche Kon-
sistorium der Oberin bei der Himmelpforte die Aufhebung mit und
^) Sonst waren bei der Himmelpforte Kwei Jabre Noviziat eingeführt.
-) Dr. C. Wolfsgruber, Kardinal Migazzi (i^aulgau 1891). S. 546.
Das Frauenklotter Hiromelpforte in Wien. ]gj
gebot den Schwestern, sich wegen der Klausur sowohl als wegen
sonstiger Befehle in allem dem landesfUrstlichen Kommissär zu
fügen. Im ganzen wurden 61 Nonnen säkularisiert. 15 gleiche, kurze
Gesuche auf je einem Bogen sind noch vorhanden; sie lauten:
Hochwärdig ErzbischÖfTl. Wienner Constrm.
Unterzeichnete bittet um die gnädige DiBpensation, um in die Welt
treten zu können, weilen das Kloster zur Himmelpforte alhier aufgehoben
worden.
Wien, den 9. Oktober 1783.
N. N.
Khorfrau (LajschweBter) bey der
Himmelspforten m. p.
Es waren die Chorfrauen M. Christina von Panizza, M. Ema-
naela von Winkler, Anna Theresia von Strassoldo, M. Seraphina
von Sorgo, M. Gabriela Sonnenmayer, Anna Antonia von Schmid,
M. Raymunda Sandtner, M. Sophia Maerin, M. Anna von Hackel-
berg, M. Katharina Gergerin, M. Agnes Bonhamerin und Bernar-
dina Binerin, dann die Laienschwestern M. Dominika Stanner,
M. Agatha Hackin und M. Veronika Heidinger.
Der Fürsterzbischof meldete den Klosterfrauen am 20. Ok-
tober 1783, daß sie von ihrer Profeß nicht befreit werden, daß sie
aber auf ihr Ansuchen austreten können, da ihnen der Eintritt in
ein anderes Kloster verwehrt sei. Doch müssen sie ein anständiges
Kleid, darunter ein Zeichen ihres Ordens tragen, in ehrsamen
Häusern, möglichst mehrere beisammen wohnen und statt des Bre-
viers täglich den Rosenkranz mit der lauretanischen Litanei und
sieben Vaterunser zur Anbetung des Allerheiligsten und zur Ver-
ehrung der heih'gen fünf Wunden beten, überhaupt ein frommes
Leben führen.
M. Leopoldine Grfifin Kuefstein begab sich zu ihrer Schwester
Frau von Legner nach Eisenstadt, M. Esther von Trautmansdorf
nach Graz, M. Aquinata Keindlin nach Linz, M. Alexandra von
»"^cbellenberg zu ihrer Mutter nach Wiener-Neustadf, M. Antonia
von Schmid und Gabriela Sonnenmayer nach Matzleinsdorf. M. Anna
von Hackelberg und M. Sophia Maerin nach Klosterneuburg. In
Wien verblieben die Chorfrauen: M. Seraphina von Sorgo bei ihrem
Schwager von Pachner in der Jakobergasse, M. Christina von Pa-
nizia bei ihrem Bruder auf der Landstraße Nr. 115, M. Ignatia
Hiller mit der Laienschwester M. Maria Dietmar in der Alserstraße
184 Alfons ikk.
Nr. 28, M. Agnes Bonhamerin, M. Bernardina Binerin und die
Laienschwester M. Agatha Hackin aaf der Landstraße Nr. 128
>beim roten Herzen«, die Laienschwester M.Gertrud Schaffenreder
wohnte in der Roßau im Melker Haus, die Laienschwester Dominika
Stanner übersiedelte nach Enzersdorf bei Brunn am Gebirge. Das
Schicksal der übrigen ist nicht bekannt.
Die letzte Oberstin des aufgehobenen Stiftes M. Theresia
Freiin von Hackelberg verlangte 800 fl. Pension, da sie vor den
kaiserlichen Kommissären mit Ring und Stab installiert wurde
(Wien, 1. Dezember 1783). Das Vermögen des Stiftes wurde auf
rund 400.000 fl. geschätzt.^) Die Kirche wurde exekriert und mit
dem Kloster und Zuhaus an Private verkauft. Bald wurde der
ganze Gebäudekomplex demoliert, mußte spurlos modernen Bauten
weichen, und nur die Gasse hat bis heute den Namen des alten
Klosters beibehalten.^)
Über Bitten des Kirchenmeisters bei St. Stephan, Andreas
Furtmoser (27. Dezember 1783) kam der Leib des heiligen Valentin
ohne Fassung von der Himmelpforte in die Metropolitankirche.
wo schon eine Kapelle und ein Altar des Heiligen bestand (7. Jänner
1784), und auch das alte Bild der »Hausmutter« (22. März 17841
welches zuerst in der £ligius-(Herzogen-)Kapelle Ttächst dem Riesen-
tore autbewahrt, im Jahre 1892 renoviert wurde und noch immer
in großer Verehrung steht. In früherer Zeit mit kostbarem Stofife
bekleidet, erscheint jetzt die Uolzstatae von einem schönen Kerzen-
kranze umgeben.
Zum Schiasse sollen hier noch die Ordensper^onen der Himmelpforte, die
Benefizien und Altäre, auch deren Inhaber, welche in der ersten Perlode (1267
bis 1586) vorkommen, in chronologischer Ordnung aufgezählt werden.
^) S. Brunner, Die Mjrsterien der Aufklärung in Österreich. Mainz 1869,
S. 371.
^) Das Klostergebäude stand auf dem Räume der späteren Häuser Nr. 921.
927, 930, 931, 948, 949, 950 und 951 alt in der Rauhenstein-, Himmelpfort- und
Ballgasse, nächst dem ehemaligen städtischen Amt- oder Gefangenhaus (Diebs-
haus), wo die Verbrecher zum Tode geführt wurden. Auch besafl das Kloster ein
Grandbuch über ein Haus in der Stadt, über mehrere Häuser auf der Landstraße
(Ungargasse), unter den Weißgerbern und den Himmelpfortgrund. — In der
Klosterkirche war außer einigen Grabsteinen der Familien Zelking, Strein von
Schwarzenau und Hillebrand nichts geschichtlich, genealogisch oder heraldisch
Merkwürdiges anzuführen. (Hormajr.)
Das Fraaenkloster Himmclpforte in Wien. X85
I. Als Oberia des Kloster«, mit dem Titel Meisterin, erscheint: Adelheid
11270, gegen die Schwester Wendla), Gertrud (1272), Engel (1327 und 1328),
Acrnes Snaeczel (1330—1303), Katharina Maer (1355—1360), Margarete Vierdung
(1369—1370), Kunignnd von Grinzing (1870—1371). Von da an mit dem Titel
Priorin: Margarete Vierdung (1371 — 1376), Kunignnd von Grinzing (138 >),
Katharina von Passau (1383), Agnes Maer (13S4 — 138Ö), Perchta, die Ameiserin
• 1393—1403), Agnes Maer (I407j, Katharina Häwninger (1409—1434), Elisabeth
lU47;, Magdalena (1447—1463), Margarete Zeller (1465—1482), Margarete Strein
•1493— 15')d), Magdalena (1516?), Banedikta Asenpaum (1544), Helena Schwartz
llööO). Lncia von Schintha (1569—1571), Martha Zoltan (1575), Katharina von
u^chamatin (1576—1577), Katharina Palasthy von VisArhely (1583—1586).
II. Der Oberin zur Seite stand mit dem Titel Prior in: Elzbet (1327 bis
1328), Margarete (1330), Elisabeth (1342). Agnes (1319), Margarete (1351—1365),
Kathrei von Passau (1369), Konigund von Grinzing (1370), Margarete Andrein
f. 1370- 1371).
III. Snperiorinnen: Gertrud (1327), Margarete (1349), Christine von
^r. Palten (1351), Elisabeth Hungersbergerin (1383), Margarete Vierdung <1395),
Katharina H&wninger (1407), Anna Ersam (1416—1417), Barbara Walthauser
(U35), Katharina Palasthy (1583).
IV. Einfache Klosterfrauen: Margarete (1326), Margarete Snaeczel mit
Elisabeth Snaeczel und Klara Maeserlin (1338), Elisabeth und Christina Pilgram
I13T0), Barbara Walthauser (1409), Anna Vorkusch (1421), Dorothea Kren (1484),
Johanna Marchart <1470), Anna Prechsner (1472), Agnes Zeller (1478), Martha
i^oltan mit Ursula von Schamatin, Elisabeth von Kanisza, Katharina Palasthj von
Va^&rhely and Elisabeth von Brück an der Leitha (1577). ^ Unbekannten Datums :
Chorfrau Dorothea und Priorin Margarete Ma'iwerbergerin {Necrolog. Oeraa.) und
Priorin Mvgarete GrieOgöttin (XVI. Jahrhundert).
S&mtliche Klosterfrauen gehörten dem Prämonstratenserorden on.
V. Von den Prämonitratenser-Chorherren aus Geras, die hier als Beicht-
väter angestellt waren und die Seelsorge leiteten, kommen vor: Propst Konrad
>1270), ein angenannter Prior (zum Jahre 1236), Fr. Arnold, Prior (1323 mit
Fr. Niklas, Amtmann und Pfleger des Klosters), Niklas (1347), Bernardin (1514),
dann laat dem Geraser Nekrolog die Prioren Winrich und Christian. Auch Konrad
foo Blamao, Pfarrer zu Japons und dann Kaplan bei St. Agnes (1368), scheint
ein Chorherr von Geras gewesen zu sein. Dagegen waren Ortolf (1338), Reicher
's'346j und Jans (1369), Kapläne bei St. Agnes, wahrscheinlich nur Benefiziaten.
VI. Altäre und Kapellen waren folgende: 1. St. Agnes-Altar (der »ver-
liere«, i. e. Hochaltar, seit 1330). 2. St. Paulas-Altar (seit 13H7). 3. Dreikönig-
Altar {trhim Heffitm) (1348). 4. Frauen-Altar, später Unserer Lieben Frau-, auch
Inzingers Kapelle, hinten gelegen (seit 1349). 5. Katharina- Kapelle ^ mit dem
gleichnamigen Altar (1359). 6. Elisabdth- Altar (1371). 7. Kreuzaltar (1385).
8. St. Erhard- und Wolfgang-Altar der BHckerzeche (1452). 9. Nikolai-Altar
11474). 10. St. Andreas-Altar (1482) 11. Anna-Altar (1513).
^) Seit 1433 fdhrt sie öfcer auch den Titel: St Johann- und Ka:harina-
l^apelle, an das Kloster anstoßend.
186 Alfoos ^.kk.
VII. Benefizien:
1. Am St. Agnes-Altar, gestiftet von Friedrich Gnämhärtel (Fruhmei^
Stiftung, 1337). Erster Kaplan war Reicher, Pfarrer za Ebersdorf (1337).
2. St. Fan las- Altar, gestiftet 1346 Tom Kaplan Reicher. Kaplane: Peter
(1346—1347), Jans (1350), Pilgrim (1363), Hans von Theras (1384). Ulrich,
Pfarrer von Burgschleinitz (1892 <, Mag. Hans Seider (1432), Simon von Meißau
(1473), Andreas von HUttendorf, Pfarrer zn Enzeredorf (1491), Gabriel FQrsich
und Mag. Christoph Piscator (1525), Gregor Khlett (1527), Damdechant Kaspar
(1577).
3. DreikOnig-Stift (Stifterin Peters Macr von Niederleis, 1348). KapIäne:
Veit von Kiedeileis (1849), Niklas von Feldsberg (1351 — 1362), Georg Parssen-
prunner, Pfarrer zu Fraundoif (1875—1378), Konrnd Maer (1416), Konrad Katz-
pecher (1432—1443), Simon Pukwicz (1446), Mag. Lienhart von Perching (1455),
Seebold Hertzog (1474). Mag. Michael ^Ruepp von Vitis (1491). — Ebenda haftete
auch die Seh well er sehe Stiftung, errichtet vor 1469 fUr einen Priester, der ao
der Universität Wien die Theologie studierte, oder einen anderen gelehrten
Priester, der Mitglied des erzherzoglichen Kollegiums war. (Patrone waren der
Domdechant, der Prior des erzherzoglichen Kollegiums und die Priorin zur Himmel-
pforte.) Kapläne: Stephan Popp (1469—1477), Matthias Schweller (1488-1491).
Gabriel Rabl (1496?), Martin Hosnestl, Pfarrer in Stronsdorf (1496), Kosinas
(1545), Georg Hueter (1545—1550), Nikolaus Hertzeberger (1550), Johann Densin
und Mag. Peter Muchitsch (1575), Dr. Matthias Werthwein (1568), Gerhart Gemer
(1582), Georg Kirchmayr (1584).
4. Katharinen-Stift (auch Stettner-Stiftung, errichtet von Ulrich, Pfarrer
von Stetten, 1359). KaplMne: Ulrich von Stetten (1359), Ulrich von Aspam (1365 ,
Martin von Stetten (1376), Philipp und Andreas von Zwettl (1383), Erhard Greiäf
(1408—1433), Stephan Henigler (1433—1438), Andreas Roser, Pfarrer zu Gmunden
(1446), Mag. Hans von Arcum (1466), Paul Obermais (1458), Ulrich Entzberger
von Ror (1470), Lucius Perotta (1577—1580), Georg Khlay (1580—1584), Augusiin
Rauch (1584), Jobann Regulus (1584), Niklas Schultheis (1585).
4. Heiligenkreuz-Stift. Als Kapläne des Kreuz-Altars kommen vor:
Thomas Sulzer (1413—1435), Hans, Pfarrer von Gars (1447), Nikolaus de Cbrin
zenach (1470). Aber auch die beim DreikCnigs- Altare angeführte SchwellerscBe
Stiftung kommt hie und da unter dem Titel des Kreuz-Altares oder der Frauen-
Kapelle vor.
VIII. Stiftungen und Jahrtage. 1. Friedrich Gnämhärtel, FrfihmeC-
stiftung am Agnes- und 2. zweite Stiftung am Paulus* Altare, 1337. 3. Herzog
Otto, 1342. 4. Kaplan Reicher (zum Paulus-Altar), 1346. 5. Peters Maer von
Niederleis. 134S. 6. Christino Morlinger (zum Frauen- Altar), 1349. 7. Kanonikus
Dietrich (ebenda), 1349. 8. Katharina Regensburger, 1351. 9. Pnrcharb Chnewzzer,
1359. 10. Ulrich von Asparn, 1365. 11. Konrad Goarzz, 1372. 12. Kunigonde
Roichenateiner, 1383. 13. Rampersdorfer, vor 1385. 14. Konrad von Zwettl,
1393. 15. Hans Wachsgießer, 1898. 16. Heinrich Lenberck, 1415. 17. Anoa
von Waldersberg, 1416. 18. Kristan Reutter von Rotenberg, 1419. 19. Peter
Aldermann, 1422. 20. Meister Hertlein Ziegiprenner, 1422. 21. Hans Mo«-
prunner, 1425. 22. E. Kindberg und die Bäckerzeche, 1459. 23. Ulrich Schochtel,
Alfons 2ak, Das Frauenkloeter Himmelpforte in Wien. 137
1463. 24. Anna Rodanner (zur Fraoen-Kapelle), 1467. 25. Gregor und Margarete
Schweller von Korneu bnrg, Tor 1469. 26. Heinrich und Anna Halden, 1470.
37. Agnes Khuefnesser (Frtthmeß8tiftung\ 1482. 28. Elisabeth Gtildein, 1482.
29. Siegmand Gwaltzhofer, Tor 1481. 80. Mert Deymel (Bäcker-AlUr), 1493.
Sl. und 32. Matthias Schweller, 1496 und 1504. 33. Hans Harrer, 1498.
34. Paul Temer, 1499. 35. Wolfgang Platzer von Niederleis, vor 1499?
36. Familie Tanicher, 1505. 37. Cyriak Zäpd (Anna-Altar), 1513.
IX. Ali Kapläne und Messeleser dieser Stiftungen erscheinen: Beim
Frauen-Alter (Dietrichs Stiftung): Wolfgang von Feldsberg (1349), Niklas von
Aiparn (1367), Konrad von Zistestorf (1379), später dann Erasmus Guetenberger
und Valentin Sixtl, Pfarrer bei St. Michael (1536); bei Reutters Stiftung (vom
Jahre 1419): Wolfgang Egker (1457), Mag. Paul Schweigker von Bamberg (1463),
Hans Payr (1477), Wolfgang G5ppinger (1491); bei der Rodauner Messe: Hang
von Perchtoldsdorf (1467); bei der Haiden-Messe vom Jahre 1470: Gabriel Rabel
(1479); bei der Kuefuesser- Messe am Andreas-Altar: Michael Sikh (1482); bei der
Backer-Messe vom Jahre 1459: Martin Dejmel, Pfarrer von Stammersdorf (vor
1493).
NACHTRAGE
ZUM
AGGSBACHER URKUNDENBÜCH,
HERAUSGEGEBEN
VON
Dk. JOSEF LAMPEL.
JLtwa vor Jahresfrist hat die kaiserliche Akademie der Wissen-
schaften zu Wien alter Gepflogenheit gemäß wieder einen Band
niederösterreichischer Klosterurkunden erscheinen lassen, und zwar
diesmal »Urkunden und Regesten zur Geschichte der aufgehobenen
Kartause Aggsbach«. Mit Recht hofft der Herausgeber Dr. P. Adalbert
Fuchs O. S. B. durch diese Veröffentlichung wieder einen wert-
vollen Beitrag zur Quellenkunde unseres Kronlandes geboten zu
haben. Für die Zeit bis zum Ende des XV. Jahrhunderts hat Fuchs
411 Stücke auftreiben können.
Von den verschiedenen Beständen, die diesfalls zu Rate ge-
zogen werden mußten, kommen vor allen die des k. u. k. Staats-
archives in Wien und des gräflich Falkenhaynischen Archives in
Walpersdorf in Betracht. Dieses bot ihm insofern mehr, als es drei
umfangreiche Kartalarien und einen höchst wertvollen Archiv-
katalog von Aggsbach, die sogenannte Registratura besitzt, welche so
ziemlich den ganzen Aggsbacher Urkunden bestand bald nach 1720
zur Anschauung bringt. Nach einer sehr ansprechenden Vermutung
des Herausgebers (Einleitung. S. XXIII f.). zu der er auf Grund
einer meiner Untersuchungen »Zur Geschichte der Kartause Aggs-
bach«^; gelangt, dankt dieses umfängliche, dreibändige Werk seinen
Ursprung dem gelehrten Gehilfen eines Bernhard Pez, dem Gaminger
Leopold Wydemann, seinen Ursprung; es ist so sorgfältig gearbeitet,
daß Fuchs es als Grundlage seiner Ausgabe hätte aufstellen können.
Leider hat er das offenbar nicht getan, sonst würde er seine andere
Vorratskammer, das Wiener Staatsarchiv, sorgfältiger nach Aggs-
bacher Originalen durchforscht haben.
Im Wiener Staatsarchive sind dem Herausgeber entgegen
heutiger Gepflogenheit die Repertorien nicht vorgelegt worden.
Vielmehr wurden ihm auf seinen Wunsch die Urkunden selbst zu-
sammengestellt, wobei man sich begreiflicherweise auf jene Stücke
beschränken mußte, deren Regest im Repertorium das Stichwort
^) Blätter des Vereines fdr Landeskunde von NiederUsterreich. XXXIII, 351.
192 Dr. Josef Lampel.
Aggsbach beigesetzt war, das dann auch im Index erscbeint. Ohne
diese Indizes wftre es uns überhaupt nicht möglich gewesen, Herrn
Dr. Fuchs innerhalb der gewünschten Frist zu bedienen.
Infolge dessen aber ist ihm etwa ein Drittel der einschlägigen
Originalurkunden vollständig entgangen. Statt nur 76, wie er in Zu-
sammenstellung mit den 67 Walpersdorfern angiebt, besitzt nach
meiner gegenwärtigen Schätzung das Wiener Staatsarchiv 109 Urkun-
den der Kartause Aggsbach; von den übrigen 33 sind 4 dem Heraus-
geber gänzlich unbekannt geblieben, andere 12 kennt er nur aus
den höchst dürftigen Vermerken der Registratura, die restlichen
17 Stück kann Fuchs nur aus den Walpersdorfer Kartalarien
herausgeben, während er nach strenger Editionsregel, die er auch
regelmäßig praktiziert, das Wiener Original hätte in den Vorder-
grund stellen sollen. Es sind dies die Nummern 16, 19, 20, 26, 35.
36, 45, 139, 143, 162, 179, 195, 209, 216, 253, 340, und 372
seiner Ausgabe. Diese hier nach dem Originale zu veröffentlichen,
würde zu weit führen. Wohl aber erachtet es der Verein für Landes-
kunde von Niederösterreich, der ja auch der heimatlichen ürkunden-
publikation sehr nahe steht, für entsprechend, jene anderen 16 Stücke.
die Fuchs ganz oder fast ganz hat durchfallen lassen, hier nack-
tragsweise zu bringen. Ja, eine bestimmte Erwägung, die sich
anstellen läßt, empfiehlt diesen Vorgang geradezu als eine Vor-
sichtsmaßregel.
Von im ganzen 53 Stücken, die Fuchs nur aus der Regi-j
stratura bringt und fast regelmäßig als > verloren gegangen« be-
zeichnet, weisen 8 den Vermerk »ist nicht eingetragen« auf. Das
bedeutet nicht Verlust, nur unterlassene Eintragung in eines der{
Kopialbücher. Aber doch fehlen derzeit 6 davon, nur 2, die Num-
mern 269 und 395, konnten aus dem Staatsarchive beigestellt
werden. Was aber könnte erst mit solchen Stücken geschehen, die
nun Fuchs als »verloren« beklagt, obwohl sie vorhanden sind? Die
könnten nachträglich anstandslos verschwinden — »eben schon 1906
waren sie abgängig«. — Freilich zollt der Herausgeber der Sorg-
falt und Pflichttreue derjenigen Archivare, die jetzt Aggsbacher
Urkunden hüten, volles Lob, allein auch nach seiner Auffassung
scheinen jene Tugenden nicht immer vorgewaltet zu haben. Uod
freilich haben bedenkliche Traditionen im Staatsarchive niemals vor-
geherrscht; könnte es aber nicht eines Tages mit Elementen in
Verbindung treten, denen derlei Traditionen im Blute liegen, denen
Nachträge zum Aggsbacher Urktmdenbnch. J93
Archivalien noch anderen als wissenschaftlichen Wert haben. Was
für eine schöDC Gelegenheit fände sich da. Also heraus mit ihnen.
Wer keine Butter auf dem Kopfe hat, mag an die Sonne treten! —
1.
1319, April 3, Rom.
Johannes, Bischof von Nepi, papstlicher General vikar, erteilt
tuf Bitten eines gewissen Otto Auxwuerw der St. Peterskirche zu
Gerolding (Gerulfin) 40tägigen und 20tngigen Ablaß zu erteilen.*)
Orig. im k. a. k. Haus-, Hof- and Staatsarchiv, Pergament, Siegel fehlt. Rückaufschriften
1. Alt, rielleicht gleichzeitig, in der rechten Ecke : Otto Aurtoaerb. 2. Bis auf duligenettu (?) nnlesbar.
3. :>pfttere (dnrchstrichen) N 9, daneben N 1. 4. Jüngste; J. N. 6 in einer aach in anderen Aggs-
ba-fker Denualnotizen begegnenden Schrift. — Fehlt in FRA.>, LIX, woselbst sie die dritte Stolle
etnncIiiDen würde.
Universis ^) presentes licteras inspecturis frater Johannes miseratioce divina
episcopus Nepisinus et domini pape in urbe in spiritaalibus vicarius generalis
salutem in domino. Quoniam, ut ait apostolas, omnes stabimus ante tribunal Christi
receptari proat in corpore gessimus, sive bonum fuerit sive malum, oportet nos
diem messionis extreme misericordie operibus pre^enire, ac eternorum intuitu
femiDare in terris, quod reddento domino cum multiplicato fructu recolligere
de-ieamus in cells, firmam spem fiduciamque tenentes, quoniam qui parce seminat
pQrce et metet, et qui seminat in benedictionibus de benedictionibus et metet
vitam etemam. Cum igitur ex parte dilecti filij nostri Otto Auxwuerw-) nobis
foerit humilitur supplicatum, ut omnibus venientibus ad ecciesiam sancti Petri
*) Wie sich schon aus der dritten textkritischen Note ergibt, war der Ab-
laßbrief ursprünglich für eine andere Kirche erteilt, deren Name wegradiert und
dorch den übrigens nicht ganz gut verstandenen von Gerolding ersetzt wurde. Dem
gegenüber muß auffallen, daß nicht auch der Name des Supplikanten — fuerit
humiliter supplicatum — auf Rasur steht. Sollte nicht jener Otto Äuxwnerw
oder, wie er in dorso rechts unten heißt: Otto auxwuerh fUr jene andere Kirche
sQppliziert und man nur yergessen haben, seinen Namen durch den des Qeroldinger
Supplikanten zu ersetzen! Leider ist eben das Faktum von 1319 in der Nieder-
österrcichiBchen Topographie noch nicht verwertet worden, dort wilrde man Auf-
schluß über den rätselhaften Namen des Ablaßwerbers suchen dürfen. An ein ver-
derbtes Pseudonym, etwa ein in tiefgehender Demut erwähltes »Auswurf« möchte
kh doch nicht denken, natürlich auch nicht an einen Bischof von Augsburg, der
damalige war Friedrich I. Späth von Faimingon. Aber vielleicht liegt in auxicuenc
ein verderbtes, mißverstandenes »Augsburg« vor.
^) £s folgt Rasur.
^) Beide Namen von anderer Hand in einen aufgesparten Raum ein-
getragen, denselben nicht ganz füllend.
Jakrbaeh d. T. f. Landeskunde. 1907. 13
194 ^^' Josef Lampel.
in Geralfin^), velimas indolgentiam exlbere. Nos vero de omnipotentis dei mUeri-
cordia et beatoram Petri et Pauli apostoloruin eiu8 aactoritate confisi omnibos-
vere penitentibas et confessis qui vel quo predictam visitaverint ecclesiam in
ipsius festivitatibus seu etiam sollempnitatibus ^) : Nativitatis domini, circumcisionis,
epiphanie, resurrectionis, asscensionis, pentecoBtes, trinitatis, dedicationia ecclesie,
•ancti JohanoiB bapti^te^ sanctorum apostoloruin Petri et Pauli et aliorum aposto-
lorum et in festo oiUDium sanctorum ac per eorum octavas^j, manusque porreKeriot
adiutrices, quadraginta dies de iniunctis sibi penitentijs misericorditer in domino
relazamus. Ceteruin cum maxima devotio a populo habeatur, cum corpus Cbrieti
ad infirmoB a sacerdote defertur, auctoritate nostra concedimus predicte ecclesie'
sacerdoti, ut cum eum contingat corpus Cbristi infirmis deferre indulgentiam possit
dare viginti dierum, dummodo ad id diocesanus eius concedat assensum. In cnios
rei tostimonium presentibis nostrum sigillum duximus apponendum. Datum Kome
apud ecclesiam sanctorum Laurentij et Damassi, die IIj mensis aprilis, pontificatus
domini Johannis XXij anno tertio.
Auf der Plika zwischen den beiden Siegelschnitten ^*^ (40) dies indtt!-
ffentiarum, rechts davon gleichsam tur Erfifänzung von anderer Hand in ziemlich
verblaßter Schrift: et omnes qui tHattu» .sue {siol) porrejrerint ad litteras (ö rc/
officium (? beldemale stark gekürzt) nd in extremia omnes participes.
1398, März 24.
Die beiden Töchter weiland Hansen Haffenbeck, Bürgerinnen
zu Weitra, vergleichen sich mit ihrer Stiefmutter Anna und deren
jetzigem Gatten Stephan hinsichtlich ihrer Ansprüche auf das Haus
ihres Vaters zu Weitra.
Orig. im k. n. k. Haus., Hof- und Staatsarchiv zu Wien, Pergament, zwei Siegel fehlen. —
Rftckanfschriften : 1. Älteste oben am Rande, stark verblaßt: Litttra coneordie quondam (f) pro qnadam t'
domo in Weytra; alienum (?) no'>ia {!) est. Si. Wenig jQngor am linken Bande: bencht br(ief) umb a«»
kau« tu Tfey/ra. 3. Unmittelbar unter der ältesten Aufschrift der Regii»tnUarvermerk : 1393. - J 4. -
VerticKtßbriff über ain hanß au Wcittraeh, 4. Weiter unten von späterer Hand A". tS. Die Daten von
Nr. S stimmen bis auf die geänderte Reihenfolge mit dem Vermerk im Archivkataloge von Agg«baefa
überein. Vgl. FRA. Dipl. 59, S. 15S, Nr. ICC.
^) Desgleichen, und zwar auf Rasur, die unmittelbar nach sei beginnt und
erst etwa drei Buchstaben nach dem Beistriche endet. £s stand mithin dort ur-
sprünglich ein längerer Name; doch auch von diesem weggelöschten Namen i^t
der aufgesparte Platz nicht ausgefüllt worden.
^) Dasselbe Wort darüber noch einmal mit großem Initiale und gleicher
Abkürzung Omibz.
'-') Hier ist nachträglich eine Vertikallinie eingesetzt worden, auf die am
linken Kande durch ein Kreuz, am rechten durch ein laugobardisches a mit Ab-
kürzungszeichen aufmerksam gemacht wird.
^j Vor octavag^ womit die Zeile beginnt, ein Merkzeichen am Rande.
' ) Auch an die beiden Enden dieser mit dem Satzanfange Ceterum be-
ginnenden Zeile sind Zeichen (drei oder vier mit einem Kolon ein Kreuz bil-
dende Punkte) angesetzt.
Nachträge zum AggBbacher Urkundenbuch. X9o
Ich Margret die Voglerinn^), ich Kathrey Symon des Sneyder hans-
fraw, sweetem, bnigerinn*) ze Weytra, Hannssen des Haffenpekchen 3) seligen
toehter^) wir rergechen fUr uns and für all unser erben und tun cbund offenleich mit
dem brif allen leuten gegenburtigen und cbunftigen, daz wir uns mit wolbedachten
mut und nach ratt unser nächsten und besten frewnt und ander erber leut, zU
der seit do wir es wol getün mochten, liebleich und frewntleich verricht und ge-
ebent haben mit unser lieben stefmuter frawn Annen, weilent des egenanten
unters rater seligen hausfraw, und mit Steffann irem wirt umb alle die ansprach
rechten und vordrang so wir gehabt haben auf das haus ze Weytra, gelegen an
dem Ekk ze nächst Lippleins haus, daz des egenanten unsers^) vater seligen ge-
wesen ist, mit aller ^') zugehorung, ez sein holden pheninggult ekcher wismad gerten
oder welherlai dar zu gehört, wie daz genant oder wo daz gelegen ist, ze veld
oder in der stat, ez sei gestift oder ungestift, und auch auf alle de^ hab and
g:üter die der selb unser vater seliger hinder im gelassen hat, ligund oder vorond
^üt, wie daz genant ist, nichts ausgezogen, da für si uns geben haben newnzwanzik
phant pheningy der wir ganz und gar verricht und gewert sein zu rechten tagen an
all schaden, also daz wir noch all unser erben noch niemant anders von unsem
wegen nu furbas hinz der vorgenanten frawn Annen unser stefmuter und Steffann
irem wirt und hinz allen iren erben von des vorgenannten haus wegen mit aller
^agehomng und ander hab ligunder und vorunder, als vor benant ist, chain an-
sprach rechten noch vordrung nimmer mer haben noch gewinnen schullen noch
weilen mit Worten noch mit werichen, mit recht noch an recht in chainen wegen
angever, and mugen auch furbas all iren frumen da mit schaffen verseczen vor-
chiofen ^) schaffen machen und geben wem si weilent, an all unser und unser erben
irnmg angever wissenleich mit kraft des brifs. Und wann wir vorgenant Margret
und Kathrey nicht aigen insigil gehabt haben, so hab wir mit fleizzigen petten
gepeten den edeln herren hern Otten von Meysaw, daz er sein insigil an den brif
gehsngen hat, und die erbern weisen die burger daselbs ze Weytra, daz si ir stat
insigil zasambt des egenanten hern Otten von Meysaw insigil an den brif gehangen
haben, dar ander wir uns verpinden mit unsem trewn an aides stat und an gever,
alies das stet ze haben daz an dem brif geschriben ^ stet, doch dem egenannten herren
Otten von Meysaw und den burgern an schaden. Der brif ist geben nach Christi
gepnrd dreuzehenhundert jar dar nach in dem acht und neunzigisten jar, an
dem santag als man singet Judica in der vasten.
*) Voglerim.
') hurgerim.
^) p aus langem 9, mit dem es ligiert scheint.
^) Dieses und der Auslaut des vorangehenden Wortes übersehreiten den
nchten Rand bedeutend; entweder ist tochter vom Schreiber ursprünglich weg-
gelassen und später nachgetragen worden, oder er gedachte anfangs die Schrift
mehr an den rechten Rand zu führen.
^) 8chlu0-8 nachgetragen.
*") Über der Zeile nachgetrgen.
■) 80!
*) 80!
^ ge zweimal, das erstemal am Zeilenrande.
13*
196 ^^- Josef Lampel.
3.
1419, März 12.
Kathrey Fleischefl verschreibt ihrem Manne Mathes als rechte
Morgengabe Hftnser und Gülten in Spitz and Umgebung.
Original im k. und k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Pergament. Ton sechs Siegeln fehlt du
vierte, die fthrigen zeigen gröfitenteils sehr guten Erhaltungszustand: 1. IV, AB (Wappen nicht erkenn-
har): ^Si^Uvm. Maorieii de SpicM. — 2. (Desgl.): t S. Uatnu *Stra»9er. — S. lY. Cl (in Vierpafi) .
t Stefan Be-idelUrgtr, — 4. Fehlt. — 5. IV, A2 (Ochsenkopf): f S, Jörg Chelberkarder ... 6. IV. A 2
(ein von herald, rechts hereinragender Arm!): i S. Vlrieh Jlftcnoe/Jor/er (in ilterer MAJaskel, vergleirhf
die Namensschreibung in der Urkunde). — Rflckaufschriften : 1. Altere rechts oben: Vermcrhlrirf
Katherine Jdaihea Fleueh&iten (!) Jtaue fluten. Darinn eein anuaigt dienst des Otten von M«i0$aa die ms
ZH sdten gehürm. 2. Darunter fast gleichzeitig XVlib. vnUdüig su SpjitM—ltem mer XV Hb. — 3. Beckts
unten gleichzeitig nochmals Vnechiig tu Spye». — 4. Am oberen Räude umgekehrt: Spsfcz VnadUu-k
30 lib. — 5. Links unten : 1419 — nteAi7 ad not — 18. — Vermackthritf Catharina Fleisckttterm
gegen ihren haußwUrlh Malheß FleiachtsseriH (!) underschiedtliche heuser und grund*tuekh tu und umh
Spiet nach lengß hierinen hegriftn. — A*. B. — Jedenfalls identisch mit der von Fuchs, a. a. 0. S. til,
Nr. 260, nur im Regest gebrachten, im flbrigen als »im Original nicht mehr vorhandene bezeiehueten
Urkunde. Offenbar li^ auch in keinem der drei Aggsbacher Kartulare eine Abschrift vor, sonst würde
dies Fuchs em&hnen. Bedauerlicherweise hat er den Aggsbacher Archivvermerk nicht w6rtlich abg^
druckt, wie es beim nächsten Stücke der Fall i^X.
Ich Kathrey Mathesen des Fleischessen hausfraw vergich ofTendleich mit
dem brief allen lauten di in sechent, hörent odSr lesent, lembtig und künftig.
das ich mit wolbedachtem muet und guetleichem meinem willen, nach rat und
gunst^) willen aller meiner nächsten eriben und pesten frewnt, erberr llfut
Weisung, sa der zeit und weil do ich das an all zuesprüch und hindern üss aller
meinSr eriben mit recht wohl getuen möcht, recht und redleich wissenleich gemacht
und geben hab mit kraft dicz briefs meinem lieben eleichen mann, Mathessen dem
Fleischess zu rechter marigengab meinew stukch und guet^r di her nach mit nam
geschriben Stent: item von erst meinew zwai hdusser gelegen zu Spjcz unter dem
haus zu nächst des PUschinger und des Gorigen hSussSr, da Ton man järleich dmet
drei Schilling wjenner pfenning zu parkchrecht an sand Michels tag meinem gen^
digen herren, Otten von Meyssaw, item ain fleiscbpankch gelegen zu nächst des
Rawbdr fleiscbpankch in dem markcht zu Spycz, da von man järleich dioet fünf-
zechen pfunt unslid zu sand Merten tag und sechsthalben pfenning an sand
Michels tag; item ain fleiscbpankch gelegen daselbs zu nächst des Maryczen fleiscb-
pankch, da von man järleich dinet funfzechen phunt unslid '/u sand Merten ta^
und funfthalben pfenning an sand Michels tag meinem gen^digem herren Otten
von Meissaw, item ain aw, gelegen in der Tuenaw, da von man järleich dloet
zwen pfenning gein Tirnstain auch meinem genödigen herrn von Meissaw, item
ain Weingarten genant der Moczingdr gelegen an der A*chleytten unter des
Maryczen Weingarten, davon man järleich dinet vir pfenning meinem genldigea
herrn von Maissaw, item ain Weingarten genannt der Lütring gelegen zu Sand
Johanns zunächst des Polans Weingarten, einer genant der Glaczman, da von man
^) Nach Versicherung meines Kollegen Archivar Anthony von Siegenfeld
das Wappen der Truchsesse von Lengbach.
'^) Statt gunH und.
Nachträge zum Aggsbacher Urkundenbuch. 197
järleich d!net drei helbling dem richter in das ambt gein Arnstorff, daa do gehöret
gein Salczparkch in das h5chw!rdig pistnmb; itom ain Weingarten genant der
Tanprukfir gelegen an dem £rzperg ob Pauleins Schaffer Weingarten zu Spycz, da
von man järleich dlnet sechs pfenning an sand Michels tag in des von Starhen-
berkch ambt zn Spycz. Ich hab auch meinen egenannten lieben mann Mathesen
den Fleischess des vorbenanten gemfichts auf meinen obgenannten stukchen all^r
iren zaegehöningen, nichtes ausgenumen, vor allen andern meinen eriben recht
vertig und richtig gemacht mit meiner genddigen lechenherren und pnrkchherren
banden und mit allSr stat di dar zue gehört und der er durich recht dar zue be-
dorf, in solicher beschaiden, ob das wdr das er mein egenanter lieber mann ab-
ging mit dem t£d ee wenn ich, des got nicht engeb, so suUen dew vorbenannten
stokch allew^ mit irer zuegehorung und alles das guet, es sei irib oder vörund guet,
ledichleich und an trrung her wider gevallen und eriben auf mich obgenantew
Kathrey oder dar nach auf mein nächst eriben, dar auf es hin rechtleich eriben
sjI. Wer awgr das, das ich obgenantew Kathrey ab g!ng mit dem töd ee wenn
mein egenant^r lieber mann, so mag er mit den obgenannten stukchen und guetern
and allem dem gtiet, es sei erib oder vörund guet und was ich hinder mein las,
besucht und unbesuecht nichtes ausgenumen unj^everleich allen seinen frumm da
mit schaffen mit verseczen machen schaffen verkaufen gewen wem er wil; des hat
er ganzen vollen gewalt von mir und allen meinen eriben. Und pin auch des ob-
genannten gemachtes meines egenanten lieben mann sein recht gewSr und fuer-
stand für all ansprach, wo oder wann 'im des not und dürft geschiecht, als sölichs
gemachtes recht ist. Ging Im awdr daran icht ab, das sol er haben dacz mir,
meinen trewn and meinen eriben und ze all andrem meinem guet, was ich des
kinder mein lass, nichtes ausgenumen. Mit Ürchund dicz briefs den ich Ym dar
ober gib versigellen mit meines lieben vettern Maryczen zu Spjcz aigen anhangun-
den insigel, di zeit verwes^r des ambts meines genSdigen herren Otten von Meissaw,
and mit des erbem und weisen Hannsen des Strassfir aigen anhangunden insigel,
di zeit phlegSr zu Arnstorff des hochwürdigen pistumb zu Salczburkch, und mit
des erberen und weisen Steffann des Heidelberger eigen anhangenden insigel, di
zeit phleger zu Tyerenstain, die ich all drei darumb mit fleiß gepetten hab, das si
Trew insigel an den brief gehangen habent; so hab ich auch mit fleiß gebetten den
erberen und weisen Steffann den Kolbing^r die zeit schaffdr zu SchönnpUchel meines
genSdigen herm von Starhenwerkch der nicht aigen insigel enhat; so hat er
sich verpanden an seiner stat hinder den erberen und weisen KUnraten den mar-
schalich mit seinem aigen anhangunden^) insigel und der obgenanten vir an stat
meiner gen^digen lechenherren und purkchherren banden; und dew saeh bestltt
aach durch meiner fleissigen pett willen der erber und weis Gorig der Kelbgrs-
harder, die zeit lantrichter zu Pekstal und der erbdr und weis Vlreich von
Emdörff') mit Iren beiden anhangunden insigeln, di si zu gezeugnuzj^ an den brief
gehangen habent in und allen Iren eriben an schaden, darhind^r ich mich ver-
pint mit meinen trewn an aides stat, alles das war und stAt zu halten, das an
dem brief geschriben stet, der geben ist noch Kristi gepürd tausend vlrhundert
jar dar nach in dem neunzechenten jar, an sand Gregorigen tag etc.
^) g aus h,
-) Die Siegelumschrift hat: Virich Mierveldor/er.
198 ^^- Josef Laropel.
4.
1419, April 22, Melk.
Abt Niklas von Melk verleiht dem Pertlein Stephansharder
eine GUlte auf xwei Lehen zu Hkmkd^) in Geroldinger Pfarre, die
Hertl der Tieminf^er vermacht hat.
Original im k. u. k. Hans-, Hof- und Stutsarchive zu Wion, Pergament. Siegel fehlt. — Bftekacf-
schriften: 1. Alteste links nnton in der Ecke: Kin (1) haws{JI) in tiamadm. — 8. G^leleh darunter oirat
Tiel jftngor: Lechen'-riff ipsi Steffanffatuharder (!) a quo nos illa bona efNifntw. Darunter Ton jbngt>r
Hand: J. J. — S. Darflbor von Hand des XVI. Jahrhunderts: Zv Haejfttted ij Uhen und tn/ßmät.
4.*In der Mitte der Bfickseite fiber der PrcKi^el: t4t9 (gegen sonst etwas nach rechts versrhob<*ni J7
(fiber radiertem K 16, was sich dann in älterer i^ehrift auf der Pressel wiederholt) Lekenbr. ron Skly
abten xu Melkh übtr 2. lehefi tu Hatnodt, holz und wijimath. — 5. Links Ton der Pressel : X 3.
6. Auf der Pressel: A' t7 —. Anoh die Dorsnalnotiz 4 stimmt bis auf die Folge der einzelnen Te:l>
und die Orthographie genaa mit dem Vermerk in der Aggsbacher Registratura. Vgl. FRA.*, LIX. 2^'.
Nr. 261 nur nach diesem Vermerk und mit der Notiz, daB die Urkunde »verloren gegangen« sei.
Wir Nicias von gots genaden abbt zo Melkch bekennen mit dem ofFenn-
brief, das für uns kome der erber HSrtel der Thiemynger und bat uns mit vleizs.
das wir geruchten zeverleihen in gem^chts weis dem erbern Pertlein dem Stephans-
harder seinem vettern die newn Schilling phening gelts wienner munüzs auf zwaia
lehen ze HÄmfid, holz und wismad mit aller ander zugehorung, die von alta
darzu gehörnt, gelegen in Geroltinger pharr, die von uns und unserm gotshaazs ic
lehen ruerent, wenn er im die vermacht biet; doch in selber beschaiden, ob der
egenant IlSrtel Thiemjnger an leiberben abgieng und das gut unverkumert hinder
sein liezs. Nu haben wir angesehen sein vleizzig gebet und haben dem benanttn
Pertlein Stephansharder die egenant newn Schilling phening gelte holz und vr'i»-
mad und mit ander zugehorung auf den benanten zwain lehen zu Hl^mSd in ge*
mechts weis verliehen und verleihen im auch die wissen tleich mit kraf( des briefi^.
alles das wir im daran ze recht und pilleicb verleihen suUen und mugen, aU
selbes gemechts und lehens recht und des landes recht ist ze Österreich, doch un?
und unserm gotshauß an der lehenschaft unvergriffenleich. Mit urkund des brief?
mit unserm kleinern angehangunden^) insigel besigelt. Geben ze Melkch, an sambs-
tag vor sand Gorgen tag, nach Kristi geburd virzehenhundert jar und darnach
in dem nennzehenten jare.
6.
1423, April 22, Melk.
Derselbe belehnt den Hans Portschalich und Erben mit dem
Pleidhof in Geroldinger Pfarre.
Original im k. n. k. Haus«, Hof- und Staatsarchive in 'NVien, Pergament mit Stegelreit. — Kfick-
aufschriften : 1. Älteste zn beiden Seiten des Siegels : A'. U. — Leichbriff ul>fr den JUaidkof. — 2. Reclil«
davon: In tnulti^itierit habes quod totum in» transUitum tat a iltlicensibua in alias. Über dieser Noti:
vom oberen Rande an: t433 — Weytn Verleihung daß lehen über die Baidtheff. — />— 8b -. J^. 4.
^) Fuchs erblickt a. a. O., S. 227, Anm. 1. eine Spur dieser verschollenen
Ortschaft im Einöd- oder Groißbach, der bei Groißbach in die Donau mUndet:
die zweite Bezeichnung dieses Gewässers als Krebsenbach hat sich eben in Groiß-
bach erhalten.
^) So! Siehe Anm. 2 zur folgenden Urkunde.
Nachträge zum Aggsbacher Urkundenbncb. 199
i*:t?n leiste Notiz der Hauptsache nach ftbercinstimmend mit dem Vermerk in der A^gsbachor Registra-
tira, TU nur noch bemerkt wird, dafi das St&ok »niekt ein{fetragen* , d. h. wohl nicht kapiert sei. —
Vji. Fnchs in FBA.«, LIX, S. 282, Nr, 2G9, nur nach diesem wörtlich abgedruckten Vermerk, im
"übrigen mit der Notiz, daß der Vermerk leider die Namen der Beteiligten unterdrücke.
Wir Nicias ron gotes genaden abbt ze Melkch bekennen, das für uns kome
der erber Hanns Ton Portschalich und bat uns mit vlfiz?. das wir im und seinen
erben geruchten zu verleihen den HaidhofT mit aller seiner zugehorung in Gerol-
tinger pharr gelegen, der von uns und unserm goczhaus ze lehen rürt. Nu haben
wir angesehen des egenanten Hannsen von Portschalich vleissig gepett und dinst
und haben im und sein erben siin und tachtern den obgenanten hoff mit seiner
ingehorung ') verlihen und leihen in auch den wissenileich mit kraft des briefs was
wir in daran ze recht und pilleich leihen suUen oder mUgen, also das sie den
v.Tgenannten Haidhoff mit seiner zugehorung von uns und unserm goczhaus in
Gehens weis innhaben nuczen und gemessen sullen, als lehens und landes ze Oster-
reich recht ist, doch uns und unserm gotzhaus unvergriffenleich an der lehen-
schaft. Mit nrkund dicz briefs mit unserm klainern angehangunden insigel.-) Geben
ze Melkch, an phinztag vor sand Gorgentag, nach Kristi gepurd virzehenhundert
jir and darnach in dem drew und zwainzigisten jare.
6.
1437, AprU 4.
Ursula Tochter weil. Andres Kalberharder, Hausfraw des Hans
Grabner, verzichtet durch ihren Schwager Hans Fleischeß zu Groß-
magel auf alle Erbansprüche an die Hinterlassenschaft ihres ersten
Mannes Mathes Fleischeß.
Original im k. n. k. Hans-, Hof- nnd Staatsarehiv zu Wien, Pergament mit dem ersten ron zwei
N'l?^]», das zweite fehlt. 1. wohlerhalten, IV, 1 A 8: 7 S. Hanns Grahner. — Rdckanfschriflen : I.Älteste
iii itr Mitte ; Liitert. -D — UrsuU (F/eyjcÄM, durchstrichen, darüber :) Andrea tUa Kdberharder lochter
i^'tutfraw dorchstrichen) ridetur peritinere (Auslaut-e ans a) ad Grasinugl 8ub titulo alienorum. D.
2. Dartber Archi rvermerk : 1437, — A' — 8 — Venichtßbr. UrnUa Andre Khelherharder tochter gegen
MiAes Flei$eheßer8 erlttn — 3. Gaoz unten: N. 16. (Diese Nummer unterhalb der ältesten Dorsoal-
'totiz) (1). — Ob auch dieser Teil der Biickaufschrift mit dem Vermerk im Archivkataloge fibereiu-
Ftiraint. Ufit sich derzeit nicht sagen, da Fuchs a. a. 0. diesmal nicht den Vormerk wörtlich abdruckt,
«ofidern ein selbst konzipiertes Regest bringt. Der SchluOsatz der Anmerkung dürfte das Richtige
treffen. Vgl. FHA.*, LIX, 276, Nr. 320 statt 819, mit dem es den Platz tauschen müßte.
Ich Vrsula Andres des Kelberharder seligen tochter und Hannsen des Grabner
elciche hausfraw vergich faer mich und all mein erben und tun chünde offen-
leichen mit dem brieff allen den er furkumbt, die den brief sehent, lesent oder
borest lesen, die nu lebent und hernach künftig werdent, daz ich mich mit güt-
leicben willen unbetwQngenleichen nach des benanten meines lieben manns^^) und
aii^err meiner frewnde rat unde gevallen mit wolbedachtem muet, zu derzeit
^) z an Stelle eines anderen, nicht radierten, aber auch nicht mehr lesbaren
Buchstaben.
') Siehe die textkritische Note zur vorhergehenden Urkunde.
^) Aus monns.
200 ^^- Josef Lampel.
da ich daz mit recht wolgetiin mocht gensleichen venigen und farzicht getan
han, und verzeich mich auch wittenleichen in kraft des briefs aller der eribgüeter,
wie die genannt und wo die gelegen sinde nichtz hindan gesatzt, die weilent mein
erer man Mathes Fleischess seliger hinder im gelazsen hat, die er mir für haini-
stewer marigengab unde Widerlegung rermacht und verschriben het, daz mich
darumb umb solhe mein haimstewer, marigengab und Widerlegung ganz und gar
nach allem meim gutleichem willen enricht habent des vorgenannten Mathesen des
Fleischess bruder Hanns der Fleischezz von Grozzen MQgel und sein sun aacb
Mathes Fleischezz, daran mich also wolbenttegt, und han in auch da durich Qber-
gegebn sollich gemdchtbrief und bestdtt brief, so ich dann umb solhe mein haim-
stewer morigengab und Widerlegung gehabt han und sallen noch wellen auch ich.
vorgenante Ursula, all mein erben noch niemant von nnsern wegen hin für zu
den vorgenannten Hannsen dem Fleischezz, Math essen dem Fleischezz seim ailn
und hinz Enndlein des benanten Hannsen des Fleischezz brttder kinde, daz sew
innhaben und noch nicht vogtper ist und allen im erben noch hinz niemant
von im wegen noch hinz sölhen guetern so mir dann für haimstewer morgen-
gab und Widerlegung verschriben sein gewesen, noch hinz a)lem anderm irm
guet, erib und varunder hab, so sew ietz haben oder noch furbazzer gewinnen«
dhein anspräche, Zuspruch noch vordrung nimer mer haben noch dheins rechtens
darzu jehen, so wir daran haben selten, weder mit recht noch au recht vi!
noch wenig in dheinerlaie weise ungevSrleich, dann nQr aupgenomen ob der
benant mein erer man weilent Mathes Fleischezz icht beraitschaft biet hinder
im gelazzen die noch herfur ch^me oder fanden wurde von weme dez w^r.
waz ich daran erben und haben soU), des han ich mich noch mein erben nich-)
verzigen.^ Und daz die Verzeihung und farzicht hinfur in^) o2>geschribner )
mainung und rechten also ganz stdtt unverchert und auch unzerprochen beleih
und gehalten werde, darüber zu eim vesten sichtigen urchunde gib ich vor-
genante Ursula in den brief besigelten mit des vorgenannten meines lieben
manns Hannsen des Grabner anhangunden insigel, den ich mit fleizz dar umb
gepeten han, das er sein insigel an meiner stat an den brief gehangen hat, dar-
under ich mich für mich selb und für all mein erben mit meinen trewu an aides
stat genzleichen verpunden han, alles daz vollekleichen steet zu halten waz dann
an dem brief geschriben stet, wann ich iecz diezeit dhein gegraben insigel nicht
enhab. Und des ist gezeug durich meiner fleizzigen bet willen der edel Jorig:
der Hochstetter auch mit seinem angehangenn insigel im und seinen erben an
schaden. Geben nach Cristi gepurde virzehundert") jsr und darnach in dem sib^n
und dreizzigisten jare, and sand Ambrosjen tag.
^) 80 auf Rasur.
2) So!
^) g aus cz,
*) Siehe die folgende Note, *oge»chriebet\er^ für obg.
^) jn und das folgende o auf Kasur und durch senkrechten Strich getrennt,
weil nämlich diese nachträglich eingezwängten Buchstaben einander allzunabe
geriickt sind.
ß) Sol
Nachträge zum Aggsbacher Urkundenbuch. 201
7.
1438, Jäimer 27.
Jörg Schauer za Seiterndorf^) yermacht seiner Hausfrau
Dorothea, Tochter Heinrich des Zebleins zu PömroerstalP) mehrere
Lehen, Weingärten und Ackergriinde, dazu die Fahrhabe.
Original im k. and k. Haas-, Hof- and Staatsarchiv, Wien, Pergament, beschädigt; Schrift von
i\v 24. Zeile an gedrängt and mit verändertem Charakter, von drei Siegeln fehlt das erste ganz, von
4*ffi beiden anderen sind nar klägliche Brachstflcke erhalten (2: (Zwinge)«u2or/'. S.) — Rück-
scfsehriflea : 1. am oberen Bande: Litter^ Sehaur von Seittemdorff, 6, b. 2. Gleich darunter aber am-
:> kehrt: 1*38. Yon i* flehen zue Seheittemdorff^ darvon man dem Gattshauß dient 85 ^ 3 metMen habern ;
■!'* kabem hatt ein am . . rnann^) bis dato eingenommen etc. K 9, — y. 5, Tgl. damit den Wortlaut
ie- Vermerkes in den Kogistratura der Kartause Aggsbach bei Fuchs, FRA-, LIX, 276 f., Nr. 321, wo
i.t Vrkande als »verloren gegangen« bezeichnet wird.
Ich Jorig Schawr zu SejterndoriF bekenn für mich und all mein erben und
taen kund offenleich mit dem gegenbnrtigen brief allen lAuten den er furkumbt
Dod gezaigt wirdt, das ich mit wolbedachten muet und gueten willen und mit
parkherren band, zu der zeit da ich das mit recht wolgetuen macht, recht und
redleich durch snnder lieb und trew willen gefuegt und gemacht hab, fueg und
mach auch wissenleich in kraft des briefn meiner lieben eleichen hausfrawn
Dorochtea*) Hainreichs des Zebleins ^) zu Permanstal tachter nach dem landes'') recht
m Osterreich die hernach geschriben stuckh : item von erst das halb lechen gar das
ich zu ir pracht hab und da wir iecz haosleich auf siezen und auch mein tail an
dem halben lechen das wir mit ein ander erchauft haben, und von dem ganzen
lecben allen mann'^) jerleich dient zu dem gotzhaus gen Axpach funfthalben und
achtzigkch phening an sand Michels tag und drei meczen habern auch an sand
Michels tag, und zwen ches zu den phingsten; item mein tail an aim Weingarten
g'enant der Tallinger gelegen im Chirichgraben, den wir auch mit ein ander er-
chaafc haben, da von man jerleich dient zu dem gotzhaus gen Pebrann*^) vir
phentDg an sand Michels tag zu ainem jartag; item mein tail an aim akcher den
mr aach mit ein ander (er)kauft^) haben und da von man jerleich dient zwen
phening an sand Michels tag auch zu dem goczhaus gen Pebrann^) zu dem iecz
benanten jartag, item ain wissen gar gelegen zu Princzeldarff, da von man jer-
leich dient zu der herschaft gen Mollenberg ain wienner helbling an sand Jorigen
tag, item aber ain wissen genant die Tal wissen, dew ich zu ir pracht hab auch
gelegen zu PrinczeldarfT und da von man jerleich dient in der Raydin hoff ze
Princzeldarff ain phening an sand Michels tag. Ich hab ir auch die obgenannten
stückch alle gefuegt und gemacht in solicher mainung: ist das ich und mein ob-
^nante liebe hausfraw chinder mit einander gewunen, dar auf soll dann erst nach
anser paider tod die obgenanten^) stukch mit all ir zue gehorung ledigkleich erben
1) Bei Weiten.
-) Bei Pöggstall.
^) Amtmann?
*) So!
^) Lücke im Pergament, meist durch Moder und Bug bewirkt, in einem
Falle (erkauft) größer.
^) Pebran mit allgemeinem Abklirzungsstrich über dem zweiten Wortteil,
man wurde Pebram erwarten, gemeint ist Pöbring bei Pöggstall.
202 I>f- Josef Lampel.
und gefallen an alle irrung. WAr aber das ich mit dem tad abgieng, ee dan die
benant mein liebe hausfraw und ich ir nicht cbinder lies, dew wir mit einander
bieten oder ob ich ir chinder lies dew wir mit einander bieten, dew auch vor ir
eo abgiengen dan si, so ecboll si dannoch') die obgenanten stnkcb alle mit all ir
zuegehorung unverchilmert ir lebtäg inhaben n&czen und niessn, als solichs
gemechts und landes in Österreich recht ist, und dan nach irem tad her wider
erben und gefallen auf mein nagst erben, da hin es dan rechtleich erben und ge-
fallen soll angevSr. Auch hab ich der vorbenanten meiner lieben eleichen haas-
frawn ledigkleich vermacht all mein varunde hab wie ich dew mit tad hinder mein
las, nichts dar in ausgenomen noch hin dan gesac/t; da mit mag si wol all iren
frnmen geschaffen, wir^) ir das am pesten fuegt. an all meiner erben irrung und
bindernuss angev4r. Auch pin ich obgenanter Jorig Schawr und all mein erben der
egenanten meiner hausfrawn des vorgenanten gemechten ir rechter geber scherm
und furstand für all ansprach, wo ir des mit recht nat beschiecht. als solichs ge-
mechts und varunder hab zu verlarem guet im land se Österreich recht ist; gieng
ir aber daran icht ab oder ob ir chrleg oder ansprach darumb icht auf erstund^,
es wAr von mir oder mein erben oder von wem das war, mit dem rechten davon
si in Bcheden cbem, den selben schaden, wie der genant ist, soll ich ir genzleich
ablegen und widerkeren, und soll si auch das alles haben dacz mir, meinen erben
und auf allen ünserm^) guet, wo wir das indert haben gewinen oder hinder unser
lassen, es sei erib oder varundguet, nichts darin ausgenomen, da soll si dan ir
scheden aller genzleich [von]-'') bechomen als recht ist, als lang unz sei^) wolgenuegt:
das ist unser guetleich wil und wart, wie sein lembtig oder tad. Und des zu ainer
waren urkund u[nd]^) sicherhait des ob geschriben gemechts so gib ich obgenanter
Jorig Schawr für mich und all mein erben meiner vorbenanten lieben eleichen
hausfraun [den] offen brief besidelten ') mit des erbirdigen und geistleichen herren
herrn Vinczencen die zeit prior ze Axpach anhangunden insigel und mit des edeln
Erharten des Zwingendarffer die zeit purkgraf zu MoUenberg, und Mathessen da
Fleischezzen zu Streytbessen auch paider an hangunden insigeln, darumb ich sew
all drei mit vleis gepeten hab, das sew das obgeschriben gemecht damit bestet und
auch bezeugt habent in und all iren erben an schaden und dem gotzhaus ze Axpach
und der herschaft zu MoUenberg unengolten an iren rechten und under die dretr
insigeP) ich mich obgenanter Jorig Schawr und für all mein erben verpind mit memen
trewn an aid stat, alles das war und stete ze haben das an dem brief geschrieben
stet. Der geben ist am mantag nach sand Pawls tag seiner becherung, nach Christi
gepurdt vierzehen hundert jar dar nach in dem acht und dreisigtisten jare etc.
^) Zwei Punkte über dem zweiten n.
') Siehe oben, r wohl statt e und nicht etwa das dialektische vokalische
r statt a; auch könnte r als eine Art Trennungslaut zwischen die beiden »-Laute
eingeschoben sein, endlich aber auch das folgende tV Einfluß genommen haben
auf die Schreibung des vorhergehenden Wortes.
^) Das übergeschriebene o eher einem großen Punkte vergleichbar; el
^) Im folgenden beginnt die gedrängte Schrift.
'•) Größere Moderlücke am Schriftrande.
^) Ä'*!/ für 81/ oder new = sie.
') Siehe unten, S. 206, Anm. 2.
^) Aus inseyel.
Nachträge zum Aggsbacber Urkundenbacb. 203
8.
1441, Dezember 4.
Mitglieder der Familie Fleischeß teilen durcb Lob die Hinter-
!:\s.«enscbaft ihres Vetters Mathes Fleischeß mit Ausnahme derVeste
^ireltbesen sammt Zugehör und eines Drittels von Wein- und Ge-
treidezehent zu Mollendorf, die sie sich noch ungeteilt vorbehalten.
Ori^inAl im k. and k. Ilaus-, Hof- nnd Staatsarchiv, Pergament mit f&nf zum Toll beschädigten
- <ch. 1. IV, A 2 igevierter Schild) Hanria Flcischeße. 2. Desgleichen: *5. Mathes Fleisches. 3. lY. A2
• 'iTald. rechts i^ewendetcr Kabe): Jixeob Schratt. 4. IV, Cl (stark beschädigt): ochsteter.
V ? : (»lark beschädigt): *S. Tkcmi .... ChoIb)en — Rfiekaafschriftcn : 1. Alteste: Kon pertinet
■• noa proprie (st»rk verblaßt). 8. Darunter (XVII. Jahrhundert): Tailbrieff Mathes Fteischef und seiner
:■ r&K'Steret xe Grosmiigl. — 3. t44t. — T. 14, — TheilWrifJf Jea Hei»ches*eriackcn erben underachiedt-
*"- heusrr und giieter narh tertgß hicrinen eivgefiiehrt. - .V. 12. Dieses letzte Regest deckt sich trotz.
• ' ii;«r Abweichungen (besonders Fleischesaerin statt dr>m richtigeren Fleischesaeric}>en) mit dem Ver-
- ^'k in Archirkatalogen von Aggsbach. der nach Fachs, a. a. 0. 283, Nr. 329 »die einzige karze Über-
!«>ferDng der verloren gegangenen Urkunde« ist.
Ich Mathes Fleysches, ich Kathrey, Jacob des Scbartten*) eleiche hausfraw
asd ich If argredt Niklasn des Driimlein eleiche hausfraw alle drew geswistredt
uad Hannsen des Fleisches zu Grassenmugel kinder, wir bekennen all ainhelligk-
leich mit dem offen brief far Uns und all unser erben und tuen menikchleich kunt
illen leuten gegenburtigen und künftigen, den der brief furkumbt auch gelessen
nod gezaigt wirdt von alles des güts nnd hab wegen, so weilent Mathes Fleysches
unser lieber veter, der des obgenanten ünsers lieben vater rechter prueder ist ge-
messen, mit tod und seine kinder hinder inn gelassen haben t, es sein erib gneter
atgen leben purgkchrecht, uberlent wehauste gueter weingerten paumgerten wismad
«aid holz ekcher, es sei acligkünt oder varUntguet, versuecbt oder unversuecht,
wie das alles genant oder wo es gelegen ist, nichts darin ausgenomen, dasselb
alles haben wir obgenante drew geswistredt nach rat gunst willen und wissen
Qosers obgenanten lieben vater, unserr frewnt und ander erber weisser leut rat
cnd mit anserm verainten gnetleichen und wolbedachten willen, das alles mit
einander zu furzicht und mit las getailt und was des iedem zu seinem tail ge-
falen-) ist^), als das ndmlich alles hernach geschriben stSt, damit ledigkchleich
sU sein früm zu schaffen an alle irrung und hindernUss der andern geswistredt
nnd aller irerr erben, dan ausgenomen di vesten Streytbessen mit aller irer zue-
^ehorang in urbar zu dorf zu veld zu holz, es sei waid wismad ekcher oder paun-
gerten nichts dovon gesundert noch her dan gesaczt und auch ausgenomen ain
drittail wein und getrait zehent za MoUendarflf und Vlreichs des leitgeben hoff
doselbs und Erfaarts hoff an dem weinperg, das do Angnessen der Raydin ver-
macht ist zu leibgeding von dem obgenannten Mathessen dem Fleysches unserm
retem, dem got genad, das alles haben wir uns obgenanten drew geswistredt noch
UQgetailt varbebalten zu uns und unserr erben banden, und hinfur damit handien
za anserm frftm nnd nilcz, es sei mit verkaufen oder wie uns das am pesten
ftiegsam ist, ainem als geleich als dem andern trewleich und ungeverlich. Item so
') Siehe oben die Siegel vermerke, Schar Uen statt Schratten.
-) n auf Rasur, siehe die folgende Anmerkung.
^) Nachträglich eingeschoben, um Platz zu schaffen, ist vom vorhergehen-
den gefallen das zweite / radiert und n gleich an das erste angeschlossen worden.
204 ^^' Josef Lampel.
ist mir obgenanten Mathes dem Fleisches zu meinem tail gefallen die bernscb
benanten grünt und gneter: item von erst das bans gelegen under der vesten za
Spicz and doselbs ain weingrueb und mitsambt den pressen and ein garten do pei
gelegen ze nagst des Schrekcben Ray ff haas: item ain waingarten, genant di
Gras purgkcb gelegen ze nagst des Plfikolbem weingartn; item ain weingartn genant
der Spilbergkcb gelegen am Zombergkch zenagät des Saezzen pennt; it«m am
weingartn genant der Tanprukcber an dem vadem Erzperg gelegen ob der Schek*
eben Weingarten; item ain Weingarten genant die Klayn Pargkch gelegen ob des
Tbaman am Art Weingarten: item ain holz im Öeegraben. Die iecz benanten
stokcb and gaeter alle mit allen iren zaegehorangpen sol und mag ich ob-
genanter Mathes Fleysches ledigkleichen und freileichen all mein frttm domit
schaffen. Item so ist mir obgenanten Katbreyn Jacoben des Schratten eieicbe
haasfraw zu meinem tail gefallen die hernach benanten stukch und gueter: item
von erst, item ain behausts guet und ain Weingarten gelegen zwiacben Sand
Johanns und Mawttaren; item ain weingarten gelegen do selbs zu Mawttaren:
item ain weingarten genant die Wenyg Vokchenleytten za nagst des Scharken ^i
Weingarten; item ain holz ekcher wismad genant das Hymelreich gelegen an dem
Krilmmicb ze nngst Hannsen des schuester zu Streytbessen akcher; item ain
zehent zu L^skch des ain drittail ist; item ain akcher genant der Gredler gelegen
ob Streytbessen und stozzt auf die lantstrazz; item zwo wissen gelegen
zwischen Wirenstorff und Tutschaym zu nagst Pauleins Rawchen zu Tntachajm
wissen; item ain wissen gelegen under Pekstall pey dem ziegelstadell zena^?t
Nikieins des sneider zu Pekstal wissen; item ain akcher gelegen ze Tut-
schaym under dem Steffans ze Tutscbaim akcher; item ain weingarten genant das
Kdlhell gelegen ze nagst des Stumbmer weingarten; item zwo fleiscbp^nkcb gelegen
zu Spicz in dem roarkcht. Die iecz benanten stukch und gueter alle mit allen iren
zuegehorungen soll und mag ich obgenante Kathrey ledigkchleichen und frei-
leichen all mein frUm damit geschaffen. Item so ist mir obgenanten Margreden.
Nikiassen des Dramlein eleiche haasfraw, za meinem tail geffallen di hernach
benanten stükcb gült und gaeter mit allen iren zuegehorungen: item von erst der
halb hoff zu Pergaren mit sambt den holden halbem mit zina galten mit aiier
gerechtikait, so zu dem halbem hoff und den holden gebort; item ain weingarten
zu Spicz, genant die 6?as Vokchenleiten gelegen ze nagst des Hewndleins wein-
garten; item ain weingarten do selbs zu Spicz an der Ecbleiten genant der
Moczinger gelegen zunagst des weingarten der do gebort in sand Maryczen zech;
item ain weingarten genant der Frawn weingarten gelegen an der pargkch ^e
nagst des Irrentancz weingarten, der do gehört in die zech. Die iecz benanten
stukch gult und gneter alle mit allen iren zuegehorungen soll und mag ich ob-
genante Margredt auch ledigkchleichen und freileichen all mein friim da mit ge-
schaffen. Und das dew tailung also hinfur also stSt unzebrochen nnd unwider-
ruefleich beleih in obgeschribmer mainung, darumb geben wir obgenante geswistredt
den offen gegenburtigen tailbrieff und des iecz-) geswistredt ainen hat in geleicher
laut. Mit urkunt des briefs besigelten mit unsers obgenanten lieben vater Hannsen
des Fleisches und mit meins obgenanten Mathes des Fleisches unser paider an-
^) r nachtriiglich eingefügt.
2) D. h. «cdez.
Nachträge zam Aggsbacher Urkundenbach. 205
liaBgnnden ioBigel. Und wann ich obgenante Kathrey iecz gegraben i sigel
mcht enhab, so hab ich mit vleis gepeten meinen lieben deichen man
Jacoben den Schraten, das er die sach an meiner stat beatet hat mit seinem
uhaagmiden insigel, dar ander ich mich verpint, alles das war und stet zu
h&ben pei meinen trewn das an dem briefF geschriben stet, doch im an
ichsden; nnd wan ich obgenante Margredt auch aigen insigel nicht enhab, so
bah ich mit yleis gepeten den edeln Jorigen den Hochsteter zu Seyttemdarff, das
er die sach an meiner stat best^t hat, doch im und sein erben an schaden,
darander ich mich verpint, alles das war nnd stet zu haben pei meinen trewn das
an dem brieff g^chriben stet. Darzue so haben wir obgenante drew geswistredt
oiit Tleis gepeten den edeln Thaman den Cholbem, das er sein insigel zu gezeug-
D358 an den brieff gehangen hat, im und all sein erben an schaden. Der geben
ist nach Christi gepurt virczehen hundert jar und in dem ains und virczigkisten
jare, des mantag nach sand Andrestag des heiligen zwelifpotten.
9.
1441, Dezember 22.
Anna, Michel und Wolfgang, Kinder des Peter Kolben, ver-
zichten gegen Abfertigung auf alle Ansprüche an die Erbschaft
Dach Mathes Fleischeß und seinen Kindern.
Original im k. d. k. Haas-, Hof- nnd Staatsarchiv, Wien, Pergament mit dem zweiten wohlorhaltenen
"crwei Siegeln (das erste fehlt): 2. IV, A2: (Runkelrübe) f S. Prmhart. Frtiitstnger. — Rftckauf-
sfbrifteD: 1. 1441 y I, 19 (die arabische Ziffer dorehstrichcn, dafQr weiter unten nach dem Kcgest): NofG.
Zviscben beidien ZifFergrnppen : Versteht etlicher erben umb ihre empfangene erbsehaft attß Mathe» Fleisch-
**iert verloßtutchaft. 2. In der rechten Ecke unten : Spruchbrieff d-ß Kolben Kinder. C. — Fontes Rar.
Acstriacamm, LIX, 8. 283, Nr. S2>( bringen nur den mit der ersten Dorsualnotiz ziemlich gleichlanten-
i'^sYenDcrk im Aggsbacher Archivkatalog, I, 71, II, E. 2, III, V. 7 und bezeichnen die Urkunde selbst
» ». »terioren«.
Ich Anna, ich Michell und ich Wolfgang, alle drew geswistredt, Pettern des
l bolbelns selligen kinder, wir bekennen für Uns und all unser erben und miterben
UDverschaidenleich und tuen kunt offenleich mit dem gegenbürtigen brief allen
Icuten den er fÜrkUmbt und gezaigt wirdt, von B2)Iher zusprüch und vadrung
wegen, so wir gehabt haben hincz Mathesen dem Flejeches und Kathrein Jacoben
des Schraten eleiche hausfraw seiner swester, und hincz Margrethen Niklas des
Drümlein eleiche haasfraw, unser lieber veter und mueraen, von alles des guets
und hab wegen, so weilent Mathes Fleysches und seine chinder selige mit tod hin-
<I?r in lassen habent, es sein hfiusser aigen leben, wehaüste gueter, weingerten
prangerten wismad ekcher holz waid varündgUet, nichts darinn ausgenomen
noch hin dan gesaczt, sunder alles darinn beloszzen, und da für Uns früm leüt von
den obgenanten Mathesen dem Fleisches, Kathrein und Margrethen unserm vetern
Qnd müemen ain sUm gelts gesprochen habent, dar an Uns wol genüegt hat und
der wir auch von inn ze rechten tfigen ausgericht und bezalt sein an all unser
oue und scheden, dar umb wir uns und all unser erben und mit erben nnverschai-
denleich verzeichen aller obgemelter zuesprUch eribschaft und rechten, so wir an
den vorgenanten guetern gehabt haben oder gehaben bieten mUgen^) und tuen
uns der auch in kraft des briefs für uns und all unser erben und mit erben un-
^) Ist zuviel; entweder gehabt hieten oder gehaben mdgen.
206 I>r. JoBef Lampel.
venchaidenleich genzleich zu furzicht, aUo das wir noch all unser erben noch
ander iemant von unsern wegen hinfar darumb gegen den obgenannten Mathes
Fleisches, Kathrein und Magrethen und hincz alfen Iren erben chain znesprüch
noch vadrung nimmer mer haben schallen noch wellen weder mit recht noch ao
recht, geistleich noch weltleich, ze chainerlai weis, weder wenig noch vil, nnge-
verlieh. £s mUgen und schullen dew obgenanten Mathes Fleisches, Katbrey and
Margreth, unser reter und muemen und all ir erben. aach nU lurbas mit den Tor-
genanten gaetern allen iren frumen und nücz woU geschaffen noch allem irem wol-
geffallen^), wie sew verlilst an alles widersprechen unser und aller unserr erben and
mit erben unverschaidenleich und menikchleichs von unsern wegen irrung und
hindernuss ungeverlich. Gieng in aber dar an icht ab oder ob in icht chrieg zQe>
sprUch do von auf er^tüenden von uns oder Unsern erben oder von wem das wir
von unsern wegen, des sew mit recht schaden n^men, das schullen und wellen
wir in alles ausrichten und genzleich widerkeren an all ir mue und scheden uod
schallen aach si das haben dacz uns und unsern erben und miterben unTerscbai-
denleich, darzue auf allen unserm guct, wo wir das indert haben oder hinfar
gewinnen inner lands oder ausser lands, es sei erib oder varundgüet, wie das
alles genant oder wo es gelegen ist, nichts ausgenomen. Das ist alles genczleicb
unser will und wart an all auszüg und widersprechen, wir sein lembtig oder tod.
Und des zu ainer waren urkunt und sicherhait der obgeschriben sach, so geben
wir obgenant Anna, Michel und Wolfgang alle drew geswistred fQr Qns und all
unser erben und mit erben unverschaidenleich den vorgenanten Mathessen dem
Fleisches, Kathrein Jacoben des Schraten eleichen hausfrawn und Margretben,
Niklasen des Dr&mlein eleichen hausfrawn und allen iren erben den offen brief
besidelteu') mit des edeln Niklasen des Senginger zu Senging anhangunden insigel.
den wir mit vleis darumb gepeten haben, damit er dew obgeschriben sach bestet
hat, im und all sein erben an schaden, und under das-^) insigel wir uns obgenant
Anna, Michel und Wolfgang far Uns und all unser erben und miterben unverschai-
denleieh verpinden mit unsern trewn an aid stat, alles daz war und st^t ze haben,
das an den brief geschriben stet. Darzue so haben wir mit vleiss gepeten den
edelen Pernhartten den Frejssinger zu Pergaw, das er sein insigel zu gezeugnus«
an den brief gehangen hat, im und all sein erben an schaden. Der geben ist
nach Christi gepurt virzehen hundert jar und in dem ains und virzigkisten jare, am
freitag nach sand Thamans tag des heiligen zweliffpotten etc.
10.
144^, März 23.
Katharina, Hausfrau des Jakob Schratt, Tochter des Hanns
Fleischeß von Oroßmugl, verkauft ihrer Schwester Margarethe.
Hausfrau des Niklas Drumlein, die ihr in der Erbteilung zugefalle-
nen Güter, die der Herrschaft Pöggstall leisten.
1) So!
^) So! besiegelten; siehe oben S. 202, Anm. 7.
^} So! richtiger des^ für > dessen«.
Nachträge zum Aggsbacher Urkandenbuch. 207
Original im k. u. k Hftns-, Hof- and Staatsarchiv, Wien, Pergament mit zwei von drei Biegein,
i-.r«.! zweites stark gelitten hat (S. Liehart .... pergtr)^ während das dritte gut erhalten ist: IV, A, 2.
. 5. CkätnrM, Sehawmffer. — Das erste fehlt. — Kückaof Schriften: 1. 1442. J. 16 (dio arabische Ziffer
dtirehstrichen, daneben Ton viel späterer Hand) S. 45, — 2. Oegen die rechte Ecke: Liiere venditioni*
ue Fleieekea de gr^ßmugh apparet quod niekil ad nos pertineat. Ultra 90tm anno» enanarunt. —
■ . Unter der darchstrichenen Ziffer : Khau/brif über etliche etuekh und gründ auß voratehundter thaillung.
4. l'W der Jahreszahl umgekehrt; Großmuegel. — Fontes ror. Anstriacamm, LIX, S. 290, Nr. 839 nach
<>a Termerk im Aggsbacher Arehivkatalog, welcher die ftbliehen Abweichangen vom Dorsnal vermerk
kr rrknnde aafweist: das Wort aue voretehender thaiUung in beiden bezieht sich auf Nr. 828 der
Facksschen Edition; oben Nr. 9. von 1-141 Dez. 22.
Ich Kathrey Jacoben des Schratten haasfraw und Hannsen des Fleysehet
von Graamngel tachter bekenn mit dem offen brief far mich und all mein ejrben
aDTonchaidenleich and tuen künt allen leüten gegenbartigen und künftigen den
er farkOmbt und gezaigt wirdt, das ich mit gueten willen und wolbedachten mUet
and XU der zeit da ich es mit recht wotgetun macht, recht und redleich verkauft
hab die hernach benanten stükch und grünt, dew mir zu tailUng an meinen tall
gerallen sind: von erst ain wissen genant di Lankch Wisen gelegen zu Wirens-
tarf. do Ton man jfirleich dient ze purkchrecht zu^) der herschaft Pekstal vir
Wienner phenning nnd nicht merr; item zwo wissen gelegen ze Wirenstorf ze
nagst Pauleins ze Tütschaim wisen, do von man jerleich dient zu purkchrecht zu
der herschaft Pekstal vir phening^); item und ain akcher gelegen ze Tütschaim,
du van man man jerleich dient zu purkchrecht zu der herschaft Pekstall vir
phenning nnd nicht mer; item und ain wissen gelegen zu Pekstall pei dem ziegel-
stadei. dovon man jdrieich dient zu purkchrecht zu der herschaft Pekstall zwenn
Wienner phening und nicht mer, alles an sand Michelstag. Dew iecz benanten
•tokch und grünt mit allen iren zaegehorungen hab ich verkauft und kftUfleich zu
kaafen geben den edelen Margrethen Niklasen des Drumlein hausfrawn meiner
lieben swestern und Thaman dem Volkchlein irem sun meinem lieben vetern und
allen Iren erben umb ain süm gelts, der ich schön von in ausgericht und bezalt
äeio ze rechten tSgen, an all mein m&e und scheden ; und ich hab in auch dew
benanten stukch und grünt mit allen iren zuegohorungen in geantbürt mit
purkeheren banden und mit aller stet als dar zue gebort, aus meiner nücz und ge-
wer inn ir nücz nnd gewer, also das sew nu furbas all iren frumen da mit woU mügen
ßefchafTen mit verseczen verkauffen schaffen machen und geben wem sew wellent an all
ciein und meiner erben irrnng und hindernüss ungeverlich. Ich pin auch obgenante
Kathrej und all mein erben unverschaidenleich der obgenanten Margrethen meiner
lieben swestern und Thaman des Volkchlein meins lieben vetern und aller irer erben
daramb ir rechter schermb und gewer für all rechtleich ansprach als solichs kaufs
purkebrechts und landes ze Österreich recht ißt. Gieng in aber darin icht ab oder
ob in krieg zuesprQch darinn auferstünt von uns oder unsern erben oder von wem
das wir von unsern wegen mit recht, das scbuUen und wellen wir in richtig
machen an all ir mue und scheden und schuUen auch das alles haben dacz mir
and unverschaidenleich dacz allen mein erben und dar zue auf aller unser hab,
^0 wir dew haben gewinnen oder hinder unser lassen in dem laut ze Österreich,
nichts ausgenomen, als lang uncz sew ir scheden genczloich do von bekoment,
ali recht ist. Das ist alles unser gncter wil und wort, wir sein lembtig oder tod.
^) zw aus ze.
') phing, Abkürzungsstrich vergessen.
208 ^'^^ ^^^^^ Lampel.
Mit urkant der briefs besigelt; und wann ich obgenante Kathrej iecz gegraben«
insigel nicht enhab, so hab ich mit vleis gepeten meinen lieben eleichen man
Jaboben den Schratten, daa er den kauf an meiner etat mit seinem anhaognnden
insigell bestet bat, im an schaden, darunder ich mich obgenante Kaihrey für
mich und all mein erben y erpint mit meinen trewen an aider stat, alles das war
und stSt ze haben, das an dem brief geschriben stet. Darzue so hab ich mit rleis
gepeten den edeln Lienhartten den Lasperger, die zeit purgkgraff und landrichter
ze Pekstall, dss er den obgeschriben kauf mit seinem anhangnnden insigel bestet
hat im und all sein erben an schadn und der herschaft zu Pekstall unentgoUen
an iren rechten. Das bezeugt durch meiner vleisigen pet willen der edel Chanrat
Schauehinger die zeit phleger zu Pebraren mit seinem anhangunden insigel, im
und sein erben an schaden. Der geben ist nach Christi gepurt virzehenhandert jar
und darnach in dem zwai und virzigkisten jar, an freitag ror dem heiligen palein
tag etc.
11.
1443, Janner 17.
Margret, Hausfrau des Niklas DrUmlein, Tochter Hanns de»
Fleischeß, verkauft ihrem Sohne Thomas dem Völklein ihr Erbteil
von den Kindern weiland ihres Vetters. Mathes des Fleischeß.
Original im k. u. k. Haus-, Hof- nnd Staatsarchiv, Wien, Pergament, von drei Siegeln fehlt ia^
mittlere, die beiden anderen sind wohlcrhalton : 1. IV, A 2: (K&lberkopf) f. S. JUry. Ch'fiberharritr. —
3. IVA 2: (Runkelrübe^ t .S. Ptruhart . Freissin-jer. — RQckaufschriften : 1. UiS^ J t6. Diese araMs.^
Ziffer durchstrichen: statt dessen unter drm Begest: K. i2. Zwischen beiden das Kege&t: Khnufbr-
ithfr etliche atukh und gueter a^ß der Fieis^hesserischen thaiUnng Tkitman VbOcheln gegtl*.n, — In Fnat- <
rcr. Austriacarnm, LIX, S. 290 nach Kr. 319. wohin sie gehören wftrde, nicht enthalten, obwohl &::•
zweifelhaft dem Aggsbachcr Archiv angehörend
luh Margret weilent Hannsen des Fleisches Billigen tachter, dem got genad.
und icczund Niclasen des Driimleins eicicbo hausfraw vergich filr mich unJ all
mein eriben und tun kund oflft*nlich mit dem brief allen leuten lembtigen nni
künftigen, das ich mit wolbedächtem muet mit guetem willen, nach rat frummer
leat, zu der zeit da ich daz rechtlich wol getun mocht, recht und redlich verkauft
hab alles daz guet und eribtail so mich anerstorben ist von meines vettern Mztbesec
des Fleisches säligen kinderen, den got genädig sei. Item von ers^t ain drittail an
der vessten Streytwisen mit seiner zuegebörung, item drei Weingärten gelegen z \
Spicz, ainer genant di Vockenleyten, der ander genant der Moczinger, der dritt
genant daz FrawnweigArtel di all drei purkrecht sind von der herrschaft z.
Spicz; item den halben hof zu Pergaren mit seiner zuegehfirung, gelegen ob
Poxstal, der da lehen ist; item und ain drittail aus ainem leibgeding gelegen ?"
Mollendörf, da& auch lehen ist, und auch ander guet, es sei eribguet oder varnDtl*
guet, in welichor herrschaft daz gelegen ist, nichcz ausgenommen an gev&r. Da5*
selbig alles hab ich obgenante Margret zu kaufen gegeben meinem lieben ȟn
Thoman dem Volklein und allen seinen eriben umb ain summ geltz der ich ucii
all mein eriben von im und seinen eriben gänczlich ausgericht und wezalt sein lu
rechter zeit an allen schaden. Ich hab im auch daz alles aufgeben und in geantwnit
aus meiner nucz und gewer in sein nucz und gewerschafr, allen seinen frummeo
hinfur damit zu schaffen, wie in verlust, mit verseczen verkaufen schaffen macben
Nachtrag zam Agg^sbacher Urkandenbach. 209
imd geben wem er wil, an mein und aller meiner eriben frewnt and an minikleichs
Ton mein wegen krieg irrang und widersprechen. Ich pin aach des kaufs sein
rechter gewer schermb und ftlrstant für all rechtleich ansprach, als solichs aigens
gnetz, lehens und purkrechts schermbs recht ist in dem lande ze Ostereich. Gieng
im aber an der gewerschaft hinfQr icht ab oder ob im icht krieg oder ansprach darinn
anfent&nd mit recht, des er oder sein eriben zu schaden kämen von mir oder meinen
eriben, denaelbigen schaden allen gelob ich im, obgenante Margret ganz abtragen,
ausrichten und widercheren an all sein müe und schaden, und schol daz haben
za mir und zu allen meinen eriben unverschaidenleich und auf aller meiner hab
ond guet daz ich indert hab oder hinfilr gewinn, es sei eribguet oder varundguet,
nichts ausgenomen, ungevärlich; daz ist allzeit mein gaeter will, ich sei lembtig
oder tod. Und des zu nrkünd gib ich obgenante Magret dem obgenanten meinem
liaben san Thoman dem Volklein und sein eriben für mich und all mein eriben
den prief besigelten mit des edlen Jörigen des Kelberharder d'iezeit phleger zu
Spicz und parckherr der obgenanten dreier Weingärten, was er zu recht daran be-
stitten schol oder mag, anstat des durchleuchtigen hochgeporen fUrsten und herren
bem Albrechten pfaltzgraf bei Rein herzogen in Bajren und grafen zu Yoburg etc.
anhangunden iosigel, den ich obgenante Magret mit sunderem vleis darumb ge-
peten hab, im und allen seinen eriben an schaden. Und wann ich, obgenante
Margret, ai^en insigel nicht enhab, so hab ich doch mit vleis gepeten den edlen
Wolfgangen den Missinger, daz er den kauf an meiner stat mit seinem anhangunden
insigel best&tt hat, im und seinen eriben an schaden, hinder den ich mich verpint
mit meinen trewn alles daz war und statt zu halten was oben an dem brief ge-
schriben stet. Des ist gezeug durch meiner vleissiger gepet willen der edel Perenhart
i'Veysinger auch mit seinem anhangunden insigel, im und seinen eriben an schaden.
Geben an sand Anthony tag des heiligen abbts, als man zalt von Cristi gepürd
vieizehen hundert jar und darnach in dem dreu und vierzigisten jare.
12.
1443, Angnst 13.
Peter Stern und seine Hausfrau Kathrei verkaufen dem Thomas
V5lls, Bürger zu Spitz, ihren Weingarten bei Wesendorf, der drei
Wiener Pfund jährlich zu Burgrecht dient.
Origiml in k. nnd k. Hans-, Hof- und Staatsarchiv, Wien, Pergament, zwei Siegel fehlen. —
BfickaafKliriften: 1. Älteste, swisehen den beiden Pressein: K IS (durchstrichen, daneben) 19 (gleichfalls
darekätriehen) damnter: An{1) den VoU»erkaufbr.ttrvatur{1) etitkm super protteHonem(1). 2. Jflnger darfiber:
!M. — H — 20 (darcbstrichen, daneben:) K. 108, darunter: Kluatfhr. umh ein Weingarten *u Weeen-
^. Von denselben Hfinden, die anch jene anderen Dorsnalnotizen auf Aggsbaeher Urkunden gesetzt
kst«n, -welche sich mit den Yennerken in der Begistratura decken. Ygl. besonders die Vermerke auf
Qi*5«rer Hr. 17 (Fachs 359). Ich glaube daher auch nicht recht an das Fehlen dieses Eintrages in die
B«fistntara, um so weniger, als die zugehörige Urkunde doch eine unzweifelhafte Ei^änzung zu
5r. SIO bUdet.
Ich Peter Stemn zu Achspach und ich Kathrei sein hausfraw bekennen für
02» und all unseren erben und tun kund offenleich mit dem brief allen den er
foikumbt, das wir mit guetem willen und wolbedachtem muet, zu der zeit do w¥r
du mit recht wolgetQn möchten und mit purgkherren banden verkauft haben
OBseren ledigen unverkumerten Weingarten gelegen bei Wesendorf zenagst des
Jahrbuch d. Y. f. Landeskunde. 1907. 14
210 ^'- «^oBef Lampel.
Zawner von Steir Weingarten, dovftn man jerleich ze purgkrecht geit Wolfgaa^
dem Habragker ze Wesendorf in sein haus, das Thomans des Habrngker seins
▼ater daselbe geweien ist, an sand Michels tag drei wienner phening and nicht
mer den iczbenanten Weingarten mit seiner zugehörang als wir den in pürgk-
rechts gewer unversprochenleich innegehabt haben, haben wir recht und red-
leichen verkauft und ze kaufen geben dem erberen Thoman dem YOliaen barger
ze Spicz und seinen erben nmb ain sum gelte, der wir von im ganz ansgericht
und bezallt sein ze rechten tagen an all schSden, in solher mainung and gerecbtig-
keit, das er und sein erben den obgenanten Weingarten f&rbass ledigkleich and
yreileich suUen innhaben, nuczen und niessen und allen iren Irnmmen damit be-
trachten, rersetzen, rerkaufen, schaffen, machen und geben wem si wellent, an
uns, unser erben und an menigkleichs irrung und widersprechen. Wir und ooier
erben sein auch des obgenanten Weingarten und kaufe Vr recht gewer schermb
und fUrstand für all krieg und ansprach, alsoft in des notdurft beschiecht mit
recht, als dann selbes kaufs und purgkrechts scherembs recht ist in dem lande ze
Osterreich. Gieng in aber daran icht ab oder das in icht krieg zAsprüch oder anfell
daran auferstunden von uns, unseren erben oder von wem das wSr, Ton onsern
wegen mit recht, des sew ze scheden kernen, dieselben scheden geloben wir in ab-
zetragen und söleich krieg und ansprach ganz richtig ze machen, an all ir muc
und scheden; und suUen si das alles haben ze ans, unseren erben onTerschaiden-
leich und darzQ auf allem unserm gut erb und yarunder hab, so wir indert haben,
gewinnen und hinder unser lassen in dem lande ze Osterreich oder wo wir dai
haben, nichts darinn ausgenomen, das ist unser g^ter will, wir sein lembtig oder
tod ungeverleich. Mit ttrkund des briefs, bestät mit des obgenanten pUrgkherren
Wolfgang des Habrngker bestättung, den wir vleissigkleich darumb gebeten haben.
Und wann ich tczbenanter purgkherr selbs aigen insigel nicht enhab, so hab ich
rleissigkleich gebeten den erberen Stephan von Lewbein, burger ze Wesendorf, da«
er den obgeschriben kauf an meiner stat bestAt hat mit seinem anhanganden insigel
Im und mir und unseren baiden erben an schaden. Und des Ist gezeog der erber
Paul Wellmingkcher ze Jewching mit seinem anhanganden insigel, den ich Tor-
genanter Peter Sternn und ich Kathrei sein hausfraw mit vleiß daramb gebeten
haben, im un seinen erben an schaden, darhinder wir uns mit unseren trewn rer-
pinden, war und st&t ze halten was an dem brief geschriben stet. Gtoben nacb
Christi geburd im Tirzehenhundert und drewundvirzigistem jar, an eritag nach aand
Larenczen des heiligen martr^r.
13.
1448, Aag:n8t 14.
Kathrej, Hausfrau des Jakob Schratt, verkauft ihrem Vetter
Thomas Völklein ErbschaftsansprUche auf Güter und Gründe in der
Pfarre Groflmugl.
Originsl im k. und k. Hans-, Hof- und Staatsarehiv, Pergament, drei Sie^l fehlsn. Bfick»&f'
sehriften: 1. Alteste, wahrscheinlich gleichseitige, unmittelbar über den Siegelsohnikten : Bee Uiurt
perfinent auper eunam in Gro*»enmugel el eoneordia pnerorum euni Panyrodo Jtojcfcag, qae t^^
diUfietUer tervari pro pueri* VoVdmi et etiam nobi* ex parte euri« empte ab pmtri» VoOUimi. 2. Jlüigcre
Begifttratarvennerk) 1443 K 10^ darunter dan Regest : Vernch^fibritf am kqf au Gräften Mufl ^
Nachträge zum Aggsbacher Urkondenbach. 211
miere gnatdMtßekh aldort gOegen gegen Tkoman ToftAeln. 3. Dunntar ganz jang : N. 97. — Fontes
Ber. Attstriaeftrnm. LIX, S. 299, Nr. 842, nach dem Termerk im Agfsbacber Archiykataloge. I. 76;
II, H. 10, welcher Vermerk wörtlich mit dem Begistratnnrermerk anf der Urkunde übereinstimmt,
cur daS der Ziflemteil daselbst voraasgeht und im Archivkatalog durch dt aimo an das Regest an-
gtgliedert ist.
Ich Kathrei, Jacoben des Schraten haiufraw and Hannsen des Fleischessen
dLligen tochter, ich Jacob Schrat ir man bekennen für ans and all unser eriben
and tuen kund offenleich mit dem brief allen leuten, lembtigen and künftigen, amb
all die eribschaft und gerechtikait so ich gehabt hab an den hernach geschriben
Stacken gaetem and grünten: item von erst der hof gelegen sbu Grossenmugel
zenagst des Schalhasen von dem man jftrleich dient an sand JOrgen tag ain pfund
phonning and an sand Michelstag ain pfand phennlng and rierundzwainzick
phenning ze weisat; item sechs jeach acker genant der geren, davon man dient
ze parckrecht an sand Michelstag von ieder jeachart zwen phenning; item ain')
acker genani der Weingartacker, des fünf jeach sind, davon man dient ze parck-
recht an sand Michelstag von ieder jeachart zwen phenning; item and zwai vier-
iail Weingarten gelegen am Parckstal, davon man dient ze perckrecht von iedem
nertail weigarten ain viertail most, den vorgenanten dienst parkrecht and perck-
recht alle« gehört ze dienn za dem erwirdigen gotzhaas dem prior zu Achspach
Unser frawn partten, Karthaser ordens, and allen iren nachkomen; item und
aio viertail Weingarten gelegen zu Stainenprann, daz da parckrecht ist von dem
edlen Wolfgangen dem Missendorffer und dient im jirleich davon zu parckrecht
an sand Michelstag acht phenning; item und ain werd und acker gelegen ze
Kaseldorf, davon man dient ze parckrecht an sand Michelstag in das hnebambt
gen Newnbargk fünfzick phenning und daz alles gelegen in Grossenmugler pfarr.
In den vorgenanten stucken gaetem grünten allen hab ich obgenante Kathrei
ain drittail von eribtails wegen gehabt und das mir von meinem lieben vater
Hannsen dem Fleischess eiligen mit tod ledig warden ist und darinn hat mein
Uebe steufmueter Dorothea auf dem vorgemelten hof halben und auf dem vor-
genanten acker genant der Geren und auf den vorgenanten zwain virtal Wein-
garten gelegen am Purckstal, daraaf hat sie leibgeding nach landesr echten ir leb-
t^g.-) Die Torgemelt mein eribschaft und gerechtikait an den vorgenanten stucken
goetem and grünten allen mitsambt der vorgemelten Wartung in dem allen, nichtz
auigenomen, hab ich obgenante Kathrei recht und redleich ze kaufen geben
meinem lieben vettern Thaman dem Völklein and sein eriben umb^) ain summ
geltz, der ich ganz und gar ausgericht und gewert bin zu rechten tdgen an all
schaden« Es mag auch nu hinfdr der vorgenant mein veter und sein eriben mit
dem vorgemelten eribtail und gerech tigkait mitsambt der vorgemelten Wartung
schaffen all ir frumen, wie sew verlust, mit verkaufen verseczen schaffen machen
and geben wem sew wellent an mein und aller meiner eriben und mdnickleichs
von mein wegen krieg und widerred. Ich pin auch darumb, ich obgenante Kathrei,
für mich und all mein eriben des obgenanten meins lieben vettern und aller seiner
eriben des ir rechter gewer scherem und fürstant für all rechtleich ansprach als
soleichs kaa& diensp^rs gutz purckrechtz perckrechtz und landes ze Osterreich recht
^) Durch Hasur gebessert aus tmtf, vgl. die Eingänge der folgenden Absätze.
') Uhtt^g aus lentt^g.
') Wiederholt; das erstemal gebessert aus vmd.
14*
212 ^r. Josef lAmpel.
iit. Gieng; in aber darinn icht ab oder ob in icht krieg zOsprlich oder infSlI darinn^
auferstunden von uns unseren eriben oder von wem daz wir Ton unseren wegen
mit recht, das schüUen wir in alles richtig machen an all ir müe und schMen
und sullen auch daz alles haben zu uns, unseren eriben unverschaidenleich und
darzue auf allen unsem eriben und guetem, es sei erib oder Tanindgut nichts
ausgenomen, daz wir icznnd haben oder hinfilr gewinnen, davon mögen sew aller
ir schaden wechömen, so sew nagst und rechtleich ist mttgen^), alles trewlich und
ungeverleich; und das ist alles unser gtttleicher will, wir sein lembtig oder tod.
Und des zu urkund so gib ich obgenante Kathrey für mich und all mein eriben
dem obgenanten meinem lieben vettern Thaman dem Vdlktein und allen seinen
eriben den offennbrief besigelten mit des erwirdig^n geistleichen herren hern
Yincenczen, prior zu Achspach Unser frawn partteo, Kartuser ordens, anhangun-
den insigel, im, seinen goczhaus und nachkomen an schaden und un vergriffen*
leich an iren rechten, darumb ich in mit sunderem fleis gepeten hab, darunder
ich mich verpint mit meinen trewn an aides stat alles daz war und st4t zu habend
was an dem brief geschriben stet. Und das westAtt auch mein lieber man Jacob
Schrat auch mit seinen anhangunden insigel, dabtnder ich mich auch verpint.
wann ich selber iezuud aigen insigel nicht enhab. Und daz bezeugt durch meiner
fleizzigen gepett willen der edel Thaman Cholb auch mit seinen anhangunden
insigel, im und seinen eriben an schaden. Qeben an unser lieben frawn abent
asBumpcionis, als man zait von Christi gepürd vierzenhundert jar und darnach in
dem drew und vierzigisten jar.
14.
1448, September 13, Wien.
Kardinaldiakon Johannes tit. Sti. Angeli, päpstlicher Spezial-
legat, erteilt allen, welche die Kirche St. Johanns des Täufers in
Gerolding besuchen, oder ihre Einkünfte vermehren, lOOtägigen
Ablaß der Sündenstrafen.
Original im k. und k. Haas-, Hof- und Staatoarehiv, Wien ; Pergament, Siegel fehlt. Rflckaaf-
Bchriftan : 1. Ältere: Johanneti S, Angeli eardmali* legatus a latere e die* tndtttfftntiarum m eceletiaat
S. Johannu in OeroUing. 2. Später: X. 1. — N. 1, (diese etwas Utor). 8. Jangster Registratarrerm«'k :
144S, iJ. 9 — . J. N. 3.
Johannes miseracione divina sancti Angeli sacrosancte Bomane ocelesie
diaconüs cardinalis in Germanie et nonnulis aliis partibus apostolie sedis de
latere legatus specialiter deputatus universis Christi fidelibns presentes litteras
inspecturis salutem in domino sempitemam. Splendor pateme glorie qui sua mnn-
dum illuminat ineffabili claritate pia vota fideliam de ipsius dementissima maie-
State sperantium tunc precipue benigno favore prosequitur, cum devota ipsonun
humilitas sanctorüm precibus et meritis adiuvatur. ') Cupientes igitur, ut ecdesia
parrochialis sancti Johannis baptiste in Gerolting, Pataviensis diocesis, congruis fre-
quentetur honoribus fidelesque ipsi eo libencius devocionis causa oonfluant ad
eandem, quo ibidem dono celestis gracie uberius conspezerint se refectoa, a Christi
^) darjfin ans darinn.
') So!
^) adiuftatur.
Nachträge zum Aggsbacher Urkandenbach. 213
qooqae fidelibns ingiter Teneretor, de oniDipotentia dei miiericordia et beatomm
Petri et ^[lali, apoBtolorum eias, aactoritate conüii omnibas vero^) penitentibus et
confeMie qui dictam eccleBiam in Nativitat», circumcisionis, epjphanie, reeur-
rectionis, ascensionis et corporis domiui noatri Jesa Christi ac penthecostesi nee
Bon in natiritatis porificacionis annänciacionis et assümpcionis sancte Marie vir-
ginis ae natiritatis aancti Johannis baptiste dictoram Petri et Pauli apostolornm,
tancti Johannis prefali decoUacionis ac ipsius ecciesie dedicacionis festivitatibus
omntunaqae sanctomm celebritate ^) derote yisitarerint, annfiatim et ad reparacionem
ipsius ecciesie calicnmque librorum et aliorüm ornamentomm pro divino cultu inibi
eelebrando neeessariorum conservacionem ac eiusdem ecciesie redditüäm angmenta-
cionem qnocienscunqne manäs porrexerint adintrices, nos cordinalis et legatus
prefatus pro qnalibet ipsarum celebritatis et festivitatum centum dies indulgen-
eiarum de iniänctis eis penitentiis misericorditer in domino relazamüs, presentibus
▼ero perpeti'iis f^taris temporibus duratnris. In quorum omniüm et singuUorum
6deni et testimoninm premissomm presentes litteras exinde fieri et per secretarium
aoitmm subscribi nostriqne sigilli oblongi iussimus et fecimns appensione com-
moniri. Datnm Wienne Pataviensis diocesis, sub anno a nativitate domini millesimo
qaadringentesimo quadragesimo octavo, indictione undecima, die Tero tertiadecima
mensis septembris, pontificatus sanctissimi, in Christo patris et domini nostrii domini
Kicoial divina providencia pape qninti anno secundo.
Anf der PHm : 1 in der Mitte iwisehen den SiegvUehnitten : e diet indutgeneiarum. 2 rechts :
/0. VttuUier, »ecrttariu». e. d. Diese zwei Bachstaben, welche centum die* bedenten, wieder von
anderer Hand.
15.
1458, Mars 10.
Geschwister Kiegler zu Wesendorf und Gebrüder Schrautann
▼ erkaufen dem Hanns Biegler und seiner Hausfrau ihren Teil am
Weingarten zur Püchel- peunt^) um lOV] Pfund Pfennig.
Original im k. a. k. Haas-, Hof- und Staatsarehiv, Pergament; von zwei Siegel fehlt das
«ist« bis aaf die Pressel, am zweiten ist nur erkennbar, dafl es als IV, C, ins Schema gehört; die Um-
schrift ist abgebröckelt. — Bttckanfsehriften : 1. Bechts unten: ÄhUuung vinw Peuntel per Rigler ab
cmicis tm*. 2. Unmittelbar darunter in blasserer Schrift: Apparei t»ae vinea Rigler prope Weiseen-
breheH. 2J. 8. Links oben in der entgegengesetzten Ecke: Sichü video pro nobie poete. 4. In der Mitte
oben, von verschiedenen Binden: 1462' — H — 2i (dies durchstrichen statt dessen unten): N. 6t.
Zwischen beiden Ziffern : Kkuwjhfrit^f iiter am toetni^arfen lu Pi^lpeünt b. Auf und neben den Pressein :
K 29 (durchstrichen) 28 (8 durchstrichen, daneben :) 4 ; anf der Pressel : 28. — > Mit der Aufschrift 4 deckt
»eh grdfltenteils der Vermerk im Archivkatalog, wie ihn Fuchs a. a. 0. 803, Nr. 359, bringt. Seine
y«mutnng Ober die Lage des Weinberges bei Joching, woselbst dieser auch laut Administrativkarte
Nr. 48 links oben, zu suchen ist, deckt sich wohl mit der des Schreibers der zweiten Dorsualnotiz.
Ich Wolfgang Rigläri ich Jorig Riglar, ich Erhart Riglar, al drei gesessen zu
Wessendorff, und ich Vrsula, Anna, Barbara und Elspet, al vier swestem der obgenanten
Biglär, bechennen ainhellichleich auf einem tail, und ich Petter Schrawtann und
ich Chunz Schrawtann gebrueder desjtndem tails, bechennen für uns und für al unser
eriben and miteriben und tfln chund offenleich mit dem brieff allen den er für-
^) Statt vere,
^ a Korrektur.
^ Über die Örtlichkeit gibt die zweite RUckaufschrift Auskunft.
214 ^f* Josef Lampel.
chumpt ^e genburtigeii und chunftigen, dM wir veraintleich und mit wol verdachtem
mUett und gnetem willen, bq der seit do wir das mit recht wolgetanD machten ond
mit porkcherren handen Tercbanft und absalossen geben haben nnsem Weingarten,
der do gelegen ist eu PQchelpennt znnagst des Zawnner Weingarten von Steir; Ton
dem Weingarten man jerleich gibt bo purkchrecht drei phenning^) an sand Micheb tag
und nicht mer, dem Chreinlein zu Jenching in sein haus. Den obgenanten Weingarten,
nuczen und rechten so darzne gehorrent und dovan^) bechommen mag, haben wir
also verchanft und absulossen geben Hanssen dem fiiglär und Barbara seiner
hausfrawn und irren beiden eriben zu seinen rechten und eribtaillen, ao er mit
sambt uns daran gehabt hat, umb ainlefthalb phund phenning^), der wir ron inn
ganz und gar ausgericht und bezalt sein zu rechten tSgen an all scliAden hin*
für ledichleich allen irren frum damit schaffen, inhaben, nuczen und geniessen,
verscezen, Terchauffen, schaffen, machen und geben wem und sew wellent ann
alle irrung und hindemus. Wir sein auch dee obgenanten chanfs und ablQssiug
ir rechter gewer schermb uud furstand fai all rechtlich ansprach als chauli ab-
lossung und porkchrecht recht ist in dem land zu Osterreich; und was inn mit
recht daran abget, des si zu schaden chOmen dieselbing schaden wellen wir imi
ablegen und widercherren an widerred; und das schnllen si haben auf ans allen
unyerschaidenleich und auf unsem eriben und miteriben und darzue auf aller
unser hab, wir sein lembtig oder tod. Mit nrehund des briefs bestet. Und wann
ich obgenanter purkcherr aigen insigdel') nicht enhab, so hab ich doch mit rhh
gepeten den edeln Hannssen den Lilingvelder gesessen zu Jeuching, das er sein
insigdel ') an meiner stat an den brieff gehangen hat, doch im und mir und unter
baiden eriben an schaden; und des ist auch gezeug durich unser aller obgenanten
▼leissiger gebet willen der edel Jorig Uanber diezeit hoftnaister in Poltinger hoff
zu Jeuching auch mit seinem anhangunden insigdeP), doch im und seinen eriben an
schaden ; und darunder wir uns all obgenant verpinten an aides stat, alles das war
und stät zu haben das oben an dem brieff geschriben stet. Der geben ist nach
Christi gepurd yierzehenhundert jar und darnach im zwaiundfunfchkisten^) jar,
des freitags von sand GregOring tag des heiling lerrer.
16.
1457, April 7.
Der Sohn und die beiden Stieftöchter des Stephan Schauer tu
Seiterndorf verzichten zu dessen Gunsten gegen eine Geldentschi-
digung auf ihr mütterliches Erbteil.
Original Im k. n. k. Haot-, Hof- und Staatsarcbir, Wien, Peifunent, teilweise mit enger Sekhft,
mit Tinte bespritst. tnmal die lehr sehmele Plica: drei Siegel fehlen; loser Siegelrett, der einen
Plag la zeigen scheint und den Bchlnfi der Umschrift fif (7); ob hieher gehörig? Blkekuf-
sehriften : 1 . Seitlich am linken Rande : Litttra Hans Sekateer in Stiterdcrff, — 2. Darunter rerteidt-
IfHtff darinn angtuaigt ein dienat gein Axspaeh gehorind bb. a, a. (diese letzten zwei darehetriehen). ->
S. Unterhalb der Mitte: 14S7 — K— i8 (darchetriehen, statt desaen weiter nnten, ^Vo. P. Daswisehen:
^) Ausgeschrieben.
') douan.
3) So!
*) So! statt S3 funfzchkisien.
Nachträge zum Aggsbacher Urkandenbach. 215
VerädUrifHef eüiehar erften teegen empfangener erbsehaft von einem guet su Scheittemdor/. — R&ckaaf-
lekrifien fkst vdrüieb Uberaiiiftininend mit dem ton Fachs •. ». 0. S. 811, Nr. 878 eingerflokt«n
Tomerk ms dem ▲rchtrskatalog der Kartaase AggsVaeh. Aach hier meint der Heransgeber »obige
ürkonde mnfi als rerloren geltenc. Über die Art wie sie ins Aggsbacher Archiv gelangt, stellt er eine
geviA ntreffende Yermatong auf; es könnte auch Deponierang stattgefonden haben.
Ich HannB Schawer gesessen zn Seittemdorf, ich Kathry Hannsen des Majr
SU Setttemdorf eleiehe hausfraw, ich Elspett Kolmans des Lneffen zu Tölan eleiche
bAasfraw, alle drew geswistred, b'ir bekennen offenlich mit dem brief füer uns und
ill unser erben and tiln mSnigkleich künd allen lenten gegenbttrtigen und künf-
tigoi von aller der zQspräch nnd Tadrong wegen so wir gehabt haben hinz mein»
obgenanten Hannsen rechter vater and anser obgenanter baider swester stewf-
Tftter Stephan dem Schawer zu Seyttrendorf von alles des güts and hab wegen so
onier liebe rechte maeter Margreth sein erere eleichew haasfraw, der got genad,
in sein gewaltsamb bracht hat, es sei erib oder Tarondgüt oder was sew baide
miteinander mit gesambter hant erkanft erarbait and zuwegen bracht haben and
was des die obgenannt Margreth anser rechte miieter mit tod hinder Xr gelassen
hat, nichts darinn aasgenomen and besanderleich von der hernach beschriben
Btüpcch]^) grünt and güeter wegen: von erst das lehen za Seittemdorf gelegen za
nagst Ylreichs de[s Tjanner lehen daselbs davon [man j6r]leich dient za dem
erwirdigen gotzhaafi gen Agspach Unsrer frawn porten CharttUser or[dens] ain
halb phant phenning [an] sand Michelstag and die halb wisen im Nassenlach,
daron man dient dem pharrer za Lostorf drei helbling and die wisen za Cher-
bach, davon man dient Jorigen des HOchstetter seligen chinder in Iren hof za
Sejttmdorf virdhalben phenning and ain acker za Mörens in Rewtern, davon
man jerlich dient gen Eberstarf aaffem perg in den ambthof vier phenning, and
adn acker za Tolan in Beatteren, davon man dient newn phenning; die iecz-
benanten parkrecht dient man albe^) an sand Michelstag. Die ieczbenanten stükch
grfint and gtteter habent die obgenanten anser rechter vater and stewfvater and
QBser rechte müeter baide miteinander gekanft, and dieselben halbe mit halber
zngehörOng wlren nach des obgenanten ansers vater and stewfvater mit') tod
auf ans obgenante geswistred gefallen, was ans za unsrem tau and unseren erben
darinn rechtlich geparet biet von erbleicher gerechtikait wegen. Umb die vor-
genanten Zuspruch vadrttng wartüng and gerechtikait all, so wir oder anser erben
darinn gehabt bieten oder hinfuer gehaben bieten mögen, daramb habent ans
frnmb erber weis leat baidtail mit anser baidertail willen and wissen miteinander
gericht and geaint, dabei es hinfiir beleibn schol an all aaszüg getrewlich and
QDgeverlicb, also das ans der obgenant anser rechter vater and stewfvater faer
die vorgemelten anser zusprach vadrnng and wartang ain beraite snmb gelcz
gegeben hat, der wir von im and seiner deichen haasfrawn Elspeten ganz and
gar gerieht and bezalt sein za rechten tagen an allen schaden. Daramb so ver-
zeich wir uns der obgenanten stÜkch grünt and güeter aller, daengegen chain
zäsprüch zu haben weder mit recht noch an recht, geistleich noch weltleich in
chainerlai weis angeverleich, dann aasgenommen, ob mir obgenanten Hanns
Sehawrer der tod icht geh, das ich rechtleich erben schol von vätterleichs erbtails
i) [] Tintenfleck.
*) So! halbe? gewifi nicht, eher allbeg = allewege.
^ Scheint überflüssig.
216 ^^' Josef Lampel, Nachtr&ge zum Ag^gsbacher Urkundenbuch.
wegen, des veneich ich mich nicht. Es schOUn und mögen aach der benannt
Stephan Schawrer, Elspet sein hansfraw mit den benanten stakchen und grflnten
nnd mit aller varanden hab damit schaffen all ir frttmb mit verseczen, Terkanfen,
schaffen, machen und geben wem sew wellen an uns, aller unser erben and an
m€nigkleich[s vo]a^) unsern wegen irrung und hindemttss ungeverlich. Bescbich
aber das in icht krieg oder ansprach darinn aaferstUenden, es war von qdi.
unsern erben oder von wem das war von uneem wegen, das sew zuschaden
kernen mit dem rechten, dieselben schaden schüllen sew haben und der bekomen
zu uns, all unseren erben und darzu auf all unsern erben und guftte[m so]-) wir
haben gewQnen oder binder unser lassen, nichts darinne ausgenomen; davon
mOgen sew aller irer scheden bekOm[en]^), so sew nächst und rechtlichist m5gtn,
das ist unser guttlicher will an all auszüg und widerred getrewlich und ung^e-
verlieh, wir sein lembtig oder tod. Und des zU urkund geben wir obgenante
geswistred für uns und all unser erben den offenn brief dem benanten Stephao
Schawrer meins obgenanten Hanns Schawrer rechter vater und unser baider
swestem stefvater und Elspeten seiner eleichen hausfrawn und iren beiden erben
besigelten mit des erwirdigen geistleichen herren hem Thoroann prior des ob-
genanten gotzhauss zu Agspach anhangunden insigill, darumb wir in mit vUbi
gepeten haben, doch im und seim gotzhaus an schaden und an iren rechten nn-
vergriffenleich, darhinder wir uns obgenante geswistred verpinden mit unsern
trewn an aidestatj alles das war und stet zu haben das an dem brief gescbribcs
stet, und besigelt mit der edeln frawn, frawn Vrsula Fridreichs des Hochsteter
seligen witlb anhangunden insigel, gerhaberinn des obgenanten Höchsteter kinder,
ir und iren erben an schaden und den benanten kinden an irem purkrecht an-
▼ergriffenlich; und das bezeugt durch unser vleissigem pet willen der edel vest
Thoman Kolb mit seinem anhangunden insigil, auch im und sein erben so
schaden. Geben an phinztag vor dem pluemüstertag, nach Kristi gepürd vineben
hundert jar und darnach in dem siben und filnfzigistem jare.
1) [ ] Tintenfleck.
*) [] Tintenfleck.
^) [ ] Tintenfleck; von hier ab rllcken die Zeilen näher zusammen, um des
Text noch aufs Pergament zu bringen; es war höchste Zeit, wenn noch für die
Plica etwas erübrigen sollte..
BIN rechtssfrtjoh:
ÜBBB DIE
BURG STOCKERN
IDS DEM IV. JiHBHDNDEET.
VOK
DB. JOSEF EALLBBUNEB.
Jliine Stunde westlich etwa von dem alten Städtchen Eggenburg
liegt das Dorf Stockern, allenthalben bekannt als Fundstätte früh-
geschichtlicher Gegenstände. Daselbst steht auch das Schloß Steckern,
einst der Stammsitz des weithin berühmten Geschlechtes der Stock*«
horner. Als sie in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts die
Barg verloren, behielten sie zwar den alten Namen bei, nannten
sich aber auch nach ihrer Burg Starein, die nicht eben sehr weit
nördlich von Stockem liegt, Stockhorner von Starein, unter welchem
Namen sie noch hente, freilich längst nicht mehr in der alten
Heimat, blühen. In unseren Tagen ist dem Geschlechte aus der
Familie selbst ein Historiker erstanden, der mit Liebe und Sorgfalt
dem Geschicke seiner Vorfahren nachging. Seitdem seine Darstel-
lung erschien^), hat sich ein Dokument gefunden, das für die
Geschichte des Geschlechtes und der Burg von Interesse ist, indem
es gerade auf die bis jetzt recht dunkel gebliebenen Geschicke der
Familie sowie der Feste in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts
einige Streiflichter zu werfen vermag, und das hier über Anregung
des Herrn Otto Freiherrn von Stockhorn und mit dessen gütiger
Unterstützung zum ersten Male veröffentlicht wird.
Dieses Stück ist die Bestätigung eines Urteiles über die Burg
Stockem durch König Ferdinand I. vom 8. November 1639. 2) Das
Urteil selbst, von der niederösterreichischen Regierung, der kom-
petenten ersten Instanz in Streitsachen des nicht landständischen
^) »Die Stockhomer tob Starein«. Versuch einer DarstelluDg der Geschichte
Hves Geschlechtes von Otto Freiherr Stockhomer von Starein. Wien 1896.
^) Originftl-Pergamentlibelli 31 Folien mit Pergamenteinband, Siegel ans
rotem Wachs, an dem Rande beschädigt, an gold-rot-silbern-blaner Schnur an-
hangend. Dieses Libell wurde im Jahre 1904 mit mehrerei\ anderen auf Stockhorn
beaSglichen Urkunden von der Krahaletz-Gesellschaft in Eggenburg bei einer
Auktion der Firma Gilhofer und Ranschberg in Wien erstanden und dem Archive
de« Krahnletz-Vereines einverleibt. Für die gütige Überlassung des Libells für
diese Publikation sei dem Vorstände des Krahuletz-Mnieums hiemit der wärmste
Dtnk ausgesprochen.
220 ^^- «^o«ef Kallbruner.
Adels, geschöpft, beschloß einen Prozeß, der auf Klage der Brüder
Martin und Leonhard Stockhomer und des Erasmus Schneckenreiter,
als Vertreters des dritten Bruders Christoph, geführt worden war.^i
Beklagt war wegen unrechtmäßigen Besitzes der Feste des Ubrich
von Haselbach Witwe Regina. Der Prozeß endete mit einer Ab-
weisung der Kläger. Die Art des Prozesses, die ausführliche Wieder-
holung der von den Klägern und Beklagten eingebrachten Klage-
und Beweisschriften in der Urteilsbestätigung bringt es mit sich
daß wir eine Anzahl Nachrichten über die Genealogie und die Ge-
schichte des Geschlechtes aus der zweiten Hälfte des XV. und
dem Beginne des XVI. Jahrhunderts daraus erfahren.
Die eingebrachten Schriften der Kläger und Beklagten, aus
denen sich samt den Entscheidungen des Gerichtes unser Stück
zusammensetzt, sind mit aller Verschrobenheit und Spitzfindigkeit
der spätmittelalterlichen Prozeßführung abgefaßt, gefallen sich in
weit hergeholten lateinischen Floskeln und einem ganz ungeheuer-
lichen Satzbau. Der Gang der Beweisführung macht es für die
beiden Parteien wiederholt nötig, Urkunden zu zitieren. Leider ist
aus denselben weit weniger zu entnehmen, als man von vornherein
erwarten könnte. Denn in den allermeisten Fällen wird über den
Inhalt der Urkunden so wenig gesagt, daß wir den Schluß, den
die Partei aus dem Inhalte zieht, nicht zu prüfen imstande sind.
Und wenn es dann etwa vorkommt, daß die beiden Parteien ans
ein und derselben Urkunde etwas ganz verschiedenes herauslesen,
so sehen wir, wie sehr hier Vorsicht geboten ist. Daß natürlich
auch sonstige Angaben recht tendenziös gefärbt sind und die beiden
Parteien sich oft in der Erzählung eines Vorganges sehr wide^
sprechen, braucht ja kaum gesagt zu werden.
Die angeführten Umstände werden eine kurze Inhaltsübersicht
nicht unwillkommen erscheinen lassen.
Der König ^) tut kund, wie am 3. März lö29 bei der nieder-
österreichischen Regierung von den Brüdern Mert und Lienhart
Stockhorner und Erasmus Schnecken reiter für Christoph Stockhorner
eine Klage gegen Regina von Haselbach, des Ulrich von Hasel-
bach Witwe, auf Herausgabe der Feste Stockhorn eingebracht worden
^) Siehe Stammbaam.
^) Von ihm wird im gansen Stück, da er der AaesteUer der Beetiti^og
iet, in der enteD Person gesprochen.
Ein Becbtsspruch über die Borg Stockem ans dem XVI. Jahrhundert. 221
sei. Sie allein seien die rechten Erben des Ernst Stockhorner^), des
letzten Besitzers der Feste aas ihrem Hause.
Regina von Haselbach bestreitet die Ansprüche der Stock-
homer und verlangt von ihnen vor allem eine Legitimierung. Sie
behauptet, es gar nicht mit Stockhomem zu tun zu haben, sondern
mit den Stockhingern ^). Hätten sie aber wirklich einmal, was sie
nicht glaube, gezeigt daß sie Stockhorner seien, so müßten sie erst
nachweisen, daß sie für eine Intestaterbenfolge nahe genug ver-
wandt seien. Auf etwas anderes als die Legitimation einzugehen, sei
sie vorderhand nicht gewillt.
Die Kläger bestreiten die Behauptung der Beklagten und ver-
sprechen, jeden Beweis, den sie als Begründung für diese Anschul-
digung vorbrächte, widerlegen zu wollen. Die Feste Stockhom,
sagen sie weiter, sei zur Zeit der ungarischen Wirren ihrem Ge-
schlechte genommen worden und die Bestimmung des Preßburger
Friedens^), daß ^esitzveränderungen, die eine unmittelbare Folge
des Krieges seien, rückgängig gemacht werden müßten, hätte doch
auf diesen Fall Anwendung zu finden. Nach einer umständlichen
aber belanglosen Antwort der Beklagten, schreiten nun die Kläger
an ihre Legitimation. Vor allem führen sie eine Reihe von Dokumenten
auf. mit denen sie dartun wollen, daß sie wirklich immer für Stock-
homer gehalten wurden.*) Dann weisen sie Wappen von ihren Vor-
fahren auf, die ebenso wie sie den Halbmond führten. Dann ver-
<) Siehe den Stammbanm.
^ Daß die KIftger wirklich Stockhorner waren, geht schon aus dem Stamm-
baam ganz klar hervor. Wie kam aber die Gegenpartei überhaupt zu diesem Ein-
wand? Sie kann Urkunden anführen, sogar solche, die von BrUdem »Stockhinger«,
die den gleichen Vornamen wie die Klftger tragen, ausgestellt wurden und die
aach zeitl^h durchaus stimmen. Hier handelt es sich wahrscheinlich um eine an-
dere Bezeichnung, die für den Kenner des Dialektes nichts Befremdliches hat.
Noch heute nennt man im Volke einen Einwohner von Stockem einen Stockinger,
wie etwa einen von Schiltern Schiltinger etc. Daß Namen in Urkunden stark
variieren, ist bekannt.
5) 7. November 1491.
*) In der ersten dieser Urkunden tritt ein Niklas Stockinger als Siegler auf.
Unbescbadet unserer früheren Vermutung sei die Möglichkeit dieser Tatsache zuge-
geben. Fieilich maß man sich immer vorhalten, wie wenig verläßlich hier zitiert
wird and daß die Klftger in diesem Falle Interesse hatten, einen Stockhinger, der
ein von dem ihren verschiedenes Wappen hatte, anzuführen. Wir konnten von
einem Getchlechte der Stockhinger zu dieser Zeit, das in diese Verhftltnisse paßt,
nichts finden.
222 ^r. Josef Kallbraner.
suchen sie die Aufstellung eines Stammbaumes, um ihre Verwandt-
schaft mit Ernst von Stockhom zu zeigen. Darauf folgt die Erzählung
der Geschicke der Feste und des Geschlechtes nach dem Aussterbeo
der älteren Linie. Die nächsten Erben Ernsts, ihr Vater Georg und
sein Bruder Wolfgang, seien bei dessen Tode außer Landes gewesen.
Da hätte denn der Kaiser das ledige Erbe Hans dem Wulferstorfer
verliehen. Doch sei es dann ihrem Vater zur Zeit, da der König
Matthias von Ungarn im Lande mächtig war*), gelungen, durch
diesen zu seinem rechten Erbe zu kommen. Freilich habe
er dann bald genug, als der Wulferstorfer, der Wiener-Neustadt
als des Kaisers Hauptmann gegen den Ungarkönig verteidigte, um
den Preis der Wiedererlangung seines Lehens verriet, auf Befehl
Matthias' 1487 aus seinem rechtmäßigen Besitz weichen müssen.
Den Befehl selbst legen die Kläger vor. Alle Anstrengungen, die
ihr Vater dann beim Kaiser gemacht hätte, seien fruchtlos geblieben,
besonders, da ihm auch die Geldmittel fehlten, seine Sache mit dem
nötigen Nachdrucke zu betreiben. So sei es denn auch beim Tode
des Wulferstorfer gewesen, worauf dann Stockhom Ulrich von Hasel-
bach durch seines Schwagers, des Kardinals von Salzburg^)« mäch-
tige Fürsprache erlangt habe.
Die Beklagte antwortet nun, ein Beweis der Kläger erscheine
ihr nach keiner Richtung erbracht. Was den Stammbaum betrifil
so weist sie besonders darauf hin, daß beim Fehlen der oberen
Glieder — und hier hat sie recht — die Verwandtschaft der
Kläger mit Ernst unbewiesen sei. Die sonstigen Bedenken verwirren,
ohne einen stichhaltigen Einwand zu bringen.
Beide Parteien rufen nun die Entscheidung des Gerichtes in
der Frage der Legitimation an. Diese, am 14. Dezember 1530 er-
flossen, erklärt die Legitimation als nicht gelungen.
Wieder suchen die Stockhorner ihren Stammbaum zu festigen
mit Urkunden und Anbietung lebender Zeugen für die späteren
Partien. Die nahe Verwandtschaft der oberen Glieder des Baumes
suchen sie durch die Tatsache zu stützen, daß ihr Urgroßvater
Georg — Georg I. im Stammbaume — wiederholt als Vormund
*) Diese Vorgänge fallen in die siebziger and achtziger Jahre des XV. Jsb^'
hunderts. Vgl. die entsprechende a Kapitel bei : H aber, österreichische Geschieht«. Hl
^) Regina von Haselbaoh war eine geborene Lang von Wellenboxg' und die
Schwester des einflußreichen Katgebers Kaiser Maximilians und späteren £r>'
bischofs von Salzburg Matthäus Lang.
Ein Bechtasprnch Qber die Burg Stockern aus dem XVI. Jahrhundert. 228
Ton Angehörigen der älteren Linie sich nachweisen lasse. Sonst bringen
sie nichts Neues vor. Ebensowenig Wichtiges enthält die Antwort
der Gegenpartei. Die Schreiben, die sie vorlegen, weil darin von
Stockhingem gesprochen wird, lassen sich, wenn man sie genau prüft,
keineswegs zu einem ernst zu nehmenden G-egenbeweis gebrauchen.
Mit dem auf Wunsch beider Parteien von der niederösterrei-
chischen Regierung gefällten Urteile vom 8. Juli 1531 tritt der
Prozeß doch in eine neue Phase. Die Legitimation der Kläger wird
anerkannt. Wohl wird vom König auf eine Supplikation der Hasel-
bach ein Urteil gefUlt, das den Klägern nicht so recht gibt wie
die Entscheidung der Regierung. Wohl folgt jetzt noch derjenige
Teil der Urteilsbestätiguog, der, arm an sachlichem Inhalt, voll von
juristischen Spitzfindigkeiten nichts anderes enthält als einen Streit
um Worte, wie des Königs Urteil auszulegen u. s. w. Aber schließlich
nach einem Urteil der Regierung vom 25. August 1534, das
wieder mehr zugunsten der Legitimation lautet, sind doch die Be-
klagten in die »Hauptsache«, d. h. auf die Beweisgründe der
Kläger, die nicht zur Legitimation gehören, eingegangen.
Zuerst gehen sie nochmals den Stammbaum durch. Die
Prüfung ist diesmal doch viel objektiver. Und wenn sie auch einige
Bedenken im einzelnen haben, so richtet sich doch ihr Hauptvor-
worf gegen das Mangeln der oberen Glieder des Stammbaumes.
Sie machen eine Probe, ob die Verwandtschaft zwischen Ernst Stock-
homer und den Klägern im oder unter dem zehnten Gliede sei,
wie dies zur Erbenfolge ohne Testament des Erblassers nötig war,
and kommen zu einem negativen Resultate für die Kläger. Weiter
sagen sie, sei doch bekannt, wie Kaiser Friedrich III. damals,
als es gegen Mayreß ^) gegangen sei, Stockhorn wegen des Aufruhrs
der Besitzer gebrochen und die Feste und die dazugehörigen GtLter
konfisziert habe. Damit sei doch jedes Recht der Stockhorner für
immer aufgehoben.
Dazu legen sie den Lehenbrief des Kaisers vom Jahre 1484
für Hans den Wulferstorfer vor, wodurch dieser mit Stockhorn be-
lehnt wird.^ Von der Konfiskation bis 1484 habe der Kaiser Stock-
horn mit den Eggenburger Gütern verwalten lassen. Gegenüber dem
^) Maires oder Meires bei Windigsteig^ im Bezirke Waidhofen a. d. Thaya,
▼gl. jetBt: NiederOsterreichische Topographie. VI, S. 352 ff.
^) Vielleicht identisch, jedenfalls inhaltlich nahestehend dem Revers des
Wnlferstorfers Tom 10. September 1484. »Stockhorner«. B. 162.
224 ^'* Jo*«^ KAllbnmer.
Fiskus vor allem müßten die Kläger ihre Ansprüdie erheben. Aber
längst schon seien die Rechte der Stockhomer, die schon über
60 Jahre nun nicht mehr im Besitze der Feste wären, verjährt, wo
doch 40 Jahre zur Verjährung genügten. Dann erzählen sie. wie
auch Kaiser Maximilian die Feste erst dem Wulferstorfer und dann
1504 dem Wolf gang von Entzersdorff verliehen habe. Schon im
folgenden Jahre sei dann Ulrich von Haselbach in Besitz von Stock-
horn durch des Kaisers Brief gekommen. Als dann der Besitz von
&ben des Wulferstorfers aus einer Seitenlinie den Haselbachs an-
gefochten worden sei und sie beim Kammergericht 1512 den Prozefi
gewonnen hätten, da wäre nie von einem Anspruch der Stockhomer
etwas vernommen worden. Was sie vorgebracht hätten, daß ihr Vater
Georg 1487 von Stockhorn durch Matthias vertrieben habe, also
die Feste innegehabt haben müsse^), sei doch nicht von Belang, da
es sich nicht um einen rechtmäßigen Besitz gehandelt habe.
Folgt eine Antwort der Stockhomer. Daß die Beklagten sie
fortwährend Stockhinger nennen, würde für sie späterhin den
Gegenstand zu einer Klage wegen dieser schweren Beleidigung
bilden. Bedenken müsse man doch auch, daß ihnen viele Dokumente.
54 wissen sie, verloren gegangen seien. Wenn die Beklagten von
einem Heimfall Stockhorns sprechen, sei das unrichtig, weil die
Feste immer freieigenes Gut und kein Lehen gewesen sei. Vod
einer Vertreibung des Ernst, auf die die Kläger angespielt hätten,
könne keine Rede sein. 1475 habe er noch, sie legen dafür ein
Dokument vor, Stockhorn als sein freies Eigen behandelt. Die Ver-
fügung des Matthias von 1487 habe doch als die eines eingedruD-
genen Landfeindes keine Rechtskraft.
Nochmals kommen die Beklagten zur Antwort. Sie fangen
zuerst wieder mit den Stockhingern an. Gleichheit des Wappens, die
auch angeführt ward zum Beweis, daß die Kläger Stockhomer seien,
bedeute nicht so viel. Sie verdächtigen dann die Kläger, die nach
dem Tode Ulrichs von Haselbach zu ihnen gekommen seien und
sich das Kirchbuch aufschlagen ließen, sie hätten daraus erst ihre
Beweismittel genommen. Beim Heimfall anderer Sockhomiscber
Lehen, etwa von Puchberg^) oder Walkerskirchen') hätte man von
^) Siehe oben, 8. 222.
3) Puchberg am Kamp, Bezirkhaaptmannichaft Hom. V^^I. dazn: »Die Stock-
homer«, besonders 8. 152 — 154.
') Walterskirchen bei Pojsdorf, Besirkshauptmannsehaft Mistelbaeh.
Ein Rechtsspruch über die Borg Steckern aus dem XVI. Jahrhundert. 225
Ansprüchen der jüngeren Linie nichts gehört. Die Konfiskation sei
genügend dargetan; hier von der Unmöglichkeit eines Heimfalls
reden, heiße die ganze Sache durch eine Dentelei, die nicht am
Clatze sei, verschleppen. Das Dokument aus dem Jahre 1475, das
die freie Verfügung Ernsts über Stockhorner Güter dartun solle,
betreffe nicht solche sondern ganz andere. Von dem, was sie sonst
noch vorbringen, ist etwa von Interesse, daß Ulrich von Haselbach
an Stockhorn die Schäden, welche die Eroberung der Burg ange-
richtet hatte, wieder gut zu machen sich bemühte und etwa 7000 fl.
darauf verwendete.
Im folgenden legen dann die Stockhomer noch zwei Doku-
mente vor, von denen sich das eine als eine Begnadigung des Kaisers,
das andere der Hauptleute desselben für die Stockhorner ausgibt.
Von dem, was noch folgt, sei höchstens noch erwähnt, daß
die Haselbach sich erbieten, Zeugen der Erstürmung Stockhoms
darch den Kaiser vorzuführen und daß sie darauf hinweisen, nirgends
in diesen Begnadigungen sei von einer Belassung der Güter für die
Begnadigten die Bede. Nach einer Zusammenfassung aller ihrer Be-
weisgründe durch die Haselbach folgt das Urteil.
Das Urteil, gefällt am 2. Mai 1536, spricht eine Abweisung
der Kläger aus.
Es ist noch unsere Aufgabe, einige Worte zu sagen, inwieweit
durch das Urteil unsere Kenntnis der Geschichte der Feste und des
Geschlechtes bereichert wurde. Da ist einmal die Genealogie des
Geschlechtes. Weniger fällt hier das in die Wagschale, was neu
erfahren warde als die Bestätigung dessen, was schon bekannt war.
Was in mühseliger Einzelforschung zusammengetragen war, findet
hier seine Bestätigung. Einzelne Korrekturen hat aber unser Stück
immerhin ermöglicht.^)
Für die Zeit vor dem Verluste Stockhorn s ist für die Geschichte
des Geschlechtes kaum viel zu gewinnen. Einzelne Verwandtschafts-
verhältnisse etwa und noch einiges, was wir über die Geschichte
Stareins erfahren. Wie es, von alters ein Hardeggsches Lehen 2),
durch die Floyten in die Familie, dann später von der älteren zur
jüngeren Linie durch Kauf kam.
^) So die richtige Einordniing Kaspars in die jüngere Linie und Wolfgangs,
des Vaters Ernsts und Ortolfs.
^ Siehe: »Stockhorner«. S. 153.
JfthrbiLcli d. y. f. Landeskunde. 1907. 15
Dt. Joief KkllbniDBr.
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iän Rechtsspruch über die Burg Stockem aas dem XVI. Jahrhundert. 227
Die Geschicke der Feste seit 1474 sind eher noch etwas be-
leuchtet worden. 1474 ist wohl das Jahr der Einnahme der Feste
durch die Kaiserlichen. Das besagt schon eine Wiener Quelle ^\ aber
auch wenn in unserem Stück davon die Rede ist, daß es 1535 in
die 60 Jahre sei, daß Stockhorn aus dem Besitz seiner alten Herren
gekommen, so stimmt das. Dann heißt es, die Burg sei mit des
Kaisers Eggen burger Gütern verwaltet worden, bis sie dann 1484
an den Wulferstorfer verliehen worden. So sagen die Beklagten.
Die Kläger sagen, bis zu seinem Tode sei Ernst der Inhaber Stock-
horns gewesen.^) Aber für die Beklagten spricht doch die Urkunde
vom 10. September 1484^), worin es heißt, der Kaiser verleihe dem
Wulferstorfer die Güter und Untertanen, die weiland den Stock-
hörnern abgesprochen worden, und gestatte ihm, die gebrochene
Feste wieder aufzubauen. Dagegen vermag die »Absolution« der
Kläger wahrlich nicht viel! Es ist doch recht wahrscheinlich, daß
Ernst Stockhomer sein Erbe wegen Aufruhrs für immer verlor.
Der Wulferstorfer wird sich des Besitzes nicht lange erfreut haben.
Für ihn gab es anderes zu tun. Er hat im Kriege gegen Matthias
Corvinus über ein Jahr Wiener Neustadt gehalten. Daß er es ver-
raten habe, weiß keine einzige Quelle sonst zu berichten. Man wird
aaf diese Nachricht unserer Quelle am besten kein Gewicht legen.
Inzwischen hatte sich in der Feste der Vater der Kläger, Georg,
wieder festgesetzt.^) Er war wohl auch gekommen, da des Kaisers
Feinde ins Land gezogen waren. Aber er muß dem Machtgebot des
Ungamkönigs schon 1487 wieder weichen. Der wollte sich auch
tüchtigen Männern, wie dem Wulferstorfer, freundlich erweisen.
Bis zu seinem Tode lö04 hat er die Feste besessen. Ob inzwischen
die Stockhorner wirklich Bemühungen machten, wieder zu ihrem
Besitz zu kommen, ist doch recht fraglich. 1504 kam Stockhorn
an Wolfgang von Entzersdorf, schon im folgenden Jahre an Ulrich
von Haselbach, den Verweser der kaiserlichen Güter in Eggenburg.
Sein mächtiger Schwager, Herr Matthäus Lang, mag ihm dabei
immerhin geholfen haben Wieder sollen damals, so behaupten die
Kläger, die Stockhomer Ansprüche erhoben haben.
^) Siehe: > Stockhorner«. S. 46 f.
^ Wann Ernst gestorben ist, ist nicht sicher. Die letzte urkundliche Er-
wähnung ist 1480. Fontes rer. Austr. II, Bd. LV, S. 159.
3) Siehe: »Stockhomer«. S. 152.
*) Georg II., Hauptmann auf G5ttweig. Fontes rer. Austr. II. Bd. LV,
8. 326 ff.
15*
228 ^r* Jo8«^ Kallbruner.
Äußer dem Prozeß selbst weiß die Quelle nichts mehr zu be-
richten und so mag denn jetzt der Text folgen. ^)
Königliche Urteilsbestätigung vom 8. November 1539.
Wir Ferdinannd von gottes genaden römischer, zn Hangern and Behaim etc.
kanig, infant in Hispanien, erzherzog zu Osterreich, herzog zu Burgondi, Sterr,
Kamndtn, Crain und Wiertemberg, grave zu TyroU etc. bekennen : das am midcfaeD
nach dem sonntag Oculi in der vasten den dritten tag marcii des funfzehenhcii-
dertisten und neanunzwainzigisten jars negstvergangen vor unserm statfaalter and
regenten derselben zeit unserer niderosterreichischen lande unser getreu, lieb VLai
und Liennhart gebrueder die Stockhornner und Erasm Sneckhenreiter durch iren
volmachtigen gewaltrager erschinen sein und haben daselbs wider die erbem an-
dechtigen Regina weilend Ulrichen von Haslbach gelassen wittiben, tochtem and
erben als inhaber der vesten Stockhorn zusambt derselben ein- und znegehonmgeo
laut ainer ladung, die si in gericht einlegen, in recht clagweise zu erkennen ge-
ben lassen, wie bemelte vest Stockhorn mit aller irer zuegehorung als ain frei
aigen gaet inen rechtlichen zuegehore und nach absterben Emnsten Stockhornner
ires vettern seligen erblichen an si kumen und gevallen sei. Si mochten aber
solcher vesten mit aller ein- und zuegehorung sampt den aufgehaben nutzongen
von den obgemelten wittib und erben als inhaber und besitzer on recht nit b^
kumen; baten und begerten darauf die genanten Mert und Liennhart die Stock-
hornner gebrueder in recht zu erkennen, dass die gedachten wittib and erben Ton
Haslbach inen als den rechten erben Stockhorn mit seinen zuegehornngen sambt
aufgehaben nutzungen abzutretn und einzeantworten schaldig sein, sovil inen
baiden gebruedern zu irem gebuerenden tail rechtlich zuegehort und gebuert. Der-
gleichen bäte und begerte obgenanter Erasm Sneckhennreiter auch in recht ni
erkennen, das Cristoffen Stockhornner, dem der drit tail neben obgedachten seinen
gebruedern aus Stockhorn zu seinem tail rechtlichen zuegehort und erblichen auf
ine gevallen, solchen seinen gebuerenden tail er Cristoff Stockhornner ime dem
Sneckhennreiter rechtlichen übergeben und wol übergeben hab mugen, Inhalt des
ubergabbriefs, den er in gericht einlegte, und das deshalben die bemelten wittib
und erben ime als cessionario ^) solchen des Christoffen Stockhornner» gebuerenden
tail sambt den aufgehaben nutzungen auch abzutreten und einzeantworten schaldig
seien. Und das solches alles billich und recht, seczten die obgenanten Stockhornner
und Sneckhenreiter mit vermeldung ires darlegen zu rechtlicher erkantnus.
Daentgegen erschinen die vorgenanten wittib und erben von Haslbadi
durch iren volmachtigen gewaltrager auch vor gericht und haben daselbs schrift-
^) Die Edition sucht besonders durch Auslassung von Konsonantenhäufungen
die damalige Schreibweise der modernen etwas näher zu bringen. Die Vokale
wurden belassen, sonst nach den üblichen Prinzipien bei wissenschaftlichen Editionen
vorgegangen.
^) Derjenige, an den die cessio (Abtretung) erfolgte.
Ein ReehtBspruch über die Buig Stockern aas dem XVI. Jahrhundert. 229
liehen forbiingen lassen, das vor allen dingen die personen des rechtens suUen
legitimiert und si zuvor zn antworten nicht schuldig noch si die widerparthei
diser seit für teuglich clager zu erkennen. Das wellen si also einfuem, nemblich
das sich Mert und Liennhart die Stockhinger für sich selbe, Erasm Sneckhenn-
röiter auf ain übergab von Cristoffen Stockhinger des dritten, für weilend Emnsten
Stockhomners vettern ausgeben, von dem die vest Stockhorn mit aller znegehorung
erblich an si kumen sein suUe, bringen aber deshalben in was grad und sibschaft
ii bemeltem Emnsten Stockhomner verwont in glaubwürdigem schein nichts für,
dammb li Iren plossen Worten und beruemen nit schuldig glauben zu geben, das
Stockhomner des namen stamen, sonder die clager Stockhinger haissen. Doch wo
d lieh darüber Weisung unterstienden ^), dawider behalten si inen gegen Weisung
and alle notdurft bevor. Und sodann, wie obvermelt der clager person vor ver-
fachimg des kriegs^) sullen legitimiert werden, so sein si schuldig ir beweiste
fruntschaft, wie nachent und in welchem grad si Ernnsten Stockhomner verwont
gevresen, furzubringen, ob si auch Stockhomner oder Stockhinger haissen gleiche
namens and stamens, dagegen behalten si inen bevor ir notdurft und dennocht,
wenn solches beschiecht, des si nit verhoffen, zu seiner zeit rechtmässig Ursachen
daizabringen, das ir vennaint dag wider si nit stat hab und billich davon sullen
absoWiert werden; vermelden sonst ir darlegen und behalten inen weiter bevor
tlle notdurft.
Auf das Mert und Liennhart die Stockhomner gebrueder und Erasm
Sneckhenreiter schriftlich furgaben, si nemb wunder der widerparthei fluchtigen
and weitschwaifigen eingelegten schrift, die sich nuer zu verlengerung und flucht
entrecket, nemblichen und zu dem ersten: Das die gemelten wittib und erben von
Hasibach einfaeren und begem ain legitimation. Nun sei menidichen wissent und
u& tag, was namens, stamens und herkumens si sind und von kaiserlicher und
königlicher majesteten auch uns und sonst von aller weit und meniglich für
Stockhomner erkennt, gebalten und genant und nicht Stockhinger und di si auch
der der warhait sind. Wo aber die widerparthei ainicherlai Weisung, als si sich
^niemen, dawider furbringen wurden, das si Stockhinger, wie si die achten,
wellen li hören und inen ir gegenweisung und alle notdurft bevor 'behalten und
>^t ir fluchtige Schriften abgelaint haben.
Zum andern, so ist wissent mit was mass und titl und als den rechten, natur-
Hchen erben Stockhorn mit aller ein- und zuegehorung ans ir gewalt kumen, si
denelben possession entsetzt und entwert ^) und in frembt hent gestellt, das aUes
m den vergangen hungerischen kriegsleufen beschehen. Dieweil aber der aufgericht
traktat zu Prespnrg^) beschehen vermag, das ainem jeden naturlichen erben sein
^et, Bo in den hungerischen kriegsleufen abgednmgen, wider eingeantwort sol
'erden, des si sich dann als die rechten naturlichen erben die Stockhomner mit
recht darznezukumen zu lassen undertheniglichen versechen und der widerparthei
nicht (olch ungegrundt flucht gestatten, sonder si auf ir dag inhalt der ladung
iiicht allain zu antworten, sonder auch nach vermugen des tractats, zu Prespurg
0 Den Beweis auf sich nehmen.
') Beginn des Rechtsstreites.
^) Ans der G«were (Besitz) gesetzt.
0 Friede von Preßburg, 7. November 1491.
230 l^r. Josef Kallbrnner.
aafgericht, der dann in sein wurkang und craft gangen, and nun etlicbmal ror
disem gericht inhalt desselben tractats geurtlt und die entwerten irer posfession
wider eingesetzt worden, ine Stockbom als die entwerten sambt den aufhaben
nuzungen und den erlitten schaden abzedreten, einzeant werten und zu bezalen
schuldig seien. Das solchs billich und recht, das wellen si zu rechtlicher erkant*
nus gesetzt haben, gesteen inen durchaus irer fluchtigen schrift nicht, mit vor-
behält aller notdurft, cost und darlegen.
Dawider des von Haslbach wittib und erben sagen lassen, die Stockhioger
Fambt dem Sneckhenreiter bedürfen sich irer rechtmassigen ezcepcion^), die auf
ainen bestandigen g^unt gestellt, wie die recht solchs zuelassen, nicht verwundern.
noch das für ainen fluchtigen und weiten ausschwaifens zu flucht und rerlengeroog
der Sachen achten, sonder sich ist mer an irem eitl und muetwilligem furgebeo.
das doch an allen grünt beschiecht, wie hernach volgt, zu verwundern. Und damit
dannocht das gericht irer rechtmessig excepcion ainen grünt haben, das di inen
zu notdurft und kainer ausflucht gestellt, so wellen und ervordem die recht, das
die personen derselben vor allen dingen sullen legitimiert werden. Nun gesteen »i
aber den Stockhingem und dem Sneckenreiter auf sein vermainte übergab kains
warhaften und bestandigen gemainen geschrai-), das si Stockhornner des namen
und stamen, wie si sich mit laren und plossen werten beriemen, oder das »i je
von kaiserlicher majestat noch uns darfur gehalten, allain, was si sich mit eitlkait
selbe beruemen eingedrungen dafür ausgeben und auf ir ungegrundx anbrin^n
beschehen mocht sein, dem si aber kainen glauben geben, noch deshalben ainicher
lai in glaub wird igen schein dargebracht wirdet; stet also der besluss irer excepcion
ungeswecht, dieweil si den Stockhingem und Schneckhenreiter nit gestandig, di$
si des Stockhornner frund und erben, darfur si sich ausgeben, gewesen, deshalben
si aiuicherlai zu begem bieten.
Weiter gesteen si den Stockhingem nit, ob si gleich, unbekent, beiriseo
und darbrachten, das si Stockhornner und in sibschaft so nachent, das si der
Stockhornner erben mochten sein und derselben was si erblich, darumb inen
doch nit wissen t noch hiemit zu ainicherlai wellen bekennt haben, erblich mochten
nachsteen, dieweil doch die rechten ausgedruckte mass seczen, wie lang ncd
in was grad der sibschaft ainer für ainen erben geacht und in erbechaft muge
zuegelassen werden. So aber die Stockhinger ir beriemen ausgeben und ir
yemainen nit darbringen und die Weisung unrechtmässig auf si laiten woiten«
dabei zu versteen, das si ir beriemen und furgeben nit weisen mugen, vi^
wohl si das vor allen dingen zu tbuen schuldig, ei enim qui dicit incumbit
onus probandi'), wen in also di auferlegt und si darzue gelassen, alsdann be-
halten si inen gegenweisung, das si Stockhinger und nit Stockhornner, und alle
notdurft bevor. So ervolgt abermals ir furgeben und beslus, war zu sein, das si
nit Stockhornner oder derselben grad und sibschaft. Wes sonst die Stockhinger
vermainter weis einfueren, wiewol dasselb on allen grünt beschiecht, gebort in die
haubtsach und ist dieser zeit Verantwortung nit wirdig. wellen inen auch de«*
halben stilUchweigund nichts bekennt haben, dieweil si sich dann irer notdurft
') Klageeinwand.
^) Klage. •
3) Dem, der eine Behauptung aufstellt, obliegt auch der Beweis.
Ein Bechtssprnch über die Borg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 231
uod kainer flacht, wie si die Stockhing^r an allen beständigen gmnt beschnldigen,
gebrauchen, das si auch nit glaubwirdig darbringen, das si des ersten Stock-
hornners erben und dermassen in grad und sibschaft verwont, das si in erben und
dem erblich oder ainicherlai hinder sein verlassen nachsteen mochten, dadurch ir
person legitimiert, das vor allen dingen beschehen soll, so begeren si sich von ir
selbs mnetwilligen und erdichten clag zu absolvieren; vermelden sonst ir darlegen
und behalten ine weiter bevor alle notdurft.
Auf diese der witiben und erben von Haslbach eingefuert schrift gaben die
^tockhomner gebrueder und Sneckhenreiter verrer nachvolg^nt underricht zu ver-
neinen, wellen auch damit ir person zu den rechten legitimiert, gewidmbt oder
geewigt und darzne die injurien, das inen die antworter im rechten namen ver-
kem wolten und Stockhinger genennt, beherzigt haben. Wann und zu dem ersten,
si nicht die Stockhinger sonder die Stockhornner genennt werden, wie dann auch
ir Yorfordern also g^haissen haben und si jeczo von meniglich des namen und
stamen der Stockhornner geacht und gehalten werden und die si auch in warhait
$ein, das si also darbringen und glaublich anzaigen thuen wellen.
Zum ersten sein viererlai geslacht: Stockhinger, Stockhamer, Stockher und
^to€khornner• Und damit das gericht zu grundlicher erkantnus kumen, so sint im
iand Osterreich gewesen edlleut, so die Stockhinger gehaissen, haben in irem
Wappen und schilt gefuert ain Weinreben nnd zwai weinper. Solch Stockhinnger
dem namen Stockhornner nlt gfrundt gewesen sonder mit dem namen und wappen
▼on einander getaut und gar kein gemainschaft gehabt haben. Bringen desbalben
biemit für ain papieren brief oder aufsant^) von Margrethen, Nidausen Stock-
hornner gelassen witib, irer andl, so Jörgen Grabmers tochter gewesen, ausgangen,
velcfaen brief Niclaus der Stockhinger, so des graven von Maidburg hofrichter ge-
weien, mit seinem iosigl verfertigt hat, mit A. bezaichnet; und darneben ain ciain
zetl nut bemeltes Nidausen Stockhingers secret verfertiget, und aber dameben
ainen versiglten kaufbrief von n. Wechslperger ausgangen, den bemelter Stockhinger
mit Minem sigl verfertigt, alle mit A. signiert.
Zu dem andern zaigen si an, das der namen und das geschlacht Stock-
hornner in irem insigl und wappen ainen halben mon^) gefuert haben, und si als
derselben erben noch fueren, sein bringen hiemit für ainen brief, so Jörg Stock-
hornner ir vater neben Hannsen Hauser und Leo Sneckhenreiter sein Erasm
Sneckhenreiter vatem versigit und gevertigt, mit B. signiert. Und zu merer be-
creftignng des bringen si für ainen pergamenen satzbrief^) von Caspam Stock-
hornner aosgeund, so ires vatem und vettern'*) als gebruedem gerhaben ^) und ires
een Niclausen Stockhornner brueder gewesen, auf Margretn Hanusen Schuczen
eeliche haußfruwen lautund mit dem puechstaben C. signiert. Bringen verrer zu
bekreftignng diser obgezaigter Sachen für ainen lehenbrief, von graf Michaeln von
Maidburg ausgangen, mit dem er Niclasen Stockhornner irem een Starein, das er
^) Eine Urkunde, durch die ein Lehen aufgesendet, d. h. dem Lehensherm
von dem Lehensträger wieder zur Verfügung gestellt wird.
'} Mond.
^) Hjpothekurkunde.
*) Hier Oheim von väterlicher Seite.
*) Vormund.
232 ^r. Josef Kallbraner.
Mert Stockhomner noch hab, zu lehen geliben and für ainen Stockhomner erkennt
bat, mit D. signiert. Bringen noch verrer for zwai briefl von herzog Albrechten
und ains von jetziger kaiserlicher majestat ausgangen, mit den puechstaben £. F. G.
signiert, mit denen si und ir vorfordem von den hochloblichen fursten von Oster-
reich ir genedigist herren und landsfursten für Stockhornner gehalten nnd Stock-
homner genennt worden und in warhait und ongezweiflt des namens Stockhomner
seien. Solcher und dergleichen vil mer brief zu beweisung der Sachen si furbringen
mochten, achten aber nicht von noten zu sein; doch wellen si sich kaines vortls
begeben haben, verhoffen also, was den namen und stamen Stockhomner betrifft, der
widerparthei anfechtung abgelaint und ir person genuegsam gelegitimiert za haben.
Dann was die sibschaft und die frnntschaft betrifft, geben si zu vemembeni
das Hainrich, Ernnst und Ortolf drei brueder mit einander gewesen. Hainrich
Anthonien Stockhornner, so ain Floittin gehabt, zu ainem sun hinder sein ge-
lassen. Aber Ortolf Stockhornner der ander brueder Hannsen Stockhomner und
Hanns verrer Wolfganngen und Wolfganng Stockhomner Ortolfen und Ernnsteo.
welcher Ernnst dann zu Stockhom gesessen ist und daselbs gestorben, hinder inen
verlassen haben. Verres gaben si zu erkennen, das Hainrich, Ernnst und Ortolf
drei gebrueder Jörgen Stockhornners ires ureen negst frund und vettern gewesen,
wann auch Georg Stockhomner Hannsen und Anthoni di vettern, zwaier brueder
sun, vergerhabt hat als seine nagste frund laut der quittung und gerhabbrief, so
si auch furbringen mit J. und H. signiert. Obgemelter Jörg Stockhomner ir ureen
hat hinder sein gelassen Nidausen Stockhomner iren een und seine brueder,
welcher Niclaus drei sun Wolfganngen, Jörgen und Leopolden hinder sein gelassen,
des Jörgen si Mert, Cristoff und Liennhart gebrueder sun seind und also die letzten
dises namen Stockhornner und die rechten erben zu Stockhom seind. Verhoffen
also, was die fruntschaft und sibschaft betrifft, auch genuegsam gewisen zu haben,
das die vettern des namen Stockhomner einander vergerhabt und als die rechten
negsten erben geerbt haben. Bringen auch für zu ainer augenscheindlichen an*
zaigung ain aufmerkung aines paumbs.
Zuletzt zu ainer merern beweisung geben si dise underricht, das nach ab-
sterben Ernnsten Stockhornners des lessten Inhabers Stockhom ir vater und vetter
Jörg und Wolfganng ausser lands gewesen und also in irem abwesen Hanns
Wulferstorffer von kaiser Fridrichen Stockhom auspeten und für ain gab erlangt
hat, wiewol nichtiglich; darauf Jörg Stockhomner ir vater von kunig Mathias, so
dieselb zeit das laut inngehabt, Stockhom wider erlangt, desselben in possess
kumen und guete zeit in nutz und prauch gewesen ist. Hat nachmals Hanns
Wulferstorffer kunig Mathias, als er vor der Neustat gelegen, die Neustat anders
nicht auf- oder übergeben noch einantworten und abtreten wellen, dann kunig
Mathias that im Stockhom wider einantworten und zuesagen, das dann also be-
Bchehen und darauf Wulferstorffer die Nenstat übergeben und ernstlich bevelch
an iren vatern Jörgen Stockhomner anspracht mit K. signiert; darauf dann ir
vater aus vorcht des gewalts kunig Mathias Stockhom abtreten muessen. Brachten
deshalben kunig Mathias bevelch vor gericht für, mit dem die Sachen war zu
sein bewisen wirdet, mit K. signiert, aber dermassen dem Wulferstorffer als ainem
haubtman die Neustat überzugeben und den rechten naturlichen erben ire gueter
mit poser vinanz^) auszebitten nit gebuert hat.
1) Betrug.
Ein Rechtsspruch über die Burg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 233
Nach absterben der Wulfer«torffer Ulrich yon Haslbach durch hilf seines
5wager des cardinals von Salzburg^) abermals inen den rechten erben lu nachtail
and mit uo grünt Stockhorn auspeten hat, wann anzaigt, wie Stockhorn kaiser-
licher majestat haimgevallen wäre, das aber nit beschehen, die weil ir vater Jörg
Stockhomner der recht erb noch in leben gewest. Solches auspittens sich ir vater
Jörg Stockhomner bei der kaiserlichen majestat bedagt, dem hof lang nachgeraist
aber auf die leczt armuet halben der sachen nit nachkumen noch zu ende bringen
iDugen, wann der von Haslbach durch hilf des cardinals iren vatem ausgeharrt
bat. Das auch der Yon Haslbach und der cardinal gewest, das Stockhorn inen mit
kainem rechtlichen titl zuegehort, mag leichtlich aus dem puechstaben des un-
gewendlichen lehenbriefs, mit L. signiert, so si vor gericht furbracht aber das
original die antworter beihendig haben, verstanden werden.
So ist dennocht die warhait, das Stockhorn das freieigen je und je und
kain lehen nie gewesen ist, das si auch mit dem tail vertrag und an andern briefen
weisen magen, darumben kaiserlicher majestat nit haimgevallen, die hassigen
auspiter auch den rechten erben zu nachtail nit lehen machen haben mngen, und
also alle ir handlung ain nichtigkait und uns den rechten erben on nachtail sein
sol. Rnefen dennocht unverhindert der antworter vermainten flucht laut irer ladung
und clag amb recht an, wellen ir darlegen und abgenomen nutzung gemelt und
inen all rechtlich behelf vorbehalten haben.
Darauf die frau, witib und erben von Haslbach iren rechtsatz wider Mertn
und Lienharten die Stockhinger und Erasm Sneckhennreiter getan und sagen
lassen: Obgleich vier gslecht, das inen zu guet komb, Stockhinger, Stockhomner,
Stockher und Stockhamer, so gesteen si doch den clagern nit, das das herkumen
in auf- oder absteigunder Uni und beseitz, wie si furgeben, mit den eingelegten
briefen und gemalten paum bewisen, den si ires gevallens stellen und malen
mugen lassen; dann daraus nit verstanden, wer Petrucius oder pro communi stipite')
gegen dem Eranst Stockhomner, den die dager dem gepliet nach vermainen zu
erben, gehalten solle werden, und waserlai gestalt die sibschaft in den graden
berfliess, noch die brief solchs austrucken und aus andern Ursachen darinnen an-
gezogen ausgangen sambt dem, das namen und wappen mit iren färben und
feldung an der gestalt muessen gewisen werden, das sich auch wol zuetregt und
beweislich, das zwaierlai underschiedliche geslacht aines gleichmassigen wappen.
Weiter gesteen si nit, das mit den eingelegten briefen und geraalten paumb
zomal gegen dem ersten Stockhomner, daran doch der grünt ligt, auf plosse wort
gestellt gewesen, das die dager dem Emnsten Stockhomner des leczten, des fall
und erbschaft si kriegen und vermainen zu erben, mit namen und stamen, wappen
und sibschaft dermassen in dem grad und stafiFl des gepliets so nahent befreundt,
das si nach aosweisung kaiserlichen rechten ervordert und in erbschaft, wie si
vermainen, znegelaasen wurden, wiewol si in damit zu nachtail nit wellen be-
kennt, das die dager dem ersten Stockhomner weder vil noch wenig befreundt
gewesen. So gesteen sie den clagern nit, das si ir namen verkeren und ires ge-
miets je gewesen si zu injuriem, sonder sich allain irer notdurft zu gebrauchen,
das die recht ainem jedem erlauben; dann sie sich erbieten zu weisen, das die
0 Siehe Einleitung, S. 222, Anmerkung 2.
^) So viel wie Stammvater.
234 ^^' Joaef Kallbraner.
clager Stockhing^er und nit Stockhornner haissen, von uns und andern dafür ge-
halten, das Bi nit widenprechen sonder selbs darober brief verfertig;!, damit si
sich darzne bekennt, zn welcher Weisung^ si die antworterinnen billich gelassen
haben, auch die clager mit den eingelegten briefen, die von iren personen kain
meidung thuen, nit bewisen, das si Stockhornner, dann sovil unser beTeich, darüber
per errorem cognominis aasgangen, damit aber allain auch nichts bewiesen.
Was sonst weiter mit brieven, copeien und andern durch die dager an-
gezaigt und eingefnert, das gebort in die haubtsach diser zeit und ror legitimation
der person und verfahung des kriegs nnnot zu verantworten. Und sodann si die
wittib und erben den clagem ires furgeben nit gestandig und sonderlich rer-
nainen und zum höchsten widersprechen, das mit iren furgebrachten briefen asd
geschriften ir person mit dem grad und staffl der sibschaft zu dem rechten legi-
timirt, der Ursachen biten und begem si sich mit abtrag der scheden^) ledig zu
erkennen; doch wo inen darwider auf ir erbieten ainicherlai Weisung aufgelegt,
wellen si sich damit angeboten und die sach zu recht gesetzt haben.
Die Stockhornner gebrueder und Sneckhenreiter auch im rechtsatz getoc
und sagen lassen, si gesteen der wittib und erben von Haslbach ires furgebens
nicht und ruefen Inhalt irer nagsten eingefuerten schriffc umb recht an.
Die wittib für sich selbs und anstat irer tochter will laut irer Schriften.
rechtsatz und angeboten Weisung auch beslossen haben.
Auf solch beder partheien furhringen, auch ir getan rechtsatz und besluss
ist durch die vorgemelten unser stathaJter und regenten des mitichen nach Lucie
den vierzehenden tag decembris des verschinen dreissigisten jars zu recht erkennt:
Die weil die jeczgenannten wittib und erben den clagem irer sibschaft, davon in
dem arbor zu recht eingelegt meidung beschiecht, nicht gestandig, sein die clager
dieselb ir sibschaft des zu recht genueg zu beweisen schuldig. Doch der gemelten
wittib und erben ir einred und all notdurft und rechtlich behelf vorbehalten.
Damach des freitags vor letare den sibenzehenten marcii des verschinen
ainunddreissigisten jars sein die vorgemelten Stockhornner gebrueder und Sneckfaen-
reyter widerumb vor gericht erschinen und auf vorig ergangen urtl ir weisnng
nachvolgunder mainung volfuert.
Zu dem ersten, das Georg und Wolfganng die Stockhornner zwen eleiblicb
bruoder mit einander gewesen, des haben si zwen tailbrief von Wolfganngen und
Jörgen Stockhornner jedem besonder ausgangen in gricht furbracht, der dato eten.
zu Bosennberg am montag nach unser lieben frauen liechtmestag -) in dem fanf-
zehenhundertisten und dridten jar.
Zu dem andem, das si die dreu gebrueder Mert, Cristoff und Liennhart die
Stockhornner Jörgen Stockhoraners eeleiblich sun sein, das mugen si mit leben-
digen personen genuegsam weisen, versehen sich aber nnnot, dieweil di sach noch
in frischer gedechtnns ist. Doch wo je von noten und si umzogen sollen werden.
so benennen si zu zeugen Leo Sneckhenreiter, Sebastian Grabmer, Hannsen und
Liennharten die Praschen.
Zum dritten, das weilent Niclas Stockhornner ir een Jörgen Stockhomners
ires vatern vater gewesen, wirdet mit dem bewisen, das Caspar Stockhornner, so
^) Begleichung der Gerichtskosten.
2) Februar 6.
Ein Rechtsspruch über die Burg Stockem aas dem XVI. Jahrhundert. 235
sein Nidasen Stockhomners braeder gewesen, bemelts Niclasen sun mit namen
Wolfganngen, Jörgen und auch Leopolden gerhab gewesen ist. Des brachten si
for ainen gerhabbrief von demselben Caspam Stockbornner ausgangen, des dato
steet nach Cristi gebuerd tausent vierhundert und darnach in dem neunundsech-
zigistea jar an erichtag vor sand Michelstag ^) sambt ainer aufsant, so von irer
andl Jörgen Grabmers techter ausgangen und auf Kadolten von Waching lantund,
der Yor in gericht eingelegt worden.
Zum vierten, das Georg Stockbornner ires vatern vater Niclas Stockhomner
ir een gewesen und derselb Niclas Jörgen Stockhomners ires ureen sun geweson,
wirdet mit dem bewisen, das Cristan Stockhomner bemelts Niclasen Stockhomners
braeder gewesen, und derselben baider vater Jörg Stockhomner ir ureen gewesen,
laut zwaier brief, so si in gericht furbrachten, des ainen briefs datum stet am
lambstag vor letare-) in der vasten nach Cristi gebuerd vierzehenhundert und im
dreinndvierzigisten jar, des andern briefs dato am phintztag nach Ostern^) obberurts
Ti'erzehenhundertisten und neunundvierzigisten jar, baid von Cristan Stockhomner
tusgangen.
Zu dem fünften zaigen si an, das Jörg Stockhomner ir uren, Niclas ir
een, Jörg Stockhomner ir vater etliche gueter herkumend von Ernnsten, Ortolfen
und Hainrieben den Stockhomnem iren vetern an si pracht, und si sich selbs
darch einander auch die Floiten und ander far frand und vetem erkennt haben
laut zwaier brief, so si in gericht legten, des ainen dato an sand Margreten tag^),
dei andern dato stet an sand Peter und Pauls der heiligen zwelfpoten tag ^) des drei-
zdienhundertisten und darnach in dem vier und in dem funfundneunzigisten jarn.
Und sonderlich ist Starein, das er Mert Stockhomner noch besitzt, von
Kmnsten und seinen bruedern den Stockhomnem an Jörgen Stockhomner iren
vettern mit kauf kumen, und nachmals Niclas Stockhomner von graf Micheln von
Maidbarg als sein vaterlich erb zu lehen emphangen, inhalt des lehenbriefs von
graf Micheln von Maidburg auf Niclasen Stockhomner iren een lautund aus-
sogen, den si fnrbrachten; nach absterben Niclasen Stockhomners ires een und
graf Micheln von Maidburg ist bemelt Starein von graf Hainrichen von Harrdegg
irem vatern und seinem bruedern Wolfganngen den Stockhomner zu lehen ver-
lihen worden, inhalt des lehenbriefs, den si in gericht f erbrachten. Zuletzt ist
bemelt Starein ime dem Merten Stockhomner auch als ain vaterlich erb and als
ainen Stockbornner von graf Johannsen zu Harrdegg zu lehen verliben inhalt
beder obgemelter lehenbrief, so si in gericht einlegten.
Nachmals brachten si für ainen gerhabbrief von Ortolfen und Hainrichen
gebraeder der Stockhomner kinder, so Hanns und Anthoni gehaissen, welcher
klader ir ureen Jörg Stockbornner als negster frund und gewartunder erb gerhab
gewesen, Inhalt desselben gerbabbriefsi so vor auch in gericht eingelegt. Verrer
brachten si für ain quittung von Hannsen Stockhomner ausgangen, darinnen er
Jörgen Stockhomner iren ureen für seinen vettern erkennt und seiner gerhab-
^) September 26.
') März 30.
>) April 17.
*) Juli 13.
') Juni 19.
236 ^^- «'^^Bef Kallbruner.
Schaft quittiert. Weiter brachten si far ainen schuh *) Ton herzog Albrechten, daricn
er auch Jörgen Stockhornner iren ureen Hannsen und Anthonien die Stockhomner
für vettern erkennt. Weiter brachten li für ain quiitnng von Sigmunden Stock-
hornner ausgangen, der dann des Anthonien Stockhornner sun gewesen, darinn er
auch iren ureen Jörgen Stockhornner für seinen vettern und frnnd erkennt. Nach-
volgund brachten si für ainen gnadenbrief, von weiland unserm lieben uranherm
kaiser Fridrichen, dieselb zeit romischer kunig loblicher gedechtnus ausganges,
damit bewisen, das Hanns und Wolfgang die Stockhornner Stockhom inngehabt
und Wolfgang Stockhornner Ortolfen und Emnsten der lezten inhaber Stockhom
vater gewesen, des dato stet zu Wienn am freitag nach sand Pangratzen tag nach
Cristi gebuerd vIerzehenhundert und darnach im vier und vierzigisten jar.-) Der-
gleichen das Ortolf und Ernnst des Wolfganng Stockhornner kinder gewesen, des
legten si ain urlaubbrief ein von graf Micheln von Maidburg ausgangen, des dato
steet zu Wienn am montag nach sand Lucietsg^) nach Cristi gebaert vIerzehen-
hundert und im funfundfnnfzigisten jar.
Aus dem allen wellen si eingefuert und bewisen haben, das si und ir vor-
fordern Ernnsten Stockhomners des letztn Inhabers Stockhom und seiner vorfo^
dem die rechten nagsten frund und gewartunden erben ains namens und stamenä
gewesen sein und noch sind, und Stockhom gotlich und rechtlich inen und nie-
mants andern zuegehort und kainem landsfursten als ain frei aigen guet nie haim-
gevallen ist, und aus oberzelten titlen erblicher gerechtigkait und als negster
rechter frund und erb Jörg Stockhornner ir vater Stockhom ingehabt und in der
possess gewesen, aber aus kunig Mathias als aines eindrangen frembden farsteo
bevelch geweltiglich und unrechtlich der possession wider absteen muessen laat
desselben bevelchs, des dato steet zu Sand Polten an sand Barbaratag anno
domini etc. im sibenundachtzigisten. Und zu uberfluß erscheint, das all Stock-
hornner ain ainigs gleichs insigl gehabt und gebraucht, das die vorangezaigtea
brief mit iren anhangunden insigln ausweisen, und ir vater und vetter auch si
als Jörgen Stockhomners eeleiblich sun sich des gebrauchen. Auf solches alles
verhoffen und getrauen si, haben der gegeben urtl ain genuegen getan und die
sibschaft und ir personen zu dem rechten legitimiert und bestatt und riefen darauf
inhalt irer ladung umb recht an mit vermeldung der abgenomen nutzung und er-
litten schaden etc.
Dawider weilend des vorgedachten Ulrichen von Haslbach gelassen wittib
und erben diso mainung furbrachten: Wenn die jungst ergangen urtl gesebea,
legt si Merten und Liennharten den Stockhingern gebruedem und Erasm Schneckben-
reiter als dagem auf, das si ir sibschaft, deren si inen nit gestandig und dzTon
in dem arbor zu recht eingelegt meidung beschiecht, des zu recht genueg zu be-
weisen schuldig, des si aber nit getan. Nemblichen so haben si nit gewisen des
zu recht genueg, das Ernnst Stockhornner der letzt der Stockhom inngehabt den
si laut irer ladung und dag vermainen zu erben, ir vetter und inen innerhalb
des zehenden grads, darüber die recht in erbschaft niemand» zuelassen, mit dem
grad der sibschaft verwont. Das vermugen weder die eingelegten brief noch der
') Aufschubbrief. Es handelt sich wohl um eine Belehnung.
2) Mai 15. Siehe: »Stockhorner«, S. 146.
3) Dezember 15.
Ein Rechtsspruch über die Barg Stockem aus dem XV^I. Jahrhundert. 237
arbor, daraaf die weiiung auf ir vemainen gestellt, das si aliqno vinculo atti-
nenciae, dleweil sein und seines bruedem Artolf cellula gfegen der obristen, darinnen
der alt Emnst Stockhomner und Artolf sein brueder sullen herkamen, dergleichen
der beseitzerben zu linker haut, davon die clager sullen herkamen und Ernnsten
den letzten rermainen zu erben, an alle pand frei gemalt sten und kainen stipitem,
daron die clager und si heerknmen, dardurch man wahrhaftig erkundigung mochte
haben, das si inen in ainicherlai staffl innerhalb des zehenden oder darüber gesibt
pluetfreund gewesen, daran doch grund der sachen gelegen, dawider den dagem
ir rennaint brief, quittung und aufsandung ganz unfurtraglich. Dann obgleich
Mert, Cristoff und Liennhart drei gebrueder von Jörgen Stockhinger irem vater
heerkumen, so ist doch nindert bewisen, das Jörg Stockhomner, des Niclasen,
Criätan und Caspam vater, der clager ureen gewesen, die weil si, wie sich in
beslns irer geschrift befunden, aines andern namen. Und ob gleich dem unbekennt,
al9o das dennocht mit nichte gewisen, das si mit ainicherlai grund und staffl
Efimsten Stockhomner des lessten besitzer zu Stockhorn befreund t, darumb si
dem sitz Stockhomn mochten nachsteen.
Was si sonst mit Starein und der Floiten halben und das si sich hin und
wider frund genent, einfaem, thuet nichts ad propositum, dieweil die urtl spricht,
daä si ir sibschaft, davon in dem arbor meldung beschiecht, des zu recht genueg
zu beweisen schuldig, das nit bescheben, noch si zu verrer Weisung bewilligen,
dieweil si die zwischen den rechten volfaeren sullen. Ob si gleich mit lebentigen
zeagen. wie si die benennt, mochten weisen, die inen doch unfurtraglich, das der
Jörg ir vater gewesen, dann darumb nit bewisen, das si dem Ernnst so nachent
befreandt gewesen, das si in, wenn si gleich unbekennt des namens, ab intestato^)
mochten erben sambt dem, das seit der zeit und die brief von kaiser Fridrich in
dem vierzehenhundertisten und vierundvierzigisten jar ausgangen und der brief
von burggraf Michel von Maidburg bezaichend in dem vierzehenhundertisten und
fanfondfnnfzigisten jar ansgangen, Stockhorn mit rechtlichem besass nie bei den
Stockhomnem gewesen, wie sich dann aus kunig Mathias brief befindet, das
Stockhomn weilend Hannsen Wulferstorffer geben, dabei in nachmals kaiser
Fridrich lassen beleiben und nach abgang gedachts von Wolferstorf laut kaiser
Maximilian brief, davon die widerparthei abgeschrift vor gericht eingelegt, ge-
nediglich verlihen und znegestellt.
Deshalben si die clager nit allain aus mangl, das die sibschaft das zu
recht genueg nit bewisen, sonder aus veijarung, dann seit derselben zeit und nach
abgaog des Ernnsten weder durch si noch iren vater nichts rechtlichs, dardurch
die Tsrjarang interumpiert und unterprochen, furgenomen, auch aus anderer ge-
rechtigkait inen und iren vorfordem darzue erwachsen si Stockhomn nit mochten
nachsteen; das si vor gericht allain diser zeit underrichtweise demnach ir person
noch zu dem rechten nit legitimiert, das si gegen inen ainen unbillichen krieg
ieben angezaigt und ir furgeben mit den briefen sumarie und mit der kurz ver-
ftntwort und abgelaint wellen haben.
Und sodann die clager inen zu nachtail mit irer sibschaft nichts beweisen
^ ihnen auch dawider all einred und rechtlich behelf einzufueren vorbehalten,
^) Ohne daß er sie zu Erben eingesetzt hat.
238 ^r* Josef Kallbniner.
wellen bI wider ir sibschaft, dai si des zu recht ^enneg nit gewieen, ir jetzver-
melt einred emeaen und sagen weiter, das si inen nit geständig, das si des namens
und stamens der Stockhornner noch sich derselben mugen annemben, wie in den
eingelegten briefen und iren schriften davon meidung bescbiecht. Und su bewarnng
des widerspils, das si Stockhinger und nit Stockhornner, darfnr von menigUch
geacht und gehalten, brachten si des ersten in gericht far fünf missif und lend-
brief an weilend Ulrichen von Haslbach iren hauswiert und vater ausgaogen mit
A. B. C. D. und £. verzaichent, darinnen si von weilend Wolfgfanngen Matseb«r
für Stockhinger gehalten und dermassen geschriben ; mer ain schreiben mit £.
verzaichent von Abissa Stockhingerin irer swagerin, die ires vatem brueder eelicb
gehabt, an gedachten Ulrichen von Haslbach lautund ausgangen ; mer uin Bchreibeo
mit F. verzaichent von Eustachie Raben an jetz gemelten Ulrichen von Haslbach
lautund ausgangen, darinnen er Ulrichen von Haslbach von wegen n. Stockhingers
holden schreibt und ainen recht tag benennt; mer ain tagsatzung mit G. verzaicii*
net von uns ausgangen, darinnen Mert für ain Stockbinger und kalnen Stock-
hornner angszaigt wirdet; item mer ain nrfech^) mit H. verzaichent von Petern
Sunberg aussgangen, die durch Merten Stockbinger verfertigt, das si also bishe«r
unwiderredt geduld und inen dermassen zueschreiben auch darfur achten uod
halten nit widersprechen, dawider den clagem das ainig unser schreiben oben io
recht eingefnert, darinnen dem Merten als Stockhornner und nit Stockbinger ge-
schriben, unfnrtreglich. Dann das widerspill mit merer briefen und das Mert selbi
als ain Stockbinger die urfech verfertigen helfen wie ob vermelt bewisen wirdet,
dawider gedacht unser ainig schreiben per errorem ausgangen nit stat het noch
den vorigen und merem derogieret. Dieweil dann der clager person nit legitimiert,
demnach si ir sibschaft, wie davon in dem arbor zu recht eingelegt meldong be-
scbiecht, das zu recht genueg nit bewisen, das si auch für Stockbinger nnd nit
für Stockhornner gehalten, selbs als Stockbinger brief verfertigt — baten and be-
gerten sich die gemelten wittib und erben von der clager vermainten unbillichen
clag zu absolviem und inen ain ewig stillschweigen zu pieten. Vermelten sonet ir
darlegen und behalten inen weiter bevor alle notdurft.
Und als bed partheien auf die einkomen Weisung verrer mit irem bebelf
und allem dem, so si zu genissen vormainten, auch iren gethanen rechtsatien
schriftlichen und mundlichen verfaren und beslossen, ist weiter des sambstag vor
Margrethe den achten julii des verschinen ainunddreissigisien jars durch die vor-
gemelten unser stathalter und regenten zu recht erkannt: Die vorgenanten clager
baben auf ir furgebracht ladung und clag auch die jungst ergangen urtl in person
genuegsam zum rechten legitimiert; desshalben sein die gedachten wittib und
erben von Haslbach auf die berurt der clager ladung und clag zu recht eiogefurt
schuldig zu antworten und soll alsdann weiter beschehen was recht ist.
Diser gesprochen urtl haben sich des von Haslbach wittib und erben be-
swart und an uns supliciert. Darauf wir an die vorgemelten unser canaler aoa
regenten unser bevelch ausgeen lassen, darinnen wir inen bevolhen, das si Q^'
auf solch suplication mit widersendung derselben underricht der handlung i^^^
den einkomen actis, uns darinnen zu ersehen und alsdann verrer über der sapb-
kanten begem zu entsliessen haben, zueschicken und mitler zeit die sacken berueen
1) Urfehdebrief.
Ein Bechtsspruch über die Borg Stockern ans dem XVI. Jahrhundert. 239
lassen. Und als wir nun dieselb unserer regierung underricht und die acta em-
pfangen, haben wir die Sachen übersehen, die aigentlich und notdurftiglich er-
regen und verrer obgemelter unser regierung disen bevelch geben, das si baid
obgenannt partheien far sich beschaiden und inen anzaigen, das si auf vorgeiebte
bandlang weiter wie sich geburt in recht verfaren und all ir notdurft gerichtlich
repetiem und verrer fnrbringen mugen, darauf alsdann weiter was recht ist be-
^chehen und ergen sol.
Das ist also volzogen und jeder parthei auf ir verfolgen abschrift von
disem nnserm bevelch zuegestellt worden.
Auf solches haben die oftgemelten wittib und erben von Haslbach in recht
weiter schriftlich furgeben : Si wellen wider Martin und Liennharten die Stockhinger
gebmeder und Erasm Sneckhenreiter auf vorgeiebte handlung all ir eingebracht
gerichtlich handlung hieheer repetieren und irer notdurft nach verrer wie sich
gebort verfara. Und gesteen anfangs den dagem durchaus nicht, das si des Emnst
Stockhomner, des Ortolfen brueder, und letzten zu Stockhom besitzer erben. Weiter
gesteen si inen nit, das si bemeltem Stockhomner mit ainicherlai grad und sib-
schaft weder in dem zehenden noch nachnem grad, citra vel infra^), verwont ge-
wesen, und doch gemaine recht über den zehenden grad niemands in erbschaft
zaeiassen. So gesteen si auch den clagem ire# eingelegten arbor wie der gestellt
darebaos nicht, der auch ain nichtigkait ist und ad propositum ganz undienstlich
noeb sich jemands daraus zu verrichten wais, dann darinnen kain stipes weder in
anfsteigunder, absteigunder noch collatoralen linien ain stipes mag angezaigt
▼erden daraus befunden, das die clager dem Emnst Stockhomner mit sibschaft
and grad, in erbschaft zuelassig, befreundt, das si doch schuldig zu beweisen und
zu erklaren; dawider si inen alsdann ir gegenweisung und alle notdurft vor-
^balten wellen haben; der Ursachen er durchaus unwurklich verdechtlicht ires
geraDens aufgericht und inen ganz unschedlich. Vermelden hiebei, das der arbor
zu recht eingelegt davon inen abschrift geben, nit gleich sonder underschiedlich
sein, das in gericht verpoten und nit ain daine straf auf ime tregt, darumben si
inen ir notdurft deshalben dawider einzefuern vorbehalten wellen haben.
Dergleichen gesteen si den clagem nit, das mit allen iren eingelegten briefen
&iiiieberlai grad und sibschaft, damit si dem Emnst letzten besitzer zu Stockhom
verwont, desbalben ir clag mocht stat haben, darauf si zu verfaren schuldig. Und
10 dann aus disem iren anzaigen und voreingefuerten repetierten notdurft sich
befindet, das der clager vermainten clag wider si nit stat hab, sonder in die ex-
ception, tu non es heres^), inen conpetiert und dienstlich ist, auch vor allen dingen
di« Personen zu dem rechten sollen legitimiert werden, so begem si sich davon
ZQ absei viem und ledig zu erkennen. Vermelden sonst ir darlegen und behalten
inen weiter bevor alle notdurft.
Die Stockhomner gebmeder und Sneckhenreiter wider der wittib und erben
▼on Haslbach jezt eingelegten schrift sagen lassen: Si haben mit urtl und recht
bebabt^, das si ir person zum rechten legitimiert, darauf wir unserer regierung
0 Innerhalb oder unterhalb.
*) Die Exzeptionen (Einreden), die Tatsachen zur Entkräftung der Klage-
t&tsachen enthalten, waren im römischen Recht in bestimmte Formeln gebracht.
^) fiechtlich erkannt.
240 Dr- Josef Kallbraner.
geschriben und bevolheiii anangesehen der ■apliciemng, den clagem recht ergeen
zu lassen; das wirdet yerstanden in der baubtsach nicbt in neaen flachten. Riefen
hierauf auf die menigfeltig ungehorsam umb ain endurtl bei der straf confessa-
torum umb recht an.
Die wittib und erben von Haslbach sagen, es sei von der urtl zu «ineci
kuniglichen bevelch knmen, demselben gemäss haben si gehandlt und eingelegt.
Oesteen sonst dem gegentaiP) kainer flucht noch ungehorsam, thnen inen dann
gewalt und unrecht, wie dann das widerspiP) aus den actis gefunden wirdet
Gesteen sonst irer auslegung mit dem kuniglichen bevelch, das der auf die haabt-
sach') zu versteen, nicht, dardurch inen diser rechtlich behelf genommen. Sagen
auch das vermaint begem sub pena confessatoruro, damit zu frue ausgesprengt
hab zu diser zeit und wider ir rechtmassig einleg nicht stat.
Die Stockhornner gebrueder und Sneckhenreiter sagen, si gesteen kainer
rechtmassigen einlage, ruefen nochmalen auf die gegeben urtl und TÜfeltig un-
gehorsam umb recht an.
Die wittib und erben von Haslbach ruefen auf ir jetz eingelegte sehrif^
auch umb recht an.
Darauf ist in gericht den sechsundzwainzigisten tag junii des ▼erschinea
dreiunddreissigisten jars verlassen: Wellen die Stockhornner gebrueder ani
Sneckhenreiter auf der gedachten wittib und erben jungst eingelegte schrift weiter
verfam und ir notdurft für bringen, das sol gebort werden, si tuen das oder nicbi.
verrer beschehen was recht bt.
Nachmain des Erichtag nach unser lieben frawen gebuerd den neonten tag
septembris obberurts dreiunddreissigisten jars die Stockhornner gebmeder und
Sneckhenreiter verrer schriftHchen f urbringen lassen : Wiewol si sich solcher jeti-
ergangen beschwarlichen beiurtl wider die vorig gotlich gegrundt und gerecht in
diser sach urtl, so am Sambstag vor Margaretha den achten jnlii anno etc. im
ainunddreissigisten ist ausgangen, gar nit versehen bieten, sonderlich dieweii «
in irem vor jüngstem gethanen rechtsatz in albeg bei derselben beliben, mit nicbte
daraus zu geen noch si fueren zu lassen lauter verstanden worden, und dasselb
verhoffen auch billich getan und rechtlich thun mugen; wenn die gemelt voric
gotlich urtl nicht wie die jungist ain plosse beiurtl genent mag werden, sonder
das si kraft ainer unwiderrieflichen endurtl auf ir tragen hab, ainen aentets
habens vim divinitive und execucionem paratam in dorso^), dieweii gewinn der
baubtsach daran gelegen und si über ainen entlichen auszogt) gangen, sagen and
erhalten mugen, das dann der gegentail wol geschmeckt und von der ordenlicbeo
gerichtlichen zwischen irer ausgangen Instanz bisheer ergangen gerichtsacta aacb
solcher irer gotlichen und gerechten urtl si zu dringen sich understanden oad
sovil sich hierin bemuet und geuebt, das so si ordenliche rechtmassige mittl der
^) Gegenpartei.
-) Gegenteil.
^) Die im Prozesse selbst zur Erörterung kommenden Materien im Gt^^'
satze zur Legitimation.
*) Mit der Kraft eines Endurteiles und der Absicht dessen folgender Voll-
ziehung.
^) Klageeinwand.
Ein Bechtnprach über die Burg: Stockem aas dem XVI. Jahrhundert. 241
ippeUieron^ ron derselben gerechten nrtl nit haben mugen; vermaint si alle vor-
b«tcheehne gerichtliche and ordentliche handlang, die für si and wider die wittib
und erben ist, sa verwerfen and si darvon durch aiuen berelch, den si ires ge-
Ulens rersien und auslegen, gewaltiglieh zu ziehen, jedoch das si solches gar nit
weder fueg noch recht haben; und das jetzbemelter beTeich im grund und rechts"
reritands nit das yermag, wie si es für sich gern reimen wolten, das inen erlaubt
sein solt, un neuen process wider si anzefahen und alle vorige acta, Schriften und
ir oft beruert behabt urtl tod, ab und gerallen sein solt, oder das si immer mer
rechtlich Terkehrt und geendert mug werden, wann man schon hundertmal diso
instanz anfkhen und repetieren that und alles, was vor eingebracht und eingefuert,
soft Tleissigiet übersehen, erwogen und erkennt sol werden, das nimer kain got-
liebere, gerechtere und billichere urtl geschöpft noch gesprochen mug werden. So
wellen si solchs alles mit Yorbehalt und über das, das dieselb urtl nit der natur
QDd aigenschaft, das si so leicht und dergestalt wie gemain ploss beiurtl zurück-
legt und ombkert mug werden, aufs kurzist anzaigen und damit jungist beiurtl
lin genuegen thuen nachvolgund also.
Der ansgangen kuniglich beyelch, daraus die widerparthei iren grund nimbt
and spricht, well darauf wider si repetiem und yerfarn etc., setzt austrucklich
und lauter, das si auf vorgeiebte handlung weiter wie sich gebuert in recht Ter-
faren und all ir notdurffc gerichtlich repetieren und verrer furbringen mugen,
darauf alsdann weiter was recht ist beschechen und ergeon soll etc. Das seien
gleich die wort dickbemelts bevelchs, den die widerparthei nit recht versteen noch
demselben gemäss und gehorsam leben thuen, wenn dieweil si bald tail auf ror-
beschehen handlung weiter wie sich gebuert in recht yerfaren sollen, und die
merbestimbt vorig gerecht urtl auf alle dieselb handlung wie vor steet ergangen,
ianter die wort in sich holt, das zwischen ir beder tail zu recht erkant: »Die
clager haben auf ir furbracht ladung und clag auch die jungist ergangen urtl ir
peFMn zum rechten gennegsam legitimiert; deshalben sein die gedachten wittib
üod erben von Haslbach auf die beruert der dager ladung und clag, zu recht
eiogefaert. schuldig zu antworten und soll alsdann weiter beschehen was recht
Ute etc. So hiet darauf der der widerparthei gebuert nach vermugen des bevelchs
sowol, als nach inhalt derselbigen urtl, das si dermassen nun in der sach ver-
faern, das ai auf ir ladung und clag antwurteten und die haubtsach anfiengen,
nicht auf irem auszug, der inen nun aberkennt und abgeschnitten, verharreten
and ausflncbt damit suechten. Das hiess wie sich geburt im rechten verfarn und
das ist der recht verstand, wie wir als herr und landsfarst unser bevelch als lieb-
haber der gerechtigkeit ausgeen lassen, und wir bieten ir vorig urtl nit aufheben
wellen, mueat der bevelch wol änderst gelaut haben, wo dasselbig verstanden solt
werden, und wirt auch solchs durch nachvolifund deusl im bevelch, das si all ir
Dotdurft gerichtlich repetieren mugen etc., nicht ausklaubt noch einzogen, wie die
widerparthei leicht maint, wenn solch rescript und bevelch gegen den partheien
sein stuck interpretacion aines ainigen verstand und, was der puechstaben darinn
nit Unter austruckt, solt niemand mit zuesatz auslegen. Und dieweil der bevelch
nicht spricht, das alle acta und vorergangen handlung sollen repetiert werden,
Bpncht auch nicht, das ir oftgemelt, behabt und gerecht urtl soll retractiert und
aufgebebt oder nichtig sein verstanden werden, also das unangesehen des alles,
was vor der widerparthei mit recht und urtl aberkennt und abgeschnitten, das
Jakrlmeh d. Y. f. LMdesknnde. 1907. 16
242 ^'- ^^^^^ Kallbruner.
dertelb wider geafert wider angebebt and die sach wider Ton neuem angefangea
und kriegt soll werden etc., so sollen si^s aucb nicht sprechen noch den Tentant
darinn mit ichte weitern, zu voran, so derselb jemand zu merklichen abprach
und nachtail raichon mag; das dann hierin dergestalt beschach, das, wo du
widerumb repetiert solt werden, das ainmal mit urtl und recht schon erledigt und
genalich entschaiden. wo es wider zurückgelegt und in neuen krieg und zweifi
gezogen solt werden, künden si nicht anders versteen, dann das dasselb dem gt-
rieht nicht wenig verklainung und inen als clagern ainen unwiderbringlichen
schaden nicht allain am gut sonder irem namen, geschlecht, freundschaft and
herkumen, das si aufs höchst beherzigen, geberen wurde.
Glauben auch nicht das solches unser roainung oder will je gewesen, wenn
man auch nindert findt, das weder in appellierten noch suplicierten sacken soDde^
lieh nach prauch dises gerichts, wie wissen und offenwar ist, der alt process damit
aufgebebt und ain neuer angehebt wurde, sonder der gemain und gewondlicb
stilus ist, das der richter darzue man appelliert oder suplieiert nichti über die ror
eingebracht Schriften und acta weiter einzulegen zuelasst und allain auf vorige
handlung erkent und mit kurz dieselbig appellierung oder suplicierung der gestslt
erledigt, das übel geurtlt und wol appelliert oder suplieiert worden, will er anden.
das di vor ergangen urtl retractiert und aufgebebt verstanden werd. Demiisch
muesst auch unser bevelch, darauf die widerparthei also wider si, von neuem
unangesehen der vorigen gerichtlichen handlungen und urtl, herein fert wo io
dasselbig gestatt ward, in albeg dergleichen wort und mainnng inngehaiten und
austmckt haben, nem blich das wir die suplicierung dermassen angenomben, d^
vor ubl geurtl und wol oder billich suplieiert war, und das si ir person zu rechtoen
nit gennegsam legitimiert bieten, darumb die wiederparthei von inen ledig. Sonst
dieweil nichts deshalben noch dergleichen in dem oft gemelten bevelch befanden,
so soll und mags auch kainer addiern und weiter geen, dann der ploss paech-
staben begreifen thuet.
Gesetzt aber, unbegeben der worheit, das diso mainung schon furgenomes
war worden in bevelch zu komen, so biet es dennoch t den mengl, das es nicht
genueg zum rechten, sonder durch Ordnung, mass und form ainer urtl und nicht
aines solchen gemainen stilus aines bevelch dasselb aufgericht sollt sein worden.
Dann mit ploasen bevelhen, so nit auf anbringen der partheien ausgeen und er-
langt, tapher gerichtprocess und urtl, sonder von ainem loblichen und höchsten
regiment mit tapherm rat geschopht, wem nit leichtlich retractiert noch wider*
rueft mugen werden; oder wo das auch schon nicht gemanglt, so mochten si doch
sprechen das, wo wir je beten wellen, das alle vorige acta, handlung and nrü wie
vorgemelt retractiert und aufgebebt sollen werden und das dasselb rechtlich sein
mugen, so biet dasselb anders und lauterer in dem bevelch austruckt und speei-
ficiert steen und begriffen sein muessen, dann durch das ainig wartl repetieren«
das die widerparthei für sieh ausklaubt und einziehen thuet; wie dann ans dem
vorgeschriben genuegsam verstanden und das gericht als die hochventandigen
pass dann si einfuem konden des abzenemen wissen, wann auch anders und oer
darzue gebort ain gerichtliche offne ergangne urtl aufzeheben und zu verwerfen,
zu voran in disem fall wenn, wiewol man findt, das ain ainiger richter sein selbs
und aigens blos beiurtl jebo aufheben und verkeren mag, so ist es doch da weder
durch unser bevelch noch durch unser regierung beschehen, mochte auch recht-
Ein Bechiasprach über die Barg Stockern ftaa dem XVI. Jahrhundert. 243
lieber ordnnng nach unser regienmg daaselb nicht thaen; wenn ir rorgeeprochen
gerecht nrt] im ainanddreissigisten jar nit, wie vor auch steet, ain plotse beiartl
fenennt mag werden, sonder ain solche, die craft ainer enduril auf ir tragen, ist
die nicht also leicht wie gemain plosg beiurtl rerkert mugen werden. Und das
oDser regiening die jetztgemelt nrtl vor auch selbst gleichförmig ainer endnrtl
erkent, geacht and gehalten, so erscheinet das aas dem, das si gleich mit den
Worten aod form durch gedachte nnser regierang gesprochen, geschriben und
gdoffent worden ist, wie man sonst in allen endurtln phlegen thnet, darinn dann
aldo der anfang laut: »Zwischen n. und n. ist zu recht erkennt etc.« die wort
steeo austrackt in der dick gedachten urtl. Aber wo ain plosse gemain e beiurtl
fei, da spricht man: »Ist in gericht verlassen«, wie dann derselben j angist er-
gangen beiartl lauter auch spricht. Ziehen sich deshalben in dieselben urtl baide.
Das aber der bevelch inen erlaubt ir notdurft zu repetieren, das hat den
verstand und mag in dem, das si vor eingefaert von dem ausbiten, von der ver-
jarang, und das si nie rechtlich oder genuegsam die sach vor ersacht sollen
haben, davon die antworter in irem vergangen rechtsatz, den si am ersten tag
jalii im ainunddreissigisten jar than haben, meldung thuen, und das zu der haubt-
ach gebort, was verificiert worden. Und sol aber noch mag gar nit auf das, so
vor mit recht und urtl erledigt, gezogen werden, wenn dasselb wider zu repetiem
kain notdarft sonder ain uberfluss wäre, dann der bevelch zu repetiern nicbt er-
laubt, auch nicht wol sonderlich der eingefuerten knndschaft auch die nit zum
andern mal examination leiden mugen, repetiert mocht werden.
Das wollen si darumb also mit etwas leng und wenig der wort eingefuert
baben, das irer notdurft nicht dain daran gelegen, die inen farzubringen unser
regienmg jungist beiartl erlaubt, und wellen damit derselben ain genuegen than
baben in ganzer hofnung, unser regierung werde gar nit inen weiter auflegen,
^as ri alles, das vor zwischen inen beden tailen nach lengs und nach notdurft
ordenlich und mit genuegsamer anzal irer Schriften ist eingefuert und disputiert
worden und darauf nicht ain verlassung in gericht als ain siechte beiurtl sonder
ain ordenliche rechtmassige erkann tnus in gericht durch unser regierung be-
icbehen und offenlich eroffent und dardurch weiter dem gegentail dasselb ein-
zafneren and vemeuen aberkennt und abgeschnitten und inen auferlegt, das auf
ir ladong und klag zu recht eingefaert schuldig zu antworten etc., widerumb sollen
anüaben zu kriegen und si von irer gerechten und behabten^) urtl weiter ziehen
und foern lassen und urtl über urtl vor ainem ainigen richter als widerwertig
gewarten. Yerhoffen des nicht schuldig zu sein und rechtlich nit sein mag, sonder
das tmaer regierung vorig urtl in ir kraft gangen sei und si darbei irem rechten
ucfa und unserer regierung gericht und derselben person zu eeren handgehabt
•ollen werden, das auch darwider di antworter nicht helfen solt, das si sich ge-
feiter unser regierung jüngsten beiurtl weiten behelfen und sprechen, dieweil in
darinn aufgelegt, das si sollen auf ir jangst eingelegt geschriften verfam, das
<lvamb si mueeeten irem neuen anfachen nachwelligen. Wenn das nicht von noten
daraus verstanden noch rechtlich sein mocht, wie oben bisheer vemomen und
ucb ans dem erscheint, das dieselb beiurtl zu der obbemelten dausl von stund
an, darnach die dausl darzue gesetzt, das si ir notdurft mugen furbringen. Das
^) Rechtlich erkannten.
16*
244 ^' J<>*®^ Kallbniner.
thuen n hiemit und wellens also in der pesten fonn gethan haben, sein darauf
nngesweifelter liofhang, berorte unser regierang werd si bei ror of^dachter irer
urtl, aach bei dem offewaren gerechten eingefnerten brief nnd sigihi nnd be-
weisten fVeandschaften ungewaigert beleiben lassen nnd den antwortern auflegen
si derselben nach auf ir ladung und dag rerfaren. Nachdem auch unbegeben
gesetzt, das die jetzgemelt jungist beiurtl schon mit ichte wider si an dem ror-
erselten geschehen oder yerstanden mocht werden, so mocht inen dennoch t dasaelb
nit schaden noch irrung bringen, dieweil wie vor angezaigt dieselb nur ain pIoBse
beiurtl und ain jeder richter nach pesser Information nnd underricht dieselb leicht
verkeren mag, wiewol wie vor gesagt im grund sich nit befinden mag, das io
summa sich die widerparthei weder solcher beiurtl noch des berelchs, wi si leidit
maint, wurklich wider si behelfen wird mugen.
Und über das Torgeschriben alles und unbegeben desselben zu uberflus irw
fuegs und rechtens hierinn, so sagen si auch demnach abermals das, wann tansend-
mal ir voriger krieg und strittiger artid ires namens, freundschaft und legiämierong
irer person zu disem rechten sollen wider eingefnrt, verhört, examiniert werden, eo
wurd doch nit änderst befunden dann, das es gewiss und entlichen waar ist, das
si Stockhomner und nit Stockhinger genannt und derselben pluet, freundschaft
und sipschaft, gleich wappen, schilt und helbm und die rechten plneterben nod
zu disem rechten genuegsam, wie unserer regierung vorig urtl spricht, legitimiert
und das der widertail wider gott und recbt thuet, das er si so lang «damit auf-
zeucht und unbillich umbfuert. Solt das sein, das si nicht genuegsam iren names,
geschlacht und freundschaft gewisen und darpracht hetten, mainen si es ward
kain geschlacht schier im land sein, das besteen und so lang nnd weit ir fmnd-
Bchaft und namen änderst oder genuegsam darbringen, auch die widerparthei aU
ir tag kain andern titl nie als ain verpotnen auspeten titl gehabt nnd weisen
wurd mugen.
Unser regierung habe zu bedenken und zu ermessen zu was abfall usd
beswarung es disem land raichen und zu voran, da nicht prauch, das man durch
notari nnd offen Instrument, da der vater des con traben den albeg benennt wirdet
brieflich urkund werden aufgericht, dardurch man leichter an ain grad nnd sip-
schaft kumbt dann durch ir landleufig brief und sigil, dardurch nicht etwo ain
snn sein vater weisen mocht geschweigen verrern grad. So mugen si Stockhornner
auch mit grund sagen, das si iren namen, geschlecht, brieflich urkund auf wenigisk
under vierundfunfzigen in anzal durch gerhabschaft verloren haben und inhalt
des Vertragsbrief darumb komen sein, daraus wol anzunemen, das wo si dieselben
verbanden noch leichter und überflüssig si das gewisen haben wolten, das inen
die antworter gern noch vemainen und wider ir vorig disputacion damit siechen
thaten. Aber gott ist selbst am rechten gesessen und ist solches mit ainer recht-
lichen gotlichen urtl abgeschnitten, des ziechen si sich in die vorigen acta; aber
nit das si dieselben wider disputieren und vemewen wellen, sonder ungeweigert, ine
bisheer oft gemelt, darbei beleiben, derselben vorigen urtl als creftig und unwide^
«
rneflich in all weg anhangen und mit nichte daraus gangen oder darvon ge-
wichen verstanden werden, das si hierin der peaten fonnb beaeugen. Und riefen
auf dieselbig ergangen urtl und auf ir ladung und dag mit Vermeidung ires da^
legen und abgenomben nutzung umb recht an.
Ein Rechtwpnich ttber die Barg Stockern aus dem XVI. Jahrhandert. 245
Wider das die rorgenanten weilend Ulrichen von Haslpach gelassen wittib
aod erben dapUcando wie hernach volgt fnrbringen lasseUi doch hiemit offenlich
QDd laater protestierende, das si weder durch vorig noch jetzig ihr schriftlich
oder mandlich farbringen auf vorgenanter yermainter clager voreinbrachte gar
nichtige und anbeschließliche dag and ladang kainesweegs geantwort oder den
krieg bevestigt haben, sonder wellen sich ansers hievor aberantworten bevelcha
and anserer regierang darauf ergangen rechtmassigen urtl, so jungst der sechs-
andxwainzigisten tag junii des verrackten dreiunddreissigisten jars eröffnet, halten,
dem anhangen und si davon kainswegs weisen lassen.
Und das erstlich gegen tail in bemelter seiner replioum unsem ausgangen
beTeich zu disputieren und umbzustossen und das vermaint beiurtl, den achten
jnlli des ainunddreissigisten jar8 ergangen, gross aufzunatzen und durch plossen
eitln schein an ainichen grund das gerlcht mit vil unnotdurftiger leng belestigt,
wellen si alles, dieweil das nicht besleast, in gemain widersprechen doch auch in
nichts stilschweigund bekennt haben und sagen karzlich, das di ursach ihres
•apUclem aus deme herfleust, das si je und albeg darauf behart und mit grund
des rechten und warhait noch beharren, das der vermainten clager person wider
«i dieser Sachen halb im rechten zu steen nit faeg, ja auch gar kain recht, ge-
rechtigkhait oder aetion haben, derhalb si inen zu antworten nit schuldig sein, vil
woniger wo si ainich clag betten ir person durch anzaigung ires namens und
stimeu zu solcher clag legitimiert haben, dieweil erb sein durch solch anzaigang
von rechts wegen nit beslossen werden mag, sonder sich vor Verfassung beruerts
ortl wol gebuert, weiten anders die clager zu irer clag legitimiert worden sein,
^M ä auch erben zu sein bewisen betten. Denn gesetzt, aber doch unbekennt und
an nachtail der warhait, das die vermainten clager durch das, so von inen ein>
gefaert, ain siecht oder gemain anzaigen getan betten, das si Stockhornner und
desialben namen und wappen waren, des widerspil doch nemblich, das si die ge-
bnidder Stockhinger und nit Stockhornner genannt werden, durch si hievor ein-
gefaert und ihres hoffens genuegsam dargethan ist, so ervolgt doch daraus nit,
kin auch gar kain rechtmassige consequens oder vermuetung sein, das si darumben
Ernsten und Artolfs der Stockhornner, so za weilend hochloblicher gedechtnus
ktiser Fridrichs zelten de« gegentails f argeben Inhaber des sloss Stockhorn ge-
vesen sein sollen, erben seien, dieweil si gar kain sipschaft, damit si denselben
rerwont, anzaigen oder beweisen? Wie kan dann gesagt werden, das die ver-
mainten clager dem jetzgedachten beiurtl, am mitichen nach Lucio des dreissigisten
jars ergangen, genueg getan und ir sipschaft das zu recht genoeg gewisen haben
und wellen si derhalb in Iren aigen eingelegten, irrigen und weitschwaifigen
trborem an das beiurtl und die acta, darinnen auch gar kain attiaencia angezalgt
oder befanden, doch als vil die für si thuen und nit weiter auch in gemaine recht
gezogen haben. Derhalb si sich der vermainten beiurtl, den achten tag juUi des
ainonddreissigisten jars ergangen, dardurch der clager person zum rechten ver-
maintlich legitimiert und si in antwort erkennt wie gemelt billich beschwart, da-
wider dann unser beveleh auch das urtl den sechsundzwainzigisten tag junii des
negstrerschinen dreiunddreissigisten jars rechtmassiglich und billich ergangen.
Und ob gleich durch vilgedacht vermaint clager etlichermassen angezalgt
were, das ire elter etwo ainen Stockhornner als vettern oder gerhaben verwont
gewesen, das doch nindert laater erscheint, daraus ervolgt abermals nit, das
246 ^^' «'osaf Kallbraner.
darumb die ▼ermainten clager Stockhomner Bein und haiasen noch vil weniger
daB Bi des ErDnsten and Artolfen erben sein. Dann dergestalt so man also ar-
gnieren^) wolt, mocht ain jeder des andern erb sein, weil rii sind bevorab ander
dem adl, die aneinander vettern nennen aaeh aines namens wappens, und doch
gar nichts in sipschaft aneinander verwont sein. So waiss meniglich, das gerhab-
Schaft kain sipschaft arguiert and hat also stat, das im rechten gesagt wirt: Non
probat hoc esse quod ab hac conttngit abesse.
Ob auch die vermainten clager noch über das auch dargethan betten, das
si den bemelten Ernnst und Artolfen den Stockhornnern in ainicher sipschaft zn
recht zuelassig verwont, ja auch erben waren, der doch kaines dargebracht ist,
noch mit warhait darbracht werden mag, sagen demnach hiebei und allain zu
underricht, das nber die vermeldt beiartl, an sambstag vor Margrethe des ainnnd-
dreissigisten jar ergangen, kain endartl noch namen derselben gehaben, davon es
mit unserm bevelch and jüngster urtl kamen, daranf kain ezecotion sa ervolgen.
dieweil si nit in die haubtsach kamen. Si wissen nit, was si geschmeckt haben,
aber das wissen si wol, das die clager nie gewisen haben noch weisen mögen,
daran doch grundshandl dises streite and der legitimation gestanden, das si die
clager dem Ernnst Stockhomner des letzten besitzer zn Stockhom in der zehenden
sipt weder verrer noch nachner, dardurch si in erbschaft znelassig, befrenndt ge-
wesen noch befanden mag werden.
So haben si die clager von ainlcherlai wider recht zu dringen nichts ander-
standen auch si anders nit bemuet noch gelebt, allein so vil inen di recht ans za
ersuechen zuelassen, die wir hierinnen genedigist mit ainem bevelch furgesehen.
den si nit ires gevailens gewaltiglich ziechen, versteen nnd auslegen wellen, vie
si sich unbillich beschulden, sonder bei seiner Inhalt und wie es unser regiemng
erkennt haben der laut beleiben lassen. Aber das widerspü erfindt sich bei den
dagern, das si die antworter gern daraus wolten fuern. Si hahen es far ain alten
oder neuen process, will si wenig beknmem, sonder inen ist genueg, das si nit
irer geschrift, den zwainzigisten tag junii ingelegt, darzue inen wol die urtl den
sechundzwainzigisten tag junii zu statten kumbt, unserm bevelch gemäss gehandlt
haben. Das sich aber di sach mit unserm bevelch verändert und von der urtl, des
sambstag vor Margrethe des ainunddreissigisten jars ergangen, kumen, die alten
acta und geschriften der clager halben tod abgevallen und inen ganz unfurtreglicfa.
darzue nit von noten hundert sonder allain ainmal vleissig zuschauen, das wellen
si also darbringen und einfuem; nemblich das si zuegeben und beschehen lassen.
wie die clager selbs aus not und zu hilf der warhait sich za unserm bevelch be-
kenen, das si auf vorgelebte handlang weiter wie sich gebuert in recht verfarn
und all ir notdnrft gerichtlich repetiern und verer furbringen mugen, darauf als-
dann weiter, was recht ist, beschehen und ergeen soll, das solchs auch unser
ernstliche mainung. Weiter spricht unser bevelch: Wir schicken euch auch daranf
di acta, so ir uns deshalben gesandt habt, hiemit widerumb zue. Daraus volgt, das
si über die vorigen acta weiter zu verfaren und all ir notdurft zu repetiern ver-
gunt, das auch solches unser ernstliche mainung und zuvor di acta bei geriebt
widerumb ubergesendt besehen, das an not getan, wo es bei der vernaelten ort!
unverändert beleiben soll, sambt dem, das ain richter aus rechtmässigen Ursachen
^) Beweis führen.
Ein RechtBipmch über die Barg Stockern aus dem XYI. Jahrhundert. 247
ain beiartl mag aufheben und in ainen andern weeg nach gelegenhait der sachen
itellen und das uns die hand nit zu aperen.
Zu Tolziehung angeregtes unsers bevelchs seien si mit ainer schrift den
zwainsigisten tag junii des vergangen dreuunddreissigisten jars verfaren, und wie-
wol die clager aus ainem missverstand desselben daran verhindern wellen, so ist
inen doch solches den sechsundzwainzigisten tag junii darnach durch ain urtl be-
nomen und abgeschnitten worden, Si haben oft gesagt und sagen es noch, das es
mit anserm bevelch von der urtl, die gegentail oft repetiert darzue von wort zu
«ort inseriert und sonst nichts wais einzufiem, kumben, damit aber gedachtem
onserm bedelch von der widerparthei kain benuegen beschiecht. Gesteen hiebe!
den dagem durchaus nit, das ir personen zue dem rechten genuegsam legitimiert,
wie es sich in volfierung der sachen befinden sol. Das si auf die ladung und dag
in der haubtsach zu verfaren schuldig, das vermag unser bevelch nit, darüber si
ioen ires frembden glosiern und auslegen, indem si ir notdürftige exeption den
zwiinzigisten junii eingelegt für ain vermainte ausflucht wellen achten und das-
leib abgeschnitten, nit gestandig, noch inen, wie si verfahren sollen, darinnen si
sich ausserhalb ires darthuen wol wissen zu halten, mass zu geben haben. Sagen
ilao mit beständigem grund, was si in irer jüngsten eingelegten geschriften auf
Torgeiebte handlung gerichtlich repetiert und furbracht, das solches on allen
zuesatz aus warem und rechtem verstand unsers bevelchs gemäss geschriben, dann
sich lauter daraus befindt, das die clager dem Ernnst Stockhornner, den si ver-
neinen zu erben, weder in dem zehenden stafFl auch verrer noch nachners grads
mit der sipschaft befreundt, das si wider si zu clagen und personam standi in
jadicio^) bieten.
Aber wenn die clager all vorgelebte handlung sambt irem unbeslieslichen
and ungegmndten paum in dem pausch, wie si inen selbst erdacht, gemalt, ge-
Sechen, wirdet sich daraus nit befinden, das si des Ernnst Stockhornner des letzten
blaetfireund, daramb si nach gemainem rechten in erbschaft zuelassig. Und daran
hangt diser zeit der punkt, wenngleich die sach tausend jar sol disputiert werden,
dawider si den clagem kainer urtl, die nit aufgebebt und davon es nit zu ainer
miss^ kumen oder das inen solch notdurftig repetierung abgeschnitten, nit ge*
ständig, noch jemand damit verclaint, die weil gemaine recht suplicationes und
appellacionea zuelassen, und vll mer für ain verklainung zu achten, wenn uns als
der höchsten haubt ainem die hand selten gespert werden. Und so es also mit
nnserm bevelch, der ain mass austrukt aus rechtem verstand wie ob vermeldt von
der urtl kumen mugen, die clager mit grund und warhait nit sagen, das es ioen
ainen unwiderbringlichen schaden nit allain am gaet sonder irem namen, geslacht,
frenndschaft und heerkumen, das inen auf das höchst zu beherzigen, gebern
worde, angesechen das uns aus angeborner guet und gerechtigkait den partheien
mit repetierung aller notdurft auf vorgelebt handlung genedigist zuelest, wes
wellen sich dann die clager besch waren. Aber si geben dabei selbe zu versteen,
wenn si ir vergeiebt handlung repetiern, das sich daraus nit befinden noch damit
bewisen, das si dem Ernst Stockhornner des letzten besitzer mit ainicherlai grad
und sipschaft in recht zuelassig verwont, allain, was si mit vil gehäuften briefen
^) Und sie vor Gericht kommen zu lassen.
') Entscheidung.
248 ^^' ^^^^^ Kallbruner.
■ambt ainem angerelmbten arbor, der auch auf künftig unrecht befunden soll
werden, die doch auf ir rernainen gar nichta ad propoBituin thuen, dag gericht
und 8i irrig su machen understanden.
Damit aber clager sich dennocht ainicherlai Übereilung nit an besware»
bieten, so ist inen nochmal ir notdurft deshalben furzubringen yorbehalten, das
auch in unserer macht dem gericht kain Terklainuog. Aber si kinden und wissen
weiter nichts ansuzaigen und beweislich das zu reicht genueg darzubringen, das li
des freundschaft und erben mit Emnsten Stockhomner, den si rermainen zu
erben, das si seine erben ime in der zehenden weder verrer oder nachner sipt
befreundt gewesen, und der Ursachen in erbschaft selten zuegelassen werden. Was
wellen si dann mit beherzung und in ander weg vil daraus machen, das es inen
nit allein an dem guet ainen unwiderbringlichen schaden sonder irem namen, ge-
schlacht, freundschaft und heerkumen gebern wurde, des si inen nit gestandig'?
Ware unbillich, das der ander tail darumb beswert und das sein verlieren soU,
und dem rechten sein gang nit gelassen soll werden? Si muessen sich anders
darsue halten, wellen si des Ernnsten und Ortolfen erben sein. 8i werden sich nit
also überhäufen und oft repetierten Worten überreden lassen, dann si auf solch
Veränderung in ainem andern strit sein.
Obgleich die wort >ubl geurüt« und »wol supliciert« in dem bevelch nit
ausgedruckt, das an not getan, sonder ist genueg, das er mass gibt, wie hierinnen
weiter gehandlt solle werden, welche wort mit der mainnng ain gleiche wurknng
haben : Nihil enim refert quid ex equipollentibus fiat. ^) Und wäre wol uns als dem
nit mass zu geben nit aine daine smach, wenn uns in dergleichen vail die hend
gespert, welcher bevelch nit plosslich und auf anbringen sonder in betrachtung der
Ursachen, uns von dem gericht vor zuegeschriben, mit verrer erwegung und er*
kanntnuss au den actis, dem gericht widerumben zuegesendt, ausgangen, daraus
si nichts anders klauben allain was die Inhalt irer notdurft nach ervordert. Dann
obgleich, nnbekennt, die gesprochen urtl des ainunddreissigisten jars kraft ainer
endurtl, das aus denen werten erscheinen soll >zwiBchen n. und n.<, und kain
beiurtl, des wir nit gestandig, dieweil weiter handlung zu erwarten und der krieg
noch nie in der hanbtsach verfangen, deshalben die partheien die mass, in dem
bevelch angezogen, schuldig anzunemen, und das erfindt sich aus den werten:
»ist unser bevelch, das ir die partheien für euch beschaiden«.
Damit wellen si der clager einfnerung und ausleg, den bevelch auf das
ausbitten und verjarung zu laiten, davon gewisslich ir rechtsatz nit principaliter
allain incidenter-) meidung mochte thuen, verantwort und inen ires furgebeni
durchaus nit gestanden haben. So gesteen si inen nit, das solch repetier nng, wie
unser bevelch vermag, kain notdurft sonder ain uberfluss, dieweil si noch bisher
in glaub wirdigem schein beweislich nicht dargebracht, das si dem £rnnst Stock-
homner in der zehenden verrer oder nachnern sibt verwont, darumb si als erben
und clager in recht zuezulassen. Weiter gesteen si inen nit, das si mit solcher
einfuerung, das allain plosse wort und ungegrundt, dem kain glauben zu geben
noch ainicherlai damit bewisen, unser regierung jüngsten urtl und inen auf ir
rechtmassig vemainen ain benuegen getan; dann von den vorigen geschriften ist
^) Es trägt nichts aus, welches von gleichbedeutenden Worten man setzt.
^) Noch dazu.
Ein Bechtespnich über die Barg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 249
M cu onaerm aasgangen bevelch kamen, dem si gemäss gehandU und si daraas
nit wellen lassen faem, dawider si den dagem kains behabten urü, die in ir
craft gangen, noch ainigs aberkennen oder das si abgeschnitten waren gestandig;
dartos rolgt, dieweil si di schibschaft nicht bewisen, daran grand der sachen ge-
itsnden, darzne inen die jangst gegeben artl, das die clager auf ir geschrift, nach
aoigangen bevelch eingelegt, schaldig zu rerfaren, ganz dienstlich, das si auf die
dag nit schaldig za antworten.
Und wenngleich zu tausendmal, wie die clager selbs sagen, der strittig
artickl der sipschaft yerhort und examiniert, so gesteen si inen doch nit anders
befunden, dann das es gewiss und entlich war, das si Stockhornner und nit
Stockhinger genennt, derselben pluet, freundschaft und sipschaft, dann sich daraus
nindert befinden wirdet, das si dem Emnsten, dem letztn, den si wellen erben, in
der zehenden oder nachnern sipt befreundt gewesen. Gesteen in deshalben des
eingelegten arbor und briefen nit. das die sipschaft wie jezt vermelt damit be-
wiesen, sonder sol sich in ainem gedieht befinden durch ir selbs eingelegt brief;
wenn es zu repetierung der sachen kumbt der ungegrundt arbor am tag, darauf
ni handien forgenomen. Ir begeren der sibschafk halben, darinnen gemaine recht
msss geben, sein die clager dieselb, dieweil über die zehent sibt niemands zue-
gelassen, zu weisen schuldig, es sei mit instrumenten durch notari aufgericht oder
sndem briefen, dawider si inen kains landsbrauch abfall und beschwarung des
Unds gestandig, oder das ioen Inhalt ainicherlai Vortrags die brief, damit si die
lipschaft weisen sullen, von banden kumen, so ist es dannocht nichts, das si zu
den beclagten guetem kainen andern titl als das ausbitten haben sollen.
Denn obgleich die sipschaft bewisen, das unmuglich wi aus irer jüngsten
eingelegten schrift und replikn verstanden, so mochte dennocht dargepracht werden,
du si und ir vorfordem solche gueter in die sechzig jar mit guetern titl rueblich
besessen, damit si vil mer als zu einfuerung der lengsten verjarung not will sein,
forgeeehen. Darzue Ulrich von Haslbach ir hauswiert und vater der gueter halben
wider Hannsen von Wulfensdorf erben recht und urtl erhabt sambt der confis-
cation und ander gerech tigkait, so si zun Stockhomnem haben, das si diser zeit
tllsin underricht weiss. Und das die clager sogar ain unbilliche und muetwillige
clag gegen inen ieben und mit nichte si damit in der haubtsach einzulassen an-
gezaigt, das si hiemit auf das zierlichist protestiert und bezeugt wellen haben.
Was wellen dann die clager daraus machen und ainen neuen unwurklichen krieg
erwecken? £s sei nun der almechtig got oder die menschen an dem rechten ge-
i»essen, das inen unnot zu disputiem und vil wort davon zu machen dann sonst
goet wissen, woran diser zeit die sach gestanden und wie sich die verändert,
damit es von der beiurtl, darauf die clager dringen, zu unserm bevelch kumen,
der si auf vorgelebte handlnng all ir notdurft zu repetiem und farzubringen zue-
lasit. Und aber das ir notdurft ist, die sipschaft anzufechten, so die clager nit
gewisen noch ewiglich weisen mugen, das si dem Ernnst Stockhornner in der
zehent oder nachnern sipt befreundt, darumb si erben und wider si zu clagen
betten, dessbalben in exceptio, tu non es heres, inen zu statten kumbt und den
widertail repelliert, demnach ist ir rechtmassig begem, wie vormals, si von der
vermainten clager nichtigen und unbesliessigen clag zu absolviern mit abtrag er-
Uten cossten and schaden. Behalten inen sonst bevor all rechtlich notdurft.
250 I>r- JoBof Kallbnmer.
Darauf Mert und Liennhart gebrueder die Stockhomner für lich selbs nnd
Erasm Schneckhenreiter als cessooarius iren rechtsats oder besloMschrift wider
weilend Regina Ulrichen von Haslbach gelassen wittib nnd erben eingelegt, wie
bemach volgt. Zu dem ersten erneuen nnd repetiem si die vor eingebrachten
brief, sigil un# acta und repetiem zu dem andern die urtl des vergangen ainund-
dreissigisten jars, den achten tag juUi eroffent. auf welcher nrü si als aaf sin
rechten grundfelsen verharren, wann solch urtl von unserer regiemng als unserer
nachgeseczten obrigkait zeitigem rat wolbedachtlich eroffent und nit ain plosse
bei urtl ist sonder craft hat ainer endurtl nnd unwiderbringlich und unwiderraef-
lich ist, auch mit kainem gueten grund von dem richter, von dem si geschöpft
verändert oder widerrueft mag werden.
Dann was dawider die antworter in negster irer geschrift den awelften tag
januarii eingelegt, hat alles kainen grund. Sein auch die dager Stockhomner inen
zu guet durchaus nichts bekanntlich. Gesteen sonderlich nit, das si kain gerechte
jus oder Interesse zu clagen haben, dieweil ir interesse oder gerechtigkalt mit
den actis und unser regierung darauf geben urtl vorhin si genuegsam darbracht
haben. Dabei es die dager noch beleiben lassen. Also auch die clager Stock-
homner mit nichte gesteen, das er durch nnserm bevelch von des gerichts urtl
kumen oder das die vorigen acta dardurch tod und ab seien. Und ob gleich, wie
die antworter furgeben, inen erlaubt sei ir gerechtigkalt und jus weiter repetiem,
so ist doch das gleicher mass den Stohkhomner clagera auch erlaubt, das si also
thuen und gleich ire vorige acta und gerichtlich urtl widerumb von neuem re-
petiem und in craft neuer producta und acta repetiert wellen haben, und damit
weiter nicht gestandig sein, das dardurch das jungst urtl, ob si weiter verfaren
sollen etc , inen was benumen sei. Dann je dasselbig urtl vermag, ob si weiter
verfaren wellen etc., das si dann also gethan, unsem bevelch verantwort. den
antwortern kainer rechtmassigen exeption, das es von der urtl kumen, nit ge-
standen wellen haben.
Und nach repetierung voriger acta schliessen die clager also: Sagen, das
si vorergangen urtl ain genuegen getan und ir person übrig legitimiert haben,
solches ziechen si eich in die acta und gemaine recht von kurzwegen, aambt dem,
das der erworben und eingelegter bevelch den clagern den Stockhornnem ganz
unschedlich und die zeitig urtl mit nichte widertreiben mag, aus Ursachen, das
ain urtl, so mit zeitigem rat auf genuegsam wol erwogen, brieflich urkund und
gerechtigkait zuvor von einem ansehlichen, tapfern gericht hochgeachten, gelerten
und erfarnen personen geschöpft und eroffent, mit plossen bevelhen, die nit mit
zeitigem rat noch von ainem hohem taphem gericht auf vorig acta sollen noch
muessen retractiert, verändert und nit leichtlich widerrueft mugen werden, sonder
auf vorig acta zu creften oder uncreften, ob wol oder ubl geurtlt, erkennt mness
werden; wann das haisst ain fürstliche oder kunigliche declaration, wo bald par-
theien ervordert, mit iren gerech tigkaiten genuegsam verhört werden, quia com
causae cognicione res decidi debet^), wann das haisst und ist ains höchsten farsten
will, mainung und bevelch, wann derselbig nach der Obrigkait nach dem verstand
gemainer rechten reguliert wirt, also das er ist von rechts wegen sein soll, quia
voluntas principis in rescripto vel commissione intelligitur esse talis, qualis de
^) Weil die Sache mit Kenntnisnahme der Klage entschieden werden soll
Ein Rechtsspruch über die Barg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 251
jare esse debef; eo quod princeps non intelligitur uti postate absoluta sed ordi-
oaria.^) Und das aus erzelten Ursachen die clager die urtl an dem sechsund-
zwainzigisten tag junii des rerriikten dreuunddreissigisten jars auch unserm be-
velch ain genuegen getan, deshalben bei den vorigen actis beleiben sollen und die
antworter in der hau^tsacben bei straf bekanntnus der sachen zu antworten
schuldig. Seesen die clager Stockhornner und Sneckhenreiter mit Vermeidung der
abgenomen nutzung und gerichtscbaden im namen gots au recht.
Auf disen rechtsatz haben weilend des von Haslbach gelassen wittib und
erben in irer dritten Schriften verrer fnrbringen lassen dise mainung: Wiwol si,
osangesehen der Stockhinger und Erasm Sneckhenreiter eingefnert frembt dispu-
tation und undienstlich furgeben, vermug unsere bevelchs, in massen auch die
jangst urtl den sechsundzwainzigisten tag junii des dreiunddreissigisten jars eroffent
genuegsam verstand gibt, si zu der repetierung diser action und zu einfuerung
merer irer notdurft kumen zu lassen kainen zweifei seczen, so mugeh si doch
aber vorig ir gegrundt schriftlich und sumari furbracht bewegnus, die si sambt
allen vorigen actis hieher gezogen wellen haben, un verhindert der widerpartheien
ubereillchen rechtsatz, zu besluss diser Instanz noch mer grundlicher erleuterong
and onderschaid ires widertails hochangezogen brief und erdichten paumbs, darauf
ti iren grund stellen, zu ablainung desselben weitern bericht nachvolgunder massen
ir notdurft nach einzufueren nit umbgen.
Und sagen also mit bestandiger warhait, das durch der widerparthei repe-
tierung und emeuerung irer brief, sig^l, acta und erdichten gemalten paumb wider
die antworter ir personen zu legitimiem durchaus nichts bewisen sei. Wie dann
vormals lauter und augenscheinig aus irer selbst einfuerang befunden, nemblich
das sich die brief und der erdicht arbor, so durch die widerparthei selbst ein-
gelegt, grundlich nindert nit mit einander vergleichen, si auch damit zu nachtail
nichts bewisen sei, noch si daraus mit warhait nit befindet, das die clager dem
Emnsten Stockhornner als letzten besitzer, den si vermainen zu erben, in der
zehenden oder nachnern sibt, darumb si in erbschaft zuelassig, befreundt gewesen
and zu clagen gevuert. Wie mugen si dann mit wahrhait sagen, das si ir person
za dem rechten legitimioTt; deshalben ir exeption, tu non es heres, darazr doch
grand diser sachen gestanden und noch steen wirt, stat hat, und durch den nich-
^MS^i^ gemalten paumb und undienstiiche brief nichts lauters abgelaint wirdet,
»onder allain gehäufter weis das gericht und si arglistig zu übereilen und irrig zu
machen angesechen ist, das also wir genedigist bewegen beten und deshalben mit
inen der repetierung vorgelebter handlnng zuegelassen.
Wellen demnach zu ausfuerung irer obvermelten merem underschiedlichen
erleutrung greifen. Und furnemblich wirdet ain brief seines Inhalts befunden, der
da spricht: »Ich Caspar Stockhornner bekenn für mich Wolfganngen, Jörgen
und Leopolden die Stockhornner meines lieben bruedem herm Niclasen seligen
kinder etc.«, der im tausend vierhundert und neunnndsechszigisten jar ausgangen.
Dagegen soll der arbor lauter besehen werden, wo diser Caspar, Wolfgang, Jörg
ond Leopold seien, wo auch Niclas ist, der des Caspam brueder gewest und ain
*) Weil der Wille des Fürsten im »Reskript« oder > Kommissionsbefehl «
80 ist, wie er von Rechtswegen sein muss, da ihm doch nicht eine unbeschränkte,
sondern ordnungsgemäße Gewalt zusteht.
252 ^'- Jo*^f Kallbnmer.
■an gehabt Jörgen, wer auch konde iprechen, das der Niclas im arbor sm, dsr
ainen Tater aach lunen eon gehabt, die all bed Jörgen gehaiesen haben, ond doch
der Jörg im arbor, der det Niclaeen Täter eein solle, kainen aan gelaiien haben,
sonder allain Hannsen und Anthoni gerhab gewest sei, pionlich in der Scheiben
geschriben steet. So mag der Nicias kainen Tätern gehabt haben, eo ist der
Leopold und Wolfganng auch Caspar nindert eingesaichet, derhalben der arbor
mit disem brief sich angerecht and erdicht befindt.
Zum andern, so ist der Oeorg, der ain gerhab des Hannsen und Anthonien
sol gewest sein, auch on ainen Tatern gestellt and steet an der krampen Uni der
Emnst allein. Hinwider steet ain Emnst in der hoch, der der angesaigten braeder
Tater gewest sein soll, welcher braeder kainer, allain der Artolf befanden wiidet.
der hat ainen sun gehabt Hannsen. Neben Artolfen findt man auch Heinrichen,
der ainefa san gehabt hat, Anthonien genannt. Nan ist nichts anders sa gedenken,
der Jörg, io ob dem Nidasen steet, der sei ain gerhab des Hannsen and Anthonien
gewest, so doch derselb Jörg, in dem arbor gemalt, ains alters and in der Uni
gen dem Hannsen und Anthonien gleich sehen ond sich nackend Tergleichen.
Weiter ist ein brief des datum Tiersehenhandert darnach im sehenden jar der
spricht: »Ich Jörg der Stockhomner bekenn offenlich anstat sein selbs seinei
Tettem Anthoni«, welcher Georg ist im arbor der des Nidasen san gewest wie
ob Termelt, so der brief des datum aiotausent Tierhnndert nnd nennandseehzig
jar alt ist. 80 ist ain brief des datum atntansent dreahandert ond fanfundsibenzi;
jar der spricht: »Ich Emnst, ich Artolf die gebrueder die Btockhomner die
sprechen, das si sa kaufen haben geben irem lieben Tettem Jörgen Stockhomner
etlich gult.« Also war diser Jörg, der den Anthoni and Hannsen Tergerhabt, ob
Til jam alt gewest, so doch dem arbor angemass and nit zu Tergleichen.
Mer ist ain brief, des datnm aintaasent Tierhaadert und im neonondrier-
sigisten jar, der spricht: »Ich Cristan Stockhomner Tergich etc. su kaufen geben
meinem bruedern Nidasen Stockhomner. c Nun mag es der Nidas nit sein, der
den Casparn zu ainem bruedern gehabt und der ain sun mit namen Wolfganngen*
Jörgen ond Leopolden, also ist in dem arbor, weder Jörg nicht recht gestellt, eo
ist Caspar, Cristan, Bemnhart, Leopold gar in den arborem nicht gestellt, sonder
ausgdassen, die weil dann befanden, das Hanns Stockhomner des Artolfen enn
den Wolfganngen tu aioem sun gehabt; nun kan es aber der Wolfganng nicht
sein, der des Nidasen sun gewest als ain brueder des Jörgen ond Leopolden. Alio
muess derselb Wolfganng auch nicht im arbor sein, wiewol die dager ain brief
einlegen, des datum im funfsehenhondertisten oad im dritten jar darnach, ain
brief Ton seinem bruedern Jörgen, der dager Tater gewest, derselb Wolfganng ist
auch nicht in dem arborem gestellt.
Verrer so ist ain brief, des datum siecht gestellt, im sibenzigisten jar der
spricht: »Ich Niclas Stockhinger meines genedigen herm Ton Maidbarg ^) etc. hof-
rlchter«, Terror ist ain brief des datum im viersehnhondertisten uod dreaand-
sechzigisten jar, der also stet: »Ich Hanns Waixbuiger etc. nimbt zo geseagnns
den edlen Testen Nidas Stockhinger des Ton Maidbarg hofrichter.« Also sein die
namen widerwertig. Ainer nennt sich Nidas Stockhinger, des Ton Maidborg hof-
richter, der ander schreibt sich Niclas Stockhiuger. Nun ist nit mer dann ain
^) Gemeint ist wohl Michael Graf Ton Hardegg, Burggraf zu Maidbnrg.
Ein ReditMprach Ober die Borg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 263
Niclaa im arbor. Wer kan sprechen ohe Nidae Stockhinger, der dann ain eun
^abft, gewest oder obs der Nidae Stockhinger, der des ron Maidbarg hofirichter
fsweatf im arbor steen. Und ist wissentlich, die clager bekennen selbs, das ain
gesiecht die Stockhinger gehaissen rerhanden gewest. Wer kann wissen, wie diser
arbor gestellt? Der ain hat kainen ratern, der ander kainen san, oder wie sich
au diser sipschaft za rerrichten? Dann der Niclas, so ain sun gehabt, kan und
mflLg nicht der sein, so in dem arbor steet, sonder ist ain vater Jorgens gewest
imd ainer der clager. Daraus Tolgt, das palt der Niclas, der im arbor steet und
in briefen Stockhinger des von Matdburg hofrichter gewest ist, dardnrch der arbor
mit dem Niclasen auch ungerecht und kainen grond anf im tregt. Verrer der
Qeorg, so oben neben Ernnsten Stockhornner stet, kan und mag des Ernnsten
brneder noch sun nit gewest sein. Dann Erndst, Artolf und Hainrich sprechen in
dem brief >wir haben yerkauft unserm lieben vettern Jörgen c, wer ist dann des-
selben Jörgen retter gewest oder wie gehört er in die sipschaft? Also ist derselb
Jörg wider gegen dem Niclasen anzusechen. oder wer ist des Niclasen yater ge-
wesen und Ton wem si herkamen? Weiter wie ob rermelt, da der brief mit dem
nomero im rienehenhundertisten und neunundsechzigisten jar, darinn der Niclas
Stockhornner mit den drei sunen stet; nun ist der Georg, des suns, der im arbor
ob dem Niclasen steet, vil ob ain hundert jar elter gewest als der Niclas im arbor,
dann derselb Jörg in dem brief mit numero im dreizehenhundert und funfund-
uebenzigisten jar geschriben steet. Weiter so ist der Ernost und Artoli, so die
leiten besitzer zu Stockhom gewest, allain gestellt und im arbor gleichförmig mit
der npschaft gemalt die dann vor fünfzig jarn gestorben und die clager dieselben
nie erkennt haben.
Aus dem allen volgt, das di clager mit dem eingelegten erdichten arbor
and briefen durchaus wider di antworter nichts bewisen, das si dem Ernnsten
Stockhornner in dem zehenden grad oder daruLder mit sipccbaft verwont und ein
recht zu elagen beten, desshalben si billich mit abtrag der schaden absolviert
iollen werden. Dawider inen unser nrtl, den achten julii des vergangen ainund-
dreisigisten jars eroffent, unschedlich, si sei nun mit rat und wolbedechtlich ge-
•ehopfl wie si wel, und die widerparthei mit grosmachung vermaint herfurzubringen,
das inen unnot zu disputiem und vil wort davon zu machen; sonder ine ist ge-
naeg, das es mit unserm bevelch, der die repetierung zuelast, davon kumeo, und
damit die sach in ainen andern stand kumen. Deshalben sich die clager vast
irren, wellen inen auch des durchaus nit gestanden haben, das anf solcher auf-
gehebten nrtl als ainen rechten grundfels zu verharren, das es auch nit ain
plosse beiurtl, sonder craft ainer endurtl unwiderbringlich und unwiderrueflich,
dia die nit verendert oder widerrueft mocht werden, des si in durchaus nit ge-
stendig und das widerspil mit ermeltem unserm bevelch am tag, daranf si auch
entlieh verharren.
Sagen weiter, das ir schrift, den zwölften tag januarii eingelegt, gegrundt
nnd dermaasen mit der warhait und mit dem rechten beclaidt, das die von den
dagem nit mag aufgelöst noch umbgestossen werden. Das si aber kain jus zu
dagen haben, ist ron inen warhaftig dargebracht, da wider inen die acta, damit
nichts und sonderlich die sipschaft nit bewisen. Von der urtl ist es auch mit un-
lerm bevelch kumen, dabei si es auch lassen beleiben; und ist war, das unser
beTeich, damit es von der urtl kumen, und die clager deshalben ihres dürftigen
254 ^''> «'otef Kallbruner.
▼ermainen und das si sich k&iner rechtlichen exception gestendig uberwiaen
werden, in ir jus zu repetiem erlaubt. Lassen auch f argen, das es inen sowol all
den Stockhingern erlaubt, damit si sich gegen uns kainer eil und das man si mit
irer repetierung nit hören wellen zu besch waren bieten.
Wenn aber dise und vorig der dager rapetierung und acta geaechen, so
findt sich nindert daraus, noch damit bewisen, das si taugenlich clager dem
Ernnsten, den si vermainen zu erben, in der zehenden oder uachnem sip befreandt
gewest und aus dem grund, das si vor und jetzo mit repetierung die sipschaft
nit gewisen und unangesehen der vorigen paumb, acta, brief und sigil, von der
nrtl zu dem bevelch kumen, sonst biete es bei der aufgehebten urtl an verändert
beleiben muessen, aus demselben grund irer vorigen und jetzigen repetiening
sollen si von der clager vermainten dag mit abtrag der schaden ledig erkeoDt
werden.
Weiter gesteen «i den dagern nit, das si das urtl, die inen auf unsere
bevelch und exception zu verfam auferlegt, ain benuegen gethan. Si gesteen io
auch nit, das si ain notdurft geschweigen ibrigs ir person legitimiem wellen, sieb
auch des in ire acta gemaines rechten gezogen haben, inen ist nit weiter von
noten das urtl, das gericht gelerter und ertarner person zu disputiem, sonder
genueg, das es mit unserm bevelch, deren hend und gewalt nit zu sperren, davon
und in ain andern stand kumen, dabei si es lassen bleiben und uner absolutori-
nrtl wellen versechen. Das der bevdch cum causae cognicione ausgangen, das er-
findt sich aus dem, das wir die acta ervordert, ubersechen, unser regierung wider
zugesendt und darauf unser bevelch ausgangen; dabei si es lassen bleiben und
und durch der clager frembt und ungegrundt einfierung mit frembder einpildang
das gericht zu bewegen, des si sich aber irem begern volg zu thun nit versechen;
welcher bevelch dennocht nach gemainem rechten und unverkerlichem verstsnd
dahin zu versteen, das er bestand haben soll ans dem grund, die dann clager
weder vor noch jetzo die sipschaft, so die rechten ervordem, bewisen.
Gesteen inen auch nit, das wir uns unsere gewalts absolute sonder ordeo-
lich gebraucht, die weil die sach durch supliderung, ervordmng und ubereechoni!
der acta zu unserm bevelch kumen, darauf si die mit der repetiernng dahin ge-
bracht, da« die clager des Ernnst erben nit, weder in der zehenden noch nschnem
sipt befreundt, darumb si in erben mochten, dieweil dann aus der clager voriges
einfuemng und neuer repetierung sich nit befindt, das si unser bevdch und ort!
den sechsundzwainzigisten junii des vergangen dreiunddreissigisten jar eroffent
auf ir rechtmassig repetierten exception kain benuegen getan; dann si bis auf die
stund nichts bewisen und dargebracht, das zu recht genueg, das si des Ernnsten
Stockhornner lezten besitser zu Stockhom negsten erben und pluetfrennd, ime in
der zehenden sipt oder nachner befreundt, damit si taugenlich clager und ir penos
zu dem rechten legitimiert; deshalben die zwen sprach der rechten, taa non
interest^ et, tu non es heres' stat baben. Gleich wol daneben in wesentlicher re-
petierung, so es darzne kumbt, wie si sich versechen, vil merer gegrandt Ursachen
anzuzaigen haben, das nit allain geacht sonder greiflich gespuert soll werden, die
widerparthey zu dagen weder fueg noch recht hab, dann si inen nit mit hassigen
auspiten, darauf ir titl nach irem furgeben gestellt solle sein, des si inen, wo es
darzue kumbt, nit gesteen werden, sonder mit bebabten gerichten und artlbriefen
aufrechten kundschaft und sonst in ander weeg gegrundten Ursachen zu begegnen
£in Rechtaspmcb über die Burg Stockem aus dem XVL Jahrhundert. 2Ö5
vigsen; doch entlich veraechen, weil die coUateralen über den zehenden grad in
kain erbschaft eingelassen werden, vil weniger si umb dieselb erbschaft clagen
iDOgen, das aber die vermainten clager des letzten Emnst Stockhornner im zehenden
oder nachner grad gesipt freund ze sein nit bewisen und durchaus in gründlicher,
ai^entllcher und rleissiger erwegung des erdichten paumbs und eingeftierten briefen
nit befinden werde, ziechen si sich in obangezaigt warhaft underschid. Darumben
äiwr vermainten clager clag wider si zu fuem mit nichte gebnert, si inen auch
zQ antworten nit schuldig sein, und aUer pillichkait nach mit abtrag ires dar-
ie^ens Ton solcher nichtigen clag geledigt und bemuessigt, dazne inen ain ewiges
stillschweigen billich aufgelegt werde. So also mit vorbehält aller rechtlichen be-
helf und notdnrft rechtlicher erkantnus seczen, in recht zu erkennen biten und
begeren.
Die Stockhornner und Sneckenreiter iren rechtsatz darauf getan und sagen
Ussen, si gesteen der wittib und erben von Haslbach ires fnrgebens nicht und
^czen die sach Inhalt der acta zu recht.
Die wittib und erben gesteen dem gegentail seines furgebens auch nit und
wellen laut der acta beschlossen haben.
Daranf ist am erichtag nach Bartholomey den funfundzwainzigisten augusti
anno etc. im vierunddreissigisten weiter zu recht erkennt also: Wellen des ge-
melten von Haslpach wittib und erben auf die ergangen urtl, der dato steet am
sambstag vor Margrete den achten julii des verschinen ainunddreissigisten jars
ond den kuniglichen bevelch, darinnen den partheien die repeticion zuegegeben,
wider der genanten clager namen, sipschaft, erbschaft oder anders in der haubt-
sach durch repeticion antwortweise ichtes weiter im rechten furbringen, das soll
gebort werden. Si thuen das oder nicht, soll verrer beschehen was recht ist. Doeh
den dtgem all ir einrede und notdnrft dagegen vorbehalten.
Auf disee urtl volgend bemelts von Haslpach wittib und erben den ain-
Uften tag jaauarii des fonfunddreissigisten jars in recht weiter schriftlich fur-
bringen lassen : Wiewol si sich versechen, weil si den clagem ir beruemen durchaus
und siecht vemaint und weil auch ir vemainen in der clagem aigen eingelegten
briefen lauter verstanden wirdet und sonst die natur und recht geben, das ain
jeder, der sich ichtes beruemet. sein beruemen auf das vemainen zu weisen schuldig,
•okb recht were dizmal auch gegen inen gebraucht, also das die clager iren
oftmen, ire sipschaft zum Artolffen und Ernnsten den Stockhornnern zu weisen
seholdig und das si solches bisheer nit getan, ausserhalb ires verrems anzaigen
^^ig gewesen wäre, damit aber unserer regierung jungst beschehen erleuterung,
du si die repeticion wider der clager namen, sipschaft, erbschaft oder anders in
der hanbtsachen antwortweis im rechten furbringen sollen, und weil durch jetzig
nnierer regierung verlassen^) alle unnotdurftige disputation, deren sich die clager
in irer jüngsten Schriften, den nennten septembris des dreiunddreissigisten jars
eingelegt, gebraucht, abgeschnitten ain benuegen thuen, wellen si ir entlich und
ptremptori auszug^) und ezeption nachvolgunder mainung einfueren:
Erstlichen erneuen si den auszug des namens, das si den clagern nit ge-
standig, das si Stockhornner sooder Stockhinger haissen, haben si des ain glaub-
0 Erlafi.
^) Ein auf dauerndem Grund fußender Klageeinwand.
256 ^^' ^<»^^ Kallbnmer.
wirdigen scbain farbracht, namblicben das ri von andern des adls peiBonen und
si sicb.selbs Stockhinger genennt haben, damit ir bememen lauter bewisen. Und
obgleich si jetzt Stockhornner haissen wellen, so steet inen des sn rerweiflen, du
si den namen Stockhinger gedoldet und wegsl im namen gebranchen, denselben
wechsl des namens si anznnem nit schuldig, weil derselb inen prejudideni and
und zu nachtail kumen soll.
Und gesetzt, mit nichten doch bekennt, das di dager des namens der
Stockhornner seien, so sagen si zum andern und principaliter noch mit bestandiger
warhait, das die clager ir sipschaft zu Artolffen und Emnsten den Stockhomnem
gebmedem und des namens der lesstn Inhaber der yesstn Stockhom in nahenden
noch rerrem graden nit gewisen. Und damit die clager sehen und greifen, des si
iren erdichten paumb mit iren eingelegten briefen nit bewisen, und lauter Ter-
standen werde, das si das gericht mit ihren überhäuften irrigen forgeben rer-
Bchimpfen wellen, so legen si hiemit ain paumb ein, der aus der clagern brief
gezogen ist:
Erstlichen, ist ainer Jörg Stockhornner genannt. Der ist die würzen, daron
etlich absteigund Stockhornner kumen. Von disem Jörgen Stockhornner beechicht
meidung in dem brief durch die clager eingelegt numero viere, in welchem
Cristan Stockhornner, Jörgen Stockhornner seinem Tätern ain todbrief gibt, dei
dato steet vierzehenhundert dreiundvierzig. Diser Jörg Stockhornner hat gehabi
drei sune Caspam, Kidasen und Cristan, Caspar Stockhornner nennt Nidasen
Stockhornner seinen bruedern in dem brief numero zwai, darinn er sich bemembt
Nidasen Stockhomners gelassen kinder mit namen Wolfganngen, Jörgen und
Leopolden gerhaben ze sein und seine schwagerin umb ir heiratsTermacht ab-
richtet'), des dato steet vierzehenhundert neunundseohzig. Cristan Stockbomoer
nennt Niclasen seinen brueder in dem brief numero fünfe, darine er ime etlich
Weingarten verkauft, des dato steet vierzehenbundertneunnndvierzig; und das i<t
der ander grad. Verrer Niclas Stockhornner hat gehabt drei sune mit namen Wolf-
ganngen, Jörgen und Leopolden ; das weist aus der brief numero zwai, davon obeo
meidung beschehen, item der brief numero drea, des dato steet vierzehenhundert-
ainundfunfzig; und das ist der drit grad. Jörg Stockhornner solt gehabt habeo
drei sune Herten, Leoiinharten und Cristoffen, welche die clager »ollen sein.
darumb dann nichts dann ir beruemen verbanden; und weil si in erster irer
exeption furgebracht, das die dager nach gemainem geruech, item von adlslenteiit
item si sich selbs Stockhinger genennt, so seien si disem beruemen also plosslicb
gelanben ze geben nit schuldig und wogleich die clager des Jörgen Stockhomnen
sune, so seien mit Georgen des ersten wurzn im vierten grad. Und damit ist die
ain Seiten des paumbs erleutert.
Die ander selten des paumbs, weil dieselb änderst dann nach den jaren nit
ausgerait noch gezaigt mag werden, wellen si von jüngsten und lessten grad aber
sich steigent anfahen zu raiten. Artolf und Erost gebrueder die Stockhornner and
so die lessten sollen gewesen sein, welche Stockhomn inngehabt sollen habeo, dt«
werden als gebrueder von graf Micheln zu Maidburg in ainem urlaubbrief seiner
^) Der Vormund mußte der Witwe des Verstorbenen das, was ihr aus dem
gemeinschaftlichen Vermögen gebührte, vor allem das unbewegliche Gut, das lid
in die Ehe mitgebracht hatte, entrichten.
Ein Rechtsspruch aber die Burg Steckern ans dem XVI. Jahrhundert 257
I«lieD genennt numero sechzehne, des dato steet vierzehenhnndertfanfnndfnnfkig.
Und wer dieser zwaier vater gewesen, uügt kain brief und weilen die zwen' den
ain grad lassen sein, doch unbegeben der warhait. Zum andern finden sich elter
Stockhornner namblich Wolf Stockhornner und Hanns Stockhomner desselben
Wolfen rater. Das zaigt aus katser Fridrichen gnadenbrief numero funfoehoe, des
dato steet vierzehenhundertTiernndYienig und also nach aal der jam, dann ge-
bloets halben kain anzaigen, ist Wolfganng der ander grad und Hanns sein vater
der dritt grad. Und zaigt kain brief aus, das der Wolfganng ainichen snn oder
absteigunden erben gehabt hab. Und diso zwen haben Stoekhorn ingehabt und
zaigt sonst kain brief auf ainen inhaber Stockhomn. Jetzbenannter Wolfganng
Stockhomner hat ain vettem gehabt Sigmund Stockhomner, welcher der Hanns
Stockhomner gerhab gewesen. Das weist aus desselben Sigmunden quitbrief,
darinnen er Hannsen Stockhomner seinen vettern der gerhabschaft quittiert,
nomero vierzechne, des dato steet vieraehenhnndertsibenunddreissig. Und findet
fich ausdrücklichen nindert, wer dises Sigmunden rater gewesen und ron gleieh-
hait der jar haben si denselben neben Wolfganngen in andern grad gesetzt. Vor-
gioanter Hanns Stockhomner hat ain vettem gehabt mit namen Anthoni Stock
bornner. Diso zwen vettera haben Georgen Stockhornner iren Tettem zu gerhaben
gehabt, und das si vettern zaigen aus des Jörgen Stockhomner bestandbrief^)
nomero ainliffe, des dato vierzehenhundertzechne, item Hannsen Stockhomner für
sich und anstat Anthoni Stockhomner seines vettern qnittbrief, den er Oeorgeu
Stockhomner gibt numero zwelfe, des dato vierzehenhundertzechne, item,« herzog
Albrechten numero dreizechne, des dato vierzehenhundertsechaechne. Und haben
also diaen Anthoni nach der jarzal und nit nach der sipschaft in dritten grad
neben den Hannsen gesetzt und zaigt kain brief ans, das Anthoni kinder oder
erben gehabt. Dergleichen zaigt kain brief ans, wer diser zwaier vettern vater
oder wie nachent si gefettert sein. Verrer und nach den jarn finden sich noch
elter Stockhomner, drei brueder Emnst, Artolf und Hainrioh die Stockhomner.
Das zaigt aus ein kaufbrief, welchen die genannten drei brueder dem Jörgen
Stockhomner irem vettern geben und darin si Starein ime verkaufen numero
sibene, des dato dreizehenhundertfunfundneunzig. Und zaigt kain brief aus, das
diM drei brueder kinder verlaasen und setzen also nach den jara und nit nach
dem ansgezaigten geblnet diso drei brueder im vierten grad mit Artolffen und
£mnstn den losten Stockboranem diser lini. Dise drei brueder Ernnst, Artolf
und Hainrich haben ainen vater gehabt mit namen Jörgen, den zaigt an Nielsen,
Herten und Gilgen der Fleutn kaufbrief, den si bemelten dreien bruedern und
Jörgen derselben vatern Starein halben geben numero sechse, des dato steet drei-
zehenhundertvierundneunzig. Und ist also diser Jörg der stipes und die würzen
nach den jarzaln allain und der fünft grad mit den awaien Stoekhorn nern
Ernnsten und Artolfen den letzten innhabera. Und findet sich also, das, woverr
der clager vater Jörg Stockhornner gehaissen und nit Stockhinger, das der elter
Jörg ir urene ist gewesen, und woverr der erzelten personen der andern lini
lipschaft gewisen und in dem grad, wie die jar allain und nit die succession
anszaigt, stuenden, das der ander Georg des Ernnsten und Artolffen grossurene
were und der fünft grad, und das sich nindert findet wie der clager urene
0 Pachtbrief.
Jahrbaeh d. T. f. Landeaktinde. 1907. l7
258 Dr. Joief Kallbraner.
mit namen Jor^ dem andern Jor^n der andern lini gefreandt oder mit tipechaft
verwont eel. Und das ist, das si in iren Torgeeuden Schriften albeg gesa^,
das die clager ir sipschaffc eu den zwaien Artoiffen und Ernnsten noch inner
sehenden noch ▼errern grad des geblnets nindert bewisen und verhoffen, si haben
hiemit und mit gmnd anxaigt, das die clager über Termog and inbalt irer aigen
brief ain erdichten paomb fnrbracht haben.
Und damit si ioen ainist gar antworten, to haben si in iren Torgeeodeu
Schriften an hilf genomen nemlichen, das si die clager und ir vorfordem mit den-
selben Stockhornnem der andern lini aines namens, item aines schilt und helbeo.
item an ander Tottem genent, wider das alles sagen si, das gleichait dea namens
kain sipschaft beweist, dergleichen auch wappen und dainat und sagen, ob tiI-
leicht aus gleichait des namens und gleichait des wappen ain freundschaft ver-
muet mocht werden, so wirdet aber damit das erbrecht oder gerechtigkait zu der
erbschaft nit bewisen. Also ist zwischen weilend den von Ejtzing zu Schretentall etc.
und den von Ejtzing zu Haagstor ff und Leo Sneckhenreiter von wegen Albrechten
von E/tziog zu Losdorff gelassen guetern geurtailt, und wiewol namen, schilt und
heim und benennung der vetterschaft zwischen den dreien geschlaehtern Ton
Eytzing gleich, jedoch ist kaines des andern ab intestato *) ain erb worden oder
ab erben zuegelassen. Und ob gleich die namen und freuudschaft beweist, den-
nocht weil kain würzen, daraus diso zwen Jörgen erwachsen vorhanden, worden
si der erbschaft nit zuegelassen. Also haben zu der Apolonia von Winden gelssien
hab uiid gueter sich vil beruemt und auch mit briefen bewtsen, das si des nameni
und herkomens deren von Winden waren, und weil die erbschaft der Windiscben
guetern zu tochtern komen und dieselben begerten sich nach vermögen aines
landsbrauch und der verzichten zuezulassen weil aber kain tail zu der wann be-
wisen, ist bonorum possessio der einsatz der erbschaft allain auf den negstn be-
seito grad von ainem pand zuegesprochen worden, daraus zu versteen, das nit
genueg namen schilt, und freundschaft zu weisen, sonder den grad und die ur-
sprüngliche wurzn mness gewisen werden. Das zaigen die recht auch ain wissent-
licher landsbrauch lauter aus.
Zum dritten, principaliter, wo gleich diso zwo lini zesamen durch ain wnns
sagen wurden und zusamen sagten, so findt sich, das die zwen Jörgen bmeder nit
gewesen. Dann nit zu vermueten, das die zwen Jörgen brueder gewesen, die jtf
zaigen das widerspil aus, und das der Jörg, so der clager ureene sein soll, ato
vater gehabt, der vielleicht des andern Jörgen brueder gewesen sein solt, so wurde
derselben vater stipes die würzen sein und also die clager mit Ernnsten und
Artoiffen den letzten innhabem Stockhomn in dem aindliften grad geArenndt sein.
Nun ordnen die recht, das kainer über den zehenden grad zu den beseiterben in
erbschaft zuegelassen soll werden, sonderlich weil in imdzwischen mittein graden
sich kain vall zuegetragen, das die zwo lini zusamen geerbt haben, und also m
entlich auszug» wo gleich die sipschaft bewisen und aber die clager über den
zehenden grad befreundt weren, das si zu diser erbschaft kain suegang betten,
des si sich in die recht zeuchen.
Und hiemit ist lauter und mit grund dargethan, das di clager des namens
nit seien und ob si gleich des namens seien, so haben si nit bewisen, das si und
1) Siehe S. 237.
Ein Rechtsspruch über die Burg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 259
ir Torfordem Stockhomn je innengehabt, und ob des wäre, so haben si nit
bewisen, das si den lessten inhabem dermaasen und in disen grad befreundt,
das si derselben ab intestato erb mochten sein und als erben zuegelassen soltn
irerden.
Zum vierten principaliter und un begeben hievor eraelter entlicher ezeption,
10 zaigen si verrer mit grund und warhait an, ob gleich die dager der Stock-
honmer, so des namens die lessten Inhaber der Testen Stockhomn und derselben
zoegehomngen gewesen, erben sein möchten, so ist doch bewist, das kaiser Fride-
rich hochloblicher gedechtnus umb der Stockhomner ungehorsam und verhandlen
die Testen Stockhomn als der landveinten haimbwesen niderreissen lassen, die
^eter eingezogen und umb solch verhandlen die Inhaber auch yertriben, inmasseo
axid gleicher weis zu derselben zeit mit Meyriss^) und den Mejressem auch ge-
handlt worden, dardurch und mit solcher confiscation die Stockhomner das aigen-
thumb, soTil si des an Stockhom und derselben zuegehorungen gehabt, rerlom
nnd Terworcht. Und legen derhalben hiemit abschrift ainer gab -) ein, welche kaiser
Friderich Hannsen Wulffenstorffer gethan und darinn er anzaigt, wie er umb ver-
bandlung der Stockhomner die vest Stockhomn zerrissen etc« des dato steet yierzehen-
hnsdertrierundachzig; und wellen die recht, das ain stat oder sloss umb yerhand-
laog niderzebrechen der grossten straf aine sei, item das auch durch solche straf
die confiscation der gueter verstanden, sonderlich wann dieselb durch fiscnm ein-
gezogen werden, inmaasen es in dem vall beschehen, dann bewisst, das kaiser
Friderich dise gueter, nachdem die vest zerrissen, etlich jar in sein camer ge-
braucht und so lang bis er dieselben dem Wulferstorffer anno etc. vierzehen-
huDdertvienindachzig gegeben innengehabt und mit den Egenburgerischen ambtern
rerwalten lassen. Es wellen auch die recht, das fiscus, wann er lenger dann vier
jar sin guet unangesprocben bezizt, umb sein innhaben zu antworten niemand
Echnldig. Item weil den Stockhomnem umb ir ungehorsam und ander pos handl
aU lindveint ditz guet abgedrungen, so haben si kain zuegang zu demselben mer,
wirdet auch mit andern derlai abgedrungen guetem gehalten und mochten hier-
omben gleich vaal anzaigen. Daraus si zum dritten schliessen, obgleich die clager
des namens und stamens des lesstn inhabem weren, und weil aber die lesstn inn-
haber ir recht und gerecfatigkait in massen wie anzaigt verwarcht, das si kain
zoegang mer zu den guetern haben. Und ob gleich solchs sein solt, so stuende
imi unserer vorfordern confiscation zu verantworten und nit inen. £s wurde auch
uns bevorsteen der peenfalP'), welche Stockhomner verworcht, zu ersuechen.
Verrer und zum fünften, doch unbegeben voreinknmener exeption, prin-
dpaliter gesetzt und mit nichte bekennt, das diese confiscation unbillichen be-
tcbehen und wiewol hievor vermelt, das die veijarung der vier jar in causis
fiicalibns den clagem ain stillschweigen auferlegt, jedoch zu hilf derselben sagen
and setzen si war und recht sein, das sich durch der clager selbst bekennen
findet, das si und ir verfordern, item ires namens verwonten, deren erben si sein
wellen, nun lenger dann in sechzig jam irem vermaintn rechtn nie nachclagt,
weil doch mitler zeit guet, offen, christlich recht im land gewesen. Und sagen die
^) Siehe S. 223.
*) Hier so viel wie Lebenbrief.
') Strafe.
17*
260 I^r- Jo«ef Kallbniner.
recht, welcher ain gaet Tienüg jar one gerichtlich ansprach erseMen, dat derselb
amb die poseee noch amb dai aif^nthamb bedagt soll werden.
Zum lechiten principaliter, weil kaiser Friderich nneer nranherr etc. die
vest Stockhom aus rechtmaisigen anachen niderprochen und die soegehönmgen
einzogen and also yü jar anangesprochen inngehabt und rerrer Hannsen WaIf«Ds-
torffer amb seiner getrenen dienst willen freigeben, and rerrer derselb Walfenstorffer
von Kaiser Maximilian hochlobilchster gedachtnus dieselben gaeter zu leben
emphangen, Inhalt hiebeiligunder abschrift, und nachdem derselb Wnlffenitorffer
kain erben absteigander Uni gehabt und yerlassen. darauf solch neu leben erben
und fallen mögen oder sollen, und also durch sein absterben das leben Termtnt).
apert und ledig worden, do hat unser anherr kaiser Maximilian solch leben erst-
liehen Wolfganngen Ton Enntzessdorff anno etc. funfzehenhundert und rien,
volgents Ulrichen von Haslpach irem hauswirt vatem und s wehem im fanfxeben-
hundert und fünften jare geliehen; welchs leben gedachtes Wulfennstorffers beseit-
aber nit absteigund erben anno etc. funfzehenhundert und achten vor Kaiser
Maximilian der nlderosterreichiscben lande chamergericht angefochten, und weil
ditz leben neu ist, gedachter von Haslpach anno etc. fanfzehenhundert und im
zwölften von der clag muessig und ledig erkennt worden, Inhalt hiebeiligunder
urtailsbrief copi.
Aus denen und doch unbegeben voriger entlicher exception, si schliesseo.
das die clager inen und irem hauswiert, vater und sweher gwalt und unrecht
thuen, das der von Haslpach ichtes den Stockhornnern sonderlich den clagern
zuegehorig ausgebeten und mit hassigem verpotnen titl an sich gebracht. Ziebeo
si in erzelt handlung und darüber ausgangen brieflichen Urkunden. Zum andern
sliessen si, weil nun dits guet Stockhorn mit seiner zuegehorungen jetzt snni
sechstenmal als ain belebend guet gelihen worden und in die vierzig jar ab sin
belebend guet unangesprochen ersessen worden, das er als ain belebend guet ge-
acht und wie vormaln als amb ain belebend guet geurtailt worden, noch darfur
erkennt und geurtailt soll werden. Daraus auch zum dritten ervolgt, das di clager.
wo si ainich gerecbtigkait darzue gehabt, das si solches durch verjarte lehenschaft
verloren, sonderlich aber, das nun wie umb ain belebend guet darüber geartaiit
•
worden und woverr die clager ainiche gerecbtigkait darumben gehabt betten, •>
in solcher rechtvertigung, so fünf jar gewert, ire gerecbtigkait melden sollen. Die-
weil si aber solches nit allain in disen fünf sonder bis in die fünfzig jsm nit
getan, und ir hausswirt, vater und sweher ditz guet mit gerichtlichem titl abo
erhalten und innengehabt, so thuen si inen gwalt und unrecht, das si oder ir
vorfordem solch guet mit posem glauben ersessen sollen haben. Zum vierten, du
durch solch nit allain inen sonedr auch dem lehenherrn ain gerecbtigkait er-
wachsen und dem lehenherrn sein recht zu schützen gebuert, wellen auch unser
regierung als welche sonst in unsern lehensachen erkennen ditz vermant habeo.
Und das aber die clager vermainter weis furgeben, das si Joig Stock*
homner, so ir vater gewesen soll sein, anno etc. im vierzehenhundert und sieben-
undachtziglsten Stockhorrn inngehabt soll haben und durch kunig Mathiaa ans
dem inhaben geschafft worden, das gibt den clagern kainen titl. Dann ob gleicb
^) Ohne Lehensmann.
Ein RechtMprnch Aber die Burg Stockem auf dem XVI. Jahrhundert. 261
Georg Stockhomner der clager Tster in die powess der gneter Stoekhomn kumen,
ist aber danimben and damit der letsten inhaber erb nit wozden, hat auch ime
damit kain gerechtigkait gemacht. Dann weil unser oranherr kaiser Friderich die
vMten niderprechen lassen und die gneter eingesogen item auch nach langem
ionhaben rergeben, do hat dem Stockhomner nit gebuert sich dermassen und one
nebt wider seinen landsfürsten einsedringen ; und sovil er Stockhomner tätlich in
die possess knmen nnd tatlich durch kunig Mathias daraus geschafft worden, seien
za Terantworten nit schuldig xusambt das nach denen allen ain titl aus verjartem
innbaben erwachsen.
Und aus allen obenerzelten ezceptionen, so si je aine der andern zu hilf
eingefnert und ain jede für sich selbst ain peremptori auszug ist und solche
camulation inen die recht zuegeben, sliessen si, das die clager des namen Stock-
homner nit seien, zum andern, ob si gleich des namens und herknmens der Stock-
homner seien, so seien si doch die Stockhomner nit, welcher Yorforder Stockhorn
inneogehabt, nemblichen das si nit bewisen, das si derselben ab intestato erben
Mira oder sein mögen, dann si zu kainer wurzn, welcher bedeneit lini die würzen
mit namen Jörgen zusamenbring, gewesen. Zum dritten, gesetzt und doch mit
sichten bekennt, das die clager zu solcher wurzn gewisen, so findet sich, das si
ober den zehendan grad gefreundt waren. Zum viertn. ob des auch nit wäre, weil
Aber mnb Verhandlung der inhaber die vest Stockhoran durch den landsfürsten
terrissen und nidergebrochen und die zuegehorungen eingezogen und confisciert
lach Ton dem landsfürsten als solch confisciert guet weiter Tergeben und zu leben
mn oftermaln gelihen nnd als umb ain belebend guet geurtailt wordn, auch solch
einzieeben und confiscation und leben in die sechzig jar, und ain solch Terjart
innhaaben ainen jeden besitzer sichert, unangefochten beliben und dardurch, wo
die clager ainiche gerechtigkait gehabt, verlorn betten, demnach bitten und begem
•i rieh Ton der verweenden clagern vermainte clag mitsambt abtrag der gerichts-
cosstsn muessig und ledig zu erkennen mit vorbehält verrer irer notdurft.
Auf diso der wittib und erben von Haslpach eingelegte schrift sain Mert
und Leonnhart die Stockhomner und Erasm Schneckhenreiter wider die gemelten
wittib und erben mit irer notdurft in recht weiter also furkomen: Zum ersten
thaen si ir vor eingelegt Schriften und acta repetiem und erneuen sonderlich, was
di TOFTemielt protestation irer namen Stockhomner belangt, mit bezeugnns solche
Mhomphierung seinerzeit wie sich gebuert zu verantworten und zu affem nicht
ZQ anderlassen.
Zum andern bezeugen si abermals, das si sich unserer regierung gericht
gehalten, den process und gesprochen urti nicht wellen noch sollen disputiern oder
za achimpfiern sonder wellen demselben processurtl vesstiglich anhangen, inen
daiaos noch darvon nicht fuern lassen und si derselben in albeg betragen, wann
üDser regierung dem rechten und aller billichhait gesprochen haben. Was aber ir
widerparthei dawider einfuern und soviel das wider si sein mocht^ sein si der
wideiparthei durchaus zu guet nichts bekanntlich, dieweil sie zuvor, wie unserer
regierung urtl am sambstag vor Margrethe den achten tag julii des verschinen
tinonddreissigisten jars dar und lauter spricht, darein si sich referiern, ain
Waegen than wellen, auch damit irer widerparthei ir lange geschrift, was sie
Bit inn furgeben und darthuen, abgelaint haben.
262 ^' Jos®' KsUbrimer.
Doch wellen ei abenoiLls rermeU haben, das darch ires ralem Tormonder
oder gerhaben inen ire brif nemblich in die yienindfiinfug verloren sein, wie dann
der vertragsbrief, so darch vil eerlich leat aufgericht worden and vorhin bei
gericht erlegt, clarlich ausweist, welche wo si die beihendig on zweifei ain meres
und nberflnss gewisen wolten haben, das si dann nnser regierang za beherzigen
andertheniglich bitten, darinn clarlich befanden, wo si Stockhomner oder Stock-
hinger gehalten worden.
Weiter als die antworter fargeben, ansem vorfordem sollen solche gneter
haimbgoTallen sein, dardurch si dieselben verleihen magen, sein si inen iret for-
gebens mit nichte geständig, dieweil die gaeter je und je frei aigen und nie lehea
gewesen.
Wierdt auch nimer bewisen werden, das Ernnst Stockhomner ainicherlii
was verprochen, derhalben er von den guetem, wie ir widerparthei fargibt, rer-
triben gewest sein solt, dann je wissentlich, das Ernnst Stockhomner ir vetter dn
gaeter bis in sein tod als sein aig«nschaft guet ersessen. Des sa warem arkusd
si hiemit einlegen ain gerichtsbrief von Cristoffen von Liechtensstain als deneibeo
seit landmarschalch in Osterreich ander der Enns aasgangen, des datum steet am
phinstag nach sand Steffanstag seiner erfindnng^) tausend vierhondert vierandneiiuf
jar, mit dem lauter bewisen, das si nit die Stockhinger sonder die Stockhonmer
genennt sein. Zum andern, das Ernnst Stockhomner das guet bis in sein tod
innengehabt und als sein frei aigen guet verkauft und damit gehandlt hat, veist
aus der brief, so sie hiemit einlegen, des datum ist am phinztsg sand Bartimestag -^
anno im viersehenhundert funfundsibenzigisten. Verhoffen damit vil mer slf tot
gewisen und nnser regierung urtl noch mer becreftigt zu haben. Daraus errol^
das ir widerparthei ernennten Iren vettern Emnsten Stockhomner ganz anbülieb
als ain verstorbnen injuriert, solchs auch seiner zeit pass zu verantworten nicht
underlassen (wellen si protestiert und bezeugt haben), auch damit unsem vor-
fordem rechtlich nie haimfallen mögen.
So haben auch ir widerparthei kain andern titl, dann das si aus gnaden
durch furpet des cardinals zu Saltzburg in die possess kumen (doch unrechtlicb
inen verlihen), dann Stockhoren nie haimbgevallen, wann das es irm vatem Jörgen
Stockhomner mit gewalt durch kunig Mathias als eindrungnen lindafarsten
abdrungen, wie dann der vor eingelegt kuniglich bevelch solchs ausweist und
darnach durch den Wulffenstorffer und andern auspittem inen als erben an sachtl
«
nicht thun mögen, auch solch lehen inen kainen nachtl pringen mugen, waoo sie
durchaus mit nichte gesten, das Stockhorn je haimbgevallen.
Und mit dem wellen si irer widerparthei lang Schriften in der gemain rer-
antwort, abgelaint und inen zu guet nichts bekennt haben sonder bei irer dif
beleiben. So vermag dennocht der lehenbrief von unserm anherm kaiser Haximilii»
loblicher gedechtnus, anno funfzehenhundert and fünften ausgeund, mit Uoter
ausgedruckten werten also »doch uns und unsem erben und sonst meniclicb ^
seinen rechten unvergriffenlich und unschedlichc, wie dann nach vermagen der
rechten in allen lehenbriefen und gaben von den fnrsten und herrn ausgeund
solch kleissl begriffen sein maessen, und wo gleich solchs nicht beschiecht es doch
^) August 6.
-) August 24.
Ein BechtMprach über die Bujg Stocken! ans dem XVI. Jahrhundert. 263
tacite verstanden wirdet, demnach aolch vermaint verleihong inen ale den rechten
erben unschedlich nnd on schaden sein soll, dann, das nicht sein ist, verrer nicht
vergeben mag. Darauf ruefen si laut irer ladnng und clag umb recht an. Wellen
hiemit ir erlitten schaden und die abgenomen nutsung gemelt haben mit rorbehalt,
wo ir widerparthei ichtes mer furbringen wolt, aller rechtlichen behelf hierinn
anbegeben.
Hierauf haben die wittib und erben von Haslpach verrer schriftlich ein-
fuem lassen: Erstlich wellen si wider die Stookhinger und Erasm Soeckhenreiter
ir vor einknmen Schriften erneuen, beaeugen auch, das si clager ir gegrundte
dieptionen und ir entlich aussug stüschweigund bekennen, dann sie noch der
zeit mit kainem grund die awaiung der namen Stockhinger und Stockhomner
abgelaint, und sagen noch wie vor gemelt, das gleichait der wappen den namen
oit gibt noch auch glaichait des namens die sipschaft noch erblichen titl gibt;
und xaigen des wappen halben zu noch merer underricht an, das kaumb vierzehen
tag nach absterben ires hanswierts nnd vaters die clager geen Stockhom kumen
nnd inen die kirchen anfthuen lassen und erst glaichait der wappen aus dem
^iicbgemal^) gesoecht, des inen nit von noten gewesen, wo si ainlchen grund und
wiiwnhait der Sachen gehabt betten. Dergleichen mit gleichait des namens zu
lagen und zu underricht si auch anzaigen, das di clager Andreen Stockhomner
za Wslckherskhirchen^), so vor wenig jaren gestorben, nit geerbt, sonder denselben
die Drachssassen ^) geerbt haben. Und warumben seien si mit glaichait des namens
and Wappens in dieselb erbschaft nicht gestanden? Dergleichen haben si die Stock-
kornner, so au Puecbperg auf dem Kamp*) gesessen nit geerbt. Und daraus
encheint, das si nit unbillichen den namen angefochten, weil si au solchem selbst
urvachen geben haben.
Zum anderm bekennen si stüschweigund, das si zu der würzen des stammens
3ad heerkumen der Stockhomner nichts gewisen und haisst nit in häufen reden
'der iit mein vetter, darumben bin ich sein erb«, sonder es muessen die grad mit
Damen nnd je ainer nach dem andern benennt werden. Und bekennen auch die
diger verrer, ob si gleich des namens und heerkumen der Stockhomner zu Stock-
koren warn, des nit ist, das si dennocht über den zehenden grad der beseitenlini
(^pt waren. Und damit die clager soeben, das si zu kainer würzen weisen,
>o legen si hiemit ein ain brief von Jörgen Stockhomner ausgangen, darinn er
bekennt Otto Stockhomner seinen vettern zu sein. Desselben brief dato steet
^nzehenhnndertneunundsiebenzigisten jar; und derselb Otto wirdet nach zal der
jam der sechst grad der andern lini und zu den dagem, woverr si zu der würzen
S^wiaen betten, des nit ist, auf das wenigist der zwelft grad sein, in welchem
P^ die recht kain beseiterben, weil sie in mitlen graden kain faal znegetragen,
zader erbschaft zuelassen, daraus beschlossen wirdet die ezception, sua non interest.'^)
Verrer und zum dritten, sovil si weiter gesagt, ob gleich die obenerselten
exceptionen durch die clager abgelaint wem, so sleussen die clager von diser clag
^) Kirchbuch.
-) Siehe »Stockhoraer«. S. 53.
^ Vgl.: »Die Stockhoraer«. S. 38.
*) Vgl.: »Die Stockhoraer«. S. 39.
^) Seine Sache kommt nicht in Betracht.
264 I^r- JoMf Kalibraner.
ant, das Stoekhoren mit Miner zuegehorong amb Ortolffen und Emnat Stock-
homner und der leMten diies namens inhabem rerhandlnng durch kaiser Fridrichen
einsogen und confisciert worden. Und will si nichts bekumem, das die clager inen
die teutseh verkem, des si nit thuen sollen, und sagen, das Stockbomn nie haimb-
geTailen der erblosen guetern« sonder Ton oonfiscation umb Torhandlnng reden.
die gleichwol mit und in guetem so erben haben beschehen mag. Und das solche
«onfiscation mit disen guetem beschehen, das auch dieselben gueter als confisciert
verrer lehens weiss verlihen, haben si mit dem eingelegt gab und lehenbrief
genuegsamliehen darthan und bewisen. Und des zu noch mererm berieht legen sie
hiemit ein des Wulfennstorffer revers abschrift, welches original in unser registratar
gefunden wirdet, des datum steet zu der Neustat freitags nach unser lieben fraaen-
tag natiritatis^) anno vierzehenhundert achtundneunsigisten, dergleichen noch ain
lehenbrief von kaiser Maximilian ausgangen, des dato stee zu Costnitz^) am ersten
tag julii anno funfzehenhundert und sibendisten. Und ist in diser confiscatioo nit
nUain 8tockhomn sonder auch Meyriss') und ain hof, so heutigens tags geeo
Omundt gebraucht wirdet, hingangen. Und wellen zu hilf und für si den urtlbrief
durch die clager eingefuert auch nennen, des copi si hiemit wider einlegen, darinn
verstanden wirdet, das Wulfennstorffer auf vermag der kaiserlichen gab und confi«*
cation umb die zuegehorung gen Stockbomn gerichtlichen geclagt und das Knef-
«tainer sich darwider betragen, das die angeclagte Weingarten in die confiscation
nit kumen dann dieselben ee dann die confiscation beschehen durch StockboniDer
vergeben weren und darauf geurtailt worden, und also die gab in denen, was in
die confiscation komen, für kreftig erkennt worden. Und also hoch zu verwundern.
das die clager über so vil kaiserliche und kunigliche gaben, lehenbrief und die
ergangen urtln und damit die confiscation umb Verhandlung bewisen, dieselb
dannocht so plosslich vemainen thuen und solches alles sonst wissentlich und
bewisen mocht werden, nemblicben das noch kundschaften, so zu ewiger gedechtniu
aufgenomen worden, vorhanden, derselben si sich auch nit begeben wellen haben.
So wirdet mit dem, das Eranst Stockhomner ain Weingarten in Khueorioger
herrschaft gelegen versetzt oder verkauft, nit bewisen, das er Stockbomn bis in
sein absterben innengehabt, dieweil das gesunderte gueter seien: Quia non probst
hoc esse quod ab hoc contingit abesse. Und in albeg so sleussen die clager aas,
das si ir Interesse umb die angeclagten gueter nit bewisen und noch der ansing
stat hat: Sua non interest. Und das si und ir vorfordem auch ain verjart, rneblieb,
anansprechig recht und gereehtigkait in weeg und durch mittl in voriger schriften
durch si angesaigt ersessen haben, so gibt den dagem das geweitig eindringen.
so Jörg der clagera vater mit Stockbomn getan kain titl oder gereehtigkait, es
haisst die posses non vi, non dam, non precario^) zu erhalten, welche umbstend
hieriun nit vermnet und nit allain nit vermuet sonder das widerspil bewisen
wirdet. Dann mit kunig Mathias beveleh ist bewisen, weil Wulffenstorffer in der
Neustat und in kaiser Fridrichen diensten belegert gewesen und der clager vAt«r
^) September 14.
^) Konstanz.
3) Siehe Einleitung, S. 223.
*) Nicht durch Gewalt, nicht durch List, nicht dureh Bitten (dabei ift «a
das weiter oben erwähnte »hassige anspitten« zu denken).
£in Rechtisprach über die Burg Stockem aus dem XVI. Jahrhundert. 265
londer zweifi auch kaiseriBch gewesen, das er sich wider des k aisers dienstleat and
lo ▼on irer dienst wegen in geverlichait ires leibs und guets gestanden, auf-
geworfen beschedigt hat und dieselben, die er zu retten schuldig gewesen und
darumben sehen die dager mit was glimpfen er dieselben angriffen und entwert
bat ond das Wulffennstorffer von dem feind erlassen gewesen von dem freund
gedulden muessen und mocht sich der clager vater, wo derselb lebet, kainer ent-
wenmg^ beclagen, wie er dann auch vil jar darnach gelebt und sich mit dem
weni^isten nit beclagt hat. Und vilmer stuende dem Wulfenstorffer jus postliminii^)
bevor und ist abo ervolgt, das kunig Mathias so sich gweltig und in kriegslenfen
eindrangen billichen aasgeschafft ; und ist aber der clager vater kaiserlicher veind
gewesen nnd durch hilf kunig Mathias einkamen, wie si selbst bekennen, so hat
in sein herr billichen aasschaffen mögen nnd mag also nit sagen, das er die
possees on gwalt und mit recht erlangt hab.
Und verrer zu gründlichem bericht ir und irer vorfordem berneblichen
innhabena zaigten si an, wie nun kaiser Fridrichen die confiscierte gueter etliche
jar mit den Egennburgerischen ambtem verwalten und auch Caspar von Rogenn-
dorff diesaelben gueter ain zeit lang innengehabt und volgends den Wulffenstorffer
gegeben worden, item nach Walfennstorffers absterben dem Enntzendorffer und
weiter irem haaswiert und vater gelihen worden und welche er auch mit urtl und
recht erhalten hat; das hierüber gemelter ir hauswiert und vater volgends den sitz
von frrund auf, auch die Wassergraben, mairhof, acker mit grossem uncosten
erpaat und zu notzgebraeht, auch wenig jar vor seinem absterben vil grund zu
teichtn erkauft und die teicht gemacht and Stockhornn angeben und zuegehorungen
über aibentausend gülden gepessert; and das die clager negstneben und bei
Egennbnrg und Stockhom gesessen nnd solche erpaunng nie widersprochen noch
sich ainich recht oder gerechtigkait darzue zu haben beruembt, und also die recht
und urtl nbergeen, auch die verjarung verlaufen lassen. Und mit was grund mögen
si nun solch ir stilschweigen ausreden? Und haben über das alles die sachen erst
nach ires hauswierts und vaters und von stund nach seinem absterben angefangen
und 81 mit recht beclagt kainer andern mainung dann si armb wittib und waisen,
und welche der sachen kain bericht gehabt zn übereilen und si also muetwillig in
uncosten nnd schaden zu fnem.
So thuet auch wider so offenware auszug nichts weisen noch stiessen, das
die clager fnrgeben, wie ire gerbaben vierundfunfzig brief verlorn haben, dann
nit gesagt mag werden, das dieselben auf diso Stockhomner welche Stockhornn
inngehabt geläutt oder gezaigt haben, weil si oben anzaigt das mer Stockhom ner
gewesen dann si und zu welchem si nit geerbt haben; und des noch so vil mer,
das die clager eüich und so vil brief irem beruemen nach zum tail auf dem
Gotweich, daselbst ir vater haubtman gewesen und von meniclich Stockhinger
genennt worden, item zun sand Dorothee, item zu Schotten alhie zu Wienn gefunden
und auf solch gefunden brief erst ir herkomen nach dem kirchengem al ausgeraidt
haben und sonder zweifl also auf dieselben gefanden brief, deren si nach Inhalt
vermaintes spmchbriefs mangl gehabt, die rechtsachen angefangen. Nun tÜun aber
diso plosse vermuetung wider so offenware recht, brief und urtl und ander excep-
tionen nicht sliessen.
^) Wiedererlangung eines zeitweilig aufgehobenen Rechtes.
266 I>r. Josef Kallbruner.
Und der Ursachen wellen si von kurz wegen der clager forbiingen Ter-
antwort und in der gemain widersprochen und stillschweigend su guet nichts
bekennt haben. Thuen auch von kurz wegen ir einkomen ezception sambt Torigen
begem erneuen und zu unserer regierung erkantnus setzen mit Tenneldung der
gerichtscosten und vorbehält verrer irer notdurft.
Dawider haben die Stockhomner in irer dritten sobriften anfänglich den
ganzen process auch die ergangen unserer regierung urtl dem sambstag vor
Margrethe den achten julii des ainunddreissigisten jars erneuen und repetiern
lassen, dabei si es von kurz wegen lassen beleiben. Wellen kainen neuen process
anfahen noch demselben stat thuen, und was di antworter darwider einfaem hat
kainen grund, seien inen auch zu guet nichts bekenntlich. Si wellen auch, was
si schmachweiss den namen Stockhomn belangt, mit bezeugnus und proteeta^on
vermelden, wie vorm allen ir protestation in den actis genuegsamb anzaigt, darein
si sich referiem, seinerzeit Ire spruoh wie sich gebuert zu afem nicht underla&sen.
Was aber ir widerparthei darwider einftiem, tregt kainen grund auf im, sonder
nner unser regierung irrig zu machen, damit sich die sachen in verlengerunp
Verzug, wie dann bisheer beschehen.
Gesten auch weiter nicht, was die antworter von der poseession einfaem
und von haimbgevallen confisciem disputiem. Ist kainer Verantwortung nicht
wierdig noch von noten, das kaiser Friderich Stockhomn confisciert hab oder
confisciem mugen über die nachvolgund begnadung. Und damit si den antwortem
kain lenger freid lassen, damit si ir verstorben vettern und pluetfreund mit ireo
ungegrundten darthun iniuriem, so legten sie hiemit ein kaiser Fridrichs aboolnticD
oder begnadung und daneben die thäding, so durch die haubtleut beschehen.
daraus unser regierung als die richter und liebhaber der gerechtigkait abnemen
mugen, ob kaiser Friderichen die gueter nie rechtlich in fiscum kumen sein sunder
was durch das hässig ausbitten beschehen, das si gott dem höchsten verhoffen in
irem jus an nachtl sein wirdet. Damit wellen si ir widerparthei allen iren ver-
mainten behelf abgelaint und verantwort haben.
Si mochten auch (aber ires achtens ganz unnot) noch vil mer gerechtigkait
furbringen, so wellen si doch unser regierung damit nit bemueen noch sich selber
aufziehen; verhoffen darauf zu gott unserer regierung und dem gütlichen rechten,
si haben ir clag sambt erlitten cost, schaden, abgenomen nutzungen und wie za
recht genuegsam gewisen. Setzens darauf im namen gots zu recht, lauter umb
gottes und der gotlichen gerechtigkait willen bitten, unser regierung welle den
antwortern kainen verzug mer gestatten.
Auf diso der Stockhomner dritte schrift sein die wittib und erben von
Haslpach also verfaren uud anzaigen lassen: Si haben jungst den vierten jnnii
verschines funfzehenhundertisten und funfunddreissigisten jars der Stockhinger
gebruederj so sich jetzo Stockhomner nennen, auch Erasm Sneckhenreiters schriAen
jetz angezaigtes tags, durch si in gericht under dem titl ainer sluss und dritten
schrift eingelegt, mit offenlicher protestation änderst nit, also so weit dieselb
annemblich und zuelasslich sei, copi emphangen. So aber dieselb mit aigentlicher
erwegong recht angesehen wirdet, si nit ain dritte nach der gemelten dsger
verkerlichen intitulation sonder ain vierte Schriften ze sein befunden, dann unver-
naintlich, das nach gebrauch dises lands und gerichts die ladung und clag für
Ein Rechtmprach über die Burg Stockern aus dem XVI. Jahrhundert. 267
ain libell und erste des dagers Schriften geacht ist, darüber aber die vermainten
ela^r seit des königlichen berelchs ausser der schriftlichen und mundlichen recht-
fttz, die inen durch gerichtlich verlass und urtl aufgehebt, yorhin dreu wesenlich
Schrift in gerieht ligen haben, des si sich in die acta siechen. Und so nun nach
Gerichtsordnung und gebrauch bisheer jedlicher partheien zumall in der haubt-
stehen mer nit wenn drei schrift suegelassen, sich aber die clager über ir vorig
drei Schriften jetzo noch ainer vierten Schriften gebrauchen und hierinnen wider
Gerichtsordnung gehandlt, sollen si mit derselben jüngsten Schriften nit gehört
noch znegelassen sonder inen Vorgericht wider hinausgeben oder darauf nichts
ITdhandlt werden. Zudem wo eben solche jungst der clager eingelegte schrift für
atn vierte schrift nit geacht, so kan doch nit vernaint werden, das dieselb der
dsger lesete und slusschriften sei, so aber mit gerichtsordnung heerbracht und
fargeeehen wie auch ganz rechtlich beschehen in lesster Schriften kain neuerung
anzufuem und also den partheien sich vor nenrung in schluss und lessten Schriften
ZD enthalten vilveltigUch bevohlen und auferlegt, dawider aber die clager nit
aUün in diser irer lessten schriften neu Sachen einfuem sonder erst von neuen
dingeu brieflich Urkunden einlegen, darvon in vorigen ganzen process nie kain
wort melduBg beschehen; derhalben abermal dieselb mer angeregt Schriften der
gebrauchten neuerung wegen in gericht unzuelasslich ist und billich verworfen
koch den clagem wider hinausgehen wirdet, si auch darauf als dem gerichtsbrauch
zuwider zu verfam mit nichte schuldig. Dann wo solches gestatt wurde, sich
dessen ain jedliche parthei, so vor unserer regierung und ander in disem rechten
ze thaen betten, gleichmassiger haudlung gebrauchen und dise zuelassung almall
zn ezempl anzaigen wellen, des dann zu aufzuglichkait der partheien und grosser
aaderang der gerichtsordnung und prauch raichen wurde.
Jedoch so wellen si, allain damit gegentail und zuvor unser regierung nit
gedenken, solch der clager wider gerichtsordnung gebrauchten neurung nit abzu-
l&inen wessten und solche vermeldung inen zu fluchtiger verzugligkait nit gemessen
weide, mit hienach volgunder Verantwortung verfaren, doch in albeg obgemelt ires
billichen anzaigen unbegeben, erafern, repetiern und vemeuen also zu besluss der
sacheo mit kurz alles und jedes, so nachlengs hievor durch si in diser rechtsachen
schriftlich and mundlich furgebracht.
Sonderlich für das erst, doch kainesweegs bekentlich, sagen si: Wo di
clager eben schon zu recht genueg bewisen und darthan, das si Stockhornner und
Bit Stockhinger waren und hiessen und also ires achtens ir person zu recht
legitimiert betten, der kains genuegsamlich beschehen, so ist doch offenwar und
un tag, das si vermug unser regierung urtl am mittichen nach Lucio den vier-
zeheoden deeembris anno etc. im dreissigisten eroffent, ir sibschaft Artolffen und
Bniniten Stockhornner zu erben des zu recht genueg, wie si vermug solchs urtls
intern worten schuldig, inen auch als clagem zu bestattung ires vermainten für-
geben rechtlich erben ze sein von notten gewesen mit dem wenigisten nit bewisen;
wie lieh dann noch heutiges tags zwischen inen und Emnst Stockhornner des
»chloGs Stockhomn lessten innhaber gar kain sibschaft noch attinencia gar in
k&ioem grad befindt, so nachent gefreundt sein, das si denselben Emnst Stock-
bornner nach Ordnung der geschriben landsbreuchlichen rechten erben mochten;
wie gl dann auch nit allain, das si weder die Stockhornner zu Waltersskhirchen
268 I>>^- JoMf Kftllbniner.
noch Puechperg nit geerbt aonder auch zu der wund des stammens und heer-
knmens Emnst Stockbomners nichts gewisen stUachweigend bekennen, welch ir
bekantnuBi li also bezeugen mit dem beitet ir exception^ tibi non compotit actio,
tu non ee heret et, tua non intereet noch auf yestem gmnd der rechten welche«
alles aus ursach im rechten gegrnndt, so durch si hivor genuegaam eingefuert
Tom gegentail mit nichte abgelaint kan werden noch umbgestoisen ist
Si die dager haben mit herbringung der sachen diser gueter und yesteo
Stockhornn einziehung halben, umb Ortolffen und Emnsten hoche verschulduDg
beschehen« genuegsam furbracht und wo weiter nit solche rerschuldung mit den
zeugen zu ewiger gedachtnus rerhSrt als si verhoffen nit weniger zu beweisen ist.
der si sich kaineswegs yerzigen wellen haben, welches alles uns die clager mit
irem neu furgebrachten kaiser Fridrichs begnadungbrief und seiner majestat hsabt-
leut begnadung nit ablainen mugen. Nemblich ans disen Ursachen, das wisBlich.
und als si verhoffen in obgemelter zeugen sag zu ewiger gedechtnuss yethort licb
weislich befinden wirdet, das Stoekhomn mit gewalt eingenomen und die, bo zq
zeit kunig Mathias oroberung darinn g^west, hin und wider an die paumb erhenkht
worden, das kainer absolution, begnadung noch gnetigen be tadigten abtretang im
grund nit gleich siecht, sonder des widerspil vil glaublicher und spärlich danas
abgenomen wirdet, wie si auch mit nichte gestandig, das dieselb gnad, absolntion
und begnadnng ainicherlai wurkung erlangt noch gehabt und zumal in zeit des
sloss gewinung, so mit bewerter hand besohehen.
Dann gewisslich, wo dieselben zu wurkung kumen war, der vesten geweltife
eroberung und die erhengkung der darinn ergriffen gefangen, zumal weil mit der
betadigung nach derselben puechstaben all gefangen und unserer yorfordem wider-
wärtig geledigt und gefreit worden, gar nit yon noten gewest. So ist wisslich, das
kaiserliche majestat die gueter almal in henden gehabt, dieselben kainem tos-
pitter sonder erstlich den yon Egennburg und andern ambtsweis zu handln bevolben
und verlassen, mit dem auch die auspittung, wie die clager geren verständigen
wolten, der Vergebung und nachvolgunder vergleicbung gar kain ursach geben
worden.
Vilgewisser auch Emnst Stockhomner, wo er wurklich absolviert und
begnadt gewest, weil im die gueter zu beleiben nach ausweisung der verweaden
betadigung geaignet, noch dieihenen, so ine billich erben mugen, solche goeter
weder kaiser Fridrichen und hernach kaiser Maximilian hochloblicher gedachtnas
noch auch denen, so solche gueter von ir bai der kaiserlichen majestat ambts- osd
lehenssweis innegehabt, sovil lange zeit jetio seit der vermainten betadigung und
begnadung in die zwaiundsechzig jar nacfaet über topelte veijarung unemoecbt
in henden und gwalt nit lassen noch zu den sachen still schwigen betten; «eich
lange zeit, und weil oder doch merers tails die clager und sonderlich ir vater im
land und zunächst bei Stockhornn heuslich und sonst gesessen und gewont haben
und also zu all solcher kaiser Fridrichs confiscierung, einsiechnng, brauchosg.
vetlassung und Vergebung auch volgende kaiser Maximilians vergleicbung aod i'
vater mit urtl und recht erlangung innhabnng, erpaunng und niesanng gensiieheo
stillschweigund gesechea, gewisst, gebitten und kainmal nie, allain was si jetzo
mit diser muetwilligen rechtvertigung allererst nach der clager hauswiart and
vaters absterben nit on sonder rank angefangen, widersprochen noch geandt haben.
Ein Rechtsspruch über die Borg Stockem aus dem XYl. Jahrhundert. 269
•cnder also xa volkamener rechtlicher ersitznng, yeijarnng und prescription kumen
and erwachuen lassen also, wo eben die dager ainicherlai libschaft bewisen und
hierin ^rechtigkait und interesse gehabt hetten, der kains doch weder im g^chicht
Doch recht befunden wirdet, nichts minder si durch gar rechtmasaige und schier
mer als topelte rerjarung und prescription ausgeslossen werden.
Des Ziechen si sich erstlich in gemaine geschribne und landspreuchige recht
Qiid nachrolgund, sovil es die geschieht belangt, in der clager aigen und jungst
selbst eingelegt brieflich urkund, doch nit weiter ab botiI dieselben für si thuen,
daraus dann sonderlich mit grund gesehen und Terstanden wirdet, das Emnst
^^tockbomner gegen kaiserlicher .majestat hoch strafpar worden, sonst weder
betadiug noch begnadung nit not than.
Welche beguadung und betadigung aber aus all enselten, greif liehen und
spärlichen Ursachen in kain wurkung kumen und also die gegentail in iren
iiiMUicben rorhaben gar in nichte furtragen kan, sambt dem das kaiserliche
msjestat die wal gehabt, ob sein majestat des sloss dem Emnsten Stockhomner
wider lassen welle oder nit, davon aber in dem verweenden begnadungbrief nichts
^emelt und allain die unrolkumenen betadigung allain hofnung und kainer ent-
liehen wurkung gestanden, mit dem also der clager selbst eingelegt Termaint
begnsdung^ und betadigung mer wider si als mit inen ist.
Und so dann auch die urtl, den achten julii des ainunddreissigisten jars
ergangen, darauf die clager jetz iren höchsten behelf geren stellen weiten, im
grnnd nit dahin angesehen ist, wie die clager inen zu glimpfen geren teutschten,
iu si Ir sipschaft zu Ortolffen und Emnst Stockhomnem der vesten Stockhomn
It^ten innhabern dardurch notdurftiglich und wie zu recht genueg gewisen, sonder
aÜain weil ainem rechtens zu gestatten ain klainer schein genueg ist, damit si nit
rechtlos gelassen werden, wie dann auch ungezweifelt unserer regiernng gemuet
in Schöpfung solcher urtl änderst nit gestanden noch steen mugen. Und also weil
mer wenn ain Stockbornner gesiecht gewest von den vermainten clagern nit allain
Qnaasgefnert beliben, das si dieihenen Stockhomner seien, so zu Stockhomn
gesessen, darumben si inen kainer schmahung gestandig sonder auch aus menglung
<ie< Btamens und würzen, dardurch die grad und sonst nit gerechnet noch gezelt
mugen werden, gar durchaus nit ausfundig gemacht, das si Ortolffen unst
Emnsten, die sich selbst des schloss Stockhomn lest bezitzer anzaigen, in oder
nnder den zehenden grad, darüber die recht kain erbschafk zuelassen, mit sip-
%haft verwont seien sambt dem, das si und Ire Toreltem all nit allain zu kaiser
^drichs confiscation, einziechung, brauchung, verlassung und yergebnng auch
folgende kaiser Maximilians vergleich nng, sonder auch zu ires hauswierts und
▼aters lang zeit geuebten rechtlichen handlung und erlangten urtl und also zu
sein ond seiner vordem Inhaber, gaber und autores besitznng, erpauung und
oieisang der gueter genzlichen stilgeschwigen und in die sechzig jar wider das
^les nichts gemelt, geriegt noch geandt und doch solch lange zeit si die clager
nnd ir vater gar zu rechnen gar am hofzaun gesessen und gewont; allererst nach
ires hanswierts und vaters ableiben ir verwende gerechtigkait ans dem kirchen-
^mal gesuecbt und so lange weilen almallen selbst gezweifit; das also ir haus-
siert and vater seine autores und gaber die gueter mit guetem titl, urtl und
recht an sieh pracbt und so vil längs jar unbetriebt und rechtmassiglich inn-
3
270 I^r- Jo>«f Kallbraner.
gehabt, dea aliea inen, iren Torsidlen und in, nach allem heerkomen des sach »
rechtmäßiger ereitzong, verjaning and preecription mer wenn genueg.
Wie ei dann des alles mit mererm und clarem anzaigen in vorigen i
Schriften eingefaert haben. Dabei si es beleiben lassen und nochmallen auf den
selben und diser irer Schriften verharren. Daraus dann clarlich erscheint an^
lauter abgenomen wirdet, das si durch die dager mit ainem ralschen sipsclisfi
paum, der kainen stamen noch wurzl hat und im grund nach aus Weisung irei
eingelegten brief und sigldata, ob dieselben eben zusamen stimbten, des doch ii
ansechung der yU zu alten und zu jungen jam nit muglich, kaumb in den
zwelften grad gefunden werden, darinn kain erbschaft mer stat hmt, on sU«s
grund in recht umbzogen werden.
Dem allem nach si all und jed ir schrift und ganzen process erafert. repe-
tiert und remeut auch der gegentail furbringen widersprochen und darinnen aL<
vil für si thuet und sonst gar nichts bekent, derhalben auch in masaen wie vot
gebeten und begert haben wellen, und also die sachen besliesslich mit vermeldao^
ires darlegens cost und schaden unbegeben weiter notdurft und rechtlichen behel.
zu unserer regierung rechtlichen erkantnuss im namen gottes setzen.
Darauf die Stockhornner schriftlich iren rechtsatz gethan, erneuen ir junget
Schriften sambt der ladong und andern vor einkumen acta, wellen dem gegentail
die lang undienstlich Schriften damit verantwort und abgelaint haben und sa^.
das si mit solcher repeticion ir person zu dem namen und stamen des Stockhornner
vermug der nagsten urtl, so am achten julii im ainunddreissigisten jar ergzngeo.
genuegsam legitimiert, das auch ir vater Jörg Stockhornner und davor Ernnti
Stockhornner auf die begnadung der vesten Stockhornn mit aller zaegehorong ia
possession gewest und ir vater durch kunig Mathias geweltigUch daraus geschah
dem Wuferstorffer abzutreten durch ernstlich bevelch geweltiglich gedruDges
worden, das dannocht ir vater, woverr er es erlebt, auf den hungrischen tnctti
restituiert worden.
Solches si alles genuegsam dargebracht Dann si der haubt- und Issdleot
berednus und ▼erainigimg und darzue kaiser Fridrichs begnadung, in negster
Schriften einpracht, sein si irer eem notdurft auf das geweitig antasten der
gegentail darzue verursacht, zusambt das der wittiben und erben ir notduri^
dawider, in irer dritten Schriften furzubringen vorgestanden, wol stat hui. L°^
ist war, wo si die Verantwortung darwider nicht gehabt, das auch die venDUOt
prescription durch Jörgen Stockhornner iren vatem bei kaiser Maximilian Tlei^'g
und stäter uebung underprochen, und nach ires vatern absterben wider u ^
erben in irer minderjarigkait die prescription nit geholfen, zusambt dem, ^ ^'
ire briefliche urkund allererst vor kurzer zeit der ladung zu iren banden gebraciit
und schliesslich das die precription dem besitzer unrechtes titl und posses glsubeB^
kain gerecht igkait wurkt.
Dann was si in ander weeg wider si einfuern seien si in dermassen d'^
gestandig. Hoffen die dager ir Spruch der ladung und clag erlangt und beb&bt
zu haben. Wellen di sachen also Inhalt derselben in dem namen des aUmech^'?^"
gottes zum rechten gesetzt haben.
Hinwiderumben die wittib und erben von Haslpach auch iren rechtsstz
eingelegt und gesagt, das durch ire furgewendte Schriften, acta und ganzen proc^**
Ein Rechtsspruch über die Burg Stochern aas dem XVI. Jahrhundert. 271
Bcbtmessig' und notdurftiglich ausgefuert sei« das die clager ainen valscben,
licbtigen sipschaftpanm in gericht za Terfuerang des gerichts fargewendt. Dann
ierselb weder in warzl noch nach ir der clager selbst frurbrachten brieflichen
iikunden jarzal mit kainem gmnd zasamensage, und also gar aberall mit nichte
)ewisen sei, das si der vesten Stockhomn lessten besiczem in nichte und far-
lemblich so nachent gefreundt seien, das inen hierinnen zu clagen gebaere, zumal
reil nachend ain topelte verjarang mit rechtmassigen titl enzwischen erloffen, wie
linn solches der zeagen sag zu ewiger gedachtnus verhört, der sich die beclagten
sit nichte begeben haben wellen, auch ir der beclagten brieflichen urkanden in
«cht eingebracht anzweiflich aasweisen, darüber auch der von Haslpach ir haus-
riert and vater mit urtl und recht erlangt, des der höchst titl geacht wirdet
md ist.
Es seie auch durch si die antworter genuegsamlich ausgefuert, das gegen-
taiU eingepracht gnadenbrief und beredung in wnrkung nie kumen, wie dann
kai&er Fridrichen brief, der im tausend vierhundert und vierundachtzigisten jar
aasgangen und in data nachet zechen jar junger als der widerpartheien fur-
geweodte begnadang und betadigung ist, darliehen ausweist, das noch kaiser
Fridrich, nnangesechen und nach solcher verweender begnadang und seiner majestat
baabtleat beredung data, diser gueter im brauch und innhabung gewest sambt
dem, das aach solch verweend begnadang und betadigung durch die clager wider
ordnong der gerichts mit ainer vierten oder doch zum wenigisten dritten Schriften
als neumng eingefuert, des in gericht sonderlich verpoten und unzulaslich ist,
sonst dem gerichtsprocess ain zerrutHcher eingang entsteen und ander partheien
Eich gleicher handlang, wo solches gestat, gebrauchen warden, des dann in sonder-
ksit onser regierang wol zu erwogen hete; darumben ir der beclagten begem sei
aaf dieselben als verpoten und unzuelaslich neurang nichts zu handln sonder zu
Kjiciem und wider von gericht hinaus zu geben.
Es werde auch aus kunig Mathias bevelch, durch die gegentail selbst ein'
Stiegt, wo der in data gegen kaiser Fridrichen brief des tausent vierhundert und
nerundachtzigisten jar ausgangen aigentlich angesehen, lauter verstanden, das
dem Walferstorffer die vesten Stockhomn durch der clager vater in kriegsleufen derzeit,
M er in der Neustat belegert gelegen, abdrungen worden, wie dann die antworter
in iren Schriften clerlicher eingefuert, des alles durch die clager ungeschwecht und
Qoabgelaint beliben.
Gesteen sonst den gegentailn kaines unrechten titls, kainer rechtmassigen
Q&dersprechang der prescription and sonst ires verweenden furgebens gar durch-
am in gemain mit sonder besliessen also verharlich auf ir der beclagten fur-
gevendten rechtmassigen peremptori exception »tu non es her es, tua non interest,
tibi noD competit actio«, auch der darauf verloffen prescription, darüber behabten
rechten und unserer ersessen lehen, des alles durch die gegentail stillschweigend
bekeat und unverantwort beliben. Erneuem sonst ire Schriften und ganzen process
loit bitt und beger, wie darinnen verstanden. Setzen also vorbehaltlich aller weiter
notdnrft mit vermeldung ires darlegens die sachen Inhalt derselben gleichermassen
im namen des almechtigen zu rechtlicher erkantnuss.
Also ist auf dag antwort ein- und gegenred brieflich urkund und alles an
der der partheien einfuern, auch auf ire eingelegte rechtsatz durch unsere stat-
272 ^f- JoMfKallbraner, Ein RechtMpmch über die Barg Stockem a. ■. w.
heiter, canaler, regenten and rate unser niderotterreicliiachen lande erichtag d
andern tag maii dee fonfzehenhandertiiten and Becbsanddreisngistan jan neg
verachinen sa recht erkent: Die rorgemelten weilend Ulrichen ron Haalpach wii
and erben teien von der gedachten Stockhomner and Sneckhenreiter« dag
gericht angesogen maessig and ledig. Und lind baider tail geriehteooetea w
schaden so si diser rechtrertigang halben erlitten aas beweglichen nrsachen gagc
ainander aufgebebt and vergleicht.
Und wiewol die oftgemelten wittib und erben ron Haslpach diser geqproch*
urtl verrückten seit gerichtsorkund begerten, das inen auch durch anaer regienu
zu geben erkent ist, so hat sich doch aufrieb tung solchs gerichts bisheer verzog«
Das wir inen aber auf ir anlangen hiemit ander unserm anhangendem inaigl gebe
in unserer stat Wienn am achten tag des monats novembris nach Christi muci
lieben herren gebuerde funfsehenhundert und im nennunddreissigisten, onaerer reie)
des romischen im neunten und der andern im vieraehenden jsren.
Commissio dorn in i regis in concilio
V. Awrsperg m. p.
Verwalter .Utlultoraaibt. ^^^ "«='«'' " ^'' ^•'"■*«" ""■ P
M. B. y. L«.pold.torf m. p. ^""PP »"^«- ""• P"
canzl« ^- Kollonitwsl,. m. p.
REGISTER
Bearbeitet von Dr. Hans Prankl.
Abrabam a SanU Clara, P. 169.
Achsptch, B. Aggebacb.
Adelheid, Meisterin des Himraelpfort-
klotters in Wien 185.
Adelsgeschlechter 86.
Admont, Kloeter 61.
Adrabaicampoi 6, Anm. 4.
Adria 47.
AeUum Cetium (St. Polten) 41.
Agpbach (Achspach, Axpach) 6, 5ö,
191. 192, 201, 202, 209-212, 215, 216.
— ArcbiTkatalog 191.
— Kaitaase, Prioren: Tbomann 216,
Vinseni 202, 212.
— Peter und Kathrei Sternn 209, 210.
— Urkandenbuch, Nachträge 190—216.
A^es, Dentscbe Kaiserin, zweite Ge-
mahlin König Heinrichs III. 62.
— Königin von Ungarn, zweite Ge-
mahlin König Andreas IL 119.
— Priorin des Hiromelpfortklosters in
Wien 185.
— St., Kloster, s. Wien, Franenkloster
Himmeipforte.
Ahoniicns mon«, 9. Jauerling.
Aichinger, e. Pernegg.
AiDdleiffleheo, Gnt 95.
^bern, G. B. Qrofl-Gemngs 69 und
Anm. 2, 87, Anm. 1.
Albrecht I., Herzog Ton Österreich 86,
Anm. 1.
- U., Herzog von Österreich 226.
— III., Herzog von Bajern, Pfalzgraf
bei Rhein, Graf au Voburg 209.
Jahrbftcb d. Y. f. La&desknnde. 1907.
Albrecht III., Herzog von Österreich 226.
— VI., Herzog von Österreich 232, 236.
Alderniann, Peter 186.
AlgXtt 83.
AUenUteig (Aloldestey) 21, 25, 29, 31,
34, 38, Anm. 3, 65, 69, 92.
Alold, 8. Kaja-Kamegg.
Aloldefrtey, s. Allentsteig.
Alpenländer 10, 69.
Alpirsbach 84, Anm. 3.
Altaich, Nieder-, Kloster 41, Anm. 1, 44,
45, 54, 61.
Altenburg, Kloster 57, 58, Anm. 2, 61,
62, 88, 226; Mönch: Ortolf III. von
Stocharn 226.
— Deutsch-, Apollonia Dörr 226.
Altensteig, Adam von, Klosterrat 123.
Altban, Herr von 171.
— M. Antonia, Gräfin von, Chornovizin,
Chorfrau, dann Oberstin des Klosters
Himmelpforte in Wien 162, Anm. 1,
166, Anm. 1, 169, Anm. 3, 171, 172.
Althenn, s. Dillherr.
Altmann, s. Passau.
Altmansdorf 136.
AltpöUa, 8. PöUa, Alt-.
Amaliendorf 30.
Ambros, Dompropst, s. Wien.
Ämeiserin, Perchta, Priorin des Himmel-
pfortklosters in Wien 185.
Ammianus Marcellinus 8.
Amtmannslehen 79.
Ancona, Petrus, Priester der Diösese
Görz 180.
18
274
Register.
Andrem, Margarete, Priorin des Himmel- ' AuOwegen Valentina, Chorfraa ebenda
pfortklosten in Wien 18j.
Andresin Hoitalana, Chorfrau des
Kloster« Himmelpforte in Wien 182,
s. auch Wien, Kloster St. Nikolai.
Anlauff, Nepomucena, Chorfran des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Anschau, Burg 26.
Apioa-Visirbely, s. VisArhely.
Araber 40.
Arbesbach 25.
Aroo, B. Maxens.
Arcum, Hans von, Magister, Kaplan 186.
Arnsdorf (Arnstorff, ^rndörff) 196, 197.
— Richter des Amtes 197.
— Hans Strasser, Pfleger des Bistums.
Salzburg 196, 197, Ulrich (Ülreich)
Mierveldorfer 196, 197 und Anm. 2.
Arnstein, Dorothea Tyrna ron 226,
Arnstorff, s. Arnsdorf.
Arnulf, KOnig des ostfränkischen Reiches
41.
— Henog von Bayern 47.
Artner, s. Wien, Bürger.
Artstetten 24, 54, 61.
Asenpaum von Lassee, Benedicta, Prio-
rin des Himmelpfortklosters in Wien
95—97, 185.
Asparn, Niklas von, Kaplan 187.
— Ulrich von 186.
Attila, Hunnenkönig 8.
169, Anm. 3, 179, Anm. 1.
Auxwuerw (Auxwuerb), Otto 193.
A waren 11, 22. 39.
A Warenland 39, 41.
Awrsperg, s. Auersperg.
Axpaoh, s. Agg^baeh.
Azso (von Gobaspureh) 63, Anm. 4.
Babenberger 26, 53, 84.
Bamberg, Magister, Paal Schwelgker,
Kaplan 187.
Bamabas, Rosina, Laieoaehwester <3es
Klosters Himmelpforte in Wien 16i,
Aom. 1, 169, Anm. 3.
Bartenstein, Ursula Regina, Chorfrta
ebenda 147.
Barth, Abraham, Notar 138.
Bauern, slawische 78.
Bauemlegung 87.
Bauernstand 75.
Biuboferin, Barbara Dorothea, Chorfria.
dann Oberstin des Klosters Himmil-
pforte in Wien 121, 128-131, 133
bis 135, 137—140, 169; s. auch Wien,
Frauenkloster St. Jakob.
Baumgartenberg, Kloster 19.
Baumgartner, M. Magdalena, Chorfrao
des Klosters Himmelpforte in Wien
169, Anm. 3, 171.
Atselsdorf, Klosterhof 150.
Auersperg (Awrsperg) V., Verwalter des Bavarii, s. confinium.
niederösterreichitchen Statthalteramtes | Bayern (Bayren) 39, 42, 44, 53, 54.
272. Anm. 3, 61, 85, 209.
Augenthaler, Barbara, Ohorfrau des, — Adel 41, 45, 46, 92.
Klosters Himmelpforte in Wien 121; — BistQmer 41, 46.
s. auch Wien, Frauenkloster Sankt — Grundherraohaften 22.
Jakob. — Herzoge, s. Arnulf, Albrecht lü. und
Augsburg, Bischof Friedrich I. Späth von Heinrich II.
Faimingen 193. — Herzogtum 39, 54,
Augustiner BarfUDer, Orden 119, 151, — Klöster 41, 42, 46, 47.
152, 156, 169. Beck, Franziska 159.
Aufiwegen, Klara von» Chorfran des Klo- Benedikt XIV, Papst 177.
sters Himmelpforte in Wien 169, Berchtold, Philipp Jakob und R^o<
Anm, 3. | Katharioa 154.
Register.
276
Berchtold M. Apollonia (Barbara), Chor-
fraa des Klosters Himmelpforte in
Wien 154, 162, Aom. 1.
Bergan (Pergaw) 206.
— Pemhartt (Perenhart) Freyssinger 206,
209.
Borgern (Pergaren), O. G. Loibersdorf,
6. B. PSggstall 204, 208.
Herging (Perching), s. Lienhart.
Beringer, Paula, Laiensehwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Berahard, Heraog von Sachsen 59,
Anm. 5.
— St., Eisenreiehshof und Engelbrechts-
hof 57.
- St., Kloster 58, Anm« 2.
Bernstein Ton, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 148.
B«yrer, s. Geras.
Bibonin, Anna Katbarina, Chorfiraa eben-
da 162, Anm. 1, 168, Anm. 1.
Bierbaeh 151.
Bifangrodang 68, 82.
Binder, Martha, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 166,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Biaerin, M. Bemardina, Chorfrau ebenda
176, Anm. 1, 183, 184.
Biiamberg 104.
Bdfireither, M. Alezia, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 172,
Anm. 3.
Bltsy, M. Sophie, Laienschwester ebenda
155.
Blum, Iff. Ilinminata, Chorfrau ebenda
169, Anm. 3.
Bhmau a. d. Wild, s. Japons.
Bogen 82.
- Orafen yon, DomyOgte Ton Regens-
burg 47, 55.
^ Friedrieh Graf Ton, Domrogt von R»-
gsDibnrg 61, s. auch Liutkard.
Böhmen 4—6, 12—14, 16—19, 22, 28.
33, 44, 53, 80.
- Herrsebaften 18.
- Henoge, i. Bfetislay 11. und Konrad I.
Böhmen, KOnig, s. Georg von Podiebrad,
Matthias Corvinus und Ottokar II.
BGhmerwald 47, 82.
Bohmsdorf 26, 66, 89.
Böhmseil 89.
Bolsmann, Balthasar, s. Klostemeuburg.
Bonbamerin, M. Agnes, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1, 183, 184.
BoHvoj, Bruder des Herzogs Bfetislay H.
yon Böhmen 16.
Borowani, s. Forbes.
Borschedin, M. Bonayentura, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 116»
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Brandenburg 81.
— Markgraf yon 59, Anm. 5.
Braun, Elisabeth, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 121, s. aueh
Wien, Frauenkloster St. Jakob.
Breitenbficher, s, Wien.
Breitensee 96.
Bremen 52.
Breslau, Bistumsyerweser und Domherr
Philipp Friedrich yon Brenner 147;
s. auch Wien, Bistum.
— Domherren: Karl Httttendorfer 131,
B. auch Olmüts. Balthasar Scultetus,
s. Wien, Bistum.
Bfetislay II., Heraog yon Böhmen 16.
Brenner, Ernst Ferdinand, Graf 155.
— (Breyner), Philipp Friedrich yon, siehe
Wien, Bistom.
— Seifried (Siegfiried), Freiherr yon 134,
138, 148.
— Seifried Christoph, Reichsgraf yon,
auf Staats, Freiherr in Fladnits und
Rabenstein 163.
— Seifrid Linhart, Graf 156.
— Anastasia, Gräfin, geb. Teufflin 156.
— Elisabeth Polyxena, Gräfin, geb. Grä-
fin Stahremberg 155.
— Anoa Antonia (Eusebia) Gräfin,
Chorfrau, dann Oberstin des Klosters
Himmelpforte in Wien 156, 161—167.
18»
276
Ragtster.
Breuner, Elisabeth A^m, Freiin von,
Chorfrau, dann Obersfin ebenda 134,
146, Anm. 2. 147—156.
— Maria Klara, Gräfin, Chorfran ebenda
155.
— Polyxena, Freiin von, Chorfrau eben-
da 147.
Brixen, Domherr, Matthias Werthwein, s.
Wien, BiBtum.
Brack a. d. Leitha, s. fiUaabeth.
— a. d. Mar 134.
Brann 63.
— am Qebirge 96, 104, 106.
— im Felde 25.
Brttnn 137, 156, s. auch Wien, Bistum.
Brunnerberg 101.
Brns von Mflglitz, s. Wien, Bistum.
Bocelleni, Sebastiana, Chorfrau, dann
Deohantin des Klosters Himmelpforib
in Wien 162, Anm. 1, 166, Anm. 1.
Buchberg (Puchberg, Puechberg) am
Kamp 63, 224.
Buechner, M. Emerentiana, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte 172, Anm. 8.
Bnechstein, M. Franziska von, Chorfrau
ebenda 166, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Burgrecht 76.
Bnrgerwiesen 57.
Burgschleinita 65, 90.
— Pfarrer Ulrich 186.
Burschinits, M. Valentina, Chorfrau dee
Klosters Himmelpforte in Wien 156.
C.
Caffas, Jodok, hochfürstlich Croyscher Rat
164.
Caraffa, M. Katharina von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 171,
Anm. 1, 175.
Carling, Hans Freiherr von 98.
Carninin, Frau 138.
Carolus com es, Erbauer der Kirche zu
Hom 55.
Cansse, Oberstleutnant 136.
Cavriani, Franz Friedrich Graf, Oberst-
bofmeister der Deutschen Kaiserin,
und dessen Gemahlin Elisabeth, geb.
Gräfin Ton Meggau 153, 155.
Cavriani, Anna Hortensia, Gräfin, Chor-
frau und Dechantin des Klosters Him-
melpforte in Wien 153, 157, l.')9.
Anm. 1.
— M. Augnstina (Susanna) Gräfin, Chor-
novizin, dann Chorfran und Obenti';
ebenda 155, 161, 162, Anm. 1, W,
Anm. 3, 172—175.
Cham 82.
Chasma, Kloster 103, Anm. 1.
Cherbach, s. Kehrbach.
Chlingeins, s. Kliogenmtthle.
Chnewzeer Porchart 186.
Chodaun, s. Kottaun.
Chorbisehöfe 41.
Chotanisriute, s. Kottes.
Chremiesa, s. Krems.
Chrinzenach, Nikolaus de, Kaplan 186.
Christine von 8t. Polten, Soperiorin d«<
Frauenklosters Himmelpforte in Wien
185.
Christopl^or von Kaschau, s. Wien, en
herzogliches Stndienkollegium.
Chnnradus, Konrad I.
Chunrigin, Chouo de 84, Anm. 3.
Collona von Felß, Johanna, geb. Freiin
von Hoyß 151.
Confininm Bavariorum et Moraveasium li.
I Costnitz, s. Konstanz.
Culmer, M. Magdalena von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176.
Anm. 1.
Damin, M. Michaela, Cfaorfrau de^
Klosters Himmelpforte in Wien 181.
Dampierresche Kflrassiere 130, Anm. .').
Datteneder 164.
Dann, Johann Wilhelm Anton, Reicb^i-
graf, kaiserl. Kämmerer und Genersi-
feldmarschalleutnant 163.
Delagarbin, s. Valerisin 144.
Denkh, Mathes, Zecbmeister der Kloster-
kirche Himmelpforte in Wien 130.
Register.
277
Otsnsin, Jobanu, Kaplan and Hofalmo-
»lemer 102, 186.
DeaMkchin, Anna Kariai Cborfran und
Dechantin des Klosters Himmelpforte
in Wien 146, Anm. 2, 147.
Deutschland 33, 59, 81.
Dejmel Mert 187.
Dickin, Monika, Laienschwestor des
Klosters Himmelpforte in Wien 169,
Ann. 3.
Didacns, Martin Fr., O. S. Fr., Beicht-
Tater des Klosters Himmelpforte in
Wien 140.
Dieodorf 60, Anm. 9.
Dietmannsdorf an der Wild (Dittmanns-
dorf) 77.
Dietmar, M. Maria, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1, 183.
Dietriehstein, s. Olmttts.
D.far Michna 136.
Dillherr, Anna Leopoldina (Elisabeth),
Cborfran des Klosters Himmelpforte in
Wien 155, 162, Anm. 1.
- M. Gabriela von Althenn, Cborfran
and Deobantin 172, Anm. 3, 176, 179.
Ditimannsdorf, s. Dietmannsdorf.
I>it£tn, M. Adelfpind, Chorfran des
Klosters Himmelpforte in Wien 172,
Anm. 3.
Dobemdorf (Dobrantendorf, Dorpendorf)
89.
Dobersberg (Oobroeperg) 29, 34, 67, 89, 92.
DobUng (Wien), Niedere Hobenwart 104.
^hra, O. O. Kruman am großen Kamp 89.
Dobrantendorf; s. Doberndorf.
Dobrosperg, s. Dobersberg.
DölJ* (Tolan,Tölan), O. O. Pöbring 89, 215.
-, Lneff, Kolman nnd Elspett 215.
Döllersheim, Pfarre 27.
Domaniuch, M. Amanda, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte 176, Anm. 1.
Dominikaner 101.
Domitian 7.
ßonan (Tuenaw) 4, 6-13, 19-21, 28,
24, 27. 44, 46, 50, 55, 58, 63, 82,
196.
Donauflotte 7.
Donau-Limes 7.
Donaustraße 11.
Dorfanger 70.
Dorfformen 14, 61.
Dorfsiedelong 58 nnd Anm. 2, 70, 92.
Dorfstetten 24.
Dorin, M. Angela, Iiaiensohwester des
Klosters Himmelpforte 181.
Dorothea, Chorfrau ebenda 185.
— St., Kloster, s. Wien.
Dorpendorf, s. Doberndorf.
Dossein, Margarete 226.
Draxler, Christoph, kaiserl. geh. Sekretär
135.
Drei- Eichen 6.
Drosendorf 13, 21, 27, 37 nnd Anm. 4,
60, 82.
DrOsiedl, O. G. PfaffeuMsklag, G. B.
Waidhofen a. d. Thaya 89.
— G. B. Raabs 89.
Droao, Kloster, Anm. 1.
Drttmlein (Dramlein, Dr&mlein), Niklas
und seine Frau Margareth 203—209.
Deren Sohn Thoman, s. Volkchlein.
Dudlebi, s. Teindles.
Dürnhof (Dttrrenbof) bei Zwettl 31, 86,
Anm. 2.
Dttrnkrut, Herrschaft 125.
Dürrenhof, s. Dürnhof.
DUrnstein (Tirnstain, TjMenstain) 196,
197.
— Pfleger Steffan Heydelberger (Heidel-
berger) 196, 197.
Dwerditsch, Adam, s. Wien, Bistum.
Eberhart, Gregor, Buchbinder 101.
Ebersberg, Kloster 46, 62.
— Ebersberg-Sempt, Grafen von 46, 47,
54, 55.
Ebersdorf (Eberstarf), O. G. Lehen 54 und
Anm. 6, 57, Anm. 1, 215.
— Kaiser- (Wien) 119, Anm. 2, 163.
— Herrschaft 163.
— Schlegelhof 130, Anm. 5, 175.
278
Register.
Ebersdorf, Pfarrer Reicher 186.
— Veit ▼on 95.
Eberweis 80, Anm. 2.
Ebmansperger, s. Komeuburg.
Eck (Eckh), Christian Freiherr an 164.
— Marianne von, Chorfrau des Klosters
Himmelpforie in Wien 138. 147.
Edelbach, G. B. Allentsteig 38, Anm. 1,
71, Anm. 1.
Edelhof, O. O. Rudmanns 86, Anm. 2.
Eder, Georg, kaiseri. Hofrat 107, 108, 111.
Edlitz, Ober- 71, Anm. 2.
Eggenbnrg, 5, 6, 29, 34, 36, 63, 67, 88,
92, 219, 226.
— Kaiserliche Ämter 265.
— Kaiserliche Güter 223, 227.
— Burg 62, 66.
— Krahnleti-Gesellschaft 219, Anm. 2.
— Michmelskapelle 174.
Eggmanns 70.
Egker, Wolfgang, Kaplan 187.
Ehnin, Anna, geb. Liessin 100.
Ehrenberg, Johann Karl Edler von 163.
Eibenstein, G. B. Raabs 89.
— Grofi- and Klein-, G. B. Schrems 89.
Eichstftdt 82.
EinOdtbach, s. Groifibaoh.
EinaelhOfe 53.
Einzelhofsiedelnng 19.
Eisenreichshof, s. St. Bernhard.
Eisenstadt, Frau von Legner 183.
Eitaing (Eiainger), Michael Freiherr von,
auf Kaja, Erbkämmerer in Österreich,
163, Anm. 1.
— Anna 226.
Elbe 46, 51, 52, 59, 77, 81, 87.
Elisabeth (Elzbet), Chorfrau, Priorin des
Klosters Himmelpforte in Wien 110,
142, 185.
— von Brück an der Leitha, Chorfrau
ebenda 185.
— von Kanissa, Chorfrau ebenda 185.
EUexnits (Olesnichani) 14, Anm. 2.
Ellweiß 95.
Eis, Pfarre 27.
Elzbet, s. Elisabeth.
Emmeran, fränkischer Missionär 11.
Endreß, Wolf, Zechmeister der Kloster-
kirche Himmelpforte in Wien 130.
Engel, Meisterin des Klosters Himmel-
pforte in Wien 185.
— M. Michaela, Gräfin, Chorfraa ebends
172, Anm. 3.
Engelbrechts 71, Anm. 1.
Engelbrechtshof, s. St. Bernhard.
Engelhart Martin, ^sedechant 102.
Engelhofer, Christine 226.
Engilriches 83, Anm. 2.
Enns, die 9.
Ennsburg, die 40.
Ensersdorf (Entzersdorf) 184.
— Wolfgang von 224, 227.
— Pfarrer, [Andreas von Hatten dorf 186.
Enzimansweichofen 57, Anm. 1.
Equellus, s. Wien, erzherzogl. Kollegiaco.
Erbfolgekrieg, bayrischer 54, Anm. 3.
Erbschulzenamt 75.
Erdin, M. Aloisia, Chorfrau des Kloster«
Himmelpforte in Wien 181.
Erlbeckher, Kaspar zu VGsendorf 163,
Anm. 1.
Emdörff, s. Arnsdorf.
Ernst, Erzherzog und Statthalter von
Österreich 102, 107—109, 111-113,
115-118, 120, Anm. 1, 121, 126.
s. auch Wien, erzherzogliches Kollegium.
Ersam, Anna, Superiorin des Kloster»
Himmelpforte in Wien 185.
Ertlin, Sidonia, Laienechwester ebenda
162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Erzgebirge 77.
Esterh&zy, s. Gran.
Estner, Thekla, Laienschwester des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1.
Etzen, G. B. Grofi-Gerungs, Pfarre 27.
Eystorffer, Agnes 226.
Ejstelsperger, Maria 168.
F.
Falkenberg, Geschlecht von 82.
Favianis 9.
Federlin, Anna Magdalena, Chorfran de»
Klosters Himmelpforte in Wien 171
Anm. 1.
Register.
279
FeigUii, M. Unala, Chorfran ebenda 162,
Anm. 1, 169, Anro. 3.
Feistriti, O. G. Mannersdorf, O. B. Wgg-
stall (Yastrizie) 89.
Feldb€8tiftiuig 37.
Feldeberg, NiUas von 186.
- Wolfgang Ton 187.
FeI6, Freiherren von 151.
- Graf Pran« von 164.
- 8. auch Collona.
FeraboBCo, Hatthäufi, kaiierl. Bat 116.
Ferdinaid L, Deatecher Kaiser nnd
König 97, 113, 118, 219, 220, 223,
228.
- n., Deutacher Kaiser 130, Anm. 5,
132. 158.
- III., Deatscher Kaiser 158.
Feaenbninn 36, Anm. 2.
Finkeb, Hans Heinrieb, Hofioaeister des
Klosters Himmelpforte in Wien 104.
Firmao, M. Elisabeth, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
fwtrit», G. B. Waidhofen a. d. Thaya 89.
Fladnit», g. Brenner.
Fleischeß (Fieyscbes) Hans 200, 211.
- Msthes 199, 200, 205, 206. 208.
- Paogracina 210.
- Dorothea 211.
- Enndlein 200.
- Kithrei (Kathrej, Kathrein) 205, 206,
208, 211.
- Margreth (Margredt) 203—205, 206.
- Urrola 199, 200.
- I. auch DrBmlein, Groß-M agi, Schratt,
Spiti, Streitwiesen.
Fltiichmann, Alexander, s. Wien, KlOster.
Pl«TKhet, B. Fleischefi.
Florentiniscbe Reiter 136.
Floriao, St., Kloster 60, Anm. 6.
Floyt, Katharina 226.
FlorteüuBg 70.
FlurrerCassong 51.
Pohra, 0. 0. Guhwendt 30.
(olcboldes (FolcboldesblTanc) 83, Anm. 2.
Porb« (Borowani) 14, Anm. 2.
Formbacb, Kloster 61.
Franken 81, 84.
— Ober- 14.
— Unter- 84.
Frankenreich 39.
Frankenreith 84.
Franziskaner 131, 142, 151, 152, 178,
180.
— Ordensprovins, österreichische 151; ti-
rolische 163.
Fratres 89.
Franendorf a. d. Schmida, Pfarrer Georg
Parssenprunner 186.
Frauenhofen 57, 58, Anm. 1.
Franndorf; s. Frauendorf.
Freising, Bistum 44, 45, 46, 47, Anm. 1,
50. Anm. 3, 54, Anm. 6, 82.
— Bischof Heinrich I. ron Tenglingen-
Peilstein, Herr von Ebersdorf 54,
Anm. 6.
— Propste! Neustift 54, Anm. 6, 61, 119,
Anm. 2.
Freifiinger, s. Freysinger.
Freistadt in Obei Österreich 6.
Freistiftreoht 59.
Freitaenschlag 69.
Freysinger (Freissinger), s. Bergan.
Friedersbach, Pfarrer Härtung von
Lichtenfels 86. Anm. 1.
Friedrich I., Deatscher Kaiser 16.
— I., Herzog von Österreich 17.
— n. Herzog von Österreich (der Streit-
bare) 86, Anm. 1, 119, Anm. 2.
— III., Deutscher Kaiser 222, 223, 225,
227, 232, 236, 237, 245.
— V., Herzog von Österreich 95.
— Bischof, 9. Augsburg.
Fröschl, Justina, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 169,
Anm. 3.
Frtthwärts 70.
Fncbs, Elisabeth 226.
Fuchsin, M. Disma, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 172,
Anm. 3.
Fflchslin, Barbara, Laienschwester ebenda
171, Anm. 1.
Fulda 83. 84.
280
Regiiter.
FUrsich Gabriel, Kaplun 186.
Furtmoser, b. Wien, St. Stephaniktrche.
FOrwald 58, Anm. 1.
GabbeUhoffen, M. Euaebia voo, Chor-
novizio, da&n Chorfrau des Klosters
Himmelspforte in Wien 162, Anm. 1,
169, Anm. 3.
Gaifiler, s. Wiener-Neustadt.
Gaisrnck, O. G. Klein - Noonendotf 86,
Anm 2.
Galle, M. OkUria de, Chorfraii des
Klosters Himmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Gänfierin^ M. Sosalia, Chor£rau ebenda 171,
Ann. 1.
Gara (Gore«) 6, 24, 55.
— Bur^ 62, 63, Anm. 1.
— Burggrafen von 25, 63, 65.
— Pfarre 86, Anm. 1.
— Pfarrer Meister Gerhard 119, Anm. 2.
— Waldamt 20.
Garsten, Kloster 28, 67, Anm. 5, 88.
Gäßl, Andreas, Sekretjir des Klosterratee
116.
Gastern 26, 28, 67, Anm. 5, 88.
Gauderadorf 65.
Geifilerin, s. Paoher 153.
Gemer, s. Wien, Bistum.
Georg von Podiebrad, König Ton Böhmen
38.
Georgen, St., a. d. Traisen, Stift 60.
Gtoorgenberg, St., in Tirol 134, 136.
— Abt von 136.
Geras (Jaros) 29, 34, 89, 92, 97.
— Kloster 15, 61. 62, 88, 96, 98, 112
bis 114.
— Abt 102, 107, 109, 111. 112, 126.
— Äbte: Balthasar 97, Johann von Bey-
rer 126, 128, Konrad (Propst) 185,
Longifi Haberler 113, 117, Wilhelm 96.
-> Prioren: Arnold 185, Christian 185,
Winrich 185.
— Chorherren : Bernardin 185, Johann
Bernhardinus 131, Niklas (Amtmann
und Pfleger) 185, Niklas 185.
Geras, Administrator des Klosters, s. Bolz-
mann.
Gergerin, M. Katharina Mariaoa, Cbo^
frau des Klosters Himmelpforte in
Wien 181, 183.
Germanen 8.
Gerolding (Gerolting, Gerulfin), Kird»
St. Johannes des Täufers 212, Siskl
Peterskirche 193, 194.
— Pfarre 198, 199, s. auch Him^d nod
Heidhof.
Gertrud, Meistarin des Klosters Himmel-
pforte in Wien 18.Ö.
— Snperiorin ebenda 185.
Gerulfin, s. Gerolding.
Gerunch, dictus nobilis 54.
Gerungs, GroA- 10, 26, 28, 29, 34, 62, 91
— Pfarre 27.
— Klein- 54.
Gewanne 71, 77.
Gewanndörfar 43, 44, 65.
Gtowannfluren 78.
Gföhl 26, 27, 29, 34, 63, 92.
— Pfarre 27.
— Waldamt 20.
GfÖhler Wald 20, 21, 27, 29, 63 aad
Anm. 3, 64.
Gillfort, Thekla, Laiensi^wester <i«i
Klosters Himmelpforte in Wien 16i.
Anm. 1, 169, Anm. 3.
GilUch, Elisabeth von, Lnienschwester
ebenda 169, Anm. 3.
— M. Sophie von, Chorfrau ebenda HO,
Anm. 1, 172, Anm. 1.
Globnita (Gro6-) 15, 71, Anm. 2, 89.
— Pfarre 27.
Glück, M. Atoisia von, Chomovisia, dasa
Chorfrau des Klosters Himmelpforte
in Wien 162, Anm. 1, 169, Anm. '^.
Gmünd (Gmundt) 13, 264.
— Pfarre 27.
Gmunden, Pfarrer Andreas Roeer 186.
Gnftmh&rtel, Friedrich 186.
GoarsB, Konrad 186.
Gobelsburg 25, 63.
Goggitsch 89.
Göppinger, Wolfgang, Kaplan 187.
Ragister.
281
Gtfrz« Diözese, a» A&cona.
Gosiog 5.
Gösl, Johann, kaiserlicher Rat 98.
Grttfritx, Grofi-, Pfarre 27.
GoUsehalk nnd Wichard, die Brüder 64.
Gottsdorf, G. B. Persenbeag 24, 54, 56.
58, 61, 76.
Göttweig (Goiweich), Kloster 20, Anm. 7.
24, 30, 54. Anm. 1, 55, 56, 60, 61, 265.
— . s. Stockhorner Georg.
Grabmer (Grabness), Jörg 226, 231, 235.
- Margarete 226.
- Sebastian 234.
- s. auch Stockhoraer.
Grabner, Hans und Ursula 199, 200.
Gndnitx (Gradenze) 89.
Grafttnberg 66.
Gräfflsio, Diemut 226.
Gran, Weihbischof Emerich Esterh&zj 180.
Gnngtea 86, 87.
Granitshäusel (Granica), O. G. Dorfstetten
89.
Grau, 0. G. Marbach a. d. Donau 89.
Gratzen 18, Anm. 3.
Grai 132, 155, 183.
Graif, Erhard, Kaplan 186.
Grein 7.
Greazwald, böhmischer 77.
Grie, Qeschlecht von 55, 617.
- and Ranna, die Herren yon 30.
Gnetbsch, G. B. Litsohau 80, Anm. 2.
- 6. B. Grofi-Gerungs 25, 66.
GriefigOttio, Magdalena, Priorin des
Klosters Himmelpforte in Wien 101.
Orinxing (Wien) 104—106, s. auch Kuni-
?ood.
GroiAbaeh oder EinOdbacb, der 198
Anm. 1.
Groitxach, Wiprecht von 77—79.
Groisaa, G. B. Raabs 67, Anm. 7.
Grofießkio, Alkantara, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 182,
I. auch Wien, Königinkloster.
Gnieber, If. Marzella, Laienschwester des
Klostsrs Himmelpforte in Wien 169,
Anm. 3.
Grübsrn 5.
Grünbach, Ober-, G. B. Raabs, Pfarre 27.
GrOnbach, die Herren von 26, 65, 66.
— Radiger von 69.
GrQnbergerin, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 132, 133.
Grttnenberg, s. Klag.
Grundherren 81.
Grundherrschaft 80.
Gstettner, M. Ignazia, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3, 170, Anm. 1.
Gstöttner, Ottilie, Laienschwester ebenda
176, Anm. 1.
Gnetenberger, Erasmus, Kaplan 187.
Guetvater, Sebastian 99, Anm. 1.
Gnldein, Elisabeth 187.
Guntramsdorf 104.
Gurk, Fürstbischof Urbaa Sagstetter, Ad-
ministrator der Wiener DiOaese 98, 99.
Gnry, Ferdinand, Hofkammerkonzipist
164.
Gutenberg, die von 72.
Gutenbrunn (Gattenbrunn), Weinsperg>
forst 6.
Gutenstein, Servitenkloster 149 und
Anm. 3.
Gwaltshofer, Siegmund 187.
Häberl, Barbara, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Haberler, s. Geras.
Habermann, s. Wien, Bistum.
Habsburger, die 17.
Hackelberg und Landau, Maria Anna
von, Chorfrau des Klosters Himmel-
pforte in Wien 176, Anm. 1, 183.
— Maria Theresia von, Chorfrau und
Oberstin ebenda 176, Anm. 1, 179,
181, Anm. 1, 184.
Hackin, M. Agatha Therese, Laien-
schwester ebenda 181, 183, 184.
Haderer, Anna 226.
Hadersdorf am Kamp 6, 86.
Hadroarstein, s. Harmannstein.
282
Register.
Haffner, David. Ernst 174.
— Anna Maria, Chorfran des Kloeters
Himmelpforte in Wien 156.
— M. Elisabeth, Chorfrau ebenda 162,
Anro. 1, 169, Anm. 3.
— Juliana, Laienschwester ebenda 176,
Anm. 1.
— Sabina, Chorfran ebenda 134.
Halden, Heinrich und Anna 187.
Haidhoff, s. Heidhof.
Haiudorf am Kamp 60, Anm. 9.
Hainfeld 182.
— Schlofiarchiv 132, Anm. ?.
Haitsenber^, M. Viktoria von, Chorfrau
des Klosters Himmel pforte in Wien
171, Anm. 1, 175.
Hakenhof, der 70.
HaUstadt 6, 95.
HAmdd (Hdmdd), TerschoUene Ortschaft
in der Pfarre Gerold ing 198 und
Anm. 1.
Hardeck, p. Plain-Hardeck.
Hardegg 82.
— Heinrich Graf von 235.
— Johann Graf zu 235.
— t. auch Maid bürg.
Hardeggsches Lehen 225.
Haringsee, Ulrich von 95.
Harmannstein (Hadmarstein) 69.
Harrach, Franz Anton Graf Ton, s. Wien,
Bistum.
— Anna Maria von, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 134, 248, 149,
Anm. 1.
— s. Scheftenberg.
Harracher, die 18.
Harrer, Hans 187.
Hartmannsdorf 77.
Hartmann, s. Wien.
Härtung, s. Wien, Bistum.
Haselbach (Haslbach, Hasipach), Ulrich
von 220, 222, 224, 227, 228, 233,
236, 238, 245, 249, 250.
— Regina von, geb. Lang von Wellen-
burg 220 ff.
Haselbacb, Groß-, Pfarre 27.
Haslau 75. Anm. 1,
Hasipach, s. Haselbacb.
HXtsenpergerin, s. Heizenberger.
Hauser, Hans 231.
Haunthaller, Ferdinand 157.
Hilwninger, Katharina, Priorin, Superioii
des Klosters Himmelpforte in Wien 18^
Hayd, M. Badegunda von der, Charfn]
des Klosters Himmtlpforte in Wie!
162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Hedwig, KurfQrstin-Witwe von Saebäe«
132.
Hegner, s. Wien, Borger.
Heidelberger, s. Dttrnstein.
Heidenreichenstein 66.
Heidhof (Haidhoff), der, in der Pfarre G^
rolding 198, 199.
Heidinger, M. Veronika, Chorfran d^^j
Klosters Himmelpfbrt» in Wien ISl
183.
Heiligenkreuz, Kloster 87, 88, 151. 139
HeiligensUdt 97.
Heimburg, die (bei Melk) 40.
Heimfallsrecht 80.
Heinersdorf 77.
Heinrich 1., Deutscher König 45.
— II., Deutscher Kaiser 46.
— II., Herzog von Bayern 12, 24.
— IV., Deutscher König 50, Anm. 3.
— Markgraf von Österreich 15.
— Bischof, s. Freising.
Heizenberger (HXtzenpergerin), Viktoria
Rosina, Oberin des Klosters Himmel
pforte in Wien 140 ff.
Hdmdd, 8. HAmfid.
Henigler, Stephan, Kaplan 186.
Herberstein, Cäcilia (Maria Elisabeth) von,
Chorfrau des Klosters Himmelpforte k
Wien 146, 147.
— Johann, Graf, s. Regensburg.
Hermann, Abt, s. Zwettl.
Hermannin, M. Salesia Franxisks. Chor-
fran des Klosters Himmelpforte i^
Wien 181.
Herrenhöfe 58.
Herrwarter, Johann, BaurowoHspiQ'^''^
180, Anm. 1.
Hertzeberger, Niklas, Kaplan 97, 186.
Register.
283
lartzog, Seebold, K«plan 186.
leraler 9.
Uubach 38, Anm. 1, 86.
liemeyß, M. Theresia von, Cborfraa dee
Klosters Himmelpforte in Wien 169,
Anm. 3.
iiefiier (Hirsehler) Agnes, Oberin eben-
da 123 ff.
lietziDg (Wien), Oottesfeldmühle 163.
aHIebrand, Andreas Elias von 178,
Änm. 1.
— Franz Xaver von, k. k. Hofkriegsrat-
sekretär 178.
— M. Wilhelmina (Josefa) von, Chorfran
des Klosters Himmelpforte in Wien
176, Anna. 1, 178.
— M.XaTeria (Theresia) ?on 176, Anm. 1,
178 und Anm. 1.
— Familie 184, Anm. 2.
Hillebrandsche Stiftnng 178.
Hiller, M. Ignatia, Chorfran des Klosters
Htmmelpforte 176, Anm. 1, 183.
flüHager, Christoph, kaiserlicher Rat 102.
Uiltricbes 83, Anm. 2.
Himmelberg, Qw>Tg Ghristophor von, und
Maria Sophia, geb. Reinboldt 156.
— H. Michaela (Katharina) von, Chor-
hku dea Klosters Himmelpforte in
Wien 156, 162, Anm. 1.
Himmelpforte, Franenkloster, s. Wien.
Himmelpfortgrund, s. Wien.
Hiraeij, M. Baptista, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Aom. 1.
Hinchberg(-Tollenstein), die Grafen von
17. 26, 67, 78, 79, 82.
Hirscheasehlsg, G. B. Litschau 80, Anm. 2.
Hirschler, s. Hiefller.
Hirschstetten, Gut 165.
Hitauer, Andreas, kaiserlicher Reichs-
ksQsIist und Tazamtsverwalter 171.
Hoeh«tetter, Friedreich und Ursnla 216.
H5ffler, M. Philippine, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 166,
Anm. 2.
Hoffmann, Peter 143.
Hofmsrk, die 37.
Hofsledelung 71.
Hohenburg, Grafen (Markgrafen) von 55,
57, 58, Anm. 1.
— Friedrich Graf von 57.
Hohenfeld, Graf 165.
Hohenfurt, Kloster 18.
Hohenstein, Geschlecht von 26, 65.
— s. Fächer.
Hökhmann, M. Rosa, Chornovirin, dann
Cborfrau des Klosters Himmelpforte in
Wien 162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
HOrman, M. Baptista (Rosalia), Chorfrau
und Dechantin ebenda 162, Anm. 1,
167 und Anm. 1, 169, Anm. 3, 170,
173.
— Eleonora, Elisabeth und Sidonie 167,
Anm. 1.
HOrmanns 69.
Hörn 6, 24, 29, 34, 35, Anm. 1, 38,
Anm. 3, 55, 92, 154.
— Piaristen 174.
— s. auch Carolus.
Hornberg, Georg Christoph von, Kloster-
rat 123.
Homer Becken 5, 13, 20, 21, 24, 26,
55, 57, 58, 60 und Anm. 10, 61, 62,
65, 69, 70, fc4, 88.
Hornigk, Anna Maria von, geb. Slabi 177.
Höfi, Klemens, F., O. S. Fr., Prediger im
Kloster Himmelpforte in Wien 167.
Hoyos, Hans Bnlthasar Freiherr von,
niederösterreichischer Kammerpräsident
135.
— Elisabeth von 114.
— Dorothea von, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 147.
Hoyß, s. CoUona.
Hueber (Huber), Wolf Andreas von
Feisenkron, kaiserlicher Münsamts-
Verwalter 164, 168.
— Theresia Dorothea, geb. Rescalin 168.
— M. Benigna, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1.
— M. Ferdinanda Elisabeth, Chorfrau
ebenda 181.
— M. Sigismunda, Chorfrau ebenda 176,
Anm. 1.
284
Register.
Haeber Ursula, Chorfraa ebenda 121, s.
auch Wies, Kloster St. Jakob.
Hueter^ Oeorg, Kaplan 186, s. auch Wien,
Bistum.
Hufenverfassnng 36, 37, 52, 58, Anm. 2.
Humist al 20, Anm. 6.
Hungerabergerin, Elisabeth, Superiorin
des Klosters Himmelpforte in Wien 185.
Hunnen 9.
HUrdin, Maria, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 169,
Anm. 3.
Hüfller, Walburgis, Laienschweater eben-
da 162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Hüttendorf, s. Eniersdorf.
Httttendorfer, s. Breslau und Olmttts.
Httttner, s. Wien, Dominikaner.
I.
Illmanns 80, Anm. 2.
lllmau 89.
Imbach 25, 63.
— Franenkloster 114, 124.
— die Herren von 65.
Infektionsordnung 113.
Inn 47.
Innerösterreioh 49.
Innichen 39.
Innosenz VIU., Papst 110, 126.
Isper 24.
— Fluß 20, 54.
IsperUl 19, 24, 28, 61.
Italiens, Suebenfarst 7.
Itsehoe in Holstein 40, Anm. 4.
Ivania, Kloster 103, Anm. 1.
J.
Jager, Mechtildis, Chorfran des Klosters
Himmelpforte in Wien 153.
Jaidhof 63.
Jaisin, Theresia 180.
Janickhin, Febronia, Ghorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 147.
Jans, Kaplan 185, 186.
Japons, Pfarrer Konrad von Blumau,
Kaplan in Wien 185.
Jaros, 8. Geras.
Jassnits (Jeanich) 89.
Jauerling (Mons Ahornicus) 44.
Jesuiten 99.
Jeuohiag, s. Joching.
Jesnieh, s. Jassnits.
Joching (Jeuching, Jewching) 210, 2]
214.
— Chreinletn 214.
— Hans LUingvelder 214.
— Paul WellmiBgkcher 210.
— Paltingerhof, Hofmeister: Jorig Bxoih
214.
Johann f s. Jans.
Johann, St. (Sand Johanna) im Mao«
Ule, O. O. Ober-Amsdorf 196, 2(4
— Polan 196.
Johanne«, Bischof von Nepi, pSpstUcb
(Jeneralvikar 193.
— Kardinaldiakon und päpstlicher Le^i
212.
Johannstein, s. Sparbach.
Jordan, Hans, s. Wien.
Judici, Hieronymus, spanischer HtDp
mann 164.
' Kaja (Ka7a)-Kamegg, die Herren von 25
\ 63, 65, 69,
! — Alold 69.
— 8. Eitsing.
Kaiser, M. Martina, Chorfrau d«
Klosters Himmelpforte in Wien 166
Anm. 1, 169, Anm. 3, 173.
Kalberharder, a. Kelberharder.
Kamegg 6.
— die Herren von 25 und Anm. 12.
— s. auch Kaja.
Kamles 38, Anm. 1.
Kamp 11, 24, 25, 26, 36, 44, 55, 61,
62, 63, 65, 69.
Kamptal 6, 24.
Kaniasa, s. Elisabeth.
Kannegießer, s. Klostameuburg.
Kapueiner 145, 152, 175.
Karl der Große, Kaiser 20, 39, 40.
Karlstift 29.
Reg^ister.
285
EsurpathoD 8.
Kaschau, Christophor von, 8. Wien.
^macherhof, s. Simmering.
Caspar, s. Melk und Wien, Bistum.
Caatner, Hana Christoph 106.
Katharina (Kathrei) von Passau, Priorin
des Klosters Himmelpforte in Wien '
185.
— von Schamatin, Priorin ebenda 102
bis 110.
— von y&aärhely, Chorfrau ebenda 102.
Kattau 63, 65.
Katzpecher, Konrad, Kaplan in Wien 186.
Kaya, s. Kaja.
Kehrbach (Oherbacb) 215.
Keindlin, M. Aquinata, Chorfran des
Klosters Himmelpforte in Wien 181,
183.
Kelberbarder, Andreas und seine Tochter
Ursula 199; s, Orabner und Pögstall.
Kbain, Wolf, kaiserlicher Ungeltoffizier,
dessen Witwe Sara 165.
Khamer, Konrad, s. Wien.
Rharoman, a. Korneuburg.
Rhevenhiller, OrSfin 132, 154, Anm. 1.
Khlay, Georg, s. Wien, Bistum.
Kblett, Georg, Kaplan in Wien 186.
KboUer, Maria (Regina), Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 154.
Khnefnesser, Agnes 187.
Khnenring, a. Kuenring.
KhfimbiD, Maria Thaddäa, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 172,
Anm. 3.
Khurs, Ferdinand Siegmund, Graf 154.
— M. Elisabeth Merte, Gräfin, geb. Mu-
schioger 154.
~ Domicella Emerentiana (Franziska)
Gräfin, Chorfrau des Klosters Himmel-
pforte in Wien 154, 162, Anm. 1.
— Maria Paula (Marianne) Gräfin, Cbor-
fran ebenda 154.
Kilb 154.
Kindberg £. 186.
Eirbser, M. Franziska, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Kirchbacb, G. B. GroDGerungs 25, 66.
Kirchberg (am Wagram?), s. Ulrich.
Kirchberg am Wechsel, Franenkloster 124,
Anm. 1.
Kirchmayr, Georg, Domherr bei St. Stephan
in Wien, kaiserlicher Hofkaplan und
Benefiziat 111, 121-124, 125, 186.
Kimberg an der Mank, Dechante: Adam
Latomus 129, Gemer, s. Wien.
Klagenfnrt 156.
Klarissen 151.
Klaudia Feiizitas, Kaiserin, Gemahlin
Leopold I. 169.
Klederling (Kledering) 168.
Klemens VI., Papst 156.
Klesl, Georg, Magister 143, 146, Anm. 1.
— Melchior 143.
— Melchior, Kardinal, Bischof von Wien
und Wiener-Neustadt, Offizial des
Passauer Bistums, Dompropst von
Wien 121, 123, 125—130, 130, Anm. 2,
131, 132 und Anm. 2, 133—140, 140,
Anm. 1, 141—145, 147-149, 149,
Anm. 1, 150, 157, 169.
— Anna Maria 143.
— Franziska 143.
— Margareta 143.
— Viktoria (Eva Rosina Euphrosina),
Chorfrau des Klosters Himmelpforte
143-145, 145, Anm. 1, 146, 147,
149, Anm. 1.
Klingenmüle (Klingenmühle, Chlingeins)
35, Anm. 2.
Klöcker (Klöckler), s. Wien.
Klöster, niederösterreichische 88.
— oberösterreichiscbe 88.
Klosterueuburg 183.
— Stift 88, 99.
— Propst 105, 106.
— Chorherr Balthasar Bolzmann 112, 114,
s. auch Geras.
— Hofmeister Gerhard Kannegießer 163.
Klosterrat, Präsident Abt Kaspar, s. Melk.
Klug, M. Magdalena von GrQnenberg, Chor-
frau und Oberstin des Klosters
Himmelpforte in Wien 149, 162,
Anm. 1, 167—170.
286
Register.
Knilleberg, Philipp von 156.
— Elisabeth Veronika voo, geb. Baronin
de Losj 166.
— Anna Theresia von, Chorfraa dee
Klosters Himmelpforte in Wien 156,
162, Anm. 1.
KSckhstiterin, Cftoilia, Chorfrau ebenda
134.1
Kolb (Cholb» Cholbein), Michell 205, 206.
— . Petter 205, 206.
— Thaman 205, 206, 212. 216.
— Wolfgang 205, 206.
— Anna 205, 206.
Kolberg^ Domkapitel von, Annalen des-
selben 74, Anm. 3.
Kollonitsch, Frau 133.
— s. Wien, Bistum.
KollmitB. G. B. Raabs, 67. Anm. 7.
Köln, s. Questenberg.
Kolonisation, s. Wald viertel.
KolonisationsYerträge 72.
KolonistendOrfer 53, 81.
»Königreich«, s. Stockern.
KOnigsfeld, Anna von 226.
Königshufen 49, 50, Anm. 3.
KOnigstetten 11.
Konrad I., Herxog von Böhmen 16.
— III., Deutscher KOnig 67.
— s. Geras und Kttnrat.
Konstanz (Costnits) 264.
Konstanaia, Königin Witwe 119.
Komenburg (Newnburgk) 211.
- Stadtriohter Christoph Kharoman 99.
— Bürger Wolfgang Ebmansperger und
seine Frau Barbara 99.
— Gregor und Margarete Schweller 187.
Kortenski, Graf von Terenhan, Rudolf
Josef, k. k, K&mmerer und königlich
böhmischer Vizekansler 175.
Kottann (Cbodaun) 89.
Kottes (Chotanisriute) 16, 20 und
Anm. 6, 27, 28, 30, 31, Anm. 5, 56.
Pfarre 30, 60.
Krakwits, Katharina von 226.
Krems (Chremiesa) 6, 10, 29, 34, 44, 60,
62, 89, 92.
— Pfarre 60.
Krems, Waldamt 20.
— Fluß 20, 25, 26, 28, 64, 65, 83, 84.
Kremsmünster, Kloster 41, 42, Anm. 6.
43, 46, 88.
Kremstal 55.
Kren, Dorothea, Chorfran des Klosters
Uimmelpforte in Wien 185.
Kreusfahrer 33.
Krumau am Kamp 25, 27, 65.
— Waldamt 20.
Krumau in Böhmen, Herrschaft 168.
Krumbach, G. B. Kirchschlag, b. Pech-
heim Erasmus von 114.
Knefstainer 264.
Kuefstein (Kuffstein), M. lioopoldine Gri
fiu, Chorfrau des Klosters Himinel-
pforte in Wien 176 und Anm. 1, lU
Knenriog (Khuenring) 226.
— Pilgrim von 74, s. auch Zwettl.
— Herrschaft 264.
— s. auch Kühnring.
Kuenringe, die 17, 25, 63, 65, 86.
Kuenringische Lehensleute 72.
KQhDring 24, 25, 65.
— die Kuenringe an 63.
Kunigund von Grinsing, Meistens (Pri
orin) des Klosters Himmelpforte io
Wien 185.
Kiinin M. Agnes, Chorfrau ebends IB^«
Anm. 1, 169, Anm. 3.
KUnrat, der marschalich 197.
Kuper, M. Theodora Rosina, Cborfnn
des Klosters Himmelpforte in Wicfl
156, 162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
I..
Laa, Ober- 159.
Laaoh am Jauerling 136.
Ladislaus Posthumus, KOnig von Uofvo
und Ershersog von Österreich 95.
Laimbach, Pfarre 26.
Lainsita, die von 72.
Lambach, Kloster 88.
Landau, Siegmund von 125.
— s. Hackelberg.
Landerhauser, Jakob 173.
Rdgistar.
287
Landspergerin, s. Schönkirchen.
Landstein (Landestein) IS, 17 nnd
Aom. 5, 18, 80.
Landstrafie (Wien) 96, 103, 104, 106,
183.
— »beim roten Herxen« 184.
— »bei dem Eothanc 168.
Lang von Wellenbnrg, e. Hasalbach und
Salzburg.
Langau, G. B. Gera« 66.
Langenau, 8. Maderna.
Laogenlois (Leubs, Linbisa) 20, Anm. 8,
29, 34, 60, 62, 89, 92.
— Waldamt 20.
Langobarden 9.
Langachlag, G. B. Groa-Geruogs 69, 8d,
Anm. 4.
— Pfarre ö, Anm. 1.
Laeperger, e. Pöggetall.
Lateranenser-Chorherren und Chorfrauen
177.
Latere, M. Alcantara de, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 164,
166, Anm. 1, 169, Anm. 3, 170.
Lauriaenm, s. Lorch.
Lecbfeldschlacht 23, 45.
Legenfeit 77.
Legner, s. Eisenstadt.
Leiosits (Luensnits), O. G. 8t. Martin,
O. B. Weitra 89.
Leipzig 78.
Leis, Nieder-, s. Maer, Platcer und Veit.
Leitgeb, s. Mollendorf.
Leitha 7, 60 und Anm. 3, öl, Anm. 1.
Lenberck, Heinrich 186.
Lengenbach, die Herren von 55.
LentI, 8. Wien, Bistum.
L«onhard, 8t. am Homer Wald 29.
Leopold L, Deutscher Kaiser 153, 166.
— Wilhelm, Ershersog von öiterreich,
Bischof yon Straßburg und Passau
136, 154.
Leopoldsdorf, M. B. von, Kanzler 272.
Uskch 204.
Leabersdorf 226.
Leabs, s. Langenlois.
Leupen, s. Wien, Bistum.
Lexnitz, O. G. Dobersberg 89.
Lichtonegg, die Herren tou 65.
Lichtenfels, s. Friedersbach und Tnrsen.
Liebenberg 67, Anm. 7.
Liebnitz 67, Anm. 7.
Lieohtenberger, Kaspar, kaiserlicher Hof-
diener 163, Anm. 1.
Lichtenstein (Liechienstain), Cristoff von,
Landmarschall unter der Enns 262.
-7 Fürstin von 133.
— deren Hofmeisteria Regina 133.
Liechtensteinsches Brauhaus 165.
Liechtental (Wien) 174, Anm. 1.
— Pfarre 180.
— Pfarrer Philipp Hirsch 180, Anm, 1.
Liesing 168.
Lilienfeld, Kloster 86, 87.
Lilingvelder, s. Joching.
Limberg 5.
Lindau, O. G. Oberndorf bei Raabs 67,
Anm. 7.
Linz 6, 183.
Linzhueber, Maria, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Lissin, s. Ehnin.
Litscbau 13, 28, 29, 34, 35, Anm. 1, 37,
Anm. 1, 66, 68, 79, 80, 89, 92.
— Grafschaft 26, 38, 67, 68, 88.
— Herrschaft 37, 38.
Litschauer Gebiet 78, 79, 80.
Liubisa, s. Langenlois.
Lintkard, s. Bogen und Radelberg.
Lobensteiner, die 20.
Lobkowitz, 8. Popel.
Lohelins, s. Prag und Strahow.
Loiben, G. B. Krems 45, 89.
Loibenreut, G. B. Alt-Pölla 89.
Loiberdorf, G. B. Pdggstall 89.
Loja, O. G. Gott9dorf 89.
Loiwein 89.
Lokationsvertrftge 73, 74, 75, 78, 80, 81.
London, O. G. Rottenschachen 30.
Loosdorf (Losdorff), G. B. Laa 258.
Loosdorf (Lostorf), G. B. Melk 215.
Lorch (Lauriacum) 7, 9.
Losy, 8. Knilleberg.
288
Register.
Luctanns, s. Wien.
Ludwig der Deutsche, fränkischer König
42, Anm. 5.
— IL, Landgraf von ThQiingen 71,
Ann). 3.
Lnensnitz, s. Lainsitz.
Machland- Perg, die Herren von 47 und
Anm. 5.
Mader, Mechthildis, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 169,
Anm. 3, 170, Anm. 1.
Madema, Charlotte Eleonara von, geb.
von Langenau 173. 8. auch St. POlten.
Madrid 132.
Maer, Konrad, Kaplan 186.
— Agnes, Priorin des Klostert Himmel-
pforte in Wien 185.
— Katbarina, Meisterin ebenda 185.
— Peters Maer von Niederleis 186.
— M. Sophia, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1,
183.
Maeserlin, Klara, Chorfrau ebenda 185.
Magdalena, Priorin ebenda 185.
Magyaren 23, 44.
Magyareneinf&lle 48.
Mabolani, Anna Augusttna, Freiin von,
Chorfrau, dann Oberstin des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1,
179.
— M. Benedikta von, Chorfrau ebenda
176, Anm. 1.
Mähren 4, Anm. 2, 5, 6, 9, 11-14, 16,
18, 22, 27, 28, 41, 44, 52.
Maidbarg, (Burg-)Graf von 231.
— Michael von, Burggraf, Graf von
Hardegg 231, 235-237, 252, 253,
256, 8. auch Stockinger Nicias.
Maiers (Meiers) 24, 56.
— Gut 61.
Mailberg 16.
Main 4.
Maires (Meires, Mayress, Meyriss) 223 und
Anm. 1, 259.
Mairitz (Mourichani) 14, Anm. 2.
Maissau (Meissau, Meissaw, Mey^aw), Otto
von 195-197.
— Simon von, Kaplan 186.
— s. auch Spitz.
Manhardt, s. Wien, Bürger.
Manhartsberg, der 4, 5, 10, 11, 13, 24, 5U.
— Viertel ober dem, s. Waldviertel.
— Viertel unter dem 5, 6, 10, 13. 15.
24, 25, 51, Anm. 1, 53, 64, 6ö, 70.
71, 7ö.
Manicor, Cyprian, Klosterrat 129.
Maniggeta, Wilhelm 143.
Mansfeld, Gräfin 132.
Manshalm (Anshalms) 69.
Marbach am Walde 66.
Marbod 7.
Marc Aurel 7, 8.
March 4, Anm. 2, 9, 11, 50, 51, Anm. 1
Marchart, Johanna, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 18?
MarchesinuB, Paul 102.
Margarete, Erzherzogin von Österreich.
Schwester Ferdinands II. 132, 133.
— Piiorin, Superiorin, Chorfrau dft$
Klosters Himmelpforte in Wien 185.
Maria, Erzherzogin von Österreich, Mattet
Kaiser Ferdinands II. 132.
— Theresia, Kaiserin 169, 176.
Marina, Laienschwester des Klosters
Himmelpforte in Wien 162, Anm. 1,
166, Anm. 1.
Mark, böhmische 19, Anm. 8.
— karantinische 41.
— sorbische 40.
— spanische 40 und Anm. 1.
— s. Ostmark.
Markenorganisation 45.
Mai ken Verfassung 40.
Markgrafen 62, 73, 83—85.
Markgrafengeschlecht, fränkisches 84.
Markomannen 6, 7.
Markomannenkrieg 6, 7, 8.
Martinsberg 25, 28.
— Pfarre 16, 26, 27.
Marx, St. (Wien) 100.
Marxer, s. Wien, Bistum.
Kegifter.
289
Man, Agatha, Laienachwester des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1.
Matseber, Wolfgang 238.
Matthias, KOnig von Böhmen und Ungarn,
Erzheisog yon Österreich 117, 121
bis 124, 124, Anm. 1, 126-129, 132,
133.
- KorTinus, KSnig von Ungarn 126, 222,
224, 226, 227, 232, 236, 237, 260 bis
262, 264, 265, 268, 270, 271.
Matxleinsdorf (Wien) 105.
Maurer, Hans 151.
Maaerbergerin (Mawerbergerin), Marga-
rets, Priorin des Klosters Himmel-
pforte in Wien 185.
Mautem (Mawttaren) 11, 204.
Maxens, Frans von Arco, Fr., Qeneral-
kummissär der Franziskaner 151,
Anm. 1.
Maximilian I., Deutscher Kaiser 54,
Anm. 3, 222, Anm. 2, 224, 237, 260
bis 262, 264. 268-270.
- II., Deutscher Kaiser 99, 101, 113,
119, Anm. 2.
Maximilian, Erzherzog von Österreich 108.
Majer, M. Rosa, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1.
Mayr Franz, s. Simmering.
MayreO, s. Maires«
M£chan (Nichowani) 14, Anm. 2.
Meggau, s. Cavriani.
- -Strafi, Helfried von, kaiserlicher
Kommissir 135.
Meidling (Wien) 104.
Meiers, s. Maiers.
Meires, s. Maires.
MeialiDg (Mozzliche), Ober- 89.
- Pfarre 20, 27, 60, 63.
- Waldamt 20.
^leisMD, s. Maissau.
Meiueldorf, Ornold von 226.
Melk (Melkcb) 40, 153.
- Stift 56, 130. Ibte: Kaspar, Präsident
des Klosterrates 121, 123, 124, 130,
Niktas (Niclas) 198, 199, Prior Mi-
chael 130, Konvent 130.
Melkerhans, s. Rofian.
JftkrVaeh d. T. f. Landwkana«. 1907.
Meloa, Alt- 71, Anm. 2.
Mergel, Anna Maria Agatha, Laien-
schwester des Klosters Himmelpforto
in Wien 155.
Merseburg, Bistum 46.
— DiOzese 77.
Messern 27.
Meyriss, s. Maires.
Meysaw, s. Maissau.
Metzling (Moczelica), O. G. Qottsdorf 58,
76, 89.
Michael St., O. O. WOsendorf, Pfarre 60
und Anm. 6.
Mierveldorfer, s. Amsdorf.
Mießlingbach (Mnstrica) 44, Anm. 4.
Migassi, s. Wien.
Ministerialen 60, Anm. 2, 62, 63, 65,
66, 69-72, 77, 81. 84-87, 92.
Missendorfer, Wolfgang 211.
Missinger, Wolfgang 209.
Missionäre, schottische 89.
MizniU 90.
Moczelicz, s. Metsling.
Mödling, Bürger: Martin £ckhel und
seine Frau Lucia 101.
— Jakob Rumer 101.
Modlitsoh, O. G. Schwarzenau 90.
Mob4cs 103, Anm. 1.
Möhren thal, s. Morazin.
Moldau 18, 80.
Molitor, s. Simmering.
Mollarth, Veronika von, Chorfrau des
Klostern Himmelpforte in Wien 150.
Mollenburg (Mollenberg), Herrschaft 201,
202.
— Burggraf Erhart Zwingendorfer (Zwin-
gendorf) 201, 202.
Mollendorf (Mollendorf, MoUendörf) 203,
208.
— Ulrich der Leitgeb 203.
Moller, Anastasia, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 121.
Mold (Molt) 24, Anm. 2, 58, Anm. 1.
Mondsee, Kloster 23, Anm. 3.
Moratelli, M. Eleonora, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
19
290
Register.
Moravenges, s. cotiBbium.
Morasin von MOhrenthal, Aona MAria,
Chorfrau dei KlosterB Himmelpforte in
Wien 162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Mörenz (MOrens). Ö. O. Seiterndorf 215.
M6ricshida (Urgarn), Kloster St. Jakob
103.
Morimund 87.
Morlinger, Christine 186.
Mosbnrg, Abtei 47 und Anm. 1.
Moaelland 32.
Hofiheirob, M. Eleonora, Chorfran des
KloBtera Himmelpfoite in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Mospmnner, Hans 186.
Motten 84,
Mottaiedl (Mutaidel) 90.
Monriberg sÜTa 21.
Monrichani, i. Mairits.
MnchitBch, a. Wien, Bistum.
Mugl, Groß- (Graamugel, Grasaenmngel,
GroamUgl, Groaaenmngel, Grossen -
mttgel) 199, 200, 208, 206-208, 210,
211.
— Pfarre 210, 211.
— Hana Fleiachefi (Flei scheu, Fleyaches)
199, 200, 205, 205-208; seine
Tochter Kathrej von Schratt, a. auch
Drümlein.
MOglita, Anton Brua von, n. Wien, Bis-
tum.
MOhlviertel 6, 10, 11, 18—20, 53, 80
bia 82.
MiShlbach, G. B. Ravelsbach, Pfarre 24,
60.
Mtthldorf 27.
Mühlfeld, G. B. Hörn 58, Anm. 1.
Mttnichreith, G. B. Doberaberg 26, 28, 67,
Anm. 5, 88.
— Pfarre 27. .
Mur 23, Anm. 1.
Murin, M. Johanna, Chorfrau dea
Kloatera Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
MurtM 23, Anm. 1.
Mfuachinger, a. Khurz.
MustricA, a. Mi^ßlingbach.
Matina a Anton, Fr., Generalminister d«r
Kapuziner in Rom 145.
Mutaidel, s. Mottsiedl.
Muthathal 30.
Muzzliche, a. Meisling.
Naglitz 90.
Napper<(dorf 75, Anm. 1.
Nenkersdorf 77.
Nepi, a. Johannea.
Nestach, a. Schwarzburg.
Nette, Kajetana, Dominika, Chorfrau de$
Kloaters Himmelpforte in Wien 1^2.
Neubau, G. B. Hörn 67.
Neuböck, s. Wien, Bistum.
Neudorf, a. Nondorf.
Neuhaua in Böhmen 13, 17, t-0.
Nenkirchen a. der Wild 24, Anm. 2, 58,
Anm. 2.
Neumair, Franz, Fleischhauer in Wit^n
168.
Neumark, die 19, Anm. 2, fO, 81.
Neunzen (Nizonia, Nejtzen) 25, 69. 8ti.
87, Anm. 1.
Neuacil, Fridericua 15.
Neusiedl, Groß* 71, Anm. 2.
Neuatat, s. Wiener Neustadt.
Neu8tifti s. Freising.
— an der Donau, O. G. Ünter-Rohren-
dorf 86.
— am Walde (Wien) 177.
Newnburgk, a. Kor neu bürg.
Neytzen, s. Neunzen.
Nichowani, h. M^chau.
Niederleia, a. Leia.
Niederöaterreich 4, Anm. 2, 6, 8, 9, IN
18 und Anm. 3, 19, 51, 65, 78, 81.
Niederrußbach, a. Rufibach.
Niederschleinz, s. Schiein z.
Nigrelli, Oktavias 175.
— Signor 175.
— Magdalena 175.
— M. Amalia, Gräfin von, Chorfrau de$
Klosters Himmelpforte in Wien 171,
Anm. 1.
Reg^iflter.
291
Xi^elli, Maria Innozentia, Orifin tod,
Chorfrau und Oberstin ebenda, 170,
Anm. 1, 171, Anm. 1, 174, Anm. 2,
175—179.
Kikotai, St. (bei Pasaan), Kloster 24,
Anm. 2, 46, 67, 60 und Anna. 10, 61.
Kikolsbnrjr, Propst Sebastian Weiniritt,
137, Anna. 2, 147, Anm. 1.
N5(hliDg', G. B. Persenbenp 24, 51.
- Gat 62.
^olddlßin. H. Genove^a. Cborfirau des
Klosters Himpie*pforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
NoDdorf (-Nendorf) 30, 84.
Nordgan 82.
Xordwald (nortica silya) 5, 21.
Koricum 7, 8, 9, U.
Noriker 9.
Norroalsc bulen 179, 180.
Nürnberg 82.
— Bnrg^grafen von, Grafen von Raabs
26, 67, 82, s. Raabs.
Xnfldorf (Wien) 95, 105.
Ob*rkirchen 25, 66, 88.
- Pfarre 88-
OherUa, s. Laa.
Oberroaif, Panl, Kaplan 186.
Oberndorf, G. B. Zwettl 28.
Oherösterreich 19, 24.
Oberpfala 82.
Oberweinin, Maximiliana, Cborfrau des
Klostera Himmelpforte in Wien 147.
Obizi 20, Anm. 6.
Mal, Jakob, kaiserlicher Rat 100, Anm. 2.
Oder 33.
Odoaker, Königr 9.
Ofedf, Graf von 171.
Olesnicbani, s. Elleznitz.
01m ata, Bistnm. Bisch« f: Kardinal Diet-
richstein 127, 129, 130. W^eihbischof
nnd Domdechant: Philipp Friedrich
von Brenner 147; s. anch Wien. Dom-
herren Karl Hüttendorfer und Tobias
Schwab; s. Huch Breslau.
Opatinec, Kloster 130, Anm. 1.
Ortolf, Kaplan 185.
Ortsnamen, genetiviscbe 17, 18, 37, 81,
35, 68. 79. 83, 84, 92.
— deutrehe 18.
— slawische 10, 13, 14, 88—91.
Ortwihesdorf, s. Rotweinsdorf.
Österreich (Austria) 17, 198, 199, 201,
202. 207, 209, 210, 211, 214, 231,
232; s. Innerösterreicb, NiederOster-
reich, OberOsterreich, AlbrecBt VI.,
Ernst, Friedrich I., II., V., Leopold
Wilhelm, Matthias, Maximilian, Otto,
Ottokar II., Margarete, Maria, Eitzing.
— unter der Eiins, s. Lichtenstein.
Ostmai k 19, Anm. 2, 22, 23, 38, 40
und Anm. 1, 43-45, 48, 49, 51, 53,
67, 81, 82.
Ostmarken 40.
— Kolonisation 39.
Osrra 90.
Ostrong 24, 60.
Ostsee 52.
Oswald, Bt. 24, 27.
Ottakring (Wien) 96, 104.
Ottenschlag, B. H. Pöggstall 10, 29. 34,
38, Anm. 1, 54, 57, 62, 92.
Ottenstein, Gesohlecht von 26, 65. 66.
Otto I., Deutscher König 45.
— Herzog von Österreich 186.
Ottökar II., König von Böhmen und Her-
zog von Österreich 15, Anm. 3, 17,
33, 119, Anm. 2.
ötz 30.
Ox, Sibylla, Chorfrau des Klosters Him-
melpforte in Wien 121.
P,
Paar, Wenzel Reicbsgraf von, nieder-
österreichischer Regierungsrat 180.
Pacher von Pachburg auf llohenstein,
Georg (Jörg), niederösterreichiscber
RegimenT^rat und Anna Katharina,
geb. Qeißierin 145, Anm. 1, 153, 154,
fi. Zetwit«.
19*
292
Register.
Fächer, Maria Christi oe Katharina, Chor-
frau des Klosters Himmelpforte iii
Wien 103.
Pachner, Herr von 183.
Palasthy, Katharina von Visarh^y, Chor-
frao, Saperiorin, Priorin, Oberin des
Klosters Himmelpforte in Wien 109,
113, 115, 118, 119. 185.
Paltingerhof, s. Joching.
Paniua, M. Christina von, Chorfrao des
Kloiters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1, 183.
Pannonien 7, 8, 11, 41, Anm. 1.
Paris, O. B. Schrems 30.
Parmaicampoi 6, Anm. 4.
Paradeismühle, s. Wien.
Parssenprunner, s. Frauendorf.
Passau 24, Anm. 2.
— Bistum 12, 16, 45, 46, 48. Anm. 1,
53 f, 60, Anm. 1 und 10, 61, 62, 85.
— DiOiese 31, 212, 213.
— Bischöfe: Altmann 24, 30, 54, Anm. 1.
Leopold Wilhelm, s. diesen.
— s. Katharina.
— Offiiial für den unteröeterreichischen
Anteil der Diözese: Melchior Klesl,
B. diesen.
Passauer Wald 7.
Patron at 85.
Paul V., Papst 119, 126, 128, 129.
Pauli, M. Apollonia de, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Pauliner-Orden 152, 175. j
Payr, Hans, Kaplan 187.
Pebrann (Pebraren), s. Pöbring.
Pegauer Annalen 77, 78.
Pehendorf 71, Anm. 2.
Peilstein, Grafen von 47; s. Tenglingen.
Pekstal, 6. Pöggstall.
Pelikan, M. Cäcilia von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1.
Pensing, Herren von 150.
Perching, Lienhart von, Magister, Kaplan
186.
Perchtoldsdorf 95, 104, 168. •
Perchtoldadorf, Hang von, Kaplan 187.
Perg, 8. Marehland-Perg.
Pergaren (Perlgarn), s. Borgern.
Pergaw, s. Bergau.
Permausta), s. Pömmeritall.
Pemegg 21, 27, 60 und Anm. 9, 55, Bl.
— Grafen von 55. 61.
— Kloster (Q«ras-Pemegg) 15, 61, H2.
88, 95, 114.
— Chorfrau Rosina Aichioger 98, 114.
Anm. 1.
— Propst Georg Samperer 114.
— Chorherr Norbert 8prengsegg von 174.
Perotta. s. Wien.
Persenbeug 10, 29, 34, 44, 46, 54, 60.
61, 92.
— Schloß und Gut 62.
Persing, Josias von 155.
Perthols, Groß-, Pfarre 27.
Pestler, s. Wien.
Peter, Kaplan 186.
Pettrin, Monika, Laieaseh wester de»
Klosters Himmelpforte in Wi«n 17^.
Anm. 1.
Pexstall, 8. PöggsUll.
PiaU, s. Oberpfals und Unterpfalz.
Pforte, Zistersienserstift 87.
Piesting, O. B. Wiener-Nen^udt 11^.
Anm. 2.
Pilgram, Christina und Elisabeth, Chor-
frauen des Klosters Himmelpfort« i»
Wien 185.
Pilgreimshof 57.
Pilgrim, Kaplan 186; s. anch Zwettl.
Pilbnann, Paula, Laiensohvreiiter d««
Klosters Himmelpforte in Wien IH^,
Anm. 3.
Pirchehe, s. Pyra.
Piscator, Christoph, Magister, Kaplan 1^«
Pius VI., Papst 181.
Piain-Hardeck, die Grafen von 47.
Plank 62, 63.
— Ober- 226.
Platzer, s. Nieder-Leis.
Pieissing, O. G. FriUelsdorf 90.
— O, O. Pöbring 90.
Plessberg. O. G. Kautzen 90.
R^g^ister.
293
Plessber^, O. O. Kirehscblig, G. B. Ott«n-
schlag 90.
Plüml, M. Aarelia, Chorfrau dei Klosters
Himmelpforte in Wien 166, Anm. 1,
169, Anm. 3.
Pöbrini^ (Pebraren, Pebrann) 201 und
Anm. 6.
- Pfleger Oinnrat Schauchinger 208.
Pö^gstall (PeksUl, PexsUl) 10, 29, 34,
57, 61, 92, 204, 206-208.
- Herrachaft 206—208.
— Landrichter Gorig KolbSrshardftr
(Jörg Chelberharder) 196, 197.
- Barggraf and Landrichter Lienhartt
Lasperger 208.
— Nikiein der Schneider 204.
Poi^n 58, Anm. 2; s. ancb Bebegan.
Poiao, ■• Johann, St. .
Polen 15, 53.
Pr)Ila (PoUan), Alt- 71, Anm. 1, 90.
- Pfkrre 27, 63.
PSiteo, 8t. (Sand Polden) 287.
- Kloster 60, 173, 174, Propst: Michael
173, Chorherr: Albert Madema 173.
— 8. Christine und Aelinm Cetiam.
Pommern 14.
Pommendörf 79, Anm. 3.
PömmersUlI (Permanstal) 201.
— Heinrich (Hainreich) and Dorothea
Zeblein 201; s. anch Seiterndorf.
Poniaa, s. Wien, Bürger.
Popel Ton Lobkowits, Freiin 132.
Popp, Stephan, Kaplan 186.
Portsehalieh, Hans von 198, 199.
Pottendorf 155.
POtting, M. Regina Fransiska von, Chor-
fraa des Klosters Hhnmelpforte in
Wien 147, 166.
Pöuleinsdorf (Wien) 151, 153, 163, 177.
PQteles 86, Anm. 2.
Prag 127, 131, 133, 154, 158.
- Weihbisebof Johann Lohelias 126.
Pramonstrattfnser-Orden 33, 98.
— Oeneralabt 127.
— Generalrikar Kaspar von Qaestenberg
158; f. anch Strahow.
Primonstratenserittn^n, angarische 99.
Prandstetter, Georg 98.
Prasch, Hans and liiennhart 234.
Prater, s, Wien.
Prechsner, Anna, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 185.
Preinreichs, G. B. Gf5h], Waldamt 20.
— O. O. Warmbrand 69.
Preisegg, O. G. MödeUdorf 90.
Prekarie-Vertrag 74.
Prefibarg 133.
PreObarger Friede 221, 229.
Preaer, Matthäus, kaiserlicher Klosterrat
102.
Preufien, die 33.
— Ordensland 81.
Prinselndorf (Princse](8)darff, Prinzelsdorf),
O. G. MOrfelndorf 201.
— die Raydin 201.
Prudentia, Chorfrau des Klosters Himmel.
pforte in Wiefi 138.
Prutenlin, Klara, Chorfrau des KloBter»
Himmelpforte in Wien 134.
Pachberg, s. Buchberg.
— M. Katharina, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 171, Anm. 1.
Pnchelmayr, Mattbiap, niederttsterreichi-
scher Begimentsrat 129.
Puchheim, Erasmns von, Freiherr auf
Raabs und Krambach 114.
— Barbara von 125.
— Dorothea Freiin von, Oberin des
Klosters Himmelpforte in Wien 114
bis 117, 120—123. 125; s. auch
Wien, Kloster St. Jakob.
— Maria Franaiska von, Chorfrau eben-
da 156.
Puechheim, Elisabeth von, Chorfrau eben-
da 147.
PUchl, s. SiebenbQrgerin.
Pnkwicz, Simon, Kaplan 186.
Pulkau 5.
Plirstendorf 159 und Anm. 1.
Pnsteital 39.
PUttener Mark 50.
Pyra (Pirchehe?), O. G. Thumeritz 66.
294
Register.
Quaden 4, Anm. ^, 6->8, 51, Anm. 1.
Questenberg von, Patrisierfamilie in '
Köln 168. I
— Gerhard und Hermann von 158. '
— Kaapar von, s. Prämonitratenserorden.
— Anna Jakobina von, Oberin des
Klosters Himmelpforte in Wien lö8,
159 und Anm. 1, 169.
— Frfiuleiu von löl, Anm. 1.
Raab 103, Anm. 1.
— Fraaenkloster 177.
Raabs (Rogacz, Rogats, Rogos) 13, 16,
21, 29, 34, 60, 90, 92.
— Burg 66, 67.
— Herrschaft 17.
— Grafen von (Burggrafen von Nürn-
berg) 26, 28, 67, 68.
— Qraf Konrad von 67, Anm. 6.
— Pfarre 27.
— 8. Pnchheim.
Raabser Gebiet 24.
— Wald 67.
Raabs, Klein-, O. G. Alt-Pölla 90.
Rab, Eustachie 238.
Rabel, Gabriel, Kaplan 186, 187.
Rabengstetten 104.
Rabensteiu, s. Brenner.
Rabeareith '<0.
Racatai 6, Anm. 4.
Radelberg, Gtafen von 55, 82.
— Udalrich von 61, dessen
8. Liutkard.
Radessen (Raduz) 90.
Radichove, s. Reicha.
Radischen (Radeschen) 90.
-> Klein- 80, Anm. 2.
Radschin 90.
Raduz, 8. Radessen.
Radwans 66, Anm. 6.
Radwansdorf, s. Rotweins dorf.
Rafteist&tten, s. ZoUordnaug.
Rafing 86, 87, Anm. 1.
Rampersdorfer 186.
Ranua (Rauna) 27, 31, Anm. 5, 56, Öl,
90.
— Gesehlecbt von 55, 61.
— 8. Grie.
— Nieder- 30.
Ranninger, M. Disma Juliana, Lai«n
Schwester des Klosters Himmelpforte
in Wien 181.
Raper von Rosenharts, Agatha 226.
Rappacb, Freün von 137, 138.
— Franziska von, Chorfran des Klosters
Himmelpforte in Wien 1-34, 137, W,
148.
Räschitz, Maria Rosalia, Chorfrau ebenda
155, 162, Anm. 1.
Raseldorf, s. Roseidorf.
Raesiogdorf (Rassendorf) 15,, 65, 90.
Rastenberg, Geschlecht von 26, 65.
Rath, 8. Wien, Bistum.
Rathin, Floriaua, Laiensehwetter de«
Klosters Himmelpforte in Wien 17],
Anm. 1.
Ratinc sclavus 15.
Ratschenbof 86, Aum. 2.
Rattieh, Paul 97.
Rauber, s. Joching.
Raneb, s. Wien, Bistum.
Raana, s. Ranna.
R&velsbach 60, Aum. 9.
Raxendorf 21, 54, 56.
— Pfarre 2d.
Tochter, Rebegau- Poigeu, Grafen von 55, 61.
Rehberg (Rechberg), G. B. Krems; borg
55.
Regensburg 82.
— Bistum 23, Anm. 3, 56. Biscbof:
Johann Georg Graf von Herbersteio
152.
— Burggrafen und Domvögte veu 25,
54, 61, 82; s. auch Bogen.
Regensburger, Katharina 186.
Raffelsperger, M. Floriana, Laienschwester Regln, Petronilla, Laieosohweeter dei
des Klosters Himmelpforte in Wien Klosters Himmelpforte in Wieu l6i,
172, Anm. 3. Anm. 1, 169, Anm. 3.
Register«
295
Begina, s. Liechtensteiti, Fttrstio.
Begondio, M. Amaad«, Chorfrau des
Klostera Uimmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Kigulos, 8. Wien«
Ueibers 71, Anm. 2. .
Reieha (Radichove), 0. G. Odtra 90.
Keichenbacb, O. Q. Goppreohts .80,
Anm. 2.
Reichenateiner, Kuniguude 186.
Keicfaer, s, Kaiser- Ebenidatf.
Keicbersdorf 77.
Keicbsministerialien 50.
Keihenhof, der 70.
Kdinboldt, a. Himmelberg.
Hüingers 80, Anm. 2.
Kdinprecht, Anna, Laienscbwester des
Klostera Himmelpforte in Wien 155.
Heioprechtspölla 37, 65, 90. .
Keisensteio, M. Innozentia to&, Chorfrau
des Klosters Himmelpforte in Wien
176, Anm. 1.
Kemetlner, Kloster 103, Anm. 1.
Bescal, s. Haeber.
Reu 82.
Resern, Maria Anna von 180.
Rhein, Pfalzgraf bei, s. Albrecht.
Rbeio lande 87.
Richter, Barbara Beatrix von, Chorfrau
des Klosters Himmelpforte in Wien
147.
Riegers (Rudegers), G. B. Zwettl 26, 66,
69, 70.
- Pfarre 27.
Rietenburg (verödet) 24, Anm. 2.
Ritler 72, 77, 81.
Rittergeschlechter 85, 87.
Kitterhöfe 72.
Ritterorden, Deutscher 33.
Ritzendorfer, Agnes 226.
- Ursula 226.
Ritzmanna 86, Anm. 2.
Rodaoner, Anna 187.
Rodiogersdorf 38, Anm. 3.
Rodungen 68, 69, 72, 73, 77, 86, 87.
PUgaes Silva (im Raabser Gebiet) 21.
Rogacs, Rogats und Rogos, s. Raabs.
Rohr, M. Sasanna von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wieli 176,
Anm. 1.
Röhrenbach, G. B. Hörn 24, Anm. 2, 58,
Anm. 1,
Rohrendorf, G. B. Krems 62.
Rom 136, 137, 138, 148.
— s. Mntina.
Romanen 9.
Römer, E^ans, s. Wien, Börgef. '
Römerkriege 8.
Römerreich 8.
Ronthal 5.
Ror, Ulrich Entaberger von, Kaplan 186.
Röschitz 90.
Roseidorf (Raseldorf), G. B. . Stockerau
211.
Rosenau, die von 72.
— s. Scheffler.
Rosenauer Wald 29.
Rosenberge, die 17, 18.
Rosenharts, s. Raper.
Rosinus, Kaplan 186.
Roßnu (Wien), Melkerbaus 184.
Roßmanin, M. Ma*'garete, Chorfran des
Klosters Himmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Rossa 90.
Rotenberg, Kristan Reutter von 186.
Rotingen, die Freien von 55.
Rottenhof, s. Zetwitz.
Rottmair, s. Wien, Bürger.
Rotweiusdorf (Radwansdorf, Ortwines-
dorf?) 66 und Anm. 6.
Rudmanns 70.
Rudolf II., Deutscher Kaiser 101, 132.
Raepp, s. Vitis.
Rngier 9.
Rugiland 9.
Rupert, fränkischer Missionär 11.
Rußbach, Nieder- 99 und Anm. 1, 104,
159, Anm. 1.
— Pfarre 135.
Rutinstein, Konstanzia, Choi'frau des
Klosters Himmelpforte in Wien 1S4#
296
Register.
Siiale 46, 77.
Sachaen 40, 78, 81.
— Ober- 76, 77, 81, 87.
— Henog Bernhard 59, Anm. ö.
— 8. Hedwig.
Sagstetter, i. Oork und Wien, Bistum.
Sailer, M. Friederika von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 176,
Anm. 1,
Sainthilier (Saint- Hilaire), Oesohleeht
130, Anm. 5.
Jäckchen, Biaria Hermine von, Ctoorfrau
des Klosters Himmelpforte in Wien 147.
Salesianerinnen, s. Wien.
Salhöfe 43.
Sallingberg 28.
Sallingstadt, Pfarre 27.
Salm, Weikhart, Graf 153.
— Judith, Gräfin, Chorfrau des Kloateis
Himmelpforte in Wien 153.
— Sidonie, GrSfin, geb. WinkowiU 153.
Salmansdorf (Wien) 96.
Salvator, St., s. Wien.
SaUbrunner, Katharina 159.
Salsburg (Salcsbnrkch, Salcapurkcb) 156.
— Bistum 44, 45, 197.
— Ersbischof Ton 41, Anm. 1.
— Enbischof Kardinal Matthäus Lang
von Wellenburg 222 und Aum. 2,
227, 233, 262.
— Pfleger, s.
Salser, Helena, Laienschwester des Klo-
sters Himmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Sand, s. Simmering.
Sandtner, M. Raymunds, Choifrau
ebenda 172, Anm. 3, 183.
Sarasin, Anna Jakobina, Chorfrau ebenda
176, Anm. 1.
Sarmaten 8.
Sartorin, M. Xaveria, Chorfrau des Klo-
sters Himmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Snace, die von 72.
Schadits 90.
Schadner, Hans, kaiserlicher Rat nnd
Landgraf 100, 107.
— CäciUa 100.
Schaffenrader (Schaffenreder), Gertrud
Laienschwester des Klosters Uimmet-
pforte in Wien 176, Anm. 1, 184.
Schamatin, s. Katharioa and Ursula.
Scharndorf 155.
Schauchinger, s. P5bring.
Scheffler von Bosenan, M. Anna, Chor-
frau des Klosters Htmmelpforte in
Wien 162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Scheftenberg, Hans Wilhelm von 155.
— M. Klara (Katharina) von, Chorfrau
des Klosters Himmelpforta in Wien
155. 162, Anm. 1.
— Uazimiliaaa, geb. Harrach 155.
Scheiern, Kloster 56, 73.
Scheitterndorff, s. Seiterndorf.
Schellenberg, M. Alexandra von, Chor
frau des Klosters Himmelpforte in
Wien 176, Anm. 1, 183.
Schenherr, Veronika, Laienachwester eben-
da 176, Anm. 1.
Scherfftenberg, M. Antouia, Chorfrau
ebenda 172, Anm. 3.
Schertlin, Barbara, Laienschwester ebenda
169, Anm. 3.
Scheits (ScheuU), O. G. Ladlogs 90.
Schickenhof, O. G. Schloß Roseuau,
G. B. Zwettl 66, 72.
Schifferhuberin, Rosina, Chorfrau de^*
Klosters Himmelpforte in Wien 147.
150.
Schikinin, M. Peregrina, Chorfrau ebeodi
176, Anm. 1.
Schiltain, Maria, Chorfrau ebenda 147.
Schintha, Lucia von. Priorin ebenda
99—101, 185.
Schiader 90.
Schlag, G. B. Litschau 80, Anm. 2.
Schleinitz, Burg-, s. Bnrgschleinits.
Schleim (Schleiniu), Kieder- 5.
Schlesien 52, 53, 78.
Schlick, s. Wien, Bistum.
Schtierbach, Frauenkloster 114.
Begist0r.
297
Schlag], Kloüter 18.
Schmatil, s. Wien.
Sehmid, Herr von 171.
*- M. Ann«, Antonia von, Chorlrau dea
Kloster« Himmelpfbrte in Wien 176,
Anm. 1, 18a.
- M. BemardiiMt (Magdalena), Chorfraa
ebenda, 166, Anm. 1, 168, 169,
Anm. 3.
- Ferdiaanda, Chorfiraii ebenda 176,
Anm. 1.
- H. Konstansia, Chorfraa ebenda 176,
Anm. 1.
- H. Joeef«, Cborfrau ebenda 176,
Anm. 1.
Schmida (Smida) 226.
Schmidt, s. Wien.
Sckneckeareiter (Schneekhenreiter, Sneck-
beareiter), Erasmns 220, 228ff., 236,
239. 240, 250, 251, 255, 258, 261,
263, 266, 272.
- Leo 231, 234, 268, 272.
Schneider. Anton, Kircbendiener im
Kloster Himmelpforte in Wien 180.
Schochtel, Ulrich 186.
Schooan, 0. B. Litechan 80, Anm. 2.
Schonberg am Kamp, G. B. Langenlois 163.
Mdnbübel (ScbönpOohel) an der Donaa,
Steffan Kolbingdr, Schaffer des Herrn
▼on Starhenwerkeh 197.
Schönkirchen, Jakobina Frau von, geb.
Landspergerin 151.
SchSnwaisin, M. Bita, Laiensch wester des
Klosters Himmelpforte in Wien 171,
Anm. 1.
6chrott, M. Sasanna de, Choifrau ebenda
162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
SeboUwien 134.
t^cbramb, M. Jaliana, Chorfran des
Klosters Himmelpforte in Wien 170,
Anm. 1, 171, Anm. 1.
Schratt (Schrat) Jakob und seine Frau
Kathrei (Kathrej, Kathrein), Tochter
des Hanns Fleischess 203—206, 210
bis 212.
Scfaraataan (Scbrawtann), Chunz und
Petter 213.
Schrems 29, 34, 90, 92.
Schncs, Hans und Margret 231.
Schultheis, s. Wien^ St. Stephan.
Schwab, Kaspar 129.
— Tobias, s. Wien and Olmütt, Bistum.
Schwambacher, s. Wien Franaiskaner.
Sehwara^ Helene, Priorin des Klosters
Himmelpforte in Wien 97—98, 185.
Schwaraburg^Keetach, Geschlecht von 82.
Schwaraenau, s. Strein und Streune.
Schwechat 97, Anm. 2.
Schweiggers 29.
— Silva Swikers 29.
Schweigker, s. Bamberg.
Schweinfart 84.
Schweller, Matthias, Kaplan 186, 187.
— s. Korneuburg.
Schwellersche Stiftung, s. Wien, Kloster
Himmelpforte.
Scultetns, s. Breslau und Wien, Bistum^
Seau, Graf, s. Wien, Kloster Himmelpforte.
— M. Ignatia von, Chorfrau des Kfosters
Himmelpforte in Wien 171, Anm. 1.
Seidner, s. Wien, Universität.
Seilern, Ludovika, Gräfin, Chorfrau des
Klosters Hiromelpforte in Wien 182;
s. auch Wien, KOniginkloster.
Seiterndorf (Scheitterndorff, Seitterndorff,^
Sejtemdorf, Seytemdorff, Seyttemdorff
201, 205, 214, 216.
— Hochsteter (HOobstetter), Jorig (JOrg)
200, 205. 215.
~ MajT Hanns und Kathrj 215.
— Schauer (Sohaur, Sohawer, Schawr),
Jorig (J5rig) und seine Frau Doro-
thea, Tochter Heinrich des Zeblein
201, 202, s. Pömmerstall.
^ Elspet 216.
, — Hanns 215, 216.
— Margreth 215, 216.
— Stephan 214—216.
— Tanner Ulreich 215.
Seita, s. Wien.
Seic, Michael, Klosterrat 157.
Selau in Böhmen, Kloster 15, 61.
Selb, Barbara, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 147.
298
Register«
Selb, M. Karolica von, Chorfrau ebenda
172, Aom. 3.
Seider, Hans« Magister, Kaplan 186.
Selesoh in Ungarn 98.
Sempt, B. Ebersberg-Sempt,
Senftenberg 63.
Sening (Senging), Niklas Senginger au
206.
Serdagna, s. Wien, Bistum 179.
Serviten löl, 152
Severinut (vita Severiui) 9.
Seyterndortif, s. Seilerndorf.
Sido, Suebenfürst 7.
Sieben bUrger, s. Wien.
Siedeluug, s. Kolonisation.
Sieveriog (Wien) 104.
— Ober- 159.
Sigiu 20, Aom. 6.
Sikh, Michael, Kaplan 187.
Silva norticai s. Nordwald.
Simetin, M. Valentina, Agatha, Chorfrau
des Klosters Himmelpforte in Wien
181.
Simmering (Wien) 107, 119, Anm. 2,
159, 168. 173, 17ö.
-- Turnhof (>Käsmacherhof«), 163 und
Anm. 1, 177, Hausmeister daselbst:
Friedrich Martin HlLrtl 159.
— Pfarrer: Johann Kourad Molitor 164.
— Brauer: Josef Qigl 174.
— Fleischhacker: Matthias Saud 163.
— Käsemacher: Frana Mayr 163.
Simonsfeld 95, 104, 105, 106.
Singer, M. Augustina von, Chorfrau dea
Klosters Hin^melpforte in Wien 176i
Anm. 1.
Sinzendorf, Grafen Ton 165.
— Adolf Michael Thomas von, kaiser-
licher Erbschattmeister 164.
Sixt, M. Domenika, Chorfrau des Klo-
sters Himmelpforte in Wien 169,
Anm. 3.
Siztl, Valentin, s. Wien, St. Michael.
Slabi, s. Hornigk.
Slaynik, Haus 14.
Slawen 10, 14, 22, 23, 39, 51, 52, 59,
77.
SiawenlXnder, deutsche Besiedlnag 83.
Smida, s. Schmida.
Snaecsel, Agnes, Meistarin de« Klosten
HimmelpfDrta in Wien 185.
— Elisabeth und Bfargaretei Chorfrsoen
ebenda 185.
Soeckbenreiter, s. Sekneckenreiter.
Sohof (Sahor) 14, Anm. 2.
— Gut 17.
Solanin, M. Ernestilift, Chorfraa de»
Klosters Himmelpforte in .Wien 181.
SolUin (Zolta) Martha, Chori^au ebsoda
102. 105.
Sonnenmayer, M« Gabriela, Cborfiran eben-
da 181, 183.
Sorgo, Anna Augustina Theresia voo<
Chorfrau ebenda 181, 182; s. sdcIi
W^ien, KarmeUterinn«nkIoat«r.
— M. Seraphina Ton, Chorfraa ebenda
176, Anm. 1, 183.
Spanier 100.
Sparbach, G. B. Mödling, Got Johann-
stein 151.
Späth von Faimingen, s. Augsburg.
Speisendoif 67, Anm. 7.
Spits (Spics, Spycs, SpyU) 29, 34, hl
' 62, 92, 196, 197, 208, 209.
— Herrschaft 54 und Anm. 3, 208.
— Vesle 204.
— : Sand Marycsen (Mauiixeu) aech 204.
— Gorig 196.
— Hewndlein 201.
— Irrentanz 204.
— Paeger Jörig Kelb«rharder (Cbelber*
harder) 208, 209.
— Marycz (Mauriciiis), Verweser de»
Amtes des Otto von Meiasau (Meim«'
196, 197.
— Pldkolb 204.
— P^Bobinger 196.
— Rawb€r 196.
— Schrekch, Rayff 204.
— Paulein SchaffSr.
— Starhenberkch, Amt des von 197.
— Thaman am Art 204.
— Thoman Völle 209, 210.
— s. Fleisches».
Register.
299
Spitier, Graben 27.
SpitBweckh, Sigismand Uelfried, Obeist-
leutuaot 154.
— KuEiigaod (Katharina Priska), Chorfrau
des Klosters Himmel pforte in Wien 154.
— Mecbtildis Eusebia 1Ö4.
äporkeabtlchel, s. Wien.
Sprengsegg, s. Pemegg.
Sprinsenstein 153.
— Jobann Rudolf von lö3.
— ElisAbeth Ton 153.
— Maria Renata von, Choifrau des Klo-
sters Himmelpforte in Wien 153, .162.
Anm. 1.
Sprdgnitz 38, Anm. 1.
Spycz, Spytz, s. Spiis.
Suatz, s. Brenner 163.
Suhremberg, s. Starhemberg.
Stainenprnnu, s. Steinabrnu.
Stammersdorf, Pfarrer Martin Deymel 187.
Siäiide, böhmische 132.
— österreichiscfa-eTangelische 132, 133.
Sunner, M. Dominika, Laiensuhwesttsr
des Klosters Himmelpforte in Wien
176, Anm. 1, 183, 184.
Starhemberg (Stahremberg, Starhenberkcb,
Starhenwerkch), Haus 25.
— i. Brenner Elisabeth, SchdnbQhel und
Spits.
btazrein (Surein) 65, 90, 235.
— Burg 219.
— Geschichte 225.
— 1. auch Blockhomer.
8:ening in Bayern 82.
— Grafen von 25, 54.
^tegmüler, Eva Regina, Chorfrau des
Klustars Himmelpforte in Wien 156.
Steiermark 50.
Steinabninn (Siainenprunn), 6. B. Sto-
ckeran 211.
Stöir, B. Weatsndorf.
Bteinakirchen 23, Anm. 2, 56.
Steiniechner, M. Walburga, Laienschwester
des Klosters Himmelpforte in Wien
172, Anm. 3.
Stendelwäger, Petronilla, Laiensch wester
ebenda 176, Anm. 1.
Stengl« Dymphna, Laienschwester ebenda
162, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Stephan, M. Floriana, Laienschwester
ebenda 181.
Stephansbarder, Pertlein 198«
Stetten, G. B. Kornenburg, Pfarrer Ulrich
186.
— Martin von, Kaplan 186.
Stiefern 44. 63.
— Ulrich von 63, Anm. 4.
— Herren von 25.
— und Streitwiesen, Geschlecht von 63
und Anm. 5, 66.
Stockerau 12.
Stockern (Stocharn, Stockborn, Stock-
boren) 217 flf.
— Burg (Schloß) 217, 219.
— Doif 219.
— Einzellehen »Königreich« 57.
— Stockborner Güter 225.
— 8. Alten bürg, Qrtolf.
— 8. Stockhomer.
Stockbamer, Geschlecht 231, 233.
Stockher, Geschlecht 231, 233.
Stockborner von Starein, Gescblecbt
219 ff.
~ Stammtafel 226.
— Andre su Waleckerskbirchen 263, 267.
— Anton 23i. 235, 236, 262.
— Bernnhart 252.
— Caspar (Kaspar) 225, Anm. 1, 231,
234, 235, 237, 251. 252, 256.
— Crisian 235, 237, 252, 256.
— Cristoff (Christoph) 220 ff., 228 ff, 237,
256.
— Ernst (Emnst) 211—225, 226 (Hof-
marschall Hersog Albrechts 11. und
lil., 227 und Anm. 2, 228, 229, 232,
233, 235, 236, 237, 239, 245-249,
252-259, 262, 264, 267—270.
— Georg (Jörg) 222, 224, 225, Anm. 1,
227, Anm. 5 (Hauptmann auf Gott-
weig), 231 ff., 251, 252, 253, 256-258,
260, 261, 263, 270.
— Hainrich (Heinrich) 226 (Schenk
Horsog AlbrecbU III.) 232, 235, 236,
252, 253.
300
Regtater.
8tockhorner, Hanns 226 (LandmarichalU
amUverwMer) 232, 235, 236, 252, 257.
— Leonhard (Lienhart, Liennbart) 280 IF.,
228 ff., 236 ff., 260, 256.
— Leopold 232, 235, 251, 252, 256.
^ Margreth 231 (Toehter Jörgen Orab-
mers).
~ Martin (Mort) 220 ff., 226 ff., 23B ff.
— Nidas (Nielaui) 231, ^32, 234, 235f
237, 251—253, 256.
— Ortolf (Artolf) 225, Anm. 1, 285—239,
245, 246, 248, 252, 253, 255, 256 bis
258, 264, 267-269.
— Otto 216 und Anm. 1, 263.
— Sigmund 236, 257.
— Wolfgang 222, 224, 225. Anm. 1,
232-236, 251, 252, 257.
Stockinger (Stockhinger), Gescblecht 221
und Anm. 2, 224, 229-231, 283,
234, 238, 244^ 245, 249, 254-256,
257, 262. 263, 265—267.
— Abissa 238.
— Niolaus (Kiklas) 221, Anm. 4, 223
(Hofrichter des Grafen von Maidburg)
231.
StOgersbach, G. B. Allentsteig 71, Anm. 1.
Stoies (Stoyes), O. G. Jaudling UO. '
Stotzing, Frau von 134, 149.
— Johanna Sophia von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 147.
— Subolita von, Chorfratt ebenda 147.
Strahlbach, Nieder- 71, Anm. 1.
— Ober- 71, Anm. 1, 74.
Strahow, Kloster, PrIIat von 127.
— Äbte: (Prälaten) Johann Lohelius 126.
— s. auch Prag. Weihbischof; Kaspar von
Qaestenberg 158, siehe Primonstra-
tenser.
Straning 91.
Straß, 8. Meggan.
Strsfiburg, Bischof, s. Ershersog Leopold.
Strassoldo, M. Anna Eleonora von, Ghor-
frau des Klosters Himmelpforte in
Wien, 162, Anm. 1, 169, Anm. 3,
171, Anm. 1, 173.
— Anna Theresia von, Chorfrau ebenda
176, Anm. 1.
Stredele, Karl, kaiserlicher Kommissar
und niederOsterreiebiflcher Regiments-
rat 124.
Strein (Strenn) von Sdurarzenan, Ge-
schlecht 65, 184, Anm. 2.
Streitwiesen (Str^ytwisen, Streitbeseo.
Streytbesaen) 165, 202—204, 208.
— Veste 203, 208.
— die Herren von 25. -
— Erhart 203.
— Angneas, die Rajdin 203.
— Hans der Schuster 204.
— s. Fleischess, Groß-Mngl und Stiefeni
Strogen 24, Anm. 2, 57.
Stromane, Gertrud, Latenschweater de>
Klosters Himmelpfortv in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Stronsdorf, Pfarrer Martin Hosnestl 1^.
Sudeten 52.
Sueben 7.
Sueiko 55.
Sulxer, Thomas, Kaplan 186.
Summer, M. Cftcilia 169, Anm. 3.
Sumperer, s. Pernegg.
Sunberg, Peter 238.
Snttner, M. Nepomncena Anoa, Chorfrau
des Klosters Himmelpforte in Wien 181.
Swiet), s. Zwettl 91.
Swikers, s. Sehweiggers.
Syrnan 91.
T.
Tadtus 7.
Taintssch, Kristof 99.
Tallesbmnn (Tallisbrunn) 71.
Tanicher, Familie 187.
Tassilo 39.
Taubits (Toupbesse) 91.
Tectosages, s. Volcae.
Tegernsee, Kloster 41, 43, 45.
Teindles (Dodlebi) 13, 14.
Tenglingen-Peilstein, Grafen von 54 nrd
Anm. 6, 55, 82.
Terner, Paul 187.
Teufet, Freiin von 133; s. auch Breuser
Anastasia.
Register.
301
Tentoniei 14.
Thana 91.
Thaures, O. B. Alleutsteig 36, Aom. 1,
91.
Thanrea, G. B. Li tschau 91.
Tbaya, Flnfi 4, Anm. 2, 5, 15, 66.
— Ort 91.
Theiß, 6. B. Krems 91.
Theras 60, 65.
— Hans voD, Kaplan 186.
Thiemynger, s. Tieminger.
Tnuma (Tnmme) 91.
Tbunaa, die Herren von 65.
Thurea (Tnrexs) 91.
Tharingen 87.
— s. Ludwig II., Landgraf»
Tbürnau 91.
Thnmfelß, s. Yogtin.
Tieminger (Thiemyn ger, HSrtel (HSrtel)
19«.
Tinclia, Notbnrga, Laienschwester des Tnrezz, s. Tbures.
Klosters Himmelpforte in Wien 176, Türken 100.
Trantsohn, Anna Brigitta von, Chorfraa
des Klosters Himmelpforte in Wien
147.
Trecento in Friaul 47, Anm. 5.
Treisma, die Herren von 47.
Tremmegg, O. G. Pajrerstetten 91.
Trient, Konzil von 107, 137, 139, 157,
181.
Triglas 91.
Tripodin, Anna Antoni«, Chorfrau und
Dechantin des Klosters Himmelpforte
in Wien 166, Anm. 1, 169, Anm. 3,
174-176.
Trixen, s. Truchsen.
Tröbings 91.
Troibetsberg 91.
Truchsen (Trixen), Geschlecht 47, 65.
Truchel, s. Vitis.
Tuenaw, tf. Donau.
Tumme, s. Thuma.
Anm. 1.
Timstain, f. DQrnstein.
Tirol 134, 147.
Tobitscbau 153.
Tolan {Tölan), s. Ddlla.
ToUe&stein, s. Hirschberg.
Toraani 14, Anm. 2.
Toupbezze, s. Taubitz.
TraditionsbQcher 75.
Traunkirchen, Frauenkloster 114.
Traiseii, die 11.
— Slawensiedelnngen an der 41.
Trano, Graf Ton 165, Anm. 1.
— Herren von 20.
— M. Erneetina von, Chorfrau des Klo-
sters Himmelpforte in Wien 166,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
— M. Josefa von, Chorfrau ebenda 166,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Traunrtein, Pfarre 26.
Trautmaosdorf (Trautmansdorfi), M. Anna
Esther von, Chorfiau des Klosters
Tumhof, F. Simmering.
Tursen, die von Lichtenfels 65.
Tutschaym (Ttttschaim [Dietsam ? O. G.
Pöggstall]) 204, 207.
— Paulein Rawch 204, 207.
— Steffan 204.
Tjmau, Klarissenkloster 103, Anm. 1.
Tyerenstain, s. DQrnstein.
U.
Ulrich, Pfarrer zu Kirch berg (am Wagram ?).
Protonotar Hersog Friedrich II. 86,
Anm. 1.
Ulrichin, M. Aloisia, Chorfiau des Klosters
Himmelpforte in Wien 176, Anm. 1.
Ungarn 49, 50, 53, 79, 98, 105, 110.
— die 136.
Ungrechtsberg, M. Jobanna von, Chor-
frau des Klosters Himmelpforte in
Wien 166, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Unterfranken, s. Franken.
Himmelpfoite in Wien 176, Anm. 1, ' Unverzagt, Frau von 144.
183.
— Marx von 135.
— Anna M^gdalera von, Chorfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 147.
302
Register.
(Jnvioinesdorf 50, Anm. 2.
Urban VIIF., Papst 141.
Ursdorf 23, Anm. 3.
Ursula Ton Schamatin, Cborfran des
Klosters Himinelpforte in Wien 102,
Vösendorf, s. Erlbeckher.
Vastriiie. s. Feinritz.
185.
V.
Valerisin, Margareta 143; verwitwete De-
lagarbin 144.
— Maria de 1-13.
Vi^rhely (ApAca-) 110, 114, 117.
— Kloster 103 and Anm. 1, 115, 118.
— 8. Pala^thy.
Veit, 8t. 136, 144.
Veitin, Theresie, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 147.
— Ursula Sophia, Chorfrau ebenda 147.
Velabrunner, Rosina 226.
Verospi, päpstlicher Nuntius 136.
Vespasian, Kaiser 7.
Vestenberg, s. Wien, Bistum, bisehff flieh er
NotAr, Zwickh. •
Vierdung, Margarete, Meisterin (Priorin),
Superiorin 185.
Viktorin, Prina 38.
Vilükationssiedelung 57, 68, 63, 64, 65,
6S, 70-72, 92.
Viiellius 7.
Vitis (Vitisse) 28, 91.
— Pfarrer Hertwic von Tnchel 86, Anm. 1.
— Magister Michael Ruepp, Kaplan in
Wien 186.
Voburg 209.
— p. Albrecht III , Hereog von Bayt-rn.
Vogtin von Thnrnfeiß, Anna Augtistina,
Chorfrau des Klosters Himmelpfoite in
Wien 168, Anm. 1, 169, Anm. 3.
Voitschlag 38, Anm. 1.
Vcilcae, Tecto^ages 6.
Völklein (Volkchlein, Volkhel, VOlkhel,
Volklein, VAlktein), Thomas (Thaman,
Thoman), Sohn des Niklas Drnmiein
(8. diesen) 206—212. .
Voraha 20, Anm. 6.
Vorku^ch, Anna, Chorfrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 185.
Wachau 36, 44, 54, 55, 60.
Waching, Kadolt von 235.
WachsgieOer, Hans 186.
Waginger See 82.
Währing (Wien) 163.
Waidhofen an der Thaya 2b, 29, 31, U,
37, 66, 88, 92.
— Urbar 37, Anm. 3.
Walckherskirchen, s. Walterskirchen.
Wald, böhmiRcher 9.
— hersyniacher 4, 6.
Waidenstein 71, Anm. 2.
Walderbach, Kloster 54, Anm. 5, 58, 61,
76.
Walderdorff, Wildertch von, s. Wien, Bis-
tum*
Waldersberg, Anna von 186.
Waldhausen in Oberösterreich, Kloster 47,
Anm. 5, 87.
Waldhufe 78.
Waldhufendörfer 18, 43, 80.
Waldo (nobilis) 30, 54, 61, 84,
Waldreichs, O. O. Heinreichi*, G. B. AI-
lentsteig 69.
Waldsassen, Kloster 20.
Waldviertel, Orenabildung 18.
— Kolonisation 1—92.
— kirchliche Organisation 26 — 28, 31.
— eingegangene Ortschaften 34.
— slawische Ortsnamen 88 — 91.
— Waldämter 20.
W.nlkenstein (Wolkenstein) 21.
Walkerskirchen, s. Walterskirchen.
Wallenfeld, Christian von 182.
Walpersdorf, O. O. Insersdorf ob dtr
Traisen, grftÜich Falkenbayniscbes Ar
chiv 191. Kartularien daaelbst 11^1,
192.
Walterode 226.
Wajterskirohen (Walckherskirchen, W»!-
kerskirchen, Waltersskhirchen) 224,
263, 267; s. auch Stockhomer.
Register.
.303
W:iiTbai]9er, Rarbsra, Chorfrau und
Superiorin des Klosters Himmelpforte
in Wien 185.
Waseo, die von 72.
W«ber, M. AngeU, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 172,
Anm. 3.
— Johann Bapt., kaiserlicher Reichs-
hofrat 13d.
Wechsiperger 231.
Wediin, Anna, Laienschwester des Klo-
stert Himmelpforte in Wien 182.
Weger, Eva Regina, Chorfrau ebenda
176, Anm. 1.
Wehrbach, der Ö4. *
Weiden, G. B. Hörn 58, Anm. 1.
Weiiiburg, 0. Wien.
Weikersdorf 96, 99 und Anm. 1.
Wtikertschlag, O. B. Raabs 28, 67.
Weilersiedelnng 57, 70, 92.
Weiller, s. Wien, Bürger.
Weinhaus (Wien) 104.
Weint) itt, s. Nikolsbnrg.
Weißenbach (Oro0-), O. B. Zwetll 71,
Anm. 1.
Weifienkirchen in der Wachau 213.
Weiten. Pfarre 26, 60 und Anm. 1.
Weitenbach, der 20, 24—26, 54, 61-63,
63, Anm. 5, 64 und Anm. 1, 88.
Weitersfeld 5, 26, 63 und Anm. 2, 65.
Weitra (Weytra, Withra) 13—18. 18,
Anm. 3, 25-30, 34, 65, 66, 69, 71,
72, 91, 92.
— Pfarre 27, 86, Anm. 1.
— HaoB Haffenbeck (Haffenpekch) 194,
195. Deasen Töchter, die Bürgerinnen :
KathrejTy Symon des Sneyders Frau,
und Margret die Voglerin 195.
— Anna, Steffans Frau, früher Frau des
Hans Haffenbeck 195.
— Lipplein 195.
^Veitraer Gebiet 75, Anm. 1.
Welimingkcher, s. Joching.
Wendla, Schwester, Chorfrau des Klo-
sters Himmelpforte 185.
VVtrd, die Herren von 55.
Wenhwein (Werdtwein), a. Wien, Bistum.
Wesendorf, s. Wösendorf-.
Westfalen 87.
Wichard, s. Gottsobalk.
Widmer, s. Wien.
Widtmann, s. Wien, Bürger.
Widukind 46.
Wien 153-156, 163, 164, 212, 213.
Bürgermeister: Dr. Josef Hartmann
171.
Stadtrat: Senior Josef Hartmann,
kaisei lieber Rat 177. — Senior
Augustin von Hirneiß, kaiserlicher
Rat 168.
Bistum (Erzbistum) 130, 135, 136.
Konsistorium 129, 182.
Kanzlei 138.
Bischof 111, 112. 152.
Bischöfe (Fürstbischöfe): Philipp
Friedrich von Brenner 147, 150:
8. auch Breslau, Brunn, Olmütz.
— Anton Brns von Müglits 97.
— Frani Anton Graf von Harrach
168. — S. Klesl. — Leopold Graf
vou KoUonitsch, Kardinal 164. —
Siegmund Grsf von Kollonitz 170
bis 172. — Johann Kaspar Neu-
bock 108-110, 113, 116, 118,
120, Anm. 1, 123, 126. — Fran»
Freiherr von Rummel 170. —
Ernst Graf von Trautsou 161. —
Karl Weinberger 140. — Wilde-
rich von Walderdorff 157, 169. —
Anton II. Wolfrath 145. 147.
Fürsterzbiscböfe: Siegmund Graf von
KoUonitsch, Kardinal 173 und
Anm. 1,175,272. — GrafMigazzi,
Kardinal 178, 181.
Administrator: Urban Sagstetter,
Fürstbischof von Gurk 98, 99.
Weihbischof: Marzer 179.
Domkapitel 128.
Dompröpgte : Ambros 96. — Josef
Breitenbücher, General vikar 170.
Klaudius KlOckher, Generalvikar
166. — Tobias Schwab 146. —
Matthias Werdtwein, Domherr von
Brixen und Kaplan 99, 109, 186.
304
Register.
Domkustos: Tobiu Schwab 144.
Domdecbante: Heinrich Härtung
124. 125. — Kaspar, Kaplan 104,
107. — Johann Rath 97.
OffiEial: 137, 138, 159, 157, 158.
Offisiale: Heinrich Härtung 123. —
Hermann Klaudiue Klöcker 169.
— Tobias Schwab (auch Domherr
von Olmüts) 138, 140, 144, 147.
— Baltbasar Scultetus, General-
▼ikar (auch Domherr von Breslau)
124, 125, 129.
Kanzler: Josef Breiteubttcher 169. —
Johann Bapt. von Zeller 179.
Domherren: Adam Dwerditsch 179.
— Gerhard Gemer, Dechant in
Kimberg, Hofkaplan Erzherzog |
£rn8t8, Benefisiat 109, 111, 186.'
— Frans Habermann bischöflicher
Notar 166. — Georg Hoetter 97.
— Gkorg Kirchmayr, kaiserlicher
Hofkaplao, Benefisiat 121, 122,
124, 125. — Georg Khlay, Hof-
kaplan und Benefisiat 109, 111,
186. — Johann Lentl 129. —
Anton Leupen von Leupenstein
151. — Peter Muchitsch 102, 104.
— Lucius Perotta, Benefisiat 104,
109, 186. — Augustin Rauch,
Kaplan 111. — Sebastian Schlick
111. — Karl Anton Serdagna 179.
— H. Winterholler 129. — Au-
gustin Zwerger 140.
Bischöflicher Kaplan: Johann ReguluB,
Benefisiat 111, 186.
Bischöfliche Notare: s. Domherr
Habermann. — Michael Zwickh
und seine Frau Maria Theresia,
geb. von Vestenberg 158, 159.
Erzbischöfliches Zehentamt 174,
Anm. 1.
St. Stephan : Dom- und Metropolitan-
kirche 142, 184. — Eligius- (Her-
zogen •)Kapelle 184. — Hausmutter
184. — Chormeister Dr. Münzer
157, 158. — Domkuraten 152. —
Chorkaplan 111. — Levit Niko-
laus Sehultheifi, Benefisiat 111,
186. — Beichtvater Igoas WlsVler
172. — Kirchenmeister Andreas
Furtmoser 184.
Pfarrer: Meister Gerhard 119, sielie
auch Gars.
St. Michael: Pfarrer Valentin Sixtl,
Hofkaplan und Benefisiat 97, IST.
Männerklöster:
St. Dorothea (Stift) 99, 174. -
Propst 170. — Pröprte: Georg lOi.
— Martin, General vi kar von Wies
109.
Dominikaner: Prior Fr. Peter Hüu-
ner 135, 136.
Fraiisiskaner 131,150,178: Patres:
Bemardin Asula 178u Alezander
Fleischmann 178. NikoisT»
Schwambacher 178. Eduard Sisf
178.
Kapuainerkloster 145, Anm. 1.
Schotten (Stift) 161, 168.
Frauenklöster:
St. Anna 97, 98 und Aum. 2.
Eiisabethinnerinnen 173, Anm. 1.
Si. Hieron/mus 98, 115, 177.
Himmelpforte (St. Agnes) 93—187.
Reformation B- und Inatmktioi»-
ordnung 108. — VerfaBsung Uö,
146. — Vereinigung mit dem
Frauenkloster St. Jakob 119. -
Trennung davon 128, 129. —
Meisterinnen 185. — Priorinneo
185. — Superiorinnen 185. —
Klosterfrauen 185. — Beicht viter
185. — Altäre und Kapellen 1^5.
187. — Benefisien 101, 104, 18:\
186. — St. Agnesaltar 186. -
Dreikönig-Stiftung und Altar
(Schwellersche Stiftung) 95, lOi
104, 109, 111, 121, 124, 159, 18d.
Frauenaltar (Schwellersche Stif-
tung) 97, 99. — Heilig^nkreiiz-
Stiftung und Altar (ZSpfltKb«
Stiftung) 101, 104, 186. — St, Ki-
tbarinaaltar und Stiftung 104, 1C<0.
111, 186, 187. >- Magdalenenalt^r
Begister.
30J5
149. — St. PaolaMatJur and Stif-
taug 104,186. — Schmidflche Stif-
tung 171. — • Graf SeeauBcbe Stif-
tung 178. — Stiftungen und Jahr-
tage 186, 187. — Meflseleser und
Kaplane 187. — Siehe auch die
einelnen Namen. — Ynzinger-
kapelle 91. — Oberinnen, Priorin-
nen, Dechantinnen, Snperiorinnen,
Chorteaen, NoTiainnen und Laien-
Schwestern, 8.die einzelnen Namen.
— Hofmeister, s. Finkch und
Wagner.
St. Jakob 98, Anm. 2. 113—116,
124 und Anm. 1, 125—129, 180.
Anm. 1, 137, 145, Anm. 1, 146,
167, Anm. 1, 169, Anm. 1, 173,
Anm. 1. 182. — Chorfrauen 100,
Anm. 3. — Meisterin 118, 119,
120, Anm. 1. Meisterin Dorothea
von Puohheim 114—117, 120 bis
123, 125. — Novisenmeisterin
Barbara Augenthaler 121.
Karmeliterinnen unbeschuhte »bei
den sieben BQchern« 181.
St. Klva 114, 119, Anm. 2.
KOniginkloster 134, 145, Anm. 1
Schwester Ludowika, GrXfin von
Seilern 182.
St. Laurens 113, 119, Anm. 2. 137,
145, Anm. 1, 146, 169, Anm. 1,
173, Anm. 1, 177, 179, 182. —
Schwester Franziska Klemm 177.
St. Magdalena 114, 119. Anm. 2, |
St. Niklas 119, Anm. 2, 145, Anm. 1,
169, Anm. 1. Schwester Hortulana i
Andresin 182.
Salesianerinnenkloster 173, Anm. 1.
Ursnlinerinneiikloster 164, 173, An-
merkung 1, 177.
St. Salrator: Bettefizium,\Benefiziat '
Georg Kirchmajr 121, 125; s. auch
Wien, Bistum.
Universitfit 101, 104, 106, 107,
125, 138, 143, 186. — Prior: leaak
Seidner 124.
Jftkrteck 4. T. f. LMi4Mk«n4e. 1907.
Ersherzogliches Studieo^Kolleg
186. Prioren: Cbristophorus von
Kaschau 97. — Johann Equellns
102. — Mag. Lambert Luctanus
125. — Leopold Widmer 124.
BQr gen Johann Albert, kaiserlicher
Hofglaser 167. — Johann Adam
Artner, Branntweiner 163. — An-
dreas DQmbaoher und seine Frau
163, Anm. 1. — Hans Hegner,
Müller, und seine Frau Agnes 97«
— Christoph Liechtmajr 165. —
Michael Manhardf, Branntweiner
und seine Frau Helene 167. —
Sebastian Pestler und seine Frau
Elisabeth 100. — Josef Ponsau,
Handelsmann 163. — Hans Bttmer
99. -^ Andreas Bottmair, Müller
und seine Frau Ottilie 97. — Se-
bastian Weiller 99, 100. — Georg
Widtmann, Sanit&tararkassier 152.
Genannte Personen: Gregor Eber-
hart, Buchbinder 101. Erhard Falckh.
MttUer, dessen Witwe Agnes 100. —
Hans und Dr. Leopold Jordan %,
8. such Gebäude. — Konrad Khar-
ner 96. — Christoph Schmidt,
kaiserlicher Hofseilermeister 168. —
Georg Seiti, Gärtner 152, s. auch
Ehnin, Finokh, Huber (Hueber),
Neumair.
BOrgerspital 175.
Spital SU St. Job 119, Anm. 2.
Straßen und Gassen: Alserstrafie
183. — Ballgasse 164, 168. — Ja-
kobergasse 115, Anm. 1, 183. —
Kftrntnerstrafie 143. — Lichtensteg
96, 104. — Rennweg 1()3. —
Biemerstrafie 152, 163, 165, Anm. 1.
— Traibotenstrsfie 100. t— Weih-
burggasse 165, Anm.l. — WoU-
seile 178.
Gebäude und.Objekte: Burg 134,
147. — Herbersteinsches Haus (in
der Rieraerstrsße) 163. — Jakober-
hof 116, Anm. 1. — Jordans Meth-
keller 106. — Paradeismflble 95,
20
306
Begister.
9G, 100, 104, 106. — ReskaliKhes
Hans (in der Ballgasse) 168. —
ThonamonischeB Kostfränleinhaus
180. — Frans Xaver-Kapelle da-
selbst 180, 181, Anm. 1. — Weih-
bnrgr 101, 109. — Hans ^anf der
»Dog^ga« löl. — Hans »bei dem
blauen E^el« (»zum eisernen Mann«
143, 144. — Haus »zur blauen
Weiutraube« (am Sporken bflchel) 180.
— S. Liechtensteinscbes Brauhaus.
Tore. Gartor 152. — Schotteotor
105. — Stnbentor 104.
Qrfinde nnd Vororte: Burgfeld 36.
— Am Greif 105. — Himmelpfort-
grund 174, Anm. 1, 180 und
Auni. 1. — Öt. Marx 100. — Neu-
«tift 177. — Prater 99, 104. —
Sporkenbfichel 96, 16Ö, 174 und
Anm. 1. — Teufelskhott^ 105, siehe
Breitenüee, DÖbling, Griuzing,
Heiligenstadt, Hietzing, L*andstrafl6,
Liechtenthal, Mateleinsdorf, Meld-
ung, Nufidorf, Pdtsleinsdorf, Koßau,
Sievering, Simmering, Währing,
Weinbaus.
Provinsialkouzil von 1267, 119,
Anm. 2.
Wtetter Becken 51, Anm. 1, 5tS.
Wiener Neustadt (Ncnstatt) 182, 183, 222,
— Bistum 185.
— Biscbofe: Georg 272, Lambert Grutter
101, 108. Melchior KlesI, s. diesen.
— bischöflicher Ofßzial Matthias Gaißler
144.
— Bischofshof 144.
— Klarissen kloster bei St. Peter 101,
108.
— PauHaerkloster 145, Anm. 1.
Wiener Wald 7, 48. 50, 82.
— Viertel ober dem 60, 63—55, 82.
WMeselburg 23, Anm. 3.
Wildberg, Veste 55.
Wilderich, s. Wien, Bistnm.
Wilfersdorf, G. B. Mistelbacb, s. Wulfers-
torfer.
Willendorf, O. G. Schwallenback 6.
Willinge, O. G. Gopprechts 80, Anm. 2.
Winden, Apollonia von 258.
— die Ton 2ö8.
Wiudiaeendorf, WOstung bei Meisling
91.
Windische Güter 258.
Windigsteig 91.
Winfried (Bonifatias) 41.
Winkler, M. Emanuelv Kordula von 181.
183.
Winkowits, s. Salm.
Winrich, s. Geras.
Wirenstarf (Wirenstorff), •. Wfirnedort.
Wiser, Joachim lOG.
Withra, 8. Weitra.
Witschkoberg (G. B. Weitra) 91.
Wtttiugau 18, Anm. 3.
Wöckhtn, Felizitas Apollonia, Chorfrsu
des Kloeters Himmelpforte in Wie»
147.
Wolfrath, s. Wien, Bistum.
Wösendorf (Wesendorf, Weesendorä \
209, 210, 213.
— Thoman und Wolfgang Habrufker
210.
— Stephan von Lewbein, Bürger 210.
~ Anna, Elspet, Erhart, Jorig, UrsaU
und Wolfgaug Kiegler (Riglar, Kigl&r'
213.
— Hans und Barbara Riegler (RigUn
213, 214.
>- Zawner von Steir 210, 214.
Wositka, M. Kreszenzia, Chorfrau det
Klosters Himmelpfurte in Wien 171%
Anm. 1.
Wratislaw, Herzog von B^thmen 16.
Wulferstorfer (Wnlferstorffer, Wulffen
storifer), Hans von Wulferetorf ;Wiii
fensdorf [Wilfersdorf]) 222, 223 und
Anm. 2, 224, 227, 233, 237, 249, 2. •^
260, 262, 264.
Wnltschau 91.
Wurmbach 38, Anm. 1.
Wurmbrand 26, 66, 71, Anm. 2.
W Urnsdorf (WirensUrf, Wirenstorff) 21'4.
207.
Register.
307
Würeburg 54. 158.
WüstoDgen 34, 35, 36, 38, 58.
Wjdemanii, Leopold 191.
Ybbsbarg, die 55, Anm. 14.
Z.
Zaingrub 91.
Zäpfl, Cyriak 187.
Zauner (Zawner), s. Wesendorf.
Zebiog, s. Zöbing.
Zegersdorf, s. Zögersdorf.
Zei.selberg 6.
Zelking, Familie 184, Anm. 2.
Zeller, Agnes, Choifrau des Klosters
Himmelpforte in Wien 185.
ZettliU 91.
Zetwitz, Katbarina von (zuvor Pacber),
geb. Gäßler zum Rottenhof 154.
Zieglprenner, Hertlein, Meister 186.
Zierings 69.
Zinzendorf, M. Benigna von, Cborfrau des
Klosters Himmelpforte in Wien 166,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Zissersdorf, G. B. Geras 70.
.Zi^terstorf, Konrad von, Kaplan 187.
iZisterzienserorden und Klöster 33, 87.
Zöbing (Zebing) 63.
— Ministerialien von 67.
Zogeisdorf, G. B. Hörn 65.
Zögeriidorf (Zegersdorf) 226.
Zollordnung, Raffelstättener 11.
Zolta, s. Soltain.
Zoltan, Martha, Chorfrau und Priorin
des Klosters Himmelpforte in Wien
100-102, 185.
Zuebrecht, Ottilia, Laienschwester des
Klosters Himmelpforte in Wien 162,
Anm. 1, 169, Anm. 3.
Zuggers 80, Anm. 2.
Zwettl (Swiell) 14, 15, 20, 25, 26, 28,
29, 31, 34, 37, 38, Anm. 1, 65, 66,
71, 72, 84, 88, 91, 92.
— Kloster 15, 17, 20, Anm. 9, 28, 31,
69, 74, 86, 87. — Abt 15.
— Äbte: Bohuslaus, — Hermann 31, 69.
74. — Mönch: Ortolf II. von Stocharn
226. — Klosterarchiv 37, Anm. 2.
— Pfarre 27.
— Pfarrer Pilgrim von Knenring 31, 69,
86, Anm. 1.
— Kapläne: Andreas und Konrad von,
in Wien 186. Philipp von 186.
— Klein- (Zwettlern) 26, 28, 70, 91.
Zwingendorf, s. Mollenburg.
Zwinzen (Zwinsee) 91.
I
20*
V
Karafai
Ratscht
KesKr,
Kenehl
Leeder
Lomhia
Ji
- 0
Heil, Dl
MUler.
^'
K
P0l£l, Ignaz. Die lateinische Bürgerschale in Wiener-Neustadt, 1875, 8a. 1*-
Prokesch, Anton. Die alten Nußdorfer Wasserbauwerke, 1876, Sa. . . —^70
Prflfl, Laorenz« Stand der freien Herrschaft Medling und Veste Liech-
tenstein im Jahre 1678, 1886, Sa —-70
— Historisch-topographische Darstellung von Nieder- und Ober-
hollabrunn, 1885, ba. aus der »Topographiec 2 —
Protokoll der Hauptversammlung der deutschen Geschichts- und Alter-
tumsvereine in Wien, 19(Ä .... —-00
Sacken, Dr. Eduard Freiherr von. Über die authentischen Porträts
König Rudolfs von Habsburg, 1883 —-70
— Carnuntum, 1876, Sa —-40
Saxa loqnontar. Iliesentor von St. Stephan, 1882 — *dO
Bchalk, Dr. Karl. Österreichs Finanzverwaltung unter Berthold von
Mangen, 1881, Sa. —-70
— Rechnungen von Amtleuten der Stiftsherrschaft Schotten, 1411
bis 1416, 1883, Sa 1-40
— Die Finanzverwaltung Wiens am Ende deft^XIV. Jahrhunderts,
1883. Sa ' 1-40
— Geschichte der älteren Wiener Mafie, XV. und XVI. Jahrhundert,
1887, Sa. 1-40
Starser, Dr. Albert. Regesten zur Geschichte der Pfarren in Nieder^
Österreich, 1890, Sa 1*40
— Regesten zur Geschichte der Klöster in Niederösterreich, 1891, Sa. — *70
Strefflenr, V. von. Zwei Episoden aus der Geschichte der Stifte Lilien-
feld und Melk, 1868 —-70
— Die Verbesserung der sanitären Verhältnisse Wiens, 1869 . . . 1 —
Vancaa, Dr. Max. Über die Gründung eines niederösterreichischen
Landesmuseums — '40
— Die Vorarbeiten zur Gründung eines niederösterreichischen
Landesmuseums in Wien, 1906 — '50
— Die Stände des Erzherzogtums Österreich unter der Enns, 1906 —-30
Weißmann, Dr. Johann. Zur Beantwortung der Frage, was die in der
Urkunde des Herzogs Leopold des Glorreichen vom Jahre 12Q8
genannten s Flandrensesa waren, 1876, Sa —-50
Wendrinsky, Johann Heinrich. Burggraf von Dewin und Graf von
Hardegg, 1877. Sa —-40
— Die Herren von Schwarzenburg-Nöstach, 1878, Sa ...... 1*—
— Die Grafen Raabs, 1879, Sa. . . • 260
— Die Grafen von Plaien- Hardegg, 1880, Sa 140
— Die Grafen von Feilstein, Burghausen und Schala, 1881, Sa. • . 1*—
Wiehner, Jakob. Das Benediktinerstift Admont, 1894, Sa. 2*—
Wimmer, Dr. Ferdinand. Geschichte der Pfarre St. Agatha zu Haus-
leiten, 1893. Sa. . 2-40
Winter, Dr. Gustav. Bitte, die Sammlung niederösterreichischer Weis-
tümer betreffend, 1877, Sa — 40
— Das St. Pöltener Sladtrecht 1338, 1884. Sa 1*60
Wolf, G. Die kaiserliche Landesschule in Wien. 1878, Sa —•40
Wolfi»gniber, Dr. Cölestin. Geschichte der Camaldulenser-Eremie auf
dem Kahlenberge, 1892, Sa 3-20
2äk, P. Alfona Gebhard. Die St Martinskirche zu Drosendorf, 1894, Sa. 2 60
— Eibenstein und Primersdorf, 1895, Sa. 6 —
— Chorherrenstift Pernegg, 19Ü2, Sa ö*—
Zeidler, Dr. Jakob. Über Jesuiten und Ordensleute als Theaterdichter
und P. Ferdinand Roßner insbesondere, 1893, Sa l'—
Zitterhofer, P. Ambro». Die Pfarre Klein-Engersdorf, Sa. 1884—1887 8 —
■ ■ ■
JAHRBUCH
FÜR
LANDESKUNDE
VON
NIEDERÖSTERREICH.
REDIGIERT
von
Dr. MAX VANCSA
NEUE FOLGE.
eiKBEJSTTKR JAHRQANG.
1908.
WIEN 1909.
VERLAG UND EIOENTim DES VEREINES FÜR LA5DESKUKDE VON NIEDBROSTERREICU.
DBUCK VOH FBIBDKICB JASPBIt Ul WIEN.
Verzeichnis der beim Vereine für Landeskunde von
Niederösterreich erhältlichen Dnickschriften.
(Die beigesetzten Preise gelten nur für Mitglieder. Für Nichtmitglieder werden
die Preise erhöht — Die Druckschriften werden gegen Begleichung des
Portos auch mit der Post zugestdlt.)
I. Haapipabllkatloiieii des Terelnea.
Blatter den Vereineg jflr Landegkwnde von NiedeWteterreich.
VorrätiR sind noch die Jahrgänge: III (1869) bis IV (1870), VII (1873)
bis XXlV (1890), für den Jaiirgang gebunden K b'—, ungebunden
K A-; XXV (1891) bis XXXV (1901), für den Jahrgang gebunden
K 3*—, ungebunden K 2*—.
Monatgblatt des ^Vereine» für Landegknnde von Nlftderftgterreich.
Jahrgang 1 (1902) bis VII (1908), für den Jahrgang K 2—. (EinEelne
Nummern 30 h.)
Jahrbuch für Landesknnde von NiederflBteireich.
Jahrgang I (1867) bis II (1868—1869). für den Jahrgang K 4 — . Neue
Folge: Jahrgang I (1902) bis III (1904). VI (^1907), VII (1008), für den
Jahrgang K2'— Jahrgang IV und V (1905 und 1906), für diesen
Doppelband J^ 4 | .
Administrativkarte von Niederflgterreich in 111 Sektionen.
Maßstab V = 400« (1 : 28.800). Preis für die Sektion Wien samt Um-
gebung K 2—, für Jede andere Sektion K 1 20.
Topographie von Niederflgterreich.
i. Band (11 Hefte), AUgemeiner Teil. U. Band (15 Hefte), Wien und
A-E. III. Band (13 Hefte), F-G. IV. Band (9 Hefte), H— J. V. Band
(19 Hefte), K— L. VI. Band (bisher 14 Hefte erschienen), M— Mü.
VII. Band (bisher 2 Hefte), N— Neu. Preis eines Heftes JBT 1*40; Preis
der bisher erschienenen Bände zusammen K 116-— , welche jedoch
auch in Monatsraten zu K 10*— beglichen werden können. Für Schulen
nnd Gemeinden, die zugleich Mitglieder sind, ist der Preis auf K 80* —
herabgesetzt worden.
NiedeWteterreichigcheg ürknndenbneh.
I. Teil Urkundenbuch des aufgehobenen Chorherrenstiftes St. Polten.
2 Bände. I. Band K 10-, II. Band K 6-—.
Stadien warn älteren flgterreiclügchen ürknndenwesen.
Von Dr. Oskar Freiherr von Mitis. 1. Heft (1906) IT 1— . 3. und
4. Heft (1907) K 2 — .
II. GinselauBgaben.
(Die B«xeichnnng Sa. bedMtot Sondenbdrnok »as den »Bl&ttern des Verelnee f&r LandwItoDdec.)
K
Adam, Dr. Zur Geschichte von Wiener-Neustadt, 1867 —-40
Bauer, Dr. Jogef. Die Anfänge der Ostmark, 1876, Sa —'70
— Der Fiscus regius unter den fränkischen Königen, 1878, Sa. . 1*40
— Dr. Jogef Ritter von. Das Bruderschaftswesen in Niederöster-
reich, 1885, Sa . . —-70
Beck von Mannagetta, Dr. Ottnter. Die Nadelhölzer Niederösterreichs,
1890, Sa. 1 —
Becker, M. A. Emmerberg, 1883. Sa !•—
JAHRBUCH
rÜR
INDESKÜNDE von NIEDERÖSTERREICH.
UKDIOIKUT
VON
Db. MAX VANCSA
NEUE FOLGE,
SIEBEN PER JAHRGANG
1908.
WIEN 19Ö9.
VBBLAe UND BIOKMTUM DES VEBBINK6 FÜB LANDESKaNDK VON NIBOKRÖSTKRRBICB.
DBUCK VON FKISDRICH JA^PKU IN WIEN.
l]s^tl^L^^
Seite
Das Gemärke des Landbnches. Von Dr. Josef Lampe I. (4. Fortsetzung.) 1
Das Boliot-Provisorium für Niederösterreich vom 20. Juni 1796. Ein Beitrag
zur Geschichte der österreichischen Agrarpolitik anter Kaiser Franz I.
Von Dr. Viktor Bibl 235
l»te Okkupation Wiens und Niederösterreichs durch die Franzosen im Jahre
1809 und ihre Folgen für das Land. Von Dr. Walter Boguth ... 277
Zn den Nachträgen zum Aggsbacher Urkundenbuch. Von P. Dr. Adaibert
Fr. Fuchs und Dr. Josef Lampel 345
H*^ster. Von Julius Schön 374
DAS
gemArke des landbüches.
VON
DR. JOSEF LAMPEIu
(4. Fortsetzang.)
Jahrbacb f. Landeskunde. 19U3.
Die Grenze zwischen Niederösterreich and Böhmen.
In der Tat ein sehr merkwürdiges Zusammentreffen! — Der
Verlauf der Grenze zwischen Niederösterreich und Böhmen, an sich
(i&s kürzeste Stück des Gemärkes, kürzer als das gegen Steiermark,
Mähren und Ungarn, kürzer als der oberösterreichische Verlauf,
zwingt uns dennoch, viel weiter auszuholen, weit länger dabei
zu verweilen, als dies bisher bei irgend einem Teil des Gemärkes
der Fall gewesen. Allerdings bildet dieser Abschnitt der Untersuchung
das historisch und topographisch interessanteste Stück der ganzen
Erörterung, auch ein in sich abgeschlossenes, dafür aber auch das-
jenige Stück, dessen durchgreifende und übersichtliche Behandlung die
(rrüßten Schwierigkeiten bietet. Denn wir sind im Verlauf der Er-
örterungen wohl auf mancherlei Hemmnisse gestoßen, und es sind
ans Stellen im Gemärke begegnet, die mehr raten als feststellen
ließen, was jedesmal gemeint sei; doch hat keine derselben eine so
eingehende Untersuchung erfordert und keine derselben ein so un-
sicheres Ejrgebnis aufzuweisen wie gerade das Kapitel, an das wir
Dimmehr herantreten in der Absicht, die geschichtliche EIntwickelung
der Grenze zwischen dem heutigen Böhmen und dem heutigen
Niederösterreich aufzurollen.
Die Worte des Gemärkes, die hiebei in Betracht kommen,
sind folgende: »(di Muhel uf ze perge untz reht an (auf) den spitz
des Untarnperges); als die regenwazzer vliezzent (a) in den Chuniges-
prann, (a) den Chunigesprunn nieder (b) unz in di Gosteyz, (b) von
Anm. : Bei Übernahme der Redaktion war ein Teil dieser Fortsetzung des
Aafiatzes, dessen frühere Abschnitte in den »Blättern des Vereines fUr Landeskunde
von Niederöstorreich«. XX (1886), 8. 267-336; XXI (1887), S. 228—310);
XXX (1896), 8. 301— 33B; XXXin (1899), S. 371—416, erschienen sind, bereits
gesetzt. £e wird demnach hier die Fortsetzung, welche die böhmisch-mährische
and die ungarische Grenze behandeln soll und welche der Verfasser im nächsten
Jahre zum Abschlüsse zu bringen hofft, geboten, damit die für die Landesgeschichto
wichtig^ Untersuchung kein Torso bleibe.
Die Redaktion.
1*
4 Dr. Josef Lampel.
der Gosteyz (c) unz in di Lfinsnich, (c) die Lünsnich nider (d) unz
in die Owergrube.^)
Wie alle bisher behandelten Grenzpunkte scheint auch die
Reihe der hier genannten einen Zusammenhang darzustellen, und zwar
so, daß insbesondere die ersten beiden Y^ &j und die letzten beiden
(c d) auch in einem geographischen System stehen, wogegen von
b und c dies anscheinend nicht gilt. Denn es ist ein anderes, ob
ich sage: >dieses Gewässer nieder bis zu jenem anderen Gewässer«,
oder ob ich sage: »von diesem Gewässer bis zum anderen Gewässer«.
Dort läuft die Markung an dem genannten Grenzobjekte fort, bis
dasselbe in ein neues übergeht, hier kann sie das eine Grenzobjekt
wo immer verlassen und zu einem andern übergehen, das in gar
keinem hydrographischen oder orographischen Konnex mit dem
vorigen zu stehen braucht. Genau übersetzt würde mithin unserc
Stelle folgendermaßen lauten: Den Lauf des Königsbrunnens herab,
bis dieser in die »Gosteyz«, oder wie einige Handschriften haben:
»Gostenitz« mündet, von dieser zur »Länsnich« überspringend, und
deren Lauf hinab bis zur »Owergrube«.
Allein was hilft uns die gewissenhafteste Auslegung des logi-
schen, beziehungsweise syntaktischen Zusammenhanges unserer Stelle,
wenn der oro-hydrographische Befund der Auslegung widerspricht
oder wenn wir außerstande sind, die Örtlichkeit der einzelnen Objekte
festzustellen.
Wo entspringt der Königsbrunnen? wo fließen die Gk>stenicz
und die Lnnsnich? wo liegt die Owergrube?
Zwar den drei letzten Namen werden wir vielleicht noch in
einer datierten Urkunde begegnen, mit der sich ein großer Teil
dieses Abschnittes beschäftigen muß, hingegen die Auffindung des
erstgenannten Gewässers, des Königsbrunnens, verursacht erhebliebe
Schwierigkeiten.
Um nun aber den sehr ausgiebigen Stoff, der zur Lösung
unserer Frage heranzuziehen ist, ohne doch unmittelbare Angliede-
rung an die Aufzählung im Landbuche zu gestatten, gleichwohl
in eine übersichtliche Folge zu bringen, teilen wir ihn zunächst
in zwei Hauptgruppen nach den Hauptorten des an Böhmen an-
grenzenden Teiles des Erzherzogtums, nämlich nach Weitra und
Litschau, ein, wovon aber die zweite Gruppe nur eine Nebengruppe
bildet. Denn die Scheidung kann nicht so streng durchgeführt
^) Mob. Oerm. Deutsche Chroniken. HI, 713 f.
Das GeiDftrke des Landbuches. 5
werden, und es ist möglich, daß in der ersten Gruppe auch auf
die zweite übergegri£fen wird.
t) Die WeitraipreiuEe.
Lassen offenbar die Worte des Landbuches den Königsbmnn
in ein Gewässer des Namens Gostenicz fließen, so scheint es ja hin-
reichend, ein Wasser dieses oder eines ähnlichen Namens ausfindig
za machen, um unter seinen Zuflüssen den Quellbach des Königs-
brnnn auszuwählen. Das scheint sich um so mehr zu empfehlen, als
ja der Name Gostenicz sowohl, als der unmittelbar folgende Luonsnitz
iKihon längst eine Deutung erfahren hat, deren Richtigkeit, wenig-
stens was die Luonsnitz anlangt, nfimlich die gegen Ende vorigen
Kapitels genannte Lainsitz, kaum einem gegründeten Zweifel
begegnen wird. Demnach befinden wir uns eben dort, wohin wir
in der Untersuchung bisher gelangt sind, d. h. am Endpunkte des
trockenen Grenzweges längs der Wasserscheide, also etwa am
Schanzbei^e oder am Aichelberg, wo ja die Lainsitz entspringt, Berge,
deren Bedeutung für die Grenzfrage wir im vorhergehenden Ab-
schnitte eingehend gewürdigt haben. Dann hieß eben die Quelle
der Lainsitz in alten Zeiten Königsbrunn, oder es ist dies einer der
nächsten Zuflüsse.
Freilich läßt ja unser Bericht den Königsbrunn nicht in die
Lainsitz, sondern in die Gostenicz fließen, was, wenn dies die
Kosteiniz oder der Kastanitzer Bach, im Unterlauf auch Reißbach
genannt, ein nördlicher rechtsseitiger Zufluß der Lainsitz sein sollte,
schon geeignet ist, einige Verwirrung anzustellen. Allein man könnte
sich mit der Annahme einer kleinen Verwechslung abfinden, wie
wir das ja schließlich auch tun werden müssen, im übrigen aber
daneben die Möglichkeit begrüßen, am Schanzberg (1068 m)^) endlich
wieder auf ein durch Namen gekennzeichnetes Gemärke zu stoßen.
So willkonmien uns nun auch diese Thatsache sein mag, zur
Entlastung dient sie nicht; im Gegenteile führt gerade sie uns
in mühsame Untersuchungen hinein. Wir werden uns jedoch den
B^nn dieser Forschung erleichtern, wir werden den Faden, an dem
wir uns forthelfen sollen, sicher finden, wenn wir zunächst das Ab-
springen des Gemärkes von der so lange festgehaltenen Wasser-
^) über das Verhältnis dieser und der Nachbarhöhen zum österreichisch-
böhmischen Massiv siehe Becker in den Blättern des Vereines für Landeskunde,
iron Xiederösterreich. XXVIII, 8. 43.
g Dr. Josef Lampel.
scheide unbeachtet lassen und uns einmal den weiteren Verlauf
dieses oro-hydrographischen Gemärkes vergegenwärtigen, genau so
eingehend, wie wenn es das Gemärke schlechthin wäre.
Die Wasserscheide wendet sich vom Schanzberg etwas nach
Nordosten eine Höhenwarte entlang, die man den Stadelberg nennt
und deckt sich mit der heutigen Landesgrenze bis zu dem Funkte,
wo sie die Straße von Karlstift nach Buchers übersetzt. Während
nun die heutige Grenze, vollends zur nördlichen Richtung üboqgdieDd.
alsbald zu jener Lainsitz hinabeilt, mit der wir uns in der Folge
noch so viel werden beschäftigen müssen, so wendet sich die Wasser-
scheide vielmehr in scharfem Winkel nach Osten, der vorber